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Anlage 2 - Jahresheft 2013 FhF.pdf

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Daten

Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 2 - Jahresheft 2013 FhF.pdf
Größe
7,8 MB
Erstellt
12.10.15, 21:55
Aktualisiert
27.01.18, 10:59

Inhalt der Datei

Anlage 2 zu GD 146/15 JAHRESHEFT 2013 Frauenberatungsstelle Frauenhaus Ulm 2011 Jahresheft 2013 Wege aus der Gewalt Seit nunmehr 36 Jahren engagiert sich der Verein Frauen helfen Frauen in Ulm für Frauen, die körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt erlebt haben. Nachdem dieses Thema in den Gründungsjahren des Vereins noch ein gesellschaftliches Tabuthema war oder als „Familienangelegenheit“ galt, ist heute das tatsächliche Ausmaß häuslicher und sexueller Gewalt durch zahlreiche Untersuchungen belegt: Jede vierte Frau erleidet im Laufe ihres Lebens Gewalt durch ihren Partner bzw. Ehemann, jede siebte Frau erlebt (strafrechtlich relevante) sexuelle Gewalt – also Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung. Meist beginnt die Gewaltspirale schleichend. Aus einem Streit werden Beschimpfungen, aus Misstrauen wird Kontrolle, aus Beleidigungen werden Schläge, werden Vergewaltigung und Todesdrohungen. Wann die Situation gekippt ist, können die Frauen im Nachhinein meist nicht sagen. Was bleibt, ist das lähmende Gefühl, den Absprung verpasst zu haben. Auch die Kinder sind direkt oder als Zeugen Opfer der Gewalt. In akuten Notsituationen können Schutz und Sicherheit über rechtliche Wege wie Platzverweis, Schutzanordnungen und Wohnungszuweisung oder die Zuflucht in ein Frauenhaus hergestellt werden. Durch das Gewaltschutzgesetz hat sich der öffentliche Blick auf das Thema „Häusliche Gewalt“ verändert, es gilt: Wer schlägt, der geht! Die Möglichkeiten von Betroffenen, Schutz und Hilfe zu bekommen, haben sich dadurch deutlich verbessert. Jedoch gibt es auch weiterhin in der Umsetzung Nachbesserungsbedarf, unter anderem bei der Schnittstelle zum Umgangsrecht der Kinder mit dem Vater. Gewalt kommt in jeder sozialen Schicht, in jeder Altersgruppe und in jedem kulturellen Umfeld vor – und sie hinterlässt immer Angst, Isolation, Scham und Schuldgefühle. Nach und nach zerstört sie dadurch das Selbstwertgefühl der Betroffenen. Und genau das sind die Gründe, warum Frauen häufig über viele Jahre in einer gewalttätigen Beziehung verharren, oft in der vergeblichen Hoffnung, dass der Mann sich ändert. Wenn sich Frauen und ihre Kinder an die Beratungsstelle des Vereins „Frauen helfen Frauen e. V“ wenden, haben sie in aller Regel eine lange und unvorstellbare Odyssee hinter sich. Dass ihnen Hilfe zusteht und sie parteiliche Unterstützung bekommen, dass ihr körperliches und seelisches Wohl im Vordergrund steht und jeder Mensch ein Recht auf Gewaltfreiheit hat, haben sie vergessen, manchmal ist diese Erfahrung auch ganz neu für sie. Im Frauenhaus Ulm finden von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder in der akuten Krise Schutz und Unterkunft. Sie können dort vorübergehend anonym unterkommen, zur Ruhe finden und mit professioneller Hilfe weitere Schritte planen. Auch Frauen, die trotz häuslicher Gewalt noch nicht zur Trennung bereit sind oder anderweitig unterkommen können, erhalten bei uns Hilfe und Beratung zu finanziellen, rechtlichen und organisatorischen Fragen. Ein weiteres Angebot der Beratungsstelle ist die Unterstützung und Begleitung von Frauen, die entweder in der Kindheit oder im Erwachsenenalter sexuelle Gewalt erlebt haben. Die Bandbreite reicht hierbei von sexuellem Missbrauch, sexueller Belästigung, sexueller Nötigung bis hin zur Vergewaltigung. Je nach Bedürfnis der Frau bieten wir Begleitung zur Polizei, Uni-Klinik, Gerichtsprozess etc. an oder hören einfach auch nur zu. Gewalt gedeiht im Verborgenen – sie nährt sich am Schweigen der Betroffenen, am Wegschauen und Nicht-Sehen-Wollen des Umfelds. Um diese Spirale zu durchbrechen, waren für uns auch 2013 Prävention, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit wesentliche Bausteine unserer Tätigkeit. Zahlreiche Vernetzungstermine mit Fachstellen und Institutionen, die mit dem Thema Gewalt zu tun haben, ermöglichen es uns und den betroffenen Frauen, bei Bedarf auf ein funktionierendes und schnell greifendes Hilfenetz zurückgreifen zu können. Neben regelmäßigen Workshops zum Thema „Häusliche Gewalt“ an Ulmer Schulen führten wir Info-Veranstaltungen, Fortbildungen und Workshops an Ausbildungseinrichtungen, Betrieben und weiterführenden Schulen zum Thema „Sexuelle Gewalt“ durch. Ermöglicht wurde diese wichtige Präventionsarbeit zum großen Teil durch Spenden. Wir danken den VertreterInnen der Stadtverwaltung Ulm und des Gemeinderats für die finanzielle Förderung unserer Arbeit. Unser Dank geht auch an die Gerichtsbehörden für die Zuweisung von Bußgeldern und an alle SponsorInnen und SpenderInnen, die uns mit kleinen und großen Beträgen unterstützt haben. Wir bedanken uns auch bei unseren KooperationspartnerInnen und allen, die uns im vergangenen Jahr unterstützt haben, für das entgegengebrachte Vertrauen und die gute Zusammenarbeit. Jahresheft 2013 Mein Praktikum in der Frauenberatungsstelle und im Frauenhaus Ulm Zunächst ein paar Worte zu meiner Person… Ich heiße Maya Ostrowski und studiere derzeit im vierten Semester „Soziale Arbeit“ an der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Im Rahmen meines praktischen Studiensemesters absolvierte ich ein sechsmonatiges Praktikum bei „Frauen helfen