Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
Beschlussvorlage der Verwaltung.pdf
Größe
304 kB
Erstellt
24.12.14, 20:35
Aktualisiert
27.01.18, 21:19
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Vorblatt - Seite 1
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
Sicht- und Eingangsvermerk der Schriftführung
öffentlich/nichtöffentlich
nichtöffentlich gemäß
öffentlich
Bezeichnung der Vorlage
Einführung eines Marketing im Planetarium Bochum, hier: Zusätzliche HSK-Maßnahme ab 2015
Beschlussvorschriften
Beschlussorgan
Rat
Beratungsfolge
Sitzungstermin
Ausschuss für Kultur
Haupt- und Finanzausschuss
Rat
29.10.2014
18.12.2014
22.01.2015
Anlagen
Maßnahmenblatt
Zusatzinformationen
Finanzielle Auswirkungen
Beteiligungspflichtige Angelegenheit
Personalrat wurde beteiligt
Grundsatzentscheidung
J
N
N
N
akt.
Beratung
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 1
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
Einleitung
Das Bochumer Planetarium hat mit Besucherzahlen, die seit 2011 die 200.000 überschritten
haben, eine sehr positive Entwicklung genommen. Um diese Tendenz weiterzuführen und dadurch
auch die Einnahmesituation des Planetariums weiter zu verbessern, ist ein konsequentes und
kontinuierliches Marketing unverzichtbar. Das Ziel dieser Maßnahme ist vor allem eine Steigerung
des Bekanntheitsgrades des Planetariums in der Region über Bochum hinaus und damit eine
deutliche Steigerung der Besucherzahl. Bei einem Aufwand von etwa 150.000 €, unterteilt in etwa
60.000 € Personalkosten und 90.000 € Sachkosten, soll die Maßnahme bei einem Beginn Mitte
2015 bis 2017 zu Einnahmen führen, die diese Ausgaben übersteigen und so einen Beitrag zur
Haushaltskonsolidierung leisten.
Die Voraussetzung dafür eine solche Maßnahme durchführen zu können, ist, dass zu keinem
Zeitpunkt der Förderbedarf des Planetariums erhöht wird. Die Maßnahme soll Mitte 2015
beginnen. Im Jahr 2015 sind 75.000 € an Kosten zu veranschlagen, in etwa 30.000 €
Personalkosten und ca. 45.000 € Sachkosten. Die günstige Einnahmesituation des Planetariums
erlaubt die Deckung dieser Kosten ohne Erhöhung des Förderbedarfs. In den Folgejahren beträgt
der Aufwand etwa 150.000 €, unterteilt in etwa 60.000 € Personalkosten und 90.000 € Sachkosten.
2016 werden diese Kosten durch die ohnehin vorhandenen Mehreinnahmen, sowie durch
zusätzliche Einnahmen, die dem verstärkten Marketing zu verdanken sind, gedeckt. Ab 2017
übersteigen die Mehreinnahmen aufgrund des Marketings die Ausgaben für diese Maßnahme, so
dass sich für die Stadt Bochum ein finanzieller Überschuss ergibt.
So wird durch diese HSK-Maßnahme ein Beitrag zur Haushaltskonsolidierung geleistet, ohne dass
zu irgendeinem Zeitpunkt zusätzliche Kosten entstehen.
Hinzu kommt die Notwendigkeit eines Budgets für Marketingmaßnahmen. Dieses Budget beläuft
sich zurzeit für das Planetarium auf ca. 4.000,- € pro Jahr plus die Kosten für den Druck und
Versand des Programmheftes, der dreimal pro Jahr erfolgt. 4.000,- € reichen noch nicht einmal für
eine einzige Zeitungs-Anzeige im Einzugsbereich des Planetariums. Die Konsequenz ist, dass das
Planetarium in der Region außerhalb von Bochum weit weniger bekannt ist als es sein könnte, und
dass das Planetarium überdies selbst bei denen, die es kennen, immer noch zu oft als ein Ort
wahrgenommen wird, den man einmal im Leben besucht. Für einen wirklichen Vollzug des
notwendigen Imagewandels des Planetariums, der in der gesamten Region sichtbar und wirksam
wird, ist eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit mit einem wahrnehmbaren Budget unerlässlich.
