Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 2.5 Jahresbericht 2013 Caritas Sucht.pdf
Größe
3,2 MB
Erstellt
12.10.15, 21:58
Aktualisiert
27.01.18, 10:23
Stichworte
Inhalt der Datei
Jahresbericht
2013
Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle
für Suchtkranke und deren Angehörige
Caritas Ulm
in Kooperation mit der Diakonie
1
Inhalt
Seite
Vorwort…………………………………………………………………………………….2
Personalsituation…………………………………………………………………..…3 - 4
Psychosoziale Beratungsstelle…………………………………………………………5
Rechtsgrundlage………………………………………………………………………...5
Qualitätsmanagement…………………………………………………………………...6
Ausstattung und Erreichbarkeit…………………………………………………….…..6
Außenstellen……………………………………………………………………….……..6
Patientensprechstunden in anderen Einrichtungen………………………….……….7
Sprechstunde………………………………………………………….…………….……7
Zielgruppen……………………………………………………………………….……….7
Arbeitskreise und Gremien……………………………………….……………………..8
Kooperationen mit Fachkliniken……………………………….………………………..8
50 Jahre Suchtberatungsstelle …………………………………………………………9
Projekt „Schulterschluss“..………………………………………………………...10 - 11
Online-Beratung………………………………………………………….………..…....10
Pathologische Glücksspielsucht…………………………………….….…………….. 11
Landesglücksspielgesetz................................................................................12 - 13
.
Einjahreskatamnese….………………………………………..………………………..14
Prävention……………………………………………………………..…………………15
Klientenbefragung………………………………………………….………….………..16
.
Statistik – Zahlen und Daten…………………………………….………………..17 - 23
Vermittlung……………………………………………………………………………….24
Ambulante Reha…………………………………………………………………………24
Nachsorge…………………………………………………….……………….…………24
2
2
Vorwort
Liebe Leserin,
lieber Leser,
wir freuen uns über Ihr
Interesse an unserer
Arbeit und geben Ihnen
mit unserem Jahresbericht 2013 einen Einblick in
unsere Psychosoziale Beratungsund Behandlungsstelle.
Die seit Jahren gleichbleibend hohe Gesamtzahl der uns aufsuchenden
Klienten
verdeutlicht anschaulich, dass die Kapazitätsgrenzen der Beratungsstelle seit längerem erreicht sind. Trotz
der Sprechstunden und
zusätzlichen Sonderterminen zur Aufnahme
neuer Klienten konnten
wir jedoch nicht immer
eine zeitnahe Versorgung
gewährleisten.
Dies bezog sich vor allem auf die Klienten,
die aus unterschiedlichen Gründen unser
niederschwelliges Angebot
der
Informations- und Motivationsgruppe nicht in Anspruch nehmen konnten.
Im gesamten Jahresverlauf
beschäftigte
uns die Ratifizierung
des Glücksspieländerungsstaatsvertrages
durch das Land BadenWürttemberg und der
Beschluss des Landesglücksspielgesetzes
(LGlüG) durch den
Landtag am 15.11.12.
Im § 2 des LGlüG wurde die Erlaubnis zum
Veranstalten und zum
Vermitteln öffentlichen
Glücksspiels, sowie der
Betrieb von Spielhallen
und Spielbanken geregelt.
Unter anderem werden
für Spielhallenbetreiber
im Gesetz die Einhaltung
des
Jugendschutzgesetzes,
das
Vorhalten eines Sozialkonzeptes, die Teilnahme
an
einem
Sperrsystem und der
Ausschluss gesperrter
Spieler festgelegt.
Im Weiteren die fachliche Qualifizierung des
Personals durch Schulungen in Einrichtungen, die in BadenWürttemberg in der
Suchthilfe tätig sind.
Gefordert waren und
sind damit die klassischen Psychosozialen
Beratungs- und Behandlungsstellen
für
Suchtkranke und Angehörige. Nähere Angaben siehe dazu im
Berichtsverlauf.
Die statistischen Daten
beziehen sich darauf,
wie häufig wir frequentiert wurden, wie viele
Kontakte pro Klient
stattfanden, welche Lebensbedingungen bei
den
Hilfesuchenden
bestanden und wie das
Konsumverhalten am
Betreuungsende sich
darstellte. Wichtig waren uns auch Zahlen zu
den Vermittlungen. Uns
ist bewusst, dass wir
mit diesen ausgesuch-
ten Angaben nur Teile
des Gesamtbildes darstellen.
Um die Übersichtlichkeit unseres Jahresberichtes zu wahren haben wir uns darauf beschränkt.
3
Personalsituation
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - einmal aus einer anderen Perspektive
Fachleitung
Ralph Bruder
Leitung der Caritas Suchtberatung
Helmut Tauschek
100 %
Diplom-Heilpädagoge (FH)
Weiterbildung in systemischer Therapie,
Beratung und Familientherapie (hsi)
Diplom-Sozialpädagoge (FH)
Sozialtherapeut
4
Ute Barth
50 %
Diplom-Psychologin
Psychologische Psychotherapeutin
Hans-Martin Illg
100 %
Diplom-Sozialpädagoge (FH)
Sozialtherapeut
Gitta Kress
85 %
Verwaltungsmitarbeiterin
Beate Liebhardt
100 %, davon
70 % in der Tagesklinik der
Zentren für Psychiatrie Bad
Schussenried
Diplom-Sozialpädagogin (FH)
Gesprächspsychotherapie
Systemische Familienberatung
Pascale Sorg
95 %
bis Sommer 2013 danach Elternzeit
Diplom-Sozialarbeiterin (FH)
Ausbildung Systemische Familientherapie
Bernd Tiltscher
95 %
Ab Mitte Juli 2013
Diplom Sozialpädagoge (BA)
Ausbildung Systemische Familientherapie
Thomas Tilk
100 %
Diplom-Sozialarbeiter (FH)
Sozialtherapeut
Dr. med. Klaus-Dieter Lehmann
Facharzt für Innere Medizin,
Suchtmedizin, Psychotherapie
Auf Honorarbasis:
Nachsorge
Thomas Spöri
Diplom-Sozialarbeiter (FH)
Sozialtherapeut
Supervision
Dieter Salvini
Diplom-Psychologe, Psychoanalytiker,
Psychologischer Psychotherapeut
5
Psychosoziale Beratungs- und
Behandlungsstelle
Das Einzugsgebiet der
Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle der Caritas
Ulm umfasst die Stadt
Ulm mit 118.701 Einwohnern
und
dem
Alb-Donau-Kreis
mit
187.927 Einwohnern
(Stand:3. Quartal 13).