Frauen e.V. Ulm“. Warum ich mich für ein Praktikum in der Frauenberatungsstelle/Frauenhaus entschieden habe... Schon seit Längerem interessiere ich mich sehr für frauenrechtliche Themen – und in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auch für das Thema „Häusliche Gewalt“. Immer wieder sah ich bewegende Filme zu diesem Thema und hörte von den aktuellen zutiefst erschreckenden Zahlen, nach denen statistisch gesehen jede dritte Frau Opfer von häuslicher Gewalt wird. Immer mehr drängten sich mir deshalb unterschiedlichste Fragen auf: Warum passiert so etwas? Wie kann man konkret diesen betroffenen Frauen und Kindern helfen? Was muss sich in unserer Gesellschaft verändern, damit so etwas nie wieder vorkommt? Da Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser auf diesem Gebiet eine sehr bedeutsame Rolle spielen – sowohl in der direkten Krisenintervention, als auch in der Prävention und Aufklärung, stand für mich deshalb die Entscheidung fest, mein Praktikum bei „Frauen helfen Frauen e.V. Ulm“ zu machen. Wie ich mein Praktikum erlebt habe... Zunächst kann ich sagen, dass ich anfangs immer wieder überrascht und zugleich schwer beeindruckt war von der Stärke der im Frauenhaus lebenden Frauen, welche man vielleicht intuitiv bei solch schweren Schicksalen nicht unbedingt vermuten würde. Andererseits stellte sich aber auch immer wieder relativ schnell heraus, wie wichtig das Angebot der Mitarbeiterinnen ist, als Wegbegleiterinnen den Frauen wieder (oder nicht selten auch zum ersten Mal) den Sprung ins eigenständige Leben zu ermöglichen und ihnen über viel Wertschätzung und Offenheit vor allem dabei zu helfen, wieder ein Stück Selbstbewusstsein zurückzugewinnen. Denn hinter der zunächst nach außen hin gezeigten „Stärke“ verbargen sich bei den Frauen oft Gefühle der Hilflosigkeit, Verzweiflung und Resignation. Oft handelte es sich um Frauen, deren komplette Biografie – von frühester Kindheit bis zum Einzug ins Frauenhaus – von Gewalt geprägt war. Welche tiefgreifenden Auswirkungen häusliche Gewalt auf Kinder hat, wurde mir in der Arbeit mit diesen sehr bewusst. Immer wieder erlebte ich stark traumatisierte Kinder mit unfassbaren Schicksalen, die man sich ohne einen solchen direkten Bezug zum Thema kaum vorstellen kann. Hier wurde sehr deutlich, wie bedeutsam und befreiend der Umzug ins Frauenhaus für die Kinder ist – ein Umzug an einen Ort, an dem sie keinerlei Gewalt mehr zu befürchten haben, weder gegen sie selbst, noch gegen ihre Mutter gerichtet. Bei all diesen Eindrücken wurde klar, wie bedeutend auch die Arbeit in der Frauenberatungsstelle ist – zum einen als Kontaktstelle für Frauen, die sich für einen Einzug ins Frauenhaus entschieden haben – zum anderen aber eben auch für Frauen, für die eine ambulante Beratung sehr wichtig ist. Die Tatsache, dass das Thema „Häusliche Gewalt“ ein Problem ist, das wirksam in die Öffentlichkeit transportiert werden muss, machte letztlich auch deutlich, wie breitgefächert die Arbeit in der Frauenberatungsstelle und im Frauenhaus ist. Hierzu gehören nicht zuletzt eben zahlreiche öffentliche Aktionen, Workshops an Schulen sowie eine gute Vernetzung mit anderen Trägern und Institutionen – sei es über Regionaltreffen, „Runde Tische“ oder Arbeitskreise. Was ich aus meinem Praktikum mitnehme, ist dieser sehr umfangreiche Einblick in die Arbeit mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern. Vom Beratungsgespräch bis hin zu Vernetzungstreffen und öffentlichen Aktionen durfte ich überall mit dabei sein. Auch wurde mir durch das Vertrauen der Mitarbeiterinnen viel Freiraum gegeben, selbständig Aufgabenbereiche zu übernehmen sowie eigene Ideen einzubringen. So begleitete ich die Frauen beispielsweise zu Ämtern, unterstützte sie im Rahmen eines Projektes bei der Wohnungssuche und gestaltete pädagogische Angebote für die Kinder – wodurch ich auch ein Gefühl für die Arbeit mit von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern bekam. Es war sehr eindrucksvoll, die jeweiligen Entwicklungen der Frauen und Kinder mitzuerleben. Letztlich habe ich sehr viel an Sensibilität gegenüber dem Thema „Häusliche Gewalt“ gewonnen. Sehr deutlich ist mir bewusst geworden, dass Dinge im seltensten Fall so sind, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Für diese wertvollen Erfahrungen und Eindrücke möchte ich mich bei allen Mitarbeiterinnen sowie allen Frauen und Kindern bedanken, die ich in dieser Zeit begleiten durfte. Jahresheft 2013 Projekt: „Das bisschen Haushalt…!“ Durch die Flucht ins Frauenhaus erfahren Frauen einerseits eine große Entlastung, zum anderen müssen sie sich aber in einer völlig fremden Situation zurechtfinden. Sie leiden unter den Folgen der Gewalt und dem Verlust familiärer Kontakte – meist erfolgt eine finanzielle Verschlechterung und die alleinige Zuständigkeit für alle Lebensbereiche. Die Frauen müssen ihre letzten Kraftreserven mobilisieren, um den Alltag bewältigen zu können. Unsicherheiten werden dann auch im Bereich der Haushaltsführung sichtbar. Gerade jüngere (schwangere) Frauen, junge Mütter sowie psychisch sehr belastete Frauen haben in diesem Bereich einen großen Unterstützungsbedarf. Im Herbst 2013 konnten wir dank einer Spende der Soroptimistinnen Ulm/Neu-Ulm ein neues Projekt bei uns im Frauenhaus starten, zunächst für die Dauer eines Jahres. Hauswirtschaftslehrerin Ulrike Bahmer unterstützt die Frauen während ihres Frauenhausaufenthaltes. Sowohl einzeln als auch in Gruppen macht sie die Frauen fit in Sachen „gute