Daten
Kommune
Kall
Größe
174 kB
Datum
08.03.2016
Erstellt
26.02.16, 18:06
Aktualisiert
26.02.16, 18:06
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Inhalt der Datei
Durchblick 2014/15
Ein ereignisreiches Jahr liegt hinter uns, zumindest was die Schullandschaft in der Eifel und nicht zuletzt auch in Kall anbetrifft.
Eine weitere Gesamtschule wurde gegründet, leider nur in Mechernich, in Kall reichten die Schülerzahlen nicht aus. Das
Vertrauen der Eltern in die Schule an ihrem Standort war nicht ausreichend, was umso schlimmer ist, weil jetzt Kall in drei
Jahren, wenn auch die Hauptschule geschlossen wird überhaupt kein Angebot mehr für unsere Sek I Schüler hat. Insofern war die
geringe Schülerzahl ein Votum der Eltern, mit dem die Verwaltung, nicht zuletzt aber die Kinder unserer Gemeinde leider leben
müssen. Ob das in der letzten Konsequenz so von den Eltern gesehen und gewollt war, bleibt dahin gestellt.
Des Weiteren bleibt es spannend und herausfordernd für uns, in einer immer heterogener werdenden Schülerklientel einen guten
und an die verschiedenen Begabungen der Kinder angepassten Unterricht zu gestalten. Wer heute unser Lehrerzimmer betritt,
wird feststellen, dass das Sprechen über die Kinder, das kollegiale Beraten und das Ausloten von Fördermöglichkeiten einen
Hauptteil unserer Arbeit einnimmt. Den Lehrer, der im Kämmerlein seinen Unterricht vorbereitet und hinter geschlossener
Klassentür seinen Unterricht abspult gibt es – zumindest bei uns – seit längerem nicht mehr. Das ist gut so und kommt unseren
sehr verschiedenen Kindern zugute, schweißt das Kollegium zusammen und führt dazu, dass inzwischen fast jeder Kollege fast
jedes Kind unserer Schule kennt.
Dass wir dabei immer noch sehr mit der mangelnden sozialen Kompetenz der Schüler/innen zu kämpfen haben sieht man daran,
dass wir dieses Schuljahr zum Jahr der Höflichkeit ernannt hatten und zu jedem Monat jeweils ein Motto herausgegeben haben, an
dem wir gemeinsam arbeiten wollten. Ganz langsam zeigt es bei einigen Kindern Früchte, bei vielen überwiegt aber leider immer
noch eine sehr egozentrierte Weltsicht. Wir fragen uns immer wieder, wie es geschehen konnte, dass unsere Kinder sich immer
mehr von den in unseren Landen normalen und üblichen Regeln verabschieden konnten.
Wir müssen an so kleinen und eigentlich selbstverständlichen Dingen arbeiten wie:
1. Bitte und danke sagen
2. Jemandem die Tür aufhalten bzw. jemanden vorlassen
3. Dinge aufheben, auch wenn sie jemand anderem hingefallen sind
4. Sich auch ohne Aufforderung zu entschuldigen
5. Auf seine Wortwahl achten und nicht jeden gleich anschreien, wenn etwas nicht passt.
6. Grüßen, wenn man sich begegnet
um nur Einiges zu nennen.
Wir haben in dem Zusammenhang die Eltern noch einmal sehr dringlich gebeten, auf diese Dinge auch zu Hause konsequent zu
achten. Wir tun den Kindern keinen Gefallen, wenn wir sie in dem Glauben lassen, die Welt drehe sich nur um sie. Spätestens in
der Arbeitswelt werden sie dann schmerzlich lernen müssen, dass das zu schnellen und ernsten Konsequenzen führt.
Des Weiteren stellen wir fest, dass unsere Schüler/innen schon bei den kleinsten Konflikten zu den Lehrern kommen und
erwarten, dass wir die dann lösen. Wir sind in diesem Jahr im Zuge der „pädagogischen Geschlossenheit“ dazu übergegangen, den
Kindern zunächst einmal selbst „zuzumuten“, ihre Streitereien und Probleme selbst auszuhandeln. Das sollte die Selbständigkeit
und das Verantwortungsgefühl schulen. Wir kommen erst dann ins Spiel, wenn es ernst wird im Sinne von Verletzungen des
Körpers oder auch der Seele. Auch hier war die Bitte an die Eltern, das Wort „Mobbing“ nicht allzu schnell in den Mund zu
nehmen. Kinder müssen auch mal Hänseleien aushalten ohne gleich zum „Mobbingopfer“ zu werden.
Wir haben schon im Blick, ob sich dies bei einem Kind konzentriert und greifen dann ein.
Zum vergangenen Schuljahr:
1. Unsere Vorhaben, die wir im letzten Durchblick beschrieben hatten (Diagnose von Entwicklungsständen,
Pädagogische Geschlossenheit) haben das Übungsfeld jetzt hinter sich gelassen, manches wurde verworfen – so haben
wir statt ELDIP ein einfacheres, aber sehr aussagekräftiges Diagnoseverfahren gewählt – und wir werden langsam
„routinierter“ auch in unserer geschlossenen Vorgehensweise gegen Regelverletzungen.