Nur so lässt sich das Besucherpotenzial des Planetariums wirklich erschließen. Das Beispiel des
Hamburger Planetariums zeigt dies: Obwohl die Bevölkerung im Einzugsbereich dieses
Planetariums ähnlich oder sogar geringer ist als im Ruhrgebiet, erreicht das Planetarium Hamburg
mehr als 300.000 Besucher pro Jahr, also knapp 100.000 mehr als das Bochumer Planetarium.
Touristen spielen in beiden Fällen nur eine geringe Rolle. Bei gleicher Technik und ähnlicher
Programmstruktur besteht der wesentlichste Unterschied zwischen den beiden Häusern darin,
dass das Hamburger Planetarium über zwei Stellen im Bereich Öffentlichkeitsarbeit / Marketing
und einen Marketingetat in der Größenordnung von mindestens 100.000 € verfügt.
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 2
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
Einführung eines Marketing im Planetarium Bochum
Eine nachhaltige Steigerung der Einnahmen des Planetariums mit dem langfristigen Ziel, die
Personalkosten und laufenden Sachkosten weitestgehend selbst zu decken, lässt sich nach
Überzeugung der Planetariumsleitung nur realisieren, wenn im Planetarium ein systematisches
Marketing eingeführt wird.
Die erfordert sowohl personelle Mittel in Form einer Stelle als auch eine Ausstattung mit
Sachmitteln. Orientiert am erfolgreichsten deutschen Planetarium in Hamburg, das mit einer
Besucherzahl von deutlich über 300.000 einen Deckungsgrad von mehr als 90% erzielt, halten wir
eine Stelle der Entgeltgruppe 10 (Kosten ca. 62.000 €) und eine Sachmittelausstattung in Höhe
von ca.90.000 €, insgesamt also 150.000 €, für realistisch.
Diese Mehrausgaben sind als neue HSK- Maßnahme zu sehen, denn in 2-3 Jahren müssen sie zu
mehr als 150.000 € Mehreinnahmen führen, so dass für die Stadt Bochum ein Einspareffekt erzielt
wird.
Da das Planetarium sein Besucherpotential zurzeit mangels Marketing bei weitem nicht
ausschöpft, ist dieses Ziel erreichbar.
Ausgangslage
Das Planetarium Bochum besteht seit 1964. Es zählt zu den insgesamt 9 Großplanetarien in
Deutschland. Seine Besucherzahl entwickelte sich von ca. 80.000 in den 1960er und 1970er
Jahren auf knapp 140.000 in Jahr 2009. Im Jahr 2010 war das Planetarium 4 Monate (Januar bis
April) lang geschlossen und wurde technisch auf den modernsten Stand gebracht. Dazu investierte
die Stadt Bochum 3.1 Millionen Euro. Die Besucherzahlen sind seither weiter angestiegen, so dass
ab 2012 die Zahl von 200.000 Besuchern überschritten wird. Diese Entwicklung ist sehr erfreulich
und steht dem allgemeinen Trend, nach dem viele Planetarien deutschlandweit eher Besucher
verlieren, entgegen. Der Erfolg ist nicht nur auf die technische Erneuerung, sondern vor allem auf
den Ausbau des Programmangebots und der Vielfalt an Programmen zurückzuführen. Er zeigt,
dass ein modernes Planetarium nach wie vor für die Besucher sehr attraktiv ist.
Allerdings leidet das Bochumer Planetarium unter dem nicht vorhandenen Marketing.
Öffentlichkeitsarbeit findet nur insoweit statt, wie keine Kosten anfallen und die Arbeit von der
Planetariumsleitung und -verwaltung zu erledigen ist. Dabei ist das Planetarium in den Bochumer
Medien durchaus präsent. Der Einzugsbereich ist aber wesentlich größer – das Planetarium ist ein
Alleinstellungsmerkmal der Stadt Bochum zumindest im Ruhrgebiet und auch darüber hinaus in
ganz Nordrhein-Westfalen. Dennoch werden die Bewohner anderer Städte kaum erreicht und sind
darauf angewiesen das Planetarium eher durch Zufall zu entdecken.
So belegt das Bochumer Planetarium zwar in punkto Besucherzahl einen guten zweiten Platz
unter den deutschen Planetarien, ist aber vom führenden Planetarium Hamburg, das ein
umfangreiches Marketing betreibt, mit seinen ca. 300.000 Besuchern noch weit entfernt.
