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Anlage 1 - Brandschutzbedarfsplan.pdf

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Daten

Kommune
Köln
Dateiname
Anlage 1 - Brandschutzbedarfsplan.pdf
Größe
11 MB
Erstellt
22.12.16, 05:37
Aktualisiert
24.01.18, 04:51

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Inhalt der Datei

Der Oberbürgermeister Stadt Köln Berufsfeuerwehr - Amt für Feuerschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz Anlage 1 Brandschutzbedarfsplan für die Stadt Köln Erstellt im Jahr 2014 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Inhaltsverzeichnis Brandschutzbedarfsplan 2014 0 Inhaltsverzeichnis 1 Hinweise für Leserinnen und Leser 6 Zusammenfassung „ Für den eiligen Leser“ 7 Abkürzungsverzeichnis 12 Einleitung 14 HAUPTTEIL A – RISIKOBETRACHTUNG FÜR KÖLN 1 Die Stadt Köln 20 2 Risiken und Schadensfälle 23 2.1 Risiken in Gebieten mit Wohnbebauung 24 Risiken in Gewerbegebieten und Mischbebauung Brände Technische Hilfeleistungen Umweltschutzeinsätze 28 31 31 32 Risiken in Anlagen der Großindustrie 33 Risiken auf Verkehrsflächen Straße Schiene Häfen und Wasserstraßen Flughafen Köln-Bonn 36 37 39 42 44 2.5 Andere Gefährdungslagen 46 2.6 Interkommunaler Vergleich 53 3 Einsatzstatistik 57 3.1 Brandschutz 60 3.2 Technische Hilfeleistungen 62 3.3 Umweltschutzeinsätze 63 3.4 Fehlalarme 64 3.5 Großschadensereignisse / Katastrophen 66 2.2 2.2.1 2.2.2 2.2.3 2.3 2.4 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 Seite 1 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Inhaltsverzeichnis Brandschutzbedarfsplan 2014 HAUPTTEIL B – GEFAHRENABWEHR IN KÖLN 4 Die Feuerwehr Köln 67 4.1 Aufgaben der Feuerwehr Köln 68 Operative Organisation Die Standorte der Berufsfeuerwehr Die Basiseinheiten der Berufsfeuerwehr Das Führungssystem der Berufsfeuerwehr Die Sondereinheiten der Berufsfeuerwehr Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr Basiseinheiten der Freiwilligen Feuerwehr Sonderaufgaben der Freiwilligen Feuerwehr Führungsdienst der Freiwilligen Feuerwehr 68 70 71 72 74 78 79 80 81 83 Administrative Organisation Verwaltung Abteilung Gefahrenabwehr I und Zentrale Einsatzorganisation Abteilung Gefahrenabwehr II und Technik und Gebäude Abteilung Gefahrenabwehr III und Informationssysteme Abteilung Rettungsdienst Abteilung Gefahrenvorbeugung Freiwillige Feuerwehr: Stabsstelle Grundsatzangelegenheiten Sprecher FF, Jugendfeuerwehr, Stadtfeuerwehrverband Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Stabsstelle Städtisches Krisenmanagement 84 84 85 87 90 90 92 93 5 Beteiligte Organisationen 99 5.1 Nichtöffentliche Feuerwehren, Werkfeuerwehren 99 5.2 Hilfsorganisationen 101 5.3 Technisches Hilfswerk (THW) 101 5.4 Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) 103 5.5 Nachbarfeuerwehren 104 5.6 Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) 104 6 Die Schutzziele von 1996 und deren Erfüllung 105 Die Kölner Schutzziele für Einsätze von 1996 Definition, Raumbezug, Einsatzstichworte Personelle Besetzung des Löschzugs – Dienstplanmodelle Auswertung der Fahrzeiten – Abgleich 1995 zu 2008 / 2012 Ergebnis und Bewertung der Auswertungen Fehleranalyse durch Auswertung mit verbesserten Methoden 106 107 109 112 114 115 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 4.2.5 4.2.6 4.2.7 4.2.8 4.2.9 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 4.3.5 4.3.6 4.3.7 4.3.8 4.3.9 6.1 6.1.1 6.1.2 6.1.3 6.1.4 6.1.5 Seite 2 95 96 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Inhaltsverzeichnis Brandschutzbedarfsplan 2014 6.1.6 6.2 6.3 6.3.1 6.3.2 6.3.3 Erfüllung der Schutzziele in 2008 und 2012 116 Die Kölner Schutzziele von 1996 für die Leitstelle 119 Zusammenfassung der Ergebnisse, abschließende Bewertung Brandschutz / Kritischer Wohnungsbrand Technische Hilfeleistung Leitstelle 121 121 122 122 HAUPTTEIL C – SCHUTZZIELE JETZT UND KÜNFTIG 7 Die Schutzziele von 2014 124 7.1.1 7.1.2 Stand der Technik in der Bedarfsplanung AGBF-Schutzziele von 1998 Anpassung der Kölner Schutzziele an den AGBF-Standard 126 126 128 7.2.1 7.2.2 7.2.3 Schutzzieldefinition der Stadt Köln 2014 für Einsätze Kritischer Wohnungsbrand Technische Hilfe Einsatzleitung und Führungssystem 130 130 134 136 7.3.1 7.3.2 Anwendung der neuen Schutzziele auf die Jahre 2008 und 2012 Definition von Zeiten in den AGBF-Schutzzielen Auswertung der Daten – Erreichungsgrad Hilfsfrist 138 138 141 7.4.1 7.4.2 7.4.3 7.4.4 Handlungsbedarf Handlungsbedarf hinsichtlich des Löschzugkonzepts Handlungsbedarf hinsichtlich der Einsatzleitung Handlungsbedarf hinsichtlich der Hilfsfristen Handlungsbedarf hinsichtlich TLF 8 und TLF 14 146 146 147 147 151 Schutzziele für die Leitstelle 2014 154 Schutzziele für den Bevölkerungsschutz 2014 Stadtweite Planungen für Großschadensereignisse Führungsorganisation – Unterstützung durch Stäbe Katastrophenschutz und Überörtliche Hilfe Warnung und Information der Bevölkerung Zivile Verteidigung Zusammenfassung der Schutzziele im Bevölkerungsschutz 155 155 156 159 160 161 162 Personalausfallfaktor im Einsatzdienst 163 Personalausfallfaktor auf den Feuer- und Rettungswachen Mögliche Arbeitszeiten nach Arbeitszeitverordnung Ausfallzeiten von der Arbeit Abwesenheit vom Einsatzdienst 163 164 164 165 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 7.6.1 7.6.2 7.6.3 7.6.4 7.6.5 7.6.6 8 8.1 8.1.1 8.1.2 8.1.3 Seite 3 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Inhaltsverzeichnis Brandschutzbedarfsplan 2014 8.1.4 8.1.5 Vergleichszahlen Zusammenfassende Prognose 165 170 8.2 Personalausfallfaktor in der Leitstelle 172 8.3 Der Personalausfallfaktor des Führungsdienstes der Branddirektion 172 9 Zu erwartende Veränderungen der Randbedingungen 174 9.1 Entwicklung der Stadt Köln 174 9.2 Entwicklungen im Bau- und Verkehrswesen 177 Demografische Entwicklungen Einsatzspektrum Personalgewinnung 178 178 179 9.4 Einsatzzahlen 179 9.5 Großschadensereignisse, Katastrophen 179 9.6 Beteiligte Organisationen 180 9.7 Kommunikation mit der Bevölkerung 181 9.8 Entwicklung der Einsatztechnik, Löschwasserbereitstellung 181 9.3 9.3.1 9.3.2 HAUPTTEIL D – DER WEG IN DIE ZUKUNFT 10 Erforderliche Maßnahmen 182 M1 M2 M3 M4 M5 M6 M7 M8 Maßnahmen zur Optimierung des Einsatzdienstes Schnellere Basisabdeckung Schutzzielstufe 1 Schnellere Basisabdeckung Schutzzielstufe 2 Verstärkter Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Verringerung der Ausfallzeiten der Löschgruppenfahrzeuge Schnelleres Ausrücken aus den Feuerwachen Anpassung des Personalfaktors Einführung der Zentralen Brandschutzfortbildung Erhöhung der Verfügbarkeit von Einsatzleitern (BVA) 183 183 184 185 187 188 188 189 189 M9 M10 Maßnahmen zur Optimierung des Bevölkerungsschutzes Optimierung der Führungsfähigkeit Optimierung des Bevölkerungsschutzes 190 190 191 M11 M12 Maßnahmen zur Optimierung der Führungseinrichtungen/Leitstelle Verbesserung der Prozesse in der Leitstelle, Voralarm Einführung der S6- Funktion in der Leitstelle 192 192 196 10.1 10.2 10.3 Seite 4 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Inhaltsverzeichnis Brandschutzbedarfsplan 2014 M13 M14 10.4 M15 M16 M17 M18 M19 10.5 Optimierung der Führungsarbeit in Krisenstab, Einsatzleitung und Stäben Verbesserung der Bevölkerungsinformation 196 197 Notwendige Maßnahmen in der Branddirektion Aufarbeiten der „ Restbestände“ Anpassung der Personalausstattung in der Verwaltungsabteilung 370 Anpassung der Personalausstattung bei der Feuerwehrund Rettungsdienstschule Anpassung der Personalausstattung in Werkstätten und in der Beschaffungsstelle von 372 Optimierung der Personalwirtschaft im Einsatzdienst 198 198 199 199 Stellenplanmäßige Auswirkungen 201 ANHÄNGE A-1 Schutzzieldefinition der AGBF A-2 Rechtsgutachten der Stadt Düsseldorf zum Flughafenbrand A-3 Fehlerbetrachtung zur Einsatzanalyse (Kapitel 6) A-4 Bearbeitungszeiten in der Leitstelle A-5 Betrachtung zu den TLF 8, 14 und 7 A-6 Aus- und Fortbildungen bei der Berufsfeuerwehr A-7 Stellenplanmäßige Auswirkungen des BBP A-8 Berechnungsgrundlagen Personalausfallfaktor A-9 Grundlagen der Personalbemessung einer Berufsfeuerwehr Seite 5 199 200 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Hinweise für Leserinnen und Leser Brandschutzbedarfsplan 2014 Hinweise für Leserinnen und Leser In diesem Brandschutzbedarfsplan sind eine Fülle von Informationen über die Feuerwehr Köln und ihre Leistungen zusammengefasst. Es werden Analysen vorgestellt und Prognosen erstellt. Je nach Interessenslage bieten sich 4 Möglichkeiten zur Lektüre an: Für Eilige Hier bietet sich die „ Zusammenfassung“ (Umfang 5 Seiten) direkt hinter diesem Vorblatt an. Kurzfassung Zusätzlich zur Gesamtzusammenfassung werden das Inhaltsverzeichnis, die Einleitung und die Zusammenfassungen zu Beginn jedes Kapitels empfohlen. Der Gesamtumfang beträgt ca. 15 Seiten. Der komplette Brandschutzbedarfsplan Auf ca. 180 Seiten sind alle Sachverhalte ausführlich dargestellt. Für Expertinnen und Experten – die Anhänge Auf weiteren ca. 60 Seiten werden Hintergründe auch rechtlicher und mathematischer Art dargestellt. Seite 6 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Zusammenfassung Brandschutzbedarfsplan 2014 Zusammenfassung Der bisher für die Stadt Köln gültige Brandschutzbedarfsplan (BBP) wurde am 10.12.1996 durch den Rat der Stadt beschlossen. Er war bundesweit einer der ersten BBP und basierte auf den „ Kölner Schutzzielen“ . Diese legten fest, dass für bestimmte bemessungsrelevante Einsatzszenarien innerhalb von 8 Minuten Fahrzeit eine definierte Anzahl von Einsatzkräften vor Ort sein soll, und zwar in 95% aller Fälle. Im Kapitel 6 dieses Brandschutzbedarfsplanes wird anhand der Daten des Jahres 2008 und 2012 dargestellt, wie diese „ Kölner Schutzziele“ erreicht wurden. Zwischenzeitlich wurde, basierend auf den „ Kölner Schutzzielen von 1996“ durch die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) ein „ AGBFSchutzziel“ definiert, das heute bundesweit bei den Berufsfeuerwehren eingeführt ist und den Status einer Technischen Regel besitzt. Dieses Schutzziel besagt, dass für den Fall des Kritischen Wohnungsbrandes mit Menschengefährdung 9,5 Minuten nach Beginn der Notrufabfrage 10 Einsatzkräfte vor Ort sein sollen und nach weiteren 5 Minuten 6 zusätzliche Einsatzkräfte. Dieses Ziel soll in 95% aller Fälle erreicht werden. Im 7. Kapitel dieses BBP wird anhand der Daten der Jahre 2008 und 2012 dargestellt, wie das AGBF- Schutzziel erreicht worden wäre. Unter Berücksichtigung der Datenanalyse bezüglich des künftig auch für Köln verbindlichen AGBF- Schutzzieles, weiterer Schutzziele (z.B. auch des Krisenmanagements) und einer Risikoprognose für die Stadt Köln innerhalb der nächsten Jahre werden dann Maßnahmen dargestellt, die erforderlich sind, um Detailverbesserungen anzubringen. Eine einleitende ausführliche Darstellung des Risikos innerhalb der Stadt Köln und der Organisation von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr Köln runden den Brandschutzbedarfsplan ab. Seite 7 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Zusammenfassung Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Kölner Schutzziele von 1996 und deren Erreichung Diese Schutzziele bezogen sich auf den kritischen Wohnungsbrand, die Technische Hilfeleistung mit und ohne Rüstzug sowie den Gefahrstoffeinsatz. Relevante Zeit war die Fahrzeit (gemessen zwischen Ausrücken aus der Feuerwache und Eintreffen an der Einsatzstelle), relevante Leistungsgröße war die Anzahl der Einsatzkräfte. Der vorgegebene Zielerreichungsgrad lag bei 95%. Ein Vergleich der Auswertungen zum statistisch relevanten „ Kritischen Wohnungsbrand“ von 1995 und 2008/2012 zeigt: • Die 8 Minuten-Fahrzeit des ersteintreffenden LF wurde zu über 95% (1995 = 96,76%) erreicht, die des 2. LF zu über 98% (1995 = 97,77%). Dies bedeutet, dass die Feuerwachen der Berufsfeuerwehr am richtigen Platz sind. • Das Ziel, 10 Einsatzkräfte nach 8 Minuten Fahrzeit an der Einsatzstelle verfügbar zu haben, wurde 2008 in über 90% erreicht (1995 in 43%), nach 13 Minuten Fahrzeit waren in über 98% der Einsätze 15 Einsatzkräfte vor Ort (1995 97,8%). Hier zeigt sich sehr deutlich die höhere Personalverfügbarkeit durch verbesserte Stellenbesetzung und ein neues Dienstplanmodell. Die Schutzzielerreichungsgrade in der Technischen Hilfeleistung sind niedriger wie im Brandschutz, da die Einsatzstellen weiter außerhalb liegen und gerade bei schweren Verkehrsunfällen die Einsatzkräfte sich durch lange Staus kämpfen müssen. Durch die Verlegung des Rüstzuges von der Feuerwache Deutz zur Feuerwache Marienburg und der damit verbundenen Neuzuweisung der Ausrückebereiche konnten die Eintreffzeiten der Rüstzüge deutlich verbessert werden. Die aktuellen AGBF-Schutzziele und weitere Schutzziele für Köln 2014 Die aktuellen AGBF- Schutzziele beziehen sich ausschließlich auf den „ Kritischen Wohnungsbrand“ , also den Zimmerbrand in einem Obergeschoß eines Wohnhauses mit mehreren Nutzungseinheiten mit der Tendenz zur Brandausbreitung und Seite 8 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Zusammenfassung Brandschutzbedarfsplan 2014 der Notwendigkeit der Menschenrettung über Leitern der Feuerwehr. In 95% der Fälle soll unter Berücksichtigung der Erträglichkeit von Kohlenmonoxid im menschlichen Organismus 13 Minuten nach Brandentstehung die Feuerwehr mit 10 Einsatzkräften vor Ort sein, nach weiteren 5 Minuten mit zusätzlichen 6 Einsatzkräften. In diesen Zeiten sind als Planungsgrößen enthalten: • Meldezeit 3,5 Minuten (Entdecken des Brandes bis Annahme Notruf bei der Feuerwehr) • Bearbeitungszeit in der Leitstelle 1,5 Minute • Ausrückezeit auf der Feuerwache 1 Minute • Anfahrtzeit 7 Minuten Bereits heute soll allerdings im Vorgriff auf eine von der AGBF geplante Änderung des Zielerreichungsgrad von 95% auf 90% ausgegangen werden. Dies geschieht auch im Hinblick auf internationale Standards und die derzeitige Rechtssprechung, wonach ein Zielerreichungsgrad von 90% als Beleg für ein ordnungsgemäß funktionierendes System dieser Art gilt. Das Schutzziel „ 10 Einsatzkräfte in 13 Minuten“ wurde im Jahr 2008 zu 82,52% erreicht, in 2012 sogar zu 83,91%. Das Schutzziel „ 16 Einsatzkräfte in 18 Minuten“ wurde in 2008 zu 94,07% erreicht, 2012 zu 96,05%, allerdings mit 15 anstatt mit 16 Einsatzkräften. Jeweils unter der (nicht überprüften) Annahme, dass die Meldezeit tatsächlich 3,5 Minuten betragen hat. Es ergibt sich deswegen die Notwendigkeit, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Bearbeitungszeiten in der Leitstelle zu reduzieren und die Ausrückezeiten auf den Feuerwachen zu optimieren. Zusätzlich sind die auf den Feuerwachen Ostheim und Lövenich stationierten Einheiten durch ein ständig besetztes Tanklöschfahrzeug zum kompletten Löschzug zu ergänzen. Die Analyse zeigt allerdings auch, dass die jetzt von 8 auf 7 Minuten verkürzte Zeit für die Anfahrt in den Stadtrandgebieten häufig nicht realisiert werden kann. Deswegen kommt hier der Freiwilligen Feuerwehr eine besondere Bedeutung zu, die entsprechend zu berücksichtigen ist. Die Situation in diesen Bereichen ist zu beobachten. Neben diesem Schutzziel für den „ Kritischen Wohnungsbrand“ sind weitere Ziele für Technische Hilfe, Einsatzleitung und Logistik, Leitstelle und Krisenmanagement zu erfüllen, die Auswirkungen auf den Personalbestand und die Ausstattung haben. Seite 9 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Zusammenfassung Brandschutzbedarfsplan 2014 Maßnahmenkatalog Unter Berücksichtigung eines sich eher verdichtenden Risikos in einer wachsenden Stadt werden primär folgende Maßnahmen für erforderlich gehalten: Maßnahmen zur Optimierung des Einsatzdienstes - Schnellere Basisabdeckung Schutzzielstufe 1 - Schnellere Basisabdeckung Schutzzielstufe 2 - Verstärkter Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr - Verringerung der Ausfallzeiten der Löschgruppenfahrzeuge - Schnelleres Ausrücken aus den Feuerwachen - Anpassung des Personalfaktors - Einführung der Zentralen Brandschutzfortbildung - Erhöhung der Verfügbarkeit von Einsatzleitern Maßnahmen zur Optimierung des Krisenmanagements - - Optimierung der Führungsfähigkeit - - Optimierung des Bevölkerungsschutzes Maßnahmen zur Optimierung der Führungseinrichtungen/Leitstelle - Verbesserung der Prozesse in der Leitstelle, Voralarm - Einführung der S6- Funktion in der Leitstelle - Optimierung der Führungsarbeit in Krisenstab, Einsatzleitung und Stäben - Verbesserung der Bevölkerungsinformation Notwendige Maßnahmen in der Branddirektion - Aufarbeiten der „ Restbestände“ - Anpassung der Personalausstattung der Personalstelle von 370 - Anpassung der Personalausstattung der Feuerwehr- und Rettungsdienstschule - Anpassung der Personalausstattung in Werkstätten und in der Beschaffungsstelle von 372 - Optimierung der Personalwirtschaft im Einsatzdienst - Konsequenzen der Maßnahmen des BBP 2014 für das Krisenmanagement Seite 10 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Zusammenfassung Brandschutzbedarfsplan 2014 Im Ergebnis bedeutet dies eine Zusetzung von über 100 Stellen. • 40% der Stellen zum Angleichen des Personalausfallfaktors an die derzeitigen gesetzlichen und betrieblichen Erfordernisse, • 25% der Stellen zur Erreichung einer gleichmäßigen Vorhaltung der Einsatzkräfte für den kritischen Wohnungsbrand, • 15% der Stellen zur Optimierung der Einsatzführungsfähigkeit, • 20% der Stellen für die Branddirektion, um den Einsatz des zusätzlichen Personals und neu hinzugekommene oder verstärkt nachgefragte Aufgaben abdecken zu können. Insgesamt zeigt die detaillierte Auswertung der Einsätze der Feuerwehr Köln ein funktionierendes System, das die im letzten Brandschutzbedarfsplan 1996 definierten Schutzziele gut erreicht. Durch die Anpassung der Kölner Schutzziele an den heute üblichen Standard der AGBF-Schutzziele ergibt sich Handlungsbedarf. Allerdings ist festzustellen, dass die Feuerwehr Köln bereits jetzt die AGBF-Schutzziele weit besser erfüllt als vergleichbare Feuerwehren. Seite 11 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Abkürzungsverzeichnis Brandschutzbedarfsplan 2014 Abkürzungsverzeichnis Im Text verwendete Abkürzungen AAO Alarm- und Ausrückeordnung EL Einsatzleiter AB Abrollbehälter ELP Einsatzleitplatz ABC Atomare, Biologische, Chemische…. ELR Einsatzleitrechner ELW Einsatzleitwagen AB-D Abrollbehälter Dekontamination EStW Einsatzstichwort Abb. Abbildung EW Einwohner AG Aktiengesellschaft Fa. Firma AGBF Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren Deutschlands FF Freiwillige Feuerwehr ASB Arbeiter-Samariter-Bund FLB Feuerlöschboot ATF Analytische Task Force (Analyseeinheit des Bundes) FMD Fernmeldedienst FF FME Funkmeldeempfänger BImSchG Bundesimissionsschutzgesetz FMS Funkmeldesystem BBP Brandschutzbedarfsplan FSHG BF Berufsfeuerwehr BOS Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetz „Gesetz über den Feuerschutz und die Hilfeleistung bei Unglücksfällen und öffentlichen Notständen“ B- Rohr Strahlrohr mit hoher Wasserlieferung FüFa Führungsfahrzeug, Führungsfahrzeuge BS Brandschutz Fw Feuerwehr BvA Beamter vom Alarmdienst FW Feuerwache ca. zirka FWA Feuerwehranhänger C- Rohr Strahlrohr mit mittlerer Wasserlieferung FwDV Feuerwehrdienstvorschrift FwK Feuerwehrkran DG Dachgeschoß gDFeu DIN Deutsches Institut für Normung gehobener feuerwehrtechnischer Dienst DL, DLK Drehleiter GenTG Gentechnik-Gesetz DLRG Deutsche LebensrettungsGesellschaft ggf. gegebenenfalls GGVBin DRK Deutsches Rotes Kreuz Gefahrgutverordnung Binnenschifffahrt EAL Einsatzabschnittsleiter GGVE Gefahrgutverordnung Eisenbahn EG Erdgeschoß GGVS Gefahrgutverordnung Straße Seite 12 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Abkürzungsverzeichnis Brandschutzbedarfsplan 2014 MHD Malteser-Hilfsdienst Mio. Million, Millionen MTF Mannschaftstransportfahrzeug NEF Notarzteinsatzfahrzeug NW, NRW Nordrhein-Westfalen o.ä. oder ähnliche, oder ähnliches OG Obergeschoß OvA Oberbeamter vom Alarmdienst PASS Personenauskunftsstelle PSU Psychosoziale Unterstützung RettG Rettungsgesetz Höhenrettungsgruppe der BF RD Rettungsdienst ICE Inter-City-Express RTB Rettungsboot IuK Information und Kommunikation RTW Rettungswagen JUH Johanniter-Unfall-Hilfe RW Rüstwagen Kap. Kapitel SichVO Sicherstellungsverordnung KatS Katastrophenschutz sog. sogenannte, sogenannter KatSG Katastrophenschutzgesetz STEB Stadtentwässerungsbetriebe KHD Firma Klöckner-Humboldt-Deutz SW Schlauchwagen km Kilometer t Tonne, Tonnen KTW Krankentransportwagen Tab. Tabelle KVB Kölner Verkehrsbetriebe TH Technische Hilfe, Technische Hilfeleistung l Liter THW Technisches Hilfswerk LG Löschgruppe der Freiwilligen Feuerwehr TLF Tanklöschfahrzeug LF Löschgruppenfahrzeug TRO, PTLF Tanklöschfahrzeug mit Pulver LUF Löschunterstützungsfahrzeug TS Tragkraftspritze LZ Löschzug u.a. und anderes, unter anderem L5 Kurzbezeichnung für das Dienstfahrzeug des Amtsleiters der Feuerwehr Köln USD Umweltschutzdienst FF u.U. unter Umständen VO Verordnung WF Werkfeuerwehr WLF Wechselladerfahrzeug GGVSee Gefahrgutverordnung Seeschifffahrt GSG Gefährliche Stoffe und Güter GTLF Großtanklöschfahrzeug GW-A Gerätewagen Atemschutz GW-B Gerätewagen Bienen GW-G Gerätewagen Gefahrgut GW-H Gerätewagen Höhenrettung GW-TR Gerätewagen Tierrettung GW-W Gerätewagen Wasserrettung hDFeu höherer feuerwehrtechnischer Dienst HRG m Meter MANV Massenanfall von Verletzten mDFeu mittlerer feuerwehrtechnischer Dienst Seite 13 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einleitung – Kap. 0 Brandschutzbedarfsplan 2014 0 Einleitung In diesem Kapitel erfahren Sie, wie Brandschutzbedarfsplanung abläuft und welche einzelnen Vorgänge sie umfasst. In einer rechtlichen Würdigung ist dargestellt, dass der Begriff „örtliche Verhältnisse“ als Maßstab für die Größe einer Feuerwehr sich auf das Risikopotential bezieht und nicht auf die finanziellen Verhältnisse der Kommune. Es wird die Grobgliederung des Planes dargestellt in - A – Risikobetrachtung für Köln - B – Gefahrenabwehr in Köln - C – Schutzziele jetzt und künftig - D – Der Weg in die Zukunft Wie jede andere kommunale Dienstleistung muss auch die Feuerwehr regelmäßig „ auf den Prüfstand“ gestellt werden. Der IST-Zustand muss analysiert und mit dem erforderlichen SOLL-Zustand verglichen werden. Daraus ergeben sich dann Maßnahmen, um die Feuerwehr zukunftsfähig zu machen. Im Rahmen der Analyse sind einerseits die bisherigen Leistungen der Feuerwehr (Output) zu betrachten, anderseits die hauptsächlichen Einflussgrößen, die auf eine Feuerwehr wirken: - Das Risiko - Die Schutzziele - Die gültigen Regelwerke (Normen, Dienstvorschriften etc.) Alle diese Vorgänge werden unter dem Begriff „ Brandschutzbedarfsplanung“ zusammengefasst. Seite 14 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einleitung – Kap. 0 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 0-1 ABLAUFSCHEMA UND EINFLUSSGRÖSSEN BEI DER BRANDSCHUTZBEDARFSPLANUNG 0.1 Rechtliche Grundlagen Nach § 1 des Gesetzes über den Feuerschutz und die Hilfeleistung NRW (FSHG) unterhalten die Gemeinden den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehren, um Schadenfeuer zu bekämpfen sowie bei Unglücksfällen und bei solchen öffentlichen Notständen Hilfe zu leisten, die durch Naturereignisse, Explosionen oder ähnliche Vorkommnisse verursacht werden. Das FSHG geht vom Örtlichkeitsprinzip aus. Das bedeutet, dass die örtliche Gemeinde für die Bekämpfung von Schadenfeuern und für die technische Hilfeleistung zunächst allein zuständig ist (siehe auch Klaus Schneider, Kommentar zum Feuerschutzhilfegesetz Nordrhein-Westfalen, § 1 Rdnr. 1.2.1). Da Feuerwehren zum Einsatz in Gefahrensituationen bestimmt sind, muss ihre Einrichtung nach Planung, Organisation (Standort, technische Ausrüstung, Führung, Personal) und Übungsstand eine den möglichen Gefahrensituationen angemessene Funktionstüchtigkeit gewährleisten. Zu den Amtspflichten einer Gemeinde gehört das Unterhalten einer jederzeit leistungsstarken und einsatzfähigen Feuerwehr. Wird hierge- Seite 15 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einleitung – Kap. 0 Brandschutzbedarfsplan 2014 gen verstoßen, so kann ein Organisationsmangel vorliegen, der strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. Hinsichtlich des personellen Aufstellens einer Feuerwehr sind 1982 die Richtlinien über die Stärke und Gliederung einer Feuerwehr aufgehoben worden sind. Es obliegt daher jetzt jeder Gemeinde, in eigener Zuständigkeit hierüber zu entscheiden. Es muss sichergestellt sein, dass das örtlich vorhandene Gefährdungspotenzial durch eine entsprechend leistungsfähige Feuerwehr beherrscht werden kann. Die Gemeinde muss grundsätzlich festlegen, in welcher Hilfsfrist (Zeitdifferenz zwischen dem Beginn der Notrufabfrage und dem Eintreffen des ersten Feuerwehrfahrzeuges an der Einsatzstelle) den in Not geratenen Bürgern geholfen werden soll. Danach richtet sich auch die personelle Stärke. Auch die flächenmäßige Größe einer Gemeinde hat erheblichen Einfluss auf die Personalstärke. Die Gemeinde trägt die volle alleinige Verantwortung für die den örtlichen Verhältnissen angepasste Feuerwehrgröße. Stellt sich bei einem besonders großen Brand oder Unglücksfall heraus, dass die von der Gemeinde vorgehaltene Feuerwehrstärke nicht ausreicht, ist es denkbar, dass den Verantwortlichen in Rat und Verwaltung diese Versäumnisse vorgehalten werden (Amtshaftung – ggf. auch durch Unterlassen). Nach § 4 des FSHG nehmen die Gemeinden die Aufgaben nach diesen Gesetzen als Pflichtaufgaben zur Erfüllung nach Weisung wahr. Dies bedeutet, dass der Gemeinde bei der Erfüllung dieser Aufgabe ein gewisser Ermessensspielraum zusteht, solange im Rahmen der Aufsicht des Staates besondere Weisungen nicht erteilt sind. Die Weisungen können im Einzelfall praktisch den Charakter der Fachaufsicht einnehmen, d. h. unter den Voraussetzungen des § 33 FSHG auch „ Zweckmäßigkeitsanweisungen“ sein. Insgesamt wird aus den Gesetzestexten und den hierzu bestehenden Kommentaren deutlich, dass durch die gewählten Formulierungen „… eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehr vorzuhalten …“ sowie „… bedarfsgerechte und flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung einschließlich der notärztlichen Versorgung sicherzustellen …“ Seite 16 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einleitung – Kap. 0 Brandschutzbedarfsplan 2014 der Gesetzgeber die Ausstattung und Organisation ausschließlich von der jeweiligen örtlichen Risikosituation und nicht von der finanziellen Leistungsfähigkeit einer Kommune abhängig macht. In Bereichen, in denen der Gesetzgeber die Wahrnehmung von Aufgaben von der Finanzkraft der Gemeinde abhängig macht, formuliert er dies ausdrücklich in die gesetzlichen Vorschriften. So ist z.B. dem Schulträger (Gemeinde) die Genehmigung der Schulaufsichtsbehörde zur Einrichtung einer Schule u. a. zu versagen, wenn die erforderliche Finanzkraft fehlt (siehe § 81 Abs. 3 Satz 3 Schulgesetz NRW). Im §22 des Feuerschutzhilfeleistungsgesetzes Nordrhein- Westfalen (FSHG) heißt es: „Die Gemeinden haben unter Beteiligung ihrer Feuerwehren Brandschutzbedarfspläne (….) aufzustellen und fortzuschreiben.“ Schon hier wird deutlich, welche Bedeutung die Brandschutzbedarfsplanung hat: Sie betrifft nicht nur die Feuerwehr sondern auch andere städtische Ämter (z.B. Personalamt, Kämmerei) und vor allem den Rat der Stadt. Dieser muss nämlich festlegen, welchen Schutz die Feuerwehr den Bürgern der Stadt gewährleisten soll. Er übernimmt damit Verantwortung dafür, welches Schutzniveau die Kommune ihren Bürgern sicherstellt. Der letzte Brandschutzbedarfsplan wurde in Köln 1996 erstellt und 2007 nach Veränderungen im Arbeitszeitrecht hinsichtlich des Personalfaktors angepasst. Forderungen aus dem diesem Plan wurden umgesetzt (z.B. Neubau der Feuerwachen 2 Marienburg und Ostheim) und es erfolgten mehrere Anpassungen aufgrund aktueller Entwicklungen (z.B. Aufbau der Analytischen Task Force, ATF als überörtliche Einheit der Gefahrenabwehr). Es ist nunmehr an der Zeit alle diese Veränderungen in den Brandschutzbedarfsplan mit aufzunehmen, aktuelle Entwicklungen zu berücksichtigen und so einen Plan zu erstellen, der der wachsenden Stadt Köln und der damit verbundenen Verdichtungen auch des Risikos Rechnung zu tragen. Parallel zum Brandschutzbedarfsplan legt der Rettungsdienstbedarfsplan auf Basis des §6 des Gesetzes über den Rettungsdienst sowie die Notfallrettung und den Krankentransport durch Unternehmen (RettG NRW) fest, welche rettungsdienstliche Vorhaltung erforderlich ist. Es wird in diesem Brandschutzbedarfsplan auch auf den Bereich Bevölkerungsschutz eingegangen. Rechtspflichten hierfür formulieren wieder das FSHG und Seite 17 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einleitung – Kap. 0 Brandschutzbedarfsplan 2014 nachgeordnete Rechtsnormen sowie das Bundesrecht. § 22 FSHG verpflichtet die kreisfreie Stadt Köln, Einsatzpläne für Großschadensereignisse zu erstellen und ihre Führungsfähigkeit sicherzustellen, § 25 FSHG verpflichtet, landesweit überörtliche Hilfe zu leisten. Der Krisenstabserlass NRW (2013) und der Warn- und Meldeerlass NRW (2006) als nachgeordnete Rechtsnormen spezifizieren die Anforderungen an die Führungsfähigkeit, das Bundesgesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes (2009) und die Sicherstellungsgesetze des Bundes erweitern die kommunalen Aufgaben für die Zusammenarbeit der Länder und für den Verteidigungsfall. Als Sonderaufgabe betreibt die Stadt Köln im Landesauftrag eine große Personenauskunftsstelle für Großschadensereignisse, die sowohl der Stadt Köln (§ 31 FSHG) als auch anderen Kommunen nutzt. 0.2 Aufbau des Brandschutzbedarfsplans Im Hauptteil A werden zunächst die Stadt Köln und das in der Stadt vorhandene Risiko beschrieben. Im Hauptteil B folgt eine Darstellung der Feuerwehr Köln (Berufs- und Freiwillige Feuerwehr) und der an der Gefahrenabwehr beteiligten Organisationen. Anhand der Kölner Schutzziele aus dem Brandschutzbedarfsplan 1996 werden die Leistungen der Feuerwehr (Output) quantifiziert und bewertet. Da zwischenzeitlich eine allgemeine Schutzzieldefinition („ AGBF-Schutzziele“ zum kritischen Wohnungsbrand) erarbeitet wurde, die sich von der Kölner Definition aus dem Jahr 1996 unterscheidet, erfolgt im Hauptteil C eine weitere Analyse der bisherigen Leistungen der Feuerwehr Köln bezogen auf die neuen Schutzziele zum kritischen Wohnungsbrand, die für die Organisation und Stärke der Kölner Feuerwehr entscheidend sind. Es werden dann die weiteren Schutzziele (z.B. für die Leitstelle oder den Bevölkerungsschutz) dargestellt. Es folgt eine Darstellung der Personalbemessung (Personalfaktor). Ein Ausblick auf perspektivisch zu erwartende Veränderungen der Randbedingungen (Risiko, Regelwerke etc.) schließt sich an. Seite 18 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einleitung – Kap. 0 Brandschutzbedarfsplan 2014 Im Hauptteil D werden dann die Maßnahmen dargestellt, die erforderlich sind, damit die Feuerwehr Köln auch in Zukunft ihre im Brandschutzbedarfsplan 2014 definierten Aufgaben erfüllen kann. Im Anhang finden sich Dokumente, die einzelne Aussagen des Brandschutzbedarfsplanes detailliert belegen. Seite 19 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Stadt Köln – Kap. 1 Brandschutzbedarfsplan 2014 HAUPTTEIL A – RISIKOBETRACHTUNG FÜR KÖLN 1 Die Stadt Köln In diesem Kapitel finden Sie eine allgemeine Kurzbeschreibung der Stadt Köln. Sie kommt zu dem Fazit, dass Köln eine wachsende Stadt mit sich verdichtendem Risiko ist. Köln ist mit rund 1.024.000 Einwohnern (Stand 31.12.2012) die größte Stadt in Nordrhein-Westfalen und eine von vier Millionenstädten in der Bundesrepublik Deutschland. Gemessen an der Fläche liegt Köln mit 405 km² vor München, der drittgrößten Stadt Deutschlands nach Einwohnern. Das Stadtgebiet, welches durch den Rhein im Verhältnis 2/3 rechtsrheinisch zu 1/3 linksrheinisch geteilt wird, gliedert sich in 86 Stadtteile, die in neun Stadtbezirken zusammengefasst sind. Mit 2528 Einwohnern je km² liegt die Bevölkerungsdichte über der von Hamburg (2296 Einwohner je km² ) und weit über dem Bundesdurchschnitt (226 Einwohner je km² ). Durch einpendelnde Arbeitnehmer erhöht sich die Tagesbevölkerung auf rund 1,2 Millionen Menschen. Die günstige Lage am Rhein mit der Querung bedeutender West-OstHandelsstraßen und dem Sitz weltlicher und insbesondere kirchlicher Macht trugen in der über 2000 jährigen Stadtgeschichte zur traditionellen hohen Bedeutung Kölns innerhalb Deutschlands und Europas bei. Heute ist Köln einer der meistfrequentierten Verkehrsknotenpunkte von Europa, ein großer Industriestandort der automobilen bzw. chemischen Industrien und Veranstaltungsmetropole. Des Weiteren besitzt Köln als Wirtschafts- und Kulturmetropole internationale Bedeutung und gilt als eines der führenden Zentren für den weltweiten Kunsthandel. Die Karnevalshochburg ist außerdem Sitz vieler Verbände und Medienunternehmen mit zahlreichen Fernsehsendern, Musikproduzenten und Verlagshäusern. Die Stadt ist eben- Seite 20 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Stadt Köln – Kap. 1 Brandschutzbedarfsplan 2014 falls Sitz der Universität zu Köln (ca. 46.000 Studenten), der Fachhochschule Köln (ca. 21.000 Studenten) und zahlreicher weiterer Hochschulen. In der folgenden Aufstellung sind die wichtigsten geografischen und Infrastrukturdaten zusammengetragen. TAB 1-1 INFRASTRUKTURDATEN VON KÖLN 405 km² Gebietsgröße Einwohnerzahl (Stand 31.12.2012) 1.024.373 2528 Einwohner je km² Bevölkerungsdichte 53 m Höhe ü. NHN Verkehrsflächen 64,1 km² Bundesautobahn im Stadtgebiet 102,6 km Fernverkehrsschienenwege 265,9 km Wasserflächen 20,4 km² Bundeswasserstraßen 67,4 km 7 Anzahl der Rheinbrücken Schienenverkehrswege ÖPNV 191,5 km Gewerbe- und Industrieflächen 24.8 km² Flughafen 1 Binnenhäfen 7 Güterbahnhöfe 22 Militärische Anlagen 4 Objekte nach Strahlenschutzverordnung 128 Objekte nach Gentechnikgesetz 57 Betriebsbereiche nach Störfallverordnung 22 Hochhäuser 398 Versammlungsstätten 541 Hotels (mehr als 60 Betten) 397 Verkaufsstätten (mehr als 15.000 km²) 370 Krankenhäuser 22 Pflegeheime (mehr als 60 Betten) 125 Tunnelanlagen nach RABT 7 Bahnhöfe Fernverkehr 3 Bahnhöfe Regionalverkehr 22 Unterirdische Verkehrsanlagen (z.B. U-Bahnhöfe) 40 Seite 21 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Stadt Köln – Kap. 1 Brandschutzbedarfsplan 2014 Wie jede andere Großstadt ist auch die Stadt Köln einem ständigen Wandel unterworfen. Für Politik, Wirtschaft und die Einwohner Kölns stellt dieser Wandel immer wieder grundlegende Herausforderungen dar. Köln soll als Wirtschaftsstandort, gleichzeitig aber auch als attraktiver Wohnort erhalten bleiben und weiterentwickelt werden. Diese Herausforderungen sind Grundlage jedweder Planung und deren Umsetzung für alle Beteiligten. Der letzten Bevölkerungsprognose aus dem Jahr 2013 nach bleibt die Stadt Köln eine „ Wachstumsstadt“ . Zwar moderat, aber stetig, wird die Einwohnerzahl Kölns bis ins Jahr 2020 etwas mehr als 1,065 Millionen Menschen erreichen und bis zum Jahr 2040 auf etwas mehr als 1,050 Mio. Einwohner zurückgehen. Gleichzeitig wird sich das Risiko verändern, möglicherweise auch erhöhen. Im Ergebnis bedeutet dies, dass Köln eine wachsende Stadt mit sich verdichtendem Risiko ist. Seite 22 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 2 Risiken und Schadensfälle in Köln In diesem Kapitel finden Sie eine detaillierte Risikodarstellung für die Stadt Köln aus Sicht der Feuerwehr. Anhand von konkreten Schadensfällen aus jüngster Zeit wird dies veranschaulicht. Im Ergebnis ist festzuhalten, dass Köln hinsichtlich der feuerwehrrelevanten Risiken im interkommunalen Vergleich bundesweit knapp hinter Hamburg und mit deutlichem Abstand vor allen anderen Städten auf Platz 2 steht. Ursächlich hierfür sind die besonderen Risiken des „Chemiegürtels“ und die besonderen Risiken des Verkehrs. Die Risiken durch Naturkatastrophen und terroristische Aktionen sind ebenfalls zu berücksichtigen. Wie in jeder anderen Stadt existieren auch in Köln Gefahrenquellen, die die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedrohen. Die Vorbeugung und Abwehr derartiger Gefahren ist originäre Aufgabe der Feuerwehr, so weit es sich nicht um polizeiliche 1 Aufgaben der Gefahrenabwehr handelt (§ 1 FSHG ). Für die Bemessung der Feuerwehr ist folglich ein Überblick über die potentiellen Gefahren des Einsatzgebietes erforderlich. Diesen Überblick erhält man sowohl durch analytische als auch empirische Verfahren. Dabei sind Qualität und Quantität der Gefahren und Risiken zu ermitteln, d.h. es müssen sowohl die Art der Gefahren bekannt sein als auch die Größenordnungen, mit denen diese Gefahren auftreten können. Beiden Aspekten muss gleiche Priorität eingeräumt werden. Für die Erarbeitung der in Köln möglichen Bedrohungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ist eine Strukturierung nach Risikogebieten hilfreich. Eine sinnvolle Gliederung des Gesamtgebietes erfolgt nach infrastrukturellen Kriterien der Teilgebiete. Im Verlauf der folgenden Analyse soll nach Wohngebieten, Industriegebieten, Mischgebieten und Verkehrsflächen unterschieden werden, weil die potentiellen Gefahren für Menschen, Tiere, Umwelt und Sachwerte in diesen Bereichen durch1 Wortlaut § 1 (1) FSHG (Feuerschutz- und Hilfeleistungsgesetz NRW): „Die Gemeinden unterhalten den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehren, um Schadenfeuer zu bekämpfen sowie bei Unglücksfällen und bei solchen öffentlichen Notständen Hilfe zu leisten, die durch Naturereignisse, Explosionen oder ähnliche Ereignisse verursacht werden“ Seite 23 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 aus verschieden sind. Für die genannten vier Infrastrukturbereiche werden im Folgenden die jeweils spezifischen Risiken erarbeitet und einige real aufgetretene Schadenszenarien skizziert. 2.1 Risiken in Gebieten mit Wohnbebauung ABB. 2-1 AUSGEDEHNTER DACHSTUHLBRAND IN HISTORISCHER BEBAUUNG (FOTO: JASMIN) Feuer in mehrgeschossigem Wohngebäude Zahlreiche Anrufer meldeten einen Großbrand in der Annostraße in der Altstadt Süd. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte brannten das 3. Obergeschoss, das Dachgeschoss, sowie der Spitzboden eines mehrgeschossigen Wohngebäudes. Sieben Menschen befanden sich in akuter Lebensgefahr, wovon eine Person über einen Sprungretter, vier Personen über tragbare Leitern und eine Person mittels Fluchthabe über den verrauchten Treppenraum gerettet wurden. Eine Person stürzte beim Versuch ab, sich über ein Regenfallrohr in Sicherheit zu bringen, und wurde schwer verletzt. Das Feuer wurde durch den Einsatz von 3 Wenderohren und 5 C-Rohren gelöscht. Gasexplosion in Wohnhaus Gegen 01:30 Uhr wurden die Bewohner in Neuehrenfeld durch eine heftige Explosion aus dem Schlaf gerissen. Die Explosion hatte bei dem betroffenen dreigeschossigen Wohnhaus zum großflächigen Einsturz des Daches und der darunterliegenden Geschosse bis zum ersten Obergeschoss geführt. Seite 24 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Es konnten insgesamt sieben Menschen unter anderem über eine Drehleiter gerettet werden. Eine männliche Person wurde jedoch weiterhin vermisst. Deshalb wurden weitere Kräfte, darunter das THW, ein Baustatiker, eine Rettungshundestaffel, mehrere LKW, ein Radlader sowie drei Fachfirmen nachgefordert. Nachdem Teile einer Zwischendecke entfernt wurden, konnte die männliche Person gefunden werden. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Fünf Brandtote bei einem Feuer am Heiligen Abend In den frühen Morgenstunden des Heiligen Abends kam es am Clevischen Ring in Mühlheim zu einem Wohnungsbrand. Eine Wohnung im 2. Obergeschoss befand sich im Vollbrand. Eine Frau zog sich beim Versuch, Ihren Mann zu retten, Verbrennungen und eine Rauchgasvergiftung zu. Ihr Mann konnte von der Feuerwehr gerettet werden, verstarb jedoch später an seinen schweren Verletzungen. Der massive Brandrauch zog über den Treppenraum, sowie die Außenfassade auch in eine Wohnung im 4. Obergeschoss, in welcher sich sieben Personen aufhielten. Von den genannten Personen schafften es lediglich zwei, sich auf einen Balkon zu retten. Für vier Personen, darunter zwei Kinder, kam jede Hilfe zu spät. Die fünfte Person erlitt eine schwere Rauchvergiftung. Im Einsatz waren 4 Löschzüge, 5 Notärzte, 10 Rettungswagen, sowie mehrere Notfallseelsorger. Großalarm durch Kellerbrand in einem Mehrfamilienhaus Mehrere Hausbewohnerinnen und Hausbewohner berichteten abends über Notruf von einem ausgedehnten Kellerbrand in ihrem Mehrfamilienhaus in Seeberg. Dichter schwarzer Rauch hüllte das gesamte Eckhaus ein, als die Einsatzkräfte sieben Minuten später an der Brandstelle eintrafen. Umgehend leiteten sie unter Atemschutz einen Innenangriff für die Brandbekämpfung im Keller und parallel hierzu eine Kontrolle der darüberliegenden Wohnungen ein. Im Keller brannten mehrere offene Kellerverschläge, Autoreifen und Einrichtungsgegenstände. Die Hitze im Keller war so groß, dass die vorgehenden Trupps keine Chance hatten, den Brand von innen zu bekämpfen. Der Brand breitete sich daher rasch im Keller aus, so dass die Rauchentwicklung weiter zunahm und Flammen aus den Kellerschächten schlugen. Gleichzeitig meldeten sich einzelne Hausbewohnerinnen und Hausbewohner telefonisch bei der Leitstelle und gaben an, dass bereits Rauch in die Wohnungen eingedrungen war. Der Einsatzleiter entschied sich daher, alle Wohnungen des Brandobjektes zu räumen und die Bewohnerinnen und Bewohner ins Freie zu bringen, wo sie in Bussen der Kölner VerkehrsBetriebe vom Rettungsdienst betreut werden konnten. Da auch aus dem Nachbarhaus Rauch aus dem Keller drang, wurden auch hier alle Obergeschosse begangen. Die Bewohnerinnen und Bewohner des Nachbarhauses konnten allerdings in ihren Wohnungen verbleiben. Erst durch den Einsatz von Löschschaum konnte das Feuer eingedämmt werden. Der komplette Keller wurde schließlich bis zur Kellerdecke mit Schaum geflutet, wodurch die Rauchentwicklung deutlich zurückging. Zwei Bewohner wurden mit Verdacht auf eine Rauchvergiftung vorsorglich ins Krankenhaus transportiert. Weitere fünf Bewohnerinnen und Bewohner konnten nach Untersuchung durch den Notarzt vor Ort verbleiben. Die Nachlöscharbeiten dauerten noch bis zum Mittag des Folgetages. Im Einsatz waren insgesamt 175 Einsatzkräfte vor Ort. Bis 23 Uhr wurden mehr als 60 Pressluftatmer und rund 2.000 Liter Schaummittel eingesetzt. Seite 25 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Wohnungsbrand fordert zwei Verletzte und vier Tote Zur Mittagszeit meldete ein Nachbar am 13. Dezember ein Feuer in einer Wohnung in Worringen und informierte, dass ein pflegebedürftiger älterer Mann dort wohne. Eine Minute später meldete sich ein Paar aus der Dachgeschosswohnung und berichtete vom verrauchten Treppenraum. Der Leitstellendisponent forderte die beiden auf, in der sicheren Wohnung zu bleiben und das Eintreffen der Feuerwehr abzuwarten. Die ersten Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr fanden ein Sechs-Familien-Reihenhaus vor, bei dem heißer schwarzer Rauch aus dem Treppenraum quoll und dessen linke Erdgeschosswohnung verraucht war. Der Anrufer wies die Einsatzkräfte auf den pflegebedürftigen Senior in der Wohnung hin. Die Feuerwehr bahnte sich unter Atemschutz den Weg zur Wohnung durch den Treppenraum und über ein Fenster auf der Hausrückseite. Das Wohnzimmer stand im Vollbrand, die gesamte Wohnung war heiß und verraucht. Die Einsatzkräfte konnten den Senior, der auf ein Sauerstoff-Beatmungsgerät und weitere Medikamentengaben angewiesen war, nur noch tot auf dem Boden liegend finden. Parallel dazu gingen weitere Feuerwehr-Einsatzkräfte durch den heißen Rauch in den Treppenraum vor, andere retteten das Paar über die Drehleiter aus der Dachgeschosswohnung. Im Treppenraum fanden die Feuerwehrleute nach und nach drei Seniorinnen bewusstlos vor, die offensichtlich aus ihren Wohnungen fliehen wollten und vom Rauch vergiftet worden waren. Sie wurden an der Einsatzstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst wiederbelebt und in Krankenhäuser verbracht. Alle drei Seniorinnen erlagen in den nächsten Tagen ihren schweren Verletzungen im Krankenhaus. In allen Wohngebieten ist zu jeder Tages- und Nachtzeit eine Gefährdung von Menschenleben durch Brände möglich. Es ist zu bedenken, dass Personen in Wohngebäuden nicht allein durch das Feuer selbst, sondern in besonderem Maße auch durch die Rauchentwicklung als Folge des Brandes bedroht sind: • Bereits bei Kleinfeuern, die frühzeitig entdeckt und gemeldet werden und durch Kräfte der Feuerwehr noch mit Kleinlöschgerät bekämpft werden können, sind schwere Rauchvergiftungen möglich, beispielsweise im Schlaf oder bei unsachgemäßen Löschversuchen ohne Schutz vor Atemgiften. • Zimmer- und Wohnungsbrände stellen insbesondere zur Nachtzeit eine besondere Gefährdung von Personen in den betroffenen und angrenzenden Wohnungen dar, da einerseits die meisten Wohnungen in der Nacht belegt sind, die Bewohner andererseits ein Feuer im Schlaf häufig nicht wahrnehmen. In vielen Fällen muss die Menschenrettung mit Hilfe von Fluchthauben durch Brandrauch hindurch oder über Leitern der Feuerwehr erfolgen. Die Brandbekämpfung wird parallel dazu mit einem oder mehreren Strahlrohren durchgeführt, die alternativ über den Treppenraum oder über Leitern vorgenommen werden können. • Brände in Kellergeschossen verursachen in der Regel eine starke Rauchentwicklung, die unter ungünstigen Umständen (z.B. bei geöffneten oder mit einem Seite 26 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Keil offengehaltenen Türen) zur Ausbreitung des Rauches nach oben und damit zur Verqualmung weiter Gebäudeteile und zur akuten Gefährdung einer Vielzahl von Personen führen kann. Neben der Eigengefährdung des Einsatzpersonals in Kellern ist ein besonderes Augenmerk der Einsatzkräfte auf Gefahrenquellen durch gelagerte Gefahrstoffe (Lacke, Lösungsmittel, Spraydosen, Druckgasflaschen usw.) zu richten. • Bei Dachstuhlbränden besteht sehr schnell die Gefahr der Brandausbreitung auf benachbarte Gebäude oder Gebäudeteile. Es ist daher ein massiver Einsatz der Feuerwehr zum Schutz umliegender Objekte erforderlich, gleichzeitig müssen häufig durch Rauch, Funkenflug oder Flammenüberschlag bedrohte benachbarten Objekte zeitweise vorsorglich geräumt werden, um die Gefährdung von Personen völlig ausschließen zu können. Dies bedeutet wiederum einen hohen Personalbedarf zu einem frühen Zeitpunkt des Einsatzgeschehens. • Bei Häusern mit Gasversorgung ist trotz umfangreicher Sicherheitsvorkehrungen grundsätzlich die Möglichkeit der Verpuffung oder Explosion gegeben. Dabei kann es zum Einsturz des gesamten Gebäudes kommen, und unter den Trümmern kann eine Vielzahl von Personen verschüttet sein. Die Feuerwehr muss innerhalb der gesetzten Hilfsfrist in der Lage sein, Einsatzkräfte und Einsatzmittel für Suche und Rettung am Schadensort zum Einsatz zu bringen und eine konsequente Sicherung der eigenen Kräfte durchführen, die den Rettungseinsatz erst ermöglicht. Dies umfasst ggf. auch die Sicherung benachbarter, nur teilweise betroffener Objekte zum Schutz der Bewohner und zum Eigenschutz. • Einstürze können auch durch Überalterung oder Baufälligkeit von Gebäuden oder durch unzureichende Abstützungen bei Baumaßnahmen am Gebäude oder an benachbarten Gebäuden, z.B. neben Baugruben, auftreten. Die von der Feuerwehr einzuleitenden Rettungs- und Sicherungsmaßnahmen entsprechen den im vorausgegangenen Punkt genannten. Bürogebäude und -räume sind in der Regel ähnlich wie Wohngebäude und Wohnungen einzuschätzen. In Bürobereichen ist tagsüber zumeist eine größere Anzahl von Personen als in Wohnungen gefährdet, die jedoch bedingt durch den Arbeitsbetrieb wachsam und umsichtig sind und deshalb Brände frühzeitig entdecken. Zur Seite 27 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Nachtzeit sind selten Personen gefährdet. Eine Brandentdeckung und -meldung erfolgt dann aber naturgemäß zu einem sehr späten Zeitpunkt, wenn keine automatischen Brandmeldesysteme installiert sind. Bei allen Einsätzen zeigt sich, dass die Installation von Heimrauchmeldern in ganz erheblichem Maße zur Vermeidung oder Verminderung insbesondere von Personenschäden, aber auch von Sachschäden führt. Betroffene Personen bekommen mögliche Gefahren sehr früh mit oder werden ggf. aus dem Schlaf geweckt, und auch dann, wenn in den betroffenen Bereichen keine Personen anwesend sind, werden die Rauchmelder von Nachbarn wahrgenommen, die dann die Feuerwehr alarmieren. Selbst dies geschieht deutlich schneller als ohne Heimrauchmelder. 2.2 Risiken in Gewerbegebieten und Gebieten mit Mischbebauung ABB. 2-2 EINSATZ UNTER CHEMIKALIENSCHUTZANZUG BEIM AUSTRITT VON SALZSÄURE AUS EINEM TANK-LKW Seite 28 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Feuer in einer Lackiererei Am späten Abend kam es zu einem Brand in einer Lackiererei. Dort war es zunächst zu einem Feuer in einer Lüftungsanlage gekommen. Noch vor Eintreffen der Berufsfeuerwehr kam es zu einer Verpuffung und einer Brandausbreitung auf die gesamte Lackiererei. Es wurde die Alarmstufe FEUER 4 und Großalarm ausgelöst. Durch den Einsatz von mehreren C-Rohren, sowie von B-Rohren und Schaumrohren konnte das Feuer gelöscht und ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude verhindert werden. Rettung einer verschütteten Person Bei Ausschachtarbeiten auf einer Baustelle befand sich ein Arbeiter in einer 5 Meter tiefen Baugrube. Als Erdreich nachrutschte, wurde dieser bis zum Bauch verschüttet. Zusätzlich schob sich hölzernes Schalmaterial über ihn. Die Einsatzkräfte sicherten die Baugrube mit Material des Abrollbehälters Bauunfälle und verschafften sich einen ersten Zugang zum Patienten. Nach der medizinischen Erstversorgung wurde das Erdreich mittels Eimerkette aus der Baugrube entfernt. Nach fast zwei Stunden konnte die verletzte Person aus der Baugrube befreit werden. Feuer in Müllberg Ein Brand in einer Halle für den Umschlag und die Zwischenlagerung von Haus- und Sperrmüll führte zu einem Großeinsatz der Feuerwehr. Die zuerst alarmierten Einheiten der Feuerwehr nach Einsatzstichwort „FEUER 1“ erhöhten das Einsatzstichwort schnell auf FEUER 2 und FEUER 3 und forderten zudem wegen der starken Rauchentwicklung Messfahrzeuge an. Die Lokalisierung des Brandherds in den Müllbergen in der Halle erwies sich als sehr schwierig, da zunächst wenig Flammenschein, aber viel Rauch in einem etwa 300 m² großen Bereich festzustellen war. Der Müll war dort etwa 8 m hoch getürmt. Durch diese Müllberge mussten sich die Einsatzkräfte mit schwerem Gerät, mehrere firmeneigene Greifbagger und Radlader, durcharbeiten, um sämtliche Brand- und Glutnester auseinanderziehen und ablöschen zu können. Erst am Abend konnte „Feuer aus“ gemeldet werden. Während der gesamten Einsatzdauer waren Messfahrzeuge der Feuerwehr im Einsatz, die das vom Brandrauch betroffene Gebiet im linksrheinischen Kölner Norden mehrfach abfuhren und kontrollierten. Trotz der oftmals intensiven Geruchsbelästigung lagen fast alle Messwerte der Feuerwehr unterhalb der Nachweisgrenze. Von den bis zu 80 Einsatzkräften der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr Köln und den Baggerführern des Abfallsortierbetriebs wurden innerhalb der knapp 13 Stunden Einsatzdauer rund 2.000 Kubikmeter Müll umgeschichtet und abgelöscht. Das angefallene kontaminierte Löschwasser wurde aufgefangen, abgepumpt und einer fachgerechten Entsorgung zugeführt. Brand einer Lagerhalle in Ossendorf Der Brand einer leerstehenden Lagerhalle führte zu einem Großalarm bei der Feuerwehr Köln. Die Auswirkungen des Feuers auf ein angrenzendes Möbelhaus konnten dabei durch den raschen Einsatz der Feuerwehr verhindert werden. Gegen 14:15 Uhr meldeten mehrere Anruferinnen und Anrufer der Leitstelle ein Feuer. Wegen der starken Rauchentwicklung wurde bereits während der Anfahrt der ersten Kräfte die Alarmstufe erhöht. Beim Eintreffen der Einsatzkräfte brannte das gesamte Lagergebäude auf einer Fläche von etwa 2000 Quadratmetern bereits in voller Ausdehnung. Sofort wurde Großalarm ausgelöst, um die Ausweitung des Schadens auf ein angrenzendes Möbelhaus zu verhindern. Ein umfassender Löschangriff über fünf Wenderohre, drei B-Rohre und sieben C-Rohre zeigte rasch Wirkung. Die Besucherinnen und Besucher des Möbelhauses mussten während der Löscharbeiten kurzzeitig das Gebäude verlassen. Parallel zur Brandbekämpfung wurden weiträumige Schadstoffmessungen an 18 Messpunkten im Umfeld der Rauchgaswolke vorgenommen. Besonders erschwerend für die Einsatzkräfte waren die Witterungsbedingungen durch die hohen Außentemperaturen. Es mussten zusätzliche Einsatzreserven aus dem gesamten Stadtgebiet an die Einsatzstelle herangeführt werden. Am Einsatz waren insgesamt zehn Seite 29 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Löschzüge von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr mit über 200 Einsatzkräften aus dem gesamten Stadtgebiet beteiligt. Chemieeinsatz am Güterbahnhof in Gremberg Ein Mitarbeiter der Deutschen Bahn entdeckte am Morgen weißen Rauch unter einem mit Gefahrgut beladenen Kesselwaggon. Er verständigte umgehend die Feuerwehr. Der Kesselwaggon hatte ein Gesamtgewicht von 80 t, war mit 59 t 70-prozentiger Wasserstoffperoxidlösung beladen und befand sich inmitten weiterer Güterwaggons. Das Produkt trat aus und versickerte im Erdreich. Die Holzschwellen unterhalb des Kesselwaggons hatten sich durch die chemische Reaktion bereits entzündet und brannten beim Eintreffen der Feuerwehr. Um eine weitere Brandausbreitung auf den gesamten Kesselwagen und damit eine weitere Erwärmung des Produktes zu verhindern, löschten die Einsatzkräfte das Feuer sehr schnell mit Pulver. Ein Trupp unter Chemieschutzanzügen fing etwa 80 Liter des ausgelaufenen Produkts auf. Mit zwei Wasserwerfern konnte der Kesselwaggon soweit gekühlt werden, dass der sinkende Innendruck die Schließung eines defekten Kugelhahns ermöglichte. Die hinzu gerufenen Mitarbeiter der Herstellerfirma öffneten zur weiteren Druckentlastung den Domdeckel und mischten anschießend dem Wasserstoffperoxid einen Stabilisator zu, so dass der Einsatz nach sechs Stunden beendet werden konnte. Auslaufende Salzsäure in Lövenich Die Leitstelle der Feuerwehr Köln wurde um 12:18 Uhr über einen tropfenden Tanklastwagen mit Gefahrgut im Industriegebiet Lövenich informiert. Auf dem Hof eines KfzBetriebes trat aus einem mit 21.000 Litern konzentrierter Salzsäure gefüllten Tankauflieger Gefahrgut aus. Als erste Maßnahme schlugen die Einsatzkräfte die deutlich sichtbare Schadstoffwolke mittels Wasser nieder. Außerdem kontrollierten und räumten sie die umliegenden Firmen. Durch den Produktaustritt wurde zum Glück niemand verletzt. Da ein Abdichten der Leckage nicht möglich war, musste die Salzsäure mit Unterstützung der Werkfeuerwehr Currenta Dormagen in einen anderen Tankwagen umgepumpt werden. Um die Salzsäuredämpfe niederschlagen zu können, wurden pro Minute 5.000 Liter Wasser abgegeben, das über insgesamt 2.400 Meter lange Schläuche herangeführt werden musste. Vorsorglich führte die Feuerwehr Messungen im näheren und weiteren Umfeld der Einsatzstelle durch. Es konnten zwar Geruchswahrnehmungen gemacht werden, eine Gefährdung bestand jedoch nicht. Von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr Köln waren 140 Kräfte im Einsatz. Der Einsatz endete in der folgenden Nacht gegen 1 Uhr. Gewerbegebiete sind in den meisten Fällen durch die Ansiedlung einer Vielzahl unterschiedlichster kleiner und mittelständischer Betriebe gekennzeichnet. Die Palette der Branchen reicht vom Supermarkt oder Baumarkt über Speditions- und Dienstleistungsunternehmen, Handwerksbetrieben aller Art bis hin zu metallverarbeitenden oder chemischen Betrieben. Bei Bränden in Gewerbegebieten ist daher mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Risiken zu rechnen, die nicht immer im Voraus bekannt sein können. Daneben sind in Gewerbegebieten Einsätze mit Technischer Hilfeleistung und zur Beseitigung von Gefahren durch chemische Stoffe verschiedenster Art zu erwarten. Seite 30 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 2.2.1 Brände Brände in Gewerbegebieten werden am Tage normalerweise frühzeitig entdeckt, da Personen aus verschiedenen Gründen zugegen sind. Nachts und an Wochenenden können unter Umständen Großbrände entstehen, beispielsweise dann, wenn der Betrieb unbesetzt ist, nicht über eine Brandmeldeanlage verfügt und das Feuer deshalb eine relativ lange Vorbrenndauer hat. Brände in Lager- und Produktionshallen führen immer wieder zu ausgedehnten Einsätzen, da durch ihre weitläufige Konstruktion eine schnelle Brandausbreitung auf weite Bereiche der Hallen begünstigt oder zumindest nicht unterbunden wird. Bei vielen Einsätzen in Gewerbegebieten muss von der Feuerwehr erkundet werden, ob Gefahrstoffe beteiligt sind. Dies gilt nicht nur für Betriebe, die bekanntermaßen chemische Stoffe verarbeiten, sondern auch für die meisten anderen Wirtschaftszweige, da auch dort gefährliche Stoffe und Güter, oftmals auch in bedeutenden Mengen, gehandhabt und gelagert werden. Brände in größeren Objekten müssen oft mit sehr großen Wassermengen gelöscht werden, so dass die Feuerwehr zusätzlich mit zwei Problemen konfrontiert wird, nämlich zum einen mit der Sicherstellung der Löschwasserversorgung ggf. über lange Wegstrecken und zum anderen mit der Rückhaltung kontaminierten Löschwassers. Da beide Aufgaben zudem zeitkritisch abzuarbeiten sind, ist es erforderlich, auch für diese Situationen geeignetes Material und Personal bereitzuhalten. Da bei allen Wasserversorgern aus verschiedenen Gründen (Hygiene, Wirtschaftlichkeit, …) ein deutlicher Trend zu weniger Hydranten und zu Wasserleitungen mit geringeren Querschnitten, also auch geringeren Wasserleistungen zu erkennen ist, werden Brände in Gewerbegebieten zukünftig wesentlich häufiger als bisher einen hohen Aufwand für eine ausreichende Wasserversorgung über lange Wegstrecken durch die Feuerwehr erfordern. 