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MASTERPLAN KULTUR.pdf

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Daten

Kommune
Bochum
Dateiname
MASTERPLAN KULTUR.pdf
Größe
4,8 MB
Erstellt
26.12.14, 13:53
Aktualisiert
24.01.18, 04:57

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Masterplan Kulturmetropole Ruhr Masterplan Kulturmetropole Ruhr Die Metropole Ruhr im Kreis der Kulturmetropolen Europas positionieren und ihre kulturellen Möglichkeitsräume erweitern Entwicklungsgruppe: Auftraggeber: Auftragnehmer/Bearbeitung: Arbeitskreis Kulturmetropole Ruhr Regionalverband Ruhr Kronprinzenstraße 35 45128 Essen Koordination: Dr. Dieter Nellen Susanne Brambora-Seffers Svenja Noltemeyer Martina Lauderbach invent GmbH Innovationsagentur Wirtschaft - Tourismus - Kultur Lederergasse 35/5 1080 Wien www.invent.or.at Leitung und Kernteam: Dr. Hubert Bratl (Projektleiter) Dr. Patrick Bartos Prof. Dr. Reinhard Kannonier Der hier vorliegende Bericht entspricht den Empfehlungsbeschlüssen des Arbeitskreises Kulturmetropole Ruhr. INHALT 1 KONTEXT DER ENTWICKLUNG 6 2 AUFGABENSTELLUNG UND ZIELSETZUNG DES MASTERPLANS 4 UND DES STÄDTEKONTRAKTS 9 3 VORGEHENSWEISE UND STELLENWERT DER MASTERPLANENTWICKLUNG 10 MASTERPLAN KULTURMETROPOLE RUHR ERGEBNISBERICHT 13 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE 15 METROPOLENKOMPETENZFELD 1: THEATER UND PERFORMING ARTS 23 1 AUSGANGSSITUATION 25 2 STRATEGISCHE BEDEUTUNG 27 3 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - GEFAHREN - CHANCEN 28 4 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE 32 5 SCHLÜSSELPROJEKTE 37 6 REGIONAL GOVERNANCE UND UMSETZUNGSORGANISATION 48 METROPOLENKOMPETENZFELD 2: STÄDTE- UND METROPOLENTRANSFORMATION 53 1 AUSGANGSSITUATION 55 2 STRATEGISCHE BEDEUTUNG 56 3 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - GEFAHREN - CHANCEN 57 4 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE 58 5 SCHLÜSSELPROJEKTE 59 6 REGIONAL GOVERNANCE UND UMSETZUNGSORGANISATION 61 METROPOLENKOMPETENZFELD 3: INTERKULTUR / KULTURELLE VIELFALT 63 1 AUSGANGSSITUATION 65 2 STRATEGISCHE BEDEUTUNG 68 3 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - GEFAHREN - CHANCEN 70 4 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE 74 5 SCHLÜSSELPROJEKTE 75 6 REGIONAL GOVERNANCE UND UMSETZUNGSORGANISATION 84 METROPOLENKOMPETENZFELD 4: KREATIVWIRTSCHAFT 89 1 AUSGANGSSITUATION 91 2 STRATEGISCHE BEDEUTUNG 92 3 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - GEFAHREN - CHANCEN 93 4 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE 95 5 SCHLÜSSELPROJEKTE 97 6 REGIONAL GOVERNANCE UND UMSETZUNGSORGANISATION 100 KOMPETENZFELD BILDENDE KUNST 105 1 AUSGANGSSITUATION 106 2 SCHLÜSSELPROJEKTE 108 BASISKOMPETENZFELD 1: GESCHICHTSKULTUR / HISTORISCHES ERBE 113 1 AUSGANGSSITUATION 114 2 STRATEGISCHE ZIELE 115 3 SCHLÜSSELPROJEKTE 116 BASISKOMPETENZFELD 2: KULTURELLE BILDUNG 121 1 AUSGANGSSITUATION 122 2 STRATEGISCHE ZIELE 123 3 SCHLÜSSELPROJEKTE 124 4 UMSETZUNG 127 ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT UND UMSETZUNGSORGANISATION 129 1 GRUNDSTRUKTUREN ZUR UMSETZUNG DER METROPOLENSTRATEGIE 130 2 LEISTUNGSANFORDERUNGEN AN DIE UMSETZUNGSORGANISATION 131 3 DIE UMSETZUNGSORGANISATION 136 4 VORSCHLAG STÄDTEKONTRAKT 140 IMPRESSUM 147 5 1 Kontext der Entwicklung Struktur- und Kulturwandel Metropolregionen Das Ruhrgebiet, die ehemals legendäre Kohle- und Stahlregion und der Motor des Wirtschaftswunders in Deutschland, hat seinen Transformationsprozess zu einer Städtelandschaft der Wissens- und Dienstleistungsgesellschaft geschafft. Die Entwicklung bleibt dabei von Ungleichzeitigkeiten und Unterschieden geprägt. Neue wirtschaftliche Basis, hochwertige Ausbildungs- und Forschungslandschaften und spektakuläre Kulturbauten und Kulturereignisse auf der einen Seite, aber noch schrumpfende Städte, Betriebsstilllegungen und lokal anhaltend hohe Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite. Trotz bestehender Problemlagen haben sich aber neue tragende Strukturen in Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und der Kultur durchgesetzt. Der Himmel über Ruhr und Emscher ist wieder blau geworden, die Halden sind begrünt und ästhetisch aufgewertet worden, Zechen und Industriegelände sind zu Museen, zum Weltkulturerbe oder zu Technologieparks und spektakulären Wohn- und Freizeitanlagen am Wasser geworden. Die harte schwerindustrielle Geschichte wurde ins Museum gestellt, ihre räumlichen Manifestationen transformiert. Die Ruhrstädte sind damit in der Normalität deutscher Mittel- und Großstädte angekommen. Es gibt Zufriedenheit mit dem Erreichten, welche im Rahmen der Kulturhauptstadt entsprechend gefeiert wird. Der Globalisierungsprozess der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Politik und der Kultur und Kunst definiert die aktuelle und zukünftige Position von Großstädten und ihnen entsprechenden Städtelandschaften über die sich neu eröffnenden Möglichkeitsräume von weltweit ausgebreiteten Entwicklungssystemen neu. Die logische Folge der Globalisierung ist seit Mitte der 1980er Jahre der Bedeutungsgewinn und die Renaissance der großen Stadtregionen. Diese stellen als neue Metropolen die notwendigen Koordinations-, Infrastruktur-, Kontroll- und Unterstützungsleistungen zur Verfügung, die in den globalen Netzwerken der Wissens-, Kultur- und Kunstproduktionen benötigt werden. Die geografische Dispersion wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Aktivitäten wird simultan von einer Integration verteilter Aktivitäten durch transnational agierende Unternehmen, Universitäten und Einrichtungen der Politik begleitet. Die Global Cities und die als Metropolregionen agierenden Städtelandschaften sind die Doch die Reise geht weiter. Für die interessante, multizentrische, kulturell geprägte Städtelandschaft des Ruhrgebiets bieten sich Zukunfts- und Entwicklungsoptionen an, mit denen die Mehrzahl der vielen Kulturstädte Deutschlands kaum rechnen kann. Standorte, Schauplätze und Schaltstellen, an denen die notwendigen Funktionen des Globalisierungsprozesses realisiert werden und sozial, ästhetisch, politisch und sinnlich direkt erfahrbar werden. Bei allen Risiken und Problemen, die der Globalisierungsprozess mit sich bringt, macht er doch die Metropolen und Metropolregionen zu den Gewinnern und kreativen Hot Spots der aktuellen und zukünftigen Entwicklung. Die Metropolregion Rhein-Ruhr hat als eine der größten Metropolregionen Europas gute Chancen, sich neben den Global Cities und etablierten kleineren Metropolen, wie Berlin, München oder Barcelona, eine starke eigenständige Position als Wirtschafts-, Wissenschafts-, Medien- und Kunstmetropole zu sichern. Die Metropolregion Ruhr ist ein relevanter kultureller Bestandteil der Metropolregion Rhein-Ruhr und besitzt damit die Chance, sich in der obersten Liga der Kulturstädte zu positionieren. Metropolregion Rhein-Ruhr Metropolregion Metropole Ruhr Metropolregion Düsseldorf Metropolregion Köln-Bonn Kontext der Metropolenentwicklung 6 Metropolregion Ruhr Die Metropolregion Rhein-Ruhr weist eine innere funktionale Differenzierung in die Metropolregionen Düsseldorf, Köln und Ruhrgebiet auf. Die Besonderheiten der historischen Entstehung der Metropolregion Rhein-Ruhr und die Größe und Komplexität des Entwicklungsraumes sprechen dafür, diese Differenzierung der Region auch in der Entwicklung ihrer Zukunftsstrategien zu berücksichtigen (Blotevogel, Danielzyk). Für das Ruhrgebiet bedeutet dies, dass es pragmatisch betrachtet als sinnvoll erscheint, sich selbst als Metropolregion zu organisieren und sich so geeint in die Entwicklung der europäischen Metropole Rhein-Ruhr einzubringen. Das Ruhrgebiet besitzt dafür in der Wirtschaft, in der Wissenschafts- und Forschungslandschaft und im Kultur- und Kreativwirtschaftsbereich spezielle Potenziale, über die es als relevanter Standortraum in internationale und globale Entwicklungsnetzwerke eingebunden ist und eine wesentliche Rolle spielen kann. Metropolregionen definieren sich primär funktional und halten sich nicht an administrative oder stadträumliche Grenzen. Die Metropolregion Ruhr sollte daher für ihre Entwicklung entsprechende städteverbindende Vernetzungen und Verflechtungen mit Düsseldorf und Köln nützen können, um sich selbst und der Metropole RheinRuhr voll zum Durchbruch zu verhelfen. Der gegebene Entwicklungskontext eröffnet also den Ruhrstädten die Entwicklungschance, als interessante, multizentrische Städtelandschaft zu einer Metropolregion zu werden und so als Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturmetropole vom Globalisierungsprozess zu profitieren. Mit dieser Strategie werden sich die Ruhrstädte in der ersten Liga deutscher Städte und Stadträu- me halten können. Anders als im Fußball scheint dies auch den größten Städten des Ruhrgebiets ohne Metropolenstrategie nur sehr schwer möglich zu sein. Metropolregionsstrategien Rein sachlich und pragmatisch betrachtet ist den Städten des Ruhrgebiets ganz klar die gemeinsame Realisierung einer Metropolenregionsstrategie zu empfehlen. Tatsächlich haben sich die Großindustrie, die Wirtschaftsförderung, die Hochschul- und Universitätslandschaft, die Raumordnung und zahlreiche Kompetenz- und Meinungsträger des Ruhrgebiets mit entsprechenden Programmen und Strategien bereits für städteübergreifende und meist international und global orientierte Entwicklungsstrategien ausgesprochen. Bereits entwickelte Konzepte und Pläne wie Ruhr 2030, Masterplan Ruhr, Konzept Ruhr, die Hochschul- und Universitätskooperationen mit mit entsprechenden Auslandsbüros und die Gründungsinitiative zur Ruhrstadt zeugen davon. Die Kulturhauptstadt 2010 hat das Thema der werdenden Metropole Ruhr in das Zentrum ihres Programmes gerückt. Die Zeit und die Situation scheinen auch im politischen und kulturellen Bereich dafür reif geworden zu sein, die klarerweise primär stadtbezogenen Strategien um eine städteübergreifende Metropolenregionsstrategie zu ergänzen. Die Städtelandschaft Ruhr könnte sich damit national und international als werdende Metropole neuen Typs etablieren und sich als regional und international vernetzte und geeint auftretende Kulturmetropolenregion neue Möglichkeitsräume erschließen, die allein über stadtbezogene Strategien nicht realisierbar scheinen. Die sachlich rationale Begründung einer Metropolen- und Kulturmetropolenstrategie ist eine relativ einfache Sache. Ihre Anerkennung, Durchsetzung, Unterstützung und Umsetzung durch die relevanten Institutionen des Kultur- und Kunstgeschehens und die städtische Kulturpolitik und die zuständigen Landesstellen ist wiederum eine andere, nicht unbedingt einfachere Aufgabenstellung. Dieser relevante Unterschied wird schon durch die bekannten Start- und Umsetzungsprobleme zur gezielten Weiterentwicklung der Metropolregion RheinRuhr demonstriert und wird wohl auch einer Metropolen- und Kulturmetropolenstrategie für die Städtelandschaft Ruhr nicht ganz erspart bleiben. Dynamischer Kontext mit Anspruch auf nachhaltige Effekte Aktuell scheint der Kontext für eine strategische Neuorientierung in der kulturellen Entwicklung relativ günstig und unterstützend zu sein. Städteübergreifende kulturell gestützte Entwicklungsstrategien wurden erstmals durch die Internationale Bauausstellung IBA in den Entwicklungskontext des Ruhrgebiets eingebracht. Die Kulturhauptstadt RUHR.2010 setzt als entwicklungswirksames, temporär angelegtes Großereignis diese kulturell innovative Entwicklungsstrategie mit großer Öffentlichkeitswirksamkeit und neuen Mitteln fort. Die Kulturhauptstadt ist einer städteübergreifenden Metropolenstrategie verpflichtet und zielt auf entsprechende nachhaltige Entwicklungseffekte ihres Programms und ihrer städteverbindenden Initiativen und Strukturen ab. Optimistisch betrachtet wird der teilweise mit Skepsis gestartete Prozess zur Ent- 7 wicklung der Kulturhauptstadt tatsächlich zu einer neuen Qualität in der kulturellen Entwicklungszusammenarbeit führen und einer Kulturmetropolenstrategie zum Durchbruch verhelfen. Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr wurde jedenfalls in engem Zusammenwirken mit den auch in der Kulturhauptstadtentwicklung engagierten Akteuren aus den Ruhrstädten entwickelt. Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr soll Wesentliches zur Sicherung der Nachhaltigkeit der Effekte der Kulturhauptstadt beitragen, die Kulturmetropolenstrategie vertiefen und konkretisieren, sowie deren Umsetzung vorbereiten. Insgesamt betrachtet darf gesagt werden, dass eine Kulturmetropolenstrategie für die Städtelandschaft des Ruhrgebiets ein sehr ambitioniertes Anliegen darstellt, dass aber die regionalen Rahmenbedingungen für deren Umsetzung kaum je bes- 8 ser gewesen sein dürften. Festzuhalten ist allerdings, dass sich, abgesehen von den Strukturen der Kulturhauptstadt, bisher noch keine Strukturen einer kulturellen Entwicklungszusammenarbeit der Ruhrstädte finden lassen, mit denen eine Kulturmetropolenstrategie umsetzbar wäre. So gesehen stellt die Umsetzung einer Kulturmetropolenstrategie eine radikale Innovation im Kulturbereich dar. Ein überraschendes, zum Start des Entwicklungsprojekts noch nicht absehbares Problem ist die Tatsache der aktuellen Wirtschaftskrise, welche die Realisierung neuer Strategien und Möglichkeitsräume gravierend erschweren wird. Metropolenstrategie für wen? Große Metropolregionen weisen immer Zentren und Umlandgebiete mit unterschiedlichen Funktionen in der Stadtre- gionsentwicklung auf. Die positiven und negativen Auswirkungen der Entwicklung von Metropolen und Kulturmetropolen beschränken sich nicht auf wenige Zentralräume, sondern erfassen mit fortschreitender Entwicklung sowohl die Zentren, wie auch periphere Räume und Umlandgebiete, in denen sich Träger von Metropolenfunktionen niederlassen können. Kreative Metropolen sind nicht nur dafür da, notwendige Außenvernetzungen abzusichern, sondern werden selbst zu kreativen Stadtregionen, welche ihren Bürgern, Talenten und Unternehmen aufgrund von verorteten Entwicklungsstrukturen gute Entfaltungsmöglichkeiten bieten können bzw. wesentliche Beiträge zu diesen liefern. 2 Aufgabenstellung und Zielsetzung des Masterplans und des Städtekontrakts Kernaufgaben ›› ›› ›› Mit der Erstellung des Masterplanes Kulturmetropole Ruhr nimmt der Regionalverband Ruhr seine seit 1.1.2009 gestärkte Kompetenz zur regionalen Entwicklungsplanung und zur entsprechenden Erstellung von Masterplänen für die Metropolenentwicklung wahr. Der Masterplan zeigt den Weg auf, wie die Städtelandschaft des Ruhrgebiets zur Kulturmetropole werden kann. Der Masterplan entwickelt die Vision, die strategischen Ziele, die entscheidenden Handlungsbereiche, die Schlüsselprojekte und die notwendigen Umsetzungsstrukturen für die Realisierung der Kulturmetropole Ruhr. Projektziele ›› ›› Entwicklung von regionsgerechten, nachhaltig wirksamen Strategien, Strukturen und Schlüsselprojekten, welche die Chancen des Ruhrgebiets als kulturelle Metropolregion voll ausschöpfen können. Kulturelle Positionierung des Ruhrgebiets in der Metropolregion Rhein-Ruhr und gegenüber anderen Metropolen in Deutschland und Europa. ›› ›› ›› ›› ›› ›› Sicherung der möglichen Breitenwirkung der Kulturmetropolenstrategie auf die Stadtlandschaft des Ruhrgebiets. Passende Beteiligung der regionalen Kompetenz und Entwicklungsträger an der Entwicklung und Umsetzungsvorbereitung der Metropolenregionsstrategie. Realisierung eines inhaltlichen Ergebnisses, welches von einer breiten Mehrheit der Ruhrstädte mitgetragen wird. Sicherung eines produktiven Zusammenwirkens der Metropolenstrategie mit den Initiativen und Projekten der Kulturhauptstadt. Integration des Landes Nordrhein-Westfalen in die Masterplanentwicklung. Vorbereitung der Umsetzung des Masterplanes über den Entwurf eines entsprechenden Städtekontrakts. Die Zielsetzungen des Masterplans und die folgend geschilderte Vorgehensweise in seiner Erstellung sollten sicherstellen, dass der Metropolenstrategie die mögliche Breitenwirksamkeit gesichert wird, dass es zu einem produktiven Zusammenwirken mit den beteiligten Städten und der Kulturhauptstadt kommt und dass für die Umsetzung des Masterplanes bereits während seiner Erstellung die notwendigen Vorberei- tungsinitiativen über einen Städtekontrakt initiiert werden. Planungsinstrument Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr ist ein Planungsinstrument des RVR. Er tritt mit einem entsprechenden Beschluss durch die zuständigen RVR-Gremien in Kraft. Der hier vorliegende Vorschlag für den Masterplan Kulturmetropole Ruhr wird von der an seiner Entwicklung mitwirkenden Arbeitsgruppe des RVR, in der auch die Kulturdezernenten zahlreicher Städte vertreten waren, zur Beschlussfassung und Umsetzung empfohlen. Umsetzungsvorbereitung Der empfohlene Städtekontrakt wurde auch von der Arbeitsgruppe des RVR miterarbeitet und wird den Städten und Kreisen zur Beschlussfassung und Bekräftigung ihres Umsetzungswillens empfohlen. Nach dem Beschluss in den Städten und Kreisen stellt der Städtekontrakt die vertragliche Vereinbarung zur Umsetzung des Masterplanes Kulturmetropole Ruhr dar. Bis zu diesem Zeitpunkt ist er als vorgeschlagene Verhandlungsbasis zu verstehen. 9 3 Vorgehensweise und Stellenwert der Masterplanentwicklung Nutzung vorhandener Planungen und Konzepte Für die Erstellung des Masterplanes Kulturmetropole Ruhr wurden alle wesentlichen vorliegenden Konzepte für die kulturelle Entwicklung des Ruhrgebietes ausgewertet. Insbesondere wurden die Perspektivpläne Kulturmetropole Ruhr herausgegeben von Konrad A. Schilling und die neuen Initiativen und Planungen der Kulturhauptstadt berücksichtigt. Befragung und Integration wichtiger Kompetenz- und Entscheidungsträger Weiterhin wurden mit wichtigen Kompetenz- und Entscheidungsträgern des Kultur- und Kunstbetriebes im Ruhrgebiet intensive Experteninterviews realisiert. Dabei wurden alle kreisfreien Städte und die Kreise des Ruhrgebietes entsprechend berücksichtigt. Auch zahlreiche ruhrgebietskundige externe Expert/innen wurden über Interviews oder veröffentlichte Stellungnahmen zu einzelnen Themenbereichen berücksichtigt. Mit den zuständigen Stellen auf Landesebene wurden ausführliche Informationsgespräche geführt. 10 Diskussionen und Entwicklungsarbeiten mit Gruppen aus den untersuchten Kompetenzfeldern Im Rahmen der durch den Auftrag begrenzten Möglichkeiten wurden die von invent ausgearbeiteten Strategien und Schlüsselprojekte auch mit Arbeitsgruppen aus den vier Metropolenkompetenzfeldern diskutiert und weiterentwickelt. Diskussion und Entwicklungsarbeit mit dem vom RVR nominierten Arbeitskreis Masterplan Kulturmetropole Ruhr Die wichtigste Rolle in der Weiterentwicklung und Abstimmung der entwickelten Strategien für die Metropolregion spielte der vom RVR nominierte und mit den Kulturdezernenten zahlreicher Städte und Vertreter/innen aus den Gremien des RVR besetzte Arbeitskreis zum Masterplan und zum Städtekontrakt. In zahlreichen vorbereitenden Gesprächen und sieben Workshops wurden dabei die Metropolenstrategie und der Städtekontrakt vorbereitet, diskutiert, weiterentwickelt und an die Verhältnisse der Region und der Städte angepasst. Der Arbeitskreis agierte im Auftrag des RVR. In ihm waren auch die Direktion des RVR und das Referat Kultur vertreten. Breit mitgetragenes und zur Umsetzung empfohlenes Ergebnis Nach vielen produktiven und engagierten Diskussionen liegt nun ein von einer breiten Mehrheit der aktiv mitwirkenden Arbeitskreismitglieder und Kulturdezernenten getragenes und zur Umsetzung empfohlenes Ergebnis vor. Von den anwesenden Arbeitkreismitgliedern wurden die erstellten Kompetenzfeldstrategien, Organisationsvorschläge und Schlüsselprojekte immer einstimmig unterstützt und für die Aufnahme in den Masterplan empfohlen. Insgesamt darf gesagt werden, dass der Masterplan Kulturmetropole Ruhr so sowohl internationale Anforderungen und Standards integriert hat, als auch die regionalen Möglichkeiten und Voraussetzungen in passender Form berücksichtigt. Dafür sei hier allen Mitwirkenden herzlich gedankt. Dem hier vorgestellten Masterplan darf damit große Unterstützung durch die kulturpolitischen Entscheidungsträger/innen der Metropolregion zugesprochen werden. Dennoch bleibt der Masterplan auch nach Beschlussfassung durch den RVR „nur“ ein Planungsinstrument. Reale Entwicklungsbedeutung bekommt er erst dann, wenn auch ein Städtekontrakt für seine Umsetzung unterzeichnet wird, die notwendigen Mittel für eine Realisierung gesichert werden und passende Umsetzungsstrukturen etabliert werden, die der praktisch wirksamen Entwicklungszusammenarbeit eine neue Qualität geben. Mitglieder des Arbeitskreises Masterplan Kulturmetropole Ruhr: Dr. Markus Beermann Dr. Tayfun Belgin Holger Bergmann Johannes Brands Hanns-Ludwig Brauser Dr. Söke Dinkla Kurt Eichler Dr. Hans-Dieter Fischer Wolfgang Freye Christoph Gerbersmann Lothar Gräfingholt Andrea Höber Karl Janssen Wolfgang Kerak Heinz-Dieter Klink Jürgen Klute Dr. Gerd Mahler Dr. Dieter Nellen Thomas Nückel Prof. Dr. Oliver Scheytt Axel Sedlack Thomas Sichelt Monika Simshäuser Rainer Stratmann Jörg Stüdemann Michael Townsend Apostolos Tsalastras Prof. Peter Vermeulen Sabine von der Beck Dieter Wollek 11 12 Masterplan Kulturmetropole Ruhr Ergebnisbericht Die Metropole Ruhr im Kreis der Kulturmetropolen Europas positionieren und ihre kulturellen Möglichkeitsräume erweitern 13 Acht Gründe für die Metropole Ruhr Nutzen der Kulturmetropole Ruhr für die Städte ›› Sie verbindet 53 Städte zu einer kreativen, multizentrischen Kulturmetropole und positioniert sie unter den Kulturmetropolen Europas ›› Sie macht die kulturelle Kompetenz von 53 Städten national und international sichtbar und verwertbar ›› Sie sichert die Nachhaltigkeit von RUHR.2010 – Kulturhauptstadt Europas ›› Sie sichert kulturelle Bildung und gute Entwicklungsmöglichkeiten für Talente aus allen Städten der Metropole Ruhr ›› Sie unterstützt die breite Identifikation mit der Metropole Ruhr ›› Sie sorgt für die nationale und internationale Wahrnehmung und Entwicklungsvernetzung der Kulturlandschaft der Metropole Ruhr ›› Sie schafft Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten für Talente aus allen Städten ›› Sie fördert die Hervorbringung von beispielhaften kulturellen und künstlerischen Spitzenleistungen ›› Sie dynamisiert die bedeutendsten Kulturkompetenzfelder in der Metropole Ruhr ›› Sie verbessert die Qualitäten der einzigartigen multizentrischen Urbanität der Metropole Ruhr 14 ›› Sie bindet kleinere Städte und Kreisstädte als Nutzer und spezialisierte Anbieter in das Metropolennetzwerk ein ›› Sie erleichtert die kulturelle Profilierung und Spezialisierung von Städten und Kultureinrichtungen ›› Sie fördert außerordentliche Stadt- und Metropolenentwicklungsprojekte in allen Städten ›› Sie unterstützt die Realisierung von interkulturellen Handlungskonzepten und von Plänen und Ideen zur interkulturellen Öffnung der Kulturlandschaft ›› Strategische Koordination und Kooperation in der Kulturlandschaft ermöglichen den Städten Einsparungen ohne Qualitätseinbußen Entwicklungsstrategie 1 Die Vision: Kulturmetropole Ruhr 2020 Eine kulturell kreative Städtelandschaft. Beispielgebend für Europa. Ein Ausblick auf das Jahr 2020 2020 ist die Kulturmetropole Ruhr eine etablierte Größe. Die Ausrichtung der Kulturhauptstadt Europas 2010 konnte als tragender Impuls genutzt werden, um aus 53 klein- und mittelstädtischen Kulturlandschaften eine neue Kulturmetropole zu formen, die für andere Städteagglomerationen beispielgebend ist. Durch einen gut organisierten, kulturell und sozial engagiert betriebenen Prozess entstanden unterschiedlich profilierte Städte und Stadtregionen und untereinander vernetzte Kreativareale, Kultur- und Kunstzentren. Sie bilden das Rückgrat der kreativen Städtelandschaft, die sich im intelligenten strategischen Zusammenwirken mit den Kunst- und Medienzentren in Düsseldorf und Köln unter den bedeutenden Kultur- und Kreativzentren in Europa etabliert hat. Die durch die Internationale Bauausstellung Emscher Park, die Ruhrtriennale und RUHR.2010 eingeleitete, über die letzten zehn Jahre konsequent weiterbetriebene städteübergreifende Entwicklungszusammenarbeit zeigt nachhaltige Wirksamkeit. Die neuen Leistungen und Formate der Stadt- und Metropolengestaltung, die kräftig gewachsene Kreativwirtschaft und die anregende kulturelle Vielfalt ließen aus den Ruhrstädten ein Netzwerk kreativer Orte entstehen. Die Städte haben sich über weite Strecken zu städteübergreifenden kulturellen Angebotslandschaften verbunden, Vielfalt und Offenheit machen ihre besondere Qualität aus. Die Metropole Ruhr gilt als einer der besten Ausbildungs- und Entwicklungsräume für junge Talente, die von hier aus ihre Karrieren starten. Internationale Bekanntheit und Berühmtheit erlangt sie durch ihre weltweit einzigartigen Produktionsmöglichkeiten und Veranstaltungsformate, die in der Weite der industriekulturell geprägten Landschaft neue ästhetische Möglichkeitsräume entstehen lassen. Durch die international bestaunte und vernetzte Festivallandschaft ist die Metropole Ruhr ein Schauplatz und Sprungbrett für Produktionen, die von hier aus häufig ihre Erfolgstour auf die großen Bühnen und Festivals der Welt antreten. Koordinierte Entwicklungszusammenarbeit und konsequent betriebenes Marketing haben die Kulturmetropole Ruhr auch als außergewöhnliches Reiseziel im internationalen Kulturtourismus etabliert. Metropole des Theaters und der Performing Arts Die nachhaltig starke internationale Positionierung und Vernetzung des Ruhrgebiets wurde durch eine konsequente Entwicklung seiner kulturellen Stärke- und Kompetenzfelder realisiert. Im Kompetenzfeld Theater und Performing Arts hat die Kulturmetropole ihre historisch gewachsenen Kompetenzen und Einrichtungen durch professionelles Kompetenzfeldmanagement und ein Europäisches Zentrum für Theater und Performing Arts zu einem der besten und interessantesten Ausbildungs-, Entwicklungs-, Produktions- und Präsentationsorte in Europa entwickelt. In der Universitäts- und Theaterlandschaft Ruhr wer- den junge Menschen aus der ganzen Welt ausgebildet. Hier trifft sich die Welt bei renommierten und innovativen Festivals und hier entwickeln weltbekannte Companies ihre Formensprache und ihre Performances. Nur in wenigen Großstädten Europas ist ein derartig vielfältiges und hochklassiges Veranstaltungsprogramm wie in der Metropole Ruhr erlebbar. Nur wenige Kulturstädte können ihren jungen Talenten vergleichbare Ausbildungs- und Entfaltungsbedingungen anbieten. Kreative Städtelandschaft und Metropole der kulturellen Vielfalt Die Kulturmetropole Ruhr ist dafür bekannt geworden, eine kreative Städtelandschaft eigenen Typs zu sein. Sie hat sich als Metropole der Kulturen etabliert, als Beispiel für einen Ort der kulturellen Offenheit mit herausragender interkultureller Kompetenz, in dem kulturenübergreifende, verbindende Themenstellungen, Konzepte und Programmatiken selbstverständlich sind und breit angenommen werden. Die interkulturelle Öffnung der Kultur ist weit fortgeschritten und bringt erfolgreiches Kunst-, Kultur- und Kreativschaffen hervor. Die wirtschaftliche Diversifizierung ist auch in der Kreativwirtschaft gelungen, wie Erfolge in den Bereichen Musikwirtschaft, Design und Games zeigen. Internationales Zentrum der Stadtund Metropolentransformation Das Ruhrgebiet hat durch seinen grandiosen Transformationsprozess weltweites Interesse ausgelöst und internationale Bekanntheit erlangt. Keine Metropole der Welt vermittelt ihren Wandlungsprozess 15 heute wohl beeindruckender als die Metropole Ruhr. Die Metropole Ruhr ist durch eine entsprechende Entwicklung ihrer Kompetenzen zum international geschätzten Zentrum und Reiseziel für Städte- und Metropolentransformation avanciert. Die Errungenschaften der Industriekultur und des Wandels durch Kultur spielen dabei eine bedeutende Rolle. Im Mittelpunkt des Interesses stehen jedoch die Erfahrungen in der Realisierung einer kreativen multizentrischen Metropole des 21. Jahrhunderts. Das neu gegründete Center of Excellence für Städte- und Metropolentransformation ex- 16 portiert weltweit Wissens-, Planungs- und Gestaltungsleistungen für Städtelandschaften in großen Transformationsprozessen. Die neuen metropolitanen Orte der Kulturmetropole zeugen von der Stadtbaukunst, die den Wandel der Kohle- und Stahlregion zu einer originellen und kreativen Metropole möglich gemacht haben. Geschichtskultur der Metropole Ruhr lässt aus dem So-geworden-Sein erkennen, wie die Gegenwart beschaffen ist und welche Voraussetzungen sie für die Zukunft mitbringt. Dies trägt entscheidend zur Identifizierung der Bevölkerung mit der Metropole Ruhr bei. 2 Strategische Ziele Das visionäre Ziel der Kulturmetropole neuen Typs wird durch fünf zentrale strategische Zielsetzungen für die zukünftige Entwicklungszusammenarbeit konkretisiert: Ziel 1: Aus 53 Städten wird eine kreative Kulturmetropole Die Städte des Ruhrgebiets werden durch einander ergänzende, unterschiedliche kulturelle Schwerpunktsetzungen profiliert und durch das gezielte Zusammenspiel ihrer unterschiedlichen Kompetenzen zu einer kreativen und attraktiven Kulturmetropole. Ziel 2: Kulturelle Kompetenzfelder von internationaler Bedeutung Die Metropolenstrategie des Ruhrgebiets wird die historisch gewachsenen Stärke- und Kompetenzfelder Theater und Performing Arts und Städte- und Metropolentransformation durch konzentrierte Entwicklung zu Metropolenkompetenzfeldern international positionieren. Dies bedeutet, dass sie intern so gut organisiert sind, dass aus ihnen beständig international geschätzte Leistungen hervorgehen und dass sie damit wichtige Entwicklungsknoten in den ihnen entsprechenden Entwicklungs- und Verwertungsnetzwerken darstellen. Für die beiden Kompetenzfelder Kreativwirtschaft und Interkultur/Kulturelle Vielfalt werden ebenfalls beispielgebende Kompetenzfeldstrategien verwirklicht. Auch dabei wird internationale Bedeutsamkeit und Beispielswirkung angestrebt. Ziel 3: Ausgezeichneter Ausbildungs- und Entfaltungsraum für junge Talente Das Ruhrgebiet wird sich in seinen Hauptkompetenzbereichen international als besonders attraktiver und förderlicher Ausbildungs-, Entwicklungs- und Produktionsraum für junge Talente etablieren. Ziel 4: Neue Urbanität durch Kreativwirtschaft, kulturelle Vielfalt und Metropolenraumdesign Die gegebene Vielfalt und Offenheit der Kulturen des Ruhrgebiets und die kreativwirtschaftlichen und kulturellen Initiativen realisieren im Zusammenspiel mit dem Kompetenzfeld Stadt- und Metropolentransformation urbane Orte der Kreativität, wie sie von den zukünftigen Entwicklungsträgern gewünscht werden. Ziel 5: Beispielgebende interkommunale kulturelle Entwicklungszusammenarbeit Für die Realisierung des motivierenden Zieles einer Kulturmetropole etablieren die Ruhrstädte eine beispielgebende interkommunale Form der kulturellen Entwicklungszusammenarbeit, welche die 53 Städte zu einer Metropole eint und diese international kommuniziert und positioniert. 17 3 Kernstrategie: Kompetenzfeldorientierte Metropolenstrategie Kulturmetropolen Nachhaltig produktive und interdisziplinär geprägte Kompetenzfelder als Basis werden so von der Ausbildung über die Kreation und Produktion bis zur internationalen Verwertung und Vermarktung miteinander verbunden. Kulturelle Kompetenzfelder können auch als verdichtete kulturelle Entwicklungscluster einer Metropolregion verstanden werden. Zu Metropolenkompetenzfeldern werden sie durch ihre internationale und weltweite Vernetzung und Bedeutung. Es ist für Kulturmetropolen unverzichtbar, über international bedeutsame Metropolenkompetenzfelder zu verfügen. Kulturmetropolenstrategien können daher nicht allein über gepflegte Leuchttürme und spektakuläre Ereignisse gesichert werden. Nachhaltig wirksame Kulturmetropolenstrategien müssen vor allem auf den gezielten Ausbau und die Stärkung der Kreativkraft von Metropolenkompetenzfeldern setzen und deren nationale und weltweite Verflechtung und Spitzenposition absichern. Sich dynamisch entwickelnde Kulturmetropolen verfügen über ein breites hochwertiges Kultur- und Kunstangebot und über weltweit bekannte „Leuchttürme“. Ihre innere Dynamik und internationale Verflechtung und Anerkennung durch die Fachwelt beziehen sie aber über einzelne besonders produktive Kunstfelder und Kultur- und Kreativwirtschaftsbereiche, in denen sie dauerhaft beispielgebende Spitzenleistungen erbringen und stilbildend und trendsetzend wirken. Diese oft spartenintegrierend und multidisziplinär angelegten Entwicklungsfelder werden hier Kompetenzfelder genannt. Kompetenzfelder wie jene des Theaters, der Filmindustrie, der Bildenden Kunst oder des Designs stellen systemanalytisch betrachtet breit angelegte, integrierende Wertschöpfungsnetzwerke dar. Die unterschiedlichen Funktionsträger des kultur- und kreativwirtschaftlichen Produktionsprozesses Die für die Städtelandschaft des Ruhrgebiets erstellte Metropolenstrategie ist in ihrer Grund- und Generallinie als eine kompetenzfeldorientierte Metropolenstrategie angelegt. Kompetenzfeldorientierte Metropolenstrategien haben den Vorteil, dass sie einerseits für die internationale Positionierung und Verflechtung der Metropole sorgen und andererseits deren innere Entwicklung koordinieren und strategisch optimieren. Dadurch können sie auch mit dem kulturpolitischen Anspruch verbunden werden, den jungen Talenten und den Kreativen einer Metropolregion gute Entfaltungsbedingungen zu sichern. Dies ist auch insofern bedeutsam, als vor allem das Kunstschaffen und die Kreation in der Kultur- und Kreativwirtschaft von Menschen und kreativen Gruppen vollzogen werden müssen, die durch Systemkonstruktionen gefördert, aber nicht ersetzt werden können. Kulturmetropolen sind die verbindenden Knoten und trendsetzenden Kreativräume von zunehmend weltweit ausgebreiteten Wertschöpfungsnetzwerken des Kunstgeschehens und der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die zukünftige kulturelle Rolle von Großstädten und Städteregionen wird von ihrer Positionierung in den international und global ausgebreiteten Wertschöpfungsnetzwerken des Kulturund Kunstgeschehens bestimmt. Städte und Stadtregionen, welche wichtige Metropolenfunktionen übernehmen können, werden auf absehbare Zeit zu den Gewinnern der seit Jahrzehnten beobachtbaren Entwicklung zählen. 18 Kommunikation Engagiert erstellte, kompetenzfeldorientierte Metropolenstrategien müssen aber auch international und weltweit durch entsprechende Kommunikationsleistungen durchgesetzt werden. Kulturmetropole kann nur sein, wer auch von anderen Metropolen als solche gesehen und anerkannt wird. Kulturmetropolen müssen dafür geeignete effiziente und effektive Kommunikationsleistungen erbringen und Kommunikationsakte realisieren. Prägnante Standortmarken, kommunikationsstarke Festivals, Ereignisse und Events, gepflegte Leuchttürme, starke kommunikationsunterstützende Stars und Testimonials, aber auch immer wieder gut präsentierte, beispielgebende Projekte und Innovationsleistungen und fundierte Medienstrategien sind auch für werdende kompetenzbasierte Kulturmetropolen unverzichtbar. Auswahl und Bewertung der Metropolenkompetenzfelder Die entscheidende Frage für die Entwicklung einer Kulturmetropolenstrategie war also, in welchen Kompetenzfeldern die Städtelandschaft des Ruhrgebietes internationale Bedeutsamkeit hat oder diese, längerfristig betrachtet, realisieren kann. Auch die größten Ruhrstädte hätten relativ schlechte Karten, um sich mit Städten wie Mailand, Berlin, Barcelona oder Amsterdam zu messen. Als kreative Städtelandschaft einer sich koordiniert entwickelnden Metropolregion sieht die Sache aber anders aus. Die Metropolregion Ruhr verfügt durchaus bereits heute über historisch gewachsene kulturelle Kompetenzfelder, von denen hochwertige Leistungen in nationale und internationale Entwicklungs- und Austauschnetzwerke eingebracht werden. Als Metropolregion und über ernsthaft ausgestaltete Metropolenregionsstrategien besitzt das Ruhrgebiet also reale Chancen zu einer neuartigen multizentrisch organisierten Kulturmetropole zu werden. Insbesondere im intelligenten Zusammenwirken mit Partnern der Metropolregion Rhein-Ruhr bestehen auch Chancen zu einem Weltkunstzentrum zu werden. Metropolenkompetenzfeld 1: Theater und Performing Arts Ein historisch gewachsenes, funktional bereits abgesichertes und international wirksames Metropolenkompetenzfeld besitzt die Städtelandschaft des Ruhrgebiets im Bereich des Theaters und der Performing Arts. Metropolenkompetenzfeld 2: Städte- und Metropolentransformation Ein zweites international und weltweit gut positionierbares Kompetenzfeld besteht in der Städte- und Metropolentransformation. In einer intelligenten Kooperation mit strategischen Partnern aus dem Kunstzentrum Düsseldorf und dem Medienzentrum Köln können daraus nachhaltig und international stark wirksame Metropolenkompetenzfelder werden, in denen dem Ruhrgebiet entscheidende Realisierungsfunktionen zufallen. Notwendige Metropolenkompetenzfelder: Metropolenkompetenzfeld 3: Interkultur/Kulturelle Vielfalt Kulturmetropolen gewinnen ihre Attraktivität und ihre Kreativiät aus dem produktiven Umgang mit der sie prägenden kulturellen Vielfalt und aus der offenen Begegnung mit anderen Kulturen der Welt. Interkultur und Diversity Management stellen daher unverzichtbare Metropolenkompetenzfelder dar, die es engagiert zu entwickeln gilt, wenn man zur international orientierten Kulturmetropole werden will. tropolenkompetenzfelder wird dafür sorgen, dass sie die dafür notwendige innere Dynamik und Kreativkraft entwickeln und auch deren internationale Vernetzung, Kommunikation und Verwertung abgesichert werden kann. Metropolenkompetenzfeld 4: Kreativwirtschaft Funktionsfelder der Metropolenentwicklung Das Ruhrgebiet hat in der Kreativwirtschaft im Designbereich eine lange, international bedeutsame Tradition. Die Kreativwirtschaft stellt aber vor allem einen guten Hebel zur geforderten Diversifizierung der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen dar und erschließt damit als metropolenorientiert angelegtes Kompetenzfeld bedeutsame kulturelle Möglichkeitsräume. Die Städtelandschaft des Ruhrgebiets war bis zur Kulturhauptstadtbewerbung kein wirklich auch gemeinsam produzierender und kommunizierender Kulturstandort und wurde auch nur beschränkt als solcher wahrgenommen. Die Städtelandschaft des Ruhrgebiets stellte eine fragmentierte Städtelandschaft mit partiellen Kooperationen und mit einem äußerst niedrigen Niveau der interkommunalen Entwicklungszusammenarbeit dar. Es wäre schlicht unmöglich gewesen, auf diesem Niveau der Entwicklungszusammenarbeit eine Kulturmetropolenstrategie zu realisieren. Die Kulturhauptstadt RUHR.2010 hat durch die Integration der Städte und des Landes Nordrhein-Westfa- Insgesamt weist die Metropolenstrategie also vier Metropolenkompetenzfelder aus. Über sie soll die kulturell wichtige Städtelandschaft Ruhr innerhalb der nächsten zehn Jahre als Kulturmetropole positioniert werden. Eine entsprechende innere Organisation der Me- 19 len neue Formen und Strukturen der Entwicklungszusammenarbeit etabliert und diese für das temporäre Ereignis mit entsprechenden finanziellen Mitteln ausgestattet. Damit aus der fragmentierten kulturellen Entwicklungslandschaft der Ruhrstädte eine sich koordiniert entwickelnde Kulturmetropolenregion wird, muss die neue Form der Entwicklungszusammenarbeit noch weiterentwickelt, auf Dauer angelegt und auch dauerhaft mit entsprechenden Strukturen und Finanzmitteln ausgestattet werden. Für die angestrebte Realisierung einer Kulturmetropole gilt es, dafür städteübergreifend folgende funktionale Kompetenzfelder zu organisieren und professionell abzudecken. Funktionsfeld 1: Funktionsfeld 2: Funktionsfeld 3: Funktionsfeld 4: Strategie-Identität-Marke Kulturmetropole Ruhr Metropolenmarketing intern und extern Innovationsfonds Kultur metropole Ruhr Kulturmetropolendiskurs Für eine vor allem auf Metropolenentwicklung konzentrierte Strategie reicht eine Abdeckung mit den genannten vier inhaltlichen Kompetenzfeldern und den funktionalen Kompetenzfeldern völlig aus. Wichtige Spartenkompetenzfelder wie Bildende Kunst und Geschichtskultur wurden dabei in die spartenübergreifenden, multidisziplinär angelegten Kompetenzfelder integriert. Die besonderen Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Transformation der postindustriellen Entwicklungslandschaft in eine kreative und attraktive Kulturmetropolenregion lassen allerdings eine gesonderte Berücksichtigung folgender drei Kompetenzfelder der kulturellen Entwicklung in der Metropolenstrategie als empfehlenswert erscheinen: Kompetenzfeld: Bildende Kunst Bildende Kunst nutzt die besonderen ästhetischen Qualitäten der Kunstpräsentation im Ruhrgebiet, um dieses im Zusammenwirken mit dem Weltkunstzentrum Düsseldorf zu ei- 20 nem einzigartigen Präsentations- und Produktionsort für Bildende Kunst zu machen. duktive Überschneidungen, Vernetzungen und hohe Synergiepotenziale gibt. Basiskompetenzfeld 1: Kulturelle Bildung Kriterien für die strategsiche Bedeutung: 1 Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis 2 Internationale Bekanntheit und Anerkennung 3 Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern Dabei wurde ein Vergleich mit anderen nationalen und internationalen Metropolregionen vogenommen. Kulturelle Bildung ist die Basis der kulturellen Metropolenentwicklung und unterstützt gezielt die Entwicklung von passenden Identitätsangeboten für die neue Kulturmetropole. Basiskompetenzfeld 2: Geschichtskultur Geschichtskultur macht das besondere industriekulturelle Erbe des Ruhrgebiets zu einem einzigartigen Identitätsangebot. Die großen multidisziplinär angelegten Metropolenkompetenzfelder können dabei mehrere Kultur- und Kunstsparten integrieren und im spartenübergreifenden kultur- und kreativwirtschaftlichen Zusammenspiel ihre volle Kreativität und Innovationskraft entfalten. Die zentralen Kompetenzfelder einer Metropolenstrategie sind dabei auch so gewählt worden, dass es zwischen ihnen pro- Bewertungskriterien der prinzipiellen Möglichkeiten eines Kompetenzfeldes für die Beeinflussung der kulturellen Entwicklung eines Metropolenraumes: 1 Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole 2 Beitrag zur kulturellen Integration neuer Zielgruppenmilieus 3 Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial 4 Mögliche Breitenwirksamkeit Vielfalt Größe Offenheit Dichte Dynamik Diskurs Toleranz Künstler und Kreative Urbane Lebensweise Talente Kreativwirtschaft Netzwerke Staat Publikum Medien Markt 4 Entwicklungsleitbild: Kreative Städtelandschaft mit innovationsstarken städteverbindenden Metropolenkompetenzfeldern Innovationsstarke städteübergreifende Metropolenkompetenzfelder in innovationsfördernder Städtelandschaft Die Innovations- und Entwicklungskraft einer Metropolregion wird über die Dynamik und kulturelle Produktivität ihrer Kompetenzfelder entschieden. Kreativität und Kunstschaffen sind und bleiben dabei immer sehr subjektgebunden. Kunst-, Kultur- und Kreativwirtschaft bauen daher immer auf eine starke kreative Szene, bleiben aber in ihrer Erfolgssicherung auf ein konstruktives und kreatives Zusammenspiel der relevanten Akteure aus den unterschiedlichen Funktionsbereichen eines Kompetenzfelds angewiesen. Die Kulturmetropolenstrategie für das Ruhrgebiet wird sich daher in erster Linie an der Herstellung und Sicherung möglichst kreativer und produktiver Kompetenzfelder orientieren. Verwaltungsgrenzen werden dabei nicht irrelevant aber zumindest sekundär. Was zählt, sind optimale Rahmenbedingungen für die kreativen Akteure. Leitbild der Entwicklung sollte daher die Realisierung von möglichst kreativen und innovationsstarken Metropolenkompetenzfeldern sein. Diese werden sich dabei oft locker über administrative Grenzen hinwegsetzen, sich über mehrere Städte des Ruhrgebiets ausdehnen und auch strategische Partner aus der Metropole Rhein-Ruhr integrieren. Kompetenzfelder oder Kompetenzcluster stellen die Entwicklungs- und Wertschöpfungsnetzwerke dar, über die in unterschiedlichen Kunst- und Kreativwirtschaftsbereichen international bedeutsame Leistungen und Produktionen erstellt und verwertet werden können. Sie bestehen funktional betrachtet aus unterschiedlichen Funktionsfeldern, die von der Ausbildung, Forschung und Entwicklung bis zur Kreation, Produktion und internationalen Vermarktung und Verwertung reichen. Die Entwicklungs-, Produktions- und Verwertungsfunktionen müssen dabei von konkreten Institutionen und Einrichtungen einer Metropole getragen werden. Die Leistungsfähigkeit dieser Institutionen und ihr Zusammenwirken entscheiden dann über die Leistungsfähigkeit dieser Institutionen und die Innovationskraft eines Kompetenzfeldes. Kompetenzfeldstrategien sind auf eine Optimierung der Innovations- und Entwicklungskraft der relevanten Bereiche eines Kompetenzfeldes ausgerichtet und stellen Systemoptimierungsstrategien dar, welche auf nachhaltige Effekte abzielen. Kompetenzfeldstrategien haben den Vorteil, dass sie sowohl auf die Hervorbringung von Spitzenleistungen ausgerichtet sind, als auch die Entwicklungs- und Entfaltungsbedingungen junger Talente im Kompetenzfeld berücksichtigen. Was letztlich aber entscheidet, ist die Fähigkeit des Systems zur internationalen Vernetzung und die Hervorbringung von international anerkannten Leistungen und Produktionen. Vielfältige, föderative Städtelandschaft als Basis einer attraktiven und kreativen Kulturmetropolenregion Das Ruhrgebiet zeichnet sich durch eine besondere Größe, Angebots- und Kompetenzvielfalt seiner kulturellen Entwicklungslandschaft aus. In Kreativität und in kulturelle, kultur- und kreativwirtschaftliche Innovationskraft und Produktivität schlägt dies aber erst dann um, wenn sich die Kompetenzträger und relevanten Institutionen der Metropolregion mit der entsprechenden Offenheit begegnen. So kann die kulturelle und organisatorische Vielfalt zu neuen kreativen Entwicklungen, Einrichtungen und Produktionen verbunden werden. Leitbild des Masterplans Kulturmetropole Ruhr ist deshalb eine kulturell kreative Städtelandschaft, deren Städte sich durch Eigensinn und produktiven Wettbewerb auszeichnen, aber gleichzeitig ein Koordinations- und Kooperationsvermögen sowie Verhandlungsbe- reitschaft und -kompetenz an den Tag legen, mit denen sie die Nutzung von vorhandenen Synergie- und Kooperationspotenzialen realisieren können. Eine kreative, föderalistische Städtelandschaft nutzt die Eigenart der Städte und realisiert über den Verhandlungsweg Vereinbarungen, Strukturen und Spielregeln, welche vorteilhaften, flexibel gebildeten, strategischen Kooperationen zum Durchbruch verhelfen und das Ruhrgebiet zu einer sich koordiniert entwickelnden Kulturmetropolenregion machen. Inszenierung der Metropolregion Aktuell demonstriert die Kulturhauptstadt Europas Ruhr.2010 in intensiver Form, wie die angestrebte Städtekooperation neben notwendigen Verhandlungslösungen, Arbeitsteilungen und Ordnungsleistungen im Sinne einer sinnlich und kulturell erfahrbaren Identitätspolitik intensiv inszeniert und kommuniziert werden kann. Genau dieser Sinn für Inszenierung und kommunikativ beeindruckende Vermittlung der werdenden Kulturmetropole Ruhr ist als Kommunikationsleitbild beizubehalten, wenn das neue Ganze mehr als die weniger beeindruckende Summe seiner Teile bzw. Städte darstellen soll. 21 22 Metropolenkompetenzfeld 1 Theater und Performing Arts Theatermetropole der besonderen Möglichkeiten für junge Talente und außergewöhnliche Produktionen 23 Metropolenkompetenzfeld Theater und Performing Arts Nutzen für die Städte ›› Ruhr wird zur Theater- und Performing Arts-Metropole ›› Schafft optimale Entwicklungs- und Entfaltungsbedingungen für junge Talente aus allen Städten ›› Realisiert eine Angebotspalette, die nur in wenigen europäischen Großstädten zu finden ist ›› Fördert freie Gruppen und Kreative in allen Ruhrstädten ›› Wertet das Image und das Identitätsangebot des Ruhrgebiets kulturell auf ›› Verbessert die Urbanität in vielen Städten 24 1 Ausgangssituation Unter dem städteübergreifend ausgebreiteten und international wirksamen Kompetenzfeld Theater und Performing Arts werden hier die sich zunehmend überlappenden und kreativ zusammenwirkenden Kultur- und Kunstfelder Theater, Tanz, Musik und Performance verstanden. Multidisziplinäres Kunstfeld Warum Theater und Performing Arts in der Metropolenstrategie Die Kernbegründung fällt hier leicht: Das spartenübergreifend und multidisziplinär angelegte Kompetenzfeld Theater und Performing Arts stellt das historisch gewachsene, international bedeutsamste Stärkefeld des Kultur- und Kunstschaffens im Ruhrgebiet dar. Hier verfügt das Ruhrgebiet systemanalytisch betrachtet über strukturelle Stärkefelder, die von der Ausbildung über die Talentförderung bis zur Produktion und internationalen Vernetzung reichen. Damit werden wichtige Funktionsbereiche der Wertschöpfungskette mit hoher Qualität abgedeckt. Diese strukturellen Stärken und die Vielzahl und Vielfalt der vorhandenen ästhetischen und organisatorischen Entwicklungswege lassen ein kulturell nachhaltig kreatives Kompetenzfeld entstehen, das immer wieder international bedeutsame Kunstund Kulturleistungen hervorbringt und einen interessanten Kreativpool für die Kultur- und Kreativwirtschaft darstellt. Hier zeigt Ruhr bereits seine Metropolenkompetenzen, die der interessanten Theaterlandschaft die Chance geben, sich nachhaltig als eine der Theater- und Performing Arts-Metropolen Europas zu positionieren. Das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts ist damit das wichtigste Trägerfeld einer Kulturmetropolenstrategie. Das spartenübergreifend definierte Metropolenkompetenzfeld fasst die kulturell sehr bedeutsamen Stärkefelder des Kunstschaffens im Ruhrgebiet zu einem multidisziplinären Kunstfeld mit internationaler Bedeutsamkeit und hohem Chancenpotenzial zusammen. Das Kunstfeld besitzt neben seinen genuinen nationalen und internationalen Entwicklungsnetzwerken und Vermarktungsmöglichkeiten auch die Chance, als ästhetischer Kreativ- und Innovationskern zur Basis und zum Bestandteil der global engagierten Kultur-, Kreativund Medienwirtschaft zu werden. Historisch gewachsenes Stärkefeld Bereits ein Überblick zur Theater- und Performing Arts- Landschaft der Ruhrstädte zeigt, dass diese als eine historisch gewachsene, besonders große und interessante Entwicklungslandschaft der Metropolregion gesehen werden kann. Für das deutsche Tanztheater stellt die Folkwang Hochschule Ursprung und beständige Quelle seiner national und international stilbildenden Entwicklung dar. Die hier entstandenen kreativen Errungenschaften wurden von Kurt Jooss, Pina Bausch, Susanne Linke, Reinhild Hoffmann u. a. in die Welt getragen. Die Theaterlandschaft Ruhr zählt heute zu den dichtesten Theaterlandschaften Europas und hat insbesondere über die Ruhrtriennale, das Schauspielhaus Bochum und die Aalto Oper Essen sowie das einzigartige Theater an der Ruhr in Mülheim nationale und internationale Anerkennung und Reputation erlangt. Im Ausbildungsbereich verfügt das spartenübergreifende Kompetenzfeld mit der Folkwang Hochschule und der Ruhr-Universität Bochum über international nachgefragte und genützte Einrichtungen, aus denen Berühmtheiten der Tanz-, Musik- und Theaterszene hervorgegangen sind. Die Ruhrtriennale ist zu einem der großen europäischen Festivals der Performing Arts geworden und generiert wie das mit ihr über die Tanzlandschaft Ruhr verbundene Zentrum PACT Zollverein – Choreographisches Zentrum NRW viel an internationaler Reputation und Vernetzung für die Theater- und Performing-ArtsLandschaft. Spezialisiert ausgerichtete Festivals wie Stücke, Fidena, Impulse, Akzente, Theaterzwang u. a. tragen qualitativ viel zur Anerkennung, Vernetzung und Ausstrahlung der Theaterlandschaft des 25 Ruhrgebiets bei. Innerhalb der Theaterlandschaft der Metropolregion nimmt die Stadt Mülheim an der Ruhr eine zukunftsweisende Rolle ein. Mit dem national und international hoch geschätzten Dramatikerfestival Stücke, dem neuartigen Stadttheatermodell des „Theaters an der Ruhr“ und mit der landes- und bundesweit gut verankerten experimentellen Theaterarbeit des Kulturzentrums Ringlokschuppen wurden wesentliche ästhetische und organisatorische Innovationen für die Entwicklung der Theaterlandschaft realisiert. Spezialisierte Theaterformen wie das Helios Theater in Hamm oder das Jugendtanzprogramm des MiR Gelsenkirchen bereichern die Vielfalt des Angebots und erschließen neue Zielgruppen. Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen, die zahlreichen Stadttheater, Konzert- und Opernhäuser sorgen mit ihren großen und hochwertigen Angeboten dafür, dass dem Theater im Ruhrgebiet als Kunst- und Kulturform besondere Bedeutung zukommt. „Der Verdichtungsraum beherbergt schon jetzt fünf Opernensembles, fünf Ballettcompagnien, acht Sprechtheater und sechs Kulturorchester. Im Jahr bringen sie knapp 4000 Veranstaltungen und knapp 1,5 Millionen Menschen auf die Beine, es gibt außerdem die Ruhrtriennale, das Klavierfestival Ruhr und die Ruhrfestspiele, eigentlich handelt es sich, alles zusammengenommen, um das größte ganzjährige Festival der Welt. Man kann sich morgens aussuchen, wo man abends eine Mozartoder eine Mahler-Sinfonie, eine Straussoder eine Monteverdi-Oper hören möchte, man kann sich prall umworben und eingeladen fühlen“ (Wolfram Goertz, Die Zeit 29. 09. 07). 26 Metropolenkompetenzfeld mit großer Profilierungskraft Im Sinne des evidenten Zusammenwachsens der Sparten und Einrichtungen der Performing Arts zur Generierung neuer ästhetischer Möglichkeitsräume und Publikumswirksamkeiten wird die Konstellation im Ruhrgebiet als potenziell starkes Chancen- und Kompetenzfeld gesehen. Es kann dabei auch als Metropolenkompetenzfeld bezeichnet werden, da von ihm Impulse und Produktionen in das nationale und internationale Entwicklungsfeld eingehen und viele seiner Einrichtungen auch entsprechende internationale Vernetzungen aufweisen. Das Metropolenkompetenzfeld Theater und Performing Arts kann durch seine strukturelle Stärke, seine Breitenwirksamkeit und Bedeutung im Kunstbereich als das Kunstkompetenzfeld mit der größten Profilierungskraft für die zukünftige Entwicklung der Metropolregion Ruhrgebiet gesehen werden. An ihm hängt auch das Engagement vieler Kultur- und Kunstschaffender und kulturinteressierter Menschen des Ruhrgebiets und von ihm können daher auch hohe Integrationskraft und Identitätsbeiträge für das Werden einer Kulturmetropole ausgehen. Noch nicht als Theatermetropole wahrgenommen Insgesamt betrachtet stellt das Ruhrgebiet mit seinen Vernetzungen zur Metropolregion Rhein-Ruhr so eine der interessantesten Theaterlandschaften im deutschsprachigen Raum dar und weist Entwicklungspotenziale auf, welche nur in wenigen Großstädten Europas zu finden sind. Festzustellen ist allerdings auch, dass das Ruhrgebiet national und international nur sehr beschränkt als gemeinsam auftretender Entwicklungs- und Produktionsstandort für Theater und Performing Arts wahrgenommen wird. Die großen Festivals wie die Ruhrtriennale und die Ruhrfestspiele in Recklinghausen kommunizieren scheinbar anderes, aber erfolgreiche Kooperationen und Produktionsverflechtungen stellen echte Ausnahmen dar. Die Theaterlandschaft Ruhr erscheint bis heute als relativ fragmentierte und stadtbezogen produzierende Theaterlandschaft mit entsprechend immobilem Publikum. Auf eine gemeinsame Kommunikation und Positionierung der Theaterlandschaft Ruhr wird noch relativ wenig Wert gelegt. Erfreulicherweise ermöglicht gerade die Kulturhauptstadt über die Projekte Odyssee Europa, Theater der Welt, TWINS 2010 und Theaterquartier Ruhr neue Versuche und Möglichkeiten zur Mobilisierung der Kreativpotenziale der Theater- und Performing Arts-Landschaft der Metropolregion. Diese Projekte zeigen auch auf, wohin die Reise gehen soll, wenn sich das Ruhrgebiet noch besser als bisher als national und international interessant wahrgenommener Produktions- und Entwicklungsstandort für Theater und Performing Arts etablieren will. Reformfreudigkeit gefordert Die aktuelle Wirtschaftskrise, wachsende Produktionskosten, die nach wie vor schrumpfende Bevölkerung, die stagnierende Nachfrage und die Ansprüche neuer Publikumsschichten fordern der kostenintensiven Theaterlandschaft des Ruhrgebiets weiterhin hohe Reformfreudigkeit ab. Das stark ausgeprägte Kompetenzfeld Theater und Performing Arts stellt aber gleichzeitig ein großes, chancenreiches, kulturelles und kultur- und kreativwirtschaftliches Metropolenkompetenzfeld dar. 2 Strategische Bedeutung Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich Die besondere strategische Bedeutung des großen Kompetenzfelds Theater und Performing Arts für die Entwicklung eines kulturellen Metropolenraums wird auch ohne detaillierte Analysen des Kompetenzfelds klar. Solche Analysen und Vergleiche mit Kulturmetropolen wie Wien, Berlin oder Hamburg zeigen, dass das Ruhrgebiet in diesem Kompetenzfeld über Strukturstärken verfügt, welche es ihm ermöglichen, zu einer sich koordiniert entwickelnden Metropolregion zu werden, die noch mehr kann, als derzeit über primär stadt- und institutionsbezogene Strategien realisiert wird. Die folgend dargestellte Bewertung vergleicht das Ruhrgebiet mit Metropolregionen wie Frankfurt, München, Berlin, Wien und Zürich. und Stellung im internationalen Vergleich unter Berücksichtigung vorhandener Verflechtungen mit relevanten Partnern und Einrichtungen im Metropolenraum RheinRuhr vollzogen. So betrachtet fällt das Ergebnis für das Ruhrgebiet durchaus gut aus. Die internationale Anerkennung und Bedeutung des Ruhrgebiets als Theater-, Tanzoder Musiklandschaft wird aber durch die Tatsache beeinträchtigt, dass das Ruhrgebiet nur beschränkt als zusammengehörige Produktionslandschaft kommuniziert und wahrgenommen wird. Insgesamt betrachtet verweisen die Stärken des Kompetenzfelds darauf, dass das Ruhrgebiet auch im internationalen Vergleich mithalten kann und eine reale Chance für die Positionierung als „Theatermetropole“ besitzt. Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich Dimension 1: Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis: ø durchschnittlich Dimension 2: Internationale Bekanntheit und Anerkennung -ø unterdurchschnittlich Dimension 3: Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern ø durchschnittlich Gesamtbewertung: ø durchschnittlich Der Vergleich bewertet das Ruhrgebiet aber nicht allein nach den Einrichtungen und Möglichkeiten, die sich streng innerhalb der durch den RVR definierten Grenzen des Ruhrgebiets auftun. Vielmehr werden die Bewertung der Strukturstärke Bedeutung für die kulturelle Entwicklung Hier wird eingeschätzt, was das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts zur Stärkung der kulturellen Entwicklungskraft des Ruhrgebiets beitragen kann. Dabei geht es um die Einschätzung genereller Möglichkeiten des Kompetenzfelds für Beiträge zur kulturellen Entwicklung einer Stadt. Es wird dabei nicht die Situation im Ruhrgebiet bewertet. Theater und Performing Arts werden vielmehr mit anderen Kunstund Kulturfeldern verglichen und dabei als hochkulturell geprägte Kunstfelder verstanden. Unter den Kunstfeldern des Ruhrgebiets kommt dem kombiniert definierten Feld Theater und Performing Arts, das die großen Bereiche Theater, Musik und Tanz umfasst, auch die größte kulturelle Bedeutung zu. Geschmälert wird die kulturelle Bedeutung des Kompetenzfeldes durch den Umstand, dass hochkulturell geprägte Veranstaltungsformen nach wie vor nur über einen relativ kleinen Intensivnutzerkreis von ca. 10 % der Bevölkerung verfügen und neue junge Zielgruppen mit Migrationshintergrund nur relativ schwer ansprechen können. Die Vielfalt und Breite des definierten Kompetenzfeldes lässt ihm aber trotzdem gute durchschnittliche Bedeutung für die kulturelle Entwicklung der Städtelandschaft zukommen. Insbesondere mit der hier noch nicht berücksichtigten Pop-Kultur erlangt das Kompetenzfeld natürlich große Wichtigkeit für die kulturelle Entwicklung des Ruhrgebiets . Bedeutung für die kulturelle Entwicklung Dimension 1: Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole +ø überdurchschnittlich Dimension 2: Beitrag zur kulturellen Integration neuer Zielgruppen -ø unterdurchschnittlich Dimension 3: Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial ø durchschnittlich Dimension 4: Breitenwirksamkeit ø durchschnittlich Gesamtbewertung: ø durchschnittlich 27 3 Stärken - Schwächen - Gefahren - Chancen Diese Systemleistungen sind: ›› Systemdiskurs zur Erschließung gemeinsamer strategischer Möglichkeiten Bewertung: ø durchschnittlich ›› Innenvernetzung des Systems zur Realisierung von Lern- und Handlungsmöglichkeiten Bewertung: ø durchschnittlich ›› Außenvernetzung des Systems zur Sicherung eines internationalen Orientierungs- und Produktionsniveaus Bewertung: -ø unterdurchschnittlich ›› Koordination und Governance für die Realisierung kooperativer Strategien Bewertung: -ø unterdurchschnittlich Funktionssystem Theater und Performing Arts Ruhr weiß = nur Ansätze / rot = -ø / gelb = ø / grün = + ø / violett = exzellent Das Funktionssystem des Metropolenkompetenzfelds zeigt auf, welche Funktionen von den Akteuren des Kompetenzfelds Theater und Performing Arts realisiert werden müssen, um jene Leistungen erbringen zu können, welche dem Kompetenzfeld und Produktionsstandort internationale Aufmerksamkeit, Vernetzung und Anerkennung sichern. Das Funktionssystem bildet das Wertschöpfungsnetzwerk Theater und Performing Arts in seinem funktionellen Gesamtzusammenhang ab. Die Leistungsfähigkeit einzelner Funktionen wird dabei vom Leistungsvermögen der Institutionen, welche die Funktionen durch ihr Wirken erfüllen, bestimmt. Die konkrete Bewertung einzelner Funktionen wird dabei über einen Vergleich mit den im Bereich Theater und Performing Arts bedeutsamen europäischen Metropolenräumen realisiert. Die Innovationsfähigkeit und Entwicklungskraft eines Metropolenkompetenzfelds ergibt sich aber nicht einfach über die Summe der Funktionsstärken und die Leistungsfähigkeit der relevanten Akteure. Vielmehr entscheiden erst deren Zusammenspiel und das soziale Kapital, das sie dafür aufbringen können, über die Innovationsund Entwicklungskraft des Kompetenzfeldsystems. Die relevanten Partnerinstitutionen des Kompetenzfelds Theater und Performing Arts müssen im Wesentlichen vier Systemleistungen erbringen, um die Qualitäten und Möglichkeiten des Kompetenzfelds erschließen zu können. 28 Diese Qualitäten der Systemleistungen bestimmen in der Zusammenschau mit dem Leistungsvermögen der beteiligten Akteure auch die nachhaltig wirksame Innovationskraft und Entwicklungsfähigkeit des Gesamtsystems. Für das Ruhrgebiet wurden die entsprechenden qualitativen Bewertungen über zahlreiche qualitativ orientierte Interviews mit Entwicklungs- und Entscheidungsträgern des Systems und über Interviews und Einschätzungen von ortskundigen externen Experten gewonnen. Das in der Grafik dargestellte Gesamtergebnis wurde durch eine Zusammenführung aller qualifizierten Informationen und eine Endbeurteilung durch das invent-Expertenteam bestimmt. Die wichtigsten Bewertungen finden sich in der SWOTAnalyse wieder, welche die wichtigsten Stärken, Schwächen, Gefahren und Chancen des Kompetenzfelds beleuchtet. Zentrale Stärken Ausbildungsangebot National und teilweise hochgradig international genutztes Angebot. Intensive Kooperationen mit regionalen Theatern, Opern- und Konzerthäusern. Relativ traditionell organisiert bzw. in Umstrukturierung begriffen. Stellt echte Strukturstärke dar, zählt aber nicht zum Spitzenfeld der Anbieter in Europa. National und international bedeutsame Festivallandschaft Die primär vom Land Nordrhein-Westfalen finanzierte Ruhrtriennale, aber auch die vielen kleineren, hochwertigen, mit der freien Szene verbundenen Festivals bringen das innovative, regionale, nationale und internationale Theatergeschehen in das Ruhrgebiet, leisten wichtige Bildungs- und Vermittlungsarbeiten und verbinden das Ruhrgebiet mit der national und international bedeutsamen Theaterlandschaft. National und international renommierte Häuser und Einrichtungen Was für eine Metropolenstrategie letztlich zählt, sind Häuser und Einrichtungen, die beständig national und international beispielgebende und anerkannte Produktionen und Kunstschaffende hervorbringen. Diesbezüglich konnten vor allem das Schauspielhaus Bochum, die Aalto Oper und das Schauspiel Essen, die Folkwang Hochschule und PACT Zollverein – Choreographisches Zentrum NRW, das Theater an der Ruhr in Mülheim, die Ruhrtriennale und die Festivals Stücke und Impulse mit entsprechend beständigen Leistungen aufwarten. Spezielle ästhetische Raumqualitäten Die spannendsten einzigartigen Produktionen entstehen im Ruhrgebiet oft dann, wenn sie die besondere Ästhetik des industriekulturell geprägten räumlichen Umfeldes aufnehmen und formatprägend integrieren können. Die so entstehenden speziellen ästhetischen Qualitäten erweisen sich als eine der typischen differenzierenden Qualitäten der Theaterlandschaft Ruhr. Große Theatertradition und Engagement der Städte Die Städte des Ruhrgebiets engagieren sich seit langem intensiv für die Entwicklung ihrer Theater und Festivals und ihrer Musiklandschaft. Sie haben damit Entwicklungskontinuität, Breitenwirksamkeit und Spitzenleistungen ermöglicht. Theater, Musik und Tanz entwickeln sich hier als Kunstform und haben auch hohe kulturelle Bedeutung. Vielfalt mit hoher Qualität Vielzahl und Größe allein bringen im Rahmen einer Metropolenstrategie wenig. Es zeigt sich aber, dass die Vielfalt der Theaterlandschaft des Ruhrgebiets durch unterschiedlich ausgerichtete Festivals, Häuser, Gruppen usw. eine sehr spezifische Physiognomie aufweist. Sie beinhaltet eine Vielzahl von ästhetisch unterschiedlich ausgerichteten kreativen Pfaden, Innovations- und Entwicklungsmustern und ist in ausreichend kritischem Maße vorhanden. Nur beschränkt als ein profilierter Theaterstandort wahrgenommen Die Fragementiertheit der Theaterlandschaft und die schwach ausgeprägte gemeinsame Identität der Akteure verursacht, dass das Ruhrgebiet von externen Beobachtern nur beschränkt als eine Theaterlandschaft mit gemeinsamen Ansprüchen wahrgenommen wird. Geringe Besuchermobilität und kaum Metropolenmarketing Das theaterinteressierte Publikum nimmt das alltägliche Angebot der Theaterlandschaft Ruhr nur sehr eingeschränkt wahr. Es sind vor allem Festivals, die das Publikum der Metropole auch städteverbindend in Bewegung bringen. Dafür gibt es viele Ursachen: Eine liegt darin, dass viele Häuser und Gruppen kein metropolenorientiertes Marketing betreiben und dass informelle lokale Absprachen den Wettbewerb einschränken. Gruppen und Produktionen des Ruhrgebiets weisen bei regionalen und nationalen Festivals nur unterproportional viele Prämierungen auf. Ungünstige Entwicklungsbedingungen für freie Gruppen Zentrale Schwächen Fragmentiertheit des Kompetenzfelds Zwischen den Theatern des Ruhrgebiets, zwischen Ausbildungseinrichtungen und den Theatern, aber auch zwischen großen Städten wie Duisburg und Düsseldorf gibt es Beispiele für gelungene Theater-, Produktions- und Ausbildungskooperationen. Insgesamt betrachtet ist das Metropolenkompetenzfeld aber stark fragmentiert, stadt- und institutionenkonzentriert organisiert. Die Vielfalt der Kompetenzen der Metropolregion kann deswegen nicht kreativ genutzt werden. Die Interaktionsschwäche zwischen relevanten Akteuren und die relativ geschlossene Entwicklungskultur wichtiger Einrichtungen wirkt innovationsund entwicklungshemmend. Freie Gruppen finden im Ruhrgebiet zwar Spielstätten, Auftrittsmöglichkeiten und Veranstalter vor, aber nicht in genügendem Ausmaß und nicht mit genügender Unterstützung. Zudem besitzt die Szene nicht jene Dichte und findet auch nicht jene Unterstützungsstrukturen und Planungssicherheit vor, wie sie in anderen Großstädten und Metropolregionen Europas gegeben sind. Das führt u. a. dazu, dass bei regionalen und nationalen Prämierungen von Gruppen, Produktionen u. ä. das Ruhrgebiet unterproportional vertreten ist. Ungenützte Entwicklungsmöglichkeiten durch Kooperationsdefizite Die Fragmentiertheit des Kompetenzfeldes und die Selbstbezogenheit der Akteure geht auf Kosten von Synergie- und Kooperationspotenzialen. Insbesondere den traditio29 nell als Mehrspartenbetrieb organisierten Stadttheatern der kleineren Städte werden aus dieser Situation heraus bei gleichbleibenden oder schrumpfenden Budgets qualitative und existenzielle Probleme entstehen. Aber auch die Theater-, Opern- und Konzertbetriebe der großen Städte werden es schwer haben, national und international beachtete Spitzenleistungen dauerhaft erbringen zu können. Stand-Alone-Strategien und Schwierigkeiten bei strategischen Absprachen für Koproduktionen, Einkaufsund Servicekooperationen erweisen sich bei steigenden Produktionskosten, stagnierenden Besucherzahlen und sinkenden Budgets als relevantes Entwicklungshindernis. Mediensituation und Außenkommunikation Im Vergleich mit anderen Kulturmetropolen, in vielen Fällen zugleich nationale und internationale Medienzentren, stellt sich die Mediensituation im Ruhrgebiet als echtes Problem dar. Dem Ruhrgebiet fehlt eine starke, städteübergreifende, national und international agierende Medienlandschaft. Die qualifizierte Fachpresse als kritisch anregender Reflexions- und Anregungsfaktor des Kompetenzfelds kann ihre wichtige Rolle für die Theaterlandschaft des Ruhrgebiets daher auch nicht in wünschenswertem Umfang wahrnehmen. Die bestehende Mediensituation behindert die Binnenentwicklung der Metropole und die adäquate Wahrnehmung durch die nationale und internationale Fachwelt. Zentrale Gefahren Tendenziell rückläufige Finanzierungen bei steigenden Kosten Die bekannte Gefahr wird sich aufgrund der zu erwartenden zunehmenden Haushaltsprobleme der Ruhrstädte in der angelaufenen Rezessionsphase ernsthaft zuspitzen und für manche freie Gruppen, Theater und 30 subventionierte Bühnen qualitative und existenzgefährdende Probleme mit sich bringen. Die großen Theaterbetriebe werden im internationalen Intendantenkarussell kaum noch um die begehrten Spitzenkräfte mitspielen können. Anhaltende Fragmentiertheit und Kooperationsdefizite Die anhaltenden Finanzprobleme, die Fragmentiertheit des Kompetenzfeldes und die bestehenden Kooperationsdefizite gefährden insbesondere die Qualität und Existenz der Stadttheater in kleineren Städten. Dauerhafte beispielgebende Leistungen und die Integration in internationale Kooperationsnetzwerke werden auch für die Stadttheater, Opern- und Konzerthäuser größerer Städte immer schwerer realisierbar. Warten auf Lösung vorhandener und absehbarer Probleme Eigentlich ist kurzfristig nur über ein verstärktes finanzielles Engagement des Landes oder spontan realisierte Kooperationen eine Lösung der schwierigen Situation in einzelnen Theatern zu erwarten. Da sich organisatorische Innovationen in der Regel nur mittel- bis langfristig und mit entsprechendem politischen Engagement und Druck erschließen lassen, stellt die bereits gegebene aktuelle Situation eine echte Gefahr dar. Zu warten erhöht diese Gefahr von Tag zu Tag. Identitätsdefizite Die Identität einer Theaterlandschaft Ruhr ist bei relevanten Akteuren relativ schwach ausgeprägt. Die Mediensituation trägt das ihre dazu bei, dass sich eine derartige Identität auch nur in relativ geringem Ausmaß entwickelt und national und international wahrgenommen und bestätigt werden kann. Dieser Umstand behindert und gefährdet natürlich auch die Entstehung einer polyzentrisch strukturierten Theatermetropole. Nichterreichen zukunftsrelevanter Zielgruppen Auch die Theater im Ruhrgebiet haben in den letzten Jahrzehnten große Besucherrückgänge zu verzeichnen gehabt. Wenn zusätzlich die jungen Zielgruppen durch die Theater nicht ausreichend gut angesprochen werden können, verliert das Theater auch an gesellschaftlicher Akzeptanz und Relevanz und wird seinen hohen Finanzierungsaufwand nur noch schwer rechtfertigen können. Stadtpolitisches Desinteresse an Metropolenstrategie Die städtische Kulturpolitik ist verständlicherweise primär lokal orientiert und tendenziell an einem einfach gut funktionierenden Theaterbetrieb ohne großes Risiko interessiert. Metropolenstrategien, welche die eine oder andere Veränderung einfordern, können Probleme schaffen und müssen daher nicht unbedingt nur als Bereicherung des kulturpolitischen Alltags erlebt werden. Zentrale Chancen Einlösung der Standortsynergien der multizentrischen Metropole Die Vielzahl und Vielfalt der Produktionen, Einrichtungen und Akteure im vollständig ausgestatteten Kompetenzfeld Theater und Performing Arts birgt große Synergiepotenziale im Kreativ- und im Organisationsbereich in sich. Die Mobilisierung dieser Potenziale, die bisher durch die Fragmentiertheit des Kompetenzfeldes behindert wird, erweist sich als eine der großen Entwicklungschancen der Theaterlandschaft Ruhr. Ergänzung selbstbezogener Orientierungen durch Metropolenperspektive Viele relevante Akteure des Kompetenzfeldes zeichnen sich verständlicherweise durch selbstbezogene strategische Orientierungen aus. Dies gilt für Stadttheater, Ausbildungsstätten, Kompetenzzentren und große Festivals wie die Ruhrtriennale. Eine Verbindung der eigenen Strategien mit Partnern und Möglichkeiten der Metropolregion könnte rasch dazu beitragen, die Synergiepotenziale des strukturstarken Kompetenzfeldes besser nutzen zu können. Stärkung der Identität als Theaterlandschaft und Theatermetropole Ruhr Die Mehrzahl der kontaktierten Akteure befand den Umstand, in der Theaterlandschaft Ruhr zu wirken und sich auf sie als Schaffensstandort zu beziehen als anstrebenswerte positive Bereicherung. Dasselbe gilt auch für vorgeschlagene Profilierungsstrategien zum Theaterraum Ruhr. Der für eine Theater- und Performing-Arts-Metropole Ruhr unverzichtbare Ausbau eines entsprechenden Identitäts- und Kooperationsraums erscheint als gewünscht und als entsprechende Entwicklungschance. Stärkung der Koordinationsund Governancestruktur Trotz vorhandener regionaler Kooperationen und Vernetzungen bestehen derzeit zwischen vielen potenziellen Entwicklungspartnern nur relativ schwach ausgeprägte informelle Beziehungen. Eine Intensivierung und qualitative Verbesserung der regionalen Zusammenarbeits- und Koordinationsstrukturen würde eine nachhaltig wirksame Nutzung vorhandener Synergiepotenziale im Marketing, in der Entwicklungs- und Qualifizierungsarbeit, in der Internationalisierung, im Koproduktionsbereich u.a.m. ermöglichen. Strategische Kooperationen und Koproduktionen in Bereichen des Marketings, technischer Services und über Koproduktionsstrategien relevante Kostenreduktionen ohne wesentliche Qualitätsverluste erzielen. Insbesondere durch eine Steigerung der Aufführungszahl pro Neuproduktion (SemiStagione), durch ein koordiniertes und auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmtes Gastspiel-System zwischen den Häusern, durch die Abstimmung von Programmen und durch Einkaufskooperationen könnten intellektuelle und finanzielle Mittel für neue Kreativleistungen freigemacht werden. Riesiges vielfältiges Publikum Aus dem „Stamm“ der 5,4 Millionen Einwohner des Ruhrgebiets und dem unmittelbaren Einzugsraum mit circa neun Millionen Menschen, ergibt sich ein im Vergleich mit anderen Metropolen großes Publikumspotenzial. Nach Aussagen von Kulturschaffenden handelt es sich dabei um ein ästhetisch und hinsichtlich der Mobilitätsbereitschaft konservatives, lokal verankertes Publikum. Ohne Zweifel sind aber trotzdem ausreichende „kritische Massen“ für innovationsorientierte Produktionen und damit für progressive Entwicklungsstrategien vorhanden. Verflechtungen mit der Kulturund Kreativwirtschaft Das Ruhrgebiet ist ein national und international genutzter Ausbildungs- und Entwicklungsknoten und verfügt im Bereich der Performing Arts über einen großen Pool an Kreativen. Die noch intensivere Verflechtung des Kreativpools mit der Film-, TV- und Medienwirtschaft in der Metropolregion Rhein-Ruhr sollte die Verwertungsbedingungen des Kreativpotenzials deutlich verbessern können. Die traditionell als Mehrspartentheater geführten Stadttheater des Ruhrgebiets könnten durch strategische Kooperationen 31 4 Entwicklungsstrategie Vision: Theatermetropole Ruhr 2020 Talentschmiede und Kreativpool 2020 stellt die Theatermetropole Ruhr mit ihren Verbindungen zu den Kunst- und Medienzentren in Düsseldorf und Köln einen der interessantesten Ausbildungs-, Entwicklungs- und Produktionsstandorte für Theater und Performing Arts in Europa dar. Die Städte-, Theater- und Studiolandschaft Ruhr ist zur Talenteschmiede und zum Entwicklungslabor innerhalb der internationalen Entwicklungslandschaft der Performing Arts geworden. Ruhr ist die Metropole der großen Möglichkeiten für junge Talente. Innerhalb der Metropolregion Rhein-Ruhr liefert sie den Nachwuchs, den neuen Content und die ästhetische Innovation, welche die Medienindustrie und die Kulturwirtschaft international verwerten und vermarkten. Ruhr ist ein Kreativzentrum geworden, von dem stilbildende Impulse und Tendenzen ausgehen und von dem neue Kunstproduktionen, Künstler und Kulturschaffende ihre Karrieren in den Kulturstädten dieser Welt antreten. Europäisches Kompetenzzentrum Das Rückgrat der Entwicklung des Ruhrgebiets als Performing Arts Entwicklungsstandort stellt das Europäische Kompetenzzentrum für Theater- und Performing-Arts dar. Dieses von der Folkwang Hochschule und der Ruhr-Universität und von außeruniversitär geführten Zentren für Choreographie, Musik, neue Medien und Medienkunst und integrierte Theaterausbildung zusammen aufgebaute und vermarktete Europäische Zentrum für Theater und Performing Arts zieht Studierende, Kunstschaffende und Companies aus der ganzen Welt an. Sie kommen, weil sie kaum sonst wo in Europa derartig gute, offen gestaltete, spartenund fächerübergreifende Ausbildungs- und Entwicklungsbedingungen vorfinden. Hier werden neue, vielfältige und flexibel angebotene Möglichkeiten einer integrierten Theater- und Performing Arts-Ausbildung realisiert, welche Wissenschaft, Ausbildung 32 und Theorie mit der Praxis des Theatermachens in der großen Theaterlandschaft und der Kultur- und Medienwirtschaft der Metropole Rhein-Ruhr verbinden. Hier finden Künstler und Gruppen optimale Bedingungen für die Entfaltung ihrer Kreativkraft, die Entwicklung eigenständiger Ausdrucksformen und neuer Stücke mit einem qualifizierten Publikum vor. Hier sind sich Kunst, neue Medien und Kreativwirtschaft sehr nahe gekommen und bieten gute Erprobungs- und Verwertungsmöglichkeiten für ästhetische Innovationen. Hier werden jene Stücke und Produktionen entwickelt und oft auch erstaufgeführt, welche danach auf den Bühnen und Festivals der Welt und über unterschiedliche Medien ideell und kommerziell verwertet werden. Einzigartige Festivallandschaft Nationale und internationale Bekanntheit und Reputation als innovative Produktionsschmiede und Ort von Premieren sowie kulturtouristisches Reiseziel hat die Kulturmetropole aber vor allem durch die konsequente Weiterentwicklung ihrer vielseitigen Festivallandschaft im Bereich der Performing Arts erlangt. Die Ruhrtriennale, die Ruhrfestspiele und das neue Pop Art Festival Ruhr sind mit ihren attraktiven, qualitativ hochwertigen Kunst- und Kulturerlebnisangeboten zu echten Publikumsmagneten geworden. Sie bringen jedes Jahr die Metropole in Bewegung und neues Kunstpublikum aus ganz Europa und darüber hinaus in das Land. Die singulären Neuinszenierungen und Kooperationsproduktionen mit anderen Festivals, Häusern etc. in Europa werden von der internationalen Presse jedes Jahr mit Spannung erwartet. Aber auch die kleineren, national und international bekannten Festivals Stücke, Impulse usw. haben ihre Position konsequent ausgebaut. Die internationale Fachwelt, die vermittelnden Agenturen und Medien sind jedes Jahr vertreten, wenn auf dem Präsenta- tions- und Schauplatz Ruhr die wahrscheinlichen Trendsetter und Sensationen der nächsten Jahre präsentiert werden. Die RuhrFestivallandschaft ist zur Fundgrube für neue Talente und Tendenzen in den Performing Arts geworden, hält das theater-, musik- und tanzbegeisterte Publikum der Metropole in Bewegung und prägt die Marke Kulturmetropole Ruhr ganz entscheidend mit. Offene, kreative Theaterlandschaft Die Szenerie von Musik, Theater und den Ausformungen der Performing Arts hat sich in den zehn Jahren nach der Geschichte gewordenen Kulturhauptstadt Ruhr 2010 entscheidend gewandelt. Das an klassischen Formaten und Produktionen orientierte Theater-, Opern- und Konzertpublikum wird nach wie vor bestens bedient. Daneben ist aber eine über die Städte verteilte Landschaft von offen geführten Theater- und Kulturhäusern entstanden, welche als Kulturund Kunstzentren soziale Treffpunkte des Kunstschaffens und neue Kreativzentren des Theaters und der Performing Arts darstellen. Hier treffen sich die neuen kultur- und kunstbegeisterten Generationen, welche die besondere Nähe zum Geschehen und das direkte Kunsterlebnis suchen. Diese Kunstund Theaterhäuser sind neu entstanden oder aus den ehemaligen Stadttheatern hervorgegangen. Sie sind organisatorisch und technisch bestens ausgestattet, arbeiten mit kleinen eigenen Ensembles an der Entwicklung und Umsetzung innovativer Produktionen und Konzepte oder stellen Koproduktionshäuser dar, welche den vielen freien Gruppen der Kulturmetropole und gezielt ausgewählten internationalen Ensembles und Künstler/innen Planungssicherheit und gute Produktionsbedingungen bieten. Die Theaterlandschaft Ruhr ist offener, kooperativer und dynamischer, die Grenzen zwischen universitären und außeruniversitären Entwicklungs- und Ausbildungszentren sind durchlässig geworden. Ungewöhnliche Theatererlebnisse, Kooperationen und Innovationen für die Bühnen der Welt Städteübergreifende Produktionen an ungewöhnlichen Orten ermöglichen Jahr für Jahr einzigartige ungewöhnliche Theatererlebnisse, für die das Publikum lange Anfahrtswege in Kauf nimmt und auch Kurzurlaube bucht. Die Vielzahl und Vielfalt der Produktionsstätten und der Kompetenzträger, ihre organisatorische Nähe und Offenheit und praktische Kooperationsprojekte und gemeinsame Veranstaltungen haben die Kreativkraft der Theater- und Performing Arts-Landschaft Ruhr neu entfacht und die Kulturmetropole Ruhr zu einem besonders spannenden Entwicklungsort und Treffpunkt für junge Talente, Companies aus der ganzen Welt und für ein theater- und kunstbegeistertes Publikum gemacht. Das Prinzip der Öffnung, der Koproduktionen und der europäischen Orientierung hat die kommunale Selbstbezogenheit ergänzt. Auch bestehende Hausensembles und Orchester pflegen die Partnerschaft mit regionalen und internationalen Künstler- und Produzentennetzwerken. Im Dialog mit Kuratoren und Künstler/innen werden Produktionen entwickelt, die danach europaweit präsentiert werden. Die Theater- und Performing Arts-Landschaft der Kulturmetropole Ruhr bringt im Vergleich mit anderen Metropolenräumen überdurchschnittlich viel national und international ausgezeichnete Produktionen hervor. Die neu entstandenen privaten Companies werden von den Ruhrstädten unterstützt, reüssieren aber auf den internationalen Bühnen und Festivals. In der Metropole sorgen sie immer wieder für Höhepunkte des Kunstschaffens. Auch einige Jungstars der europäischen Pop- und Medienszene haben ihre Laufbahn bereits über die Pop- und Medienszene der Metropole gestartet. Organisatorische Innovationen Möglich geworden ist diese erfreuliche Entwicklung zur Theaterund Performing Arts-Metropole, weil sich die Städte des Ruhrgebiets und die wichtigsten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten strategischen Entwicklungszusammenarbeit entschieden haben. Aus 53 Städten ist eine Metropole des Theaters und der Performing Arts geworden. Eine Metropole, welche ihren Talenten und allen, die Besonderes produzieren wollen, außerordentlich gute Voraussetzungen bieten kann. Möglich geworden ist dies nicht zuletzt durch die 2015 gegründete Ruhr Theater Holding, welche mit entsprechendem politischen Rückhalt für eine strategisch koordinierte Entwicklung der Theaterlandschaft sorgte und die Synergie- und Kooperationspotenziale der Theaterlandschaft Ruhr ohne Qualitätseinbußen für das Publikum einlösen konnte. 33 Positionierung Strategische Ziele Strategische Kooperationen und Vernetzungen Als Theater- und Performing Arts-Metropole muss sich die Kulturmetropole Ruhr erfolgreich neben den dominanten Zentren des entsprechenden europäischen Kultur-, Kunst- und Mediengeschehens positionieren. Wie die Kompetenzfeldanalyse zeigte, verfügt die Metropolregion dabei nicht über alle wichtigen Funktionsfelder der Performing Arts. Insbesondere ist Ruhr kein Medienzentrum, das gut für die kreativwirtschaftliche Verwertung der in seinem Kreativraum realisierten Kompetenzen und Produktionen sorgen könnte. Dafür müssen strategische Kooperationen und Vernetzungen ausgebaut werden. Oberziele Ruhr positioniert sich bis 2020 als einer der fünf bedeutsamsten und interessantesten Ausbildungs- und Entwicklungsräume für Theater und Performing Arts in Europa. Das Ruhrgebiet wird damit zum Kreativknoten der mit dem Kompetenzfeld Theater und Performing Arts verbundenen Kultur- und Kreativwirtschaft. Metropole der Möglichkeiten für junge Talente und besondere Produktionen Subziel 4 Das Ruhrgebiet wird bevorzugt als Entwicklungs- und Produktionsort für international aufgeteilte Kunst- und Kulturproduktionen genutzt. Die besonderen möglichen Stärken des Ruhrgebiets liegen in den Funktionsbereichen Ausbildung, Entwicklung, Präsentation und Produktion. Die Kulturmetropole Ruhr sollte auch zukünftig auf eine konsequente Weiterentwicklung und Nutzung ihrer Stärke- und Funktionsfelder setzen. Eine Theater- und Performing Arts-Metropole Ruhr sollte sich als einer der führenden und besonders förderlichen Ausbildungs- und Entwicklungsplätze für junge Talente profilieren. Weiterhin sollte es auf eine Nutzung seiner besonderen Möglichkeiten als postindustriell geprägter Raum mit großzügigen und besonderen Möglichkeiten für Kunstproduktionen und Präsentationen setzen, welche technische und ästhetische Innovationen erschließen. Die Theater- und Performing Arts-Metropole Ruhr positioniert sich als Metropole der besonderen Möglichkeiten für anspruchsvolle Kunstproduktionen und für junge Talente. Die Kulturmetropole Ruhr löst damit bis 2020 Berlin als Metropole der Möglichkeiten ab. 34 Subziel 1 Das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts soll zu einem der fünf bestorganisierten Kompetenzfelder der Performing Arts in Europa werden. Subziel 2 Ruhr wird zu einer der fünf besten Ausbildungs- und Entwicklungslandschaften für Theater und Performing Arts in Europa. Voraussetzung dafür ist der Auf- und Ausbau sowie die internationale Vernetzung des Europäischen Kompetenzzentrums für Theater und Performing Arts Ruhr, das bis 2015 etabliert sein muss. Subziel 3 Mindestens zehn Produktionsstätten, Festivals und Ausbildungseinrichtungen zählen nachhaltig zu den bedeutsamsten ihrer Art in Europa. Subziel 5 Die meisten und wichtigen Einrichtungen des Ruhrgebiets im Kompetenzfeld Theater und Performing Arts identifizieren sich mit der Metropolenstrategie und sehen sie als wichtigen Bestandteil ihres kreativen Schaffens und ihrer Identitätskonstruktion. Subziel 6 Kultur- und Kunstschaffende des Ruhrgebiets schätzen die Kreativleistungen und das Entwicklungspotenzial des Theaters und der Performing Arts und kommunizieren sie aktiv in ihren Netzwerken. Subziel 7 Der Anteil der Kunst- und Kulturinteressierten, die sich im Kompetenzfeld Theater und Performing Arts an der metropolitanen Strategie orientieren, wächst ständig. Subziel 8 Unsere international orientierten Festivals weisen einen mit ähnlichen Veranstaltungen vergleichbaren, internationalen Besucheranteil auf. Subziel 9 Das Ruhrgebiet hat sich national und international im Bereich Theater und Performing Arts als Metropole der besonderen Möglichkeiten für junge Talente etabliert. Subziel 10: Die Marken- und Imageansprüche des Ruhrgebiets werden von relevanten nationalen und internationalen Fachleuten und Kommunikatoren bestätigt. Kernstrategie Teilstrategien Metropolenkompetenzfeldstrategie Vernetzungsstrategie für eine Dynamisierung des Kompetenzfeldes Unter Entwicklungsstrategien werden hier grundsätzlich einzuschlagende Wege und voneinander unterscheidbare, aber zusammenwirkende Substrategien verstanden, welche in ihrem Zusammenwirken die Vision von der Theater- und Performing Arts-Metropole Ruhr umsetzbar machen. Dabei sind eine große breitenwirksame Generalstrategie und wichtige Teilstrategien zu unterscheiden. Als entsprechende Generalstrategie wird eine Metropolenkompetenzfeldstrategie vorgeschlagen. Sie fordert ein, dass Ruhr intern so gut vernetzt wird, dass es nach außen als ein nachhaltig produzierender und international geschätzter Kunststandort mit gemeinsamer Identität wahrgenommen wird. Kompetenzfeldstrategie bedeutet dabei, dass man sich bei der Entwicklung einer Theater- und Performing Arts-Metropole nicht allein auf eine Fülle von Einzel- oder Leuchtturmprojekten verlassen darf. Vielmehr geht es um eine integrierte Entwicklung des gesamten Wertschöpfungsnetzwerkes des Kompetenzfeldes Theater und Performing Arts, welches von der Ausbildung über die Entwicklung und Förderung junger Talente bis zur Produktion und internationalen Verwertung der geschaffenen Leistungen reicht. Leitvorstellung ist dabei ein multizentrisches, sich funktional ergänzendes Entwicklungs-, Produktions- und Vermarktungsnetzwerk, das sich durch hohe Kreativität und Innovationskraft auszeichnet. Zusammenfassend wird so als Grundstrategie für die weitere Entwicklung der Theaterlandschaft Ruhr die Konzentration auf die Realisierung einer Metropolenstrategie empfohlen. Diese soll als Kompetenzfeldstrategie realisiert werden, welche einerseits beständig zu national und international anerkannten Spitzenleistungen führt und gleichzeitig jungen Talenten und Kunstschaffenden des Ruhrgebiets optimale Ausbildungs- und Entfaltungsbedingungen bieten kann. Eine gute Strategie sollte die kollektive Intelligenz und Kreativkraft des Metropolenkompetenzfeldes Performing Arts mobilisieren und ihre durch die Fragmentiertheit blockierte Wirksamkeit voll zur Entfaltung bringen. Der Schlüssel für die Öffnung entsprechender Möglichkeitsräume liegt in konkreten, strukturverändernden, gemeinsamen Projekten der relevanten Akteure. Dauerhaft kann die gegebene Fragmentiertheit aber nur durch eine professionell koordinierte Netzwerkentwicklung und Beziehungspflege aufgehoben werden, welche die relevanten Akteure des Kompetenzfeldes miteinander in interaktive Austauschbeziehungen bringt und zusätzliche Kreativität und Innovation ermöglicht. Schlüsselprojekt: Netzwerkentwicklung und Arbeitskreis Theater und Performing Arts Ruhr gezielten Förderung von Entwicklungsfeldern und Produzenten mit guten Aussichten auf beispielgebende Spitzenleistungen setzt. Schlüsselprojekt: Theater und Performing Arts Fonds Ruhr, international zusammengesetzte und regional informierte Vergabejury Gewinnung neuer Zielgruppen Zur Sicherung der Zukunft und der sozialen Bedeutung des Kompetenzfelds Theater und Performing Arts werden hier spezielle Ausrichtungen, Strategien und neue Formate eingefordert, welche junge Zielgruppen und auch Zielgruppen mit Migrationshintergrund für das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts gewinnen können. Schlüsselprojekt: Projekte der Popinitiative Ruhr, Theater und Performing Arts Fonds Ruhr Bestandssicherungsstrategie Innovationsstrategie Dafür soll ein Theater und Performing ArtsFonds eingerichtet werden, welcher vom Land Nordrhein-Westfalen und den Städten des Ruhrgebiets finanziert wird und primär für jene Projekte verwendet werden soll, welche die Kreativ- und Innovationskraft des Systems, die Umsetzung der Metropolenstrategie und die Hervorbringung national und international beispielgebender Ausbildungs-, Entwicklungs- und Produktionsleistungen ermöglichen. Klar muss hier formuliert werden, dass aufgrund der schwierigen Haushaltssituation vieler Ruhrstädte und der erwartbaren Zuspitzung der Situation durch die angelaufene Rezessionsphase Bestandssicherungsmaßnahmen für manche Stadttheater und freie Theater durch das Land NordrheinWestfalen notwendig erscheinen. Dieses notwendige Engagement sollte so gestaltet werden, dass auch organisatorische und strukturelle Reformen und Innovationen in der Stadttheaterlandschaft vorangebracht werden können. Spitzensicherungsstrategie Eine Metropolenstrategie muss auch klar sagen können, auf welchem Weg sie national und international beispielgebende Spitzenleistungen hervorbringen will. Die Kompetenzfeldstrategie setzt dabei auf eine Kombination, welche aus der Dynamisierung des Kompetenzfeldes und aus einer Schlüsselprojekt: Engagement des Landes Stärkung und Professionalisierung der freien Gruppen Die Situation der freien Gruppen und der kreativen Szene stellt innerhalb des Kompetenzfeldes Theater und Performing Arts 35 Ruhr im Vergleich mit anderen Theatermetropolen eine echte strukturelle Schwäche dar, welche sich innovationshemmend auswirkt. Die Kompetenzfeldstrategie soll daher gezielte Maßnahmen zur Stärkung, Dynamisierung und Professionalisierung der freien Szene setzen. Schlüsselprojekt: Theaterhäuser Ruhr, Performing Arts Fonds Ruhr Standortmarkenstrategie Die Metropolenstrategie muss danach trachten, dass die Theaterlandschaft Ruhr bzw. das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts Ruhr auch national und international als Identitäts- und Handlungseinheit wahrgenommen wird. Dazu gilt es bei den relevanten Akteuren entsprechende Identitätsmuster zu stärken und die Theaterlandschaft Ruhr zu einer international wirksamen Marke zu machen. Schlüsselprojekt: Metropolenmarketing extern 36 Internationalisierungsstrategie Ein metropolitan orientiertes Kompetenzfeld ist nur dann gegeben, wenn seine wichtigsten Institutionen mit den relevanten nationalen und internationalen Partnern gut vernetzt sind und entsprechende Austausch- und Entwicklungsprogramme generieren. Die Kompetenzfeldstrategie sollte daher solche Vernetzungen bevorzugt fördern und neue Projekte entsprechend unterstützen. Schlüsselprojekt: Europäisches Zentrum für Theater - Performing Arts Ruhr, Metropolenmarketing Kooperationen zur Steigerung der Qualität und des Kostenbewusstseins Die Ruhr Theaterlandschaft schöpft ihre Kooperationspotenziale in beiderlei Hinsicht nicht voll aus. Der Masterplan sollte daher entsprechende Strategien zur Einlösung dieser Potenziale vorschlagen. Schlüsselprojekt: Optimierung Theaterservices, Werkstätten, Koproduktionen 5 Schlüsselprojekte Schlüsselprojekt 1: Metropolenmarketing intern - extern Schlüsselprojekt 2: Performing Arts Fonds Ruhr Schlüsselprojekt 3: Theater- und Kulturhaus Ruhr Schlüsselprojekt 4: Europäisches Kompetenzzentrum Theater und Performing Arts Ruhr Schlüsselprojekt 7: Popinitiative Ruhr Schlüsselprojekt 5: Einlösung Koordinations- und Kooperationschancen Theaterlandschaft Ruhr Schlüsselprojekt 6: Arbeitskreis und Kompetenzfeldmanagement Theater Performing Arts Ruhr Ruhr Pop Netzwerk Music Commision Pop Fonds Ruhr Pop Akademie 37 Schlüsselprojekt 1: Metropolenmarketing intern - extern Schlüsselprojekt 2: Performing Arts Fonds Ruhr Es ist eine entscheidende Entwicklungsherausforderung des Ruhrgebiets, für seine herausragenden Produktionen auch immer wieder das gesamte interessierte Metropolenpublikum anzusprechen und relevante Teile daraus zur Nutzung des Metropolenangebots in Bewegung zu bringen. Das entsprechende Metropolenmarketing und die Organisation eines metropolenweit wirksamen Abo- und Ticketingsystems sowie eines entsprechend komfortabel nutzbaren Mobilitätsangebots kann nicht durch einzelne Häuser, sondern nur kooperativ, hausübergreifend und in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund wirklich gut organisiert werden. Dieses Serviceangebot für Theater und Besucher sollte mindestens aus drei Teilen bestehen: Metropolenmarketing und e-Portal Kulturmetropole Ruhr; Abosystem Kulturmetropole Ruhr; Mobilitätscard und Kulturbussystem Kulturmetropole Ruhr. Zur Stärkung der Innovations- und Entwicklungsarbeit der Ruhr Theaterlandschaft sollte diese über einen projekt- und konzeptorientiert einsetzbaren Innovations- und Entwicklungsfonds verfügen, welcher den einreichenden Theatern und Gruppen gute Planungssicherheit bietet. Dieser Fonds sollte von der Organisation zur Entwicklung der Kulturmetropole und dem Kompetenzfeldmanagement geführt werden und gezielt und flexibel zur Umsetzung der Kulturmetropolenstrategie verwendet werden. Der Fonds für Performing Arts ist ein Teil des Innovationsfonds der Kulturmetropole Ruhr, der in enger Abstimmung mit den Förderungen des Landes geführt werden sollte. Die inhaltliche Ausrichtung und Schwerpunktsetzung sollte im Zusammenwirken mit dem Arbeitskreis des Kompetenzfelds Theater und Performing Arts konzipiert werden. Zur Vermeidung von förderrechtlichen Unvereinbarkeiten sind dabei organisatorische Verquickungen zwischen Entscheidungsträgern und möglichen Förderungswerbern zu vermeiden und Jurybesetzungen entsprechend zu handhaben. Der Innovations- und Entwicklungsfonds Performing Arts Ruhr sollte Wesentliches zur Realisierung international bedeutsamer Innovationen und zur Ermöglichung entsprechender Projekte durch städteübergreifende Kooperationen und Einrichtungen der Forschungs- und Entwicklungslandschaft beitragen können. Er sollte Qualitäten und Entwicklungsstrategien umsetzen helfen, die über einzelne Städte oder Institutionen nicht realisierbar sind und die regionale und internationale Vernetzung der Ruhr-Theaterlandschaft und des Metropolenkompetenzfelds Theater und Performing Arts stärken. Der Innovationsfonds ist so gesehen auch immer als Kooperations- und Koproduktionsfonds zu verstehen. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› Kurzfristig realisierbarer praktischer Beitrag für eine neue Form der Entwicklungszusammenarbeit ›› Stärkung der Innenvernetzung und der Identität als Theaterregion ›› Gewinn eines neuen Publikums ›› Förderung der Mobilität des Metropolenpublikums ›› Kommunikations- und Vernetzungsbeitrag zur internen und externen Etablierung der Theatermetropole Projektträgerschaft: Organisation Kulturmetropole Ruhr (OKMR) Startentwicklungsmanagement: OKMR Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› Ermöglichung von Projekten zur besonderen Profilierung der Theatermetropole Ruhr ›› Ermöglichung von Projekten für eine neue Form der Entwicklungszusammenarbeit ›› Ermöglichung von organisatorischen und ästhetischen Innovationen ›› Unterstützung von regionalen und internationalen Vernetzungs-, Kooperations- und Koproduktionsprojekten ›› Ermöglichung von Verflechtungsprojekten mit der Kulturund Kreativwirtschaft u.a.m. Projektträgerschaft: Organisation Kulturmetropole Ruhr (OKMR), Ruhrstädte, Land Nordrhein-Westfalen Startentwicklungsmanagement: OKMR 38 Schlüsselprojekt 3: Theater- und Kulturhaus Ruhr Aufgabe und Zielsetzung des Masterplans zur Entwicklung des Metropolenkompetenzfelds Theater und Performing Arts ist es auch, die Produktionsbedingungen der freien Gruppen zu verbessern, ihre Professionalität zu stärken, ihre technisch organisatorischen Arbeitsbedingungen zu verbessern und ihre Begegnungsmöglichkeiten untereinander, mit den professionellen Theatern und mit dem Publikum zu erweitern. Die Theaterlandschaft Ruhr soll dabei im Sinne der Metropolenstrategie um ein international orientiertes Theaterhaus Ruhr und offen geführte Kultur- und Kunstzentren erweitert und gestärkt werden. Das von einem international erfahrenen Team kuratierte Theaterund Kulturhaus soll für freie Gruppen professionell organisierte Probe- und Auftrittsbedingungen und eine wirksame Organisations- und Marketingstrategie bieten, die das potenzielle Publikum der Metropole ansprechen kann. Die Einbindung des Hauses in internationale Austauschnetzwerke und in die Festivallandschaft der Metropolregion soll die Vernetzung und auch entsprechende Koproduktionsbedingungen fördern. Die freie Theater-, Musik- und Tanzszene Ruhr ist in passender Form in die Entwicklung des Konzepts für das Theater-und Kulturhaus Ruhr einzubeziehen. Mit dem Theater- und Kulturhaus Ruhr sollte ein Leuchtturm für die freie Tanz-, Theater- und Musikszene des Ruhrgebiets geschaffen werden, der sich in seiner Positionierung klar von PACT Zollverein - Choreographisches Zentrum NRW unterscheidet. Gewinnung von und auf die Arbeit mit neuen Zielgruppen spezialisieren sollte. Über die Kooperation mit freien Gruppen und Stadttheaterbetrieben könnte ein kräftiger Impuls für die Weiterentwicklung der Ruhr-Theaterlandschaft gesetzt werden. Aus neuen Theatermodellen und Kulturzentren wie dem Theatermodell Hildesheim, dem Forum Freies Theater in Düsseldorf, dem Hebbel am Ufer in Berlin, dem Kampnagel in Hamburg, dem Toneelhuis in Antwerpen u. a. gilt es, die besten Erfahrungen für eine spannende, situationsgerechte Lösung für ein Theater- und Kulturhaus Ruhr zu kombinieren. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› Verbesserung der Entwicklungsbedingungen der freien Szene ›› Entwicklung innovativer Formate und Vermittlungsformen für neue Zielgruppen ›› Beitrag zur Verbesserung der urbanen Qualitäten der Metropolregion ›› Regionales und internationales Vernetzungsprojekt für freie Gruppen ›› Impuls für die Weiterentwicklung der Ruhr Theaterlandschaft Projektträgerschaft: Einzelne Städte, Land Nordrhein-Westfalen Startentwicklungsmanagement: OKMR Das neue Theaterhaus sollte stärker auf die Entwicklung und Erprobung innovativer Formate zur Gewinnung neuer Publikumsschichten ausgelegt sein und als ständig nutzbarer urbaner Treffpunkt angelegt werden. Der Standort des Theater- und Kulturhauses sollte zentral gelegen und gut erreichbar sein. Möglicherweise können mit dem neuen Theater- und Kulturhaus auch bestehende Problemlagen in der Stadttheaterlandschaft gelöst werden. Ein passender Entwicklungskontext für ein Theater- und Kulturhaus Ruhr könnte in der Theaterlandschaft Mülheims gegeben sein. Die zeitgenössisch orientierte Theater- und Kulturarbeit und die flexiblen Organisationsmodelle des Ringlokschuppens, des Theaterbüros und des Theaters an der Ruhr könnten für die situationsgerechte Entwicklung eines kulturell besonders kreativen und produktiven Theater- und Kulturhauses Ruhr genutzt werden, das sich auf die 39 Schlüsselprojekt 4: Europäisches Kompetenzzentrum Theater und Performing Arts Ruhr Das Ruhrgebiet verfügt insbesondere im Ausbildungs- und Forschungsbereich des Kompetenzfelds Theater und Performing Arts über strukturelle Stärken und Traditionen. Zu nennen sind hier insbesondere die Ausbildungseinrichtungen für Musik, Tanz und Schauspiel der Folkwang Hochschule in Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund, das Institut für Theaterwissenschaften der RuhrUniversität in Bochum und PACT Zollverein – Choreographisches Zentrum NRW. Alle Einrichtungen sind aktuell dabei, ihr Ausbildungs-, Entwicklungs- und Forschungsangebot an die sich rasch wandelnden Verhältnisse und ästhetischen Neuausrichtungen des Theaters anzupassen, welche auf die zunehmende Bedeutung neuer Medien, sich wandelnde Rezeptionsgewohnheiten und die postdramatischen Tendenzen reagieren. Theorie und Theaterpraxis, Lehre und Forschung, neue Medien und ästhetische Experimente werden immer näher in offenen, fächerübergreifenden Projekten zusammengeführt und zur Entwicklung neuer Möglichkeiten der Performing Arts und ihrer Anwendungsbereiche in der Kreativwirtschaft genutzt. Die besondere Profilierungschance des Ruhrgebiets besteht nun darin, Ausbildungs- und Forschungsangebote im Bereich Theater und Performing Arts für den universitären und außeruniversitären Bereich zu bündeln und sich über die kreative, neuartige Nutzung seiner strukturellen Stärken im Ausbildungs-, Experimentierund Produktionsbereich in der europäischen Spitzengruppe der internationalen Kompetenzknoten und Ausbildungsmöglichkeiten für Theater und Performing Arts zu etablieren. Dabei steht man mit den ganz großen Ausbildungs- und Kompetenz- 40 zentren in Konkurrenz um junge Talente und Profis, die sich weiterbilden wollen oder ganz spezielle Produktionsbedingungen suchen. Um der Falle des Mittelmaßes von halbherzig realisierten Ausbildungsangeboten zu entgehen, sollte ein Europäisches Kompetenzzentrum für Theater und Performing Arts geschaffen werden, welches die international bedeutsamen Neuinitiativen des Ruhrgebiets in diesem Bereich zusammenfasst und international noch besser positioniert und vermarktet. Das in einzelnen Angebotsbausteinen schon vorhandene und in seiner Grundkonzeption vom Theaterwissenschaftlichen Institut in Bochum vorgeschlagene Europäische Zentrum für Theater und Performing Arts sollte eine international profilierte Spitzeneinrichtung werden und für die universitäre und postuniversitäre Ausbildungslandschaft des Ruhrgebietes einen fundiert gewachsenen und international wirksamen Leuchtturm und Innovationsknoten darstellen. Ein „European Competence Center for Performing Arts“ sollte im Wesentlichen aus diesen dargestellten Einrichtungen bestehen: Universitäre Ausbildungsebene mit Theaterpraxis in der Theaterlandschaft Ruhr Die neu ausgerichteten universitären Ausbildungs- und Forschungsangebote stellen die Basis des neuen Europäischen Kompetenzzentrums für Theater und Performing Arts dar. Hier werden große Theater- und Ausbildungstraditionen mit erneuerter Struktur und offener, innovationsorientierter Ausrichtung fortgesetzt. Das theaterwissenschaftliche Institut der Universität Bochum würde dafür ein Europäisches Zentrum für Theaterforschung realisieren und sein Ausbildungsangebot um drei Schwerpunkte ausweiten: 1: Europäisches Theater, internationale Kontakte und Performance Studies 2: Szenische Praxis 3: Integrale Theaterwissenschaft Dieses Studienangebot wird mit einem Netzwerk von Partnern der Theater- und Bildungseinrichtungen der Region Rhein-Ruhr verwirklicht. Die Finanzierung des Ausbildungsangebotes und die Erweiterung der Infrastruktur um ein universitäres Bühnenzentrum sollen über öffentliche Investitionen und Stiftungsprofessuren finanziert werden. Die Folkwang Hochschule würde ihre neu ausgerichtete Theaterausbildung in Bochum in das Europäische Zentrum einbringen. Dieses neue, von der Folkwang Hochschule in Bochum organisierte Ausbildungszentrum wird bereits in attraktiven, neuen, großzügigen Räumlichkeiten in Bochum realisiert. Dafür wurden die Angebotsbereiche der Studiengänge Schauspiel Essen und Schauspiel Bochum zu einem integrierten Grundstudium zusammengefasst, das heute unter dem Dach der Folkwang Hochschule in Bochum die Bereiche Musical, Mime, Schauspiel und Schauspielregie und Theatermachen/Theatermanagement vereint. Der neue Bereich „Theatermachen“ erweitert die „klassische“ Ausbildung zum Bühnenschauspieler erheblich. Entwicklung und Produktion eigener Stücke und Performances, Einbeziehung der Medien, der Kunstakademie Düsseldorf, der Theaterwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum, eigenständige Konzeption und Erarbeitung des gesamten Umfeldes von Ausstattung, Beleuchtung, Technik bis hin zu Verkauf, Marketing, Fundraising und Sponsoring sind geplant. Die Attraktivität für nationale und internationale Student/innen sollte durch das vielfältige, fächerübergreifend nutzbare interdiszi- plinäre Angebot und gute Möglichkeiten für eine Theaterpraxis in der Theaterlandschaft Rhein-Ruhr entscheidend gesteigert werden. Der Ausbau der Vernetzung mit der Theaterlandschaft und die Fortsetzung der Öffnung der Universitäten gegenüber der regionalen Theaterlandschaft sollte deren gegebene Fragmentierungs- und Versäulungsgefahr auflösen. Außeruniversitäre und postuniversitäre Ebene Für die Theaterlandschaft Ruhr ist es wichtig, dass die Forschungsund Ausbildungsebene der Universitäten auch im außeruniversitären und postuniversitären Entwicklungsbereich aktiv wird und entsprechende Institutionen und Angebote unterstützt oder selbst organisiert. PACT Zollverein – Choreographisches Zentrum NRW Ein gelungenes Beispiel für außeruniversitäre, international vernetzte und angebotene Entwicklungs-, Forschungs- und Produktionsmöglichkeiten stellt PACT Zollverein dar. Hier wurden regionale, nationale und internationale Kompetenzträger und Gruppen für eine gemeinsame Entwicklungs- und Produktionsarbeit gewonnen, welche PACT Zollverein zu einem attraktiven Entwicklungsknoten im internationalen Netzwerk für Tanz und Performing Arts gemacht hat und die Tanzlandschaft Ruhr ganz entscheidend bereichert. Seit seiner Gründung 2002 ist PACT Zollverein Initiator, Motor und Bühne für wegweisende Entwicklungen in den Bereichen Tanz und Performance. Im Residenzprogramm, an dem KünstlerInnen aus der ganzen Welt teilnehmen, arbeitet PACT Zollverein als Künstlerhaus und schafft einen Raum für konzentrierte Arbeitsprozesse. Der Bereich Plattform initiiert Austausch zwischen KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und Studierenden verschiedener Disziplinen sowie die kritische Befragung ihrer Methoden und Resultate. Ein dritter Schwerpunkt liegt auf einem profilierten Bühnenprogramm aus Uraufführungen, Koproduktionen und Gastspielen. Mit PACT Zollverein - Choreographisches Zentrum NRW besitzt die Metropole Ruhr ein Haus mit einer Strategie und einem Profil, das es dazu befähigt, trotz schwieriger Standortlage in der europäischen Spitzengruppe von Forschungs- und Entwicklungszentren der Performing Arts mitzuspielen und die entscheidenden internationalen Koproduktionsmöglichkeiten zu nutzen. Um diese Position nachhaltig zu sichern, sollte allerdings die durchschnittliche finanzielle Ausstattung des Hauses verbessert werden. 41 Europäisches Zentrum für integrierte Theaterausbildung Hier soll in enger Zusammenarbeit mit Theatern und künstlerischen Ausbildungseinrichtungen der Region ein Postgraduiertenstudium für Theatermacher aufgebaut werden. Damit reagiert das Zentrum auf die jüngeren und jüngsten Veränderungen im Theater, Performance und Tanz, die in Ländern wie Belgien und den Niederlanden zur Gründung von Institutionen wie PARTS (Brüssel) und DasArts (Amsterdam) geführt haben. In diesen Gründungen werden junge Künstler aus den Bereichen Tanz, Tanztheater, Performance, Happening, Bildende Kunst, Theater und Medienkunst einzeln oder in Gruppen durch ein Lehrangebot, das theoretische und praktische Anteile verbindet, über mehrere Jahre hinweg auf vielfältige Weise gefördert. tungen und Kompetenzträgern zum Bereich Kunst und neue Medien im Dortmunder U erstellt werden und zu einem Kompetenz- und Kreativpool für die Anwendung neuer Medien im Theater und in den Performing Arts werden. Dachorganisation und Koordinations- und Standortmarketingebene: Europäisches Zentrum für Theater und Performing Arts Ruhr Wenn das Ruhrgebiet sein integriertes Ausbildungs-, Forschungsund Entwicklungsangebot auf universitärer und außeruniversitärer Ebene und in enger Vernetzung mit der Theaterlandschaft Ruhr in koordinierter Form realisiert, dann besitzt es eine gute Chance, sich als eines der führenden Ausbildungs- und Entwicklungszentren für Theater und Performing Arts in Europa zu etablieren. Der aufzubauende Studiengang zielt darauf ab, besonders motivierte und begabte Talente im Anschluss an ihr Erststudium wissenschaftlicher oder künstlerischer Art im Ruhrgebiet zu halten oder ins Ruhrgebiet zu holen bzw. ihnen das Interesse der Region an ihrer Arbeit und Entwicklung zu signalisieren. Adressat/innen wären hier also Graduierte unterschiedlicher wissenschaftlicher und künstlerischer Studiengänge sowie Künstler/innen, die bereits einige Jahre im Beruf sind und den Wunsch haben, sich durch gezielte Förderung weiterzuentwickeln.Ein derartiges Europäisches Zentrum für integrierte Theaterausbildung sollte sein Angebot auch für interessierte Künstler/innen und Theatermacher/innen ohne universitäre Vorbildung adaptieren und interessierten Personen und Gruppen aus dem In- und Ausland in Form einer Theaterakademie anbieten. Diese Chance sollte gezielt durch eine gemeinsam getragene Organisation aufgegriffen werden, welche für die notwendige Koordination des Ausbildungs- und Entwicklungsstandorts sorgt und diesen auch entsprechend auf nationaler und internationaler Ebene vermarktet. Zentrum für neue Medien und Medienkunst in den Performing Arts Im Bereich des Theaters und der Performing Arts spielt die Verwendung neuer Medien für die Realisierung ästhetischer Innovationen und zur Einlösung neu entstandener Rezeptionsformen eine immer bedeutsamere Rolle. Dabei sind auch neue hybride Kunstformen im Entstehen, die von einem Europäischen Zentrum für Theater und Performing Arts integriert werden sollten. Entwicklungsfunktionen Gesamtprojekt: Als Idee wird hier deshalb die Integration eines Kompetenzzentrums oder Future Labs für neue Medien und passende Formen der Medienkunst in das Ausbildungsprogramm zum Kompetenzfeld Theater und Performing Arts empfohlen. Dieses Kompetenzzentrum oder Future Lab könnte im Zusammenwirken mit den Einrich- Projektträgerschaft: Regionale Trägergesellschaft Startentwicklungsmanagement: Kompetenzfeldmanagement OKMR und Projektpartner 42 Akademie für Theater und Performing Arts Ruhr Für die gute internationale Verwertung des vielseitigen interdisziplinären Angebots sollte das Europäische Zentrum für Theater und Performing Arts jährlich eine große Sommerakademie Performing Arts Ruhr organisieren, welche ein theater- und tanzbegeistertes Publikum als Gäste in die außergewöhnliche Metropole bringt und den Standort damit international vermarktet. ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› multidisziplinärer Innovations- und Entwicklungsknoten stärkt nationale und internationale Vernetzung schafft internationale Sichtbarkeit schärft Standortprofil wirkt gegen Versäulung des Systems inszeniert zentrale Kunstkompetenz verbindet mit Kreativwirtschaft Schlüsselprojekt 5: Einlösung der Koordinations- und Kooperationschancen in der Theaterlandschaft Ruhr Die große und dichte Theaterlandschaft Ruhr besitzt relevante Kooperationspotenziale, deren Einlösung zur Ausweitung künstlerischer Möglichkeiten und zu Einsparungen ohne Qualitätsverlust genutzt werden können. Wesentliche Potenziale liegen dabei auf den Ebenen: ›› Künstlerischer Betrieb/Koproduktionen ›› Technische Services/Werkstätten ›› Marketing Im Rahmen dieses Masterplanes konnten einzelne Projekte zur Einlösung derartiger Kooperationschancen bereits definiert werden. Das Metropolenmarketing und das Europäische Kompetenzzentrum für Theater und Performing Arts sind praktische Beispiele für die Erschließung neuer Möglichkeiten durch strategische Neuausrichtung und Kooperation. Die Theaterlandschaft Ruhr hat aber den Anspruch, sich als Metropolenregion beispielhaft zu organisieren und dafür alle relevanten Kooperationsmöglichkeiten, welche wesentliche neue Möglichkeitsräume und Einsparungspotenziale erschließen können, auch einer Realisierung zuzuführen. Aus diesem Grund wird ein Schlüsselprojekt vereinbart, das dem alleinigen Zweck gewidmet ist, die Koordinations- und Kooperationschancen der Theaterlandschaft Ruhr in vorbildlicher Weise Schritt um Schritt einzulösen und dafür den notwendigen politischen Rückhalt zu organisieren. Das Projekt sollte vom Kompetenzfeldmanagement aufgesetzt und organisiert werden und sich jedenfalls folgenden Kooperationsfragen widmen: Die Analysen und Erhebungsarbeiten zur Entwicklung des Masterplanes haben in einigen angesprochenen Bereichen relevante Kooperationspotenziale gefunden. In der Umsetzung des Masterplanes sollten diese nun noch genauer definiert und überall dort eingelöst werden, wo dies den Partnern oder der Theaterlandschaft Ruhr Vorteile bringt. Im Rahmen dieser Arbeit zum Masterplan konnten die bestehenden Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der Stadttheaterbetriebe nicht weiter konkretisiert werden, da ihre Einlösung aufwendige politische Abstimmungs- und Vorbereitungsprozesse benötigen würde. Als langfristige Vision ergibt sich dabei eine Theaterholding Ruhr, welche mit dem Rückhalt der Städte eine Abstimmung der strategischen Ausrichtung und eine Einlösung vorhandener Kooperationschancen über einen umsichtig gestalteten Transformationsprozess realisiert. Entwicklungfunktionen: ›› sichert effiziente Betriebsformen ›› spart Geld für neue Vorhaben ›› demonstriert Reformwilligkeit Projektträgerschaft: Kompetenzfeldmanagement OKMR Startentwicklungsmanagement: Kompetenzfeldmanagement OKMR 1 2 3 Abstimmung der Orchester- und Ensemblelandschaft Auslotung der Möglichkeiten von Produktionskooperationen Auslotung der Möglichkeiten für Auftritte in anderen Städten zur Steigerung der Aufführungen pro pro- duziertem Stück 4 Prüfung der Möglichkeiten von Semistagionebe- trieben 5 Prüfung der Möglichkeiten von Kooperationen im Bereich technischer Services und Werkstätten 6 Prüfung der Möglichkeiten für weitere Marketing- Kooperationen 43 Schlüsselprojekt 6: Arbeitskreis und Kompetenzfeldmanagement Theater und Performing Arts Ruhr Die Theaterlandschaft Ruhr bzw. das Metropolenkompetenzfeld Theater und Performing Arts werden in ihren Wirkungsmöglichkeiten und in ihrer Innovations- und Entwicklungskraft durch die Fragmentiertheit ihrer Funktionsbereiche und ein unterentwickeltes Koordinations- und Governanceniveau gehemmt und behindert. Stark selbstbezogene Strategien, relativ schwach ausgeprägte Kooperationen und Kommunikationen und strategierelevante Diskurse zwischen den Theatern und Festivals, aber auch zwischen hochwertigen Ausbildungseinrichtungen und regionalen Akteuren behindern die Umsetzung vorhandener Anbieter- und Kompetenzvielfalt in Kreativleistungen und Standortattraktivitäten, die vor Ort und überregional spürbar werden könnten. und Finanzierung wichtiger Schlüsselprojekte liegt aber bei der Organisation Kulturmetropole Ruhr und zuständigen Stellen des Landes Nordrhein-Westfalen. Die konsequente Organisation der Umsetzung der Entwicklungsstrategie und der dafür vorgeschlagenen Schlüsselprojekte erfolgt durch das neu einzurichtende Kompetenzfeldmanagement Theater und Performing Arts durch die Organisation zur Umsetzung der Kulturmetropole Ruhr. Die nähere Darstellung der Aufgabenbereiche des Arbeitskreises und des Kompetenzfeldmanagements Theater und Performing Arts Ruhr erfolgt im Kapitel Umsetzungsorganisation. Entwicklungsfunktionen: Die fragmentierte Entwicklungsstruktur produziert relevante Nachteile für die Kreativ- und Innovationsfähigkeit des Kompetenzfelds und verhindert die nationale und internationale Etablierung einer profilierten Theater- und Performing Arts-Landschaft Ruhr. Die gegebene Fragmentiertheit muss letztlich durch strukturell wirksame Schlüsselprojekte aufgehoben werden. Bereits die Anbahnung und konsensbasierte Entwicklung derartiger Schlüsselprojekte bedarf aber einer Kommunikations- und Aushandlungsplattform, welche die kommunikative Vernetzung verbessert und eine dauerhafte Basis für eine passende Gestaltung der zukünftigen Governance- und Entwicklungsstruktur für die Entwicklung der Theatermetropole Ruhr legt. In einem derartigen Kompetenzfeldarbeitskreis sollten die wichtigsten Kompetenz- und Entscheidungsträger der Theater- und Performing Arts-Metropole Ruhr vertreten sein. Die Arbeitskreismitglieder werden vom RVR bzw. einer von diesem zu gründenden Organisation zur Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr einberufen. Der Aufbau und die spätere Koordination und Leitung des Arbeitskreises erfolgt durch ein Kompetenzfeldmanagement, welches im Auftrag des RVR bzw. in der von ihm gegründeten Organisation zur Umsetzung der Kulturmetropole Ruhr arbeitet. Der Arbeitskreis wirkt an der permanenten Entwicklung und Umsetzungssicherung der Kompetenzfeldstrategie mit und empfiehlt diese der Organisation Kulturmetropole Ruhr und den Institutionen der Theaterlandschaft Ruhr zur Umsetzung. Es erscheint als erstrebenswert, dass der Arbeitskreis an Selbstorganisationsfähigkeit gewinnt und sich als repräsentative Plattform für die Theaterlandschaft Ruhr erweist. Die Letztentscheidung für die Realisierung 44 ›› ›› ›› ›› ›› mobilisiert kollektives Wissen sichert situationsgerechte Projekte und Strategien schafft Handlungsfähigkeit sichert Akzeptanz und Legitimation Basis für Theaterlandschaft Projektträgerschaft: Interessierte Theater, OKMR Startentwicklungsmanagement: Kompetenzfeldmanagement OKMR Schlüsselprojekt 7: Popinitiative Ruhr Eine Kulturstrategie, die einen integrativen Ansatz verfolgt, darf sich nicht darauf beschränken, neue Publikumsschichten für die klassischen Hochkulturformen zu gewinnen. Populäre Kulturformen sind im Ruhrgebiet so stark verankert wie kaum sonst wo. Aufgrund ihrer Breitenwirkung und der Tradition des Ruhrgebiets sind für den Masterplan Kulturmetropole Ruhr besonders die Bereiche Pop- und Rockmusik interessant. Popmusik ist in der heutigen Zeit zum Soundtrack für den Alltag geworden: Ein Soundtrack, der unsere Lebenswelten bestimmt und für weite Teile der Bevölkerung ästhetische Orientierung und Verortung in einer differenzierten Welt gibt. Popmusik ist ungebrochen ein Massenphänomen, das mittlerweile nicht mehr nur der Jugendkultur zuordenbar ist, sondern breite integrative Funktionen erfüllt. Die Altersspanne reicht bei Popkonzerten übe mehrere Generationen, Popmusikszenen bilden sich unabhängig von ethnischer oder sozialer Herkunft. Die Faszination Pop geht für viele über oberflächliche Begeisterung hinaus. Popmusik ist zur am meisten praktizierten musikalischen Kunstform geworden. Sie ist die Volksmusik unserer Zeit. Dabei hat sie sich aber auch als innovative Form künstlerischen Schaffens etabliert. Popmusik schafft es in ihrer Dynamik wie nur wenige Kunstformen, Strömungen aufzuspüren, zu verwerten und so neue ästhetische Errungenschaften zu erzielen. Popmusik muss nicht dumpfe Berieselung darstellen. Im Gegenteil, qualitativ hochwertige Popmusik setzt intellektuelle Impulse, nimmt auf das Zeitgeschehen Bezug und bezieht Stellung. Sie ist demokratisch, progressiv und stimulierend, körperlich wie geistig. Sie kommt bei etablierten gesellschaftlichen Schichten nicht so gut an; ist aber umso stärker für neue Zielgruppen bedeutsam. Auch im Bereich der Comedy hat das Ruhrgebiet lange Tradition. Die Missfits aus Oberhausen, Atze Schröder aus Essen und Helge Schneider aus Mülheim trugen und tragen die Seele des Reviers auf komödiantische Weise auf die Bühnen des Landes. Die Leute zu begeistern und zum Lachen zu bringen und dabei reflexiv auf soziale und kulturelle Verhältnisse zu reagieren, das ist Kunst. Menschen einen unvergesslichen Konzertabend zu geben oder ihnen ein Stück Musik zu geben, das sie nicht mehr loslässt, das ist Kunst. Die Entwicklung dieses Kultur- und Kunstpotenzials 45 sollte nicht allein den Marktkräftenüberlassen bleiben. Auch hier ist geeignete Ausbildung und die Förderung von Qualitätsprodukten notwendig, um im Bereich der Kunst und der Kreativwirtschaft international erfolgreich zu sein. Ruhr mag noch nicht dieselben Qualitäten wie Hamburg und Berlin aufweisen, wenn man den popmusikalischen Bereich betrachtet. Ruhr verfügt aber über eine engagierte Szene, die vor allem von Dortmund aus zum kulturellen Leben beiträgt. Um dieses vorhandene Potenzial noch besser nutzen zu können, fehlt es allerdings an professioneller Vernetzung, passenden Strukturen und an Ausbildungsmöglichkeiten. An diesen Punkten setzen die folgend dargestellten Teilprojekte an. Teilprojekt 1: Pop Akademie Ruhr Popmusik ist wie oben erwähnt zur meist praktizierten Musikform geworden, da aber popmusikalische Angebote an Musikschulen unterrepräsentiert sind, findet Popmusik oft in autodidaktischen Formen statt. In Zeiten der Digitalisierung und dem damit einhergehenden Siegeszug der Neuen Medien hat sich dieses Do-It-Yourself-Credo auch auf den musikwirtschaftlichen Bereich verlagert. Künstler/innen präsentieren sich heute selbst im Internet, im Heimstudio werden billig Aufnahmen produziert und über digitale Wege selbst vertrieben. An diesen Schwachpunkten für ein kreatives Arbeiten sollte eine Akademie für populäre Kunstformen ansetzen. Die Student/ innen sollen einerseits eine professionelle Ausbildung an ihrem Instrument, im Bereich der Popkomposition und des Textens sowie in der Produktion erhalten. Eine rein handwerkliche Ausbildung in die- 46 sen Bereichen würde aber zu kurz greifen. Künstlerische Konzeption sowie eigenständige Präsentation als künstlerische Statements sollten auch in den Unterricht Einzug halten. Daneben sollen junge Talente das nötige Rüstzeug in den Bereichen Urheberrecht, Marketing, Promotion und Music-Business erhalten, um in einem veränderten Markt bestehen zu können. Die musikwirtschaftliche Ausbildung sollte auch nicht-künstlerischen Interessenten offen stehen und in einem Degree als (Pop)Musikwirt enden. Zusätzlich könnten an einer derartigen Akademie auch Ausbildungen im Bereich Musikvideo, Audioengeneering oder zum Veranstaltungskaufmann angeboten werden. Der Bereich Comedy hat in Ruhr aufgrund seiner spezifischen kulturgeschichtlichen Entwicklung eine lange Tradition und erlebt seit Jahren einen anhaltenden Boom. Daher sollte eine Entertainment Akademie auch diesen Bereich integrieren. Eine Pop Akademie Ruhr kann nur dann sinnvoll funktionieren, wenn sie in ein funktionierendes regionales Netzwerk mit guten nationalen und internationalen Kontakten eingebettet ist. Wie ein solcher Cluster aussehen könnte, wird im Folgenden dargestellt. Teilprojekt 2: Ruhr Pop Netzwerk/Music Commission Wie bereits erwähnt, fehlt es den durchaus engagierten Akteuren der Popmusik in Ruhr an Koordination und Vernetzung. Um diesem Problem Abhilfe zu leisten, sollten die relevanten Akteure und Institutionen in einem Ruhr Pop Netzwerk zusammengefasst werden, das von einem Clustermanagement betreut wird. Dieses Ruhr Pop Netzwerk sollte das inselhafte Treiben in der Szene systematisieren und Synergiepotenziale zur besseren Effizienz der Musikwirtschaft Ruhr aufspüren. Wichtig wäre es hier vor allem, den Veranstaltungscluster Dortmund, das Projekt Music Mall, das Proberaumprojekt Consol4 in Gelsenkirchen und die entstehende Akademie in das Netzwerk einzubeziehen. Das Clustermanagement sollte für bessere Zusammenarbeit innerhalb der Szene sowie mit den öffentlichen Stellen der Städte, der Region und des Ruhgebiets sorgen. Eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Bereich Pop sowie für die Schul- und Kulturszene wäre ebenfalls eine zentrale Aufgabe. Innerhalb der Szene könnte sich das Clustermanagement für Talent-Scouting und –förderung einsetzen, etwa im Veranstalten von einschlägigen Workshops oder Seminaren für alle, die am Bereich Popmusik interessiert sind. So könnten bereits junge Talente Schritt für Schritt an die professionelle Ausbildung an der Akademie herangeführt werden. Vorstellbar wäre auch eine kuratierte Spitzenförderung für Projekte, die sich durch besondere künstlerische Qualität und internationales Vermarktungspotenzial auszeichnen. Auch im Bereich der Förderung der Tonträgerproduktion könnte der Pop Fonds Ruhr aktiv werden. Dabei könnten bis zu 50 % der Produktionskosten gefördert werden. Damit würde gleichermaßen Künstlerförderung und Kreativwirtschaftsförderung betrieben. Eine für das Ruhrgebiet adäquate Umsetzung eines Pop Fonds kann die kreative Szene und die Musikwirtschaft enorm beleben. Entwicklungsfunktionen: ›› stärkt breitenwirksames Kunst- und Kreativwirtschaftsfeld ›› sichert Qualität und Internationalisierung ›› integriert neue Zielgruppen und Kunstschaffende Projektträgerschaft: Popinitiative und Trägergesellschaft Startentwicklungsmanagement Music Commission/Ruhr.2010, Clustermanagement OKMR Teilprojekt 3: Pop Fonds Ruhr Der Pop Fonds Ruhr soll die Strukturförderungsprojekte der Kulturhauptstadt im Bereich Pop weiterführen und nachhaltig sichern. Neben den bisher im Mittelpunkt des Programms stehenden Förderungen für Künstler, Festivals und Musikmedien sollten verstärkt auch Projekte gefördert werden, die dazu beitragen, Künstler aus dem Ruhrgebiet national und international zu vermarkten. Hier könnten etwa gezielt Tourförderungen oder -zuschüsse vergeben werden oder kulturelle Austauschprogramme Berücksichtigung finden. 47 6 Regional Governance und Umsetzungsorganisation Im Kompetenzfeld Theater und Performing Arts existieren natürlich auch heute bereits Formen der regionalen Vernetzung und Entwicklungszusammenarbeit. Die Kompetenzfeldanalyse hat jedoch ergeben, dass der gegebene Status quo nicht dazu ausreichen würde, die Städtelandschaft des Ruhrgebietes als Theatermetropole bzw. als Metropole der Performing Arts zu positionieren. Wenn man nicht im Möglichkeitsraum mittelgroßer deutscher Städte stehenbleiben will, sollte in der interkommunalen und institutionellen Entwicklungszusammenarbeit ein qualitativer Sprung angepeilt werden, der aus 53 Städten eine multizentrisch und strategisch koordiniert agierende Metropole des Theaters und der Performing Arts machen kann. Diese neue Qualität der Entwicklungszusammenarbeit wird vor allem über praktisch wirksame Produktions- und Schlüsselprojekte realisiert, welche die Möglichkeitsräume der beteiligten Partner aus unterschiedlichen Städten und Institutionen relevant und dauerhaft ausweiten können. Die Produktionsprojekte der Kulturhauptstadt und die bisher entwickelten Schlüsselprojekte sind Beispiele dafür. Darüber hinaus bzw. darin bereits angesprochen braucht es im Wesentlichen drei strukturelle und organisatorische Maßnahmen, um die neue Metropolenraumstrategie umsetzen zu können. Netzwerk Theater und Performing Arts Ruhr Hier gilt es, die bestehenden Austauschnetzwerke der relevanten Partner um einen Schritt weiterzuentwickeln, welcher die gesamte Theater- und Performing Arts- Landschaft systematisch erfasst, ihre Kompetenzen und Vorhaben transparent macht und die gesamte Entwicklungslandschaft mit relevanten Informationen zu aktuellen und zukünftigen Entwicklungen versorgt. Dafür sollte ein systematisch arbeitendes Netzwerkmanagement eingerichtet werden, das die breite und große Kompetenzlandschaft zu einem gut zugänglichen Re- 48 servoir für neue produktive Partnerschaften und Projekte macht. Als ein gutes beispielgebendes Projekt kann dafür das Jahrbuch zum Theater im Ruhrgebiet „Schauplatz Ruhr“ genannt werden. Arbeitskreis Theater und Performing Arts Ruhr Netzwerke integrieren und verbinden. Die Theater- und Performing Arts-Landschaft Ruhr sollte aber auch noch koordinationsund handlungsfähiger gemacht werden. Dazu sollte die Kulturmetropole Ruhr GmbH einen Arbeitskreis Theater und Performing Arts einrichten. In diesem Arbeitskreis sollten alle interessierten, relevanten Partnerinstitutionen zur Umsetzung der neuen metropolenorientierten Kompetenzfeldstrategie vertreten sein. Der Arbeitskreis sollte die erarbeitete Strategie nochmals vertiefen, konkretisieren und an die Situation in der Region anpassen. Danach sollen über ihn die notwendigen Koordinationsund Kooperationsverhandlungen eingeleitet werden und Umsetzungsgruppen für die wichtigsten Schlüsselprojekte gebildet werden. Der Arbeitskreis stellt innerhalb der neuen Form der regionalen Entwicklungszusammenarbeit das wichtigste Koordinations- und Diskursgremium dar und sollte daher entsprechend organisiert und moderiert werden. Kompetenzfeldmanagement durch die neue Organisation zur Umsetzung der Kulturmetropole Ruhr Notwendige Koordinations-, Organisationsund Vernetzungsarbeiten bleiben in auf andere Hauptzwecke ausgerichteten Organisationen in der Regel Nebensache und werden nicht entsprechend engagiert und professionell unter Rücksichtnahme auf Eigeninteressen erledigt. Da diese Aufgabenfelder und Vernetzungsfunktionen für die Umsetzung der neuen Entwicklungsstrategie zur Ruhr Theaterund Performing Arts-Landschaft besonders wichtig erscheinen, sollten sie auch von einer darauf spezialisierten Organisation realisiert werden. Die neue Organisation zur Umsetzung der Kulturmetropole Ruhr wird dafür ein Kompetenzfeldmanagement einrichten, welches für eine adäquate Vernetzung aller Akteure eine strategieorientierte Moderation des Arbeitskreises und einen Aufbau von eigenständig arbeitenden Projektgruppen zur Umsetzung der wichtigsten Schlüsselprojekte sorgt und den Innovationsfonds für Performing Arts situations- und strategiegerecht zum Einsatz bringt. Etwas genauer betrachtet könnten die Aufgabenbereiche und Dienstleistungen des Kompetenzfeldmanagements Theater und Performing Arts Ruhr folgendermaßen aussehen: Kompetenzfeldmanagment ›› Aufbau und Moderation Netzwerk und Arbeitskreis Theater und Performing Arts ›› Optimierung Governancestruktur ›› Entwicklung Kompetenzfeldstrategie ›› Umsetzungsmanagement Kompetenzfeldstrategie ›› Kommunkation und Medienarbeit ›› Markenentwicklung Theatermetropole Ruhr ›› Sicherung, Evaluierung und Lernfähigkeit Theaterservices ›› Metropolenmarketing intern und extern ›› Moblitätsmanagement, e-Portal, Ticketing, Tourismuskooperationen ›› Programm- und Veranstaltungskoordination ›› Optimierung technische Services und Werkstätten Innovationsfonds Theater und Performing Arts Ruhr ›› Endverhandlung und -gestaltung des Fondskonzepts ›› Gestaltung und Kommunikation von Innovations- und Entwicklungsschwerpunkten ›› Förderungsabwicklung ›› Evaluierung ›› Öffentlichkeitsarbeit Veranstaltungen und Beteiligungen ›› ›› ›› ›› ›› Kongresse Leitfestivals Theaterhäuser Kompetenzzentrum u. a. m Option: Theatergesellschaft Ruhr Aus dieser Aufgabenstruktur ist ersichtlich, dass sich das Kompetenzfeldmanagement zuerst um eine entscheidende Verbesserung der Kommunikations- und Koordinationsstrukturen kümmert und diese über eine identitäts- und integrationsstärkende, vertiefende und konkretisierende Endbearbeitung der Kompetenzfeldstrategie realisiert. Dabei werden offizielle Koordinationsstrukturen etabliert und die umsetzbar erscheinenden Meilensteine und Schlüsselprojekte der zukünftigen Entwicklung definiert. Danach geht es um die Endentwicklung, den Aufbau und die Organisation der Umsetzung der Schlüsselprojekte des vorliegenden Masterplans zur Kompetenz- feldentwicklung. Nach dem bisherigen Entwicklungsstand sind dies folgende Projekte: 1 2 3 4 Metropolenmarketing Ruhr Performing Arts Fonds Ruhr Theater- und Kulturhaus Ruhr Europäisches Kompetenzzentrum Performing Arts Ruhr 5 Arbeitskreis und Kompetenzfeldmanagement Performing Arts Ruhr Projekte, die nach erfolgter Einigung der relevanten Akteure sofort umgesetzt werden können und den Partnern relevante Vorteile bringen, sollen auch die Startphase der Umsetzungsarbeit dominieren. Folgende Schlüsselprojekte scheinen dazu gut geeignet zu sein: 1 Performing Arts Fonds Ruhr 2 Theater- und Kulturhaus Ruhr 3 Europäisches Kompetenzzentrum Performing Arts Ruhr gung halten. Die Kulturhauptstadt selbst dürfte dabei einige wichtige Projekte und Entwicklungsfragen ohnehin lösen. Das Kompetenzfeldmanagement muss dann dafür sorgen, dass realisierte Problemlösungen nachhaltig wirksam bleiben und Projekte, welche von der Kulturhauptstadt nicht realisiert wurden, rasch einer Umsetzung zugeführt werden können. Optimistisch betrachtet beginnt das Publikum mit der Kulturhauptstadt die besten Angebote der Kulturmetropole flexibel zu nutzen und baut danach diese Gewohnheit Schritt um Schritt aus. Diese Mobilität des Metropolenpublikums erscheint als Voraussetzung für den Weg des Ruhrgebiets zur Kultur- und Theatermetropole. Optimistisch betrachtet wird die Kulturhauptstadt zur großen und praktischen Bestätigung dafür, dass eine Metropolenstrategie und eine metropolitane Orientierung weit mehr bieten und weit mehr können, als das isolierte Agieren einzelner starker Institutionen, Festivals, Ausbildungseinrichtungen, Theater und Städte. Diese Projekte sollen die Metropole bzw. ihr Publikum rasch in Bewegung bringen bzw. auch nach der Kulturhauptstadt in Bewe- 49 Verkopplung und Verbindung mit Entwicklungsinitiativen und Projekten der Kulturhauptstadt Schnittstellenmanagement mit den Initiativen und zuständigen Einrichtungen des Landes Nordrhein-Westfalen Mit ihren neuen Projekten setzt die Kulturhauptstadt RUHR.2010 im Produktionsbereich deutliche neue Akzente und erprobt neue Formate für die Etablierung einer städteübergreifenden Entwicklungszusammenarbeit von Theatern, Orchestern und Künstlern. Die entsprechend erzielten Erfahrungen und Wirksamkeiten beim Publikum und bei beteiligten Partnerorganisationen und Künstlern sollten gut erfasst und produktiv evaluiert werden, um für die Gestaltung der weiteren Entwicklung nach 2010 gut genutzt werden zu können. Eine vom RVR Arbeitskreis und von der Ruhr.2010 GmbH nominierte Gründungsgruppe für den Arbeitskreis Theater und Performing Arts sollte sich bereits 2009 darauf vorbereiten, dass die begleitende Evaluierungsarbeit für die neuen Formate produktiv und qualifiziert anläuft und nach 2010 in die Arbeit des neuen Arbeitskreises im Rahmen der Kulturmetropole Ruhr GmbH übergeführt werden kann. Auf der Ebene des Landes Nordrhein-Westfalen bestehen heute bereits Netzwerke, Verwaltungs- und Förderstrukturen, Festivals und Interessensorganisationen, welche wesentliche Koordinationsleistungen für die Entwicklung der Theaterlandschaft ermöglichen und realisieren, von denen auch das Ruhrgebiet profitiert. Wenn sich das Ruhrgebiet nun auf regionaler Ebene sinnvoll ergänzende Strukturen schafft, dann sind diese natürlich mit den bestehenden Einrichtungen abzustimmen, um eine dauerhaft produktive Entwicklungszusammenarbeit mit der Landesebene und innerhalb der Metropolregion Rhein-Ruhr herstellen zu können. In diesem Sinne werden möglichst frühe Informations- und Abstimmungsgespräche empfohlen. 