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 3
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
Marketingmaßnahmen
Im Folgenden beschreiben wir einige der konkreten Marketingmaßnahmen, die wir für sinnvoll
erachten.
(1) Überregionale Werbung
Das Planetarium ist zurzeit nicht in der Lage, irgendeine Art überregionaler Werbung
durchzuführen. Redaktionelle Artikel sind zwar sehr wertvoll, aber regelmäßig nur in Bochum zu
platzieren. Selbst in den Nachbarstädten berichten die Redaktionen nicht über Aktivitäten, die nicht
in der eigenen Stadt stattfinden, und Artikel im überregionalen Teil einer Zeitung oder im WDRFernsehen sind höchstens wenige Male im Jahr erreichbar. Die Sichtbarkeit des Planetariums
könnte daher durch die im Folgenden aufgeführten Maßnahmen sehr wesentlich gesteigert
werden.
- Anzeigen
Regelmäßige Anzeigen mit Hinweisen auf die Programmvielfalt in z.B. der Wochenendausgabe
von Tageszeitungen oder auch den überall kostenlos verteilten Wochenblättern können einen
guten Teil der Bevölkerung, der nach wie vor ein Printmedium liest, auf das Planetarium
aufmerksam machen. Zielgruppenorientiert bieten sich auch Anzeigen in Szeneblättern wie Heinz,
Coolibri etc. an. Anzeigen in den online-Ausgaben von Zeitungen oder reinen online-Magazinen
sollten ebenfalls in einem Gesamtkonzept berücksichtigt werden.
- Radiowerbung
Gerade die lokalen Radiostationen werden viel gehört. Wie im Fall der Tageszeitungen ist das
Planetarium im Radio Bochum gut repräsentiert. Eine Präsenz auch in den Nachbarstädten lässt
sich aber wohl nur durch bezahlte Spots erreichen.
- Großflächige Plakatwerbung
Plakatwerbung ist ein recht teures, aber durchaus effizientes Mittel, mit dem das Planetarium
Aufmerksamkeit gewinnen kann. Ähnliches gilt für die Nutzung etwa einer Straßenbahn als
Werbeträger. Zurzeit ist an eine Kampagne dieser Art, die etwa zu einem besonderen Anlass wie
einer größeren Premiere sinnvoll wäre, nicht zu denken. Selbst die Nutzung eines einzigen Taxis
als Werbeträger für ein Jahr übersteigt schon in der einfachsten Variante den gesamten, im
Augenblick vorhandenen Werbeetat.
- Betreuung von Veranstaltungskalendern
Das Auftauchen in Veranstaltungskalendern, sowohl in Printmedien (WAZ, Ruhrnachrichten,
Heinz, Coolibri etc.) als auch online ist eine ständige kleine Erinnerung potenzieller Besucher an
das Planetarium. Einträge in Veranstaltungskalender sind meist kostenlos, wenn auch viel
gelesene Kultur- und Szenemagazine eine Beziehung zwischen der Häufigkeit eines Eintrags,
einem gelegentlichen redaktionellen Artikel und bezahlter Werbung nicht ernsthaft abstreiten. Auch
bei wirklich kostenlosen Einträgen hat es sich aber als notwendig erwiesen, mit den
Verantwortlichen Kontakt zu halten, um Fehler zu minimieren und eine Konstanz der Einträge zu
erreichen. Beim Planetarium stellt sich insbesondere das Problem der Differenzierung in richtige
Kategorien, denn da es eine Sparte „Planetarium“ nicht gibt, sind unsere Shows oft ohne Hilfe für
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 4
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
die Kalender-Verantwortlichen kaum einzuordnen und finden sich dann unter Kategorien wie
„Sonstiges“.
- Auslage von Broschüren
Die Auslage unserer Planetariumsprogramme an herausgehobenen Stellen außerhalb von
Bochum ist ein weiterer interessanter Weg der Werbung. Zurzeit investieren wir einen großen Teil
unseres minimalen Werbeetats (ca. 2.300,- € im Jahr) in eine kleine Präsenz in den „City Boards
öffentlich“ der Agentur Publicity. Dadurch sind wir in einer Woche pro Monat an einigen
interessanten Stellen in Dortmund und Essen (aus Kostengründen nicht in Bochum) präsent. Diese
Präsenz auf das ganze Ruhrgebiet auszudehnen, wäre sehr sinnvoll.
