Daten
Kommune
Bochum
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Mitteilung der Verwaltung.pdf
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Erstellt
24.12.14, 20:01
Aktualisiert
27.01.18, 11:23
Stichworte
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Stadt Bochum
Mitteilung der Verwaltung
- Seite 1 -
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
44 (9521)/ 47
(4217)
Vorlage Nr. 20140030
Sicht- und Eingangsvermerk der Schriftführung
öffentlich/nichtöffentlich
nichtöffentlich gemäß
öffentlich
Bezug (Beschluss, Anfrage Niederschrift Nr. ... vom ... )
Anfrage aus der 23. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Sport am 30.09.2013
(Vorlage 20132260)
Bezeichnung der Vorlage
Glasarbeiten namenhafter Künstler - Mitteilung
Beratungsfolge
Ausschuss für Kultur und Sport
Sitzungstermin
akt.
Beratung
07.02.2014
Anlagen
Wortlaut
Die CDU-Fraktion fragte an:
„Eine ganze Reihe bedeutender und wertvoller Glasarbeiten namhafter Bochumer Künstler
sind im Laufe der Jahre nach Umbauten oder Nutzungsänderungen ihres ursprünglichen
Standorts eingelagert worden. Die Chorfenster der Marienkirche sowie der „Phönix“ im
früheren Gymnasium am Ostring von Heinrich Wilthelm sind ebenso Beispiele dafür wie
Glasfenster von Ignatius Geitel aus dem früheren Stadtbücherei-Gebäude und aus der
Cafeteria des früheren Kaufhauses Kortum. Sie und weitere, inzwischen in Vergessenheit
geratene Objekte aus früherem „Kunst am Bau“ wurden - teils beim Kunstmuseum, teils
beim Stadtarchiv (Kronenstraße), gelegentlich wohl auch an dritten Orten - eingelagert mit
dem Ziel ihrer Erhaltung und späteren Wiederverwendung beim Neu- und Umbau
öffentlicher Gebäude.
Daraus ergeben sich folgende Fragen:
1. Welche Glasarbeiten und sonstigen Objekte aus früherem „Kunst am Bau“ befinden
sich eingelagert im Besitz der Stadt? (Eine Auflistung unter Angabe des Objektes,
des Künstlers, des Herstellungs- und Einlagerungsjahres wird erbeten).
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Vorlage Nr. 20140030
2. Welche Objekte wurden in den letzten fünf Jahren wieder eingebaut und wo, bei
welchen ist ein Einbau absehbar und wann / wo?
3. Sieht die Verwaltung die Möglichkeit, die Objekte gem. Tz. 1 im Laufe des
kommenden Jahres im Rahmen einer kleinen Ausstellung des Stadtarchivs zu
zeigen?
Die Verwaltung antwortet wie folgt:
Im Stadtarchiv-Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte befinden sich sieben Glasbilder des
Bochumer Künstlers Ignatius Geitel (1913-1985).
Geitel wirkte seit den 1920er Jahren. Er gehörte in der Zeit des Nationalsozialismus zu jenen
nicht konformen Künstlern, die kaum Gelegenheit hatten, tätig zu werden. Wichtige Arbeiten
entstanden während der dreißiger Jahre allerdings im kirchlichen Raum. Kriegsteilnahme
und Kriegsgefangenschaft hinderten Geitel bis 1949 an weiterem künstlerischen Schaffen,
das er anschließend aber mit großem Einsatz wieder aufnahm. Geitels Werke sind in
prominenten öffentlichen Bauten Bochums vertreten. Große Glasfenster schuf er in den
Stadtwerken Bochum und der heutigen Heinrich-Böll-Gesamtschule (Quelle: Hans H.
Hanke, Das Kaufhaus Kortum und die Kunst, in: Bochumer Zeitpunkte 7 [2000]).
Im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte werden jene Glasbilder verwahrt, die ursprünglich
im Verwaltungsgebäude der Firma Brieden in Ettersheide (“Industrielandschaft”) und der
Cafeteria des Kaufhauses Kortum beheimatet waren.
Die für die Cafeteria des ehemaligen Kaufhauses Kortum geschaffenen sechs großen
Glasklebebilder zeigen Gänse, Fische, Kraniche, Papageien und Pfauen bzw. Reiher.
Am 05.03.1996 wurde das Kaufhaus Kortum mitsamt der Cafeteria und der fünf
Glasklebebilder zunächst unter Denkmalschutz gestellt. Bei Umbauarbeiten zerstörte ein
Deckeneinsturz die Cafeteria und beschädigte die Bilder. Man lagerte sie zunächst in Bonn
ein. Mit Hilfe der Unteren Denkmalbehörde wurden die Glasarbeiten dann bei einer Bonner
Glasfirma gesichert und in Abstimmung mit dem Eigentümer und auf dessen Kosten nach
Bochum zurücktransportiert.
Die Bilder befinden sich heute in sieben eigens gefertigten Transportbehältern im
Stadtarchiv-Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte (Kronenstraße) und sind versichert.
Das Kunstmuseum besitzt ausschließlich Glasarbeiten des Bochumer Künstler Ignatius
Geitel.
Diese sind in einem Fall durch Ankauf in die Sammlung des Kunstmuseums gelangt, in zwei
Fällen wurden Glasfenster bei Umbauten „gerettet“ und ins Museum verbracht, bei zwei
weiteren Glasfenstern ist die Provenienz nicht bekannt. Weitere Arbeiten anderer
Glaskünstler aus Bochum sind im Inventar und in den Depots des Museums nicht
nachweisbar.
