Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
MASTERPLAN KULTUR.pdf
Größe
4,8 MB
Erstellt
26.12.14, 13:53
Aktualisiert
24.01.18, 04:57
Stichworte
Inhalt der Datei
Masterplan
Kulturmetropole Ruhr
Masterplan
Kulturmetropole Ruhr
Die Metropole Ruhr im Kreis der Kulturmetropolen Europas positionieren
und ihre kulturellen Möglichkeitsräume erweitern
Entwicklungsgruppe:
Auftraggeber:
Auftragnehmer/Bearbeitung:
Arbeitskreis
Kulturmetropole Ruhr
Regionalverband Ruhr
Kronprinzenstraße 35
45128 Essen
Koordination:
Dr. Dieter Nellen
Susanne Brambora-Seffers
Svenja Noltemeyer
Martina Lauderbach
invent GmbH
Innovationsagentur
Wirtschaft - Tourismus - Kultur
Lederergasse 35/5
1080 Wien
www.invent.or.at
Leitung und Kernteam:
Dr. Hubert Bratl (Projektleiter)
Dr. Patrick Bartos
Prof. Dr. Reinhard Kannonier
Der hier vorliegende Bericht entspricht den Empfehlungsbeschlüssen des Arbeitskreises Kulturmetropole Ruhr.
INHALT
1 KONTEXT DER ENTWICKLUNG
6
2 AUFGABENSTELLUNG UND ZIELSETZUNG DES MASTERPLANS
4
UND DES STÄDTEKONTRAKTS
9
3 VORGEHENSWEISE UND STELLENWERT DER MASTERPLANENTWICKLUNG
10
MASTERPLAN KULTURMETROPOLE RUHR ERGEBNISBERICHT
13
ENTWICKLUNGSSTRATEGIE
15
METROPOLENKOMPETENZFELD 1: THEATER UND PERFORMING ARTS
23
1 AUSGANGSSITUATION
25
2 STRATEGISCHE BEDEUTUNG
27
3 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - GEFAHREN - CHANCEN
28
4 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE
32
5 SCHLÜSSELPROJEKTE
37
6 REGIONAL GOVERNANCE UND UMSETZUNGSORGANISATION
48
METROPOLENKOMPETENZFELD 2: STÄDTE- UND METROPOLENTRANSFORMATION
53
1 AUSGANGSSITUATION
55
2 STRATEGISCHE BEDEUTUNG
56
3 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - GEFAHREN - CHANCEN
57
4 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE
58
5 SCHLÜSSELPROJEKTE
59
6 REGIONAL GOVERNANCE UND UMSETZUNGSORGANISATION
61
METROPOLENKOMPETENZFELD 3: INTERKULTUR / KULTURELLE VIELFALT
63
1 AUSGANGSSITUATION
65
2 STRATEGISCHE BEDEUTUNG
68
3 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - GEFAHREN - CHANCEN
70
4 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE
74
5 SCHLÜSSELPROJEKTE
75
6 REGIONAL GOVERNANCE UND UMSETZUNGSORGANISATION
84
METROPOLENKOMPETENZFELD 4: KREATIVWIRTSCHAFT
89
1 AUSGANGSSITUATION
91
2 STRATEGISCHE BEDEUTUNG
92
3 STÄRKEN - SCHWÄCHEN - GEFAHREN - CHANCEN
93
4 ENTWICKLUNGSSTRATEGIE
95
5 SCHLÜSSELPROJEKTE
97
6 REGIONAL GOVERNANCE UND UMSETZUNGSORGANISATION
100
KOMPETENZFELD BILDENDE KUNST
105
1 AUSGANGSSITUATION
106
2 SCHLÜSSELPROJEKTE
108
BASISKOMPETENZFELD 1: GESCHICHTSKULTUR / HISTORISCHES ERBE
113
1 AUSGANGSSITUATION
114
2 STRATEGISCHE ZIELE
115
3 SCHLÜSSELPROJEKTE
116
BASISKOMPETENZFELD 2: KULTURELLE BILDUNG
121
1 AUSGANGSSITUATION
122
2 STRATEGISCHE ZIELE
123
3 SCHLÜSSELPROJEKTE
124
4 UMSETZUNG
127
ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT UND UMSETZUNGSORGANISATION
129
1 GRUNDSTRUKTUREN ZUR UMSETZUNG DER METROPOLENSTRATEGIE
130
2 LEISTUNGSANFORDERUNGEN AN DIE UMSETZUNGSORGANISATION
131
3 DIE UMSETZUNGSORGANISATION
136
4 VORSCHLAG STÄDTEKONTRAKT
140
IMPRESSUM
147
5
1 Kontext der Entwicklung
Struktur- und Kulturwandel
Metropolregionen
Das Ruhrgebiet, die ehemals legendäre Kohle- und Stahlregion und der Motor
des Wirtschaftswunders in Deutschland,
hat seinen Transformationsprozess zu einer Städtelandschaft der Wissens- und
Dienstleistungsgesellschaft geschafft. Die
Entwicklung bleibt dabei von Ungleichzeitigkeiten und Unterschieden geprägt.
Neue wirtschaftliche Basis, hochwertige
Ausbildungs- und Forschungslandschaften und spektakuläre Kulturbauten und
Kulturereignisse auf der einen Seite, aber
noch schrumpfende Städte, Betriebsstilllegungen und lokal anhaltend hohe Arbeitslosigkeit auf der anderen Seite. Trotz
bestehender Problemlagen haben sich aber
neue tragende Strukturen in Bereichen der
Wirtschaft, der Wissenschaft und der Kultur durchgesetzt. Der Himmel über Ruhr
und Emscher ist wieder blau geworden, die
Halden sind begrünt und ästhetisch aufgewertet worden, Zechen und Industriegelände sind zu Museen, zum Weltkulturerbe
oder zu Technologieparks und spektakulären Wohn- und Freizeitanlagen am Wasser
geworden. Die harte schwerindustrielle Geschichte wurde ins Museum gestellt, ihre
räumlichen Manifestationen transformiert.
Die Ruhrstädte sind damit in der Normalität deutscher Mittel- und Großstädte angekommen. Es gibt Zufriedenheit mit dem
Erreichten, welche im Rahmen der Kulturhauptstadt entsprechend gefeiert wird.
Der Globalisierungsprozess der Wirtschaft,
der Wissenschaft, der Politik und der Kultur und Kunst definiert die aktuelle und
zukünftige Position von Großstädten und
ihnen entsprechenden Städtelandschaften
über die sich neu eröffnenden Möglichkeitsräume von weltweit ausgebreiteten
Entwicklungssystemen neu. Die logische
Folge der Globalisierung ist seit Mitte der
1980er Jahre der Bedeutungsgewinn und
die Renaissance der großen Stadtregionen.