Es sollte eine Aufgabe des Marketing-Mitarbeiters sein, weitere kostenpflichtige, aber auch
kostenlose Auslageorte vor allem außerhalb Bochums zu erschließen. Arztpraxen, Sparkassen
und Banken, aber auch Hotels und kulturelle Einrichtungen sind hier besonders interessant.
Sachkosten, die durch den Werbeetat abzudecken sind, ergeben sich hier vor allem durch eine
Steigerung der Auflage der gedruckten Programmhefte.
- Soziale Netzwerke
Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter gewinnen rasant an Bedeutung. Dort ist das
Planetarium bislang zu wenig vertreten, da die Betreuung und notwendige häufige Aktualisierung
einen erheblichen zeitlichen (wenn auch keinen finanziellen) Aufwand bedeutet, den die im
Moment im Planetarium tätigen Mitarbeiter nicht leisten können. Dennoch wird dem Planetarium
voraussichtlich ein Schaden entstehen, wenn diese populären Kommunikationswege ungenutzt
bleiben. Nur ein Marketing-Mitarbeiter könnte diese Situation nachhaltig ändern.
(2) Kooperationen
- Medienpartner
Medienpartner, etwa eine große Zeitung oder ein Radiosender, im Idealfall der WDR, können die
Bekanntheit des Planetariums enorm fördern und sehr direkt zu einer Erhöhung der
Besucherzahlen führen. Dies hat sich sehr deutlich bei der Einführung der RuhrTop-Karte im
Planetarium gezeigt, die häufig im WDR beworben wurde. Auch dank dieser überregionalen
Werbung kommen etwa 10000 Besucher pro Jahr mit der RuhrTop-Karte ins Planetarium, von
denen nur etwa 10% ihre Karte in Bochum erworben hatten. Die meisten dieser Gäste dürften
daher zusätzliche Besucher gewesen sein.
Ähnliche Effekte lassen sich durch Medienpartnerschaften erzielen. Da mögliche Partner aber von
sich aus eher nicht an das Planetarium denken, bedarf es zur Einleitung solcher Partnerschaften
einer sorgfältig überlegten und daher zeitaufwändigen Kontaktaufnahme durch das Planetarium.
- Kombiangebote mit anderen Veranstaltern
Die Entgeltordnung des Planetariums lässt Kooperationen mit geeigneten Partnern zu. Das
Planetarium darf im Fall einer solchen Kooperation 20% Ermäßigung auf den Eintrittspreis
gewähren. Zurzeit besteht eine Kooperationen mit dem Deutschen Bergbau-Museum und dem
Tierpark Bochum. Es gibt aber eine ganze Reihe weiterer möglicher Partner zum Beispiel im
Bereich von Museen (z.B. Archäologiemuseum Herne, Aquarius Mülheim, Phänomenta
Lüdenscheid etc.). Eine Kontaktaufnahme muss auch in diesem Fall sehr gut vorbereitet sein.
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 5
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
- Sponsoren
Das Planetarium benötigt dringend Sponsoren, die zum Beispiel die Produktion oder Lizensierung
neuer Shows finanziell unterstützen, denn das Produktionsbudget ist nach wie vor viel zu gering.
Wie das Schauspielhaus oder die Symphoniker muss das Planetarium aber regelmäßig neue
Shows ins Programm aufnehmen. Obwohl Eigenproduktionen auf jeden Fall weiterhin eine
entscheidende Rolle spielen sollen, werden Kooperationen zwischen Planetarien,
Produktionsgemeinschaften und auch die eine oder andere Übernahme einer Show gegen
Zahlung von Lizenzgebühren zunehmend wichtig. In Einzelfällen ist der Planetariumsleitung, stark
unterstützt vom Freundeskreis, die Einwerbung von Sponsorengeldern bereits gelungen. Dieser
Sektor muss aber dringend weiter ausgebaut werden. Dies kann nur mit erheblichem Zeitaufwand
geschehen.
(3) Paketangebote und Gruppen
Auch bestimmte Zielgruppen (Senioren, Schulen) könnten im Rahmen eines systematischen
Marketingkonzeptes mit Erfolg sehr viel gezielter angesprochen werden als heute.
