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Beschlussvorlage (EB Befragung)

Daten

Kommune
Erftstadt
Größe
899 kB
Datum
08.09.2016
Erstellt
07.04.16, 15:01
Aktualisiert
07.04.16, 15:01

Inhalt der Datei

Auswertung der Klientenbefragung der Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes für den Rhein-Erft-Kreis e.V. im Jahr 2015 im Rahmen des QE-Prozesses gemäß §79a SGB VIII Der Jugendhilfeausschuss der Stadt Erftstadt hat am 07.06.2013 (V288/2013) entschieden, dass als einer von drei Bereichen der Jugendhilfe in Erftstadt der Aufgabenbereich Erziehungsberatung nach §28 SGB VIII ausgewählt wurde, der in Erftstadt von einem freien Träger, dem Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis e. V. im Auftrag der Stadt durchgeführt wird. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Jugendamt, Pädagogischem Familiendienst und Erziehungsberatungsstelle beschrieb die Qualitätskriterien, die näher untersucht werden sollten. Diese Auswahl fand in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vom 26.08.2015 Zustimmung (V 363/2015). Für das Kriterium „Zufriedenheit mit der Beratung / Kompetenzgewinn“ wurde in der Arbeitsgruppe die Entscheidung getroffen, zur Evaluation der Ergebnisqualität eine Klientenbefragung durchzuführen. Deren Ergebnisse werden im Folgenden dargestellt. Die Durchführung erfolgte ohne zusätzliche personelle Ressourcen für Fragebogenentwicklung, Erhebung und Auswertung. Die in der Arbeitsgruppe abgestimmten Fragebögen (siehe Anhang) wurden einen Monat lang vom 21.10. – 20.11.2015 wie folgt eingesetzt. An alle Klienten über 14 Jahre wurde zu allen Beratungsterminen in diesem Zeitraum ein Fragebogen ausgegeben mit der Bitte, diesen direkt nach dem Beratungsgespräch auszufüllen. Dabei unterschieden sich die Bögen für Eltern und Jugendliche bzw. junge Erwachsene geringfügig, fragten jedoch nach den gleichen inhaltlichen Aspekten. Berücksichtigt wurden Bereiche, die aus Forschung und Praxis als relevant für Beratungsund Therapieerfolge angesehen werden, wie: sich verstanden fühlen, sich wertgeschätzt fühlen, wichtige Anregungen erhalten zu haben, sich für den Alltag gestärkt zu fühlen und zu erleben, dass es den Kindern bessergeht, bzw., dass es den Jugendlichen oder jungen Erwachsen selber bessergeht. Hinzu kam eine Frage zur Wartezeit und die Frage, ob die Ratsuchenden die Einrichtung weiterempfehlen würden. Zur Erläuterung: Bei den Aspekten, sich in seinem Anliegen verstanden zu fühlen und sich wertgeschätzt, ernst genommen zu fühlen, handelt es sich um durch Forschung belegte Basisvariablen, die erfüllt sein müssen, damit hilfreiche Veränderungen möglich sind. Ferner war uns wichtig Rückmeldung zu erhalten, ob durch die Beratung hilfreiche NeuInformationen im Sinne von Anregungen für einen veränderten Umgang mit den Problemen erfolgt sind. Mit den Aspekten, sich für den Alltag in der Familie gestärkt fühlen und dass es dem Kind / den Kindern bessergeht, sollte der Kompetenzgewinn in dem Sinne erfasst werden, dass Eltern sich in ihrem Umgang mit den Kindern sicherer fühlen und es den Kindern besser geht, also eine Entwicklung im Sinne des Kindeswohls erfolgt ist. Insgesamt wurden die Fragebögen an 163 Mütter oder Väter ausgegeben. Davon wurden 137 zurückgegeben (36 männlich, 99 weiblich, 2 ohne Angabe). Dies entspricht einer sehr hohen Rücklaufquote von 84 %. Bei den Jugendlichen/jungen Erwachsene wurden 35 Bögen ausgegeben und 30 zurückgegeben (16 männlich, 14 weiblich). Dies entspricht einer Rücklaufquote von 85,7 %. Die Antworten zu den einzelnen Fragen wurden graphisch aufgearbeitet. Nochmals differenziert untersucht wurden die Antworten unter dem Aspekt, ob die Befragung nach dem Erstkontakt erfolgte bzw. nach schon 2-5 Kontakten oder mehr als 5 Kontakten. Sofern diese Differenzierung interessante Ergebnisse lieferte, sind diese ebenfalls grafisch im Bericht dargestellt. In der Auswertung zeigt sich insgesamt eine sehr positive Beurteilung der Beratungsarbeit. 