Diese stellen als neue Metropolen die notwendigen Koordinations-, Infrastruktur-,
Kontroll- und Unterstützungsleistungen
zur Verfügung, die in den globalen Netzwerken der Wissens-, Kultur- und Kunstproduktionen benötigt werden.
Die geografische Dispersion wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Aktivitäten
wird simultan von einer Integration verteilter Aktivitäten durch transnational agierende Unternehmen, Universitäten und
Einrichtungen der Politik begleitet. Die
Global Cities und die als Metropolregionen
agierenden Städtelandschaften sind die
Doch die Reise geht weiter. Für die interessante, multizentrische, kulturell geprägte
Städtelandschaft des Ruhrgebiets bieten
sich Zukunfts- und Entwicklungsoptionen an, mit denen die Mehrzahl der vielen
Kulturstädte Deutschlands kaum rechnen
kann.
Standorte, Schauplätze und Schaltstellen,
an denen die notwendigen Funktionen des
Globalisierungsprozesses realisiert werden
und sozial, ästhetisch, politisch und sinnlich
direkt erfahrbar werden. Bei allen Risiken
und Problemen, die der Globalisierungsprozess mit sich bringt, macht er doch die
Metropolen und Metropolregionen zu den
Gewinnern und kreativen Hot Spots der aktuellen und zukünftigen Entwicklung.
Die Metropolregion Rhein-Ruhr hat als eine
der größten Metropolregionen Europas
gute Chancen, sich neben den Global Cities
und etablierten kleineren Metropolen, wie
Berlin, München oder Barcelona, eine starke eigenständige Position als Wirtschafts-,
Wissenschafts-, Medien- und Kunstmetropole zu sichern.
Die Metropolregion Ruhr ist ein relevanter
kultureller Bestandteil der Metropolregion
Rhein-Ruhr und besitzt damit die Chance,
sich in der obersten Liga der Kulturstädte zu
positionieren.
Metropolregion Rhein-Ruhr
Metropolregion
Metropole Ruhr
Metropolregion
Düsseldorf
Metropolregion
Köln-Bonn
Kontext der Metropolenentwicklung
6
Metropolregion Ruhr
Die Metropolregion Rhein-Ruhr weist eine
innere funktionale Differenzierung in die
Metropolregionen Düsseldorf, Köln und
Ruhrgebiet auf. Die Besonderheiten der historischen Entstehung der Metropolregion
Rhein-Ruhr und die Größe und Komplexität
des Entwicklungsraumes sprechen dafür,
diese Differenzierung der Region auch in
der Entwicklung ihrer Zukunftsstrategien
zu berücksichtigen (Blotevogel, Danielzyk).
Für das Ruhrgebiet bedeutet dies, dass
es pragmatisch betrachtet als sinnvoll erscheint, sich selbst als Metropolregion
zu organisieren und sich so geeint in die
Entwicklung der europäischen Metropole
Rhein-Ruhr einzubringen. Das Ruhrgebiet
besitzt dafür in der Wirtschaft, in der Wissenschafts- und Forschungslandschaft und
im Kultur- und Kreativwirtschaftsbereich
spezielle Potenziale, über die es als relevanter Standortraum in internationale und globale Entwicklungsnetzwerke eingebunden
ist und eine wesentliche Rolle spielen kann.
Metropolregionen definieren sich primär
funktional und halten sich nicht an administrative oder stadträumliche Grenzen. Die
Metropolregion Ruhr sollte daher für ihre
Entwicklung entsprechende städteverbindende Vernetzungen und Verflechtungen
mit Düsseldorf und Köln nützen können,
um sich selbst und der Metropole RheinRuhr voll zum Durchbruch zu verhelfen.
Der gegebene Entwicklungskontext eröffnet also den Ruhrstädten die Entwicklungschance, als interessante, multizentrische
Städtelandschaft zu einer Metropolregion
zu werden und so als Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturmetropole vom Globalisierungsprozess zu profitieren. Mit dieser
Strategie werden sich die Ruhrstädte in der
ersten Liga deutscher Städte und Stadträu-
me halten können. Anders als im Fußball
scheint dies auch den größten Städten des
Ruhrgebiets ohne Metropolenstrategie nur
sehr schwer möglich zu sein.
Metropolregionsstrategien
Rein sachlich und pragmatisch betrachtet
ist den Städten des Ruhrgebiets ganz klar
die gemeinsame Realisierung einer Metropolenregionsstrategie zu empfehlen. Tatsächlich haben sich die Großindustrie, die
Wirtschaftsförderung, die Hochschul- und
Universitätslandschaft, die Raumordnung
und zahlreiche Kompetenz- und Meinungsträger des Ruhrgebiets mit entsprechenden
Programmen und Strategien bereits für
städteübergreifende und meist international und global orientierte Entwicklungsstrategien ausgesprochen. Bereits entwickelte Konzepte und Pläne wie Ruhr 2030,
Masterplan Ruhr, Konzept Ruhr, die Hochschul- und Universitätskooperationen mit
mit entsprechenden Auslandsbüros und
die Gründungsinitiative zur Ruhrstadt zeugen davon. Die Kulturhauptstadt 2010 hat
das Thema der werdenden Metropole Ruhr
in das Zentrum ihres Programmes gerückt.
Die Zeit und die Situation scheinen auch
im politischen und kulturellen Bereich dafür reif geworden zu sein, die klarerweise
primär stadtbezogenen Strategien um eine
städteübergreifende Metropolenregionsstrategie zu ergänzen. Die Städtelandschaft
Ruhr könnte sich damit national und international als werdende Metropole neuen
Typs etablieren und sich als regional und
international vernetzte und geeint auftretende Kulturmetropolenregion neue Möglichkeitsräume erschließen, die allein über
stadtbezogene Strategien nicht realisierbar
scheinen.
Die sachlich rationale Begründung einer
Metropolen- und Kulturmetropolenstrategie ist eine relativ einfache Sache. Ihre Anerkennung, Durchsetzung, Unterstützung
und Umsetzung durch die relevanten Institutionen des Kultur- und Kunstgeschehens
und die städtische Kulturpolitik und die zuständigen Landesstellen ist wiederum eine
andere, nicht unbedingt einfachere Aufgabenstellung. Dieser relevante Unterschied
wird schon durch die bekannten Start- und
Umsetzungsprobleme zur gezielten Weiterentwicklung der Metropolregion RheinRuhr demonstriert und wird wohl auch
einer Metropolen- und Kulturmetropolenstrategie für die Städtelandschaft Ruhr
nicht ganz erspart bleiben.
