Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
ewmr Einzelabschluss 2012.pdf
Größe
87 kB
Erstellt
26.12.14, 12:57
Aktualisiert
28.01.18, 01:46
Stichworte
Inhalt der Datei
Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Bilanz
AKTIVA
Anhang
A. Anlagevermögen
I. Immaterielle Vermögensgegenstände
II. Sachanlagen
III. Finanzanlagen
B. Umlaufvermögen
I. Vorräte
II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände
III. Kassenbestand und Guthaben bei Kreditinstituten
31.12.2012
T€
31.12.2011
T€
(1)
(2)
(3)
C. Rechnungsabgrenzungsposten
185
262
294.022
294.469
97
353
288.978
289.428
11.644
127.338
1.945
140.927
6.565
124.777
18.071
149.413
1.651
1.334
437.047
440.175
PASSIVA
Anhang
31.12.2012
T€
31.12.2011
T€
A. Eigenkapital
I. Gezeichnetes Kapital
II. Kapitalrücklage
III. Andere Gewinnrücklagen
IV. Bilanzgewinn
(4)
(5)
(6)
51.129
162.022
3.049
8.563
224.763
51.129
162.022
9.549
15.629
238.329
B. Rückstellungen
(7)
52.578
37.956
C. Verbindlichkeiten
(8)
159.706
163.890
437.047
440.175
Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Gewinn- und Verlustrechnung
Anhang
1. Umsatzerlöse
Stromsteuer
Umsatzerlöse ohne Stromsteuer
(9)
2. Veränderung des Bestandes an
unfertigen Leistungen
3. Gesamtleistung
4. Sonstige betriebliche Erträge
2012
T€
2011
T€
532.635
0
532.635
558.315
-8.316
549.999
0
28
532.635
550.027
7.766
19.132
5. Materialaufwand
(10)
-555.311
-544.880
6. Personalaufwand
(11)
-3.277
-3.361
-171
-229
8. Sonstige betriebliche Aufwendungen
-3.764
-16.391
9. Erträge aus Gewinnabführungsverträgen
15.014
11.746
7. Abschreibungen
10. Ergebnis aus Finanzanlagen
(12)
8.306
860
11. Zinsergebnis
(13)
-2.036
-1.518
12. Aufwendungen aus Verlustübernahme
-17.443
-15.624
13. Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
-18.281
-238
901
-2.757
-17.380
-2.995
17.443
18.624
17. Entnahmen aus anderen Gewinnrücklagen
8.500
0
18. Bilanzgewinn
8.563
15.629
14. Steuern
15. Jahresfehlbetrag
16. Entnahmen aus der Kapitalrücklage
(14)
Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Lagebericht
Unternehmensgegenstand
Unternehmensgegenstand der Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
(ewmr) ist nach § 2 Abs. 1 des Gesellschaftsvertrages der Bezug von und der Handel mit
Energie und Wasser sowie die Energieerzeugung und die Wasserförderung zu möglichst
günstigen Bedingungen zwecks Weiterlieferung an die Stadtwerke Bochum GmbH, die
Stadtwerke Herne AG und die Stadtwerke Witten GmbH sowie die Lieferung von Energie und
Wasser an Endverbraucher. Sie übt die geschäftsleitende Tätigkeit einer Holding für
Versorgung, Verkehr, Entsorgung und Telekommunikationsdienstleistungen gegenüber der
Holding für Versorgung und Verkehr GmbH Bochum (HVV), der Vermögensverwaltungsgesellschaft für Versorgung und Verkehr der Stadt Herne mbH (VVH) und der Stadtwerke
Witten GmbH aus.
Geschäftsentwicklung
Die Ergebnisentwicklung der ewmr wird auch weiterhin von den Ergebnisbeiträgen der
Tochterunternehmen bestimmt.
Energiehandel
Die Energiehandelsaktivitäten zur Optimierung des Strom- und Gasgeschäftes wurden
weiter verstärkt. In Kooperation mit der Trianel GmbH wickelt die ewmr den größten Teil
der Spot- und Termingeschäfte für Strom ab, während für Erdgas eine Kooperation mit
der Gelsenwasser AG besteht. Dabei ermöglicht ein Portfoliomanagement die strukturierte Beschaffung verschiedener Produkte zum bestmöglichen Zeitpunkt, unter
Berücksichtigung der Erdgasspeicherkapazitäten in Epe. Besondere Aufmerksamkeit gilt
der Beschaffung von Ökostrom aus Wasserkraft. Seit Jahren wird dieser bereits aus
Österreich bezogen, seit 2011 nun zusätzlich auch aus Norwegen und Frankreich.
