Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
Anlage 3: Auszüge aus der Machbarkeitsstudie Baasner Stadtplaner GmbH vom 06. November 2014.pdf
Größe
270 kB
Erstellt
24.12.14, 20:15
Aktualisiert
27.01.18, 11:55
Stichworte
Inhalt der Datei
Machbarkeitsstudie
zur interkommunalen Gewerbeflächenentwicklung
im Ennepe-Ruhr-Kreis
Gutachten
im Auftrag des Ennepe-Ruhr-Kreises
Berlin, im Januar 2014
BAASNER STADTPLANER GMBH LEVETZOWSTRASSE 10A 10555 BERLIN-TIERGARTEN
TELEFON 030 / 344 50 55
TELEFAX 030 / 39 10 55 09
INFO@BAASNER-STADTPLANER.DE
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Machbarkeitsstudie zur interkommunalen
Gewerbeflächenentwicklung im Ennepe-Ruhr-Kreis
Auftraggeber
Ennepe-Ruhr-Kreis
Fachbereich Finanzen,
Kreisentwicklung und Arbeit
Uwe Tietz
Petra Soika-Bracht
Auftragnehmer
Baasner Stadtplaner GmbH
Berlin
Günter Baasner
Karin Charlet
BulwienGesa AG
Berlin
Ulrich Denk
Julia Peters
Infraconsult GmbH
Glienicke
Reinhard Jannicke
Ökologie & Planung
Berlin
Berndt Palluch
Nadine Pirch
N:\ENR_Ennepe-Ruhr\06_Texte\04 Bericht Entwurf\ENR-Bericht-07.doc
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Vorbemerkung
Aufgrund der angespannten Situation bei Gewerbeflächen innerhalb des Kreises
sollen neue Gewerbegebiete entwickelt werden. Der Regionalverband Ruhr (RVR)
unterstützt das gemeinsame Ziel der Kommunen und des Kreises, 3 – 4 Standorte
planerisch abzusichern und zu entwickeln. Voraussetzung hierzu ist,
-
dass die Standorte interkommunal entwickelt und betrieben werden,
dass Standorte mit hoher ökologischer und städtebaulicher Qualität entwickelt
werden und
dass an anderer Stelle regionalplanerisch gesicherte Siedlungsfläche aus der
Flächenkulisse entfällt, so dass sich per Saldo ein Gewinn für den Freiraum ergibt.
Unter diesen Prämissen wurde in enger Kooperation zwischen Kreis und RVR ein
mehrstufiger Suchprozess nach geeigneten Standorten im Kreisgebiet durchgeführt. Kriterien hierbei waren unter anderem die topographischen Gegebenheiten,
eine Mindestgröße von 10 ha, die Erschließungsmöglichkeiten der Standorte und
die Vermeidung der Beeinträchtigung von Schutzgütern.
Gegenstand der vorliegenden Machbarkeitsstudie sind acht Standorte (Suchräume), die im Rahmen dieses Suchprozesses bereits als mögliche zu entwickelnde
Flächen identifiziert wurden. Diese Standorte sind:
-
Gevelsberg, Auf der Onfer
Hattingen, Ludwigstal / Am Wickenstück
Schwelm, Kreuz Wuppertal-Nord
Schwelm, Linderhausen
Sprockhövel, Haßlinghausen-Süd
Wetter (Ruhr), Vordere Heide
Witten, Kleinherbeder Straße
Witten, Pferdebachstraße
Ziel der Machbarkeitsstudie ist es wiederum, ca. 2 - 4 für eine gewerbliche Entwicklung besonders geeignete Standorte zu identifizieren. Zudem soll möglichst ausgeschlossen werden, dass für die Standorte in der engeren Wahl unerwartete Entwicklungshemmnisse auftreten. Deshalb werden für einzelne Standorte spezifische
Fragestellungen vertieft.
Die zu prüfenden Standorte liegen ausnahmslos im Außenbereich und sind bislang
nur grob umrissen. Die Präzisierung des Flächenumgriffs ist nicht Gegenstand der
Beauftragung. Trotzdem wird in mehreren Fällen eine Veränderung der Abgrenzung empfohlen. Dies ist u. a. sinnvoll, um konfliktträchtige Situationen zu reduzieren und ein realistischeres Bild möglicher Brutto-Bauflächen zu erreichen. Weitere
Präzisierungen für die Standorte in der engeren Wahl sollen in einem späteren
Schritt erfolgen.
