Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 2 - Jahresheft 2013 FhF.pdf
Größe
7,8 MB
Erstellt
12.10.15, 21:55
Aktualisiert
27.01.18, 10:59
Stichworte
Inhalt der Datei
Anlage 2 zu GD 146/15
JAHRESHEFT
2013
Frauenberatungsstelle
Frauenhaus
Ulm
2011
Jahresheft 2013
Wege aus der Gewalt
Seit nunmehr 36 Jahren engagiert sich der Verein
Frauen helfen Frauen in Ulm für Frauen, die
körperliche, seelische oder sexuelle Gewalt erlebt
haben. Nachdem dieses Thema in den Gründungsjahren des Vereins noch ein gesellschaftliches
Tabuthema war oder als „Familienangelegenheit“
galt, ist heute das tatsächliche Ausmaß häuslicher
und sexueller Gewalt durch zahlreiche Untersuchungen belegt: Jede vierte Frau erleidet im
Laufe ihres Lebens Gewalt durch ihren Partner
bzw. Ehemann, jede siebte Frau erlebt
(strafrechtlich relevante) sexuelle Gewalt – also
Vergewaltigung oder sexuelle Nötigung.
Meist beginnt die Gewaltspirale schleichend. Aus
einem Streit werden Beschimpfungen, aus
Misstrauen wird Kontrolle, aus Beleidigungen
werden Schläge, werden Vergewaltigung und
Todesdrohungen. Wann die Situation gekippt ist,
können die Frauen im Nachhinein meist nicht
sagen. Was bleibt, ist das lähmende Gefühl, den
Absprung verpasst zu haben.
Auch die Kinder sind direkt oder als Zeugen Opfer
der Gewalt. In akuten Notsituationen können
Schutz und Sicherheit über rechtliche Wege wie
Platzverweis, Schutzanordnungen und Wohnungszuweisung oder die Zuflucht in ein Frauenhaus hergestellt werden. Durch das Gewaltschutzgesetz hat
sich der öffentliche Blick auf das Thema „Häusliche
Gewalt“ verändert, es gilt: Wer schlägt, der geht!
Die Möglichkeiten von Betroffenen, Schutz und
Hilfe zu bekommen, haben sich dadurch deutlich
verbessert. Jedoch gibt es auch weiterhin in der
Umsetzung Nachbesserungsbedarf, unter anderem
bei der Schnittstelle zum Umgangsrecht der Kinder
mit dem Vater. Gewalt kommt in jeder sozialen
Schicht, in jeder Altersgruppe und in jedem
kulturellen Umfeld vor – und sie hinterlässt immer
Angst, Isolation, Scham und Schuldgefühle. Nach
und nach zerstört sie dadurch das Selbstwertgefühl
der Betroffenen. Und genau das sind die Gründe,
warum Frauen häufig über viele Jahre in einer
gewalttätigen Beziehung verharren, oft in der
vergeblichen Hoffnung, dass der Mann sich ändert.
Wenn sich Frauen und ihre Kinder an die Beratungsstelle des Vereins „Frauen helfen Frauen e. V“
wenden, haben sie in aller Regel eine lange und
unvorstellbare Odyssee hinter sich. Dass ihnen
Hilfe zusteht und sie parteiliche Unterstützung bekommen, dass ihr körperliches und seelisches
Wohl im Vordergrund steht und jeder Mensch ein
Recht auf Gewaltfreiheit hat, haben sie vergessen,
manchmal ist diese Erfahrung auch ganz neu für
sie. Im Frauenhaus Ulm finden von Gewalt
betroffene Frauen und ihre Kinder in der akuten
Krise Schutz und Unterkunft. Sie können dort
vorübergehend anonym unterkommen, zur Ruhe
finden und mit professioneller Hilfe weitere
Schritte planen. Auch Frauen, die trotz häuslicher
Gewalt noch nicht zur Trennung bereit sind oder
anderweitig unterkommen können, erhalten bei
uns Hilfe und Beratung zu finanziellen, rechtlichen
und organisatorischen Fragen. Ein weiteres
Angebot der Beratungsstelle ist die Unterstützung
und Begleitung von Frauen, die entweder in der
Kindheit oder im Erwachsenenalter sexuelle
Gewalt erlebt haben. Die Bandbreite reicht hierbei
von sexuellem Missbrauch, sexueller Belästigung,
sexueller Nötigung bis hin zur Vergewaltigung. Je
nach Bedürfnis der Frau bieten wir Begleitung zur
Polizei, Uni-Klinik, Gerichtsprozess etc. an oder
hören einfach auch nur zu.
Gewalt gedeiht im Verborgenen – sie nährt sich am
Schweigen der Betroffenen, am Wegschauen und
Nicht-Sehen-Wollen des Umfelds. Um diese Spirale
zu durchbrechen, waren für uns auch 2013
Prävention, Vernetzung und Öffentlichkeitsarbeit
wesentliche Bausteine unserer Tätigkeit.
Zahlreiche Vernetzungstermine mit Fachstellen
und Institutionen, die mit dem Thema Gewalt zu
tun haben, ermöglichen es uns und den
betroffenen Frauen, bei Bedarf auf ein
funktionierendes und schnell greifendes Hilfenetz
zurückgreifen zu können. Neben regelmäßigen
Workshops zum Thema „Häusliche Gewalt“ an
Ulmer Schulen führten wir Info-Veranstaltungen,
Fortbildungen und Workshops an Ausbildungseinrichtungen, Betrieben und weiterführenden
Schulen zum Thema „Sexuelle Gewalt“ durch.
Ermöglicht wurde diese wichtige Präventionsarbeit
zum großen Teil durch Spenden.
Wir danken den VertreterInnen der
Stadtverwaltung Ulm und des Gemeinderats
für die finanzielle Förderung unserer Arbeit.
Unser Dank geht auch an die Gerichtsbehörden für die Zuweisung von Bußgeldern
und an alle SponsorInnen und SpenderInnen,
die uns mit kleinen und großen Beträgen
unterstützt haben.
Wir bedanken uns auch bei unseren KooperationspartnerInnen und allen, die uns im
vergangenen Jahr unterstützt haben, für das
entgegengebrachte Vertrauen und die gute
Zusammenarbeit.
Jahresheft 2013
Mein Praktikum in der Frauenberatungsstelle
und im Frauenhaus Ulm
Zunächst ein paar Worte zu meiner Person…
Ich heiße Maya Ostrowski und studiere derzeit im
vierten Semester „Soziale Arbeit“ an der Hochschule Ravensburg-Weingarten. Im Rahmen meines praktischen Studiensemesters absolvierte ich
ein sechsmonatiges Praktikum bei „Frauen helfen
Frauen e.V. Ulm“.
Warum ich mich für ein Praktikum in der
Frauenberatungsstelle/Frauenhaus
entschieden
habe...