- Schulen (Vormittag, Montag – Freitag)
Die Veranstaltungen am Vormittag in der Woche werden zu 95% von Schulklassen und
Kindergärten besucht. Diese pro Werktag ca. 2 Veranstaltungen werden von durchschnittlich 2
Schulklassen, also ca. 60 Personen, besucht.
Nicht einmal alle Bochumer Schulen besuchen regelmäßig das Planetarium. Wenn man den
gesamten Einzugsbereich berücksichtigt, liegen hier noch erhebliche Steigerungsmöglichkeiten.
Um diese zu realisieren, ist es aber nicht ausreichend, beispielsweise Emails an zahlreiche
Schulen zu versenden. Vielmehr bedarf es einer persönlichen Ansprache, möglichst von
Multiplikatoren wie städtischen Bildungsnetzwerken nicht nur in Bochum. Ein „Nachhaken“ bei
einzelnen Schulen und Organisationen wird oft unumgänglich sein. Einmal geschlossene Kontakte
müssen aktiv gepflegt werden.
Dabei wird es nützlich sein, noch weitere pädagogisch sinnvolle Angebote machen zu können, sei
es eine Nachbereitung im eigenen Haus oder ein Kombi-Paket mit einem der oben erwähnten
Kooperationspartner.
Es kann sinnvoll sein, Schulen oder Kindergärten großflächig zum Beispiel durch
Schülerwettbewerbe anzusprechen. Für eine solche Maßnahme sollte attraktives Material, das
keine reine „Werbung“ ist, sondern bereits spannende Information zum Thema „Weltall“ enthält
und auf das Planetarium neugierig macht, gedruckt und verschickt werden. Im Augenblick
überschreiten allein die Portokosten für eine solche Aktion unsere Möglichkeiten bei weitem.
- Ganztagsbetreuung
Offene oder auch verpflichtende Ganztagsschulen sind wichtige potenzielle Besucher im frühen
Nachmittagsbereich, denn solche Einrichtungen suchen häufig interessante und erschwingliche
Angebote, die über ein „Verwahren“ der Kinder hinausgehen. Auch in diesem Fall ist es
arbeitsintensiv, auf die Angebote des Planetariums aufmerksam zu machen.
- Senioren (früher Nachmittag an Wochentagen)
Die möglicherweise interessanteste spezifische Zielgruppe ist die der Senioren. Die Zahl aktiver
und an Kultur und Bildung stark interessierter Senioren nimmt zu. Fast jede Kirchengemeinde und
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 6
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
ähnliche Organisation bietet regelmäßige Kultur- und Bildungsprogramme für Senioren an. Auch
finanziell ist dieser Besucherkreis sehr interessant, denn im Gegensatz zu Schülern, für die
politisch gewollte sehr geringe Eintrittspreise gelten, zahlen Seniorengruppen beinahe den
normalen Eintritt, und damit mehr als das Doppelte als gleich große Schülergruppen.
Es gilt im Rahmen eines Marketingkonzepts, die entsprechenden Veranstalter zu identifizieren, in
geeigneter Weise anzusprechen und bei der Organisation des Besuchs zu unterstützen. Es bietet
sich an, Veranstaltungen anzubieten, die in einem Paket auch ein Kaffeetrinken im Planetarium
einschließen. Da das Planetariumscafé vom Freundeskreis betrieben wird, kommen die dadurch
erzielten Einnahmen überdies direkt dem Planetarium zu Gute, was (indirekt) den Förderbedarf
weiter reduziert.
(4) Abende und Wochenenden
In den bestehenden und von den Zeiten her kaum noch weiter ausbaubaren
Abendveranstaltungen von mittwochs bis samstags ist durchaus noch Potenzial für mehr
Besucher. Hierzu ist eine Ansprache des potenziellen Publikums über unseren lokalen Bereich
hinaus notwendig. Dies kann durch Werbung jeder Art (Anzeigen, Internet, Plakate, Radio, soziale
Medien u.a.) geschehen. Das Planetarium muss über einen Imagewandel durch geeignetes
Marketing zu einem ruhrgebietsweit gefragten Anlaufpunkt für Abendveranstaltungen am
Wochenende werden.
Ausstattung
(1) Personal
Es sollte deutlich geworden sein, dass die oben skizzierten Aufgaben einen Beschäftigten in
Vollzeit leicht auslasten, und dass in der Tat eine ganze Stelle notwendig ist, um das Konzept in
allen seinen Teilen nachhaltig umzusetzen. In vielen Fällen wird es darum gehen, geknüpfte
Kontakte längerfristig zu festigen, auszubauen und zu pflegen, so dass eine unbefristete Stelle im
Gegensatz zu einer befristeten „Projektstelle“ notwendig ist.