Für den deutschen Gasmarkt waren in der Vergangenheit Ölpreisbindungen und
langfristige Gaslieferverträge entscheidende Faktoren. Durch die Veränderungen im
regulatorischen Umfeld und im Markt hat sich die Ölbindung des Kommunalgases in den
letzten Jahren als nachteilig erwiesen. Vor allem geopolitische und fundamentale
Faktoren rücken wieder weiter in den Fokus. Die Versorgungslage ist weitestgehend
ausgeglichen. Eine Bindung des Gases an Notierungen für freie Gasmengen, die
sogenannten Spotpreise, erhöht die Sensitivität für volkswirtschaftliche Belange. Die
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Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Lagebericht
letzten ölgebundenen Verträge sind zu Ende des Jahres 2012 zugunsten der o.g.
Orientierung an Gasmarktpreisen ausgelaufen.
Absatzentwicklung
Der Stromabsatz der ewmr ging insgesamt um 1,2 % auf 5.641,1 GWh zurück. Der
Rückgang beruht im Wesentlichen auf dem Wegfall der Grünstromprivilegkunden und der
auswärtigen Versorgung. Gegenläufig wirkten sich die gestiegenen Absatzmengen in der
Vollversorgung um insgesamt 403,4 GWh aus. Der Gasabsatz ging insgesamt um
116,2 GWh (1,7 %) auf 6.736,5 GWh zurück. Im Wesentlichen ist der Rückgang auf die
um 292,2 GWh auf 2.343,0 GWh gesunkenen Handelsmengen zurückzuführen, während
die Mengen für die Vollversorgung um 176,0 GWh auf 4.393,5 GWh stiegen.
Umsatzerlöse
Im Geschäftsjahr 2012 sind die Umsatzerlöse ohne Stromsteuer um 17,4 Mio. € auf
532,6 Mio. € zurückgegangen. Die Stromumsatzerlöse gingen mengenbedingt um
19,0 Mio. € (5,4 %) auf 330,1 Mio. € zurück. In der Gasversorgung stiegen die
Umsatzerlöse
entsprechend
der Mengenentwicklung
um 1,6 Mio. €
(0,8 %) auf
202,5 Mio. €.
Sonstige betriebliche Erträge
Die sonstigen betrieblichen Erträge sind um 11,3 Mio. € auf 7,8 Mio. € gesunken. Im
Wesentlichen resultiert dieser Rückgang aus geringeren Erträgen aus der Auflösung von
Rückstellungen gegenüber dem Vorjahr und niedrigeren Steuerumlagen an die
Tochtergesellschaften.
Materialaufwand
Der Materialaufwand stieg um 10,4 Mio. € auf 555,3 Mio. €. Hierin enthalten ist die
Zuführung zu einer Drohverlustrückstellung für die Bezugsverpflichtungen von der Trianel
Kohlekraftwerk Lünen GmbH & Co. KG (TKL), Lünen, in Höhe von 28,5 Mio. €.
Sonstige betriebliche Aufwendungen
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen gingen um 12,6 Mio. € auf 3,8 Mio. € zurück,
da die Zuführung der Drohverlustrückstellung „TKL“ im Vorjahr im sonstigen betrieblichen
Aufwand erfolgte. Des Weiteren wurden weniger CO2- Zertifikate als im Vorjahr verbraucht.
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Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Lagebericht
Erträge aus Gewinnabführungsverträgen
In 2012 sind Erträge aus Gewinnabführungsverträgen von 15,0 Mio. € nach 11,7 Mio. € im
Vorjahr erzielt worden. Im Wesentlichen resultiert der Anstieg aus der höheren
enthaltenen Gewinnabführung der VVH.
Ergebnis aus Finanzanlagen
Das Ergebnis aus Finanzanlagen steigt von 0,9 Mio. € auf 8,3 Mio. €. Der Anstieg
resultiert hauptsächlich aus höheren Beteiligungserträgen der HVV.
Aufwendungen aus Verlustübernahme
Die Aufwendungen aus Verlustübernahme betreffen ausschließlich den Ergebnisbeitrag
der HVV, deren Verlustausgleichsanspruch gegenüber der ewmr von 15,6 Mio. € auf
17,4 Mio. € stieg.