Sie ist die einzige
Suchtberatungsstelle in
der Region für den Bereich
der
„legalen
Suchtmittel“ sowie die
einzige Beratungsstelle
im Land, die in ökumenischer
Trägerschaft
zusammen mit der Diakonie
Ulm/Alb-Donau
geführt wird.
Die Einrichtung ist:
Mitglied im Kommunalen Suchthilfenetzwerk Ulm/Alb-Donau.
Mitglied im Verband ambulanter Beratungsstellen für Suchtkranke und Drogenabhängige (CaSu).
Rechtsgrundlage
Bei der Psychosozialen
Beratungsstelle
der Caritas Ulm in Kooperation mit dem Diakonieverband
Ulm/Alb-Donau handelt es sich um eine
Einrichtung, die gemäß den Richtlinien
des Landes Baden-
Württemberg
von
1978 anerkannt ist.
Seit Januar 1992 ist
die Stelle nach der
Empfehlungsvereinbarung „Ambulante Rehabilitation
Sucht“
(EVARS) durch die
Deutsche Rentenversicherung
BadenWürttemberg und den
Krankenkassen
(VdAK)
anerkannt.
Seit Januar 2006 besteht die Anerkennung
als Einrichtung zur
medizinischen Rehabilitation Suchtkranker
durch die Deutsche
Rentenversicherung
Bund.
6
Qualitätsmanagement
2010 führten wir in unserer Beratungs- und
Behandlungsstelle ein
integriertes
Qualitätsmanagement ein und
erfüllt seither die international gültigen Qualitätsanforderungen DIN
ISO 9001:2008. Im Fokus stehen dabei die
Struktur- Prozess- und
Ergebnisqualität unserer
Einrichtung und unseres
Handelns. Ziel des Qualitätsmanagements ist
es unter anderem unsere Qualitätspolitik und
unsere Qualitätsziele an
den realen Bedürfnissen
unserer Klienten und
Patienten auszurichten
und gleichzeitig den Erwartungen unserer Auftraggeber aus Staat,
Gesellschaft und Kirche
zu entsprechen. Unsere
Qualitätsstandards werden kontinuierlich fortgeschrieben und im
Handbuch zum Qualitätsmanagement dokumentiert. Jährliche interne und ein externes
Überwachungsaudit
durch EQ ZERT, einem
europäischen
Institut
Managementsystemen,
überprüfen diese Standards.
Am 18.Juni 2013 erfolgte die Rezertifizierung
unserer Einrichtung mit
einer Gültigkeitsdauer
zur Zertifizierung von
erneut
drei
Jahren.
Ausstattung und Erreichbarkeit
Der
Psychosozialen
Beratungs- und Behandlungsstelle
stehen fünf Beratungszimmer, ein Verwaltungsbüro und ein
Wartezimmer zur Verfügung. Gruppenangebote in den Abend-
stunden finden in den
Räumen der Tagesrehabilitation Ulm oder
der Tagesklinik für
Suchterkrankungen
Ulm statt. Sämtliche
Räume befinden sich
barrierefrei erreichbar
im 2. Obergeschoss
des
Suchttherapiezentrums Ulm, Wilhelmstraße 22, 89073
Ulm.
Außenstellen - Sprechzeiten
Ehingen,
Hehlestraße 2,
Montag und Mittwoch
9:00 bis 12:00 Uhr
13:00 bis 17:00 Uhr
Freitag
9:00 bis 12:00 Uhr
Laichingen
Uhlandstr. 11
14-tägig Mittwoch,
14.00 bis 17.00 Uhr.
Langenau,
Kuftenstr.19, Mehrgenerationenenhaus
14-tägig, Mittwoch
9:00 bis 12:00 Uhr
Die Terminvergabe für Neuanmeldungen erfolgt für alle Außensprechstellen zentral über die Beratungsstelle in Ulm. Telefon: 0731 – 175 88 250.
7
Patientensprechstunden in anderen Einrichtungen
ZfP Südwürttemberg
Südwürttemberg AbteiAbteiZfP
ZfP
Südwürttemberg
AbteiZfP
Südwürttemberg
Abteilung
ZfP
für
Südwürttemberg
SuchterkrankunAbteilung
für
Suchterkrankunlung
für
lung
für
Suchterkrankunlung
fürSuchterkrankunSuchterkrankungen
Bad
Schussenried
gen
Bad
Schussenried
gen
gen
Bad
Schussenried
genBad
BadSchussenried
Schussenried
14-tägige Infogruppe am Mittwochnachmittag
mit anschließender Sprechstunde
Station für Psychiatrie und Psychotherapie der Zentren für Psychiatrie, Bad Schussenried im
KKH Ehingen
14-tägige Motivationsgruppe. Sprechstunden am Freitag. Für Patienten der chirurgischen und inneren Stationen des Allgemeinkrankenhauses Ehingen besteht seit
2011dieMöglichkeit zur regelmäßigen Teilnahme.
Sprechstunde
Unser Angebot einer Sprechstunde, jeweils montags und donnerstags, hat sich
als niederschwelliges Angebot bewährt.
Klienten erhalten in der Regel zeitnah
einen ersten Termin. Unser Interesse ist,
lange Wartezeiten zu vermeiden.
Die Sprechstunde am Donnerstag ist vorrangig Ulmer Klienten vorbehalten. Dadurch sind Erstgespräche ohne lange
Wartezeiten in Ulm möglich.