Schon seit Längerem interessiere ich mich sehr für
frauenrechtliche Themen – und in diesem Zusammenhang nicht zuletzt auch für das Thema
„Häusliche Gewalt“. Immer wieder sah ich
bewegende Filme zu diesem Thema und hörte von
den aktuellen zutiefst erschreckenden Zahlen, nach
denen statistisch gesehen jede dritte Frau Opfer
von häuslicher Gewalt wird. Immer mehr drängten
sich mir deshalb unterschiedlichste Fragen auf:
Warum passiert so etwas? Wie kann man konkret
diesen betroffenen Frauen und Kindern helfen?
Was muss sich in unserer Gesellschaft verändern,
damit so etwas nie wieder vorkommt?
Da Frauenberatungsstellen und Frauenhäuser auf
diesem Gebiet eine sehr bedeutsame Rolle spielen
– sowohl in der direkten Krisenintervention, als
auch in der Prävention und Aufklärung, stand für
mich deshalb die Entscheidung fest, mein Praktikum bei „Frauen helfen Frauen e.V. Ulm“ zu
machen.
Wie ich mein Praktikum erlebt habe...
Zunächst kann ich sagen, dass ich anfangs immer
wieder überrascht und zugleich schwer beeindruckt war von der Stärke der im Frauenhaus
lebenden Frauen, welche man vielleicht intuitiv bei
solch schweren Schicksalen nicht unbedingt
vermuten würde. Andererseits stellte sich aber
auch immer wieder relativ schnell heraus, wie
wichtig das Angebot der Mitarbeiterinnen ist, als
Wegbegleiterinnen den Frauen wieder (oder nicht
selten auch zum ersten Mal) den Sprung ins
eigenständige Leben zu ermöglichen und ihnen
über viel Wertschätzung und Offenheit vor allem
dabei
zu
helfen,
wieder
ein
Stück
Selbstbewusstsein zurückzugewinnen. Denn hinter
der zunächst nach außen hin gezeigten „Stärke“
verbargen sich bei den Frauen oft Gefühle der
Hilflosigkeit, Verzweiflung und Resignation. Oft
handelte es sich um Frauen, deren komplette
Biografie – von frühester Kindheit bis zum Einzug
ins Frauenhaus – von Gewalt geprägt war.
Welche tiefgreifenden Auswirkungen häusliche
Gewalt auf Kinder hat, wurde mir in der Arbeit mit
diesen sehr bewusst. Immer wieder erlebte ich
stark traumatisierte Kinder mit unfassbaren
Schicksalen, die man sich ohne einen solchen
direkten Bezug zum Thema kaum vorstellen kann.
Hier wurde sehr deutlich, wie bedeutsam und
befreiend der Umzug ins Frauenhaus für die Kinder
ist – ein Umzug an einen Ort, an dem sie keinerlei
Gewalt mehr zu befürchten haben, weder gegen
sie selbst, noch gegen ihre Mutter gerichtet. Bei all
diesen Eindrücken wurde klar, wie bedeutend auch
die Arbeit in der Frauenberatungsstelle ist – zum
einen als Kontaktstelle für Frauen, die sich für
einen Einzug ins Frauenhaus entschieden haben –
zum anderen aber eben auch für Frauen, für die
eine ambulante Beratung sehr wichtig ist.
Die Tatsache, dass das Thema „Häusliche Gewalt“
ein Problem ist, das wirksam in die Öffentlichkeit
transportiert werden muss, machte letztlich auch
deutlich, wie breitgefächert die Arbeit in der
Frauenberatungsstelle und im Frauenhaus ist.
Hierzu gehören nicht zuletzt eben zahlreiche
öffentliche Aktionen, Workshops an Schulen sowie
eine gute Vernetzung mit anderen Trägern und
Institutionen – sei es über Regionaltreffen, „Runde
Tische“ oder Arbeitskreise.
Was ich aus meinem Praktikum mitnehme, ist
dieser sehr umfangreiche Einblick in die Arbeit mit
von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern. Vom
Beratungsgespräch bis hin zu Vernetzungstreffen
und öffentlichen Aktionen durfte ich überall mit
dabei sein. Auch wurde mir durch das Vertrauen
der Mitarbeiterinnen viel Freiraum gegeben, selbständig Aufgabenbereiche zu übernehmen sowie
eigene Ideen einzubringen. So begleitete ich die
Frauen beispielsweise zu Ämtern, unterstützte sie
im Rahmen eines Projektes bei der Wohnungssuche und gestaltete pädagogische Angebote für
die Kinder – wodurch ich auch ein Gefühl für die
Arbeit mit von Gewalt betroffenen Frauen und
Kindern bekam. Es war sehr eindrucksvoll, die
jeweiligen Entwicklungen der Frauen und Kinder
mitzuerleben. Letztlich habe ich sehr viel an
Sensibilität gegenüber dem Thema „Häusliche
Gewalt“ gewonnen. Sehr deutlich ist mir bewusst
geworden, dass Dinge im seltensten Fall so sind,
wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Für
diese wertvollen Erfahrungen und Eindrücke
möchte ich mich bei allen Mitarbeiterinnen sowie
allen Frauen und Kindern bedanken, die ich in
dieser Zeit begleiten durfte.
Jahresheft 2013
Projekt: „Das bisschen Haushalt…!“
Durch die Flucht ins Frauenhaus erfahren Frauen
einerseits eine große Entlastung, zum anderen
müssen sie sich aber in einer völlig fremden
Situation zurechtfinden. Sie leiden unter den
Folgen der Gewalt und dem Verlust familiärer
Kontakte – meist erfolgt eine finanzielle
Verschlechterung und die alleinige Zuständigkeit
für alle Lebensbereiche. Die Frauen müssen ihre
letzten Kraftreserven mobilisieren, um den Alltag
bewältigen zu können. Unsicherheiten werden
dann auch im Bereich der Haushaltsführung
sichtbar. Gerade jüngere (schwangere) Frauen,
junge Mütter sowie psychisch sehr belastete
Frauen haben in diesem Bereich einen großen
Unterstützungsbedarf.
Im Herbst 2013 konnten wir dank einer Spende der
Soroptimistinnen Ulm/Neu-Ulm ein neues Projekt
bei uns im Frauenhaus starten, zunächst für die
Dauer eines Jahres.
Hauswirtschaftslehrerin Ulrike Bahmer unterstützt
die Frauen während ihres Frauenhausaufenthaltes.
Sowohl einzeln als auch in Gruppen macht sie die
Frauen fit in Sachen „gute Haushaltsführung“. Die
thematischen Inhalte ihrer Arbeit sind:
Baby. Welchen Brei soll sie kaufen, soll sie den Brei
selber kochen, was braucht das Baby, wie häufig
braucht es eine Mahlzeit…?
Ein weiteres Problem ist der große Wasserverbrauch beim Wäschewaschen und Geschirrspülen. Es wird außerdem zu viel Reinigungsmittel
benutzt. Hier fehlt das nötige Fachwissen und
deshalb werden oft falsche Waschprogramme
gewählt und falsche Waschmittel in zu hoher Dosis
benutzt. Die Maschine wird falsch beladen,
Geschirr mit viel Spülmittel unter fließendem
Wasser abgewaschen.