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Zu Frage 1:
Folgende Glasarbeiten des Künstlers Ignatius Geitel befinden sich im Stadtarchiv Bochum:
1.1. Ignatius Geitel, Industrielandschaft, geschaffen 1955/56, eingelagert im August 2001
1.2. Ders., Fliegende Gänse
1954/55, Anlieferung im September 1999
1.3. Ders., Fische
1954/55, Anlieferung im September 1999
1.4. Ders., Fliegende Kraniche
1954/55, Anlieferung im September 1999
1.5. Ders., Papageienbaum
1954/55, Anlieferung im September 1999
1.6. Ders., Pfauen
1954/55, Anlieferung im September 1999
1.7. Ders., Reiher oder Pfauen
1954/55, Anlieferung im September 1999
Folgende Glasarbeiten des Künstlers Ignatius Geitel befinden sich im Kunstmuseum
Bochum:
Glasfenster, geometrisches Motiv, Antikglas, bleigefasst, 161,5 x 54,5 cm
Inv. Nr. 576, Ankauf 1959 aus einer Ausstellung der Künstlergruppe „Hellweg“
Das Glasfenster ist ca. Mitte bis Ende der 1950er Jahre zu datieren und war ausgestellt in
der Retrospektive „Ignatius Geitel 1913 – 1985“ im Museum Bochum 1988 (Kat. Nr. 267)
2 Glasfenster mit figürlichen Motiven, undatiert, mit Holzrahmen je 217 x 45 cm
Diese Fenster unbekannter Herkunft, Entstehungszeit und ohne Hinweise auf
Einlagerungsdatum im Museum weisen einzelne Fehlstellen und Beschädigungen auf. Die
Motive auf den Fenstern stellen Bergleute mit Werkzeugen (Hammer, Schaufel) dar.
14 Fensterelemente mit geometrischen Motiven, undatiert, jedes Fensterelement im
Format 108 x 47 cm. Die Fenster sollen nach mündlicher Auskunft des ehemaligen
Museumsdirektors Dr. Peter Spielmann aus der alten Stadtbücherei stammen,
Entwurfszeichnungen hierzu sind in der Sammlung I. Diergardt in Bochum vorhanden. Nach
den Entwürfen müssten die kompletten Fenster aus 24 Segmenten bestehen, das Museum
hat aber nur 14 Segmente eingelagert. Die einzelnen Fensterelemente sind in recht gutem
Zustand. Weder das Datum der Einlagerung noch eine Inventarisierung sind in den Akten
des Museums festgehalten.
24 Jobsiade-Fenster aus dem Ratskeller in Bochum. Entstanden 1950 im Auftrage der
Stadt Bochum. Bei einem späteren Umbau des Ratskellers sollten die ursprünglich 32
Jobsiade-Fenster nach mündlicher Auskunft des ehemaligen Museumsdirektors Dr. Peter
Spielmann entsorgt werden, 24 konnten noch rechtzeitig sichergestellt werden. Das Datum
der Übernahme der Fenster ist nicht in den Akten festgehalten.
Zu Frage 2:
In den 1970er Jahren wurden die 24 Jobsiadefenster im Kortum-Zimmer von Haus Kemnade
eingesetzt, 2013 wurden Sie – nach Übergabe aller Kortum-Archivalien vor einigen Jahren
an das Stadtarchiv – in einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Veranstaltungsraum auf
Haus Kemnade fest eingesetzt. Dort können Sie auf Anfrage besichtigt werden.
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Vorlage Nr. 20140030
Von den Bildern, die im Stadtarchiv lagern, wurde in den letzten Jahren keines wieder
eingebaut. Ein solcher Einbau ist nach Kenntnis des Stadtarchivs-Bochumer Zentrum für
Stadtgeschichte gegenwärtig auch nicht vorgesehen.
Zu Frage 3:
Das im Museumsinventar verzeichnete Geitel-Glasfenster kann für eine Ausstellung
grundsätzlich zur Verfügung gestellt werden. Die Glasfenster mit figürlichen Motiven
bedürfen konservatorischer Maßnahmen (v. a. Rahmen für eine Präsentation, Sicherung
einzelner Gläser etc.). Wegen der Unvollständigkeit erscheint eine Ausstellung der
ehemaligen Stadtbücherei-Fenster fraglich, auch hier wären umfangreiche konservatorische
Maßnahmen durchzuführen, um eine risikofreie Ausstellbarkeit zu gewährleisten.
Im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte besteht kurzfristig keine Möglichkeit, die Bilder
der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Ausstellungsplanung ist für das laufende Jahr bereits
abgeschlossen. Für deren Umsetzung werden die für das Haushaltsjahr zur Verfügung
stehenden personellen und finanziellen Kapazitäten ausgeschöpft werden. Mittelfristig
könnte eine Ausstellung der Geitel-Bilder im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
erfolgen. Doch wären die dafür anfallenden Kosten vermutlich nicht unerheblich. Schon
wegen der fragilen Natur der Objekte einerseits sowie ihres Gewichts und ihrer Größe (v.a.
der “Industrielandschaft”) andererseits wären besondere Präsentationsformen einschließlich
externer Beratung und Unterstützung bei der Umsetzung erforderlich.