Dynamischer Kontext mit Anspruch
auf nachhaltige Effekte
Aktuell scheint der Kontext für eine strategische Neuorientierung in der kulturellen
Entwicklung relativ günstig und unterstützend zu sein. Städteübergreifende kulturell
gestützte Entwicklungsstrategien wurden
erstmals durch die Internationale Bauausstellung IBA in den Entwicklungskontext
des Ruhrgebiets eingebracht. Die Kulturhauptstadt RUHR.2010 setzt als entwicklungswirksames, temporär angelegtes
Großereignis diese kulturell innovative Entwicklungsstrategie mit großer Öffentlichkeitswirksamkeit und neuen Mitteln fort.
Die Kulturhauptstadt ist einer städteübergreifenden Metropolenstrategie verpflichtet und zielt auf entsprechende nachhaltige
Entwicklungseffekte ihres Programms und
ihrer städteverbindenden Initiativen und
Strukturen ab.
Optimistisch betrachtet wird der teilweise mit Skepsis gestartete Prozess zur Ent-
7
wicklung der Kulturhauptstadt tatsächlich
zu einer neuen Qualität in der kulturellen Entwicklungszusammenarbeit führen
und einer Kulturmetropolenstrategie zum
Durchbruch verhelfen. Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr wurde jedenfalls in engem Zusammenwirken mit den auch in der
Kulturhauptstadtentwicklung engagierten
Akteuren aus den Ruhrstädten entwickelt.
Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr soll
Wesentliches zur Sicherung der Nachhaltigkeit der Effekte der Kulturhauptstadt
beitragen, die Kulturmetropolenstrategie vertiefen und konkretisieren, sowie deren Umsetzung vorbereiten.
Insgesamt betrachtet darf gesagt werden, dass eine Kulturmetropolenstrategie
für die Städtelandschaft des Ruhrgebiets
ein sehr ambitioniertes Anliegen darstellt,
dass aber die regionalen Rahmenbedingungen für deren Umsetzung kaum je bes-
8
ser gewesen sein dürften. Festzuhalten ist
allerdings, dass sich, abgesehen von den
Strukturen der Kulturhauptstadt, bisher
noch keine Strukturen einer kulturellen Entwicklungszusammenarbeit der Ruhrstädte
finden lassen, mit denen eine Kulturmetropolenstrategie umsetzbar wäre. So gesehen
stellt die Umsetzung einer Kulturmetropolenstrategie eine radikale Innovation im
Kulturbereich dar. Ein überraschendes, zum
Start des Entwicklungsprojekts noch nicht
absehbares Problem ist die Tatsache der
aktuellen Wirtschaftskrise, welche die Realisierung neuer Strategien und Möglichkeitsräume gravierend erschweren wird.
Metropolenstrategie für wen?
Große Metropolregionen weisen immer
Zentren und Umlandgebiete mit unterschiedlichen Funktionen in der Stadtre-
gionsentwicklung auf. Die positiven und
negativen Auswirkungen der Entwicklung
von Metropolen und Kulturmetropolen beschränken sich nicht auf wenige Zentralräume, sondern erfassen mit fortschreitender
Entwicklung sowohl die Zentren, wie auch
periphere Räume und Umlandgebiete, in
denen sich Träger von Metropolenfunktionen niederlassen können. Kreative Metropolen sind nicht nur dafür da, notwendige
Außenvernetzungen abzusichern, sondern
werden selbst zu kreativen Stadtregionen,
welche ihren Bürgern, Talenten und Unternehmen aufgrund von verorteten Entwicklungsstrukturen gute Entfaltungsmöglichkeiten bieten können bzw. wesentliche
Beiträge zu diesen liefern.
2 Aufgabenstellung und Zielsetzung des
Masterplans und des Städtekontrakts
Kernaufgaben
››
››
››
Mit der Erstellung des Masterplanes
Kulturmetropole Ruhr nimmt der Regionalverband Ruhr seine seit 1.1.2009
gestärkte Kompetenz zur regionalen
Entwicklungsplanung und zur entsprechenden Erstellung von Masterplänen
für die Metropolenentwicklung wahr.
Der Masterplan zeigt den Weg auf, wie
die Städtelandschaft des Ruhrgebiets
zur Kulturmetropole werden kann.
Der Masterplan entwickelt die Vision, die strategischen Ziele, die entscheidenden Handlungsbereiche, die
Schlüsselprojekte und die notwendigen Umsetzungsstrukturen für die Realisierung der Kulturmetropole Ruhr.
Projektziele
››
››
Entwicklung von regionsgerechten,
nachhaltig wirksamen Strategien, Strukturen und Schlüsselprojekten, welche
die Chancen des Ruhrgebiets als kulturelle Metropolregion voll ausschöpfen
können.
Kulturelle Positionierung des Ruhrgebiets in der Metropolregion Rhein-Ruhr
und gegenüber anderen Metropolen in
Deutschland und Europa.
››
››
››
››
››
››
Sicherung der möglichen Breitenwirkung der Kulturmetropolenstrategie auf
die Stadtlandschaft des Ruhrgebiets.
Passende Beteiligung der regionalen
Kompetenz und Entwicklungsträger an
der Entwicklung und Umsetzungsvorbereitung der Metropolenregionsstrategie.
Realisierung eines inhaltlichen Ergebnisses, welches von einer breiten Mehrheit der Ruhrstädte mitgetragen wird.
Sicherung eines produktiven Zusammenwirkens der Metropolenstrategie
mit den Initiativen und Projekten der
Kulturhauptstadt.
Integration des Landes Nordrhein-Westfalen in die Masterplanentwicklung.
Vorbereitung der Umsetzung des Masterplanes über den Entwurf eines entsprechenden Städtekontrakts.
Die Zielsetzungen des Masterplans und
die folgend geschilderte Vorgehensweise
in seiner Erstellung sollten sicherstellen,
dass der Metropolenstrategie die mögliche
Breitenwirksamkeit gesichert wird, dass es
zu einem produktiven Zusammenwirken
mit den beteiligten Städten und der Kulturhauptstadt kommt und dass für die Umsetzung des Masterplanes bereits während
seiner Erstellung die notwendigen Vorberei-
tungsinitiativen über einen Städtekontrakt
initiiert werden.