Ergebnis
Das Ergebnis aus dem eigenen operativen Geschäft sinkt auf - 22,1 Mio. € nach
4,3 Mio. € im Vorjahr. Dieser Rückgang resultiert hauptsächlich aus der Dotierung der
Drohverlustrückstellung „TKL“ in Höhe von 28,5 Mio. €.
Nach Verrechnung der Steuern und einer Entnahme aus der Kapitalrücklage in Höhe des
Verlustausgleichs für die HVV und einer Entnahme aus der Gewinnrücklage, die der Stadt
Bochum zuzurechnen ist, verbleibt der ewmr im Geschäftsjahr 2012 ein Bilanzgewinn von
8,6 Mio. € nach 15,6 Mio. € in 2011.
Finanzielle Leistungsindikatoren
Die Bilanzsumme beträgt 437,0 Mio. € nach 440,2 Mio. € im Vorjahr. Auf der Aktivseite ist der
langfristige Bereich um 5,1 Mio. € auf 294,5 Mio. € gestiegen, im Wesentlichen aufgrund der
gestiegenen Finanzanlagen. Im kurzfristigen Bereich ist ein Rückgang um 8,1 Mio. € auf
142,6 Mio. € zu verzeichnen, im Wesentlichen bei den liquiden Mitteln, gegenläufig bei den
Vorräten und Forderungen. Korrespondierend hierzu erhöhte sich auf der Passivseite das
langfristige Kapital um 18,0 Mio. € auf 320,3 Mio. €, überwiegend aufgrund des Anstieges der
langfristigen Rückstellungen. Das kurzfristige Kapital verringerte sich um 21,0 Mio. € auf
116,8 Mio. €.
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Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Lagebericht
Die Finanzanlagen machen 67,3 % der Bilanzsumme aus; das langfristig verfügbare Kapital
beträgt 73,3 % der Bilanzsumme. Aus der laufenden Geschäftstätigkeit ergab sich ein Mittelabfluss in Höhe von 3,2 Mio. €. Zusammen mit dem Mittelabfluss aus der Investitionstätigkeit
von 5,2 Mio. € und dem Mittelabfluss aus der Finanzierungstätigkeit von 7,7 Mio. € verringerte
sich der Finanzmittelfonds stichtagsbedingt um 16,1 Mio. € auf 1,9 Mio. €.
Risikobericht
Risikomanagementsystem
Im Rahmen ihres unternehmerischen Handelns ist die ewmr einer Vielzahl von Risiken
ausgesetzt. Die Früherkennung, Bewertung und Begrenzung dieser Risiken ist die Basis
für die Sicherung eines nachhaltigen Unternehmenserfolges. Aus diesem Grund und dem
Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) entsprechend
besteht bei der ewmr ein umfassendes Risikomanagementsystem. Unter dem Begriff
Risikomanagement werden alle organisatorischen Maßnahmen und Regelungen zur
Gewährleistung eines unternehmerischen und bewussten Umgangs mit Risiken
subsumiert. Risiken werden dabei als negative ergebnis- und/oder zahlungswirksame
Abweichungen von der Wirtschafts- bzw. Mittelfristplanung definiert. Die Risiken werden
mit ihrer potenziellen Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet und mittels
einer Risikomatrix dargestellt und analysiert. So können, entsprechend dem erforderlichen
Handlungsbedarf, konkrete Gegen- oder bilanzielle Vorsorgemaßnahmen abgeleitet
werden.
Die dezentral organisierte Identifikation, Erfassung und Bewertung von Risiken durch die
Organisationseinheiten auf der Grundlage einheitlicher und standardisierter Regeln und
Methoden bildet eine der zentralen Säulen des Risikomanagementsystems. Damit wird
eine umfassende Risikoanalyse und -berichterstattung sichergestellt. Neben den Organisationseinheiten werden die Risiken in vier verschiedenen Gremien der ewmr überwacht.
Dazu zählt das „Risikokomitee Strom“ (Risiken aus der Vollversorgung der Kunden der
Stadtwerke Bochum, der Stadtwerke Herne und der Stadtwerke Witten sowie Erzeugung
und dem Stromhandel) und das „Risikokomitee Gas“ (Risiken aus der Vollversorgung der
eben genannten Stadtwerke und der Bewirtschaftung der Gasspeicher). Darüber hinaus
stellt das „übergeordnete Risikokomitee“ eine weitere wichtige Instanz innerhalb der
Risikomanagementorganisation der ewmr dar. Es setzt sich hauptsächlich aus der ewmrGeschäftsführung und den -Prokuristen zusammen. Das übergeordnete Risikokomitee ist
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Lagebericht
für die Überwachung sowohl der Risikosituation als auch des Risikomanagementsystems
zuständig. Weiter wird der „ewmr-Aufsichtsrat“, als hierarchisch höchste Instanz in der
Risikoberichterstattung, regelmäßig und in standardisierter Form über bedeutende
Einzelrisiken sowie die allgemeine aktuelle Risikolage informiert. Darüber hinaus werden
die relevanten Gremien umgehend über bedeutsame Veränderungen, neue Ereignisse
oder beim Überschreiten vordefinierter Schwellenwerte in Kenntnis gesetzt.