Unter anderem wird mit den Frauen in regelmäßig
stattfindenden Gruppen besprochen, wo Zeitfallen
im Alltag lauern, wie man diese vermeiden und die
Arbeit im Haushalt durch gute Planung minimieren
kann, ohne die Qualität zu senken. „Darüber habe
ich mir noch nie Gedanken gemacht“, ist dabei ein
viel gehörter Satz. Beim Kochen und Backen sind
immer alle begeistert, egal ob groß oder klein. Es
werden Grundkenntnissee vermittelt: Einkauf und
Lagerung
von
Lebensmitteln,
schonende
Verarbeitung,
gesunde
und
vitaminreiche
Ernährung, Reste-verwertung. Wie geht ein
Hefeteig, was ist der
Unterschied zwischen
Vollkorn- und weißem Mehl, und wie bereite ich ein
Steak zu, ohne dass es zäh wird?
Haushaltsmanagement:
• Planung und effektive Organisation
• Tipps zur Arbeitserleichterung und zum
Umgang mit dem Haushaltsgeld
• Mithilfe der Kinder im Haushalt
Ernährung:
• Gemeinsame Mahlzeiten als Ritual
• Gemeinsames Kochen von Müttern und
Kindern
• Gesunde und kostengünstige Ernährung
• Umgang mit Rezepten
• Günstig Einkaufen
Sauberkeit:
• Grundsätze der Wohnungsreinigung
• Ordnungssysteme zur Reinigung
• Hygiene und Wäschepflege
Einschätzung von Frau Bahmer:
„Das bisschen Haushalt ist doch kein Problem“ –
das denken manche der Frauen, aber in der
Realität sieht es oft ganz anders aus. Manche
Frauen haben wenig Erfahrung mit der
Haushaltsführung; vielleicht verstehen sie die
deutsche Sprache auch noch nicht und wissen nicht,
was sie da einkaufen.“
Da ist zum Beispiel eine junge Mutter, die
überfordert ist mit der richtigen Ernährung für ihr
Das Projekt ist eine tolle Möglichkeit, um den
Frauen (und Kindern) einen gut geführten Haushalt
näher zu bringen und ihren Blick für umständliche
und teure Verhaltensweisen zu schärfen. „Eine
gute Haushaltsführung“, so Frau Bahmer, „kann
man nicht einfach so, das muss man lernen. Dabei
kann ganz individuell auf die Frauen und deren
jeweiligen Bedarf eingegangen werden. Die Frauen
sind sehr dankbar und schätzen die vielen Tipps,
die sie sonst nirgends bekommen.“
Jahresheft 2013
Kinder als Mitbetroffene häuslicher Gewalt
Jedes Jahr kommen zusammen mit ihren Müttern
ca. 40 Mädchen und Jungen ins Frauenhaus Ulm.
Die Mädchen und Jungen sind von der erlebten
häuslichen Gewalt in besonderem Maße betroffen.
Das Zuhause, welches Kindern Sicherheit und
Rückzugsmöglichkeit bieten soll, wurde für sie zum
Ort von Bedrohung und Unsicherheit, der sie sich
hilflos gegenübersahen. Die Kinder wurden Zeugen
der Gewalt des Vaters gegenüber der Mutter
und/oder haben selbst Gewalt erlebt. Darüber
hinaus birgt der Aufenthalt im Frauenhaus für die
Kinder eine hohe Dynamik, welche starke
Auswirkungen auf deren aktuelles Befinden hat.
Verlassen der gewohnten Umgebung, Flucht ins
Frauenhaus und dessen räumliche Enge und
Anonymität, der Wechsel von Schule/Kindergarten,
die veränderte Familienkonstellation, die Neuausrichtung des zukünftigen Lebens im neuen
Umfeld.
Unsere Angebote sind
je nach Alter und Bedarf
Die Mütter sind mit dem Einzug ins Frauenhaus mit
der eigenen aktuellen Krisensituation, der eigenen
Problematik und Sicherung der Existenz in hohem
Maß gefordert. Dadurch bleibt wenig Raum für die
Bedürfnisse und Problematik der Kinder.
Gleichzeitig werden die Frauen in ihrer Rolle als
allein erziehende Mutter verstärkt gefordert.
Im Frauenhaus können die Kinder lernen,
vorhandene Ängste abzubauen, Vertrauen
aufzubauen, Gefahrensituationen zu erkennen und
Schutzmöglichkeiten zu finden. Ansetzend an den
Ressourcen und Bewältigungsstrategien der
Kinder, sollen sie Stabilisierung und Stärkung für
ihr neues gewaltfreies Lebensumfeld erfahren.
Wichtige Themen dabei sind: Beziehung zum Vater,
Verhältnis zur Mutter und Geschwistern, gewaltfreie Konfliktlösungsstrategien, sinnvolle Freizeitgestaltung, Umgang mit anderen Kindern.
In den Gesprächen mit den Kindern ist es wichtig,
zu vermitteln, dass sie keinerlei Schuld tragen,
wenn es Zuhause zu Gewalttätigkeiten des Vaters
gegenüber der Mutter gekommen ist.
Diese Information ist wichtig für die Kinder, um
Gewissheit zu erlangen, nicht verantwortlich zu
sein und sie immer das Rechts haben, über ihre
Situation zu sprechen und auch Hilfe anzufragen.
•
•
•
Einzel- und Gruppenangebote
Freizeitaktivitäten
Anbindung an externe Freizeitangebote
die Unterstützung und Stärkung der Mütter
•
•
•
bei der Wahrnehmung der Bedürfnisse
ihrer Kinder und bei Erziehungsfragen
Unterstützung bei Fragen der elterlichen
Sorge und des Umgangsrechtes
hinsichtlich organisatorischer und finanzieller Fragen
die Zusammenarbeit mit
•
•
Schulen und Kindergärten
Ämtern und anderen Einrichtungen
Gewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend
sind die größten Risikofaktoren, später selber
Opfer oder Täter zu werden. Damit stellen die
speziellen Unterstützungsangebote für Mädchen
und Jungen im Frauenhaus nicht zur eine wichtige,
zeitnahe Hilfe dar, sondern sind auch eine
bedeutsame Präventionsarbeit.
Jahresheft 2013
Ein Sommertag am Plessenteich
Wochenendfreizeit am Bodensee
Ausflug mit den Kindern des Frauenhauses
Die alle zwei Jahre mögliche Wochenendfreizeit
ging
in
diesem Jahr
nach
Friedrichshafen am
Bodensee.
Die erlebte
Gewalt, der
Verlust der
vertrauten
Umgebung,
die
räumliche
Enge des
Frauenhauses und
die Sorge
um die weitere Lebensperspektive sind für die
Frauen und Kinder eine große Belastung. Umso
wichtiger erscheint es, durch Angebote wie dieser
Wochenendfreizeit, die Möglichkeit zu bieten, in
einer schönen und gesunden Umgebung auszuspannen, Freude und Spaß zu erleben und dadurch Kraft zu schöpfen.