Planungsinstrument
Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr ist
ein Planungsinstrument des RVR. Er tritt mit
einem entsprechenden Beschluss durch die
zuständigen RVR-Gremien in Kraft. Der hier
vorliegende Vorschlag für den Masterplan
Kulturmetropole Ruhr wird von der an seiner
Entwicklung mitwirkenden Arbeitsgruppe
des RVR, in der auch die Kulturdezernenten
zahlreicher Städte vertreten waren, zur Beschlussfassung und Umsetzung empfohlen.
Umsetzungsvorbereitung
Der empfohlene Städtekontrakt wurde
auch von der Arbeitsgruppe des RVR miterarbeitet und wird den Städten und Kreisen
zur Beschlussfassung und Bekräftigung ihres Umsetzungswillens empfohlen. Nach
dem Beschluss in den Städten und Kreisen
stellt der Städtekontrakt die vertragliche
Vereinbarung zur Umsetzung des Masterplanes Kulturmetropole Ruhr dar. Bis zu
diesem Zeitpunkt ist er als vorgeschlagene
Verhandlungsbasis zu verstehen.
9
3 Vorgehensweise und Stellenwert
der Masterplanentwicklung
Nutzung vorhandener Planungen
und Konzepte
Für die Erstellung des Masterplanes Kulturmetropole Ruhr wurden alle wesentlichen
vorliegenden Konzepte für die kulturelle
Entwicklung des Ruhrgebietes ausgewertet. Insbesondere wurden die Perspektivpläne Kulturmetropole Ruhr herausgegeben
von Konrad A. Schilling und die neuen Initiativen und Planungen der Kulturhauptstadt
berücksichtigt.
Befragung und Integration
wichtiger Kompetenz- und
Entscheidungsträger
Weiterhin wurden mit wichtigen Kompetenz- und Entscheidungsträgern des Kultur- und Kunstbetriebes im Ruhrgebiet
intensive Experteninterviews realisiert. Dabei wurden alle kreisfreien Städte und die
Kreise des Ruhrgebietes entsprechend berücksichtigt. Auch zahlreiche ruhrgebietskundige externe Expert/innen wurden über
Interviews oder veröffentlichte Stellungnahmen zu einzelnen Themenbereichen
berücksichtigt. Mit den zuständigen Stellen
auf Landesebene wurden ausführliche Informationsgespräche geführt.
10
Diskussionen und Entwicklungsarbeiten mit Gruppen aus den
untersuchten Kompetenzfeldern
Im Rahmen der durch den Auftrag begrenzten Möglichkeiten wurden die von invent
ausgearbeiteten Strategien und Schlüsselprojekte auch mit Arbeitsgruppen aus den
vier Metropolenkompetenzfeldern diskutiert und weiterentwickelt.
Diskussion und Entwicklungsarbeit
mit dem vom RVR nominierten
Arbeitskreis Masterplan Kulturmetropole Ruhr
Die wichtigste Rolle in der Weiterentwicklung und Abstimmung der entwickelten
Strategien für die Metropolregion spielte
der vom RVR nominierte und mit den Kulturdezernenten zahlreicher Städte und
Vertreter/innen aus den Gremien des RVR
besetzte Arbeitskreis zum Masterplan und
zum Städtekontrakt. In zahlreichen vorbereitenden Gesprächen und sieben Workshops wurden dabei die Metropolenstrategie und der Städtekontrakt vorbereitet,
diskutiert, weiterentwickelt und an die Verhältnisse der Region und der Städte angepasst.
Der Arbeitskreis agierte im Auftrag des RVR.
In ihm waren auch die Direktion des RVR
und das Referat Kultur vertreten.
Breit mitgetragenes und zur Umsetzung empfohlenes Ergebnis
Nach vielen produktiven und engagierten
Diskussionen liegt nun ein von einer breiten
Mehrheit der aktiv mitwirkenden Arbeitskreismitglieder und Kulturdezernenten
getragenes und zur Umsetzung empfohlenes Ergebnis vor. Von den anwesenden Arbeitkreismitgliedern wurden die erstellten
Kompetenzfeldstrategien, Organisationsvorschläge und Schlüsselprojekte immer
einstimmig unterstützt und für die Aufnahme in den Masterplan empfohlen.
Insgesamt darf gesagt werden, dass der
Masterplan Kulturmetropole Ruhr so sowohl internationale Anforderungen und
Standards integriert hat, als auch die regionalen Möglichkeiten und Voraussetzungen
in passender Form berücksichtigt. Dafür sei
hier allen Mitwirkenden herzlich gedankt.
Dem hier vorgestellten Masterplan darf
damit große Unterstützung durch die kulturpolitischen Entscheidungsträger/innen
der Metropolregion zugesprochen werden.
Dennoch bleibt der Masterplan auch nach
Beschlussfassung durch den RVR „nur“ ein
Planungsinstrument. Reale Entwicklungsbedeutung bekommt er erst dann, wenn
auch ein Städtekontrakt für seine Umsetzung unterzeichnet wird, die notwendigen
Mittel für eine Realisierung gesichert werden und passende Umsetzungsstrukturen
etabliert werden, die der praktisch wirksamen Entwicklungszusammenarbeit eine
neue Qualität geben.