Haushaltsführung“. Die thematischen Inhalte ihrer Arbeit sind: Baby. Welchen Brei soll sie kaufen, soll sie den Brei selber kochen, was braucht das Baby, wie häufig braucht es eine Mahlzeit…? Ein weiteres Problem ist der große Wasserverbrauch beim Wäschewaschen und Geschirrspülen. Es wird außerdem zu viel Reinigungsmittel benutzt. Hier fehlt das nötige Fachwissen und deshalb werden oft falsche Waschprogramme gewählt und falsche Waschmittel in zu hoher Dosis benutzt. Die Maschine wird falsch beladen, Geschirr mit viel Spülmittel unter fließendem Wasser abgewaschen. Unter anderem wird mit den Frauen in regelmäßig stattfindenden Gruppen besprochen, wo Zeitfallen im Alltag lauern, wie man diese vermeiden und die Arbeit im Haushalt durch gute Planung minimieren kann, ohne die Qualität zu senken. „Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht“, ist dabei ein viel gehörter Satz. Beim Kochen und Backen sind immer alle begeistert, egal ob groß oder klein. Es werden Grundkenntnissee vermittelt: Einkauf und Lagerung von Lebensmitteln, schonende Verarbeitung, gesunde und vitaminreiche Ernährung, Reste-verwertung. Wie geht ein Hefeteig, was ist der Unterschied zwischen Vollkorn- und weißem Mehl, und wie bereite ich ein Steak zu, ohne dass es zäh wird? Haushaltsmanagement: • Planung und effektive Organisation • Tipps zur Arbeitserleichterung und zum Umgang mit dem Haushaltsgeld • Mithilfe der Kinder im Haushalt Ernährung: • Gemeinsame Mahlzeiten als Ritual • Gemeinsames Kochen von Müttern und Kindern • Gesunde und kostengünstige Ernährung • Umgang mit Rezepten • Günstig Einkaufen Sauberkeit: • Grundsätze der Wohnungsreinigung • Ordnungssysteme zur Reinigung • Hygiene und Wäschepflege Einschätzung von Frau Bahmer: „Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem“ – das denken manche der Frauen, aber in der Realität sieht es oft ganz anders aus. Manche Frauen haben wenig Erfahrung mit der Haushaltsführung; vielleicht verstehen sie die deutsche Sprache auch noch nicht und wissen nicht, was sie da einkaufen.“ Da ist zum Beispiel eine junge Mutter, die überfordert ist mit der richtigen Ernährung für ihr Das Projekt ist eine tolle Möglichkeit, um den Frauen (und Kindern) einen gut geführten Haushalt näher zu bringen und ihren Blick für umständliche und teure Verhaltensweisen zu schärfen. „Eine gute Haushaltsführung“, so Frau Bahmer, „kann man nicht einfach so, das muss man lernen. Dabei kann ganz individuell auf die Frauen und deren jeweiligen Bedarf eingegangen werden. Die Frauen sind sehr dankbar und schätzen die vielen Tipps, die sie sonst nirgends bekommen.“ Jahresheft 2013 Kinder als Mitbetroffene häuslicher Gewalt Jedes Jahr kommen zusammen mit ihren Müttern ca. 40 Mädchen und Jungen ins Frauenhaus Ulm. Die Mädchen und Jungen sind von der erlebten häuslichen Gewalt in besonderem Maße betroffen. Das Zuhause, welches Kindern Sicherheit und Rückzugsmöglichkeit bieten soll, wurde für sie zum Ort von Bedrohung und Unsicherheit, der sie sich hilflos gegenübersahen. Die Kinder wurden Zeugen der Gewalt des Vaters gegenüber der Mutter und/oder haben selbst Gewalt erlebt. Darüber hinaus birgt der Aufenthalt im Frauenhaus für die Kinder eine hohe Dynamik, welche starke Auswirkungen auf deren aktuelles Befinden hat. Verlassen der gewohnten Umgebung, Flucht ins Frauenhaus und dessen räumliche Enge und Anonymität, der Wechsel von Schule/Kindergarten, die veränderte Familienkonstellation, die Neuausrichtung des zukünftigen Lebens im neuen Umfeld. Unsere Angebote sind je nach Alter und Bedarf Die Mütter sind mit dem Einzug ins Frauenhaus mit der eigenen aktuellen Krisensituation, der eigenen Problematik und Sicherung der Existenz in hohem Maß gefordert. Dadurch bleibt wenig Raum für die Bedürfnisse und Problematik der Kinder. Gleichzeitig werden die Frauen in ihrer Rolle als allein erziehende Mutter verstärkt gefordert. Im Frauenhaus können die Kinder lernen, vorhandene Ängste abzubauen, Vertrauen aufzubauen, Gefahrensituationen zu erkennen und Schutzmöglichkeiten zu finden. Ansetzend an den Ressourcen und Bewältigungsstrategien der Kinder, sollen sie Stabilisierung und Stärkung für ihr neues gewaltfreies Lebensumfeld erfahren. Wichtige Themen dabei sind: Beziehung zum Vater, Verhältnis zur Mutter und Geschwistern, gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien, sinnvolle Freizeitgestaltung, Umgang mit anderen Kindern. In den Gesprächen mit den Kindern ist es wichtig, zu vermitteln, dass sie keinerlei Schuld tragen, wenn es Zuhause zu Gewalttätigkeiten des Vaters gegenüber der Mutter gekommen ist. Diese Information ist wichtig für die Kinder, um Gewissheit zu erlangen, nicht verantwortlich zu sein und sie immer das Rechts haben, über ihre Situation zu sprechen und auch Hilfe anzufragen. • • • Einzel- und Gruppenangebote Freizeitaktivitäten Anbindung an externe Freizeitangebote die Unterstützung und Stärkung der Mütter • • • bei der Wahrnehmung der Bedürfnisse ihrer Kinder und bei Erziehungsfragen Unterstützung bei Fragen der elterlichen Sorge und des Umgangsrechtes hinsichtlich organisatorischer und finanzieller Fragen die Zusammenarbeit mit • • Schulen und Kindergärten Ämtern und anderen Einrichtungen Gewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend sind die größten Risikofaktoren, später selber Opfer oder Täter zu werden. Damit stellen die speziellen Unterstützungsangebote für Mädchen und Jungen im Frauenhaus nicht zur eine wichtige, zeitnahe Hilfe dar, sondern sind auch eine bedeutsame