Zum diesjährigen Programm gehörten Spaziergänge am Bodensee, ein Ausflug in den Haustierhof Reutemühle in Überlingen mit anschließender
Schifffahrt und ein Besuch des Affenbergs in Salem.
Kinder, welche mit ihren Müttern ins Frauenhaus
kommen, befinden sich in einer belastenden
Übergangssituation. Es gehört mit zu unserer
Arbeit, den Kindern Raum für ein entspanntes,
unbeschwertes, manchmal auch bisher unbekanntes Freizeiterleben zu ermöglichen.
In den Sommerferien fand ein Ausflug zum in der
Nähe von Neu-Ulm gelegenen Plessenteich statt.
Bereits der Fußweg zum See stellte für die Kinder
ein aufregendes, eindrucksvolles Sinneserlebnis
dar. So durften ein Pony und ein Hundewelpe
gestreichelt werden, auf den Feldern waren
Landwirte bei der Arbeit. Am See hatten die Kinder
ihren Spaß, die vielen Vögel zu beobachten und
ließen sich ein Picknick auf der Wiese schmecken.
Glücklich und müde, mit gesammelten Schätzen
wie Maiskolben, Hölzern und Steinen als Erinnerung an diesen schönen, erlebnisreichen Tag,
fuhren die Kinder zurück.
„Meinen Kindern hat es super gefallen, sie waren
von den Tieren sehr begeistert.“
"Ich habe erst danach gespürt wie entspannt ich
am Wochenende war und dass ich von meinen
Problemen und Ängsten weit weg war."
Pferdeausflug
Bei noch winterlich kaltem Wetter konnte dank
einer großzügigen Spende der Kirchengemeinde St.
Maria Suso Ulm Ende März 2013 ein Ausflug mit
Therapiepferden stattfinden. Zunächst nahmen die
Frauen und Kinder mit den Pferden Kontakt auf,
indem sie diese striegelten und auf den
kommenden Ausritt vorbereitet werden durften.
Mit Schlitten, Pony und einem größeren Pferd ging
es dann auf zur Schnitzeljagd in den Winterwald
bei Seißen. Sowohl die Frauen als auch die Kinder
hatten sehr viel Spaß an dem Abenteuer zu Pferde
und an der spannenden Schnitzeljagd, an deren
Ende eine Schatzkiste wartete.
Herzlichen Dank an Bea Bieber, die den Ausflug mit
viel Liebe zum Detail geplant und mit ihren
Helferinnen mit viel Engagement durchgeführt
haben. Für alle ein Erlebnis, das in Erinnerung
bleiben wird.
"Das war ein tolles Wochenende, das hat meinem
Kind und mir sehr gut getan, vielen Dank."
Dieser Dank richtet
sich auch an alle
Spenderinnen und
Spender, durch deren Unterstützung
dieses Angebot erst
ermöglicht werden
konnte.
Jahresheft 2013
•
Sexuelle Gewalt an Frauen mit Behinderung
Die neuesten Zahlen sind erschreckend: “Mehr als
jede zweite bis dritte Frau mit Behinderung hat
sexuelle Gewalt im Lebenslauf erfahren“ (Studie
Barbara Kavemann 2011). 38 % der Frauen
berichten, dass es zu den sexuellen Übergriffen in
den Einrichtungen der Behindertenhilfe gekommen
ist.
Deshalb
bieten
wir
Präventionsund
Gruppenangebote für diese Zielgruppe in enger
Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der
Behindertenhilfe in Ulm an. Im vergangenen Jahr
haben wir Angebote an der Bodelschwingh-Schule,
in den Donau-Iller-Werkstätten und dem Tannenhof durchgeführt. An dieser Stelle geht unser Dank
an die Mitarbeiterinnen dieser Behinderteneinrichtungen, die die Angebote initiieren und
begleiten. Inhaltlich beschäftigen wir uns mit den
Fragen
•
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Methodisch verwenden wir spezielles Bildmaterial,
leiten Rollenspiele und Übungen an.
Frauen mit Behinderung werden immer auf Hilfe
und Unterstützung angewiesen sein, um Sicherheit
und Schutz vor sexuellen Übergriffen zu erfahren.
Hier ist ein deutliches Hinschauen, Ernstnehmen
und aktives Handeln nötig - der Gesellschaft und
insbesondere der Menschen, die in Pflege und
Betreuung beschäftigt sind.
Was ist sexuelle Gewalt?
Wo sind meine Grenzen?
Wie kann ich mich wehren?
Welche Rechte gibt es?
Wer kann mir helfen?
Mutig laut und selbstbewusst
Neue Selbsthilfegruppe für Frauen
Selbstvertrauen und Selbstverteidigung
nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit
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Lautwerden und sich mit Worten wehren
Wahrnehmung vom Bauchgefühl
Körpersprache und ihre Wirkung
Umgang mit Beleidigungen
Schlag- und Tritttechnik
Das waren Inhalte eines Tagesworkshops, mit
denen sich eine
Gruppe von
Frauen unter
Anleitung der
Selbstverteidigungstrainerin
Barbara Götz
auseinandergesetzt hat. Es wurden Techniken der
Selbstverteidigung in unangenehmen und gefährlichen Situationen besprochen und in Rollenspielen
geübt. Jede Frau hatte die Möglichkeit, ihre eigenen Fähigkeiten zu entdecken und zu entwickeln.
Sexuelle Gewalt in der Kindheit ist eine Erfahrung,
deren Folgen betroffene Frauen über Jahre hinweg
in den unterschiedlichsten Lebensbereichen einschränken können.
Selbst-Hilfe bedeutet, sich im Kontakt mit anderen
betroffenen Frauen gegenseitig zu stärken. Der
Austausch ähnlicher Erfahrungen hilft, den eigenen
Gefühlen Glauben zu schenken, sowie Ängste und
anderes Verhalten besser zu verstehen.
Im vergangenen Jahr haben sich ausreichend
Interessentinnen für die Gründung einer neuen
SHG gemeldet und wir konnten den Beginn mit
zwei Anleitungsabenden begleiten und auf einen
guten Weg bringen.
Die Gruppe ist grundsätzlich offen für neue
Interessentinnen.
Voraussetzung
ist
ein
Abklärungsgespräch in der Frauenberatungsstelle.
Jahresheft 2013
Ein Traum – nur ein Traum?
Ein Kuss – nur ein Kuss?
Früher habe ich immer wieder das gleiche
geträumt. Ich litt inmitten einer großen Anzahl
Menschen unter großem Stress, großer Not und
keiner hat etwas bemerkt.
Einmal träumte ich, ich wäre auf einer Skihütte mit
einem ganzen Bus voller Menschen unterwegs. Sie
saßen im Bus und wollten losfahren, aber ich
musste noch die Hütte und den Dreck von allen (!)
aufräumen. Der Bus hupte, alle schauten heraus,
aber ich war noch nicht fertig und hatte was
vergessen. Wo war meine Ski-Ausrüstung?
