Daten
Kommune
Berlin Marzahn-Hellersdorf
Dateiname
Anlage - vollständige Vorlage zur Kenntnisnahme.pdf
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374 kB
Erstellt
14.10.15, 03:51
Aktualisiert
27.01.18, 10:11
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Inhalt der Datei
Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin
15.09.2015
Vorlage zur Kenntnisnahme
für die Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung am 24.09.2015
1. Gegenstand der Vorlage:
Vorlage zur Kenntnisnahme für die BVV,
Ergänzung zur BA-Vorlage 0916/IV (Einschulungsuntersuchungen
2013/14): Marzahn-Hellersdorf und Berlin im Vergleich
2. Die BVV wird um Kenntnisnahme gebeten:
Als Anlage übergibt das Bezirksamt eine Ergänzung zur BA-Vorlage 0916/IV Einschulungsuntersuchungen 2013/14: Vergleich von Marzahn-Hellersdorf und Berlin.
Komoß
Bezirksbürgermeister
Anlage
Dagmar Pohle
Bezirksstadträtin für Gesundheit und Soziales
Ergänzung
zur Einschulungsuntersuchung 2013/14
Marzahn-Hellersdorf und Berlin im Vergleich
- ausgewählte Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung 2013/14 -
Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin
Abt. Gesundheit und Soziales
Marion Augustin, QPK 2
Gesundheits- und Sozialberichterstattung
Vergleich Marzahn-Hellersdorf mit anderen Berliner Bezirken
Einleitung:
Durch die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales werden ausgewählte Ergebnisse der
Einschulungsuntersuchung der Berliner Bezirke und Prognoseräume ausgewertet1. Da diese Daten
zum Zeitpunkt des Erscheinens der bezirklichen Auswertung der Einschulungsuntersuchung nicht
vorlagen, werden sie hiermit nachgereicht. Im Folgenden werden die Ergebnisse für den Bezirk
Marzahn-Hellersdorf im Vergleich zu den anderen Bezirken bzw. dem Berliner Durchschnitt und den
Prognoseräumen der Stadt dargestellt.
Damit lassen sich die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchung Marzahn-Hellersdorf 20132
ergänzend zum bereits vorliegenden ESU-Bericht in den Gesamtberliner Kontext einordnen.
Methodik:
In der Auswertung der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales werden lediglich die Kinder
berücksichtigt, die erstmals untersucht werden. Rücksteller aus dem Vorjahr sind, anders als in der
bezirklichen Auswertung, nicht enthalten. Dementsprechend weichen die folgenden Werte etwas
von den Ergebnissen der bezirksinternen Auswertung ab.
Ergebnisse:
1. Bezirksvergleich
Wie in den Vorjahren weisen die Kinder in Marzahn-Hellersdorf im Vergleich zu den anderen
Bezirken in einer Vielzahl von Merkmalen bzw. Indikatoren schlechtere Werte auf. Das betrifft
sowohl die familiären und sozialen Umfeldfaktoren als auch die Testergebnisse des EntwicklungsScreenings.
Von allen Berliner Bezirken hatte Marzahn-Hellersdorf bei der ESU 2013 (wie schon 2012) den
höchsten Anteil
Alleinerziehender
fremd untergebrachter Kinder
an Kindern mit eigenem Fernsehgerät
von Kindern mit täglichem Fernsehkonsum
an Raucherhaushalten
In keinem Bezirk ist der Anteil von Kindern in der oberen Statusgruppe, d.h. erwerbstätige Eltern mit
hohem Bildungsstand, geringer als in Marzahn-Hellersdorf. Im Vorjahr war dieser Anteil nur in
Neukölln geringer, jetzt nicht mehr.
1
http://www.gsi-berlin.info/redirectA.asp?filename=TB0501010000201511.pdf
http://www.berlin.de/ba-marzahn-hellersdorf/politik-und-verwaltung/service-undorganisationseinheiten/qualitaetsentwicklung-planung-und-koordination-des-oeffentlichengesundheitsdienstes/downloads/#einschulungsuntersuchung
2
2
Die ungünstigen häuslichen Aufwachsbedingungen spiegeln sich auch in den Testergebnissen des
Entwicklungs-Screenings wider.