50 Meilensteinplanung für den Umsetzungsstart zur Kompetenzfeldstrategie ›› Nominierung der Kooperationsgruppe durch den RVR Arbeitskreis und die Kulturhauptstadt RUHR.2010 GmbH ›› Planung und Vereinbarung der begleitenden Diskussions- und Evaluierungsarbeit zu den Projekten der Kulturhauptstadt ›› 2010: Treffen der Kooperationsgruppe für begleitenden Erfahrungsaustausch zur Kulturhauptstadtentwicklung im Bereich Theater und Performing Arts und zur Planung des Aufbaus des zukünftigen Arbeitskreises Kosten und Finanzierungsbedarf Metropolenkompetenzfeld Theater und Performing Arts (pro Jahr) Personalkosten: Sachkosten: Flexible Mittel: 280.000 EUR 50.000 EUR 300.000 EUR Fonds: 2.500.000 EUR Gesamt: 3.130.000 EUR ›› Auswertung der Kooperationserfahrungen 2010 2011: Gründung des Arbeitskreises Theater und Performing Arts mit Aktualisierung seiner Aufgabenstellung ›› Aktualisierung der Definition des Aufgaben- und Leistungsprofils für das Kompetenzfeldmanagement ›› Ausschreibung und Beauftragung des Kompetenzfeldmanagements ›› Aufnahme der laufenden operativen Arbeit des Kompetenzfeldmanagements und des Arbeitskreises Theater und Performing Arts Ruhr 51 52 Metropolenkompetenzfeld 2 Städte- und Metropolentransformation Internationales Zentrum für Städte- und Metropolentransformation und exzellentes Beispiel für einen spektakulären Transformationsprozess von der legendären Kohle- und Stahlregion zur multizentrischen Metropole 53 Metropolenkompetenzfeld Städte- und Metropolentransformation Nutzen für die Städte ›› Bündelt und entwickelt eine historisch gewachsene Spitzenkompetenz des Ruhrgebiets für die eigene Entwicklung und internationale Verwertung (Center of Excellence) ›› Betreibt offensiv die Behebung bestehender Urbanitätsdefizite und die Lösung großer metropolitaner Gestaltungsherausforderungen ›› Macht die Metropole Ruhr und ihre Transformationsorte zu einem internationalen Reiseziel im Special Interest Tourismus der Städtetransformation ›› Unterstützt zeitgemäße Identitätsentwicklung auf hohem Niveau Dieses Metropolenkompetenzfeld hat im Masterplan nur eine erste Bearbeitung erfahren. Eine vertiefende Analyse soll durch ein weiteres Projekt des RVR durchgeführt werden. 54 1 Ausgangssituation Warum Städte- und Metropolentransformation in der Metropolenstrategie Auch hier verfügt die Metropolregion Ruhr über ein historisch gewachsenes, breit angelegtes, international bedeutsames Kompetenzfeld, das von der Ausbildung über die Wissenschaft und einzigartige Beispiele bis zur internationalen Verwertung über Städte- und Raumplanungsbüros, Architekturbüros und Universitäts- und Forschungsinstitute reicht. Kulturell ist dieses Metropolenkompetenzfeld insofern bedeutsam, als es die unverzichtbare Kernkompetenz für die attraktive Gestaltung der Metropole darstellt. An der Gestalt und an der ästhetischen Qualität der Metropolregion wird der Wille und das kulturelle Vermögen zur Realisierung einer Kulturmetropole sichtbar und sinnlich erfahrbar. Die neben beachtlichen städtebaulichen Transformations- und Entwicklungsleistungen bestehenden Urbanitäts- und Gestaltungsdefizite verweisen auf die aktuelle kulturelle Bedeutung des driftenden Metropolenkompetenzfeldes. „Kultur entfaltet sich in einer gemeinsamen Ausübung von Intelligenz und Kreativität in der Stadt, bei der unser Wunsch, einen aufregenderen, intelligenteren und schöneren Ort aus ihr zu machen, am besten zum Ausdruck kommt“. Für die Metropole Ruhr ist es eine extrem bedeutsame Kulturleistung, die eigenen Transformationserfahrungen und -kompetenzen zu pflegen, zu bündeln und für die Entwicklung anderer Regionen und die eigene Zukunft nutzbar zu machen. Kreativwirtschaft Die Bündelung und internationale Verwertung der Kompetenzen stellt eine kreativwirtschaftliche Aufgabe dar, bei der es darum geht, die wissenschaftlichen und beraterischen Kompetenzen für sozial und kulturell engagierte Transformationsprozesse, welche sich im Ruhrgebiet und rund um die Universität in Dortmund angesammelt haben, neu zu bündeln und international verwertbar zu machen. Essentiell bedeutsame Gestaltungsaufgabe Weltweite Aufmerksamkeit Die Städtelandschaft des Ruhrgebietes hat einen Transformationsprozess hinter sich, der über die IBA weltweite positive Aufmerksamkeit bekommen hat. Dies auch deshalb, weil weltweit betrachtet immer wieder Regionen von vergleichbaren Prozessen erfasst werden und nach adäquaten Lösungen suchen. Das Ruhrgebiet steht aber auch mitten in einem neuen Transformationsprozess, der aus 53 Städten eine attraktive multizentrische, kreative Metropole machen soll. Auch diesen Wunsch haben viele Metropolregionen der Welt. Das Ruhrgebiet hat in seinem außergewöhnlichen Wandel viele Kompetenzen aufgebaut und Beispiele realisiert, die heute und zukünftig von weltweitem Interesse sein werden. Herausforderung multizentrische Urbanität Die Metropolregion Ruhr benötigt die entstandenen Kompetenzen auch zur Lösung seiner aktuellen Entwicklungsherausforderungen auf dem Weg zur multizentrischen Metropole. Insbesondere geht es dabei um die Lösung bestehender Urbanitätsdefizite und die Schaffung neuer, den besonderen Bedingungen und Größenverhältnissen angemessenen Metropolenentwicklungsformate und Gestaltungslösungen. Kulturleistung Nicht nur nach Jochen Gerz stellt die Entfaltung und Stärkung derartiger Entwicklungen eine zentrale, zutiefst kulturelle und kultur- und kreativwirtschaftliche Aufgabe dar: Die Gestaltung einer neuen, attraktiven, multizentrischen Urbanität und die beispielgebende Lösung der großen Gestaltungsaufgaben in der Metropolenentwicklung ist für die internationale Positionierung und den Ausbau der Attraktivität und Lebensbedingungen derartig bedeutsam, dass der Kulturbereich in der ihm zufallenden Gesamtkompetenz für die kulturelle Entwicklung nicht einfach der Eigendynamik in den zuständigen Planungsstellen überlassen sein, sondern mit diesen hochwertige kultur- und kunstgeprägte Lösungen für eine multizentrische Metropolenurbanität einleiten sollte. Diese Argumentation sollte dafür ausreichen, dass ein Masterplan für die Kulturmetropole Ruhr die Fragen der Kompetenzsicherung für Stadt- und Metropolengestaltung und die praktische Anwendung dieser Kompetenz nicht allein als ingenieurwissenschaftliche und raumplanerisch-technische Disziplin abhandelt, die mit den Handlungsfeldern der Kultur nichts zu tun hat. Ganz im Gegenteil wird hier behauptet und eingefordert, dass sich gerade ein Masterplan für die Kulturmetropole Ruhr und eine aus ihm hervorgehende Umsetzungsorganisation dezidiert und vorrangig mit der Absicherung dieser Kompetenz- und Gestaltungsfrage beschäftigen sollte. Es ist die Generalkompetenz und Funktion von Kultur, sich für attraktive lebenswerte Arbeits- und Lebensbedingungen einzusetzen und deren Entwicklung abzusichern. Deshalb schlägt nun der Masterplan Kultur vor, gerade auch in diesen Bereichen aktiv zu werden und die Entstehung einer kreativen und auch in Zukunft besonders lebenswerten Stadtlandschaft abzusichern und weiterhin eine kulturell geprägte Städte- und Metropolentransformation zu betreiben. 55 2 Strategische Bedeutung Die strategische Begründung des Kompetenzfeldes ist relativ leicht und fällt im Vergleich mit anderen Metropolregionen relativ klar aus: Es ist klar, dass das Ruhrgebiet hier eine regionstypische international wirksame Metropolenkompetenz besitzt, welche es noch besser als bisher verwerten sollte. Die prinzipiellen Wirkungsmöglichkeiten für die kulturelle Entwicklung der Metropole Ruhr fallen entsprechend klar aus: Die spezifische Entwicklungssituation des Ruhrgebiets gibt dem Kompetenzfeld Städte- und Metropolentransformation zusätzlich besonderes Gewicht. Dafür muss die Metropolregion Ruhr mit einer besonderen Kraftanstrengung und in einem kreativen Zusammenspiel von Stadtentwicklung, Immobilienwirtschaft, Kultur, Kunst und Kreativwirtschaft neue, einzigartige, beispielgebende und städteverbindende Metropolenformate für eine kreative Metropole realisieren. Es gilt, ästhetisches und geografisches Kapital aufzubauen und mit viel Kultur- und Kreativwirtschaft eine Urbanität zu gestalten, die für die kommenden Generationen attraktiv bleibt. Der Stadt- und Metropolenraum ist dabei nicht nur als zweckorientierter Behälter einer kreativen Metropole zu sehen. Seine Strukturen und seine sinnlichen, sozialen und ästhetischen Qualitäten bzw. die von ihm mitgetragene Urbanität stellen selbst Mitproduzenten der kreativen Metropole dar. Das Ruhrgebiet will zur kreativen Metropole werden und muss daher für die ästhetisch, sozial und atmosphärisch immer anspruchsvoller werdende neue Generation der kreativen Klasse attraktiv gemacht werden. Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich Dimension 1: Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis: +ø durchschnittlich Dimension 2: Internationale Bekanntheit und Anerkennung ø unterdurchschnittlich Dimension 3: Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern -ø durchschnittlich Gesamtbewertung: +ø durchschnittlich Bedeutung für die kulturelle Entwicklung Dimension 1: Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole exzellent Dimension 2: Beitrag zur kulturellen Integration neuer Zielgruppen -ø unterdurchschnittlich Dimension 3: Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial 56 exzellent Dimension 4: Breitenwirksamkeit exzellent Gesamtbewertung: exzellent 3 Stärken - Schwächen - Gefahren - Chancen Detaillierte Funktionssystem- und SWOT-Analysen wurden auf Wunsch des RVR nicht durchgeführt. Sie sollen in einer folgenden vertiefenden Sonderstudie zum Kompetenzfeld nachgeholt werden. Durchgeführte Interviews mit Entwicklungs- und Entscheidungsträgern des Kompetenzfelds bestätigen jedoch mit starker Mehrheit, dass eine forcierte Entwicklung des Kompetenzfelds als Kreativwirtschafts- und Wissenschaftsbereich und auch seine wei- tere und intensivere Anwendung auf die praktische Entwicklung des Metropolenraums Ruhr als sinnvoll, wichtig und erstrebenswert angesehen werden. Relevante Akteure erklärten sich dazu bereit, sich an der forcierten Entwicklung des Kompetenzfelds zu beteiligen und entsprechende Strategien und Vorgehensweisen zu entwickeln. Dies war dann auch das bestätigende Argument dafür, das wichtige Kompetenzfeld in den Masterplan aufzunehmen. 57 4 Entwicklungsstrategie Vision Strategische Ziele Vision 1 Ziel 1: Ziel 6: Städte- und Metropolentransformation wird zum nachhaltig wirksamen Metropolenkompetenzfeld der Metropole Ruhr. Die Städte des Ruhrgebiets einigen sich auf das Ziel einer beispielhaften attraktiven Metropolregion neuen Typs. Vision 2 Ziel 2: Das Ruhrgebiet setzt seine spezifische Form des Wandels mit Kultur konsequent fort und wird zu einer international beispielgebend gestalteten multizentrischen Metropolregion mit hoher Attraktivität für Kreative. Die Metropolregion Ruhr etabliert das Center of Excellence für Städte- und Metropolentransformation. Es wird ein entsprechend dauerhafter, fachlicher und praktischer Diskurs zur Realisierung der Vision einer multizentrischen Metropole Ruhr organisiert, welcher auch relevante Umsetzungsgruppen und Bevölkerungsteile erreicht. Vision 3 Das Ruhrgebiet wird zu einem der weltweit am besten aufbereiteten und vermittelten Beispiele für eine spektakuläre Städtetransformation und zum begehrten Reiseziel des entsprechenden Special Interest Tourismus. Positionierung Die Metropolregion Ruhr positioniert sich weltweit als einzigartiger Kompetenzträger für sozial verträgliche und kulturell engagierte Städte- und Metropolentransformation. 58 Ziel 7: Das Ruhrgebiet realisiert die international beispielgebende Präsentation und Vermittlung seines Transformationsprozesses. Es werden die notwendigen flankierenden Koordinations- und Governancestrukturen mit den Städten und den Entwicklungs- und Anspruchsträgern des Ruhrgebiets und des Landes Nordrhein-Westfalen ausgebaut. Ziel 4: Ziel 8: Die Urbanitätsdefizite und die städtebaulichen Möglichkeiten der multizentrischen Metropolregion werden über die neue Regionalplanungskompetenz des RVR systematisch transparent gemacht und einer Lösung zugeführt. Ziel 9: Ziel 3: Ziel 5: Das strategische Ziel einer multizentrischen, kulturell geprägten Metropole wird konkretisiert und offensiv als positive Vision und neue Entwicklungsherausforderung kommuniziert. Die wichtigsten Umsetzungsvorhaben werden in eine realistische Umsetzungsplanung zur Metropolenraumentwicklung übergeführt. Die Metropolenraumentwicklung Ruhr wird in guter Abstimmung mit den Metropolenräumen um Düsseldorf und KölnBonn realisiert. 5 Schlüsselprojekte Schlüsselprojekt 1: Center of Excellence der Städte- und Metropolentransformation Ruhr Schlüsselprojekt 2: Urbanitätsoffensive und Metropolenraumdesign Ruhr Die Schlüsselprojekte lassen sich auf drei zentrale Schlüsselprojekte reduzieren, welche die Kompetenzen der Städte- und Metropolentransformation neu bündeln, für die eigene Zukunftsgestaltung anwendbar machen und die besonderen Errungenschaften des Ruhrgebietes international kommunizieren. Schlüsselprojekt 3: Optimale international attraktive Präsentation des Transformationsprozesses der Metropole Ruhr 59 Schlüsselprojekt 1: Center of Excellence der Städte- und Metropolentransformation Ruhr Schlüsselprojekt 2: Urbanitätsoffensive und Metropolenraumdesign Ruhr Urbanitätsoffensive Hier koordiniert und organisiert die Metropolregion Ruhr ihre hervorragenden Kompetenzen, Manifestationen und Organisationen der Städte- und Metropolentransformation rund um die einschlägigen Institute der TU Dortmund zu einem Center of Excellence für Städte- und Metropolentransformation. Gemeinsam mit den interessierten international tätigen Raumplanungs- und Architekturbüros soll ein entsprechender Kreativwirtschaftscluster gebildet werden. Über die Innenvernetzung der entsprechenden Einrichtungen soll die hohe Kompetenz in diesem Bereich sichtbar gemacht, gebündelt und international besser kommuniziert, verwertet und vermarktet werden. Die komplementären Kompetenzträger des Center of Excellence sollten sich wechselseitig in der nationalen und internationalen Kommunikation unterstützen und wo passend, auch gemeinsame Leistungen zur Stadt- und Metropolengestaltung anbieten. Andererseits sollten sie die Metropolregion Ruhr als Demonstrationsbeispiel für eine kulturbasierte, sozial verträgliche Transformation verwenden können. Das Center of Excellence schafft einen auf verschiedenen Ebenen vermarktbaren Kompetenzknoten, der danach noch besser in das internationale Netzwerk der Stadt- und Metropolenentwicklung eingebunden werden kann. Das Ruhrgebiet schafft damit die Erhaltung und internationale Vermarktung einer historisch gewachsenen kulturellen Kompetenz, die es auch noch für seine zukünftige Entwicklung als Metropolregion dringend braucht. Für diesen Zweck sollte im Zusammenwirken mit der Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr ein entsprechendes Clustermanagement eingerichtet werden. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› bündelt und verwertet eine wissenschaftliche und kreativwirtschaftliche Spitzenkompetenz des Ruhrgebiets ›› sichert Interesse und Kompetenz für die eigene Metropolen- und Urbanitätsentwicklung ›› stärkt Innovationsnetzwerk für Städte- und Metropolentransformation ›› schafft hochwertiges Kreativwirtschaftsfeld Projektträger: Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr Startentwicklungsmanagement: Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr Der RVR sollte im Rahmen seiner neu bestätigten regionalen Planungskompetenz eine Großoffensive zur praxisorientierten Konkretisierung multizentrischer Urbanität und zur Metropolenraumplanung und -gestaltung organisieren. Dieses Projekt ist auf die gezielte Beseitigung von bestehenden Urbanitätsdefiziten und auf die positive Konkretisierung einer multizentrischen, kulturgeprägten Urbanität des Metropolenraumes Ruhr hin ausgerichtet. Dafür sollten bestehende Defizite und besondere Entwicklungschancen transparent gemacht und einer Lösung zugeführt werden. Das regionseigene Center of Excellence sollte mit seinen nationalen und internationalen Partnern wesentliche Lösungsbeiträge einbringen können. Dabei sollten im Sinne eines Wandels durch Kultur die kulturellen und kreativwirtschaftlichen Kompetenzträger für die Gestaltung des Wandels als entsprechende Gestaltungspartner integriert werden. Metropolenraumdesign Im Sinne seiner regionalen Planungskompetenz fällt dem RVR die Verantwortung für eine adäquate Metropolenraumplanung zu. Aufbauend auf bereits vorhandene Planungsdokumente und Umsetzungsinitiativen wie „Konzept Ruhr“ und „Masterplan Ruhr“ gilt es die noch nicht ausreichend behandelten großen städteverbindenden Entwicklungsfragen wie die Verkehrs- und Mobilitätsfrage und die Lösung von großen metropolitanen Gestaltungsfragen zu behandeln. Insbesondere die metropolenschaffenden großen Verbindungs- und Gestaltungsformate gilt es weiter zu entwickeln und einer adäquaten Formgebung zuzuführen. In enger Abstimmung mit den Städten sollte der RVR neben den klassischen Aufgaben der regionalen Raumordnung auch die Lösungsorganisation der angesprochenen Gestaltungsherausforderungen für verbindende Formate und die konsequente Entwicklung einer multizentrischen Urbanität übernehmen. Die Planungsabteilung des RVR und die neue Organisation zur Kulturmetropole Ruhr sollten im Zusammenwirken mit dem Center of Excellence der Städte- und Metropolentransformation auch den notwendigen öffentlichkeitswirksamen Metropolendiskurs zur Entwicklung und Gestaltung der kulturell geprägten Metropolregion Ruhr managen und organisieren. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› sichert erfolgsentscheidende Standortgestaltung ab ›› inszeniert den Metropolenentwicklungsprozess ›› schafft Diskurs- und Entwicklungsnetzwerk für Metropolenentw. ›› sichert Metropolenentwicklung in relevanten Öffentlichkeiten ab Projektträger: RVR, OMKR Startentwicklungsmanagement: RVR, OMKR 60 Schlüsselprojekt 3: Optimale international attraktive Präsentation des Transformationsprozesses der Metropole Ruhr 6 Regional Governance & Umsetzungsorganisation Die neu entstehende Kulturmetropole ist es sich und der Welt schuldig, den durchlebten Transformationsprozess von Deutschlands legendärer Kohle- und Stahlregion zur Kulturmetropole neuen Typs reflexiv und multidisziplinär zu vermitteln auf spannende Art und Weise aufzubereiten und zu präsentieren. Dies stärkt die eigene Identität und macht die Metropole Ruhr zum interessanten Beispiel und Reiseziel für eine weltweit kommunizierende Fachcommunity. Die konkrete Projektplanung soll über ein eigenständiges Projekt des RVR realisiert werden. Jedenfalls sollte die neue Organisation Kulturmetropole Ruhr sich aktiv an der Aufbereitung und international attraktiven Vermittlung ihres besonderen kulturellen Erbes und ihrer aktuellen Bemühungen zur Realisierung der neuen multizentrischen Urbanität der Kulturmetropole aktiv beteiligen und diese zur Visitenkarte für ihr Engagement zur Schaffung einer beispielgebend kreativen Städtelandschaft machen. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› inszeniert den kulturgeprägten Transformationsprozess für die Metropole Ruhr ›› bewirbt und vermarktet die Metropole Ruhr in internationaler Fachöffentlichkeit ›› macht den Transformationsprozess zum Erlebnis ›› schafft ein bedeutsames Identitätsangebot ›› liefert wichtigen Beitrag zur Zukunftskultur Projektträger: RVR, Center Of Excellence Startentwicklungsmanagment: RVR, OKMR 61 62 Metropolenkompetenzfeld 3 Interkultur / Kulturelle Vielfalt Eine offene Metropole der kulturellen Vielfalt 63 Metropolenkompetenzfeld Interkultur / Kulturelle Vielfalt Nutzen für die Städte ›› Unterstützt die Städte gezielt bei der kulturellen Integrationsarbeit ›› Sichert die produktive Abstimmung zwischen den Städten ›› Fördert die Gewinnung von neuen Zielgruppen für bestehende Kultur- und Kunsteinrichtungen ›› Schafft eine buntere und offenere Metropole Ruhr ›› Sorgt für die Nachhaltigkeit der interkulturellen Programme der Kulturhauptstadt ›› Entlastet die Kulturverwaltungen 64 1 Ausgangssituation Warum Interkultur/Kulturelle Vielfalt in der Metropolenstrategie Bei der Erarbeitung des Masterplans Kulturmetropole Ruhr kam klar heraus, dass Interkulturalität und Kulturelle Vielfalt einen Schlüssel für die Entwicklung des Ruhrgebiets in Richtung Kulturmetropole darstellen. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung des Ruhrgebiets nimmt prozentual stetig zu und die Kulturlandschaft muss darauf proaktiv Antworten finden. Dazu kommt die Notwendigkeit, dass die Region auf ihrem Weg zur Metropole offener, einladender und bunter werden muss. Die Region und ihre Städte zeichnet kontinuierlich aufgebaute Kompetenz in interkultureller Basisarbeit und in der Integration kulturenübergreifender Themenstellungen, Konzepte und Programmatiken in den kulturellen Mainstream aus. Durch die interkulturellen Programme der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen und das Themenfeld „Stadt der Kulturen“ im Rahmen des Programms von RUHR.2010 sind weitere gute Grundlagen vorhanden. Im Rahmen der Erarbeitung des Kompetenzfelds Interkultur / Kulturelle Vielfalt im Masterplan stellte sich als das größte Problem der Städte heraus, ihre interkulturellen Handlungskonzepte oder generell ihre Absichten zu interkultureller Öffnung mit konkreten Aktionen im Kulturbereich zu verbinden, da die Haushaltssituation dies häufig nicht mehr zulässt. Es ist eine Aufgabe des Masterplans, für 2011 und die Zeit danach zu planen und für diese Aufgaben Lösungen bereitzustellen. In diesem Sinne wurde das Programm so konzipiert, dass es einerseits nachhaltige Strukturen schafft und andererseits genau dort umfassende Aktionen setzt, wo die Städte und Kreise selbst nicht oder nur noch beschränkt tätig werden können. Ein Land der pragmatischen Toleranz Das Ruhrgebiet ist als Einwanderungsregion groß geworden. Eine dünn besiedelte Region aus Kleinstädten im flachen ländlichen Gebiet tief im Westen der deutschen Länder wurde innerhalb von weniger als 100 Jahren zu einem der dichtbesiedeltsten Gebiete der Welt und blieb es auch nach der industriellen Blütezeit. Das konnte nur durch Zuwanderung geschehen. Die Vielfalt der Herkunftsländer seiner Bevölkerung prägt das Ruhrgebiet bis heute, sie ist ein Selbstverständnis seiner Identität. Das Ruhrgebiet hat in seiner Geschichte masurische, italienische und anatolische Zuwanderer ebenso pragmatisch und vergleichbar konfliktarm aufgenommen wie Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Es ist ein Land der pragmatischen Toleranz. Facharbeiterideal, Familiennachzug und weltweite Migrationsbewegungen Doch bedeutet dies nicht, dass die allgemein anerkannten Vorzüge einer kulturell diversen Gesellschaft wie kreative Lösungen durch kulturell hybride Ideenfindung, wirtschaftliche Risikobereitschaft einer jungen, aufstrebenswütigen Gesellschaft und neue Handelsbeziehungen durch direktere Zugänge zu den Herkunftsländern der Migranten so einfach als Blaupause über das Ruhrgebiet gelegt werden können. Wer in das Ruhrgebiet kam, tat dies um zu arbeiten, in der Montanindustrie und dem rund um sie bestehenden Dienstleistungsbedarf. Ausbildungskarrieren waren vom Facharbeiterideal geprägt, nicht von der Wissensgesellschaft. Im Gegensatz zu transatlantischen oder australischen Einwanderungsmetropolen hat sich das Ruhrgebiet seine Zuwanderer bis heute nicht nach so genannten „high potentials“ herausgefiltert. Es hat, zusammenfassend und überblicksartig gesagt, zunächst aufgenommen, wen es in seiner von der Montanindustrie geprägten Wirtschaftsstruktur benötigt hat, hat dann den Familiennachzug ermöglicht und ist schließlich zu einer von vielen Ein- und Auswanderungsregionen in den weltweiten Migrationsbewegungen geworden, wobei seit dem Ende der großen Spätaussiedlerwelle kontinuierlich mehr Menschen weg- als zuziehen. Tradition der beschränkten Offenheit Was den Hang zur Buntheit, zur Extravaganz, zum alternativen Lebensentwurf betrifft, ist das Ruhrgebiet nicht unter den Vorreitern. Seine bestimmenden Traditionen sind die Gemeinschaft und das Vereinswesen. Vielfach kleinstädtisch gebliebene Strukturen tendieren dazu, das Individuum zu kontrollieren und die Diversität der Lebensentwürfe zu begrenzen. Wiederkehrende Härtezeiten in einer im Vergleich noch wenig ausdiversifizierten Wirtschaft lassen den Spielraum für Individualismus geringer werden. Das Ruhrgebiet hat große Tradition in seiner Offenheit, doch es ist eine Tradition der beschränkten Offenheit. Das Ruhrgebiet ist deshalb noch nicht gleichzusetzen mit einem Paradebeispiel für eine Metropole der kulturellen Vielfalt, in der Menschen mit einer Vielzahl an Lebensentwürfen selbstverständlich miteinander interagieren. Einzigartige Populär- und Massenkultur Das Ruhrgebiet ist bekannt für seine einzigartige Massen- und Populärkultur. Die Stimmung in den Stadien wie der Veltins Arena des FC Schalke 04 und des Signal Iduna Parks des BVB Dortmund ist weit über Deutschland hinausgehende Legende. Es ist ein Land der Großveranstaltungen, in der Dortmunder Westfalenhalle und in der Essener Grugahalle, in den IBA-Projekten wie Landschaftspark Duisburg und Jahrhunderthalle Bochum. Es ist ein Land der Volksfeste und der Kirmessen. Das Herz für den deutschen Schlager schlägt nirgends höher als im Ruhrgebiet, das Herz für den türkischen Pop 65 ebenfalls nicht, zumindest nicht außerhalb der Türkei. Nicht zuletzt konnte hier die totgesagte Love Parade wieder durchstarten, 2008 mit mehr Teilnehmern als es in Berlin je gab. Kulturentwicklung im Ruhrgebiet ist immer auch Entwicklung der Massen- und Populärkultur. Ein Programm der interkulturellen Öffnung, das die Kultur von Menschen mit Migrationshintergrund in den Mainstream bringen möchte und die „Mehrheitskultur“ für Menschen mit Migrationshintergrund öffnen möchte, um als sich ständig weiterentwickelndes Ergebnis einen veränderten kulturellen Mainstream zu schaffen, muss die kulturprägenden Massenveranstaltungen mit einbeziehen. Sonst wird es wenig erreichen. Wandel der Kultur Die kulturelle Vielfalt im Ruhrgebiet ist auch eine Geschichte darüber, dass das Zusammenleben auch unter schwierigen Bedingungen – und Knappheit an gut bezahlter Arbeit ist eine schwierige Bedingung – doch funktioniert. Die von einer Tradition von Solidarität und Pragmatismus geprägte Lebenskultur im Ruhrgebiet ist eine Erklärung dafür, dass das Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen weitgehend konfliktfrei verläuft. Eine lange Tradition in der Integrationspolitik ist eine andere. Der Integrationswille ist oft weit weniger ausgeprägt, als sich das viele wünschen würden. Es gibt Ghettoisierung und Prekarisierung und es haben sich Parallelgesellschaften gebildet, die nur schwer wieder aufzulösen sind. Gleichzeitig hat sich aber auch ein neues Selbstverständnis des Zusammenlebens und eine Hybridisierung einzelner kultureller Aspekte entwickelt. Es entwickelt sich schleichend und ungesteuert, wie auch durch bewusste Initiativen, eine neue Kultur. 66 Bekenntnis zu Interkulturalität und kultureller Vielfalt Für eine werdende Metropole ist ein klares Bekenntnis zu Interkulturalität und kultureller Vielfalt eine der Triebkräfte der Entwicklung. Das Ruhrgebiet hat bereits einen langen Weg des Wandels hinter sich und die Ausrichtung der Kulturhauptstadt Europas 2010 ist das beste Beispiel dafür. Was an Offenheit noch fehlt, kann in einer werdenden Metropole aufgeholt werden. Was an Möglichkeiten fehlt, ebenfalls. Es ist ein Marathon und kein Sprint, den es hier zu bewältigen gilt, doch sollte die Kulturhauptstadt RUHR.2010 dabei einen starken Schrittmacher verkörpern können. Die Metropole der Kulturen Es geht darum, den Weg in Richtung offene Metropole bewusst weiterzugehen. „Metropole der Kulturen RUHR“ ist ein Ansatz, der die dadurch entstehende Aufgabe ambitioniert angeht. Es ist klar, dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung rapide ändert. Es ist ebenso klar, dass dies auf die Kulturlandschaft erheblichen Einfluss nimmt. Eine der werdenden Metropole Ruhr entsprechende Antwort darauf ist es, sich das Ziel zu setzen, zum Knotenpunkt von Entwicklungen und zum Vorbild für andere Metropolen zu werden. Indem sich das Ruhrgebiet selbstbewusst das Ziel gibt, zur Metropole der Kulturen zu avancieren, wird einer großen gesellschaftlichen Aufgabenstellung ein angemessener konzeptioneller Rahmen gegeben. Fakten und Prognosen ›› In der Metropole Ruhr leben Menschen aus 170 Nationen. ›› Der so genannte „Zweite Demografische Übergang“ zeichnet sich im Ruhrgebiet durch die Merkmale „weniger“, „älter“ und „bunter“ und durch ein sehr heterogenes räumliches Verteilungsmuster dieser Merkmale aus. ›› 2007 lebten 5.233.593 Menschen in der Metropole Ruhr, 23.624 weniger als noch 2006. ›› Die südlichen Teile des Ruhrgebiets und die Kernzentren sind besonders stark vom Bevölkerungsrückgang betroffen, während viele Kreise bis 2010 mit positiven Bevölkerungsraten und danach mit moderaten Rückgängen rechnen können. ›› Laut Mikrozensus 2005 hatten 22,6% der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens eine Zuwanderungsgeschichte (ausländische Staatsbürgerschaft, seit 1950 zugewandert oder zumindest einen seit 1960 zugewanderten oder ausländischen Elternteil). ›› Bei den unter 5-Jährigen liegt der Anteil in den Kernstädten über 60%. ›› 53% aller Menschen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen haben bereits die deutsche Staatsbürgerschaft. ›› In etwa eineinhalb Generationen - in den 2040er Jahren - wird die Mehrheit der Kernstädte der Metropole Ruhr eine Bevölkerungsmehrheit mit Migrationshintergrund aufweisen. Orientierungen Interkulturalität Das Konzept der Interkulturalität ist ein Ansatz, die Vielfalt in einer Gemeinschaft oder Gesellschaft nicht als Gefahr, sondern als Chance wahrzunehmen. Interkultur bedeutet, Kulturen als lebendige Gebilde zu akzeptieren, die sich durch die Begegnung mit anderen Kulturen weiterentwickeln und verwandeln. Der interkulturelle Ansatz fördert den aktiven Austausch und die Interaktion in öffentlichen Institutionen und öffentlichen Räumen sowie den Respekt für den kulturellen Unterschied im Rahmen gemeinsamer gesellschaftlicher Werte und Normen. Interkulturalität ist darauf ausgerichtet, für Chancen- und Möglichkeitengleichheit unabhängig von kulturellem Hintergrund zu sorgen und Ghettobildungen zu verhindern. Sie stellt ein lernendes System dar. Kulturelle Vielfalt Kulturelle Vielfalt oder „Diversity“ ist ein Ansatz, der weg vom Gruppenbegriff, hin zum Individuum geht. Es geht um einzelne Menschen, die durch kulturellen Hintergrund, ökonomischen Hintergrund, Geschlecht, Alter und sexuelle Orientierung geprägt sind und damit jeweils unterschiedliche kulturelle Muster und Bedürfnisse entwickeln. Es ist Aufgabe einer Gesellschaft der kulturellen Vielfalt, dafür zu sorgen, dass das Individuum seine Möglichkeiten so weit als möglich ausschöpfen kann, indem wiederum solche unterschiedlichen kulturellen Muster und Bedürfnisse nicht als Gefahr, sondern als Chance gesehen und bewusst gefördert werden. Interkulturalität und Integration Interkulturalität und kulturelle Vielfalt sind nicht gleichbedeutend mit Integration. Um es einfach zu machen, kann man konstatieren, dass Interkulturalität die kulturellen Aspekte von Integration abdeckt, wobei dabei von einem erweiterten Integrationsbegriff auszugehen ist: ein Integrationsbegriff, der die Lern- und Veränderungsfähigkeit der Mehrheitskultur in einer interkulturellen Gesellschaft ebenso für eine erfolgreiche Integration verlangt, wie die Forderung an Menschen mit Migrationshintergrund, sich selbst lern- und veränderungswillig zu zeigen. Interkulturalität und kulturelle Vielfalt haben Kultur, also neben Kunst und Kreativwirtschaft auch Alltags- und Populärkultur im Fokus. Andere gesellschaftliche Felder wie Rechtsordnung, Arbeitsmarkt, Sozialstaat oder Gesundheitswesen sind die Grundlagen für die Kultur einer Gesellschaft, stehen jedoch selbst nicht im Fokus der Betrachtungsweise. Migrationshintergrund Viele Kinder von Einwanderern sind in Deutschland geboren und besitzen von Geburt an einen deutschen Pass. Andere haben nach längerem Aufenthalt die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Um Ausländer, eingebürgerte Migranten sowie die zweite und dritte Generation gemeinsam zu betrachten, ist heute von „Menschen mit Migrationshintergrund“ die Rede. Interkulturelle Öffnung Interkulturelle Öffnung des Kulturbereichs ist das Ermöglichen des Zugangs zu Kunst, Kultur und Kreativität für Menschen unabhängig ihres kulturellen Hintergrunds. Interkulturelles Mainstreaming Interkulturelles Mainstreaming ist eine Strategie, die die Anliegen und Erfahrungen von Menschen mit und Menschen ohne Migrationshintergrund in die Planung, Durchführung und Auswertung von Programmen, Projekten und Institutionen selbstverständlich mit einbezieht. Man kann interkulturelles Mainstreaming als besonders wirksame Form der interkulturellen Öffnung ansehen. Gemeinsam sind sie der Schlüssel dazu, die Barrieren zwischen „Mehrheitskultur“ und „Migrantenkulturen“ abzubauen und im Sinne eines lernenden Systems zu einer Kultur der kulturellen Vielfalt zu gelangen. 67 2 Strategische Bedeutung Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich Bewertungsmaßstab sind als Metropolen anerkannte Agglomerationen, typischer Weise also New York, London, Amsterdam oder Berlin. Anerkannte Beispiele für besonders innovative und erfolgreiche Metropolen der kulturellen Vielfalt werden mit vier oder fünf Punkten bewertet, Agglomerationen, die im Metropolenvergleich unter dem Schnitt liegen, mit drei Punkten, Agglomerationen, die in Öffnung und Offenheit noch zurückliegen, mit zwei Punkten bzw. einem Punkt. Nordrhein-Westfalen ist unter den Flächenstaaten Deutschlands unbestrittener Vorreiter was Interkulturalität betrifft, die Städte des Ruhrgebiets zeichnen sich innerhalb Nordrhein-Westfalens durch besondere Tradition und besondere Aktivität (Interkulturelle Handlungskonzepte, Öffnung der „Kulturtempel“) aus. Die Kultur- hauptstadt hat mit „Stadt der Kulturen“ dem Thema ein eigenes Programm gegeben, was das Thema noch stärker in den Fokus der kulturell bedeutenden Aufgaben setzt. Doch fristen Interkultur und kulturelle Vielfalt nach wie vor ein Schattendasein in den politischen Prioritätssetzungen, überhaupt wenn ihre Programme unter „Freiwillige Leistungen“ fallen. Dass das Ruhrgebiet in Deutschland bei den Vorreitern ist, verhindert nicht, dass es den Entwicklungen international nach Expertenmeinung noch nachhinkt. Weniger positiv ist ebenfalls zu bewerten, dass die Offenheit des Ruhrgebiets in anderen Bereichen kultureller Vielfalt wie etwa Homosexuellenkultur nicht im gleichen Maß gegeben ist wie in den Metropolen der kulturellen Vielfalt. Durch langjährige interkulturelle Basisarbeit und große Tradition in der Integration kulturenübergreifender Themenstellungen, Konzepte und Programmatiken in das kulturelle Angebot liegt das Ruhrgebiet in seiner Vernetzung im guten Schnitt. Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich Dimension 1: Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis: ø durchschnittlich Dimension 2: Internationale Bekanntheit und Anerkennung -ø unterdurchschnittlich Dimension 3: Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern ø durchschnittlich Gesamtbewertung: ø durchschnittlich 68 Bedeutung innere kulturelle Entwicklung Zusammenfassung In Teil 2 ist der Bewertungsmaßstab für das Kompetenzfeld die innere kulturelle Entwicklung des Ruhrgebiets im Kontext der globalen Kulturentwicklung. Hier ist nicht der Vergleich zwischen Metropolen ausschlaggebend, sondern der Vergleich zwischen kulturellen Feldern in ihrer möglichen Innenwirkung. Solche Felder sind die Darstellenden Künste, Bildende Kunst, kulturelle Bildung oder Geschichtskultur. Interkultur / Kulturelle Vielfalt ist eine Querschnittsmaterie, die alle Kunst- und Kulturbereiche betrifft. Laut den Expertenmeinungen von Richard Florida bis Comedia sind sie bedeutende Schlüssel zu einer kulturell kreativen Stadt. Städte, in denen Toleranz und Offenheit herrschen, sind anderen in Bezug auf Attraktivität für Kreative überlegen. Dies bedeutet, dass sich mehr Vertreter der kreativen Klasse dort ansiedeln und weniger Vertreter der kreativen Klasse wegziehen. Offenheit und Toleranz sind zwei der Wege, mit denen das Ruhrgebiet den Abwanderungs- und Schrumpfungstendenzen entgegensteuern kann. Das Ruhrgebiet hat auf seiner Suche nach einer neuen Identität nach dem Montanindustrie- und Malochergebiet noch einen langen Weg vor sich. Die Bewertung der Kriterien des ersten Teils lässt darauf schließen, dass das Ruhrgebiet hier bereits nahe dran ist, als Metropole im internationalen Vergleich gelten zu können. Die Bewertung der Kriterien des zweiten Teils ergibt eine überragende Bedeutung des Felds für die innere kulturelle Entwicklung. Interkultur / Kulturelle Vielfalt wird deshalb als werdendes Metropolenkompetenzfeld bzw. als Kompetenzfeld mit Metropolenpotenzial in den Plan aufgenommen. Bedeutung für die kulturelle Entwicklung Dimension 1: Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole exzellent Dimension 2: Beitrag zur kulturellen Integration neuer Zielgruppen exzellent Dimension 3: Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial exzellent Gesamtbewertung: exzellent 69 3 Stärken - Schwächen - Gefahren - Chancen Funktionssystem Interkultur/Kulturelle Vielfalt weiß = nur Ansätze / rot = -ø / gelb = ø / grün = + ø / violett = exzellent Die inventFunktionssystemanalyse betrachtet die strukturelle Stärke von kulturellen Kompetenzfeldern im internationalen Vergleich. Sie orientiert sich am Wertschöpfungskreislauf für kulturelles Schaffen von der Ausbildung über die kreative Produktion hin zu den einzelnen Nachfragemärkten und berücksichtigt die Einflüsse, die staatliches Handeln und private Unterstützung dabei spielen. Die inventFunktionssystemanalyse ist auf jedes kulturelle Feld flexibel anwendbar, muss jedoch stets feldspezifisch angepasst werden. Bei Interkulturalität / Kultureller Vielfalt muss an erster Stelle stehen, dass hier die Nachfrage in erster Linie durch die gesellschaftliche Aufgabenstellung eine funktionierende Gesellschaft der kulturellen Vielfalt zu schaffen, bestimmt wird. Die politische Komponente spielt hier eine bedeutend größere Rolle als in anderen Feldern. Dennoch darf nicht 70 übersehen werden, dass auch das Kunst-, Kultur-, und Kreativwirtschaftsschaffen einer Gesellschaft der kulturellen Vielfalt einen Nachfragemarkt benötigt und dabei im Wettbewerb steht. Die Qualität des Geschaffenen, die Kommunikations- und Marketingstrategien und die Organisationsstrukturen müssen hier genauso stimmen wie in jedem anderen kulturschaffenden System. Deshalb ist der Wertschöpfungskreislauf auch hier das geeignete System, um die Strukturstärke im internationalen Vergleich darzustellen. Wie jedes Kultursystem ist auch das System Interkulturalität / Kulturelle Vielfalt im Ruhrgebiet ein sich ständig veränderndes System im regen Austausch mit der Welt. Eine Metropole der Kulturen ist dabei nicht nur nachvollziehende, rezipierende Partnerin, sondern Impulsgeberin und Beispiel für andere. Ihre Kulturlandschaft ist offe- ner und diverser als der Durchschnitt, hat niedrigere Eintrittsbarrieren und schafft es, dass das gesamte Bevölkerungsspektrum Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft hervorbringt, die überregionale Bedeutung haben und nicht nur auf lokalen, sondern auch auf internationalen Märkten bestehen. In diesem Sinn wird das System Interkulturalität / Kulturelle Vielfalt in den Vergleich internationaler Metropolen gestellt und an anerkannten Beispielen international gemessen. Solch anerkannte Beispiele sind die nordamerikanischen Metropolen Toronto, Vancouver und San Francisco, die europäischen Metropolen London und Amsterdam und der deutsche Vorreiter Berlin. Mittelstädte mit Beispielwirkung wie Rotterdam und Turin werden ebenfalls als Vergleichsmaßstäbe herangezogen. Das Ruhrgebiet liegt im internationalen Metropolenvergleich durchwegs im Durchschnitt, mit wenigen echten Schwächen, aber auch wenigen vergleichbaren Stärken. Dies ist nicht negativ: Die meisten deutschen Städte mit Ausnahme von Berlin und zum Teil Stuttgart liegen international gesehen unter dem Schnitt. Das Ruhrgebiet hat auf seinem Weg zu einer Metropole der kulturellen Vielfalt bereits große Fortschritte gemacht, steht jedoch noch nicht auf einer Ebene mit den Metropolen dieser Welt. Die Entwicklung wurde trotz einer langen Tradition der Aufnahme von kulturübergreifenden Themen im Vergleich spät begonnen, weshalb sich andere Gesellschaften bereits weiter entwickeln konnten. Die soziodemografische Zusammensetzung des Ruhrgebiets und die schwierigen Finanzlagen der Kommunen bewirken, dass interkulturelle Handlungskonzepte noch nicht in der Form durchschlagen konnten, wie es wünschenswert wäre. Dennoch ist das Ruhrgebiet im innerdeutschen Vergleich bei den am weitesten fortgeschrittenen Gesellschaften. Zentrale Stärken Interkulturelle Basisarbeit Das Ruhrgebiet hat eine lange Tradition in interkultureller Basisarbeit mit hohem Engagement von Vereinen, soziokulturellen Zentren und kommunalen Einrichtungen. Polyzentrik ermöglicht Nähe und Vielfalt Durch die Vielfalt an Akteuren ist interkulturelle Kulturarbeit nahe an den Communities vor Ort möglich. Tradition in kulturenübergreifender Themenstellung und Programmatik in der Kulturlandschaft Auch im internationalen Vergleich sind kulturenübergreifende Themenstellungen, Konzepte und Programmatiken im Ruhrgebiet selbstverständlicher und mehr in den Mainstream integriert als anderswo. Interkulturelle Konzepte und Strategien auf Landesebene und in vielen Ruhrgebietsstädten Die Konzepte und Strategien des Landes, von denen das Ruhrgebiet besonders betroffen ist, sind international auf hohem Niveau und sauber erarbeitet worden. Essen ist einer der Vorreiter für interkulturelle Konzepte und hat auch im internationalen Vergleich lange Tradition und Erfahrung. Herne, Dortmund oder Hagen haben mit sauber ausgearbeiteten Konzepten aufgeschlossen, andere Städte sind dabei, sich anzuschließen. Kulturelle Vielfalt als integrierendes Thema von RUHR.2010 Die Aufnahme von kultureller Vielfalt als eigenen Schwerpunkt in die Programmatik von RUHR.2010 bringt die Bewusstmachung der Thematik nach innen und nach außen, den Aufbau einer kommunenübergreifenden Organisations- und Projektstruktur im Ruhrgebiet und Impulse für internationale kulturelle Beziehungen. JEKI ist ein nationales und internationales Modellprojekt. Professionalisierungsprogramm interkultur.pro Das Qualifizierungsprogramm der Staatskanzlei interkultur.pro ist sauber ausgearbeitet. Es brachte und bringt wertvolle Marktforschungsdaten, Studien zu Zielgruppen und hilft dabei, das Kulturmanagement zu professionalisieren. Es hat einen funktionierenden Arbeitskreis von interkulturell tätigen Kommunen Nordrhein-Westfalens geschaffen. Zentrale Schwächen Interkulturelle Öffnung von Wissenschaft, Führungsebenen und Kulturverwaltungen Die Wissenschaftseinrichtungen selbst sind im Vergleich interkulturell noch wenig geöffnet. Wissenschaftler/-innen mit Migrationshintergrund finden sich nur selten. Im Vergleich sind sehr wenige Menschen mit Migrationshintergrund in den Führungsebenen der Kulturinstitutionen inklusive den Aufsichtsräten und Verwaltungsausschüssen zu finden. In den Fördervereinigungen für Kultureinrichtungen wie auch in den Kulturverwaltungen sind Menschen mit Migrationshintergrund unterdurchschnittlich vertreten. Willkommens- und Anerkennungskultur Es gibt trotz einiger Ansätze noch sehr wenig interkulturelle Infrastruktur im Ruhrgebiet und kaum Konzepte und Programme für die Aufnahme und das Willkommenheißen von Zuwander/innen und neuen Ruhrbürger/innen. Die schulischen Karrieren und Leistungen lassen nicht darauf schließen, dass die beginnende Anerkennungskultur bereits besonders ausgeprägt ist. Finanzielle Ausstattung der Landesprogramme und der kommunalen Programme Die Programme auf Landesebene sind schwach ausgestattet und können keine wirklich tiefgreifende Wirkung entfalten. Aufgrund der flächendeckend angespann- ten Finanzsituation sind die kommunalen Programme schwach ausgestattet und in ihrer Durchführung gefährdet. Starke Disparitäten im Engagement der Kommunen Manche Kommunen sind Vorreiter im bundesdeutschen Vergleich, andere Kommunen haben überhaupt keine Konzepte und Handlungsfelder. Die polyzentrische Struktur hat bei all ihren Vorteilen für die Arbeit vor Ort den Nachteil von Parallelstrukturen, Zufälligkeiten und unterschiedlichem Organisationsstand. Mögliche Synergien werden nicht wahrgenommen. Engagement von Unternehmen mit Migrationshintergrund im Kulturbereich und Engagement der Wirtschaft zur Schaffung einer offenen Gesellschaft der kulturellen Vielfalt Die Wirtschaft engagiert sich im Vergleich sehr wenig, die Netzwerke der Entscheidungsgremien sind wenig durchlässig. Kommunikationsstrategien und Symbolik Es gibt keine Kommunikationsstrategie und keine Symbole für die Metropole der Kulturen. Auch dadurch ist die Identitätsfindung in dieser Richtung noch am Beginn. Vertretensein auf dem Markt für Interkulturelle Kompetenz Aufgrund einer europaweit ähnlichen Aufgabenstellung hat sich ein Markt für professionelles Berater- und Projektwesen herausgebildet, an dem das Ruhrgebiet bislang nur als „Einkäufer“ beteiligt ist. Expert/ innen und Expertisen aus dem Ruhrgebiet werden überregional auch im Vergleich kaum nachgefragt. Nutzung von internationalen Partnerschaften und EU-Förderprogrammen Viele Städte im Ruhrgebiet haben alleine nicht die Größe oder Kapazität, um an EUFörderprogrammen und Städteverbünden teilzunehmen. 