Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
Mitteilung der Verwaltung.pdf
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104 kB
Erstellt
26.12.14, 13:26
Aktualisiert
28.01.18, 01:41
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Bochum
Mitteilung der Verwaltung
- Seite 1 -
Stadtamt
TOP/akt. Beratung
44 (95 00)
Vorlage Nr. 20131716
Sicht- und Eingangsvermerk der Schriftführung
öffentlich/nichtöffentlich
nichtöffentlich gemäß
öffentlich
Bezug (Beschluss, Anfrage Niederschrift Nr. ... vom ... )
Anfrage aus der 31. Sitzung des Rates am 6. Juni 2013, Vorlage Nr. 20131172
Bezeichnung der Vorlage
Stadtarchiv, Stadtgeschichte - Mitteilung
Beratungsfolge
Rat
Sitzungstermin
akt.
Beratung
26.09.2013
Anlagen
Wortlaut
Die Soziale Liste im Rat fragte an:
„In der interessierten Öffentlichkeit aber auch bei Fachleuten gibt es eine begründete Kritik
an der Ausstattung und der finanziellen Absicherung der Ausstellungstätigkeit und des
Stadtarchivs Bochum. Die Kritik gipfelt in der Meinung, dass keine Ruhrgebietsstadt so
wenig in das Thema Stadtgeschichte investiert wie die Stadt Bochum.
1.
Wie will die Stadt Bochum Planungssicherheit für das Personal und die inhaltliche
Tätigkeit beim Stadtarchiv erreichen?
2.
Wie sieht die derzeitige Personalausstattung aus? Welche Perspektive gibt es für
den Personalbereich?
3.
Wann erfolgt eine abschließende Klärung über den Standort des Stadtarchivs und
des Bochumer Zentrums für Stadtgeschichte?
4.
Wie weit sind die Vorbereitungen inhaltlicher und finanzieller Art für die geplante
Ausstellung zur Erinnerung an den 1. Weltkrieg 1914-1918?“
Die Verwaltung antwortet wie folgt:
Zu Frage 1:
Die im Jahr 2008 mit einer Museumswissenschaftlerin besetzte Stelle (mit Zuständigkeiten
für die Ausstellungsplanung, die stadthistorischen Sammlungen/historische Sachkultur und
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die Öffentlichkeitsarbeit/Bildungsarbeit) ist seit Oktober 2011 vakant. Gemäß HSKBeschluss wurde sie nicht wieder besetzt. Ein Großteil der genannten Aufgaben soll nun mit
Unterstützung externer Kräfte (auf Honorarbasis) erledigt werden, ein relativ geringer Teil
wurde intern verlagert. Eine Kompensation in vollem Umfang ist nicht möglich. Das betrifft
neben den museumspädagogischen Aufgaben vor allem auch die Kuratorenfunktion für die
gegenständliche Überlieferung der Stadt Bochum (historische Sachkultur), die mangels
Qualifikation und freier Kapazitäten derzeit nicht wahrgenommen werden kann.
Zu Frage 2:
Derzeit sind insgesamt 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stadtarchiv – Bochumer
Zentrum für Stadtgeschichte beschäftigt. Dazu kommen zwei Auszubildende. Die
Personalstruktur stellt sich wie folgt dar:
-
Archivisches und wissenschaftliches Fachpersonal: 8
Verwaltung/Sekretariat/Fachangestellte Medien- und Informationsdienste (FaMI): 5
Restaurierungswerkstatt: 4 (2 Fachkräfte, 2 sonstige MA)
Magazinverwalter: 1
Aufsichtskräfte Ausstellungen: 4
Auszubildende: 2 (im Bereich FaMI und in der Restaurierungswerkstatt)
Acht der insgesamt 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (also mehr als ein Drittel) sind als
schwerbehindert eingestuft, einer als leistungsverändert, vier sind Teilzeitkräfte. Auch die
demographische Entwicklung ist nicht günstig, denn aus Altersgründen werden in den
nächsten acht Jahren 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Dienst ausscheiden (vier
bis 2019, weitere acht bis 2021). Um den Wissenstransfer zu gewährleisten, wäre beim
archivischen Fachpersonal eine ‚überlappende’ Wiederbesetzung der frei werdenden Stellen
wünschenswert.
Zu Frage 3:
Nach jetzigem Stand soll der Standort im Gebäude Wittener Straße 47, für das die Stadt
Bochum einen Mietvertrag bis Ende 2027 abgeschlossen hat, gehalten werden. Allerdings
wird derzeit geprüft, ob – mit dem Ziel der Optimierung der Flächennutzung – ergänzend
andere Organisationseinheiten in das Gebäude mit einziehen können. Dazu müssten ggf.
neben der geplanten Nutzung des dritten Obergeschosses auch Teile der
Ausstellungsflächen umgebaut werden. Ein Teil der Räume im Erdgeschoss (Foyer,
Multifunktionsraum, Kino) könnte von mehreren Einrichtungen gemeinsam genutzt werden.
Die Detailplanung einschließlich der Ermittlung etwaiger Umbaukosten ist noch nicht
abgeschlossen. Eine Beschlussfassung steht noch aus.