Mit der Durchführung sämtlicher zur Sicherstellung eines funktionsfähigen Risikomanagements notwendigen Aufgaben hat die Geschäftsführung der ewmr die Stadtwerke
Bochum Holding GmbH beauftragt, deren Risikomanagement damit die operative
Umsetzung
und
die
Weiterentwicklung
des
ewmr-Risikomanagementsystems
verantwortet.
Risikosituation und wesentliche Risiken
Politische und rechtliche Änderungen können Risiken hervorrufen, die zu einer Belastung
der aktuellen Ergebnislage führen und insbesondere die langfristige Planungssicherheit
erheblich mindern. Die politischen Eingriffe in den Energiemarkt nach der Natur- und
Reaktorkatastrophe
in
Japan
sowie
bspw.
der
gemeinsame
Vorschlag
von
Bundesumweltminister Peter Altmaier und Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler
hinsichtlich der Strompreissicherung durch Änderungen des Erneuerbare-EnergienGesetzes (EEG) zeigen, dass das Risiko rascher energiepolitischer Kursänderungen
deutlich gestiegen ist.
In 2012 belastete die aktuelle Entwicklung an den Energiemärkten insbesondere die
Wirtschaftlichkeit konventioneller Stromerzeugungsprojekte verstärkt. Diese Entwicklung
ist
insbesondere
Stromerzeugung
auf
aus
den
weiter
Erneuerbaren
fortschreitenden
Energien
Ausbau
zurückzuführen.
von
Der
Anlagen
zur
Anteil
der
erneuerbaren Energien am deutschen Bruttostromverbrauch ist in 2012 um rund 2,5 %Punkte auf insgesamt rund 23 % gestiegen. Die Stromerzeugung aus Sonne, Wind,
Wasser und Biomasse ist im Vergleich zu 2011 um rund 10 % auf rund 136 Mrd. kWh
angewachsen. Dieser Aufwärtstrend war vor allem von der stark gestiegenen
Stromerzeugung aus Photovoltaik getragen. Die Photovoltaik verzeichnete bei der
Betrachtung der installierten Leistung einen Zubaurekord von rund 7,6 GW, das entspricht
einer Zubaurate von rund 30 %, auf etwa 32,6 GW.1
1
Vgl. AGEE Flyer: Erneuerbare Energien 2012, http://www.erneuerbareenergien.de/fileadmin/Daten_EE/Dokumente__PDFs_/20130430_erneuerbare_energien_2012_bf.pdf.
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Lagebericht
Die Förderung dieser Erzeugungsformen wird durch das EEG geregelt. Demnach hat
Strom aus EEG-Anlagen einen Einspeisevorrang gegenüber anderen Erzeugungsformen
und eine garantierte Vergütung, unabhängig von der Entwicklung der Preise an der
Strombörse. Infolgedessen geht die Auslastung konventioneller Kraftwerke immer weiter
zurück und Stilllegungen werden unumgänglich.
Die Erfahrung nach der umfangreichen Abschaltung von Kernkraftwerken im Jahr 2011
hat deutlich gemacht, dass eine deutschlandweite Stromversorgung alleine auf der Basis
von bestehenden erneuerbaren Energieanlagen derzeit nicht gewährleistet werden kann.