2.2.2 Technische Hilfeleistungen Technische Hilfe durch Einsatzkräfte der Feuerwehr, häufig mit Menschenrettung verbunden, ist in Gewerbegebieten vor allem am Tage während des laufenden Be- Seite 31 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 triebs der Unternehmen erforderlich. Die Feuerwehr wird vorrangig zu Unfällen mit Maschinen und bei der Verlastung von Gütern und Waren gerufen. Es handelt sich dabei oftmals um Einsätze, für die die Feuerwehr zur Menschenrettung in dieser Situation geeignetes „ schweres Gerät“ - dies sind vor allem Rüstwagen und Kran mit hydraulischem Rettungsgerät und Rüstmaterial - sowie entsprechend geschulte Einsatzkräfte vorhalten muss. 2.2.3 Umweltschutzeinsätze In Betrieben, in denen gefährliche Stoffe und Güter gehandhabt und gelagert werden, besteht immer die Möglichkeit des unsachgemäßen Umgangs oder des Unfalls. Die Feuerwehr muss für den Einsatz bei Austritt von Gefahrstoffen aller Art, auch in größeren Mengen, ausgerüstet und ausgebildet sein. Dies gilt ganz besonders in der Chemiestadt Köln, in der nicht nur Werke der chemischen Großindustrie mit eigener Werkfeuerwehr, sondern auch mittelständische und kleinere Betriebe angesiedelt sind. In Gebieten mit Mischbebauung treten naturgemäß alle bisher behandelten Risikoschwerpunkte auf. Es entstehen dadurch zwar keine neuen Gefahren und Risiken, ein Einsatz der Feuerwehr muss aber in der Regel mit mehr Personal durchgeführt werden, um die Umgebung um die Einsatzstelle herum effektiv sichern und schützen zu können. Dies gilt in den meisten Fällen, aber nicht ausschließlich, für den Schutz von Anwohnern bei (ausgedehnten) Bränden in Betrieben oder Hallen. Auch bei Bränden in Wohngebäuden müssen angrenzende Industrieobjekte durch die Feuerwehr effektiv geschützt werden können. Diese Leistungsanforderungen müssen bei der Bemessung der Feuerwehr berücksichtigt werden. Seite 32 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 2.3 Risiken in Anlagen der Großindustrie ABB. 2-3 BRAND EINES TANKS MIT ACRYLNITRIL IM KÖLNER NORDEN Brand eines Acrylnitril-Tanks bei der Firma Ineos Durch eine Leckage an einer Äthylenleitung kam es an einem Flansch zu einem Gasaustritt. Das Gas entzündete sich und der Brand griff auf einen daneben stehenden Tank mit knapp 3000 m³ Acrylnitril über. Ein weiterer Tank befand sich zusätzlich im gefährdeten Bereich und drohte in Brand zu geraten. Die Werkfeuerwehr leitete umfangreiche Brandbekämpfungs- und Kühlungsmaßnahmen ein, die durch Kräfte der Feuerwehr Köln unterstützt wurden. Hierzu gehörte auch der Aufbau einer ausreichenden Löschwasserversorgung. Zusätzlich wurden Einheiten zur technischen Einsatzleitung alarmiert und Oberbeamte des Alarmdienstes in der Werkseinsatzleitung sowie als Luftbeobachter eingesetzt. Im Führungs- und Schulungszentrum der Feuerwehr Köln wurde ein Führungsstab unter Leitung des Direktors der Berufsfeuerwehr zur Koordination aller Maßnahmen auf dem Kölner Stadtgebiet eingerichtet. Zur Schadstoffmessung wurden diverse Messfahrzeuge im Kölner Stadtgebiet eingesetzt. Diese detektierten erhöhte Schadstoffkonzentrationen, woraufhin die Bevölkerung mittels Sirenen, Radiodurchsagen und Warnfahrzeugen aufgefordert wurde, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Durch einen massiven Löschangriff mit 31.000l/min konnten die Flammen schließlich gelöscht werden. Der Tank wurde anschließend gesichert und umgepumpt. Im Einsatz befanden sich 10 von 11 Löschzügen der Berufsfeuerwehr Köln, das Löschboot 10-2 sowie 18 von 24 Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr. Die verbleibenden Einheiten besetzten die verwaisten Feuerwachen im Kölner Stadtgebiet. Der Einsatz dauerte insgesamt 11 Tage. Seite 33 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Schadstoffaustritt im Chemiepark Merkenich Durch eine Betriebsstörung kam es im Chemiepark Merkenich zu einer Freisetzung von Schwefelwasserstoff und Schwefeldioxid. Beide Stoffe sind Atemgifte, die bei erhöhter Konzentration Lungenschäden verursachen können. Schwefelwasserstoff kann aber schon bei sehr geringen, ungefährlichen Konzentrationen durch seinen typischen Geruch nach faulen Eiern wahrgenommen werden. Aufgrund dieses Geruchs wurde die Feuerwehr Köln zu mehreren Einsatzstellen gerufen, wo jedoch nach Eintreffen keine Feststellung gemacht werden konnte. Im Zuge dessen wurde die Feuerwehr unter anderem zu einer Grundschule gerufen, wo Schulkinder über Übelkeit und Atembeschwerden klagten. Auch hier konnte nach dem Eintreffen keine erhöhte Konzentration festgestellt werden, jedoch wurden die Kinder rettungsdienstlich betreut und zum Teil in Kinderkliniken verbracht. Es wurden insgesamt 50 Einsatzkräfte mit 23 Fahrzeugen eingesetzt. Hierunter befanden sich 8 Rettungswagen, 3 Notarzteinsatzfahrzeuge und 5 Messfahrzeuge. Brand eines Toluol-Tanks in der Shell-Raffinerie Godorf Am Nachmittag genau um 15.00 Uhr wurde die Leitstelle der Feuerwehr Köln von einer Vielzahl von Anrufern über einen lauten Knall und eine Rauchentwicklung aus dem Bereich der Rheinland Raffinerie informiert. Zunächst wurde mit dem Einsatzstichwort „Explosion“ eine Vielzahl von Einsatzkräften der Feuerwehr Köln zum Werksgelände entsandt. Ein Toluol-Tank mit ca. 4000 m³ Inhalt war aus ungeklärten Gründen in Brand geraten. Die Werkfeuerwehr hatte beim Eintreffen der Kräfte der Feuerwehr Köln bereits mit einem massiven Löscheinsatz begonnen. Aufgrund der starken Rauchentwicklung entschloss sich die Einsatzleitung der Feuerwehr in der Umgebung des Werkes die Sirenen auszulösen, um die Bevölkerung auf aktuelle Radiomeldungen zum Ereignis hinzuweisen. Neben einer sofortigen Lufterkundung aus einem Hubschrauber wurde auch ein umfassender Messeinsatz begonnen. Im Führungs- und Schulungszentrum der Feuerwehr etablierte sich bereits kurz nach dem Ereignis eine rückwärtige Einsatzleitung. Aus dieser Einsatzleitung heraus wurde auch der Messeinsatz geführt. Messfahrzeuge erkundeten im unmittelbaren und mittelbaren Bereich um das Werksgelände und führten Luftmessungen durch. Alle Messungen lagen deutlich unterhalb aller gesundheitsrelevanten Grenzwerte. Die gemessenen Werte waren gerade eben technisch messbar. Vor Ort eingesetzt bzw. in Bereitschaft gehalten waren Einsatzkräfte von 5 Berufsfeuerwehrwachen und 14 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Köln. Insgesamt waren 287 Einsatzkräfte der Feuerwehr Köln eingesetzt, davon 130 ehrenamtliche Kräfte. Luftmessungen wurden die ganze Nacht über und am Folgetag durchgeführt, um auch bei den folgenden Arbeiten weiterhin eine Gefährdung für die Bevölkerung auszuschließen. Köln ist eine bedeutende Industriemetropole. Besonders hervorzuheben ist der sogenannte „ Kölner Chemiegürtel“ mit über 60 Betrieben, die der Störfallverordnung unterliegen, und einer Vielzahl von weiteren Unternehmen derselben Branche in allen denkbaren Größenordnungen. Andere wichtige Unternehmen sind im Fahrzeug- und Maschinenbau, in der Elektrotechnik und in der Feinmechanik angesiedelt. Darüber hinaus existieren in Köln zahlreiche Speditionsunternehmen mit ausgedehnten Lager- und Umschlagstationen, in denen die gesamte Palette des Gü- Seite 34 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 tertransportes abgefertigt wird. Gefährdungen durch Betriebe der Großindustrie sind mit denen in Gewerbegebieten vergleichbar, für den „ worst case“ ist bei der Frage der Bemessung einer Feuerwehr jedoch eine andere Größenordnung der Schadenlage mit großflächigen, zum Teil stadtteilweiten Auswirkungen zu kalkulieren. Einige der Risiken aus diesem Bereich seien hier beispielhaft angeführt: • 22 Chemiebetriebe mit erweiterten Pflichten nach Störfallverordnung (SevesoIII-Richtlinien) • Über 60 weitere Chemiebetriebe auf dem Stadtgebiet • Produktion und Verarbeitung von hunderten verschiedener chemischer Produkte, darunter auch große Mengen gefährlicher gasförmiger Grundchemikalien wie Ammoniak, Salzsäure, Blausäure, Vinylchlorid, Phosgen, u.v.m. • (Zwischen-)Lagerung dieser und anderer Chemikalien und Mineralölprodukte in Tanks (z.B. Schwimmdachtanks, Kugelgasbehälter) mit tausenden Kubikmetern Fassungsvermögen 3 • In Köln steht der mit 105.000 m Fassungsvermögen (105 Millionen Liter) zweitgrößte Rohöltank Europas. Viele der in Köln vorzuhaltenden Einsatzmittel und Einsatzkräfte begründen sich aus diesem Gefahrenpotenzial. Dazu gehören beispielsweise: • Werkfeuerwehren In 10 Großbetrieben in Köln, vornehmlich der chemischen Industrie, aber auch am Flughafen, bei Ford oder an der Uni-Klinik werden wegen dieser hohen Risiken Werkfeuerwehren vorgehalten. Sie sind in ihrem begrenzten Bereich originär zuständig. Sie werden für schnelle Eingreifzeiten und für die Fach- und Ortskunde vor Ort vorgehalten, sind jedoch in der Regel nur für Ereignisse bis zu einer bestimmten Größenordnung ausgestattet. Daher ist eine Unterstützung durch die öffentliche Feuerwehr regelmäßig erforderlich. Sie muss daher Personal und Technik auch für diese Ereignissen vorhalten. • Leitstelle Eine wichtige Bemessungsgröße für die personelle Besetzung der Leitstelle der Feuerwehr Köln ist ein Störfall in der chemischen Industrie mit massivem Gefahrstoffaustritt. Für die unverzügliche Bearbeitung eines solchen Ereignisses, das u.a. die Warnung der Bevölkerung durch Sirenen, Radiodurchsagen und Seite 35 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Warnfahrzeuge erfordert, sind anfänglich mindestens 10 Mitarbeiter in der Leitstelle notwendig. • Einsatzmittel und -personal Hieraus begründen sich die entsprechenden Einsatzmittel der Feuerwehr Köln für besonderen Bereichen oder Einsatzlagen. Da diese Art der Einsätze relativ selten ist, werden die Einsatzmittel häufig als Abrollbehälter („ Container“ ) vorgehalten, die auf Wechselladerfahrzeugen verlastet werden können. Zu den Abrollbehältern zählen z.B. Einsatzmittel für den Gefahrguteinsatz, für die Dekontamination von Personen und Material, Schadwasserrückhaltung u.v.m. Des Weiteren werden Einheiten wie Messfahrzeuge, Messleitfahrzeuge oder die Analytische Task Force vorgehalten. 2.4 Risiken auf Verkehrsflächen ABB. 2-4 PKW GEGEN STRAßENBAHN – PERSON EINGEKLEMMT – EINSATZ DES RÜSTZUGS Seite 36 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Durch seine zentrale Lage im bundesdeutschen Verkehrsnetz ist Köln ein Schwerpunkt des nationalen und internationalen Personen- und Güterverkehrs. Die Hauptverkehrswege in der Region Köln gehören zu den am stärksten frequentierten in Deutschland und Europa. Dieses Gefährdungspotential durch hohes Transportaufkommen muss bei der Bemessung der Kölner Feuerwehr Berücksichtigung finden und sei im Folgenden dargestellt. Generell ist festzustellen, dass in allen Bereichen der Verkehrsinfrastruktur Unfälle wahrscheinlich sind, die einen hohen technischen Aufwand zur Personenrettung erfordern (z.B. Befreiung eingeklemmter Personen durch Krane, besonderes Rüstmaterial oder besondere hydraulische Rettungsgeräte) oder bei denen mit großen Mengen an gefährlichen Gütern zu rechnen ist (Vorhaltung von Material, Spezialeinheiten für Messen, Dekontamination, chemische Analytik, Schadwasserrückhaltung, Spezialausbildung von Einsatzkräften, ggf. Warnung der Bevölkerung). 2.4.1 Straße LKW Unfall auf der Autobahn A3 Feuerwehr und Rettungsdienst wurden zu einem Verkehrsunfall auf der Autobahn A3 in Höhe der Anschlussstelle Königsforst gerufen. Beteiligt waren drei LKW, von denen zwei stark verformt und ineinander verkeilt waren. Beide Fahrer waren in ihren Fahrerhäusern eingeklemmt. Unter Einsatz eines Löschzuges sowie beider Rüstzüge wurden die Fahrer befreit. Einer der Fahrer trug schwere Verletzungen davon. Für den zweiten Fahrer kam jede Hilfe zu spät. Drei eingeklemmte Personen Ein mit fünf Personen besetzter PKW verunglückte in Volkhoven. Das Fahrzeug war gegen eine Straßenlaterne geprallt. Die Fahrerin und ein zwölfjähriges Kind konnten das Auto selbständig verlassen. Das Kind hatte keinerlei Verletzungen, die Frau wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Die restlichen drei Erwachsenen waren schwer verletzt und mussten von der Feuerwehr mit hydraulischem Rettungsgerät befreit werden. Alle drei Eingeklemmten hatten so schwere Verletzungen, dass jederzeit eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes eintreten konnte. Zwei Notärzte stabilisierten den Kreislauf aller Drei, so dass eine möglichst schonende Rettung durchgeführt und eine sogenannte „Crashrettung“ verhindert werden konnte. Dennoch war Eile geboten. Die Einsatzkräfte arbeiteten von beiden Seiten gleichzeitig mit je einem hydraulischen Rettungssatz und befreiten innerhalb von 30 Minuten alle drei Personen. Der Rettungsdienst transportierte sie ins Krankenhaus. Brennender Wasserstoff-Transporter Einen Einsatz mit 217 Einsatzkräften aus Köln, dem Erftkreis, dem Rhein-Sieg-Kreis und aus Bonn hatte ein Unfall auf der Autobahn A 1 bei Köln-Lövenich zur Folge. Ein mit Holzpaletten beladener 7,5-Tonnen-Lkw war auf einen mit Wasserstoff beladenen Gefahrgut-Lkw aufgefahren. Das Führerhaus des aufgefahrenen Lkw fing sofort Feuer. Der Fahrer konnte trotz der Rettungsversuche von Passanten nicht lebend bereit werden. Seite 37 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Gefahrenschwerpunkt waren die Wasserstofftanks, aus denen bereits Wasserstoff brennend austrat. Sollte die Behälterwand auf Grund starker Überhitzung dem Innendruck nicht mehr standhalten, so käme es zu einer gewaltigen Explosion. Aus diesem Grund mussten die Behälter ständig gekühlt werden. Hierzu wurden vier Wasserwerfer eingesetzt, um das Einsatzpersonal nicht unnötig zu gefährden. Zur Sicherheit wurden Wohnhäuser im Umkreis von etwa 250 m evakuiert. Davon waren rund 500 Personen betroffen. Die vorbeiführende Bahnlinie wurde gesperrt. Erst nach über 14 Stunden Kühlung und kontrolliertem Abbrennen des ausströmenden Wasserstoffs konnte der Wasserstoffaustritt mit einem Blindstopfen gestoppt werden. Die Einsatzkräfte waren mit insgesamt 70 Fahrzeugen vor Ort, darunter 20 Tanklöschfahrzeugen, um ausreichend Wasser an die Einsatzstelle zu bringen. Zusätzlich wurden mehrere Kilometer Schlauchleitung verlegt. Die Autobahn zwischen Kreuz Köln Nord und KölnWest blieb für 17 Stunden gesperrt. Das Straßenverkehrsaufkommen lässt sich grob in zwei Teile gliedern: 1. Der Personen-Individualverkehr wird zu großen Teilen durch rund 350.000 Be2 rufspendler und die Vielzahl von Besuchern verursacht, die täglich die Stadt anfahren und wieder verlassen. 2. Als bedeutender Standort der Chemischen Industrie, des Fahrzeug- und Maschinenbaus sowie der Feinmechanik und Elektrotechnik werden die Straßen in und um Köln von einem Strom von Zulieferern und Abholern frequentiert. Rund 360.000 Fahrzeuge passieren täglich den Kölner Autobahnring, der damit der höchstfrequentierte in Deutschland ist. Etwa 15 % entsprechend über 50.000 dieser Fahrzeuge sind Lkw, die wegen der Dichte an Chemiestandorten in Köln überdurchschnittlich häufig mit Gefahrgütern beladen sind. Auf dem Kölner Autobahnring finden im Durchschnitt jeden Tag 28 Unfälle statt. Aktuelle Prognosen erwarten eine Zunahme des Verkehrsaufkommens auf dem Kölner Autobahnring bis 2025 um 85 % auf dann über 660.000 Fahrzeuge täglich. Für die besondere Gefährdungslage auf Kölner Straßen sind daher folgende Punkte zu berücksichtigen: • Die üblichen Risiken des Straßenverkehrs (Verkehrsunfälle mit verletzten und eingeklemmten Personen) sind in Köln mit einer höheren Wahrscheinlichkeit anzusetzen. • Das Transportaufkommen durch Gefahrguttransporte ist in Köln als einem der größten deutschen Chemiestandorte signifikant höher als in den meisten übrigen Teilen des deutschen Straßenverkehrsnetzes. Dadurch ist auch hier Seite 38 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 eine höhere Unfallwahrscheinlichkeit zu kalkulieren. Die besonderen Umstände bei Unfällen mit Gefahrguttransporten erfordern die Vorhaltung von Einsatzkräften der Feuerwehr, die für den Einsatz mit Gefahrgut besonders ausgebildet und mit den entsprechenden Einsatzmitteln ausgestattet sind. Neben diese Risiken werden in Köln Abschnitte von Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen in Tunneln geführt (u.a. A 4 zwischen Zoobrücke und AK Ost, A 1 Höhe Lövenich, Rheinuferstraße Höhe Altstadt), die bei Verkehrsunfällen mit Gefahrstoff oder Brand für die Personen im Tunnel besondere Gefahren und für die Einsatzkräfte besondere Herausforderungen mit sich bringen. 2.4.2 Schiene Brennende Lok im Hauptbahnhof Am Nachmittag fuhr eine Elektrolok brennend in den Kölner Hauptbahnhof ein und stand auf Gleis 9. Die Rauchentwicklung aus dem Führerhaus war erheblich und verrauchte den gesamten Bereich der Bahnsteige. Aus diesem Grund wurde der Hauptbahnhof systematisch evakuiert. Die brennende Lok konnte durch den Einsatz von zwei Angriffstrupps unter Atemschutz gelöscht werden. 40 Minuten nach Einsatzbeginn konnte der Hauptbahnhof wieder freigegeben werden. Person unter Zug In der Nacht war eine männliche Person am Hansaring vor eine langsam fahrende S-Bahn gefallen. Die Person hatte Kopfverletzungen und war zwischen Teilen der Bremsanlage und dem Bahnsteig eingeklemmt. Nach der Erstversorgung durch eine Notärztin wurde die 34 t schwere S-Bahn im vorderen Bereich mit Hydraulikhebern einseitig angehoben, sodass die schwer verletzte Person befreit werden konnte. Anschließend wurde der Patient vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus der Maximalversorgung gebracht. Feuer U-Bahn Gegen 20 Uhr kam es in einer U-Bahn im Bereich des U-Bahnhofs Piusstraße zu einer Rauchentwicklung. Bei Eintreffen der Berufsfeuerwehr war die U-Bahn bereits in Richtung Innenstadt weitergefahren. In Absprache mit den Kölner Verkehrsbetrieben wurde die Bahn an der Haltestelle Severinstraße gestoppt. Durch den dort bereitstehenden Löschzug wurde der Brand gelöscht und die Bahn stromlos geschaltet. Die Fahrgäste hatten die Bahn bereits verlassen. Anschließend wurde der Zug unter der Aufsicht der Berufsfeuerwehr abgeschleppt. Güterzug mit Flusssäure verunglückt Am Morgen kam es zu einem Auffahrunfall zweier Güterzüge in einem Waldstück bei Humboldt-Gremberg. Dabei wurden mehrere Waggons ineinander geschoben und 11 Waggons aus den Gleisen gehoben. Ein mit Flusssäure gefüllter Kesselwagen3 wurde dabei zwischen 2 3 Täglich etwa 250.000 Einpendler und 100.000 Auspendler (Quelle: IT.NRW über IHK Köln) Flusssäure ist in mehrerer Hinsicht ein sehr gefährlicher Stoff. Sie ist ein Gas und wird üblicherweise in Wasser gelöst transportiert, kann aber aus der wässrigen Lösung ausgasen Seite 39 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 einem Schüttgutwagen und einem Kesselwagen mit Natronlauge eingekeilt und verformt. Nach Durchführung der Absperrmaßnahmen und einer umfassenden Erkundung wurde im Einsatzleitwagen der Berufsfeuerwehr ein Führungsstab zusammengerufen, der die umfangreichen Bergungsmaßnahmen unter Führung der Berufsfeuerwehr koordinierte. Es wurde eine umfassende Wasserversorgung hergestellt, um im Falle eines Austritts von Flusssäure Dämpfe niedergeschlagen zu können. Die Bergungsmaßnahmen konnten 40 Stunden nach dem Schadenereignis abgeschlossen werden. Der Schienenverkehr in Köln ist wie in anderen Großstädten in mehrere Bereiche zu gliedern. Dies sind der Verkehrsbetrieb der Deutschen Bahn AG, der Eisenbahnbetrieb der Häfen- und Güterverkehr Köln AG (HGK) und der Betrieb des innerstädtischen öffentlichen Personennahverkehrs durch die Kölner VerkehrsBetriebe (KVB), die zum Teil auf HGK-Streckennetz fahren. Dieser Teil könnte zwar dort, wo er überirdisch als Straßenbahn geführt wird, auch durch erweiterte Einsatzmaßnahmen im Bereich des Straßenverkehrs abgedeckt werden. Die Straßenbahn wird in Köln jedoch in weiten Teilen des Stadtgebietes als U-Bahn geführt und soll gesondert betrachtet werden, weil ein unterirdischer Streckenverlauf in Tunnelröhren besondere Probleme bei Feuerwehreinsätzen aufwirft. Deutsche Bahn AG / HGK Für das Personen- und Güteraufkommen auf den Strecken der Bahn AG in und um Köln gelten die oben getroffenen Feststellungen für die Straße sinngemäß. Auch hier ist ein überdurchschnittliches Verkehrsaufkommen zu verzeichnen. Rund 1.000 Personenzüge passieren täglich den Hauptbahnhof und die Hohenzollernbrücke. Das Personenaufkommen im Hauptbahnhof beträgt dadurch täglich 280.000 Passagiere. Auf der Güterzugstrecke über die Südbrücke verkehren täglich rund 400 Güterzüge, deren Ladungen auf sieben Güterbahnhöfen, darunter der größte Güterbahnhof Deutschlands, umgeschlagen werden. Das Risiko von technischen und menschlichen Fehlern, die zu Gefährdungslagen führen, ist entsprechend hoch anzusetzen. Für die Feuerwehr Köln folgende Gefahren von besonderer Bedeutung: • Bedingt durch das hohe Verkehrsaufkommen der Bahn in und um Köln wird die Taktfolge der Züge so gering wie möglich gehalten. Fehler und Ausfälle im Bereich der Zugsicherung führen dadurch mit höherer Wahrscheinlichkeit zu Unfällen. und gasförmig mit dem Wind mitgetragen werden. Flusssäure verursacht neben der Ätzwirkung als Säure schon in geringen Konzentrationen schwere Stoffwechselschäden. Seite 40 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 • Durch die Anbindung Kölns an das nationale und internationale Hochgeschwindigkeitsnetz (ICE, Thalys) und dem damit verbundenen hohen Passagierverkehrsaufkommen durch zeitlich attraktive Anbindung an andere Metropolen ist eine erhöhte Wahrscheinlichkeit kritischer Unfälle mit vielen Personen bei zum Teil hohen Geschwindigkeiten gegeben. • Bei einem Unfall mit einem besetzten Personenzug ist mit einer sehr hohen Zahl von Verletzten in Verbindung mit umfangreichen technischen Maßnahmen zu rechnen. Feuerwehr und Rettungsdienst müssen in der Lage sein, einen Massenanfall von Verletzten (MANV) zu bewältigen. • Auf den vier großen Güter- und Verschiebebahnhöfen Kölns werden für die chemische Industrie große Mengen an Gefahrgut rangiert, die hauptsächlich durch Leckagen an Fahrzeugen auch im täglichen Einsatzgeschehen immer wieder zu Gefahrguteinsätzen der Feuerwehr führen. Größere Leckagen an sol3 chen Fahrzeugen, von denen jedes bis zu 80 m von u.U. sehr gefährlichen Stoffen transportiert, sind nicht auszuschließen. U-Bahn Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) betreiben ein Schienennetz von 141 km Länge, von denen 31 km als U-Bahn unterirdisch geführt werden. Das kontinuierlich steigende Aufkommen an Fahrgästen lag 2013 im Durchschnitt bei über 750.000 Personen täglich. Einsätze von Feuerwehren in unterirdischen Bahnanlagen sind im Normalfall durch einige Besonderheiten gekennzeichnet. • Einsätze zur technischen Hilfeleistung müssen, bedingt durch die räumliche Enge in U-Bahnbereichen, ohne den Feuerwehrkran bewältigt werden. • Bei Brandeinsätzen ist wegen der mangelhaften Be- und Entlüftungsmöglichkeiten bereits bei kleinen Bränden mit einer starken Verrauchung von Bahnhöfen und Fahrtunneln zu rechnen. In der Nähe des Brandherdes ist mit einem extremen Hitzestau zu rechnen, der ebenfalls durch die unzureichenden Wärmeabzugsmöglichkeiten hervorgerufen wird. • Während der Stoßzeiten ist eine Vielzahl von Menschen, unter Umständen mehrere hundert Personen, durch Rauch und Hitze bis in weit entfernte Bereiche hinein akut gefährdet. Seite 41 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Diese Randbedingungen machen für eine erfolgreiche Menschenrettung einen nicht nur schnellen, sondern vor allem auch personalintensiven Feuerwehreinsatz erforderlich. 2.4.3 Häfen und Wasserstraßen Feuer auf einem Schiff Am 25. Januar wurde der Feuerwehr Köln ein Feuer auf dem Hotelschiff „Viking Helvetia“ gemeldet. Das im Motorraum brennende Schiff legte trotz erheblicher technischer Probleme an der Ruderanlage erfolgreich an einem Steiger an, so dass Kräfte der Feuerwehr Köln sowohl von einem Löschboot, welches längsseits ging, aber auch von Land an Bord gehen konnten. Der Brand im Maschinenraum konnte schnell gelöscht werden. Durch die Auspuffanlage wurden Teile der Elektrik auf mehreren Metern in Brand gesetzt. Explosion des Tankschiffs AVANTI Auf dem Rhein explodierte das niederländische Tankschiff AVANTI, das zu diesem Zeitpunkt bei der Erdölchemie in Worringen mit leichtentzündlichen Raffinerieprodukten beladen wurde. Durch die Wucht der Explosion wurde das Produkt weit verteilt, der Rhein brannte auf mehreren hundert Metern Länge und 50 m Breite. Ein hinter der AVANTI liegendes Schiff brannte ebenfalls völlig aus. Drei Tote und fünf Schwerverletzte waren bei diesem Einsatz zu beklagen, der von der Werkfeuerwehr Bayer Dormagen, die auch für die EC zuständig ist, von der Feuerwehr Köln mit fünf Löschzügen und zwei Löschbooten sowie weiteren drei Löschbooten aus Neuss, Düsseldorf und von Bayer Leverkusen bekämpft wurde. Havarie vor dem Dom An einem Samstagnachmittag kollidierte auf Höhe der Kölner Altstadt ein Personenschiff mit einem Binnenfrachter. Beide Schiffe wurden beim Aufprall stark beschädigt, konnten allerdings aus eigener Kraft das Rheinufer erreichen. Gleich nach Eingang des Notrufs wurde der Rettungshubschrauber Christoph Rheinland vorsorglich zur Personensuche aus der Luft entsandt. Bei Eintreffen der ersten Kräfte war das Personenschiff quer zum Rheinstrom auf dem Weg ans linksrheinische Ufer und konnte auf Höhe der Hohenzollernbrücke festmachen. Auf dem Schiff befanden sich zum Zeitpunkt des Aufpralls 150 Gäste einer Hochzeitsgesellschaft. Der Rettungshubschrauber ging zur Landung und die Einsatzkräfte kümmerten sich um die Personen. Acht Personen wurden vom Rettungsdienst versorgt. Von diesen mussten vier Personen in umliegende Krankenhäuser transportiert werden. Parallel zur Versorgung der Verletzten auf dem Personenschiff kontrollierte das Feuerwehrlöschboot den beschädigten Binnenfrachter. Der mit Schüttgut beladene Frachter war erheblich beschädigt, konnte aber am rechtsrheinischen Ufer festmachen. Auf dem Binnenfrachter waren alle Personen wohlauf. Die Wasserschutzpolizei hat die Ermittlungen zur Unfallursache aufgenommen. Im Einsatz waren die Feuerwachen Deutz und Innenstadt, die DLRG, der Kölner Rettungsdienst mit dem Rettungshubschrauber Christoph Rheinland und mehreren Rettungswagen sowie der Einsatzführungsdienst der Branddirektion. Havarie der EXCELSIOR auf dem Rheinstrom bei Köln Porz Bei Rheinkilometer 677 kam es in Höhe Köln Zündorf zu einer Havarie des mit 103 Containern beladenen Motorfrachtschiffes „Excelsior“. Eine heftige Windböe führte bei dem falsch beladenen Schiff zu einer Bewegung in Uferrichtung. Bei dem folgenden Fahrmanöver des zu Tal fahrenden Schiffs geriet ein großer Teil der Container aus den oberen Lagen Seite 42 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 ins Gleiten. Insgesamt 32 Container, davon drei Gefahrgut- und ein Tankcontainer, stürzten beidseitig vom Schiff. Mit der Unterstützung der Feuerwehr Köln konnten die zum Teil kilometerweit abgetriebenen, beschädigten, schwimmenden, wie auch gesunkenen Containern von Bergungsschiffen zeitnah geborgen werden. Besonders schwierig gestaltete sich die Bergung der Gefahrgutcontainer. Der großen Umsicht und Sorgfalt der am Einsatz beteiligten Kräfte ist es zu verdanken, dass es zu keiner größeren Verunreinigung des Rheins gekommen war. Die Havarie führte zu einer fast einwöchigen Vollsperrung des Rheins. Im Einsatz befanden sich alle Lösch- und Rettungsboote der Feuerwehr Köln, der Gerätewagen Wasserrettung, Kräfte der Lösch- und Rüstzüge, sowie des Einsatzführungsdienstes. Hinzu kamen Kräfte des THW, Fachberater der chemischen Industrie, diverser Behörden und Fachfirmen sowie ein Schwimmkran. Großbrand im Niehler Hafen In der Nacht wurde starker Feuerschein aus dem Niehler Hafen gemeldet. Es brannten in der Straße „Am Molenkopf“ große Säcke mit Kunststoffgranulat. Die Flammen drohten auf eine südlich gelegene Siloanlage überzugreifen. Durch den Einsatz von drei Löschzügen der Berufsfeuerwehr, zwei Löschgruppen und den beiden Löschbooten konnte ein umfassender Löschangriff eingeleitet werden. Insbesondere wurde die Stahlkonstruktion der Siloanlage von Innen und Außen gekühlt. Während der Löscharbeiten kam es zur Explosion von zwei Flüssiggasflaschen. Auf Kölner Stadtgebiet und damit im Zuständigkeitsbereich der Feuerwehr Köln liegen 67 km Bundeswasserstraßen. Auf dem Rhein passieren täglich zwischen 400 und 500 Schiffe die Stadt, von denen 22 % mit gefährlichen Gütern beladen sind. Diese Binnenschiffe haben teilweise Transportkapazitäten von über 2.000 t. Dem Schiffsverkehr auf dem Rhein muss in Köln daher besondere Aufmerksamkeit entgegengebracht werden. Je nach Ort des Geschehens (Hafen oder Wasserstraße) und der Art der Wasserfahrzeuge sind die folgenden potentiellen Gefahren zu unterscheiden: • Eine Vielzahl von Passagierschiffen - vielfach mit älteren, zum Teil behinderten Fahrgästen - laufen Köln ganzjährig aus touristischem Interesse an. Zu Messezeiten liegen bis zu 20 Hotelschiffe am Rheinufer in der Innenstadt fest. In der Vergangenheit ist es bereits mehrfach zu Kollisionen zwischen Hotelschiffen und vorbeifahrenden Schiffen bzw. festliegenden Bootshäusern gekommen. Bei einer solchen Kollision oder auch einer Havarie, an der ein Fahrgastschiff beteiligt ist, ist eine hohe Anzahl von Personen betroffen und unmittelbar gefährdet. • Bei Unglücken mit Frachtschiffen ist, bedingt durch die großen Mengen an Betriebsstoffen und Transportgut, eine weitreichende Gefährdung der Umwelt und einer unbestimmten Anzahl von Personen möglich, insbesondere dann, wenn es sich bei den betroffenen Schiffen um Gefahrguttransporte handelt. Die Tankschifffahrt hat in den letzten Jahren einen erhöhten Stellenwert eingenommen und hat deshalb einen fast stetig steigenden Anteil am Transportaufkommen auf Seite 43 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 dem Rhein. Ein der Wirtschaftskrise 2008/09 geschuldeter Einbruch der Transportzahlen ist mittlerweile praktisch wieder ausgeglichen. • In den Kölner Häfen besteht eine Gefährdung primär durch unsachgemäße oder fehlerhafte Handhabung oder Lagerung von Transportgut (Stückgut, Container usw.). Auch hier ist wieder besonderes Augenmerk auf das Handling von Gefahrgut zu richten. In Godorf und im Ölhafen Niehl werden große Mengen an Mineralölprodukten und Flüssiggas umgeschlagen und gelagert. In KölnWorringen, Leverkusen und Wesseling ragen Ladebrücken in den Strom hinein und können eine zusätzliche Gefährdung darstellen. • Bedingt durch die bauliche Anlage entwickeln sich Feuer in den Lagerhallen der Häfen relativ schnell zu Großbränden, wenn Entstehungsbrände nicht durch Personal oder durch automatische Brandmeldeanlagen frühzeitig der Feuerwehr gemeldet werden können. • Zumindest in den Sommermonaten suchen viele Bürger Erholung am Rhein und anderen Gewässern. Insbesondere am Rhein sind sehr häufig Personen durch Unachtsamkeit oder Unerfahrenheit bei sportlichen Aktivitäten gefährdet (Schwimmer, Sportboote u.ä.) 2.4.4 Flughafen Köln-Bonn Verletzte nach Rauchentwicklung in einem Flugzeug Kurz vor dem Start eines Passagierflugzeugs der Fluggesellschaft Span Air auf dem Flughafen Köln Bonn kam es zu einer Rauchentwicklung im Innenraum der Maschine durch einen technischen Defekt. Der Start wurde sofort abgebrochen und die Maschine evakuiert. Die Werkfeuerwehr des Flughafens Köln Bonn, sowie Kräfte der Feuerwehr Köln wurden zur Menschenrettung und Brandbekämpfung eingesetzt. Die 168 Passagiere wurden in der Abflughalle des Terminals 2 gesammelt. 24 Passagiere und 6 Crewmitglieder, die Rauchgase eingeatmet hatten oder sich im Zuge der Evakuierung verletzt hatten, wurden vom Rettungsdienst in Krankenhäuser transportiert. Der Flughafen Köln-Bonn wurde zunächst als „ Regierungsflughafen“ geplant und gebaut. Dabei war eine geringe Auslastung vorgesehen, da die Infrastruktur des Umlandes für ein hohes Verkehrsaufkommen zu diesem Zeitpunkt ungünstiger als beispielsweise die des Düsseldorfer Flughafens war. Dies hat sich mittlerweile grundlegend gewandelt. Die Passagier- und Frachtzahlen sind im Laufe der Entwicklung des Flughafens massiv gestiegen, und die umliegende Infrastruktur ist Seite 44 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 zwangsläufig mitgewachsen. Durch den Flugverkehr sind für den Bereich des Kölner Stadtgebietes einige besondere Risiken zu bedenken: • Ursprung des Köln-Bonner Flughafens ist ein Militärflughafen, der bis heute erhalten ist. (Der Flughafen hat heute noch zwei Werkfeuerwehren: eine der Bundeswehr und eine der Flughafengesellschaft). Hier starten und landen Militärmaschinen, u.a. die Maschinen hochrangiger Politiker oder die MedEvacFlugzeuge, aber auch gelegentlich bewaffnete Militärmaschinen. • Köln-Bonn ist einer der wenigen Flughäfen ohne Nachtflugverbot. Weil Nachtflug in der Regel Frachtflug ist, haben sich viele Frachtfirmen angesiedelt. Auf diese Weise hat sich der Flughafen Köln-Bonn zum heute zweitgrößten Frachtflughafen Deutschlands entwickelt. • Auch das Passagierflugaufkommen ist in den letzten Jahren vor allem durch die Fertigstellung des Terminals 2 stark angewachsen. Der Flughafen wird jährlich nunmehr von fast 10 Mio. Passagieren benutzt. • Einflugschneisen für den Flughafen Köln-Bonn liegen zu großen Teilen über dem Stadtgebiet Kölns. Hier fliegen die Maschinen tief und langsam, mithin sind der Anflug und die Landung der gefährlichste Teil des Fluges. Ein eventueller Absturz von Flugzeugen ist daher eher über dem Stadtgebiet zu erwarten. • Bei Bränden in Flughafengebäuden ist ebenfalls eine große Anzahl von Personen gefährdet. Die Werkfeuerwehr des Flughafens ist jedoch nach ICAORichtlinien von der technischen Seite her primär für die Bekämpfung von Flugzeugbränden auf den Rollfeldern ausgestattet und deshalb personell nicht stark genug, einen umfassenden Löschangriff in den weitläufigen Gebäuden durchzuführen. Sie muss deshalb in diesen Fällen frühzeitig, schnell und umfassend von der öffentlichen Feuerwehr unterstützt werden. Diese Notwendigkeit hat sich insbesondere beim Brand im Düsseldorfer Flughafen 1996 auf dramatische Weise gezeigt hat. Der Flughafen Köln-Bonn stellt insgesamt ein erhebliches Gefährdungspotential dar. Szenarien mit notlandenden oder gar abstürzenden Luftfahrzeugen sind erfahrungsgemäß unwahrscheinlich und entsprechend selten, dürfen aber trotzdem nicht vernachlässigt werden, da sie im Falle des Eintritts auch bewältigt werden müssen. Seite 45 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 2.5 ABB. 2-5 Andere Gefährdungslagen RETTUNG EINER VERUNFALLTEN PERSON MIT DEM FEUERWEHRKRAN AUS EINEM SCHACHT Sturm „Kyrill“ Nach der Warnung des deutschen Wetterdienstes bereitete sich die Feuerwehr Köln auf einen anstrengenden Tag vor. Der Orkan erreichte am 18.1.2007 gegen 14 Uhr das Kölner Stadtgebiet. Bis Mitternacht wurden der Feuerwehr 787 Einsätze gemeldet. In der Spitzenzeit gegen 19 Uhr gingen bei der Leitstelle innerhalb von 15 Minuten 1.400 Anrufe ein. Zur Bearbeitung dieser Einsätze waren bis zum frühen Morgen insgesamt 662 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, Freiwilligen Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und der Polizei im Einsatz. Es gab viele umgestürzte Bäume, lose Dachziegel, weggewehte Dach- und Fassadenteile. Ein Festzelt an der Vorgebirgsstraße musste zusätzlich gesichert werden. Ein Baukran stürzte auf das Dach einer Schule und beschädigte dieses. Der Bereich um den Kölner Dom war bereits im Vorfeld abgesperrt worden. Ein Fenster des Römisch Germanischen Museums wurde durch umherfliegende Holzteile zerstört. Hierdurch wurde das Dionisos-Mosaik aus der Römerzeit beschädigt. Zwei gerissene Ankerketten führten dazu, dass ein Rheinschiff von der Feuerwehr zusätzlich gesichert werden musste. Die Abschlussbilanz verzeichnete insgesamt 1160 Einsätze. Seite 46 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Person aus dem Rhein gerettet Der Leistelle wurde per Notruf gemeldet, dass eine Person in Höhe der Mülheimer Brücke im Rhein gesichtet wurde. Es wurden die Einsatzmittel gemäß dem Einsatzstichwort PRHEIN entsandt. Neben zwei Löschfahrzeugen, dem Gerätewagen Wasserrettung, einem Notarzteinsatzfahrzeug, einem Rettungswagen und dem Führungsdienst an Land waren dies auf dem Wasser ein Löschboot und ein Rettungsboot. Aus der Luft unterstützte der Intensivtransporthubschrauber „Christoph Rheinland“ die Suche. Schon während der Anfahrt der bodengebundenen Kräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst entdeckten Beamte der Polizei einen leblos im Wasser treibenden Körper. Die Person wurde ans Ufer verbracht, wo umgehend die notfallmedizinische Behandlung durch die Besatzung des Hubschraubers, des Notarzteinsatzfahrzeuges, sowie des Rettungswagens durchgeführt wurde. Nach der Umlagerung auf eine Trage wurde die Person unter fortlaufender Reanimation und mit Unterstützung der Besatzung des Löschfahrzeuges über dich dicht bewachsene und unwegsame Uferböschung zum nahegelegenen Rettungswagen und anschließend ins Krankenhaus verbracht. Einsatz von Löschboot und Höhenrettungsgruppe an der Severinsbrücke Die Leitstelle der Berufsfeuerwehr erhielt einen Notruf aus einer Gondel unterhalb der Severinsbrücke. In dieser nicht mehr beweglichen Gondel hielten sich drei Arbeiter auf, die mit Kontroll- sowie Reparaturarbeiten unterhalb der Brücke beschäftigt waren. Um die Personen aus ihrer Zwangslage zu befreien, wurde die für die Rettung von Personen aus der Gondel vorgehaltene Strickleiter auf das darunterliegende Feuerlöschboot gelassen. Über diese Strickleiter gelangten zwei Einsatzkräfte der Höhenrettungsgruppe zur Gondel vor, um die drei Personen von dort aus, mit Sicherungsgeschirren gesichert, einzeln auf das Feuerlöschboot herabzulassen. Pferderettung aus einem Schlammloch Die Feuerwehr Köln wurde von einer Pflegerin des Reithofes für therapeutisches Reiten in Westhoven alarmiert. Die schwarze 25-jährige Stute "Kalina" lag in einem verschlammten Wasserloch, aus dem sie nach einem „Bad“ nicht mehr heraus kam. Die Feuerwehr pumpte einen Teil des Wassers ab, und die Stute konnte mit vereinten Kräften von Pflegern und Feuerwehr befreit werden. Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg – Räumung der „Riehler Heimstätten“ Der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf fand auf einer Grünfläche neben dem Jugendgästehaus in Köln-Riehl eine 20 Zentner schwere amerikanische Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Bomben solcher Größe werden als Wohnblockknacker (Englisch: Blockbuster) bezeichnet. Der Kampfmittelfund führte zur größten und aufwändigsten Evakuierungsaktion, die Köln zu Friedenszeiten erlebt hat. Die Anspannung aller Beteiligten konnte erst abfallen, als die Bombe am Abend des Folgetags entschärft war. Der Radius des Gefahrenbereichs wurde auf 1.000 Meter festgelegt. Dieser Bereich musste vollständig evakuiert werden. Das zuständige Ordnungsamt wurde dabei von mehreren Ämtern unterstützt. Die Feuerwehr hatte die Aufgabe, alle 1.060 Bewohnerinnen und Bewohner, davon allein 180 Bettlägerige und 360 pflegebedürftige Personen, von dem Gelände der Sozial-Betriebe-Köln gGmbH in Notunterkünfte zu bringen und entsprechend zu versorgen. Selbstverständlich mussten die Personen nach der Bombenentschärfung wieder in ihre gewohnte Unterkunft zurückgebracht werden. Hierzu war eine umfangreiche Organisation der Transport- und Logistikanforderungen notwendig, die die Einbindung weiterer Unterstützung erforderte. So wurden Katastrophenschutz-Einheiten aus den Stadt- und Landkreisen Aachen, Bonn, Düren, Oberbergischer Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Rhein-ErftKreis und Leverkusen sowie der Bundesanstalt des Technischen Hilfswerks eingesetzt. Im Einsatz waren überdies 627 Kräfte der Feuerwehr Köln, des Arbeiter-Samariter-Bundes, Seite 47 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter-Unfall-Hilfe sowie des Malteser Hilfsdienstes. Darüber hinaus unterstützten private Anbieter des Krankentransportwesens. Einsturz des historischen Stadtarchivs Am Dienstag, den 03. März 2009 wurde der Leitstelle der Feuerwehr Köln gemeldet, dass das historische Stadtarchiv an der Severinstraße einzustürzen drohe. Es wurden gemäß dem Stichwort EINSTURZ zunächst ein Löschzug, ein Rüstzug, mehrere Sonderfahrzeuge, der Rettungsdienst, sowie der Einsatzführungsdienst alarmiert. Aufgrund der ersten Rückmeldung (Kompletteinsturz, weitere Gebäude drohen einzustürzen, vermisste Personen unbekannter Anzahl) wurde das Einsatzstichwort MANV1, sowie GROSSALARM ausgelöst. Aufgrund der unklaren Lage erfolgte die Alarmierung aller Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr Köln, sowie Einheiten des THW, einer Rettungshundestaffel und weiteren Kräften des Rettungsdienstes. Die Grundausbildungslehrgänge der Feuerwehrschule besetzten ihre Fahrzeuge. An der Einsatzstelle wurden zunächst alle Gebäude, darunter drei Schulen, in einem Radius von 100m evakuiert. Nach einer Vielzahl von Meldungen über vermisste Personen stellten sich schließlich zwei Personen als definitiv vermisst heraus. Bevor jedoch mit der Suche begonnen werden konnte, musste das Umfeld zunächst gegen einen weiteren Einsturz gesichert werden. Anschließend wurde damit begonnen, die Trümmer abzutragen. Beide vermissten Personen wurden schließlich in mehreren Metern Tiefe gefunden und konnten nur noch tot geborgen werden. Zum genannten Personenschaden kam ein enormer Sachschaden, welcher an den Archivalien entstand. Auch bei der Bergung des verschütteten Kulturguts war die Feuerwehr Köln in Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen maßgeblich beteiligt. Eisunfall am Fühlinger See Am Fühlinger See ereignete sich ein tragisches Unglück am, bei dem ein 25-jähriger das Leben verlor. Der Hund des jungen Mannes hatte sich bei einem Spaziergang auf das nur 2 cm dicke Eis des Sees begeben und war eingebrochen. Bei dem Rettungsversuch brach der Hundebesitzer selbst auf der dünnen Eisschicht ein. Auch die Lebensgefährtin hatte noch einen Rettungsversuch unternommen, diesen aufgrund der hohen Eigengefährdung jedoch abgebrochen. Der als Erster eingetroffene Einsatzleiter ging gesichert an einer Leine zur Einbruchstelle. Er konnte den Verunglückten aufgrund der schlechten Sichtverhältnisse nicht finden, rettete allerdings den Hund aus dem Wasser. Der zwischenzeitlich eingetroffene Löschzug schickte sofort einen Feuerwehrmann in einem Rettungsschwimmeranzug ans Wasser. Aber erst ein Feuerwehrtaucher fand nach rund 40 Minuten den leblosen Körper auf dem Grund des Sees. Obwohl der Rettungsdienst sofort mit der Wiederbelebung begann, starb der Mann im Krankenhaus. Sturmtief „Xynthia“ führt zu zahlreichen Einsätzen der Feuerwehr Als das Sturmtief „Xynthia“ über Deutschland zog, bekamen auch die Kölner Einsatzkräfte einiges zu tun. Insgesamt waren über 400 Einsatzkräfte von der Berufsfeuerwehr, den Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr sowie den THW-Ortsverbänden tätig. Auch aus der Freizeit wurden Kollegen gerufen, um den Führungsdienst und die Leitstelle personell zu verstärken. Im Laufe des Tages und der darauffolgenden Nacht arbeiteten sie rund 700 Einsätze ab. Bei den meisten Ereignissen handelte es sich um umgestürzte Bäume, durch den Sturm beschädigte Dächer oder lose Gerüstteile. Menschen wurden durch den Sturm nicht verletzt. Seite 48 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Wasserrohrbruch führt zu einem massiven Feuerwehreinsatz Gegen 2:00 wurde die Leitstelle der Feuerwehr Köln über einen Wasserrohrbruch in KölnLongerich informiert. Zunächst wurde das zuständige Löschfahrzeug der Feuer- und Rettungswache Chorweiler zur Einsatzstelle entsandt. Vor Ort stellte sich heraus, dass an der Militärringstraße ein Wasserrohr, ein so genanntes Transportrohr, mit einem Durchmesser von 700 mm der RheinEnergie geborsten war. Es wurden daher weitere Einsatzkräfte zur Schadensstelle beordert. Die Wassermassen überfluteten die Keller von 26 Häusern teilweise bis zur Decke. Des Weiteren wurden etwa 30 PKW beschädigt. Die Unterführung der Militärringstraße am S-Bahnhof Longerich stand bis zu 1,80 m unter Wasser. Nachdem die RheinEnergie die Wasserleitung abgeschiebert hatte, pumpte die Feuerwehr die Keller der betroffenen Häuser leer. Personen kamen zum Glück nicht zu schaden. Der Bewohner einer Souterrainwohnung konnte glücklicherweise von einem Hausmitbewohner noch rechtzeitig geweckt werden. Die Militärringstraße war im Bereich des S-Bahnhofs Longerich gesperrt. Trotz der Absperrmaßnahmen versuchten zwei PKW-Fahrer diesen Bereich mit ihren Fahrzeugen zu passieren. Die Autos blieben liegen und mussten von der Feuerwehr befreit werden. Die 68 Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr waren rund 14 Stunden im Einsatz. Fahrzeug im Rhein versunken, Besatzung von Passant gerettet Bei dichtem Nebel hatte sich ein Autofahrer auf sein Navigationsgerät verlassen und war am Abend des 16. November an der Autofähre in Langel über die Rampe hinaus in den Rheinstrom gefahren. Der 61-jährige Fahrer konnte sich selbst an Land retten. Sein 36jähriger Beifahrer hatte das Fahrzeug beim Eintauchen zwar verlassen, konnte sich jedoch nur aufs Dach retten. Während das Auto immer weiter in den Rheinstrom rollte, kam glücklicherweise ein Radfahrer vorbei und nahm den um Hilfe rufenden Mann wahr. Er bewegte sich halb gehend, halb schwimmend, in die Fluten und rettete den Beifahrer an Land. Der 51-jährige Retter, der ursprünglich die letzte Fähre nach Hitdorf erreichen wollte, wurde ebenso wie die beiden Fahrzeuginsassen vom Rettungsdienstpersonal und Notärzten untersucht. Alle hatten sich nur eine leichte Unterkühlung zugezogen und wurden zur Beobachtung in Krankenhäuser gebracht. Aufgrund der schlechten Sicht entschied der Einsatzleiter, die Bergung des Fahrzeugs auf den Folgetag zu verschieben. Für die Bergung bat das Wasser- und Schifffahrtsamt die Berufsfeuerwehr Köln um Amtshilfe. Das für die Verkehrssicherheit auf dem Rhein zuständige Amt ortete das Mittelklassefahrzeug 30 bis 40 Meter vom Ufer entfernt in etwa sechs Meter Tiefe. An dieser Stelle ist die Strömung allerdings so stark, dass der Taucheinsatzführer entschied, dass bevor ein Taucher zu dem Auto tauchen kann, zunächst ein Taucherschutzschild vor dem Pkw herunter gelassen werden muss. Daraufhin musste die Bergung erneut um einen Tag verschoben werden. Auch am zweiten Folgetag unterstützte die Feuerwehr Köln wieder das Wasser- und Schifffahrtsamt bei der Bergung und Suche des Fahrzeuges. Dabei war man zunächst davon ausgegangen, dass es sich bei dem Auto, welches das Wasser- und Schifffahrtsamt mit seinen Ortungsgeräten gefunden hatte, um jenes handele, das seit zwei Tagen vermisst wurde. Doch als dieses an die Wasseroberfläche gehoben wurde, wurde schnell klar, dass das Fahrzeug schon länger dort gelegen haben muss. Die Taucher entdeckten hierin eine stark verweste Leiche. Das Auto wurde für die weitere Ermittlungsarbeit an die Polizei übergeben. Die Tauchergruppe suchte daraufhin in einem speziellen Suchmuster den Bereich um die Rampe der Fähre ab und fand das ursprünglich vermisste Fahrzeug. Auch dieses schlugen die Taucher mit Ketten unter Wasser an, damit es anschließend vom Bergungsschiff des Wasser- und Schifffahrtsamts gehoben und an Land gebracht werden konnte. Das Auto wurde dem Eigentümer übergeben. Seite 49 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Explosionsgefahr durch Gasaustritt Durch Tiefbauarbeiten wurde in der Industriestraße in Niehl eine Gasleitung beschädigt. Daraufhin trat Gas unter hohem Druck und starker Geräuschentwicklung aus. Zudem wurde Sand und Erdreich in die Luft geschleudert. Durch die großen Menge Gas bestand Explosionsgefahr an der Industriestraße, sowie an der benachbarten Geestemünder Straße. Der Gefahrenbereich wurde weiträumig abgesperrt. Zudem wurde vorsorglich der Brandschutz bereitgestellt. Die beschädigte Gasleitung wurde abgeschiebert und die Leckagestelle anschließend freigelegt und abgedichtet. Sprengung einer Fliegerbombe Bei Bauarbeiten auf einem Grundstück an der Berrenrather Straße Ecke Universitätsstraße in Köln-Sülz war am Nachmittag Fliegerbombe englischer Bauarbeit gefunden worden. Da der Langzeitzünder der Bombe eine Beschädigung aufwies, hatte der Kampfmittelbeseitigungsdienst der Bezirksregierung Düsseldorf vor Ort entschieden, die Bombe so bald wie möglich kontrolliert zu sprengen. Anwohner im Umkreis von rund 300 Metern mussten ihre Wohnungen verlassen. Davon betroffen waren rund 5.000 Menschen. In der Uni-Mensa war eine zentrale Anlaufstelle eingerichtet worden, die von rund 800 Personen aufgesucht wurde. Von der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen wurden 52 hilfsbedürftige Menschen aus ihren Wohnungen geholt und in Krankenhäuser, in die Mensa oder andere geeignete Einrichtungen transportiert. Sie mussten nach der Sprengung der Bombe auch wieder zurückgeführt werden. Die Evakuierung des gesperrten Bereichs rund um den Bombenfundort wurde vom Ordnungsamt mit einem zweiten Rundgang durch das Gebiet gegen 23.15 Uhr abgeschlossen. Auch der Kampfmittelbeseitigungsdienst hatte zu diesem Zeitpunkt seine Vorbereitungen beendet. Das Loch, in dem die Bombe lag, war mit Stroh, Sand und Kies gefüllt worden. Rundherum stellte die Stadt Köln drei je 36 Kubikmeter große Stahlcontainer, die mit Erde gefüllt waren und die zu erwartende Druckwelle mindern sollten. Dennoch verzögerte sich der Beginn der Sprengung nach Abschluss der Evakuierungen erheblich, weil sich an einigen Stellen im gesperrten Bereich Schaulustige aufhielten. So konnte die Bombe erst gegen 1.10 Uhr kontrolliert gesprengt werden, ohne weitere Schäden zu verursachen. An dem Einsatz waren rund 500 Kräfte von Stadt, Feuerwehr, Polizei und Hilfsdiensten beteiligt. Neben den in diesem Kapitel bisher erwähnten Risiken für die öffentliche Sicherheit und Ordnung hat die Feuerwehr Situationen zu bewältigen, die sich nicht direkt einem der oben genannten Infrastrukturbereiche zuordnen lassen. Zu diesen Gefahrenlagen zählen unter anderem: Menschenrettung Einige Einsatzlagen zur Menschenrettung erfordern Maßnahmen, die über die üblichen Fähigkeiten einer Feuerwehr hinausgehen, beispielsweise Einsätze zur Rettung suizidgefährdeter Personen, die sich von Brücken, Balkonen, Dächern, Baukranen oder auch, wie schon vorgekommen, von einem Riesenrad stürzen wollen. Hier ist eine Höhenrettungsgruppe notwendig, die nicht nur in der Lage ist, solche Seite 50 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Orte zu erreichen und die betroffenen Personen zu sichern und ggf. herunterzulassen, sondern die auch psychologisch gut geschult ist, um den Kontakt mit den Betroffenen herzustellen und den Dialog zum Erfolg zu führen, da sie oftmals die einzigen sind, die diese Personen überhaupt ungefährdet erreichen können. Eine weitere Besonderheit ist die Rettung von Personen aus dem Rhein oder aus anderen Gewässern, für die eine Tauchergruppe sowie Boote und geschultes Personal vorzuhalten sind. Tierrettung Der Bereich der Tierrettung umfasst nicht nur die Rettung von Tieren in Notlagen, sondern auch das Einfangen von herrenlosen Fundtieren, die oftmals eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung bedeuten können (Beispiel Straßenverkehr). Hierfür ist wiederum geeignetes Gerät (z.B. Transportfahrzeug, Netze, Transportbehälter, Betäubungsgewehr / Blasrohr usw.) mit entsprechend geschultem Personal vorzuhalten. Naturereignisse / technisches Versagen Auch Schäden durch Naturereignisse oder Unglücksfälle durch Versagen technischer Einrichtungen fallen in die Zuständigkeit der Feuerwehr im Sinne von § 1 FSHG. Naturbedingte Ereignisse können z.B. Waldbrände, Stürme und Starkregenereignisse, Hochwasser und Erdbeben (Köln ist eine erdbebengefährdete Zone!) sein. Einsatzszenarien durch Ausfall technischer Infrastruktur könnten z.B. Wasserrohrbrüche oder durch andere Ereignisse bedingte Wasserschäden oder Gasaustritte aus dem öffentlichen Gasversorgungsnetz sein. Auf diese Einsatzszenarien muss die Feuerwehr insbesondere durch die Vorhaltung von Material (z.B. Kettensägen, Pumpen o.