Zielgruppen
-
Von Alkohol und Medikamenten Gefährdete und Abhängige
Menschen mit einer pathologischen
Glücksspielproblematik
Mehrfachabhängige mit Schwerpunkt Abhängigkeit von legalen
Drogen
-
Jugendliche mit riskantem Suchtmittelkonsum und deren Eltern
Angehörige, Freunde, Bekannte
Betriebe
Soziale Gruppen
8
Arbeitskreise und Gremien
2013 arbeiteten wir in folgenden Gremien mit:
-
Suchtbeirat
AK „Fachliche Weiterentwicklung“
AK „Dokumentation“
AK „ambulante Reha“
AK „Integriertes Qualitätsmanagement Sucht“
Phar-Mon Treffen
Organisationsteam des STZ
Gemeinsames MPU Treffen mit
der Drogenhilfe
-
Großer und kleine Helferkreise für regionale Selbsthilfegruppen
Projektgruppe Online – Beratung Caritas Ulm
AK betriebliche Suchthelfer
Kooperationsgespräche mit Fallmanagern der Agentur
für Arbeit und den Job Centern
Kooperation mit Krankenhäusern und Fachkliniken
-
Fachklinik Ringgenhof
Fachklinik Höchsten
Fachklinik Schönau
Fachklinik Legau
Fachklinik Wilhelmsheim
Fachklinik Lindenhof
Fachklinik Münzesheim
Fachklinik Münchwies
Fachklinik Birkenbuck
Fachklinik Fischerhaus
Haus Kraichtalblick
Rehaklinik Glöcklehof
Tagesrehabilitaion Ulm
Tagesklinik Ulm der
Südwürttembergische
Zentren für Psychiatrie
- Südwürttembergische
Zentren für Psychiatrie
Bad Schussenried
- Bundeswehr Klinik
- Bezirkskrankenhaus
Günzburg
- Donauklinik Neu-Ulm
- Klinik f. Psychiatrie
und Psychotherapie
der Universität Ulm
- Klinik Dr. Schwarz
Ulm
- Kreiskrankenhaus
Ehingen
- Christofsbad Göppingen
9
50 Jahre Suchtberatungsstelle
Am 13. Juli 2013 feierten unter dem Motto „50 Jahre gemeinsame Suchthilfe“ die
Beratungsstelle
und
der
Kreuzbund Ulm zusammen
ihr jeweiliges 50 jähriges Bestehen.
Den ökumenischen Gottesdienst im Ulmer Münster zelebrierten gemeinsam Diözesancaritasdirektor
Prälat
Wolfgang Tripp, Dekan Matthias Hambücher und Münsterpfarrerin Tabea Frey. Der
anschließende Festakt fand
mit über 200 Gästen im Löwensaal des Zeughauses
statt.
.
Ein Festvortrag von Herrn Diözesancaritasdirektor Prälat
Wolfgang Tripp, Grußworte
von Herrn Helmut Hartmann
Schmid für die Stadt Ulm und
den Alb Donau Kreis und
Frau Andrea Stollfuß als
Bundesvorsitzende
des
Kreuzbundes umrahmten den
offiziellen Teil. Herrn Wolfgang Berger wurde für sein
langjähriges ehrenamtliches
Engagement im Kreuzbund
Ulm das silberne Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes verliehen.
Kolleginnen und Kollegen als
Vertreterinnen und Vertreter
vieler Kooperationspartner, Teilnehmer und
Teilnehmerinnen
aus
Politik, Kirchengemeinden, öffentlichen Einrichtungen, Caritasmitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einer großen Anzahl an Kreuzbundmitgliedern aus unterschiedlichsten Regionen zeigten durch ihre
Anwesenheit ihre Verbundenheit mit der Beratungsstelle und dem
Ulmer Kreuzbund.
10
Pathologische
Projekt Schulterschluss
Glücksspielsucht
Die Psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Angehörige beteiligt sich am
vom
Land
BadenWürttemberg
geförderten
„Projekt Schulterschluss“. Es
handelt sich um eine gemeinsame Initiative der Landesstelle für Suchtfragen,
des KVJS Landesjugendamtes und der Liga der freien
Wohlfahrtspflege.
Ziel des Projekts „Schulterschluss“ ist es, die bestehenden Hilfestrukturen im Land
durch eine verbindlichere Kooperation zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe zu
verbessern.
Kinder, deren Eltern suchtkrank sind, leiden häufig unter massiven sozialen, psychischen und körperlichen
Belastungen. Sie sind in
ihrer persönlichen Entwicklung stark beeinträchtigt. Die Gefahr eine eigene Suchterkrankung oder psychische
Erkrankung zu entwickeln ist sechsfach größer. Dies gilt es durch
frühzeitige Hilfen zu
verhindern.
Online-Beratung
Mit diesem Angebot wird
Suchtkranken und Angehörigen ein weiterer Zugang
in
die
Psychosoziale
Beratungs- und Behandlungsstelle ermöglicht und
unser Leistungsspektrum in
innovativer Weise erweitert.
Die Online-Beratung stellt ein
niederschwelliges
Angebot
dar, mit der Beratungsstelle in
Kontakt zu treten. Steigende
Kontaktzahlen belegen dies.
Die Ratsuchenden kommen
aus dem regionalen Umfeld.
Eine Onlineberatung kann die
face-to-face Beratung jedoch
keinesfalls ersetzen.
Ende 2013 beendeten
wir unser Engagement in
der
Internetplattform
„Team Ulm“. Der starke
Rückgang von Anfragen
rechtfertigte
diesen
Schritt.
Hilfe auf einen Klick
www.caritas-ulm.de
Die Online Beratung
der Caritas Ulm
11
Interview mit Herrn O., 24 Jahre,
und pathologisch glücksspielsüchtig
Berater: Wann hatten Sie zum ersten Mal an
einem Spielautomaten gespielt?
Herr O.: Da war ich 19. Ein
Freund hatte mich in eine Spielhalle mitgenommen. Ich habe damals so 10 € verzockt.
Berater: Wie ging es dann weiter?
Herr O.: Erst ein halbes Jahr später bin ich
wieder mit Freunden in eine Spielhalle gegangen. Damals hatte ich so um die 70 € gewonnen. Ich denke da hat es angefangen. Ich
hatte ein totales Glücksgefühl, dachte so einfach könne ich also Geld machen.
Berater: Dachten Sie wirklich es gehe so
weiter?
Herr O.: Na ja, irgendwie schon. Ich bin
dann zwei bis drei Mal im Monat in die Spielhalle. Das Personal kannte mich irgendwann
und alle waren sehr freundlich. Ich habe mich
da sehr wohl gefühlt. Später ging ich dann öfters, meistens sobald ich Geld hatte.
Berater: Wie ging es Ihnen beim Spielen?
Was haben Sie gefühlt?