Herzklopfen, die müssen nun wegen mir ewig
warten und ich krieg‘s nicht hin! Ich gab mir so
große Mühe, kam dann die Böschung zur Hütte
nicht mehr hoch. Rutschte immer wieder aus, fiel in
den Dreck, weinte, der ganze Bus lachte.
Ein anderes Mal träumte ich, ich müsste eine
Person aus einem reißenden Wildbach retten. Ich
stand im kalten Wasser und war die einzige, die
diese Frau bemerkte, die am Ertrinken war. Direkt
daneben war ein Steg. Viele Menschen gingen um
diese Uhrzeit gut gekleidet mit Aktenkoffern am
Arm in ihre Arbeit. Lauter Experten für irgendwas,
aber kein Experte für Menschenrettung dabei.
Wollten Sie es nicht sehen? Konnten Sie es nicht
sehen? Wieso half keiner? Ich wäre fast selber
mitgerissen worden, schaffte es aber, die Frau aus
dem Bach zu retten. Ungläubig schaute ich zu dem
Steg, über den immer noch eifrig die Leute
wuselten, ohne mir oder der Ertrinkenden zu
helfen. Keiner hatte anscheinend etwas bemerkt.
Als junges Mädchen wurde ich während einer Feier
im Freundeskreis meiner Eltern unsittlich berührt
und mit der Zunge geküsst. Es hat anscheinend
keiner bemerkt, aber ich bemerkte damals,
irgendwas war falsch, doch ich blieb mit diesem
Eindruck allein zurück. An dieses Ereignis konnte
ich mich erst viel später erinnern. Die Bilder kamen
immer wieder, zunächst in kurzen Sequenzen,
dann immer intensiver bis hin zu einer lebensbedrohlichen Krise. Bis dahin dachte ich selbst: Es
war doch nur ein Kuss. Heute weiß ich, die Frau,
die in dem Bach fast ertrank, die war ich selbst. Ich
hab‘ ihre Not gesehen und ich hab‘s geschafft, sie
rauszuziehen. Und ich bin froh, Hilfe erfahren zu
haben, dass ich lernen konnte, auf mich aufmerksam zu machen, mir Hilfe zu holen, laut zu
werden, wenn etwas nicht stimmt. In meinen
Träumen heute werde ich laut und mach mich
bemerkbar! Es ist beruhigend und ein gutes
Zeichen, wenn sich auch die Träume ändern, das
ist heilsam.
Auch scheinbare Kleinigkeiten können großen
Schaden anrichten. Jeder Übergriff ist ernst zu
nehmen. Ein Missbrauch kennt kein NUR, weil die
Seele auch keines kennt!
Danke der Beratungsstelle für die guten
Gespräche, wichtigen Anregungen und die
Begleitung auf dem langen Weg der Aufarbeitung!
„Psychotherapie kann auch körperliche Schmerzen
verursachen“ - ein Bild aus der Kunsttherapie der
Autorin.
R. M.
Jahresheft 2013
Präventionsworkshops an Schulen
Im vergangenen Jahr haben wir insgesamt
21 Workshops mit 378 SchülerInnen und Auszubildenden durchgeführt. Dabei waren wir in der
Bodelschwingh-Schule,
Max-Gutknecht-Schule,
Waldorfschule, Sägefeld-Schule, Wilhelm-BuschFörderschule, Evo-Bus und in der Hebammenschule.
Wir bedanken uns bei allen SpenderInnen und
SponsorInnen, insbesondere bei der VolksbankStiftung Ulm-Biberach für die Unterstützung
unserer Präventionsarbeit.
Im Folgenden berichten SchülerInnen und eine
Lehrkraft, wie sie die Workshops erlebt haben:
Nein heißt Nein! Mit diesem Thema setzten sich
die Klassen 7-9 in einem Workshop zum Thema
sexuelle Gewalt auseinander. Zu Beginn wurden
verschiedene Situationen besprochen. Anhand
eines ausgelegten Seiles sollten die Schüler die
jeweilige Situation für sich bewerten. Oberes Ende
des Seiles bedeutete schlimme Situation, unteres
Ende nicht so schlimm, Mitte des Seiles „geht so“.
Beispiel: Dein Freund möchte dich nackt sehen.
Danach fand eine Diskussionsrunde statt, in der
schwere Wörter wie Exhibitionist und Ähnliches
erklärt wurden. In Gruppenarbeit wurde dann das
Thema Flirten unter die Lupe genommen… Ein
anderes großes Thema war das Chatten im
Internet, welche Gefahren lauern, und wie wir uns
schützen können… In Rollenspielen wurde das
Thema Nähe – Grenzen - Grenzüberschreitungen
bearbeitet. Dabei ging es in Übungen auch darum,
wie ein „Nein“ mit Gestik und Körperhaltung
untermauert werden kann.
Aus: Schülerzeitung der Wilhelm-Busch-Schule
Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, vor allem kann
man zusammen überlegen, ob eine Sache schlimm
ist oder nicht, was ich auch interessant fand, wie
meine Klassenkameraden die „Situationen“
empfunden haben.
Erik
Es war super interessant. Ich habe viele neue
Wörter gelernt, die ich nicht kannte.
Jacqueline
Das Projekt Nein heißt Nein, über sexuelle
Belästigung hat mir gut gefallen - ich habe sehr viel
gelernt und viel Spaß - es war schockierend
manchmal - und bisschen ekelig.
Rebecca
Unter dem Projekt „Gewalt“ besuchte uns eine
Mitarbeiterin vom Frauenhaus. Wir bekamen eine
ausführliche Beratung über „Gewalt“ an Frauen
und Kindern. Als Nächstes wurden wir in Gruppen
aufgeteilt, in der wir Aufgaben, die sie uns gegeben
hatten, zum Jugendamt und zur Polizei, Frauenhaus
und dann noch zu unserer Schulsozialarbeiterin zu
gehen und das ohne Begleitung, um mit ihnen ein
kleines Interview zu führen… Wir durften leider
nicht das Frauenhaus sehen, weil dieser Ort
anonym bleiben muss, deswegen hat die Frau vom
Frauenhaus ein paar Bilder mitgebracht... Bei der
Polizei durften wir die Zellen sehen. Wie dachten
alle, sie sehen wie im Fernsehen aus (mit Gittern
usw.), aber wir hatten uns getäuscht. Sie waren
sehr klein, eine Tür aus Metall und nicht zu
vergessen mit einer Überwachungskamera am Eck,
mit der sie Tag und Nacht überwacht werden. Wir
alle haben uns wieder pünktlich im Klassenzimmer
getroffen und haben besprochen, was uns am
meisten Spaß gemacht hat. Wir haben alle sehr viel
über das Thema „Gewalt“ gelernt.