Insbesondere in Engpasszeiten oder beim Ausbleiben der Erzeugung durch Erneuerbare
Energieanlagen sind konventionelle Kraftwerke für die Versorgungssicherheit außerordentlich wichtig. Der deutliche Rückgang der Strompreise an der European Energy
Exchange (EEX) sowie die Ergebnisse aktuell vorliegender Strompreisprognosen zeigen,
dass in den nächsten drei bis fünf Jahren ein kostendeckender Kraftwerksbetrieb unter
Berücksichtigung sämtlicher fixer und variabler Kosten, vor allem bei den neuen
konventionellen Kraftwerken, nicht möglich sein wird. Insgesamt muss vor dem skizzierten
Hintergrund eine Anpassung der Marktmechanismen für den Erzeugungsmarkt erfolgen,
um sowohl einem drohenden Marktversagen als auch einem drohenden Investitionsstopp
in konventionelle Erzeugungsanlagen entgegenzuwirken. In diesem Zusammenhang hat
bspw. der Verband kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) im Rahmen des Energiegipfels
ein Konzept für ein integriertes zukunftsfähiges Energiemarktdesign für Deutschland
(iEMD) vorgelegt. Dieses Konzept will einen Weg aufzeigen, wie die Umsetzung von
umweltpolitischen Zielen wie z. B. die Reduktion des CO2-Ausstoßes, der Ausstieg aus
der Kernenergie, der Ausbau der Erneuerbaren Energien, der Ausbau des KWK-Anteils
und die Senkung des Energieverbrauchs in einem wettbewerblich organisierten Markt
funktionieren kann. Die Diskussionen bezüglich der Notwendigkeit eines neuen
Marktdesigns werden vermutlich nicht vor Ende der aktuellen Legislaturperiode auf
Bundesebene beendet werden können. Die genaue Ausgestaltung des neuen
Marktmodells wird im Anschluss weitere Zeit in Anspruch nehmen. Die Wirtschaftlichkeit
von Kraftwerksneubauten und jungen Bestandskraftwerken ist somit wesentlich von
politischen Entscheidungen in den nächsten Jahren abhängig.
Um ihre Beschaffungsunabhängigkeit zu stärken, hat sich die ewmr insbesondere in den
Jahren 2005 bis 2007 intensiv um Beteiligungen an Kraftwerks- und Gasspeicheranlagen
bemüht. Dementsprechend ist sie an den fossil befeuerten Kraftwerken Trianel Gaskraftwerk Hamm GmbH & Co. KG (TGH), Aachen, sowie TKL beteiligt. Beide KraftwerksSeite 6 von 9
Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Lagebericht
beteiligungen sind dem oben beschriebenen Risiken politischer und regulatorischer
Eingriffe ausgesetzt. Hinzu kommen, insbesondere für das im Bau befindliche Kraftwerk
TKL, technische und wirtschaftliche Risiken in Form von z.B. allgemeinen künftigen
Errichtungs- und Inbetriebsetzungsrisiken. Diesen Unwägbarkeiten wirkt die ewmr mit
umfangreichen präventiven Maßnahmen entgegen. Hierzu zählen strategiebasierte
Prüfungen und Analysen sowie ein umfassendes Investitions- und Projektcontrolling.
Darüber hinaus werden Projekte ausschließlich mit erfahrenen, wirtschaftlich starken und
vertrauenswürdigen Partnern durchgeführt.
Im Zusammenhang mit den Erzeugungsaktivitäten ergeben sich neben politischen
Rahmenbedingungen besonders unternehmensrelevante Risiken wie hohe Kapitalbindung, Projektrisiken, Preisrisiken bei der Beschaffung von Primärenergie, fehlende
Ersatzteile im Falle von Reparaturen und Nichtverfügbarkeit des Kraftwerks sowie
Marktrisiken. Diese Risiken werden durch ein aktives Risiko- und Portfoliomanagement
erfasst und bewertet. Für die Vermarktung der Kraftwerkskapazitäten werden Strategien
definiert und mit Hilfe von Limitvorgaben überwacht.
Bezogen
auf
TKL
bestehen
Unsicherheiten
hinsichtlich
des
Zeitpunktes
der
Inbetriebnahme des Kraftwerks. Diese sind auf mögliche technische Risiken während der
Inbetriebsetzungsphase sowie auf das Urteil des OVG Münster vom Dezember 2011
zurückzuführen, den immissionsschutzrechtlichen Vorbescheid und die 1. Teilerrichtungsgenehmigung für das Kraftwerk TKL aufzuheben. Für die Aufhebung des Vorbescheids
wurden
fachliche
Mängel
bei
der
Beurteilung
der
Fauna-Flora-Habitat
(FFH)-
Verträglichkeit der versauernden Einträge in die Cappenberger Wälder als Begründung
herangezogen. Die schriftliche Urteilsbegründung des OVG Münster bestätigt jedoch,
dass einer Heilung der vom Gericht festgestellten Mängel keine unüberwindbaren
Hindernisse entgegenstehen und die Nachreichung entsprechender Nachweise der FFHVerträglichkeit möglich ist. Nach der Urteilsbekundung hat sich TKL in 2012 intensiv mit
der Behebung der offenen Punkte auseinandergesetzt und entsprechende Anträge
eingereicht. TKL geht davon aus, dass das immissionsschutzrechtliche Genehmigungsverfahren planmäßig verlaufen wird und dass der Regelbetrieb aufgenommen werden
kann. Mögliche Abweichungen im Genehmigungsverfahren sollen sich laut TKL nicht auf
den Baufortschritt und die Inbetriebsetzungsphase auswirken, so dass das Kraftwerk
voraussichtlich Mitte 2013 fertig gestellt sein wird und den Regelbetrieb aufnehmen kann.