Die Kinder aus Marzahn-Hellersdorf wiesen bei den Tests zur Körperkoordination, zur Visuomotorik
und bei zwei von vier Sprachtests die schwächsten Ergebnisse aller Bezirke auf. Beim Test „Sätze
nachsprechen“ belegten sie den vorletzten Rang und bei der visuellen Wahrnehmung den
drittletzten Rang aller Bezirke. Aus dem Test „Sätze nachsprechen“ und den deutschen
Sprachkenntnissen wird der Indikator „Sprachdefizite“ gebildet. Der Anteil der Kinder mit
Sprachdefiziten liegt in Marzahn-Hellersdorf bei 29% (viertletzter Rang), obwohl der Anteil der Kinder
mit Migrationshintergrund mit 15% der drittniedrigste aller Bezirke ist (Berlin 32%). Die
Sprachdefizite der Kinder in Marzahn-Hellersdorf sind nicht – wie in Bezirken mit hohem
Migrantenanteil - auf unzureichende Deutschkenntnisse zurückzuführen. Abgesehen vom Ranking
sind auch die Prozentwerte zu beachten. So war der Anteil auffälliger Testergebnisse beim Sprechen
teilweise doppelt so hoch wie im Berliner Durchschnitt.
Exkurs: Sprachstandsfeststellung in Kitas und Kindertagespflege3
Eine Besserung scheint auch für die Zukunft nicht in Sicht. Die unzureichenden Sprachfähigkeiten, vor
allem der Kinder mit deutscher Muttersprache, zeigen sich bereits in der Kita bei den jährlichen
Sprachstandsfeststellungen. In 2014 wurden die Kinder des Jahrgangs 2009 getestet (Einschulung
erfolgt im Schuljahr 2015/16). Dabei wurde in Marzahn-Hellersdorf bei 16,5% aller
herkunftsdeutschen Kinder Sprachförderbedarf festgestellt. Das ist der höchste Wert aller Bezirke.
Der Berliner Durchschnitt liegt bei 8,5%! Bei den Kindern nichtdeutscher Herkunft lag der Anteil in
Marzahn-Hellersdorf bei 45,1%. Auch das ist der höchste Wert aller Bezirke. Der Berliner
Durchschnitt liegt bei 33,2%.
Nach wie vor sehr gut ist die Durchimpfungsrate der Kinder im Berlin-Vergleich. In 7 von 12
Impfungen wiesen die Kinder aus Marzahn-Hellersdorf die höchsten Impfraten auf.
Eine Übersicht über die einzelnen Indikatoren, den bezirklichen Wert im Vergleich zum Berliner
Durchschnitt und den entsprechenden Rangplatz des Bezirkes je Merkmal findet sich in der
folgenden Tabelle.
Bitte bei allen nachstehende Tabellen beachten: der höchste Wert erhält den höchsten Rangplatz
(Rang 1 von 12 Bezirken bzw. von 59 Prognoseräumen), wobei der höchste Wert oft negativ besetzt
ist (z.B. auffällige Ergebnisse beim Screening), aber nicht immer. Wenn das Merkmal positiv besetzt,
d.h. erstrebenswert ist, ist ein hoher Wert und damit ein hoher Rangplatz positiv (z.B. ein hoher
Anteil geimpfter Kinder oder ein hoher Anteil normalgewichtiger Kinder).
Auffällige Rangplätze wurden farblich unterlegt (positiv = grün, negativ = orange)
3
Quelle: SenBJW, Sprachstandsfeststellung Kinder in Kitas und Kindertagespflege – Auswertung 2014 -
3
Ausgewählte Ergebnisse im Überblick und im Vergleich zu Berlin
Gesundheitszustand Vorsorge
familiäres und soziales Umfeld
Sozialstatus
ESU 2013
Berlin
Marzahn-Hellersdorf Rang ... von 12
Bezirken
%
Merkmal
%
untere Statusgruppe
18,8
19,8
6
mittlere Statusgruppe
49,7
65,7
1
obere Statusgruppe
31,6
14,5
12
nichtdeutsche Herkunft
37,6
16,5
10
Alleinerziehend
24,4
36,7
1
Fremdunterbringung
0,9
1,7
1
mind. 1 Raucher im Haushalt
35,9
49,2
1
eigener Fernseher
10,4
17,6
1
täglicher TV-Konsum
91,1
95,1
1
tgl. TV-Konsum von über 2 Std.