Im Namen der Klasse 6a bedanken wir uns
nochmals bei der Mitarbeiterin des Frauenhauses,
dem Jugendamt, der Schulsozialarbeiterin und der
Polizei, die sich für uns Zeit genommen haben, um
mit uns ein kurzes Interview zu führen.
Aleyna Klasse 6a
Jahresheft 2013
•
Vernetzung
Auch im vergangenen Jahr haben wir wieder
zahlreiche
Gespräche
mit
kooperierenden
Einrichtungen und Vernetzungspartnern geführt,
um unsere Zusammenarbeit und eine gute
Versorgung von von Gewalt betroffenen Frauen
und deren Kindern in Ulm zu gewährleisten:
Rechtsantragsstelle, Neustart, Beratungsstelle für
Schwangerschaftsfragen und Familienplanung,
Stadt Ulm und Jobcenter und mit einzelnen
ÄrztInnen und TherapeutInnen.
Wir haben an zahlreichen regionalen und
überregionalen Arbeitskreisen teilgenommen, sind
in der paritätischen Verbandsarbeit engagiert und
sind Mit-OrganisatorInnen des Runden Tisches
Häusliche Gewalt. Besonders erwähnen wollen wir
an dieser Stelle den Arbeitskreis „Kinder im
Trennungs- und Scheidungskonflikt“ (AK Kits), an
dem wir seit vielen Jahren teilnehmen:
Seit 1989 gibt es in Ulm den interdisziplinären
Arbeitskreis „Kinder im Trennungs- und
Scheidungskonflikt“. Folgende Einrichtungen sind
vertreten:
Öffentlichkeitsarbeit
Mit zahlreichen Informationsveranstaltungen und
Info-Ständen haben wir im vergangenen Jahr über
unsere Arbeit und unsere Hilfeangebote
informiert. Viele Gruppen und Organisationen sind
auf uns zugekommen und haben uns eingeladen:
Der Seniorenrat und der Seniorentag Ulm/NeuUlm,
Frauenkreise
in
Kirchengemeinden,
Schülerinnen und Studentinnen, der Internationale
Bund für Sozialarbeit, die Valckenburg-Schule und
die Bodelschwingh-Schule.
Am 25.11. – dem Internationalen Tag gegen
Gewalt an Frauen – haben wir wieder gemeinsam
mit dem Frauenbüro der Stadt Ulm aufgerufen,
Flagge gegen Gewalt an Frauen zu zeigen. 40
Fahnen und 20 Banner wehten an öffentlichen
Plätzen und Gebäuden und auf zahlreichen InfoStänden
in
öffentlichen
Gebäuden
lag
umfangreiches Informationsmaterial zum Thema
Gewalt gegen Frauen und zu Anlauf- und
Beratungsstellen in Ulm aus. In den städtischen
Bussen thematisierte eine Bildschirmpräsentation
das Thema häusliche Gewalt.
Beratungsstellen,
Familiengerichte,
Anwaltschaften, Frauenhäuser, Jugendämter, Jugendhilfeeinrichtungen und Verfahrensbeistandsschaften.
Sowohl Fachleute aus Ulm, als auch aus Neu-Ulm
treffen sich fünfmal im Jahr, um familiengerichtliche Neuerungen, aber auch sozialpädagogische Handlungsstrategien und unterschiedliche Arbeitsinhalte und Vorgehens-weisen
auszutauschen.
Im Fall einer Trennung und Scheidung sind sehr
häufig mehrere Institutionen in einen Fall
involviert. Damit eine gute Zusammenarbeit
möglich ist, bedarf es einer guten Vernetzung. Uns
Mitarbeiterinnen vom Frauenhaus ist es wichtig,
dass das Thema „Häusliche Gewalt“, insbesondere
die Situation der Kinder, die im Frauenhaus sind
und bei denen möglicherweise ein Umgangskontakt mit dem Vater ansteht, in die
verschiedenen Ein-richtungen transportiert wird.
Dadurch kann der Blick für die Kinder, die in einem
Umfeld, das von häuslicher Gewalt geprägt ist,
geschärft und es können geeignete Hilfsmaßnahmen und Kooperationen eingeleitet
werden.
Eine regelmäßige Pressearbeit und die Erarbeitung
von aktuellem Informationsmaterial gehören ebenso zu unserer Öffentlichkeitsarbeit wie auch die
Pflege unserer Website.
Jahresheft 2013
•
Tanzperformance
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“
Die Tanzwerkstatt von Beate Herre aus Blaubeuren
hat dieses Thema in einer Performance sehr
eindrücklich zum Ausdruck gebracht und in der
Heilig-Geist-Kirche in Ulm aufgeführt.
Mit erschütternden Schlagzeilen aus der Zeitung
riefen die Mitglieder der Tanzwerkstatt dem
Publikum
in
Erinnerung,
dass
Gewalt
allgegenwärtig
und
alltäglich
ist:
„Frau
vergewaltigt“,
„Frau
auf
offener
Straße
niedergeschlagen“, „Mädchen zwangsverheiratet“,
„Seniorin Opfer von räuberischer Erpressung“.
Tänzerisch und musikalisch wurden Themen, wie
Gewalt, Grenzüberschreitung, Ehre, Schuld und
Respektlosigkeit, aber auch Mut, Zivilcourage und
Freiheit sehr überzeugend dargestellt.
Die Tänzerinnen beeindruckten durch ihre
Bewegungen, ihre Choreographie und das
Einsetzen von Licht und Schatten. Die
stimmgewaltige Darbietung der Sängerin Siyou und
die musikalische Unterstützung von Joe Fessele
und Uwe Haas unterstrichen diese professionelle
Aufführung.
Marktplatz „Gute Geschäfte“
Firmen und soziale Organisationen tauschen
Waren und Dienstleistungen aus – ohne dass Geld
dabei fließt. Das ist die Idee des Marktplatzes für
gute Geschäfte. Am 08.11.2013 fand der erste
Marktplatz „Gute Geschäfte“ im Ulmer Flieger der
Firma Wilken statt. Ein Jahr lang haben wir uns im
Vorbereitungsteam um Ilse Winter vom
Paritätischen
Kreisverband
Ulm/Alb-Donau
engagiert.
Der Erlös des Abends kam unserer Arbeit zugute.
Die Zuschauer waren sehr berührt: minutenlanger
Applaus, sowie rege Diskussionen nach der Veranstaltung und ein Infotisch mit Material zum Thema
häusliche und sexuelle Gewalt luden zum
Verweilen ein. Eine beeindruckende und bewegende Vorstellung. Wir bedanken uns sehr herzlich
bei den Tänzerinnen, den Musikern, Siyou und insbesondere bei Beate Herre, die diese Veranstaltung möglich gemacht hat.
Gehandelt wurde mit Know-How, Arbeitszeit,
Kreativität und Sachmitteln – nur Geld war tabu.