Die vorgeschlagene Eingruppierung in EG 10 orientiert an der Bewertung anderer Stellen der
Öffentlichkeitsarbeit im Dezernat, etwa bei den Bochumer Symphonikern, im Kunstmuseum und im
Schauspielhaus Bochum. Wir weisen an dieser Stelle darauf hin, dass die oben genannten
Institute alle seit langer Zeit über eine solche Stelle verfügen, während es im Planetarium, in dem
die Notwendigkeit für Öffentlichkeitsarbeit und Marketing in mindestens gleicher Weise besteht,
bisher keine Stelle gibt.
Für eine Stelle in der Entgeltgruppe 10 sind Kosten von ca. 62.000 € zu veranschlagen.
(2) Budget für werbliche Maßnahmen
Nicht alle oben beschriebenen Maßnahmen kosten über den Personaleinsatz hinaus Geld. Bei
vielen ist das aber der Fall. Dies gilt insbesondere für Anzeigen, Plakate und die Auslage unserer
Broschüren. Aber auch ein großflächiger Versand von Material kann punktuell sinnvoll sein (siehe
„Schulen“), denn es ist zu erwarten, dass ein gut gestaltetes Druckerzeugnis auch heute noch
mehr auffällt als eine von zahlreichen Mails, mit denen viele Anbieter versuchen, zum Beispiel
Schulen auf sich aufmerksam zu machen.
Da die erwähnten Maßnahmen nur voll wirksam sein können, wenn sie regelmäßig stattfinden, und
weil vor allem die gesamte Region erreicht werden muss, erscheint ein Etat von 90.000 € pro Jahr
zur Durchführung der oben ausgeführten Pläne realistisch. Eine einzige Anzeige genügender
Stadt Bochum
Stadtamt
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 7
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
Größe, die zum Beispiel im gesamten Einzugsbereich der WAZ-Gruppe platziert wird, kann schon
mehrere Tausend Euro kosten.
Die konkrete Höhe des Werbeetats, die wir hier vorschlagen, orientiert sich an den für das
erfolgreiche Planetarium Hamburg vorliegenden Zahlen.
Haushaltplanzeile
5Privatrechtliche
Entgelte
11 Personalaufwen
dungen
13Auf.f.Sach/Dienstleis
tungen
Gesamtsumme
2015
76.000
2016
152.000
2017
152.000
2018
200.000
2019
200.000
2020
200.000
2021ff
200.000
31.000
62.000
62.000
62.000
62.000
62.000
62.000
45.000
90.000
90.000
90.000
90.000
90.000
90.000
0
0
0
48.000
48.000
48.000
48.000
Erwartungen
(1) Veränderung des Images
Marketingmaßnahmen in der hier skizzierten Form haben neben der reinen Erhöhung des
Bekanntheitsgrades des Planetariums in der Region den Zweck, das Image des Planetariums in
der Öffentlichkeit zu verändern. Viele Besucher berichten, dass sie zum letzten Mal vor
Jahrzehnten in ihrer Grundschulzeit das Planetarium besucht haben. Andere sind sehr überrascht
davon, dass es unterschiedliche Shows für unterschiedliche Zielgruppen gibt und nicht permanent
die immer gleichen Sterne „ausgestellt“ werden. Die meisten würden Kulturveranstaltungen wie
Lesungen und Konzerte im Planetarium nicht erwarten. Gerade solche Veranstaltungen verdienen
daher in einem Marketingkonzept besondere Aufmerksamkeit, denn sie erhöhen den Stellenwert
des Planetariums als einen Ort, an dem man gern auch einen Freitag- oder Samstagabend
verbringt.
Dass hierdurch der Bildungsanspruch in keiner Weise aufgegeben wird, sollte aus den oben
aufgelisteten Einzelmaßnahmen klar hervorgehen. Das Planetarium muss sich aber für die breite
Öffentlichkeit als ein „kosmisches Schauspielhaus“ (Zitat Planetarium Hamburg) präsentieren, das
sich „mit seinen einzigartigen technischen Möglichkeiten und dem breit gefächerten Spielplan zu
einer weithin beachteten Begegnungsstätte der Öffentlichkeit mit Kultur und Wissenschaft
entwickelt hat und die Besucher durch einzigartige Rundum-Sinneserlebnisse überrascht und in
Erstaunen versetzt“ (ibid.).