5,0
7,9
1
Kitabesuch über 2 Jahre
87,8
86,3
5
kein Kitabesuch
2,0
2,9
4
U1 bis U8 vollständig
83,9
85,9
5
höchste Impfrate in 7 von 12 Impfungen
Impfstatus
8,9
10,7
4
Normalgewicht
81,8
80,3
11
Übergewicht (inkl. Adipositas)
9,2
8,9
7
Zähne versorgt
86,2
82,9
8
Zähne sanierungsbedürftig
8,9
10,1
6
abgefault oder Extraktion
4,9
7,0
3
Körperkoordination
14,1
18,4
1
Visuomotorik
20,2
29,8
1
visuelle Wahrnehmung
18,2
23,1
3
Mengenvorwissen
10,7
11,0
7
Pseudowörter nachsprechen
9,4
18,8
1
Wörter ergänzen
12,2
23,4
1
Sätze nachsprechen
14,3
25,7
2
Pluralbildung
11,5
13,8
5
Artikulation
30,2
35,4
3
unzureichende Deutschkenntnisse bei
Kindern nichtdeutscher Herkunft
9,2
10,5
3
Sprachdefizite*
25,5
29,4
4
Entwicklungssreening: auffällige
Ergebnisse
Untergewicht
* = kombinierter Indikator aus den Ergebnissen der Tests "Sätze nachsprechen" und Kinder nichtdeutscher Herkunft mit
unzureichenden Deutschkenntnissen
4
2. Prognoseräume4 im Vergleich
Für einige Merkmale hat die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales die Ergebnisse auch auf
Ebene der Prognoseräume ausgewertet. Dabei ist zu beachten, dass die Indikatoren nicht immer
identisch sind mit denen des Bezirksvergleichs.
Der Vergleich der Prognoseräume zeigt, dass die negativen Werte für den Bezirk auf die Ergebnisse
der Kinder in der Großsiedlung zurückzuführen sind. Gleichzeitig wird der große Unterschied
zwischen Siedlungsgebiet und Großsiedlung sichtbar.
Im Vergleich aller 59 Prognoseräume Berlins werden die nachteiligen häuslichen Bedingungen und
der hohe Anteil von Kindern mit auffälligen Testergebnissen im Entwicklungs-Screenig in der
Großsiedlung deutlich.
In keinem anderen Prognoseraum der Stadt leben die Kinder häufiger mit nur einem Elternteil, in
Raucherhaushalten und mit einem eigenen Fernseher als in der Großsiedlung Hellersdorf. Die
Großsiedlung Marzahn liegt nur knapp dahinter auf Rang 3 bzw. Rang 5 (eigenes TV-Gerät). Die
Siedlungsgebiete belegend hingegen hintere Ränge.
Überraschend ist der vergleichsweise geringe Anteil von Kindern mit einer Kita-Besuchsdauer von
über zwei Jahren. Im Vergleich der Prognoseräume belegt Hellersdorf Rang 53 (von 59), d.h. es gibt
nur sechs Prognoseräume in der Stadt, in denen dieser Anteil geringer ist. In Marzahn ist der Anteil
der Kinder mit über zweijährigem Kitabesuch etwas höher (Rang 48). Demgegenüber belegen die
Siedlungsgebiete bei diesem Indikator mit Rang 11 (Biesdorf) und 13 (Kaulsdorf/Mahlsdorf) vordere
Plätze.
Aufgrund einer hohen Durchimpfungsrate bei der Masernimpfung belegen die Siedlungsgebiete
vordere Ränge (4 und 8). Die Großsiedlungen sind mit Rang 13 (Hellersdorf) und 21 (Marzahn)
ebenfalls noch fast im vorderen Drittel platziert.