Herr O.: Bei den Aufenthalten in der Spielhalle konnte ich sehr gut abschalten und Alltägliches ausblenden. Die Hoffnung auf einen
Gewinn war immer da. Zwischendurch gewann ich ja auch. Am Ende habe ich dann
doch meist verloren. Aber das habe ich glaube ich lange Zeit gar nicht so richtig realisiert.
Berater: Wie hatten Sie ihr Automatenspielen eigentlich finanziert?
Herr O.: Ich wohne noch bei meinen Eltern.
Mein Gehalt konnte ich somit gut fürs Spielen
verwenden. Als das nicht mehr reichte habe
ich mir irgendwann Geld von Bekannten geliehen. Sogar einen Kredit über 3.000 € habe
ich bei einer Bank aufgenommen.
Berater: Wie hoch sind Ihre Schulden jetzt?
Herr O.: Ich schätze so um die 8.000 €.
Berater: Wann kam Ihnen die Idee, Sie
könnten glücksspielsüchtig sein?
Herr O.: Vor vier Monaten hat mich meine
Freundin verlassen. Wir waren fast vier Jahre
zusammen. Sie meinte, sie sähe mit mir keine gemeinsame Zukunft, da ich mein Geld
verzocke. Auch sei ich im letzten Jahr aggressiver geworden. Die hohen Schulden haben mir Stress bereitet. Ich wollte ihr beweisen, dass ich nicht spielen muss. Es ist mir
leider nicht gelungen. Sobald ich Geld hatte,
ging ich in die Spielhalle. Da wurde mir bewusst, dass ich das Spielen nicht lassen
kann.
Berater: Weiß Ihre Familie von Ihrer
Sucht?
Herr O.: Nein, bisher nicht. Wissen Sie,
ich schäme mich total, es ist doch nicht
normal einen guten Job zu haben und
das verdiente Geld anschließend in einen
Geldautomaten zu stecken.
Berater: Was wünschen Sie sich von uns
als Beratungsstelle?
Herr O.: Ich hoffe Sie können mir konkrete Tipps geben damit ich vom Spielen
weg komme. Ich möchte von meiner
Sucht loskommen. Wenn es nicht anders
geht, bin ich auch zu einer Therapie bereit.
Berater: Können Sie sich vorstellen, ihre
Eltern einzuweihen und zu einem Beratungsgespräch mitzubringen. Ich denke
dass deren Unterstützung sehr wichtig
sein wird.
Herr O.: Also, wohl ist mir bei diesem
Gedanken nicht. Ist das denn nötig?
Berater: Ja, schon. Wissen Sie, um nicht
mehr zu spielen, müssen Sie sich strengen Regeln unterwerfen. Sie brauchen
dann viel Kraft und die Unterstützung von
Seite Ihrer Familie.
Herr O.: O.k., das sehe ich ein.
Berater: Wie geht es Ihnen gerade?
Herr O.: Na ja, ich bin froh da zu sein. Es
macht mich halt sehr traurig zu erkennen,
in welchen Schlamassel ich mich da hineingeritten habe.
Berater: H. O., es ist gut dass Sie gekommen sind. Dies ist ein erster Schritt in
Richtung Veränderung. Ich bedanke mich
herzlich für Ihre Offenheit im Gespräch.
12
Das Landesglücksspielgesetz (LGlüG)
Im gesamten Jahresverlauf
beschäftigten uns die Auswirkungen der Ratifizierung
des Glücksspieländerungsstaatsvertrages durch das
Land Baden Württemberg
und der Beschluss des Landesglücksspielgesetzes
(LGlüG) durch den Landtag
am 15.Nov.2012.
Das LGlüG regelt die Bereiche Lotterien, Sport- und
Pferdewetten, Spielbanken
und Spielhallen. Von besonderem Interesse waren
und sind für uns die Vorgaben und Anwendungshinweise für Spielhallen und
deren Betreiber.
Hintergrund sind die seit
Jahren stetig ansteigenden
Zahlen an Hilfesuchenden
mit einer pathologischen
Spielsucht, die insbesondere vom Automatenspielen
betroffen sind.
Im § 2 des LGlüG wird die
Erlaubnis zum Veranstalten
und zum Vermitteln öffentlichen Glücksspiels, sowie
der Betrieb von Spielhallen
und Spielbanken geregelt.
Die Erlaubnis zum Erhalt und
Betrieb
einer
Spielhalle
oder auch einer Spielbank ist
unter anderem an folgende
Vorgaben geknüpft: Einhalten
des Jugendschutzgesetzes,
des Internetverbotes in der
Spielhalle/bank, das Vorhalten eines Sozialkonzeptes,
der Mitwirkung am Sperrsystem, der Aufklärung über
Suchtrisiken und dem Ausschluss gesperrter Spieler
vom Spielbetrieb.
Nach § 7 muss vom Betreiber
ein Sozialkonzept erstellt und
laufend aktualisiert werden.
§7 Abs. 2 verpflichtet Betreiber ihre Mitarbeiter in einer in
Baden-Württemberg tätigen
Einrichtung schulen zu lassen. Hier kommen die Psychosozialen Beratungs- und
Behandlungsstellen
„ins
Spiel“. Die Tatsache, dass
„Train the trainer-Schulungen“
durch das Land finanziert
wurden und gemeinsam erarbeitete Leitlinien vom zuständigen Ministerium mitgetragen
wurden, machte deutlich welche Erwartungen auch an uns
in den Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstellen gestellt wurden.
Aus verbandspolitischer Sicht
war kritisch zu reflektieren inwiefern zusätzliche personelle
Ressourcen aufgebaut werden müssen. Fachlich stellte
sich die Frage zu einer möglichen
Instrumentalisierung
durch die Automatenindustrie,
oder die Frage inwiefern kann
die Loyalität gegenüber Betroffenen weiter gewahrt werden und entsprechen diese
Schulungs-Dienstleistung für
profitorientierte
Spielhallenbetreiber dem Ethos unserer
Arbeit für und mit den pathologisch spielsüchtigen Menschen?
Die Entscheidung Schulungen
für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus Spielhallen anzubieten war dann letztendlich
doch klar und eindeutig.
13
2013 fanden zwei Schulungseinheiten für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für Spielhallen zu je 14
Stunden statt, an denen insgesamt 28 Beschäftigte aus Spielhallen teilnahmen. Eine weitere Schulungseinheit wurde begonnen.