71 Zentrale Gefahren Risiko 1: Geschlossene Gesellschaft statt Willkommens- und Anerkennungskultur Das Ruhrgebiet ist eine Stadtlandschaft mit schrumpfender Bevölkerung. Diese Gewissheit hat sich bereits so weit durchgesetzt, dass oft vergessen wird, dass auch und gerade eine schrumpfende Gemeinschaft Zuwanderung benötigt. Ohne die Etablierung einer offenen Willkommens- und Anerkennungskultur wird das Ruhrgebiet in den Bevölkerungswanderungen viel mehr verlieren als es von seinen Möglichkeiten her sollte. Risiko 2: Schubladendenken statt ganzheitlicher Ansatz Interkulturalität ist ein Ansatz, der die gesamte Bevölkerung betrifft. In Metropolen wie Toronto oder London ist dieses Bewusstsein durch lange Traditionen und gezielte Programme bereits sehr weit in das öffentliche Selbstverständnis vorgedrungen. Im Ruhrgebiet ist Interkulturalität im Vergleich nach wie vor als „Migrantenkultur“, „Türkische Kultur“ oder „Multikulti“ schubladisiert und wird nicht als mehrheitsfähig oder überhaupt relevant angesehen. Die mangelnde finanzielle Ausstattung der Programme, die Nichtkommunikation in den Leitmedien und das Nichtvorhandensein von Kommunikationsstrategien und starker Symbolik verstärken die Tendenz, „Kultur“ und „Interkultur“ getrennt zu sehen und die prinzipiell gute interkulturelle Basisarbeit in ihrer Schublade zu belassen. Die Leitfestivals des Ruhrgebiets haben es bisher trotz Bemühungen nicht geschafft, diese Schubladisierung zu überwinden. 72 Risiko 3: Die Kulturlandschaft öffnet sich zu wenig Das ist die andere Seite der Medaille von Risiko 2 und zugleich das Hauptrisiko: Obwohl es im Ruhrgebiet eine vergleichsweise starke Tradition der Integration von kulturübergreifenden Themenstellungen, Konzepten und Programmatiken in das allgemeine Kulturleben gibt, finden sich in den Führungsebenen, den Beiräten, den Kulturverwaltungen, den Fördervereinen wie auch den wissenschaftlichen Einrichtungen vergleichsweise noch sehr wenige Menschen mit Migrationshintergrund. Die Entscheidungsgremien im Ruhrgebiet sind sehr homogen zusammengesetzt und lassen kaum Vielfalt zu. Dadurch ist ein Großteil der heranwachsenden Generation nicht in entscheidende kulturelle Netzwerke eingebunden. Unternehmen mit Mi-grationshintergrund sehen keinen Grund, sich zu engagieren. Umgekehrt werden von den einzelnen Zuwanderergruppen selbst kulturinterne Netzwerke gebildet, die sehr undurchlässig sind und ein Paralleluniversum bilden. Die integrative Kraft von Kultur kommt zu wenig zum Tragen, die spaltende Kraft von Kultur kommt zu stark zum Tragen. Risiko 4: Ersatzloses Verschwinden der bedeutendsten Initiativen in Richtung kulturelle Vielfalt und Nichtermöglichung nachhaltiger Arbeit Sehr vieles, was im Bereich Interkultur / Kulturelle Vielfalt in den letzten Jahren begonnen wurde, auf Landesebene, auf kommunaler Ebene und durch die Kulturhauptstadt, ist noch neu und schwach ins- titutionalisiert. Dadurch kann es, gerade in Zeiten der Budgetnotstände, relativ einfach wieder verschwinden. Trotz des allgemeinen Bewusstseins der gesellschaftlichen Aufgabenstellung wird nachhaltige Arbeit mit langfristigem Programm nicht möglich. Risiko 5: Das Ruhrgebiet bleibt als Kompetenzträger zu Interkultur und kultureller Vielfalt unter seinen Möglichkeiten Es gibt große Tradition und echte Kompetenz, die in der Arbeit in den Kommunen, den Vereinen, den soziokulturellen Zentren und allgemein im Kulturmanagement aufgebaut wurde. Dennoch hat das Ruhrgebiet als Kompetenzträger und kulturschaffende Region zu wenig Transparenz und Bekanntheit auf überregionalen Märkten und im internationalen Reputationsdiskurs. Die Marktchancen für Kunst, Kultur, Kreativwirtschaft und interkulturelle Kompetenz in einem stetig interkultureller werdenden Europa werden nicht wahrgenommen. Zentrale Chancen Chance 1: Etablierung einer Willkommens- und Anerkennungskultur Chance 4: Nutzung der polyzentrischen Struktur des Ruhrgebiets bei gleichzeitiger Nutzung von Synergieeffekten Das Ruhrgebiet als weltoffene Metropole, in der sich Neuankömmlinge willkommen fühlen, die kulturelle Vielfalt anerkennt und in der die Möglichkeit zu Lebensqualität, Karriere und Kulturleben unabhängig der Herkunft besteht. Um auch als strukturschwache Region attraktiv zu werden, ist die Etablierung einer Willkommenskultur für ein möglichst barrierefreies Eintreten in die Metropole essentiell. Eine Anerkennungskultur, welche die umfassende Verbesserung der Bildungsleistungen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund einschließt, ist dazu die große Aufgabe für die Zukunft der Gesellschaft im Ruhrgebiet. In einer polyzentrischen Metropole sind zentrale Kultur- und Serviceeinrichtungen im Schnitt näher an der Bevölkerung als in klassischen monozentrischen Gebilden, da es weniger infrastrukturschwache Peripherie und mehr zentrale Anlaufstellen gibt. Für die interkulturelle Basisarbeit ist dies sehr positiv und muss gestärkt werden. Gleichzeitig muss es gelingen, einen positiven Erfahrungs-, Kompetenz- und Arbeitstransfer von Stadt zu Stadt zu organisieren, Programme zur interkulturellen Öffnung und zum interkulturellen Mainstreaming unabhängig von Stadtgrenzen durchzuführen und die unterschiedlichen Entwicklungsstände langfristig einander anzugleichen. Chance 2: Interkulturelle Öffnung und interkulturelles Mainstreaming Während Quotenregelungen letztlich mehr Nach- als Vorteile bringen, ist ein koordiniertes, ruhrweites Programm, das zum Ziel hat, die kulturelle Vielfalt des Ruhrgebiets für die Führungsetagen, Entscheidungsgremien, Kulturverwaltungen und kulturwissenschaftlichen Einrichtungen zu gewinnen, ein bedeutender Schritt zur Schaffung von Strukturwandel in Netzwerken und Schaffung von neuen Möglichkeiten im Kulturbereich. Chance 5: Bekenntnis zur „Metropole der Kulturen RUHR“ nach innen und nach außen Metropolräume wie Toronto oder Rotterdam bekennen sich zu ihrem Status als Metropolen der kulturellen Vielfalt. Auch für das Ruhrgebiet stellt ein solches Bekenntnis eine Möglichkeit dar, die gesellschaftliche Aufgabenstellung konzeptionell richtig anzugehen und eine solche Positionierung als Chance zu sehen. Chance 3: Etablierung einer nachhaltigen Organisationsstruktur für die gemeinsame Arbeit im Ruhrgebiet und Nutzung der Kulturhauptstadt 2010 für breite Bewusstseinsbildung und Integration der Bevölkerung Die Initiativen des Landes und von RUHR.2010 für die Schaffung von kommunenübergreifenden Strukturen für die gemeinsame Arbeit sollen aufgegriffen und in ein institutionell gesichertes Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen RUHR übergeleitet werden. Die Möglichkeiten der Kulturhauptstadtgesellschaft sollen genutzt werden, um eine breite Beteiligung der Bevölkerung am Aufbau der Organisation der Metropole der Kulturen zu erreichen. 73 4 Entwicklungsstrategie Strategische Ziele Das Ruhrgebiet hat sich gewandelt wie keine zweite Region in Westdeutschland. Die solide Identität als Kohle- und Stahlregion ging nach und nach verloren und hat noch keine echte Nachfolgeidentität gefunden. Das gemeinsame Wandelerlebnis verbindet die Menschen, ist jedoch für sich genommen alleine zu schwach, um als neue Identität gelten zu können. Wir gehen mit den Organisatoren von RUHR.2010 konform, dass Interkultur und kulturelle Vielfalt einen Kern der neuen Identität darstellen sollen. Wie sich Toronto oder Rotterdam heute bereits zentral mit kultureller Vielfalt identifizieren, soll dies auch für das Ruhrgebiet gelingen. Es ist dies ein langwieriger Prozess, der gerade erst begonnen hat und nicht ohne Rückschläge und Gegenbewegungen ablaufen wird. OBERZIEL: Das Ruhrgebiet wird zu einer beispielgebenden Metropole der Kulturellen Vielfalt Die Strategien zur Zielerreichung Subziel 1: Die Metropole Ruhr als ein internationales Beispiel für einen Ort der kulturellen Offenheit mit hoher interkultureller Kompetenz Kompetenzfeldstrategie Interkultur und kulturelle Vielfalt werden als Kompetenzfeld der Metropole Ruhr angesehen. Dies bedeutet eine Sichtweise, die sämtliche Kontext- und Funktionsfelder des Felds Interkultur / Kulturelle Vielfalt in ihrer Entwicklung gleichermaßen im Auge hat und auf kontinuierliche Verbesserungen im gesamten System aus ist. Subziel 2: Die Metropole Ruhr als ein internationales Beispiel für einen Ort, an dem die interkulturelle Öffnung der Kultur im objektiven Vergleich weit fortgeschritten ist und erfolgreiches Kunst-, Kultur- und Kreativschaffen hervorbringt Subziel 3: Identifikation der Metropole Ruhr nach innen und nach außen als Metropole der Kulturen Das Erreichen von Subziel 1 kann anhand der Einschätzungen der internationalen Fachcommunity gemessen werden. Der Erreichungsgrad von Subziel 2 kann anhand konkreter (Prozent-)zahlen gemessen werden. Wie diversifiziert sind die Ensembles und Orchester in den einzelnen Kultureinrichtungen, wie diversifiziert sind Leitung und Personal in den Kulturinstitutionen und –ämtern, wie spiegelt sich die Bevölkerungszusammensetzung im Publikum der bedeutendsten Kulturveranstaltungen wieder? Ob Subziel 3 erreicht wurde, kann anhand von Umfragen gemessen werden. Ruhrgebietsintern soll „Kulturelle Vielfalt“ bis 2016 unter den vier ersten spontanen Assoziationen mit dem Begriff „Metropole RUHR“ sein. Ebenso soll das Ergebnis von Umfragen in Deutschland und den angrenzenden Ländern ausfallen. 74 Kernstrategien Metropolenstrategie Die Metropolenstrategie setzt darauf, in entscheidenden Aufgabenbereichen des Felds Interkultur / Kulturelle Vielfalt zu einem Vorbild und Beispiel für andere Städte zu werden und Impulse für die internationale Entwicklung zu setzen. Teilstrategien Identitätsstrategie Die Identitätsstrategie zielt auf die Identifizierung der Metropole RUHR, ihrer Bevölkerung, ihrer Besucher/-innen, ihrer Meinungsführer/-innen und ihrer Städte und Kreise mit kultureller Vielfalt. Kulturelle Vielfalt soll als eine der bedeutendsten Assoziationen mit der Metropole RUHR von innen wie außen etabliert werden. Subsidiaritätsstrategie Die Subsidiaritätsstrategie erkennt, dass interkulturelle Basisarbeit am besten direkt vor Ort geschieht. Sie setzt auf Serviceleistungen vor Ort und auf komplementäre Arbeit zu Landesinitiativen. Sie bedeutet auch, dass bei stadtgrenzenüberschreitenden Aufgaben die Städte Kompetenzen abgeben, um gemeinsam mehr zu erreichen. 5 Schlüsselprojekte Schlüsselprojekt 1: 25 Leitprojekte pro Jahr interkulturelle Öffnung und interkulturelles Mainstreaming Schlüsselprojekt 4: Identitätsstiftende Medien- und PR-Arbeit Schlüsselprojekt 2: Metropole der Kulturen RUHR - Zeichen Schlüsselprojekt 3: Leitfestival Schlüsselprojekt 5: Kompetenzfeldmanagement, Arbeitskreis, Task Forces Schlüsselprojekt 6: Bestandsaufnahme und Evaluierungen Schlüsselprojekt 7: Fonds Metropole der Kulturen Schlüsselprojekt 8: Metropolenmarketing intern-extern 75 Schlüsselprojekt 1: 25 Leitprojekte pro Jahr zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming Die Aufgabenstellung für die Projekte ist die Gestaltung einer offeneren, interkulturelleren Metropole RUHR nach dem Motto „Wandel durch Kultur“. Dies kann durch beispielhaft betriebene interkulturelle Öffnung und beispielhaft betriebenes interkulturelles Mainstreaming, durch Projekte zur Internationalisierung, durch besonders kreative Ideen und Umsetzung geschehen. Die genauen Kriterien sind vom Kompetenzfeldmanagement in Kooperation mit dem Arbeitskreis (Schlüsselprojekt 5) festzulegen. arbeit, sondern der Strukturwandel ist. Es ist wichtig, die Identifikationsbedürfnisse dieser Menschen in die Museen aufzunehmen. Die Kunstmuseen wiederum sind häufig vor eine ähnliche Aufgabe gestellt wie Institutionen der Darstellenden Künste: An Programmen zur Öffnung wird gearbeitet, der Erfolg stellt sich nur zögernd ein. Das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen soll hiermit an Projekten unterstützend mitwirken. Kultur-Fördervereine und Kultur-Beiräte Dabei wird jedenfalls von einem weiten Kulturbegriff ausgegangen, der vor allem die Populär- und Massenkultur mitberücksichtigt. Die Leitprojekte werden über das Ruhrgebiet verteilt durchgeführt. Um mit einem klar definierten, durchführbaren Programm zu beginnen, sollen für die 25 Leitprojekte in sieben alphabetisch aufgezählten „Einsatzfeldern“ zum Tragen kommen. Büchereien und Volkshochschulen Büchereien und Volkshochschulen sind nicht nur Orte des Lernens, sie sind auch Orte des Zusammentreffens. Die weitere interkulturelle Öffnung dieser Orte ist eine Schlüsselherausforderung für alle Städte des Ruhrgebiets. Diskotheken und Clubs Diskotheken und Clubs sind populärkulturelle Orte des Zusammentreffens von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund. Sie können jedoch auch Orte der strikten kulturellen Trennung sein. Es ist wichtig, solche Schlüsselorte der Jugendkultur in die interkulturelle Öffnung einzubeziehen. Geschichtskultur und Kunstmuseen In der Geschichtskultur des Ruhrgebiets vereint vor allem die große Industriegeschichte über alle Nationalitäten hinweg: malocht haben die Polen und die „Österreicher“ aus der K&K Monarchie ebenso wie die Italiener und die Türken. Mittlerweile ist jedoch eine Generation herangewachsen, deren Schlüsselerlebnis nicht die Industrie- 76 Kultur-Fördervereine und Kultur-Beiräte sind wichtige Netzwerke und Träger der Kultur der Region. Öffnung der Kultur-Fördervereine bewirkt neue Sichtweisen in Richtung strategischer Ausrichtung und Programmgestaltung von Kultureinrichtungen und vernetzen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund. Soziokulturelle Zentren Soziokulturelle Zentren sind bereits als die „Speerspitze der interkulturellen Arbeit im Ruhrgebiet“ bezeichnet worden. Doch haben gerade sie auch mit einem alternden, geringer werdenden Publikum zu tun. Die Metropole der Kulturen ist an der Neuorientierung und Besuchergewinnung von soziokulturellen Zentren interessiert, um das durch die polyzentrische Struktur besonders vielfältige Angebot zu bewahren. Theater und Darstellende Künste Die Musik-, Tanz-, und Sprechtheater sind die Flagschiffe des kulturellen Lebens im Ruhrgebiet. Zumeist an den neuralgischen Stellen im Stadtbild verortet sind sie der Stolz der Städte, ihre Programme sind die bedeutendsten Referenzen im Kunstdiskurs, ihre Kosten sind die größten Posten im Kulturhaushalt. Dass sie mit einer sich ändernden Bevölkerungszusammensetzung konfrontiert sind, ist mittlerweile jedem klar. An Programmen zur Öffnung wird fest gearbeitet, der Erfolg stellt sich oft nur zögernd ein. Das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen soll hier unterstützend mitwirken. Volksfeste und Großkonzerte Das Ruhrgebiet ist ein Land der Massenkultur und der Feste: Kirmessen, „Über 30-Parties“, Großkonzerte und Stadtfeste. Ein Programm der interkulturellen Öffnung dieser Veranstaltungen ist ohne Beispiel und ein genuiner Beitrag der Metropole RUHR zur internationalen Entwicklung. Da es dafür keine Präzedenzfälle gibt, muss das Programm in der Metropole entwickelt und durchgeführt werden. Vorgangsweise ›› Im Netzwerk Metropole der Kulturen wird die Teilnahme ausgeschrieben. Der Arbeitskreis Metropole der Kulturen RUHR stellt eine Auswahlliste von je 30 Veranstaltungen und Institutionen pro „Einsatzfeld“ durch demokratische Abstimmung aus. Dabei wird auf die räumliche Verteilung ebenso geachtet wie darauf, die Schlüsselveranstaltungen- und Institutionen, welche die Kultur im Ruhrgebiet besonders prägen, einzubeziehen. ›› Eine unabhängige Jury wählt je „Einsatzfeld“ etwa drei bis vier Veranstaltungen und Institutionen aus. Dabei werden Kriterien wie Breitenwirkung, Nachhaltigkeit und räumliche Verteilung über das Ruhrgebiet angewendet. geht bei erfolgreichem Verlauf in das Eigentum des Institutions-, Veranstaltungsträgers über. Ein drittes Teilnahmejahr mit halbiertem Preisgeld ist möglich. Entwicklungsfunktionen des Projekts ›› Konkrete Unterstützung der Interkulturellen Handlungskonzepte und der Pläne zur interkulturellen Öffnung in den Städten und in den Kultureinrichtungen ›› Initiierung eines umfassenden Transformationsprozesses der Kultur in der Metropole Ruhr in Richtung Metropole der Kulturen ›› Aufbau von metropolitaner Kompetenz in interkultureller Öffnung und in interkulturellem Mainstreaming im öffentlichen Kultursektor und in privaten Initiativen ›› Förderung auch von unkonventionellen Ideen und Konzepten ›› Aufbau der Beispielwirkung für andere Metropolenräume Projektträger: OKMR Projektmitverantwortung: Städte und Kreise der Metropole RUHR ›› Das Kompetenzfeldmanagement stellt interkulturelle Task Forces zusammen, die gemeinsam mit den Leiterinnen und Leitern der Veranstaltungen und Institutionen ein zumeist einjähriges (bei jährlich nur einmal stattfindenden Ereignissen auch mehrjähriges) Programm zur interkulturellen Öffnung und zum interkulturellen Mainstreaming zusammenstellen, wobei auch Maßnahmen zur Konfliktvermeidung vereinbart werden. Bei Programmstart wird das Zeichen Metropole der Kulturen mitsamt der Konzept- und Programmförderung verliehen. ›› Während des Programmverlaufs läuft eine beobachtende Evaluierung. Bei erfolgreichem Verlauf des ersten Jahrs ist die Teilnahme für ein weiteres Jahr erwünscht. Das verliehene Zeichen 77 Schlüsselprojekt 2: Das Metropole der Kulturen-Zeichen Der Begriff „Gütesiegel“ ist hier inhaltlich richtig, konzeptionell muss jedoch den kreativen Anforderungen einer Metropole der Kulturen im 21. Jahrhundert entsprochen werden. Die Darstellung in der obigen Grafik ist exemplarisch gemeint: keineswegs soll das Zeichen so aussehen wie dargestellt. Vielmehr soll die ästhetische und symbolische Qualität durch eine Ausschreibung unter den Kreativen des Ruhrgebiets gewährleistet werden. Eine gute Möglichkeit besteht darin, im Zuge des Kulturhauptstadtjahrs aus Mitteln der RUHR.2010 GmbH das entstehende Kompetenzzentrum Lichtkunst in Unna direkt mit Ausschreibung und Durchführung zu beauftragen: Lichtkunst ist ein einigendes Band der Metropole RUHR und das Zeichen für die Metropole der Kulturen sollte ein Lichtkunstwerk sein, das ästhetisch hochwertig gestaltet ist und ein begehrenswertes Symbol darstellt. Als Lichtkunstwerk ist das Zeichen so zu gestalten, dass es einfach installierbar und für Akte des Vandalismus schwer erreichbar ist. Das Zeichen wird für Kulturunternehmen, Kultureinrichtungen, Kulturverwaltungen, Gruppen und Individuen vergeben, die sich nach dem Motto „Wandel durch Kultur“ um die Gestaltung einer offeneren, interkulturelleren Metropole RUHR durch Kultur verdient machen. Dies kann durch beispielhaft betriebene interkulturelle Öffnung und beispielhaft betriebenes interkulturelles Mainstreaming, durch Projekte zur Internationalisierung, durch besonders kreative 78 Schlüsselprojekt 3: Leitfestival Ideen und Umsetzung geschehen. Es soll mit einem Konzept- und Projektförderungspreisgeld von zwischen 10.000 und 80.000 Euro verbunden sein. Das Zeichen wird einerseits durch eine Jury an bereits bestehende Initiativen verliehen, andererseits an die Teilnehmer an den Leitprojekten im Rahmen von Schlüsselprojekt 1. Entwicklungsfunktionen des Projekts ›› Identitätsstiftung für die Metropole RUHR als kreative Metropole der Kulturen ›› Förderung des Lichtkunstschwerpunkts in der Metropole RUHR Projektträger und Startentwicklungsmanagement : Organisation im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms durch die RUHR.2010 GmbH. Übernahme und Organisation ab 2011 durch das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen in der OKMR, Umsetzung durch Ausschreibung oder Vergabe, Verleihung durch Jury oder durch Teilnahme an Leitprojekten im Sinne von Schlüsselprojekt 1. Eine Metropole der Kulturen wird auch durch ein attraktives, die spezifische kulturelle Vielfalt repräsentierendes Leitfestival definiert. Das interkulturelle Leitfestival der Metropole RUHR Melez soll nach Meinung der Verfasser des Masterplans in die Trägerschaft der Kulturmetropole RUHR übergeleitet und über 2010 hinaus weitergeführt werden, jedoch für die Zeit nach 2010 angepasst und neu konzeptioniert werden. Dazu soll die Veranstaltung 2010 evaluiert werden (Schlüsselprojekt 6) und der neu gebildete Arbeitskreis (Schlüsselprojekt 5) in die Neupositionierung einbezogen werden. Entwicklungsfunktionen des Projekts ›› Identitätsstiftung für die Metropole RUHR als kreative Metropole der Kulturen ›› Umfassendes internes und externes Marketing für die Metropole RUHR als kreative Metropole der Kulturen ›› Aufbau von metropolitaner Kompetenz in interkultureller Öffnung und in interkulturellem Mainstreaming in der Metropole RUHR Projektträger: Startentwicklungsmanagement: RUHR.2010 GmbH Übernahme nach 2010: OKMR Schlüsselprojekt 4: Identitätsstiftende Medien- und PR-Arbeit Schlüsselprojekt 5: Nachhaltige Organisationsstruktur Metropole der Kulturen RUHR: Kompetenzfeldmanagement, Arbeitskreis, Task Forces Die Metropole der Kulturen RUHR ist in keiner PR- und Imagekampagne vorgekommen. Sie ist innerhalb und außerhalb des Ruhrgebiets noch kaum ein Thema. Kampagnen und PR-Arbeit sollen alle Städte und Kreise im Ruhrgebiet vereinen, also weder auf eine Stadt beschränkt sein noch in ganz Nordrhein-Westfalen laufen. Das Programm zur interkulturellen Öffnung und zum interkulturellen Mainstreaming soll in der Metropole Ruhr und darüber hinaus als Beispiel etabliert werden. Funktion: Programmentwicklung, Programmdurchführung-, Service-, Unterstützungs-, Lobbying- und Trägerorganisation für die Bevölkerung des Ruhrgebiets, seine Besucher/innen, die Städte und als Partner für das Land Nordrhein-Westfalen und seine Programme. Weitere Ausführungen dazu Punkt 6 Regional Governance und Umsetzungsorganisation (S.89). Entwicklungsfunktionen des Projekts ›› Identitätsstiftung für die Metropole RUHR als kreative Metropole der Kulturen ›› Umfassendes internes und externes Marketing für die Metropole RUHR als kreative Metropole der Kulturen Projektträger: OKMR Entwicklungsfunktionen des Projekts ›› Sicherung der Handlungs- und Entwicklungsfähigkeit ›› Sicherung von Akzeptanz und Legitimation ›› Sicherung der umfassenden Einbeziehung der Bevölkerung der Metropole RUHR Projektträger: Projektstartmanagement: RUHR.2010 GmbH, RVR Übernahme nach 2010: OKMR 79 Schlüsselprojekt 6: Vorbereitendes Programm: Bestandsaufnahmen, Evaluierungen, PR-Arbeit und Ausschreibungen Bis zum Beginn der Aufnahme der Arbeit durch das Kompetenzfeldmanagement werden die Jahre 2009 und 2010 dafür genutzt die Grundlagen zu schaffen. ›› Bestandsaufnahme der interkulturellen Arbeit in den Städten und Kreisen: Die Städte und Kreise im Ruhrgebiet haben sehr unterschiedliche Entwicklungen hinter sich, was Programme zur interkulturellen Stadt und zur kulturellen Vielfalt betrifft. Sie haben unterschiedliche Datenbanken aufgebaut und sich Verteiler geschaffen, die überkommunal von Bedeutung sind, jedoch noch nicht ausgetauscht werden. Jeder Stadtrat soll beschließen, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Dazu wird ein Befragungsraster zur Verfügung gestellt. Die Datenbanken sollen unter notarieller Aufsicht als Grundlage für den Aufbau des Netzwerks Metropole der Kulturen RUHR dienen. ›› Evaluierung des Melez-Festivals 2010. Eine Evaluierung wird auf den Fragen aufgebaut, welche Konzeption hinter dem Festival steht und welche Ziele es verfolgt. Eine objektive Instanz soll im Jahr 2010 die Konzeption prüfen und die Zielerreichung auswerten. Durch Publikumsbefragungen und Experteneinschätzungen wird das Festival auf seine Nachhaltigkeit überprüft. Ebenso wird überprüft, ob es Sinn macht, das Festival auszuweiten und Talentwettbewerbe und Gastspiele das ganze Jahr über in der gesamten Metropole RUHR zu veranstalten. 80 ›› Evaluierung des Arbeitskreises Melez. Der Arbeitskreis Melez mit seinen Mitgliedern aus den Kulturämtern, den soziokulturellen Zentren und den Vereinen und Verbänden ist sicherlich eine der Grundlagen der neuen Governance-Struktur. Es würde jedoch den Neustart behindern, wenn er einfach übernommen würde. In einer Evaluierung sollen die Mitglieder befragt werden: - wie sie mit der Arbeit zufrieden sind - welche Verbesserungsvorschläge sie haben - wie sich die Struktur des Arbeitskreises verändern soll Aufgrund dieser Evaluierung und unter Einbeziehung der PR-Aktion während der Kulturhauptstadt soll der neue Arbeitskreis Metropole der Kulturen RUHR aufgezogen werden. ›› Aufbau des Netzwerks und des Arbeitskreises: Die Entstehung einer Governance-Struktur für die Metropole der Kulturen soll während des Kulturhauptstadtjahrs 2010 vorangetrieben werden und mit seinem Ende gegründet sein. Diese Struktur soll so weit als möglich Bottom-Up entstehen, die Menschen im Ruhrgebiet sollen aktiv daran teilhaben. Kreativer Aufruf, organisiert durch RUHR. 2010, zur Mitgestaltung der Metropole der Kulturen Netzauftritt, der mit den bedeutendsten webbasierten Kommunikations- und Interaktionsplattformen im Ruhrgebiet verbunden wird. ›› Ausschreibung des Kompetenzfeldmanagements: Damit das Kompetenzfeldmanagement 2011 mit der Arbeit beginnen kann, muss es bereits 2010 ausgeschrieben werden. Entwicklungsfunktionen des Projekts ›› Förderung der Nachhaltigkeit von RUHR.2010 – Stadt der Kulturen ›› Schaffung gesicherter Grundlagen für das Wissensmanagement und die Arbeit des Kompetenzfeldmanagements ›› Sicherung der umfassenden Einbeziehung der Bevölkerung der Metropole RUHR Projektträger: RVR, RUHR.2010 GmbH. Eine professionelle Agentur soll engagiert werden, um die webbasierte Entstehung der ruhrweiten Governancestruktur voranzutreiben und die Workshops zur Entstehung der Arbeitsgemeinschaft zu moderieren. Schlüsselprojekt 7: Einrichtung des Fonds Metropole der Kulturen RUHR Schlüsselprojekt 8: Überregionales Marketing der kulturellen Produktion aus der Metropole RUHR (Internes und externes Metropolenmarketing) Die Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming müssen finanziell gesichert sein. Dafür soll von den Städten und Kreisen der Metropole RUHR und mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen und aus privaten Mitteln ein Fonds eingerichtet werden, der nachhaltige Arbeit sichert. Metropolenmarketing – Marketing des bedeutenden kulturellen Schaffens im Ruhrgebiet intern und extern durch Auflösung der rein stadtbezogenen Marketingstrukturen und außenwirksame Konzentration auf Spitzen und Exzellenzen – ist eines der Schlüsselprogramme des Masterplans Kulturmetropole RUHR. Ein verbessertes Marketing kommt dem gesamten Kulturschaffen im Ruhrgebiet zugute und dadurch auch dem interkulturell geöffneten Kulturschaffen. Dennoch ist es notwendig, zwei besondere Projekte in das Metropolenmarketing aufzunehmen. Entwicklungsfunktionen des Projekts ›› Ermöglichung der Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming im Sinne von Schlüsselprojekt 1 ›› Ermöglichung des Leitfestivals im Sinne von Schlüsselprojekt 4 Projektträger: OKMR Projektmitverantwortung: Land Nordrhein-Westfalen, Städte und Kreise, Initiativkreis Ruhr, Sponsoren und Privatpersonen ›› Bessere Verbreitung von interkulturell bedeutenden Produktionen über das gesamte Ruhrgebiet. Durch mehr Koproduktionen sollen vor allem im Theaterbereich mehr Produktionen wandern können. ›› Überregionale Leistungsschau der bedeutendsten interkulturell beeinflussten Produktionen pro Jahr. Es ist sinnvoll, dass alle Metropolenmarketingaktivitäten unter einem Dach bei der Organisation Kulturmetropole RUHR (OKMR) stattfinden. Das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen soll als Entscheidungsträger involviert sein. Entwicklungsfunktionen des Projekts ›› Kurzfristig realisierbarer praktischer Beitrag für eine neue Form der Entwicklungszusammenarbeit ›› Stärkung der Innenvernetzung und der Identität als Metropole der Kulturen ›› Gewinnung von neuem Publikum ›› Förderung der Mobilität des Metropolenpublikums ›› Vernetzungsbeitrag zur internen und externen Etablierung der Metropole der Kulturen Projektträger: OKMR Mitverantwortung für die Einbeziehung von interkulturell besonders bedeutenden Produktionen: Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen 81 Flankierende Programme Flankierendes Programm 1: Willkommenskultur Flankierendes Programm 2: Anerkennungskultur Flankierendes Programm 1: Etablierung einer Willkommenskultur Um als Region wieder attraktiv zu werden, ist die Etablierung einer Willkommenskultur essentiell. Vor allem zwei Maßnahmen, die im Schnittbereich von Integration und Interkulturalität liegen, werden zur Etablierung einer solchen Kultur beitragen: Interkulturalität ist nicht gleich Integration. Der Fokus liegt auf Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft. Für Interkulturalität ist Integration in gesellschaftlichen Bereichen wie Arbeitsmarkt, Gesundheit, Soziales und Bildungswesen notwendige Voraussetzung. Jedoch kann ein Masterplan Kultur auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen nicht den Einfluss ausüben, den seine Initiatoren gerne hätten. Das Programm Metropole der Kulturen RUHR verlangt nach dem Zusammenspiel einer großen Anzahl an für die kulturelle Entwicklung des Ruhrgebiets maßgeblichen Personen und Institutionen. Obwohl das Herzstück der Kompetenzfeldstrategie das Kompetenzfeldmanagement ist, hat es bei weitem nicht auf alle Entwicklungen direkten Einfluss – und soll ihn auch nicht haben. Eine Reihe von flankierenden Programmen ist notwendig, die in der Kompetenz des Landes Nordrhein-Westfalen und der Städteregionen in der Metropole Ruhr liegen. Diese flankierenden Programme sind im Schnittbereich von Interkulturalität und Integration, also in den gesellschaftlichen Bereichen Bildungswesen und Gestaltung des Zusammenlebens angesiedelt. 82 ›› Ein ruhrgebietsübergreifendes Programm zur Schaffung von Infrastruktur und Zeichen einer offenen, aufnahmewilligen wie auch veränderungsbereiten Gesellschaft: „Eintrittspakete“ für das Willkommenheißen in der Metropole RUHR, Orientierungshilfen und kreative Lösungen für ein barrierefreies Eintreten in die Metropole. Bewusste Unterstützung der Bildung von kulturellen und kreativwirtschaftlichen Gemeinschaften. Dies bedeutet auch die bewusste Gestaltung von Ballungsräumen für einzelne kulturelle Gruppen, da dies letztlich notwendig ist, um Orientierung zu bieten und die Aufnahme erleichtert: Dabei soll jedoch die klassische, ethnisch-orientierte Entwicklung interkultureller gestaltet und durch eine Interessens- und Lebenskulturorientierte Stadtteilentwicklung ergänzt werden, wofür es durch die Sinus-Milieu-Analysen Anhaltspunkte gibt. Die Etablierung einer Willkommenskultur verlangt, dass die Planung sich traut, bunter zu werden. Metropolen leben von internationalen Bohemian Bourgeois-Vierteln, rosa-lila Gemeinschaften und Vierteln, in denen Künstler/-innen und Kreative auf Zuwanderer treffen. Flankierendes Programm 2: Etablierung einer Anerkennungskultur Für die Metropole RUHR ist auch der Aufbau von Vierteln notwendig, in denen ältere Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen können und die kulturelle Infrastruktur vorfinden, die ihren Interessen und Lebenswelten entspricht. Insbesondere für „Alt-Achtundsechziger“ und ihre Nachfolger in den 70er Jahren sollte das Ruhrgebiet mit seiner unkonventionellen Landschaft, seiner soziokulturellen Tradition und seiner Offenheit eine attraktive Region zum Leben darstellen. Doch müssen auch sie wissen, wo die attraktivsten Orte sind, welche Infrastruktur sie haben und wie sie verkehrstechnisch erschlossen werden können. Die Metropole RUHR soll sich verstärkt um eine Positionierung als attraktiver Sitz für diese Generation bemühen und entsprechende Marketingmaßnahmen setzen. Ein solches Programm verlangt nach dem Zusammenspiel des Landes NordrheinWestfalen, der Städte und Kreise. Das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen kann Ziele formulieren und aktiv das Zustandekommen einer diesbezüglichen Willenerklärung forcieren. Die Hauptverantwortung sollte jedoch beim Kompetenzfeldmanagement Metropolenentwicklung liegen. Projektträger: OKMR Mitverantwortung: Land Nordrhein-Westfalen, Städte und Kreise der Metropole RUHR Auch mit der Etablierung einer Willkommenskultur wird das Ruhrgebiet nur dann wieder mehr Menschen aufnehmen, wenn sich die Lage der bereits hier lebenden Menschen verbessert. Die umfassende Verbesserung der schulischen Leistungen von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist die große Aufgabe für die Zukunft der Gesellschaft in Deutschland, gerade im Ruhrgebiet. Das gesamte System Schule muss umgedacht werden, hin zu einem Zentrum, das sich zugleich um die Bildung, die soziale Kompetenz und die Integration verdient macht. Ein zweiter Punkt ist die stärkere Integration von Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur in das allgemeine Kulturleben, sondern auch in das öffentliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben. Ihre Leistungen sollen stärker bekannt gemacht und anerkannt werden, wobei die Medienarbeit eine bedeutende Rolle spielt. ›› Internationalisierung der Universitäten und Hochschulen. Menschen mit Migrationshintergrund und internationale Wissenschafter sind in den Universitäten und Hochschulen des Ruhrgebiets im internationalen Vergleich noch sehr wenig vertreten. Auch hier ist die Metropole der Kulturen auf das Zusammenspiel der Bildungs- und Wissenschaftsträger, der Träger der öffentlichen Einrichtungen und der privat gemanagten Vereine und Unternehmen angewiesen. Wiederum soll das Kompetenzfeldmanagement aktiv das Zustandekommen von diesbezüglichen Willenserklärungen vorantreiben und Ziele formulieren. Projektträger Koordination: Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen RUHR Umsetzung: Land Nordrhein-Westfalen, Städte und Kreise der Metropole RUHR ›› Anpassung des Schulsystems an die Realitäten einer interkulturellen Gesellschaft. ›› Weitere Öffnung der kulturellen Bildung und der Kreativausbildungen an den Schulen und Hochschulen. ›› Ausbau der interkulturellen Infrastruktur in Sportvereinen und Einkaufszentren. Dies sind die bedeutendsten Treff- und Interaktionsorte der interkulturellen Bevölkerung, die sich hier wiederfinden muss. 83 6 Regional Governance & Umsetzungsorganisation Kompetenzfeldmanagement Ein Kompetenzfeldmanagement als Programmentwicklungs-, Programmdurchführungs-, Service-, Unterstützungs-, Lobbyingund Trägerorganisation für die Bevölkerung des Ruhrgebiets, seine Besucher/innen, die Städte und als Partner für das Land Nordrhein-Westfalen und seine Programme. Es soll mit folgenden konkreten Aufgabenbereichen und Kompetenzen ausgestattet werden: ›› „Management der Metropole der Kulturen“ und Ansprechpartner der Städte. ›› „Kopf“ der Metropole der Kulturen auf internationalen Veranstaltungen und in internationalen Medien, Repräsentanz des Ruhrgebiets als Metropole der Kulturen. Institutioneller Aufbau Metropole der Kulturen Die Metropole der Kulturen ist auf das Zusammenspiel von Land, Städten und Region angewiesen. Während die Schlüsselprojekte die Programme der Staatskanzlei und der Kulturämter der Städte unterstützen und ermöglichen sollen, sind die flankierenden Programme ohne die involvierten Landesministerien nicht denkbar. In der Umsetzung der Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming sind die Kulturämter der Städte die wichtigsten Partner. Netzwerkentwicklung Das Netzwerk Metropole der Kulturen RUHR soll möglichst breit zusammengesetzt sein. Kulturelle Vielfalt ist ein Thema, das alle betrifft, wobei die Migrationsorganisationen und die Kulturinstitutionen eine besonders bedeutende Stellung in Hinblick auf interkulturelle Öffnung haben. 84 Arbeitskreis Der Arbeitskreis Metropole der Kulturen geht aus dem Netzwerk hervor. Das Kompetenzfeldmanagement kooperiert mit dem Arbeitskreis Metropole der Kulturen RUHR, der im Laufe von 2010 zusammengestellt wird (Schlüsselprojekt 5). Der Arbeitskreis hat die besonderen Aufgaben: ›› Programmweiterentwicklung, interkulturelle Öffnung und interkulturelles Mainstreaming ›› Programmweiterentwicklung Leitfestival ›› Überkommunales Beratendes Gremium ›› Management der kulturellen Beziehungen und der internationalen Projekte der Metropole RUHR inklusive Vernetzung der Städte für EU-Projekte. ›› Veranstaltung von metropolenübergreifenden Festivals und Diskursveranstaltungen ›› Durchführung der Programme zur interkulturellen Öffnung und zum interkulturellen Mainstreaming durch interkulturelle „Task Forces“, die mit Projektaufträgen arbeiten. ›› Lobbying und aktive Mitarbeit auf Landesebene für Rahmenbedingungen und staatliche Förderung ›› Lobbying auf Wirtschaftsebene zur Ermöglichung von Programmen zur interkulturellen Öffnung der verantwortlichen Gremien für Kultursponsoring und philantropisches Engagement ›› Identitätsstiftende Kampagnen und PR-Arbeit für die Metropole der Kulturen innerhalb des Ruhrgebiets Verkoppelung mit Initiativen und Programmen von RUHR.2010 Schnittstellenmanagement mit den Initiativen des Landes Nordrhein-Westfalen Der Masterplan Kultur Metropole Ruhr stellt den im RVR vereinbarten Plan zur Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadt im Sinne der Entwicklung zur Kulturmetropole RUHR dar. Deshalb muss die RUHR.2010 GmbH im eigenen Interesse ihrer Aufgabenerfüllung bereits 2009 und 2010 an der Umsetzung des Masterplans aktiv mitwirken und den professionellen Übergang der Organisation zur Kulturmetropole Ruhr GmbH ermöglichen. Das Kompetenzfeldmanagement ist zur Koordination seiner Aufgaben mit den zuständigen Ministerien auf Landesebene verpflichtet. Der von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen eingerichtete Arbeitskreis der Städte mit interkulturellen Handlungskonzepten wird sich mit dem Arbeitskreis Metropole der Kulturen in der Besetzung teilweise überschneiden, hat jedoch eine andere Aufgabenstellung: die beiden Kreise sollen einander ergänzen. Während der Arbeitskreis der Staatskanzlei den Fortschritt der interkulturellen Handlungskonzepte in den Städten im Auge hat, geht es dem Arbeitskreis Metropole der Kulturen um das Ausarbeiten von konkreten Projekten im Kunst-, Kultur-, und Kreativwirtschaftsbereich. Die Aufgaben der RUHR.2010 GmbH in den Jahren 2009, 2010 und 2011 im Bereich Interkultur / Kulturelle Vielfalt im Sinne des Masterplans sind: ›› Evaluierung der Melez-Festivals 2009 und 2010 ›› Evaluierung des Arbeitskreises Melez ›› Die Schaffung des Zeichens Metropole der Kulturen Ruhr. Die Rechte am Zeichen Metropole der Kulturen sollen nach Ende des Kulturhauptstadtjahrs kostenfrei an die Kulturmetropole Ruhr GmbH übergehen. ›› Mitwirkung im Aufbau des Arbeitskreises Metropole der Kulturen Ruhr ›› Die Überleitung der Organisation zur Kulturmetropole Ruhr GmbH Die Kooperationsgruppe wird damit beauftragt, zur Erfüllung dieser Aufgaben aktiv mit der RUHR.2010 GmbH zusammenzuarbeiten. 85 Meilensteinplanung Die Meilensteinplanung teilt die Aufgaben in chronologischer Reihenfolge auf Zeitfenster zwischen einem und neun Monaten auf. April 2009 bis Dezember 2009 Oktober 2010 bis März 2011 ›› Auswahl der Kooperationsgruppe ›› Aufnahme der Zusammenarbeit zwischen Kooperationsgruppe und RUHR.2010 GmbH ›› Auswahl und Produktionsaufnahme Zeichen Metropole der Kulturen RUHR ›› Evaluierung von Melez, pottporus, Arbeitskreis Melez ›› Arbeitsaufnahme des Arbeitskreises Metropole der Kulturen, Erstellung einer Auswahlliste an Kandidaten für Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming durch den Arbeitskreis, Erstellung einer Auswahlliste für die Vergabe des Zeichens für Verdienste um eine offene Metropole RUHR ›› Arbeitsaufnahme des Kompetenzfeldmanagements, Koordinations- und Kooperationsvereinbarungen mit der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen und mit interkultur.pro (oder Nachfolgeorganisationen) ›› Übergabe der Interkultur-Agenden von RUHR.2010 – Stadt der Kulturen an die Organisation Kulturmetropole Ruhr ›› Zusammenstellung einer unabhängigen Jury für die Auswahl von Projekten und Preisträgern ›› Abschluss der Bestandsaufnahmen in den Städten ›› Festlegung der Kriterien für die Jury zur Auswahl der Projekte. Diese sollen vom Kompetenzfeldmanagement in Zusammenarbeit mit einer Expertenrunde von unabhängigen Beratern zusammengestellt werden. Januar 2010 bis September 2010 ›› Beginn der Bestandsaufnahmen in den Städten ›› Festlegung der Evaluierungskriterien für Melez, pottporus, Arbeitskreis Melez ›› Aufbau von Netzwerk und Arbeitskreis ›› Ausschreibung des Kompetenzfeldmanagements ›› Beginn des Aufbaus der Task Force ›› Ausschreibung des Zeichens Metropole der Kulturen RUHR März 2011 bis Juni 2011 ›› Auswahl der Projekte durch Jury ›› Beginn der Arbeitsaufnahme der Task Forces zur Projektdurchführung: Kontaktaufnahme, Programmerstellung in Kooperation mit dem Kompetenzfeldmanagement ›› Kooperation mit der Organisation Metropole der Kulturen RUHR zur Aufnahme von interkulturell bedeutenden Produktionen aus allen Sparten in das Metropolenmarketing Juni 2011 bis Dezember 2011 ›› 10 Verleihungen des Zeichens Metropole der Kulturen RUHR für die Verdienste um eine offene Metropole RUHR ›› 25 Verleihungen des Zeichens Metropole der Kulturen RUHR für die Teilnahme am Programm zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming ›› Programmbegleitende PR- und Medienarbeit ›› Durchführung des Leitfestivals neu ›› Erste Auslandsauftritte 86 Januar 2012 bis Dezember 2016 ›› 125 Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming in der Metropole Ruhr ›› Verleihung von an die 200 Zeichen Metropole der Kulturen RUHR ›› Kontinuierliche Verbesserungen der Anerkennungs- und Willkommenskultur ›› Metropolenmarketing ›› PR- und Medienarbeit ›› Weitere Durchführung des Leitfestivals neu ›› Begleitende Evaluierung des Programms Kosten und Finanzierungsbedarf Metropolenkompetenzfeld Interkultur/Kulturelle Viefalt (pro Jahr) Personalkosten: Sachkosten: Flexible Mittel: 265.000 EUR 50.000 EUR 300.000 EUR Fonds: 2.000.000 EUR Gesamt: 2.615.000 EUR 87 88 Metropolenkompetenzfeld 4 Kreativwirtschaft Metropole für Kreative 89 Metropolenkompetenzfeld Kreativwirtschaft Nutzen für die Städte ›› Schafft neue Verwirklichungs- und Einkommensmöglichkeiten für Kreative ›› Differenziert die soziale und wirtschaftliche Struktur des Ruhrgebiets weiter aus ›› Kreativquartiere unterstützen die zeitgemäße Sanierung von Stadtvierteln und stärken die neue multizentrische Urbanität ›› Integriert das Ruhrgebiet in die Entwicklung neuer Kulturtechniken und Kreativwirtschaftsbereiche ›› Positioniert das Ruhrgebiet als Metropole für Kreative ›› Integriert neue Zielgruppen in Metropolenentwicklung 90 1 Ausgangssituation Warum Kreativwirtschaft in der Metropolenstrategie Kultur- und Kreativwirtschaft können für die Entwicklung einer Metropolregion einige wichtige Funktionen erfüllen. Einerseits sorgen sie ganz einfach dafür, dass die Kompetenzen der Künstler und Kreativen besser verwertet werden können und diesen auch ihr Einkommen aus der kreativen Tätigkeit gesichert werden kann. Andererseits halten sie wichtige kulturelle Kompetenzen in der Region, die diese in der Städte- und Metropolentransformation, der Stadtgestaltung oder im Designbereich benötigt. Sie führen die Stadtlandschaft auch an neue Kulturtechniken wie Games oder den Bereich der Lichtkunst heran. Konkret verfügt das Ruhrgebiet im Designbereich, im Bereich der Städte- und Metropolentransformation und Architektur über historisch gewachsene, international bedeutsame kreativwirtschaftliche Kompetenzfelder, welche auch für die eigene Entwicklung und Gestaltung der Kulturmetropole besonders bedeutsam sind. Insgesamt betrachtet besitzt also der Kreativwirtschaftsbereich für die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr eine besonders hohe Bedeutung. Die Kreativwirtschaft stärkt im Ruhrgebiet die geforderte soziale, kulturelle und wirtschaftliche Differenzierung und Diversifizierung der Städtelandschaft. Sie kann damit auch Wesentliches zur Behebung bestehender Urbanitätsdefizite und zur Erweiterung kultureller und wirtschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten beitragen. Die Kreativwirtschaft ist wettbewerblich betrachtet noch kein international hervorragendes Stärkefeld, aber sie ist ein enorm wichtiges kulturelles Entwicklungsfeld für die Metropole Ruhr. Kreativwirtschaftstradition Wie der Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht Nordrhein-Westfalen zeigt, ist die Kreativwirtschaft in einigen Sparten stark ausgeprägt. Insbesondere im Industriedesign besitzt das Ruhrgebiet eine lange Tradition, welche sich heute im DesignZentrum NRW und im Red Dot Design Award, in einer Reihe von namhaften Design-Büros und im universitären Ausbildungsangebot manifestiert. Nach der ersten Transformations- und Entwicklungsinitiative zur Designstadt Zollverein unternehmen die Städte des Ruhrgebiets und das Land Nordrhein-Westfalen im Zuge und mit Unterstützung der Kulturhauptstadt gegenwärtig einen großen zweiten Anlauf für eine bessere Etablierung und einen weiteren Ausbau der Strukturen und Möglichkeiten für die Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet. Kulturhauptstadtinitiative Nach erfolgter Neustrukturierung der Stiftung Zollverein und einer breit angelegten Initiative zur Integration und Vernetzung der kreativen Klasse Essens und des Ruhrgebiets forciert, unterstützt und koordiniert die Kulturhauptstadt 2010 im Zusammenwirken mit interessierten Ruhrstädten und Einrichtungen der Wirtschaftsförderung eine breit angelegte Initiative für die Akteure, Initiativen und Betriebe der Kreativwirtschaft. Mit neuen Initiativen auf Zollverein, im und um das Dortmunder U, im Viktoria Viertel von Bochum und an zahlreichen anderen Orten des Ruhrgebiets wie in Dinslaken oder Unna sollen neue Kreativquartiere aufgebaut und die Standortvoraussetzungen für die Kreativwirtschaft entscheidend verbessert werden. Die breit angelegte Initiative konzentriert sich dabei vor allem auf die Sparten Design, Musikwirtschaft, Games, Lichtwirtschaft und Architektur. Es werden aber auch allen anderen interessierten Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft Unterstützungsleistungen zur Selbstorganisation angeboten. Nationale und internationale Vernetzung National und international tritt die Kreativwirtschaft des Ruhrgebiets noch immer vor allem über das Designzentrum NRW und den Red Dot Design Award und über bestehende erfolgreiche Designbetriebe in Erscheinung. Neue Dynamik Insgesamt betrachtet befindet sich das Ruhrgebiet nach der ersten Entwicklungsphase zur Designstadt Zollverein und der WeltDesign-Ausstellung Entry 2006 in seiner zweiten großen Entwicklungsphase, welche die werdende Metropole zu einem national und international noch besser beachteten und wahrgenommenen Kreativwirtschaftsstandort machen soll. Dabei kann auf die neuen Initiativen und Engagements der Kulturhauptstadt des Landes Nordrhein-Westfalen zur Stärkung der Kreativwirtschaft zurückgegriffen werden. Es darf gesagt werden, dass sich derzeit im Bereich der Kreativwirtschaft der Metropolregion Ruhr viel und sehr dynamisch bewegt. Die Städte des Ruhrgebiets verstehen ihre Chancen im Kreativwirtschaftsbereich zu nutzen und werden dabei vom Land NordrheinWestfalen und von der Kulturhauptstadt intensiv unterstützt. Dies wirkt sich vor allem in direkten Investitionszuschüssen und Beteiligungen des Landes und in neuen Förderungs- und Unterstützungsformen wie dem Wettbewerb Create NRW und dem in Vorbereitung befindlichen Clustermanagement Kreativwirtschaft NRW aus. 91 2 Strategische Bedeutung Strukurstärke und Stellung im internationalen Vergleich Insgesamt betrachtet weist das Wertschöpfungsnetzwerk der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet in den Sektoren Design und Musikwirtschaft besondere Stärken und interessante Entwicklungsperspektiven auf. Funktional betrachtet sind es insbesondere der große und differenzierte Metropolenmarkt, die Ausbildungseinrichtungen und die international wirksame Plattform um das DesignZentrum NRW sowie einzelne Spitzenbetriebe, welche die bereits aktuell wirksamen Stärken des Ruhrgebiets ausmachen. Verglichen mit anderen Kreativwirtschaftsmetropolen wie Barcelona, London, Wien oder Berlin muss die Strukturstärke des Ruhrgebiets aber aufgrund vorhandener Abstimmungsprobleme zwischen den neuen regionalen Initiativen und der international agierenden Ebene als unterdurchschnittlich bezeichnet werden. Dies wird auch dadurch verursacht, dass die notwendigen strukturstärkenden Kooperationen zwischen den hochwertigen Ausbildungseinrichtungen und den neuen Standorten der Kreativwirtschaft auf Zollverein und um das Dortmun- der U zum Zeitpunkt der Untersuchung noch nicht wirklich gesichert erschienen und sich die Neuinitiative rund um die Kulturhauptstadt noch in einer echten Pionierphase befindet. Es ist also nicht eine bereits vorhandene Strukturstärke, sondern der Bedarf an struktureller Stärkung, welcher die Kreativwirtschaft zur Notwendigkeit einer Metropolenstrategie werden lässt. Einzelne Initiativen im Ruhrgebiet wie das Design Zentrum NRW und der Red Dot Design Award und einzelne Ausbildungseinrichtungen sind zwar in Fachkreisen national und international bekannt. Verglichen mit Kreativwirtschaftsstandorten in Deutschland und Europa verzeichnet das Ruhrgebiet aber nur eine unterdurchschnittliche internationale Bekanntheit und wird bisher nicht als eigenständiger Kreativwirtschaftsstandort wahrgenommen. Die aktuelle Gesamtbewertung des Zustands der Kreativwirtschaft registriert interessante und engagierte Neuinitiativen, deren Wirksamkeit und Erfolg sich allerdings erst bestätigen müssen. Die Bewertung der wirksamen Strukturstärke fällt im aktuellen internationalen Vergleich deshalb klar unterdurchschnittlich aus. Bedeutung innere kulturelle Entwicklung Hier zeigt sich die hohe Bedeutung der Kreativwirtschaft für eine zeitgemäße metropolenorientierte kulturelle Entwicklungsstrategie. Kultur- und Kreativwirtschaft sorgen für die Verwertung künstlerischer und kultureller Kompetenzen und tragen ganz wesentlich dazu bei, dass diese auch breitenwirksam werden können. Ihre bewusste Aufnahme in den Masterplan entspricht der Tatsache, dass die kulturelle Entwicklung von Metropolregionen nur im produktiven Zusammenwirken von privaten marktwirtschaftlich agierenden Akteuren und öffentlichen Einrichtungen voran gebracht werden kann. Unabhängig vom konkreten Entwicklungsstand des Ruhrgebiets wird hier die prinzipielle Bedeutung der Kreativwirtschaft für die kulturelle Entwicklung bzw. die kulturelle Produktivität der Metropolregionen bewertet. Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich Dimension 1: Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis: - ø unterdurchschnittlich Dimension 2: Internationale Bekanntheit und Anerkennung - ø unterdurchschnittlich Dimension 3: Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern ø durchschnittlich Gesamtbewertung: - ø unterdurchschnittlich Bedeutung innere kulturelle Entwicklung Dimension 1: Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole exzellent Dimension 2:Bedeutung des Kompetenzfelds für die kulturelle Integration Zielgruppenmilieus: exzellent 92 Dimension 3: Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial ø durchschnittlich Dimension 4: Breitenwirksamkeit ø durchschnittlich Gesamtbewertung: +ø überdurchschnittlich 3 Stärken - Schwächen - Gefahren - Chancen Kompetenzfeldanalyse Die relevanten aktuellen Stärken und Schwächen des Kompetenzfeldes und seine Entwicklungschancen und -gefahren werden hier auf der im Einstiegsteil bereits vorgestellten Basis einer invent-Kompetenzfeldanalyse erstellt. Diese bildet alle relevanten Funktionsfelder ab, welche ein betrachteter Kreativwirtschaftsbereich benötigt, um Kreativität, Innovations- und Entwicklungskraft entfalten zu können. Die Beurteilung der großen Funktionsfelder vom Ausbildungsbereich über die kreative Szene bis zum Kreations- und Produktionsbereich in profitorientierten Unternehmen und deren Verwertungs- und Vermarktungsstrukturen ergibt sich aus den Stärken und dem Leistungsvermögen der Institutionen, Firmen und der Kreativen, welche sie tragen. Die Gesamtsystemleistung am Standort hängt dabei immer auch ganz wesentlich vom Kooperationsvermögen der beteiligten Partner in den Funktionsbereichen ab. Für eine optimale Nutzung vorhandener Synergiepotenziale müssen die öffentlichen und privaten Partner gemeinsam die vier systembildenden Funktionen Innenvernetzung, Außenvernetzung, Systemdiskurs und Koordination und Governance gut abdecken können. Ist dies der Fall, dann zeichnet sich das System in der Regel durch hohe Innovationskraft und eine Entwicklungsfähigkeit aus, welche sein Überleben und seine Kreativität auch in schwierigen Zeiten sichert. Eine derartige Analyse konnte nur für den bedeutsamen Bereich der Kreativwirtschaft, den Designbereich, durchgeführt werden. Das Ergebnis stellt sich im internationalen Vergleich mit anderen bedeutsamen Standorten der Design- und Kreativwirtschaft wie in der nebenstehenden Grafik dar. Funktionssystem Produktdesign weiß = nur Ansätze / rot = -ø / gelb = ø / grün = + ø / violett = exzellent Grundsituation Kreativwirtschaft Die Situation im Bereich des Industrial Designs spiegelt aber die Grundsituation in den anderen bedeutsamen Kreativwirtschaftsbereichen wider. Das Ruhrgebiet kann im Ausbildungs- und Präsentationsbereich gut mit anderen Standorten mithalten und besitzt auch eine beachtliche kreative Szene sowie einzelne national und international erfolgreiche Unternehmen. Durchgängige Schwächen zeigen sich in nationalen und internationalen Marketing und Vertriebsstrukturen, zumal viele Kreative und auch größere Unternehmen primär am großen Heimmarkt tätig sind. Die Stärkung der Unternehmensbasis, der Ausbau ihrer Ausrichtung auf internationale Märkte und der Ausbau entsprechender unter- stützender Strukturen scheinen in den gut entwickelten Kreativwirtschaftsfeldern die entscheidenden aktuellen Herausforderungen zu sein. Dabei muss aber im Auge behalten werden, dass die Stärkenbereiche des Ruhrgebiets wie Ausbildung, Präsentation und Kommunikation ebenfalls noch hohen Absicherungsbedarf haben. 93 Eine zusammenfassende Betrachtung der Stärken, Schwächen, Gefahren und Chancen der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet mit primärer Berücksichtigung der bedeutsamen Designwirtschaft stellt sich folgendermaßen dar: Zentrale Stärken Gefahren ›› Differenzierter Nachfragemarkt der Metropole Rhein-Ruhr ›› Ausbildungsangebot an Universitäten, Hochschulen, Fachhochschulen ›› Erfolgreiche Unternehmen und Kreative ›› DesignZentrum NRW und Red Dot Design Award ›› Messen als internationale Marktplätze in der Metropole Rhein-Ruhr ›› Engagement des Landes NRW, der Städte und Wirtschaftsförderstellen ›› Besondere Präsentationsmöglichkeiten ›› Günstige Kreativquartiere ›› Anhalten der Organisations- und Kompetenzunklarheiten bei zentralen Standorten ›› Zu viele Ziele der Kulturhauptstadtinitiative ›› Unterschätzung der Vertriebs- und Vermarktungsprobleme ›› Flaute nach der Kulturhauptstadt ›› Verständigungsprobleme zwischen Kultur und Wirtschaftsförderung Zentrale Schwächen ›› ›› ›› ›› Urbanitäts- und Imagedefizite des Standorts Noch relativ schwach ausgeprägte Kreativnetzwerke Entwicklungsprobleme Prestigeprojekt Designstadt Zollverein Klärungsbedarf in der Verbindung von lokalen, regionalen und internationalen Strategien ›› Evaluierungskultur ›› Verdeckte und offene Konflikte zwischen relevanten Entwicklungspartnern 94 Chancen ›› Konzentration auf vorhandene Stärken im Ausbildungs- und Präsentationsbereich ›› Günstiges Raumangebot für Kreative und Gründer ›› Größe und Vielfalt der Kreativen Klasse Ruhr ›› Entwicklungsinitiative Kulturhauptstadt ›› Differenzierter Metropolennachfragemarkt ›› Ausbau der Verflechtung von Kultur- und Kulturwirtschaftsinitiativen ›› Kombination von regionalen und internationalen Strategien 4 Entwicklungsstrategie Vision Strategische Ziele Metropole für Kreative mit internationalem Präsentations- und Ausbildungszentrum für Design. Ziel 1 Die Kulturmetropole Ruhr ist 2020 ein national und international bedeutsames Ausbildungs-, Präsentations- und Kommunikationszentrum für Design und andere Bereiche der Kreativwirtschaft. Das Design Zentrum NRW, der Red Dot Design Award, die Designstadt, die neue Welt Design Messe, das spektakuläre Angebot des Kreativzentrums rund um das Dortmunder U, zahlreiche begleitende Workshops und Ausbildungsangebote der Hochschulen und das internationale Engagement des Clustermanagements der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet und in NRW sorgten dafür, dass der Kreativwirtschaftsknoten der Kulturmetropole Ruhr international sichtbar, vernetzt und attraktiv geworden ist. Ruhr stellt dabei mit seinen hervorragenden Ausbildungsmöglichkeiten für Design und Kreativwirtschaft, mit seinen originellen und preisgünstigen Ateliers und Studios und den besonderen Präsentations- und Kommunikationsangeboten die Metropole der besonderen Möglichkeiten für junge Kreativwirtschaftstalente dar. Diese arbeiten und produzieren in der außergewöhnlichen Kulturmetropole, bekommen hier tolle Gründungs- und Unterstützungsangebote über bestehende regionale Cluster und verkaufen ihre Leistungen an Unternehmen und Vertriebspartner im großen Metropolenraum Rhein Ruhr und über die internationalen Messeveranstaltungen der Metropolregion. Die Kultur- und Kreativareale des Ruhrgebiets sind in den Jahren nach der Kulturhauptstadt ganz kräftig gewachsen. Die soziale und kreative Szene hat sich in diesen metropolitanen Orten entscheidend verdichtet und bietet heute jene Form von Urbanität, Netzwerken und Nähe zu Kunden, Partnern und Märkten, wie sie von jungen Kreativen gesucht wird. Es ist das Netzwerk der vielfach verbundenen, aber sehr unterschiedlich ausgerichteten Kreativorte und der neu entstandenen Kultur- und Kunstzentren, welche das Leben in der ungewöhnlichen Metropole der Möglichkeiten 2020 so spannend macht. „Hallo Berlin!“ wird immer selbstbewusster kommuniziert, weil die Metropole Ruhr der sehr repräsentativ gewordenen Bundeshauptstadt den Rang als Metropole der Möglichkeiten schon seit einigen Jahren abgenommen hat. Das Ruhrgebiet etabliert sich national und international als Design Zentrum (Kommunikation, Präsentation, Qualifizierung) Ziel 2 Das Ruhrgebiet positioniert sich als einer der engagiertesten Qualifizierungs- und Entwicklungsstandorte für Kreative Ziel 3 Die Bereiche Design, Architektur, Städte- und Metropolentransformation, Musikwirtschaft werden erfolgreich als regionale Cluster etabliert Ziel 4 Die Innovationsbereiche Games und Lichtwirtschaft u.a. werden nach entsprechenden Machbarkeitsstudien erfolgreich etabliert Ziel 5 Notwendige strategische Koordinationsleistungen für eine vorteilhaft abgestimmte Standortentwicklung werden realisiert Ziel 6 Relevante Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten auf nationaler und internationaler Ebene werden ausgeschöpft 95 Positionierung Teilstrategien zur Zielerreichung Das Ruhrgebiet nutzt mit der Kompetenzfeldstrategie seine spezifischen Stärken in diesem Bereich. Insbesondere im Designbereich soll die Entwicklung dazu führen, dass das Ruhrgebiet im Bereich der Kommunikation, Präsentation und Ausbildung seine Position als internationales Designzentrum absichert und ausbaut und sich über diesen Weg auch zu einem Kommunikationsknoten im internationalen Designnetzwerk aufschwingt. Selbiges scheint auch im Bereich Städte- und Metropolentransformation unter Mitberücksichtigung von Architektur möglich. Im Gamesbereich wird ein Bereich mit viel Zukunftspotenzial und hoher kultureller Bedeutung entwickelt. Im Bereich der Musikwirtschaft baut das Ruhrgebiet seine Position als besonderer Veranstaltungsort und hochwertiger Ausbildungs- und Entwicklungsort für junge Talente aus. Die werdende Metropole Ruhr will besondere Möglichkeitsräume und Unterstützungsservices für die Kreative Klasse anbieten und damit ihr Profil als Metropole der besonderen Möglichkeiten für Kreative schärfen. Im Rahmen der Generalstrategie einer integrierten Kompetenzfeldentwicklung soll die Vision von der Kreativwirtschaftsregion Ruhr über folgende Teilstrategien umgesetzt werden: Strategie 1 Sicherung Entwicklungskontinuität symbolträchtiger Entwicklungskerne wie Designstadt Zollverein; Dortmunder U; Viktoriaviertel Bochum Strategie 2 Klärung der Internationalisierungsstrategie Strategie 3 Clusterstrategien für aussichtsreichste Kreativwirtschaftssektoren Strategie 4 Vernetzung und Identität der Kreativen Klasse Ruhr Strategie 5 Standortentwicklung der Kreativquartiere mit Kreativservices Strategie 6 Standortkooperation für Standortmarketing und Standortservices 96 5 Schlüsselprojekte Schlüsselprojekt 1: Optimierung der zentralen Kreativareale Schlüsselprojekt 2: Internationalisierungsstrategie Schlüsselprojekt 3: Netzwerkmanagement Kreativwirtschaft Ruhr Schlüsselprojekt 4: Kreativquartiere Ruhr Schlüsselprojekt 5: Clusterstrategien: Design, Musikwirtschaft, Games Lichtwirtschaft Schlüsselprojekt 6: Arbeitskreis und Clustermanagement Kreativwirtschaft Ruhr 97 Schlüsselprojekt 1: Optimierung der zentralen Kreativareale Schlüsselprojekt 2: Internationalisierungsstrategie Schlüsselprojekt 3: Netzwerkmanagement Kreativwirtschaft Ruhr (Kreative Klasse Ruhr) Die in der Zwischenzeit bereits symbolträchtig gewordenen Kreativareale Designstadt Zollverein, Dortmunder U und auch das geplante Viktoriaviertel in Bochum stellen die Nagelprobe für einen erfolgreich geführten Entwicklungsprozess zur Kreativwirtschaft der Metropolregion Ruhr dar. Ihr Scheitern oder eine nur halbherzige Realisierung könnte den Gesamtprozess um Jahre zurückwerfen. Deshalb ist gerade diesen Arealen große Aufmerksamkeit zu schenken und für sie eine optimale innere Organisation und beispielgebende Gestaltung zu realisieren. Die Erhebungsarbeiten ergaben, dass die einzelnen neuen Areale noch stark mit ihrer inneren Entwicklung beschäftigt sind. Nationale und internationale Vernetzungen werden parallel dazu von der Kulturhauptstadt initiiert und vorangebracht. Notwendige unterstützende Vermarktungs- und Vertriebsstrukturen werden vor Ort erprobt, scheinen aber für die nationale und internationale Ebene noch kaum vorhanden zu sein. Wenn für das enorm komplexe Kompetenzfeld Kreativwirtschaft im Metropolenraum Ruhr eine strategisch koordinierte Entwicklung realisiert werden soll, dann ist einerseits für eine breite Integration relevanter Akteure zu sorgen und sind andererseits handlungsfähige Strukturen für die Entwicklung und Umsetzung wichtiger gemeinsamer Projekte und Vorhaben zu realisieren. Dabei ist ein entsprechender Mix an Funktionen zu realisieren, welcher insbesondere auch entsprechende Ausbildungsinstitutionen auf Dauer einbezieht und eine auf Kreative anziehend wirkende Form von Urbanität realisiert. Insbesondere sind die Zuständigkeiten für unterschiedliche Aufgabenbereiche der inneren Entwicklung der Areale, eine fachlich optimale Betreuung der inhaltlichen Schwerpunkte, eine optimale Integration der Kreativen, der Ausbildungseinrichtungen und der Wirtschaft und ein produktives Zusammenwirken mit dem unmittelbaren städtischen Umfeld zu klären. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› schafft regionale Innovaitonsknoten ›› profiliert Ruhr als Kreativregion ›› inszeniert Kreativwirtschaftsentwicklung Projektträger: Trägergesellschaften Startentwicklungsmanamgent: Trägergesellschaften 98 Die neuen Initiativen rund um die Kulturhauptstadt haben bisher auch wenig mit den großen bestehenden international vernetzten Einrichtungen wie dem Design Zentrum Nordrhein-Westfalen und dem Red Dot Design Award zu tun. Die für internationale Sichtbarkeit wichtige „Welt Design Ausstellung – Entry“ scheint ersatzlos entschlafen zu sein. Die aktuelle Situation zeigt aber bisher, dass keine zwischen den wichtigsten Partnern des Ruhrgebiets abgesprochene Internationalisierungsstrategie bestehen dürfte. Genau diese wird hier für die Metropolregion Ruhr angeregt und über ein entsprechendes Schlüsselprojekt eingefordert. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› stärkt Metropolenkompetenzfeldqualitäten ›› stärkt internationale Vernetzung ›› verhindert regionales Lock-In Projektträger: Clustermanagement Kreativwirtschaft Startentwicklungsmanamgent: Clustermanagement Kreativwirtschaft Die breite Integration der Akteure lässt sich über ein großes städteübergreifendes Netzwerkmanagement zur Kreativen Klasse Ruhr realisieren. Dieses professionelle Netzwerkmanagement erfasst, dokumentiert und kommuniziert die daran interessierten Akteure, macht die vorhandenen Kompetenzträger sichtbar, bietet ihnen Kooperations- und Austauschbörsen an und organisiert offene Projekte und soziale Events, welche das Netzwerk identitätsbildend und themenbezogen zusammenwachsen lassen. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› sichert Stärke loser Verbindung ›› bietet Vermittlungs- und Servicefunktion ›› stärkt Identität und Anerkennung Projektträger: Clustermanagement Kreativwirtschaft Startentwicklungsmanamgent: Clustermanagement Kreativwirtschaft Schlüsselprojekt 4: Kreativquartiere Ruhr Schlüsselprojekt 5: Clusterstrategien Design, Games, Musikwirtschaft, Lichtwirtschaft Schlüsselprojekt 6: Arbeitskreis und Clustermanagement Kreativwirtschaft Ruhr Diese angelaufene Entwicklung erscheint dann als besonders wichtig und sinnvoll, wenn sie Kreativquartiere schafft, welche Kreativen attraktive Quartiere und Arbeitsmöglichkeiten bieten und gleichzeitig darauf ausgelegt sind, bestehende Urbanitätsdefizite der Ruhrstädte zu beheben. Die Warnung sollte jedoch im Raum bleiben, dass es nicht die entlegensten und unattraktiven Orte sein können, über welche eine forcierte Entwicklung der Kreativwirtschaft am erfolgversprechendsten und möglichst rasch vorangebracht werden kann. Wirtschaft ist konkret. Kreative und erst recht Kreativwirtschaftsbetriebe müssen sich in für ihre Entwicklung, Produktion und Vermarktung relevante Wertschöpfungsnetzwerke einbinden können und ökonomisch erfolgreich bleiben. Dabei hilft ihnen ein Netzwerk der Kreativen Klasse Ruhr nicht ausreichend. Vielmehr sind für die im Ruhrgebiet verdichteten Kreativwirtschaftsbereiche eigene Clusterstrategien zu realisieren, in welche sich die Kreativunternehmen einbringen können und die sie sehr konkret mit den für ihre Branche entscheidenden Entwicklungs- und Vermarktungsstrukturen verbinden. Aus dem Netzwerk Kreativwirtschaft Ruhr heraus soll ein Arbeitskreis Kreativwirtschaft Ruhr konstituiert werden, in welchem die wichtigsten interessierten Betriebe, Kreativen und Kulturschaffenden vertreten sind, die sich dauerhaft und professionell für die Entwicklung der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet einsetzen. In diesem Arbeitskreis sind auch die Wirtschaftsförderungseinrichtungen des Metropolenraums vertreten. Der Arbeitskreis sollte von der im Rahmen der Kulturhauptstadtinitiative entstehenden Kreativorganisation im Zusammenwirken mit der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH koordiniert und geleitet werden und die für die Kreativwirtschaftsentwicklung entscheidenden Strategien und Projekte definieren und deren Umsetzung organisieren. Dafür sollte für die gesamte Kreativwirtschaft des Ruhrgebiets ein entsprechendes Clustermanagement eingerichtet werden, welches die Kompetenz besitzt, alle Schwerpunktbereiche gut zu betreuen. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› schafft günstige Produktionsbedingungen ›› Hot Spot und Netzwerktreffpunkt ›› verbessert Urbanität Projektträger: Lokale Trägergesellschaften Startentwicklungsmanamgent: Lokale Trägergesellschaften Flankierendes Sonderprojekt: Lehrstuhl für Kreativwirtschaft Mit der zunehmenden Bedeutung der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet scheint auch die Einrichtung eines Lehrstuhls für Kreativwirtschaft und ein entsprechender Ausbau von Forschung und Lehre zur Kreativwirtschaft empfehlenswert zu sein. In diesem Sinne sollten die Clusterstrukturen für die Stärkebereiche Design, Städteund Metropolentransformation und Musikwirtschaft konsequent ausgebaut werden und die kulturell bedeutsamen innovativen Hoffnungsinitiativen in den Bereichen Games und Lichtwirtschaft konsequent dabei unterstützt werden, sich mit den entscheidenden Partnern innerhalb und außerhalb der Metropolregion zu vernetzen. Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› bietet konkrete Unterstützungsangebote ›› Wertschöpfungskettenbezug ›› schafft Standortspezialisierung Projektträger: Clustermanagement Kreativwirtschaft Startentwicklungsmanamgent: Ruhr.2010 GmbH, Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH Entwicklungsfunktionen des Projekts: ›› situationsgerechte Unterstützungsleistungen ›› Ressourcensicherung ›› nutzt kollektives Wissen ›› integriert engagierte Akteure ›› sichert Handlungsfähigkeit Projektträger: Ruhr.2010 GmbH (bis 2011) Startentwicklungsmanamgent: Ruhr.2010 GmbH, Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH, Kooperationsgruppe 99 6 Regional Governance & Umsetzungsorganisation Netzwerk Kreative Klasse Ruhr Ausgangssituation Der Kontext der Entwicklung der Kreativwirtschaft erscheint im Ruhrgebiet sehr dynamisch und schwierig kalkulierbar. Die Kulturhauptstadt hat als erste Kulturhauptstadt Europas den Bereich Kreativwirtschaft in ihr Programm integriert und eine intensive und komplexe Entwicklungsinitiative entfacht. Gleichzeitig werden auf Landesebene neue Förderungs- und Unterstützungsstrukturen aufgezogen und riesige Investitionen für einzelne Kreativareale im Ruhrgebiet realisiert. Die formal für Kreativwirtschaft zuständigen Wirtschaftsförderungseinrichtungen der Region sind dabei, sich mit neuen Gründer- und Unterstützungsprogrammen auf die neue Herausforderung einzustellen. Für die Umsetzung der neuen Entwicklungsstrategie erscheint es notwendig, nachhaltig wirksame Entwicklungsstrukturen zu etablieren, welche sowohl wirtschaftliche als auch kulturelle Akteure in passender und zielführender Weise integrieren. Die aus der Kulturhaupt- 100 stadt hervorgegangene Trägerorganisation scheint jedenfalls im Einvernehmen mit dem Land NRW bis Ende 2011 in der Lage zu sein, die Funktionen eines entsprechenden Clustermanagements übernehmen zu können. Eine produktive Zusammenarbeit mit den bestehenden Einrichtungen der Wirtschaftsförderung wurde vereinbart. Die Zusammenarbeit mit dem DesignZentrum NRW und dem Red Dot Design Award sind noch nicht geklärt. Insgesamt betrachtet bewegt sich die regionale Entwicklungszusammenarbeit noch auf einem kritischen, nicht besonders erfolgversprechenden und vertrauensgesicherten Niveau. Es erscheint daher jedenfalls sinnvoll, dass sich die Organisation der Kulturmetropole Ruhr aktiv für eine produktive Umsetzung der Kreativwirtschaftsstrategie engagiert. Im Bedarfsfall sollte sie nach der Kulturhauptstadt auch das Clustermanagement übernehmen können. Für das Ruhrgebiet hat die Diversifizierung seiner sozialen und wirtschaftlichen Strukturen große Bedeutung. Deshalb sind die Kreativen und Kreativwirtschaftsbetriebe als Träger dieser Ausdifferenzierung besonders bedeutsam. Ihnen sollte entsprechende Anerkennung und Unterstützung zugedacht werden. Das im Schlüsselprojekt 3 bereits eingeforderte professionelle Netzwerkmanagement für die Kreative Klasse Ruhr schafft genau diese breite Integration, Anerkennung und symbolische Unterstützung. Kreativquartiere und das Clustermanagement konkretisieren die Nutzen der Entwicklungszusammenarbeit und stärken damit das regionale Netzwerk und seine Koordinierbarkeit. Arbeitskreis Kreativwirtschaft Subclustermanagement: Der Arbeitskreis führt die interessierten relevanten Akteure der Kreativwirtschaft aus dem Wirtschaftsbereich und dem Kulturbereich zusammen und schafft eine handlungsfähige Plattform für notwendig Koordinations- und Verständigungsleistungen zwischen den unterschiedlichen Akteuren. Dieser Arbeitskreis Kreativwirtschaft Ruhr sollte neben der Lösung der Entwicklungsprobleme in den einzelnen Clustern seine Tätigkeit zur Sicherung notwendiger Verbindungs- und Koordinationsleistungen möglichst bald aufnehmen. Der Arbeitskreis sollte von der innerhalb der Kulturhauptstadtinitiative entstehenden Clusterorganisation in einem Zusammenwirken mit der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH organisiert werden und auch das Design Zentrum NRW integrieren. ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Cluster- und Kompetenzfeldmanagement Wie bereits dargestellt sollte die branchenübergreifende Organisation der Kreativwirtschaft durch clusterbezogene Organisationsformen für Design, Städte- und Metropolentransformation und Architektur, Musikwirtschaft, Games und Lichtwirtschaft ergänzt werden. Netzwerkmanagement, Arbeitskreisorganisation und Clustermanagement sollten von einem einzurichtenden Kompetenzfeldmanagement, welches die gesamte Umsetzung der neuen Kreativwirtschaftsstrategie koordiniert und managt, realisiert werden. Wie dargestellt könnte das Kompetenzfeldmanagement bis 2011 bei der Ruhr.2010 GmbH angesiedelt werden. Für die weitere Zukunft ist nach evaluierten Erfahrungen der Startphase zu entscheiden, wer die Trägerschaft für das Kompetenzfeldmanagement übernimmt. Die möglichen Leistungs- und Aufgabenbereiche des Kompetenzfeldmanagements stellen sich folgendermaßen dar: Clustermanagement gesamt: ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Aufbau und Moderation des Arbeitskreises Kreativwirtschaft Optimierung der Governancestruktur Koordination des Clustermanagements NRW Laufende Entwicklung der Clusterstrategie Umsetzungsmanagement der Clusterstrategie Netzwerkmanagement Kreative Klasse Ruhr Vermittlung Kultur- und Wissenschaftsinitiativen Nationale und internationale Vernetzung Sicherung, Evaluierung und Lernfähigkeit Design, Musikwirtschaft, Games, Lichtwirtschaft Leitung und Koordination Clusterarbeitskreis Laufende Strategie- und Projektentwicklung Umsetzungskoordination Öffentlichkeitsarbeit Evaluierung Entwicklungsfortschritt Entwicklung Kreativquartiere Designstadt Zollverein, Dortmunder U, Viktoriaviertel Bochum, Innenhafen Duisburg, Unna-Massen, Dinslaken, u. a. Fonds Kreativwirtschaft Ruhr: ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Definition Bedarfe Kreation Schwerpunkte Koordination Creative NRW Ausschreibung Jurykoordination Förderungsabwicklung Evaluierung Öffentlichkeitsarbeit Vermittlung Services: ›› ›› ›› ›› ›› Gründungsberatung Finanzierung Förderung Qualifizierung u. a. Verkoppelung und Verbindung mit den bestehenden Initiativen Die Verbindung mit den Kulturhauptstadtinitiativen ist im gegebenen Fall gut gesichert. Vielmehr gilt es, die langfristigen Hauptakteure wie die Wirtschaftsförderung Ruhr, die geplante Organisation Kulturmetropole Ruhr und das DesignZentrum NRW in passender Form in die relevanten Ausbildungseinrichtungen und Kreativquartiere und interessierte Unternehmen einzubinden. Schnittstellenmanagement mit den Initiativen und zuständigen Stellen des Landes Nordrhein-Westfalen Da auch auf Landesebene ein Clustermanagement für Kreativwirtschaft etabliert werden soll, gilt es, möglichst bald eine entsprechende, sich ergänzende Arbeitsteilung mit den zuständigen Landesstellen auszuhandeln. 101 Meilensteinplanung für den Umsetzungsstart der Kompetenzfeldstrategie Für den Masterplan Kulturmetropole Ruhr liegt der Ball für die Umsetzung und Umsetzungsplanung der entwickelten Kompetenzfeldstrategie primär bei der Kulturhauptstadt Ruhr GmbH und bei der Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr. Eine Kooperationsgruppe der zukünftigen Organisation Kulturmetropole Ruhr kann sich vorerst nur dafür engagieren, dass eine verbindliche Umsetzungsplanung und -vereinbarung zwischen den Tochterfirmen des RVR zu Stande kommt, welche die kulturellen Aspekte der Kreativwirtschaftsentwicklung in adäquater Weiser berücksichtigt. Eine Meilensteinplanung für die Einleitung dieser längerfristig angelegten Umsetzung sieht grob betrachtet folgendermaßen aus: ›› Nominierung einer Kooperationsgruppe durch die Arbeitsgruppe Masterplan, die Kulturhauptstadt Ruhr GmbH und die Wirtschaftsförderung Ruhr GmbH ›› Planung und Vereinbarung der begleitenden Informations-, Diskussions- und Evaluierungsarbeiten zur Kulturhauptstadtinitiative ›› Schnittstellenmanagement mit den Kreativwirschaftsinitiativen des Landes Nordrhein-Westfalen ›› Etablierung des Clustermanagements bei der Ruhr.2010 GmbH mit Vereinbarung der Erwartungen, Zielsetzungen und Arbeitsteilungen mit der Wirtschaftsförderung Ruhr ›› Etablierung des Arbeitskreises Kreativwirtschaft Ruhr mit Aufgaben- und Zielplanung ›› Begleitende Informations-, Diskussions- und Evaluierungsarbeiten zu den laufenden Kreativwirtschaftsinitiativen ›› 2011: Zwischenevaluierung der realisierten Ergebnisse ›› Diskussion und Entscheidung der zukünftigen Organisationsund Trägerform für die längerfristige Umsetzung der Kreativwirtschaftsstrategie 102 Kosten und Finanzierungsbedarf Metropolenkompetenzfeld Kreativwirtschaft (pro Jahr) Personalkosten: Sachkosten: 100.000 EUR 20.000 EUR Flexible Mittel: 300.000 EUR Gesamt: 420.000 EUR 103 104 Kompetenzfeld Bildende Kunst Einzigartige Möglichkeiten für Schaffung und Präsentation von Kunst 105 1 Ausgangssituation Der Masterplan Kultur Metropole Ruhr fokussiert. Er konzentriert sich auf vier umfassende, transdisziplinäre Metropolenkompetenzfelder, mit denen die Kulturmetropole Ruhr in den Jahren von 2010 bis 2020 aufgebaut werden soll. Es gibt jedoch einen Kulturbereich, der trotz seiner augenscheinlichen Bedeutung von den Metropolenkompetenzfeldern nicht abgedeckt wird: Die Bildende Kunst. Das Ruhrgebiet ist eine einzigartige Region für das Schaffen und die Präsentation von Kunst. Durch die räumliche Struktur einer polyzentrischen Städtelandschaft ist die Metropole Ruhr auch eine Metropole der Zwischenräume. Hier wechseln riesige Leerflächen mit dicht besiedelten Kernstädten. Künstlerische Interventionen in den Stadtbildern und in den urbanen Zwischenräumen sind hier integrative Notwendigkeiten für die Gestaltung einer lebhafteren, lebenswerteren Region und Städtelandschaft. Woanders mögen oberflächliche Behübschungen genügen, hier funktionieren sie nicht. Interventionen durch Kunst verlangen im Ruhrgebiet nach einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Ort und seinem Umfeld. In dieser immer wieder mit neuen Ansätzen zu lösenden Aufgabenstellung wurden Pionierleistungen wie in der so genannten Haldenkunst (Schurenbachhalde, Halde Haniel oder Halde Beckstraße) erbracht und Kompetenzen wie in der Lichtkunst (Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna, Beleuchtung des Landschaftsparks Duisburg oder Hellweg – Ein Lichtweg) aufgebaut. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 wird einerseits der Raum um Emscher und Rhein-Herne Kanal zum Ort für Kunstinterventionen, andererseits wird der Lichtkunstschwerpunkt durch die Biennale für internationale Lichtkunst und Twilights / Ruhrlights verdichtet. In der Metropole Ruhr sollte dieser Dialog von Kunst und Landschaften, der sich im transdisziplinären Schnittfeld von Kunst, Kreativwirtschaft und Raumgestaltung abspielt, kreativ weitergeführt werden. Hier kann und soll eine metropolitane Kompetenz aufgebaut werden, mit der die Metropole Ruhr auch zur anerkannten und exportierenden Kompetenzträgerin in den internationalen Netzwerken wird. Das Ruhrgebiet präsentiert sich 2009 auch mit einer einzigartigen Fülle und Differenziertheit an Museen Moderner und Zeitgenössischer Kunst. Karl Ernst Osthaus gründete in Hagen das weltweit erste Museum Zeitgenössischer Kunst. Städtisches und privates Engagement haben in Folge eine dichte und dabei ausdifferenzierte Museumslandschaft hervorgebracht. Zu den eher umfas- 106 send angelegten städtischen Sammlungen wie dem aus Osthaus’ Sammlung hervorgegangenen Museum Folkwang in Essen, dem Museum im Ostwall in Dortmund, dem Kunstmuseum Bochum oder dem Städtischen Museum Gelsenkirchen kommen bewusst spezialisierte Häuser wie das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl, das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm, das Josef Albers Museum in Bottrop oder das Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna. Duisburg beherbert mit dem Stiftung Lehmbruck Museum – Zentrum internationaler Skulptur und der Sammlung Ströher im Museum Küppersmühle gleich zwei solcher international renommierten, spezialisierten Häuser. Im Ruhrgebiet herrscht ein vielschichtiger, professioneller Ausstellungsbetrieb, mit dem Gasometer Oberhausen ist auch die spektakulärste Ausstellungshalle Europas in der Region. Gleich vier neue Kunstmuseen werden zum Kulturhauptstadtjahr 2010 eröffnet. Das Museum Folkwang in Essen wird mit dem Neubau seine Stellung unter den großen Museen Moderner Kunst der Welt festigen können. Der Neubau des Museum Folkwang wird finanziert durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung als alleiniger Förderin. Konzipiert von David Chipperfield Architects. Realisiert von der Neubau Museum Folkwang Essen GmbH. In Hagen wird mit dem Emil Schumacher Museum neben dem Osthaus Museum ein echtes neues Kunstquartier etabliert. In Duisburg erhält die Sammlung Ströher einen eindrucksvollen Erweiterungsbau auf dem Dach des Küppersmühle-Speichers. Das Dortmunder U integriert die Sammlung des Museums am Ostwall in ein neues umfassendes Kreativquartier. Der Metropole Ruhr wird ein Reichtum an Orten für Kunst auf den Weg gegeben, dem einerseits seine Freiräume zur individuellen Entwicklung und Entfaltung bewahrt werden müssen, der andererseits jedoch auch nach mehr Koordination und Kooperation verlangt und der insgesamt größere Bekanntheit und viel mehr Anerkennung verdient. Vor allem aufgrund dieser beiden ganz spezifischen Eigenheiten – Kunst als integrativer Bestandteil der Gestaltung der Stadt- und Zwischenraumlandschaft dieser einzigartigen Region und die Fülle und Differenziertheit an Museen Moderner und Zeitgenössischer Kunst – gelingt es im Ruhrgebiet immer wieder, Kunst zu schaffen, zu kuratieren und zu präsentieren wie nirgendwo anders. „Reservate der Sehnsucht“ unter dem Dortmunder U und „The Wall“ im 2 Strategische Ziele Gasometer Oberhausen sind nur zwei von vielen Beispielen aus der Vergangenheit. Die weitere Entfaltung dieser Ruhr-spezifischen Ästhetik und ihre überregionale Bekanntmachung ist eine Schlüsselaufgabe in der Metropole Ruhr. Doch ist das Ruhrgebiet bei all diesen Errungenschaften nicht für sich alleine bereits eine Metropole der Bildenden Kunst. Zwar hat das kunstgeschichtliche Institut der Ruhr-Universität Bochum in der Tradition Max Imdahls einen hervorragenden Ruf aufgebaut, mit Ausnahme des Fotografie-Schwerpunkts an der Folkwang Hochschule fehlt jedoch die künstlerisch-akademische Ausbildung. Zu nahe sind die Zentren Köln und Düsseldorf, weshalb der Kunstmarkt wenig entwickelt ist. Die Dichte an Galerien, Art Consultants und Auktionshäusern ist im Vergleich eher gering ausgeprägt, die neu aufgebauten Kunstmessen bedienen einen lokalen Nischenmarkt. Ausbildung, Galerienszene, Kunstmessen, Auktionshäuser, Medien wie auch die Künstlerszene selbst sind in den Metropolenräumen Köln und Düsseldorf derart stark und zugleich geografisch nah, dass es den Autoren und Gestaltern des Masterplans Kulturmetropole Ruhr nicht sinnvoll erscheint, hier eine Konkurrenzsituation aufbauen zu wollen. ›› Lichtkunst wird zum metropolitanen Kompetenzfeld der Metropole Ruhr ›› Die Kunstmuseen der Metropole Ruhr entwickeln beispielhafte Kooperationen und attraktive Themenschwerpunkte ›› Die Metropole Ruhr kann sich als Ort für „Kunst, wie Sie sie noch nie erlebt haben!“ nachhaltig positionieren ›› Bildende Kunst in der Metropolregion Köln-Düsseldorf-Metropole Ruhr wird als aufgabenteiliges Kompetenzfeld organisiert Die Projekte dazu werden im Folgenden skizziert. Während das Ruhrgebiet etwa in den Darstellenden Künsten die Nummer 1 in Nordrhein-Westfalen ist, ist man von einer solchen Stellung in Bildender Kunst weit entfernt. Die Metropole Ruhr als umfassender Kompetenzträger in Bildender Kunst kann sinnvollerweise nur im Zusammenhang der Metropolregion Rhein-Ruhr gesehen werden. Daher wird im Masterplan Kulturmetropole Ruhr nicht der Aufbau einer eigenständigen, das gesamte Kunstspektrum umfassenden Kunstmetropole Ruhr als Ziel gesetzt. Die Metropole Ruhr soll stattdessen ihre mit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 noch pointierter entwickelten Stärken und Einzigartigkeiten als Ort für „Kunst, wie Sie sie noch nie erlebt haben!“ weiter ausbilden, um die weltweit an vorderster Stelle mitwirkende Kunstmetropolenregion Rhein-Ruhr als gleichberechtigter Partner mitzugestalten. 107 3 Schlüsselprojekte Schlüsselprojekt 1: Weiterer Aufbau der Schwerpunkte Lichtkunst und Kunst im öffentlichen Raum Schlüsselprojekt 2: Ruhr-spezifische Formate der Kunstpräsentation Schlüsselprojekt 3: Integration in eine Kunstmetropole Rhein-Ruhr Schlüsselprojekt 4: Kooperationen RuhrKunstMuseen Schlüsselprojekt 6: Metropolenmarketing Rhein-Ruhr 108 Schlüsselprojekt 5: Einlösung der Koordinations- und Kooperationschancen der Kunstmuseenlandschaft Ruhr Schlüsselprojekt 1: Weiterer Aufbau der Schwerpunkte Lichtkunst und Kunst im Öffentlichen Raum Schlüsselprojekt 3: Integration in eine Kunstmetropole Rhein-Ruhr Schlüsselprojekt 4: Kooperation RuhrKunstMuseen Lichtkunst und Kunst im Öffentlichen Raum sind bereits im Zuge der Metropolenkompetenzfelder Kreativwirtschaft und Städte- und Metropolentransformation angesprochen. Durch die Einbindung der Lichtwirtschaft in Nordrhein-Westfalen und die Schaffung eines Ausbildungsschwerpunkts ist der Aufbau einer metropolitanen Lichtkunst-Kompetenz der Kern für den Aufbau eines kreativwirtschaftlichen Lichtkunst-Clusters in der Metropole Ruhr mit Zentrum in und um Unna. Die Schaffung einer aufgabenteilig organisierten Kunstmetropolenregion RheinRuhr kann nicht von den Akteuren in der Metropole Ruhr alleine realisiert werden. Die Überzeugung der Akteure auf Landesebene und in den beiden Metropolregionen Düsseldorf und Köln, dass die Metropole Ruhr mit ihren bewusst gesetzten Schwerpunkten eine ideale Ergänzung zu den Kunstlandschaften in Köln und Düsseldorf darstellt, ist jedoch ein erster Schritt zur Realisation eines solchen Kunstmetropolenraums. Eine Aufgabenteilung nach folgenden Leitlinien ist hier denkbar: Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 haben sich 20 Kunstmuseen im Ruhrgebiet unter der Dachmarke RuhrKunstMuseen zusammengefunden: Kunstmuseum Bochum; Situation Kunst, Bochum; Josef Albers Museum, Bottrop; Museum am Ostwall, Dortmund; MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg; Stiftung DKM, Duisburg; Stiftung Wilhelm Lehmbruck Museum – Zentrum Internationaler Skulptur, Duisburg; Museum Folkwang, Essen; Städtisches Museum Gelsenkirchen; Karl Ernst Osthaus Museum, Hagen; Gustav-Lübcke-Museum, Hamm; Emschertal-Museum und Flottmann-Hallen, Herne; Skulpturenmuseum Glaskasten Marl; Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr in der Alten Post; Ludwiggalerie Schloss Oberhausen, Kunsthalle Recklinghausen; Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna. Schlüsselprojekt 2: Ruhr-spezifische Formate der Kunstpräsentation Während es klar ist, dass man die spezifischen Formate dieser einzigartigen Kunstregion stetig weiterentwickeln muss und nicht bei der beständigen Neuauflage des Konzepts der Schaffung einer postindustriellen Landschaft stehen bleiben darf, ist die weitere Entfaltung dieser Ruhr-spezifischen Ästhetik und ihre überregionale Bekanntmachung eine Schlüsselaufgabe in der Metropole Ruhr. Die Kulturmetropole Ruhr muss solche Formate bewusst unterstützen. ›› Köln: Schwerpunkte Kunstmarkt, Kunstmesse ›› Düsseldorf: Schwerpunkte Ausbildung, Szene ›› Metropole Ruhr: Schwerpunkte Kunst im Öffentlichen Raum, „Kunst, wie Sie sie noch nie erlebt haben!“ Die Kunstmuseenlandschaft selbst ist in allen drei Metropolräumen derart dicht und vielschichtig, dass hier eine Spezialisierung nicht ratsam ist. Die RuhrKunstMuseen wollen in der Ausstellungsplanung, der Präsentation der Sammlungen, in Kommunikation und Marketing sowie in der Kunstvermittlung zusammenarbeiten. Im Verbund wollen die RuhrKunstMuseen mit ihren Sammlungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts und mit ihrem vielfältigen Ausstellungsprogramm einen entscheidenden, weithin sichtbaren Beitrag zum kulturellen Leben der gesamten Metropolregion leisten. Es ist im Sinne der Entwicklung der Metropole Ruhr, wenn diese Kooperation noch stärker institutionalisiert wird und zum fixen Forum für die Koordination der Kunstmuseenlandschaft Ruhr und ihrer Aufgaben wird. 109 Schlüsselprojekt 5: Einlösung der Koordinations- und Kooperationschancen der Kunstmuseenlandschaft Ruhr Schlüsselprojekt 6: Metropolenmarketing Rhein-Ruhr Wie die Theaterlandschaft Ruhr besitzt auch die Kunstmuseenlandschaft mit ihrer Ausrichtung auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts relevante Kooperationspotenziale, deren Einlösung zur Ausweitung künstlerischer Möglichkeiten und zu Einsparungen ohne Qualitätsverlust genutzt werden können. Das erklärte Ziel der unter der Dachmarke RuhrKunstMuseen zusammengeschlossenen Häuser ist auch der Aufbau einer dauerhaften gemeinsamen Organisation, die: Wie zum Metropolenkompetenzfeld Theater / Performing Arts bereits beschrieben: Es ist eine entscheidende Entwicklungsherausforderung des Ruhrgebiets, für seine herausragenden Produktionen auch immer wieder das gesamte interessierte Metropolenpublikum anzusprechen und relevante Teile daraus zur Nutzung des Metropolenangebots in Bewegung zu bringen. Das entsprechende Metropolenmarketing und die Organisation eines metropolenweit wirksamen Abo- und Ticketingsystems sowie eines entsprechend komfortabel nutzbaren Mobilitätsangebots kann nicht durch einzelne Häuser, sondern nur kooperativ, hausübergreifend und in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund wirklich gut organisiert werden. Dieses Serviceangebot für Museen und Besucher sollte mindestens aus drei Teilen bestehen: ›› eine Kontinuität der Zusammenarbeit auf den verschiedenen Arbeitsfeldern ermöglicht; ›› eine Profilierung der Sammlungsschwerpunkte der einzelnen Häuser erleichtert, gegebenenfalls durch Austausch von Leihgaben innerhalb des Verbundes; ›› die regionale, nationale und internationale Wahrnehmung der Häuser, ihrer Sammlungen und Ausstellungen verbessert; ›› das Verständnis für die kulturelle Bedeutung der einzelnen Museen und ihrer Gesamtheit für die Region vertieft; ›› eine Nachhaltigkeit beim Einwerben von Drittmitteln und in der Zusammenarbeit mit Medienpartnern erlaubt. Die Analysen und Erhebungsarbeiten zur Entwicklung des Masterplans haben in diesen Bereichen auch tatsächlich relevante Kooperationspotenziale gefunden. Weiterhin muss in diesem Kooperationskreis auch über Konzentrationen und Zusammenschlüsse in der Museumslandschaft nachgedacht werden, doch benötigen ihre Einlösungen noch aufwendige politische Abstimmungs- und Vorbereitungsprozesse. Als langfristige Vision ergibt sich dabei ein Zusammenschluss einzelner Museen unter einer gemeinsamen Dachorganisation, die mit dem Rückhalt der Städte eine Abstimmung der strategischen Ausrichtung und eine Einlösung vorhandener Kooperationschancen über einen umsichtig gestalteten Transformationsprozess realisiert. 