Auf der Grundlage von Wirtschaftlichkeitsberechnungen und der skizzierten Entwicklung
im Erzeugungsmarkt ergeben sich Risiken aus der Vermarktung des Kohlekraftwerks
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Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet GmbH
Lagebericht
TKL. Dementsprechend wurde im Jahresabschluss 2012 für Risiken aus dem Stromliefervertrag mit der TKL bilanzielle Vorsorge in Form einer Drohverlustrückstellung
vorgenommen.
Des Weiteren ist die ewmr an zwei Gasspeicherprojekten beteiligt: KGE - Kommunale
Gasspeichergesellschaft Epe mbH & Co. KG, Gronau, und Trianel Gasspeicher Epe
GmbH & Co. KG, Aachen, deren langfristige Bewirtschaftung mit Risiken verbunden ist.
Die in den letzten Jahren veränderten Marktbedingungen und Regularien führen trotz
erzielter Kostensenkungen zu geringeren Erträgen aus Gasspeicherprojekten. Um die
Risiken aus den Gasspeicherprojekten zu minimieren, strebt die ewmr eine aktive
handelsnahe Bewirtschaftung freier Speicherkapazitäten sowie die Sekundärvermarktung
von Teilen der Speicherkapazität an.
Weiter relevant für die ewmr sind Risiken aus den Beschaffungsaktivitäten für die an die
ewmr angebundenen Vertriebe. Diese werden in Zusammenarbeit mit der Trianel GmbH,
Aachen, für den Strombereich und der Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen, für den
Gasbereich sowie durch Einbindung der Vertriebseinheiten der Stadtwerke Bochum,
Herne und Witten im Rahmen eines konsequenten Risikomanagements überwacht und
gesteuert. Aus den hohen Preisvolatilitäten auf der Beschaffungsseite ergeben sich für die
ewmr Preisrisiken. Zur Minimierung dieser Risiken werden Gegengeschäfte getätigt, die
der Absicherung der Beschaffungspreise dienen. Die Prognosegüte der geplanten
Absätze wird permanent überwacht und weiter optimiert.
Gesamtbeurteilung
Im Berichtszeitraum wurden keine bestandsgefährdenden Risiken festgestellt. Aus
heutiger Sicht bestehen für die Zukunft keine den Fortbestand des Unternehmens
gefährdenden Risiken. Durch organisatorische Maßnahmen und die kontinuierliche
Anpassung des Risikomanagementsystems sollen derartige Risiken auch in der Zukunft
frühzeitig erkannt und Gegensteuerungsmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet werden
können.
Nachtragsbericht
Vorgänge von besonderer Bedeutung nach Schluss des Geschäftsjahres ergaben sich nicht.
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Lagebericht
Öffentliche Zwecksetzung
Der ewmr sowie deren Tochtergesellschaften wurden die öffentlichen Aufgaben der Versorgung
der Bürger, der Wirtschaft und sonstiger Verbraucher mit Energie und Wasser, der Entsorgung,
der Erbringung von Verkehrsdienstleistungen und der Erbringung von Telekommunikationsdienstleistungen übertragen. Die Gesellschaften haben den öffentlichen Zweck nachhaltig
erfüllt, der ihnen von den Gesellschaftern, den Städten Bochum, Herne und Witten, übertragen
wurde.
Prognosebericht
Die Wirtschaftlichkeit der konventionellen Kraftwerksprojekte hängt ausschließlich von den
Entwicklungen an den Energiemärkten und von weiteren politischen Entscheidungen ab. Trotz
der zurzeit schlechten Aussichten rechnet die ewmr in 2013 mit einem verbesserten Ergebnis
der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, da mögliche Verluste insbesondere des Erzeugungsprojektes TKL bereits durch in Vorjahren gebildete Drohverlustrückstellungen antizipiert wurden.
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