ä.) gerüstet sein. Auch wenn etliche diese Geräte zum klassischen Handwerkszeug der Feuerwehr gehören, so müssen diese in einer Großstadt wie Köln in einer auch für Flächenlagen ausreichenden Anzahl vorhanden sein – selbstverständlich mit hinreichend geschultem Personal. Terroristische Aktionen Leider gibt es zunehmend Schadensereignisse, die bewusst kriminell herbeigeführt werden. Köln ist hier sicher eine der „ geeigneten Bühnen“ in Deutschland, auf der Terroristen ihre Botschaft platzieren könnten. Es ist sehr schwierig abzuschätzen, welchen Umfang solche Schadensereignisse annehmen könnten, trotzdem muss Seite 51 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 eine Grundplanung bestehen, vor allem in Verbindung mit der Polizei. Neben den offenkundig von Trittbrettfahrern verübten „ Anthrax-Anschlägen“ 2002 und 2003, die auch heute noch gelegentlich Nachahmer finden, sind tatsächlich bedrohliche terroristische Aktionen oder auch terrorähnliche Straftaten in den vergangenen Jahren immer wieder auch in Köln und dem nahen Umland durchgeführt worden. Auch wenn es durch glückliche Umstände dabei nicht immer zum Schadensereignis gekommen ist, so zeigen die folgenden Beispiele eindrucksvoll, dass eine Gefahrenabwehrbehörde wie die Feuerwehr Köln notgedrungen angemessen reagieren können muss: • Geiselnahme Rundfahrtbus am Messeturm • Geiselnahme Kindertagesstätte Chorweiler • Nagelbombenattentat Keupstraße 2004 • Kofferbomben in Eisenbahnzügen in Aachen und Koblenz 2006, die in Köln in den Zügen deponiert und durch Zeitzünder zwar gezündet wurden, aber wegen konstruktiver Mängel nicht explodierten • „ Sauerland-Gruppe“ , Vereitelung von Anschlägen durch gezielte Ermittlungen und frühes Eingreifen der Polizei 2007 • Mehrfacher Anschlagsverdacht auf Schulen • Sprengsatzfund am Bonner Hauptbahnhof 2012, der sprengfähig war, aber keinen geeigneten Zünder hatte Seite 52 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 2.6 Interkommunaler Vergleich des Gefahrenpotentials ABB. 2-6 BRAND EINES BOHRGERÄTES AUF EINER GEBORSTENEN SAUERSTOFFPIPELINE Das Gefahrenpotenzial wird maßgeblich von Infrastrukturparametern des Stadtgebiets beeinflusst. Dies ist daran erkennbar, dass Schadensereignissen immer im direkten Zusammenhang mit Bevölkerungsdichte (potentiell gefährdete Menschenleben) und der resultierenden Wertekonzentration (potentiell gefährdete Sachwerte) stehen. Für einen interkommunalen Vergleich des Gefahrenpotentials bietet es sich daher an, die Infrastrukturparameter einzelner Städte zu vergleichen. Hierfür wurden insgesamt 24 Einzelfaktoren definiert und für die Städte Dortmund, Düsseldorf, Essen, Frankfurt, München, Hamburg und Köln gegenübergestellt (Tabelle 2-1). Die Werte wurden durch Abfragen bei den zuständigen Berufsfeuerweh- Seite 53 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 ren, Aufsichtsbehörden und Fachdienststellen und durch Internetrecherchen ermittelt. Durch unterschiedliche Erfassungsmethoden, Statistiken, gesetzliche Grundlagen und Zuständigkeiten in den Kommunen ist eine gewisse Unschärfe in einigen Einzelwerten nicht auszuschließen. Des Weiteren sind einige Werte nicht ermittelbar. Eine eindeutige Tendenzaussage ist dennoch möglich. Die Auswertung ist nach dem Prinzip der Nutzwertanalyse erfolgt. Für jeden der 24 Einzelfaktoren aus ergibt sich eine entsprechende Reihenfolge. Jede Platzierung fließt mit einem definierten Punktwert in die Auswertung ein. Für die höchste Platzierung werden 14 Punkte vergeben und für die niedrigste 2 Punkte. Konnte ein Einzelwert einer Stadt nicht ermittelt werden, fließt dieser mit 7 Punkten in die Auswertung ein. Im Ergebnis lässt sich für jede Stadt eine Gesamtpunktzahl errechnen, welche das Gefährdungspotenzial im Verhältnis zu den anderen Städten ausdrückt. Innerhalb dieser Betrachtung befindet sich Köln, dicht hinter Hamburg, in der Punktzahl an zweiter Stelle. Alle anderen Städte liegen deutlich dahinter. Vor allen in den Bereichen Industrie und Infrastruktur ist in Köln das Gefahrenpotenzial besonders groß (Tab. 2-1, Abb. 2-4). Seite 54 Infrastruktur Gebietsgröße (km²) Mitarbeiter der Feuerwehr Anzahl der Feuerwachen Verkehrsfläche BAB-Länge im Stadtgebiet Fernverkehrsschienenwege Wasserflächen Bundeswasserstraßen Seite 55 Schienenverkehr ÖPNV (Straßenbahn, U-Bahn) Gewerbe- und Insdustrieflächen Industrie Einheit BF Köln BF München BF Hamburg BF Frankfurt BF Essen BF Düsseldorf BF Dortmund 584.361 573.783 679.571 1.778.120 1.364.194 280,4 217,0 210,3 248,3 755,0 310,4 740 1.050 750,0 950,0 2.250 9 43,1 k.A. k.A. 2,0 9 35,2 39,0 77,0 14,6 11 29,1 57,0 53,0 5,8 12 44,0 71,0 156,0 5,3 18 72,2 82,0 146,0 61,0 1.400 10 51,9 52,0 86,0 4,1 7,0 42,0 8,0 67,0 47,0 k.A 67,4 km 77 16,3 k.A. 10,4 104 13,8 183 12,1 316 37,7 168 11,5 191,5 km 24,8 km² 405,2 km² 1.150,0 11 64,1 102,6 265,9 20,4 Flughafen 1 1 0 1 2 0 1 Häfen 1 2 1 2 30 0 7 22 Güterbahnhöfe 17 12 9 5 21 21 Militärische Anlagen k.A. k.A. k.A. k.A. 2 k.A 4 Objekte nach Strahlenschutzverordnung k.A. k.A. k.A. 105 159 95 128 Objekte nach Gentechnikgesetz Betriebsbereiche nach Störfallverordnung Hochhäuser k.A. 12 78 k.A. 18 270 k.A. 10 288 27 19 560 25 37 581 16 10 237 57 22 398 Versammlungsstätten 356 320 346 261 780 596 541 Hotels (mehr als 60 Betten) 142 190 159 k.A. 490 380 397 Verkaufsstätten (mehr 15.000m²) 370 145 127 k.A. 124 220 k.A. Krankenhäuser 12 13 15 19 36 45 22 Pflegeheime (mehr als 60 Betten) Tunnelanlagen nach RABT 32 3 k.A. k.A. k.A. 1 83 k.A. 150 2 53 k.A 125 7 Bahnhöfe Fernverkehr Bahnhöfe Regionalverkehr (DB,S) unterirdische Verkehrsanlagen (z.B. U-Bahnhöfe) 1 2 1 4 5 3 3 14 13 k.A. 29 47 k.A. 22 24 22 21 88 113 100 40 km² km km km² Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Sonderbauwerke 1.019.328 EW 576.819 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einwohnerzahl Allgemein INTERKOMMUNALER VERGLEICH VON INFRASTRUKTURFAKTOREN Einzelfaktoren Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB 2-1 Planungsrelevamte Faktoren Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Risiken und Schadensfälle – Kap. 2 Brandschutzbedarfsplan 2014 GEFÄHRDUNGSPOTENZIAL VON GROßEN DEUTSCHEN STÄDTEN IM VERGLEICH 350 gewichtete Punkte Gefährdungspotenzial ABB. 2-4 317 300 300 250 201 200 190 166 169 150 144 100 50 0 Hamburg Köln Stadt 3 Seite 56 Stadt 4 Stadt 5 Stadt 6 Stadt 7 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 3 Einsatzstatistik In diesem Kapitel werden die Einsatzzahlen und ihre Entwicklung über die letzten Jahre vorgestellt. Eine durchschnittliche Jahresbilanz der Feuerwehreinsätze in der Stadt Köln sieht wie folgt aus: Anzahl der Notrufe 112 ca. 450.000 Gesamtzahl der Einsätze: ca. 110.000, also einer alle 5 Minuten Die Feuerwehreinsätze werden durch Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr abgearbeitet. Die Freiwillige Feuerwehr wird ca. 1.200 mal alarmiert, in Jahren mit Unwettern auch häufiger. Im Rettungsdienst übernehmen die Hilfsorganisationen über 50 % der Einsätze. Einsätze der Feuerwehr: 63.000  Tendenz steigend Rettungsdiensteinsätze 50.000  Tendenz steigend Brandbekämpfungseinsätze 2.200  Tendenz leicht abnehmend über 7.000  Tendenz leicht zunehmend Darunter fallen im Durchschnitt: o 200 Mittel- und Großbrände o 200 Menschenrettungen o 7 Brandtote, ca. 100 Verletzte Hilfeleistungseinsätze Schwerpunkte: o Menschen und Tiere in Notlagen o Gasausströmungen, Auslaufen von Betriebsstoffen o Ca. 100 Austritte von Gefahrstoffen (Säuren, Laugen etc.) o 3- 4 Mal Sonderalarm durch Naturereignisse o 1100 Menschenrettungen o 90 Tote, 650 Verletzte Fehlalarme über 4.000  Tendenz steigend o ca. 100 böswillige Alarmierungen Besondere Großereignisse rund 10  Tendenz steigend o Bombenräumungen, Krisenstabslagen, Großveranstaltungen, etc. Seite 57 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 Für den vorliegenden Brandschutzbedarfsplan wurden die Einsatzzahlen von 1983 bis 1995, entnommen aus dem Bedarfsplan von 1996, um die Zahlen von 1996 bis 2012 ergänzt. Durch die stetig steigenden Zahlen im Rettungsdienst, der mit rund 85 % ohnehin den mit Abstand größten Teil der Einsätze ausmacht, steigt naturgemäß auch das Gesamteinsatzaufkommen. Die folgenden Abbildungen 3-1 und 3-2 zeigen dies grafisch. ABB. 3-1 GESAMTEINSATZZAHLEN DER FEUERWEHR KÖLN 1983 - 2012 LEGENDE: ABB. 3-2 Einsatzzahlen der Feuerwehr Köln in allen Bereichen, d.h. Brandschutz/Hilfeleistung, Rettungsdienst, Fehleinsätze (Rettungsdienst ohne Einsätze der Hilfsorganisationen) EINSATZZAHLEN IM RETTUNGSDIENST 1983 - 2012 LEGENDE: Einsatzzahlen des Rettungsdienstes der Stadt Köln - Einsätze der Feuerwehr Köln Seite 58 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 Abb. 3-2 zeigt die Summe der Rettungsdiensteinsätze in Köln Sie setzt sich zusammen aus jährlich etwa 35.000 Rettungsdiensteinsätzen der für die Stadt Köln als Verwaltungshelfer eingesetzten Hilfsorganisationen enthalten (obere Balkenreihe) und den Einsätzen der Feuerwehr Köln im Rettungsdienst (untere Balkenreihe). Der Einbruch der Zahlen von 2002 auf 2003 ist dadurch zu erklären, dass zu diesem Zeitpunkt der Krankentransport in Köln in einem Ausschreibungsverfahren vollständig an private Anbieter abgegeben wurde, so dass von diesem Zeitpunkt an nur noch die Zahlen der Notfallrettung zu Buche schlagen. Diese sind aber weiterhin in erheblichem Maße angestiegen. Der Rückgang von 2011 auf 2012 erklärt sich aus der Neuverteilung der Rettungswagen – und damit auch der Einsatzanteile – zwischen Feuerwehr und Hilfsorganisationen im Zuge eines neuen Rettungsdienstbedarfsplans. Rettungsdienstbedarfspläne werden auf der Grundlage von § 12 (6) RettG NRW 1 in vierjährigem Turnus erstellt. Basis für die Bemessung des Rettungsdienstes ist dabei das tägliche, statistisch zu erwartende Einsatzaufkommen. Zufällige Bedarfsspitzen werden aus Kostengründen in der Regel nur unzureichend durch die 2 Kostenträger berücksichtigt . Deshalb unterstützen die Brandschutzkräfte der Feuerwehr Köln den Rettungsdienst maßgeblich. Alle Feuerwehrmitarbeiter im Einsatzdienst sind als Rettungsassistenten ausgebildet. Dadurch ist die Feuerwehr in der Lage, Spitzenbedarf im Rettungsdienst in drei Stufen zu begegnen: 1. Jede Feuer- und Rettungswache verfügt über einen sog. Springer- Rettungswagen (RTW), der bei Bedarf, also dann, wenn im eigenen Ausrückebereich kein regulärer RTW zur Verfügung steht, verzögerungsfrei durch die Besatzung des Tanklöschfahrzeugs besetzt werden kann und wie ein normaler RTW sofort ausrückt. 2. Sollte im eigenen Ausrückebereich ein weiterer Notfall gemeldet werden, so kann die Leitstelle das Löschfahrzeug der Feuerwache entsenden, das ebenfalls mit Rettungsassistenten besetzt ist und umfangreiche notfallmedizinische Ausrüstung an Bord hat. 3. Im Falle eines Massenanfalls von Verletzten (MANV), d.h. wenn sehr viele Patienten gleichzeitig zu versorgen sind und der reguläre Rettungsdienst, der auf das Tagesgeschäft bemessen ist, überfordert ist, kann praktisch jede Einsatz1 Wortlaut § 12 (6) Rettungsgesetz Nordrhein-Westfalen: „Der Bedarfsplan ist kontinuierlich unter Beteiligung der Verbände nach Absatz 5 zu überprüfen und bei Bedarf, spätestens alle vier Jahre, erstmals im Jahre 2000 zu ändern.“ Seite 59 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 kraft der Feuerwehr qualifiziert im Rettungsdienst tätig werden, um das therapiefreie Intervall für die Patienten so kurz wie möglich zu halten und dadurch ggf. Leben zu retten. Betrachtet man ausschließlich die für diesen Bedarfsplan relevanten Einsatzzahlen im Bereich Brandschutz und Technischer Hilfeleistung, so erkennt man auch hier über die betrachteten 27 Jahre hinweg einen erkennbaren Anstieg der Zahlen. Während dabei die Hilfeleistungseinsätze mit etwa 8 % des Einsatzaufkommens einen relativ deutlichen Aufwärtstrend zeigen, nehmen die Brandeinsätze leicht ab und machen nur noch etwa 3 % des Einsatzgeschehens aus. Umweltschutzeinsätze als Teil der Hilfeleistung haben im Trend leicht zugenommen, und auch die Fehlalarmierungen sind in den letzten Jahren auf einen Anteil von etwa 4 % gestiegen. Tendenziell wird die Anzahl der Brände weiter abnehmen, allerdings ist auch weiter vereinzelt mit extremen Großbränden zu rechnen. Durch weitere Verbreitung der Brandmeldetechnik/Heimrauchmelder werden die Einsatzzahlen in diesem Bereich weiter zunehmen. Die Anzahl der Hilfeleistungen wird weiter steigen, insbesondere bei Bagatelleinsätzen, da die Hilfsfähigkeit und Hilfswilligkeit der Bevölkerung eher abnimmt. Hinzu kommen witterungsbedingte Einsätze durch klimatische Veränderungen nach Starkregen oder Stürmen. 3.1 Brandschutz Die Zahl der Brände hat im betrachteten Zeitraum um einen Mittelwert von rund 3.000 Einsätzen pro Jahr geschwankt (Abbildung 3-3), dies sind durchschnittlich knapp über 8 Brände pro Tag. In den letzten Jahren – etwa ab Mitte des vergangenen Jahrzehnts – zeigt sich ein rückläufiger Trend der Brandeinsätze. Brände sind in der Regel personalintensive Einsätze. Sie sind immer zeitkritisch zu sehen, da zum einen selbst bei kleinen Bränden Personen sehr früh durch den Brandrauch 2 Bedarfsspitzen im Rettungsdienst können zufällig auftretende Häufungen von Einsätzen sein, aber auch besondere Einsatzlagen wie z.B. ein Massenanfall von Verletzten (MANV). Seite 60 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 lebensbedrohlich gefährdet sein können und zum anderen bei praktisch allen Brandobjekten eine schnelle Brandausbreitung zu erwarten ist. Brandeinsätze sind oftmals auch diejenigen Einsätze, die mit dem höchsten Risiko für die Einsatzkräfte behaftet sind und taktisch die größten Schwierigkeiten bereiten. Deshalb muss auch zu unklaren Brandmeldungen eine ausreichende Anzahl Einsatzkräften entsandt werden. ABB. 3-3 BRANDEINSÄTZE DER FEUERWEHR KÖLN 1983 - 2012 LEGENDE: Einsatzzahlen der Feuerwehr Köln bei Bränden aller Art Brände, die durch schnelles Eingreifen noch in der Entstehungsphase mit Kübelspritze, Feuerlöscher oder einem Strahlrohr gelöscht werden können, machen naturgemäß den größten Anteil aus. Dieser Anteil liegt bei rund 90 % und dokumentiert die Effektivität einer Feuerwehr, deren originärer Sinn es ist, Schäden durch Brände so gering wie nur möglich zu halten. Dies tut sie genau dann, wenn sie einen möglichst hohen Anteil bereits in der Phase der Brandentstehung bekämpft, was sich in der Einsatzstatistik in einem entsprechend hohen Anteil an Entstehungs- und Kleinbränden niederschlägt. Hierzu tragen im Gewerbe- und Industriebereich vor allem automatische Brandmeldeanlagen und im häuslichen Bereich Heimrauchmelder bei, die die Zeit bis zur Entdeckung des Brandes erheblich verkürzen und so zu einem schnellen Eingreifen der Feuerwehr beitragen. Neben diesen Entstehungsbränden fallen pro Jahr etwa 200 Mittel- und Großbrände an, bei denen mehr als ein Strahlrohr eingesetzt werden muss. Die Feuerwehr Köln rückt also im Mittel etwa viermal in der Woche zu einem solchen Schadenereignis aus. Insbesondere Großbrände verlaufen durchweg öffentlichkeitswirksam, manchmal auch spektakulär und bleiben deshalb recht lange in Erinnerung. Seite 61 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 Kaminbrände treten vorwiegend in der Heizperiode auf, so dass die Feuerwehr Köln in diesem Zeitraum relativ häufig zu einem solchen Schaden ausrückt. Der Verlauf von Kaminbränden ist sehr stark abhängig von vom Alter und der Bauart des betroffenen Gebäudes. Von der Art des Brandobjektes abhängig sind häufig auch die Höhe von Sachbzw. Personenschäden bei Bränden. Während bei Bränden in Industrie- und Gewerbegebieten in der Regel hohe Sachschäden – meist ohne Gefährdung von Menschenleben – auftreten, sind bei Wohnungsbränden in der Regel die Sachschäden geringer, dafür sind aber oft Personen direkt oder indirekt und zum Teil lebensbedrohend gefährdet. Im langjährigen Mittel sterben in Köln jährlich 7 Personen bei Bränden, über 100 erleiden zum Teil schwere Verletzungen, vor allem der Atemwege. 3.2 Technische Hilfeleistung Jedes Jahr rücken Einheiten der Feuerwehr Köln 7.000 - 8.000 mal aus, um den Bürgern der Stadt Hilfe zu leisten (Abbildung 3-4). Entsprechend hoch sind die Anforderungen an die Einsatzkräfte, die der Vielfalt in allen Bereichen der Hilfeleistung gewachsen sein müssen. Technische Hilfeleistungen sind durch die Vielfalt der möglichen Szenarien gekennzeichnet. Das Spektrum der Einsätze, das sich hinter diesem Stichwort verbirgt, reicht von einfachen Hilfeleistungen wie dem Öffnen von Türen, dem Abstreuen von Ölspuren oder der Befreiung von Personen aus steckengebliebenen Aufzügen über Einsätze bei kleinen und großen Bauunfällen oder die Beseitigung von umgestürzten Bäumen bis hin zur umfassenden Hilfe zur Rettung von Menschen und Tieren aus lebensbedrohlichen Lagen, beispielsweise bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen, der Rettung von Lebensmüden, der Gefahrenabwehr bei Freisetzung von gefährlichen Stoffen oder von Erdgas aus der flächendeckenden städtischen Gasversorgung. Die Vielfalt der Szenarien macht die Vorhaltung von umfangreichem technischem Gerät erforderlich. Diese Anforderungen begründen die hohen materiellen Vorhaltungen im Bereich der Gefahrenabwehr. Die Bedienung dieser oftmals komplizierten Aggregate muss nicht nur erlernt, sondern Seite 62 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 auch ständig geübt werden, um im Ernstfall unter Stress und Zeitdruck schnelle und qualifizierte Hilfe leisten zu können, was wiederum hohe Anforderungen an Personal und Ausbildung stellt. ABB. 3-4 HILFELEISTUNGSEINSÄTZE DER FEUERWEHR KÖLN 1983 - 2012 LEGENDE: Einsatzzahlen der Feuerwehr Köln bei Hilfeleistungen (ohne Umweltschutzeinsätze) Die Zahl der Hilfeleistungseinsätze wird durch besondere Wetterereignisse oftmals deutlich erhöht, was sich in der Jahresstatistik dann auch wiederfindet, z.B. 1990 Orkan Wiebke, 2007 Orkan Kyrill, 2010 Orkan Xynthia mit jeweils mehreren hundert Einsätzen innerhalb weniger Stunden. Die hohen Einsatzzahlen 2003 kommen durch mehrere kleinere Ereignisse und den (500jährigen) Hitzesommer zustande. Auch ein nicht unerheblicher Anteil der Hilfeleistungseinsätze ist zeitkritisch zu sehen. Insbesondere im Falle der Menschenrettung (eingeklemmte Personen bei Verkehrsunfällen, unter Straßenbahn oder Zug, Personen im Rhein, Suizidgefahr usw.) ist ein schneller und erfolgreicher Einsatz nur mit einer Vielzahl von Einsatzkräften möglich, so dass nicht nur für Brände, sondern auch im Bereich Hilfeleistung und damit generell für die Gefahrenabwehr ausreichende Personalreserven vorzuhalten sind. Im Jahr 2012 wurden 1130 Personen bei Hilfeleistungen gerettet, knapp 700 Verletzte erhielten rechtzeitig Hilfe, 89 Personen konnte nicht mehr geholfen werden. 3.3 Umweltschutzeinsätze Bei rund 1.000 Einsätzen pro Jahr ist die Feuerwehr gefordert, Gefahren, die bei der Lagerung, der Handhabung oder dem Transport von gefährlichen Stoffen und Gütern aufgetreten sind, qualifiziert zu beseitigen. Dies entspricht etwa 10 % des Seite 63 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 jährlichen Einsatzaufkommens im Bereich der Gefahrenabwehr. Umweltschutzeinsätze sind ein Teilbereich der technischen Hilfeleistung (s.o., Abbildung 3-4), stellen aber ein besonderes – und durch den Kölner Chemiegürtel ein in Köln relativ häufiges – Einsatzszenario dar und werden deshalb hier noch einmal separat betrachtet (Abbildung 3-5). ABB. 3-5 UMWELTSCHUTZEINSÄTZE DER FEUERWEHR KÖLN 1983 - 2012 LEGENDE: Einsatzzahlen der Feuerwehr Köln im Bereich Umweltschutz. An jedem Tag des Jahres sind damit von der Feuerwehr Köln zwei bis drei Gefahrstoffeinsätze zu bewältigen. Von dieser Zahl sind rund 90 % im weiteren Sinne dem Kraftfahrzeugverkehr zuzurechnen, da es sich um die Beseitigung von Benzinen oder Ölen handelt. Bei den verbleibenden 10 % der Gefahrguteinsätze müssen tatsächlich Gefahren durch giftige, ätzende oder umweltgefährdende Stoffe beseitigt werden. 3.4 Fehlalarme Selbstverständlich hat die Feuerwehr Köln auch Fehlalarmierungen. Ihre Zahl liegt pro Jahr mittlerweile bei rund 4.000 Einsätzen, dies bedeutet einen Anteil von etwa 4 % am Gesamteinsatzaufkommen (Abbildung 3-6). Darin enthalten sind nicht die Fehlalarme für den Rettungsdienst, sondern nur die in den Bereichen Brandschutz, Hilfeleistung und Umweltschutz. Seite 64 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 3-6 FEHLALARMIERUNGEN DER FEUERWEHR KÖLN 1983 – 2012 (OHNE FEHLALARME RETTUNGSDIENST) In den meisten Fällen erfolgt die Alarmierung der Feuerwehr in gutem Glauben, ein geringer Anteil von ca. 5 % entfällt auf böswillige Alarmierungen. Fehlalarmierungen mögen auf den ersten Blick lästige Randerscheinungen sein, bei genauerer Betrachtung stellen sie jedoch einen Risikofaktor dar: In dem Fall, dass der Löschzug zu einer Fehlalarmierung ausgerückt ist und gleichzeitig ein kritischer Brand – oder auch eine Hilfeleistung – im eigenen Wachbezirk anfällt, der dann von Einsätzkräften der benachbarten Wache abzuarbeiten ist, verlängern sich die Hilfsfristen für die erste eintreffende Einheit unter Umständen dramatisch. Gleichzeitig bedeuten Alarmfahrten mit Sonderrechten auch dann, wenn die Fahrer mit der zu erwartenden maximalen Vorsicht im Straßenverkehr fahren, ein zusätzliches Risiko. Dieses Risiko wird im Falle von Fehlalarmierungen vollkommen unnötig eingegangen, bedauerlicherweise ist die Tatsache des Fehlalarms aber auf der Anfahrt naturgemäß nicht bekannt. Der langjährige kontinuierliche Trend zum Anstieg der Fehlalarmierungen lässt sich vor allem durch die Zunahme automatischer Alarmierungssysteme (Brandmeldeanlagen) und durch die Zunahme von Heimrauchmeldern im Wohnungsbereich erklären. Hier liegen nur 5-10 % aller Alarmierungen tatsächliche Schadensereignisse zu Grunde, alle übrigen Alarmierungen sind in der Regel Fehlalarmierungen. Auch wenn naturgemäß auch für diese Fehleinsätze das Risiko des Straßenverkehrs bleibt, ist der Ausbau solcher Systeme dennoch sinnvoll und wichtig, weil im Ernstfall viel Zeit für die Entdeckung des Brandes und die Alarmierung eingespart werden kann, was eine erhebliche Begrenzung von Sach- und Personenschäden zur Folge hat. Seite 65 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Einsatzstatistik - Kap. 3 Brandschutzbedarfsplan 2014 3.5 Großschadensereignisse / Katastrophen In den letzten 8 Jahren fielen 84 Einsätze aus den Bereichen Großfeuer, große Technische Hilfe, Schadstoffaustritte, Sturmlagen und Großunfälle unter die Kategorien Großalarm und Sonderalarm, die mit rückwärtiger Führungsunterstützung unterschiedlicher Größe geleitet wurden. Das Innenministerium hat bereits die Erwartung geäußert, dass künftig auch bei bestimmten Schadensfällen unterhalb der Großschadensschwelle die Koordinierungsgruppe des Krisenstabes aktiviert wird. Einsätze dieser Größenordnung sind FEUER 4 (4 Löschzüge zuzüglich Führungsdienst und Rettungsdienst), in den letzten 8 Jahren waren dies 16 Einsätze. Unter den Großalarmen stechen die Großschadensereignisse jeweils im März von vier aufeinander folgenden Jahren (Flussäure-Bahn-Havarie 2006, ContainerRhein-Havarie Excelsior 2007, Chemiewerk-Brand INEOS 2008, Archiv-Einsturz 2009) und die Großveranstaltungen (Weltjugendtag 2005, Fußball- Weltmeisterschaft 2006, Deutscher Evangelischer Kirchentag 2007, rechtspopulistische Demonstration mit umfangreichen Gegenkundgebungen 2008 und 2009) hervor. Hinzu kamen Übungen zum Massenanfall von Verletzten 2004 und 2005 als Vorbereitungen af den Weltjugendtag 2005 und die Fußball-WM 2006. Es besteht nach wie vor eine abstrakte terroristische Gefährdungslage in Deutschland. In diesem Zusammenhang fand eine Großübung im Frühjahr 2010 statt. Mehrfach war in den letzten Jahren auch Köln und Umgebung Ziel terroristischer Aktivitäten oder 3 terrorähnlicher Straftaten , auch wenn hier günstige Umstände teilweise nicht zu 4 Schadensfällen geführt haben , s. dazu auch Kap. 2.5. Der Feuerwehr kommt in Köln in allen Fällen die Führung des Krisenmanagements zu. Dessen Instrumente (Krisenstab, Einsatzleitung) werden aber auch bei anderen besonderen Ereignissen (z.B. herausragende Großveranstaltungen) eingesetzt. Hierbei ist die Feuerwehr zusätzlich zur Einsatzabwicklung auch hinsichtlich der Aufrechterhaltung des eigenen Dienstbetriebs gefordert. 3 4 z.B. Geiselnahmen Messekreisel und KiTa Chorweiler, Nagelbombenanschlag Keupstraße z.B. zwei Kofferbomben 2006 in Kölner Eisenbahnzügen, die gezündet wurden, aber wegen konstruktiver Mängel nicht explodierten, Fund eines Sprengsatzes im Hauptbahnhof Bonn 2012, der wegen fehlenden Zünders nicht sprengfähig war oder frühzeitiges Eingreifen der Polizei bei der sog. „Sauerland-Gruppe“ 2007 Seite 66 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 HAUPTTEIL B – GEFAHRENABWEHR IN KÖLN 4 Die Feuerwehr Köln In diesem Kapitel wird die Feuerwehr Köln als Bestandteil der Stadtverwaltung vorgestellt. Sie bildet eine operative und administrative Organisation. Einzigartig für ein städtisches Amt ist die Aufgabenerfüllung durch haupt- und ehrenamtliche Einsatzkräfte. Es werden die Basis- und Sondereinheiten sowie die Abteilungen der Branddirektion ausführlich vorgestellt. Rund 900 Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr und 700 Einsatzkräften der Freiwilligen Feuerwehr zur Hilfe vor Ort stehen ca. 375 Beschäftigte in der Branddirektion gegenüber, die die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Einsatz schaffen. Ihre Arbeit in Verwaltung, Einsatzplanung, Ausbildung oder Technik ist für die Aufgabenerfüllung zwingend erforderlich. Gleiches gilt für den Vorbeugenden Gefahrenschutz, der die Basis eines wirkungsvollen Feuerwehreinsatzes bereits bei der Erstellung von Gebäuden legt. Die besonderen Anforderungen des Feuerwehreinsatzes stellen besondere Herausforderungen z.B. hinsichtlich der IT- Technik dar, die durch andere städtische Ämter so nicht erfüllt werden können und deswegen innerhalb des Amts vorgehalten werden müssen. Die Stadt Köln unterhält zur Erfüllung der gesetzlichen Pflichtaufgaben der Kommune auf Grundlage § 1 Feuerschutzhilfeleistungsgesetz (FSHG) eine Feuerwehr. Diese ist als Amt 37 dem Stadtdirektor unterstellt. Die Feuerwehr Köln erfüllt damit die gesetzlich definierte Aufgabe der Gefahrenabwehr bei Bränden und Unglücksfällen im Stadtgebiet Köln. Die Feuerwehr wird gebildet aus der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr. Darüber hinaus ist die Stadt Köln Trägerin des Rettungsdienstes, welcher bei der Feuerwehr angegliedert ist. Seite 67 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 4.1 Aufgaben der Feuerwehr Köln Die originären Aufgaben der Feuerwehren im Lande Nordrhein-Westfalen werden den Gemeinden durch die Bestimmungen im FSHG als „ Pflichtaufgaben zur Erfüllung nach Weisung“ übertragen. Gemäß § 1 Abs. 1 FSHG unterhalten die Gemeinden den örtlichen Verhältnissen entsprechende leistungsfähige Feuerwehren, um Schadenfeuer zu bekämpfen sowie bei Unglücksfällen und bei solchen öffentlichen Notständen Hilfe zu leisten, die durch Naturereignisse, Explosionen oder ähnliche Vorkommnisse verursacht werden. Ergänzt bzw. konkretisiert werden die Forderungen des FSHG durch eine Vielzahl von Feuerwehr-Dienstvorschriften (FwDV), Erlassen und sonstigen Regelungen, welche die spezifische Verfahrensweise und die Tätigkeiten der Feuerwehr regeln. Besondere Aufgaben der Feuerwehr ergeben sich aus den in der Gemeinde vorhandenen Risiken. So sind beispielsweise die Vorhaltung von Löschbooten durch den Rheinstrom, die Vorhaltung von Höhenrettern aufgrund vieler Hochhäuser und anderen hohen Objekten sowie die Gefahrguteinheit wegen der Vielzahl von Verkehrswegen, auf denen Gefahrgüter transportiert werden, Einrichtungen, in denen solche Güter umgeschlagen oder verarbeitet werden erforderlich. Des Weiteren ist Köln als kreisfreie Stadt gemäß § 1 Abs. 4 FSHG verpflichtet, eine Leitstelle zu unterhalten wie auch Einrichtungen zur Leitung und Koordinierung von Großschadensereignissen. 4.2 Operative Organisation Die Feuerwehr Köln besteht aus der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr. Entsprechend der vielfältigen Aufgaben hält die Feuerwehr Köln aufgabenspezifisch konfigurierte Fahrzeuge und Geräte zur Menschenrettung, für den Brandschutz, die Hilfeleistung und für die Beseitigung von Umwelt- und sonstigen Gefahren vor. Zusätzlich betreibt die Stadt Köln zusammen mit den Hilfsorganisationen als privaten Leistungserbringern den Rettungsdienst. Der Rettungsdienst und seine Organisation werden im Folgenden lediglich am Rande erwähnt, da dieser bereits im eigenen Rettungsdienstbedarfsplan ausführlich beschrieben wird. Je- Seite 68 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 doch ergeben sich aus der gemeinsamen Organisation von Feuerwehr und Rettungsdienst im operativen und administrativen Bereich Synergien, auf die im Brandschutzbedarfsplan noch näher eingegangen wird. Von den 1203 Mitarbeitern der Berufsfeuerwehr Köln sind 911 ausschließlich im Einsatzdienst auf den Feuer- und Rettungswachen tätig. Sie sind in zwei Wachabteilungen aufgeteilt und besetzen rund um die Uhr 186 Funktionen und sieben Funktionen im Tagesdienst, zu dem auch das diensthabende Personal der Leitstelle rechnet. Zusätzlich werden vier Funktionen des Einsatzführungsdienstes aus den Reihen der Führungskräfte von Branddirektion und Wachvorstehern im 24-h Dienst besetzt. Die Berufsfeuerwehr verfügt über elf Feuer- und Rettungswachen, die fahrzeitoptimiert angeordnet annähernd gleichmäßig im Stadtgebiet verteilt sind. Zusätzlich werden aufgrund des rettungsdienstlichen Bedarfs derzeit sechs Rettungswachen unterhalten. Diese Rettungswachen sind als Außenstationen organisatorisch den einzelnen Feuerwachen zugeordnet. Des Weiteren wird durch die Berufsfeuerwehr der boden- und luftgebundene Notarztdienst organisiert. Dafür sind an sieben Standorten der Feuer- und Rettungswachen bzw. am Krankenhaus Porz Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) stationiert. Für die beiden Hubschrauber, welche zurzeit noch am Flughafen Köln/Bonn vorgehalten werden, wird gerade auf dem Kalkberg ein eigener Standort errichtet. Die Freiwillige Feuerwehr Köln (FF) besteht insgesamt aus 26 Einheiten, welche sich in 24 Löschgruppen, den Fernmeldedienst und den Umweltschutzdienst aufgliedern. Darüber hinaus gibt es noch den Spielmannszug Porz-Langel der Freiwilligen Feuerwehr. Weiterhin wird angestrebt, eine weitere Einheit der Freiwilligen Feuerwehr im Stadtteil Kalk aufzubauen. Bei dem Begriff „ Löschgruppe“ spricht man im Allgemeinen von der aktiven Einheit, welche die eigentlichen Aufgaben einer Freiwilligen Feuerwehr (Brandbekämpfung, Hilfeleistungen, Sonderaufgaben) durchführt. Alle Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr bestehen aus mindestens einer aktiven Einheit und einer Ehrenabteilung. 24 Einheiten haben auch eine Jugendfeuerwehr, um bereits „ von klein auf“ den Nachwuchs sicherzustellen. Die Mitglieder im Alter von 10 bis 18 Jahren werden spielerisch an die Aufgaben der aktiven Einheit herangeführt. In der Ehrenabteilung sind alle ehemaligen Mitglieder der aktiven Einheit vertreten, die aus gesundheitlichen, beruflichen oder privaten Gründen keinen Dienst mehr in der aktiven Wehr versehen können. Diese Abteilung dient der Kameradschaftspflege. Jede der 26 Einheiten der FF verfügt über ein Gerätehaus sowie über verschiedene Fahrzeuge. Seite 69 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB 1-2 MITGLIEDER DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR Freiwillige Feuerwehr Mitglieder insgesamt davon weiblich Aktive Mitglieder 721 43 Jugendfeuerwehr 393 57 Ehrenabteilung 322 7 Gesamt 1436 107 Die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr sind vor allem im Außenbereich der Stadt Köln angesiedelt, wo sie für die Einhaltung der Hilfsfristen unerlässlich sind. 4.2.1 Die Standorte der Berufsfeuerwehr Grundlage für die Verteilung der Standorte der Berufsfeuerwehr ist die planerische Fahrzeit zum Einsatzort, welche als feste Größe Bestandteil der Hilfsfrist ist. Seit 1975 ist das Standortkonzept der Kölner Feuer- und Rettungswachen hierfür sukzessiv optimiert worden. Die Feuerwachen in der Melchiorstraße und in der Vondelstraße wurden aufgegeben und zwei Feuer- und Rettungswachen an neuen Standorten in Marienburg und Ostheim gebaut. In der Innenstadt gibt es jetzt rechts- und linksrheinisch jeweils eine Feuer- und Rettungswache, auf einem Ring mit 5km Radius weitere 6 Feuer- und Rettungswachen und auf einem Ring mit 10km Radius 3 weitere Feuer- und Rettungswachen. Mit der heutigen Standortverteilung können nahezu alle bewohnten Gebiete der Stadt fristgerecht erreicht werden. Seite 70 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 4-1 VERTEILUNG DER FEUER- UND RETTUNGSWACHEN 4.2.2 Die Basiseinheiten der Berufsfeuerwehr Die Basiseinheit der Berufsfeuerwehr ist der „ Kölner Löschzug“ , welcher aus zehn Einsatzkräften besteht, die ein Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF 20), eine Drehleiter (DLK 23/12) und ein Tanklöschfahrzeug (TLF/TRO oder PTLF 4000) besetzen. Zwei Feuerwachen (FW 8 - Ostheim und FW 14 - Lövenich) stellen derzeit keinen kompletten Kölner Löschzug, da auf Feuerwache 14 das Tanklöschfahrzeug nicht bzw. auf Feuerwache 8 in Personalunion mit anderen Einsatzmitteln und damit nicht gesichert besetzt wird. Das Standardfahrzeug für den Ersteinsatz der Berufsfeuerwehr ist das Hilfeleistungslöschfahrzeug. Das Fahrzeug ist ausgestattet mit einer umfangreichen feuer- Seite 71 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 wehrtechnischen Beladung, einer eingebauten Feuerlöschkreiselpumpe, einem Löschwasservorrat, tragbaren Leitern und einem hydraulischen Rettungssatz für die technische Hilfeleistung. Besetzt wird dieses auf allen Feuerwachen vorgehaltene Fahrzeug zurzeit jeweils mit fünf Funktionen (Zugführer, Maschinist, drei Mann als Angriffstrupp). Die Drehleiter ist mit drei, das Tanklöschfahrzeug mit zwei Funktionen besetzt. Die Zusammensetzung des sogenannten „ Kölner Löschzuges“ ergibt sich aus der Schutzzieldefinition der Feuerwehr Köln (Kap. 6 und 7). Treten im Rettungsdienst plötzliche und nicht planbare Bedarfsspitzen auf, kann zu “ Lasten“ des Löschzugs die Besatzung der Tanklöschfahrzeuge augenblicklich zusätzliche Rettungswagen besetzen. Dies führt zwar zu einer temporären Schwächung des Löschzugs im jeweiligen Wachbezirk, hat aber erhebliche Vorteile für die Schutzzielerreichung im Rettungsdienst und kann in diesem Umfang nur von der Berufsfeuerwehr durch die enge Verzahnung von Brandschutz und Rettungsdienst abgebildet werden. ABB. 4-3 BASISEINHEIT “KÖLNER LÖSCHZUG“ 4.2.3 Das Führungssystem der Berufsfeuerwehr Je nach Größe der in den Einsatz gebrachten taktischen Einheiten sind aufgrund der Bestimmungen der FwDV 100 „ Führung und Leitung im Einsatz“ Anzahl und Qualifikation der Führungsstufen vorgegeben. Die Organisation der Einsatzleitung ist als kaskadierendes System aufgebaut, welches bei Bedarf bis zur höchsten Führungsstufe eskaliert werden kann. Für jede Führungsstufe ist ein verantwortlicher Einsatzleiter definiert. Mit ereignisabhängiger steigender Anzahl der in den Einsatz gebrachten Einsatzmittel steigt auch die erforderliche Qualifikation des Einsatzleiters. Seite 72 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Bei kleineren Einsätzen mit einem Einzelfahrzeugs ist als Einsatzleiter ein Fahrzeugführer mit der Einsatzleitung betraut. Er verfügt über eine Qualifikation als Trupp- oder Gruppenführer. Einsatzlagen bis zur Stärke eines Kölner Löschzugs werden von den Zugführern der Feuer- und Rettungswachen geleitet. Auf jeder Feuer- und Rettungswache befindet sich täglich ein Zugführer im Dienst. Die Zugführer sind innerhalb der Wachabteilung ein definierter Personenkreis, der sich aus Führungskräften des mittleren und gehobenen Dienstes mit Gruppen- bzw. Zugführerqualifikation zusammensetzt. Bei Einsätzen oberhalb der Löschzugsstärke, z.B. bei Gebäude- und Wohnungsbränden, sind die „ Beamten vom Alarmdienst“ (BvA) als Einsatzleiter vorgesehen. Jeweils ein Beamter des gehobenen Dienstes ist mit seinem Führungsassistenten und einem Einsatzleitfahrzeug (ELW 1) als BvA für das links- bzw. rechtsrheinische Stadtgebiet zuständig. Ein weiterer Beamter des gehobenen Dienstes ist für das gesamte Stadtgebiet als Einsatzleiter für Schadensereignisse im Zusammenhang mit Gefahrstoffen und zum Umweltschutz eingesetzt. Der BvA- Umweltschutz (BvAU) verfügt für diese Aufgaben ebenfalls über einen speziell ausgebildeten Führungsassistenten sowie einen ELW mit messtechnischem Spezialgerät. Komplexe Einsatzlagen und solche Ereignisse mit besonderen Risiken, z.B. Einsätze mit konkreter Gefährdung von Menschenleben, werden von einem Beamten des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes als Gesamteinsatzleiter geführt. Dem Einsatzleiter „ Oberbeamter vom Alarmdienst“ (OvA) steht ebenfalls ein Führungsassistent sowie ein ELW 1 zur Verfügung. Diese Führungsebene erfordert immer die Schaffung von einzelnen Einsatzabschnitten unterhalb der Gesamteinsatzleitung. Räumliche oder aufgabenbezogene Einsatzabschnitte bei solchen Einsätzen werden geführt von einem oder mehreren BvA. Sollten große und komplexe Ereignisse die Führung mit einer Führungsgruppe vor Ort oder einem rückwärtigen Führungsstab erforderlich machen, übernimmt der Amtsleiter oder sein benannter Vertreter die Gesamteinsatzleitung. Für diese Führungsebene stehen größere Einsatzleitfahrzeuge (ELW 2 und ELW 3) sowie auch Führungsräume im Bereich des Führungs- und Schulungszentrums zur Verfügung. Die Besetzung einer Führungsgruppe und/oder eines Führungsstabes erfordert Seite 73 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 weitere Führungskräfte die aus dem rückwärtigen Bürodienst bzw. aus der Freizeit alarmiert werden. 4.2.4 Die Sondereinheiten der Berufsfeuerwehr Löschboote Für Schadensereignisse und Unglücksfälle auf dem Rheinstrom stellt die Feuerwehr Köln im Auftrag des Landes die Beasatzung der Feuerlöschbootstation im Deutzer Hafen. Hier werden zwei Löschboote und zwei Rettungsboote von insgesamt vier Einsatzfunktionen rund um die Uhr besetzt. Die bei größeren Einsätzen weiter benötigten Funktionen zur Besetzung dieser Einsatzmittel werden von der anliegenden Feuer- und Rettungswache 10 Deutz nachgeführt. An diese Feuerwache ist die Feuerlöschbootstation auch organisatorisch angegliedert. ABB. 4-4 KÖLNER LÖSCHBOOTE Rüstzüge Technische Hilfeleistungen im größeren Umfang, z.B. eingeklemmte Personen nach Verkehrsunfällen, werden mit Unterstützung der beiden Rüstzüge, die auf den Feuer- und Rettungswachen 2 und 5 stationiert sind, abgearbeitet. Diese Rüstzüge bestehen aus jeweils einem Feuerwehrkran und einem Rüstwagen. Diese Rüstzüge sind jeweils mit vier Einsatzfunktionen besetzt und werden zu entsprechenden Ereignissen modular zum Löschzug hinzualarmiert. Bei großen Ereignis- Seite 74 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 sen können einzelne Komponenten oder die vollständigen Rüstzüge auch zusammenarbeiten. Umwelt- und Gefahrguteinheit Bei Schadensereignissen mit Beteiligung von atomaren, biologischen und/oder chemischen Gefahrstoffen sowie gentechnisch veränderten Stoffen wird eine Sondereinheit auf der Feuer- und Rettungswache 8 vorgehalten. Für diese Aufgaben besetzten sechs Einsatzfunktionen zwei Trägerfahrzeuge (Wechselladerfahrzeuge) für Abrollbehälter und einen Gerätewagen Gefahrgut (GW-G). In den Abrollbehältern werden für diese Gefahrenlagen besondere Gerätschaften und Materialien vorgehalten oder Gerätschaften mitgeführt, mit welchen Personen (Einsatzkräfte und zivile Personen), die mit Gefahrstoffen kontaminiert wurden, dekontaminiert werden können. Die Besatzung eines Wechselladerfahrzeugs stellt dabei in Personalunion (Springerfunktion) gleichzeitig die Besatzung des Tanklöschfahrzeugs für den Löschzug. ABB. 4-5 UMWELT- UND GEFAHRGUTEINHEIT DER FEUERWACHE 8 Tierrettung Ebenfalls auf der Feuerwache 8 wird tagsüber im 8 h Dienst mit zwei Feuerwehrbeamten ein Gerätewagen für die Tierrettung besetzt. Der GW-TR ist dabei für Hilfeleistungen und Rettung von Tieren im gesamten Stadtgebiet zuständig und eines Seite 75 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 der höchstfrequentierten Einsatzmittel der Feuerwehr Köln. Finanziert wird der GW-TR vom Veterinäramt. Höhenretter/Taucher Zusätzlich unterhält die Feuerwehr Köln eine Höhenrettungsgruppe, welche auf der Feuer- und Rettungswache 4 und eine Wasserrettungs-/Tauchergruppe, welche auf der Feuer- und Rettungswache 1 stationiert ist. Die jeweils erforderlichen vier Einsatzfunktionen werden nicht durch gesonderte Funktionen sondern in Personalunion mit einem Löschfahrzeug besetzt und bei Bedarf in Dienst genommen. Diese Sondereinheiten verfügen über speziell für die jeweilige Aufgabe ausgebildetes Personal, entsprechendes Gerät und Fahrzeuge. Atemschutzlogistik Die Grundaufgabe der Feuerwehr schlechthin ist die Brandbekämpfung von Schadenfeuern. Aber auch bei anderen Einsätzen, z.B. beim Austreten von giften Gasen bei Unfällen mit Gefahrgütern, ist das Tragen von Atemschutzgeräten unerlässlich. Um an den unterschiedlichen Einsatzstellen im Stadtgebiet immer eine ausreichende Anzahl ordnungsgemäßer geprüfter und funktionsfähige Atemschutzgeräte zur Verfügung stellen zu können, wird von der Atemschutzwerkstatt auf der Feuer- und Rettungswache 1 der Gerätewagen Atemschutz von zwei Feuerwehrbeamten rund um die Uhr besetzt. Logistikeinheit Auf der Feuer- und Rettungswache 5 werden Geräte und Material für besondere Einsatzlagen vorgehalten (z.B. Ölbindemittel, Schaummittel, Sandsäcke und Füllmaschinen, Rüst- und Baumaterial, Einsatzstellenverspflegung und Lebensmittelvorräte, Stromerzeuger). Für den Transport zur Einsatzstelle stehen zwei Wechselladerfahrzeuge, Abrollbehälter und weitere Logistikfahrzeuge zur Verfügung. Zur Besetzung stehen zwei Funktionen rund um die Uhr zur Verfügung, gegebenenfalls verstärkt durch Personal des Rüst- bzw. Löschzuges. Bei größeren und längeren Einsätzen wird die Logistikeinheit der Feuer- und Rettungswache 5 von der Freiwilligen Feuerwehr (LG Longerich) unterstützt. Seite 76 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 4-6 LOGISTIKEINHEIT DER FEUER- UND RETTUNGSWACHE 5 Analytische Task Force (ATF) – Standort Köln Die Analytische Task Force (ATF) ist eine Spezialeinheit zur Erkennung und Bekämpfung biologischer, chemischer oder radiologischer Gefahren mit insgesamt sieben Standorten in Deutschland. Einer dieser Standorte ist Köln. Die ATF Köln ist bei der Berufsfeuerwehr stationiert und wird auch durch Einsatzpersonal der Berufsfeuerwehr betrieben. Der Schwerpunkt der Einsatzaufgaben liegt auf der chemischen Analytik. Die ATFStandorte werden durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ergänzend materiell ausgestattet, koordiniert und ausgebildet. Sie bilden die vierte und höchste Versorgungsstufe im Bevölkerungsschutz Deutschlands. Somit stellt die ATF eine Ergänzung kommunaler Einsatzkräfte und -mittel dar. Additiv können im Einsatzfall die durch den Bund ergänzend beschafften ABCErkundungskraftwagen und Dekontaminationsfahrzeuge, welche auch in der Freiwilligen Feuerwehr in Köln stationiert sind, gemeinsam mit der ATF zum Einsatz gebracht werden. Die ATF wird rund um die Uhr in Personalunion mit dem BvA-Umweltschutz und seinem speziell ausgebildeten Führungsassistenten besetzt. Bei Bedarf wird die ATF bei größeren Einsätzen innerhalb des Stadtgebietes und bei Einsätzen außerhalb von Köln durch eine Rufbereitschaft personell verstärkt. Der ATF Köln stehen ein Einsatzleitwagen ATF, ein als Abrollbehälter konfiguriertes Labor sowie im Einsatzfall weitere Fahrzeuge (ABC-Erkundungskraftwagen etc.) zur Verfügung. Mit Seite 77 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 diesen Fahrzeugen kann eine umfangreiche und sehr spezialisierte Mess- und Analysetechnik zum Einsatz gebracht werden. Die Bedienung dieser Mess- und Analysegeräte und insbesondere die Interpretation und die Dokumentation der Messergebnisse bedürfen einer intensiven Aus- und Fortbildung. PSU-Team Tragische und außergewöhnliche Belastungssituationen können im Einsatzdienst der Feuerwehr jederzeit eintreten. Nach einem tödlichen Atemschutzunfall 1996, bei dem ein Angehöriger der Feuerwehr Köln tödlich verunglückt ist, wurde die Notwendigkeit erkannt, für die Einsatzkräfte belastende Einsatzsituationen professionell nachzubereiten. Mittlerweile besteht das PSU (psychosoziale Unterstützung) auf einer Vollzeitstelle in der Branddirektion und mehreren unterstützenden Einsatzkräften bei der gesamten Feuerwehr. Mit großer Resonanz wurden bei Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr schon viele Einsatzkräfte betreut und bei der Bewältigung von belastenden Erlebnissen unterstützt. Integriert in das PSU- Team sind auch die Feuerwehrseelsorger der evangelischen und katholischen Kirche, die gleichzeitig die Koordinatoren der Notfallseelsorge sind. 4.2.5 Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr Historisch bedingt hat die Freiwillige Feuerwehr als Grundaufgabe die Sicherstellung des Brandschutzes in ihrem jeweiligen Wachgebiet. Dabei wird sie im Ereignisfall nach entsprechend ihrem Leistungsvermögen zeitgleich mit der Berufsfeuerwehr alarmiert und sie an der Einsatzstelle unterstützt. Auch werden Einsätze selbstständig ohne Mitwirkung der Berufsfeuerwehr durchgeführt. Bei Großschadenslagen, wie z.B. dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs, arbeiteten Freiwilligeund Berufsfeuerwehr in enger Abstimmung zusammen. Die Aufgaben lassen sich nach dem SSV- Prinzip (Schneller, Spezieller, Verstärkend) unterscheiden: Schneller In Randbereichen von Köln kann die Freiwillige Feuerwehr vor der Berufsfeuerwehr eintreffen, weil die Feuerwache der Berufsfeuerwehr relativ weit entfernt ist. Seite 78 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Spezieller Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr übernehmen Aufgaben an Stelle der Berufsfeuerwehr, weil diese nicht über das erforderliche Personal verfügt. Beispiele hierfür sind z.B. die Beleuchtungskomponente oder die Echolotgruppe. Verstärkend Auf 11 Feuerwachen der Berufsfeuerwehr steht jeweils 1 Löschzug. Mit 24 Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr steht so eine angemessene Reserve zur Verfügung, da nach FWDV 3 jeder Löschzug aus 2 Löschgruppen besteht. Allerdings sind derzeit in dieser Zahl auch die Löschgruppen in den Randbereichen Kölns enthalten. Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr werden an größeren Einsatzstellen neben der Berufsfeuerwehr eingesetzt und besetzen bei langwierigen und personalintensiven Einsätzen die dadurch verwaisten Wachen der Berufsfeuerwehr. Damit gewährleisten sie die Sicherstellung des Brandschutzes im Wachbezirk der Berufsfeuerwehr. Weiterer Aufgabenschwerpunkt der Freiwilligen Feuerwehr ist der Einsatz bei Flächenlagen (z.B. Unwetter mit Starkregen) im Bereich der Technischen Hilfe. Schließlich wirkt die Freiwillige Feuerwehr im Katastrophenschutz mit und setzt vom Bund bereitgestellte Fahrzeuge ein. Die Einheiten der FF sind personell und materiell so ausgestattet, dass durch sie ihre originäre Aufgaben der Brandbekämpfung umfänglich sowie der Technischen Hilfeleistung im geringen Umfang autark durchführen können. Die funktionelle Besetzung der Positionen auf den Löschgruppenfahrzeugen der Freiwilligen Feuerwehr erfolgt hinsichtlich der Mindestanzahl des ausrückenden Personals wie auch der erforderlichen Qualifikation z.B. Gruppenführer, Atemschutzgeräteträger, Maschinist, vergleichbar der Berufsfeuerwehr. 4.2.6 Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr Jede der 26 Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr verfügt über ein Gerätehaus, welches sich im städtischen Besetz befindet oder angemietet ist. Die Gerätehäuser bestehen mindestens aus einer Fahrzeughalle, dem Unterrichtsraum, einem Büro sowie den Umkleide- und Sanitärbereichen. Des Weiteren sind bei den Gerätehäusern immer Kapazitäten für Sozialräume und die Jugendfeuerwehr vorzusehen. Seite 79 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Standorte der Gerätehäuser sind größtenteils historisch gewachsen, liegen aber gerade deswegen sinnvoll. Ein Hauptaugenmerk liegt hierbei auf der guten Erreichbarkeit der Gerätehäuser für die Einsatzkräfte und einer guten Einbindung in das örtliche Geschehen. Wünschenswert ist, wenn die Einsatzkräfte im unmittelbaren Umfeld der Gerätehäuser wohnen können. ABB. 4-7 GERÄTEHAUS DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR IN LIBUR 4.2.7 Basiseinheiten der Freiwilligen Feuerwehr Zur Erfüllung der Grundaufgaben der Freiwilligen Feuerwehr im Bereich des Brandschutzes und der technischen Hilfeleistung verfügt jede Löschgruppe über ein Löschgruppenfahrzeug (LF) mit Wassertank und ein Mannschaftstransportfahrzeug (MTF) als Basiseinheit. Die Löschgruppenfahrzeuge sind Fahrzeuge mit feuerwehrtechnischer Beladung, einer eingebauten Feuerlöschkreiselpumpe und einem Löschwasservorrat, die zur Brandbekämpfung und zur einfachen Hilfeleistungen eingesetzt werden können. Mitgeführte tragbare Leitern (Steckleiter und Schiebleiter) ermöglichen die Menschenrettung aus Gebäuden bis zur mittleren Höhe. Um den Brandschutz und die Gefahrenabwehr auch bei Hochwasserlagen des Rheins sicherzustellen, wird in vier Löschgruppen als Basisfahrzeug ein watfähiges LF vorgehalten, damit auch um in überfluteten Bereichen Einsätze durchgeführt werden können. Seite 80 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Mannschaftstransportfahrzeuge werden vor allem im Einsatzdienst als Logistikoder Unterstützungsfahrzeug, aber auch für die Jugendarbeit in der Jugendfeuerwehr genutzt. ABB. 4-8 BASISEINHEIT DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR 4.2.8 Sonderaufgaben der Freiwilligen Feuerwehr Neben den Aufgaben in der Brandbekämpfung und Technischen Hilfe übernehmen die Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr Sonderaufgaben, welche von der Berufsfeuerwehr nicht abgedeckt werden können. Dies sind in der Regel Fähigkeiten, welche sehr speziell, mit hohem Ausbildungsaufwand verbunden und selten benötigt werden, sodass sich die Vorhaltung bei der Berufsfeuerwehr personwirtschaftlich nicht rechtfertigen würde. Die Verteilung der Aufgaben über die einzelnen Löschgruppen richtet sich nach dem jeweiligen Leistungsvermögen, dem Standort, der räumlichen Ausstattung des Gerätehauses, der Auslastung der Einheiten durch Einsätze und der Bereitschaft der Einheiten, diese Aufgaben zusätzlich zu oder anstatt der Grundaufgaben zu übernehmen. Die Übernahme von Sonderaufgaben macht zusätzliche Ausbildung, Ausstattung und weitere organisatorische Maßnahmen (z.B. hinsichtlich der Alarmierung) erforderlich. Unabhängig von den beschriebenen Sonderaufgaben im Einsatz führen die Einheiten je nach den Verhältnissen in ihrem Zuständigkeitsbereich zusätzliche Aufgaben aus und betreiben Öffentlichkeitsarbeit. Hierzu gehört z.B. die Mitwirkung in der Brandschutzerziehung. Seite 81 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Neben den nachfolgend Genannten gibt es zwei Spezialeinheiten (Fernmeldedienst und Umweltschutzdienst), die wegen des Umfangs der Aufgaben keine Grundtätigkeiten ausführen und ausschließlich die jeweilige Spezialaufgabe ausführen. Im Einzelnen wurden folgende Sonderaufgaben definiert und an einzelne Löschgruppen übertragen: TAB. 4-1 SONDERAUFGABEN DER FREIWILLIGEN FEUERWEHR Sonderaufgabe Einheit der Freiwilligen Feuerwehr Löschwasserversorgung Brück; Flittard, Worringen, Lövenich, Urbach, Heumar, Esch, Holweide, Rodenkirchen Schaummittellogistik Wahn, Zündorf Schadwasserrückhaltung Dellbrück Messen von Schadstoffen USD, Flittard, Brück, Widdersdorf, Ensen Unterstützung ATF USD Erweiterte Technische Hilfeleistung Dünnwald, Worringen, Libur Beleuchtung Porz-Langel Personenortung Wasser Fühlingen Personenortung Land Dünnwald Führungsunterstützung Führungsdienst Freiwillige Feuerwehr Dokumentation Merkenich, Langel-Rheinkassel Logistik Longerich Belüften von Einsatzstellen Strunden Einsatzverpflegung Longerich Hochwasser Rodenkirchen, Roggendorf, Strunden, Ensen Seite 82 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 4-9 SONDERAUFGABE BELÜFTEN: EINSATZ DES LUF 60 DURCH DIE FREIWILLIGE FEUERWEHR KÖLN 4.2.9 Führungsdienst der Freiwilligen Feuerwehr Der Führungsdienst der Freiwilligen Feuerwehr setzt sich aus erfahrenen Führungskräften aus den Löschgruppen und Sondereinheiten zusammen. Im Einsatzfall, zumeist Flächenlagen mit umfangreichem Einsatz von Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr, fungiert der planmäßig organisierte diensthabende Führungsdienst gegenüber dem Einsatzleiter als „ Fachberater für die Freiwillige Feuerwehr“ . Seine vordringlichste Aufgabe ist die Unterstützung der Leitstelle bei Sonderalarm (z.B. Sturm, Starkregen, etc.), die rückwärtige Koordinierung und Betreuung von Kräften der FF sowie die Mitarbeit in der Einsatzleitung als Fachberater Brandschutz. Der Führungsdienst der Freiwilligen Feuerwehr wird bei Flächenlagen auch als Erkunder im Stadtgebiet eingesetzt. Hierfür werden dem Führungsdienst der Freiwilligen Feuerwehr im Einsatzfall ein Fahrzeug und ein Führungsgehilfe zur Verfügung gestellt. Ihm obliegt dann die Sichtung bzw. Priorisierung von Einsatzstellen und -schwerpunkten im Schadensgebiet und die Rückmeldung an die Leitstelle der Feuerwehr Köln. Seite 83 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 4.3 Administrative Organisation Um die hochverfügbaren operativen Strukturen der Gefahrenabwehr zu ermöglichen, ist gleichermaßen eine hochverfügbare leistungsfähige administrative Organisation der Feuerwehr erforderlich. Kein Feuerwehreinsatz kann ohne entsprechend beschaffte Geräte, Fahrzeuge und Schutzausrüstung, die erforderlichen Einsatzstandards oder Kommunikationseinsrichtungen fristgerecht bewältigt werden. So arbeiten alle administrativen Organisationseinheiten der obersten Zielsetzung zu, innerhalb kürzester Zeit effektiv und geeignet Hilfe zu leisten. Die Feuerwehr Köln gliedert sich in sechs Abteilungen, von denen die Abteilungen Gefahrenabwehr I-III, neben ihren fachlichen Aufgaben, auch für das Personal des Einsatzdienstes von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr verantwortlich sind. Durch diese enge Verzahnung ist sichergestellt, dass sich die Kompetenz für fachliche, materielle bzw. logische Dienstleitung und die personelle Verantwortung bündelt. Die drei weitere Abteilungen, Verwaltung, Gefahrenvorbeugung und Rettungsdienst, befassen sich ausschließlich mit ihren zum Teil sehr spezifischen und komplexen Aufgabenbereichen. Zusätzlich zu den sechs Abteilungen gibt es drei Organisationseinheiten, die in Stabsstellen direkt dem Amtsleiter unterstellt sind. 4.3.1 Verwaltungsabteilung Die Verwaltungsabteilung ist wesentliche Schnittstelle insbesondere zu anderen Ämtern der Stadtverwaltung Köln. Sie wirkt durch die Wahrnehmung der ihr übertragenen Aufgaben im Bereich Personal-, Finanz- und Vergabemanagement sowie Organisation an der Sicherstellung des Dienstbetriebes der Feuerwehr Köln mit. In der Verwaltungsabteilung erfolgen die dezentrale Personalsachbearbeitung und die Umsetzung aller personalwirtschaftlichen Maßnahmen des Amtes. Dazu gehören auch Maßnahmen zur Personalbeschaffung und die Organisation der Auswahlverfahren für Nachwuchskräfte des mittleren, gehobenen und höheren feuerwehrtechnischen Dienstes. Die tägliche Besetzung der erforderlichen Funktionsstärke im Einsatzdienst hängt somit direkt von den getroffenen personalwirtschaftlichen Maßnahmen ab. Der demografische Wandel bedeutet perspektivisch eher größere Seite 84 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Probleme in der Personalgewinnung und stellt somit eine besondere Herausforderung für diesen Arbeitsbereich dar. Ein wesentlicher Aufgabenbereich der Verwaltungsabteilung ist die Erstellung der Satzungen für Leistungen des Bodenrettungsdienstes, des Luftrettungsdienstes sowie des Brandschutzes und der Hilfeleistung. Dabei werden federführend bei den Satzungen des Rettungsdienstes die Gespräche geführt, die für die nach Rettungsgesetz NRW vorgesehene Beteiligung der Verbände der Krankenkassen und des Landesverbandes der gewerblichen Berufsgenossenschaften erforderlich sind. Ziel der Beteiligung ist es, Einvernehmen über die Gebührensatzungen zu erzielen. In der Abteilung werden die Maßnahmen mit Auswirkung auf Aufbau- und Ablauforganisation sowie Stellenplan begleitet. Neben den allgemeinen Aufgaben der Sachorganisation ist der Bereich Organisation zuständig für die Ausstattung der Branddirektion, der Feuerwehr und Rettungsdienstschule, der Wachen und Gerätehäuser mit allgemeinen Ausstattungsgegenständen. Ebenso werden die Aufgaben des Gesundheitsmanagements für das Amt wahrgenommen. Zu der Gruppe gehören deshalb auch eine Sportlehrerin und der Leiter des Teams für die psychosoziale Unterstützung. Neben dem Vergabemanagement, welches zur Qualitätssicherung bei Vergaben des Amtes dient, werden alle relevanten Aufgaben der Finanzsteuerung (Haushaltsplanung und -ausführung, Kosten- und Leistungsrechnung, Finanzcontrolling sowie Anlagenbuchhaltung) erledigt. Neben der Abrechnung der kostenpflichtigen Leistungen nach Feuerwehr- und Feuerwehrgebührensatzung werden die Leistungen des Bodenrettungsdienstes abgerechnet. 4.3.2 Abteilung Gefahrenabwehr I und Zentrale Einsatzorganisation Der Abteilung Gefahrenabwehr I ist für die konzeptionelle Organisation, die einsatzbezogene Steuerung und die Ausbildung des gesamten Einsatzdienstes von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr verantwortlich. Im Sachgebiet Einsatzplanung / Koordination werden alle konzeptionellen Maßnahmen, den Brandschutz und die Technische Hilfeleistung betreffend, durchge- Seite 85 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 führt. Das Sachgebiet untergliedert sich in die einsatzplanerischen Bereiche operative Grundlagenplanung, objektbezogene Einsatzplanung, ereignisbezogene Einsatzplanung, Planung von Großveranstaltungen und Erstellung von einsatzbezogenen Statistiken und Auswertungen. Regelmäßig erfolgen hierzu vor Einführung verbindlicher Festlegungen Abstimmungen innerhalb und ggf. außerhalb des Amtes. Die planerischen Maßnahmen müssen oftmals abgestimmt und synchronisiert werden mit der Einsatzorganisation im rettungsdienstlichen Bereich sowie der Abteilung Gefahrenvorbeugung. Alle koordinativen Maßnahmen mit operativer Relevanz werden mit den anderen Beteiligten federführend durchgeführt. Die Leitstelle der Feuerwehr Köln ist die größte Leitstelle in Nordrhein Westfalen und eine der größten Leitstellen für Rettungsdienst, Feuerwehr und Bevölkerungsschutz in Deutschland. Als eines der zentralen Elemente des Einsatzdienstes wurden im Jahr 2012 insgesamt knapp 500.000 Notrufe über die Notrufnummer 112 entgegengenommen und rund 135.000 Einsätze disponiert. Des Weiteren sind in der Leitstelle über 1600 Brandmeldeanlagen aus dem gesamten Stadtgebiet aufgeschaltet, die eine automatische und schnelle Alarmierung der Feuerwehr in besonderen Objekten garantieren. Die weitreichenden Aufgaben der Leitstellen umfassen, neben der Entgegennehme der Notrufe und der Disposition bzw. Alarmierung der Einsatzmittel, die Anleitung der Hilfesuchenden in Notfallsituationen, z.B. bei Reanimationen und spontanen Geburten, die Koordination des Transports von Intensiv- und schwergewichtigen Patienten, die Warnung der Bevölkerung bei Großschadenslagen durch Radio und Sirenen, die Führung des Bettennachweises der Kölner Krankenhäuser, die überregionale Verantwortung für die Alarmierung der Rettungshubschrauber Christoph 3 und Christoph Rheinland sowie die Vermittlung von Hilfeersuchen zu anderen Stellen, wie z.B. dem ärztlichen Notdienst und der Polizei. Die Feuerwehr- und Rettungsdienstschule ist für die Aus- und Fortbildung der Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr im Bereich Brandbekämpfung, Technische Hilfe und Rettungsdienst verantwortlich. Die gesamte Laufbahnausbildung des mittleren feuerwehrtechnischen Dienstes, welche den Großteil des Einsatzpersonals ausmacht, wird hier durchgeführt. Das Ausbildungsangebot umfasst die beamtenrechtlich festgeschriebene feuerwehrtechnische Grundausbildung mit allen erforderlichen Zusatzlehrgängen, die Ausbildung für Sonderaufgaben im Einsatzdienst und die Rettungssanitäter bzw. Rettungsassistenten Ausbildung. Neben der Berufsfeuerwehr wird auch die gesamte Freiwillige Feuerwehr in 16 Modul- Seite 86 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 lehrgängen, welche durch die FwDV 2 vorgegeben wird, für ihre Aufgaben im Einsatzdienst qualifiziert. Die Feuerwehr und Rettungsdienstschule hat zudem überregionale Bedeutung, da andere Dienststellen ihre Auszubildenden nach Köln zur Feuerwehr -und Rettungsdienstausbildung entsenden. Dadurch kann kontinuierlich für den stetigen Eigenbedarf ausgebildet und gleichzeitig ein gewisser Anteil der Lehrgangsplätze gewinnbringend an externe Teilnehmer verkauft werden. Dies sichert einen qualitativ hochwertigen Ausbildungsbetrieb bei verhältnismäßig niedrigen Kosten. 