Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
Seiteneinsteigerinnen.pdf
Größe
487 kB
Erstellt
26.12.14, 13:14
Aktualisiert
28.01.18, 00:52
Stichworte
Inhalt der Datei
Frau Oberbürgermeisterin
Dr.Ottilie Scholz
Anfrage zur Sitzung des Rates am 18.7.2013
Seiteneinsteiger
Als Seiteneinsteiger werden Kinder und Jugendliche bezeichnet, die mit ihren Familien
entweder neu zugewandert oder im Rahmen der Familienzusammenführung nach
Bochum gekommen sind. Dazu zählen auch die Kinder und Jugendlichen, die aufgrund
von Krisensituationen aus ihrem Heimatland geflüchtet sind. Allen gemeinsam ist, dass
sie keine deutschen Sprachkenntnisse besitzen; in vielen Fällen überhaupt nicht
alphabetisiert sind. Minderjährige Flüchtlinge sind häufig aus verschiedenen Gründen
traumatisiert.
Im Schuljahr 2012/13 waren dies zum Stichtag 1.3.2013 rund 340 Personen (Vorlage
Nr. 20130904). Aufgrund der Zunahme von Krisenherden soll diese Zahl im
kommenden Schuljahr noch steigen. Die bisherige Praxis in Bochum ist, dass die
Kinder und Jugendlichen unverzüglich altersgerecht einer Schule zugewiesen werden.
Den Seiteneinsteiger werden Crashkurse und Ferienkurse zur Erlangung deutscher
Sprachkenntnisse angeboten sowie zurzeit im Rahmen eines von der Mercator Stiftung
geförderten Projektes unterrichtsbegleitender Sprachförderunterricht. Dieses Projekt
läuft jedoch Ende 2013 aus. Die Zuweisung der Schülerinnen und Schüler orientiert
sich häufig an dem Platzangebot in der jeweiligen Schule. In Bochum gibt es eine Reihe
von Schulen, die Erfahrungen und pädagogische Konzepte besitzen, weil sie in den
letzten Jahren immer wieder auch größere Anzahlen von Seiteneinsteigern gleichzeitig
aus den unterschiedlichen Ländern aufgenommen haben. Häufig ist ihnen der Einstieg
in den regulären Unterricht – auch an einer anderen Schulform - erleichtert worden.
Angesichts der erreichten Anzahl und dem zu erwartenden Anstieg von
Seiteneinsteigern sollen zum nächsten Schuljahr komplette Klassen zusätzlich an
Schulen eingerichtet werden, die zufällig freie Raumkapazitäten aufweisen. Für eine
ausreichende Versorgung mit Lehrkräften ist das Land zuständig. Rechnerisch ist dies
zwar möglich, inhaltlich und fachlich aber nicht so sicherzustellen, dass zum Beispiel
genau die Lehrkräfte mit der Qualifikation Deutsch als Fremdsprache an den Schulen
unterrichten, an denen gerade eine Klasse mit Seiteneinsteigern eingerichtet worden
ist.
Neben den fraglichen pädagogischen Implikationen, die dieses Vorgehen nach sich
zieht, sind die Schulen sowie außerschulische Lernorte, an denen Sprachunterricht
erteilt wird, in den allermeisten Fällen nicht fußläufig von den Unterbringungsorten der
Familien zu erreichen.
Die Koalition sieht angesichts der wachsenden Zahlen dringenden
Verbesserungsbedarf in der Startphase der schulischen Betreuung von
Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern sowie deren Familien. Die bisher übliche
Praxis sollte daher weiter entwickelt werden.
Wir fragen dazu an:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Welche Möglichkeiten sieht die Verwaltung Seiteneinsteigerinnen und
Seiteneinsteiger in Zukunft für die ersten 6-12 Monate konzentriert an
wenigen Standorten, außerhalb von Regelschulen, auf die Integration in die
geeignete Schulform vorzubereiten? Nachbarstädte wie Hagen oder
Dortmund machen damit seit Jahren sehr positive Erfahrungen.
Wann könnte frühestens mit der Einrichtung solcher Zentren gerechnet werden?
Besteht die Möglichkeit, die Erfahrungen der VHS auf dem Gebiet der
Sprachkurse oder der Ruhruniversität Bochum, Fachgebiet „Deutsch als
Fremdsprache“, mit in diese Zentren einzubeziehen?
Wie kann gewährleistet werden, dass die Seiteneinsteigerinnen und
Seiteneinsteiger in den Regelschulen ohne größeren zeitlichen Verzug den für
Sie passenden Sprachunterricht erhalten und der unterrichtsbegleitende
Sprachförderunterricht weitergeführt wird?
Ist es möglich, allen Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern einen
kostenfreien Weg zum Sprachkurs zu ermöglichen?
Ist es möglich, den Eltern von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteigern die
kostenfreie Begleitung ihrer Kinder auf dem Weg zum Sprachkurs in der
Anfangszeit zu ermöglichen?
Wir bitten um die schriftliche Beantwortung der Anfrage - mit Angabe der jeweils
erforderlichen finanziellen Mittel - zu den Etatsitzungen der Ausschüsse für Migration
und Integration sowie Bildung und Wissenschaft.
Dr. Peter Reinirkens
Mustafa Calikoglu
f.d.R.: Frank Taschner, Fraktionsgeschäftsführer