Präventionsarbeit. Jahresheft 2013 Ein Sommertag am Plessenteich Wochenendfreizeit am Bodensee Ausflug mit den Kindern des Frauenhauses Die alle zwei Jahre mögliche Wochenendfreizeit ging in diesem Jahr nach Friedrichshafen am Bodensee. Die erlebte Gewalt, der Verlust der vertrauten Umgebung, die räumliche Enge des Frauenhauses und die Sorge um die weitere Lebensperspektive sind für die Frauen und Kinder eine große Belastung. Umso wichtiger erscheint es, durch Angebote wie dieser Wochenendfreizeit, die Möglichkeit zu bieten, in einer schönen und gesunden Umgebung auszuspannen, Freude und Spaß zu erleben und dadurch Kraft zu schöpfen. Zum diesjährigen Programm gehörten Spaziergänge am Bodensee, ein Ausflug in den Haustierhof Reutemühle in Überlingen mit anschließender Schifffahrt und ein Besuch des Affenbergs in Salem. Kinder, welche mit ihren Müttern ins Frauenhaus kommen, befinden sich in einer belastenden Übergangssituation. Es gehört mit zu unserer Arbeit, den Kindern Raum für ein entspanntes, unbeschwertes, manchmal auch bisher unbekanntes Freizeiterleben zu ermöglichen. In den Sommerferien fand ein Ausflug zum in der Nähe von Neu-Ulm gelegenen Plessenteich statt. Bereits der Fußweg zum See stellte für die Kinder ein aufregendes, eindrucksvolles Sinneserlebnis dar. So durften ein Pony und ein Hundewelpe gestreichelt werden, auf den Feldern waren Landwirte bei der Arbeit. Am See hatten die Kinder ihren Spaß, die vielen Vögel zu beobachten und ließen sich ein Picknick auf der Wiese schmecken. Glücklich und müde, mit gesammelten Schätzen wie Maiskolben, Hölzern und Steinen als Erinnerung an diesen schönen, erlebnisreichen Tag, fuhren die Kinder zurück. „Meinen Kindern hat es super gefallen, sie waren von den Tieren sehr begeistert.“ "Ich habe erst danach gespürt wie entspannt ich am Wochenende war und dass ich von meinen Problemen und Ängsten weit weg war." Pferdeausflug Bei noch winterlich kaltem Wetter konnte dank einer großzügigen Spende der Kirchengemeinde St. Maria Suso Ulm Ende März 2013 ein Ausflug mit Therapiepferden stattfinden. Zunächst nahmen die Frauen und Kinder mit den Pferden Kontakt auf, indem sie diese striegelten und auf den kommenden Ausritt vorbereitet werden durften. Mit Schlitten, Pony und einem größeren Pferd ging es dann auf zur Schnitzeljagd in den Winterwald bei Seißen. Sowohl die Frauen als auch die Kinder hatten sehr viel Spaß an dem Abenteuer zu Pferde und an der spannenden Schnitzeljagd, an deren Ende eine Schatzkiste wartete. Herzlichen Dank an Bea Bieber, die den Ausflug mit viel Liebe zum Detail geplant und mit ihren Helferinnen mit viel Engagement durchgeführt haben. Für alle ein Erlebnis, das in Erinnerung bleiben wird. "Das war ein tolles Wochenende, das hat meinem Kind und mir sehr gut getan, vielen Dank." Dieser Dank richtet sich auch an alle Spenderinnen und Spender, durch deren Unterstützung dieses Angebot erst ermöglicht werden konnte. Jahresheft 2013 • Sexuelle Gewalt an Frauen mit Behinderung Die neuesten Zahlen sind erschreckend: “Mehr als jede zweite bis dritte Frau mit Behinderung hat sexuelle Gewalt im Lebenslauf erfahren“ (Studie Barbara Kavemann 2011). 38 % der Frauen berichten, dass es zu den sexuellen Übergriffen in den Einrichtungen der Behindertenhilfe gekommen ist. Deshalb bieten wir Präventionsund Gruppenangebote für diese Zielgruppe in enger Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Behindertenhilfe in Ulm an. Im vergangenen Jahr haben wir Angebote an der Bodelschwingh-Schule, in den Donau-Iller-Werkstätten und dem Tannenhof durchgeführt. An dieser Stelle geht unser Dank an die Mitarbeiterinnen dieser Behinderteneinrichtungen, die die Angebote initiieren und begleiten. Inhaltlich beschäftigen wir uns mit den Fragen • • • • • Methodisch verwenden wir spezielles Bildmaterial, leiten Rollenspiele und Übungen an. Frauen mit Behinderung werden immer auf Hilfe und Unterstützung angewiesen sein, um Sicherheit und Schutz vor sexuellen Übergriffen zu erfahren. Hier ist ein deutliches Hinschauen, Ernstnehmen und aktives Handeln nötig - der Gesellschaft und insbesondere der Menschen, die in Pflege und Betreuung beschäftigt sind. Was ist sexuelle Gewalt? Wo sind meine Grenzen? Wie kann ich mich wehren? Welche Rechte gibt es? Wer kann mir helfen? Mutig laut und selbstbewusst Neue Selbsthilfegruppe für Frauen Selbstvertrauen und Selbstverteidigung nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit • • • • • Lautwerden und sich mit Worten wehren Wahrnehmung vom Bauchgefühl Körpersprache und ihre Wirkung Umgang mit Beleidigungen Schlag- und Tritttechnik Das waren Inhalte eines Tagesworkshops, mit denen sich eine Gruppe von Frauen unter Anleitung der Selbstverteidigungstrainerin Barbara Götz auseinandergesetzt hat. Es wurden Techniken der Selbstverteidigung in unangenehmen und gefährlichen Situationen besprochen und in Rollenspielen geübt. Jede Frau hatte die Möglichkeit, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln. Sexuelle Gewalt in der Kindheit ist eine Erfahrung, deren Folgen betroffene Frauen über Jahre hinweg in den unterschiedlichsten Lebensbereichen einschränken können. Selbst-Hilfe bedeutet, sich im Kontakt mit anderen betroffenen Frauen gegenseitig zu stärken. Der Austausch ähnlicher Erfahrungen hilft, den eigenen Gefühlen Glauben zu schenken, sowie Ängste und anderes Verhalten besser zu verstehen. Im vergangenen Jahr haben sich ausreichend Interessentinnen für die Gründung einer neuen SHG gemeldet und wir konnten den Beginn