4.3.3 Abteilung Gefahrenabwehr II und Technik und Gebäude Der Aufgabenbereich Technik gliedert sich in die Sachgebiete Fahrzeuge und Geräte, welche zwingend für den reibungslosen Betrieb der Feuerwehr erforderlich. sind. Dabei gilt es den Einsatzdienst mit geeigneter Technik zu versorgen, die sowohl den gesetzlichen Ansprüchen an die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch den technischen und taktischen Anforderungen des Einsatzdienstes genügt. Es gilt das Grundprinzip, dass alle eingesetzte Technik robust und bereits bewährt sein sollte, damit können die Folgekosten relativ niedrig gehalten werden. Zum reibungslosen Betrieb der Feuerwehr gehört es allerdings auch, dass rund um die Uhr die eingesetzte Technik einsatzbereit ist. Dazu gehört nicht nur, dass die Fahrzeuge und feuerwehrtechnischen Geräte jederzeit betriebsbereit sind, sondern auch, dass der Rettungsdienst mit ausreichend Medikamenten und Verbrauchsmaterial versorgt ist, die Atemschutzgeräte einsatzbereit vorgehalten werden sowie alle Feuerwehrangehörigen jederzeit mit geeigneter und gut gewarteter Schutzkleidung ausgestattet sind. Um all diese Aufgaben sicherstellen zu können, betreibt die Feuerwehr Köln fünf eigene Werkstätten mit festem Personal. Das sind die Kfz-Werkstatt, die Atemschutzwerkstatt, die Gerätemeisterei mit Feuerlöscherwerkstatt, das Sanitätsmittellager und die Kleiderkammer. Unbenommen davon werden auf allen Feuer- und Rettungswachen unter der fachlichen Verantwortung der Sachgebiete Fahrzeuge und Geräte weitere Werkstätten betrieben. Ohne diese Werkstätten, die im Arbeitsdienst durch das Personal der Feuer- und Rettungswachen besetzt werden, ist Seite 87 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 ein geordneter Betrieb der Feuerwehr Köln ebenfalls nicht möglich. Bei diesen Werkstätten handelt es sich um die Sauerstoffabfüllung, die Werkstatt zur Wartung und Prüfung der Tauchgeräte, die Werkstatt zur Wartung und Prüfung von Anschlagmitteln, die Elektrowerkstatt, die Schlauchwäsche, die Werkstatt zur Wartung und Prüfung von Höhenrettungsgeräten, die Werkstatt zur Wartung und Prüfung von hydraulischen Rettungsgeräten, die zentrale Desinfektion, die Werkstatt und das Lager für Einsatzstellenlogistik, die beiden Atemschutzwerkstätten mit Atemschutzübungsstrecken, die Werkstatt zur Wartung und Reparatur der Geräte und Schläuche für den Chemieeinsatz, die Werkstatt zur Wartung und Prüfung von Messgeräten, die Werkstatt zur Wartung und Prüfung von Rettungswesten und die Werkstatt zur Wartung und Prüfung von Geräten für den Einsatz mit radioaktiven Stoffen. Nur durch diese Infrastruktur, verbunden mit der entsprechenden Lager- und Transportlogistik, werden die Ausfallzeiten der Fahrzeuge und Geräte auf ein Mindestmaß reduziert und nur so können die im Brandschutzbedarfsplan definierten Schutzziele erreicht werden. Deshalb sollen auch künftig alle Werkstätten, die für die ständige Einsatzbereitschaft von Fahrzeugen und Geräten notwendig sind, im Neubau der Feuer- und Rettungswache Kalk und im zugehörigen Werkstattzentrum zusammengeführt werden. Analog dem allgemeinen technischen Fortschritt geht auch bei der Einsatztechnik der Trend dahin, dass kurzfristig immer weniger repariert werden kann. Insofern kommt der Reservehaltung von Einsatztechnik besondere Bedeutung zu. Aufgrund der immer höheren Anschaffungs- und Unterhaltungskosten wird besondere Einsatztechnik ggf. interkommunal zu beschaffen sein und dann mehreren Feuerwehren zur Verfügung stehen. Nach der Auflösung des Hochbauamtes wurden alle durch die Feuerwehr genutzten Immobilien und damit alle Eigentümerpflichten auf 37 übertragen und nicht wie bei anderen städtischen Dienststellen an 26 übergeben. Zu den Eigentümerpflichten gehören alle Bauunterhaltungsmaßnahmen, aber auch alle Bauherrenpflichten bei Neubaumaßnahmen. Dies bietet die Vorteile, Planungsleistungen durch feuerwehreigene Bauingenieure und Architekten zu erbringen und bei bauunterhaltenden Maßnahmen feuerwehreigene Handwerker einzusetzen. Deshalb unterhält die Feuerwehr Köln zur Aufrechterhaltung des täglichen Dienstbetriebes zurzeit 33 ei- Seite 88 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 gene und 16 angemietete Gebäude. Die Gebäude sind in ihrer Größe, Nutzungsmöglichkeit, technischer Ausstattung und ihrem Alter sehr unterschiedlich. Das Sachgebiet Bauunterhaltung ist für die Sanierung und Instandhaltung der Feuerwachen der Berufsfeuerwehr, des Führungs- und Schulungszentrums sowie Katastrophenschutzzentrums, der Löschbootstation, der Rettungswachen und Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr zuständig. Neben der Beauftragung und fachlichen Begleitung von Reparaturen, regelmäßigen Wartungsarbeiten und Materialbeschaffungen werden projektbezogen bauunterhaltende Maßnahmen größeren Umfangs durchgeführt. Diese Maßnahmen werden aus einem Gebäudekataster, basierend auf jährlichen Gebäudebegehungen mit Bauteilzustandswertungen, bedarfsgerecht abgeleitet, um die Gebäude bei laufendem Dienstbetrieb bestmöglich zu erhalten. Regelmäßige Bauunterhaltungsmaßnahmen verhindern jedoch nicht, dass Gebäude den Anforderungen nicht mehr genügen oder in ihrer Substanz völlig überaltern. In solchen Fällen werden Neubaumaßnahmen erforderlich. Bei der Feuerwehr Köln befinden sich zur Zeit Neubau- und Erweiterungsbauprojekte in einem Umfang von ca. 100 Mio. € in unterschiedlichen Planungs- bzw. Bauphase. Hinzu kommen zukünftig die in Vorbereitung befindlichen dringend notwendigen Neubau- bzw. Generalsanierungsbaumaßnahmen der Feuerwache 8 (Ostheim) und der Feuerwache 1 (Innenstadt). Weiterhin sind neue Feuerwehrgerätehäuser für die Löschgruppen Longerich, Langel-Rheinkassel, Lövenich, Urbach, Flittard und Rodenkirchen und die notwendigen Rettungswachen Brück und Worringen in der mittelfristigen Planung. Die Feuerwehr Köln übernimmt bei den Baumaßnahmen mit Unterstützung einer Projektleitung und Projektsteuerung die Bauherrenfunktion. Zur Bewältigung der Bauprojekte ist bei der Feuerwehr die Schaffung einer Organisationseinheit „ Neubauprojekte“ in Vorbereitung, welche nicht nur methodisch Bedarfe, Projektziele und Gebäudestandards erarbeiten soll, sondern die gesamten Baumaßnahmen über alle Planungs- und Umsetzungsphasen begleitet. Die Einbindung von Erfahrungen der Gebäudeunterhaltung und Instandhaltung sowie die unmittelbare Einflussnahme durch den Nutzer stellen sicher, dass die Gebäude langlebig den Anforderungen des Einsatzdienstes gerecht werden. Seite 89 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 4.3.4 Abteilung Gefahrenabwehr III und Informationssysteme Die Abteilung „ Gefahrenabwehr III und Informationssysteme“ plant, beschafft und betreibt die gesamten informationstechnischen Systeme und deren Einsatz, inklusive der zur deren Betrieb notwendigen Infrastruktur des Amtes 37. Zu den amtsspezifischen Informationssystemen zählen die Kernsysteme zur Notrufabfrage, Einsatzmitteldisposition, Warnung der Bevölkerung, Alarmierung, Informationsbeschaffung- und -aufbereitung und zur Kommunikation zu den Einsatzkräften aller Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). Neben den Kernsystemen sind Supportsysteme für den sicheren Betrieb der Kernsysteme und Managementsysteme unverzichtbare Komponenten des Informationsverbundes der Feuerwehr Köln. Um diese notwendige Hochverfügbarkeit zu garantieren, müssen die informationstechnischen Systeme vom Amt 37 in Kooperation mit Amt 12 betrieben werden. Für alle Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) sind diese Informationssysteme und deren Infrastruktur integraler Bestandteil der inneren Organisation. Sie sind Voraussetzung einer funktionierenden Gefahrenabwehr und für die Daseinsvorsorge unverzichtbar. Die für die Kernaufgaben notwendigen Informationssysteme müssen sowohl im Regelbetrieb als auch in Ausnahmesituationen mit einem maximalen Leistungsspektrum zur Verfügung stehen und im Störungsfall jederzeit möglichst schnell wieder in den Regelbetrieb überführt oder ergänzt werden können. Die Planung und der zuverlässige Betrieb von Informationssystemen mit diesen Anforderungen setzen hohes Fachwissen und Erfahrung in der Informationstechnik als auch im täglichen Einsatzdienst voraus. Informationssysteme der Feuerwehr müssen als eigenständige Komponenten der „ Kritischen Infrastruktur“ der Gesellschaft betrachtet und entsprechend geschützt werden. 4.3.5 Abteilung Rettungsdienst Bei der kreisfreien Stadt Köln nimmt das Amt 37 „ Berufsfeuerwehr“ die Trägerschaft im Rettungsdienst gemäß § 6 RettG NRW wahr. Nahezu alle Ressourcen Seite 90 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 sind dabei in der eigenen Abteilung „ Rettungsdienst“ mit dem Ziel einer zentralen Aufgabenwahrnehmung gebündelt. Im Bereich rettungsdienstlicher Einsatzplanung und -organisation werden Einsatzund Fahrzeugkonzepte für den Kölner Rettungsdienst entwickelt, sowie Einsatzplanungen und -übungen für Großveranstaltungen und Großschadensfälle maßgeblich unterstützt. Das Weitern werden Sanitätsdienste für Veranstaltungen als Stellungnahme für die Ordnungsbehörde der Stadt Köln bemessen. Diese legt die Anzahl und die Qualität der vorzuhaltenden Kräfte und der Unfallhilfsstellen fest. Die Einbeziehung Dritter gemäß § 13 RettG NRW unterliegt vergaberechtlichen Vorschriften und erfordert umfangreiche Ausschreibungsmaßnahmen. Die Abteilung Rettungsdienst sichert und überwacht die Einhaltung des gesetzlichen und vertraglich vorgegebenen Standards durch die an der Notfallrettung beteiligten Organisationen. Ebenso werden die acht privaten Anbieter im Krankentransport überwacht. Neben der Aufsicht für die bodengebundene Notfallrettung und den bodengebundenen Krankentransport wird auch die Aufsicht über die Luftrettung innerhalb der Trägergemeinschaft Köln getätigt. Dazu gehören die in Köln stationierten Hubschrauber Christoph 3 als Rettungshubschrauber und Christoph Rheinland als Intensivtransporthubschrauber. Weiterhin gehört die Bildung von Trägergemeinschaften im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit z.B. für Interhospitaltransporte, zum Transport von „ schwergewichtigen Patienten“ sowie für den Transport von hochinfektiösen Patienten zum Aufgabenbereich. Das Verfahren bei einer Unterbringung von psychisch kranken Personen nach §§ 10, 14 PsychKG (Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten vom 17.12.1999) wird von der Berufsfeuerwehr Köln als zuständige Sonderordnungsbehörde wahrgenommen. Dazu gehört auch die Durchführung damit in Zusammenhang stehender Transporte. Da bei diesen Zwangseinweisungen massiv in die Grundrechte der Betroffenen eingegriffen wird, ist die Durchführung der Transporte Vollzugsbeamten vorbehalten, so dass hierfür im wesentlichen Rettungsmittel der Berufsfeuerwehr eingesetzt werden. Für Transporte nach Betreuungsrecht im Rahmen des § 1906 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch), für die Inobhutnahme von Minderjährigen im Rahmen des § 1631b BGB, für Transporte nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) sowie für Transporte nach § 126a Strafprozessordnung (StPO) kommen ebenfalls nahezu ausschließlich Rettungsmittel der Berufsfeuerwehr Köln zum Einsatz. Seite 91 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Entsprechend § 12 des „ Gesetzes über den Rettungsdienst sowie die Notfallrettung und den Krankentransport durch Unternehmen“ (Rettungsgesetz NRW – RettG NRW) legt die kreisfreie Stadt Köln regelmäßig einen neuen Rettungsdienstbedarfsplan vor. Dieser Rettungsdienstbedarfsplan analysiert die Veränderungen der letzten Jahre, unternimmt eine Vorausschau in die nächsten vier Jahre und ermittelt den Bedarf an Einheiten des Rettungsdienstes. Das Ziel ist die Sicherstellung der durch das RettG NRW geforderten bedarfsgerechten und flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Leistungen der Notfallrettung einschließlich der notärztlichen Versorgung im Rettungsdienst und des Krankentransports mit einem funktionierenden Rettungsdienstsystem. 4.3.6 Abteilung Gefahrenvorbeugung Der Gesetzgeber hat den Brandschutzdienststellen drei wesentliche Aufgabenbereiche des vorbeugenden Brandschutzes zugewiesen. Dies sind die Stellungnahmen im bauaufsichtlichen Genehmigungsverfahren (§5 FSHG), Brandschau in bestehenden Objekten (§6 FSHG) und Brandsicherheitswachdienst in Versammlungsstätten und bei Großveranstaltungen (§41 SonderbauVO oder § 7 FSHG). In der Abteilung gehen mit steigender Tendenz jährlich rund 1.500 Bauanträge zur Stellungnahme ein. Die ingenieurmäßige Beurteilung der Anträge beinhaltet sowohl die Maßnahmen des vorbeugenden Brandschutzes, als auch die planbaren Möglichkeiten des abwehrenden Brandschutzes. Die mit dem Bauantrag zur Prüfung vorgelegten Brandschutzkonzepte sollen die zielgerichtete brandschutztechnische Gesamtbewertung darstellen. Somit müssen strenge Maßstäbe angelegt werden, die sich einerseits am politisch vereinbarten Schutzzielniveau der Kommune ausrichten und andererseits die allgemein anerkannten Schutzziele des Vorbeugenden Brandschutzes berücksichtigen Der Gesetzgeber verpflichtet den Eigentümer eines Gebäudes, es instand zu halten und es damit im Laufe der Zeit gegebenenfalls auch Veränderungen zu unterwerfen. Damit das ursprüngliche Brandschutzkonzept dabei nicht völlig ausgehöhlt wird und etwaige brandschutztechnische Gefahrensituationen erkannt werden, unterliegen die Gebäude besonderer Art oder Nutzung (Sonderbauten) der so genannten Brandschau. Spätestens alle fünf Jahre begehen die Mitarbeiterinnen und Seite 92 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Mitarbeiter der Abteilung „ Gefahrenvorbeugung“ zusammen mit dem Eigentümer und in vielen Fällen auch in Begleitung der Bauaufsicht insgesamt mehr als 9.000 Objekte im Stadtgebiet. Neben diesen Brandschauen in Sonderbauten werden in Köln auch ältere Wohngebäude auf Grund eines politischen Auftrags aus dem Jahre 1989 einer brandschauähnlichen Überprüfung unterzogen. Dabei stehen die besonderen Risiken dieser Gebäude, wie offen liegende Keller- oder Speicherzugänge sowie Holztreppen und brandschutztechnisch unzureichend abgesicherte Wohnungseingangstüren im Fokus der Überprüfung. Veranstaltungen mit zahlreichen Zuschauern stellen im Freien, wie insbesondere in Versammlungsstätten, ein erhöhtes brandschutztechnisches Risiko dar. Der Gesetzgeber fordert daher den Betreiber beziehungsweise den Veranstalter auf, eine Brandsicherheitswache einzurichten. Die Personalstärke sowie die Mindestqualifikation der einzusetzenden Feuerwehrkräfte werden anhand einer Risikoabschätzung durch Mitarbeiter der Abteilung „ Gefahrenvorbeugung“ festgelegt. In der Medien- und Kulturstadt Köln gibt es ständig bespielte Versammlungsstätten, sowie zahlreiche Events auf öffentlichen Straßen und Plätzen, so dass der Brandsicherheitswachdienst für mehr als 2.000 Veranstaltungen pro Jahr geplant und durchgeführt werden muss. Es ist außerdem darauf hinzuweisen, dass die flächendeckende Bereitstellung von Löschwasser nicht mehr sichergestellt ist. Hier sind sowohl neue vertragliche Grundlagen zu schaffen als auch ggf. Kompensationsmaßnahmen durch die Feuerwehr vorzusehen. 4.3.7 Freiwillige Feuerwehr: Stabsstelle Grundsatzangelegenheiten, Sprecher, Jugendfeuerwehr, Stadtfeuerwehrverband Stabsstelle Alle Verfahren und Regelungen bezüglich der Organisation und Einbindung der Freiwilligen Feuerwehr Köln werden federführend von oder unter Einbindung der Stabsstelle erarbeitet. Hierzu zählen insbesondere die Erstellung und Aktualisierung von Konzepten, Beförderungen, Entlassungen, Ernennungen, das Dokumentenmanagement für alle Regelungen sowie die Teilnahme an Arbeitskreisen. Darüber hinaus steht die Stabsstelle im engen Kontakt mit den Führungskräften, dem Seite 93 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Sprecher und den Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr und stimmt sich mit ihnen über die Regelungen, Anforderungen und aktuelle Themen ab. Hierzu werden regelmäßige Besprechungen mit den Bereichssprechern, dem Sprecher und der Amtsleitung und sowie Dienstbesprechungen mit allen Einheitsführern organisiert. In Abstimmung mit dem Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr ist die Stabsstelle für die Organisation des Führungsdienstes der Freiwilligen Feuerwehr zuständig. Im Bereich der Ausbildung erfolgt zusammen mit der Feuerwehrschule die Bedarfsfeststellung für die Aus- und Fortbildung der Freiwilligen Feuerwehr sowie die Erstellung von Ausbildungsrichtlinien. Die Stabsstelle ist für die Überprüfung der Einheiten auf ihre Leistungsfähigkeit zuständig und führt mit dem Stadtfeuerwehrverband dazu jährlich einen Leistungswettbewerb durch. Des Weiteren fällt in die Zuständigkeit der Stabsstelle das Verwalten der Bundesmittel für den Bereich der Ausbildung und Unterbringung von Bundesfahrzeugen bei der Freiwilligen Feuerwehr. Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr Nach § 11, Abs. 2 FSHG wählen die Zug- und Gruppenführer der Freiwilligen Feuerwehr aus ihren Reihen für die Dauer von 6 Jahren einen Sprecher, der die Belange der Freiwilligen Feuerwehr gegenüber dem Leiter der Berufsfeuerwehr vertritt. Da die FF analog der Einteilung der Berufsfeuerwehr in drei Bereiche gegliedert ist, gibt es in jedem Bereich einen sogenannten Bereichssprecher. Dieser wird von den Löschgruppenführern im jeweiligen Bereich für die Dauer von sechs Jahren gewählt und er übernimmt die Aufgaben des Sprechers der FF auf Abschnittsebene, das heißt er vertritt die Einheiten im Abschnitt gegenüber dem Abteilungsleiter. Gleichzeitig sind die Bereichssprecher die offiziellen Vertreter des Sprechers der FF und sie arbeiten mit dem Sprecher der FF eng zusammen. In Köln wird der Sprecher der FF aus den Reihen der Löschgruppenführungen (Löschgruppenführer und Vertreter) und der Bereichssprecher für die Dauer von sechs Jahren gewählt. Er vertritt somit in gesetzlicher Funktion die personellen und sächlichen Anliegen aller Angehörigen der FF gegenüber dem Leiter der Berufsfeuerwehr. Der Sprecher der FF wird vom Leiter der BF rechtzeitig und umfassend über wesentliche Sachverhalte, die den Bereich der FF berühren, informiert. Sämtliche Verhandlungen über strittige Fragen zwischen den Belangen der FF und der BF sind immer mit dem ernsten Willen zur Einigung und Erarbeitung von Vorschlägen zur Beilegung von Meinungsverschiedenheiten zu führen. Seite 94 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Jugendfeuerwehr Die Jugendfeuerwehr ist die Jugendorganisation der Freiwilligen Feuerwehr. Sie umfasst derzeit rund 400 Jugendliche (darunter ca. 60 Mädchen) in 24 Jugendgruppen. Die Jugendfeuerwehr steht im Auftrag des Amtsleiters unter der Aufsicht der gewählten ehrenamtlichen Stadtjugendfeuerwehrwartin. Da auch die Personalgewinnung für die ehrenamtliche Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr durch die demografische Entwicklung beeinflusst wird, ist künftig den Instrumenten Kinderund Jugendfeuerwehr sowie Inklusion besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Stadtfeuerwehrverband Der Stadtfeuerwehrverband ist ein gemeinnütziger Verband nach §16 des FSHG, in dem die Berufsfeuerwehr, die Freiwillige Feuerwehr sowie Werk- und Betriebsfeuerwehren aus dem Stadtgebiet Köln zusammengeschlossen sind. Satzungsgemäße Ziele sind u.a. die Betreuung der Mitglieder, Förderung der Tradition und der Ausbildung. Geborener Vorsitzender des Stadtfeuerwehrverbandes ist der Direktor der Berufsfeuerwehr, er wird durch ein gewähltes Vorstandsgremium unterstützt. 4.3.8 Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit Die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit besteht aus dem Pressesprecher der Feuerwehr Köln. Dort werden die Presse- und Medienarbeit sowie die Öffentlichkeitsarbeit koordiniert. Sofern erforderlich, werden die jeweiligen Maßnahmen durch die Stabsstelle direkt mit dem Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und dem Brandschutzdezernenten abgestimmt. Darüber hinaus obliegt der Stabsstelle der konzeptionelle Ausbau der internen Kommunikation innerhalb der Feuerwehr Köln. Bei Einsätzen mit hohem Medieninteresse steht der Pressesprecher als erster Ansprechpartner den Medien zur Verfügung. Bei großen Schadensereignissen, welche eine rückwärtige Führung erfordern, wird durch den Pressesprecher die Stabsfunktion S 5 (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) besetzt. Die allgemeine Pressearbeit wird unter Beteiligung der zuständigen Fachabteilungen durch den Pressesprecher koordiniert. Die Medienanfragen erreichen die Seite 95 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Stabsstelle zum einen über die Pressehotline der Feuerwehr, aber auch indirekt über das amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. In Abstimmung mit der Amtsleitung und gegebenenfalls weiterer Stellen werden die Anfragen beantwortet. Die aktive Information der Medien mittels Pressemitteilungen außerhalb von Einsätzen erfolgt in fortlaufender Abstimmung über das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus analysiert die Stabsstelle das Bild der Feuerwehr Köln in der Öffentlichkeit und steht im engen Kontakt mit den lokalen Pressevertretern. Auch die gezielte Information der Bevölkerung durch die regionalen Medien und sozialen Netzwerke bei großen Schadens- und Unglücksfällen wird durch die Stabsstelle geplant und im Ereignisfall veranlasst. Der Kommunikationsbedarf und die Kommunikationsmöglichkeiten steigen permanent weiter an, diesem Trend muss sich auch die Feuerwehr anpassen. Der Bürger erwartet auch von der Feuerwehr umgehend Informationen, insbesondere wenn Einsätze deutlich wahrgenommen werden können (z.B. große Rauchwolke). Umgekehrt besteht auch die Möglichkeit, diese Medien zur Bevölkerungsinformation gezielt einzusetzen. 4.3.9 Stabsstelle Städtisches Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz Aufgabe der Stabsstelle „ Städtisches Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz“ ist die Sicherstellung der Fähigkeit zur Gefahrenabwehr der Stadt Köln bei Lagen mit hohem Koordinierungsaufwand von Ämtern, Betrieben, Behörden und Organisationen, einschließlich des Katastrophen- und Verteidigungsfalles. Die Stabsstelle gewährleistet zum Einen die Funktion der Führungseinrichtungen, zum Anderen betreut und koordiniert sie die stadtweiten ämterübergreifenden Einsatzplanungen (Lenkungsgruppe Großschadensereignisse) durch Beratung, Abstimmungen und Übungen. Zur Funktion der Führungseinrichtungen gehören die technische Pflege, die organisatorischen Einsatzplanungen und die Personalplanung und -entwicklung. Zu den Führungseinrichtungen gehört als besondere Aufgabe die Personenauskunftsstelle (PASS) für Großschadensereignisse, die die Stabsstelle sowohl für die kommunale Nutzung als auch im Auftrag des Landes zur Unterstützung westfälischer Kommunen betreibt. Seite 96 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die abstrakte terroristische Gefährdungslage sowie die Gefahr durch Amokläufe und Geiselnahmen haben zu einer weiteren Zunahme der Aufgaben geführt, ebenfalls die laufende Neukonzeption des nordrhein-westfälischen Katastrophenschutzes als Solidarsystem der Kommunen und seiner immer häufiger werdenden Inanspruchnahme, auch durch andere deutsche Länder (z. B. Hochwasser-Einsätze im Münsterland, der Eifel und Sachsen-Anhalt). Die Herausforderung der nächsten Jahre ist der (Wieder-) Aufbau eines leistungsfähigen Betreuungsdienstes im Katastrophenschutz für evakuierte Bürger. Die Stabsstelle baut für die Stadt Köln über mehrere Jahre ein flächendeckendes mehrstufiges Warnsystem aus Sirenen, Funk- und Netzmedien sowie Warnfahrzeugen (wieder) auf und wird in Zukunft Deutschlands größtes Sirenen-System betreiben. Dieser Arbeitskraftbedarf erfordert eine fortlaufende Neu-Priorisierung der Aufgaben und auch eine vorübergehende Zurückstellung seltenerer Pflichtaufgaben. Zur Entlastung konnte die Stabsstelle historische Aufgaben wie die SchutzbautenVerwaltung („ Bunker“ ) größtenteils aufgeben. Die Stabsstelle verwaltet das Budget für den Katastrophenschutz der Kölner Hilfsorganisationen als Bundes- und Landesauftragsverwaltung sowie die pauschalen und ereignisgebundenen Budgets für Großeinsätze und überörtliche Hilfe. Seite 97 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Feuerwehr Köln – Kap. 4 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 4-6 ADMINISTRATIVE ORGANISATION DER FEUERWEHR KÖLN Seite 98 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Beteiligte Organisationen – Kap. 5 Brandschutzbedarfsplan 2014 5 Beteiligte Organisationen In diesem Kapitel werden die nichtöffentlichen Feuerwehren und Organisationen vorgestellt, die in Köln vertreten sind und die Öffentliche Feuerwehr im Einsatz unterstützen. Es zeigt sich, dass hier ein enormes Potential zur Verfügung steht, dessen Bestand aus unterschiedlichsten Gründen jedoch nicht dauerhaft gesichert ist. Kommt es hier zu Veränderungen, müssen die Leistungen durch die Öffentliche Feuerwehr erbracht werden. Im Gegensatz zu früher kann die Bundeswehr in Köln kurzfristig keine operative Unterstützung mehr leisten. 5.1 Nichtöffentliche Feuerwehren, Werkfeuerwehren Im Stadtgebiet Köln werden 11 nicht-öffentliche Feuerwehren, sogenannte Werkfeuerwehren, bei Betrieben oder Einrichtungen vorgehalten, bei denen die Gefahr eines Brandes oder einer Explosion besonders groß ist, oder bei denen in einem Schadensfall eine große Anzahl von Personen gefährdet wird. Diese Werkfeuerwehren werden durch die Bezirksregierung staatlich angeordnet oder anerkannt. Die gesetzliche Grundlage zur Schaffung dieser betrieblichen Gefahrenabwehreinrichtungen findet sich in § 15 Abs. 1 FSHG. Die generelle Zuständigkeit der Gemeinde nach § 1 FSHG bleibt von der Einrichtung einer Werkfeuerwehr an sich unberührt. Die Aufgabenzuständigkeit der Feuerwehr geht jedoch für das Betriebsgelände auf die Werkfeuerwehr über. Die öffentliche Feuerwehr wird nach § 15 FSHG in der Regel nur dann auf dem Werkgelände eingesetzt, wenn sie angefordert wird. Durch die gesetzliche Formulierung wird deutlich, dass die öffentliche Feuerwehr neben der Werkfeuerwehr zuständig bleibt, dass heißt auch ohne Anforderung eingreifen kann und muss, wenn objektiv erkennbar die Werkfeuerwehr mit dem Schadensfall allein nicht fertig wird. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Werkfeuerwehren: Seite 99 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Beteiligte Organisationen – Kap. 5 Brandschutzbedarfsplan 2014 • Werkfeuerwehr Flughafen Köln/Bonn • Bundeswehrfeuerwehr Flugbereitschaft Bundesministerium der Verteidigung, Köln-Wahn • Werkfeuerwehr Deutz AG • Werkfeuerwehr Currenta, Chempark Dormagen • Werkfeuerwehr Currenta, Chempark Leverkusen • Werkfeuerwehr Ford AG • Werkfeuerwehr Deutsche Infineum • Werkfeuerwehr Uniklinik Köln • Werkfeuerwehr Shell Rheinland Raffinerie Godorf • Werkfeuerwehr LyondellBasell • Werkfeuerwehr Orion Engineered Kalscheuren Weiterhin unterhalten die AkzoNobel Functional Chemicals und der Chemiepark Merkenich betriebliche Feuerwehren, die keine Werkfeuerwehren im Sinne des Gesetzes sind, jedoch zur initialen Gefahrenabwehr innerhalb der jeweiligen Betriebe eingesetzt werden. Insgesamt versehen in diesen Einrichtungen und Betrieben insgesamt 1080 Feuerwehrangehörige Dienst, davon sind 664 Feuerwehrangehörige hauptberuflich in den Feuerwehren der Betriebe beschäftigt. Das Personal der Werkfeuerwehr hat neben der allgemeinen feuerwehrtechnischen Grundausbildung weitere spezifische Ausbildungen, die es befähigt, mit den jeweiligen Betriebsabläufen im Werk und den spezifischen Gefahren durch die Betriebsabläufe und die dabei verwendeten Grundstoffe, Zwischen- und Endprodukten umzugehen. Zur spezifischen Gefahrenabwehr werden auch Gerätschaften und Fahrzeuge vorgehalten, die sich von denen der öffentlichen Feuerwehren unterscheiden und deren Eigenschaften und Leistungsvermögen sich (ausschließlich) an den Gegebenheiten des Werkes orientieren. Der Wegfall einer Werkfeuerwehr unter Beibehaltung der betriebsspezifischen Gefahren kann nicht von der öffentlichen Feuerwehr kompensiert werden. Daher sind die staatlich angeordneten und anerkannten Werkfeuerwehren integraler und unverzichtbarer Bestandteil der Gefahrenabwehr innerhalb der Stadt Köln. Bei besonderen Einsatzlagen im Zuständigkeitsbereich der Stadt Köln kann Spezialgerät der Werkfeuerwehren (Großraum-Turbolüfter, Gelenkmast, Hochleistungs- Seite 100 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Beteiligte Organisationen – Kap. 5 Brandschutzbedarfsplan 2014 Wasserwerfer, alkoholbeständiges Schaummittel) angefordert werden. Sofern der Schutz im Werk nicht nachhaltig durch die Gestellung von Fahrzeug und/oder Gerätschaften beeinträchtigt wird, kann die öffentliche Feuerwehr diese zur konkreten Gefahrenabwehr einsetzen. 5.2 Hilfsorganisationen Neben den Feuerwehren existieren weitere Organisationen und Einrichtungen innerhalb des Stadtgebietes, welche in der Gefahrenabwehr in einzelnen Bereichen oder in besonderen Aufgaben aufgrund städtischer Verträge oder landesbehördlicher Vereinbarung und Anerkennung mitwirken. Im bodengebundenen Rettungsdienst sind dies als Ergebnis der letzten europaweiten Ausschreibung augenblicklich die vier privaten Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Johanniter-Unfallhilfe (JUH) und Malteser Hilfsdienst (MHD). Sie stellen auf Grundlage des § 13 Rettungsgesetzes NRW neben Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeugen der Grundversorgung auch Einheiten für Sanitätsdienste bei Großveranstaltungen, zusätzliche Rettungsmittel als Sonderbedarf, sowie Kräfte und Material zur Unterstützung bei aufwachsenden Lagen im Rettungsdienst (MANV - Massenanfall von Verletzten). Nach § 18 FSHG sind die vier Hilfsorganisationen auch mit Einsatzeinheiten im Katastrophenschutz tätig. Sie werden auf Grundlage einer Vereinbarung ihrer Landesverbände mit dem Innenministerium im Rahmen des landesweit einheitlich konzeptionierten Katastrophenschutzes tätig. Ihre örtlichen Gliederungen unterstellen sich dazu der kommunalen Gefahrenabwehr der Stadt Köln. Der Schwerpunkt ihrer Aufgaben liegt im Betreuungsdienst, im Sanitätsdienst (grundlegende medizinische Versorgung) und in der logistischen Unterstützung bei Hochwasserlagen. 5.3 Technisches Hilfswerk (THW) Das THW ist eine Behörde im Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums mit bundesweit rund 80.000 ehrenamtlichen und hauptberuflichen Helfern. Die rechtli- Seite 101 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Beteiligte Organisationen – Kap. 5 Brandschutzbedarfsplan 2014 che Grundlage für das Handeln findet sich im THW-Gesetz, zuletzt geändert am 29.07.2009. Demnach hat die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk die Aufgabe, technische Hilfe nach dem Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz zu leisten, im Auftrag der Bundesregierung im Ausland, bei der Bekämpfung von Katastrophen, öffentlichen Notständen und Unglücksfällen größeren Ausmaßes auf Anforderung der für die Gefahrenabwehr zuständigen Stellen. Innerhalb der Stadt Köln ist das THW in den drei Ortsverbänden Köln-Ost, KölnPorz und Köln Nord-West, mit insgesamt rund 400 ehrenamtlichen Helfern organisiert. Sofern Spezialwissen und Gerätschaften erforderlich ist, was in den Kölner Ortsverbänden nicht vorgehalten wird, kann dieses bei Bedarf kurzfristig über die Geschäftsstelle des THW bei anderen Ortsverbänden überregional angefordert werden. Somit kann das THW auch auf Einheiten in anderen Landesteilen oder sogar im Bundesgebiet zurückgreifen. Der Ortsverband Köln-Ost verfügt über zwei technische Züge für allgemeine technische Hilfeleistungen sowie über die Fachgruppen Räumen und Wassergefahren. Im Ortsverband Köln Nord-West werden die Fachgruppen Infrastruktur, Elektroversorgung und Beleuchtung, im Ortsverband Köln-Porz die Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen, Führung und Kommunikation vorgehalten. Insgesamt sind im Stadtgebiet Köln rund 300 Helferinnen und Helfer im THW aktiv. Das THW unterstützt bei besonderen Einsatzlagen mit Spezialgerätschaften und Spezialkenntnissen. In erster Linie sind dieses Räumtätigkeiten beispielsweise bei flächigen Lagen (Sturmlagen) oder punktuell großen Lagen wie Explosionen und Einstürze von baulichen Anlagen, umfangreiche Abstützarbeiten bei einsturzgefährdeten Objekten oder infrastrukturellen Hilfsmaßnahmen z.B. bei flächigen Stromausfällen. Die THW-Helfer verfügen über Fachkenntnisse, Fahrzeuge und Gerätschaften, die sie spezialisieren für besondere Schadenslagen und eine gute Ergänzung der kommunalen Gefahrenabwehr darstellen. Im Rahmen des baulichen Hochwasserschutzes ist das THW durch die Stadtentwässerungsbetriebe (STEB) vertraglich bei der Errichtung von mobilen Hochwasserschutzeinrichtungen eingebunden. So werden die Kapazitäten der öffentlichen Feuerwehr, die in solchen Fällen erwartungsgemäß stark beansprucht werden, maßgeblich entlastet. Seite 102 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Beteiligte Organisationen – Kap. 5 Brandschutzbedarfsplan 2014 5.4 Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Die DLRG ist eine gemeinnützige, selbstständige Organisation und arbeitet grundsätzlich ehrenamtlich mit freiwilligen Helfern und verfügt in Köln über ca. 150 aktive Angehörige. Sie hat sich u.a. zur Aufgabe gemacht, einen flächendeckenden Wasserrettungsdienst zu organisieren und durchzuführen und diesen als Teil der allgemeinen Gefahrenabwehr von Bund, Ländern und Gemeinden zu betreiben. In Köln unterhält die DLRG insgesamt acht Ortsgruppen. Die Spezialisierung im Bereich der Wasserrettung führt zu vielen Berührungspunkten mit der für die Gefahrenabwehr zuständigen Behörde. So gehören Wasserwachten auf dem Rheinstrom und den Seen im Kölner Stadtgebiet ebenso wie die Mitwirkung bei der Strömungsrettung und den Luft-Wasser-Rettern zum Hilfeleistungsspektrum dieser Hilfsorganisation. Für Einsatz- und Ausbildungszwecke stehen der Gesellschaft rund 20 Boote mit unterschiedlicher Ausstattung zur Verfügung. Die DLRG wird regelmäßig zur Personensuche im Rhein und in den Kölner Gewässern, zusätzlich zu den Einsatzkräften der Feuerwehr mitalarmiert, und unterstützen diese. Insbesondere als vorbeugende Maßnahmen beispielsweise bei Veranstaltungen am oder auf dem Wasser, bei denen Menschen gefährdet werden können, wird die DLRG eingesetzt. Darüber hinaus werden Rettungsmaßnahmen in solchen Bereichen bereits vor Eintreffen der Feuerwehr eingeleitet, bei denen ein „ Gewässer-Wachdienst“ seitens der Hilfsorganisation eingerichtet wurde. Im Rahmen des Hochwasserschutzes wird die DLRG zur Personenbeförderung in überfluteten Gebieten eingesetzt. Des Weiteren werden in Zusammenarbeit mit der DLRG die Sanitäts- und Rettungsdienstboote besetzt, um in denen vom Hochwasser betroffenen Bereichen eine adäquate Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Seite 103 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Beteiligte Organisationen – Kap. 5 Brandschutzbedarfsplan 2014 5.5 Nachbarfeuerwehren An die Stadt Köln grenzen die Feuerwehren der Städte Niederkassel (Rhein-SiegKreis), Troisdorf (Rhein-Sieg-Kreis), Rösrath (Rheinisch-Bergischer Kreis), Refrath (Rheinisch-Bergischer Kreis), Bergisch-Gladbach (Rheinisch-Bergischer Kreis), Leverkusen, Dormagen (Rhein-Kreis Neuss), Pulheim (Rhein-Erft-Kreis), Frechen (Rhein-Erft-Kreis), Hürth (Rhein-Erft-Kreis), Brühl (Rhein-Erft-Kreis), Wesseling (Rhein-Erft-Kreis). Bei den unmittelbar angrenzenden Feuerwehren handelt es sich um Freiwillige Feuerwehren mit ehrenamtlichen und hauptamtlichen Kräften sowie um die Berufsfeuerwehren Leverkusen und Dormagen. Wenn nicht die Wahrnehmung eigener Aufgaben vordringlich ist, leisten aufgrund der Bestimmungen § 25 FSHG die Gemeinden und Gemeindeverbände, die Landesbehörden und Einrichtungen des Landes sowie sonstige unter Aufsicht des Landes stehende Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts sowie die privaten Hilfsorganisationen überörtliche Hilfe. In erster Linie wird diese überörtliche Hilfe von den Feuerwehren der unmittelbar aneinander grenzenden Gemeinden geleistet. Bei der Bekämpfung von Schadenfeuer ist diese Hilfe mit Ausnahme der Erstattung der Kosten für besondere Sachaufwendungen unentgeltlich. Bei diesen überörtlichen Hilfeleistungen kann mit Mannschaft, Gerät und Sonderaufgaben (z.B. ausgedehnte Messeinsätze) unterstützt werden. 5.6 Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) Der bauliche Hochwasserschutz wurde vertraglich an die Stadtentwässerungsbetriebe übergeben. Damit verbunden war auch die Übernahme von Planungsaufgaben für Hochwasserereignisse bis zum 200jährigen Hochwasser (11,90 m Kölner Pegel). Hier werden durch StEB Arbeiten ausgeführt, die ansonsten auf das Amt 37 zukommen würden. Operative Tätigkeiten im Ereignisfall werden auch durch Mitarbeiter der StEB oder von dort beauftragte Unternehmen ausgeführt, was insbesondere zu einer Entlastung der Freiwilligen Feuerwehr führt. Außerdem übernimmt die StEB Aufgaben im Sinne der Hochwassermanagementrichtlinie des Landes NRW. Seite 104 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 6 Die Schutzziele von 1996 und deren Erfüllung In diesem Kapitel wird die Erreichung der im letzten Brandschutzbedarfsplan 1996 beschlossenen Schutzziele dargestellt: • Schutzziele für den „Kritischen Wohnungsbrand“: 10 Funktionen an der Einsatzstelle nach 8 Minuten Fahrzeit, 15 Funktionen an der Einsatzstelle nach 15 Minuten Fahrzeit, jeweils in ≥ 95% der Fälle • Schutzziele für Technische Hilfeleistungseinsätze und Gefahrstoffeinsätze • Schutzziele für die Leitstelle Für die Organisation und Größe der Feuerwehr Köln hauptsächlich relevantes Schutzziel ist das des „Kritischen Wohnungsbrandes“. Hierzu wurden die Daten der Jahre 2008 und 2012 ausgewertet und mit den Daten des Jahres 1995 verglichen. Wichtige Ergebnisse 1. Durch Einführung eines neuen Dienstplanmodells im Jahr 1998 mit zwei (anstatt drei) Wachabteilungen und eines Verfügerdienstes in Verbindung mit der Zuführung des stellenplanmäßig erforderlichen Personals konnte die Unterbesetzung der Löschzüge drastisch gesenkt werden. 2. Dadurch stehen jetzt auf allen Feuerwachen (mit Ausnahme der Feuerwachen 8 und 14!) die erforderlichen 10 Funktionen mit geringen Schwankungen kontinuierlich zur Verfügung. 3. Die Standorte der Feuerwachen sind so verteilt, dass die Fahrzeiten von 8 bzw. 13 Minuten eingehalten werden können. 4. Der Zielerreichungsgrad hat sich seit 1995 (80 %) kontinuierlich gesteigert. 2012 wurde der Sollwert von 95 % sogar übertroffen. Für die Aufstellung der Feuerwehr Köln finden mehrere Schutzziele Verwendung. Das bekannteste und hinsichtlich der Folgen relevanteste Schutzziel ist sicher das, was sich auf das Schadensereignis „Kritischer Wohnungsbrand mit Personengefährdung“ bezieht, es ist inzwischen bundeseinheitlich definiert. Weiterhin bestehen Schutzziele für die Leitstelle und den Bevölkerungsschutz. Seite 105 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 6.1 Die Kölner Schutzziele für Einsätze von 1996 Im vorausgegangenen Brandschutzbedarfsplan von 1996 wurden Schutzziele der Stadt Köln bei Einsätzen der Feuerwehr festgelegt. Sie definieren Leistungskriterien, die bei typischen Einsatzszenarien von der Feuerwehr zu erreichen sind und stellen damit ein entscheidendes Controlling-Instrument dar. Diese Schutzziele basieren auf Überlegungen, die 1995 und 1996 sowohl in Köln als auch darüber hinaus diskutiert wurden, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht bundesweite vereinbart waren. Köln musste daher mangels deutschlandweit anerkannter Schutzziele zwangsläufig eine Vorreiterrolle einnehmen. Erst 1998 wurde durch 1 Empfehlung der AGBF Bund ein fachlich begründeter deutschlandweiter Standard eingeführt, der sich weitestgehend mit Schutzzielen für Feuerwehren im europäischen und nordamerikanischen Raum deckt. Laut einem Rechtsgutachten der Stadt Düsseldorf im Nachgang zum Flughafenbrand in Düsseldorf im Jahr 1996 ist diese kurz „AGBF-Schutzziele“ genannte fachliche Meinung in Ermangelung detaillierter gesetzlicher Regelungen als ein Standard anzusehen, der rechtlich dem 2 einer allgemein anerkannten Regel der Technik entspricht . Da der bisher gültige Brandschutzbedarfsplan aus dem Jahr 1996 stammt, sind die mittlerweile bundesweit akzeptierten Schutzziele der AGBF von 1998 nur zum Teil darin berücksichtigt. Um Köln dem anerkannten nationalen Standard anzugleichen und damit auch hinsichtlich der Leistungsfähigkeit der Feuerwehr Köln ein Stück weit rechtssicherer zu werden, sind die Kölner Schutzziele in der vorliegenden Aktualisierung des Brandschutzbedarfsplans so weit wie möglich dem bundesweiten Stand anzupassen. 1 2 Voller Titel des Papiers: „Qualitätskriterien für die Bedarfsplanung von Feuerwehren in Städten“ der AGBF Bund (Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in Deutschland) i.d.F.v. 16.9.1998. Die AGBF ist eine Einrichtung im Deutschen Städtetag. S.a. Anhang A-1 Rechtsgutachten des Rechtsamts der Stadt Düsseldorf vom 10.6.1997; s.a. BVerfG Par. 49, 89 ff; BVerfG Par. 53, 30 ff; BVerfG Par. 56, 54 ff. S.a. Anhang A-2 Seite 106 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 6.1.1 Definitionen, Raumbezug, Einsatzstichworte Schutzzieldefinitionen von 1996 Der Brandschutzbedarfsplan von 1996 definiert folgende vier Schutzzielszenarien 3 der Stadt Köln bei Feuerwehreinsätzen : TAB. 6-1 SCHUTZZIELE FEUERWEHR KÖLN 1996 *) PERSONAL FAHRZEIT [MIN] ERREICHUNGS- 1. Stufe: Zuständige FW 10 8 ≥ 95 % 2. Stufe: Unterstützungseinheit 5 13 ≥ 95 % 1. Stufe: Zuständige FW 7 8 ≥ 95 % 2. Stufe: Rüstzug 4 13 n.def. 1. Stufe: Zuständige FW 10 8 ≥ 95 % 2. Stufe: Rüstzug 4 8 n.def. 1. Stufe: Zuständige FW 8 8 ≥ 95 % 2. Stufe: Gefahrstoffeinheit 6 13 n.def. SZENARIO GRAD Kritischer Wohnungsbrand Technische Hilfe ohne Rüstzug **) Technische Hilfe mit Rüstzug **) Gefahrstoffeinsatz **) *) In der 1996er Schutzzielen werden die Hilfsfristen über die Fahrzeiten (ohne Leitstellenzeit und ohne Ausrückezeit des Personals) definiert, weil zu diesem Zeitpunkt (alter Einsatzleitrechner) nur die Fahrzeiten sinnvoll auswertbar waren. **) Für TH- und GSG-Einsätze werden im Stadtgebiet nur eine begrenzte Zahl von Sondereinheiten vorgehalten. Für die o.g. Szenarien sind dies zwei Rüstzüge (FW 2 und FW 5) sowie ein Gefahrstoffzug (FW 8) und der BvA-U (früher MLW, FW 5). Insofern ist die Eintreffzeit in hohem Maße vom Einsatzort innerhalb des Stadtgebiets abhängig und kann die gesetzten Fahrzeiten ggf. deutlich überschreiten. Wichtig ist dabei die Feststellung, dass die Schutzziele grundsätzlich aus zwei Komponenten bestehen, nämlich einerseits der zu erreichenden Mindestpersonalstärke, die es ermöglicht, alle für einen erfolgreichen Einsatzablauf notwendigen Arbeiten durchführen zu können, und andererseits der Hilfsfrist, also der maximal 4 tolerierbaren Eintreffzeit der Feuerwehr . Da zusätzlich aber berücksichtigt werden muss, dass die Schutzziele nicht in jedem einzelnen Fall eingehalten werden kön3 4 Hintergründe, ausführliche Erläuterungen, Begründungen und Randbedingungen der Entscheidung für genau diese Qualitätskriterien für die Feuerwehr Köln sind im Brandschutzbedarfsplan von 1996, Kap. 4 - Schutzziele, einzusehen. Erläuterungen zur Definition des Begriffs der Hilfsfrist nach DIN 14011 und seiner zeitlichen Teilkomponenten sowie zum Erreichungsgrad finden sich im Anhang A-1. Seite 107 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 nen, beispielsweise wegen Paralleleinsätzen, durch unvorhersehbare Verkehrssituationen, bei überdurchschnittlichem Krankheitsstand oder vergleichbaren Ereignissen, sind sie immer mit einem anzustrebenden Erreichungsgrad zu verknüpfen, der nach aktuell gültiger Rechtsprechung bei mindestens 90 % liegen 5 soll . Durch die Schutzzieldefinition werden überprüfbare Qualitätskriterien nur für Fahrzeuge des Löschzuges festgelegt. Sonderfahrzeuge wie die Rüstzüge oder Fahrzeuge der Gefahrenabwehr bei Gefahrstoffeinsätzen, die ebenfalls in den Schutzzielen vorkommen, sollten zwar wie der Löschzug auch einer fachlich begründbaren maximalen Hilfsfrist unterliegen, können aber mit Blick auf die relativ geringen Einsatzzahlen aus ökonomischen Gründen nur ein- oder zweimal im Stadtgebiet vorgehalten werden. Daher wird die Eintreffzeit dieser Fahrzeuge im Stadtgebiet mit Ausnahme des eigenen Wachbezirks real grundsätzlich über 8 min und oft auch über den als 2. Stufe definierten 13 min Fahrzeit liegen. Entsprechend wurde für diese Sonderfahrzeuge der Technischen Hilfeleistung im Bedarfsplan von 1996 auch kein Erreichungsgrad festgelegt. Letztlich findet hier der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit Anwendung, d.h. es spiegelt sich eine Abwägung aus Kostengründen zwischen schneller Hilfe und statistischer Notwendigkeit wider. Raumbezug der Einsatzauswertungen In allen Schutzzielen von 1996 ist die räumlich zuständige Feuerwache – sei es mit dem gesamten Löschzug oder mit Teilen davon – als ersteintreffende Einheit beschrieben. Diese Forderung basierte 1996 auf zwei Faktoren: • Die Stationierung der Feuer- und Rettungswachen hat so zu erfolgen, dass planmäßig alle Punkte des Stadtgebiets innerhalb der festgelegten Hilfsfrist erreichbar sind. • Die Löschzüge bilden die Grundeinheiten des Brandschutzes und der Technischen Hilfeleistung. Sie sind für alle notwendigen (Erst-)Maßnahmen ausgerüstet und entsprechend einsetzbar. Selbstverständlich kann es in Einzelfällen vorkommen, dass der zuständige Löschzug bei einer Alarmierung bereits in einem anderen Einsatz gebunden und daher nicht verfügbar ist. In diesem Fall wird über ein festgelegtes System - das sog. 5 Beschluss des OVG NRW vom 22.10.1999, Stadt Bochum ./. Unternehmen im priv. Krankentransport, Aktenzeichen 13 A 5617/89 Seite 108 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Ausrückefolgeverzeichnis innerhalb der Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) - der Löschzug der dann nächstgelegenen Feuer- und Rettungswache alarmiert. In diesen Fällen sind die ersten eintreffenden Kräfte nicht der räumlich zuständige Löschzug oder Teile davon. Dies wirkt sich in vielen Fällen negativ auf die Fahrzeit und damit auf den Erreichungsgrad des Schutzziels aus, weil eine benachbarte, nicht unmittelbar zuständige Feuerwache einen Einsatzort in einem für sie weiter entfernten fremden Wachbezirk kaum innerhalb der gesetzten Hilfsfrist erreichen kann. Vor diesem Hintergrund wäre also eine Auswertung von Fahr- oder Eintreffzeiten einzelner Fahrzeuge – beispielsweise von denen eines Löschfahrzeugs der Innenstadtwache – der falsche Ansatz. Richtig ist vielmehr, einen Raumbezug herzustellen und die Eintreffzeiten in einzelnen Wachbezirken oder im gesamten Stadtgebiet zu betrachten, unabhängig davon, welches Fahrzeug oder welcher Löschzug alarmiert wurde und/oder als Erstes eintrifft. Damit wird die Aussage getroffen, wie die Eintreffzeiten der ersten Einsatzkräfte innerhalb dieses bestimmten Gebiets aussehen. Erst diese Betrachtungsweise stellt den notwendigen Bezug zu den Schutzzielen her, die ja lauten, innerhalb einer festgelegten Zeit mit festgelegter Personalstärke an jedem Ort des Stadtgebiets einzutreffen. Einsatzstichworte Zu betrachten sind zudem auch nicht alle Einsätze des Löschzugs oder seiner Komponenten. Für die Auswertung sind nur solche Einsatzstichworte – also Einsatzarten – zu berücksichtigen, die bei der Notrufabfrage einen Anscheinsverdacht einer gesundheits- oder lebensbedrohlichen Situation für Betroffene oder einer Gefährdung der Umwelt oder erheblicher Sachwerte begründen. 6.1.2 Personelle Besetzung des Löschzugs – Dienstplanmodelle Die Forderungen der Schutzieldefinition von 1996 umfassen auch die Betrachtung der Personalstärke. In der ersten Stufe (8 min Fahrzeit) werden mindestens 10 Einsatzkräfte gefordert, in der zweiten Stufe (13 min Fahrzeit) werden weitere 5 Einsatzkräfte gefordert. Mit der Besetzung des Löschfahrzeugs (LF) mit 5 Einsatzkräften, der Drehleiter (DL) mit 3 Einsatzkräften und des Tanklöschfahrzeugs (TLF oder TRO) mit 2 Einsatzkräften kann diesen beiden Forderungen Rechnung getragen werden, indem für die erste Stufe der gesamte zuständige Löschzug und Seite 109 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 für die zweite Stufe zusätzlich das Löschfahrzeug der nächstgelegenen Feuerwache ausrücken. Der Brandschutzbedarfsplan von 1996 basiert wie erwähnt auf Daten von 1995. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Feuerwehr Köln ein starres Dienstplanmodell, das praktisch keine schnellen Reaktionen auf einen kurzfristigen Personalausfall, z.B. durch Krankheit, ermöglichte. Solche Personalausfälle wurden dann in der Besetzung der Fahrzeuge des Löschzugs wie folgt behandelt: TAB. 6-2 AUSWIRKUNGEN VON PERSONALAUSFALL AUF DIE LÖSCHZUGBESATZUNGEN BIS INCL. 1997 LF DL TLF / TRO oder Sonderfahrzeug (= 10) 5 3 2 Minus 1 (= 9) 5 2 2 Minus 2 (= 8) 5 3 a.D. Minus 3 (= 7) 5 2 a.D. Sollstärke Auf Feuerwachen mit Sonderfahrzeugen, (Rüstzug, Wechselladerfahrzeuge, Gerätewagen usw.) wurden deren Besatzungen ebenfalls in einer festgelegten Reihenfolge in dieses System eingebunden Wenn hohe Personalausfälle gleichzeitig auf mehreren Feuer- und Rettungswachen auftraten, waren daher u.U. mehrere Tanklöschfahrzeuge und/oder Sonderfahrzeuge außer Dienst. Die Einsatzplanung ermittelte die strategisch günstigste Variante für die Reihenfolge der Außerdienstnahme der Fahrzeuge und legte diese fest. Um diese Reihenfolge einzuhalten, musste zufällig auftretende ungleiche Personalverteilung auf den Feuer- und Rettungswachen häufig durch ad-hocPersonalausgleich zwischen den Wachen (das sog. „Wandern“) ausgeglichen werden. Insgesamt bestand aber praktisch keine sichere Möglichkeit, zusätzliches Personal aus der Freizeit in den Dienst zu bekommen. Daher wurde die planmäßige Stärke der Löschzüge von 10 Einsatzkräften (bzw. wegen des fehlenden TLF nur 8 Kräften auf FW 14 und der damals vorhandenen FW 12) oft unterschritten: im Ergebnis war die Berufsfeuerwehr Köln z.B. bei Grippewellen gelegentlich um 30 Mann unterbesetzt, womit eine Vielzahl von Fahrzeugen außer Dienst genommen werden musste. Für 1995 wurde festgestellt, dass die Löschzüge nur etwa in der Hälfte der Zeit voll besetzt waren (s.a. Brandschutzbedarfsplan 1996). Seite 110 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Zur Behebung dieses Problems wurde am 1.1.1998 ein neues Dienstplanmodell (REDIPLAN für „rechnergestütztes Dienstplanmodell“) eingeführt, das zwei wichtige Neuerungen brachte: 1. Für jede Feuer- und Rettungswache war ein sog. „Verfüger“ vorgesehen, der am freien Tag ab Dienstbeginn eine Stunde zu Hause zur Verfügung stand, um Krankheitsausfälle zu kompensieren. Da in den meisten Fällen ohnehin nur ein Mann pro Wache durch Krankheit o.ä. spontan ausfällt, konnten auf diese Weise die meisten Personalausfälle beglichen werden. Nicht kompensiert wurden Ausfälle, die später als eine Stunde nach Dienstbeginn erfolgten. 2. Es wurde von drei auf zwei Wachabteilungen umgestellt, um den hierfür zur Verfügung stehenden Personalpool zu vergrößern und die Flexibilität zu erhöhen. Im Ergebnis lag der Anteil der personelle Unterbesetzungen der Löschzüge unter REDIPLAN bei nur noch etwa 1,5 % aller Tage. Insofern darf man davon ausgehen, dass der Personalausfall die Zeitergebnisse der ersten Stufe des Schutzziels maximal nur noch um diesen Wert reduziert, was ab 1.1.1998 eine entsprechend sprunghafte Verbesserung der vorherigen Situation zur Folge hatte. Seit 2009 bedient sich die Berufsfeuerwehr Köln eines weiter entwickelten Nachfolge-Dienstplanmodells („SP-Expert“, kurz SPX), mit dem pro Wache ein Verfüger über 24 Stunden vorgehalten wird. Mit dieser Variante können nunmehr auch krankheitsbedingte Personalausfälle über den gesamten Tagesverlauf ausgeglichen werden. Hinzu kommt die Option, Mitarbeiter im freien Tag anzurufen und auf freiwilliger Basis zum Dienst kommen zu lassen. Durch diesen verbesserten Zugriff auf Personalreserven liegt die Quote von Unterbesetzungen der Feuer- und Rettungswachen nunmehr bei abgeschätzt 0,5 % aller Tage und Wachabteilungen, 6 d.h. die Wachen sind zu 99,5 % aller Fälle voll besetzt. . Insofern kann auch hier davon ausgegangen werden, dass kurzfristiger Personalausfall die zeitlichen Ergebnisse der ersten Stufe des Schutzziels mittlerweile nur noch um diesen Wert von 0,5 % reduziert, was noch einmal eine Verbesserung der Personalkonstanz zu der Zeit vorher darstellt. 6 Eine genauere Aussage der eintreffenden Personalstärke am Einsatzort kann zur Zeit mit einfachen statistischen Methoden nicht durchgeführt werden, weil kein DV-technischer Abgleich der täglichen SPX-Personalstärken mit den Einsatzdatensätzen aus dem Einsatzleitrechner (ELR) erfolgt. Seite 111 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 6.1.3 Auswertung der Fahrzeiten – Abgleich 1995 zu 2008 / 2012 Einsatzstichworte Für die Auswertungen der Hilfsfristen im Brandschutzbedarfsplan von 1996 wurden nur die 1995er Einsätze bei einzelnen, definierten Stichworten untersucht. Für den kritischen Wohnungsbrand war dies das Einsatzstichwort FEUER 1 (i.e. unklare Rauchentwicklung, Feuerschein in einer Wohnung). Im Bereich der technischen Hilfeleistung wurde entsprechend das Stichwort PEINGEKL (eingeklemmte Person nach Verkehrsunfall) ausgewertet. Die beiden hinsichtlich der weiteren Schutzziele relevanten Stichworte PSTRAB (Person unter Straßenbahn eingeklemmt) und GSG („Gefährliche Stoffe und Güter“, Chemieeinsatz) wurden wegen einer für sichere statistische Aussagen zu geringen Datenbasis damals nur theoretisch betrachtet, aber nicht ausgewertet. Auswertung Feuer (Stichwort FEUER 1) 1996 waren die Möglichkeiten der Datenanalyse gegenüber dem heutigen Stand technisch begrenzt. Der Einsatzleitrechner lieferte keine sekundengenauen, sondern nur minutengenaue Zeiten, zudem wurden nicht alle relevanten Zeitpunkte 7 des Zeitstrahls dokumentiert . Dies war im Jahr 1996 der entscheidende Grund für die Definition der Schutzziele über Fahrzeiten und nicht über Eintreffzeiten der Feuerwehr, also z.B. Gesamteintreffzeit, bestehend aus der Fahrzeit zuzüglich der Leitstellenzeit und der Ausrückezeit auf den Feuerwachen. Auch die Auswertung der Fahrzeiten des gesamten Löschzugs wurde wegen begrenzter Rechnerkapazitäten nicht durchgeführt. Vielmehr wurde für die Fahrzeit des Löschzugs die Fahrzeit des LF eingesetzt und über Fahrzeiten des TLF/TRO korrigiert. 8 Für den direkten Vergleich der Daten aus 1995 mit denjenigen aus 2008 und 2012 wurde eine Datenanalyse durchgeführt, die mit der aus 1995 identisch ist. In der Tabelle können daher die Zahlen aus den drei betrachteten Jahren direkt miteinander verglichen werden: 7 8 s. dazu ebenfalls Anhang A-1, Definition der Hilfsfristen Zu Herleitung und Begründungen s. Brandschutzbedarfsplan von 1996, S. 85 Seite 112 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB. 6-3 ERREICHUNGSGRADE DER FAHRZEITEN FÜR DIE JAHRE 1995, 2008 UND 2012 BEI FEUER Krit. Wohnungsbrand 1.LF Erreichungsgrad Fahrzeit [%] 95% erreicht nach [min] *) TLF/TRO *) 2.LF **) Soll ≤ 8 min Soll ≤ 8 min Soll ≤ 13 min 1995 96,76 88,71 97,77 2008 95,37 94,03 98,03 2012 95,82 92,91 98,69 1995 8 11 11 2008 8 9 12 2012 8 9 10 *) Für Fahrzeuge des Löschzugs liegt die vorgegebene Fahrzeit bei max. 8 Minuten, s.a. Tab 6-1. **) Für Unterstützungs-/Sonderfahrzeuge (2. LF bei Feuer, RW bei eingeklemmter Person) liegt die vorgegebene Fahrzeit bei max. 13 Minuten, s.a. Tab 6-1. Die Tabelle zeigt eine merkliche Verbesserung des Erreichungsgrads der vorgegebenen maximal 8 Minuten Fahrzeit der Tanklöschfahrzeuge von 1995 bis 2008 und in etwa Stagnation auf diesem Level 2012, während der Erreichungsgrad der Löschfahrzeuge (und damit gemäß der Annahme aus 1996 auch der Drehleiter) für Fahrzeiten bis 8 min geringfügig schwankte. Die in Tab. 6-3 angeführten Ergebnisse können wie folgt interpretiert werden: • LF bzw. Löschzug Beim Erreichungsgrad für die Fahrzeit des LF zeigt in den drei Vergleichsjahren in etwa Stagnation; das gesetzte Ziel von 95 % wird erreicht. Die Zeiten und Erreichungsgrade für die LF sind gemäß der Annahmen im Brandschutzbedarfsplan von 1996 auf den gesamten Löschzug zu übertragen und bilden damit das Ergebnis der Schutzzielanalyse hinsichtlich der Eintreffzeiten. • TLF/TRO Von 1995 auf 2008 zeigt sich eine Verbesserung des Erreichungsgrads von 88,7 % auf 94,0 %, die 2012 wieder auf 92,9 % fällt. Die Ergebnisse liegen da9 mit im Rahmen der zu erwartenden Schwankungen , somit wird die vollständige Löschzugstärke gemäß der Annahme aus 1996 in 94,0 % (2008) bzw. 92,9 % (2012) innerhalb von 8 min erreicht und damit das Ziel von 95 % nur knapp verfehlt. Die Verbesserung der Eintreffzeiten für die TLF/TRO ist direkt darauf 9 Hinweise zur Fehleranalyse und -bewertung folgen in Kap. 6.2.3 Seite 113 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 zurückzuführen, dass die Verstetigung der Personalstärken auf den Löschzügen durch flexible Dienstplanmodelle anders als 1995 nicht mehr erforderlich macht, Tanklöschfahrzeuge wegen personeller Unterbesetzung der Löschzüge außer Dienst zu nehmen. Sie treffen also praktisch nicht verspätet nach LF und DL ein. • 2. LF Der Erreichungsgrad der Fahrzeit für das Unterstützungs-LF innerhalb der gesetzten Zeit von maximal 13 min liegt nach wie vor bei rund 98 % und damit über dem gesetzten Ziel von 95 %. Auswertung Technische Hilfe (PEINGEKL, PSTRAB, GSG) Für den Bereich Technische Hilfeleistung erfolgte keine analoge Auswertung anhand der drei o.g. Einsatzstichworte aus den 1996er Schutzzielen. Es zeigte sich, dass die geringen Fallzahlen, zudem noch um fehlerhafte Datensätze bereinigt, zu einer hohen statistischen Unsicherheit führen. Von daher können hierzu keine Aussagen getroffen werden. 