Diese Wahrnehmung steht im Gegensatz zu der immer noch weit verbreiteten Auffassung, das
Planetarium sei ein Ort eher langweiliger, anstrengender und immer gleicher Bildungsprogramme,
den man nur einmal in seinem Leben besuchen muss, oder bestenfalls ein Ort, in dem (nur) Kinder
ihren Spaß haben und den man daher frühestens mit den eigenen Kindern oder Enkeln ein zweites
Mal im Leben betritt. Dabei sind Kindershows selbstverständlich ein wichtiger Bestandteil der
Programmgestaltung. Die Breite und Vielfalt der Möglichkeiten muss aber vermittelt werden.
Dem Hamburger Planetarium, das als Eigenbetrieb des Landes Hamburg organisiert ist, ist dieser
Imagewandel schon 2003 bei seiner Wiedereröffnung nach langem Umbau durch eine
Werbekampagne mit einer deutschlandweit führenden Agentur gelungen. Seither hat das
Planetarium Hamburg kontinuierlich konsequentes Marketing betrieben und damit auch für
Bochum gezeigt, dass ein Imagewandel mit einer erheblichen Erhöhung der Besucherzahl möglich
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 8
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
ist. In Hamburg betrug der Zuwachs verglichen mit der Zeit direkt vor der Wiedereröffnung mehr
als einen Faktor 3, was aber natürlich auch einem völlig neuen Programmkonzept und nicht nur
Marketing geschuldet ist. Eine Konzeptänderung, die wir in Bochum in durchaus ähnlicher Weise
durchführen, kann aber ihr volle Wirkung nicht entfalten, wenn niemand davon erfährt.
Das Hamburger Planetarium hat dabei in den meisten Aspekten keineswegs bessere
Grundvoraussetzungen als das Bochumer: Es liegt recht abgelegen und schwer erreichbar im
Stadtpark und ist kein primäres touristisches Ziel externer Hamburg-Besucher. Die Bevölkerung in
seinem Einzugsbereich von angenommen ca. einer Stunde Fahrzeit ist deutlich geringer als im
dicht besiedelten Ruhrgebiet. Ein Vorteil ist allerdings, dass mit wenigen Medienkontakten ganz
Hamburg (und damit der größte Teil der potenziellen Besucher) zu erreichen ist. Dies ist in
unserem Fall durch die Vielzahl der unabhängigen Kommunen im Ruhrgebiet schwieriger.
In Bochum zeigt sich eine positive Wirkung der größeren Programmvielfalt erfreulicherweise schon
jetzt, praktisch ohne Marketing (s. „Ausgangslage“). Die (auch finanziellen) Ziele werden sich aber
erst mit Marketingmaßnahmen vollständig erreichen lassen.
(2) Erhöhung der Besucherzahlen und Mehreinnahmen
In Anbetracht der finanziellen Lage der Stadt Bochum muss selbstverständlich eine Erhöhung der
Besucherzahlen und in der Folge auch der Einnahmen als Konsequenz der Marketingmaßnahmen
bis spätestens 2018 in einem Umfang realisiert sein, der die Investitionen nicht nur trägt, sondern
überschreitet. Bei 150.000 € Ausgaben bedeutet das ein Ziel von 21.500 zusätzlichen Besuchern
bei einem angenommenen mittleren Eintrittsentgelt von 7 €. Dabei ist angenommen, dass ein
großer Teil der zusätzlichen Besucher Normalzahler oder erwachsene Gruppenbesucher sind.
Die Steigerung der Besucherzahl beträgt bei jetzt bereits erreichbaren 200.000 Besuchern einen
Anstieg um (nur) 11%. Wir sind überzeugt, dass dieses Ziel realistisch ist, denn wie oben
ausgeführt liegen zurzeit fast alle Bereiche des Marketings völlig brach.
Wir glauben, dass wir etwa 3 Jahre benötigen bis die zusätzlichen Einnahmen durch den
Marketingeffekt die Ausgaben erstmals übersteigen. Dies ist eine eher vorsichtige Annahme, aber
es darf sicher nicht erwartet werden, dass bereits im ersten oder auch zweiten Jahr der volle Effekt
der Maßnahme erreicht wird. Dazu wäre eine sehr viel größere und teurere Kampagne notwendig.