Mitglieder des Arbeitskreises
Masterplan Kulturmetropole
Ruhr:
Dr. Markus Beermann
Dr. Tayfun Belgin
Holger Bergmann
Johannes Brands
Hanns-Ludwig Brauser
Dr. Söke Dinkla
Kurt Eichler
Dr. Hans-Dieter Fischer
Wolfgang Freye
Christoph Gerbersmann
Lothar Gräfingholt
Andrea Höber
Karl Janssen
Wolfgang Kerak
Heinz-Dieter Klink
Jürgen Klute
Dr. Gerd Mahler
Dr. Dieter Nellen
Thomas Nückel
Prof. Dr. Oliver Scheytt
Axel Sedlack
Thomas Sichelt
Monika Simshäuser
Rainer Stratmann
Jörg Stüdemann
Michael Townsend
Apostolos Tsalastras
Prof. Peter Vermeulen
Sabine von der Beck
Dieter Wollek
11
12
Masterplan Kulturmetropole Ruhr
Ergebnisbericht
Die Metropole Ruhr im Kreis der Kulturmetropolen Europas positionieren und ihre
kulturellen Möglichkeitsräume erweitern
13
Acht Gründe für die
Metropole Ruhr
Nutzen der Kulturmetropole Ruhr für
die Städte
›› Sie verbindet 53 Städte zu einer kreativen, multizentrischen Kulturmetropole und positioniert
sie unter den Kulturmetropolen Europas
›› Sie macht die kulturelle Kompetenz von 53
Städten national und international sichtbar und
verwertbar
›› Sie sichert die Nachhaltigkeit von RUHR.2010 –
Kulturhauptstadt Europas
›› Sie sichert kulturelle Bildung und gute Entwicklungsmöglichkeiten für Talente aus allen Städten der Metropole Ruhr
›› Sie unterstützt die breite Identifikation mit der
Metropole Ruhr
›› Sie sorgt für die nationale und internationale
Wahrnehmung und Entwicklungsvernetzung
der Kulturlandschaft der Metropole Ruhr
›› Sie schafft Entwicklungs- und Entfaltungsmöglichkeiten für Talente aus allen Städten
›› Sie fördert die Hervorbringung von beispielhaften kulturellen und künstlerischen Spitzenleistungen
›› Sie dynamisiert die bedeutendsten Kulturkompetenzfelder in der Metropole Ruhr
›› Sie verbessert die Qualitäten der einzigartigen
multizentrischen Urbanität der Metropole Ruhr
14
›› Sie bindet kleinere Städte und Kreisstädte als
Nutzer und spezialisierte Anbieter in das Metropolennetzwerk ein
›› Sie erleichtert die kulturelle Profilierung und
Spezialisierung von Städten und Kultureinrichtungen
›› Sie fördert außerordentliche Stadt- und Metropolenentwicklungsprojekte in allen Städten
›› Sie unterstützt die Realisierung von interkulturellen Handlungskonzepten und von Plänen und
Ideen zur interkulturellen Öffnung der Kulturlandschaft
›› Strategische Koordination und Kooperation in
der Kulturlandschaft ermöglichen den Städten
Einsparungen ohne Qualitätseinbußen
Entwicklungsstrategie
1 Die Vision: Kulturmetropole Ruhr 2020
Eine kulturell kreative Städtelandschaft.
Beispielgebend für Europa.
Ein Ausblick auf das Jahr 2020
2020 ist die Kulturmetropole Ruhr eine
etablierte Größe. Die Ausrichtung der Kulturhauptstadt Europas 2010 konnte als
tragender Impuls genutzt werden, um aus
53 klein- und mittelstädtischen Kulturlandschaften eine neue Kulturmetropole zu formen, die für andere Städteagglomerationen
beispielgebend ist. Durch einen gut organisierten, kulturell und sozial engagiert betriebenen Prozess entstanden unterschiedlich profilierte Städte und Stadtregionen
und untereinander vernetzte Kreativareale,
Kultur- und Kunstzentren. Sie bilden das
Rückgrat der kreativen Städtelandschaft,
die sich im intelligenten strategischen Zusammenwirken mit den Kunst- und Medienzentren in Düsseldorf und Köln unter den
bedeutenden Kultur- und Kreativzentren in
Europa etabliert hat.
Die durch die Internationale Bauausstellung Emscher Park, die Ruhrtriennale und
RUHR.2010 eingeleitete, über die letzten
zehn Jahre konsequent weiterbetriebene
städteübergreifende Entwicklungszusammenarbeit zeigt nachhaltige Wirksamkeit.
Die neuen Leistungen und Formate der
Stadt- und Metropolengestaltung, die kräftig gewachsene Kreativwirtschaft und die
anregende kulturelle Vielfalt ließen aus den
Ruhrstädten ein Netzwerk kreativer Orte
entstehen. Die Städte haben sich über weite
Strecken zu städteübergreifenden kulturellen Angebotslandschaften verbunden, Vielfalt und Offenheit machen ihre besondere
Qualität aus. Die Metropole Ruhr gilt als
einer der besten Ausbildungs- und Entwicklungsräume für junge Talente, die von hier
aus ihre Karrieren starten. Internationale
Bekanntheit und Berühmtheit erlangt sie
durch ihre weltweit einzigartigen Produktionsmöglichkeiten und Veranstaltungsformate, die in der Weite der industriekulturell
geprägten Landschaft neue ästhetische
Möglichkeitsräume entstehen lassen.
Durch die international bestaunte und vernetzte Festivallandschaft ist die Metropole
Ruhr ein Schauplatz und Sprungbrett für
Produktionen, die von hier aus häufig ihre
Erfolgstour auf die großen Bühnen und
Festivals der Welt antreten. Koordinierte
Entwicklungszusammenarbeit und konsequent betriebenes Marketing haben die
Kulturmetropole Ruhr auch als außergewöhnliches Reiseziel im internationalen
Kulturtourismus etabliert.
Metropole des Theaters und der
Performing Arts
Die nachhaltig starke internationale Positionierung und Vernetzung des Ruhrgebiets
wurde durch eine konsequente Entwicklung seiner kulturellen Stärke- und Kompetenzfelder realisiert. Im Kompetenzfeld
Theater und Performing Arts hat die Kulturmetropole ihre historisch gewachsenen
Kompetenzen und Einrichtungen durch
professionelles
Kompetenzfeldmanagement und ein Europäisches Zentrum für
Theater und Performing Arts zu einem der
besten und interessantesten Ausbildungs-,
Entwicklungs-, Produktions- und Präsentationsorte in Europa entwickelt. In der Universitäts- und Theaterlandschaft Ruhr wer-
den junge Menschen aus der ganzen Welt
ausgebildet. Hier trifft sich die Welt bei renommierten und innovativen Festivals und
hier entwickeln weltbekannte Companies
ihre Formensprache und ihre Performances.
Nur in wenigen Großstädten Europas ist ein
derartig vielfältiges und hochklassiges Veranstaltungsprogramm wie in der Metropole Ruhr erlebbar. Nur wenige Kulturstädte
können ihren jungen Talenten vergleichbare
Ausbildungs- und Entfaltungsbedingungen
anbieten.
Kreative Städtelandschaft und
Metropole der kulturellen Vielfalt
Die Kulturmetropole Ruhr ist dafür bekannt
geworden, eine kreative Städtelandschaft
eigenen Typs zu sein. Sie hat sich als Metropole der Kulturen etabliert, als Beispiel für
einen Ort der kulturellen Offenheit mit herausragender interkultureller Kompetenz, in
dem kulturenübergreifende, verbindende
Themenstellungen, Konzepte und Programmatiken selbstverständlich sind und breit
angenommen werden. Die interkulturelle
Öffnung der Kultur ist weit fortgeschritten
und bringt erfolgreiches Kunst-, Kultur- und
Kreativschaffen hervor. Die wirtschaftliche
Diversifizierung ist auch in der Kreativwirtschaft gelungen, wie Erfolge in den Bereichen Musikwirtschaft, Design und Games
zeigen.