6.1.4 Ergebnis und Bewertung der Auswertungen: Erreichungsgrad nach 1996er Definition Wie bereits erwähnt, bestehen die Schutzziele aus zwei Teilen – einer zeitlichen und einer personellen Komponente. Erst die Kombination von beiden Teilen führt zu den Gesamtergebnissen, die im Folgenden kurz vorgestellt und erläutert werden. Es wird noch einmal darauf hingewiesen, dass die folgenden 2008er und 2012er Ergebnisse mit den gleichen (eingeschränkten) Methoden wie die 1995er Ergebnisse erarbeitet wurden, um eine direkte Vergleichbarkeit herzustellen. Seite 114 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Schutzziel kritischer Wohnungsbrand TAB. 6-4 VERGLEICH ERGEBNIS KRITISCHER W OHNUNGSBRAND 1995 / 2008 / 2012 1995 Schutzziel Stufe 1 Schutzziel Stufe 2 10 Einsatzkräfte in max. 8 min 15 Einsatzkräfte in max. 13 min wird erreicht in ca. 43 % aller Einsätze wird erreicht in 97,8 % aller Einsätze für den alarmierten Löschzug wird verbessert auf ca. 80 % aller Einsätze durch frühzeitiges Eintreffen des 2. LF 2008 wird erreicht in 94,0 % aller Einsätze wird erreicht in 98,3 % aller Einsätze für den alarmierten Löschzug, wird durch frühzeitiges Eintreffen des 2. LF nicht weiter verbessert, weil es nur in 84,5 % der Fälle innerhalb von 8 min eintrifft. 2012 wird erreicht in 92,9 % aller Einsätze wird erreicht in 98,7 % aller Einsätze für den alarmierten Löschzug, wird durch frühzeitiges Eintreffen des 2. LF nicht weiter verbessert, weil es nur in 89,7 % der Fälle innerhalb von 8 min eintrifft. Die Verbesserungen ergeben sich im Wesentlichen aus der Verstetigung der Personalstärken der Löschzüge durch die Anwendung flexibler Dienstplanmodelle. Damit wurde eine wesentliche Forderung des alten 1996er Brandschutzbedarfsplans erfüllt. Diese Maßnahme allein hat die Erreichung der Schutzziele um rund 15 %-Punkte verbessert. 6.1.5 Fehleranalyse durch Auswertung mit verbesserten Methoden Erweiterte DV-technische Möglichkeiten gegenüber 1996 ermöglichen heute die Auswertung der Schutzzielerreichung mit verbesserten Methoden. Aus diesem Grund wurden entsprechende Analysen durchgeführt, um herauszufinden, welche Ergebnisse für die 1996 gesetzten Schutzziele in den Jahren 2008 bzw. 2012 erzielt werden, wenn dieser verbesserte Auswertungsmaßstab angelegt wird. Diese Auswertungen ermöglichen einerseits einen detaillierteren Blick auf das Geschehen, bieten aber – und vor allem das ist wichtig – erheblich bessere Möglichkeiten zur Fehlerabschätzung. Seite 115 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die durchgeführten Analysen sowie die daraus resultierende Fehlerabschätzung sind komplex und daher ausführlich zu erläutern. Es wurden hierzu mehrere Auswertungsmethoden nebeneinander gestellt und verglichen. Daneben wurden – basierend auf den jeweiligen Analysen, verschiedene Fehlerquellen der Datenerfassung und -aufbereitung erkannt und bewertet. Die Summe der Ergebnisse führt zu Erkenntnissen hinsichtlich der Genauigkeit bzw. der Fehlertoleranz der vorliegenden Datenauswertungen, die über die bisher bekannten Abschätzungen zur Fehlertoleranz hinausgehen und dadurch diese Abschätzungen präzisieren. Die Fehlerabschätzung würde in vollem Umfang den textlichen Rahmen an dieser Stelle sprengen und ist deshalb im Anhang A-3 dargestellt und beschrieben. An dieser Stelle sei lediglich das Ergebnis dargestellt. Ergebnis der Fehlerabschätzung Die Berücksichtigung der in Anhang A-3 ausführlich dargestellten Fehlerabschätzung führt zu der Erkenntnis, dass die Verwendung der Eintreffzeit des ersten eintreffenden LF des Löschzugs als Eintreffzeit für den gesamten Löschzug zu verwenden ist, so wie es bereits für den Brandschutzbedarfsplan 1996 durchgeführt wurde. Grundvoraussetzung für diese Analysemethode ist die personelle Vollbesetzung der Fahrzeuge des Löschzugs, die durch die bereits erläuterte Einführung flexibler Dienstplanmodelle grundsätzlich sichergestellt ist. Bei dieser Auswertung erhält man die unten stehenden Endergebnisse hinsichtlich der Erfüllung der Schutzziele des Bedarfsplans von 1996 durch die Feuerwehr Köln in den Jahren 2008 und 2012. 6.1.6 Erfüllung der Schutzziele in 2008 und 2012 Die folgenden Ergebnisse folgen der o.g. Fehlerabschätzung und basieren daher auf der Auswertung der Fahrzeiten des Löschfahrzeugs (LF) als „Substituent“ für den gesamten Löschzug unter den genannten Randbedingungen. Diese Methode weist in der Summe die geringsten Fehler auf und beschreibt die Realität, also die tatsächliche Leitungsfähigkeit der Feuerwehr Köln hinsichtlich der 1996 gesetzten Schutzziele, besser als alle übrigen Methoden. Insofern stellen die unten angeführten Erreichungsgrade als das Endergebnis der Auswertungen zum Kritischen Wohnungsbrand dar. Seite 116 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Kritischer Wohnungsbrand Schutzziel Stufe 1 Tabelle 6-5 zeigt die Erreichungsgrade für das Schutzziel der Stufe 1 beim kritischen Wohnungsbrand (10 Einsatzkräfte in maximal 8 min). Im Anschluss daran sind die Ergebnisse aus den beiden betrachteten Jahren 2008 und 2012 grafisch dargestellt (Abb. 6-1 und 6-2, Häufigkeitsverteilungen der Eintreffzeiten). TAB. 6-5 SCHUTZZIEL STUFE 1 BEI KRITISCHEM W OHNUNGSBRAND IN 2008 UND 2012 [ ZIEL: FAHRZEIT MAXIMAL 8 MIN IN 95 % ALLER FÄLLE ] ERREICHUNGSGRAD NACH 8 MIN [%] ≥ 95 % ERREICHT [MIN] MITTLERE FAHRZEIT [MIN] 2008 94,8 8:30 4,1 2012 95,6 8:00 4,0 BEI ABB. 6-1 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 1 FÜR 2008 ABB. 6-2 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 1 FÜR 2012 Seite 117 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Kritischer Wohnungsbrand Schutzziel Stufe 2 Die Unterstützungseinheit, bestehend aus 5 Einsatzkräften mit einem Löschfahrzeug, soll gemäß Schutzzieldefinition in 95 % aller Einsätze innerhalb von maximal 13 min an der Einsatzstelle eintreffen. Das Ergebnis ist in Tabelle 6-6 wiedergegeben, die grafische Auswertung erfolgt analog zu oben in den Abbildungen 6-3 und 6-4 (Häufigkeitsverteilung der Eintreffzeiten). TAB 6-6 SCHUTZZIEL STUFE 2 BEI KRITISCHEM W OHNUNGSBRAND IN 2008 UND 2012 [ ZIEL: FAHRZEIT MAXIMAL 13 MIN IN 95 % ALLER FÄLLE ] ERREICHUNGSGRAD NACH 13 MIN [%] ≥ 95 % ERREICHT [MIN] MITTLERE FAHRZEIT [MIN] 2008 98,3 11:00 5,9 2012 98,7 10:30 5,7 BEI ABB. 6-3 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 2 FÜR 2008 ABB. 6-4 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 2 FÜR 2012 Seite 118 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 6.2 Die Kölner Schutzziele von 1996 für die Leitstelle Auch für die Leitstelle der Feuerwehr Köln wurden 1996 Schutziele definiert. Sie 10 lauteten : 1. Die Leitstelle muß in der Lage sein, die angepasst an die Ganglinie des Notrufund Einsatzaufkommens entstehenden Bearbeitungszeiten der reinen Einsatzbearbeitung abzuwickeln. 2. Nicht zeitkritische Tätigkeiten stehen davor zurück. Der Sicherheitsfaktor für die zeitgleiche Eröffnung von Einsätzen im Bereich der Notfallrettung wird auf 2,5 festgesetzt. Damit werden in 99 % der Fälle Wartezeiten bei Notrufen verhindert. 3. Neben der reinen Einsatzeröffnung muß die LST gleichzeitig in der Lage sein, zeitkritische Meldungen zu laufenden Einsätzen unverzüglich zu bearbeiten. 4. Im Krankentransport wird eine längere Wartezeit bei der Annahme von Transportaufträgen akzeptiert. Der Sicherheitsfaktor wird auf 2,0 zeitgleiche Einsätze festgelegt. 5. Die für Sonderlagen notwendigen Mitarbeiter müssen mit Ausnahme der Anrufannahme bei Sonderalarm qualifizierte Leitstellenbeamte sein. 6. Die Eintrittswahrscheinlichkeit von Sonderlagen ist unabhängig von der Tageszeit. Daher ist die Grundvorhaltung der notwendigen Kräfte über 24 Stunden sicherzustellen. Diese Schutzziele wurden in den vergangenen Jahren wie folgt erfüllt: Zu Punkt 1 Für die Anpassung der jeweiligen Leitstellenkapazität an Tages- und Wochenganglinien im Notruf-, Einsatzdispositions- und übrigen Arbeitsaufkommen in der Leitstelle existieren verbindliche Tages- und Wochendienstpläne, die dies berücksichtigen. Die empirisch zu ermittelnden Tages- und Wochenganglinien Seite 119 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 unterliegen mittel- und langfristigen Schwankungen, die sich aus im Laufe der Zeit verändertem Notruf- und Einsatzaufkommen sowie ggf. sich ändernden mittleren 11 Bearbeitungszeiten ergeben . Der Personalansatz für die Leitstelle musste und muss daher bei Bedarf an diese sich verändernden Rahmenbedingungen angepasst werden. Dies geschah im betrachteten Zeitraum mehrfach durch Personalzusetzungen, und auch zukünftig sind hier Anpassungen durch Personalzusetzungen zu erwarten, da das Einsatzaufkommen – insbesondere im Rettungsdienst – weiter steigt. Zu Punkt 2 Die Vermeidung von Wartezeiten im Notruf durch einen Sicherheitsfaktor von 2,5 bei der Personalstärke für die Notrufannahme ist in Tageszeiten durchweg gewährleistet, da hier mehr als 2 Disponenten, nämlich planmäßig bis zu 6 Disponenten, an den Einsatzleitplätzen Dienst tun. Lediglich in den Nachtstunden, in denen nur 2 Disponenten an den Plätzen sitzen, sinkt der Sicherheitsfaktor auf ≤ 2 ab. Eine statistische Verifizierung des hohen Ziels von ≥ 99 % Erreichungsgrad steht jedoch bislang aus. Zu Punkt 3 Das zu Punkt 2 Gesagte gilt sinngemäß auch für Punkt 3. Tätigkeiten niedriger Priorität können und müssen grundsätzlich immer dann ausgesetzt werden, wenn Tätigkeiten höherer Priorität anstehen. Auch für die Entgegennahme zeitkritischer Meldungen parallel zu den eingehenden Notrufen müssen mindestens 3 Disponenten die Leitstelle besetzen, so dass hierfür wiederum die Nachtbesetzung von 2 Disponenten nicht ausreicht. Auch in diesem Bereich fehlt ein statistischer Nachweis, der aber allein schon deswegen nicht sinnvoll zu führen ist, weil kein konkretes (zahlenmäßiges) Ziel gesetzt wurde. Zu Punkt 4 Die Feuerwehr Köln führt den Krankentransport in Köln seit 2002 nicht mehr selbst durch und führt auch seit diesem Zeitpunkt den nunmehr privatisierten Krankentransport in Köln nicht mehr aus der Leitstelle der Feuerwehr. 10 11 s. Brandschutzbedarfsplan von 1996, S. 54 ff z.B. durch Einführung neuer Leitstellentechnik Seite 120 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Zu Punkt 5 Die Besetzung der Leitstelle mit qualifiziertem Personal gemäß den Vorgaben laut Leitstellenerlass 12 ist zurzeit nicht vollständig gewährleistet. Grundlegende Forderungen an die Qualifikation des Leitstellenpersonals sind mehrjährige Erfahrung als Einsatzbeamter (gewährleistet), Ausbildung zum Rettungsassistent mit regelmäßiger jährlicher Fortbildung (ebenfalls gewährleistet) sowie die Qualifikation zum Gruppenführer (Führungslehrgang B III, nicht in allen Fällen gewährleistet). Grund für diesen Mangel ist die nicht ausreichende Zahl an Lehrgangsplätzen am Institut der Feuerwehr NRW in Münster, das für die Führungsausbildung in NRW zuständig ist. Deshalb werden in unregelmäßigen Abständen Kompensationen durch eigene, interne Fortbildungsmaßnahmen geschaffen, die formell allerdings nicht den rechtlichen Vorgaben des Leitstellenerlasses genügen. Zu Punkt 6 Die Personalgrundvorhaltung in der für Sonderlagen notwendigen Mindestpersonalstärke ist jederzeit gewährleistet. 6.3 Zusammenfassung der Ergebnisse, abschließende Bewertung Mit der Schutzzieldefinition im Brandschutzbedarfsplan der Stadt Köln von 1996 wurden für den Brandschutz, die Technische Hilfeleistung und die Tätigkeiten der Leitstelle Leistungsziele für die Feuerwehr Köln beschrieben und festgelegt. Die Überprüfung der Erfüllung dieser Ziele mit statistischen Methoden, beispielhaft durchgeführt für die Jahre 2008 und 2012, zeigt im bewerteten Endergebnis ein zufriedenstellendes Resultat. 6.3.1 Brandschutz / Kritischer Wohnungsbrand Im Bereich des Brandschutzes wurde das Schutzziel, 10 Einsatzkräfte in 95 % aller Fälle innerhalb einer Fahrzeit von 8 min vor Ort zu haben, mit einem Resultat von 94,8 % für 2008 für das gesamte Stadtgebiet nur um 0,2 %-Punkte verfehlt und mit 95,6 % für 2012 erfüllt. Da die Abweichungen vom gesetzten Ziel 2008 deutlich Seite 121 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 unterhalb der Fehlerbandbreite des Datenerfassungssystems liegt, darf für beide betrachteten Jahre mit einer hohen Sicherheit angenommen werden, dass das gesetzte Leistungsziel von 95 % erreicht wurde. Die zweite Stufe des Schutzziels für den Brandschutz betrifft die Unterstützungseinheit von 5 Einsatzkräften, entsprechend einem Löschfahrzeug der nächstgelegenen Feuerwache, dem eine Fahrzeit von maximal 13 Minuten in mindestens 95 % der Fälle zugestanden wird. Hier ist die Vorgabe mit einem Zielerreichungsgrad von 98,3 % (2008) und 98,7 % (2012) für das gesamte Stadtgebiet erfüllt. Erfüllung des Schutzziels Kritischer Wohnungsbrand 6.3.2 2008 2012 Stufe 1 10 Einsatzkräfte in 8 Minuten 94,8 % 95,6 % Stufe 2 15 Einsatzkräfte in 13 Minuten 98,3 % 98,7 % Technische Hilfeleistung Aus der bereits erwähnten statistischen Unsicherheit aufgrund geringer Fallzahlen im Bereich Technische Hilfeleistungen konnten hier keine aussagekräftigen Analysenergebnisse erzielt werden. 6.3.3 Leitstelle Schutzziele für die Tätigkeiten der Leitstelle wurden 1996 im Wesentlichen als Inputsteuerung formuliert, beispielsweise die Forderung nach der Einhaltung eines Sicherheitsfaktors von 2,5 für den Notruf, mit dem zufällig parallel auftretende Notrufe zu 99 % aller Fälle abgedeckt werden könnten. Dies basiert auf einer empirischen Schätzung, weil 1996 noch keine ausreichenden technischen 12 Leitstellenerlass BezReg K Seite 122 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Die Schutzziele und deren Erfüllung – Kap 6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Voraussetzungen existierten, die die Überprüfung an Realdaten aus der Telefonanlage (Output) ermöglichten. Insofern werden die Schutzziele für die Leitstelle durch personelle und organisatorische Maßnahmen bis auf zwei Aspekte erfüllt: nicht alle Disponenten haben B III-Qualifikation (Gruppenführerausbildung), und der vorgesehene Sicherheitsfaktor von 2,5 kann in den Nachtzeiten, in denen nur zwei Disponenten am Einsatzleitplatz sitzen, nicht erfüllt werden. Dennoch kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass die Gleichzeitigkeit von Notrufen abgedeckt werden kann, da das Notrufaufkommen zu diesen Zeiten und damit auch die Parallelität von Notrufen sehr gering ist. Ein Nachweis mit statistischen Methoden steht hier allerdings aus. Seite 123 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 HAUPTTEIL C – SCHUTZZIELE JETZT UND KÜNFTIG 7 Die Schutzziele von 2014 In diesem Kapitel werden die aktuellen Schutzziele der Kölner Feuerwehr für Einsätze, die Leitstelle und erstmals auch für den Bevölkerungsschutz vorgestellt. Für das neue „AGBFSchutzziel Kritischer Wohnungsbrand“ wird analysiert, wie es in der Vergangenheit erreicht worden wäre. Schutzziele für Einsätze Diese bestehen aus dem hinsichtlich der Auswirkungen auf Organisation und Größe der Feuerwehr dominierenden „Schutzziel für den Kritischen Wohnungsbrand“, dem „Schutzziel für Technische Hilfe“ und „Weiteren bemessungsrelevanten Einsatztätigkeiten“. Dadurch, dass nun bundesweit durch die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) ein Schutzziel für den „Kritischen Wohnungsbrand“ definiert wurde, muss dieses auch in Köln eingeführt werden, um eine Steigerung der Rechtssicherheit zu erhalten. Auch die Feuerwehren in Hamburg und Berlin führen dieses Schutzziel derzeit ein. Die Veränderungen sind: - Definition einer Hilfsfrist (bestehend aus Notrufabfrage- und Dispositionszeit in der Leitstelle, Ausrückezeit auf der Feuerwache und Fahrzeit) anstatt bisher lediglich einer Fahrzeit. Dies bedeutet, dass nunmehr der gesamte Prozessablauf vor Eintreffen an der Einsatzstelle betrachtet wird und nicht nur die Anfahrt - Festlegung von Hilfsfrist 1 (Eintreffen 9,5 Minuten nach Notrufannahme) und Hilfsfrist 2 (Eintreffen 14,5 Minuten nach Notrufannahme) - Erhöhung der nach Hilfsfrist 2 erforderlichen Funktionszahl von 15 auf 16 entsprechend den gültigen Feuerwehrdienstvorschriften - Festlegung des Zielereichungsgrades auf 90% (bisher 95%) als übliches Maß für ein „funktionierendes System“ - Die Hilfsfristen setzen voraus, dass der Brand innerhalb von 3,5 Minuten nach Entstehung gemeldet wird. Seite 124 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Mit einer Analyse der Daten der Jahre 2008 und 2012 wurde die Erreichung des (für Köln neuen) bundeseinheitlichen Schutzziels für den „Kritischen Wohnungsbrand“ hypothetisch überprüft. Hierbei wurde festgestellt: 1. Die Hilfsfrist 1 (9,5 Minuten) wäre lediglich in ca. 85% (anstatt 90%) aller Fälle erreicht worden 2. Die Hilfsfrist 2 (14,5 Minuten) wäre in ca. 95% (anstatt 90%) aller Fälle erreicht worden 3. Die erforderlichen 16 Funktionen (anstatt 15 Funktionen) nach 14,5 Minuten wären überhaupt nicht erreicht worden. Wesentliche Ursachen hierfür sind: - Auf den Feuerwache 8 und 14 fehlt ein Tanklöschfahrzeug mit je 2 Funktionen - Die Zeitansätze für Notrufabfrage und Disposition in der Leitstelle sowie für das Ausrücken auf der Feuerwache werden überschritten - Das derzeitige Löschzugkonzept mit 5 Einsatzkräften auf dem LF kann in der Hilfsfrist 2 (Eintreffen des Unterstützungs-LF) lediglich 15 Funktionen liefern - Der Zeitansatz für die Fahrzeit ist in einigen Stadtrandgebieten zu knapp bemessen Schutzziele für die Leitstelle - Notrufannahme in 99% aller Fälle sofort - Zeitkritische Aspekte der Disposition und Einsatzbearbeitung in 95% aller Fälle sofort - Abarbeiten von definierten Sonderlagen (z.B. Störfall in einem Chemiebetrieb) mit 10 Funktionen 60 Sekunden nach Meldungseingang Schutzziele für den Bevölkerungsschutz Aufgrund der komplexen Thematik werden hier qualitative Ziele aus folgenden Bereichen definiert: - - Stadtweite Planungen für Großschadensereignisse - - Führungsorganisation – Unterstützung durch Stäbe - - Katastrophenschutz und Überörtliche Hilfe - - Warnung und Information der Bevölkerung - - Zivile Verteidigung Seite 125 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 7.1 Stand der Technik in der Bedarfsplanung Wie bereits zuvor angerissen, sind die mit dem 1996er Brandschutzbedarfsplan verabschiedeten und damit bisher in Köln selbst definierten Schutzziele bei Feuerwehreinsätzen mittlerweile überholt. Ursache dafür ist die bundesweite Einigung der einschlägigen Fachgremien auf gemeinsame Qualitätskriterien für Feuerweh1 ren in städtischen Ballungsräumen (die sog. AGBF-Schutzziele ) im Jahr 1998 mit geringfügigen Abweichungen gegenüber den Kölner Standards. Köln musste 1996 aber mangels deutschlandweit anerkannter Schutzziele zwangsläufig eine Vorreiterrolle einnehmen. Um jetzt einerseits für Köln eine Steigerung der Rechtssicherheit zu erlangen und andererseits die angestrebte Einheitlichkeit von Feuerwehr-Schutzzielen in Deutschland zu forcieren, sollen die Kölner Schutzziele mit Gültigkeit des vorliegenden 2014er Brandschutzbedarfsplans an den AGBFStandard angepaßt werden. Erwähnt sei dabei, dass neben diversen Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen wie Duisburg, Düsseldorf und Dortmund sich auch derzeit die Berufsfeuerwehren von Berlin und Hamburg auf die AGBF-Schutzziele ausrichten. Des Weiteren haben sich in der Rechtssprechung die AGBF-Schutzziele in mehreren Urteilen als Stand der Technik etabliert. 7.1.1 AGBF-Schutzziele von 1998 Szenario Kritischer Wohnungsbrand Die AGBF-Schutzziele bemessen eine Feuerwehr nach dem Szenario des sog. „Kritischen Wohnungsbrandes“, der genau so auch schon 1996 als Grundlage für die Kölner Schutzziele herangezogen wurde. Es handelt sich hierbei um eine alltäglich wahrscheinliche Standardsituation mit Menschenrettung, die zu jeder Tages- und Nachtzeit in jedem Teil des Stadtgebiets auftreten kann. Es wird folgende Situation angenommen: • Zimmerbrand in einem Obergeschoß eines mehrgeschossigen Wohnhauses mit mehreren Nutzungseinheiten mit der Tendenz zur Brandausbreitung. 1 s. Anhang A-1. Voller Titel des Papiers: „Qualitätskriterien für die Bedarfsplanung von Feuerwehren in Städten“ der AGBF Bund (Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in Deutschland) i.d.F.v. 16.9.1998. Die AGBF ist eine Einrichtung im Deutschen Städtetag. Seite 126 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 • Der Treppenraum, im Normalfall Fluchtweg für alle Bewohner des Hauses (der sog. „1. Rettungsweg“), ist durch den Brandrauch unpassierbar. Dadurch ist gefährdeten Bewohnern von Wohnungen oberhalb der Brandwohnung der Fluchtweg ins Freie über den Treppenraum versperrt. Dies erfordert neben der Brandbekämpfung eine unverzügliche Menschenrettung aus einem Obergeschoss über Leitern der Feuerwehr. • Die tatsächliche Gefahrenlage am Einsatzort ist bei Eingang der Meldung nicht bekannt. Dieses Szenario lag auch den Kölner Schutzzielen von 1996 zu Grunde – an dieser Stelle ändert sich zukünftig also nichts. Für die fachgerechte taktische Abarbeitung dieses Standard-Einsatzszenarios sind gemäß der AGBF-Empfehlung folgende Anforderungen an die Leistungen der Feuerwehr zu stellen: Personalstärke • Für die Menschenrettung muss die erste eintreffende Einheit aus mindestens 10 Einsatzkräften einschließlich des (ggf. vorläufigen) Einsatzleiters bestehen. Diese Einheit kann zunächst aber ausschließlich die notwendige Menschenrettung auf zwei unabhängigen Rettungswegen durchführen. • Zur Bekämpfung des Brandes ist deshalb eine weitere (Unterstützungs-)Einheit, bestehend aus mindestens 6 Einsatzkräften, erforderlich. Sie ist bereits mit der ersten Alarmierung zum kritischen Wohnungsbrand zu entsenden. Hilfsfrist Die Hilfsfrist ist das Zeitintervall zwischen Eingang des Notrufs in der Leitstelle und dem Eintreffen der Einsatzkräfte an der Einsatzstelle. War im alten Brandschutzbedarfsplan von 1996 lediglich die Fahrzeit der Fahrzeuge von der Feuerwache bis zur Einsatzstelle hilfsfristrelevant, muss jetzt die Zeit in der Leitstelle und das Ausrücken auf der Feuerwache mit berücksichtigt werden. Es hat sich nämlich gezeigt, dass es auch hier zu erheblichen Zeitverzögerungen kommen kann. Dabei sind zwei Hilfsfristen zu berücksichtigen: • Hilfsfrist 1: Die erste Einheit mit 10 Funktionen zur Menschenrettung muss innerhalb einer Zeit von 9,5 Minuten nach Eingang des Notrufs an der Einsatzstelle eintreffen. • Hilfsfrist 2: Die Unterstützungseinheit mit 6 Funktionen muss innerhalb von 14,5 Minuten nach Notrufseingang eintreffen. Seite 127 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Erreichungsgrad • Die genannten Schutzziele, d.h. 10 Mann in 9,5 min und 16 Mann in 14,5 min sollen nach AGBF-Empfehlung in 95 % aller Fälle durch die örtliche Feuerwehr erreicht werden. Die vollständige AGBF-Schutzzieldefinition mit allen Details ist dem Bedarfsplan als Anhang A-1 beigefügt. 7.1.2 Anpassung der Kölner Schutzziele an den AGBF-Standard und die gültigen Feuerwehrdienstvorschriften Personalstärken Eine Anpassung der derzeitigen Kölner Schutzziele an den AGBF-Standard ist unter den gegebenen Umständen relativ einfach und weitestgehend personalneutral möglich. Hierbei muss eine Funktion von der Drehleiter auf das Löschfahrzeug umgesetzt werden und die bestehende Löschzugkonzeption hinsichtlich der vorgeplanten Arbeitsweise angepasst werden. Somit würden künftig die Drehleiter mit zwei Funktionen und die Löschfahrzeuge mit sechs Funktionen besetzt werden. Diese konzeptionelle Änderung würde auch den Regelungen der Feuerwehrdienstvorschriften entsprechen und an eine Anpassung an etablierte interkommunale Standards bedeuten. Hilfsfrist Die zeitliche Komponente der Schutzziele, die Hilfsfrist, setzt sich nach AGBFStandard aus mehreren Teilzeiten zusammen. Bei einer geschätzten Entdeckungsund Meldezeit eines Brandes von durchschnittlich 3,5 Minuten sollen für die Feuerwehr beeinflussbare und somit hilfsfristrelevanten Teilzeiten von Bearbeitungszeit in der Leitstelle (Notruf, Einsatzmitteldisposition und Alarmierung, Planungsgröße 1,5 min), Ausrückezeit der Einsatzkräfte (Planungsgröße 1 min) und die Fahrzeit der Einsatzmittel bis zum Eintreffen an der benannten Adresse (Planungsgröße 7 min) maximal 9,5 min betragen. Da mit dem 2007 in Dienst genommen Einsatzleitrechner nunmehr alle Möglichkeiten bestehen, die einzelnen Teilzeiten der Eintreffzeit nach AGBF-Empfehlung zu dokumentieren und zu betrachten, ist die Adaption der in den Kölner Schutzzielen Seite 128 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 festzulegenden Zeiten auf die AGBF-Definition mit den entsprechenden Auswertungen ohne Weiteres möglich. Erreichungsgrad Der in den AGBF-Schutzzielen geforderte Erreichungsgrad von 95 % unterscheidet sich nicht vom bisherigen Standard in Köln, der hier bisher allerdings nur auf die Fahrzeiten angewendet wurde. Dieser Standard ist jedoch in Frage zu stellen. In allen Großstädten Deutschlands hat sich gezeigt, dass die 95%-Anforderung eine sehr hoch angesetzte Hürde ist, die von keiner Feuerwehr erreicht werden kann. Dies liegt in der Regel an den Standorten der Feuer- und Rettungswachen, die in den meisten Großstädten im Laufe vieler Jahrzehnte auf der Grundlage unterschiedlicher strategischer Ansätze und Denkweisen entstanden oder gar historisch gewachsen sind. Erst in den letzten Jahren wurden und werden Standorte für Neubauten anhand der Anforderungen der AGBF-Schutzzieldefinition optimiert. Insofern wird in der AGBF Bund zurzeit die Überlegung diskutiert, die Schutzzielempfehlungen in der Sache zu belassen, aber auf einen Erreichungsgrad von 90 % zurückzustufen. Dies geschieht auch mit Blick auf internationale Standards, bei denen die fachlichen Anforderungen sehr ähnlich wie in Deutschland formuliert werden und bei denen die geforderten Erreichungsgrade eher unter 2 95 % liegen . Relevant ist weiterhin auch die Rechtsprechung, in der es zwar für den Bereich Brandschutz und Technische Hilfeleistung bislang keine Urteile gibt, die aber für den analog zu betrachtenden Bereich des Rettungsdienstes einen Erreichungsgrad von mindestens 90 % als Basis eines „funktionierenden 3 Rettungsdienstes“ fordert . Insofern muss sich die Stadt Köln hier am Machbaren und Finanzierbaren orientieren und die Zielgröße für den Erreichungsgrad auf 90 % festlegen. Dies ist möglich und legitim, weil auch mit diesem Erreichungsgrad hinreichende Rechtssicherheit gegeben ist. Vor dem Hintergrund dieser grundsätzlichen Überlegungen werden die Schutzziele 2014 für die Stadt Köln wie im folgenden Unterkapitel 7.2 dargestellt festgelegt. 2 3 Recherchen der Feuerwehr Köln bei Feuerwehren in Großstädten Beschluss des OVG NRW vom 22.10.1999, Stadt Bochum ./. Unternehmen im priv. Krankentransport, Aktenzeichen 13 A 5617/89 Seite 129 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 7.2 Schutzzieldefinition der Stadt Köln 2014 für Einsätze 7.2.1 Kritischer Wohnungsbrand Szenario Der Kritische Wohnungsbrand ist anerkanntermaßen die wichtigste und grundsätzlichste Bemessungsgröße für Feuerwehren in städtischen Ballungsräumen und damit auch für die Feuerwehr Köln. Ein Feuer in einem Obergeschoß eines Wohnhauses mit der Notwendigkeit, Menschen aus einem Obergeschoß zu retten, ist alltäglich wahrscheinlich und damit eine Standardsituation, die zu jeder Tages- und Nachtzeit in jedem Teil des Stadtgebiets bewältigt werden können muss. Es wird die bereits beschriebene Situation zugrunde gelegt, die hier der Vollständigkeit halber erneut genannt wird: • Zimmerbrand in einem Obergeschoß eines mehrgeschossigen Wohnhauses mit mehreren Nutzungseinheiten mit Tendenz zur Brandausbreitung. • Der Treppenraum, im Normalfall Fluchtweg für alle Bewohner des Hauses (der sog. „1. Rettungsweg“), ist durch den Brandrauch unpassierbar. Gefährdeten Bewohnern von Wohnungen oberhalb der Brandwohnung ist der Fluchtweg ins Freie über den Treppenraum dadurch versperrt. Dies erfordert eine unverzügliche Menschenrettung aus einem Obergeschoß über Leitern der Feuerwehr (2. Rettungsweg). • Die tatsächliche Gefahrenlage am Einsatzort ist bei Eingang der Meldung nicht genau bekannt, d.h. die Leitstelle entsendet Kräfte aufgrund eines Anscheinsverdachts. Aufgaben In dieser Lage sind folgende Aufgaben zu bewältigen: 1. Menschenrettung Suche innerhalb des verqualmten Treppenraumes und der vom Brand betroffenen Wohnung(en) nach Personen und deren Rettung. Das eintreffende Personal muss in der Lage sein, eine Menschenrettung auf zwei voneinander unabhängigen Wegen durchzuführen. Die Feuerwehr muss unter Vornahme eines Rohres über den verqualmten Treppenraum vorgehen und über eine Leiter einen zweiten, vom Treppenraum unabhängigen Rettungsweg sicherstellen. Seite 130 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 2. Brandbekämpfung Um bei einem Wohnungsbrand eine Brandausbreitung zu verhindern und einen sicheren Löscherfolg zu erzielen, ist ein zweiseitiger Angriff mit 2 C-Rohren erforderlich. Dabei wird das 1. Rohr über den verqualmten Treppenraum vorgenommen, der Angriff des 2. Rohres erfolgt über eine Leiter, da wegen der unbekannten Lage im Treppenraum die Erfolgsaussichten des 1. Rohres unsicher sind. Zur Verhinderung eines Flash-overs, also eines Brandübersprunges mit schlagartiger Brandausbreitung, ist nach einer bestimmten Einsatzverlaufszeit eine selbständige taktische Einheit erforderlich. Personalstärke Zur Bewältigung der im Modell genannten Einsatzsituation sind 10 Funktionen notwendig, die sich sinnvollweise auf ein Hilfeleistungslöschfahrzeug, eine Drehleiter und ein Tanklöschfahrzeug aufteilen. Mit diesem Kräfteansatz kann aber zunächst nur die Menschenrettung über zwei unabhängige Rettungswege eingeleitet und durchgeführt werden. Zur Bearbeitung weiterer zeitkritischer Aufgaben, insbesondere der Brandbekämpfung ist spätestens 5 Minuten nach dem Eintreffen der ersten taktischen Einheit eine weitere erforderlich. Die wichtigste Aufgabe dieser Ergänzungseinheit ist die weitere Brandbekämpfung zur Verhinderung eines Flash-Overs. Die Ergänzungseinheit beinhaltet nach Schutzzielempfehlung der AGBF 6 Funktionen. Seite 131 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 7-1 SCHUTZZIELE 2014 DER STADT KÖLN – KRITISCHER W OHNUNGSBRAND Hilfsfrist 1: 1. Löschzug nach max. 9,5 Minuten ab Notrufeingang Unterstützungstrupp LF Menschenrettung, Brandbekämpfung Einheitsführer Angriffstrupp LF Menschenrettung, Brandbekämpfung Maschinist LF Pumpe, Geräte, Atemschutz Maschinist DL Bedienung Geräte Fahrzeugführer DL Bedienung Geräte Sicherheitstrupp TLF Sicherheitstrupp, Wasserversorgung Hilfsfrist 2: Unterstützungs-LF nach max. 14,5 Minuten ab Notrufeingang 6 Mann U-LF Brandbekämpfung Seite 132 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Hilfsfristen Die Hilfsfristen betragen in Analogie zum AGBF-Standard 9,5 min für den ersten Löschzug als erste eintreffende taktische Einheit (10 Einsatzkräfte) und 14,5 Minuten für das Unterstützungs-LF als zweite eintreffende taktische Einheit (6 Einsatzkräfte). Diese Fristen gelten ab der ersten Dokumentation des Einsatzes im Einsatzleitrechner bis zum Eintreffen der Kräfte an der benannten Adresse und beinhalten damit alle Teilzeiten der Eintreffzeit nach AGBF-Empfehlung, also die Bearbeitungszeit der Leitstelle, die Ausrückezeiten der Einsatzkräfte der Feuerwachen und die Fahrzeiten. Erreichungsgrad Die oben genannten Schutzziele sollen in mindestens 90 % aller Fälle erreicht werden. ABB. 7-2 SCHUTZZIELE DER STADT KÖLN 2014 – KRITISCHER W OHNUNGSBRAND Grundeinheit Personalstärke Zuständiger Löschzug 10 Hilfsfrist 1: 10 Einsatzkräfte in 9,5 Minuten, 90 % aller Fälle Unterstützungseinheit Personalstärke Hilfeleistungslöschfahrzeug 6 Hilfsfrist 2: 6 Einsatzkräfte in 14,5 Minuten, 90 % aller Fälle Seite 133 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 7.2.2 Technische Hilfeleistung Szenarien Unter dieser Rubrik sind alle Szenarien zusammengefasst, die sich aus den Risiken einer modernen Großstadt ergeben, beginnend bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen, Flächenlagen durch Unwetter, Umweltgefahren, Rettungen aus Wassergefahr etc. (siehe auch Kapitel 2). Personalstärke Grundeinheit der Technischen Hilfeleistung ist – wie beim Brandschutz auch – der Löschzug der zuständigen Feuerwache. Materielle und personelle Ausstattung des Löschzugs sowie die Ausbildung der Einsatzkräfte sind darauf ausgelegt, bei allen Einsatzarten adäquate Basismaßnahmen bis zum Eintreffen von erforderlichen Sondereinheiten treffen zu können. Wie im Brandschutz (Kritischer Wohnungsbrand) beträgt die Personalstärke des Löschzugs 10 Einsatzkräfte, was auch durch die Regelungen der Feuerwehrdienstvorschrift bestätigt wird. Hilfsfrist Grundsätzlich gilt, dass die Hilfsfrist im Falle der Menschenrettung oder schweren Gesundheitsgefährdung aus fachlicher und medizinischer Sicht möglichst kurz sein sollte. Die dabei gestellten zeitlichen Forderungen mit einer Hilfsfrist 9,5 Minuten an den Kritischen Wohnungsbrand, sind für die Technische Hilfeleistung in Bezug auf den ersten Löschzug hinreichend. Dennoch treten Einsatzsituationen auf, in denen die Sondereinheiten zur Menschenrettung erforderlich sind und daher zweckmäßigerweise innerhalb der kurzen Hilfsfrist vor Ort sein sollten. Ein typisches und nicht seltenes Beispiel hierfür wäre ein Verkehrsunfall, bei der ein Pkw mit hoher Wucht unter einen Sattelauflieger gefahren oder geschoben worden ist. In dieser Situation muss der Auflieger zur Rettung von eingeklemmten Person(en) im Pkw mit einem Kran angehoben werden – idealerweise innerhalb der gesetzten Hilfsfrist. Tatsächlich ist aber die flächendeckende Vorhaltung von Rüstzügen mit Kranen bei der vergleichsweise geringen Einsatzhäufigkeit aus den genannten ökonomischen Gesichtspunkten nicht leistbar. Dies bedingt im Umkehrschluss aber zwangsläufig, dass in den meisten Bereichen des Stadtgebiets längere Eintreffzeiten für diese Sondereinsatz-mittel in Kauf genommen werden müssen und deshalb keine konkrete Hilfsfrist festgelegt werden kann. Seite 134 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Erreichungsgrad Die Grundeinheit, also der zuständige Löschzug, soll das Schutzziel wie im Brandschutz (Kritischer Wohnungsbrand) in 90 % aller Fälle erreichen. Auch für alle Sondereinheiten gilt selbstverständlich der allgemeine Grundsatz, dass sie so schnell wie möglich vor Ort sein müssen. Ein Erreichungsgrad analog zur AGBFSchutzzieldefinition wird wegen nur der ein- oder zweimaligen Vorhaltung im Stadtgebiet nicht festgelegt. ABB. 7-3 SCHUTZZIELE DER STADT KÖLN 2014 – TECHNISCHE HILFELEISTUNG Grundeinheit Personalstärke Zuständiger Löschzug 10 10 Einsatzkräfte in 9,5 Minuten, 90 % aller Fälle Sondereinheit nach Lage (beispielhafte Auswahl) Personalstärke Rüstzüge (FW 2, FW 5) 4 Gefahrgutzug Feuerwache 8 (LF 8, GW-G 8, AB-D 8) 9 Taucher (GW-W auf FW 1, gemeinsame Besatzung mit LF1.2) 5 Höhenrettung (GW-H auf FW 4, gemeinsame Besatzung mit LF 4) 5 Seite 135 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Sondereinheit nach Lage (beispielhafte Auswahl) Personalstärke Analytische Task Force (FW 5, FF USD) 6 – 16 *) 7.2.3 *) Personalstärke der ATF ist abhängig vom Szenario Einsatzleitung und Führungssystem Hilfsfrist Die Komplexität von Einsätzen z.B. größere Brände, Bombenentschärfungen, Schwertransporte oder auch Technische Hilfeleistungen erfordern neben der notwendigen Personalstärke auch eine fachgerechte Führung. Zielsetzung muss demnach sein, dass analog zur Hilfsfrist 2 der AGBF-Schutzzieldefinition (14,5 Minuten nach Notrufeingang) eine Führungskraft im gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst an der Einsatzsatzstelle die Einsatzleitung übernimmt. Davon unberührt ist die Notwendigkeit eines Gesamteinsatzleiters für die operative Durchführungsverantwortung des Einsatzdiensts, der bei großen oder besonders komplexen Einsatzlagen die Einsatzleitung übernimmt. Da der Oberbeamte vom Alarmdienst (OvA) für das gesamte Stadtgebiet zuständig ist, müssen hier längere Eintreffzeiten in Kauf genommen werden. Personalstärke Das fristgerechte Eintreffen eines Einsatzleiters innerhalb der Hilfsfrist 2 (14,5 Minuten nach Notrufeingang) kann sichergestellt werden, wenn auf fünf der insgesamt elf Feuer- und Rettungswachen jeweils ein Einsatzleiter (BvA) mit einem Führungsassistenten im Dienst ist. Zusätzlich wird wie bisher der Oberbeamte vom Alarmdienst (OvA) für größere Einsätze als Gesamteinsatzleiter vorgehalten. Mit fünf Einsatzleitern im gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst (BvA) und einem Gesamteinsatzleiter im höheren feuerwehrtechnischen Dienst (OvA) können Seite 136 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 zudem alle Führungsdienstfunktionen, die zum Führen gemäß Großalarm der Alarm- und Ausrückeordnung der Feuerwehr Köln erforderlich sind, besetzt werden, und darüber hinaus wird eine enge Verzahnung spezieller Kenntnisse aus den Sachgebieten der Branddirektion mit dem Einsatzführungsdienst erreicht. Erreichungsgrad Die oben genannten Schutzziele sollen in mindestens 90 % aller Fälle erreicht werden. ABB. 7-4 SCHUTZZIELE DER STADT KÖLN 2014 – EINSATZLEITUNG Einsatzleitung Personalstärke Zuständiger Einsatzleiter 2 1 Einsatzleiter und 1 Führungsgehilfe in 14,5 Minuten, 90 % aller Fälle Seite 137 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 7.3 Anwendung der neuen Schutzziele auf die Jahre 2008 und 2012 Die Neudefinition von Schutzzielen der Stadt Köln für den Einsatz der Feuerwehr aus den diskutierten Gründen schafft eine neue Situation, die prospektiv, also in der Zukunft wirksam wird. Damit ist eigentlich erst zukünftig erkennbar, wie die Leistungen der Feuerwehr Köln bezüglich dieser Schutzziele aussehen werden. Wendet man aber diese neuen Schutzziele auf einen schon vergangenen Zeitraum an, so lassen sich hier einerseits Erkenntnisse über die zu erwartende Leistungsfähigkeit hinsichtlich der neuen Zielsetzungen erhalten, andererseits lässt sich aber auch Handlungsbedarf für die kommenden Jahre ableiten, der eventuell zur (besseren) Erreichung dieser Ziele erforderlich ist. Insofern wird in diesem Unterkapitel die Frage „Was wäre, wenn die Feuerwehr Köln diese neuen Schutzziele schon 2008 und 2012 gehabt hätte?“ beantwortet, um mögliche Defizite offenzulegen und notwendige Maßnahmen für die Zukunft ergreifen zu können. Auch dabei wird der direkte Vergleich der 2008er und 2012er Ergebnisse zu den alten 1996er Schutzziele zur Bewertung herangezogen. Im Gegensatz zur Kölner Schutzzieldefinition von 1996, bei der aus technischen Gründen, nämlich der eingeschränkten Dokumentation von Zeiten im damals vorhandenen Einsatzleitrechner, nur die Fahrzeit der Einsatzmittel betrachtet wurde, liegen den Hilfsfristen nach AGBF-Schutzzieldefinition differenzierte Zeiten zugrunde, die wiederum auf der deutschen Norm DIN 14011 basieren. Zum besseren Verständnis der Auswertungsergebnisse werden diese Zeiten nachfolgend zunächst detailliert erläutert. 7.3.1 Definition von Zeiten in den AGBF-Schutzzielen Die Hilfsfrist nach DIN 14011 und daraus abgeleitet auch der AGBF-Schutzziele setzt sich aus mehreren Zeiten zusammen, die bei mehreren am Einsatz beteiligten Organisationseinheiten der Feuerwehr entstehen. Dies ist zum einen die Leitstelle, die den Notruf entgegennehmen und abfragen muss und auf der Basis der dabei gewonnenen Erkenntnisse die Einsatzmittel disponieren und alarmieren muss. Zum anderen sind dies die Feuerwachen im weitesten Sinne, deren Besatzungen zunächst die Alarmierung wahrnehmen müssen, dann die Fahrzeuge besetzen, ausrücken und schließlich zur angegebenen Adresse fahren. Diese einzelnen Zeitabschnitte sind in der folgenden Abbildung dargestellt und erläutert. Seite 138 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 7-5 ZEITPUNKTE UND ZEITINTERVALLE DER HILFSFRIST Zeitpunkte Notrufannahme / Einsatzeröffnung Alarmierung der Einsatzmittel Ausrücken der Einsatzmittel, Beginn der Fahrzeit Zeitintervalle Vorgaben nach AGBF Notrufabfrage- und Dispositionszeit in der Leitstelle Leitstelle 90 s = 1,5 min Ausrückezeit auf der Feuerwache Fahrzeit für die Einsatzmittel Ausrücken und Fahrzeit zusammen 8 min Eintreffen der Einsatzmittel, Ende der Fahrzeit Die AGBF empfiehlt eine Hilfsfrist von 8 Minuten ohne Betrachtung der Leitstelle, d.h. ab Alarmierung auf der Feuerwache. Innerhalb dieser 8 Minuten wird nicht zwischen Ausrückezeit und Fahrzeit differenziert, sondern nur die Gesamtdauer beider Teilschritte betrachtet. Üblicherweise wird hier nicht mehr als 1 Minute für das Ausrücken der Einsatzkräfte angenommen, so dass mindestens 7 Minuten Fahrzeit bleiben. Unter Einbeziehung von 90 Sekunden = 1,5 Minuten Notrufabfrage- und Dispositionszeit in der Leitstelle ergibt sich dann die bereits mehrfach erwähnte Hilfsfrist nach AGBF-Empfehlung von 9,5 Minuten. Dokumentation im Einsatzleitrechner Zum Verständnis einer Analyse der Leistungen der Feuerwehr Köln im Hinblick auf die AGBF-Schutzziele muss nun noch erläutert werden, wie der im Jahr 2007 in Betrieb genommene Einsatzleitrechner der Feuerwehr Köln die in der oben ste- Seite 139 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 henden Grafik nach AGBF gelisteten Zeitpunkte und Zeitintervalle dokumentiert. Da der Einsatzleitrechner neben den genannten Zeitpunkten noch weitere aufzeichnet, können intern zusätzliche Rückschlüsse für zukünftige Handlungs- und Verfahrensweisen gezogen werden. Die folgende Grafik zeigt die Dokumentationsstruktur des Einsatzleitrechners. Gleichzeitig wird hier die Terminologie und Bedeutung der vier verschiedenen Eintreffzeiten aufgezeigt, die für die Analysen verwendet werden (Fahrzeit sowie Eintreffzeiten 1 bis 3) ZEITPUNKTE UND ZEITINTERVALLE DER HILFSFRIST Zeitintervalle Alarmierung der Einsatzmittel Ausrücken der Einsatzmittel, Beginn der Fahrzeit Dispositionszeit in der Leitstelle Ausrückezeit auf der Feuerwache Fahrzeit für die Einsatzmittel EINTREFFZEIT 3 Ende Notruf, Disposition der Einsatzmittel Notrufabfragezeit in der Leitstelle EINTREFFZEIT 2 Notrufannahme / Einsatzeröffnung Eintreffzeiten EINTREFFZEIT 1 Zeitpunkte FAHRZEIT ABB. 7-6 Eintreffen der Einsatzmittel, Ende der Fahrzeit Dabei bedeuten: FAHRZEIT (FZ) Zeitintervall von Ausrücken der Einsatzkräfte bis zum Eintreffen an der benannten Adresse EINTREFFZEIT 1 (ETZ 1) Zeitintervall vom Alarmierungszeitpunkt der Einsatzkräfte durch die Leitstelle bis zum Eintreffen an der benannten Adresse Seite 140 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 EINTREFFZEIT 2 (ETZ 2) Zeitintervall vom Ende der Notrufabfrage und Beginn der Einsatzmitteldisposition durch die Leitstelle bis zum Eintreffen an der benannten Adresse EINTREFFZEIT 3 (ETZ 3) Zeitintervall von der Notrufannahme und Einsatzeröffnung durch die Leitstelle bis zum Eintreffen an der benannten Adresse (Dieses Zeitintervall entspricht der Hilfsfrist der AGBFSchutzzieldefinition!) Anmerkung Die Eintreffzeit 2 ist zwar für die Einschätzung von leitstelleninternen Arbeitsabläufen von hohem Interesse, hat für die Betrachtung von Schutzzielen aber keine Bedeutung. Sie wird im Folgenden daher vernachlässigt. 7.3.2 Auswertung der Daten – Erreichungsgrad Hilfsfristen Wird die Abfrage des Erreichungsgrads der Feuerwehr Köln für die neuen Schutzziele in der Stufe 1 (10 Einsatzkräfte in 9,5 min Eintreffzeit bei Brandschutz und Hilfeleistung) und für die Stufe 2 (weitere 5 Einsatzkräfte in 14,5 min Eintreffzeit im Brandschutz) nach neuer 2014er Definition auf die Einsätze der Jahre 2008 und 2012 angewendet, so erhält man folgende Ergebnisse (Tabelle 7-1): TAB. 7-1 FIKTIVE SCHUTZZIELERREICHUNG 2008 UND 2012 BEI ANNAHME DER NEUEN 2014ER SCHUTZZIELE ERREICHUNGSGRAD (FIKTIV) BRANDSCHUTZ / FEUER PLANUNGSGRÖSSE 1) JAHR [MIN] FAHRZEIT EINTREFFZEIT 1 2) EINTREFFZEIT 3 3) 1) 2) 3) TECH. HILFE STUFE 1 STUFE 2 STUFE 1 [%] [%] [%] 7:00 (12:00) 2008 91,21 97,33 83,79 2012 92,09 97,91 89,14 8:00 (13:00) 2008 82,73 95,13 73,01 2012 83,91 95,93 70,67 9:30 (14:30) 2008 84,62 94,07 68,85 2012 86,95 96,50 69,14 In Klammern Planungsgröße für Stufe 2 Ausrückezeit FW + Fahrzeit Gesamtzeit Notrufannahme bis Eintreffen Auf der Grundlage dieser Daten können zunächst folgende Feststellungen gemacht werden: • Die Ergebnisse wären unter der Annahme der neuen 2014er Schutzziele insgesamt schlechter als die Ergebnisse nach den alten, 1996er Schutzzielen. Seite 141 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 • Die Eintreffzeiten der zweiten Stufe des Schutzziels Kritischer Wohnungsbrand, also das Eintreffen der Unterstützungseinheiten (2. LF), sind auch laut dieser Auswertung nicht das zentrale Problem. Hier werden durchweg Erreichungsgrade erzielt, die über den avisierten 90 % liegen. Aus diesem Grunde können sich Betrachtungen auf die erste Stufe der Schutzziele beschränken. Notwendige Maßnahmen, die hieraus ggf. resultieren müssen, verbessern auch die Eintreffzeiten in der zweiten Stufe weiter. • Die 1996er Schutzziele beziehen sich ausschließlich auf die Fahrzeit und lassen hier 8 Minuten zu. Betrachtet man die Fahrzeit mit Blick auf die 2014er Schutzziele, so sind hier planerisch nur 7 Minuten vorzusehen, weil das Ausrücken der Kräfte von der Feuerwache mit einer Minute als zusätzliche Planungsgröße zu berücksichtigen ist. Dies bringt automatisch einen niedrigeren Erreichungsgrad für die Komponente „Fahrzeit“ mit sich, weil Bereiche am nördlichen, östlichen und südlichen Stadtrand, die innerhalb des Zeitintervalls zwischen 7 und 8 Minuten Fahrzeit noch erreicht werden konnten, nunmehr nicht mehr innerhalb der neuen Planungsgröße von 7 min liegen. Dennoch bedeutet dies zunächst noch keine unmittelbare Einschränkung der Möglichkeit, die Ziele insgesamt trotzdem zu erreichen (s.u. „Statistische Relevanz einzelner Defizite“). • Die Eintreffzeit 1 beinhaltet zur Fahrzeit eine zusätzliche Minute als planerische Ausrückezeit auf den Feuerwachen. Der gegenüber der reinen Fahrzeit deutlich schlechtere Erreichungsgrad zeigt allerdings eindrucksvoll, dass das Ausrücken auf den Feuer- und Rettungswachen in der Regel offensichtlich erheblich länger als diese geplante Minute dauert. • Nimmt man nun noch die Leitstellenzeit mit einem Soll von 90 s = 1:30 min hinzu so finden sich Abweichungen zwischen Brandschutz und Hilfeleistung: − Im Brandschutz bleibt der Erreichungsgrad etwa auf diesem Level, was dafür spricht, dass die Leitstelle hier die für diese Abschätzung avisierten 1:30 min Gesamtbearbeitungsdauer in etwa einhält. − Im Bereich Hilfeleistung sinkt der Erreichungsgrad dagegen noch einmal drastisch. Dies bestätigt die bereits mehrfach erwähnte qualitative Erkenntnis, dass die Leitstelle hier für Abfrage und Disposition deutlich länger als bei Feuer benötigt, auch in Zahlen. Seite 142 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Hierfür gibt es zwei wichtige Gründe: 1. Die Notrufabfrage dauert bei Hilfeleistungen wegen der schwierigen Ortsverifizierung (Autobahnanschlussstellen, Streckenabschnitte DB AG, Rheinkilometer u.v.m.) in der Regel wesentlich länger als bei einem Feuer (Abfrage einer meist bekannten Adresse), und 2. automatische Alarmierungssysteme vergleichbar automatischen Brandmeldeanlagen, die die Durchschnittszeiten in der Leitstelle im Bereich Brandschutz erheblich verkürzen, fehlen vollständig. Um detailliertere Aussagen hinsichtlich der Bearbeitungszeit in der Leitstelle und der Ausrückezeiten auf den Feuerwachen zu erhalten, werden diese im Folgenden getrennt betrachtet und analysiert. Wegen der kurzen planmäßigen Zeitintervalle von 1 Minute (Ausrücken auf den Feuer- und Rettungswachen) bzw. 1:30 Minuten (Leitstelle) wurde die Verteilung der realen Zeiten mit Sekundengenauigkeit betrachtet, da ansonsten nur pauschale ja/nein-Aussagen möglich wären. Die betrachteten Zeiten sind im Folgenden dargestellt und erläutert. Ausrückezeiten Die in der folgenden Grafik betrachteten Ausrückezeiten wurden für alle schutzzielrelevanten Einsätze und für die Fahrzeuge des Löschzugs und die Sonderfahrzeuge, die in den Schutzzieldefinitionen vorkommen, ermittelt. Brandschutz und Hilfeleistung können hier zusammengefasst werden, weil kein Anhaltspunkt existiert, dass sich die Ausrückezeiten in den beiden Bereichen gravierend unterscheiden. ABB. 7-7 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG AUSRÜCKEZEITEN DER BF KÖLN BEI SCHUTZZIELEINSÄTZEN 2008 In dieser Darstellung erkennt man, dass die Ausrückezeiten auf den Feuerwachen vom Ziel 1 Minute noch deutlich entfernt sind. Das Maximum der Verteilungskurve Seite 143 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 liegt bei etwa 113 s, der rechnerische Mittelwert bei 120,7 s entsprechend 2 Minuten. Im Erreichungsgrad für 1 Minute kommen die Wachen hier nur auf einen Anteil von 7 %, die 90 %-Marke ist erst nach 169 s entsprechend 2:49 min erreicht. Ein entsprechender Handlungsbedarf besteht hier. Auch die Auswertung der Daten von 2012 sieht erwartungsgemäß sehr ähnlich aus, da in den dazwischen liegenden Jahren hinsichtlich der Optimierung von Ausrückezeiten keine Maßnahmen ergriffen wurden. ABB. 7-8 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG AUSRÜCKEZEITEN DER BF KÖLN BEI SCHUTZZIELEINSÄTZEN 2012 Mittelwert bei 118,5 s entsprechend ≈ 2 min, nach 1 min sind 5,5 % ausgerückt, 90 % ausgerückt sind bei 162 s = 2:42 min [Anmerkung zu Abb. 7-6 und 7-8: Das erste kleine Maximum in den Grafiken bei etwa 6 s und nachfolgende sehr kurze Ausrückezeiten entstehen durch die (sehr schnelle) Alarmierung funkfreier Fahrzeuge, die als Ausrückezeit praktisch nur die Entgegennahme der (Funk-)Alarmierung haben.] Alarmdurchsage Zu den Ausrückezeiten ist ein kleiner, aber wichtiger Hinweis zu ergänzen. Das Verfahren der Alarmierung bei der Feuerwehr Köln führt zwangsläufig zu einer zusätzlichen Verzögerung von 30-40 Sekunden durch die Alarmdurchsage der Leitstelle. Dies ist wie folgt zu verstehen: Wenn der Disponent in der Leitstelle mit allen für die Alarmierung notwendigen Tätigkeiten fertig ist, aktiviert er die Alarmierung der Fahrzeuge durch Tastendruck. Dieser Zeitpunkt wird im Einsatzleitrechner dokumentiert. Theoretisch beginnt hier die Ausrückezeit für die Beamten auf den Feuerwachen. Auf der Feuerwache läutet der Alarmgong im Schnitt etwa 5-10 Sekunden später, bedingt durch die elektronische Aufschaltung des Wachalarms. Dann folgt die Alarmdurchsage des Seite 144 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Disponenten, in der er (zweimal) die grundsätzlichen Einsatzinformationen (Einsatzstichwort, Einsatzort, Aufzählung der Einsatzmittel) durchgibt. Erst dann, wenn der Mitarbeiter auf der Wache erkannt hat, dass sein Fahrzeug in der Einsatzmittelkette enthalten ist, beginnt er, auszurücken, d.h. ggf. erst nach Ende der Durchsage. Abschätzungen haben ergeben, dass die Alarmdurchsagen eine Verzögerung von durchschnittlich etwa 30 s verursachen. Für schutzzielrelevante Ereignisse, die u.U. eine sehr lange Einsatzmittelkette haben, kann dies auch schon einmal deutlich über die 30 s hinausgehen. In der Zeitdokumentation im Einsatzleitrechner läuft diese Zeit zu Lasten der Ausrückezeit der Feuerwache, obwohl diese hierauf keinerlei Einfluss hat. Richtigerweise müsste diese Zeit, obwohl sie real „verbraucht“ wird, von der Ausrückezeit abgezogen werden und eine eigene Position bekommen, was DV-technisch derzeit aber nicht möglich ist. Zumindest für die Auswertung der Ausrückezeiten muss dies aber berücksichtigt werden – sie verbessern sich dadurch im Durchschnitt um etwa 30 Sekunden. Bearbeitungszeiten in der Leitstelle Die Bearbeitungszeiten der Leitstelle haben naturgemäß Einfluss auf die Gesamtschnelligkeit der Feuerwehr. Gemäß AGBF-Empfehlungen und gemäß der oben neu definierten Schutzziele der Feuerwehr Köln soll die Gesamt-Bearbeitungszeit in der Leitstelle, die sich aus Notrufabfrage, Einsatzmitteldisposition und Alarmierung der Einsatzmitte zusammensetzt, weitestgehend unter der planerischen Größe von 90 s liegen, um nicht durch erheblich verlängerte Bearbeitungszeiten die anderen Zeitfenster (Ausrücken, Fahrzeit) einzuschränken. Dies ist in den betrachteten Jahreszeiträumen 2008 und 2012 wie in der folgenden Tabelle beschrieben erfolgt: TAB. 7-2 AUSWERTUNG BEARBEITUNGSZEITEN LEITSTELLE BEI SCHUTZZIELRELEVANTEN EINSÄTZEN MITTELWERT NACH 90 S SIND 90 % ERREICHT NACH BEARBEITET FEUER TECHN. HILFE 2008 60 s = 1:00 min 76,2 % 130 s = 2:10 min 2012 45 s = 0:45 min 90,5 % 118 s = 1:28 min 2008 100 s = 1:40 min 42,7 % > 4 min 2012 93 s = 1:33 min 57,3 % 163 s = 2:43 min Weitere, differenziertere Auswertungen, in denen die Notrufabfrage und die Dispositionszeiten getrennt betrachtet werden, würden an dieser Stelle den textlichen Rahmen sprengen und sind im Anhang A-4 dargestellt, wo die entsprechenden Seite 145 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Details einzusehen sind. Die Ergebnisse dieser Analysen lassen insgesamt aber folgende Aussagen zu: • Sehr gut erkennbar ist, dass die Vielzahl der Brandmeldealarme und die gegenüber größeren Technischen Hilfeleistungen einfachere Notrufabfrage bei Feuer – und hier im Wesentlichen die einfachere Ortsverifizierung – die mittleren Bearbeitungszeiten bis zur Alarmierung niedrig halten. Aber auch die Einsatzmitteldisposition scheint bei Technischen Hilfeleistungen deutlich aufwändiger zu sein, was die mittleren Zeiten gegenüber dem Feuer hier noch einmal verlängert. • Die Verkürzungen der Bearbeitungszeiten in der Leitstelle von 2008 auf 2012 sind signifikant. Hier scheinen sich Optimierungen in der Arbeitsorganisation der Leitstelle und vermutlich auch die langjährige Gewöhnung in der Bedienung 4 des Einsatzleitsystems (die Einführung erfolgte 2007) auszuzahlen . 7.4 Handlungsbedarf 7.4.1 Handlungsbedarf hinsichtlich des Löschzugkonzepts Es wurde darauf hingewiesen, dass die national anerkannten Schutzziele gemäß AGBF-Empfehlung eine Rechtsgrundlage vergleichbar einer Technischen Regel darstellen. Durch das zurzeit gültige Löschzugkonzept der Feuerwehr Köln ist die Adaption dieser Technischen Regel auf die Stadt Köln relativ einfach möglich. Hierfür müssen die Löschfahrzeuge anstatt mit fünf, künftig mit sechs und die Drehleiter anstatt mit drei, künftig mit zwei Einatzkräften besetzt sein. Dieser Personaltausch ist weitestgehend personalneutral möglich, lediglich auf Feuer- und Rettungswache 1 ist eine zusätzliche Funktionsstelle erforderlich, da hier zwei Löschfahrzeuge, aber nur eine Drehleiter stationiert sind. 4 Das neue Einsatzleitsystem wurde im Februar 2007 in Betrieb genommen, 2008 und 2012 bringen also 1 Jahr bzw. 5 Jahre Routine in der Bedienung des Systems mit sich. Dieser Unterschied dürfte sich hier auswirken. Seite 146 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 7.4.2 Handlungsbedarf hinsichtlich der Einsatzleitung Die Komplexität von Einsätzen aller Art erfordert eine adäquate Führung. Mit fünf Einsatzleitern (BvA), die verteilt im Stadtgebiet stationiert, kann analog zur Hilfsfrist 2 des AGBF-Schutzziels (14,5 Minuten nach Notrufeingang) ein Beamter im gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst an der Einsatzstelle eintreffen. Da bislang lediglich drei solcher Einsatzleiter existieren, ist die zusätzliche Besetzung zweier Einsatzleiterfunktionen erforderlich. Dies ist personalneutral möglich, da geeignetes Personal in der Branddirektion bereits vorhanden und der Einsatzdienst anteilig im Stellenplan vorgesehen ist. Lediglich zwei Funktionen für die Führungsgehilfen und zwei Einsatzleitwagen (ELW) werden künftig zusätzlich erforderlich. 