Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
Antrag Peter-Petersen-Schule - ABW 11-02-2014.pdf
Größe
48 kB
Erstellt
24.12.14, 20:01
Aktualisiert
27.01.18, 11:18
Stichworte
Inhalt der Datei
im Rat der Stadt Bochum
An die Oberbürgermeisterin
der Stadt Bochum
Frau Dr. Ottilie Scholz
Altes Postgebäude
Willy-Brandt-Platz 1-3
44777 Bochum
Telefon: (0234) 910 - 1295 / -1296
Fax:
(0234) 910 - 1297
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Bochum, den 27.01.2014
Antrag
zur Sitzung des Ausschusses für Bildung und Wissenschaft am 11.02.2014
Umbenennung Peter-Petersen-Schule
Der Ausschuss für Bildung und Wissenschaft möge beschließen:
Die Peter-Petersen-Schule, städtische Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, wird
umbenannt. In Abstimmung mit der Schulgemeinde soll die Schule möglichst bald einen anderen
Namen erhalten.
Begründung:
Die städtische Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen in Gerthe ist nach Peter Petersen (1884-1952) benannt. Grund dafür sind seine wissenschaftlichen, erziehungs- und schulpraktischen Impulse in der Reformpädagogik der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts. Er brach mit
dem herrschenden Konzept des wilhelminischen Kaiserreiches, das in autoritären Schulen Kinder
und Jugendliche zu gehorsamen Untertanen und Dienern des herrschenden gesellschaftlichen
Systems prägen wollte.
Neuere historische Forschungsbeiträge zur Erziehungswissenschaft und zu Erziehungswissenschaftlern in der Zeit des Nationalsozialismus verdüstern dieses reformpädagogische Bild. Sie
berichten von anschlussbereiten, rassistischen Entgleisungen, die Peter Petersen als Namensgeber für eine an demokratischen Werten und Grund- und Menschenrechten orientierten Schule
ungeeignet machen. 1934 schrieb er: “Es bezeugt die Instinktsicherheit des Nationalsozialismus,
dass er auch die national gefährlichen Verzerrungen und Afterbilder im Bezirk der Wissenschaft
geißelt und zu beseitigen entschlossen ist.“ In einer Buchrezension 1933 vertrat er die Auffassung, Juden wirkten “für uns zersetzend, verflachend, ja vergiftend“. In einem Beitrag zur Rassenlehre (1941) stellte er die Weißen über die Schwarzen („Neger“) und kritisierte “das Wahnideal der
Gleichheit der Völker“. Petersen-Schüler wie der spätere SS-Sturmbannführer Werner Pohl oder
der bei ihm 1938 habilitierte Heinrich Döpp-Vorwald arbeiteten über rassenpädagogische Themen, er selbst an Entwürfen für eine “nordische Pädagogik“. 1944 wurde er Dozent für Lagerinsassen des KZ Buchenwald und hielt Vorträge zur “Germanisierung“ verschleppter norwegischer
Studenten.
Petersens Anbiederung an den nationalsozialistischen Rassismus und die Übernahme seiner
menschenfeindlichen Weltsicht in seine Pädagogik haben inzwischen zahlreiche Städte veranlasst, nach ihm benannte Schulen umzubenennen. Das ist auch für Bochum unumgänglich.
Informationen zu Peter Petersen in der Zeit des Nationalsozialismus und den politischen Reaktionen darauf in jüngster Zeit finden sich auf der von Pof. Benjamin Ortmeyer betreuten Webseite
http:/streitumpetersen.wordpress.com/
Für die Fraktion
Ralf Feldmann