Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
Mitteilung der Verwaltung.pdf
Größe
276 kB
Erstellt
24.12.14, 20:15
Aktualisiert
27.01.18, 11:56
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Bochum
Mitteilung der Verwaltung
- Seite 1 -
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
67 21 No
(1443)
Vorlage Nr. 20140723
Sicht- und Eingangsvermerk der Schriftführung
öffentlich/nichtöffentlich
nichtöffentlich gemäß
öffentlich
Bezug (Beschluss, Anfrage Niederschrift Nr. ... vom ... )
Bezeichnung der Vorlage
Freiraum- und Gewässerplanung am Ümminger See - Vorlage Nr. 20140402
Beratungsfolge
Landschaftsbeirat bei der unteren Landschaftsbehörde
Sitzungstermin
akt.
Beratung
01.04.2014
Anlagen
Wortlaut
67 20 Ba teilt mit:
Der Ümminger See ist Bestandteil der Freiraumplanung zwischen den Harpener Teichen
und dem Ümminger See. Der Freiraum liegt im regionalen Grünzug E im Osten Bochums.
Konzept
Anlass der Planung ist die Absicht, den gesamten Bereich des regionalen Grünzugs E zu
unterschiedlichen Themen aufzuwerten und neue attraktivere Freiraumnutzungen zu
ermöglichen. Als wichtiger wohnungsnaher Erholungs- und Freizeitbereich für die
Bürgerinnen und Bürger verbindet der Grünzug die Stadtteile Werne, Langendreer,
Kornharpen und Laer. Außerdem stellt er großräumig einen Verbindungsraum zwischen der
Emscher und der Ruhr dar. Die im Planungsraum verlaufende Fuß- und Radwegverbindung
„Parkway Emscher Ruhr“ ist das Rückgrat der Planung und verknüpft das nördliche und das
südliche Ruhrgebiet miteinander.
Themen wie „Erholung – Sport – Freizeit – regenerative Energie“ stehen im Fokus der
Betrachtung. Außerdem wird der gesamte Planungsraum besonders stark durch das Wasser
geprägt. Von Norden kommend durchfließt der Harpener Bach die Harpener Teiche und
den Ümminger See. Größtenteils werden die Gewässer durch das in die Harpener Teiche
eingeleitete Grubenwasser gespeist. Südlich des Ümminger Sees mündet der Harpener
Bach in den Ölbach, der nach einigen Kilometern in die Ruhr fließt. Parallel zur
Stadt Bochum
Mitteilung der Verwaltung
- Seite 2 -
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
67 21 No
(1443)
Vorlage Nr. 20140723
Freiraumplanung erarbeitet das Tiefbauamt ein neues Gewässerkonzept, bei dem durch
eine Verrohrung der Verbindung zwischen den Harpener Teichen und dem Ümminger See
der Harpener Bach renaturiert und offen gelegt werden kann. Das Grubenwasser wird
zudem schon jetzt am Schacht Robert Müser zur Gewinnung von Wärmeenergie genutzt.
Verbindendes Element in der Gesamtplanung ist der Geh- und Radweg Parkway
EmscherRuhr. Er zieht sich durch den regionalen Grünzug E von Norden kommend an den
Gewässern vorbei und endet am Kemnader See auf dem Ruhrtalradweg. Der nördliche Teil
von der Stadtgrenze Castrop-Rauxel bis zu den Harpener Teichen wird derzeit mit Hilfe
einer Förderung aus dem Ökologieprogramm Emscher-Lippe realisiert. Das südliche
Teilstück bis zum Kemnader See wird mit Mitteln des Infrastrukturpaketes bis Ende 2016
realisiert und ausgeschildert.
Auch im überregionalen Zusammenhang ist das Projekt der Freiraumplanung Harpener
Teiche/Ümminger See platziert. Im Handlungsprogramm Emscher Landschaftspark (ELP)
2020+ ist das Projekt Bestandteil der Entwicklung der zukünftigen Ausrichtung des Emscher
Landschaftsparks.