mit zwei Anleitungsabenden begleiten und auf einen guten Weg bringen. Die Gruppe ist grundsätzlich offen für neue Interessentinnen. Voraussetzung ist ein Abklärungsgespräch in der Frauenberatungsstelle. Jahresheft 2013 Ein Traum – nur ein Traum? Ein Kuss – nur ein Kuss? Früher habe ich immer wieder das gleiche geträumt. Ich litt inmitten einer großen Anzahl Menschen unter großem Stress, großer Not und keiner hat etwas bemerkt. Einmal träumte ich, ich wäre auf einer Skihütte mit einem ganzen Bus voller Menschen unterwegs. Sie saßen im Bus und wollten losfahren, aber ich musste noch die Hütte und den Dreck von allen (!) aufräumen. Der Bus hupte, alle schauten heraus, aber ich war noch nicht fertig und hatte was vergessen. Wo war meine Ski-Ausrüstung? Herzklopfen, die müssen nun wegen mir ewig warten und ich krieg‘s nicht hin! Ich gab mir so große Mühe, kam dann die Böschung zur Hütte nicht mehr hoch. Rutschte immer wieder aus, fiel in den Dreck, weinte, der ganze Bus lachte. Ein anderes Mal träumte ich, ich müsste eine Person aus einem reißenden Wildbach retten. Ich stand im kalten Wasser und war die einzige, die diese Frau bemerkte, die am Ertrinken war. Direkt daneben war ein Steg. Viele Menschen gingen um diese Uhrzeit gut gekleidet mit Aktenkoffern am Arm in ihre Arbeit. Lauter Experten für irgendwas, aber kein Experte für Menschenrettung dabei. Wollten Sie es nicht sehen? Konnten Sie es nicht sehen? Wieso half keiner? Ich wäre fast selber mitgerissen worden, schaffte es aber, die Frau aus dem Bach zu retten. Ungläubig schaute ich zu dem Steg, über den immer noch eifrig die Leute wuselten, ohne mir oder der Ertrinkenden zu helfen. Keiner hatte anscheinend etwas bemerkt. Als junges Mädchen wurde ich während einer Feier im Freundeskreis meiner Eltern unsittlich berührt und mit der Zunge geküsst. Es hat anscheinend keiner bemerkt, aber ich bemerkte damals, irgendwas war falsch, doch ich blieb mit diesem Eindruck allein zurück. An dieses Ereignis konnte ich mich erst viel später erinnern. Die Bilder kamen immer wieder, zunächst in kurzen Sequenzen, dann immer intensiver bis hin zu einer lebensbedrohlichen Krise. Bis dahin dachte ich selbst: Es war doch nur ein Kuss. Heute weiß ich, die Frau, die in dem Bach fast ertrank, die war ich selbst. Ich hab‘ ihre Not gesehen und ich hab‘s geschafft, sie rauszuziehen. Und ich bin froh, Hilfe erfahren zu haben, dass ich lernen konnte, auf mich aufmerksam zu machen, mir Hilfe zu holen, laut zu werden, wenn etwas nicht stimmt. In meinen Träumen heute werde ich laut und mach mich bemerkbar! Es ist beruhigend und ein gutes Zeichen, wenn sich auch die Träume ändern, das ist heilsam. Auch scheinbare Kleinigkeiten können großen Schaden anrichten. Jeder Übergriff ist ernst zu nehmen. Ein Missbrauch kennt kein NUR, weil die Seele auch keines kennt! Danke der Beratungsstelle für die guten Gespräche, wichtigen Anregungen und die Begleitung auf dem langen Weg der Aufarbeitung! „Psychotherapie kann auch körperliche Schmerzen verursachen“ - ein Bild aus der Kunsttherapie der Autorin. R. M. Jahresheft 2013 Präventionsworkshops an Schulen Im vergangenen Jahr haben wir insgesamt 21 Workshops mit 378 SchülerInnen und Auszubildenden durchgeführt. Dabei waren wir in der Bodelschwingh-Schule, Max-Gutknecht-Schule, Waldorfschule, Sägefeld-Schule, Wilhelm-BuschFörderschule, Evo-Bus und in der Hebammenschule. Wir bedanken uns bei allen SpenderInnen und SponsorInnen, insbesondere bei der VolksbankStiftung Ulm-Biberach für die Unterstützung unserer Präventionsarbeit. Im Folgenden berichten SchülerInnen und eine Lehrkraft, wie sie die Workshops erlebt haben: Nein heißt Nein! Mit diesem Thema setzten sich die Klassen 7-9 in einem Workshop zum Thema sexuelle Gewalt auseinander. Zu Beginn wurden verschiedene Situationen besprochen. Anhand eines ausgelegten Seiles sollten die Schüler die jeweilige Situation für sich bewerten. Oberes Ende des Seiles bedeutete schlimme Situation, unteres Ende nicht so schlimm, Mitte des Seiles „geht so“. Beispiel: Dein Freund möchte dich nackt sehen. Danach fand eine Diskussionsrunde statt, in der schwere Wörter wie Exhibitionist und Ähnliches erklärt wurden. In Gruppenarbeit wurde dann das Thema Flirten unter die Lupe genommen… Ein anderes großes Thema war das Chatten im Internet, welche Gefahren lauern, und wie wir uns schützen können… In Rollenspielen wurde das Thema Nähe – Grenzen - Grenzüberschreitungen bearbeitet. Dabei ging es in Übungen auch darum, wie ein „Nein“ mit Gestik und Körperhaltung untermauert werden kann. Aus: Schülerzeitung der Wilhelm-Busch-Schule Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, vor allem kann man zusammen überlegen, ob eine Sache schlimm ist oder nicht, was ich auch interessant fand, wie meine Klassenkameraden die „Situationen“ empfunden haben. Erik Es war super interessant. Ich habe viele neue Wörter gelernt, die ich nicht kannte. Jacqueline Das Projekt Nein heißt Nein, über sexuelle Belästigung hat mir gut gefallen - ich habe sehr viel gelernt und viel Spaß - es war schockierend manchmal - und bisschen ekelig. Rebecca Unter dem Projekt „Gewalt“ besuchte uns eine Mitarbeiterin vom Frauenhaus. Wir bekamen eine ausführliche Beratung über „Gewalt“ an Frauen und Kindern. Als Nächstes wurden wir in Gruppen aufgeteilt, in der wir Aufgaben, die sie uns gegeben hatten, zum Jugendamt und zur Polizei, Frauenhaus und dann noch zu unserer Schulsozialarbeiterin zu gehen und das ohne Begleitung, um mit ihnen ein kleines Interview