Das Ergebnis waren nach 90 Minuten 53 Kooperationsvereinbarungen mit rund 2000 Stunden
verbindlichen Engagements. Auch wir haben
zahlreiche „Tauschgeschäfte“ treffen können:
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25 Wirtschaftsunternehmen und 27 gemeinnützige
Organisationen waren der Einladung gefolgt.
Anti-Stressseminar gegen Organisierung
von Räumen und Verpflegung
Unimog-Fahren für die Kinder des
Frauenhauses gegen Informationen zum
Thema Gewalt gegen Frauen
25 kleine Weihnachtsgeschenke für die
Frauen im Frauenhaus gegen Mithilfe am
Marktstand
Freikarten für’s Bad Blau gegen
Werbefläche
Vortrag über Versicherungen und
Finanzen gegen Auslage von Werbematerialien
u.a.
Manche Geschäfte haben schon stattgefunden und
haben auch viel Spaß gemacht – darüber berichten
wir im nächsten Jahresheft.
Jahresheft 2013
NEWS
Gesetz zur Stärkung der Rechte von Opfern
sexuellen Missbrauchs (StORMG)
Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
Am 30.06.2013 wurde das Gesetz verabschiedet,
das die Rechte von Opfern deutlich stärken soll. So
beginnen die Verjährungsfristen von Sexualstraftaten erst ab dem 21. Lebensjahr des Opfers,
schwere Sexualstraftaten können frühestens mit
Vollendung dessen 41. Lebensjahres verjähren.
Zivilrechtliche Schadens-ersatzansprüche verjähren
frühestens nach dem 30. Lebensjahr. Im Strafverfahren sollen für minderjährige Opfer verstärkt
Videoaufzeichnungen eingesetzt werden, das
Recht auf Ausschluss der Öffentlichkeit wird
erweitert. Mehrfachvernehmungen sollen weitgehend vermieden werden. Auch erwachsene
Frauen, die in der Kindheit sexuellen Missbrauch
erlebt haben, sollen in weiterem Umfang als bisher
unabhängig von wirtschaftlichen Verhältnissen
einen kostenlosen Opferanwalt erhalten. Täter
sollen bei bestimmten Voraussetzungen nicht erst
im Rahmen einer Haftstrafe gezwungen werden,
sich psychiatrisch, psychologisch oder sozialtherapeutisch behandeln zu lassen.
Im März 2013 wurde das Hilfetelefon vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend (BMFSFJ) ins Leben gerufen. In den
meisten Städten besteht ein vielfältiges
Unterstützungsnetz, jedoch fehlte bislang eine
zentrale
24-Stunden-Telefonberatung
für
Hilfesuchende. Die Lücke soll mit dem Hilfetelefon
geschlossen werden. Dieses bietet die Möglichkeit,
365 Tage im Jahr, rund um die Uhr und kostenlos
erfahrene und qualifizierte Fachkräfte zu erreichen. Die Mitarbeiterinnen vermitteln an
geeignete Einrichtungen vor Ort weiter.
Über das Hilfetelefon können sich betroffene
Frauen jederzeit fachkundig und anonym zum
Thema Gewalt beraten lassen. Durch die qualifizierte Erstberatung, die Kenntnis des jeweiligen
regionalen Hilfsangebotes und der Vermittlung
dorthin ist dieses Angebot eine wichtige Ergänzung
zum bestehenden Hilfesystem. Weitere Informationen unter www.hilfetelefon.de.
Anonymisierte Spurensicherung
Fonds für Opfer sexueller Gewalt
Seit dem 1. Mai 2013 gibt es den „Fonds Sexueller
Missbrauch“ für Menschen, die im weiteren
familiären Bereich Opfer sexuellen Missbrauchs
geworden sind. Betroffene, die zum Tatzeitpunkt
minderjährig waren, können bis zum 30.04.2016
Sachleistungen wie z.B. psychotherapeutische
Hilfen,
Beratungsund
Betreuungskosten,
Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen
etc. beantragen. Die Leistungen des Fonds sind
gegenüber gesetzlichen Ansprüchen nachrangig.
Ein Rechtsanspruch auf Leistungen aus dem Fonds
besteht nicht. Aufgabe des Fonds ist es, noch
andauernde Belastungen als Folgewirkung des
Missbrauchs auszugleichen bzw. zu mildern.
Weitere Informationen unter:
www.fonds-missbrauch.de.
Im Regelfall wird ein Vergewaltigungsopfer oder
eine durch körperliche Gewalt schwer verletzte
Frau forensisch nur dann kostenlos untersucht,
wenn sie Anzeige erstattet. Aber genau davor
scheuen viele Betroffene zurück. Viele sind mit
dieser Entscheidung kurz nach einer aktuellen
Gewalttat überfordert. Für diese Frauen wäre es
eine große Hilfe, wenn sie eine anonymisierte
Spurensicherung ohne Anzeigeerstattung in der
jeweiligen Frauenklinik vor Ort erhalten könnten.
Dann hätten die betroffenen Frauen Zeit und Ruhe
sich zu überlegen, ob sie Anzeige erstatten wollen
oder nicht. Die Tatspuren würden dann über einen
mehrjährigen Zeitraum gerichtsgültig aufbewahrt
und dokumentiert und könnten so in einem
späteren Strafverfahren als aussagekräftige Beweismittel herangezogen werden.
In einigen Bundesländern gibt es mittlerweile
Modellprojekte, in denen die jeweilige Klinik in
Kooperation mit Krankenkassen, Polizei und den
entsprechenden Beratungsstellen ein solches
Angebot zur Verfügung stellen. Wir würden uns
dies auch für Ulm wünschen und sind im Gespräch
mit den beteiligten Institutionen.
Jahresheft 2013
Statistik 2013 - Frauenberatungsstelle
(nur ausgewählte Kategorien – siehe auch Extraheft Statistik 2013)
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 148 Frauen in 278 Kontakten persönlich beraten, weitere 33 Frauen
über Email. 42 Frauen haben an 16 Sitzungen von vier Gruppenangeboten teilgenommen. Die große Anzahl an
telefonischen Beratungen wird nicht statistisch erfasst.
Themen der Beratung waren…
•
häusliche Gewalt (52 %).
•
sexuelle Gewalt (28 %).
•
Trennung/Scheidung, Beratung nach Frauenhausaufenthalt, sonstige Themen (20 %).
•
zu 12 % aus Osteuropa.
•
zu 16 % aus der Türkei.
Die Täter kamen...
•
zu 90 % aus dem familiären oder sozialen
Umfeld.
Anliegen der Frauen waren…
Präventiv waren wir tätig...
•
Krisenintervention (43 %).
•
rechtliche Informationen, Fragen zum
Platzverweis/Gewaltschutzgesetz, Begleitung
zur Anzeigeerstattung oder im
Strafverfahren (39 %).
•
Informationen zu weiteren Hilfeangeboten
(9 %).
Frauen kamen zu uns, indem…
•
sie von anderen Institutionen an uns
vermittelt wurden (32 %).
•
ihnen unsere Einrichtung bereits bekannt
war (50%).