Inhaltliche Schwerpunkte der Schulungen waren:
Kennenlernen der rechtlichen Grundlagen
Kennenlernen der Motive für pathologisches Glücksspiel und der
suchtwissenschaftlicher Grundlagen
Auseinandersetzung mit dem Sozialkonzept
Aufbau von Handlungskompetenzen
Kennenlernen des Suchthilfesystems in Baden-Württemberg
Erste Erfahrungen aus den
Schulungen lassen ein
vorsichtig positives Fazit
zu. So konnten einzelne
Sozialkonzepte in ihren
Inhalten und vor allem in
ihrer Umsetzung zusammen mit den Schulungsteilnehmern kritisch hinterfragt und sinnvoll ergänzende Verhaltensweisen
gemeinsam
erarbeitet
werden. Es war möglich
diese für die Lebenswelten, Denk- und Verhaltensweisen pathologisch
Spielsüchtiger zu interessieren. Sie zeigten sich
durchweg aufgeschlossen
für die Folgen süchtigen
Spielverhaltens.
Transparent wurde auch,
in welch schwierigen Situation sich das Personal in
Spielhallen befindet und
zu welchem Spagat es
sich gezwungen sieht. Den
einerseits reibungslosen
Spielbetrieb aufrechtzuerhalten, immer wieder vorkommenden aggressiven
Verhaltensweisen
der
Spielsüchtigen adäquat zu
begegnen, den Erwartungen des Betreibers nach
einem möglichst hohen
Umsatz zu entsprechen
und andererseits in der
Verpflichtung sich Spielsüchtigen helfend anzubieten und ins Hilfesystem zu
vermitteln. In dieser Über-
forderung spiegelt sich der
relativ häufige Wechsel
des Personals wieder.
Insgesamt
abzuwarten
bleibt, ob und wenn ja, in
welcher Form sich zukünftig die Auswirkungen des
Landesglücksspielgesetzes zeigen werden. Ob
sich zusammen mit den
Schulungsmaßnahmen die
Zuweisungszahlen in unsere Suchtberatungsstelle
erhöhen bzw. damit sich
der grundsätzliche Bedarf
an Beratung und Behandlung von pathologisch
Spielsüchtigen verändert
oder auch nicht.
14
Ein-Jahres-Katamnese
Die Erhebung von Katamnesen dient uns dazu, nach
einer Rehabilitation in unseren ambulanten Gruppen
den Behandlungserfolg zu
überprüfen und zu dokumentieren. Jeder Patient,
der eine ambulante Rehabilitation beendet hat, erhält
ein Jahr nach Behandlungsende einen Fragebogen.
2013 versandten wir zehn
Fragebögen. Die gleiche
Anzahl an ausgefüllten Fragebögen erhielten wir zurück. Die Rücklaufquote
liegt damit bei 100%. Sämtliche Fragebögen waren
verwertbar.
Bei sämtlichen Befragten
lag als Hauptdiagnose eine
Alkoholabhängigkeit
vor.
Sieben der befragten Personen
befanden sich in einem
Arbeits-Angestelltenoder Beamtenverhältnis.
Eine Person war selbständig. Eine Person
war ALG I Bezieher.
Drei Personen lebten in
einer festen Beziehung,
drei waren alleinstehend,
eine
Person
machte Angaben unter
„Sonstiges“.
Rehabilitationsergebnis:
Status
seit Rehabilitationsende abstinent
abstinent nach Rückfälligkeit
rückfällig
10
0
0
Anzahl der
Beender
Alle Beender blieben ihren Angaben zufolge bis zum Befragungszeitpunkt durchgehend alkoholabstinent. Die Abstinenzquote liegt somit bei 100%.
Zufriedenheit mit dem Lebensbereich Partnerbeziehung:
Zufriedenheit
viel
besser
Anzahl
5
besser
1
etwas
besser
0
gleich
geblieben
1
etwas
schlechter
1
viel
schlechter
unbekannt
0
1
Exemplarisch für verbesserte Lebensbereiche steht hier der Bereich der Partnerbeziehung. Die Mehrzahl der Befragten schildert eine höhere Zufriedenheit in und mit ihrer Partnerbeziehung. Eine Person
schildert eine verschlechterte Beziehung. Eine Person machte bei dieser Frage keine Angaben.
15
Prävention
Im Jahr 2013 fanden
insgesamt 26 Maßnahmen im Bereich der
Prävention statt. Davon
wurden 18
Veranstaltungen durch
die Caritas Mitarbeiter
eigenständig und 8 in
Kooperation mit anderen durchgeführt. In Infoveranstaltungen,
Workshops und mehrtägigen Fortbildungen
wurden insgesamt 436
Multiplikatoren sowie
161 Endadressaten erreicht.
Neben der reinen Informations- und Wissensvermittlung wurde
vor allem die Bildung
von kritischen Einstellungen, die Kompetenzsowie die Normenbildung unterstützt. Sechs
Veranstaltungen hatten
im Rahmen der selektiven und indizierten
Prävention die von
problematischem Kon-
sum gefährdeten bzw.
bereits konsumierenden
Jugendliche und junge
Erwachsene als Zielgruppe
im
Auge.
Hauptadressaten waren
hier Jugendliche im Alter von 14-20 Jahren.
Bei der strukturellen
Prävention handelte es
sich in erster Linie um
Multiplikatoren aus Betrieben, dem Gesundheitswesen,
Kirchengemeinden und der Jugendarbeit.
Kindertages-Motivations-Seminar
Als neues Angebot für Multiplikatoren kam
im Frühjahr 2013 das erste Kita-MoveSeminar zustande. Hier konnten Beschäftigte aus dem Kita- und Kindergartenbereich ihre Kompetenz in der Gesprächsfüh-
rung mit Eltern erweitern. Indizien für eine
mögliche Suchtproblematik in Familien
wurden erläutert und Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit den Betroffenen aufgezeigt.
Personelle Veränderungen im Bereich der Prävention
Im Juni 2013 ist unsere langjährige Kollegin Pascale Sorg in Elternzeit gegangen. Die Stelle wurde
zeitlich nahtlos mit Herr Bernd Tiltscher wiederbesetzt.