7.4.3 Handlungsbedarf hinsichtlich der Hilfsfristen Es ist erkennbar, dass in der gesamten Rettungskette Handlungsbedarf hinsichtlich der Optimierung der Zeiten besteht, um zukünftig die neu definierten 2014er Schutzziele erfüllen zu können. Insgesamt lässt die Datenlage die im Folgenden dargestellten Schussfolgerungen für die Erfüllung der Hilfsfristen bei Einführung der AGBF-Schutzziele zu. Notrufannahme Die Notrufannahme und -bearbeitung nimmt in der Leitstelle den breitesten Raum ein. Aktuell liegen die Ergebniswerte im Bereich Brandschutz bei einem Mittelwert von etwa 45 s, was ein gutes Ergebnis darstellt, aber die Abarbeitung von 90 % aller Fälle erst bei 130 s = 2:10 min zeigt Probleme auf. Gerade im Bereich der Notrufannahme sind die Einflussmöglichkeiten aber sehr begrenzt. Der Disponent kann zwar Einfluss auf den Gesprächsverlauf nehmen, um diesen zu beschleunigen, muss in jedem Fall die einsatzrelevanten Daten erfragen und ist dabei auf die Mitarbeit der Notrufers angewiesen, der sich häufig in einer Ausnahmesituation befindet und daher nicht unbedingt strukturiert denkt. Insofern ist hier vermutlich nur ein sehr geringes Potential vorhanden, Zeit einzusparen. Dennoch muss für die Zukunft überlegt werden, ob hier die Möglichkeit einer noch weiter strukturierten Notrufabfrage möglich ist, die den Hilfesuchenden zu schnelleren Aussagen hinführt, ohne ihn in seiner Ausnahmesituation (gefühlt) zu nötigen. Seite 147 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Disposition und Alarmierung der Einsatzmittel Der nächste Arbeitsschritt in der Leitstelle ist den Daten zufolge in der Regel sehr kurz (häufigster Wert im Brandschutz bei etwa 6 s) und wird in den meisten Fällen unter einer halben Minute abgearbeitet (Brandschutz 80-85 %, Hilfeleistung 60-65 %). Hier muss der Disponent eigentlich nur den Einsatzmittelvorschlag des Einsatzleitrechners akzeptieren und eine Taste drücken, um den Vorgang (zeitlich) abzuschließen. Dass die Häufigkeitsverteilungskurve aber trotz der häufig schnellen Disposition doch noch einen anteilmäßig bedeutsamen, nur langsam auslaufenden Zweig an längeren Dispositionszeiten aufweist, deutet darauf hin, dass die vom Leitrechner vorgeschlagenen Einsatzmittel doch nicht immer wie gewünscht passen und der Disponent entsprechend Einfluss auf die Einsatzmittelkette nehmen muss. Dies resultiert im Wesentlichen daraus, dass durch hohe Auslastung der Einsatzmittel oftmals umdisponiert werden muss, was entsprechend Zeit kostet. Hier sind in gesonderten Betrachtungen die Ursachen zu finden und das gesamte Verfahren, ggf. auch die Alarm- und Ausrückeordnung (AAO), zu überprüfen. Insbesondere die Nutzung von GPS-Daten und die damit mögliche „nächstes Fahrzeug-Strategie“ sollte dabei in Betracht gezogen werden. Ausrücken der Einsatzkräfte Ein deutliches zeitliches Manko in der Abarbeitung der Rettungskette sind die Ausrückezeiten auf den Feuerwachen. Sie liegen aktuell bei einem Mittelwert von knapp 120 s ≈ 2 min und einer Abarbeitung von 90 % aller Fälle nach 162 s = 2:42 min. Diese Feststellung ist nicht ganz neu, wurde aber bisher nicht in dieser Weise, sondern nur durch gelegentliche stichprobenartige Zeitmessungen auf den Feuerwachen beziffert. Als Reaktion auf diese Feststellung wurde bereits 2006 eine Arbeitsgruppe Ausrückezeiten gebildet, die zunächst diese Messungen verifizierte, Ursachenforschung betrieb und in der Folge auch erste Lösungsvorschläge machte. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe sind in schriftlicher Form veröffentlicht und verfügbar. Die vollständige und konsequente Umsetzung erfordert neben z.T. einschneidenden organisatorischen Maßnahmen auch kostenintensive bauliche Änderungen, die beide bisher nur in geringem Maß umgesetzt werden konnten. Fahrzeit Die Ergebnisse der Auswertungen zum Erreichungsgrad der Schutzziele von 1996 zeigen, dass das Ziel einer Fahrzeit von 8 min in etwa 95 % der Fälle (Brandschutz) bzw. 89 % der Fälle (Hilfeleistung) erreicht werden kann. Die neuen 2014er Schutzziele lassen planerisch eine Fahrzeit von nur noch 7 Minuten zu. Unter den Seite 148 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 gleichen Randbedingungen bleibt hier zwangsläufig ein geringerer Erreichungsgrad für den strengeren Maßstab, der den Auswertungen zufolge bei nunmehr etwa 91 % (Brandschutz) bzw. 71 % (Hilfeleistung) liegt. Da seitens der Feuerwehr auf viele derjenigen Randbedingungen nur relativ wenig Einfluss genommen werden kann, die die Fahrzeiten maßgeblich beeinflussen, erscheinen Optimierungen in den zuvor genannten Bereichen – Notrufannahme, Disposition, Alarmierung, Ausrücken – um so wichtiger. Betroffen sind insbesondere einzelne Randbereiche an der nördlichen, östlichen und südlichen Stadtgrenze. Hier sind neben den o.g. Optimierungen weitere kompensatorische Maßnahmen zur Verbesserung der Eintreffzeiten erforderlich. Diese Maßnahmen betreffen von allem die in diesen Bereichen zuständigen Freiwilligen Feuerwehren, die zu jedem zeitkritischen Ereignis mitzualarmieren sind. Auch die bereits veranlasste Einführung des Voralarms für die Freiwillige Feuerwehr ab 1.2.2014 gehört zu diesen Maßnahmen. Alarmdurchsage Der Einfluss der Alarmdurchsage auf die Ausrückezeit der Feuerwachen wurde bisher nur kurz erwähnt, ist aber nicht zu unterschätzen und bedarf an dieser Stelle einer ausführlicheren Betrachtung. Die Handlungsabfolge bei Alarmierung und Ausrücken wurde bereits beschrieben (1. Alarmgong, 2. Alarmdurchsage der Leitstelle, 3. erst anschließend begeben sich die Besatzungen zu den Fahrzeugen) und ist in erheblichem Maße optimierungsfähig. Dies sei im Folgenden mit zwei Grafiken kurz erläutert. ABB. 7-9 AKTUELLE ZEITABFOLGE BEI AUSRÜCKEN UND ALARMIERUNG LST-ZEIT AL ARMDURCHSAGE AUSRÜCKEZEIT Alarmierung durch die LST / Alarmgong FAHRZEIT Abfahrt der Fahrzeuge, Beginn der Fahrzeit Einsatzkräfte laufen zum Fahrzeug Neben den o.g. Problemen beim Ausrücken der Einsatzkräfte ist die Dauer der Alarmdurchsage eine entscheidende Komponente. Ziel muss sein, die Mannschaft Seite 149 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 auf der Wache sofort mit dem Beginn der Alarmierung durch die Leitstelle in Bewegung zu setzen, um dann die Zeit für die Alarmdurchsage und die Zeit für das Ausrücken, also den Lauf der Einsatzkräfte zu den Fahrzeugen, parallel ablaufen zu lassen. Dies ist durch Methoden wie Voralarm oder eine geänderte Alarmierungsweise immer dann möglich, wenn das erste Alarmsignal, z.B. der Gong, die notwendigen (Erst-)Informationen enthält oder eine knappe Durchsage wie “Voralarm für den Löschzug” erfolgt. Dann können sich die Fahrzeugbesatzungen sofort zu den Fahrzeugen begeben, die Schutzkleidung anziehen und verzögerungsfrei ausrücken, wenn alle weiteren nötigen Informationen vorliegen, beispielsweise durch die Alarmdepesche. Das Ergebnis könnte in etwa wie folgt aussehen: ABB. 7-10 MÖGLICHE OPTIMIERTE ZEITABFOLGE BEI AUSRÜCKEN UND ALARMIERUNG LST-ZEIT AL ARMDURCHSAGE FAHRZEIT AUSRÜCKE- Alarmgong oder Voralarm ZEIT Abfahrt der Fahrzeuge, Beginn der Fahrzeit Einsatzkräfte laufen zum Fahrzeug Der zeitliche Vorteil dürfte nach derzeitigen Abschätzungen bei rund einer Minute liegen. Würde für die Alarmdurchsage ein modernes technisches Hilfsmittel wie Sprachkonserve oder text-to-speech verwendet, so hätte dies noch zwei wichtige Vorteile für die Leitstelle: erstens würde die Bearbeitungszeit für die Durchsage für den Leitstellendisponent wegfallen – immerhin rund 100.000 Einsätze á 30 s mittlerer Durchsagedauer – und zweitens könnte der Disponent alarmieren, ohne den Notruf beenden zu müssen, was ggf. sehr hilfreich für den Anrufer oder den Betroffenen sein kann. Voralarm Da für den Brandschutzbedarfsplan bereits 2009 die Datenauswertungen für das Jahr 2008 erfolgten und hier entsprechender Handlungsbedarf erkennbar war, konnte im Laufe des Jahres 2012 bereits der Voralarm für den Löschzug eingeführt werden. Ein Schritt zur Optimierung der Zeiten ist damit bereits Seite 150 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 getan. Eine sichere Aussage über die Auswirkungen dieser Maßnahme kann wegen der noch ungenügenden Datenlage noch nicht statistisch sicher getroffen werden, stichprobenartige Analysen zeigen aber eine deutliche Verkürzung des Zeitblocks „Leitstelle + Ausrücken“ von rund 30-40 s, in Einzelfällen auch bis zu einer Minute. Statistische Relevanz einzelner Defizite Es sei hier darauf hingewiesen, dass die Analysen zwar in allen Teilbereichen der Eintreffzeit deutliche Zeitüberschreitungen und die entsprechend niedrige Erreichungsgrade zutage fördern. Es ist dabei aber zu berücksichtigen, dass solche Defizite in der Summe häufig durch schnelle Reaktionszeiten in anderen Bereichen ausgeglichen werden, weil z.B. eine überlange Notrufabfrage statistisch nur selten mit einer überlangen Ausrückezeit und/oder einer überlangen Fahrzeit verknüpft ist. Daher ist das Endergebnis “Eintreffzeit” in der Regel besser als die Summe seiner einzelnen Komponenten, was sich ja auch in den Auswertungen (s.a. Tab. 7-3) widerspiegelt. Dennoch sollte das Ziel, die jeweilige zeitliche Planungsgröße der einzelnen Teilzeiten der Hilfsfrist bzw. der Eintreffzeiten in 90 % der Fälle einzuhalten, zumindest annäherungsweise erreicht werden. Unterstützungseinheit Alle Maßnahmen, die zur Verbesserung der Eintreffzeiten des ersten Löschzuges ergriffen werden oder werden könnten, dienen auch der Verbesserung der Eintreffzeiten aller anderen Einsatzmittel. Insofern ist für die Optimierung der (ohnehin guten) Eintreffzeiten der Unterstützungseinheiten kein besonderer Handlungsbedarf zu erkennen. 7.4.4 Handlungsbedarf hinsichtlich TLF 8 und TLF 14 Sonderfälle: fehlende TLF auf FW 8 und 14 sowie TLF auf FW 7 Wie bereits in der Bestandsaufnahme dargestellt, sind nicht alle Feuer- und Rettungswachen mit einem vollständigen Löschzug ausgestattet. Eingeschränkt sind hier die Feuerwachen 8 in Ostheim und 14 in Lövenich. Der limitierende Faktor ist bei beiden Wachen das Personal, das gemäß aktuellem Stellenplan nicht zur Verfügung steht. Deshalb rücken diese beiden Feuerwachen grundsätzlich mit einem um das jeweilige Tanklöschfahrzeug reduzierten Löschzug aus, bestehend also nur aus Löschfahrzeug und Drehleiter. Zwar ist auf beiden Wachen jeweils ein Seite 151 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Tanklöschfahrzeug stationiert, diese dienen aber nur als technische Ausfallreserve 5 für den Fall, dass ein Tanklöschfahrzeug im Stadtgebiet wegen eines technischen Defekts oder eines vorgeplanten längeren Werkstattaufenthalts außer Dienst gehen muss. Dabei ist allerdings zwischen den unterschiedlichen Situationen auf den beiden Feuerwachen zu differenzieren: FW 14 ist die kleinste Feuerwache der BF Köln und hat tatsächlich pro 24h-Dienstschicht nur acht feuerwehrtechnische Einsatzkräfte im Dienst. Diese besetzen das LF 14 (5 Kräfte) und die DL 14 (3 Kräfte). Das dennoch auf der Feuerwache stationierte TLF heißt formal „TLF 14 Reserve“ und ist ein unbesetztes Fahrzeug als technische Ausfallreserve für alle Feuerwachen im Stadtgebiet (s. dazu auch Tab. 7-3). Gleiches gilt grundsätzlich auch für das „TLF 8 Reserve“, das formal ebenfalls eine technische Ausfallreserve darstellt. Im Gegensatz zur FW 14 sind auf FW 8 aber verschiedene Sonderfahrzeuge stationiert, die personell besetzt sind, aber z.T. relativ geringe Einsatzzahlen aufweisen. Insofern wurde für FW 8 der Kompromiss geschlossen, aus dem Einsatzpersonal dieser Fahrzeuge einen Personalpool zu generieren, aus dem zusätzlich das TLF 8 besetzt wird, wenn erforderlich und möglich. Die beteiligten Poolfahrzeuge sind ebenfalls Tab. 7-3 zu entnehmen. Dies führt dazu, dass die FW 8 im Gegensatz zur FW 14 in der Mehrzahl der Fälle mit einem vollständigen Löschzug, bestehend aus Löschfahrzeug, Drehleiter und Tanklöschfahrzeug, ausrücken kann. TAB 7-3 PERSONELLE BESETZUNG DER FAHRZEUGE AUF FW FW 14 FW 8 LF 5 5 DL 3 3 TLF 0 0 WLF 8-1 --- 2 WLF 8-2 --- 2 GW-TR 8 *) --- 2 *) *) 5 8 UND FW 14 Pool FW 8 *) 6 Kräfte für 4 Fahrzeuge (tagsüber) bzw. 4 Kräfte für 4 Fahrzeuge (nachts/Wochenende) Der Gerätewagen Tierrettung der Feuerwache 8 (GW-TR 8) ist im 8h-Dienst besetzt, so dass die Poolbesatzung der FW 8 an Werktagen tagsüber aus 6 Einsatzkräften und nachts sowie am Wochenende aus 4 Einsatzkräften besteht. Die Berufsfeuerwehr Köln hält zurzeit drei verschiedene Typen von Tanklöschfahrzeugen 3 vor. Dies sind normale Tanklöschfahrzeuge mit 4,8 m großem Wassertank, abgekürzt TLF, sowie sog. Trockentanklöschfahrzeuge mit zusätzlich 750 kg Löschpulver, abgekürzt TRO, sowie die Nachfolgegeneration der TRO, die PTLF (P für Pulver). Zur Vereinfachung wird im Folgenden die Abkürzung TLF für alle Arten von Tanklöschfahrzeugen benutzt. Seite 152 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Für eine Bewertung der Situationen auf FW 8 und FW 14 hinsichtlich der Verfügbarkeit bzw. Nichtverfügbarkeit eines Tanklöschfahrzeugs im eigenen Wachbereich ist es erforderlich, die Einsatzorte und Eintreffzeiten der Fahrzeuge im gesamten Stadtgebiet festzustellen und mögliche Anomalien in den betreffenden Wachbezirken mit dem Fehlen der Fahrzeuge zu korrelieren. Da diese Analysen sehr umfangreich sind und eine Vielzahl von Hinweisen liefern, die den textlichen Rahmen an dieser Stelle sprengen würden, ist die gesamte Auswertung im Anhang A-5 erläutert. Aus den dabei gewonnenen Erkenntnissen ergibt sich Handlungsbedarf hinsichtlich der Einführung von Tanklöschfahrzeugen auf den Feuerwachen 8 (Ostheim) und 14 (Lövenich) sowie hinsichtlich der Situation des Tanklöschfahrzeugs auf Feuerwache 7 in Porz (TRO 7), um ein Organisationsverschulden auszuschließen, das die Gleichbehandlung des gesamten (urban besiedelten) Stadtgebiets und verbunden damit die Einhaltung der gesetzten Schutzziele betrifft. Im Ergebnis sind folgende Forderungen zu stellen: FW 14 - Lövenich • Auf FW 14 ist ein fest besetztes TLF 14 einzuführen (2 Funktionen im 24hDienst). FW 8 - Ostheim • Auf FW 8 ist ein fest besetztes TLF 8 einzuführen (2 Funktionen im 24h-Dienst). Hierfür wird die Besatzung des WLF 8-2 eingesetzt, die Forderung ist damit kostenneutral umsetzbar. • Die Besetzung des GW-TR 8 wird vom 8h-Dienst auf den 24h-Dienst erweitert. • Das WLF 8-1 bleibt wie bisher im 24h-Dienst besetzt. • Diese drei Fahrzeugbesatzungen bilden weiterhin einen Pool für die vier Fahrzeuge. • Das WLF 8-2 ist zukünftig personell unbesetzt. Die extrem selten zu erwartenden Situationen, in denen beide WLF und AB-Dekon benötigt werden, müssen aus dem Pool abgearbeitet werden. • Für den Rettungsdienst ergibt sich ggf. die Möglichkeit, wie auf anderen Feuerund Rettungswachen einen Springer-RTW 8-3 zu besetzen. Eine Bewertung dieser Option ist im Rahmen der Rettungsdienstbedarfsplanung vorzunehmen. Seite 153 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 FW 7 - Porz • Die Auswirkungen der Inbetriebnahme des RTW 4-5 für schwergewichtige Patienten sind zu beobachten; Erwartungshaltung wäre hier eine deutlich verbesserte Verfügbarkeit des TRO 7. 7.5 Schutzziele für die Leitstelle Die im Brandschutzbedarfsplan von 1996 gesetzten Schutzziele für die Leitstelle der Feuerwehr Köln sind auch aus der heutigen Betrachtung heraus weitestgehend gültig. Dennoch sind konsequente Neuformulierungen erforderlich, weil die 1996er Schutzziele im Wesentlichen einen Ressourceninput definieren, dessen Auswirkungen aber – damals vor allem wegen mangelnder Möglichkeiten der Auswertung – auf der Ergebnisseite nicht oder fast nicht überprüfbar waren. Leistungsdefinitionen, wie Schutzziele es definitionsgemäß sind, werden aber erst dann zum wirksamen Controllinginstrument, wenn sie auf der Outputseite, also im Endergebnis so überprüfbar sind, dass eine Ursachenanalyse die ggf. notwendigen Steuerungskriterien offenlegt. Um dies zu gewährleisten, werden die Schutzziele für die Leitstelle wie folgt festgelegt: Notrufannahme und Alarmierung 6 Eingehende Notrufe über die Notrufleitungen in der Leitstelle sollen in 99 % aller Fälle sofort, d.h. ohne Verzögerung angenommen werden können. Die annehmenden Disponenten müssen frei sein, den Notruf entgegenzunehmen und die notwendigen Einsatzmittel ohne Unterbrechung zu disponieren und zu alarmieren. Zeitkritische Einsatzbearbeitung Zeitkritische Aspekte der Disposition und Einsatzbearbeitung sollen in der Leitstelle in 95 % aller Fälle sofort, d.h. ohne Verzögerung abgearbeitet werden können. 6 Notrufleitungen in diesem Sinne sind nicht nur die internationale Notrufnummer 112, sondern zusätzlich alle Leitungen, die gelegentlich noch für Notrufe genutzt werden, so z.B. die 19222, das Notruffax für Gehörlose oder die Standleitungen zu Polizei, Werkfeuerwehren und Ordnungsbehörden. Seite 154 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Sonderlagen Bemessungsgröße für Sonderlagen ist ein Störfall in einem Störfallbetrieb (D3bzw. D4-Lage), bei der durch gasförmig austretende Gefahrstoffe eine unmittelbare Gefährdung einer Vielzahl von Personen in der Bevölkerung wahrscheinlich ist. Hier müssen insbesondere für die Warnung der Bevölkerung durch Sirenenauslösung, Radiodurchsagen und Warnfahrzeuge, aber auch für erste Maßnahmen der Erkundung und Informationsbeschaffung (Messeinsatz) und der Gefahrenbekämpfung sowie für die Vorbereitung weiterer Maßnahmen bis hin zur Evakuierung von Gebieten 10 Einsatzleitplätze innerhalb einer Minute besetzt werden können (9 Einsatzleitplätze durch Disponenten plus 1 Dienstgruppenleiter). Somit müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit 10 Mitarbeiter der Leitstelle am Platz oder im Bereitschaftsdienst in unmittelbarer Nähe zur Leitstelle sein. Alle weiteren zeitkritischen Sonderlagen wie Großalarm (Feuer ab Alarmstufe 4 und darüber) oder Sonderalarm (Sturmlagen) sowie Gefahrstoffaustritte, die ggf. wie eine D3- oder D4-Lage behandelt werden müssen, können innerhalb dieses Schutzziels abgearbeitet werden. 7.6 Schutzziele für den Bevölkerungsschutz Die Stadt Köln stellt ihre Fähigkeit zur Gefahrenabwehr bei Lagen mit hohem Koordinierungsaufwand von Ämtern, Betrieben, Behörden und Organisationen – einschließlich des Katastrophen- und Verteidigungsfalles – sicher. Dazu unterhält sie das Amt für Feuerschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz als Berufsfeuerwehr, stellt stadtweite, ämterübergreifende Einsatzplanungen für wahrscheinliche Großschadensszenarien auf, plant personell, organisatorisch und materiell die Führung, unterhält Führungseinrichtungen, bereitet die überörtliche Hilfe, die Warnung und Information der Bevölkerung vor und unterstützt die Streitkräfte im Verteidigungsfall. 7.6.1 Stadtweite Planungen für Großschadensereignisse Die Stadt Köln stellt stadtweite, ämterübergreifende Planungen für Hochwasser (oberhalb baulicher Sicherheit), ABC-Gefahrstofflagen, Massenanfall von Verletzten mit ABC-Gefahrstoffen, Seuchen und Pandemien, Trinkwasser, Seite 155 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Tierseuchen, großflächigen Stromausfall, Kommunikationsnetze, Bevölkerungsinformation und Medienarbeit, Bevölkerungswarnung, Evakuieren, Psychosoziale Unterstützung und Betreuung. Sie ergänzt diese Planungen um Planungen für Bedrohungslagen, wie Anschläge, Amok-Lagen und große Geiselnahmen, die zu diesen Einsatzlagen führen. Sachstand Alle Planungen sind fortgeschritten, naturgemäß jedoch von unterschiedlicher Detailtiefe und Entwicklungsgraden: Einsatzüberprüft sind die Einsatzpläne zu ABC-Gefahrstofflagen, Bevölkerungsinformation und Medienarbeit, Bevölkerungswarnung, Psychosoziale Unterstützung, Betreuung und Bedrohungslagen. Durch Übungen evaluiert sind die Einsatzpläne Hochwasser, Massenanfall von Verletzten, Seuchen und Pandemien, Stromausfall und Evakuieren. Zum Teil erhebliche Investitionen und Organisationsarbeit sind für die dritte Gruppe notwendig – beispielhaft ist der stadtweite Aufwand zur Milderung eines großflächigen langdauernden Stromausfalls zu werden, der in Europa immer wahrscheinlicher wird. Alle Planungen müssen dauerhaft gepflegt werden, da sie beeinflusst werden durch rechtliche, technische und gesellschaftliche Entwicklungen – der Arbeitsaufwand für die Pflege ist niedriger als vollständige Neu-Aufstellungen nach einigen Jahren wegen Überalterung. Die Planungen erfordern in den kommenden Monaten auch Entscheidungen der politischen Gremien über den Einsatz von Finanz- und Personalressourcen. 7.6.2 Führungsorganisation – Unterstützung durch Stäbe Die Stadt Köln stellt den Führungsdienst der Berufsfeuerwehr für die sofortige Gefahrenabwehr an allen Tage des Jahres sicher. Sie verstärkt den Führungsdienst rückwärtig innerhalb von 30 min und innerhalb von 90 min mit einem vollständigen Führungsstab nach FwDV 100. Innerhalb von 24 Stunden richtet sie bei Bedarf Einsatzabschnitte mit zusätzlichen Führungsstäben im Stadtgebiet ein. Seite 156 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Stadt Köln stellt die Arbeitsfähigkeit ihres Krisenstabes innerhalb von 120 min an allen Tagen des Jahres sicher. Die erforderliche Koordinierungsgruppe ist innerhalb von 60 min arbeitsbereit. Eine vorbereitende Aktivierung der Koordinierungsgruppe kommt immer dann in Frage, wenn interdisziplinäre Abstimmungen mit mehreren städtischen Ämtern und Dienststellen, anderen Behörden und auch privaten Externen wie Firmen und Unternehmen notwendig werden, damit alle einen Beitrag zur Gefahrenabwehr leisten können. Bei Großalarm ist die Koordinierungsgruppe in Bereitschaft zu versetzen. Sachstand Die Stadt Köln verfügt über eine „Verfahrenanweisung zur Gefahrenabwehr bei Großschadensereignissen“ (VA GSE), einen Personalbedarfsplan für den Krisenstab und die Einsatzleitung und über Arbeitshilfen für diese Arbeitsteilung in der Führungsarbeit. Es besteht eine abgestufte Alarmierungsmöglichkeiten für Führungskräfte über das kommerzielle System „t-mobile Alarmruf“ mit hoher Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit. Das System setzt ein Mobil- oder Festnetz-Telefon beim Alarmierten voraus. Die operativen Führungsstäbe und alle Krisenstabsorgane kommunizieren konventionell über Telefon, Telefax und persönliches Gespräch, zum Teil über EMail. In allen Stäben werden die Entscheidungsgrundlagen konventionell visualisiert: im operativen Bereich vornehmlich über Aufschriften auf eine Lagekarte, im Krisenstab über Projektionen von Office-Anwendungen. Beide Verfahren sind einfach bedienbar, sehr ausfallsicher, aber im operativen Bereich sind ein Datenaustausch und eine kontinuierliche Dokumentation erschwert. Eine computergestützte Visualisierung ist im Aufbau und bedarf danach einer einfach und sicher gestalteten Benutzer-Schnittstelle. Entscheidungen werden konventionell über Stabstagebücher, besondere Vermerke und Fotografie dokumentiert. Zur Auswertung und zum Datenaustausch müssen diese Medien einzeln und meist manuell aufbereitet werden. Seite 157 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Stadt Köln verfügt über jeweils einen Stabsraum für die Einsatzleitung und den Krisenstab mit Ausstattung. Beide teilen sich eine Fernmeldebetriebsstelle zur Kontrolle des Meldeflusses. Durch Büroraum-Mangel bei der Berufsfeuerwehr fehlen derzeit zwei Fach-Besprechungsräume für die Stabsarbeit; ebenfalls fehlt Raum mit Arbeitsplätzen zur Unterstützung des Krisenstabs. Einsatzleitung und Krisenstab besitzen keine Toilettenanlage und keine Sozialräume, sondern nutzen bereits beanspruchte Einrichtungen der Leitstelle und der Feuerwehrschule. Für die Größe des Krisenstabes beim Archiv-Einsturz, anderen Einsätzen und Übungen war der Stabsraum zu klein. Nach technisch notwendigem Rückbau des Rathaus-Bunkers existieren derzeit keine Redundanzen für die beiden obersten Stäbe Einsatzleitung und Krisenstab, jedoch eine Machbarkeitsstudie für die Nutzung der Feuerwache Marienburg, auf der sich auch die Notleitstelle befindet. Auf den Feuerwachen können Sozialräume oder Geschäftszimmer für die Stabsarbeit von Einsatzabschnittsleitungen genutzt werden; es fehlen derzeit eine Ausstattung und eine einheitliche Organisationsplanung. Für mobile Stabsarbeit unterhält die Feuerwehr Köln einen Einsatzleitwagen (ELW) für einen vollständigen Stab und zwei für verkleinerte Stäbe; sie besitzen wie die Stabsräume eine mehrheitlich konventionelle Ausstattung mit einfacher EDV-Unterstützung. EDV-Unterstützung existiert derzeit nur in der Einsatzleitung, im Krisenstab und reduziert in den Einsatzleitwagen in Form von Arbeitsplatzrechnern. Teilweise kann über Projektoren visualisiert werden. Die Arbeitsplatzrechner sind mit OfficeAnwendungen ausgestattet; dies ist intuitiv, birgt aber Unsicherheiten bei der Dokumentation und beim Informationsfluss. Zur Verbesserung sind Anforderungen an eine Stabssoftware ermittelt worden; Jedes derzeit kommerzielle Software-Produkt müsste daran angepasst werden, es existiert keine befriedigende kommerzielle Lösung (Nischenprodukt Stabssoftware). Die Telekommunikation erfolgt über das Netz und die Anlagen der Berufsfeuerwehr, das in sich geschützt und ausfallsicher ist. Die übrige Stadtverwaltung Köln verfügt über ein Netz mit geringeren Anforderungen an die Verfügbarkeit; auswärtige Betriebe und Behörden können bis auf Direktleitungen nur über die Netze der privaten Netzbetreiber erreicht werden und sind nicht hochverfügbar und ausfallsicher. Dies ist jedoch Ausdruck des politischen Willens der Privatisierung und Seite 158 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Deregulierung. Unter Stress ist die Telefonanlage in der Einsatzleitung derzeit nicht intuitiv bedienbar, sondern bedarf der Einbindung der Fachabteilung. Dienststellen der Stadtverwaltung und stadtnahe Betriebe werden zurzeit über E-Mail, teilweise über Telefon über die Aktivierung des Krisenstabs informiert. Es liegt in der Verantwortung jeder einzelnen Dienststelle, wie sie nach Bedarf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert oder auch alarmiert. Das Informationssystem ist abhängig von der Verfügbarkeit der städtischen Netze. Das Land baut die Datenbank „Informationssystem Gefahrenabwehr NRW“ (IG NRW), der Bund DENIS-2plus auf. Das Land plant, zukünftig auch Anforderungen über seine Datenbank teilautomatisch zu ermöglichen. Der Zugriff auf diese und alle anderen Datenbanken erfolgt über das Internet mit seinen Sicherheits- und Verfügbarkeitsrisiken und das Landesdatennetz. Im Führungsdienst der Berufsfeuerwehr besteht regelmäßiger Ausbildungs- und Übungsbedarf für die Stabsarbeit, auch durch Personalbewegungen – selbst die hohe Häufigkeit von Großeinsätzen in Köln reicht nicht zum Training des gesamten Führungsdienstes. Dasselbe gilt für den Krisenstab, in dem Personalbewegungen auch durch politische Entscheidungen entstehen. Die Feuerwachen müssen materiell wieder für die Stabsarbeit vorbereitet werden. 7.6.3 Katastrophenschutz und Überörtliche Hilfe Die Stadt Köln unterhält leistungsfähige Einheiten des Katastrophenschutzes nach Landesvorgabe bei der Freiwilligen Feuerwehr und den Hilfsorganisationen. Sie stellt an allen Tagen des Jahres sicher, dass fremde Einheiten der überörtlichen Hilfe gemäß Vorgabe des Innenministeriums angefordert, empfangen, zum Einsatz gebracht oder bereitgestellt werden können. Sie stellt ebenfalls sicher, dass ihre eigenen Einheiten alarmiert, zusammengestellt und geführt marschieren können sowie ausgebildet und geübt sind. Sachstand Die Planungen sind fortgeschritten, teilweise abgeschlossen und in der laufenden Fortschreibung. Es existieren zwei einsatzüberprüfte Sammelräume in Köln, ein Seite 159 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Dritter im Süden ist zu planen. Ebenfalls existieren Arbeitshilfen für Fahrzeugmärsche mit dem Einsatz von Lotsen, die fortzuschreiben sind. Die Planungen für die Einheiten für Gefahrstoff-Einsätze werden stark beeinflusst durch die technische Entwicklungen und das Engagement von Bund und Land und erfordern dauernde Anpassung. Das Land hat neue Vorgaben für den Betreuungsdienst erlassen und entwickelt fortlaufend die großen FeuerwehrEinheiten (Feuerwehr-Bereitschaften und -Abteilung). Die neuen Vorgaben verpflichten die Stadt Köln zu umfangreichen Vorplanungen (Unterbringung, Verpflegung, Versorgung und Information von bis zu 10.000 Personen in Schulgebäuden). 7.6.4 Warnung und Information der Bevölkerung: Warndienst, Bürgertelefon und Personenauskunft, Bürgerinformationsstelle Die Stadt Köln stellt an allen Tagen des Jahres sicher, dass ihre Bürger und Besucher über Einsätze und Gefahren informiert, im Einzelfall vor Gefahren an allen Orten im Stadtgebiet gewarnt und auf Anfrage weitergehende Informationen zur Entwicklung, zu betroffenen Angehörigen und zur Eigenvorsorge und Mitarbeit erhalten. Sachstand Der Warnplan mit seinem gestuften Warnsystem ist in der Schlussabstimmung. Mit Weck-Sirenen sind die Nachbarschaft des Chemiegürtels und des Rheins abgedeckt; der Lückenschluss ist politisch beschlossen und in der technischen Planung; der Ausbau wird 2014 beginnen. Nach dem Ausbau wird die Stadt Köln das zur Zeit größte deutsche Warnnetz betreiben und pflegen. Zu Radio Köln, der städtischen Internet-Redaktion und vielen Medien bestehen fest vereinbarte Informationswege, auch zur KVB. Rechtlich schwierig und unständlich ist die Einbeziehung des WDR. Mit dem Land und dem Bund werden die Möglichkeiten zur Mobiltelefon- und Internet-Warnung ausgebaut, die derzeit weniger technisch, aber stark rechtlich behindert sind. Die Fahrzeugflotte der Berufsfeuerwehr verfügt mehrheitlich über Vorrichtungen für Warndurchsagen, ist aber im Einsatzfall nicht komplett verfügbar; der Warnplan Seite 160 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 beschreibt notwendige technische und organisatorische Maßnahmen, um ausreichend viele Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr und anderer Ämter als Warnfahrzeuge einzusetzen. Eine Reduzierung der Fahrzeuge kann den Warnerfolg gefährden. Das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit hat eine Planung zur „Bevölkerungsinformation und Medienarbeit“ (BuMA) den politischen Gremien vorgelegt und mit der Umsetzung begonnen. Die Herausforderung ist die Personalgewinnung und –organisation allein aus ehrenamtlichen Engagement städtischer Beschäftigter. Die Aufgabe „Bürgertelefon im Gefahrenfall“ wird seit letztem Jahr durch das städtische Bürgertelefon und die Berufsfeuerwehr wahrgenommen. Für die gesetzliche Personenauskunftsstelle (PASS) existieren 7 Arbeitsplätze und eine kommunale nebenamtliche Besetzung, die PASS kann im Landesauftrag auf 30 Plätze technisch erweitert werden.. Planungen für eine Bürgerinformationsstelle sind erstellt. 7.6.5 Zivile Verteidigung: Zivilschutz, Versorgung und Unterstützung der Streitkräfte Die Stadt Köln stellt im Verteidigungsfall im Rahmen der Gesetze den Schutz der Zivilbevölkerung, die Versorgung ihrer Bürger und die Unterstützung der Streitkräfte sicher. Hierzu bedient sie sich der Einheiten und Einrichtungen des Katastrophenschutzes sowie der planerischen Vorkehrungen zur selektiven Verteilung oder Bevorratung der notwendigen Ressourcen. Sachstand Die Planungen der Stadt Köln für den Zivilschutz sind zum Ende des letzten Jahrzehnts konserviert wurden, da alte Vorgaben des Bundes nicht mehr eingefordert werden und der Pflegeaufwand erheblich ist. Planungen für Großschadensereignisse, zum Beispiel Trinkwasser- und Stromsicherstellung, werden auch im Verteidigungsfall helfen – eine rationierte LebensmittelVersorgung aller ihrer Bürger kann die Stadt Köln aktuell nicht mehr sicherstellen. Der Bund und in Folge die Stadt Köln haben den Bau und die Pflege von Schutzbauten (Bunker) vollständig eingestellt. Seite 161 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Die Schutzziele von 2014 – Kap. 7 Brandschutzbedarfsplan 2014 7.6.6 Zusammenfassung Bevölkerungsschutz Nach erheblichen öffentlichen Einsparungen in den 90er Jahren wurde der Bevölkerungsschutz durch Landes- und kommunales Engagement ab 2002 wieder aufgebaut – Szenarien sind heute weniger der Verteidigungsfall, sondern technische und Naturkatastrophen. Für diese Ereignisse sind Gesellschaft, Wirtschaft und Staat verletztlicher geworden – auch durch die fortschreitende Technisierung, von der unser Wohlstand mehr und mehr abhängt. Unfreiwillig hat die Stadt Köln ihre Planungen und Vorbereitungen an mehreren Großschadensereignisse überprüfen müssen – allen voran dem Archiv-Einsturz von 2009. Diese Ereignisse zeigen, dass die Stadt Köln zum Einen größere Risiken trägt als andere Kommunen, zum Anderen eine große Selbsthilfefähigkeit notwendig ist, da mit einer ausreichenden Hilfe von außen nicht zu rechnen ist. Die Bündelung der Aufgaben „Städtisches Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz“ 2006 in einer Stabsstelle bei der Berufsfeuerwehr hat sich bewährt. Die Aufrechterhaltung der Führungsfähigkeit der Stadt Köln in Gefahrenlagen ist eine dauerhafte Aufgabe. Sie bedingt organisatorische Veränderungen und Investitionen in Verwaltung und Infrastruktur – das technische Maß dafür ist das Risikopotential. Seite 162 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 8 Personalausfallfaktor im Einsatzdienst In diesem Kapitel wird die neben der Anzahl der zu besetzenden Funktionen wesentlichste Einflussgröße auf den Personalbedarf im Einsatzdienst dargestellt. Der Personlausfallfaktor gibt an, wie viel Personal benötigt wird, um eine Funktion über einen bestimmten Zeitraum kontinuierlich zu besetzen. Die Höhe des Personalausfallfaktors ist abhängig von: - Möglichen Arbeitszeiten nach Arbeitszeitverordnung - Ausfallzeiten von der Arbeit (z.B. Urlaub, Sonderurlaub, Krankheit, Kur, Feiertage) - Abwesenheitszeiten vom Einsatzdienst (z.B. Ausbildungszeiten außerhalb des Schichtdienstes, Verfügerdienste) Die detaillierte Analyse der vergangenen 3 Jahre und eine perspektivische Betrachtung ergeben, dass der letztmalig 2007 angepasste Personalausfallfaktor um ca. 5% auf den Wert von 4,9992 pro Funktion erhöht werden muss, d.h. zur Besetzung einer Funktion rund um die Uhr werden künftig knapp 5 Einsatzkräfte benötigt. Dies entspricht rund 45 Stellen. Ursachen für die Steigerung dieses Wertes sind: 1. Erhöhung des gesetzlichen Urlaubsanspruchs 2. Erhöhung des Anspruchs auf Sonderurlaub (z.B. Elternzeit, Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr) 3. Zunahme der Bewilligung von Kuren 4. Massiv erhöhter Ausbildungsbedarf, vor allem durch gestiegene gesetzliche Anforderungen, neue Aufgabenbereiche (z.B. Intensivmedizin) und sinkende Einsatzerfahrung in der Brandbekämpfung 8.1 Personalausfallfaktor auf den Feuer- und Rettungswachen Die Einsatzmittel sind in der Regel an 365 Tagen rund um die Uhr besetzt, in Einzelfällen gibt es auch andere „Besetztzeiten“. Wie viel Personal (und damit Planstellen) man benötigt, um eine Funktion zu besetzen, hängt davon ab, wie viele Stunden ein Mitarbeiter pro Jahr im Einsatzdienst tätig sein kann. Seite 163 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 Besetztstunden der Funktion Personalausfallfaktor = Anwesenheitsstunden eines Mitarbeiters im Einsatzdienst Die Anwesenheitsstunden eines Mitarbeiters im Einsatzdienst sind abhängig von: − Möglicher Arbeitszeit nach Arbeitszeitverordnung − Ausfallzeiten von der Arbeit − Abwesenheitszeiten vom Einsatzdienst 8.1.1 Mögliche Arbeitszeit nach Arbeitszeitverordnung Sie ergibt sich im Schichtdienst aus der Arbeitszeitverordnung für die Feuerwehren in Nordrhein-Westfalen (AZVOFeu NRW) und beträgt derzeit unter Berücksichtigung von Bereitschaftszeiten im jährlichen Mittel 48 Stunden wöchentlich. Für Zwecke der Personalausfallberechnung wird dieser Wert auf eine Fünftagewoche (Montag bis Freitag) von täglich 9,6 Stunden umgerechnet. Für Funktionen, die nur Montag bis Freitag während der Büroarbeitszeiten besetzt werden, gilt die Arbeitszeitverordnung (AZVO NRW) für die Beamten in NordrheinWestfalen mit einer Wochenarbeitszeit von derzeit 41 Stunden, dies entspricht einem Tageswert Montag bis Freitag von 8,2 Stunden. 8.1.2 Ausfallzeiten von der Arbeit Hierunter fallen folgende Arten von Ausfallzeiten: − Erholungsurlaub − Sonderurlaub: Sonderurlaubsverordnung, Freistellung nach FSHG für Angehörige Freiwilliger Feuerwehren, Erziehungsurlaub, Sabbatical, Teilzeitbeschäftigung, Urlaub ohne Bezüge − Krankheit − Kur − Wochenfeiertage Seite 164 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 Es ist festzustellen, dass diese Ausfallzeiten tendenziell eher zunehmen und in der Regel keine Möglichkeiten bestehen, die entsprechenden Anträge abzulehnen. 8.1.3 Abwesenheitszeiten vom Einsatzdienst Dies sind alle Arbeitszeiten, in denen der Mitarbeiter nicht in seiner Funktion im Einsatzdienst eingesetzt wird. Hierunter fallen: − Ausbildungszeiten außerhalb des Einsatzdienstes − Tätigkeiten im Tagesdienst − Einsatzzeiten über das Schichtende hinaus, in denen der ablösende Mitarbeiter auf der Feuerwache ist 8.1.4 Vergleichszahlen Die letzte Ermittlung des Personalausfallfaktors durch 11 (Personal- und Organisationsamt (damals noch 10 - Hauptamt) erfolgte 1996 („1996 PLAN“). Berechnungseinheit war damals die Anzahl der Dienstschichten. Eine Anpassung dieser Werte musste 2007 erfolgen, da die Wochenarbeitszeit infolge eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes von 54 Stunden pro Woche auf 48 Stunden pro Woche abgesenkt wurde. Hier wurde dem Vorschlag von 37 durch 10 - Hauptamt stattgegeben, der in Wochentagen gerechnet war („2007 PLAN“). Es wird der Wert „IST“ angegeben, der den arithmetischen Mittelwert aus den ISTWerten der Jahre 2011 bis 2013 darstellt, soweit sie vorhanden sind. Diese Werte sind aus der Datenbank der Dienstplanverwaltungssoftware SP-Expert entnommen. Genauere Informationen sind in Anhang 7 enthalten. Schließlich ist eine Prognose („2014 PLAN“) angegeben, die die künftig erforderlichen Werte angibt. Seite 165 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 1. Erholungsurlaub 1996 PLAN 17,7 *) *) 2007 PLAN IST 28,9 28,8350 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr 2014 PLAN 30 Erholungsurlaub incl. Ausgleichsschichten für Arbeitszeitverkürzung von 56 auf 54 Wochenstunden Nachdem früher der Erholungsurlaub altersabhängig war, wurde er aufgrund eines Gerichtsurteils erstmals 2011 und 2012 einheitlich mit 30 Arbeitstagen gewährt. Dieser Wert ist zwischenzeitlich dauerhaft gesetzlich festgeschrieben. 2. Sonderurlaub 1996 PLAN 2007 PLAN IST 0,42 1,05 1,4664 2014 PLAN 2 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr Hierunter fallen Freistellungen von Berufsfeuerwehrleuten für die Tätigkeit in der Freiwilligen Feuerwehr auf Basis des § 12 des FSHG, Erziehungsurlaub, Sabbatical, Teilzeitbeschäftigungen und unbezahlter Urlaub. Im Zuge allgemeiner Flexibilisierung der Arbeitszeiten ist dieser Wert ständig steigend, auch Beurlaubungen zur 1 Pflege von Angehörigen oder kranker Kinder sind zu berücksichtigen. Mit dem erhöhten Wert wird es erstmals möglich sein, die gesetzlichen Ansprüche der Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr auf Freistellung in vorgeschriebenem Maße zu befriedigen. 3. 1 Krankheit 1996 PLAN 2007 PLAN IST 2014 PLAN 9,27 18,64 20,0219 20 0,8 Nicht erfasst 1,46 1,5 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr Davon durch Dienstunfälle verursacht Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass in NRW derzeit 22% der berufstätigen Männer ihren Anspruch auf Elternzeit geltend machen, die Tendenz ist steigend. Seite 166 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 Ein hoher Anteil dieses Wertes wird durch Langzeitkranke (über 3 Monate krank) verursacht. Durch Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements und konsequente Verfahren bei Dauerkranken könnte die Krankenquote gesenkt werden. Allerdings ist zu beachten, dass bei Anstieg des Altersdurchschnitts der Mitarbeiter der Krankenstand künftig ansteigen könnte. Zusätzlich zu den vollen Krankentagen entstehen Ausfallzeiten durch „Krank von Wache“, im Mittel sind dies pro Mitarbeiter ca. 0,34 Tage und Jahr. Die Entwicklung dieses Wertes ist kritisch zu beobachten. 4. Kur 1996 PLAN 2007 PLAN IST 0,46 0,31 0,6103 2014 PLAN 1 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr Dieser Wert steigt seit Jahren kontinuierlich an. Er berücksichtigt den allgemeinen Trend zur Prävention statt Rehabilitation im Gesundheitsmanagement. Das gesamtstädtisch und innerhalb von 37 eingerichtete Gesundheitsmanagement lässt vermehrt personenbezogene Präventionsmaßnahmen zur Sicherung der Einsatzfähigkeit erwarten. Die größte Mitarbeitergruppe ist derzeit die der im Jahr 2013 zwischen 45 und 49 Jahre alten Mitarbeiter. Auch aus diesem Grund ist mit einer Zunahme der Ausfalltage durch Kuren zu rechnen. 5. Wochenfeiertage 1996 PLAN 2007 PLAN IST 4,0 11,67 11,67 2014 PLAN 11,67 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr Der Wert von 4 Dienstschichten war gesetzlich festgelegt. Heute wird das langjährige Mittel an gesetzlichen Wochenfeiertagen zuzüglich 24.12. und 31.12. herangezogen. Seite 167 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 6. Ausbildungszeiten außerhalb des Einsatzdienstes 1996 PLAN 2007 PLAN IST 3,11 7,65 7,65 2014 PLAN 11 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr Der Ausbildungsbedarf hat sich im Vergleich zu 2007 deutlich erhöht. Gründe hierfür sind beispielsweise: − Zusätzliche neue Aufgaben, z.B. Intensivtransporte − Notwendigkeit der Einführung einer Zentralen Brandschutzfortbildung für alle Einsatzkräfte. Ursachen hierfür sind weniger Einsatzerfahrung im Brandschutzdienst durch abnehmende Einsatzzahlen bei kürzerer Dienstzeit − Forderung von Ausbildungsnachweisen aufgrund von Arbeitsschutzgesetzen, bevor Produkte eingesetzt werden dürfen Dieser zusätzliche Bedarf kann derzeit nicht gedeckt werden, da das erforderliche Personal nicht zur Verfügung steht. Es ist jedoch zwingend erforderlich, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Hinsichtlich der Ausbildungsthematik wird auf eine aktuelle Erfassung und Bewer2 tung des Ausbildungsbedarfes verwiesen . Aus dieser geht hervor, dass derzeit lediglich 40 % des Gesamtausbildungsbedarfs nicht im Schichtdienst ausgeführt werden kann. Über 150 Aus- und Fortbildungen werden derzeit bei der Berufsfeuerwehr Köln benötigt. Sie sind in Anlage 6 beigefügt. Hinweise: Zur Durchführung der Rettungsassistentenausbildung nach beendeter Laufbahnprüfung sind derzeit zusätzlich 12 Stellen A7 vorhanden. Hierfür können jährlich 24 Mitarbeiter mit Rettungssanitäterausbildung zum Rettungsassistenten fortgebildet werden. Dieser Wert ist seit mehreren Jahren nicht mehr ausreichend, da mehr Rettungsassistenten ausgebildet werden müssen. Dadurch entsteht Mehrarbeit. Nach Umsetzung des Notfallsanitätergesetzes wird dieser Wert dauerhaft und erheblich erhöht werden müssen, da sich die gesetzlich vorgeschriebene Ausbildung 2 Feyrer, Ausbildung und Ausbildungsquote bei der Berufsfeuerwehr Köln, Januar 2014 Seite 168 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 deutlich verlängert. Dies wird im nächsten Rettungsdienstbedarfsplan thematisiert werden. 7. Tätigkeiten im Tagesdienst 1996 PLAN 2007 PLAN IST Nicht berücksichtigt 1,07 1 2014 PLAN 1 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr Unter dieser Rubrik werden alle zwingend notwendigen Tätigkeiten (außer Ausbildung) zusammengefasst, die nicht im Rahmen des Einsatzdienstes absolviert werden können. Dies sind beispielsweise: − Teilnahme an Dienstveranstaltungen, die außerhalb des Feuerwache oder außerhalb des Grundschichtplanes stattfinden (Personalversammlung, Aussprache mit dem Amtsleiter) − Tätigkeiten im Personalrat − Fahrzeugabholungen 8. Einsatzzeiten über das Schichtende hinaus 1996 PLAN 2007 PLAN IST Nicht berücksichtigt Nicht berücksichtigt 0,229 2014 PLAN 0,3 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr Hier kommt zum Ausdruck, dass es durch die Verkürzung der Schichtlänge im Rettungsdienst und steigende Einsatzahlen (siehe Kapitel 9.4 - Entwicklung der Einsatzzahlen) häufiger zu Überschneidungen kommt wie früher. Hinzu kommen verlängerte Dienstzeiten auf den Luftrettungsmitteln. Überschneidungen im Brandschutzdienst liegen unter dem Wert von 5 Stunden monatlich durch den Beamten unentgeltlich zu leistenden Mehrarbeitsstunden. Seite 169 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 9. Verfügerbereitschaftsdienst 1996 PLAN 2007 PLAN IST Nicht berücksichtigt Nicht berücksichtigt Nicht berücksichtigt 2014 PLAN 1,502 Wert 1996 in Dienstschichten, andere Werte in Werktagen pro Mitarbeiter und Jahr Es wird täglich auf jeder Wache ein Verfüger zum Bereitschaftsdienst eingeteilt, der bei kurzfristigen Ausfällen eingesetzt wird. Er erhält für seine Bereitschaftszeit eine Zeitgutschrift von 3 h, die derzeit als Mehrarbeit bezahlt wird, künftig jedoch im Personalfaktor zu berücksichtigen ist. 8.1.5 Zusammenfassende Prognose In der folgenden Tabelle sind alle bisherigen Ausfallfaktoren gegenübergestellt. In den Spalten rechts ist die Prognose für den künftigen Ausfall dargestellt, aus der sich der künftige Personalausfallfaktor ergibt. Somit ergibt sich in Summe eine Erhöhung des Personalausfallfaktors für Funktionen im 24h-Dienst von bisher 4,7598 auf neu 4,9992. Analog ist der Personalfaktor für Funktionen im Tagesdienst (Besetztzeit 41 Stunden pro Woche) künftig 1,3697 (bisher: 1,2916) und der Wert für 12h-Besetztzeit an 5 Werktagen pro Woche 2,0044. Diese Werte liegen deutlich unter dem Durchschnittswert anderer Berufsfeuerwehren, wobei zu beachten ist, dass die Berechnungsgrundlagen teilweise unterschiedlich sind. Die stellenplanmäßigen Auswirkungen ergeben sich aus der Anlage 7 (Berechnung des Gesamtpersonalbedarfs). Im Einsatzdienst werden bei gleicher Funktionszahl und damit gleicher Leistung über 45 Mehrstellen benötigt. Eine weitere Erkenntnis aus dieser Tabelle ist die Feststellung, dass derzeit selbst bei Besetzung aller Stellen im Einsatzdienst Mehrarbeit anfällt, da der Personalausfallfaktor seit mehreren Jahren den realen Gegebenheiten nicht mehr angepasst wurde. Seite 170 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB. 8-1 DARSTELLUNG DER PERSONALAUSFALLFAKTOREN 1996 UND 2007, DES IST-ZUSTANDES (GEMITTELT AUS DEN ERGEBNISSEN DER JAHRE 2011, 2012, SOWIE 2013) UND DER Seite 171 PROGNOSE 2014 PLAN Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 8.2 Der Personalausfallfaktor in der Leitstelle Der Stellenplan der Leitstelle sieht derzeit 73 Stellen für den Leitstellenbetrieb vor. Hinzu kommt der Leiter der Leitstelle mit einem Bürosachbearbeiter, die beide Bürodienst versehen. Die 73 Stelleninhaber versehen ihren Dienst so, dass 15 rund um die Uhr im Dienst sind und 3 montags bis freitags Tagesdienst versehen. Während für die 5 Funktionen auf den ELW OVA, BVA 3, BVA 10 und BVAU sowie NEF 5 der Personalfaktor der Feuer- und Rettungswachen ( Kapitel 3.1) angenommen werden kann, erfolgte die Personalbemessung für die Besetzung der Einsatzleitplätze durch 10 bisher nach dem „Besetztzeitverfahren“, überlagert durch ein Personalkonzept für Sonderlagen, das ständig verfügbar sein muss. Die Personalbemessung wurde letztmals 1990 systematisch überprüft und ist zu aktualisieren. Insbesondere ist zu prüfen, ob der Personalansatz für die Bearbeitung der ständig höheren Anzahl von Rettungsdiensteinsätzen noch auskömmlich ist. 8.3 Der Personalausfallfaktor des Führungsdienstes der Branddirektion Die Einsatzführungsdienste OVA (Oberbeamter vom Alarmdienst, höherer feuerwehrtechnischer Dienst) und BVA (Beamter vom Alarmdienst, gehobener feuerwehrtechnischer Dienst) erfolgt als Mischdienst. Dies bedeutet, dass die Einsatzleiter nach einem Grunddienstplan Einsatzführungsdienst versehen und die darüber hinaus zur Verfügung stehende Arbeitszeit Bürodienst leisten. Dies bedeutet, dass sie je nach Häufigkeit des Einsatzdienstes im Bürodienst nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Allerdings ist davon auszugehen, dass sie während ihres Einsatzdienstes auch Arbeiten im Umfang von ca. 6 Stunden in ihrem Büroaufgabengebiet ausführen können. Voraussetzung hierfür ist, dass sie am Standort ihres Einsatzfahrzeugs die Möglichkeit haben, einen PC- Arbeitsplatz zu nutzen. Seite 172 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalausfallfaktor im Einsatzdienst – Kap. 8 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB. 8-2 ANTEIL EINSATZDIENST AN DER GESAMTARBEITSZEIT IMM MISCHDIENST 1996, 2007 UND 2013 Anzahl der Einsatzleiter Dienste pro Jahr Stunden Einsatzdienst Stundensoll 52x41h Anteil Einsatzdienst 10 (OVA) 36,5 529,25 2132 25% 11 (BVAU) 33,18 481,1 2132 22,5% 13 (BVA3, BVA 10) 28,1 407,45 2132 19,1% *) *) In der 41h-Woche entspricht ein 24h-Dienst 20,5 Stunden Arbeitszeit, davon werden 6h für Bürotätigkeit abgezogen. Seite 173 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Sich ändernde Randbedingungen – Kap. 9 Brandschutzbedarfsplan 2014 9 Zu erwartende Veränderungen der Randbedingungen In diesem Kapitel werden die mittelfristig zu erwartenden Veränderungen der Randbedingungen dargestellt, die Einfluss auf die Feuerwehr Köln haben können. Dies sind sowohl Veränderungen im Risikobereich wie Größen, die auf die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr Einfluss haben. - Köln bleibt eine wachsende Stadt mit Risikoverdichtung - Immer komplexere Einsatzobjekte sind besondere Herausforderungen für Gefahrenvorbeugung und Einsatzplanung - Die demografische Entwicklung führt zu zusätzlichen Einsätzen mit älteren Menschen und bringt Personalgewinnungsprobleme im haupt- und ehrenamtlichen Bereich - Rettungsdiensteinsätze nehmen weiterhin deutlich zu, Hilfeleistungseinsätze steigen an, Brände nehmen weiterhin ab, Großschadensereignisse und Tätigkeiten im Krisenmanagement werden zur besonderen Herausforderung - Die Unterstützung durch andere Organisationen könnte abnehmen - Das Bedürfnis der Bevölkerung nach Information (vor allem im Schadensfall) nimmt rasant zu 9.1 Entwicklung der Stadt Köln Wie jede andere Großstadt ist auch die Stadt Köln einem ständigen Wandel unterworfen. Für Politik, Wirtschaft und die Einwohner Kölns stellt dieser Wandel immer wieder grundlegende Herausforderungen dar. Köln soll als Wirtschaftsstandort, gleichzeitig aber auch als attraktiver Wohnort erhalten bleiben und weiterentwickelt werden. Diese Herausforderungen sind Grundlage jedweder Planung und deren Umsetzung für alle Beteiligten. Der letzten Bevölkerungsprognose aus dem Jahr 2013 nach bleibt die Stadt Köln eine „Wachstumsstadt“. Zwar moderat, aber stetig, wird die Einwohnerzahl Kölns bis ins Jahr 2020 etwas mehr als 1,065 Millionen Menschen erreichen und bis zum Jahr 2040 auf etwas mehr als 1,050 Mio. Einwohner zurückgehen [Quelle]. Seite 174 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Sich ändernde Randbedingungen – Kap. 9 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die vorliegenden Zahlen sowie die demografische Entwicklung Kölns machten es erforderlich, den am 15.12.2005 ergangenen Ratsbeschluss der Stadt Köln, der die Stadtentwicklung Kölns als Leitlinie für die städtische Wohnungspolitik und ein umzusetzendes Handlungskonzept als Wohnungsgesamtplan 2003 beinhaltet, zu überarbeiten und weiter zu entwickeln. Dieser Wohnungsgesamtplan zielt darauf ab, für die gesamte Wohnbevölkerung, unabhängig von deren Einkommen, ausreichend attraktiven Wohnraum zur Verfügung stellen zu können. Mit dem Bemühen, Pendler durch attraktive Wohnraumangebote an die Stadt Köln zu binden, soll auch dem demografischen Wandel Kölns durch die Bindung von Familien an die Stadt etwas Einhalt geboten werden. Rein rechnerisch werden deutlich über 50.000 neue Wohnungen bis 2030 benötigt, davon alleine 30.000 bis 2020, um für den prognostizierten Bevölkerungszuwachs angemessen Wohnraum bieten zu können. Dies soll einerseits durch die Förderung der Eigentumsbildung durch die Erschließung von preisgünstigen, konkurrenzfähigen Bauland einhergehend mit sparsamem Flächenverbrauch durch Begrenzung des Neu- und Freilandflächenverbrauchs und andererseits durch verstärkte Nutzung von verfügbaren Baulücken und Wiederverwendung nicht mehr genutzter Flächen erreicht werden. All dies unter dem Anspruch, städtebaulich und architektonisch hohe Qualitäten umzusetzen, Wohnen im Alter zu gestalten und zu lenken, den Wohnungsbedarf für einkommensschwächere Haushalte zu decken und so letztlich das Bevölkerungswachstum und die Bevölkerungsstruktur zu steuern. Im direkten Zusammenhang hiermit sind Weiterentwicklung und Neukonzeption des Standortes Köln zu sehen. Fußend auf dem „Standortkonzept Güterverkehr und Logistik“ sowie der „Regionale 2010 – Stadtentwicklung beiderseits des Rheins“ sollen Arbeitsplätze gesichert werden, neue Arbeitsplätze entstehen, die Attraktivität im Sinne des Tourismus gesteigert und eine Abwanderung von Kölner Mitbürger in das Umland vermieden werden. Die Infrastruktur der Stadt, der Straßen- und Güterverkehr sowie der Kölner Flughafen als Drehscheibe für den Personen- und Frachtverkehr, ist an die stetig steigenden Ansprüche der möglichen Nutzer anzupassen, um die gesetzten Ziele erreichen zu können. Die Festigung der Häfen Niehl, Mülheim und Deutz sowie der geplante Ausbau des Hafens Godorf als Güterumschlagplätze rücken den Rhein als Bundesschifffahrtsstraße wieder mehr ins Blickfeld der Industrie. Der Aus- und Umbau des Kölner Autobahnrings, die Reaktivierung von Gleisanschlüssen einher- Seite 175 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Sich ändernde Randbedingungen – Kap. 9 Brandschutzbedarfsplan 2014 gehend mit einem geplanten Ausbau des Schienennetzes sowie die Standortsicherung des Kölner Flughafens als Frachtflughafen sind als Großprojekte wegweisend. Sowohl im Kölner Norden, als auch im Kölner Süden sollen so Industriestandorte durch eine adäquate Verkehrsanbindung gesichert und ausgebaut werden. Die Steigerung der Attraktivität der Stadt, sowohl im Hinblick auf den Tourismus als Wirtschaftsfaktor, als auch im Hinblick auf die Wohnqualität für die Bürger der Stadt als Verbindung der beiden Rheinseiten ist Ziel des Projektes „Stadtentwicklung beiderseits des Rheins“. Mit dem „Brückenschlag über den Rhein – Rheinboulevard“ suchen die Verantwortlichen die Verbindung linksrheinischer Tradition und Geschichte Kölns zum rechtsrheinischen Modernen mit dem Weltmarkt „Koelnmesse“ und dem Ausbau des Bahnhofs Deutz zum ICE-Terminal als östlicher Teil des Hauptbahnhofs. Von der Deutzer Brücke bis zur Severinsbrücke bildet der Rhein so die zentrale Achse, das Rückgrat von Köln. Mit der Umgestaltung des Rheinufers insgesamt soll der Rhein als Teil der Stadt verstanden und empfunden werden. Welchen Stellenwert einzelne Standortfaktoren einnehmen zeigt die Industrieumfrage aus dem Jahr 2006: Neben dem Standort Köln für die Industrie ist Köln aber auch als Standort einer Medien- und Dienstleistungsmetropole zu festigen und weiter zu entwickeln. Der Bau von Büro- und Verwaltungsgebäuden, die in ihrem Erscheinungsbild zum Stadtbild passen und in ihrer Funktionalität den vorhandenen Bestand in den Schatten stellen sollen, spielt hierbei eine wichtige Rolle. Der Umbau veralteter Büroeinheiten in qualitativ hochwertigen Wohnraum dient dabei gleichzeitig dem Erhalt des Erscheinungsbildes der Stadt und dem Gedanken an den sparsamen Umgang mit vorhandenen Ressourcen. Als Fazit ist festzuhalten, dass Köln weiterhin eine wachsende Stadt ist mit der Konsequenz einer weiteren Risikoverdichtung. Seite 176 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Sich ändernde Randbedingungen – Kap. 9 Brandschutzbedarfsplan 2014 9.2 Entwicklungen im Bau- und Verkehrswesen Industrie- und Wohnungsbau werden sich, baulich betrachtet, auch langfristig in ihren Grundzügen nicht wesentlich verändern. Lediglich die Anpassung geltender Regelwerke an den neuesten Stand der Technik führen, zumindest im Wohnungsbau, vereinzelt zu Gebäuden, die sich unter dem Aspekt technischer Neuerungen allenfalls durch innere Strukturen und äußeres Erscheinungsbild von den heutigen Gebäuden unterscheiden. Die dafür zu verwendenden Baustoffe ändern sich im Vergleich zu den heutigen lediglich in ihrer technischen Ausführung. Die Umsetzung gesetzlicher Forderungen nach dem sparsamen Umgang mit Energie und dem Umweltschutz stellen dabei für Bauherren und Architekten eine Herausforderung dar. Deregulierung bei Gesetzen und Vorschriften und individuelles Bauen machen immer speziellere Brandschutzkonzepte im Baugenehmigungsverfahren erforderlich, die durch die Feuerwehr als Brandschutzbehörde geprüft werden müssen. Der Wunsch nach einem Gebäude, dass überwiegend aus dem Baustoff Holz erstellt wird, dürfte sich auch in Zukunft, allein schon aus brandschutztechnischen Gründen und dem damit verbundenen Kostenaufwand, auf Ein- oder Zweifamilienhäuser reduzieren. Der Bau von Mehrfamilienhäusern aus Holz stellt, da alle so hergestellten Gebäude den gesetzlichen Ansprüchen an Gebäude aus Stein und Beton genügen müssen, schon aufgrund der auszuführenden brandschutztechnischen Maßnahmen ein nahezu unwirtschaftliches Unterfangen dar. Einzig die Rückbesinnung auf den Naturbaustoff Holz reicht zum Bau von mehrgeschossigen Gebäuden heute nicht aus. Insgesamt ist umfangreicher technischer Sachverstand und neueste Technologie so einzubringen, dass neben der höheren Wohnqualität gleichermaßen die Sicherheit der Nutzer erreicht wird, wie man sie von der derzeit üblichen Bautechnik her kennt. Die zunehmende Automation der Gebäudetechnik (BUS- Steuerung) stellt auch an die Einsatzkräfte besondere Anforderungen. Darüber hinaus bietet sie bei Verwendung geeigneter Schnittstellen zur Einsatztechnik der Feuerwehr aber auch die Möglichkeit, der Nutzung dieser Technik im Einsatz. Seite 177 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Sich ändernde Randbedingungen – Kap. 9 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Einführung der Heimrauchmelderpflicht erhöht einerseits den Personenschutz bei Bränden, ist andererseits aber auch die Ursache zahlreicher Fehleinsätze. Im Verkehrswesen werden gerade auch in Köln alternative Antriebstechniken entwickelt und getestet (z.B. Strom, Erdgas, Wasserstoff). Dies bedeutet, dass sich die Feuerwehr auch auf diese Risiken vorbereiten muss. Den vorangegangenen Ausführungen Rechnung tragend, muss sich auch die Feuerwehr Köln zukunfts- und zielorientiert so aufstellen, dass sie sich im Einsatzfall trotzdem in den immer komplexeren Einsatzobjekten zurechtfindet um die Anforderungen ihres gesetzlichen Auftrags zum Schutz von Menschen und Sachgütern in vollem Umfang zu erfüllen. In diesem Zusammenhang kommt der Einsatzplanung eine besondere Bedeutung zu. 9.3 Demografische Entwicklungen Die allgemeine demografische Entwicklung (Überalterung und Abnahme der Bevölkerung) hat Auswirkungen sowohl hinsichtlich der Einsatztätigkeit als auch der Personalgewinnung für die Feuerwehr 9.3.1 Einsatzspektrum Bei einer Überalterung der Bevölkerung nehmen die altersabhängigen Einsätze zu. Hierbei handelt es sich primär um Rettungsdiensteinsätze, die aber häufig durch Feuerwehrkräfte unterstützt werden müssen (z.B. Türöffnen bei hilfloser Person hinter verschlossener Tür). Hausnotrufanlagen bringen im Notfall wertvolle Zeitvorteile, sind aber auch die Quelle von Fehleinsätzen. Ältere Personen sind bei kleineren Notfällen des Alltags (z.B. Wasserschaden durch abgerissenen Schlauch an der Waschmaschine) eher hilflos, von daher wird die Zahl kleinerer Hilfeleistungen eher ansteigen. Seite 178 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Sich ändernde Randbedingungen – Kap. 9 Brandschutzbedarfsplan 2014 9.3.2 Personalgewinnung Bei einer tendenziellen Abnahme der „arbeitsfähigen Bevölkerung“ kommt der Nachwuchsgewinnung besondere Bedeutung zu. Für die Berufsfeuerwehr ergeben sich möglicher Weise neue Ausbildungsgänge (auch unter Berücksichtigung von Synergien mit dem Rettungsdienst  Notfallsanitätergesetz), für die Freiwillige Feuerwehr bedürfen die Themen Jugendfeuerwehr und Kinderfeuerwehr besonderer Beachtung. 