Daten
Kommune
Berlin Tempelhof-Schöneberg
Dateiname
Antrag.pdf
Größe
82 kB
Erstellt
14.03.16, 15:21
Aktualisiert
28.01.18, 00:47
Stichworte
Inhalt der Datei
Drucksachen
der Bezirksverordnetenversammlung
Tempelhof-Schöneberg von Berlin
XIX. Wahlperiode
Ursprung: Antrag, Die Fraktion der CDU
Beratungsfolge:
Gremium
Datum
16.12.2015 Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin
Antrag
Drucks. Nr:
1758/XIX
Die Fraktion der CDU
Erinnerung an Dr. Kurt Gudell prüfen
Die Bezirksverordnetenversammlung wolle beschließen:
Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht das Bezirksamt zu prüfen, ob mit einer
Gedenktafel am Gebäude in der Potsdamer Straße 186 an Dr. Kurt Gudell erinnert werden
kann. Sollte dies nicht möglich sein, wird das Bezirksamt gebeten, alternative Formen einer
Würdigung aufzuzeigen.
Begründung:
Dr. Kurt Gudell (03.10.1898 - 19.08.1964), Wirtschaftsjurist und Mitglied der Deutschen
Volkspartei, war von Dezember 1934 bis Februar 1935 wegen des Verdachts homosexueller
Handlungen im KZ Lichtburg in Haft. Im März 1936 wurde er erneut verhaftet und Ende 1937
durch das Landgericht Berlin zu vier Monaten Gefängnis nach § 175 StGB verurteilt. Es
folgten die Aberkennung des Doktortitels, der Entzug der Staatsbürgerschaft (1940) und die
Konfiszierung seines Eigentums.
Ab dem Jahr 1952 lebte er in Berlin, kämpfte um seine Anerkennung als NS-Opfer und um
Wiedergutmachung und seine Rehabilitation (Urteilsaufhebung; Wiedererlangung der
Doktorwürde) und Entschädigung (für Haft, Flucht, Eigentumsverlust, Gesundheitsschäden).
Er lebte von Sozialhilfe, erlebte Nervenzusammenbrüche und kämpfte doch unermüdlich
weiter: 1954 erfuhr er die Anerkennung als politisch Verfolgter, ab 1955 erhielt er
Entschädigungszahlungen, 1956 gelang ihm die Wiedererlangung des Doktortitels.
Der unermüdliche Kampf von Dr. Kurt Gudell um Wiedergutmachung für erlittenes NSUnrecht und persönliche Rehabilitierung ist außergewöhnlich und steht trotzdem
exemplarisch für eine Vielzahl von Rosa-Winkel-Häftlingen, die unter der ausbleibenden
Anerkennung gelitten haben. Dr. Gudell stritt beharrlich mit Gerichten und vor allem mit dem
Berliner Entschädigungsamt, welches seinen Sitz in der Potsdamer Straße 186 hatte. Er
wandte sich an Oberbürgermeister, Parteienvertreter, Organisationen der NS-Verfolgten wie
auch an Schweizer Organisationen, um Gerechtigkeit zu erlangen. Und das alles trotz
erheblicher Gesundheitsschäden, trotz des Vorwurfs, er sei ein notorischer Querulant und
Psychopath, und trotz seiner finanziellen Notlage als Arbeitsloser – weil er aufgrund der NSStrafe und verweigerter Rehabilitierung keine Arbeit als Jurist finden konnte. Und: Er hatte
kurz vor Eintritt ins Rentenalter schließlich Erfolg, auch das ist einzigartig in Berlin.
Abstimmungsergebnis:
beschlossen:
abgelehnt:
überwiesen:
Quelle: Dr. Jens Dobler, Dr. Christiane Leidinger, Andreas Pretzel; Persönlichkeiten in Berlin 18252006
Berlin, den 08.12.2015
Herr Olschewski, Ralf
Frau Marx, Denise
Die Fraktion der CDU
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