Aus dem Entwicklungs-Screening wurden zwei Tests auf Ebene der Prognoseräume berlinweit
ausgewertet: auffällige Werte bei der Visuomotorik und beim Test „Sätze nachsprechen“. Danach
belegt Hellersdorf bei beiden Tests Rang 3 von 59 Prognoseräumen, d.h. es gibt nur 2
Prognoseräume in der Stadt in denen mehr Kinder auffällige Werte bei diesen Tests aufwiesen.
Marzahn schnitt bei diesen Tests mit den Rängen 5 bzw. 7 nur unwesentlich besser ab. Auch beim
errechneten Indikator „Sprachdefizite“, der unzureichende Deutschkenntnisse berücksichtigt,
belegte Hellersdorf mit einem Anteil von 39% von Kindern mit Sprachdefiziten Rang 8. Dabei liegt der
Anteil von Kindern nichtdeutscher Herkunft in Hellersdorf gerade mal bei 14%. Marzahn mit einem
Anteil von 23% Kindern nichtdeutscher Herkunft liegt mit einem Anteil von 29% von Kindern mit
Sprachdefiziten auf Rang 18.
Eine Übersicht über die Indikatorenwerte und die daraus resultierende Rangfolge der einzelnen
Prognoseräume des Bezirks enthält die nachstehende Tabelle. Auffallend positive oder negative
Ränge wurden farblich unterlegt (positiv = grün, negativ = orange).
4
Es gibt in Berlin 60 Prognoseräume, einer blieb bei der ESU-Auswertung unberücksichtigt, da dort keine Kinder leben. In
Marzahn-Hellersdorf gibt es vier Prognoseräume: Marzahn, Hellersdorf, Biesdorf und Mahlsdorf/Kaulsdorf.
5
ESU 2013: Ausgewählte Ergebnisse der Prognoseräume (PGR) von Marzahn-Hellersdorf und Ranking im Vergleich zu anderen PGR in Berlin
Marzahn
Merkmal
Hellersdorf
Biesdorf
Mahlsdorf/Kaulsdorf
%
Rang… von
59 PGR
%
Rang… von
59 PGR
%
Rang… von
59 PGR
%
Rang… von
59 PGR
nichtdeutsche Herkunft
23,3
36
14,1
44
10,6
51
5,8
58
Alleinerziehend
42,4
3
47,5
1
12,4
56
16,4
51
Mindestens 1 Raucher im Haushalt
55,1
3
58,4
1
26,4
45
27,4
41
eigener Fernseher
20,2
5
23,1
1
4,4
46
6,3
35
Kitabesuch über 2 Jahre
85,0
48
82,5
53
94,1
11
93,9
13
U8 vorhanden
95,5
18
94,9
25
97,2
10
96,6
14
Masernimpfung
93,2
21
94,5
13
95,6
4
95,0
8
Übergewicht (inkl. Adipositas)
8,4
30
12,7
11
5,9
43
4,6
54
Zähne unversorgt
20,3
12
20,0
13
9,6
35
6,1
44
32,5
5
35,4
3
16,9
37
17,4
34
23,8
7
36,1
3
9,4
40
17,9
16
Kinder mit Migrationshintergrund und unzureichenden
Deutschkenntnissen von Kind und begleitetem Elternteil*
28,6
23
34,9
12
/
Sprachdefizite**
29,0
18
39,3
8
12,4
familiäres und
soziales Umfeld
Vorsorge
Gesundheitszustand
Visuomotorik
Entwicklungssreening: auffällige
Ergebnisse
Sätze nachsprechen
/
45
* 8 PGR in Berlin sind entfallen, da es dort weniger als 30 Kinder gab, so dass bei diesem Indikator nur 51 PGR berücksichtigt sind
** kombinierter Indikator aus den Ergebnissen der Tests "Sätze nachsprechen" und Kinder nichtdeutscher Herkunft mit unzureichenden Deutschkenntnissen
/ weniger als 30 Kinder im PGR
6
18,5
34