9.4 Einsatzzahlen Tendenziell wird die Anzahl der Brände weiter abnehmen, allerdings ist auch weiter vereinzelt mit extremen Großbränden zu rechnen. Durch weitere Verbreitung der Brandmeldetechnik/Heimrauchmelder werden die Einsatzzahlen in diesem Bereich weiter zunehmen. Die Anzahl der Hilfeleistungen wird weiter steigen, insbesondere bei Bagatelleinsätzen, da die Hilfsfähigkeit und Hilfswilligkeit der Bevölkerung eher abnimmt. Hinzu kommen witterungsbedingte Einsätze durch klimatische Veränderungen nach Starkregen oder Stürmen. Die Zahl der Rettungsdiensteinsätze wird weiter steigen, damit ergibt sich auch weiterhin die Notwendigkeit der Abdeckung von rettungsdienstlichen Bedarfsspitzen aus dem Löschzug heraus. 9.5 Großschadensereignisse, Katastrophen Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, dass sich diese Ereignisse häufen. Die Ursachen dafür sind vielfältig, sie reichen von terroristischen Aktionen bis hin zu klimatischen Veränderungen. Insbesondere ist zu denken an: - Hochwasser - Starkregen - Stürme - Erdbeben - Pandemien Seite 179 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Sich ändernde Randbedingungen – Kap. 9 Brandschutzbedarfsplan 2014 - Tierseuchen - Störungen der Infrastruktur (Strom, Trinkwasser) - Störungen der IT Im Grünbuch „Risiken und Herausforderungen für die öffentliche Sicherheit in Deutschland“ identifizierten die Bundestagsfraktionen 2009 die Schlüsselszenarien „Stromausfall“, „Terrorismus“ und „Seuchen/Pandemien“ als Bedrohung für die Gesellschaft und das staatliche Handeln und fordern vom Staat Vorsorge (www.zukunftsforum-oeffentliche-sicherheit.de). Durch die Liberalisierung des Strommarktes und der ökologischen Energiewende geht die deutsche Stromwirtschaft heute von der Möglichkeit flächiger Stromausfälle von 72 h aus und rät zur Vorsorge. Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe und die Studie der Allianz-Versicherung 2008 konstatieren die Vulnerabilität unserer Gesellschaft durch die obigen Szenarien und fordern staatliche Vorsorge Hierbei ist die Feuerwehr zusätzlich zur Einsatzbearbeitung auch hinsichtlich der Aufrechterhaltung des eigenen Dienstbetriebs gefordert. Der Feuerwehr kommt in Köln in allen Fällen die erste Führung des Krisenmanagements zu, im Weiteren der Unterstützung des gesamtstädtischen Krisenmanagements. Die Instrumente des Krisenmanagements (Krisenstab, Einsatzleitung) werden aber auch bei anderen besonderen Ereignissen (z. B. herausragende Großveranstaltungen) eingesetzt. 9.6 Beteiligte Organisationen Bei den Organisationen mit ehrenamtlichen Einsatzkräften bestehen grundsätzlich die gleichen Probleme wie bei der Freiwilligen Feuerwehr, allerdings ergeben sich zusätzliche Probleme durch den Wegfall der Wehrpflicht, da keine Ersatzdienstleistenden mehr zur Verfügung stehen. Werkfeuerwehren werden immer schärfer auf ihre Wirtschaftlichkeit hin überprüft und wenn rechtlich irgendwie realisierbar zurückgefahren. Beide Entwicklungen bedeuten perspektivisch eher eine abnehmende Unterstützung der Feuerwehr Köln durch andere Organisationen. Dadurch ergibt sich eher eine quantitative und qualitative Zunahme der Aufgaben der Feuerwehr Köln. Seite 180 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Sich ändernde Randbedingungen – Kap. 9 Brandschutzbedarfsplan 2014 9.7 Kommunikation mit der Bevölkerung Der Kommunikationsbedarf und die Kommunikationsmöglichkeiten steigen permanent an, diesem Trend muss sich auch die Feuerwehr anpassen. Der Bürger erwartet auch von der Feuerwehr umgehend Informationen, insbesondere wenn Einsätze deutlich wahrgenommen werden können (z.B. große Rauchwolke). Umgekehrt besteht auch die Möglichkeit, diese Medien zur Bevölkerungsinformation gezielt einzusetzen. Das Erfordernis zur Vernetzung von Callcentern unterschiedlichster Art ist zu beobachten, um dem Hilfesuchenden möglichst hohen Komfort zu bieten. 9.8 Entwicklung der Einsatztechnik, Löschwasserbereitstellung Analog dem allgemeinen technischen Fortschritt geht auch bei der Einsatztechnik der Trend dahin, dass kurzfristig immer weniger repariert werden kann. Insofern kommt der Reservehaltung von Einsatztechnik besondere Bedeutung zu. Aufgrund der immer höheren Anschaffungs- und Unterhaltungskosten wird besondere Einsatztechnik ggf. interkommunal zu beschaffen sein und dann mehreren Feuerwehren zur Verfügung stehen. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, dass die flächendeckende Bereitstellung von Löschwasser nicht mehr sichergestellt ist. Hier sind sowohl neue vertragliche Grundlagen zu schaffen als auch ggf. Kompensationsmaßnahmen durch die Feuerwehr vorzusehen. Seite 181 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 HAUPTTEIL D – DER WEG IN DIE ZUKUNFT 10 Erforderliche Maßnahmen In diesem Kapitel werden die Maßnahmen dargestellt, die erforderlich sind, damit die Feuerwehr Köln zukunftsfähig bleibt. Sie beziehen sich auf die Verbesserung sowohl der Schnelligkeit des Einsatzes als auch der Qualität des Einsatzes und umfassen: - Maßnahmen zur Optimierung des Einsatzdienstes - Maßnahmen zur Optimierung des Krisenmanagements - Maßnahmen zur Optimierung der Führungseinrichtungen - Maßnahmen zur Optimierung der Branddirektion In 19 Maßnahmenpaketen werden organisatorische, ausstattungsmässige und personelle Konsequenzen zusammengefasst. - Stationierung je eines TLF auf den Feuerwachen 8 (Ostheim) und 14 (Lövenich), damit auch in diesen Wachbezirken das im restlichen Stadtgebiet bereits vorhandene Schutzziel 1 (10 Einsatzkräfte in 9,5 Minuten nach Notrufeingang vor Ort) erreicht wird - Umorganisation der Aufgaben im Löschzug und Zusetzung einer Funktion auf dem 2. LF der Feuerwache Innenstadt, damit überall das Schutzziel 2 (16 Einsatzkräfte in 14,5 Minuten nach Notrufeingang vor Ort) erreicht wird. - Verstärkter Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr vor allem in den Stadtrandgebieten - Verringerung der Ausfallzeiten der Löschgruppenfahrzeuge - Schnelleres Ausrücken aus den Feuerwachen - Anpassung des Personalfaktors - Einführung der jährlichen Zentralen Brandschutzfortbildung für alle Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr - Erhöhung der Verfügbarkeit von Einsatzleitern - Optimierung der Führungsfähigkeit - Optimierung des Bevölkerungsschutzes - Verbesserung der Prozesse in der Leitstelle, Voralarm - Einführung der S6-Funktion in der Leitstelle - Optimierung der Führungsarbeit in Krisenstab, Einsatzleitung und anderen Stäben - Verbesserung der Bevölkerungsinformation - Notwendige Maßnahmen in der Branddirektion zur Sicherstellung der Leistungserbringung des Einsatzdienstes (6 Einzelmaßnahmen) Neben Investitionen bedeutet dies einen Personalmehrbedarf von über 100 Stellen. Seite 182 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Um den Feuerwehreinsatz an die Notwendigkeiten anzupassen, gibt es grundsätzlich zwei Wege: - Verbesserung der Schnelligkeit des Einsatzes - Verbesserung der Qualität des Einsatzes Diese Maßnahmen betreffen vorrangig den Einsatzdienst im Allgemeinen sowie die Leitstelle. Es sind aber auch allgemeine städtebauliche Faktoren zu berücksichtigen, z.B. Vorbehaltsstraßen für Einsatzfahrzeuge oder Vorrangschaltungen an Ampeln. Darüber hinaus kommt der Arbeit in der Branddirektion eine besondere Bedeutung bei der Sicherung des Einsatzerfolges zu. Um die Einsatzbereitschaft der Einsatzkräfte von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr rund um die Uhr zu gewährleisten, ist eine Branddirektion erforderlich, die die notwendige Unterstützung in personeller, technischer und planerischer Hinsicht leisten kann. Dies bedeutet, dass sowohl angemessene personelle als auch materielle Resourcen vorhanden sein müssen bzw. bei Ausfall unverzüglich ergänzt werden müssen. Im Folgenden werden die aus derzeitiger Sicht erforderlichen zusätzlichen Maßnahmen zusammengefasst. Sie sind gegliedert nach: - Maßnahmen zur Optimierung des Einsatzdienstes - Maßnahmen zur Optimierung des Krisenmanagements - Maßnahmen zur Optimierung der Führungseinrichtungen - Maßnahmen zur Optimierung der Branddirektion 10.1 Maßnahmen zur Optimierung des Einsatzdienstes M1 Schnellere Basisabdeckung Schutzzielstufe 1 Die Standortstruktur der Berufsfeuerwehr mit 11 Feuer- und Rettungswachen ist für den Kritischen Wohnungsbrand als Bemessungsszenario mit einer guten Gebietsabdeckung verbunden und hat sich retrospektiv als bedarfsgerecht erwiesen. Um die Schutzzielstufe 1 des AGBF- Schutzziels auch hinsichtlich der erforderlichen Seite 183 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Personalstärke in allen Bereichen des Stadtgebiets erfüllen zu können, müssen gleichermaßen auf allen Feuerwachen 10 Funktionen für die Basisabdeckung im Brandschutz vorgehalten werden. Zurzeit werden auf den Feuer- und Rettungswachen 8 und 14 lediglich ein Löschfahrzeug (HLF) und eine Drehleiter (DLK) mit acht Einsatzfunktionen für die Basisabdeckung im Brandschutz besetzt. Dies führt einerseits zu einer uneinheitlichen Versorgung zu Lasten des Sicherheitsniveaus für die Einwohner, da in anderen Stadtteilen mehr Potenzial zur Gefahrenabwehr zur Verfügung gestellt wird, und für die Einsatzkräfte andererseits, die unter Umständen einen Ersteinsatz zu Lasten der Eigensicherung durchführen müssen. Deshalb ist jeweils auf den Feuerwachen 8 und 14, wie auf allen anderen Feuerwachen im Stadtgebiet bereits vorhanden, künftig auch ein Tanklöschfahrzeug mit zwei Einsatzfunktionen vorzusehen. Dies bedeutet: - Beschaffung, Unterbringung und Unterhaltung je eines Pulvertanklöschfahrzeuges PTLF auf den FW 8 und 14 - Einstellung, Ausbildung und Unterbringung der für die Besetzung der Fahrzeuge erforderlichen 17,5 Mitarbeiter des mittleren Feuerwehrdienstes - Zusetzung einer Stelle Wachvorsteher zur Führung der Feuerwache 14, die durch das zusätzliche Fahrzeug vergleichbar mit den Feuerwachen 3, 9 und 7 wird - Einstellung, Ausbildung und Unterbringung eines Mitarbeiter des gehobenen Dienstes M2 Schnellere Basisabdeckung Schutzzielstufe 2 Das AGBF-Schutzziel fordert in Schutzzielstufe 2 eine Personalstärke von insgesamt 16 Einsatzfunktionen. Bei bisheriger Funktionsbesetzung der Fahrzeuge kann jedoch lediglich eine Gesamtstärke von 15 Funktionen erreicht werden. Durch eine veränderte Funktionsverteilung innerhalb der Basiseinheiten, indem eine Funktion von der DLK auf das HLF umgesetzt wird, werden die Löschfahrzeuge künftig mit sechs und die Drehleitern mit zwei Funktionen besetzt. Hierdurch kann das in Schutzzielstufe 2 eintreffende Unterstützungs-Löschfahrzeug die geforderte Gesamtstärke von 16 Einsatzfunktionen sicherstellen. Seite 184 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Neben der Erfüllung von etablierten technischen Standards, wird gleichzeitig durch die veränderte Funktionsbesetzung den Forderungen der Feuerwehrdienstvorschriften Rechnung getragen und ein erheblicher einsatztaktischer Mehrwert erreicht. Dies kann weitestgehend personalneutral umgesetzt werden. Lediglich auf Feuer- und Rettungswache 1, wo ein zweites HLF vorgehalten wird, ist eine zusätzliche Funktionsstelle vorzusehen. Dies bedeutet: - Einstellung, Ausbildung und Unterbringung der für die Besetzung der neuen Funktion 2. Angriffstruppführer LF erforderlichen 5 Mitarbeiter des mittleren Feuerwehrdienstes. Durch Verzicht auf die bisherige Funktion „3. Mann Drehleiter“ steht hierfür bereits fast alles Personal zur Verfügung. - Ausstattung der 12 Löschfahrzeuge der Berufsfeuerwehr mit Material für 2 Angriffstrupps zu 2 Personen - M3 Schulung aller Mitarbeiter des Einsatzdienstes auf das neue Konzept Verstärkter Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Der Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr erfolgt nach den Kriterien „Schneller, spezieller, verstärkend“. Hier ist die Realisierung des Kriteriums „schneller“ in zweifacher Hinsicht zu überprüfen: - Die Freiwillige Feuerwehr ist überall zu allen zeitkritischen Einsätzen mit „Menschenleben in Gefahr“ mitzualarmieren, wenn sie schneller wie die alarmierten Kräfte der Berufsfeuerwehr eintreffen könnte. Dies gilt nicht nur gegenüber den ersteintreffenden Kräften sondern auch gegenüber nachrückenden Kräften der Berufsfeuerwehr. - Zu allen anderen Einsatzarten ist die Freiwillige Feuerwehr in Abhängigkeit von der individuellen Situation der Einheiten zu alarmieren. - In den Stadtrandgebieten, die weit von der nächsten Wache der Berufsfeuerwehr entfernt liegen, ist auf die Leistungsfähigkeit der Freiwilligen Feuerwehr besonderes Augenmerk zu legen. Seite 185 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Mit der Einrichtung von Wachen der Berufsfeuerwehr wurden im 19. Jahrhundert die damals bestehenden Freiwilligen Feuerwehren in den heutigen Innenstadtbezirken Kalk, Lindenthal, Nippes und Ehrenfeld aufgelöst. Deswegen gibt es heute Löschgruppen der Freiwillige Feuerwehren nur in den Außenbezirken. Insbesondere für die Aufgabe „Verstärkung der Berufsfeuerwehr“ zur Wachbesetzung, bei größeren Einsatzstellen sowie bei vielen gleichzeitigen Einsatzstellen (z.B. Sonderalarm nach Starkregen) besteht jedoch auch in der Innenstadt Bedarf für eine Einheit der Freiwilligen Feuerwehr, die in den Wachbezirken 1 (Innenstadt) und 10 (Kalk) schnell eingesetzt werden kann. Beim Neubau des Feuerwehrzentrums Kalk an der Gummersbacher Straße wird ein Gerätehaus für die dann zu gründende Freiwillige Feuerwehr Kalk errichtet. Mitglieder der Löschgruppe könnten insbesondere aus dem Bereich der Fachhochschule kommen, die dort Rettungsingenieurwesen studieren und häufig bereits in ihren Heimatorten Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr sind. Weiterhin gibt es Interessenten aus der Innenstadt, die dort wohnen und/oder arbeiten, aber bisher von einem Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr so weit weg wohnen, dass sie nicht mehr sinnvoll zum Einsatz kommen können. Letztlich wird bei der Löschgruppe Kalk auch eine Jugendfeuerwehr gegründet werden Dies bedeutet eine weitere wünschenswerte Aufwertung des Freizeitangebots im Stadtbezirk Kalk. Hinzu kommt, dass durch die demografische Entwicklung insgesamt verstärkt Maßnahmen zur Sicherstellung des Ehrenamtes in der Freiwilligen Feuerwehr erforderlich sind. Hier kommt auch dem Stadtfeuerwehrverband besondere Bedeutung zu ( Kapitel 4.3.7) Dies bedeutet: - Maßnahmen zur Personalgewinnung und dauerhaften Sicherung des Personalbestandes für die Freiwilligen Feuerwehr - Einstellung und Ausbildung von ca. 20 Einsatzkräften für die Löschgruppe Kalk - Beschaffung und Unterhaltung je eines Löschfahrzeugs LF 10/10 und Mannschaftstransportfahrzeugs - Durchführung von Planungen zur verstärkten Einbindung der Freiwilligen Feuerwehr Seite 186 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 - Aufwandsentschädigungen/Verdienstausfall für verstärkten Einsatz von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Grundsätzlich ist die Feuerwehr die einzige Organisation, bei der kommunale Pflichtaufgaben auch ehrenamtlich erfüllt werden. Insofern kommt der Förderung dieses Ehrenamtes eine herausragende Bedeutung zu. Es ist ein Konzept zu entwickeln, wie Ehrenamtliche gewonnen und für dauerhaftes Engagement motiviert werden können. M4 Verringerung der Ausfallzeiten der Löschgruppenfahrzeuge Zur Erreichung der Schutzziele der Stufen 1 und 2 werden derzeit 12 Löschgruppenfahrzeuge der Berufsfeuerwehr rund um die Uhr vorgehalten. Untersuchungen haben ergeben, dass durch Sonderausbildungen außerhalb des Wachbezirks (z.B. Löschboot, Höhenrettung, Taucher) und die jährliche Atemschutzübung aller Mitarbeiter auf den Feuerwachen in Chorweiler und Porz von Montag bis Freitag täglich 8 Stunden rechnerisch ein Löschfahrzeug nicht für den Einsatzdienst zur Verfügung steht. Neben der Aufnahme der Atemschutzübung in die zentrale Brandschutzfortbildung sind weitere Maßnahmen zu ergreifen, die Verfügbarkeit der Löschgruppenfahrzeuge erhöhen. Gegebenenfalls muss die erforderliche Ausbildung außerhalb des Einsatzdienstes geleistet werden, was zu einer weiteren Erhöhung des Personalfaktors führen würde. Dies bedeutet: - Prüfung von Möglichkeiten, Sonderausbildungen unter Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der Löschfahrzeuge durchzuführen (z.B. Kompensation durch Wachbesetzungen der Freiwilligen Feuerwehr) - Zusätzliche Personalkapazitäten für spezielle Sonderausbildungen außerhalb des Einsatzdienstes durch Personalzusetzungen oder Anordnung von Mehrarbeit Seite 187 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 M5 Schnelleres Ausrücken aus der Feuerwache Die Analyse der Zeitfaktoren im Feuerwehreinsatz ergab, dass die Ausrückezeiten über dem Sollwert liegen. Es handelt sich hierbei um die Zeit zwischen dem Bennennen des Einsatzfahrzeugs in der Alarmdurchsage auf der Feuerwache, das ausrücken muss und dem Verlassen der Wache durch das Einsatzfahrzeug. Als Reaktion auf die Feststellung wurde eine „Arbeitsgruppe Ausrückezeiten“ gebildet, die zunächst diese Messungen verifizierte, Ursachenforschung betrieb und in der Folge auch erste Lösungsvorschläge machte. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe sind in schriftlicher Form veröffentlicht und verfügbar. Die vollständige und konsequente Umsetzung erfordert neben z.T. einschneidenden organisatorischen Maßnahmen (Veränderung des Wachalarms) auch kostenintensive bauliche Änderungen, die beide bisher nur in geringem Maß umgesetzt werden konnten. Diese müssen bei den Neubau- bzw. Sanierungsvorhaben für Feuerwachen der Berufsfeuerwehr Beachtung finden. Dies bezieht sich insbesondere auf eine Optimierung der Laufwege der Einsatzkräfte zu den Einsatzfahrzeugen und automatische Toren an den Fahrzeughallen. Dies bedeutet: - Überprüfung der Situation auf allen Feuerwachen - Planen und Umsetzen organisatorischer Veränderungen - Durchführung baulicher Maßnahmen, die schnelleres Ausrücken ermöglichen M6 Anpassung des Personalfaktors Wie in Kapitel 8 dargestellt, nimmt die mögliche Arbeitszeit durch gesetzliche Vorgaben ab, gleichzeitig nehmen die Ausfallzeiten von der Arbeit zu. Derzeit wird dies durch Verschieben notwendiger Ausbildung und durch zum Teil erhebliche Mehrarbeit kompensiert. Beide Maßnahmen sind dauerhaft aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen nicht fortsetzbar. Der Personalfaktor im Einsatzdienst für 24h- Funktionen ist um 5,02% auf 4,9992 und für Tagesdienstfunktionen auf 1,3697 zu erhöhen. Seite 188 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Dies bedeutet: - Verstärkte Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterwerbung unter dem Motto „Die Stadt Köln als attraktiver Arbeitgeber“ - Einstellung, Ausbildung und Unterbringung zusätzlicher 45,5 Mitarbeiter in allen Besoldungsgruppen des Einsatzdienstes M7 Einführung der Zentralen Brandschutzfortbildung Bedingt durch die sinkende Anwesenheitszeit auf der Feuerwache und einer Abnahme der Zahl der Brandereignisse kommt es zu einem deutlichen Erfahrungsverlust der Einsatzkräfte in der Brandbekämpfung. Dies erfordert eine Intensivierung der Ausbildung in diesem Bereich. Analog zur jährlichen Rettungsdienstfortbildung absolviert künftig jede Einsatzkraft eine zweitägige Brandschutzfortbildung außerhalb des Einsatzdienstes an der Feuerwehrschule, bei der z.B. bei realem Heißtraining Taktiken der Brandbekämpfung geübt werden können. Dabei wird auch die gesetzlich vorgeschriebene jährliche Leistungskontrolle im Atemschutz durchgeführt, die bislang die Einsatzbereitschaft der Löschgruppenfahrzeuge verminderte. Der hierfür erforderliche Personalmehraufwand ist im neuen Personalfaktor enthalten. Dies bedeutet: - Zusätzlicher Lehrgangsleiter und 2 Ausbilder in der Feuerwehrschule zur Organisation und Durchführung der Ausbildung - Kosten für Ausbildungsmöglichkeiten (z.B. Wärmegewöhnungsanlage) und Ausbildungsmaterial M8 Erhöhung der Verfügbarkeit von Einsatzleitern (BVA) Das derzeitige Führungssystem der Feuerwehr Köln besteht aus jeweils einem rechtsrheinischen- bzw. einem linksrheinischen Einsatzleiter und einem Einsatzleiter für Umwelteinsätze (Beamter vom Alarmdienst, BVA). Die Erfahrung hat gezeigt, dass zusätzliche Führungsfunktionen erforderlich sind: - Gleichzeitigkeit von Einsätzen - Möglichkeit der sofortigen Abschnittsbildung bei Großeinsätzen Seite 189 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 - Zunehmende Anzahl von Einsätzen die spezialisierte Führungskräfte benötigen, z.B. Schwergewichtigentransport, Einweisungen nach PsychKG, Bombenräumungen - Überörtliche Einsätze unter Führung eines Einsatzleiters - Höhere Erwartungen an Bevölkerungs- und Medieninformation - Überwachung der Arbeitssicherheit und Atemschutz („Safetyofficer“) Es ist ein Konzept zu entwickeln, das unter Verwendung der Mitarbeiter des gehobenen feuerwehrtechnischen Dienstes die Anzahl der im Schichtdienst befindlichen Einsatzleiter BVA erhöht. Unabhängig davon muss, wie bisher, für besondere Einsatzlagen, wie z.B. Einsätze mit konkreter Gefährdung von Menschenleben, Ereignisse in kritischen Objekten oder anderen Großschadenslagen ein Gesamteinsatzleiter im höheren feuerwehrtechnischen Dienst vorgehalten werden (Oberbeamter vom Alarmdienst, OVA). Dies bedeutet: - Beschaffung, Unterbringung und Unterhaltung von 2 zusätzlichen Einsatzleitwagen ELW 1 - Einstellung, Ausbildung und Unterbringung zusätzlicher 10 Mitarbeiter als Führungsassistenten der Leitstelle 10.2 Maßnahmen zur Optimierung des Krisenmanagements Die stadtweiten ämter- und betriebsübergreifenden Planungen für Großschadensereignisse sind dauerhaft zu pflegen; ihre Ergebnisse materiell, personell und organisatorisch stufenweise umzusetzen. Die Alarmierungssicherheit ist fortlaufend zu prüfen und Technik anzupassen. M9 Optimierung der Führungsfähigkeit Der Führungsdienst der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr ist bis in die unteren Führungsebenen für die Stabsarbeit zu trainieren – sowohl durch Einsätze als auch durch staatliche und eigene Maßnahmen. Der Krisenstab ist nach dem Wechsel eines Dezernenten oder Amtsleiters aus dem Krisenstab fortzubil- Seite 190 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 den, spätestens nach zwei Jahren ohne Einsatz. Die Koordinierungsgruppe des Krisenstabs ist ständig fortzubilden. Nach den Planungen der Projektgruppen „Kommunikation/Netze“ und „Stromausfall“ sowie der Berufsfeuerwehr sind die Möglichkeiten des Krisenstabes zum Informationsaustausch mit den Dienststellen der Stadtverwaltung und der stadtnahen Betriebe zu optimieren. Um das Krisenmanagement handlungsfähig zu halten, sind die Kernnetze der Verwaltung wie bei den Sicherheitsorganisationen Feuerwehr und Polizei gegen Stromausfall von 72 h und Angriff zu sichern. Dazu sind erhebliche Investitionen in die Infrastruktur notwendig – analog wie beim Hochwasserschutz. Die einzelnen Dienststellen planen, wie sie nach Bedarf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informieren oder auch alarmieren. Der Zugriff auf die staatlichen Datenbanken zur Gefahrenabwehr ist durch sichere Behördennetze sicher zu stellen. Dies bedeutet: - geplante jährliche Fortbildung für mindestens je 30 Führungskräfte der Berufsfeuerwehr sowie zwei jährlich für den Krisenstab (falls kein Einsatztraining) - mindestens 2 Fortbildungen pro Jahr für die Koordinierungsgruppe - zentraler und dezentraler Planungsaufwand in den Dienststellen zur Datennetz-Optimierung und -Sicherung, Stromausfall-Sicherung und MitarbeiterInformation/Alarmierung - Einstellung, Ausbildung und Ausstattung eines Mitarbeiters A 10/A 11 bei 37/4 zu zentralen Planungen „Stromausfall-Sicherheit“ und dezentraler Planungsunterstützung M10 Optimierung des Bevölkerungsschutzes Für den Empfang und die Entsendung überörtlicher Hilfe sind weitere organisatorische, technische und bauliche Voraussetzungen zu schaffen (Sammelräume, Lotsen, Logistik für Marschverbände). Seite 191 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Stadt Köln unternimmt umfangreiche Vorplanungen zum Betreuungsdienst nach Landesvorgabe (Unterbringung, Verpflegung, Versorgung und Information von bis zu 10.000 Personen in Schulgebäuden) und passt alle KatastrophenschutzEinheiten von Feuerwehr und Hilfsorganisationen an die sich ändernden Landesvorgaben an. Das dreifach gestufte Warnsystem für die Bevölkerung ist auszubauen, zu pflegen und durch einen Warnplan zu organisieren (Sirenen-Ausbau auf das gesamte Stadtgebiet, Nutzung aller geeigneten Breiten-Medien zur Bevölkerungsinformation, Sicherstellung ausreichender Menge geeigneter Warnfahrzeuge). Dies bedeutet: - bauliche und technische Einrichtung eines Sammelraums Süd für den Katastrophenschutz - Ausstattung des Kölner Betreuungsdienstes nach neuer Landesnorm 2013 - Einrichtung einer Stelle A 8 zur Aktualisierung und Pflege der rund 1.000 Kölner Warnbezirke mit besonderen Objekten und rund 120 Sirenen 10.3 Maßnahmen zur Optimierung der Führungseinrichtungen / Leitstelle M11 Verbesserung der Prozesse in der Leitstelle, Voralarm Derzeit werden umfassende Optimierungsmaßnahmen im Rahmen des Projektes „Siveillance Command“ durchgeführt. Hierbei wird die Leitstellentechnik umfassend angepasst: - Digitalfunkanbindung - Automatische Fahrzeugortung - Einbindung von Geoinformationssystemen# - Erweiterung des Wachalarmierung - IT- Service- und Sicherheitskonzept für die Leitstelle - Umsetzung der Technischen Richtlinie Notruf Seite 192 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Hinzu kommt eine grundlegende Neuorganisation der Datenstruktur in Verbindung mit einer modifizierten Alarm- und Ausrückeordnung. Unter Berücksichtigung des spezifischen Bemessungsszenarios der Leitstelle, den Notruf- und Einsatzzahlen sowie der Gesundheitsvorsorge für die Mitarbeiter ist die derzeitige Personalausstattung von täglich 10 Funktionen für die Besetzung der Einsatzleitplätze nicht mehr bedarfsgerecht. Schon jetzt werden deshalb zur Tagesverstärkung wochentags zusätzlich zwei Funktionen von 8 bis 16 Uhr besetzt. Das System einer auslastungsabhängigen, temporären Verstärkung zur Abdeckung von Bearbeitungsspitzen in der Leitstelle hat sich bewährt und soll künftig bei Großveranstaltungen im Stadtgebiet, wie z.B. Kölner Lichter oder Karneval und in den Nachstunden am Wochenende planmäßig vorgesehen werden. Die Tischbesetzzeiten werden somit an definierten Zeitpunkten um zwei Funktionen temporär erhöht und der jeweils aktuellen Auslastung angepasst. Gleichzeitig muss der Personalbedarf kontinuierlich überwacht und an die steigenden Einsatzzahlen im Rettungsdienst angepasst werden. Des Weiteren erfordert die rückwärtige Einsatzunterstützung und die Komplexität des Dienstbetriebes der Leitstelle die ständige Verfügbarkeit einer entsprechenden Hierarchie- und Entscheidungsebene. Wie in anderen Leitstellen vergleichbarer Größenordnung üblich, soll deshalb künftig die Funktion eines Lagedienstführers zusätzlich vorgehalten werden. Diese Funktion soll aus vorhandenen Mitarbeitern der Leitstelle und der Branddirektion des gehobenen feuerwehrtechnischen Dienstes besetzt werden. Im Bereich der Notrufabfrage der Leitstellen werden immer häufiger Algorithmen etabliert, welche dem hilfesuchenden Bürger bereits gezielt Anleitung am Telefon zur Erst- bzw. Selbsthilfe geben bis die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst an der Einsatzstelle eintreffen und professionelle Hilfe leisten. Dadurch kann das therapiefreie Intervall bei einem Herz- und Kreislaufstillstand auf ein Minimum reduziert oder lebensrettende Hinweise über das Verhalten im Brandfall gegeben werden. Derartige Algorithmen sind im europäischen Ausland weit verbreitet und etablieren sich auch nach und nach in Deutschland. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass dadurch die Arbeitsprozesse in der Leitstelle grundsätzlich verändert werden und dies mit der Überprüfung der Personausstattung einhergehen muss. Seite 193 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Dies bedeutet: - Überprüfung der Personalbemessung für die Leitstelle - Schulung der Leitstellenmitarbeiter auf neue Abfragemethoden - Einrichtung eines neuen Arbeitsplatzes für den Lagedienstführer in der Leitstelle - Unterbringung der bereits vorhandenen Mitarbeiter in der Leitstelle, die künftig den Lagedienst ausführen werden Exkurs: Die Einführung des Voralarms Ein Beispiel für eine bereits optimierte Schwachstelle ist die Einführung des Voralarms. Mit der geplanten Umstellung auf die Schutzzieldefinition der AGBF, ändert sich vor allem die schutzzielrelevante Zeiterfassung der Hilfsfrist. War bislang lediglich eine Fahrzeit von acht Minuten relevant, wird künftig die Zeit zwischen Notrufeingang und dem Eintreffen der Einsatzkräfte von insgesamt 9,5 Minuten ausschlaggebend sein. Die Einsatzbearbeitung in der Leitstelle und das Ausrücken sind somit künftig Bestandteil der Schutzzieldefinition. Analysen haben ergeben, dass vor allem hierfür erhebliche Zeit benötigt wird. Das Prinzip des Voralarms ist relativ einfach. Identifiziert der Leitstellendisponent während des Notrufs ein kritisches Ereignis, löst er noch während des Notrufs für den Löschzug auf der zuständigen Feuerwache ein Signal mit einer automatischen Durchsage aus. Die Mannschaft kann so vor der eigentlichen Alarmierung bereits die Schutzausrüstung anlegen, die Fahrzeuge besetzen und zur Einsatzstelle ausrücken. Prozesse welche früher nacheinander abgelaufen sind, können nun parallel stattfinden. Seite 194 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. 10-1 GESTUFTE ALARMIERUNG MIT VORALARM VORALARM HAUPTALARM restliche Einsatzkräfte Notrufabfrage Disposition Alarmierung Ausrücken Fahren zur Einsatzstelle Status 3 Status 3 Notrufeingang Ausrücken Status 4 Status 4 Eintreffen Fahren zur Einsatzstelle 1. Löschzug Die technische Umsetzung ist dagegen relativ komplex. Der Voralarm kann nach der Verifikation des Einsatzortes während der ersten Sekunden der Einsatzbearbeitung per Mausklick in der Annahmemaske des Einsatzleitsystems ausgelöst werden. Alle weiteren Schritte erfolgen dann vollkommen automatisiert und erfordern keine weiteren Bedienschritte, sodass das Notrufgespräch nicht unterbrochen werden muss. Nachdem der Disponent die restlichen Informationen in Erfahrung gebracht und die Einsatzbearbeitung abgeschlossen hat, werden der zuständige Löschzug und die restlichen Einsatzkräfte der Nachbarfeuerwachen mit dem Hauptalarm alarmiert. Der Zeitvorteil für den zuständigen Löschzug gegenüber der bisherigen Alarmierung ist erheblich und beträgt ca. eine Minute. Die gestufte Alarmierung mit Voralarm ist im Vorgriff auf die geplante Umstellung des Schutzziels im Einsatzdienst eingeführt und leistet bereits jetzt bei etwa der Hälfte der schutzzielrelevanten Brandeinsätze einen wichtigen Beitrag für eine verbesserte Schutzzielerreichung. In der Nachbetrachtung einiger Einsätze, konnten schon mehrfach lebensrettende Sekunden gespart werden. Derzeit wird auch die Freiwillige Feuerwehr mit in den Voralarm aufgenommen Künftig soll das Alarmierungsverfahren auch im Rettungsdienst zum Einsatz kommen. Seite 195 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 M12 Einführung der S6-Funktion in der Leitstelle Zur Bewältigung der rund 123.000 Einsätze pro Jahr im Rettungsdienst, im Brandschutz und in der technischen Hilfeleistung setzt die Feuerwehr auf moderne Systeme der Informations- und Kommunikationstechnik. Die rechtlichen Forderungen und Standards zur Notrufabfrage, Einsatzsteuerung und Kommunikation zu allen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben erfüllt sie durch den Einsatz eines eigenständigen Informationsverbundes mit spezieller Sicherheitsarchitektur. Aufgrund der steigenden Sicherheitsanforderungen und der zunehmenden Komplexität ist eine ständige Systembetreuung durch Feuerwehr-Führungskräfte mit Spezialkenntnissen des Informations- und Kommunikationswesens erforderlich. Neben der Sicherstellung des technischen Betriebs - inklusive des Störungs- und Notfallmanagements im Sinne einschlägiger IT-Sicherheitsstandards – zählen die lagespezifischen Systemkonfiguration bei Großschadenslagen, Großveranstaltungen oder Sondereinsätzen ebenso zu den Aufgaben der Systembetreuung wie die unverzügliche Inbetriebnahme von mobilen und stationären Sondertechniken und die Beratung der Einsatzleitung zu weiteren Aufgaben. Dies bedeutet: - Einrichtung eines neuen Arbeitsplatzes für den S6 in der Leitstelle - Einstellung, Ausbildung und Unterbringung der für 5 die Besetzung der Funktion S6 erforderlichen Mitarbeiter des gehobenen Feuerwehrdienstes oder vergleichbarerer geeigneter Qualifikation. Die bisher durch Mitarbeiter der Abteilung 373 geleistete Rufbereitschaft entfällt damit. M13 Optimierung der Führungsarbeit in Krisenstab, Einsatzleitung und Stäben Das Führungszentrum bei der Berufsfeuerwehr Köln ist zur Vergrößerung des Krisenstabes und der notwendigen Arbeits-, Fachbesprechungs- und Sozialräume auszubauen. Eine Redundanz ist zu planen und aufzubauen. Für Flächenlastlagen sind die Feuerwachen als dezentrale Führungseinheiten für Disposition und Stabsarbeit organisatorisch und technisch zu ertüchtigen. Die Einsatzleitwagen sind in der Ausstattung und Funktionalität an die Stabsräume anzupassen. Seite 196 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Vernetzung der operativen Führungsstäbe und aller Krisenstabsorgane ist behördenübergreifend auszubauen für Datenverkehr und mit Redundan- zen/Ausfallsicherheiten. Die Leitstelle ist miteinzubeziehen. Die Vernetzung ist auf die Integration moderner Informationstechnologie vorzubereiten. Für die Visualisierung der Entscheidungsgrundlagen, die Dokumentation von Entscheidungen und den Informationsaustausch ist ein elektronisches System zu entwickeln und zu beschaffen, das Sicherheit, einfache Bedienung, Datenaustausch und spätere Auswertung gewährleistet, hoch verfügbar ist oder eine geeignete Rückfallebene bietet. Dies bedeutet: - Ausbau des Führungszentrums durch Schließung einer Baulücke mit einem Krisenstabsraum und einem Sozialraum, Umbau des bestehenden Stabsraum in die notwendigen drei Büro- und einen Planungs-/Besprechungsraum - Ausstattung der Feuerwachen als dezentrale Führungseinheiten für Flächenlastlagen; Ausstattung der Feuerwache Marienburg als Redundanz für die Stäbe Krisenstab und Einsatzleitung - Umbau und Ausstattung der drei Einsatzleitwagen an die einheitliche Funktionalität der stationären Stabsräume - Auftrag zur Optimierungsplanung der sicheren Vernetzung kommunaler und Landesdienststellen zum Krisenmanagement einschließlich der Vorbereitung für IT-Entwicklungen - Einstellung, Ausbildung und Ausstattung eines Mitarbeiters bei 373 zur Entwicklung, zur Planung, zur Integration und zum Betrieb des elektronischen Systems für die Stabsarbeit im Krisenmanagement; Beschaffung der Systemkomponenten M14 Verbesserung der Bevölkerungsinformation Vor allem größere Schadensereignisse (z.B. Störfälle in der chemischen Industrie, Bombenfunde mit großflächigen Räumungen) zeigen immer wieder, dass der Anspruch der Bevölkerung nach unverzüglicher Information ständig wächst. Dies bezieht sich nicht nur auf die „klassischen Medien“ sondern auch auf das Internet, insbesondere soziale Netzwerke. Darüber hinaus sind zunehmend Anfragen aus Seite 197 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 dem politischen Raum im Nachgang zu solchen Einsätzen zeitnah zu beantworten. Hierfür ist die personelle Ausstattung der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit mit einem Mitarbeiter gD nicht mehr Weise ausreichend, es werden deswegen derzeit Mitarbeiter aus der Einsatzplanung vertretend eingesetzt. Dadurch kommt es dort zu Engpässen. Die Stabsstelle ist personell zu verstärken. Dies bedeutet: - Verstärkung der Stabsstelle um einen weiteren Mitarbeiter des gehobenen feuerwehrtechnischen Dienstes (A11) - Vorhaltung eines Pressesprechers im Schichtdienst, der diese Sonderaufgabe als Einsatzleiter des gehobenen Dienstes (BVA) im Schichtdienst ausübt (siehe M8) - Anhebung der Stelle des Leiters der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit von A11 nach A12 10.4 Notwendige Maßnahmen in der der Branddirektion M15 Aufarbeiten der „Restbestände“ In den vergangenen Jahren wurden immer wieder notwendige Anpassungen der Organisation und Personalausstattung der Branddirektion angeregt. Ein Großteil wurde realisiert, einige als notwendig erkannte Optimierungen konnten bis heute nicht realisiert werden. Dies bedeutet: - Strukturelle Veränderung der Besoldungsstruktur in der Feuerwehr- und Rettungsschule zur Sicherung der Attraktivität der Arbeitsplätze im Vergleich zu anderen Arbeitsbereichen, insbesondere des Einsatzdienstes. Dies wird erreicht durch Anhebung von 6 Stellen Lehrgangsleiter von A9 nach A9Z - Festlegung von besonders einsatzrelevanten Stellen der Branddirektion, die nach Vakanz unverzüglich wiederbesetzt werden müssen Seite 198 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 - Anpassung der Organisationsstruktur und Personalausstattung der Abteilung 372 (Technik) unter besonderer Berücksichtigung der Bauunterhaltung (Zusetzung 1 Stelle gD) - Zusetzung von 3 Stellen im Sachgebiet 372/3 – Neubau aufgrund von Umbau- und Neubaumaßnahmen unter eigener PLPS M16 Anpassung der Personalausstattung in der Verwaltungsabteilung 370 Die Erhöhung des Personalbestandes hat direkte Auswirkungen auf die Belastung der dezentralen Personalverwaltung, der Rechnungsbearbeitung und auf die Organisation in der Verwaltungsabteilung. Insofern ist hier für die dezentrale Personalverwaltung zusätzliches Personal erforderlich (plus je 1 Stelle mD, gD). Die mit der Umsetzung des Brandschutzbedarfsplanes verbundenen strukturellen Maßnahmen werden Einfluss auf die Rechnungsbearbeitung und die die Organisationsangelegenheiten haben (plus je 0,5 Stelle E6). M17 Anpassung der Personalausstattung bei der Feuerwehr- und Rettungsdienstschule Die derzeitige Personalausstattung der Feuerwehr- und Rettungsdienstschule geht von jährlich 4 Lehrgängen zu 20 Teilnehmern aus. Der aus diesem BBP resultierende Personalmehrbedarf macht es erforderlich, zusätzlich auszubilden. Hierfür sind zusätzlich 1 Lehrgangsleiter und 2 Ausbilder erforderlich. M18 Anpassung der Personalausstattung in Werkstätten und in der Beschaffungsstelle von 372 Die Erhöhung des Personalbestandes hat direkte Auswirkungen auf die Belastung der Bekleidungskammer. Verstärkt wird dies durch eine höhere Fluktuation in der Freiwilligen Feuerwehr mit der Folge vermehrter Aus- und Einkleidungen selbst bei konstantem Personalbestand. Seite 199 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 Die Beschaffung, Unterhaltung und Unterbringung zusätzlicher Fahrzeuge und Atemschutzgeräte hat Auswirkungen auf die erforderliche Personalausstattung der Technischen Abteilung. Dies bedeutet: M19 - Zusetzung von 1 Stelle im Beschaffungswesen und in der Auftragsvergabe - Zusetzung von 5,5 Stellen in den Werkstätten der Technischen Abteilung Optimierung der Personalwirtschaft im Einsatzdienst Um die im Brandschutzbedarfsplan geforderten Ziele der Gefahrenabwehr einhalten zu können, müssen die erforderlichen Einsatzmittel unter Berücksichtigung vieler personalwirtschaftlicher Aspekte besetzt werden. Es muss eine große Zahl an qualitativen Anforderungen berücksichtigt werden, die zur Einhaltung der geforderten Schutzziele, unter Berücksichtigung gesetzlichen Bestimmungen notwendig sind. Diese Anforderungen ergeben sich insbesondere aus den gesetzlichen Forderungen des FSHG sowie der Feuerwehrdienst- und Unfallverhütungsvorschriften. Die Besetzung der Einsatzdienstfunktionen erfolgt unter Beachtung von Ausbildung, Dienstrang und Funktion. Neben den qualitativen Anforderungen gilt es aus wirtschaftlichen Gründen einen im hohen Maß effizienten Personaleinsatz zu gewährleisten. Die geforderten Einsatzdienstfunktionen müssen entsprechend den Forderungen in diesem Brandschutzbedarfsplan an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Unterbesetzungen in der Personalstärke würden zwangsläufig zu einer Reduzierung der Schutzziele und Gefährdung der Einsatzkräfte führen. Übersollstärken sind aus wirtschaftlichen Gründen nicht zu vertreten. Der Personaleinsatz für die Einsatzdienstfunktionen erfolgt in verschiedenen Dienst- und Arbeitszeitmodellen, die den jeweiligen Bestimmungen der Arbeitzeitverordnungen und des Arbeitsschutzes genügen müssen. Eine wie oben beschriebene Personalwirtschaft im Einsatzdienst kann wirtschaftlich nur durch den Einsatz einer IT-gestützen Dienstplanung (Software) erfolgen. Die große Anzahl der Einflussfaktoren an die Dienstplanung erfordert jedoch einen re- Seite 200 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Erforderliche Maßnahmen – Kap. 10 Brandschutzbedarfsplan 2014 gelmäßigen Support der Software und der Anwender auf den Feuerwachen. Aus diesem Grund muss eine Stelle des gehobenen Dienstes für die Administration und Systembetretung der Dienstplansoftware eingerichtet werden. Dies bedeutet: - Zusetzung von 2 Stellen zur konzeptionellen Entwicklung der Anwendung „Dienstplansoftware“ und zur Planung und Überwachung eines ordnungsgemäßen Betriebs sowie zur Benutzerunterstützung, Auswertung, Kontrolle und Korrekturbuchung. 10.5 Stellenplanmäßige Auswirkungen Die oben dargestellten Maßnahmen haben in Summe folgende stellenplanmäßige Auswirkungen: Mehrstellen Gerundet Maßnahmenpaket Maßnahmen Einheitlicher Grundschutz mit 10-Funktionen-Löschzug in der Schutzzielzeit 1 1 17,5 Eintreffen 16 Funktionen in der Schutzzielzeit 2 2 5 Anpassung Personalfaktor 6 45,5 Optimierung Einsatzführung 8, 12, Optimierung Branddirektion 1, 7, 9, 10, 13, 14, 15, 16, 18, 19 Summe 15 23,5 106,5 Dies bedeutet für den Einsatzdienst 9,1 % mehr Personal und für die Branddirektion rund 6,2 % mehr Personal. Da ein Großteil der Maßnahmen nach Ratsbeschluss unverzüglich umgesetzt werden muss und ausgebildetes Einsatzpersonal auf dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung steht, sind Übergangsmaßnahmen erforderlich. Seite 201 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Schutzzieldefinition AGBF 1998 – Anhang A-1 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-1 Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren AGBF in der Bundesrepublik Deutschland - Bund - Empfehlungen der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren für Qualitätskriterien für die Bedarfsplanung von Feuerwehren in Städten 16.September 1998 Vorbemerkung Bundesweit wird in den Kommunen das „Neue Steuerungsmodell (NSM)“ eingeführt. Hauptziel des NSM ist die dezentrale Fach- und Ressourcenverantwortung, also die Zusammenführung von Aufgaben, Verantwortung und Kompetenz. Für definierte Produkte werden Budgets zur Verfügung gestellt; die Produkte sind durch Art, Menge und Qualität definiert. Von der KGSt wurde ein “Produktkatalog Feuerwehr“ erstellt. Darauf basierend hat die AGBF für die Produkte „Brandbekämpfung“ und „Technische Hilfeleistung“ die wesentlichen Qualitätskriterien erarbeitet. Diese sind „Hilfsfrist“, „Funktionsstärke“ und „Erreichungsgrad“ für ein standardisiertes Schadensereignis. Qualitätskriterien: Hilfsfrist Funktionsstärke Erreichungsgrad Diese Empfehlungen erfordern taktische Anpassungen an die örtlichen Gegebenheiten sowie an das festgelegte Sicherheitsniveau im Feuerwehrbereich der jeweiligen Stadt. Seite A-1 - 1 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Schutzzieldefinition AGBF 1998 – Anhang A-1 Brandschutzbedarfsplan 2014 Standardisiertes Schadensereignis Im In- und Ausland gilt als „kritisches“ Schadensereignis der Brand, der regelmäßig die größten Personenschäden fordert. In deutschen Städten ist dies der Wohnungsbrand im Obergeschoß eines mehrgeschossigen Gebäudes bei verqualmten Rettungswegen. Da die Qualitätskriterien für das Produkt „Brandbekämpfung“ bekanntlich auch für das Produkt „Technische Hilfeleistung“ hinreichend sind, können sich diese Betrachtung auf den „Kritischen Wohnungsbrand“ beschränken. Spezielle Risikoanalyse Außer den Überlegungen zum Standardereignis ist die Risikoanalyse des Stadtgebietes eine unabdingbare Voraussetzung für die richtige Bedarfsplanung der Feuerwehr. Hilfsfrist Die zeitkritische Aufgabe bei einem Brand ist die Menschenrettung. Nach der Bundesstatistik ist die häufigste Todesursache bei Wohnungsbränden die Rauchgasintoxikation (CO-Vergiftung). Nach wissenschaftlichen Untersuchungen der Orbit-Studie in den siebziger Jahren liegt die Reanimationsgrenze für Rauchgasvergiftungen bei ca. 17 Minuten nach Brandausbruch (siehe Abb.). Seite A-1 - 2 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Schutzzieldefinition AGBF 1998 – Anhang A-1 Brandschutzbedarfsplan 2014 Für die Sicherheit der eingesetzten Kräfte und zur Verhinderung der schlagartigen Brandausbreitung muß der Löscheinsatz vor dem „Flash-Over“ liegen, der bei einem Wohnungsbrand nach etwa 18 bis 20 Minuten nach Brandausbruch gegebenenfalls auftritt. Folglich gelten für die Festlegung der Hilfsfrist folgende Grenzwerte: • Erträglichkeitsgrenze für eine Person im Brandrauch: ca. 13 Minuten • Reanimationsgrenze für eine Person im Brandrauch: ca. 17 Minuten • Zeit vom Brandausbruch bis zum Flash-Over: 18 bis 20 Minuten Die Zeitdauer vom Brandausbruch bis zum Wirksamwerden der Feuerwehrmaßnahmen setzt sich generell wie folgt zusammen: Zeitpunkt 1 Zeitabschnitt Brandausbruch > Entdeckungszeit 2 Brandentdeckung > Meldezeit 3 Betätigung einer Meldeeinrichtung (Telefon, Notrufmelder usw.) > Aufschaltzeit 4 Beginn der Notrufabfrage in der zuständigen Notrufabfragestelle > Gesprächs- und Dispositionszeit 5 Alarmierung der Einsatzkräfte > Ausrückezeit 6 Ausrücken der Einsatzkräfte > Anfahrtzeit 7 Eintreffen an der Einsatzstelle > Erkundungszeit 8 Erteilung des Einsatzauftrages > Entwicklungszeit 9 Wirksamwerden der Einsatzmaßnahmen Seite A-1 - 3 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Schutzzieldefinition AGBF 1998 – Anhang A-1 Brandschutzbedarfsplan 2014 Zur Definition der Hilfsfrist eignen sich nur solche Zeitabschnitte, die von der Feuerwehr beeinflußbar und dokumentierbar sind. Hierunter fallen • die Gesprächs- und Dispositionszeit, • die Ausrückezeit sowie • die Anfahrtszeit. Deshalb wird die Hilfsfrist folgendermaßen definiert: Die Hilfsfrist ist die Zeitdifferenz zwischen dem Beginn der Notrufabfrage - möglichst ab der ersten Signalisierung des ankommenden Notrufes - in der Notrufabfragestelle und dem Eintreffen des ersten Feuerwehrfahrzeuges an der Einsatzstelle. In Ermangelung genauer statistischer Daten wird angenommen, dass beim kritischen Wohnungsbrand die Entdeckungs-, die Melde- und die Aufschaltzeit in Städten ca. 3 Minuten sowie die Erkundungs- und Entwicklungszeit ca. 4 Minuten betragen. Eine wissenschaftliche Untersuchung hierzu ist notwendig. Die Hilfsfrist setzt sich zusammen aus folgenden Zeitabschnitten: • 1,5 Minuten für die Gesprächs- und Dispositionszeit sowie • 8 Minuten für die Ausrücke- und Anfahrzeit. Derartige Fristen werden auch international für den Brandschutz, die technische Hilfeleistung und die Notfallrettung angewendet. Funktionsstärke Der Feuerwehreinsatz ist nach wie vor personalintensiv. So müssen zur Menschenrettung und zur Brandbekämpfung beim „Kritischen Wohnungsbrand“ mindestens 16 Einsatzfunktionen zur Verfügung stehen. Diese 16 Einsatzfunktionen können als eine Einheit oder durch Addition Seite A-1 - 4 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Schutzzieldefinition AGBF 1998 – Anhang A-1 Brandschutzbedarfsplan 2014 mehrerer Einheiten dargestellt werden. Die Kombination von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr ist möglich. Sofern die Einheiten nicht gleichzeitig eintreffen, kann mit zumindest 10 Funktionen in der Regel nur die Menschenrettung unter vorübergehender Vernachlässigung der Eigensicherung eingeleitet werden. Um die Menschenrettung noch rechtzeitig durchführen zu können, sind beim „Kritischen Wohnungsbrand“ die ersten 10 Funktionen innerhalb von 8 Minuten nach Alarmierung erforderlich. Nach weiteren 5 Minuten (das sind also 13 Minuten nach Alarmierung), müssen vor einem möglichen „Flash-Over“ mindestens 16 Funktionen vor Ort sein. Diese weiteren 6 Funktionen sind zur Unterstützung bei der Menschenrettung, zur Brandbekämpfung, zur Entrauchung sowie zur Eigensicherung der Einsatzkräfte erforderlich. Die Aufgaben der Funktionen richten sich nach den örtlichen Festlegungen. Nach örtlichen Gegebenheiten und der Risikobetrachtungen sind gegebenenfalls die Funktionszahlen zu erhöhen und die Zeitwerte zu reduzieren. Der zeitliche Ablauf stellt sich wie folgt dar: 6 Funkt. 