zu führen… Wir durften leider nicht das Frauenhaus sehen, weil dieser Ort anonym bleiben muss, deswegen hat die Frau vom Frauenhaus ein paar Bilder mitgebracht... Bei der Polizei durften wir die Zellen sehen. Wie dachten alle, sie sehen wie im Fernsehen aus (mit Gittern usw.), aber wir hatten uns getäuscht. Sie waren sehr klein, eine Tür aus Metall und nicht zu vergessen mit einer Überwachungskamera am Eck, mit der sie Tag und Nacht überwacht werden. Wir alle haben uns wieder pünktlich im Klassenzimmer getroffen und haben besprochen, was uns am meisten Spaß gemacht hat. Wir haben alle sehr viel über das Thema „Gewalt“ gelernt. Im Namen der Klasse 6a bedanken wir uns nochmals bei der Mitarbeiterin des Frauenhauses, dem Jugendamt, der Schulsozialarbeiterin und der Polizei, die sich für uns Zeit genommen haben, um mit uns ein kurzes Interview zu führen. Aleyna Klasse 6a Jahresheft 2013 • Vernetzung Auch im vergangenen Jahr haben wir wieder zahlreiche Gespräche mit kooperierenden Einrichtungen und Vernetzungspartnern geführt, um unsere Zusammenarbeit und eine gute Versorgung von von Gewalt betroffenen Frauen und deren Kindern in Ulm zu gewährleisten: Rechtsantragsstelle, Neustart, Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen und Familienplanung, Stadt Ulm und Jobcenter und mit einzelnen ÄrztInnen und TherapeutInnen. Wir haben an zahlreichen regionalen und überregionalen Arbeitskreisen teilgenommen, sind in der paritätischen Verbandsarbeit engagiert und sind Mit-OrganisatorInnen des Runden Tisches Häusliche Gewalt. Besonders erwähnen wollen wir an dieser Stelle den Arbeitskreis „Kinder im Trennungs- und Scheidungskonflikt“ (AK Kits), an dem wir seit vielen Jahren teilnehmen: Seit 1989 gibt es in Ulm den interdisziplinären Arbeitskreis „Kinder im Trennungs- und Scheidungskonflikt“. Folgende Einrichtungen sind vertreten: Öffentlichkeitsarbeit Mit zahlreichen Informationsveranstaltungen und Info-Ständen haben wir im vergangenen Jahr über unsere Arbeit und unsere Hilfeangebote informiert. Viele Gruppen und Organisationen sind auf uns zugekommen und haben uns eingeladen: Der Seniorenrat und der Seniorentag Ulm/NeuUlm, Frauenkreise in Kirchengemeinden, Schülerinnen und Studentinnen, der Internationale Bund für Sozialarbeit, die Valckenburg-Schule und die Bodelschwingh-Schule. Am 25.11. – dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen – haben wir wieder gemeinsam mit dem Frauenbüro der Stadt Ulm aufgerufen, Flagge gegen Gewalt an Frauen zu zeigen. 40 Fahnen und 20 Banner wehten an öffentlichen Plätzen und Gebäuden und auf zahlreichen InfoStänden in öffentlichen Gebäuden lag umfangreiches Informationsmaterial zum Thema Gewalt gegen Frauen und zu Anlauf- und Beratungsstellen in Ulm aus. In den städtischen Bussen thematisierte eine Bildschirmpräsentation das Thema häusliche Gewalt. Beratungsstellen, Familiengerichte, Anwaltschaften, Frauenhäuser, Jugendämter, Jugendhilfeeinrichtungen und Verfahrensbeistandsschaften. Sowohl Fachleute aus Ulm, als auch aus Neu-Ulm treffen sich fünfmal im Jahr, um familiengerichtliche Neuerungen, aber auch sozialpädagogische Handlungsstrategien und unterschiedliche Arbeitsinhalte und Vorgehens-weisen auszutauschen. Im Fall einer Trennung und Scheidung sind sehr häufig mehrere Institutionen in einen Fall involviert. Damit eine gute Zusammenarbeit möglich ist, bedarf es einer guten Vernetzung. Uns Mitarbeiterinnen vom Frauenhaus ist es wichtig, dass das Thema „Häusliche Gewalt“, insbesondere die Situation der Kinder, die im Frauenhaus sind und bei denen möglicherweise ein Umgangskontakt mit dem Vater ansteht, in die verschiedenen Ein-richtungen transportiert wird. Dadurch kann der Blick für die Kinder, die in einem Umfeld, das von häuslicher Gewalt geprägt ist, geschärft und es können geeignete Hilfsmaßnahmen und Kooperationen eingeleitet werden. Eine regelmäßige Pressearbeit und die Erarbeitung von aktuellem Informationsmaterial gehören ebenso zu unserer Öffentlichkeitsarbeit wie auch die Pflege unserer Website. Jahresheft 2013 • Tanzperformance „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ Die Tanzwerkstatt von Beate Herre aus Blaubeuren hat dieses Thema in einer Performance sehr eindrücklich zum Ausdruck gebracht und in der Heilig-Geist-Kirche in Ulm aufgeführt. Mit erschütternden Schlagzeilen aus der Zeitung riefen die Mitglieder der Tanzwerkstatt dem Publikum in Erinnerung, dass Gewalt allgegenwärtig und alltäglich ist: „Frau vergewaltigt“, „Frau auf offener Straße niedergeschlagen“, „Mädchen zwangsverheiratet“, „Seniorin Opfer von räuberischer Erpressung“. Tänzerisch und musikalisch wurden Themen, wie Gewalt, Grenzüberschreitung, Ehre, Schuld und Respektlosigkeit, aber auch Mut, Zivilcourage und Freiheit sehr überzeugend dargestellt. Die Tänzerinnen beeindruckten durch ihre Bewegungen, ihre Choreographie und das Einsetzen von Licht und Schatten. Die stimmgewaltige Darbietung der Sängerin Siyou und die musikalische Unterstützung von Joe Fessele und Uwe Haas unterstrichen diese professionelle Aufführung. Marktplatz „Gute Geschäfte“ Firmen und soziale Organisationen tauschen Waren und Dienstleistungen aus – ohne dass Geld dabei fließt. Das ist die Idee des Marktplatzes für gute Geschäfte. Am 08.11.2013 fand der erste Marktplatz „Gute Geschäfte“ im Ulmer Flieger der Firma Wilken statt. Ein Jahr lang haben wir uns im Vorbereitungsteam um Ilse Winter vom Paritätischen Kreisverband Ulm/Alb-Donau engagiert. Der Erlös des Abends kam unserer Arbeit zugute. Die