In einem Zwischenbericht vom Juni 2012 wurde deutlich, dass die genannten
Standorte in Schwelm trotz der guten verkehrlichen Lage für eine gewerbliche Entwicklung nur bedingt geeignet sind. Deshalb wurden im Nachgang zwei weitere,
benachbarte Suchräume definiert. Dies sind
- Schwelm / Sprockhövel, Gangelshausen
- Schwelm / Sprockhövel, Korthausen
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Die Ergebnisse dieser nachträglichen Erweiterung sind in dem vorliegenden Bericht
vollständig integriert.
Ebenfalls integriert wurden die Ergebnisse zweier Expertisen zum Baugrund am
Standort Schwelm, Kreuz Wuppertal Nord (S. Voigt / AK Kluterthöhle, 2013 und M.
Pulsfort / IGW, 2013). Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde der Zuschnitt potenzieller Bauflächen grundlegend überarbeitet. Zudem werden die von Prof. Dr. M. Pulsfort ermittelten zusätzlichen Baukosten mit in die Bewertung eingestellt.
Berlin, im Januar 2014
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Witten, Kleinherbeder Straße
Ermittlung der potenziellen Bauflächen
Ausgehend von Konfliktpotenzialen und anderen Problemen im Gebiet werden
mögliche Bauflächen abgegrenzt.
Mögliche Bauflächen
Konflikte
Größe des Suchraums:
Größe der Bauflächen:
Inkl. Arrondierung
42,2 ha
19,3 ha (brutto)
20,4 ha (brutto)
Die Abgrenzung der Bauflächen berücksichtigt:
im Norden einen Abstand von 50 m zur Wohnbebauung Kleinherbede (hier wird
davon ausgegangen, dass es sich um eine Splittersiedlung handelt und ein
100 m-Abstand nicht erforderlich ist),
- im Osten das Bündel unterschiedlicher Leitungstrassen,
- im Süden die bisherige Abgrenzung des Suchraums mit der Möglichkeit einer
kleinen potenziellen Erweiterung und
- im Westen die erforderliche Baufreihaltung zur BAB
-
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Zusätzlich sieht das Konzept den Verzicht von Bauflächen im Bereich des Ölbachweges und nördlich von Mehligs Mühle vor.
Eine Erweiterung der Baufläche Richtung Osten erfordert aufwändige Eingriffe in
den Leitungsbestand. Zudem verbleibt so eine Freiraumverbindung (Erhaltung des
überregionalen Grünzugs) und zur östlich gelegenen Wohnsiedlung (Papenholz)
werden große Abstände eingehalten. Geringfügige Erweiterungen sind insofern
denkbar, als Teile des Leitungsstreifens ohne Eingriffe für Nebenanlagen genutzt
werden können (z.B. Stellplätze). Nach Süden ist eine kleine Erweiterung denkbar.
Theoretisch ist auch eine kleine Erweiterung nach Norden denkbar, die ggf. die
Wohngebäude (Kleinherbede) gegen den Verkehrslärm der BAB abschirmen könnte. Aufgrund der geringen Abstände dürfte eine Umsetzung in einem Bebauungsplanverfahren jedoch sehr schwierig sein, so dass auf diese Möglichkeit verzichtet
wird.
Die Überlegungen gehen davon aus, dass die Kleinherbeder Straße trotz ihres
Status ’Kreisstraße’ als interne Erschließung genutzt werden kann, wobei eine
Komplettierung zumindest um einen Gehweg innerhalb des Gebiets erforderlich
wird. Westlich der Kleinherbeder Straße weisen die Grundstücke eine Tiefe von
50 bis 90 m auf, so dass auch hier Grundstücke von ca. 0,5 bis 1,5 ha erzielbar
sind. Das schematische Konzept sieht zudem eine zusätzliche Stichstraße im
Nordosten vor, da ansonsten in diesem Bereich nur sehr große Grundstücke möglich sind. Je nach der Struktur der Nachfrage kann der Erschließungsbedarf geringer oder auch höher ausfallen.
Wirtschaftliche Bewertung
Das Konzept möglicher Bauflächen trägt den Besonderheiten dieses Standorts
Rechnung. Die Nord-Süd-Orientierung führt zu einem geringen Bedarf an interner
Erschließung und vermeidet zudem aufwändige Eingriffe in den Leitungsbestand.
Innere Erschließung: Die Kleinherbeder Straße kann nicht nur die Anbindung an
die nahe gelegene Anschlussstelle der A 43, sondern auch große Teile der inneren
Erschließung übernehmen. Sie müsste hierzu allerdings zumindest um Gehwege
ergänzt werden. Zudem ergeben sich im Nordosten sehr große Grundstückstiefen,
so dass hier von einem weiteren Erschließungsbedarf auszugehen ist.