Ziel ist nicht nur, die Steigerung der Lebensqualität der Menschen und der wirtschaftlichen
Fortentwicklung der Städtelandschaft in der Metropole Ruhr, sondern auch die Ressourcen
für die Weiterentwicklung und Pflege des Emscher Landschaftsparks zu sichern. Das
aufgestellte integrierte Handlungsprogramm mit den Projekten der Kommunen, der Kreise
und des RVR soll Förderzugänge in den Bereichen Stadtentwicklung, Umwelt, Tourismus
und Wirtschaft für die Förderperiode 2014-2020 ermöglichen. Die hier angesprochene
Freiraumplanung ist in dem Handlungskonzept ELP 2020+ verankert und Teil der
Entwicklung des Raumes.
Der Ümminger See
Der wichtigste und am stärksten frequentierte Teil des Freiraums ist der Ümminger See mit
seinem Umfeld. Die gesamte Park- und Grünanlage ist in die Jahre gekommen und
entspricht nicht mehr den Erwartungen der Nutzer. Es ist eine wichtige Grünanlage für die
wohnungsnahe Erholung und wird stark frequentiert. Eine grundlegende Überarbeitung ist
erforderlich.
Die Liegewiesen an der nordöstlichen Seite des Sees sind aufgrund des großen
Aufkommens an Wasservögeln nur noch bedingt nutzbar, da die Tiere die Wiese mit
ausbleibender Fütterung abweiden und eine hohe Belastung durch Kot besteht.
Am Nordufer des Ümminger Sees sieht die vorgelegte Planung den neuen „Eingang
Ümminger See“ vor. Dazu ist es erforderlich, die Verkehre und Parkmöglichkeiten neu zu
sortieren. Die Priorisierung des Autoverkehrs wird aufgehoben, es entsteht eine Mischzone
mit neuem Eingangsplatz, der bis zum Seeufer reicht. Die Stellplatzanlage neben Suntum’s
Hof wird ergänzt und umgruppiert, wodurch einige zusätzliche Parkplätze entstehen. Am
Parkplatz bindet der von Norden kommende Parkway EmscherRuhr an den See an.
Am Ümminger See öffnet sich nach Westen eine neue urbane Uferpromenade, die bis zum
vorhandenen Spielplatz reicht. Diese Seepromenade lädt mit Sitzstufen am Wasser zum
Aufenthalt ein. Die dahinterliegenden und größtenteils mit Betonpflaster versehenen Flächen
werden als Bier- und Restaurantgarten mit Kiesbelag und geschnittenen Bäumen
hergestellt. Andere Strauch- und Baumgruppen werden aus den Terrassen- und
Stadt Bochum
Mitteilung der Verwaltung
- Seite 3 -
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
67 21 No
(1443)
Vorlage Nr. 20140723
Sitzplatzbereichen entfernt, um offene Sichtbeziehungen vom Suntum’s Hof und der
Außengastronomie bis zum See sicherzustellen. Bei einer Neuregelung zur Restauration
Suntum’s Hof sollte diese mittelfristige Planung Berücksichtigung finden.
Die weiteren Gebäude wie Vereinsräume und die Partyscheune werden von der Planung
nicht berührt.
Auf der Westseite des Sees zwischen Autobahn und Seeufer soll der Harpener Bach offen
geführt werden. Mäandrierend fließt er dann bis zum Ölbach und nach einigen Kilometern in
die Ruhr. Hierdurch werden weitere Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen. Die
Uferlinie des Sees wird verändert und zugunsten einer naturnahen Ufergestaltung mit
begleitendem Weg in Richtung See verschoben.
Die Ostseite des Sees ist die aktive Seite. Die Rollschuhbahn wird durch neue
Kleinspielfelder für unterschiedliche Ballsportarten ergänzt. Der Parkway mit seinen
schnellen Radfahrern wird etwas vom See abgerückt, um Interessenskonflikte mit anderen
Nutzern zu verhindern. Kirschbäume sollen den Parkway markieren. Parallel dazu verläuft
ein „langsamer“ Fußweg in direkter Ufernähe. Beide Wege werden miteinander und mit dem
See über zwei Steganlagen verzahnt. Die ehemalige Betoninsel wird zu einer grünen Insel
umgebaut, die ebenfalls über Stege erschlossen wird und als ruhiger und attraktiver Sitzund Aufenthaltsbereich am Wasser dienen kann. Die Neugestaltung der Uferzone erfolgt
naturnah. Als Pendant zur Seepromenade im Norden, entsteht im Süden des Sees eine
weitere Steganlage mit Sitzstufen im Wasser- und Uferbereich.