Zuschauer waren sehr berührt: minutenlanger Applaus, sowie rege Diskussionen nach der Veranstaltung und ein Infotisch mit Material zum Thema häusliche und sexuelle Gewalt luden zum Verweilen ein. Eine beeindruckende und bewegende Vorstellung. Wir bedanken uns sehr herzlich bei den Tänzerinnen, den Musikern, Siyou und insbesondere bei Beate Herre, die diese Veranstaltung möglich gemacht hat. Gehandelt wurde mit Know-How, Arbeitszeit, Kreativität und Sachmitteln – nur Geld war tabu. Das Ergebnis waren nach 90 Minuten 53 Kooperationsvereinbarungen mit rund 2000 Stunden verbindlichen Engagements. Auch wir haben zahlreiche „Tauschgeschäfte“ treffen können: • • • • • • 25 Wirtschaftsunternehmen und 27 gemeinnützige Organisationen waren der Einladung gefolgt. Anti-Stressseminar gegen Organisierung von Räumen und Verpflegung Unimog-Fahren für die Kinder des Frauenhauses gegen Informationen zum Thema Gewalt gegen Frauen 25 kleine Weihnachtsgeschenke für die Frauen im Frauenhaus gegen Mithilfe am Marktstand Freikarten für’s Bad Blau gegen Werbefläche Vortrag über Versicherungen und Finanzen gegen Auslage von Werbematerialien u.a. Manche Geschäfte haben schon stattgefunden und haben auch viel Spaß gemacht – darüber berichten wir im nächsten Jahresheft. Jahresheft 2013 NEWS Gesetz zur Stärkung der Rechte von Opfern sexuellen Missbrauchs (StORMG) Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen Am 30.06.2013 wurde das Gesetz verabschiedet, das die Rechte von Opfern deutlich stärken soll. So beginnen die Verjährungsfristen von Sexualstraftaten erst ab dem 21. Lebensjahr des Opfers, schwere Sexualstraftaten können frühestens mit Vollendung dessen 41. Lebensjahres verjähren. Zivilrechtliche Schadens-ersatzansprüche verjähren frühestens nach dem 30. Lebensjahr. Im Strafverfahren sollen für minderjährige Opfer verstärkt Videoaufzeichnungen eingesetzt werden, das Recht auf Ausschluss der Öffentlichkeit wird erweitert. Mehrfachvernehmungen sollen weitgehend vermieden werden. Auch erwachsene Frauen, die in der Kindheit sexuellen Missbrauch erlebt haben, sollen in weiterem Umfang als bisher unabhängig von wirtschaftlichen Verhältnissen einen kostenlosen Opferanwalt erhalten. Täter sollen bei bestimmten Voraussetzungen nicht erst im Rahmen einer Haftstrafe gezwungen werden, sich psychiatrisch, psychologisch oder sozialtherapeutisch behandeln zu lassen. Im März 2013 wurde das Hilfetelefon vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) ins Leben gerufen. In den meisten Städten besteht ein vielfältiges Unterstützungsnetz, jedoch fehlte bislang eine zentrale 24-Stunden-Telefonberatung für Hilfesuchende. Die Lücke soll mit dem Hilfetelefon geschlossen werden. Dieses bietet die Möglichkeit, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr und kostenlos erfahrene und qualifizierte Fachkräfte zu erreichen. Die Mitarbeiterinnen vermitteln an geeignete Einrichtungen vor Ort weiter. Über das Hilfetelefon können sich betroffene Frauen jederzeit fachkundig und anonym zum Thema Gewalt beraten lassen. Durch die qualifizierte Erstberatung, die Kenntnis des jeweiligen regionalen Hilfsangebotes und der Vermittlung dorthin ist dieses Angebot eine wichtige Ergänzung zum bestehenden Hilfesystem. Weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de. Anonymisierte Spurensicherung Fonds für Opfer sexueller Gewalt Seit dem 1. Mai 2013 gibt es den „Fonds Sexueller Missbrauch“ für Menschen, die im weiteren familiären Bereich Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sind. Betroffene, die zum Tatzeitpunkt minderjährig waren, können bis zum 30.04.2016 Sachleistungen wie z.B. psychotherapeutische Hilfen, Beratungsund Betreuungskosten, Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen etc. beantragen. Die Leistungen des Fonds sind gegenüber gesetzlichen Ansprüchen nachrangig. Ein Rechtsanspruch auf Leistungen aus dem Fonds besteht nicht. Aufgabe des Fonds ist es, noch andauernde Belastungen als Folgewirkung des Missbrauchs auszugleichen bzw. zu mildern. Weitere Informationen unter: www.fonds-missbrauch.de. Im Regelfall wird ein Vergewaltigungsopfer oder eine durch körperliche Gewalt schwer verletzte Frau forensisch nur dann kostenlos untersucht, wenn sie Anzeige erstattet. Aber genau davor scheuen viele Betroffene zurück. Viele sind mit dieser Entscheidung kurz nach einer aktuellen Gewalttat überfordert. Für diese Frauen wäre es eine große Hilfe, wenn sie eine anonymisierte Spurensicherung ohne Anzeigeerstattung in der jeweiligen Frauenklinik vor Ort erhalten könnten. Dann hätten die betroffenen Frauen Zeit und Ruhe sich zu überlegen, ob sie Anzeige erstatten wollen oder nicht. Die Tatspuren würden dann über einen mehrjährigen Zeitraum gerichtsgültig aufbewahrt und dokumentiert und könnten so in einem späteren Strafverfahren als aussagekräftige Beweismittel herangezogen werden. In einigen Bundesländern gibt es mittlerweile Modellprojekte, in denen die jeweilige Klinik in Kooperation mit Krankenkassen, Polizei und den entsprechenden Beratungsstellen ein solches Angebot zur Verfügung stellen. Wir würden uns dies auch für Ulm wünschen und sind im Gespräch mit den beteiligten Institutionen. Jahresheft 2013 Statistik 2013 - Frauenberatungsstelle (nur ausgewählte Kategorien – siehe auch Extraheft Statistik 2013) Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 148 Frauen in 278 Kontakten persönlich beraten, weitere 33 Frauen über Email. 