16
Klientenbefragung
Im Rahmen der im Qualitätsmanagement festgelegten Qualitätspolitik und Qualitätsziele führten wir
auch 2013 eine Klientenbefragung durch. In einem 4-wöchigen Zeitraum erhielten sämtliche uns aufsuchenden Klienten einen Fragebogen, der Aussagen zur Qualität der Beratung und zur Erreichbarkeit beinhaltete. Den Fragebogen auszufüllen war jedem freigestellt.
Die Qualität der Beratung wurde insgesamt sehr gut bewertet.
Qualität der Beratung
Qualität Beratung
60
52
50
50
45
46
40
Beratungsgespräche hilfreich
Vertrauen zum Berater
respektiert
hat mir geholfen
30
20
11
9
10
7
5
1
2
0
0
0
0
0
0
stimmt voll und ganz
stimmt fast
stimmt nur teilweise
stimmt nicht
0
17
Statistik – Zahlen und Daten
Aufteilung nach den Regionen Stadt Ulm und Alb Donau Kreis
46%
Ulm
Alb-Donau-Kreis
54%
Das Versorgungsgebiet der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle umfasst ca. 307 000
Einwohner. 46 % der Hilfesuchenden kamen aus der Stadt Ulm. 54 % aus dem Alb- Donau-Kreis.
Gemessen am Verhältnis der Einwohnerzahlen beider Regionen zueinander, versorgten wir prozentual gesehen mehr Ulmer Hilfesuchende. Diese hatten auch eine höhere Anzahl an intensiveren Einzelgesprächen pro Hilfesuchendem.
Der Anteil der Gruppenbetreuungen pro Hilfesuchendem lag bei Menschen aus dem Alb-Donau-Kreis
höher.
Anzahl aller Klienten
2008
2009
2010
2011
2012
2013
Einmalkontakt
153
201
179
162
186
188
Mehrfachkontakt
465
543
578
578
576
503
Gesamt
618
744
757
740
761
691
Der Rückgang der betreuten Klienten mit Mehrfachkontakt ist im Kontext mit einem Personalwechsel
zu sehen. Trotz eines zeitlich nahtlosen Überganges bei der Beschäftigung des neuen Kollegen, kam
es insgesamt durch einen Aufnahmestop bei der bisherigen Kollegin und der Einarbeitung des neuen
Kollegen zu längeren Wartezeiten für die Klienten. Längere Wartezeiten ziehen jedoch eine höhere
Anzahl an nicht wahrgenommenen Erstterminen und in deren Folge eine geringere Anzahl an betreuten Personen nach sich.
18
Aufteilung nach Geschlechtern
491 Männer = 71 %
200 Frauen = 29 %
Staatsangehörigkeit
93 % der uns aufsuchenden Hilfsbedürftigen waren Deutsche. 1 % waren Bürger der europäischen
Union. 6 % hatten eine Staatsangehörigkeit außerhalb der EU.
Im gesamten Einzugsbereich leben 34.354 Menschen mit einer ausländischen Staatsbürgerschaft.
Dies sind ca. 11,2 % der Gesamtbevölkerung. Das bedeutet, dass statistisch und prozentual gesehen
ausländische Mitbürger weniger häufig unsere Beratungsstelle aufsuchen als deutsche Mitbürger.
Migrationszugehörigkeit
14,4 % der uns aufsuchenden abhängigen Menschen waren Migranten und selbst nach Deutschland
migriert. 8,4 % als Kind von Migranten hier aufgewachsen.
Gesamtzahl der Kontakte im Jahresvergleich
4553
4254 4442
4330 4508
4081
2914
2987
2768
2681
2562
2172
1340
1455 1785 1649
1946
1909
Gruppenkontakte
Einzelkontakte
Gesamtzahl
Jahr Jahr
Jahr
08
09
10
Jahr
11
Jahr
12
Jahr
13
Die Gesamtzahl der Kontakte in der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle, ohne die
Kontakte im Rahmen allgemeiner Maßnahmen, ist zum Vorjahr gefallen.
Der Rückgang der Einzelkontakte steht im Zusammenhang mit der geringeren Anzahl an mehrfach
versorgten Klienten und ist damit hinreichend erklärbar (siehe Tabelle “Anzahl aller Klienten“). Die
Anzahl der Gruppenkontakte bewegt sich in etwa auf gleich bleibendem Niveau zum Vorjahr. Insgesamt war erneut eine hohe Auslastung der Beratungs- und Behandlungskapazitäten gegeben.
19
Jahresvergleich: Kontakte pro Person - ohne Einmalkontakte
9,1
8,2
7,9
7,5
8,3
8,1
Zahl der Ges am tkontakte
Zahl der Einzelkontakte
4,6
4,5
4,3
6,2
5,4
4,8
2,9
2,8
3,1
2,9
3,8
3,8
Jahr 08
Jahr 09
Jahr 10
Jahr 11
Jahr 12
Jahr 13
Zahl der Gruppenkontakte
Die vielfältigen Erwartungen durch Kostenträger, Arbeitgeber, Hausärzte, zuweisende Behörden und
auch Klienten nach einer möglichst zeitnahen Versorgung und Weitervermittlung führten zwangsläufig
zu einer geringeren Versorgungsdichte.
Eine vor Jahren noch mögliche individuell abgestimmte und zeitaufwendige Motivationsbehandlung
und Betreuung war unter diesen Umständen zunehmend schwierig. Die Gefahr droht, dass der Teil
der Klienten, der ohne kostenintensive stationäre Weiterbehandlung und ausschließlich durch die
Betreuung in unserer Beratungsstelle das Ziel einer zufriedenen Abstinenz erreicht, zunehmend geringer wird. Gesamtgesellschaftlich betrachtet ist dies als nicht wünschenswert anzusehen
Vermittlung in die Suchtberatungsstelle
27%
14%
12%
9%
7%
5%
6%
5%
2%
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Der mit Abstand größte Teil der Hilfesuchenden (27 %) kommt auf eigene Initiative als Selbstmelder in
unsere Beratungsstelle. Häufig hatten sie in der Vergangenheit schon den einen oder anderen kürzeren Beratungsintervall in Anspruch genommen und suchten erneut Hilfe. 14 % waren strafrechtlich
aufgefallen und wurden deshalb über Justizbehörden oder die Bewährungshilfe zugewiesen. 12 %
kamen nach einer stationären Entgiftungsbehandlung im Allgemeinkrankenhaus. 9 % nach einer in
der Regel von uns vermittelten stationären Rehabilitation.