1 Befragung der Eltern Bei den Eltern fühlen sich 97% in ihrem Anliegen „ja“ oder „eher“ ja verstanden („ja“ = 93 %; „eher“ ja = 4%), 2 % sind unentschieden, 1% urteilt eher nein; 0% nein. Ähnlich positiv sieht das beim Erleben von Wertschätzung und Ernst-Genommen-Werden aus. Was die Fragen nach Anregungen, sich gestärkt fühlen für den Alltag in der Familie und die Frage, ob die Beratung dazu führt, dass es dem Kind bessergeht, betrifft, gibt es angesichts des Problemdrucks, mit dem die Klienten kommen, bei einer insgesamt ebenfalls sehr positiven Einschätzung verständlicherweise etwas mehr „„eher ja““ – Antworten. Auf die Frage: Haben sie Anregungen erhalten, die für den Umgang mit ihren Problemen hilfreich sind, antworten 95% mit „ja“ oder „eher ja“ („ja“79%, „eher ja“ 16%). Auf die Frage fühlen Sie sich gestärkt für den Alltag in der Familie antworten 90 % mit „ja“ oder „eher ja“ („ja“ 58% und „eher ja“ 33%). Auf die Frage, ob die Beratung hilft, dass es ihrem Kind / Ihren Kindern besser geht antworten 92% mit „ja“ oder „eher ja“ („ja“ 59% und „eher ja“ 33%). 2 3 Was die Frage betrifft, würden Sie unsere Einrichtung weiterempfehlen, antworten 99% mit „ja“ oder „eher ja“ („ja“ 94% und „eher ja“ 5%). Ob die Wartezeit bis zum 1. Gespräch o.k. ist, beantworten 98% mit „ja“ oder „eher ja“ („ja“ 91% und „eher ja“ 7%). Differenziert man die Ergebnisse für die Eltern für Rückmeldungen nach einem Erstkontakt bzw. nach einer Beratungszeit von 2-5 Kontakten bzw. mehr als 5 Kontakten, so unterscheiden sich die Angaben zu Verstanden-Werden nur wenig. Bei der Frage nach dem Wertgeschätzt-Fühlen sind 8 % beim Erstkontakt unentschieden, während es bei 2 und mehr Kontakten nur noch positive Antworten gibt. Was über den „Verlauf“ zunimmt, sind die Zustimmung von „eher ja“ in Richtung „ja“ in Bezug auf Anregungen, die für den Umgang mit den Problemen hilfreich sind, sich für den Alltag in der Familie gestärkt fühlen und die Frage, ob die Beratung hilft, dass es den Kindern bessergeht. Das Wort „Verlauf“ wird dabei in Anführungszeichen gesetzt, weil es sich ja meist innerhalb eines Monats nicht um Erhebungen bei den gleichen Klienten hintereinander handelte, sondern um die Befragung verschiedener Ratsuchender zu unterschiedlichen Zeitpunkten von der Beratung. 4 5 Befragung der Jugendlichen/jungen Erwachsenen Was die Auswertung der Fragebögen für die Jugendlichen/jungen Erwachsenen betrifft, so fällt auf, dass sie zwar auch zu 100% die Zufriedenheit mit der Wartezeit mit „ja“ oder „eher ja“ („ja“ 79% und „eher ja“ 21%) benennen, aber doch auch mehr als Erwachsene (21% versus 4%) nur mit „eher ja“ beantworten. Das könnte ein Hinweis sein, dass das Warten für Jugendliche etwas schwieriger ist. Ähnliches zu beobachten ist beim Verstanden-Fühlen und beim Weiterempfehlen, wobei aber in beiden Bereichen zu 100% ein positiver Wert erreicht wird (90% bzw. 86% mit „ja“ und 10% bzw. 14% mit „eher ja“). 6 100% der Jugendlichen/jungen Erwachsenen fühlten sich wertgeschätzt. Positiv sind auch die weiteren Rückmeldungen: 7 Interessant ist dabei der Unterschied zwischen den beiden letzten Fragen. Dass es einem selber bessergeht, wird von den Jugendlichen/jungen Erwachsenen positiver eingeschätzt als die Frage, ob man sich für den Alltag in der Familie gestärkt fühlt. Es kann wohl als eine typische Erfahrung der Jugendlichen in der Beratung angesehen werden, dass sie ihre Familien als konflikthaft erleben. Dass es ihnen selber durch die Beratung bessergeht, ist eine ganz wichtige positive Rückmeldung für uns. Differenziert man bei den Jugendlichen zwischen Erstkontakt / 2-5 Kontakten / mehr als 5 Kontakte, so ist die