•
sie über Öffentlichkeitsarbeit (Internet, Flyer,
Presse etc.) auf uns aufmerksam wurden
(10 %).
Die Frauen waren…
•
zu 88 % zwischen 21 und 50 Jahre alt.
•
zu 57 % nicht berufstätig.
•
zu 57 % deutscher Staatsangehörigkeit.
•
in 21 Workshops an Schulen und
Ausbildungseinrichtungen, Projekten und
Veranstaltungen und haben 378
SchülerInnen und TeilnehmerInnen
erreicht.
Gruppenarbeit
•
•
42 Frauen haben an vier verschiedenen
Gruppenangeboten teilgenommen.
Zwei Selbsthilfegruppen treffen sich
regelmäßig in der Frauenberatungsstelle.
Vernetzungsarbeit
•
•
haben wir in 5 Kooperationsgesprächen
und in 24 Sitzungen von Arbeitskreisen
geleistet.
Öffentlichkeitsarbeit haben wir…
•
in 29 Veranstaltungen gemacht,
•
darunter fünf Presseartikel und ein
(Radio-) Interview.
Jahresheft 2013
Statistik 2013 - Frauenhaus
(nur ausgewählte Kategorien – siehe auch Extraheft Statistik 2013)
Im vergangenen Jahr…
•
lebten 39 Frauen und 39 Kinder im
Frauenhaus.
•
lag die Auslastung mit insgesamt 5304
Übernachtungen bei 114 %.
•
lag die durchschnittliche Aufenthaltsdauer
bei 64 Tagen.
•
•
erreichten uns insgesamt 66 Anfragen von
Ulmerinnen an das Frauenhaus, davon
mussten 7 Frauen aus Platzmangel
abgewiesen werden.
kamen die Frauen zu 72 % aus Ulm, zu 26 %
aus Baden-Württemberg und zu 2 % aus
anderen Bundesländern.
•
zu 51 % Mütter mit Kindern.
•
zu 36 % Deutsche, wovon 42 % einen
Migrationshintergrund hatten.
•
zu 21 % aus Osteuropa und zu 23 % aus
der Türkei.
Die Täter kamen...
•
zu 100 % aus dem familiären/sozialen
Umfeld.
Kinder waren…
•
zu 82 % unter 12 Jahre und zu 62 % unter
5 Jahre alt.
•
20 Mädchen und 19 Jungen.
Nach dem Frauenhaus…
Frauen kamen zu uns, indem…
•
sie von anderen Institutionen an uns
vermittelt wurden (62 %).
•
ihnen unsere Einrichtung bekannt war oder
indem sie über persönliche Kontakte aus
dem sozialen Umfeld an uns vermittelt
wurden (39 %).
•
sie über Öffentlichkeitsarbeit (Internet,
Flyer, Presse etc.) auf uns aufmerksam
gemacht wurden.
Frauen waren…
•
zu 87 % zwischen 18 und 40 Jahre alt; 3 %
waren über 61 Jahre alt.
•
zu 61 % nicht berufstätig.
•
gingen 13 % der Frauen zurück zu ihrem
Partner.
•
bezogen 31 % eine eigene Wohnung.
Im Rahmen der nachgehenden Beratung
nach einem Frauenhausaufenthalt
•
hat der Offene Treff achtmal mit
insgesamt 72 Frauen und Kindern
stattgefunden.
•
wurden 15 Frauen persönlich beraten.
•
hat eine 3-tägige Ferienfreizeit
stattgefunden.
Jahresheft 2013
Team
Frauenhaus
Arbeit mit den Frauen
Sonja Fröhlich
Christiane Scheible
Dipl. Sozialpädagogin (55 %)
Dipl. Sozialarbeiterin (55 %)
Arbeit mit Mädchen, Jungen und Müttern
Anja Schlumpberger
Sabine Wesserlingk / Silvia Eberhardt
Dipl. Sozialarbeiterin (40 %)
Dipl. Sozialpädagogin (50 %)
Hausmeisterin
Praktikantin / Studentin Soziale Arbeit
Honorarkraft im Projekt Hauswirtschaft
Renate Dreiheller (6 Wostd.)
Maya Ostrowski
Ulrike Bahmer
Frauenberatungsstelle
Beratung bei häuslicher Gewalt und
Nachgehende Beratung nach FH-Aufenthalt
Sonja Fröhlich
Christiane Scheible
Anja Schlumpberger
Silvia Eberhardt
Dipl. Sozialpädagogin (30 %)
Dipl. Sozialarbeiterin (30 %)
Dipl. Sozialarbeiterin (15 %)
Dipl. Sozialpädagogin (5 %)
Beratung bei sexueller Gewalt
Lisbeth Rechel / Barbara Frey
Angelika Glaschick
Dipl. Sozialpädagogin (7 5 / 50 %)
Dipl. Sozialpädagogin (10 % )
Honorarkraft Prävention an Schulen
Uwe Sandlos
Geschäftsführung/Verwaltung
Angelika Glaschick
Claudia Wiche
Geschäftsführung (65 %)
Verwaltung (60 %)
Träger
Anschrift
Der Verein Frauen helfen Frauen wurde 1978
gegründet und ist Träger des Ulmer Frauenhauses (seit 1980) und der Frauenberatungsstelle (seit 1984). Er hat 80 Mitglieder
und ist Mitglied im Deutschen Paritätischen
Wohlfahrtsverband.
Frauen helfen Frauen e.V.
Frauenberatungsstelle/Frauenhaus Ulm
Olgastraße 143, 89073 Ulm
Tel: (0731) 619906 / Fax: (0731) 619901
info@fhf-ulm.de / www.fhf-ulm.de
Telefonische Beratung und Anmeldung
Vorstand
Gisela Tamm, Oberstudienrätin
Martina Lange, Rechtsanwältin
Monika Haschke-Plöger, Psychotherapeutin
Mo – Do 9 – 12 Uhr und 14 – 16 Uhr, Fr 9 – 12 Uhr
nachts, an Feiertagen und am Wochenende –
Tel. (0731) 69884 über Telefonseelsorge oder über
das Hilfetelefon Nr. 0800/0116016 „Gewalt gegen
Frauen“ (gebührenfrei)
Jahresheft 2013
Impressum
AutorInnen:
Redaktion:
Layout:
Ulrike Bahmer, Silvia Eberhardt, Barbara Frey,
Sonja Fröhlich, Angelika Glaschick,
Maya Ostrowski, Lisbeth Rechel,
Christiane Scheible, Anja Schlumpberger
Angelika Glaschick
Claudia Wiche
Frauenberatungsstelle
Frauenhaus Ulm
Olgastraße 143
89073 Ulm
Fon 07 31-61 99 06
Fax 07 31-61 99 01
info@fhf-ulm.de
www.fhf-ulm.de
Ulm, Mai 2014
Wir sind auf Spenden angewiesen – vielen Dank!
Spendenkonto: Sparkasse Ulm
IBAN: DE37 630 500 000 000 072 344
BIC SOLADES1ULM