Insgesamt sind wir überzeugt, dass sich für die Stadt Bochum auf Dauer ein deutlicher
Einspareffekt im Sinne der Haushaltskonsolidierung ergeben wird.
Vergleich mit dem Planetarium Hamburg
Um zu zeigen, dass all diese Überlegungen und Pläne keine reinen Phantasien sind, bietet sich
ein Vergleich mit dem Planetarium Hamburg an.
Die Kollegen in Hamburg haben es mit der Neueröffnung nach komplettem Umbau im Jahr 2002
erreicht, dem Planetarium ein neues Image zu geben. Das hatte zur Folge, dass die
Besucherzahlen sich mehr als verdoppelt haben. Dieses Niveau konnte bis heute in etwa gehalten
werden.
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Begründung - Seite 9
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
Merkmal
Kuppelgröße
Hauptprojektor
FullDome System
Laseranlage
Mitarbeiter fest
Mitarbeiter frei
Shows
Veranstaltungen Woche
Veranstaltungen Mo-Do
Veranstaltungen Fr-So
Marketingetat
Bochum
20m
Zeiss Universarium IX
Zeiss powerdome Bj. 2010
Nein
13,5 (inklusiv Reinigung)
10
15
(plus
Einzelveranstaltungen)
35
15
20
4000,€
(plus
Programmheft)
./.
4.435 qkm
Marketingpersonal
Einzugsgebiet
Fläche für ca. 5 Mio.
Einwohner
Einwohner Stadt
380.000
Einwohner Metropolregion 5,2 Mio.
Hamburg
20m
Zeiss Universarium IX
E&S Digistar Bj. 2002
Ja
ähnlich
>20
30(plus
Einzelveranstaltungen
53
23
30
Ca. 150.000,- €
2
19.801 qkm
1.770.000
4,3 Mio.
Der Vergleich der beiden Planetarien ist sicher legitim, wenn man beachtet, worin die
hauptsächlichen Unterschiede liegen. Die obige Tabelle zeigt die wesentlichen Faktoren auf. Die
technische Ausstattung ist im Wesentlichen gleich. Die größere Anzahl von Shows erklärt sich aus
der Möglichkeit einer besseren finanziellen Ausstattung, durch größere Einnahmen. Diese beiden
Faktoren beeinflussen sich jedoch wechselseitig.
Die Einwohnerzahl Hamburgs macht es den Kollegen leichter ihr Publikum über die Lokalpresse
zu erreichen. Dagegen hat Bochum das Ruhrgebiet mit ca. 5 Mio. potenziellen Kunden, ein auf die
Fläche gesehen deutlichen größeres Potential. Das Problem für Bochum besteht jedoch darin
dieses Potential auszuschöpfen, da es weder eine Stelle noch finanzielle Mittel für ein gezieltes
Marketing in dieser Region gibt.
Die Besucherzahl Hamburgs von ca. 300.000 kann Bochum vielleicht nicht erreichen. Aber eine
Zahl von mindestens 250.000 Besuchern sehen wir als realistisch an.
Stadt Bochum
Beschlussvorlage der Verwaltung
- Beschlussvorschlag - Seite 1
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
49 (51606-41)
Vorlage Nr.: 20141407
Bezeichnung der Vorlage
Einführung eines Marketing im Planetarium Bochum, hier: Zusätzliche HSK-Maßnahme ab 2015
Die Stadt Bochum hat wegen ihres nicht ausgeglichenen Haushaltes gem. § 76 GO NRW ein
Haushaltssicherungskonzept aufzustellen und vom Rat beschließen zu lassen.
Mit dem Entwurf der Haushaltssatzung für das Jahr 2015 hat die Verwaltung am 03.07.2014 auch
den Entwurf des Haushaltssicherungskonzeptes 2015 vorgelegt.
Die vom Ausschuss für Kultur am 29.10.2014 beratenen und beschlossenen Veränderungen zur
Einführung eines Marketing im Planetarium Bochum mit dem Zweck der Erhöhung der Einnahmen
150.000 Euro pro Jahr für Personal- und Sachkosten zu veranschlagen, werden in das
Haushaltssicherungskonzept 2015 aufgenommen.