2. Da Frau Rühl ihre Zusatzausbildung als Sonderpädagogin im November abgeschlossen hatte, waren wir schon
während der Ausbildungszeit inoffiziell, danach offiziell gut mit sonderpädagogischer Förderung ausgestattet.
3. Durch Langzeiterkrankung von Kollegen waren wir trotz guter Besetzung leider stundenmäßig des Öfteren am Limit
unserer Vertretungsmöglichkeiten.
4. In diesem Jahr gab es für unsere Schüler/innen wieder das Projekt“ Mein Körper gehört mir“, finanziell unterstützt vom
Förderverein, der Organisation „Menschen gegen Missbrauch“, dem „Opfernetzwerk Euskirchen“ und durch den
Elternbeitrag. In diesem Jahr kam zum ersten Mal zwei Wochen später eine Dame vom Kommissariat für Prävention
Euskirchen, um noch mal umfassend über das Thema Missbrauch aufzuklären, mit Urteilen aufzuräumen und die
Hilfsangebote aufzuzeigen.
5. Unser Martinsmarkt im November war ein großer Erfolg und brachte neben Spaß noch gut 2000,00 Euro für das
geplante Zirkusprojekt ein.
6. Karneval hatte dieses Jahr das Motto „Märchen“ und wie immer gab es eine tolle Sitzung und Abtanzen in unserer
„Disco“
7. Als Jahres - Abschlussprojekt hatten wir dieses Jahr zum ersten Mal eine „Kinderuni“ installiert. Jede Klasse hatte
sich ein Thema gesucht, zu dem 4 Tage lang geforscht wurde. Zum Abschluss gab es dann einen Präsentationstag, an
dem alle Kinder und Eltern die „Forschungsergebnisse“ begutachten konnten. Das Projekt hat so viel Wissenszuwachs
gebracht, dass wir das sicher wiederholen werden. Zu dem Erfolg haben nicht unwesentlich einige sehr engagierte Eltern
– auch von Lehrerkollegen – beigetragen. Ihnen sei besonders herzlich gedankt.
Zu alledem kamen wieder unsere jährlichen Veranstaltungen wie:
Weltreligion für die 4. Schuljahre
Radfahrtraining und Führerschein ebenfalls für die 4. Klassen
Handballtraining für die 4. Klassen
Inlineskater – Führerschein für die 3. Klassen
Tanzschule für die 2. Klassen
Selbstverteidigung für die 1. Klassen, zum dritten Mal geleitet von Herrn Koch, der dafür eine spezielle
Ausbildung absolviert hatte
Klassenfeste
Lesenächte
Campingnächte
Klassenfahrten und vieles mehr
Hinzu kamen 2 Fortbildungstage für uns Lehrer, in denen wir uns intensiv mit dem Thema „Pädagogische
Geschlossenheit“ auseinandersetzen, sowie eine Musikfortbildung.
Ebenso leisteten wir uns wieder 2 Nachmittage Supervision mit Frau Zemp, in denen wir Einzelfallbesprechung
praktizierten.
Unsere Theaterbesuche sowohl im Clara-Fey, als auch im Städtischen Gymnasium Schleiden.
All dies wäre nicht so gut gelaufen, gäbe es nicht die engagierten Eltern im Hintergrund. Und somit seien auch diese
wieder erwähnt mit einem großen Dankeschön an:
Alle Eltern, die mitgeholfen haben, Feste, Märkte und Theaterstücke zu verschönern und für „ihre Klassen an leckeren
Freitagen selbstgebackene Leckereinen verkauften und damit Gelder für Freiarbeitsmaterial bereitstellten.
Unsere „Schwimmeltern“, die uns ermöglichten, kostbare Lehrerstunden nicht für reine Aufsicht im Schwimmbad
wegzugeben.
Den Förderkreis, der wieder für unsere Kinder u.a. Geld bereitgestellt hat für unserer Inlineskater – Kurse, einen Teil
„Kunst und Kultur“ unterstützte, einen Teil des Projektes „Mein Körper gehört mir“ finanzierte und mit der Trägerschaft
für die OGTS inzwischen ein kleines Unternehmen leitet.
Unsere Computer – Eltern: Frau Latz, Herrn Kratz und Herrn Zander
Und last, but not least: Leider wurde unser Kollege Johannes Stuch in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, letztendlich dann
doch sehr schnell. Wir bedauern das unendlich, wird doch sein ruhiges und ausgleichendes Wesen uns ebenso fehlen wie seine
sehr witzige und schon sehr trockene Art, das Schulleben allgemein und Schüler, Kollegen und Schulpolitik zu kommentieren.
Wir haben ihm viel an Lachen aber auch an Ruhe zu verdanken.
Und da wir die letzten Berichte mit Schülersprüchen beendet haben, diesmal ein Zitat für Lehrer. Man beachte das
Veröffentlichungsdatum! Aktuell wie damals!
Der Lehrer hat die Aufgabe, eine Wandergruppe mit Spitzensportlern und Behinderten bei
Nebel durch unwegsames Gelände in nordsüdlicher Richtung zu führen, und zwar so, dass
alle bei bester Laune und möglichst gleichzeitig an drei verschiedenen Zielorten ankommen.
Prof.Dr.Müller-Limmroth
02.06.1988 in der "Züricher Weltwoche"
Wir bemühen uns weiterhin!