10 Funkt. + 1,5 min 0 min 3,5 min BrandBeginn ausbruch Notrufabfrage 8 min 5 5 min 5 min Alarmierung Zeit 13 min 18 min Eintreffen 10 Funktionen 16 Funktionen verfügbar Erreichungsgrad Unter „Erreichungsgrad“ wird der prozentuale Anteil der Einsätze verstanden, bei dem die Zielgrößen „Hilfsfrist“ und „Funktionsstärke“ eingehalten werden. Ein Erreichungsgrad von z.B. 80 % bedeutet, dass für 4/5 aller Einsätze die Zielgrößen eingehalten werden, bei 1/5 der Einsätze jedoch nicht. Seite A-1 - 5 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Schutzzieldefinition AGBF 1998 – Anhang A-1 Brandschutzbedarfsplan 2014 Der Erreichungsgrad ist u.a. abhängig von • der Gleichzeitigkeit von Einsätzen, die die zuständige Feuerwache teilweise oder ganz binden, • der strukturellen Betrachtung des Stadtgebietes, • der Optimierung des Personaleinsatzes, • den Verkehrs- und Witterungseinflüssen. Während sich die Hilfsfristen aus wissenschaftlich-medizinischen Erkenntnissen und sich die Funktionsstärke aus einsatzorganisatorischen Erfordernissen ableiten, ist der Erreichungsgrad Gegenstand einer Zielvereinbarung zwischen dem Leiter der Feuerwehr und seinem Dienstvorgesetzten. Die Personalkosten stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Erreichungsgrad. Um für eine Stadt den Erreichungsgrad festzulegen und zu bewerten, sind auch interkommunale Vergleiche erforderlich. Diese müssen auf gesicherten, vergleichbaren statistischen Daten beruhen. Aus fachlicher Sicht wird derzeit sowohl für die Bearbeitung des Notrufes in der Leitstelle als auch für die Alarmierungs- und Anfahrtzeit ein Erreichungsgrad von jeweils 95 % als Zielsetzung für richtig angesehen. In anderen Bereichen der Feuerwehr und des Notfallrettungsdienstes existieren international ebenfalls Zielerreichungsgrade bis zu 95 %. Die Empfehlung „Qualitätskriterien“ wurde vom Grundsatzausschuss der AGBF erarbeitet und am 16. September 1998 durch die Vollversammlung bei 73 Anwesenden mit einer Gegenstimme verabschiedet. Auskünfte erteilen: Branddirektor Ernst-Peter Döbbeling Vorsitzender des Arbeitskreises Grundsatzfragen Feuerwehr Ludwigshafen am Rhein Seite A-1 - 6 Landesbranddirektor Albrecht Broemme Vorsitzender der AGBF Berliner Feuerwehr Stadt Köln – der Oberbürgermeister Rechtsgutachten Düsseldorf – Anhang A-2 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-2 Rechtsgutachten der Stadt Düsseldorf von 1997 Auf den folgenden vier Seiten ist das Rechtsgutachtens der Stadt Düsseldorf zum Flughafenbrand mit Bezug zu den AGBF-Schutzzielen wiedergegeben. Das Gutachten liegt lediglich als Scan mit geringer Qualität vor. Seite A-2 - 1 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-3 1 Fehlerbetrachtung zur Einsatzanalyse (Kapitel 6) Fehlerquellen Die Datenbank des Einsatzleitrechners besteht aus einer Vielzahl von Datenfeldern pro Einsatz, die im Verlauf eines Einsatzes ausgefüllt werden. Das Meiste davon geschieht automatisch und unterliegt hinsichtlich des Fehlers der Genauigkeit des hinterlegten Standards. Ein automatisches Ausfüllen von Datenfeldern erfolgt beispielsweise bei der Einsatzeröffnung oder bei der Alarmierung der Fahrzeuge durch den Einsatzleitrechner. Hier wird u.a. ein Zeitstempel automatisch 1 gesetzt. Die Referenzzeit des Einsatzleitrechners ist dabei der DCF77-Standard , der systembedingt einen minimalen Fehler beinhaltet und für die Anwendungen der Feuerwehr als absolut angesehen werden kann. Auch händische Eintragungen können zum Teil als fehlerfrei angesehen werden, beispielsweise die Dokumentation des Einsatzorts, der, wenn er nicht schon bei der Alarmierung korrekt war, durch die Einsatzkräfte verifiziert und in der Leitstelle korrigiert wird. Andere Datenfelder, darunter auch solche, die für die Schutzzielauswertungen von elementarer Bedeutung sind, unterliegen großen Ungenauigkeiten. Dies sind im Besonderen die FMS-Zeitstempel, die von den Fahrzeugbesatzungen händisch per Funkmeldesystem (FMS) gesetzt werden und die dem Einsatzleitrechner den 2 Status des jeweiligen Einsatzmittels übermitteln . Auch wenn den Einsatzkräften die Definition der jeweiligen Zeitpunkte klar ist und das FMS nach bestem Wissen und Gewissen angewendet wird, treten hier durch individuelle Auslegung und Anwendung hohe Abweichungen zwischen Fahrzeugen in identischen Situationen auf. 1 2 Der DCF77-Standard ist eines der in Deutschland und im westlichen Europa am häufigsten verwendeten Zeitsignale (z.B. für Funkuhren). Es wird gesendet von einem Langwellensender in Süddeutschland, dessen Zeitsignal durch eine hochpräzise Spezialuhr erzeugt wird, die ihrerseits laufend mit den Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig abgeglichen wird. Das Funkmeldesystem (FMS) ist ein Zahlencode, der im Fahrzeug manuell benutzt wird, um den Einsatzleitrechner per Funk über den jeweils aktuellen Zustand jedes einzelnen Einsatzmittels zu informieren. Der Einsatzleitrechner dokumentiert den jeweiligen Zeitpunkt der Statusmeldung und den ab dann gültigen Status und benutzt diesen Status für weitere automatische Dispositionsmaßnahmen. In diesem Zusammenhang wichtige Status sind: 3 = Einsatz übernommen / auf der Anfahrt; 4 = Eintreffen am Einsatzort / im Einsatz gebunden; 1 = Einsatz beendet / funkfrei unterwegs / über Funk alarmierbar; 2 = auf der Wache. Seite A-3 - 1 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 Einige dieser einzelnen unterschiedlichen Fehlerquellen lassen sich nur aufdecken und einordnen, wenn die Einsätze individuell betrachtet werden, was bei der statistischen, rechnergestützten Auswertung der Fahr- oder Eintreffzeiten nicht erfolgen kann. Deshalb wurden neben den statistischen Auswertungen auch händische Auswertungen einiger hundert Einsätze aus den Bereichen Brandschutz und Technische Hilfeleistung vorgenommen, mit deren Hilfe eine Einordnung von Fehlereinflüssen auf die Ergebnisse möglich ist. In einer abschließenden Ergebnisbewertung sind demnach die folgenden Aspekte zu berücksichtigen: • In rund 90 % der Fälle, in denen ein vollständiger Löschzug alarmiert wird, kommt dieser Löschzug von der gleichen Feuerwache, rückt gemeinsam aus und kommt zusammen an. Diese Aussage basiert auf der händischen Auswertung von mehreren hundert Einsätzen aus den Bereichen Feuer und Hilfeleistung. • Händische Auswertungen von ausgewählten Einsätzen haben gezeigt, dass bei Fahrzeugen, die nachweislich zusammen ausgerückt und zusammen am Einsatzort angekommen sind, Zeitabweichungen in den FMS-Status von 30-40 s keine Seltenheit sind, und dass erheblich größere Abweichung durchaus vorkommen. • Der Löschzugverband fährt aus taktischen Gründen, nämlich wegen der Fahrzeugaufstellung am Einsatzort, in der Reihenfolge LF, DL, TLF/TRO zur Einsatzstelle. In den händischen Auswertungen stellt sich heraus, dass die Drehleitern fast immer später als die Löschfahrzeuge per FMS das Eintreffen am Einsatzort melden und die Tanklöschfahrzeuge dann noch einmal später. Dies aber ist in 90 % der Fälle nicht etwa darauf zurückzuführen, dass die Fahrzeuge in diesen Abständen am Einsatzort eintreffen, sondern ist dem Umstand geschuldet, dass im Löschzugverband in der genau dieser Reihenfolge zum Einsatz gefahren wird und DL und TLF/TRO das Eintreffen an der Einsatzstelle deutlich später bemerken als das vorausfahrende Fahrzeug (s.o.). Dies könnte ein triftiger Grund sein, wie 1996 auch heutzutage die Fahrzeiten des LF für die Schutzzieleinsätze auszuwerten. • Trotzdem ist nicht immer die Zeit des LF die schnellste Zeit des Löschzugs. Offensichtlich tritt auch immer wieder der Fall ein, dass vor dem LF ein anderes Seite A-3 - 2 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 Fahrzeug des Löschzugs das Eintreffen meldet, was nicht mehr über die Fahrzeugreihenfolge im Zugverband, sondern durch individuelle Auslegung des Eintreffzeitpunkts erklärbar ist und dadurch, dass vergessen wurde, eine FMSMeldung abzusetzen. • Sehr häufig vergessen die Einsatzkräfte, einen FMS-Status zu drücken. In diesem Fall fehlt ein Zeitstempel in der Datenbank des Einsatzleitrechners, und der betreffende Datensatz kann für die Auswertung nicht herangezogen werden. Es darf angenommen werden, dass dieser Fehler nicht systematisch, sondern zufällig und damit statistisch verteilt auftritt. Bei der Auswertung der ELR-Daten konnten etwa 30 % der Datensätze nicht verwendet werden, d.h. in knapp einem Drittel aller Datensätze fehlt mindestens ein FMS-Status. Dies kann wiederum als ein zusätzlicher Hinweis gewertet werden, wie dominant die Fehlerrate in den FMS-Zeitstempeln der übrigen Datensätze sein dürfte. • Wichtig: Analog zum bisher Gesagten treten sinngemäß die gleichen Fehler auch beim Ausrücken der Fahrzeuge auf! Bewertung Die mit neuen und gegenüber 1996 präziseren Datenauswertungen erzielten Ergebnisse für die Schutzzielerreichung haben in der Stufe 1, also 10 Einsatzkräfte innerhalb einer Fahrzeit von 8 min, einen um etwa 4 %-Punkte schlechteren Erreichungsgrad ergeben. Erste Erklärungen könnten darauf abheben, dass beispielsweise Faktoren wie das seit 1996 erheblich gestiegene Verkehrsaufkommen mit täglichen Staus auf dem Autobahnring und im innerstädtischen Bereich von Bedeutung sein könnten. Werden aber die oben genannten Fehlerquellen in der Datenauswertung richtig gedeutet, so ergibt sich, dass die Feuerwehr Köln im Wesentlichen den Erreichungsgrad von 1996 beibehalten haben dürfte. Die Gründe ergeben sich aus der Art der Analyse selbst in Verbindung mit der Bewertung der Fehlerquellen. • Die Analyse der Schutzziele der Stufe 1 (10 Einsatzkräfte innerhalb einer Fahrzeit von 8 min) mit den Ergebnissen von 91,2 % bei Feuer und 78,1 % bei Hilfeleistungen für 2008 sowie 91,2 % bei Feuer und 76,9 % bei Hilfeleistungen für 2012 ist maximal konservativ ausgelegt, d.h. sie berücksichtigt nur die nachweislich vorhandenen Einsatzkräfte mit den nachweislich dokumentierten Seite A-3 - 3 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 Zeiten. Sie gibt also den schlechtesten möglichen Zustand des Ergebnisses wieder. Positiv ausgedrückt ist die Feuerwehr Köln 2008 also in garantiert 91,2 % bzw. 78,1 % aller Einsätze mit 10 Kräften innerhalb von 8 min vor Ort gewesen (2012: 91,2 % bzw. 76,9 %). Darin ist dann aber ausschließlich der negative (!) Einfluss aller möglichen Fehlerquellen maximal (!) berücksichtigt. • Zur Erreichung der Schutzziele sind in der ersten Stufe drei Fahrzeuge und in der zweiten Stufe ein viertes Fahrzeug erforderlich. In einer Auswertung, die sich auf diese vier Fahrzeuge bezieht, treten folgerichtig drei Viertel der Fälle, in denen fehlerhafte Datensätze aussortiert werden müssen, bei den Fahrzeugen der Stufe 1 auf, also 75 % aller Fehler. Berücksichtigt man dann noch, dass ein Drittel aller Datensätze aussortiert werden müssen, so ist bei einem Drittel von 75 %, also bei 25 % aller Stufe1-Auswertungen das dritte Fahrzeug, das die 10 Einsatzkräfte vervollständigt, nicht ein Fahrzeug aus dem zuständigen Löschzug, sondern das Unterstützungs-LF (eigentlich das vierte Fahrzeug). Dieses LF kommt aber von einer anderen Wache und kann die geforderten 8 min nur ausnahmsweise erreichen. Dies verschlechtert das rechnerische Ergebnis erheblich, obwohl die drei Fahrzeuge des zuständigen Löschzugs in der Realität in fast allen Fällen früh eingetroffen sein dürften. • Die konservative (also die „schlechteste“) Auswertung der verfügbaren Daten berücksichtigt demnach auch nicht, dass der Löschzug in rund 90 % der Einsätze zusammen ankommt, die drei Fahrzeuge aber mit 30-40 s Differenz den FMS-Zeitstempel setzen. Bei der konservativen Auswertung wird aber die schlechteste Zeit im Löschzug ausgewertet. Trotzdem dürfte in diesen Fällen die Zeit des ersten eintreffenden Fahrzeugs des Löschzugs relevant sein, da vorausgesetzt werden kann, dass der FMS-Status „Eingetroffen“ grundsätzlich nicht vor Erreichen der Einsatzstelle gemeldet wird, das erste Fahrzeug pünktlich reagiert und die übrigen Fahrzeuge mit Zeitverzögerung reagiert haben. Betrachtet man in diesem Sinne die 8min-Erreichungsgrade der ersten Fahrzeuge vor Ort – oder genauer derjenigen Fahrzeuge des Löschzugs, die als erste das Eintreffen per FMS-Kennung gemeldet haben – als maximal optimistisches Ergebnis, so zeigen sich deutlich bessere Werte von 99,0 % (2008) bzw. 97,9 % (2012) bei Feuer und 94,5 % (2008) bzw. 93,9 % (2012) bei Hilfeleistung. Seite A-3 - 4 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 • Diese sehr schnelle Zeit und der damit verbundene hohe Erreichungsgrad muss allerdings um die 10 % der Fälle reduziert werden, in denen der Löschzug nicht gemeinsam eintrifft. Als rechnerische Größe hierfür kann die Differenz zwischen der konservativen Rechnung und der optimistischen Rechnung von rund 8 %Punkten (Feuer) bzw. rund 16 %-Punkten (Hilfeleistung), multipliziert mit den erwähnten 10 % der Fälle, angenommen werden. Folglich muss das maximal optimistische Ergebnis aus den Zeiten der schnellsten Fahrzeuge um 1-2 %Punkte reduziert werden. • In gleicher Größenordnung von 1-2 %-Punkten muss das so erhaltene „Zwischenergebnis“ noch einmal reduziert werden, um die Unterbesetzungen der Löschzüge während der Phase des Dienstplanmodells REDIPLAN zu berücksichtigen. • Die eingangs erwähnten händischen Auswertungen von mehreren hundert Einsätzen dokumentieren Fahrzeitdifferenzen von 30-40 s und mehr bei Löschzügen, die aufgrund von Plausibilitätsprüfungen nachweislich zusammen eingetroffen sind. Bei einer mittleren Fahrzeit von etwa 4-5 min über alle Einsätze entspricht dieser Fehler einer mittleren Abweichung von deutlich über 10 %. Dieser systemimmanente (menschliche) Fehler, die FMS-Statusmeldungen zu einem nicht korrekten Zeitpunkt abzusetzen, ist also erheblich größer als alle rechnerischen Ergebnisabweichungen bei den Datenauswertungen, die bisher betrachtet wurden. Mit dieser Abschätzung landet man mit den Ergebnissen relativ genau bei der gleichen Größenordnung, die man auch dann erhält, wenn man einfach nur die Zeiten des ersten eintreffenden Löschfahrzeugs betrachtet, wie dies bei den Auswertungen 1996 geschehen ist. Dies wären dann im 2008er Ergebnis Erreichungsgrade für die Schutzziel-Stufe 1 von 94,8 % (Feuer) bzw. 88,1 % (Hilfeleistung) für 10 Einsatzkräfte innerhalb von 8 min Fahrzeit und im 2012er Ergebnis 95,6 % (Feuer bzw. 89,1 % (Hilfeleistung). Mit diesen Zahlen, die mathematisch nicht vollständig herleitbar sind, sich aber aus der durchgeführten Fehlerabschätzung und Plausibilitätsprüfung ergeben, dürfte die Leistungsqualität der Feuerwehr Köln deutlich besser beschrieben sein als mit der konservativen Rechnung, die zwar garantierte Zahlen liefert, die Wirklichkeit aber nur eingeschränkt abbilden kann. Seite A-3 - 5 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 Argumentativ kann zusätzlich berücksichtigt werden, dass das Löschfahrzeug die zentrale Komponente des Löschzugs bildet. Es stellt 50 % des Personals und fast alle feuerwehrtechnischen Gerätschaften und wäre auch als einziges Fahrzeug vor Ort weitgehend handlungsfähig. Dies ist bei den beiden anderen Fahrzeugen des Löschzugs nicht der Fall. Sie wären bei Eintreffen nur bedingt handlungsfähig und auf ein weiteres Fahrzeug angewiesen. Die gesamte hier durchgeführte Fehlerbetrachtung gilt sinngemäß natürlich auch für die Unterstützungseinheit (Schutzziel Stufe 2). Da hier aber bereits bei der konservativen Rechnung das Schutzziel erfüllt wird – und hier sogar nachweislich und mathematisch sicher – ist die gesamte Diskussion an dieser Stelle obsolet. 2 Ergebnis Unter Berücksichtigung der oben ausgeführten Fehlerabschätzung erhält man die unten stehenden Endergebnisse hinsichtlich der Erfüllung der Schutzziele des Bedarfsplans von 1996 durch die Feuerwehr Köln in den Jahren 2008 und 2012. Kritischer Wohnungsbrand Schutzziel Stufe 1 Tabelle A-3-1 zeigt die Erreichungsgrade für das Schutzziel der Stufe 1 beim kritischen Wohnungsbrand (10 Einsatzkräfte in maximal 8 min). Im Anschluss daran sind die Ergebnisse aus den beiden betrachteten Jahren 2008 und 2012 grafisch dargestellt (Abb. A-3-1 und A-3-2). Seite A-3 - 6 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB. A-3-1 SCHUTZZIEL STUFE 1 BEI KRITISCHEM W OHNUNGSBRAND IN 2008 UND 2012 [ ZIEL: FAHRZEIT MAXIMAL 8 MIN IN 95 % ALLER FÄLLE ] ERREICHUNGSGRAD NACH 8 MIN [%] 95 % ERREICHT [MIN] MITTLERE FAHRZEIT [MIN] 2008 94,8 8:30 4,1 2012 95,6 8:00 4,0 BEI ABB. A-3-1 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 1 FÜR 2008 ABB. A-3-2 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 1 FÜR 2012 Kritischer Wohnungsbrand Schutzziel Stufe 2 Die Unterstützungseinheit, bestehend aus 5 Einsatzkräften mit einem Löschfahrzeug, soll gemäß Schutzzieldefinition in 95 % aller Einsätze innerhalb von maximal 13 min an der Einsatzstelle eintreffen. Das Ergebnis ist in Tabelle A-3-2 wiedergegeben, die grafische Auswertung erfolgt analog zu oben in den Abbildungen A-3-3 und A-3-4. Seite A-3 - 7 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB. A-3-2 SCHUTZZIEL STUFE 2 BEI KRITISCHEM W OHNUNGSBRAND IN 2008 UND 2012 [ ZIEL: FAHRZEIT MAXIMAL 13 MIN IN 95 % ALLER FÄLLE ] ERREICHUNGSGRAD NACH 13 MIN [%] 95 % ERREICHT [MIN] MITTLERE FAHRZEIT [MIN] 2008 98,3 11:00 5,9 2012 98,7 10:30 5,7 BEI ABB. A-3-3 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 2 FÜR 2008 ABB. A-3-4 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 2 FÜR 2012 Technische Hilfeleistung Schutzziel Stufe 1 Analog zur o.g. Auswertung ergeben sich im Bereich Technische Hilfeleistung die unten stehenden Ergebnisse. Tabelle A-3-3 zeigt die Erreichungsgrade für das Schutzziel der Stufe 1 bei der Technischen Hilfeleistung (10 Einsatzkräfte in maximal 8 min). Im Anschluss daran sind die Ergebnisse aus den beiden betrachteten Jahren 2008 und 2012 grafisch dargestellt (Abb. A-3-5 und A-3-6). Seite A-3 - 8 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Fehlerbetrachtung – Anhang A-3 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB. A-3-3 SCHUTZZIEL STUFE 1 BEI TECHNISCHER HILFELEISTUNG IM JAHR 2008 [ ZIEL: FAHRZEIT MAXIMAL 8 MIN IN 95 % DER FÄLLE ] ERREICHUNGSGRAD NACH 8 MIN [%] 95 % ERREICHT [MIN] MITTLERE FAHRZEIT [MIN] 2008 88,1 9:30 4,8 2012 89,1 10:00 4,9 BEI ABB. A-3-5 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 1 BEI TECHNISCHER HILFELEISTUNG FÜR 2008 ABB. A-3-6 FAHRZEITENVERTEILUNG SCHUTZZIEL STUFE 1 BEI TECHNISCHER HILFELEISTUNG FÜR 2012 Seite A-3 - 9 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Bearbeitungszeiten in der Leitstelle – Anhang A-4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-4 Bearbeitungszeiten in der Leitstelle 1 Die vier folgenden Abbildungen A-4-1 bis A-4-4 zeigen die Häufigkeitsverteilung der Bearbeitungszeiten für die schutzzielrelevanten Einsätze in den Jahren 2008 und 2012, aus den im Text genannten Gründen (s.a. Tab. 6-9) getrennt für die Bereiche Brandschutz und Hilfeleistung. Das Ziel sollte sein, weitestgehend unter der planerischen Größe von 90 s zu bleiben, um nicht durch erheblich verlängerte Bearbeitungszeiten die anderen Zeitfenster (Ausrücken, Fahrzeit) einzuschränken. ABB. A-4-1 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN IN DER LEITSTELLE FÜR NOTRUFABFRAGE UND EINSATZMITTELDISPOSITION 2008 – BRANDSCHUTZ Mittelwert bei ≈ 60 s, nach 90 s sind 76,2 % abgearbeitet, 90 % abgearbeitet sind bei 130 s = 2:10 min 1 Bearbeitungszeit der Leitstelle ist in diesem Zusammenhang nur die Zeit der Notrufabfrage und der Disposition bis zur Alarmierung der Einsatzmittel, weil die Bearbeitungszeit während des Einsatzes nicht hilfsfristrelevant ist. Seite A-4 - 1 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Bearbeitungszeiten in der Leitstelle – Anhang A-4 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. A-4-2 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN IN DER LEITSTELLE FÜR NOTRUFABFRAGE UND LEITSTELLE FÜR NOTRUFABFRAGE UND LEITSTELLE FÜR NOTRUFABFRAGE UND EINSATZMITTELDISPOSITION 2012 – BRANDSCHUTZ Mittelwert bei ≈ 45 s, nach 90 s sind 90,5 % abgearbeitet, 90 % abgearbeitet sind bei 118 s = 1:28 min ABB. A-4-3 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN IN DER EINSATZMITTELDISPOSITION 2008 – TECHN. HILFELEISTUNG Mittelwert bei ≈ 100 s ≈ 1:40 min, nach 90 s sind 42,7 % abgearbeitet, 90 % abgearbeitet sind bei > 4:00 min ABB. A-4-4 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN IN DER EINSATZMITTELDISPOSITION 2012 – TECHN. HILFELEISTUNG Mittelwert bei ≈ 93 s ≈ 1:33 min, nach 90 s sind 57,3 % abgearbeitet, 90 % abgearbeitet sind bei 163 s = 2:43 min Seite A-4 - 2 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Bearbeitungszeiten in der Leitstelle – Anhang A-4 Brandschutzbedarfsplan 2014 In diesen Auswertungen sind die Unterschiede zwischen Brandschutz und Hilfeleistung, die bereits zuvor angedeutet wurden, noch einmal in Zahlen wiederzufinden. Gleichzeitig ist zu erkennen, dass die Bearbeitungszeiten der Leitstelle von 2008 nach 2012 signifikant kürzer geworden sind, insbesondere im Bereich Brandschutz, aber auch im Bereich Hilfeleistung. Hier scheinen sich Optimierungen in der Arbeitsorganisation der Leitstelle und vermutlich auch die langjährige Gewöhnung in der Bedienung des Einsatzleitsystems (die Einführung 2 erfolgte 2007) auszuzahlen . Weitere und detailliertere Informationen erhält man, wenn man sich die beiden Teile Notrufabfrage und Einsatzmitteldisposition getrennt ansieht (Abbildungen A-4-5 bis A-4-12). ABB. A-4-5 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN IN DER LEITSTELLE FÜR DIE NOTRUFABFRAGE DER BEARBEITUNGSZEITEN IN DER LEITSTELLE FÜR DIE NOTRUFABFRAGE 2008 – BRANDSCHUTZ ABB. A-4-6 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG 2012 – BRANDSCHUTZ 2 Das neue Einsatzleitsystem wurde im Februar 2007 in Betrieb genommen, 2008 und 2012 bringen also 1 Jahr bzw. 5 Jahre Routine in der Bedienung des Systems mit sich. Dieser Unterschied dürfte sich hier auswirken. Seite A-4 - 3 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Bearbeitungszeiten in der Leitstelle – Anhang A-4 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. A-4-7 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN IN DER LEITSTELLE FÜR DIE NOTRUFABFRAGE IN DER LEITSTELLE FÜR DIE NOTRUFABFRAGE 2008 – TECHN. HILFELEISTUNG ABB. A-4-8 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN 2012 – TECHN. HILFELEISTUNG ABB. A-4-9 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN EINSATZMITTELDISPOSITION 2008 – BRANDSCHUTZ Seite A-4 - 4 IN DER LEITSTELLE FÜR DIE Stadt Köln – der Oberbürgermeister Bearbeitungszeiten in der Leitstelle – Anhang A-4 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. A-4-10 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN IN DER LEITSTELLE FÜR DIE IN DER LEITSTELLE FÜR DIE IN DER LEITSTELLE FÜR DIE EINSATZMITTELDISPOSITION 2012 – BRANDSCHUTZ ABB. A-4-11 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN EINSATZMITTELDISPOSITION 2008 – TECHN. HILFELEISTUNG ABB. A-4-12 HÄUFIGKEITSVERTEILUNG DER BEARBEITUNGSZEITEN EINSATZMITTELDISPOSITION 2012 – TECHN. HILFELEISTUNG Insgesamt ist sehr gut erkennbar, dass die Vielzahl der Brandmeldealarme und die gegenüber größeren Technischen Hilfeleistungen einfachere Notrufabfrage bei Feuer – und hier im Wesentlichen die einfachere Ortsverifizierung – die mittleren Seite A-4 - 5 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Bearbeitungszeiten in der Leitstelle – Anhang A-4 Brandschutzbedarfsplan 2014 Bearbeitungszeiten bis zur Alarmierung niedrig halten. Aber auch die Einsatzmitteldisposition scheint bei Technischen Hilfeleistungen deutlich aufwändiger zu sein, was die mittleren Zeiten hier noch einmal gegenüber dem Feuer verlängert. Seite A-4 - 6 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-5 Sonderfälle: fehlende TLF auf FW 8 und 14 sowie TLF auf FW 7 1 Einsatzzahlen und -bereiche der Tanklöschfahrzeuge Für eine Bewertung der Situationen auf FW 8 und FW 14 hinsichtlich der Verfügbarkeit bzw. Nichtverfügbarkeit eines Tanklöschfahrzeugs im eigenen Wachbereich ist es erforderlich, die Einsatzorte und Eintreffzeiten der Fahrzeuge im gesamten Stadtgebiet festzustellen und mögliche Anomalien in den betreffenden Wachbezirken mit dem Fehlen der Fahrzeuge zu korrelieren. Für den Bezug zu Schutzzielen ist es dabei wichtig, nicht alle Fahrzeugbewegungen der TLF und TRO zu betrachten, sondern pro Einsatz nur die des ersten eintreffenden TLFs bzw. TROs, weil bei höheren Alarmstufen mehrere TLF eingesetzt werden und dadurch naturgemäß immer Fahrzeuge enthalten sind, die anderen Wachbereichen entstammen, aber mit der aktuellen Betrachtung nichts zu tun haben. Die folgenden Tabellen einschließlich der Grafiken (folgende Seiten) zeigen die Einsatzzahlen der (ersten eintreffenden!) TLF / TRO in den Jahren 2008 und 2012 und stellen den Bezug zwischen dem eigenen Wachbereich mit originärer Zuständigkeit und dem Einsatzort (Wachbezirk) her. Seite A-5 - 1 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 236 13 3 9 6 222 4 4 8 22 284 6 8 5 16 5 221 26 3 7 155 ABB. A-5-1 2 22 589 8 267 241 7 8 Summe 10 TLF 14 10 TRO 10 26 TLF 9 TLF 5 42 TLF 8 TLF 4 16 TRO 7 TLF 3 473 2 6 TRO 6 FW 1 TRO 2 EINSATZZAHLEN DER ERSTEN TLF/TRO 2008, AUFGESCHLÜSSELT NACH W ACHBEZIRKEN TRO 1 TAB A-5-1 2 2 215 57 5 149 9 1 329 8 278 2 167 12 284 15 182 9 1 4 309 29 343 10 22 8 4 289 323 14 2 1 74 Σ 543 260 47 24 346 346 244 189 220 218 324 387 EINSATZZAHLEN DER ERSTEN TLF/TRO 2008, AUFGESCHLÜSSELT NACH W ACHBEZIRKEN Seite A-5 - 2 0 3077 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 TRO2 PTLF2 TLF3 TLF4 TLF5 TRO6 TRO7 TLF8 TLF9 PTLF9 TRO10 PTLF10 TLF14 Summe EINSATZZAHLEN DER ERSTEN TLF/TRO 2012, AUFGESCHLÜSSELT NACH W ACHBEZIRKEN 548 14 26 15 6 0 0 0 1 43 0 653 2 17 207 13 0 0 0 0 1 0 4 0 242 3 37 6 168 4 0 0 0 2 0 1 0 218 4 6 1 24 273 14 15 0 0 0 0 0 333 5 18 0 0 4 207 25 1 1 2 4 0 262 6 1 1 0 4 16 113 0 1 0 0 0 136 7 0 3 1 0 1 0 150 32 4 21 0 212 8 0 2 0 0 0 0 10 90 22 34 0 158 9 2 0 0 0 1 0 1 4 213 31 0 252 10 29 5 0 0 2 0 0 5 7 257 0 305 FW 1 ABB. A-5-2 TRO1 PTLF1 TAB A-5-2 14 0 2 70 19 0 0 0 0 0 0 0 91 Σ 658 241 302 319 247 153 162 136 249 395 0 2862 EINSATZZAHLEN DER ERSTEN TLF/TRO 2012, AUFGESCHLÜSSELT NACH W ACHBEZIRKEN Seite A-5 - 3 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 In den aufgezeigten Einsatzzahlen stecken zwei Fragen, die unterschiedlicher Natur sind und deswegen grundsätzlich differenziert werden müssen: 1. Betrachtung der Daten aus dem Blickwinkel der Wachbereiche, also letztlich die Frage: „Welche Tanklöschfahrzeuge sind in den einzelnen Wachbereiche jeweils wie oft zum Einsatz gekommen?“ 2. Betrachtung der Daten aus dem Blickwinkel der Fahrzeuge, also letztlich die Frage: „Wohin, also in welche Wachbezirke, sind die einzelnen Tanklöschfahrzeuge jeweils gefahren?“ Die Antworten auf diese Fragen finden sich in den folgenden Tabellen A-5-3 bis A-5-6. Sie liefern unterschiedliche Informationen, aus denen jeweils eigene Rückschlüsse gezogen werden müssen. In den Tabellen werden die Einsatzzahlen jeweils auf 100 % bezogen, d.h. die Verteilung wird anteilmäßig dargestellt, um eine direkte Vergleichbarkeit zwischen den Wachbereichen (Punkt 1, Tab. A-5-3 und A-5-4) bzw. den Fahrzeugen (Punkt 2, Tab. A-5-5 und A-5-6) herzustellen. 1. Betrachtung aus dem Blickwinkel Wachbereiche Zunächst ist zu beantworten, durch welche Fahrzeuge Einsätze in den einzelnen Wachbezirken abgearbeitet wurden (s.o., Frage 1), so dass sich in den beiden folgende Tabellen für 2008 und 2012 jeweils 100 % für die einzelnen Wachbezirke ergibt. Seite A-5 - 4 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB A-5-3 PROZENTUALER ANTEIL DER EINZELNEN TANKLÖSCHFAHRZEUGE AN DEN EINSATZZAHLEN DER ELF KÖLNER W ACHBEZIRKE 2008 3,7 2,5 92,1 1,7 4 2,4 6,7 86,3 1,8 2,4 5 5,8 1,8 79,5 9,4 1,8 4,2 92,8 1,1 9 0,3 10 6,8 14 2,7 1,1 63,5 3,7 100,0 3,0 100,0 100,0 7 8 Summe 3 TLF 14 1,7 TRO 10 4,4 4,9 TLF 9 TLF 5 7,1 88,4 TLF 8 TLF 4 2,7 3,7 TRO 7 TLF 3 80,3 2 6 TRO 6 FW 1 TRO 2 TRO 1 [ „W ELCHE TLF ODER TRO KAMEN 2008 IN DEN W ACHBEZIRKEN WIE OFT ZUM EINSATZ?“ ] 0,7 0,3 100,0 2,9 100,0 1,2 100,0 4,2 100,0 75,7 20,1 2,7 81,9 4,9 8,2 100,0 1,2 90,1 8,5 100,0 2,5 1,2 89,5 100,0 1,4 100,0 32,4 Anm.: Diese Tabelle beantwortet die Frage, von welchen TLF/TRO 2008 die einzelnen Wachbezirke im Einsatzfall angefahren wurden. PROZENTUALER ANTEIL DER EINZELNEN TANKLÖSCHFAHRZEUGE AN DEN EINSATZZAHLEN DER ELF KÖLNER W ACHBEZIRKE 2012 7,0 85,5 5,4 3 17,0 2,8 77,1 1,8 4 1,8 0,3 7,2 82,0 4,2 4,5 5 6,9 1,5 79,0 9,5 6 0,7 2,9 11,8 83,1 0,7 7 1,4 8 1,3 9 0,8 10 9,5 14 0,4 0,5 0,4 2,2 0,7 76,9 100,0 0,0 1,7 100,0 0,5 100,0 0,9 0,5 1,6 6,6 20,9 Summe 2 0,2 TLF14 0,9 TRO10 PTLF10 2,3 TLF9 PTLF9 TLF5 4,0 TLF8 TLF4 2,1 1 TRO7 TLF3 83,9 FW TRO6 TRO2 PTLF2 [ „W ELCHE TLF, TRO ODER PTLF KAMEN 2012 IN DEN W ACHBEZIRKEN WIE OFT ZUM EINSATZ?“ ] TRO1 TLF1 TAB A-5-4 100,0 0,4 0,4 70,8 100,0 0,8 1,5 15,1 1,9 9,9 100,0 6,3 57,0 13,9 21,5 100,0 0,4 1,6 84,5 12,3 100,0 1,6 2,3 84,3 100,0 100,0 0,7 100,0 Anm.: Diese Tabelle beantwortet die Frage, von welchen TLF/TRO 2012 die einzelnen Wachbezirke im Einsatzfall angefahren wurden. Den aufgeführten Daten können unmittelbar folgende wichtige Informationen entnommen werden: Seite A-5 - 5 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 • Der Anteil der Einsätze, für die primär wachfremde TLF, TRO bzw. PTLF alarmiert werden müssen, lag 2008 im Kölner Stadtgebiet je nach Feuerwache zwischen 8 % und 24 % und im Jahr 2012 zwischen 14 % und 43 %. Diese Unterstützung wird in der überwiegenden Zahl der Fälle durch die direkten Nachbarn geleistet. Dabei sind den Zahlen direkt folgende Auffälligkeiten zu entnehmen: − Relativ hohe Verfügbarkeiten der Tanklöschfahrzeuge von rund 90 % hatten 2008 die Feuerwachen 2, 3, 6, 9 und 10. Dies sind mit Ausnahme der FW 10 durchweg Feuerwachen, die für die Besatzungen der Tanklöschfahrzeuge 1 keine Sonderaufgaben haben . Das TRO 10 unterstützt die FW 8 als Nachbarwache, und ergänzt regelmäßig die Löschbootbesatzungen, was hier aber offensichtlich anteilmäßig nicht dramatisch zu Buche schlägt. 2012 hatte keine Wache eine Verfügbarkeit des eigenen Tanklöschfahrzeugs bei Einsätzen von mehr als 86 %, dennoch gilt sinngemäß das Gleiche. − Wachbezirk 1 (Innenstadt) hat einen Fremdanteil von etwa 20 % (2008) bzw. 16 % (2012) an primär eingesetzten Tanklöschfahrzeugen, obwohl die Besatzung des TRO 1 keine ausdrückliche Sonderfunktion hat. Hier kommt zwar die hohe Einsatzfrequenz in der Innenstadt zum Tragen, aber auch die Unterstützung der Atemschutzwerkstatt bei hohem Arbeitsaufkommen durch viele Atemschutzeinsätze erfordert gelegentlich die Außerdienstnahme von Fahrzeugen der FW 1. Dies ist dann in der Regel das TRO (bzw. mittlerweile das PTLF). Die Unterstützung im Einsatz erfolgt dann durch alle benachbarten Wachbezirke. − Wachbezirk 7 (Porz) wird zu 24 % (2008) bzw. 29 % (2012) durch Tanklöschfahrzeuge von außerhalb bedient. Dies ist durch die häufige Inanspruchnahme des personell nicht fest besetzten sog. Mannschaftsbusses der FW 7 (M-Bus 7) zu erklären, der insgesamt drei Funktionen übernimmt. Er führt in Einzelfällen notwendige Personaltransporte durch, wird zu allen Gasaustritten im Stadtgebiet sowie weiteren Einsätzen als Unterbringungsraum für evakuierte Personen alarmiert und übernimmt wegen seiner entsprechenden rettungsdienstlichen Ausstattung Transporte besonders schwergewichtiger Patienten im Stadtgebiet Köln und auf Anforderung auch darüber hinaus. Die Besetzung des M-Bus 7 erfolgt durch die Besatzung des TRO 7. Die Unterstützung des Wachbereichs 7 erfolgt fast ausschließlich durch das TLF 8, in wenigen Fällen durch das TRO 10. Seite A-5 - 6 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 − Wachbezirk 5 (Nippes) wird primär zu gut 20 % von Tanklöschfahrzeugen anderer Feuerwachen bedient. Hier liegt die Begründung darin, dass die FW 5 für große Teile der Logistik bei größeren Einsätzen zuständig ist und hierfür Personal benötigt, das durch die Außerdienstnahme von Fahrzeugen – in der Regel zunächst das TLF und erst bei besonders hohem Bedarf zusätzliche Fahrzeuge – bereitgestellt wird. − Wachbezirk 4 (Ehrenfeld) liegt mit etwa 13 % / 18 % Fremdanteil zwischen den Extremen. Dies lässt sich nur unzureichend mit der gelegentlichen Inanspruchnahme des Rettungsbusses (R-Bus 4) bei besonderen Lagen und Einsätzen im Wachbezirk 14 erklären. Wichtiger ist die Tatsache, dass die FW 4 im Wachbezirk 3 kompensieren muss, wenn das TLF 3 wieder einmal im Wachbereich 14 eingesetzt ist (was ein Drittel der Einsätze des LF 3 ausmacht, s.u.). • Da kein TLF 14 existiert, muss der Wachbezirk 14 primär von den Nachbarwachen bedient werden. Dies sind zu etwa zwei Dritteln die FW 3 und zu etwa einem Drittel die FW 4 sowie in Einzelfällen weitere Wachen. Dadurch wird die Verfügbarkeit der betreffenden TLF für ihren originären Zuständigkeitsbereich eingeschränkt. • Die Verfügbarkeit von Poolpersonal auf FW 8 war 2008 so schlecht, dass der Wachbereich FW 8 nur zu etwa 80 % durch das eigene Fahrzeug bedient werden konnte, wobei hier noch etwa 20 % der Einsätze des Nachbarbereichs FW 7 übernommen werden mussten. Dies reduziert sich bis 2012 auf einen Eigenanteil von 57 % im Wachbezirk bei einer Unterstützung des Wachbezirks 7 von immer noch rund 15 %. 2. Betrachtung aus dem Blickwinkel Fahrzeuge Auch die umgekehrte Betrachtungsweise, nämlich die Analyse, wohin die einzelnen Tanklöschfahrzeuge in den betrachteten Zeiträumen jeweils ausgerückt sind, liefert mehrere interessante Ergebnisse. 1 Die Sonderaufgabe der Besetzung von Springer-RTW für zufällige Bedarfsspitzen im Rettungsdienst, die für alle TLF-/TRO-Besatzungen gilt, bleibt in dieser Betrachtung unberücksichtigt. Seite A-5 - 7 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB A-5-5 PROZENTUALE VERTEILUNG DER ZIELBEREICHE DER EINZELNEN TANKLÖSCHFAHRZEUGE 2008 2 1,8 90,8 3,8 3 1,7 2,3 64,2 1,2 4 1,5 6,4 82,1 2,5 4,2 5 2,9 1,4 90,6 13,8 0,9 2,9 82,0 5,7 2,1 7 8 0,4 0,8 0,3 0,6 2,1 0,5 97,7 26,1 2,3 68,3 2,8 3,1 3,9 9 0,2 1,8 95,4 7,5 10 4,1 3,7 1,2 74,7 14 0,4 Σ 100,0 100,0 TLF 14 4,1 TRO 10 TLF 5 7,5 TLF 9 TLF 4 12,1 TLF 8 TLF 3 6,2 TRO 7 TRO 2 87,1 6 TRO 6 FW 1 TRO 1 [ „W OHIN SIND DIE TLF/TRO ZUM EINSATZ GEFAHREN?“ ] 13,6 6,9 100,0 100,0 0,3 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 0,0 Anm.: Diese Tabelle beantwortet die Frage, in welche Wachbezirke die TLF/TRO 2008 im Einsatzfall alarmiert wurden. PROZENTUALE VERTEILUNG DER ZIELBEREICHE DER EINZELNEN TANKLÖSCHFAHRZEUGE 2012 3 5,6 2,5 55,6 1,3 4 0,9 0,4 7,9 85,6 5,7 9,8 5 2,7 1,3 83,8 16,3 0,6 0,7 6 0,2 1,3 6,5 73,9 0,0 0,7 92,6 6,2 0,6 0,4 7 1,2 8 0,8 9 0,3 10 4,4 14 Σ 100,0 0,3 0,4 0,4 2,1 0,8 0,8 23,2 6,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0 0,4 10,9 0,7 1,0 1,5 0,3 0,8 1,0 23,5 1,6 5,3 66,2 8,8 8,6 2,9 85,5 7,8 3,7 2,8 65,1 100,0 100,0 100,0 TLF14 2,4 TRO10 PTLF10 4,7 4,3 TLF9 PTLF9 TLF5 8,6 85,9 TLF8 TLF4 5,8 2,6 TRO7 TLF3 83,3 2 FW 1 TRO6 TRO2 PTLF2 [ „W OHIN SIND DIE TLF, TRO ODER PTLF ZUM EINSATZ GEFAHREN?“ ] TRO1 PTLF1 TAB A-5-6 0,0 Anm.: Diese Tabelle beantwortet die Frage, in welche Wachbezirke die TLF/TRO 2012 im Einsatzfall alarmiert wurden. Diese Zahlen führen unmittelbar zu den folgenden Aussagen: Seite A-5 - 8 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 • Die Zielorte der einzelnen Tanklöschfahrzeuge – auch hier nur die Primäralarmierungen betrachtet – schwanken anteilmäßig stärker als die Verfügbarkeit in den Wachbezirken. Auffällig sind hier die Zahlen für folgende Fahrzeuge: − Das TLF 3 fährt nur knapp zwei Drittel (2008) bzw. nur etwas mehr als die Hälfte (2012) seiner Einsätze im eigenen Bereich, weil es wesentlich den Bereich der FW 14, aber auch die Bereiche der Feuerwachen 1 (hohe Einsatzzahlen) und 4 (Einsätze für FW 14) mit bedient. − Das TLF 4 bedient den Bereich der FW 14, aber auch den der FW 1 (hohe Einsatzzahlen) und kommt so auf einen Fremdanteil von knapp 20 % (2008) bzw. 14 % (2012). − Das TRO 6 unterstützt häufig die FW 5, gelegentlich die FW 4. − Das TRO 7 fährt 98 % (2008) bzw. 93 % (2012) aller Einsätze im eigenen Wachbezirk. − Das TLF 8 fährt nur zwei Drittel seiner Einsätze im eigenen Wachbezirk. In rund 25 % der Fälle wird das Fahrzeug in den Wachbezirk 7 alarmiert, der Rest fällt im Wesentlichen auf die beiden übrigen rechtsrheinischen Wachen. − Das TRO 10 unterstützt im Wesentlichen die FW 1 (hohe Einsatzzahlen) und die FW 8 (kein TLF) sowie verteilt die übrigen Nachbarwachen. • Insgesamt lässt sich gerade bei dieser Betrachtung ein „Dominoeffekt“ erkennen, der aus der Notwendigkeit entsteht, ein fehlendes und mehrere zeitweise unbesetzte Tanklöschfahrzeuge zu kompensieren, insbesondere bei den Wachen um FW 14 und um FW 7 herum. 2 TLF 14 Die Auswirkungen des Fehlens eines Tanklöschfahrzeugs auf FW 14 sind direkt an den Erreichungsgraden der schutzzielrelevanten Leistungen im Wachbereich 14 abzulesen. Ein direkter Vergleich zum Durchschnitt im Kölner Stadtgebiet zeigt die Defizite deutlich auf. Seite A-5 - 9 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 TAB. A-5-7 ERREICHUNGSGRADE SCHUTZZIELE IM W ACHBEREICH DER FW 14 IM VERGLEICH ZUM GESAMTEN STADTGEBIET KÖLN [ ANGABEN IN % ] Schutzziel 1996 Fahrzeit max. 8 min Feuer Hilfeleistung Schutzziel 2014 (AGBF) Eintreffzeit max. 8 min Wachbereich 14 Vergleich Köln gesamt Wachbereich 14 Vergleich Köln gesamt 2008 81,0 94,8 57,2 84,6 2012 84,8 95,6 61,1 87,0 2008 28,6 88,1 33,3 68,9 2012 50,0 89,1 50,0 69,1 Anmerkung zur Tabelle: Die Ergebnisse des Gesamtgebiets der Stadt Köln ergeben finden sich in Kap. 6.2.4. Sie basieren auf den Zeiten des ersten eintreffenden LF auf der Grundlage aller Fehlerbetrachtungen gemäß Kap. 6.2.3 und Anhang A-3. Diese Fehlerbetrachtungen und -korrekturen sind aber für die FW 14 nicht anwendbar, da hier kein vollständiger Löschzug stationiert ist und auch keine Kompensation erfolgen kann. Daher ist hier richtigerweise diejenige (konservative) Analyse anzuwenden, die das Eintreffen von 10 Kräften innerhalb der Frist definitiv nachweist. Das Fehlen eines TLF kann in Köln aufgrund des Stationierungskonzepts der Feuer- und Rettungswachen schon theoretisch nicht durch andere Feuerwachen kompensiert werden, da nur im jeweils eigenen Wachbereich auskömmliche Fahrzeiten möglich sind, in fremden Wachbereichen in der Regel aber nicht. Diese Tatsache wird durch die in Tab. A-5-7 dokumentierten tatsächlichen Defizite im Bereich der Eintreffzeiten im Wachbereich der FW 14 signifikant bestätigt. Hier liegt für den Bereich der FW 14 ein entsprechender dringender Handlungsbedarf vor, um nicht einem Organisationsverschulden zu erliegen. 3 TLF 8 Auf FW 8 ist die Situation grundsätzlich anders gelagert als auf FW 14. Durch die im Text bereits erwähnte Poolbildung (Tab. 7-5) besteht die Möglichkeit, das TLF 8 relativ häufig zu besetzen und die entsprechenden Defizite zu kompensieren. Durch die Tatsache, dass der Gerätewagen Tierrettung (GW-TR 8) nur im Tagesdienst fest besetzt ist (41 h pro Woche), schwankt die Poolbesatzung zwischen 6 Einsatzkräften tagsüber an Werktagen und 4 Einsatzkräften nachts und an Wochenenden und Feiertagen. Wegen der Notwendigkeit, Einsatzfahrzeuge mit (mindestens) 2 Kräften zu besetzen, besteht also grundsätzlich die Möglichkeit, zwei bzw. drei der vier vorhandenen Poolfahrzeuge gleichzeitig zum Einsatz zu bringen. Einschränkungen ergeben sich allerdings teilweise aus der Qualifikation Seite A-5 - 10 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 der Poolbesatzungen, die aufgrund von Stellenplan und Ausbildung nicht immer für alle vier Fahrzeuge eingesetzt werden können, da es sich außer beim TLF um Sonderfahrzeuge handelt, die einer besonderen Ausbildung und Qualifikation bedürfen. Einsatzzahlen der Poolfahrzeuge Die Einsatzzahlen der vier Poolfahrzeuge der FW 8 in den betrachteten Jahreszeiträumen sind der folgenden Tabelle A-5-8 dargestellt: TAB. A-5-8 EINSATZZAHLEN DER POOLFAHRZEUGE FW 8 IN 2008 Fahrzeug Formelle Besatzung Anzahl Einsätze 2008 2012 GW-TR 8 8h-Dienst (41h/Wo) 1756 2017 TLF 8 unbesetzt WLF 8-1 24 h 47 45 WLF 8-2 24 h 11 11 *) 362 *) 311 *) Das TLF 8 kann als unbesetztes Fahrzeug natürlich nur eingesetzt werden, wenn Poolbesatzung verfügbar ist. Insofern wären reale Einsatzzahlen eines fest besetzten Tanklöschfahrzeugs höher. Damit können zunächst folgende einfache Aussagen getroffen werden: • Der GW-TR 8 weist das mit Abstand höchste Einsatzaufkommen der vier Fahrzeuge auf, gefolgt vom TLF. • Die beiden WLF haben geringe Einsatzzahlen. Insbesondere das WLF 8-2 hat nur sehr wenige Einsätze pro Jahr, wird aber häufig für Logistik- und Transportaufgaben eingesetzt. Diese Fahrten sind allerdings nicht im Einsatzleitrechner dokumentiert, da sie nicht zu einem Einsatz gehören. Tagesganglinien des Gerätewagens Tierrettung (GW-TR 8) Die o.g. Einsatzzahlen des GW-TR 8 sagen zunächst nur wenig über die Belastung des gesamten Pools durch die Tierrettung aus. Hierzu ist ein Blick auf die Tagesganglinien der Einsätze, zweckmäßigerweise aufgeteilt nach Wochentagen, sehr aufschlussreich. Es zeigt sich, dass der GW-TR 8, der eigentlich nur im Tagesdienst besetzt ist, auch in der Nacht und am Wochenende viele Einsätze hat, bei denen dann die Besatzungen anderer Fahrzeuge einspringen müssen. Seite A-5 - 11 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. A-5-3 TAGESGANGLINIEN DER EINSÄTZE DES GW-TR 8 IN 2008 GW-TR 8 personell besetzt (nur Wochentage, nicht Sa, So) ABB. A-5-4 TAGESGANGLINIEN DER EINSÄTZE DES GW-TR 8 IN 2012 GW-TR 8 personell besetzt (nur Wochentage, nicht Sa, So) Der Vergleich der einzelnen Wochentage wird in diesen beiden Darstellungen erheblich erleichtert, wenn die Summenlinie nicht gezeigt wird und dadurch die Linien der Wochentage optisch aufgespalten werden können (Abb. A-5-5 und A-56). Seite A-5 - 12 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 ABB. A-5-5 TAGESGANGLINIEN DER EINSÄTZE DES GW-TR 8 IN 2008 GW-TR 8 personell besetzt (nur Wochentage, nicht Sa, So) ABB. A-5-6 TAGESGANGLINIEN DER EINSÄTZE DES GW-TR 8 IN 2012 GW-TR 8 personell besetzt (nur Wochentage, nicht Sa, So) Hier zeigt sich deutlich, dass unter Berücksichtigung der zu erwartenden Zufälligkeit der Einsatzverteilung keinerlei statistisch signifikante Abweichungen zwischen den Ganglinien der einzelnen Wochentage existieren. Wichtig hinsichtlich des Einsatzaufkommens des GW-TR 8 sind demnach zwei Feststellungen: 1. Auch in der Nacht (16-8 Uhr) fällt für die Tierrettung eine Vielzahl von Einsätzen an. Für diese Einsätze muss der Personalpool bemüht werden, andere Fahrzeuge sind dadurch dann ggf. nicht verfügbar. Seite A-5 - 13 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 2. Gleiches gilt für das Wochenende. Die fast identisch verlaufenden Ganglinien für alle Tage der Woche zeigen, dass die Tierrettung am Wochenende keine „Pause“ hat, sondern in gleichem Maße wie an jedem anderen Tag gefordert ist. Händische Auswertungen der FW 8 für den 1.10.2010 bis 30.9.2011 (ein voller Jahreszeitraum) bestätigen dies: im benannten Zeitraum hatte der GW-TR 8 außerhalb der Tagesdienstzeiten, in denen er fest besetzt ist, 1336 Einsätze abzuarbeiten, die ausschließlich von den Besatzungen der WLF erledigt wurden. Einsatzkonzepte Würde man daraus folgernd nun ausschließlich auf die Einsatzzahlen und Tagesganglinien abheben, so müssten mit dem vorhandenen Personal der GW-TR 8 und das TLF 8 im 24h-Dienst und das WLF 8-1 im 8h-Dienst besetzt werden. Diese Einschätzung vernachlässigt aber die Notwendigkeit, gegebene Einsatzkonzepte bei der Besetzung der Fahrzeuge zu berücksichtigen. • Das TLF ist integraler Bestandteil des Löschzugkonzepts der Feuerwehr Köln. Hier können konzeptionell keine Ausnahmen gemacht werden, vor allem vor dem Hintergrund der Sicherheit an der Einsatzstelle und der Notwendigkeit, Leistungskriterien (Erfüllung von Schutzzielen) spätestens bei rechtlichen Überprüfungen nachweisen zu müssen. • Das Fehlen eines TLF kann in Köln aufgrund des Stationierungskonzepts der Feuer- und Rettungswachen und des Löschzugkonzepts nicht durch andere, benachbarte Feuerwachen kompensiert werden, da jeweils im eigenen Wachbereich auskömmliche Fahrzeiten möglich sind, in fremden Wachbereichen in der Regel aber nicht. Ein Organisationsverschulden muss ausgeschlossen werden (analog Kap. 6.9.2 – TLF 14). • Die beiden Wechselladerfahrzeuge sind mit den beiden auf FW 8 stationierten Abrollbehältern („Containern“) für die Dekontamination von Personen (Einsatzkräfte und Betroffene/Verletzte) bestückt. Damit sind sie integraler Bestandteil von Einsatzkonzepten für Einsätze mit atomaren, biologischen oder chemischen Gefahrstoffen und müssen bei den entsprechenden Einsatzstichworten unverzüglich verfügbar sein. Seite A-5 - 14 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 • Tatsächlich ist nur eines der beiden Fahrzeuge (nämlich das WLF 8-1 mit dem AB-Dekon 8-1) konzeptionell in die Vielzahl der in Köln stattfindenden ABCEinsätze eingebunden. Das zweite Fahrzeug (WLF 8-2 mit dem AB-Dekon 8-2) dient einerseits als Einsatzmittel für Paralleleinsätze und andererseits der Erfüllung von vom Land NRW vorgegebenen Einsatzkonzepten im Dekon-Bereich, bei denen beide Fahrzeuge parallel eingesetzt werden müssen. Aus diesem Grund sind zurzeit beide WLF fest besetzt. Diese beiden Fälle sind aber äußerst selten, so dass hier ggf. andere Lösungen als eine Festbesetzung beider WLF möglich sind. 4 TRO 7 Das Tanklöschfahrzeug der Feuerwache 7 (TRO 7) weist in den oben angeführten Auswertungen die mit Abstand schlechteste Verfügbarkeit von allen Tanklöschfahrzeugen auf, denn der Wachbereich 7 wurde bis zu 30 % von wachfremden Tanklöschfahrzeugen bedient. Im Rahmen dieses Brandschutzbedarfsplans kann hier nur festgestellt werden, dass die Ausfälle im Wesentlichen durch die in den letzten Jahren erheblich gestiegene Zahl der Rettungsdiensteinsätze des M-Bus 7 bedingt sind, der durch die Besatzung des TRO 7 in Springer- bzw. Poolfunktion besetzt wird. Dies führt letztlich zu einer noch schlechteren Verfügbarkeit des Tanklöschfahrzeugs als auf FW 8. Lösungen hierfür können nicht Teil des Brandschutzbedarfsplans sein, sondern müssen von Seiten des Rettungsdienstes kommen. An dieser Stelle ist aber als bedeutend festzustellen, dass gerade für die Randwache FW 7, bei der ein fehlendes Fahrzeug im Einsatzfall nur von wenigen anderen Wachen ersetzt werden kann (FW 8 und ggf. FW 2), hier ein entsprechendes Sicherheits- und Organisationsproblem auftritt. Mit der Indienstnahme eines speziellen Rettungswagens für schwergewichtige Patienten auf FW 4 (RTW 4-5) im Jahr 2013 wurde hier ein erster Schritt getan. Wie sich dieses Fahrzeug auf die Verfügbarkeit des TRO 7 in der Zukunft auswirkt, wird zu beobachten sein. Seite A-5 - 15 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Sonderfälle TLF - Anhang A-5 Brandschutzbedarfsplan 2014 5 Handlungsbedarf Aus dem bisherigen Ausführungen ergibt sich Handlungsbedarf hinsichtlich der Einführung von Tanklöschfahrzeugen auf den Feuerwachen 8 (Ostheim) und 14 (Lövenich), um ein Organisationsverschulden auszuschließen, das die Gleichbehandlung des gesamten (urban besiedelten) Stadtgebiets und verbunden damit die Einhaltung der gesetzten Schutzziele betrifft. Im Ergebnis sind folgende Forderungen zu stellen: FW 14 - Lövenich • Auf FW 14 ist ein fest besetztes TLF 14 einzuführen (2 Funktionen im 24hDienst). FW 8 - Ostheim • Auf FW 8 ist ein fest besetztes TLF 8 einzuführen (2 Funktionen im 24h-Dienst). Hierfür wird die Besatzung des WLF 8-2 eingesetzt, die Forderung ist damit kostenneutral umsetzbar. • Die Besetzung des GW-TR 8 wird vom 8h-Dienst auf den 24h-Dienst erweitert. • Das WLF 8-1 bleibt wie bisher im 24h-Dienst besetzt. • Diese drei Fahrzeugbesatzungen bilden weiterhin einen Pool für die vier Fahrzeuge. • Das WLF 8-2 ist zukünftig personell unbesetzt. Die extrem selten zu erwartenden Situationen, in denen beide WLF und AB-Dekon benötigt werden, müssen aus dem Pool abgearbeitet werden. • Für den Rettungsdienst ergibt sich ggf. die Möglichkeit, wie auf anderen Feuerund Rettungswachen einen Springer-RTW 8-3 zu besetzen. Eine Bewertung dieser Option ist im Rahmen der Rettungsdienstbedarfsplanung vorzunehmen. FW 7 - Porz • Die Auswirkungen der Inbetriebnahme des RTW 4-5 für schwergewichtige Patienten sind zu beobachten; Erwartungshaltung wäre hier eine deutlich verbesserte Verfügbarkeit des TRO 7. Seite A-5 - 16 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Aus- und Fortbildungen bei der BF Köln - Anhang A-6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-6 Aus- und Fortbildungen bei der Berufsfeuerwehr Köln Gesamtsummen 10028,49 1 FW 14 A-Einheiten Ausbildung 5 5 3 Gerätewart Atom Ausbildung 2,5 5 2 FW 14 A-Einheiten Fortbildung 1 4 152 Strahlenschutzfortbildung Fortbildung im 24hDienst Tage Bezeichnung Dauer der Aus-/Fortbildung in Tagen Ausbildung oder Fortbildung Nr. Tage Tagesdienst Stand: 26.01.2014 14330 47 Summe Sondereinheit Atomare Gefahren 14 47 4 ATF Ausbildung 15 30 5 ATF Fortbildung 10 95 95 125 95 Summe Sondereinheit ATF FW 8 ABC-Einheiten Ausbildung 7 FW 8 ABC-Einheiten Fortbildung 8 Seminare IdF für ABC- Sondereinheiten Fortbildung 3 6 9 Seminare AKNZ für ABC- Sondereinheiten Fortbildung 4 32 Summe Sondereinheit BC - Gefahren Seite A-6 - 1 3 24 6 274 62 274 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Aus- und Fortbildungen bei der BF Köln - Anhang A-6 Brandschutzbedarfsplan 2014 5,15 11 Wartung Ölabscheider Ausbildung 1 16 Gerätetechnik = Gerätewart Ausbildung 3 17 Gerätetechnik = Gerätewart Fortbildung 1 40 32 Ausbildungsbeauftragter Ausbildung 3 33 33 Ausbildungsbeauftragter Fortbildung 1 40 34 DL-Maschinist Ausbildung 6 123 35 DL-Maschinist Fortbildung 2 112,4 36 DL- FaFü Ausbildung 6 45 45 Atemschutzmaskenprüfer Ausbildung 1 14 46 Atemschutzmaskenprüfer Fortbildung 0,5 12,75 23 Fahrerunterweisung Fortbildung 0,25 17,75 24 BIII-Lehrgang Ausbildung 40 600 25 Brandschutzerziehung Ausbildung 1 16 26 Brandschutzerziehung Fortbildung 1 27 27 FASI Ausbildung 1 2,25 29 ZF/WAF- Schulung incl. RS Ausbildung 80 320 30 SpEx/PEP- Schulung Ausbildung 1 12 31 SpEx/PEP- Schulung Fortbildung 1 48 37 Fachausbilder DL Ausbildung 5 26,65 38 Fachausbilder DL Fortbildung 1 36 40 Zentrale Brandschutzfortbildung Fortbildung 2 1822 41 Zentrale Brandschutzfortbildung GF/ZF Fortbildung 2 42 Allgemeine Seminare IdF Fortbildung 5 102,5 43 Allgemeine Seminare AKNZ Fortbildung 5 82,5 44 Seminar Realbrandbekämpfung Fortbildung 1 49 Personalführung (Fögeling) Ausbildung 10 50 Personalführung (Fögeling) Fortbildung 2 51 Führungskräfteseminare Fortbildung 3 243 53 Besondere Schulung FW-B Ausbildung 1 48 54 Fachübungsleiter Dienstsport Ausbildung 3,5 49 Seite A-6 - 2 60 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Aus- und Fortbildungen bei der BF Köln - Anhang A-6 Brandschutzbedarfsplan 2014 55 Fachübungsleiter Dienstsport Fortbildung 1,5 42,75 56 Fortbildung der Dozenten Fortbildung 0,5 37,5 57 Schirrmeister Ausbildung 5 61 PSU lt. separater Anlage Ausbildung 15 30 62 PSU lt. separater Anlage Fortbildung 8 96 127 FW- Fortbildung auf den Feuerwachen Fortbildung 8,25 132 Anleiterübungen Fortbildung 201 133 Einsatzübungen Fortbildung 121 134 Objektbesichtigungen Fortbildung 258 135 U- Bahnbegehungen Fortbildung 64 136 KVB- Hebeübungen LZ Fortbildung 97 144 Motorkettensägen Modul 5 Fortbildung 149 Ortskunde Fortbildung 23 151 DL- Ma Vorbereitung Fortbildung 91 153 Anfahrproben mit 32 Fortbildung 16 154 Anleiterproben für VB Fortbildung 24 155 Einsatztaktische Übung Fortbildung 45 1 7499 20 4164,2 Summe FW- Ausbildung Basis für alle 63 Basiskurs digitale Fotografie Ausbildung 3 6 64 Basiskurs digitale Fotografie Fortbildung 3 6 10 TRG- Schulungen Fortbildung 0,25 12 12 Gabelstapler Ausbildung 3 30 13 Gabelstapler Fortbildung 1 14 Atemschutzgerätewart Ausbildung 5 22,5 15 Atemschutzgerätewart Fortbildung 1 19,5 18 Sachkundiger Anschlagmittel Ausbildung 5 6 19 Hydraulik/Pneumatik Ausbildung 6 12 20 Hydraulik/Pneumatik Fortbildung 4 8 21 Sachkundiger E-Prüfung u. Rep. Ausbildung 5 3,5 47 Wartung Schwimmwesten Ausbildung 2 1 48 Wartung Schwimmwesten Fortbildung 0,5 1 Seite A-6 - 3 8439 91 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Aus- und Fortbildungen bei der BF Köln - Anhang A-6 Brandschutzbedarfsplan 2014 58 RTB Ausbildung 7 84 21 59 RTB Fortbildung 2 24 60 65 LUF 60 Fortbildung 1 1 66 Messgeräte Ausbildung 2 1 67 Messgeräte Fortbildung 1 2 28 Ladungssicherung Ausbildung 1 15 39 Stabslehrgänge intern für mD Ausbildung 3 52,5 60 Boteneinweisung Ausbildung 2 4 129 Atemschutzübung aus dem Dienst Fortbildung 0,3 138 Übungsfahrten ELW 5 Fortbildung 24 140 Dombesichtigung LZ 1, 2, 3, 10 Fortbildung 14 146 WLF/AB/GW-L Fortbildung 45 147 Ladungssicherung Fortbildung 45 150 Aufbauübung ELW 5 Fortbildung 37 148 Radlader Fortbildung 11 Summe FW- Ausbildung Basis 212 311 10 30 68 Höhenrettung Ausbildung 69 Höhenrettung Fortbildung 70 Gerätewart Höhenrettung Ausbildung 5 10 71 Gerätewart Höhenrettung Fortbildung 2 4 72 Ausbilder Höhenrettung Ausbildung 10 20 73 Ausbilder Höhenrettung Fortbildung 2 12 366 Summe Sondereinheit Höhenrettung 76 366 200 74 Leitstellenlehrgang Ausbildung 25 52 Atemschutzübung vom freien Tag Fortbildung 0,3 75 Laufende Aus- und Fortbildung DGL/TL Fortbildung 1 34 76 Laufende Aus- und Fortbildung Disponenten Fortbildung 1 43 77 ELW- FüAss von Feuerwachen Fortbildung 0,5 78 ITS- Verleger Fortbildung 1 141 Fortbildung LST Wachunterricht Fortbildung 3 Seite A-6 - 4 560 12,5 24 878 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Aus- und Fortbildungen bei der BF Köln - Anhang A-6 Brandschutzbedarfsplan 2014 Summe Leitstelle 313,5 79 LB Patent Ausbildung 22 44 80 LB Radar Ausbildung 6 12 81 LB Radar Fortbildung 2 9,34 82 LB Streckenfahrt Fortbildung 2 28 83 LB UKW Sprechfunk Ausbildung 5 10 84 Schiffsbrandbekämpfung FW 10 Fortbildung 2,5 30 85 Schiffsbrandbekämpfung alle FW Fortbildung 1,5 131 Übungsfahrten mit Löschboot Fortbildung 512 Summe Sondereinheit Mole 133,34 86 Lehrrettungsassistent Ausbildung 15 240 87 Lehrrettungsassistent Fortbildung 0,5 55 145 Besondere Schulung RD-Ba Fortbildung 2 96 90 Rettungsdienst-Fortbildung Fortbildung 4 3360 91 Erste Hilfe Fortbildung Fortbildung 0,5 35,5 Fortbildung 1 100 Fortbildung ZF/WAF MANV Fortbildung 0,5 128 RD- Fortbildung auf den Feuerwachen Fortbildung 2,75 Fortbildung 0,37 92 95 Fahrsicherheitstraining für RettSan / RettAss (Nachholbedarf) Besondere Schulung RD allgemein FW1 und LST Summe RD- Ausbildung Basis alle 512 40,5 2310 22,20 3849,20 22 Busfahrer Ausbildung 20 60 88 Desinfektor FW 5 Ausbildung 20 40 89 Desinfektor FW 5 Fortbildung 3 21 93 Besondere Schulung RD NEF 1 Fortbildung 0,5 12,5 94 Besondere Schulung RD NEF 5 Fortbildung 0,5 15 96 Notarzt-Assistent Ausbildung 11 99 97 Notarzt-Assistent (METI) Fortbildung 1 52,5 Seite A-6 - 5 878 2310 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Aus- und Fortbildungen bei der BF Köln - Anhang A-6 Brandschutzbedarfsplan 2014 98 MANV-Gruppen Ausbildung 3 99 MANV-Gruppen Fortbildung 1 Summe RD- Ausbildung Basis 20 136 320 136 101 IMA / HCM Ausbildung 15 30 102 IMA / HCM Fortbildung 10 60 103 HEMS-Crew Ausbildung 25 104 HEMS-Crew Fortbildung 9 142 Kümmerer HEMS Fortbildung 3 3 105 Luftbeobachter an RTH- Station Ausbildung 1 6 143 Fortbildung IMA/ITA Fortbildung 0,25 106 Einweisung Intensivmedizin ITA Ausbildung 3 107 Intensivmedizin ITA Fortbildung 3,5 Summe Spezialrettungsdienst 11,5 110,5 108 Kranmaschinist Ausbildung 10 80 109 Kranmaschinist Fortbildung 5 40 110 Fachausbilder Kran Ausbildung 5 2 111 Rüstzugführer Fortbildung 1 30 112 Rüstzugführer Ausbildung 113 Rüstwagenmaschinist Ausbildung 5 40 114 Rüstwagenmaschinist Fortbildung 115 Fortbildung RZ- Führer Fortbildung 3 12 137 KVB- Hebeübungen RZ 2 und RZ 5 Fortbildung 18 139 Rüstzugübungsdienst FW 2 und FW 5 Fortbildung 329 Summe Sondereinheit Rüstzüge 204 116 Tierrettung Ausbildung 2 8 117 Tierrettung Fortbildung 1 38 Summe Sondereinheit Tierrettung 46 118 Taucher Ausbildung Seite A-6 - 6 51 204 347 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Aus- und Fortbildungen bei der BF Köln - Anhang A-6 Brandschutzbedarfsplan 2014 119 Tauchtruppführer Fortbildung 2 24 120 Lehrtaucher Ausbildung 52 52 121 Lehrtaucher Fortbildung 2 16 122 Fliegende Taucher Ausbildung 8 0 123 Fliegende Taucher Fortbildung 2 0 124 Tauchgerätetechnik Ausbildung 3 0,75 125 Tauchgerätetechnik Fortbildung 1,5 130 Übungstauchen Fortbildung Summe Sondereinheit Wasserrettung 126 belegt durch B4 aus 1996 Seite A-6 - 7 3 366 299,75 366 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Stellenplanauswirkungen – Anhang A-7 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-7 Stellenplanmäßige Auswirkungen des BBP 2014 Seite A7 - 1 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Personalausfallrechnung – Anhang A-8 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-8 Hinweise zur Tabelle 8-1 – Personalausfallrechnung Die ermittelten IST-Werte der Tabelle 8-1 sind, soweit keine anderen Hinweise zu den Einzelwerten angegeben sind, mit Hilfe der bei der Berufsfeuerwehr Köln eingesetzten Dienstplanverwaltungssoftware SP-Expert der Firma Interflex ausgewertet worden. Abgefragt wurden alle Mitarbeiter im Einsatzdienst der Feuerund Rettungswachen, sowie der Leitstelle. Es wurden jeweils die Einzelwerte der Jahre 2011, 2012 und 2013 für jeden Mitarbeiter ermittelt und tabellarisch zusammengefasst. Mitarbeiter, die wegen (Neueinstellung, Versetzung, Pensionierung etc.) nur anteilig im Jahr zur Verfügung standen, wurden anteilig (gerundet auf ganze Monate) gewertet. Bei den angegebenen IST-Werten handelt es sich um Werktage pro Mitarbeiter. Tabelle Abschnitt 3 Ausfälle M1 Erholungsurlaub Der IST-Wert ist das arithmetische Mittel der ausgewerteten Jahre 2011, 2012 und 2013. Gewertet wurden alle genommenen Erholungstage. Folgende Einzelwerte liegen der Berechnung zu Grunde: Jahr 2011 Urlaubstage genommene 23940 Mitarbeiter gewertet 844,67 Urlaubtage pro Mitarbeiter 28,3425 2012 25010 893,50 27.9884 2013 27396 907,92 30,1740 Mittelwert: M2 28,835 Sonderurlaub Der IST-Wert ist das arithmetische Mittel der ausgewerteten Jahre 2011, 2012 und 2013. Berücksichtigt sind alle Sonderurlaubstage gemäß Freistellungs- und Urlaubsverordnung NRW, inkl. Beurlaubungen Seite A-8 - 1 und Urlaub ohne Bezüge, Stadt Köln – der Oberbürgermeister Personalausfallrechnung – Anhang A-8 Brandschutzbedarfsplan 2014 Freistellungen für Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr nach §12 FSHG NRW, sowie Abwesenheit wegen Elternzeit. Jahr 2011 Sonderurlaub Freistellungen, Elternzeit (Tage) 1323 Mitarbeiter gewertet Sonderurlaubstage pro Mitarbeiter 844,67 1,5663 2012 1257 893,50 1,4067 2013 1295 907,92 1,4263 Mittelwert: M3 1,4664 Krankheit Bei dem dargestellten IST-Wert handelt es sich um einen arithmetischen Mittelwert der Jahre 2011, 2012 und 2013. Ausgewertet wurden alle Fehltage im Einsatzdienst durch Krankheit, Dienstunfall und vorübergehende Einsatzdienstuntauglichkeit. Hierin sind auch Arbeitsversuche und Wiedereingliederungsmaßnahmen enthalten, in denen das Personal keine Einsatzdienstfunktion übernehmen kann. Dieser Wert konnte erst ab dem Jahr 2013, mit insgesamt 1096 Tagen ermittelt werden. Hieraus ergibt sich eine Erhöhung des mittlere Ist-Wertes von 1,203. Zusätzlich zu den ermittelten Krankheitstagen wurden in dem o.g. Zeitraum durchschnittlich 4340 Stunden ermittelt, die durch anteilige Krankheitsausfälle entstanden sind (Erkrankung im Dienst). Von den 4340 ermittelten Krankheitsstunden sind nach empirischen Ermittlungen 3700 Stunden in der bemessungsrelevanten Sollarbeitszeit entstanden. Hieraus ergibt sich zusätzlich eine Erhöhung des mittleren IST-Wertes von 0,42 Kranktage pro Mitarbeiter. Folgende Einzelwerte liegen der Ist-Wert Berechnung zu Grunde: Jahr Mitarbeiter gewertet 2011 Kranktage, Dienstunfall, (Tage) 15843 Kranktage pro Mitarbeiter 844,67 18,7564 2012 16595 893,50 18,5730 2013 16222 907,92 17,8672 Mittelwert: zzgl. Mittelwert Krank von Wache: zzgl. Mittelwert Ersatz für Wiedereingliederung: Gesamt: Seite A-8 - 2 18,3989 0,42 1,203 20,0219 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Personalausfallrechnung – Anhang A-8 Brandschutzbedarfsplan 2014 M4 Kur Der IST-Wert ist das arithmetische Mittel der ausgewerteten Jahre 2011, 2012 und 2013. Jahr Kurtage 2011 578 Mitarbeiter gewertet 844,67 2012 616 893,50 0,6894 2013 415 907,92 0,4571 Mittelwert: M5 Kurtage pro Mitarbeiter 0,6843 0,6103 Wochenfeiertage Bei dem hier angegebenen Wert handelt es sich um einen 10 Jahres – Durchschnittswert. Berücksichtigt wurden alle Werkfeiertage in NRW sowie Heiligabend und Sylvester, die bei der Stadtverwaltung dienstfrei sind. M6 Ausbildung Es wurden die Wachvorsteher und die Abteilungen der Branddirektion aufgefordert, alle ihrer Meinung nach notwendigen Aus- und Fortbildungen möglichst mit gesetzlicher Begründung aufzulisten und anzugeben, wie viele Tage außerhalb des Schichtdienstes hierfür künftig im jährlichen Mittel benötigt werden. Diese Angaben wurden auf Plausibilität geprüft und für alle Feuerwachen harmonisiert. Im Ergebnis ist festzustellen, dass nach derzeitigem Stand jährlich rund 10.000 Arbeitstage für Ausbildung im Tagesdienst benötigt werden, dies entspricht pro Mitarbeiter 11 Arbeitstage/Jahr. Nähere Details ergeben sich aus der umfassenden Untersuchung von 371. M7 Tagesdienst Bei dem hier angegebenen IST-Wert handelt es sich um einen empirisch ermittelten Wert. Darin enthalten ist z.B. die Beteiligung an der Personalversammlung, arbeitsmedizinische Untersuchungen, Mitwirkung in Arbeitskreisen, Personalratstätigkeit, u.a. M8 Einsatzzeiten über Schichtende hinaus Die verlängerten Einsatzzeiten über Schichtende können derzeit aus technischen Gründen nicht automatisiert abgefragt werden. Eine Abfrage und Auszählung auf Seite A-8 - 3 Stadt Köln – der Oberbürgermeister Personalausfallrechnung – Anhang A-8 Brandschutzbedarfsplan 2014 den Feuer- und Rettungswachen ergab für das Jahr 2012 insgesamt 2003,27 Std. Stunden zusätzlich gebuchte Arbeitszeit. Berechnung: 2003,27 Std. 911 MA x 9,6 Std./Tag = 0,229 Tage pro Mitarbeiter M9 Verfügerbereitschaftsdienst Der hier angegebene IST-Wert errechnet sich aus der Bedarfsermittlung. Die Funktion des Verfügers wird von den 11 Feuerwachen, sowie der Leitstelle, an 365 Tagen (je 24 Std.) zur Kompensation von unerwarteten Ausfällen im Einsatzdienst vorgehalten. Die Rufbereitschaft wird mit 1/8 der Bereitschaftszeit gewertet. Er ergibt sich somit: Vorhaltung an 365 Tagen x 12 Verfüger x 3 Std. 911 Mitarbeiter x 9,6 Std. 1,502 Tage pro Mitarbeiter Seite A-8 - 4 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalbemessung – Anhang A-9 Brandschutzbedarfsplan 2014 Anhang A-9 Grundlagen der Personalbemessung für eine Berufsfeuerwehr Prinzipiell erfolgt die Personalbemessung nach dem folgenden Modellschema. In der Realität sind zusätzlich eine Fülle von Differenzierungen zu beachten. 1 Ermittlung der Anzahl der Feuerwachen (Z) Der Schutzbereich einer Feuerwache ergibt sich aus der Fläche, die von dort aus mit einem Löschzug innerhalb von 7 Minuten Fahrzeit erreicht wird. Aus der Größe und Geometrie des Stadtgebietes ergibt sich die Anzahl der erforderlichen Standorte. Seite A-9 - 1 Stadt Köln – Der Oberbürgermeister Personalbemessung – Anhang A-9 Brandschutzbedarfsplan 2014 2 Ermittlung der Anzahl der benötigten Funktionen für den „Kritischen Wohnungsbrand“ (F1) Pro Feuerwache sind 10 Funktionen erforderlich wenn sichergestellt ist, dass die Unterstützung durch weitere 6 Einsatzkräfte innerhalb von 12 Minuten Fahrzeit eintrifft. Außerdem sind ggf. Zuschläge (FZ) für gleichzeitige Einsätze zu berücksichtigen. F1 = Z x 10 + FZ 3 Ermittlung der Anzahl weiterer benötigter Funktionen (F2) Hier sind beispielsweise zu berücksichtigen: 4 - Leitstelle - Einsatzführungsdienste - Sondereinheiten - Rettungsdienstbedarfsplan Ermittlung des Personalausfallfaktors (A) Hier ist zu ermitteln, wie viele Einsatzkräfte benötigt werden, um eine Funktion über einen bestimmten Zeitraum (z.B. das ganze Jahr über rund um die Uhr oder 60 h pro Woche) zu besetzen. 5 Ermittlung der Anzahl der benötigten Einsatzkräfte (E) E = (Z x F1 + F2) x A 6 Ermittlung der Anzahl der im rückwärtigen Dienst erforderlichen Mitarbeiter (B) 7 Ermittlung des insgesamt erforderlichen Personals (G) G=E+B Seite A-9 - 2