110 1 Metropolenmarketing und e-Portal Kulturmetropole Ruhr 2 Abosystem Kulturmetropole Ruhr 3 Mobilitätscard und Kulturbussystem Kulturmetropole Ruhr In Bildender Kunst macht ein solches Vorgehen umso mehr Sinn, wenn es für den gesamten Metropolenraum Rhein-Ruhr realisiert wird. Umsetzung ›› Der weitere Aufbau des Lichtkunst- und Lichtwirtschaftsclusters wird im Zuge der Kreativwirtschaftsentwicklung (Metropolenkompetenzfeld 4) vorangetrieben. Hier muss durch die Projektträger gewährleistet werden, dass die künstlerisch-konzeptionellen Anforderungen im Kern der Entwicklung stehen. ›› Kunst im öffentlichen Raum in der Metropole Ruhr ist im Zusammenhang mit Städte- und Metropolentransformation zu sehen. Im Rahmen seiner neu bestätigten regionalen Planungskompetenz soll der RVR in enger Abstimmung mit den Städten auch die Lösungsorganisation der Gestaltungsherausforderungen von Kunst in den Zwischenräumen der Metropole Ruhr übernehmen. Für die Programme rund um Emscher und Rhein-Herne Kanal nach 2010 ist die Kooperation mit der Emschergenossenschaft zu gewährleisten. Die Schaffung eines aufgabenteiligen Kunstmetropolenraums Rhein-Ruhr zu initiieren und mitzukoordinieren ist ebenfalls Aufgabe des RVR. ›› Die Kooperation der RuhrKunstMuseen ist 2009 bereits in vollem Gang. Sie hat die Arbeit aufgenommen und ist im Begriff, ihre Finanzierung zu sichern. ›› Für die Unterstützung der Positionierung der Metropole Ruhr als Ort für „Kunst, wie Sie sie noch nie erlebt haben!“ sollen aus dem Innovationsfonds Kulturmetropole Ruhr eigene Mittel zur Verfügung gestellt werden. Sie sind in der Kostenplanung mitberücksichtigt. 111 112 Basiskompetenzfeld 1 Geschichtskultur / Historisches Erbe „Wir benötigen mehr Geschichte in eigener Regie“. (Klaus Tenfelde) 113 1 Ausgangssituation Das Ruhrgebiet ist in eine neue Ära der Identitätsbildung eingetreten. Die Großindustrie um den Initiativkreis Ruhr entwickelt Wirtschaftskonzepte für Ruhr 2030, die Wissenschaftslandschaft Ruhr beginnt sich zu organisieren, die Initiative pro Ruhrgebiet ruft zur Gründung der „Ruhrstadt“ auf. Erstmalig eröffnet ein historisches Museum, das ganz auf die Geschichte des Ruhrgebiets fokussiert ist. Die kulturelle Großintervention RUHR.2010 Kulturhauptstadt Europas hat die Ruhrstädte kulturell wieder näher zusammengerückt und die Entwicklung der Metropole Ruhr zu einem programmatischen Schwerpunkt gemacht. Was mit der IBA begann, scheint sich mit der Kulturhauptstadt in neuer Form fortzusetzen und in die Entwicklung eines einzigartigen multizentrischen Metropolenraums zu münden. In dieser aktuellen Situation der Neudefinition von Ruhr, die aufgrund des langwierigen und tiefgreifenden Strukturwandelprozesses von einem partiellen Identitätsvakuum begleitet wird, gewinnt ein zeitgemäßer, reflexiver Umgang mit Geschichte und dem historischen Erbe großen Stellenwert. Eine qualifiziert gepflegte Geschichtskultur ist ein Schlüssel für die Identität der einzelnen Menschen im Ruhrgebiet wie auch für die kollektive Identität der Metropolregion und deren fundierte Weiterentwicklung. „Keine Zukunft ohne Herkunft“ lautet dabei die Devise. Dem Ruhrgebiet wurde die Entwicklung einer kollektiven Identität bzw. von breit geteilten Identitätselementen lange alles andere als leicht gemacht. Die „gespaltene Persönlichkeit“ des Ruhrgebiets basiert auf starker Identifizierung der Bevölkerung als „Ruhrgebietler“ oder “Kind des Ruhrgebiets“ bei schwacher gemeinsamer institutioneller Grundlage. So wurde auf politischer und kultureller Ebene ein Zusammenwachsen der Region über lange Zeit eher behindert als gefördert. Drei Regierungsbezirke (Münster, Düsseldorf und Arnsberg) und zwei Landschaftsverbände (Rheinland und Westfalen-Lippe) teilen sich verwaltungstechnisch das Ruhrgebiet untereinander auf, wobei keiner der Regierungsbezirke und Landschaftsverbände seinen Sitz im Ruhrgebiet hat. Obwohl diese Verbände und Verwaltungseinrichtungen unbestreitbar wichtige Funktionen erfüllen, behinderte die gegebene Struktur bis heute die Ausprägung einer starken institutionellen Identitätsbasis für das Ruhrgebiet. Die beiden Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe sind die bedeutendsten „Geschichtsschreiber“ des Ruhrgebiets da sie Träger des Großteils der Geschichts- und Identitätsmuseen im Ruhrgebiet sind. Alle Städte im Ruhrgebiet sind auch Mitglieder des einen oder des anderen Landschaftsverbands. Die Verbände haben sich große Verdienste um die Geschichtskultur im Ruhrgebiet zuzuschreiben. Viele professionell aufgebaute und geführte Museen, die 114 im Ruhrgebiet liegen, werden von den Besuchern und der Bevölkerung unabhängig von der tatsächlichen Trägerschaftskonstellation auch als Museen des Ruhrgebiets wahrgenommen. Die Situation ist dennoch nicht ideal für die Entwicklung einer eigenständigen Identität als Metropole Ruhr. Zum Beispiel hat sie bis in die jüngste Vergangenheit die Entwicklung eines historisches Museums und Besucherzentrums, das primär dem Ruhrgebiet selbst gewidmet war, behindert. Was auf politischer Ebene mit der Gründung des Siedlungsverbands Ruhr 1919/20 begann und auf kultureller Ebene mit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park 1989 bis 1999 initiiert wurde, hat sich seit der Jahrtausendwende weiter verdichtet. Die gesamte Region ist gemeinsam Kulturhauptstadt Europas 2010 und der damit verbundene Wandel des Ruhrgebiets zur „Metropole Ruhr“ findet weite Zustimmung. Die Erkenntnis, dass die 53 Städte im Ruhrgebiet gemeinsam stärker sind als gegeneinander wird durch diese Entwicklungen gestärkt. Der gemeinsame Verband der 53 Städte, der seit 2004 den Namen „Regionalverband Ruhr“ trägt, ist erstmals in der Geschichte mit echten regionalen Planungskompetenzen im kulturellen Bereich ausgestattet. Diese Entwicklungen finden eine qualifizierende Entsprechung in der Geschichtskultur des Ruhrgebiets: Mit dem 2008 bis 2010 schrittweise eröffneten Ruhrmuseum auf Zollverein hat das Ruhrgebiet nun erstmals auch ein Museum seiner selbst, dessen klarer Fokus auf der Geschichte des Ruhrgebiets, und nicht auf der Geschichte einzelner seiner Städte, Unternehmen, Industrien oder Kulturen liegt. Angesichts der aktuellen Entwicklungen, in denen die Identität des Ruhrgebiets neu konstruiert wird, ist es für den Masterplan Kultur Metropole Ruhr von entscheidender Bedeutung, die Geschichtskultur und den Umgang mit dem historischen Erbe adäquat in die zukünftige Entwicklung einzubinden. Die vorliegende Konzeption inkludiert einige Elemente aus dem Vortrag Das Ruhrgebiet: Raum und Gedächtnis von Klaus Tenfelde (Veranstaltung SBR/RVR, 23.1.2009, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets). 2 Strategische Ziele Oberziel Geschichtskultur im Ruhrgebiet wird zur Geschichtskultur der werdenden Metropole Ruhr Unterziel 1 Dies ist das strategische Oberziel für die Entwicklung. Es ist kein Selbstzweck, sondern wird aus der Überzeugung abgeleitet, dass eine Metropole ihre Geschichte auf ihre eigene Art und Weise erzählen und fortschreiben können muss – und mit Metropole Ruhr ist die Gemeinschaft der 53 Städte im Regionalverband Ruhr und der Bevölkerung dieser Region gemeint. Im Konzept des Ruhr Museums drück sich ein zu bestätigendes qualitatives Verständnis von Geschichtskultur aus: Die gesamte Geschichtskultur der Metropole Ruhr in ihren Funktionen Wissenschaft, Ausbildung, Sammlung, Bewahrung, Präsentation und Marketing soll beispielhaften Charakter für andere Industrieregionen im Wandel haben. Man kann 2009 feststellen, dass dieser beispielhafte Charakter in vielen Facetten bereits gegeben ist. Die Zeche und Kokerei Zollverein als UNESCO Weltkulturerbe, eine einmalige Dichte an Industriemuseen, eine Vorreiterrolle in Oral History oder die Arbeit des Kulturwirtschaftlichen Instituts Essen sind Beispiele dafür. Durch die bestehende Zersplitterung und eine wenig kohärente Geschichtserzählung wird die identitätsbildende Funktion der Geschichtskultur der Metropole Ruhr jedoch noch nicht ausreichend wahrgenommen. Ruhr Geschichtskultur soll in Zukunft ihr Engagement für die Lösung von Gegenwartsfragen der Metropole und ein entsprechendes Identitätsangebot vermitteln. „Geschichte, richtig verstanden, ist zwar retrospektiv, aber nicht rückwärts gewandt, sondern sucht im So-geworden-Sein zu erkennen, wie die Gegenwart beschaffen ist und welche Voraussetzungsqualitäten sie für die Zukunft hat“. (Konzept Ruhr Museum) Die Geschichtskultur der Metropole Ruhr als beispielgebende Form eines reflexiven identitätsbildenden Umgangs mit Geschichte und Vermitler einer zeitgemäßen Ruhr Identität Unterziel 2 RuhrMuseum, Industriemuseen und Route der Industriekultur als beispielgebende Formen der erlebnis- und erfahrungsstarken Vermittlung von Geschichte Das RuhrMuseum als neue Institution ist sicherlich auf dem letzten Stand in der erlebnis- und erfahrungsstarken Vermittlung von Geschichte. Auch die Route der Industriekultur war zum Zeitpunkt ihres Entstehens ein europaweites Modellprojekt. Es ist Aufgabe der Geschichtskultur der Metropole Ruhr, beispielgebend zu bleiben und dafür die nötigen institutionellen Vorkehrungen zu treffen. Unterziel 3 Die symbolträchtigen Orte der Industriekultur der Metropole Ruhr erweisen sich als attraktive Erlebnis-, Erfahrungsund Lernorte für das So-geworden-Sein der Metropole und als Vermittler eines zeitgemäßen Ruhr Bilds Die so genannte „Industriekultur“, in der der Gründungsmythos des Ruhrgebiets mit kreativer Nachnutzung des Bauerbes aus dem Industriezeitalter verbunden wird, ist eine große Innovation des Ruhrgebiets. Durch die Internationale Bauausstellung IBA Emscher Park und ihre Folgeprojekte wurde hier eine echte Kompetenz aufgebaut, die es zu erhalten und auszubauen gilt. Dennoch gilt es fortzuschreiten und auch aktuelle Verhältnisse und Zukunftsherausforderungen adäquat zu integrieren. 115 3 Schlüsselprojekte Schlüsselprojekt 1: Erlebnis- und Eintrittsportale in die Ruhr Geschichte und Kultur Schlüsselprojekt 3: Ruhr Archiv & Oral History Schlüsselprojekt 2: Kompetenznetzwerk Geschichtskultur Metropole Ruhr Schlüsselprojekt 4: Ruhr Mainstreaming der Identitätsmuseen der Region Schlüsselprojekt 6: Bildungsscheck Ruhr Geschichte BildungsSch€ck 116 Schlüsselprojekt 5: E-Portal Geschichtskultur Ruhr Schlüsselprojekt 1: Erlebnis- und Eintrittsportale in die Ruhr Geschichte und Kultur Schlüsselprojekt 2: Kompetenznetzwerk Geschichtskultur Metropole Ruhr Mit der Eröffnung des RuhrMuseums am 20. Oktober 2008 (bis zur Eröffnung der Dauerausstellung im Herbst 2009 präsentiert das Museum ausschließlich Sonderausstellungen) erhielt das Ruhrgebiet erstmals ein Museum seiner selbst. Das Museum versteht sich als Gedächtnis und Schaufenster der neuen Metropole Ruhr. In der ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche Zollverein prominent platziert, kann es sich schon aufgrund des spektakulären Domizils als Regionalmuseum neuen Typs bezeichnen. Würde es dieses Museum nicht bereits geben, man müsste es im Masterplan einfordern. Die bereits in einigen Bereichen bestehende Kooperation zwischen bedeutenden Institutionen der Geschichtskultur im Ruhrgebiet soll zu einem Netzwerk für die wissenschaftliche Forschung institutionalisiert werden. Die angesprochenen Institutionen sind: Damit das RuhrMuseum tatsächlich für die gesamte Metropole Ruhr zum Identitätsträger und anerkannten Erlebnis- und Eintrittsportal wird, ist eine Mit-Trägerschaft des Ruhrmuseums durch den Regionalverband Ruhr – und dadurch durch alle 53 Städte der Metropole Ruhr – sinnvoll. Es ist anzuraten, die Anteile des LVR in den RVR übergehen zu lassen und auch den Anteil des Landschaftsverbands an den Betriebskosten durch den RVR zu übernehmen. Nur so kann erreicht werden, dass das Ruhrmuseum tatsächlich auch im gesamten Ruhrgebiet gleich bedeutend wird und seine identitätsstiftende Aufgabe für die gesamte Metropole RUHR wahrnehmen kann. Ein Übergang der Trägerschaft von LVR auf den RVR bringt zusätzlich den Vorteil von Synergien durch Vereinigung der Trägerschaft mit der Route der Industriekultur. Das RuhrMuseum kann seine Funktion als Eintrittsportal in die Route der Industriekultur besser wahrnehmen, wenn es mit der Trägerschaft der Route unter einem Dach ist. ›› ›› ›› ›› ›› ›› Das Haus der Geschichte des Ruhrgebiets Das Kulturwissenschaftliche Institut in Essen Die Route der Industriekultur Das RuhrMuseum auf Zollverein Die Identitäts- und Industriemuseen Das Forum Geschichtskultur in Dortmund Die produktive Vernetzung dieser Institutionen zu einem Kompetenznetzwerk Geschichtskultur Metropole Ruhr soll die explizite Aufgabe haben, Geschichtskultur im Ruhrgebiet zur Geschichtskultur der Metropole Ruhr zu entwickeln. Dabei ist auch auf die Schattenseiten in dieser Geschichte entsprechend einzugehen. Neben dem RuhrMuseum sollen vier weitere große Museen im Ruhrgebiet zu Erlebnis- und Eintrittsportalen in die Ruhrgeschichte und -kultur umgestaltet werden. Dabei ist unter anderem an das Rheinische Industriemuseum Oberhausen und die Zeche Zollern in Dortmund gedacht. Ein genauer Plan soll vom Kompetenznetzwerk (Schlüsselprojekt 2) in Kooperation mit dem RVR ausgearbeitet werden. 117 Schlüsselprojekt 3: Ruhr Archiv & Oral History Schlüsselprojekt 4: Ruhr-Mainstreaming der Identitätsmuseen der Region Die Archivlandschaft im Ruhrgebiet ist, wie vieles andere in der Region auch, von einer charakteristischen Zersplitterung geprägt. Da die Provinzen der Regierungsbezirke bereits vor der Industrie da waren, ist sehr vieles, das mit der Geschichte des Ruhrgebiets unmittelbar verbunden ist, in Köln, Münster und Düsseldorf archiviert. Dazu kommen die einzelnen Stadtarchive und die Archive der großen Unternehmen, die ebenfalls dezentral auf die gesamte Region verteilt sind. Dennoch sind die Grundlagen für ein eigenes, charakteristisches und aussagekräftiges Geschichtsarchiv der Metropole Ruhr vorhanden. Die Identitätsmuseen der Region fungieren mit Ausnahme des Ruhrmuseums zumeist unter den Namen Rheinische und Westfälische (Industrie-)Museen. Dies ist historisch bedingt und auf den ersten Blick kein Nachteil: Sowohl die Rheinische als auch die Westfälische Industriemuseumslandschaft haben ihre größten und bedeutendsten Standorte im Ruhrgebiet und nachdem die Zentralen der Museen mit dem Rheinischen Industriemuseum Oberhausen und der Zeche Zollern in Dortmund beide im Ruhrgebiet liegen, ist eine Ruhrgebiets-Zentriertheit sicherlich gegeben. Das Ruhr Museum beherbergt bereits das mittlerweile größte und bedeutendste Archiv historischer und zeitgenössischer Fotografien der Metropole Ruhr und ist damit das Bildgedächtnis der gesamten Region. Das Bergbau-Archiv beim Deutschen Bergbaumuseum in Bochum hat ein eigenes Branchenarchiv entstehen lassen, das als solches Ausnahmecharakter hat. Das Archiv für Soziale Bewegungen im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum beinhaltet die Akten der IBA Emscher Park und jene des Regionalverbands Ruhr. Das Ruhrgebiet hat eine Pionierstellung im Bereich der Oral History, die mit dem Namen Lutz Niethammer verbunden ist. Das große Ruhrgebiets-Forschungsprojekt über „Lebensgeschichte und Sozialkultur im Ruhrgebiet 1930-1960“ (LUSIR) als zusammenfassende, dreibändige Darstellung der „Oral-History“-Ergebnisse ging auch darin neue Wege, dass die höchst gegensätzlichen politischen Systeme dieses Zeitraums sehr bewusst umgriffen wurden. Seither verfügt die Forschung über detailliertes Wissen zu den Lebensbedingungen, Mentalitäten und Verhaltensformen der Menschen im Ruhrgebiet während der jüngeren Vergangenheit. Es ist sinnvoll, diese einzelnen Archive zu einem Archiv zusammenzufassen und das entstehende Archiv der RUHR.2010 dem hinzuzufügen. Unter dem Namen Ruhr Archiv erhält die Metropole Ruhr so eine weitere Identitätsgrundlage und ihre eigene Forschungsgrundlage. 118 Dennoch bleibt die Frage, inwieweit die Museen tatsächlich Träger der Identität der Metropole Ruhr sind und sein können und ob die aktuellen Trägerschaften für das Ruhrgebiet die ideale Lösung darstellen. Ihre Grundkonzeptionen sind zumeist aus den 1970er und 1980er Jahren, als die IBA noch in weiter Ferne lag und sich noch nicht klar abzeichnen konnte, wie der Strukturwandel die Region tatsächlich näher zusammenbringen würde. 2009 ist die IBA Geschichte, die Ergebnisse des Strukturwandels klar ersichtlich, das Kulturhauptstadtjahr steht vor der Tür und die Metropole Ruhr ist das große gemeinsame Entwicklungs- und Identitätsprojekt. Ruhr als beispielgebende, polyzentrische Metropole der Städtetransformation und der Kulturen kann nur sehr bedingt aus der Identität eines „Rheinisch-Westfälischen Industriegebiets“, wie sie in den Museen derzeit repräsentiert wird, ihre Gegenwart erklären und ihre Zukunft ableiten. Damit die Museen die Identität der Metropole Ruhr repräsentieren können, soll das Kompetenznetzwerk Geschichtskultur Metropole Ruhr einen Plan zum Ruhr-Mainstreaming der in den Museen praktizierten Geschichtskultur erstellen. Der Plan soll in Betracht ziehen, dass sich die kulturell vielfältige Bevölkerung der Metropole Ruhr in den Museen wiedererkennen kann, dass also die Geschichte der „einfachen Menschen“ mit und ohne Migrationshintergrund einen ebenso hohen Stellenwert einnimmt wie die der Krupps und Haniels dieser Welt. Die Codes und Werte der Metropole Ruhr sollen sich in den Museen wiederfinden. BildungsSch€ck 4 Umsetzung Je stärker sich die neue Ruhr Identität herausbildet und je entschlossener sich der RVR als Moderator und Mitträger der Entwicklung einer neuen zeitgemäßen Ruhr Identität erweist, umso wichtiger und sinnvoller ist es auch, dass sich der Regionalverband direkt an der Ausgestaltung der Geschichtskultur und der Verwaltung und Gestaltung der Präsentation des historischen Erbes des Ruhrgebiets beteiligt. In diesem Sinn wird empfohlen, dass der RVR neben der Verwaltung und Gestaltung der Route der Industriekultur auch für die historischen Museen im Ruhrgebiet echte Trägerrollen übernimmt. Eine werdende Metropole mit starkem Identitätsanspruch sollte sich auch selbst um die Bewahrung und Vermittlung ihres so originären historischen Erbes engagieren und sich letztlich natürlich auch selbst verwalten können, weil sie damit erst ihre volle Identitätsbasis sichern kann. Eine detaillierte Liste der angesprochenen Museen ist vom Regionalverband in Zusammenarbeit mit dem Kompetenznetzwerk auszuarbeiten. Schlüsselprojekt 5: e-Portal Geschichtskultur Ruhr Ruhr Archiv und Identitätsmuseen sollen durch ein gemeinsames e-Portal zugänglich werden. Dieses e-Portal soll einen unkomplizierten und interessanten Einstieg in die Geschichtskultur und das historische Erbe der Metropole Ruhr ermöglichen. Die Umsetzung der Schlüsselprojekte verlangt nach einem starken Engagement des Regionalverbands Ruhr. Als Träger der Route der Industriekultur ist er bereits stark in die Koordination der Geschichtskultur im Ruhrgebiet involviert. Dem RVR kommen folgende Aufgaben zu: ›› Professioneller Übergang der Anteile an Trägerschaft und Betriebskosten am RuhrMuseum vom LVR zum RVR ›› Aufbau und Betreuung des Kompetenznetzwerks Geschichtskultur und seiner Aufgaben im Aufbau des RuhrArchivs und des Mainstreaming der Identitätsmuseen ›› Aufbau und Trägerschaft des e-Portals ›› Aufbau und Trägerschaft des Bildungsschecks ›› Etablierung neuer Trägerschaften für die bedeutenden historischen Museen des Ruhrgebiets Der RVR ist dabei auf die Kooperation der Städte und Kreise der Metropole Ruhr, der Landschaftsverbände und des Landes NRW angewiesen. Schlüsselprojekt 6: Bildungsscheck Ruhr Geschichte Alle jungen und zuziehenden Ruhrbürger/innen sollen über die kulturelle Bildungsarbeit der Metropole aktiv ein kostenloses Angebot für eine interessante Begegnung mit der Ruhr Geschichte erhalten. Der Bildungsscheck Ruhr Geschichte ist Teil der Kultur-Scheck Ruhr und soll einen Besuch im RuhrMuseum ebenso beinhalten wie ausgewählte Ausstellungs- und Vermittlungsprogramme, den Bezug von Informationsmaterialien und Spezialveranstaltungen für populäre Begegnungsformen mit dem historischen Erbe der Metropole Ruhr. 119 120 Basiskompetenzfeld 2 Kulturelle Bildung 121 1 Ausgangssituation Unbestritten stellt kulturelle Bildungsarbeit eine der wichtigsten Investitionen zur Entwicklung der Selbst- und Sozialkompetenz der Menschen dar. Sie fördert ihre Beteiligungsfähigkeit am sozialen und kulturellen Leben einer Stadt und stärkt damit die Teilhabegerechtigkeit und Dynamik im sozialen und kulturellen Leben der Städte. Kulturelle Bildung erscheint als genuiner Handlungsbereich öffentlicher Einrichtungen, über den mündige und kritische Konsumenten für die marktbeherrschenden Kultur- und Kreativwirtschaftsbereiche geschaffen werden können. Entsprechend bedeutsam werden Strategien der kulturellen Bildung im schulischen und außerschulischen Bereich heute gesehen. Zahlreiche Städte haben deshalb auch im Ruhrgebiet mit viel Engagement kommunale Gesamtkonzepte kultureller Bildung entwickelt bzw. in Vorbereitung. Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr plant zwar eine organisatorische und qualitätssichernde Unterstützung dieser Vorhaben der Städte, kann und soll ihnen die Arbeit vor Ort mit den Bürger/innen der Stadt aber nicht abnehmen. Die Vorschläge, Strategien und Projekte des Masterplans für entsprechende Aktivitäten der Organisation Kulturmetropole Ruhr sind subsidiär und unterstützend zum Wirken der Städte angelegt. Sie konzentrieren sich auf Herausforderungen und Problemlagen der Kulturmetropole Ruhr, welche von den Städten nicht alleine abgedeckt werden können. Das Programm Kulturelle Bildung des Masterplans Kulturmetropole Ruhr reagiert auf folgende Problemlagen und Herausforderungen in der kulturellen Entwicklung der Kulturmetropole. 122 RUHR Identität Die Entwicklung von zeitgemäßen RuhrIdentitäten war und ist mit den zahlreichen Schwierigkeiten in der Entwicklung eines multizentrischen Metropolenraums und mit Problemen der Vergangenheit behaftet. Metropolenräume sind immer von unterschiedlichen Kulturen und Menschen mit unterschiedlich konstruierten Identitäten geprägt. Es ist aber eine kulturelle Leistung und Notwendigkeit für eine werdende Metropole, dass möglichst viele ihrer Einwohner auch gemeinsame Identitätselemente aufweisen, welche eine positive Bindung zur Stadt und zum Lebensraum Ruhr ermöglichen und produktive interkulturelle Beziehungen befördern. Eine Metropole Ruhr wäre ohne derartige Qualitäten einer kollektiven Identität nicht denkbar und kaum erhaltbar. Insbesondere die immer mobiler und ungebundener werdenden jüngeren Bevölkerungsschichten weisen aber nun im Ruhrgebiet ein standortbezogenes Identitätsvakuum auf und drohen der Metropole verloren zu gehen. Kulturelle Bildung auf der städteübergreifenden Metropolenebene sollte daher genau auf diesen Sachverhalt reagieren und attraktive Angebote zur Entwicklung einer Ruhr-Identität aufbereiten und aktiv anbieten. Bildungsferne Schichten Die größte Herausforderung der kulturellen Entwicklung liegt in der Ausweitung der Nutzerschichten für das kulturelle Angebot. De facto werden hier seit Jahrzehnten trotz anderer Ansprüche keine wesentlichen Fortschritte erzielt. Menschen, die nicht bereits in jungen Jahren kulturelle Kompetenzen entwickeln konnten, sind später kaum noch für das kulturelle Leben einer Stadt gewinnbar. Es steht also nach wie vor die Herausforderung der Entwicklung von Bildungs- und Freizeitangeboten, von Vermittlungsformen und neuen Formaten der kulturellen Bildung im Raum, welche gerade Menschen aus bildungsfernen Schichten ansprechen können. Die Ruhrstädte sollten gemeinsam derartig innovative Bildungs- und Vermittlungsangebote für gewinnbar erscheinende, bildungsferne Schichten entwickeln und in beispielhafter Form realisieren. Mobilität in der Angebotsnutzung Die Städtelandschaft Ruhr verfügt über ein großes und vielfältiges Angebot zu Kultur, Kunst und kultureller Bildung. Die Bewohner/innen zeigen aber relativ geringe Mobilität bei der Nutzung dieser Angebote. Die Kulturmetropole lebt ihr Angebot noch nicht mit metropolitanem Weitblick. Es erscheint daher als wichtiger Entwicklungsschritt in der Entwicklung einer Metropolenkultur, dass die Metropole Ruhr stärker in Bewegung kommt. Herausforderungen bei der Realisierung eines egalitären integrativen Angebots der kulturellen Bildung Integrierte Gesamtkonzepte kultureller Bildung sind in den Städten nicht einfach realisierbar. Ihre Verwirklichung stellt keine Routineaufgabe der städtischen Verwaltung dar. Besonders schwierig ist es dabei in egalitärer Form einfach alle Bevölkerungsschichten mit einem adäquaten kulturellen Bildungsangebot zu erreichen. Wo und solange Kultur für alle nicht möglich ist, soll zumindest Kulturpolitik für alle versucht werden. 2 Strategische Ziele Ziel 1 Ziel 5 Das Ruhrgebiet soll zu einer beispielgebend organisierten Städtelandschaft für kulturelle Bildung werden. Auch das städteübergreifene Angebot an kultureller Bildung sollte nachweisbare, standortbezogene Ausweitungen kultureller Kompetenzen realisieren. Ziel 2 Kulturelle Bildung auf der städteübergreifenden Ebene soll insbesondere bei jüngeren Menschen relevant wirksame Beiträge zur Entwicklung einer zeitgemäßen Ruhr-Identität anbieten. Ziel 6 Ziel 3 Ziel 7 Alle jungen und zuziehenden Ruhrbürger/innen sollen zielgruppengerechte Angebote zum Kennenlernen der Ruhr Kultur- und Kunstlandschaft bekommen. Kulturelle Bildung soll im Ruhrgebiet in egalitärer Weise alle Bevölkerungsschichten erreichen. Im Ruhrgebiet sollen innovative Angebotsformen und Formate entwickelt werden, welche auch bildungsferne Schichten ansprechen können. Ziel 4 Die Ruhrstädte sollten sich bei der Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten zur kulturellen Bildung in adäquater Weise durch Entwicklungskooperationen und adäquaten Erfahrungsaustausch unterstützen und so eine hohe Qualität und Nachhaltigkeit erreichen. 123 3 Schlüsselprojekte Schlüsselprojekt 1: Kommunale Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung in Städten Schlüsselprojekt 2: Akademie für kulturelle Bildung Ruhr Schlüsselprojekt 3: Ruhr-Kultur-Scheck Ruhr Star- und Ruhr GuideProgramm Schlüsselprojekt 4: Innovationsfonds kulturelle Bildung für bildungsferne Schichten KulturSch€ck Schlüsselprojekt 6: Flexible Weiterführung des JEKIProgramms 124 Schlüsselprojekt 5: Zukunftskultur Ruhr KulturSch€ck Schlüsselprojekt 1: Kommunale Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung in den bedeutsamsten Ruhrstädten Schlüsselprojekt 2: Akademie für kulturelle Bildung Ruhr Schlüsselprojekt 3: Ruhr-Guide- und Ruhr-Star-Programm Dem Beispiel von Dortmund, Hamburg oder München folgend, vereinbaren die Ruhrstädte kommunale Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung zu entwickeln und zur Umsetzung zu bringen. Eine geplante Akademie für kulturelle Bildung Ruhr sollte diesen Entwicklungsprozess über adäquate Unterstützungsleistungen und einen entsprechend organisierten Erfahrungsaustausch unterstützen. Die interessierten Ruhrbürger/nnen sollten alle Angebote der Bildungsmetropole in Anspruch nehmen können. Die Kulturmetropole Ruhr würde damit über das weit und breit größte Angebot kultureller Bildung verfügen. Für die entsprechende Bildungsarbeit sollte ein entsprechender Wirkungs- und Kompetenznachweis angestrebt werden. Diese Unterstützungseinrichtung soll dafür sorgen, dass die integrierten Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung in den Ruhrstädten möglichst rasch installiert und gemeinsam weiterentwickelt werden können. Dafür vermittelt die Akademie Unterstützungsleistungen und bietet auch selbst entsprechende Services an. Vor allem dient sie aber dem Erfahrungsaustausch zwischen den Ruhrstädten und der Integration nationaler und internationaler Erfahrungen in das große Ruhr-Bildungsmetropolenprojekt. Die Akademie könnte auch die Gesamtkoordination bzw. das Kompetenzfeldmanagement für kulturelle Bildung übernehmen. Sie sollte sich aber vor allem um die Qualitätssicherung in allen angebotenen Programmen kümmern. Projektträger: Kulturämter der Städte Startentwicklungsmanagement: OKMR Trägerorganisation: OKMR, Kulturämter und Kulturbüros der Städte Startentwicklungsmanagement: OKMR Junge Ruhrbürger/innen, zuziehende Ruhrbürger/innen und Menschen, die in den Ruhestand eintreten, sollten einen Ruhr Kultur Scheck erhalten. Das Ruhr Kultur-Scheckheft enthält ein vielfältiges Kultur- und Kunstangebot und spezielle Einladungen kultureller Bildung. Diese Angebote sollten für ein Kennenlernen der besonderen Qualitäten der Metropole und für die Entwicklung einer zeitgemäßen Ruhr-Identität von besonderer Bedeutung sein. Das Ruhr Kultur-Scheckheft vermittelt dabei Gratisangebote und stark preisermäßigte Angebote, welche auf unterschiedliche Art und Weise zu einer Begegnung mit Ruhr Kultur und zur Konstruktion einer zeitgemäßen Ruhr Identität einladen. Die eingeladenen Ruhrbürger/innen können aus einer vielfältigen Palette ihre persönliche Auswahl treffen. Eine bestimmte Auswahl von konsumierten Angeboten sollte die Nutzer mehr oder weniger automatisch zu kulturellen Kompetenzträger/innen mit Standortbezug werden lassen. Dafür können auch spezielle eigenständige Angebote entwickelt werden. Die Nutzung dieser Angebote sollte zu einer nachweisbaren, relevanten Ausweitung der standortbezogenen, kulturellen Kompetenz führen. Junge Ruhrbürger/innen, welche eine definierte Auswahl an Angeboten des Ruhr Kultur Schecks genutzt haben, sollen symbolisch als Ruhr Kultur Guides oder als Ruhr Stars ausgezeichnet werden und an symbolischen Orten der Metropolregion als solche dokumentiert und kommuniziert werden. Projektträger: OKMR Startentwicklungsmanagement: OKMR 125 Schlüsselprojekt 4: Innovationsfonds Kulturelle Bildung und Ruhr-Identität Schlüsselprojekt 5: Zukunftskultur Metropole Ruhr Schlüsselprojekt 6: Flexible Weiterführung des JEKI-Programms Mit dem Innovationsfonds sollen wichtige innovative Projekte zur Entwicklung einer zeitgemäßen kulturellen Bildung und RuhrIdentität gefördert werden. Beispielsweise könnte es sich um folgende Projekte handeln: Als Spezialangebot des Ruhr-Kultur-Schecks sollten Angebote ausgewählt und entwickelt werden, in denen die direkte Auseinandersetzung mit zentralen Entwicklungsfragen der Metropole miterlebt und erfahren werden kann. Dies wird deshalb betont, weil derartige Angebote selten und oft nicht öffentlich zugängig sind. Derartige Angebote sollten mit strategischen Partnern gezielt entwickelt, ausgezeichnet und in den Ruhr Kultur-Scheck integriert werden. Das entsprechende Programm bildet eine konsequente Ergänzung zur engagiert betriebenen Ruhr Geschichtskultur. Das Programm zur Zukunftskultur könnte über den Innovationsfonds für kulturelle Bildung entwickelt werden Das großzügig angelegte Projekt JEKI realisiert ein egalitäres, milieuübergreifendes kulturelles Bildungsangebot für Kinder und leistet damit eine wichtige breit angelegte Basisaktion kultureller Bildung. Nach dem Motto „Jedem Kind das, was in ihm liegt“ sollte die Aktion jedoch zeitgemäß flexibilisiert werden und nicht jedes Kind zum Erlernen eines Musikinstruments zwingen, wenn es in den Genuss der Basisförderung für kulturelle Bildung kommen will. Die Aktion sollte auch wahlweise auf andere Kunst- und Kulturbereiche angewandt werden können. Sie würde damit noch immer bzw. erst recht Vorbildcharakter für eine kulturelle Grundbildung bekommen. Die entsprechenden Aktionen sollten von den Städten angeboten werden, könnten aber gemeinsam entwickelt, organsiert und qualitätsgesichert werden. Projekt 1: Kulturelle Bildung für bildungsferne Schichten Die Gemeinschaft der Ruhrstädte fördert hier die Entwicklung von neuen Formen kultureller Bildung, welche bildungsferne Schichten ansprechen sollten. Projekte und neue Formate, welche Innovationen realisieren, die gute Chancen auf breitere Verwendung im Ruhrgebiet und darüber hinaus haben, sollten in ihrer Entwicklung und Verbreitung gefördert werden. Projekt 2: Entwicklung einer neuen Symbolwelt für die Metropole Ruhr Der Innovationsfonds für kulturelle Bildung und Ruhr Identität fördert hier beispielsweise folgende Innovationen: ›› Entwicklung neuer kommunikationswirksamer und identitätsstiftender RuhrSymbole ›› Entwicklung des möglichen großen RUHR KULTURFESTES, das im Zweijahresrhythmus ein würdiges Nachfolgeformat für die Kulturhauptstadt darstellt ›› u. a. m. Projektträger: OKMR Startentwicklungsmanagement: OKMR 126 Projektträger: OKMR Startentwicklungsmanagement: OKMR Projektträger: Städte und Land Nordrhein-Westfalen Startentwicklungsmanagement: OKMR 4 Umsetzung Meilensteinplanung für Umsetzungsstart Kompetenzfeldmanagement ›› Nominierung der Kooperationsgruppe Kulturelle Bildung (Arbeitskreis Masterplan, Kulturhauptstadt, neue externe Partner) Projektmanagment ›› Planung und Vereinbarung eventuell gewünschter begleitender Evaluierungsprojekte zu JEKI und anderen angelaufenen Projekten ›› Erste vertiefende Ausarbeitung zur Akademie für kulturelle Bildung ›› Vertiefende Ausarbeitung und Planung des städte- übergreifenden kulturellen Bildungsangebots ›› Schnittstellenmanagement zu Landesinitiativen ›› Entscheidung über bestgeeignete Trägerschaft und notwendige Entwicklungszusammenarbeit: Akademie für kulturelle Bildung/Städte/Organisation Kulturmetropole Ruhr ›› Realisierung der detaillierten Umsetzungsplanung ›› Vororganisation und Start der Projekte Im Prinzip kann über die Kooperationsgruppe sofort mit dem Aufbau der Projekte und Aktivitäten zum Basiskompetenzfeld Kulturelle Bildung begonnen werden, da die Kulturhauptstadt über das JEKI Programm hinaus in diesem Feld nicht abzuwartende Initiativen setzt. ›› ›› ›› ›› ›› Projektentwicklung mit externen Partnern und Städten Förderungs- und Finanzierungsverhandlung Aufbau Projektorganisation Begleitevaluierung Projektmarketing Koordinierte Programmbausteine ›› ›› ›› ›› ›› Kultur-Scheck Metropole Ruhr RUHR STAR- und RUHR GUIDE-Programm Spezialprogramme für bildungsferne Schichten RUHR WELCOME-Programme Akademie für kulturelle Bildung Ruhr Angebote Ruhr Kultur-Scheck ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› ›› Selbstbetätigung und Schnupperworkshops RUHR STAR-Fest Theater machen Fußball total Hinter den Kulissen Stars hautnah Musikworkshops RUHR GAMES Interkulturprojekte u. a. m. Innovationsfonds Kulturelle Bildung und Identität ›› ›› ›› ›› ›› Kulturelle Bildung für bildungsferne Schichten Entwicklung Ruhrsymbole Spezialprojekt Ruhr-Identität RUHR STAR- und RUHR GUIDE-Fest RUHR KULTURFEST 2012 127 128 Masterplan Kulturmetropole Ruhr: Entwicklungszusammenarbeit und Umsetzungsorganisation Eine neue Qualität der Entwicklungszusammenarbeit realisieren. Die notwendigen Strukturen und Gelder für die Kulturmetropolenentwicklung sichern. 129 1 Grundstrukturen zur Umsetzung der Metropolenstrategie Metropolenentwicklungsstrukturen Zentral als Großstädte organisierte Metropolen wie Berlin, Hamburg, Barcelona oder Wien haben voll funktionsfähige städtische Strukturen, mit denen sie auch Kulturmetropolenstrategien umsetzen. Die Metropolenstrukturen der Metropolregion Ruhr müssen anders gebaut sein, aber sie sollten vergleichbare Leistungen erbringen können. Mit dem RVR verfügt die Metropolregion bereits über eine gemeinsame Organisation. Diese verfügt derzeit aber nicht über eine Ausstattung, welche die Umsetzung einer Kulturmetropolenstrategie managen könnte. Etwas zugespitzt könnte man sagen, dass kaum Strukturen und kaum Mittel für die Umsetzung der geplanten Metropolenstrategie zur Verfügung stehen. Die Organisation der Entwicklungszusammenarbeit und der Umsetzung des Masterplanes könnte dann vom RVR realisiert werden. Er könnte dafür eine RVR-interne oder -externe Lösung wählen. Ohne derartige Koordinations- und Entwicklungsstrukturen ist eine Kulturmetropole bzw. eine strategisch koordinierte Entwicklung der kulturellen Metropolregion Ruhr aber nicht realisierbar. Metropolenentwicklung schafft neue, für die Städte und das Land Nordrhein-Westfalen alleine nicht realisierbare Vorteile und Möglichkeitsräume. Sie benötigt dafür aber städteübergreifende Strukturen und entsprechende Ressourcen, um diese Vorteile einlösen zu können. Integration und Handlungsfähigkeit Hier wird davon ausgegangen, dass die koordinierte Umsetzung einer komplexen Kulturmetropolenstrategie in der Städteland- 130 schaft Ruhr nur gelingt, wenn zwischen den Städten und den wichtigsten öffentlichen, zivilgesellschaftlichen und privaten Einrichtungen der Städtelandschaft eine dauerhaft konstruktive Entwicklungsarbeit etabliert werden kann. Dafür benötigt man einerseits starke integrative und breitenwirksame Strukturen für die Teilnahmesicherung der Vielzahl und Vielfalt der Partner in einzelnen Kompetenzfeldern, andererseits braucht man eine gut organisierte handlungsfähige Organisation, welche die Entwicklungszusammenarbeit und die notwendige Koordinations- und Umsetzungsarbeit managen und operativ abwickeln kann. Vereinfacht gesprochen geht es dabei auf der einen Seite um integrative Netzwerkstrukturen, welche die Stärke loser informeller Beziehungen ausspielen und auf der anderen Seite um eine starke qualifizierte Umsetzungsorganisation für den Masterplan. Beide zusammen mobilisieren die Kompetenzen und das Engagement der Städtelandschaft und erschließen neue Möglichkeiten, welche dafür sorgen, dass die Kulturmetropole mehr als die einfache Summe ihrer Teile darstellen kann. Koordinationskraft durch Integration der wichtigsten Partner Die hier vorgeschlagene Koordinations- und Governancestruktur geht davon aus, dass über den Regionalverband Ruhr die wichtige Integration aller Städte und kulturpolitischen Entscheidungsträger erfolgt und die demokratische Legitimation für ein ruhrgebietsweites Entwicklungs-, Koordinationsund Planungsengagement gesichert wird. Das zuständige fachliche Gremium ist dabei der Kultur- und Sportausschuss des RVR, in dem viele, aber nicht alle Kulturdezernen- ten der Metropolregion bzw. ihrer Städte und Kreise vertreten sind. Hier sollte über eine Erweiterung des Kultur- und Sportausschusses zu einem Arbeitskreis Kultur gesichert werden, dass alle Kulturdezernenten der kreisfreien Städte vertreten sind. Ohne diese Erweiterung wird die Definitions- und Umsetzungskraft des RVR immer wieder neu zu schließende relevante Koordinationsdefizite aufweisen. Basis für den Aufbau einer operativ tätigen Metropolenorganisation Das Referat bzw. der Bereich Kultur des RVR koordiniert die Arbeit des Arbeitskreises und stellt operativ die Verbindung zu wichtigen Entwicklungspartnern sicher. Auf dieser gut gesicherten Grundstruktur für eine kulturelle Entwicklungszusammenarbeit sollten sich gute und stark mitgetragene operative Strukturen für die Umsetzung der Metropolenstrategie aufbauen lassen. Über diese Struktur könnte auch auf eine relativ transparente und einfache Form die Sicherung der benötigten finanziellen Mittel über ein vom RVR getragenes Umlageverfahren gesichert werden. 