weniger positive Zustimmung zur Wartezeit besonders beim Erstkontakt deutlicher als bei den Erwachsenen (50 % „ja“, 50 % „eher ja“). Das relativiert sich dann bei denjenigen, die schon länger, also mehr als 2 Kontakte, in der Beratung sind. VerstandenWerden und Ernst-Genommen-Werden wurden über die Dauer positiv beschrieben. Dass Hilfe auch oft mehrere Termine braucht zeigt sich in folgender Differenzierung: 8 Die Möglichkeit, frei formulierte Anmerkungen zu notieren, wurde von 63 Eltern und von 10 Jugendlichen genutzt. Auch hier überwiegen eindeutig die positiven Rückmeldungen (79 % bei den Eltern, 80 % bei den Jugendlichen). Von der Erwachsenen wurden hier u.a. als positive Aspekte benannt:           eine andere Sicht auf das Problem bekommen zu haben erlebte Kompetenz der BeraterInnen sich gut aufgehoben fühlen mehr Hilfe als bei einem richtigen Therapeuten erhalten zu haben sich ernst genommen fühlen, Bemühen um schnelle Hilfe positive Rückmeldungen zur Flexibilität der BeraterInnen, wann eher engmaschige Beratung sinnvoll ist und wann auch größere Abstände adäquat sind Zeit zum Reflektieren Tipps erhalten gut, dass es eine solche Beratungsmöglichkeit hier in der Nähe gibt Positive Rückmeldung gab es zusätzlich auch zum Sekretariat. Ferner gibt es neutrale Hinweise und auch kritische Anmerkungen: „Ein Hinweis, dass man vor dem ersten Gespräch einen Zettel ausfüllen muss, könnte hilfreich sein, damit man etwas früher kommt. Häufigere Termine gewünscht wurden 4 mal. Eine einmalige kritische Anmerkung war: „Bitte weniger reden und mehr zuhören“. Einmal wurde ein NotfallBereitschaftstelefon oder ein Besuch gewünscht. Einige Anmerkungen verweisen darauf, dass man nach dem Erstkontakt die Fragen noch nicht so richtig beantworten kann. Die Jugendlichen äußern sich durchweg sehr positiv, insbesondere wegen der schnellen Terminvergabe und der praxisnahen Beratung. Insgesamt machen sie aber weniger Anmerkungen. Einmal wurde bei insgesamt positiver Rückmeldung angemerkt, es sei zu viel über die Schule (das sei hilfreich gewesen) und zu wenig über die private Situation gesprochen worden. Zur Verdeutlichung der Anliegen, mit denen sich Klienten an uns wenden, wurden die Anmeldgründe für Erstgesprächen im Befragungszeitraum ausgewertet. Hier die Zusammenstellung: • • • • • • • • • • • • • • • • Schulverweigerung, - angst Jugendliche erzählt von Gewalt in der Familie Mutter erlebt sich überfordert (Pubertät) Lernprobleme Mutter fühlt sich von Kleinkind abgelehnt Wegrennen eines Kleinkindes ADHS, Situation nach Schulwechsel, aggressiv zu Hause Mutter vor kurzem verstorben Überforderung durch „tyrannisches Kind“ Kind will nach Trennung zum anderen Elternteil wechseln Essstörung Probleme bei Umgang nach Trennung Sorge um Kindeswohl bei den Enkelkindern Prüfungsängste, Erbrechen Schreikind „Brauche mal wieder ein Gespräch“ (bei Wiederanmeldung) 9 • Sauberkeitserziehung • Gerichtsauflage zum Kindesumgang • Abneigung gegen den Kindergarten • Ängste, Traurigkeit • Eskalationen in der Patchworkfamilie • Unsicherheit bei Studienentscheidung (Bei ähnlichen Anmeldgründen wurden diese nicht erneut aufgeführt) Über diese positive Rückmeldung waren wir sehr erfreut und sehen darin eine Bestätigung, die Arbeit in der bewährten Weise fortzuführen. Bei allem Zusatzaufwand, den eine solche Befragung bedeutet, war es auch ein spannender Prozess, sich mit der Entwicklung eines praktikablen Erhebungsverfahrens und den Rückmeldungen auseinanderzusetzen. Dipl.-Psych. Walter Dreser Psychologischer Psychotherapeut Leiter der Beratungsstelle Beratungsstelle Schloßstraße Erziehungs- und Familienberatung für Eltern, Kinder u. Jugendliche Schloßstraße 1a 50374 Erftstadt Träger: Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis e.V. Als Anhang angefügt sind die beiden Fragebögen. 10 11 12