Zu Frage 4:
Ein Grobkonzept für die geplante Ausstellung zum Ersten Weltkrieg, dessen Beginn sich
2014 zum 100. Mal jährt, wurde mittlerweile erstellt, die Recherchephase soll Ende August
2013 abgeschlossen sein. Mit der Ausstellung (Titel: „Zwischen Heimat und Front. Bochum
im Ersten Weltkrieg“) möchte das Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte ein Ereignis ins
Gedächtnis rufen, das in Deutschland von der NS-Zeit und dem Zweiten Weltkrieg
überlagert wird, in den europäischen Nachbarländern – besonders in Belgien und Frankreich
– aber im Zentrum der nationalen Erinnerung steht. Am Ersten Weltkrieg waren 25 Staaten
und deren Kolonien beteiligt, über 9 Millionen Menschen fielen ihm zum Opfer. Zahlreichen
Historikern gilt dieser Krieg als „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts. Ohne den Ersten hätte
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es den Zweiten Weltkrieg so nicht gegeben. Auch ca. 4.600 Bochumer Soldaten fielen an
den Frontlinien oder starben in Heimatlazaretten. Dabei ereignete sich der Erste Weltkrieg
nicht nur an den Kriegsschauplätzen im Westen und Osten Europas, auf hoher See und in
den Kolonien, sondern auch an der sogenannten „Heimatfront“, also auch in Bochum.
Die geplante Ausstellung nimmt beides in den Blick: sowohl die Front (hier exemplarisch
Frontabschnitte, vor allem im Westen, an denen Soldaten aus Bochum kämpften und fielen)
als auch die „Heimatfront“. Nach derzeitiger Überlegung ist sie chronologisch aufgebaut und
gliedert sich grob in vier Abteilungen:
I.
II.
III.
IV.
Der Beginn: „August-Erlebnis“ 1914 (Juli/August 1914)
Mit „Hurra“ in den Kampf und Weihnachten wieder zu Hause? (Bis Ende 1914)
Alles für die Front (1915 – 1917)
Ende und Neubeginn (1918 – 1920)
Den Anfang und das Ende (Prolog und Epilog) markiert die Auseinandersetzung mit den
Formen der Erinnerung an diesen Krieg. Als Exponate sollen die in den 1920er Jahren in
Bochum errichteten Denkmäler und Gedenktafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges
dienen bzw. Fotografien davon sowie Filme, Zeitungsberichte u.a. Im Zentrum steht ein
‚echtes’ (ehemaliges) Denkmal: das erst 1935 im Stadtpark eingeweihte Denkmal zu Ehren
des 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 67, das Unbekannte 1983 an den Füßen
absägten. Das ‚gefallene’ Denkmal wurde laut Ratsbeschluss nicht wieder im Stadtpark
aufgestellt, sondern kam ins alte Stadtarchiv an der Kronenstraße. Mit den „BronzeSoldaten“ verfügt das Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte über ein in der
Region einmaliges Objekt. Es könnte noch einmal umziehen – von der Kronenstraße an die
Wittener Straße – und die Ausstellung zum Ersten Weltkrieg als Exponat bereichern. Die
‚Machbarkeit’ dieses Vorhabens (hinsichtlich Statik, Fluchtwegen und Transport) wird derzeit
geprüft. Ein Vertreter des Vermieters des Gebäudes Wittener Straße 47 hat seine
Zustimmung bereits erteilt.
Als Haupt-Ausstellungsraum ist das 2. OG im Gebäude Wittener Straße vorgesehen. Im 1.
OG ist weiterhin die – zu komprimierende – Ausstellung „Bochum – das fremde und das
eigene“ zu sehen, die das Wechselspiel von fremd und eigen im historischen Längsschnitt
thematisiert.
Es soll versucht werden, die Ausstellung im Wesentlichen aus laufenden Haushaltsmitteln
der Jahre 2013 und 2014 zu finanzieren. Ein Großteil der hier zur Verfügung stehenden
Summe wird für Honorarverträge zu verausgaben sein, denn ohne die Unterstützung
externer Kräfte kann das Projekt nicht realisiert werden.
Die Ausstellung soll am 22. August 2014 eröffnet werden und im Juli 2015 schließen.
Danach könnten Teile der Bochumer Ausstellung in Virton (in Südbelgien) gezeigt werden.
Das Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte hat eine Kooperation mit dem „Musée BailletLatour et Musée de la guerre en Gaume“ in Virton-Latour vereinbart, das sich seit
Jahrzehnten der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und seine Opfer widmet.
In der Umgebung von Virton fand am 22. August 1914 eine der großen Schlachten im
Bewegungskrieg statt – mit zahlreichen Opfern nicht nur unter den Soldaten, sondern auch
unter der belgischen Zivilbevölkerung. Viele Bochumer Soldaten waren an den Kämpfen
beteiligt. Es war für sie die erste Schlacht im Ersten Weltkrieg – für einige allerdings auch
die letzte. Sie fielen und wurden zunächst an Ort und Stelle bestattet. Heute finden sich ihre
Gräber auf einem Soldatenfriedhof in der Nähe von Virton.
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Eine weitere Verbindung zwischen Bochum und Virton besteht darin, dass Männer aus der
Region Virton im Ersten Weltkrieg Zwangsarbeit in Bochum leisten mussten.