2 Leistungsanforderungen an die Umsetzungsorganisation Grundsätzliche Positionierungs- und Leistungsanforderungen an die Umsetzungsorganisation Funktionale und inhaltliche Leistungsanforderungen an die Umsetzungsorganisation Die operative Umsetzungsarbeit für den Masterplan Kulturmetropole und die Koordination der dafür notwendigen interkomunalen Entwicklungszusammenarbeit sollte jedenfalls in enger Verbindung mit dem RVR organisiert werden. An eine Metropolenorganisation, welche die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr koordinieren, managen und neben anderen Kulturmetropolen international positionieren soll, können bzw. müssen folgende grundsätzliche Anforderungen gestellt werden: Die Leistungsanforderungen an die Strukturen der Metropolenentwicklung ergeben sich aus den strategischen Zielsetzungen des Masterplans und aus den zu deren Einlösung definierten Kompetenzfeldstrategien und Schlüsselprojekten. Weiterhin sind die daraus ableitbaren Management- und Kommunikationsanforderungen und die geforderten Integrations-, Koordinations- und Governanceleistungen, welche für die Gestaltung der interkommunalen Entwicklungszusammenarbeit benötigt werden, als Anforderungen an die Umsetzungsorganisation zu definieren. Nicht für alle im Masterplan entwickelten Metropolenkompetenzfelder ist dabei die neue Organisationsform zuständig, einige können und müssen dabei von anderen Institutionen übernommen werden. Der große Kernbereich der international orientierten Entwicklungszusammenarbeit sollte aber von der neuen Organisation zur Umsetzung des Masterplans getragen und realisiert werden. Dies auch deshalb, weil sich die städteübergreifend wirksamen Strukturen der kulturellen Entwicklungszusammenarbeit (abgesehen von den Aktivitäten der Kulturhauptstadt) aktuell auf sehr bescheidenem Niveau bewegen, welches den Wandel der 53 Städte zur kreativen Metropolregion nicht ausreichend voranbringen könnte. Im bereits dargestellten Überblicksbild stellen sich die funktionalen und inhaltlichen Grundanforderungen an die Umsetzungsorganisation und die vernetzenden Strukturen mit den relevanten Entwicklungspartnern folgendermaßen dar: 131 Inhaltliche Aufgabenschwerpunkte nach Metropolenkompetenzfeldern Die entwickelte Kulturmetropolenstrategie definierte die bereits ausführlich dargestellten Metropolenkompetenzfelder als Hauptaufgabengebiete: Metropolenkompetenzfeld 1: Theater und Performing Arts Hier ist der Aufbau des Metropolennetzwerks für die Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Theater – Performing Arts angesprochen. Es sollen dafür ein Netzwerk und ein Arbeitskreis organisiert werden, mit denen das von der Umsetzungsorganisation zur Verfügung gestellte Kompetenzfeldmanagement die Entwicklungs- und Umsetzungsarbeit gestaltet. Dabei geht es um die ständige Weiterentwicklung der Strategie, vor allem aber um eine adäquate Endgestaltung der Umsetzung der sieben definierten Schlüsselprojekte. Ein umfangreiches Aufgabenprogramm, das von einer darauf spezialisierten Abteilung der Umsetzungsorganisation zu organisieren und managen ist. Schlüsselprojekte wie das Theaterhaus Ruhr oder das Europäische Kompetenzzentrum für Theater und Performing Arts werden initiiert, in ihrer Gründungsphase beratend unterstützt und in selbstständige Trägerschaften überführt. Metropolenkompetenzfeld 2: Städte- und Metropolentransformation Hier geht es um unterstützende Leistungen zur Konstituierung des Schlüsselprojekts Center of Excellence für Städte- und Metropolentransformation und um die eigenständige Organisation des Schlüsselprojekts: Urbanitätsoffensive und Stadt- und Metropolenraumdesign. Hier, wie bei den meisten anderen Kompetenzfeldern auch, ist eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit bereits tätigen Institutionen im angesprochenen Entwicklungsfeld gefordert. Metropolenkompetenzfeld 3: Interkultur/Kulturelle Vielfalt Der Aufbau der Vernetzung bzw. eines professionell geführten Netzwerks, in das die Akteure des Entwicklungsfeldes Interkultur/ Kulturelle Vielfalt eingebunden sind, und der Aufbau eines Kompetenzfeldmanagements stehen im Mittelpunkt der Startinitiative. Mit besonders interessierten Partnern wird der Arbeitskreis Interkultur/ Kulturelle Vielfalt bzw. Metropolen der Kulturen gebildet. Dabei soll auf die bewährten Strukturen und Projektinitiativen der Kulturhauptstadt aufgebaut werden. Nach einer entsprechenden Bestandsaufnahme und Evaluierung geht es um die Enddefinition und Umsetzung der Schlüsselprojekte. Diese sollen dem Themen132 bereich im Metropolenraum die entsprechende Bedeutung geben, beispielgebende Projekte voranbringen und vor allem die Städte sowie interessierte Einrichtungen und Betriebe in ihrem Engagement und in ihrer konkreten Arbeit für Interkultur und kulturelle Vielfalt unterstützen. Metropolenkompetenzfeld 4: Kreativwirtschaft Im Kreativwirtschaftsbereich sind über die Kulturhauptstadt vielfältige Projekte und Initiativen gestartet worden. Sie werden derzeit über eine entsprechende Organisation der Kulturhauptstadt koordiniert und beraten und von den Einrichtungen der Wirtschaftsförderung im Metropolenraum unterstützt. Kulturell erscheint die Großinitiative besonders bedeutsam, weil über sie die Existenz- und Arbeitsbedingungen für Kreative verbessert werden, neue Kulturtechniken eingeführt werden und die Urbanität des Metropolenraums verbessert werden kann. Die Gesamtinitiative Kreativwirtschaft erlebt über die Kulturhauptstadt ihre entscheidende zweite große Start- und Pionierphase. Eine Umsetzungsorganisation zum Masterplan Kulturmetropole Ruhr sollte die Großinitiative flexibel unterstützen und besondere kulturelle Anliegen in sie einbringen. Die Umsetzungsorganisation zum Masterplan muss aber nicht selbst besonders intensiv in der Kreativwirtschaftsentwicklung tätig werden. Dieses Spiel kann von bestehenden Organisationen und von der durch die Kulturhauptstadt geschaffenen Organisation betreut und koordiniert werden. Hier sollte nach durchlaufener Startphase zu Zeiten der Kulturhauptstadt entschieden werden, ob ein direktes Engagement der Umsetzungsorganisation des Masterplans für die Kreativwirtschaft notwendig ist oder ob eine flankierende, indirekte Unterstützung ausreicht. Die vier Metropolenkompetenzfelder sind die prioritären inhaltlichen Handlungsfelder der Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie. Sie sollen bei ausreichenden Ressourcen auf die Basiskompetenzfelder kulturelle Bildung und Geschichtskultur und auf das Kompetenzfeld Bildende Kunst ausgeweitet werden. Sind entsprechende Finanzmittel vorhanden, können und sollten unterschiedliche Kompetenzfelder aufgegriffen werden. Die Prioritätenliste sollte aber ihre Bedeutung beibehalten. Für die Arbeit in den Metropolenkompetenzfeldern bleibt es abschließend wichtig hervorzuheben, dass die Umsetzungsorganisation in erster Linie dafür da ist, die Akteure des jeweiligen Kompetenzfelds in der Umsetzung ihrer kooperativen Strategien zu unterstützen. Daher hat der Aufbau des jeweiligen Kompetenzfeldnetzwerks und des daraus hervorgehenden Arbeitskreises, über welche die Koordinations-, Koope- rations- und Governancestruktur für das Kompetenzfeld gesichert wird, in der Kompetenzfeldarbeit erste Priorität. Diese Kooperation mit den relevanten Partnern des Umsetzungssystems sichert eine Mobilisierung des kollektiven Know-hows für die Entwicklungsarbeit und schafft jenes Vertrauen und jene Vorteile, von denen kulturelle Entwicklungszusammenarbeit lebt. Funktionale Aufgabenstellungen der Umsetzungsorganisation Funktionsbereich 1: Strategie-, Identitäts- und Markenentwicklung Das Management der Umsetzungsorganisation wird die Strategien und Umsetzungsempfehlungen des Masterplans übernehmen und in kontrolliert systematischer Form anwenden und weiterentwickeln. Damit entsteht ein Zuständigkeitsbereich, der sich dauerhaft und nachhaltig um die Entwicklung der Kulturmetropolenstrategie kümmert und deren Anwendung mit den interessierten strategischen Partnern der Kulturlandschaft Ruhr voranbringt. Wichtig ist dabei auch, dass sich das Ruhrgebiet mit all seiner Größe und Originalität entsprechend attraktiv positioniert und profiliert und damit seinen kulturinteressierten Bewohner/innen interessante Identitätsangebote liefert. Zu einer kommunikationsstarken Marke verdichtet, kann die strategische Positionierung und Profilierung ihre volle identitäts- und imagebildende Kraft entfalten. Strategie-, Identitäts- und Markenentwicklung stellen deshalb den funktionalen Kernaufgabenbereich der Umsetzungsorganisation für den Masterplan Kulturmetropole dar. Nutzen für Städte und Kreise ›› Stärkt und unterstützt gemeinsame kulturelle Identitäten im Kulturraum ›› Baut das bestehende Imageproblem der Metropolregion ab ›› Jede Stadt profitiert vom neuen kulturell aufgewerteten Image ›› Sich ergänzende Investitionen und Profilbildungen werden möglich ›› Ermöglicht Einsparungen ohne Qualitätsverlust ›› Erleichtert nationale und internationale Kommunikation und Bewerbung ›› Ermöglicht effektives und effizientes Marketing und spart damit Geld Funktionsbereich 2: Metropolenmarketing intern und extern Internes Marketing Die intelligente Bewerbung der vorhandenen Kultur- und Kunstangebote im gesamten Metropolenraum, welche das Publikum für eine Nutzung von Angeboten aus dem Gesamtraum mobilisieren soll, kann eine der wirkungsvollsten Maßnahmen der inneren Metropolenentwicklung darstellen. Von ihr profitieren alle Kultur- und Kunstinstitutionen. Dazu werden unterschiedliche Wege und Medien genutzt. Es sollte dabei natürlich auch ein entsprechendes E-Portal Ruhr Kultur geschaffen werden, wenn es bis dahin nicht bereits eine entsprechende Einrichtung geben sollte. Nutzen für Städte und Kreise ›› Bewirbt alle guten Kunst- und Kulturangebote ›› Ermöglicht auch interessanten Kleinanbietern Präsenz in der gesamten Metropole ›› Schafft die Informationsvernetzung zwischen den Anbietern ›› Macht das volle Angebot der Metropole präsent ›› Gewinnt neues Publikum aus anderen Städten ›› Bringt Bewegung in die Metropole Externes Marketing Für die noch ausstehende nationale und internationale Positionierung der Kulturmetropole Ruhr ist natürlich das externe Marketing von entscheidender Bedeutung. Auch dabei wird über die Kulturhauptstadt und den Kulturhauptstadttourismus der entsprechende Startschuss gegeben. Danach hat aber die Kulturmetropole Ruhr selbst für ihr Kultur- und Standortmarketing zu sorgen. Nutzen für Städte und Kreise ›› Gewinnt neues nationales und internationales Publikum für entsprechende Veranstaltungen ›› Positioniert die Kulturmetropole Ruhr national und international ›› Baut strategische Kooperation mit dem Tourismusmarketing aus ›› Macht die Metropole zur Kulturtourismusdestination ›› Stärkt national und international das Kulturprofil von NordrheinWestfalen ›› Kann auch kleine hochwertige Veranstaltungen international kommunizieren 133 Kulturstandortmarketing und Medienstrategie Funktionsbereich 3: Innovationsfonds Kulturmetropole Ruhr Hier geht es vor allem darum, dass der Metropolenraum Ruhr die in seinem Kommunikationsnetzwerk vorhandenen Verbindungsdefizite zu nationalen und internationalen Medien reduziert und durch strukturelle Vorkehrungen überwindet. Dafür sollte die Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie eine eigene Stelle für Kulturstandortmarketing einrichten. Diese sollte in ihren Aktivitäten weit über die Bewerbung von Veranstaltungen im Kultur- und Kunstbereich hinausgehen und die Metropolregion Ruhr als interessanten, hochwertigen Ausbildungs-, Produktions- und Präsentationsstandort für Kunst und Kultur bewerben. Über den Aufbau von besonderen Aktivitäten und Beziehungsnetzwerken zu national und international wirksamen Medien sollen die strukturell angelegten Kommunikationsdefizite ausgeglichen und überwunden werden. Die neuen Ruhr-Kulturkommunikatoren sammeln die national und international bedeutsamen Informationen und Ereignisse des Ruhrgebiets, bereiten sie auf und bieten sie über speziell betreute Netzwerke den relevanten nationalen und internationalen Medien an. Dabei ist in Tourismusfragen mit der Tourismusorganisation des Ruhrgebiets intensiv zu kooperieren, um auch Kulturtourist/innen in die Metropolregion zu bringen, die ihr besonderes Angebot schätzen und durch ihren Besuch auch auszeichnen. Der zusammen mit dem Land Nordrhein-Westfalen finanzierte und gestaltete Innovationsfonds Kulturmetropole Ruhr stellt ein wichtiges Element für die Gestaltung einer eigenständigen städteübergreifenden kulturellen Entwicklung des Ruhrgebiets dar. Der Innovationsfonds sollte primär innovativen „metropolenschaffenden“ kooperativen Kultur- und Kunstprojekten gewidmet werden, originäre regionale Kreativität im Kultur- und Kunstschaffen fördern und die Internationalisierung des Kunstschaffens vorantreiben. Die Verwaltung und kreativitätsfördernde und „metropolenschaffende“ Anwendung des Innovationsfonds stellt daher ein weiteres wichtiges Funktionsund Aufgabenfeld der Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie dar und stattet sie gleichzeitig mit einem sehr attraktiven und wirkungsvollen Unterstützungsangebot für Kreative aus. Die von vielen Beteiligten beklagten Kommunikationsdefizite entstehen dadurch, dass die Metropolregion nicht die Landeshauptstadt beherbergt und auch kein Medienzentrum mit Niederlassungen national und international kommunizierender Medien darstellt. Dies ist nicht durch eine bessere Medien- und PR-Strategie zu beheben, sondern muss strukturell wie dargestellt korrigiert werden. Nutzen für Städte und Kreise ›› Bewirbt die Ausbildungs-, Entwicklungs- und Produktionsmöglichkeiten des Kulturstandorts Ruhr ›› Etabliert die Marke Kulturmetropole Ruhr international ›› Verkauft die kulturellen Dienstleistungsangebote der Metropole ›› Bewirbt den Kreativwirtschaftsstandort Ruhr als Arbeits- und Lebensraum für junge Firmen und Talente Zusammengefasst betrachtet machen die bisher angesprochenen Funktionsbereiche Identitäts- und Markenentwicklung, internes und externes Metropolenmarketing eine starke und bestens qualifizierte Kommunikations- und Marketingabteilung innerhalb der Umsetzungsorganisation für die Kulturmetropole notwendig. Kulturstandortmarketing und Special Interest Kulturmarketing können nicht einfach über die bestehende Tourismusorganisation oder die Einrichtungen der Wirtschaftsförderung eingelöst werden. 134 Nutzen für Städte und Kreise ›› Dynamisiert die Kunst- und Kreativszene der Kulturmetropole ›› Steht allen Kunst- und Kulturschaffenden des Metropolenraumes zur Verfügung ›› Fördert gezielt die Internationalisierung und Metropolenvernetzung ›› Stärkt die Identität und Selbstorganisation als Kunst- und Kulturstandort ›› Belegt das besondere Engagement des Ruhrgebiets für Kunst und Kultur ganz praktisch Funktionsbereich 4: Management und Organisation des Kulturmetropolendiskurses Was zählt ist, was kommuniziert wird und was kollektiv von wichtigen Entwicklungs- und Entscheidungsträgern mitgetragen wird. Deshalb muss jenseits einfacher Marketingstrategien dafür gesorgt werden, dass die wichtigen Entwicklungs- und Entscheidungsträger sowie relevante Öffentlichkeiten in die Diskussion um die Kulturmetropolenentwicklung involviert werden und den Entwicklungsweg mittragen und unterstützen. Dafür ist von der Umsetzungsorganisation ein über verschiedene Formate und Kommunikationsmittel geführter reflexiver Diskurs zur Kulturmetropolenentwicklung zu organisieren. Gerade das in vielen Bereichen noch vorhandene Auseinanderliegen von Anspruch und Wirklichkeit in der Entwicklung der Kulturmetropole machen diesen qualifizierten Diskurs so wichtig. Über ihn können strategische Anliegen glaubhaft und überzeugend transportiert werden. Der Diskurs nützt der Qualifizierung der inneren Akteure und hilft, das Anliegen nach außen hin qualifiziert darzustellen. Nutzen für Städte und Kreise ›› Deckt eine Aufgabe ab, die sonst nicht ausreichend wahrgenommen wird ›› Sichert die Kulturmetropolenstrategie in relevanten Öffentlichkeiten ab ›› Schafft ein Netzwerk von wirksamen Kommunikatoren für die Kulturmetropolenstrategie ›› Sichert ein hohes Diskursniveau zur Entwicklung der Kulturmetropole ›› Unterstützt die neue Medienstrategie mit wirksamem Diskursmanagement ›› Macht die Metropole Ruhr zum Diskussionsführer für die kulturelle Entwicklung von Metropolregionen in Deutschland und Europa Funktionsbereich 5: Service für Städte, Kreise und Kulturregionen Die Metropolregion Ruhr ist auch im Vergleich mit anderen Metropolen als sehr groß zu bezeichnen und verfügt über sehr unterschiedliche kulturelle Angebots- und Stadträume, die sich oft auch nicht nur auf eine Stadt beschränken. Die Gesamtqualität des Metropolenraums und die erzielbare Mobilität in seinem Binnenleben hängt ganz wesentlich davon ab, ob die einzelnen Städte, Kreise oder städteübergreifend zusammenhängende Stadträume unterschiedlich profilierte und koordinierte Angebotseinheiten bilden können. Erst die unterschiedlichen einzigartigen Projekte und Angebote bringen die Metropole in Bewegung und geben auch kleineren Städten und peripher gelegenen Räumen über starke Profile die Chance, von kulturinteressierten Bürger/innen aus anderen Städten der Metropole genutzt zu werden. Im Zusammenwirken mit der regionalen Kulturförderung des Landes sollte die Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropole daher auch die Bildung von profilierten Kulturregionen innerhalb des riesigen Metropolenraums unterstützen. Vor allem die Städte in den Kreisen mit hochwertigen Spezialangeboten sollten derartige Profilierungschancen nutzen und dabei von der Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie aktiv durch Beratung, Innovationsförderung und Vermittlung von Expert/innen und Beratungsangeboten unterstützt werden. Die Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie sollte wie hier geschildert den Städten, Kreisen und Kulturregionen als erste Ansprech- und Servicestelle dienen, welche sie bei der Reali- sierung ihrer Projektvorhaben unterstützt. Dabei geht es vor allem um rasche Informations-, Service- und Vermittlungsleistungen zu bestehenden Unterstützungsangeboten und zur Integration der interessierten Städte in die Veranstaltungen, Einrichtungen und Umsetzungsmaßnahmen zur Kulturmetropole. An der Entwicklung ihrer Möglichkeiten und Angebote interessierte Städte können durch die Kulturmetropolenstrategie gut unterstützt werden. Die interessierten Städte müssen aber für die Nutzung dieser neuen Möglichkeiten die notwendige Eigeninitiative aufbringen und entsprechende Eigenmittel und personelle Ressourcen zur Verfügung stellen können. Nutzen für Städte und Kreise ›› Trägt Serviceangebote der Metropolenorganisation aktiv an die Städte heran ›› Unterstützt vor allem die Entwicklung von profilierenden Spezialangeboten ›› Fördert die Vernetzung und Einbindung kleinerer Städte in kulturelle Großereignisse ›› Regt in Zusammenarbeit mit dem Land die Bildung von koordinierten städteübergreifenden Angebotslandschaften und Kulturregionen an Funktionsbereich 6: Beteiligungen an für die Metropolenentwicklung wichtigen Einrichtungen Es ist denkbar, dass die Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie bei der Entwicklung und Umsetzung von für die Kulturmetropole besonders wichtigen Projekten und Einrichtungen auch selbst als Projektträger aktiv wird. Für spezielle Kongresse, Großveranstaltungen, Events, Museen, ein Theaterhaus Ruhr, eine Kulturservicegesellschaft u. a. m. wären derartige Beteiligungen oder Projektträgerschaften denkbar. Dieses Engagement sollte aber keinesfalls für Beteiligungen an Problem- und Sanierungsfällen aller Art die Türe öffnen. Nutzen für Städte und Kreise ›› Sichert für die Kulturmetropole besonders wichtige Veranstaltungen und Einrichtungen ›› Erleichtert Veranstaltern und Städten die Trägerschaft wichtiger Veranstaltungen ›› Kann flexibel und schnell neue Veranstaltungen und Einrichtungen realisieren 135 3 Die Umsetzungsorganisation Organisationstyp: Kulturmanagement-, Marketing- und Entwicklungsorganisation Zählt man nun die Anforderungen an die Umsetzungsorganisation zum Masterplan Kulturmetropole zusammen, so sieht man, dass eine sehr hochwertige, flexible und mit einer Vielzahl und Vielfalt von externen Partnern offen und international kooperierende Kulturmanagementorganisation gefordert ist. Sie agiert mit Spezialteams für die drei intensiv bearbeiteten Metropolenkompetenzfelder Theater - Performing Arts, Interkultur/Kulturelle Vielfalt und Städte- und Metropolentransformation. Möglicherweise wird auch die kulturelle Bildung als interessanter Aktionsbereich entsprechend besetzt. Für die Kompetenzfelder Kreativwirtschaft, Geschichtskultur und historisches Erbe müssen keine großen eigenständigen personellen Kapazitäten vorgehalten werden, da die Organisation hier mit vorhandenen externen Partnern gut kooperieren kann. Jedenfalls sollte sich die Organisation sehr aktiv und unterstützend auch um diese Kompetenzfelder kümmern. Die Organisation benötigt aber auch hier Verbindungen mit Kompetenzträger/innen, welche sie mit den in diesen Bereichen tätigen externen Organisationen gut verhandlungs- und kooperationsfähig machen. Den zentralen Funktionsbereich der Organisation stellt eine auf Marketing, Kommunikation und Identitätsentwicklung spezialisierte Organisationseinheit dar. Einen organisatorisch eigenständigen Bereich benötigt die Organisation des Innovationsfonds Kulturmetropole, welcher deren Eigenständigkeit ermöglicht. Die Gesamtorganisation ist schließlich von einer Managementebene zu führen, die breite Erfahrungen im Kulturmanagement und Kulturmarketing besitzt und sich durch hohe Kultur- und Kunstkompetenz auszeichnet. Insbesondere ist umfangreiche soziale Kompetenz für den adäquaten Umgang mit vielen unterschiedlichen Partnern und Städten im Kooperationsaufbau gefordert. Die Managementfunktion macht aufgrund der Vielfalt der Aufgabenstellungen eine Abdeckung durch zwei inhaltlich unterschiedlich geprägte Personen notwendig und erfordert ein entsprechend kaufmännisches Management. Leistungsangebot, Kosten- und Finanzierungsplan Die Organisation zur Umsetzung der Kulturmetropolenstrategie sollte so aufgebaut sein, dass sie sich auf die Erbringung der Kern- und Managementleistungen zur Umsetzung der Kulturmetropolenstrategie konzentriert. Möglichst viele der operativen Leistungsberei- 136 che sollten an externe Partner aus der Kultur- und Kreativwirtschaft ausgelagert werden. Eine entsprechende genaue Trennung und Differenzierung kann hier aber noch nicht vorgenommen werden. Wesentliche finanzielle Mittel benötigt der Innovationsfonds Kulturmetropole Ruhr, der für Projekte und Konzeptrealisationen an externe Partner vergeben werden soll und die eigenständige Handlungsfähigkeit der Metropolregion im Kulturbereich begründet. Die Umsetzungsorganisation benötigt aber auch für ihre eigene Marketing-, Informations- und Entwicklungsarbeit mit den Städten ein entsprechendes Budget. Bei der vorliegenden Leistungs- und Kostenplanung ist von einem Mindestbedarf für relevante jährliche Schritte in der Kulturmetropolenentwicklung ausgegangen worden. Die Kosten- und Finanzierungsplanung orientiert sich an folgenden Eckpunkten: 1 Bedarf an städteübergreifenden Service-, Entwicklungs- und Kommunikationsleistungen für die Etablierung der Kulturmetropole Ruhr als regionale Entwicklungseinheit und als international bekannte Kulturmetropole 2 Zumutbare Finanzierungsleistung und Finanzierungsverteilung für Städte und das Land Nordrhein-Westfalen, orientiert an anderen Kulturraummodellen. Diese führt zu folgendem Grundansatz: Städtebeitrag: ca. 1 Euro pro Einwohner; Land: ca. 2 Euro pro Einwohner bzw. Verdopplung der Eigenleistung der Städte; Private/ Dritte: ca. 10 % der öffentlichen Leistung. Finanzierung Die jährlichen Gesamtkosten von 20. Milionen Euro könnten, orientiert an anderen Kulturaummodellen, folgendermaßen aufgebracht werden: Finanzierung 53 Ruhrstädte 30 % Land Nordrhein-Westfalen 60 % Drittmittel öffentlich und privat 10 % Gesamtfinanzierung 6 Mio. 12 Mio. 2 Mio. 20 Mio. Dabei wird davon ausgegangen, dass für Städte im Haushaltssicherungsverfahren in Absprache mit dem Land Nordrhein-Westfalen langfristig gesicherte Lösungen realisiert werden können. Gesamtkostenschätzung für die Umsetzung der Kulturmetropoleninitiative Leistungskosten Personal (intern und extern) 2.250 Sachkosten der Leistungserbringung 420 Innovationsfonds Kulturmetropole 10.000 Flexibles Budget für Marketing-, Informations- u. Entwicklungsarbeit 7.330 Gesamtkosten: 20 Mio. Euro Leistungs- und Kostenplanung pro Jahr (in Tausend Euro) Leistungsbereiche Personalkosten Sachkosten Flexible Mittel Fonds Gesamt 1 Gesamtmanagement 1.1 Kulturmanagement 1.2 Kaufmännisches Management 255 130 50 180 25 485 155 2 Metropolenkompetenzfelder 2.1 Theater - Performing Arts 280 50 2.2 Städte- und Metropolentranformation 205 40 2.3 Interkultur/Kulturelle Vielfalt 265 50 2.4 Kreativwirtschaft 100 20 2.5 Kompetenzfeld Bildende Kunst 300 2.500 3.130 300 2.000 2.545 300 2.000 2.615 300 420 500 500 3 Basiskompetenzfelder 3.1 Geschichtskultur/Historisches Erbe 3.2 Kulturelle Bildung RVR 185 RVR 40 RVR 300 RVR RVR 1.000 1.525 75 445 105 205 50 125 80 5.000 5.525 25 300 430 40 300 2.000 2.545 4 Zentrale Funktionsfelder 4.1 Strategie, Identität, Marke 4.2 Metrpolenmarketing intern-extern 4.3 Innovationsfonds Kulturmetropole 4.4 Services Städte, Kreise, Kulturregionen Gesamtkosten in Mio. Euro 2.250 470 7.280 10.000 20.000 Programmkosten/Jahr 20 Mio. Euro 137 Entwicklungsvorschau (invent-Vorschlag): Dabei wird davon ausgegangen, dass die Organisation zur Umsetzung der Metropolenstrategie 2009 und 2010 schrittweise vorbereitet und 2011 offiziell gegründet wird. Die operative Arbeit wird also erst nach dem Kulturhauptstadtjahr Zug um Zug aufgenommen. Bei einem derartigen Vorgehen könnte sich in einer dreijährigen Aufbau- und Startphase der Aktionen folgender gestaffelter Finanzierungsbedarf ergeben: Finanzbedarf 2011: 10.000 Euro Finanzbedarf 2012: 15.000 Euro Finanzbedarf 2013: 20.000 Euro Eine derartige Vorgehensweise, welche 2010 in einem produktiven Zusammenwirken mit der Kulturhauptstadt beginnt, erscheint auch insofern angebracht, als die schwierige wirtschaftliche Entwicklungssituation erst 2011 bis 2012 durchschritten sein dürfte und nach 2010 eine gewisse Beruhigungsphase angebracht scheint. Der schrittweise Einstieg erscheint insofern empfehlenswert, als beim Projektstart noch von einem anhaltenden konjunkturellen Aufschwung ausgegangen wurde, mit dem nun, nach eingetretener Krise, nicht mehr gerechnet werden kann. Weiterhin bekommen damit die beteiligten Städte und das Land die Möglichkeit, ihre Förderungshaushalte auf die Finanzierungsbedarfe einer Kulturmetropolenstrategie umstellen zu können. Konkret bleibt damit aber auch für wahrscheinlich notwendige Kooperations- und Umstellungsschritte mehr Zeit, über die notwendige Einsparungen erzielt werden können, welche die Finanzierung 138 der Metropolenstrategie erleichtern. Die Metropolenstrategie realisiert neue kulturelle Initiativen, Projekte und Strukturen. Dies kostet natürlich Geld. Metropolenstrategien können durch ihre Produktions- und Marketingkooperationen aber auch Gelder einsparen und für ihre eigene Umsetzung mobilisieren. Der Aufbau neuer kostensparender Kooperationen kostet allerdings selbst Geld, Verhandlungen und damit auch Zeit. Dies würde wiederum für einen gestaffelten Einstieg in die Metropolenstrategie sprechen, welche dann erst 2012 und 2013 neue metropolitane Höhepunkte und große Ruhr Kultur-Feste ermöglichen würde. Ansprüche an Rechtsform und Trägerschaft An die Umsetzungsorganisation zur Metropolenstrategie müssen folgende Ansprüche gestellt werden: Hohe Flexibilität, Überzeugung durch hohes Leistungsniveau, Offenheit für strategische Kooperationen und externe Partner, Stabilität durch politischen und finanziellen Rückhalt, passender Einfluss und Kontrolle durch wichtigste Träger und Umsetzungspartner. Geht man davon aus, dass der Regionalverband Ruhr auch intensiv in die Umsetzung des Masterplans eingebunden werden soll, dann gibt es prinzipiell unterschiedlich positionierte Lösungen. Es ist eine organisatorische Lösung innerhalb der bestehenden Strukturen des RVR und eine Lösung außerhalb des RVR mit einer Beteiligung des RVR denkbar. Bei einer Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile für eine Innen- und Außenlösung sprechen die Argumente klar für eine Außenlösung, da erst diese die geforderte hohe Flexibilität und Offenheit gegenüber externen Partnern realisierbar macht. Für die Außenlösung spricht auch, dass erst über diese die wichtigsten Umsetzungspartner, wie die großen Städte und das Land Nordrhein-Westfalen, wirklich adäquat in die Aufsichtsstruktur der Metropolenraumorganisation eingebunden werden können. Mögliche Trägerschaften für Außenlösung Denkbar sind hier im Wesentlichen drei Varianten. Ein möglicher Träger wäre die Kultur Ruhr GmbH. Sie möchte sich nach den Aussagen ihrer kaufmännischen Geschäftsführung aber weiterhin auf die Organisation der Ruhrtriennale konzentrieren und zeigte kein Interesse an Aufgabenausweitungen. Als zweiter möglicher Träger erscheint die RUHR.2010 GmbH. Die Geschäftsführung der RUHR.2010 GmbH könnte sich eine Fortsetzung der Aktivitäten der GmbH für den Aufbau der Kulturmetropole Ruhr vorstellen. Dafür müsste sie allerdings ihre Gesellschafterstruktur und ihre Aufgabenstellung entsprechend umbauen und der neuen Aufgabenstellung anpassen. Dieser Umbau erscheint aufwändig und wird zusätzlich durch die große Verantwortung und Haftung für den ordentlichen Abschluss der Kulturhauptstadt erschwert. Zahlreiche, in die Entwicklung des Masterplans involvierte Entwicklungs- und Entscheidungsträger sprachen sich daher für einen geordneten Abschluss der Kulturhauptstadt auf der einen Seite und den Aufbau einer neuen Umsetzungsorganisation für die Metropolenstrategie auf der anderen Seite aus. Auf jeden Fall sollten bei einer derartigen Vorgehensweise die positiven Erfahrungen sowie bewährte Projekte und Strukturen der Kul- turhauptstadt zur Sicherung nachhaltiger Effekte durch die neue Umsetzungsorganisation übernommen werden. Zusammenfassend betrachtet scheinen die Argumente für die Gründung einer neuen Organisation zu sprechen, welche frisch durchstarten kann und primär die positiv evaluierten Erfahrungen und Projekte der RUHR.2010 GmbH übernimmt. Dies sollte aber als Empfehlung bewertet werden, welche der RUHR.2010 GmbH nicht prinzipiell die Möglichkeit einer Umstellung auf die Umsetzungsaufgaben einer Kulturmetropolenstrategie absprechen soll. Im Folgenden wird von der Notwendigkeit einer Neugründung ausgegangen. Die definierten Anforderungen würden aber an jede zukünftige Umsetzungsorganisation gestellt werden. Neue Trägerschaft: Kulturmetropole Ruhr GmbH An einer neu zu gründenden Organisation sollten indirekt alle Städte der Kulturmetropole beteiligt werden können. Die einfachste Lösung dafür scheint eine 100prozentige Tochter des RVR zu sein, welche nach dem Muster der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH organisiert ist und in passender Form die relevanten Finanzierungs- und Umsetzungsstrukturen in ihre fachlich orientierten Aufsichtsgremien einbindet. Rechtsform Theoretisch kommen sowohl Trägerschaften, die nach öffentlichem Recht organisiert sind, wie auch solche, die nach privatem Recht organisiert sind, in Frage. Ohne hier für die Realisierungsempfehlung eine lange vergleichende Argumentation aufzuziehen, scheinen die Argumente für eine gemeinnützige GmbH zu überwiegen. Für die GmbH Lösung sprechen folgende Argumente: 1 Sichert hohe Flexibilität 2 Gestaltbare Form der Aufsichtsorgane 3 Offenheit für Beteiligung privater Partner 4 Eigene Rechtsfähigkeit 5 Absetzbarkeit von Unterstützungsgeldern 6 Klare Haftungen der Geschäftsführung 7 Gut erprobtes Modell Denkbar wären auch ein eigener Zweckverband, eine Stiftung, ein Verein oder eine Anstalt öffentlichen Rechts. Keine dieser Rechtsformen weist aber jene Flexibilität und Offenheit gegenüber externen Partnern auf, wie dies die GmbH tut. Wenn man also längerfristig auf die Beteiligung privater Partner und auf große Offenheit und Flexibilität setzt, ist eine GmbH-Lösung zu favorisieren. Die entsprechend geführte Diskussion im Arbeitskreis führte zum Ergebnis, die Gründung einer GmbH durch den Regionalverband Ruhr vorzuschlagen. Für die neue GmbH wird der Name „Kulturmetropole Ruhr GmbH“ vorgeschlagen. Die neue GmbH soll für eine direkte Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen offen sein. Jedenfalls sollen das Land und die Delegierten der kreisfreien Städte und Kreise des Ruhrgebiets im mehrheitlich fachlich orientierten Aufsichtsrat der neuen GmbH vertreten sein. 139 4 Vorschlag Städtekontrakt Städtekontrakt zur Vorbereitung und Sicherung der Umsetzung des Masterplanes Kulturmetropole Ruhr Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr stellt die Strategie und den Plan für die zukünftige kulturelle Entwicklung der Metropole Ruhr dar. Der Städtekontrakt ist der Vertrag der Städte und Kreise der Metropole Ruhr, des Regionalverbands Ruhr und des Landes Nordrhein-Westfalen zur Umsetzung des Masterplans. Als solcher wird der Städtekontrakt ausdrücklich vom Masterplan empfohlen. Der Städtekontrakt bezieht sich in seinen Inhalten auf die Vorschläge des Masterplans. Dieser klärt für ein praktisches Funktionieren des Städtekontrakts die relevanten Strategien und strategischen Ziele. Beide Dokumente stützen einander in ihrer Bedeutung und Wirksamkeit. Etwas genauer betrachtet sieht die Sachlage folgendermaßen aus: 140 Stellenwert Masterplan Kulturmetropole Ruhr Mit der Erstellung des Masterplans Kulturmetropole Ruhr nimmt der RVR seine regionale Planungskompetenz als Entwicklungsverband der Metropole Ruhr wahr. Der Masterplan wurde unter Nutzung vorliegender Analysen und unter Einbeziehung regionaler Entwicklungsträger des Kultur- und Kunstgeschehens von der beauftragten Agentur invent GmbH erarbeitet und im Arbeitskreis Masterplan Kulturmetropole diskutiert, weiterentwickelt und auf die regionale Situation abgestimmt. Die Ausarbeitungen gehen dabei so weit, dass Umsetzungsanforderungen, Schlüsselprojekte, notwendige Organisationsformen und geschätzte Kosten herausgearbeitet und transparent gemacht wurden. Dadurch wurde es möglich, dass der mit regionalen Expertinnen und Experten, Entwicklungsträgern und politisch Verantwortlichen besetzte Arbeitskreis den Masterplan per Beschluss den formal zuständigen Gremien des RVR zu Annahme und Umsetzung empfohlen werden konnte. Der Expertenentwurf zum Masterplan wurde vom Arbeitskreis Masterplan Kulturmetropole Ruhr mit einem Empfehlungsbeschluss ausgestattet und dem Fachausschuss für Kultur und Sport und der Vollversammlung des RVR zur Annahme und Umsetzungseinleitung vorgeschlagen. Wenn die Gremien des RVR den Masterplan offiziell beschließen, verfügt das Ruhrgebiet als erste deutsche Metropolregion über ein offizielles Planungsdokument für seine zukünftige kulturelle Entwicklung. Dies ist zweifellos ein großer Planungs- und Entscheidungsfindungsfortschritt. Dieser Fortschritt bedeutet jedoch noch nicht, dass mit ihm auch sofort die Umsetzung des Masterplans gesichert ist. Für diese muss gesondert verhandelt und gehandelt werden, was mit dem vorliegenden Vorschlag zum Städtekontrakt vorbereitet wird. Stellenwert Städtekontrakt Kulturmetropole Ruhr Der Städtekontrakt Kulturmetropole Ruhr stellt die Vereinbarung der Städte, des RVR und des Landes Nordrhein-Westfalen zur Umsetzung des Masterplans dar. Diese Umsetzung benötigt vor allem das aktive Engagement der Städte des Ruhrgebiets und des unterstützenden Landes Nordrhein-Westfalen. Die Städte, der RVR und das Land Nordrhein-Westfalen müssen eine über ad hoc-Kooperationen hinausgehende, praktisch organisierte, langfristig angelegte kulturelle Entwicklungszusammenarbeit beschließen. Das stadtbezogene kulturelle Engagement wird dadurch um ein städteübergreifendes Engagement für die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr ergänzt. nen und sollen sich alle Partner beteiligen. Einzelne Strategien und Projekte können jedoch auch nur von Partnergruppen realisiert werden. Die angepeilte Umsetzungsstruktur benötigt Beständigkeit und Planungssicherheit wie auch Offenheit für neue Chancen und Projekte, die sich immer wieder aufs Neue ergeben werden. Ein Städtekontrakt vereinbart eine langfristig angelegte Entwicklungspartnerschaft, die so stabil sein muss, dass sie Höhen und Tiefen der gemeinsamen Entwicklung durchleben und überleben kann. Wichtig ist dabei, dass „Trittbrettfahrerschaften“ ausgeschlossen werden können, dass also vermieden wird, dass einzelne Partner nur von den Nutzen profitieren wollen, ohne sich an den Kosten zu beteiligen. Der Vorschlag zu einem derartigen Städtekontrakt findet sich im Anhang zum Masterplan. Er soll als Verhandlungsausgangspunkt und Grundlage für die konkrete Ausverhandlung der zukünftigen Entwicklungsarbeit dienen. Der Masterplan empfiehlt ausdrücklich den Abschluss eines passenden Städtekontrakts für seine eigene Umsetzung. Der Beschluss des Masterplans zieht aber nicht automatisch einen entsprechenden Beschluss oder gar die Wirksamkeit des Städtekontrakts nach sich. Der Beschluss des Städtekontrakts benötigt einen eigenen Aushandlungsprozess, dessen Ausgang durch den Beschluss des Masterplans nicht prejudiziert wird. Diese konkrete Form der interkommunalen, kulturellen Entwicklungszusammenarbeit wird über einen Städtekontrakt vereinbart, der auf den Ausarbeitungen und Vorschlägen des Masterplans Kulturmetropole aufbaut. Im Städtekontrakt verpflichten sich die beteiligten Städte zur gemeinsamen strategischen Grundorientierung für die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr und vereinbaren vertraglich die Beteiligung an notwendigen Strukturen und Finanzierungsmodellen für die zukünftige kulturelle Entwicklungszusammenarbeit. Der Städtekontrakt bringt die generelle strategische Orientierung, konkrete Entwicklungsschwerpunkte und die bedeutenden kulturellen Kompetenzfelder und Schlüsselprojekte der Entwicklung zum Ausdruck. Ein Städtekontrakt sollte den beteiligten Partnern Planungssicherheit geben und über zehn Jahre abgeschlossen werden. An seinen generellen Vereinbarungen kön- 141 Beteiligte an der Masterplanentwicklung in der Metropole Ruhr Die bedeutendste Rolle in der Abstimmung und Entwicklung des Masterplans Kulturmetropole Ruhr kam dem vom RVR nominierten Arbeitskreis Masterplan Kulturmetropole Ruhr (Seite 11 dieses Kompaktberichts) zu. Der Arbeitskreis tagte vom 16. Mai 2008 bis 16. März 2009 insgesamt sieben Mal, wobei die letzten drei Treffen in erster Linie dem Städtekontrakt galten. Die interne Gruppe zur Masterplanentwicklung mit Vertretern des RVR und der Agentur invent GmbH kam insgesamt vier Mal zusammen. In den elf kreisfreien Städten und den vier Kreisen der Metropole Ruhr wurden Stadt- und Kreisgespräche zum Masterplan abgehalten. Je zwei Kompetenzfeldworkshops gab es zu den Metropolenkompetenzfeldern Theater und Performing Arts, Interkultur / Kulturelle Vielfalt und Kreativwirtschaft. Nicht zuletzt kam der Masterplan auch anhand einer Vielzahl an persönlichen Interviews in der Metropole Ruhr zustande. Der besondere Dank gilt allen engagierten Mitentwicklern und Gesprächspartnern, die hier aufgelistet sind. Regionalverband Ruhr Heinz-Dieter Klink, Regionaldirektor Dr. Dieter Nellen, Referatsleiter Referat Kultur und Sport Dr. Thomas Rommelspacher, Bereichsleiter Planung Dr. Wilfried Dege, Referatsleiter Öffentlichkeitsarbeit Svenja Noltemeyer, Projektkoordinatorin Susanne Brambora-Seffers, Projektkoordinatorin Martina Lauderbach, Projektkoordinatorin Ruhr.2010 GmbH Prof. Dr. Oliver Scheytt, Geschäftsführer Dr. hc. Fritz Pleitgen, Geschäftsführer Jürgen Fischer, Programmkoordinator Prof. Dieter Gorny, Künstlerischer Direktor „Stadt der Kreativen“ Asli Sevindim, Künstlerische Direktorin „Stadt der Kulturen“ Prof. Karl-Heinz Petzinka, Künstlerischer Direktor „Stadt der Möglichkeiten“ Bernd Fesel, Projektmanager Kreativwirtschaft RUHR.2010 GmbH Land Nordrhein-Westfalen Peter Landmann, Abteilungsleiter Kultur, Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen Reinhard Krämer, Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, Abteilung Kultur, Bereichsleiter Regionale Kulturpolitik Katharina Schwalm-Schäfer, Abteilungsleiterin Kultur- und Kreativwirtschaft, Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Ulla Harting, Referatsleiterin Kulturabteilung der Staatskanzlei Land Nordrhein-Westfalen Agnes Heuvelmann, Referatsleiterin Allgemeine Fragen der Integrationspolitik Ministerium für Generationen, Familie und Frauen des Landes Nordrhein-Westfalen Wirtschaftsvereinigungen der Metropole Ruhr Dr. Roland Kirchhof, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Verein pro Ruhrgebiet Dr. Peter Lampe, Vorsitzender der Geschäftsführung des Initiativkreises Ruhr 142 Städte und Kreise der Metropole Ruhr Stadtgespräch in Bochum Stadtgespräch in Bottrop Stadtgespräch in Dortmund Stadtgespräch in Duisburg Stadtgespräch in Essen Stadtgespräch in Gelsenkirchen Stadtgespräch in Hagen Stadtgespräch in Hamm Stadtgespräch in Herne Stadtgespräch in Mülheim an der Ruhr Stadtgespräch in Oberhausen Kreisgespräch im Kreis Ennepe-Ruhr Dr. Armin Brux, Landrat Kreis Ennepe-Ruhr Dr. Dagmar Goch, Bürgermeisterin Stadt Hattingen Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin Stadtarchiv Witten Carsten Michel, Fachbereichsleiter Allgemeine Bürgerdienste Bereich Kultur Stadt Ennepetal Jürgen Niederheide, Leitung Schulamt Kreis Ennepe-Ruhr Stefan Rose, Beisitzer FB Bildung, Jugend und Soziales Stadt Gevelsberg Dr. Jürgen Steinrücke, Bürgermeister Stadt Schwelm Dr. Katja Strauss-Köster, Referatsleiterin für nachhaltige Stadtentwicklung Stadt Herdecke Dr. Gisela Tervooren, Touristik Kreis Ennepe-Ruhr Dr. Dietrich Thier, Kulturverantwortlicher Stadt Wetter Norbert Zirkel, Kulturbüroleiter Stadt Spröckhövel Lothar Christ, Erster Beigeordneter Stadt Werne Christian Frieling, Fachbereichsleiter Kultur Stadt Kamen Klaus Kilian, Vorstand des Kultur- und Weiterbildungsbetriebs (KuWeBe) Stadt Schwerte Sabine Leiße, Koordinierungsstelle für Planungsaufgaben Kreis Unna Gerhard Pielken, Fachbereich für Kultur und Medien Kreis Unna Manon Pirags, Fokus Selm AÖR Simone Schmidt-Apel, Kulturreferentin Stadt Bergkamen Axel Sedlack, Kulturdezernent und Leiter der Kulturbetriebe Stadt Unna Rainer Stratmann, Kreisdirektor und Kämmerer Kreis Unna Sigrid Zielke M.A., Fachbereichsleiterin Kultur Kreis Unna Kreisgespräch im Kreis Wesel Paul Borgardts, Leiter Städtisches Bühnenhaus Stadt Wesel Sandra Bree, Fachbereichsleiterin Bildung, Kultur und Sport Stadt Xanten Egon Dames, Beigeordneter Stadt Voerde Konrad Fischer, Amtsleiter Schulverwaltungs- und. Kulturamt Stadt Hamminkeln Klaus-Dieter Graf, Leiter Kulturamt Stadt Dinslaken Wolfgang Jager, Leiter Schulverwaltungsamt Stadt Kamp-Lintfort Maria Kischka, Ordnungsdezernentin Stadt Hamminkeln Dr. Ansgar Müller, Landrat Kreis Wesel Thomas Pieperhoff, Referat 15, Persönlicher Referent Stadt Dinslaken Vera Thuleweit, Fachbereichsleiterin Kulturbüro Stadt Rheinberg Rainer Weiß, Leiter der Entwicklungsagentur Kreis Wesel (EAW) Karl-Heinz Wiberny, Kulturbeauftragter Kreis Wesel Beatrix Wirbelauer, Leiterin Kulturbüro Stadt Moers Kreisgespräch im Kreis Recklinghausen Kreisgespräch im Kreis Unna Matthias Aufermann, Kulturhauptstadtbeauftragter Gemeinde Holzwickede Edelgard Blümel, Fachbereichsleiterin für Soziales, Schule, Gleichstellung, Sport, Kultur und Bürgerbüro bei der Gemeindeverwaltung Bönen 143 Metropolenkompetenzfeld Theater und Performing Arts Metropolenkompetenzfeld Städteund Metropolentransformation Metropolenkompetenzfeld Interkultur / Kulturelle Vielfalt Udo Balzer-Reher, Geschäftsführung Stücke Mülheimer Theatertage NRW Holger Bergmann, Künstlerischer Leiter Ringlokschuppen Mülheim Peter Carp, Intendant Theater Oberhausen Marcus Gloria, Inhaber Agentur „Cooltour“ Bochum Prof. Dr. Ulrike Hass, Universität DuisburgEssen Prof. Dr. Guido Hiß, Institut für Theaterwissenschaft Ruhr-Universität Bochum Stefan Hilterhaus, Künstlerischer Leiter PACT Zollverein Henrietta Horn, Künstlerische Leiterin Folkwang Tanzstudio Essen Jürgen Krings, Geschäftsführer Kultur Ruhr GmbH (Ruhrtriennale) Thomas Laue, Chefdramaturg Schauspiel Essen Susanne Linke, Künstlerische Leiterin Choreographisches Zentrum Essen Hans-Jürgen Best, Beigeordneter Geschäftsbereich Planen Stadt Essen Prof. Dr. Hans-Heinrich Blotevogel, Technische Universität Dortmund - Fakultät Raumordnung und Landesplanung Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH, Dortmund Dipl.-Ing. Ralf Ebert, Geschäftsführer STADTart Dortmund Dr. Stefan Gärtner, Institut für Arbeit und Technik FH Gelsenkirchen Prof. Karl-Heinz Petzinka, Ruhr.2010 GmbH Künstlerischer Direktor „Stadt der Möglichkeiten“ Dr. Dieter Rehfeld, Institut für Arbeit und Technik FH Gelsenkirchen Ulrike Rose, Geschäftsführerin Europäisches Haus der Stadtkultur, Gelsenkirchen Prof. Dr. Klaus Tenfelde, Ruhr-Universität Bochum, Institut für soziale Bewegungen Meral Cerci, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Land NordrheinWestfalen Dr. Andreas Goldberg, Geschäftsführer Stiftung Zentrum für Türkeistudien Ulla Harting, Referatsleiterin Kulturabteilung der Staatskanzlei Land NordrheinWestfalen Agnes Heuvelmann, Referatsleiterin Allgemeine Fragen der Integrationspolitik Ministerium für Generationen, Familie und Frauen des Landes Nordrhein-Westfalen Tina Jerman M.A., Leiterin Exile Kulturkordination e.V. Gülay Kizilocak, Stellvertreterin des Direktors Stiftung Zentrum für Türkeistudien Claudia Kokoschka, Programmleiterin Kulturbüro der Stadt Dortmund Meinhard Motzko, Praxis Institut Bremen Gabriela Schmitt, Bildungsreferentin Düsseldorfer Institut für soziale Dialoge Asli Sevindim, RUHR.2010 GmbH, Künstlerische Direktorin „Stadt der Kulturen“ Rita Viehoff, Kulturamtsleiterin Stadt Hagen 144 Metropolenkompetenzfeld Kreativwirtschaft Kompetenzfeld Bildende Kunst Basiskompetenzfeld Geschichtskultur Hanns-Ludwig Brauser, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr Bernd Fesel, Projektmanager Kreativwirtschaft RUHR.2010 GmbH Michael Gehlert, EWG - Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH Prof. Dieter Gorny, RUHR.2010 GmbH, Künstlerischer Direktor „Stadt der Kreativen“ Andrea Höber, Kompetenzfeldentwicklung Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr Herman Marth, Vorstandsvorsitzender Stiftung Zollverein Prof. Kurt Mehnert, Rektor Folkwang Hochschule Essen Harald Pahl, RAG (Quartier Zeche Lohberg) Silke Pollack, Geschäftführerin Dinslakener Stadtmarketing GmbH Katharina Schwalm-Schäfer, Abteilungsleiterin Kultur- und Kreativwirtschaft, Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen Axel Sedlack, Kulturdezernent und Leiter der Kulturbetriebe Stadt Unna Sylvia Tiews, Branchenbetreuerin IT / Koordination Kreativwirtschaft dortmund project Stadt Dortmund Wirtschaftsförderung Roland Weiss, Geschäftsführer Entwicklungsgesellschaft Zollverein mbH Barbara Wendling, Zollverein Business Service & Kommunikation Dr. Tayfun Belgin, Direktor Karl Ernst Osthaus Museum Hagen Hendrik von Boxberg, Leiter PR und Öffentlichkeitsarbeit Museum Folkwang Dr. Söke Dinkla, Leiterin Kulturhauptstadtbüro Stadt Duisburg Dr. Hartwig Fischer, Direktor Museum Folkwang Klaus Kiefer, Leiter Arbeitsgemeinschaft der Essener Galerien Dr. Ursula Sinnreich, Leiterin Bereich Kunst Kulturbetriebe Unna Dr. Kurt Wettengl, Direktor Museum am Ostwall Dortmund Prof. Dr. Ulrich Borsdorff, Direktor Ruhr-Museum Prof. Dr. Stefan Goch, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen Heinrich Theodor Grütter, Leiter Öffentlichkeitsarbeit Ruhr-Museum Prof. Dr. Klaus Tenfelde, Direktor des Instituts für soziale Bewegungen in Bochum 145 Bildnachweise Aufzählung von links nach rechts, zeilenweise von oben nach unten Umschlag vorne: RVR/R. Lueger Seite 67: RUHR.2010/Stiftung Zollverein, Duschner Seite 2: RTG/Schumacher Seite 69: RVR/Kaufmann Seite 4: RVR/Oberhäuser, RVR/Hoffknecht, RVR/Ziese, RTG/Lueger Seite 70: invent Seite 5: RVR/M. Vollmer, RVR/Oberhäuser, RVR/Ziese, Fotolia, RVR/Lueger Seite 72: RVR/Lichtblick Seite 6: invent Seite 73: Fotolia (alle) Seite 8: Ruhr 2010/Ambach Seite 75: RVR/ Berns, Getty Images, invent, Getty Images, Seite 11: invent Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna/Duschner, Getty Images Seite 12: RUHR.2010/schacht2 Seite 76/77: RUHR.2010/Köhler Seite 13: invent (alle) Seite 78: RVR/Berns Seite 16: RVR/ Luhnen Seite 79: Getty Images (alle) Seite 19, 20: invent Seite 80: Getty Images Seite 22: RVR/Hoffknecht Seite 81: Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna/Duschnerl, Seite 23: RVR/Kaufmann (alle) Getty Images Seite 28: invent Seite 82: RVR/Lichtblick (alle) Seite 29: RTG/Schumacher Seite 83: RVR/Lichtblick Seite 30: RTG/Schumacher Seite 84: invent Seite 31: Ruhrtriennale 2009 /Leclaire Seite 86: fotolia Seite 33: RUHR.2010/christophkniel.com Seite 88: RVR/ M. Vollmer Seite 34: RTG/Schumacher Seite 89: RVR/Liedtke, RVR/Lueger, RVR/Lueger, Seite 35: RUHR.2010/Giese RUHR.2010/Barbara Wendling Seite 36: RTG/Schumacher Seite 93: invent Seite 37: RTG/Lueger, Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna/Dusch- Seite 94: RVR/Lichtblick ner, RVR/ Kaufmann, RVR/Lichtblick, Getty Images, Ruhrtriennale/ Verswey- Seite 96: RVR/Lichtblick veld, Getty Images Seite 97: RVR/Stippke, RUHR.2010/, RVR/Liedtke, RUHR.2010/Gericke, RTG/ Seite 38: RTG/ Lueger, Zentrum für Internationale Lichtkunst, Lueger, Getty Images Unna/Duschner Seite 98: RVR/Stipke, RUHR.2010, RVR/Liedtke, Seite 39: RVR/Kaufmann Seite 99: RUHR.2010/Gericke, RTG/Lueger, Getty Images Seite 40: RVR/Kozlowski, invent Seite 100: invent Seite 43: Ruhrtriennale/Versweyveld Seite 101: RVR/Lichtblick Seite 44, 45, 46, 47: Getty Images Seite 103: RTG/Lueger Seite 49: invent Seite 104: RVR/Ziese Seite 50, 51: RVR/Kaufmann Seite 105: RVR/Lueger, RVR/ Schumacher, RVR/Oberhäuser Seite 52: RVR/Ziese Seite 106: RVR/Oberhäuser Seite 53: RVR/Ziese, RTG/Lueger, RVR/Luhnen Seite 108: Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna/Hannappel, RVR/ Seite 57: Imaging Atelier / NMFE GmbH Lueger, RVR/Hannappel, RTG/Schumacher, RTG/Lueger, RTG/Schumacher, Seite 59: invent, RVR/Ziese, Ruhr 2010 RUHR.2010/Jobs Seite 60: invent, RVR/Ziese Seite 109: Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna/Hannappel RVR/ Seite 61: Ruhr.2010 Lueger, RTG/Schumacher, Seite 62: RTG/Lueger Seite 110: RVR/Hannappel Seite 63: RVR/Vollmer, RVR/Lichtblick, Fotolia, RVR/Kaufmann Seite 111: RTG/Schumacher Seite 66: RUHR.2010/Kaufmann Seite 112: RTG/Lueger 146 Impressum Seite 113: RVR/Oberhäuser, RVR/Ziese, RTG/Lueger, RVR/Lueger Seite 116: RVR/Permann, Getty Images, RVR/Lueger, RTG/ Lueger,, Getty Images Seite 117: RVR/Permann, Getty Images Seite 118: RVR/Lueger, RVR/Beermann Seite 120: Fotolia Seite 121: .RVR/Berns, RVR/Lueger, RTG/Lueger., Fotolia Seite 124: RVR/Oberhäuser, RTG/Schumacher, RTG/Lueger, RUHR.2010/RuhrKunstMuseen, RTG/Lueger, RUHR.2010/ Herausgeber und Auftraggeber: Regionalverband Ruhr Kronprinzenstraße 35 45128 Essen Konzeption, Text, Redaktion, Umsetzung: invent GmbH A-1080 Wien Lederergasse 35/5/1 Fon +43 1 407 87 33 Fax +43 1 407 87 33 10 www.invent.or.at Stiftung Jedem Kind Ein Instrument Seite 125: RVR/Oberhäuser, RTG/Schumacher Seite 126: RUHR.2010/RuhrKunstMuseen, RTG/Lueger, RUHR.2010/Stiftung Jedem Kind Ein InstrumentSeite Grafikdesign & Satz: Peter Liffers Unternehmenskommunikation, Essen • www.liffers.de 128: RVR/Lueger Seite 129: invent (alle) Seite 131: invent (alle) Seite 132/133: RVR/R. Lueger Seite 134/135: RVR/Schumacher Seite 137: RTG/Schumacher Seite 138: MKM Duisburg/Juran Seite 139: RTG/Lueger Seite 140: invent Seite 141:RUHR.2010/Müller Seite 142/143: RVR/Ziese Seite 144/145: RVR/Ziese Rückseite: RVR/Ziese 147 148