20
Häufigkeit der Einzeldiagnosen
89%
31%
7,7%
9,8%
11,1%
89 % aller uns aufsuchenden Suchtkranken konsumierten missbräuchlich oder in abhängiger Form
Alkohol. Ein hoher Anteil (31 %) davon hatte die Zuatzdiagnose Nikotinabhängigkeit.
7,7 % waren von Medikamenten abhängig. Ca. ⅔ der davon Betroffenen waren Frauen. Ca. ⅓ der
Medikamentenabhängigen waren Männer.
Die Art der Medikamente, deren Konsum das höchste Risiko einer Abhängigkeitsentwicklung in sich
bergen, sind Schmerz,- Schlaf- und Beruhigungsmittel bzw. Appetitzügler.
9.8% der Suchtkranken hatten eine pathologische Glücksspielsucht. Vor allem das Automatenspiel ist
die am häufigsten genannte Form der Glücksspielabhängigkeit. Nicht wahrgenommene Ersttermine
und frühe Kontaktabbrüche kennzeichnen im Besonderen die Arbeit mit diesem Klientel.
Der Anteil der von illegalen Drogen abhängigen Menschen lag bei 11.1%. In der Regel handelte es
sich um Betroffene die illegale Drogen als Beikonsum zum Alkoholkonsum aufwiesen.
Altersstruktur der abhängigen Klienten
3,7%
7,5%
12%
0 - 19 Jahre = 3,7%
20 - 30 Jahre = 12%
28,6%
30 - 40 Jahre = 23,2%
23,2%
25%
40 - 50 Jahre = 25%
50 - 60 Jahre = 28,6%
60 Jahre und m ehr = 7,5%
53,6 % der Hilfesuchenden waren zwischen 40 und 60 Jahre alt. Mit knapp 28,6 % waren die 50 bis 60
Jährigen erstmals die am häufigsten vertretene Altersgruppe.
Bei 3,7 % der Hilfesuchenden handelte es sich um Jugendliche. 12 % betrafen junge Erwachsene.
7,5 % waren älter als 60 Jahre.
Es ist davon auszugehen, dass gemessen am in der Fachliteratur beschriebenen Anteil suchtkranker älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung, insgesamt nur ein geringer Anteil dieser Personengruppe den Weg in die Psychosoziale Beratungsstelle- und Behandlungsstelle fand.
21
Beschäftigungssituation bei Betreuungsbeginn
Arbeitslose und Arbeitssuchende
41,7%
34,3%
Jahr 08
36,1%
35,4%
Jahr 09
Jahr 10
Jahr 11
29,9%
29,1%
Jahr 12
Jahr 13
Die gesellschaftlich begrüßenswerte Entwicklung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt schlug sich auch
in den Zahlen unserer Beratungsstelle nieder. Der prozentuale Anteil der arbeitslosen oder arbeitsuchenden abhängigen Menschen ging zum dritten Mal leicht auf 29,1% zurück. Sie näherte sich den
Zahlen vor der großen Wirtschaftskrise 2008.
Grundsätzlich zeigte sich bei der Rehabilitation Suchtkranker immer wieder, dass einer tagesstrukturierenden Beschäftigung und Arbeit bei der Wiedereingliederung ein hoher Stellenwert zukommt. Psychische und finanzielle Stabilisierung und der Aufbau eines stabilen Selbstwertes hängt entscheidend
von der Möglichkeit ab, über eine geregelte Arbeit zu verfügen.
Die allgemeine Arbeitslosigkeit in unserem Zuständigkeitsbereich lag im Dez. 2013
in der Stadt Ulm bei:
im Alb Donau Kreis bei:
in Baden Württemberg bei:
und in Deutschland bei:
3,2 %
2,8 %
4,2 %
6,7 %
22
Schulabschluss
16,8%
0,3% 4,3% 1,6%
ohne Schulabschluss = 4,3%
Sonderschulabschluss = 1,6%
Hauptschulabschluss = 54%
Realschulabschluss = 23%
23%
54%
Abitur/Hochschulabschluss = 16,8%
in Schulausbildung = 0,3%
Die Gruppe der Hilfesuchenden mit Hauptschulabschluss war mit 54 % am häufigsten vertreten.
23 % hatten einen Realschulabschluss. 16,8 % besaßen das Abitur oder hatten einen Hochschulabschluss.
0,3 % befanden sich noch in Schulausbildung. 5,2 % waren ohne Schulausbildung, 1,6 % hatten einen Sonderschulabschluss.
Bei näherer Betrachtung der statistischen Zahlen fällt auf, dass beim mittleren Bildungsniveau der
Haupt- und Realschulabgänger, die Frauen mit 32 % Anteil häufiger als die Männer mit 20 % vertreten sind.
Dagegen waren Hilfesuchende mit Abitur oder einem Hochschulabschluss in der Gruppe der Männer
mit 18 % vertreten. Bei den Frauen waren es 12 %.
Anzahl der Kinder im Haushalt betroffener Eltern
8%
2% 2%
8%
ohne Kinder = 80%
ein Kind = 8%
zw ei Kinder = 8%
drei Kinder = 2%
mehr Kinder = 2%
80%
Bei 80 % der Hilfesuchenden lebten im Berichtsjahr keine Kinder bis 18 Jahren im Haushalt. In den
meisten Fällen hatten sich die Kinder schon verselbständigt und waren ausgezogen. Darüber hinaus
waren die Paare oder Einzelpersonen kinderlos geblieben. In je 8 % der Haushalte lebten ein oder
zwei Kinder. In je 2 % der Haushalte lebten drei oder mehr Kinder.
Die diesjährige Statistik unterstreicht einen seit Jahren anhaltenden Trend in unserer Beratungsstelle.
Die klassische Familie: Vater, Mutter und ein oder zwei jüngere Kinder bei denen ein Elternteil abhängig ist, kamen seltener vor.
Als Hintergrund sehen wir den allgemeinen gesellschaftlichen Wandel und die Tatsache, dass Betroffene in einem älteren Lebensabschnitt zu uns in die Beratungsstelle kommen. Siehe dazu auch die
Statistik und Kommentierung zur Altersstruktur der uns aufsuchenden Menschen.