Südlich des Sees werden die vorhanden Wegebeziehungen weitgehend aufgenommen und
verbessert und mit der neuen Gewässerführung des Bachs koordiniert.
Ökologie im Planungsraum
Das Areal des Ümminger Sees ist Rückzugs- und Brutgebiet für eine große Anzahl von
Wasservögeln. Es wurden mehr als 60 Vogelarten nachgewiesen, unter denen immer
wieder auch selten Arten sind. Zudem finden Fledermäuse über der großen Offenen
Wasserfläche ein gutes Jagdrevier. Besonderen Stellenwert hat der sich südlich
anschließende, naturnahe Flachwasserteich auch für Amphibien und Insekten.
Die Grubenwassereinleitungen erst ermöglichen es, die Seen in ihrer heutigen Größe
dauerhaft als Naherholungsflächen zu erhalten, da das Grubenwasser über 80 % in der
Wasserbilanz des Ümminger Sees ausmacht. Die Wassermengen sind auch in Zukunft für
den Fortbestand des Sees erforderlich. Trotzdem gibt es verschiedene Faktoren, die das
Gewässersystem belasten.
1. Die Einleitung aus dem Kanalsystem führt zu hydraulischen Belastungen und zu erhöhten
Phosphorgehalten in den Stillgewässern. Das kann zu plötzlichen vermehrten
Algenbildungen und zum Umkippen des Sees führen.
2. Die Grubenwassereinleitung führt zu erhöhten Salzgehalten und Temperaturen des
Wassers, was zu naturfernen Veränderungen der Flora und Fauna führt.
3. Der Harpener Bach fließt im Hauptschluss durch die Teiche, was zu einer Unterbrechung
der typischen Fließgewässerbiologie führt.
4. Zahlreiche Verrohrungen des Harpener Baches führen zur Beeinträchtigung des
Ökosystems Bach.
Stadt Bochum
Mitteilung der Verwaltung
- Seite 4 -
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
67 21 No
(1443)
Vorlage Nr. 20140723
Um alle diese Beeinträchtigungen zu minimieren bzw. auszuschließen, ist geplant, den
Überlauf der Harpener Teiche mit dem Grubenwasser verrohrt bis zum Ümminger See zu
führen. Der Harpener Bach wird, getrennt vom Grubenwasser, so weit wie möglich offen in
ein natürliches Gewässerbett verlegt. Hier greifen verschiedene Maßnahmen ineinander, um
einen ökologisch besseren Zustand des Gewässersystems zu erhalten.
Jegliche Maßnahmen zur Veränderung in diesem System bedürfen daher der
Berücksichtigung aller Einzelelemente und Einflussfaktoren um letztlich zu einer dauerhaften
und finanziell tragfähigen Verbesserung unter Beachtung aller wesentlichen öffentlichen und
privaten Belange kommen zu können.
Finanzierung und Realisierung
Auf der Basis der Entwurfsplanung Stand Januar 2012, wurde eine Kostenberechnung
erstellt. Die Maßnahme ist in verschiedene Realisierungsabschnitte zu untergliedern. Eine
Priorität ist auf die Arbeiten im Zusammenhang mit dem Gewässerbau zu legen, da diese
auch zeitnah umgesetzt werden sollen. Gestalterischer Schwerpunkt ist das Nordufer des
Ümminger Sees mit der neuen Uferlinie und der Promenade. Die Kostenberechnung weist
5,7 Mio. für die Flächen rund um den Ümminger See aus. Hierin sind nicht die
Gewässerbaumaßnahmen gemäß des durchzuführenden wasserrechtlichen Verfahrens
enthalten.
Im Zusammenhang mit der Planung des Radweges Parkway EmscherRuhr werden
vorhandene Wege genutzt und asphaltiert, hierfür liegt eine 80%ige Förderzusage vor. Der
Wegebau und die Ausschilderung gemäß Landesradwegenetz werden bis Ende 2015
abgeschlossen sein. Für die Ufergestaltung mit Boulevard, weitere Wege- und Platzflächen,
die Renaturierung der Insel und die Aussichtspodeste am See wird noch keine
Fördermöglichkeit gesehen.