Internationales Zentrum der Stadtund Metropolentransformation
Das Ruhrgebiet hat durch seinen grandiosen Transformationsprozess weltweites
Interesse ausgelöst und internationale
Bekanntheit erlangt. Keine Metropole der
Welt vermittelt ihren Wandlungsprozess
15
heute wohl beeindruckender als die Metropole Ruhr. Die Metropole Ruhr ist durch eine entsprechende Entwicklung ihrer Kompetenzen zum international geschätzten Zentrum und Reiseziel für
Städte- und Metropolentransformation avanciert. Die Errungenschaften der Industriekultur und des Wandels durch Kultur spielen
dabei eine bedeutende Rolle. Im Mittelpunkt des Interesses stehen
jedoch die Erfahrungen in der Realisierung einer kreativen multizentrischen Metropole des 21. Jahrhunderts. Das neu gegründete
Center of Excellence für Städte- und Metropolentransformation ex-
16
portiert weltweit Wissens-, Planungs- und Gestaltungsleistungen
für Städtelandschaften in großen Transformationsprozessen. Die
neuen metropolitanen Orte der Kulturmetropole zeugen von der
Stadtbaukunst, die den Wandel der Kohle- und Stahlregion zu einer
originellen und kreativen Metropole möglich gemacht haben. Geschichtskultur der Metropole Ruhr lässt aus dem So-geworden-Sein
erkennen, wie die Gegenwart beschaffen ist und welche Voraussetzungen sie für die Zukunft mitbringt. Dies trägt entscheidend zur
Identifizierung der Bevölkerung mit der Metropole Ruhr bei.
2 Strategische Ziele
Das visionäre Ziel der Kulturmetropole neuen Typs wird durch
fünf zentrale strategische Zielsetzungen für die zukünftige
Entwicklungszusammenarbeit konkretisiert:
Ziel 1:
Aus 53 Städten wird eine
kreative Kulturmetropole
Die Städte des Ruhrgebiets werden durch
einander ergänzende, unterschiedliche kulturelle Schwerpunktsetzungen profiliert
und durch das gezielte Zusammenspiel
ihrer unterschiedlichen Kompetenzen zu
einer kreativen und attraktiven Kulturmetropole.
Ziel 2:
Kulturelle Kompetenzfelder von
internationaler Bedeutung
Die Metropolenstrategie des Ruhrgebiets
wird die historisch gewachsenen Stärke- und Kompetenzfelder Theater und
Performing Arts und Städte- und Metropolentransformation durch konzentrierte
Entwicklung zu Metropolenkompetenzfeldern international positionieren. Dies bedeutet, dass sie intern so gut organisiert
sind, dass aus ihnen beständig international geschätzte Leistungen hervorgehen
und dass sie damit wichtige Entwicklungsknoten in den ihnen entsprechenden Entwicklungs- und Verwertungsnetzwerken
darstellen. Für die beiden Kompetenzfelder
Kreativwirtschaft und Interkultur/Kulturelle Vielfalt werden ebenfalls beispielgebende Kompetenzfeldstrategien verwirklicht.
Auch dabei wird internationale Bedeutsamkeit und Beispielswirkung angestrebt.
Ziel 3:
Ausgezeichneter Ausbildungs- und
Entfaltungsraum für junge Talente
Das Ruhrgebiet wird sich in seinen Hauptkompetenzbereichen international als
besonders attraktiver und förderlicher
Ausbildungs-, Entwicklungs- und Produktionsraum für junge Talente etablieren.
Ziel 4:
Neue Urbanität durch Kreativwirtschaft, kulturelle Vielfalt und
Metropolenraumdesign
Die gegebene Vielfalt und Offenheit der
Kulturen des Ruhrgebiets und die kreativwirtschaftlichen und kulturellen Initiativen
realisieren im Zusammenspiel mit dem
Kompetenzfeld Stadt- und Metropolentransformation urbane Orte der Kreativität,
wie sie von den zukünftigen Entwicklungsträgern gewünscht werden.
Ziel 5:
Beispielgebende interkommunale
kulturelle Entwicklungszusammenarbeit
Für die Realisierung des motivierenden Zieles einer Kulturmetropole etablieren die
Ruhrstädte eine beispielgebende interkommunale Form der kulturellen Entwicklungszusammenarbeit, welche die 53 Städte zu
einer Metropole eint und diese international kommuniziert und positioniert.
17
3 Kernstrategie:
Kompetenzfeldorientierte Metropolenstrategie
Kulturmetropolen
Nachhaltig produktive und interdisziplinär geprägte Kompetenzfelder
als Basis
werden so von der Ausbildung über die Kreation und Produktion bis zur internationalen
Verwertung und Vermarktung miteinander
verbunden. Kulturelle Kompetenzfelder können auch als verdichtete kulturelle Entwicklungscluster einer Metropolregion verstanden
werden. Zu Metropolenkompetenzfeldern
werden sie durch ihre internationale und
weltweite Vernetzung und Bedeutung.
Es ist für Kulturmetropolen unverzichtbar,
über international bedeutsame Metropolenkompetenzfelder zu verfügen. Kulturmetropolenstrategien können daher nicht allein
über gepflegte Leuchttürme und spektakuläre Ereignisse gesichert werden. Nachhaltig wirksame Kulturmetropolenstrategien
müssen vor allem auf den gezielten Ausbau
und die Stärkung der Kreativkraft von Metropolenkompetenzfeldern setzen und deren
nationale und weltweite Verflechtung und
Spitzenposition absichern.
Sich dynamisch entwickelnde Kulturmetropolen verfügen über ein breites hochwertiges
Kultur- und Kunstangebot und über weltweit
bekannte „Leuchttürme“. Ihre innere Dynamik
und internationale Verflechtung und Anerkennung durch die Fachwelt beziehen sie aber
über einzelne besonders produktive Kunstfelder und Kultur- und Kreativwirtschaftsbereiche, in denen sie dauerhaft beispielgebende
Spitzenleistungen erbringen und stilbildend
und trendsetzend wirken. Diese oft spartenintegrierend und multidisziplinär angelegten
Entwicklungsfelder werden hier Kompetenzfelder genannt. Kompetenzfelder wie jene
des Theaters, der Filmindustrie, der Bildenden
Kunst oder des Designs stellen systemanalytisch betrachtet breit angelegte, integrierende Wertschöpfungsnetzwerke dar. Die unterschiedlichen Funktionsträger des kultur- und
kreativwirtschaftlichen Produktionsprozesses
Die für die Städtelandschaft des Ruhrgebiets
erstellte Metropolenstrategie ist in ihrer
Grund- und Generallinie als eine kompetenzfeldorientierte Metropolenstrategie angelegt.