23
Art der Beendigung
5,6%
Reguläre Beendigung = 52,1%
26,3%
Wechsel in andere Einrichtung = 15,5%
Abbruch durch Einrichtung = 0,5%
52,1%
0,5%
Abbruch durch Klient = 26,3%
vorzeitig = 5,6%
15,5%
Eine reguläre Beendigung im Einvernehmen Berater/Klient überwog in 52,1 % aller Fälle. 26,3 % brachen ihre Betreuung unvermittelt ab. 5,6 % beendeten vorzeitig und mit therapeutischem Einverständnis. 15,5 % wechselten in eine andere Einrichtung. In 0,5 % aller Fälle wurden die Kontakte mit Betroffenen aus disziplinarischen Gründen seitens der Beratungsstelle beendet.
Konsum am Betreuungsende
23,8%
1,7%
28,7%
erf olgreich = 28,7%
gebessert = 45,8%
unverändert = 23,8%
verschlechtert = 1,7%
45,8%
Ca. 75 % unserer Klienten erreichten bis zum Betreuungsende eine Verbesserung ihres Konsumverhaltens hinsichtlich der konsumierten Menge und in der Häufigkeit des Konsums. Ca. 29 % beendeten
den Konsum und lebten abstinent oder ohne Suchtverhalten. Ca. 46 % konnten zumindest Verbesserungen erzielen und hatten ihre persönlichen Veränderungsziele erreicht.
Ca. 24 % konsumierten unverändert weiter und bei 1,7 % verschlechterte sich ihr Konsumverhalten.
Bei diesen Prozentzahlen handelt es sich teilweise um „weiche“ Werte, die auf den Angaben der Betroffenen selbst oder ihrer Angehörigen beruhen.
24
Vermittlung in Entgiftung
Im Jahr 2013 wurden 29
abhängige Betroffene in
eine Entgiftung vermittelt. In der Regel handelte es sich dabei um
eine stationäre Entgif-
tung. Ambulante Entgiftungen sind nur im Einzelfall und in enger Abstimmung mit einem
Facharzt sinnvoll und
möglich.
Betroffene
können auch an einer
teilstationären
Entgiftung in der Tagesklinik
im Hause teilnehmen.
.
Vermittlung in stationäre oder tagesklinische
Rehabilitation
Im
Berichtszeitraum
wurden 43 Personen in
eine stationäre und/oder
in eine ganztags ambulante Entwöhnungsbehandlung vermittelt. Davon entfielen 37 Personen auf eine vollstationäre Behandlung. Der
Großteil der ausschließ-
lich vollstationär behandelten
Klienten/innen
absolvierte eine viermonatige Rehabilitation in
einer entsprechenden
Fachklinik.
Die ganztags ambulante
Behandlung erfolgte in
der Tagesrehabilitation
Ulm der Zieglerschen
und erstreckte sich über
3 Monate.
6 Personen absolvierten
eine Kombibehandlung.
Dies bedeutet, dass sie
nach einer verkürzten
stationären Behandlung
eine ambulante Weiterbehandlung machten.
Ambulante Rehabilitation
Im Jahr 2013 schlossen
11 Erwachsene ihre im
Vorjahr begonnene ambulante Therapie regulär ab. Davon waren 9
Personen
stoffgebunden abhängig, 2 Personen waren Angehörige.
19 Personen begannen
2013 ihre ambulante
Therapie, davon 17
Personen mit stoffgebundener Abhängigkeit
zwei Personen waren
Angehörige.
Abbrüche:
Von den neu durch eine
ambulante Rehabilitation versorgten erwachsenen Personen brachen sieben ihre Behandlung ab.
Nachsorge
Insgesamt nahmen 39
Personen im Jahr 2013
das Nachsorgeangebot
wahr. Die Nachsorge
gliedert sich zum einen
in Gruppengespräche,
zum anderen auch in
Einzelkontakte auf.
Dieses Angebot dient im
Anschluss an eine stationäre oder ganztägig
ambulante
Entwöhnungsbehandlung der
Festigung der Abstinenz
und stellt eine wichtige
Hilfe dar. Die in der Rehabilitation gemachten
Fortschritte sind so für
die Betroffenen leichter
in den Alltag zu übertragen.
Liebe Leserinnen und Leser,
wir bedanken uns für das Vertrauen und den Einsatz der zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel des Landes Baden Württemberg, der kommunalen Gebietskörperschaften der
Stadt Ulm und des Landkreises Alb Donau.
Der Deutschen Rentenversicherung und deren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und den
Kooperationspartnern der Krankenversicherungen sagen wir Dank für die konstruktive und
in der Regel unkomplizierte Zusammenarbeit bei der Genehmigung von Rehabilitationsanträgen.
Den Richtern an den Amtsgerichten Ulm, Ehingen, Neu-Ulm und Günzburg danken wir, bei
der Zuweisung von Bußgeldern berücksichtigt worden zu sein.
Dank sagen wir den Kolleginnen und Kollegen der Tagesrehabilitation Ulm und der Tagesklinik der Zentren für Psychiatrie Südwürttemberg. Der Suchtbeauftragten, der Präventionsbeauftragten der Stadt Ulm und des Alb Donau Kreises, allen Kooperationspartnern
und deren Mitarbeitern für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Unverzichtbar ist für uns die Zusammenarbeit mit den regionalen Selbsthilfegruppen. Ihnen
danken wir vor allem für das vertrauensvolle und langjährige Miteinander.
Der Fachleitung und allen Mitarbeitern der Psychosozialen- Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Angehörige gilt der Dank für ihr großes persönliches und fachliches Engagement.
Vielen Dank allen KlientInnen für das uns entgegengebrachte Vertrauen.
Helmut Tauschek
Leitung Suchtberatung Caritas Ulm
Herausgeber:
Caritas Ulm
Regionalleitung
Baldinger Weg 4
89077 Ulm
Telefon: 0731/ 14018 41
Telefax: 0731/ 14018 42
E-Mail: region@caritas-ulm.de
www.caritas-ulm.de
Rechtsträger: Caritasverband der Diözese
Rottenburg-Stuttgart e.V.
Spendenkonto:
Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE17 6012 0500 0001 7914 00
BIC: BFSWDE33STG (Ort: Stuttgart)
Sparkasse Ulm:
IBAN: DE65 6305 0000 0000 026541
BIC: SOLADES1Ulm