Insgesamt werden hierzu rd. 0,6 Mio. EUR kalkuliert. Bei einer Erweiterung der
Fläche nach Süden erhöht sich der Ausbaubedarf geringfügig (ca. 50 TEUR). Sinnvoll wäre es voraussichtlich, den Ausbau der Kleinherbeder Straße auf der gesamten Länge auf ein einheitliches Niveau zu bringen. Die Kosten hierzu sind jedoch
nicht kalkuliert.
Medientechnische Ver- und Entsorgung: Die Versorgung mit Energie und Trinkwasser ist unproblematisch. Entsprechende Netze (Mittelspannung, Gasmitteldruck/-niederdruck, TWL-Netz) liegen am Gebiet an.
Die Schmutzwasserentsorgung kann in den vorhandenen Geländekanal an der
Straße „Am Sternberg / Voedestraße“ erfolgen. Die Regenwasserableitung ist nach
Vorklärung und Rückhaltung dem Ölbach westlich der A 43 zuzuführen. Dabei ist
die A 43 zu queren. Die Kosten für die medientechnische Erschließung sind für die
Kernzone mit 1,56 Mio. EUR und für die Arrondierung mit 0,1 Mio. EUR kalkuliert.
Für die Querung der A 43 sind ca. 0,05 Mio. EUR anzusetzen.
Eingriffe in den Leitungsbestand: Das Konzept sieht eine Begrenzung der Bau-
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flächen nach Osten vor, so dass ein Eingriff in den massiven Leitungsbestand
(380 / 220-kV-Freileitung, überregionale Gas- und Wasserleitungen) vermieden
wird. Entsprechend fallen hier keine Kosten an.
Erwerb von Wohngebäuden und Hofstellen: Wohngebäude oder Hofstellen sind
von der Planung nicht betroffen, so dass hier keine Kosten kalkuliert werden.
Fazit: Bezogen auf die hier kalkulierten gebietsspezifischen Kosten ist in der Summe von ca. 2,2 Mio. EUR (Kernzone) und 2,5 Mio. EUR im Falle der Arrondierung
auszugehen. Dies entspricht rd. 11,40 EUR je qm Bruttobauland (Kernzone) bzw.
12,10 EUR/qm inkl. Arrondierung.
Bewertung qualitativer Aspekte
Landschaftsbild, Erholung, Ökologie: Das Landschaftsbild ist mit einer intensiv
genutzten Agrarlandschaft wenig strukturiert und durch die massiven Freileitungen
und die A 43 stark vorbelastet. Eine Naherholungsfunktion kommt dem Raum kaum
zu. Ökologisch besonders wertvolle Bereiche finden sich im Wesentlichen nur außerhalb des Untersuchungsgebiets oder sind bei der Konzeption möglicher Bauflächen ausgespart (Ölbachweg, Kleinherbeder Bach). Das Gesamtgebiet ist allerdings ein überregionaler Grünzug (kulturhistorische Bedeutung: ehem. Hofverband
Kleinherbede). Durch Kompensationsmaßnahmen kann der verbleibende Grünzug
östlich der Bauflächen in seiner Qualität (Landschaftsbild, Erholung, Ökologie) aufgewertet werden.
Siedlungszusammenhang: Ein Siedlungszusammenhang zu vergleichbaren Nutzungen besteht nicht, allerdings befindet sich unmittelbar westlich der A 43 auf
Bochumer Stadtgebiet eine große Kläranlage. In größerer Entfernung finden sich
mehrere kompakte Industrie- und Gewerbegebiete (z. B. Opel-Werk in Bochum).
Verkehrsanbindung: Über die Kleinherbeder Straße sind mehrere überörtliche
Straßen gut erreichbar (u.a. Universitätsstraße in Bochum und in Witten), in ca.
0,7 km Entfernung ist ohne Ortsdurchfahrt der nächste BAB-Anschluss (BOQuerenburg, A 43) unmittelbar vor dem Kreuz Bochum / Witten erreichbar.
Vermarktung: Das Gebiet ist von der A 43 relativ gut einzusehen. Es liegt zwar
etwas abseits der Hauptachsen im Norden und Süden; die parallel zur Autobahn
verlaufende Kleinherbeder Straße ist jedoch ebenfalls stark frequentiert, so dass
die Auffindbarkeit unproblematisch ist.
Vorteilhaft ist zudem, dass große Teile der möglichen Bauflächen nur eine gering
bewegte Topographie aufweisen (überwiegend 3 – 5 %).
Fazit: Das Gebiet kann unter allen Aspekten als gut geeignet bewertet werden.