Kompetenzfeldorientierte Metropolenstrategien haben den Vorteil, dass sie einerseits
für die internationale Positionierung und Verflechtung der Metropole sorgen und andererseits deren innere Entwicklung koordinieren
und strategisch optimieren. Dadurch können
sie auch mit dem kulturpolitischen Anspruch
verbunden werden, den jungen Talenten und
den Kreativen einer Metropolregion gute Entfaltungsbedingungen zu sichern. Dies ist auch
insofern bedeutsam, als vor allem das Kunstschaffen und die Kreation in der Kultur- und
Kreativwirtschaft von Menschen und kreativen Gruppen vollzogen werden müssen, die
durch Systemkonstruktionen gefördert, aber
nicht ersetzt werden können.
Kulturmetropolen sind die verbindenden Knoten und trendsetzenden Kreativräume von
zunehmend weltweit ausgebreiteten Wertschöpfungsnetzwerken des Kunstgeschehens
und der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die zukünftige kulturelle Rolle von Großstädten und
Städteregionen wird von ihrer Positionierung
in den international und global ausgebreiteten Wertschöpfungsnetzwerken des Kulturund Kunstgeschehens bestimmt. Städte und
Stadtregionen, welche wichtige Metropolenfunktionen übernehmen können, werden auf
absehbare Zeit zu den Gewinnern der seit Jahrzehnten beobachtbaren Entwicklung zählen.
18
Kommunikation
Engagiert erstellte, kompetenzfeldorientierte
Metropolenstrategien müssen aber auch international und weltweit durch entsprechende Kommunikationsleistungen durchgesetzt
werden. Kulturmetropole kann nur sein, wer
auch von anderen Metropolen als solche gesehen und anerkannt wird. Kulturmetropolen
müssen dafür geeignete effiziente und effektive Kommunikationsleistungen erbringen
und Kommunikationsakte realisieren. Prägnante Standortmarken, kommunikationsstarke Festivals, Ereignisse und Events, gepflegte
Leuchttürme, starke kommunikationsunterstützende Stars und Testimonials, aber auch
immer wieder gut präsentierte, beispielgebende Projekte und Innovationsleistungen
und fundierte Medienstrategien sind auch für
werdende kompetenzbasierte Kulturmetropolen unverzichtbar.
Auswahl und Bewertung der
Metropolenkompetenzfelder
Die entscheidende Frage für die Entwicklung
einer Kulturmetropolenstrategie war also,
in welchen Kompetenzfeldern die Städtelandschaft des Ruhrgebietes internationale
Bedeutsamkeit hat oder diese, längerfristig
betrachtet, realisieren kann. Auch die größten Ruhrstädte hätten relativ schlechte Karten, um sich mit Städten wie Mailand, Berlin,
Barcelona oder Amsterdam zu messen. Als
kreative Städtelandschaft einer sich koordiniert entwickelnden Metropolregion sieht
die Sache aber anders aus. Die Metropolregion Ruhr verfügt durchaus bereits heute über
historisch gewachsene kulturelle Kompetenzfelder, von denen hochwertige Leistungen in
nationale und internationale Entwicklungs-
und Austauschnetzwerke eingebracht werden. Als Metropolregion und über ernsthaft
ausgestaltete Metropolenregionsstrategien
besitzt das Ruhrgebiet also reale Chancen zu
einer neuartigen multizentrisch organisierten
Kulturmetropole zu werden. Insbesondere im
intelligenten Zusammenwirken mit Partnern
der Metropolregion Rhein-Ruhr bestehen
auch Chancen zu einem Weltkunstzentrum
zu werden.
Metropolenkompetenzfeld 1:
Theater und Performing Arts
Ein historisch gewachsenes, funktional bereits abgesichertes und international wirksames Metropolenkompetenzfeld besitzt die
Städtelandschaft des Ruhrgebiets im Bereich
des Theaters und der Performing Arts.
Metropolenkompetenzfeld 2:
Städte- und Metropolentransformation
Ein zweites international und weltweit gut
positionierbares Kompetenzfeld besteht in
der Städte- und Metropolentransformation.
In einer intelligenten Kooperation mit strategischen Partnern aus dem Kunstzentrum
Düsseldorf und dem Medienzentrum Köln
können daraus nachhaltig und international
stark wirksame Metropolenkompetenzfelder
werden, in denen dem Ruhrgebiet entscheidende Realisierungsfunktionen zufallen.
Notwendige Metropolenkompetenzfelder:
Metropolenkompetenzfeld 3:
Interkultur/Kulturelle Vielfalt
Kulturmetropolen gewinnen ihre Attraktivität und ihre Kreativiät aus dem produktiven
Umgang mit der sie prägenden kulturellen
Vielfalt und aus der offenen Begegnung mit
anderen Kulturen der Welt. Interkultur und
Diversity Management stellen daher unverzichtbare Metropolenkompetenzfelder dar,
die es engagiert zu entwickeln gilt, wenn man
zur international orientierten Kulturmetropole werden will.
tropolenkompetenzfelder wird dafür sorgen,
dass sie die dafür notwendige innere Dynamik
und Kreativkraft entwickeln und auch deren
internationale Vernetzung, Kommunikation
und Verwertung abgesichert werden kann.
Metropolenkompetenzfeld 4:
Kreativwirtschaft
Funktionsfelder der Metropolenentwicklung
Das Ruhrgebiet hat in der Kreativwirtschaft
im Designbereich eine lange, international
bedeutsame Tradition. Die Kreativwirtschaft
stellt aber vor allem einen guten Hebel zur
geforderten Diversifizierung der sozialen
und wirtschaftlichen Strukturen dar und erschließt damit als metropolenorientiert angelegtes Kompetenzfeld bedeutsame kulturelle
Möglichkeitsräume.