42 Frauen haben an 16 Sitzungen von vier Gruppenangeboten teilgenommen. Die große Anzahl an telefonischen Beratungen wird nicht statistisch erfasst. Themen der Beratung waren… • häusliche Gewalt (52 %). • sexuelle Gewalt (28 %). • Trennung/Scheidung, Beratung nach Frauenhausaufenthalt, sonstige Themen (20 %). • zu 12 % aus Osteuropa. • zu 16 % aus der Türkei. Die Täter kamen... • zu 90 % aus dem familiären oder sozialen Umfeld. Anliegen der Frauen waren… Präventiv waren wir tätig... • Krisenintervention (43 %). • rechtliche Informationen, Fragen zum Platzverweis/Gewaltschutzgesetz, Begleitung zur Anzeigeerstattung oder im Strafverfahren (39 %). • Informationen zu weiteren Hilfeangeboten (9 %). Frauen kamen zu uns, indem… • sie von anderen Institutionen an uns vermittelt wurden (32 %). • ihnen unsere Einrichtung bereits bekannt war (50%). • sie über Öffentlichkeitsarbeit (Internet, Flyer, Presse etc.) auf uns aufmerksam wurden (10 %). Die Frauen waren… • zu 88 % zwischen 21 und 50 Jahre alt. • zu 57 % nicht berufstätig. • zu 57 % deutscher Staatsangehörigkeit. • in 21 Workshops an Schulen und Ausbildungseinrichtungen, Projekten und Veranstaltungen und haben 378 SchülerInnen und TeilnehmerInnen erreicht. Gruppenarbeit • • 42 Frauen haben an vier verschiedenen Gruppenangeboten teilgenommen. Zwei Selbsthilfegruppen treffen sich regelmäßig in der Frauenberatungsstelle. Vernetzungsarbeit • • haben wir in 5 Kooperationsgesprächen und in 24 Sitzungen von Arbeitskreisen geleistet. Öffentlichkeitsarbeit haben wir… • in 29 Veranstaltungen gemacht, • darunter fünf Presseartikel und ein (Radio-) Interview. Jahresheft 2013 Statistik 2013 - Frauenhaus (nur ausgewählte Kategorien – siehe auch Extraheft Statistik 2013) Im vergangenen Jahr… • lebten 39 Frauen und 39 Kinder im Frauenhaus. • lag die Auslastung mit insgesamt 5304 Übernachtungen bei 114 %. • lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei 64 Tagen. • • erreichten uns insgesamt 66 Anfragen von Ulmerinnen an das Frauenhaus, davon mussten 7 Frauen aus Platzmangel abgewiesen werden. kamen die Frauen zu 72 % aus Ulm, zu 26 % aus Baden-Württemberg und zu 2 % aus anderen Bundesländern. • zu 51 % Mütter mit Kindern. • zu 36 % Deutsche, wovon 42 % einen Migrationshintergrund hatten. • zu 21 % aus Osteuropa und zu 23 % aus der Türkei. Die Täter kamen... • zu 100 % aus dem familiären/sozialen Umfeld. Kinder waren… • zu 82 % unter 12 Jahre und zu 62 % unter 5 Jahre alt. • 20 Mädchen und 19 Jungen. Nach dem Frauenhaus… Frauen kamen zu uns, indem… • sie von anderen Institutionen an uns vermittelt wurden (62 %). • ihnen unsere Einrichtung bekannt war oder indem sie über persönliche Kontakte aus dem sozialen Umfeld an uns vermittelt wurden (39 %). • sie über Öffentlichkeitsarbeit (Internet, Flyer, Presse etc.) auf uns aufmerksam gemacht wurden. Frauen waren… • zu 87 % zwischen 18 und 40 Jahre alt; 3 % waren über 61 Jahre alt. • zu 61 % nicht berufstätig. • gingen 13 % der Frauen zurück zu ihrem Partner. • bezogen 31 % eine eigene Wohnung. Im Rahmen der nachgehenden Beratung nach einem Frauenhausaufenthalt • hat der Offene Treff achtmal mit insgesamt 72 Frauen und Kindern stattgefunden. • wurden 15 Frauen persönlich beraten. • hat eine 3-tägige Ferienfreizeit stattgefunden. Jahresheft 2013 Team Frauenhaus Arbeit mit den Frauen Sonja Fröhlich Christiane Scheible Dipl. Sozialpädagogin (55 %) Dipl. Sozialarbeiterin (55 %) Arbeit mit Mädchen, Jungen und Müttern Anja Schlumpberger Sabine Wesserlingk / Silvia Eberhardt Dipl. Sozialarbeiterin (40 %) Dipl. Sozialpädagogin (50 %) Hausmeisterin Praktikantin / Studentin Soziale Arbeit Honorarkraft im Projekt Hauswirtschaft Renate Dreiheller (6 Wostd.) Maya Ostrowski Ulrike Bahmer Frauenberatungsstelle Beratung bei häuslicher Gewalt und Nachgehende Beratung nach FH-Aufenthalt Sonja Fröhlich Christiane Scheible Anja Schlumpberger Silvia Eberhardt Dipl. Sozialpädagogin (30 %) Dipl. Sozialarbeiterin (30 %) Dipl. Sozialarbeiterin (15 %) Dipl. Sozialpädagogin (5 %) Beratung bei sexueller Gewalt Lisbeth Rechel / Barbara Frey Angelika Glaschick Dipl. Sozialpädagogin (7 5 / 50 %) Dipl. Sozialpädagogin (10 % ) Honorarkraft Prävention an Schulen Uwe Sandlos Geschäftsführung/Verwaltung Angelika Glaschick Claudia Wiche Geschäftsführung (65 %) Verwaltung (60 %) Träger Anschrift Der Verein Frauen helfen Frauen wurde 1978 gegründet und ist Träger des Ulmer Frauenhauses (seit 1980) und der Frauenberatungsstelle (seit 1984). Er hat 80 Mitglieder und ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Frauen helfen Frauen e.V. Frauenberatungsstelle/Frauenhaus Ulm Olgastraße 143, 89073 Ulm Tel: (0731) 619906 / Fax: (0731) 619901 info@fhf-ulm.de / www.fhf-ulm.de Telefonische Beratung und Anmeldung Vorstand Gisela Tamm, Oberstudienrätin Martina Lange, Rechtsanwältin Monika Haschke-Plöger, Psychotherapeutin Mo – Do 9 – 12 Uhr und 14 – 16 Uhr, Fr 9 – 12 Uhr nachts, an Feiertagen und am Wochenende – Tel. (0731) 69884 über Telefonseelsorge oder über das Hilfetelefon Nr. 0800/0116016 „Gewalt gegen Frauen“ (gebührenfrei) Jahresheft 2013 Impressum AutorInnen: Redaktion: Layout: Ulrike Bahmer, Silvia Eberhardt, Barbara Frey, Sonja Fröhlich, Angelika Glaschick, Maya Ostrowski, Lisbeth Rechel, Christiane Scheible, Anja Schlumpberger Angelika Glaschick Claudia Wiche Frauenberatungsstelle Frauenhaus Ulm Olgastraße 143 89073 Ulm Fon 07 31-61 99 06 Fax 07 31-61 99 01 info@fhf-ulm.de www.fhf-ulm.de Ulm, Mai 2014 Wir sind auf Spenden angewiesen – vielen Dank! Spendenkonto: Sparkasse Ulm IBAN: DE37 630 500 000 000 072 344 BIC SOLADES1ULM