Die Städtelandschaft des Ruhrgebiets war
bis zur Kulturhauptstadtbewerbung kein
wirklich auch gemeinsam produzierender
und kommunizierender Kulturstandort
und wurde auch nur beschränkt als solcher
wahrgenommen. Die Städtelandschaft des
Ruhrgebiets stellte eine fragmentierte Städtelandschaft mit partiellen Kooperationen
und mit einem äußerst niedrigen Niveau
der interkommunalen Entwicklungszusammenarbeit dar. Es wäre schlicht unmöglich
gewesen, auf diesem Niveau der Entwicklungszusammenarbeit eine Kulturmetropolenstrategie zu realisieren. Die Kulturhauptstadt RUHR.2010 hat durch die Integration
der Städte und des Landes Nordrhein-Westfa-
Insgesamt weist die Metropolenstrategie also
vier Metropolenkompetenzfelder aus. Über
sie soll die kulturell wichtige Städtelandschaft
Ruhr innerhalb der nächsten zehn Jahre als
Kulturmetropole positioniert werden. Eine
entsprechende innere Organisation der Me-
19
len neue Formen und Strukturen der Entwicklungszusammenarbeit etabliert und diese für
das temporäre Ereignis mit entsprechenden
finanziellen Mitteln ausgestattet. Damit aus
der fragmentierten kulturellen Entwicklungslandschaft der Ruhrstädte eine sich koordiniert entwickelnde Kulturmetropolenregion
wird, muss die neue Form der Entwicklungszusammenarbeit noch weiterentwickelt, auf
Dauer angelegt und auch dauerhaft mit entsprechenden Strukturen und Finanzmitteln
ausgestattet werden.
Für die angestrebte Realisierung einer Kulturmetropole gilt es, dafür städteübergreifend
folgende funktionale Kompetenzfelder zu organisieren und professionell abzudecken.
Funktionsfeld 1:
Funktionsfeld 2:
Funktionsfeld 3:
Funktionsfeld 4:
Strategie-Identität-Marke
Kulturmetropole Ruhr
Metropolenmarketing
intern und extern
Innovationsfonds Kultur
metropole Ruhr
Kulturmetropolendiskurs
Für eine vor allem auf Metropolenentwicklung konzentrierte Strategie reicht eine Abdeckung mit den genannten vier inhaltlichen
Kompetenzfeldern und den funktionalen
Kompetenzfeldern völlig aus. Wichtige Spartenkompetenzfelder wie Bildende Kunst und
Geschichtskultur wurden dabei in die spartenübergreifenden, multidisziplinär angelegten Kompetenzfelder integriert.
Die besonderen Schwierigkeiten und Herausforderungen bei der Transformation der postindustriellen Entwicklungslandschaft in eine
kreative und attraktive Kulturmetropolenregion lassen allerdings eine gesonderte Berücksichtigung folgender drei Kompetenzfelder
der kulturellen Entwicklung in der Metropolenstrategie als empfehlenswert erscheinen:
Kompetenzfeld: Bildende Kunst
Bildende Kunst nutzt die besonderen ästhetischen Qualitäten der Kunstpräsentation im
Ruhrgebiet, um dieses im Zusammenwirken
mit dem Weltkunstzentrum Düsseldorf zu ei-
20
nem einzigartigen Präsentations- und Produktionsort für Bildende Kunst zu machen.
duktive Überschneidungen, Vernetzungen
und hohe Synergiepotenziale gibt.
Basiskompetenzfeld 1:
Kulturelle Bildung
Kriterien für die strategsiche Bedeutung:
1 Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis
2 Internationale Bekanntheit und
Anerkennung
3 Internationale Vernetzung mit relevanten
Partnern
Dabei wurde ein Vergleich mit anderen nationalen und internationalen Metropolregionen
vogenommen.
Kulturelle Bildung ist die Basis der kulturellen
Metropolenentwicklung und unterstützt gezielt die Entwicklung von passenden Identitätsangeboten für die neue Kulturmetropole.
Basiskompetenzfeld 2:
Geschichtskultur
Geschichtskultur macht das besondere industriekulturelle Erbe des Ruhrgebiets zu
einem einzigartigen Identitätsangebot.
Die großen multidisziplinär angelegten Metropolenkompetenzfelder können dabei mehrere Kultur- und Kunstsparten integrieren
und im spartenübergreifenden kultur- und
kreativwirtschaftlichen Zusammenspiel ihre
volle Kreativität und Innovationskraft entfalten. Die zentralen Kompetenzfelder einer
Metropolenstrategie sind dabei auch so gewählt worden, dass es zwischen ihnen pro-
Bewertungskriterien der prinzipiellen Möglichkeiten eines Kompetenzfeldes für die Beeinflussung der kulturellen Entwicklung eines
Metropolenraumes:
1 Beitrag zur Gestaltung einer kreativen
Metropole
2 Beitrag zur kulturellen Integration neuer
Zielgruppenmilieus
3 Differenzierendes und identitätsstiftendes
Potenzial
4 Mögliche Breitenwirksamkeit
Vielfalt
Größe
Offenheit
Dichte
Dynamik
Diskurs
Toleranz
Künstler und Kreative
Urbane Lebensweise
Talente
Kreativwirtschaft
Netzwerke
Staat
Publikum
Medien
Markt
4 Entwicklungsleitbild: Kreative Städtelandschaft mit innovationsstarken
städteverbindenden Metropolenkompetenzfeldern
Innovationsstarke städteübergreifende Metropolenkompetenzfelder in innovationsfördernder
Städtelandschaft
Die Innovations- und Entwicklungskraft einer
Metropolregion wird über die Dynamik und
kulturelle Produktivität ihrer Kompetenzfelder entschieden. Kreativität und Kunstschaffen sind und bleiben dabei immer sehr
subjektgebunden. Kunst-, Kultur- und Kreativwirtschaft bauen daher immer auf eine
starke kreative Szene, bleiben aber in ihrer
Erfolgssicherung auf ein konstruktives und
kreatives Zusammenspiel der relevanten Akteure aus den unterschiedlichen Funktionsbereichen eines Kompetenzfelds angewiesen.
Die Kulturmetropolenstrategie für das Ruhrgebiet wird sich daher in erster Linie an der
Herstellung und Sicherung möglichst kreativer und produktiver Kompetenzfelder orientieren. Verwaltungsgrenzen werden dabei
nicht irrelevant aber zumindest sekundär.
Was zählt, sind optimale Rahmenbedingungen für die kreativen Akteure. Leitbild der
Entwicklung sollte daher die Realisierung von
möglichst kreativen und innovationsstarken
Metropolenkompetenzfeldern sein. Diese
werden sich dabei oft locker über administrative Grenzen hinwegsetzen, sich über mehrere Städte des Ruhrgebiets ausdehnen und
auch strategische Partner aus der Metropole
Rhein-Ruhr integrieren.
Kompetenzfelder oder Kompetenzcluster
stellen die Entwicklungs- und Wertschöpfungsnetzwerke dar, über die in unterschiedlichen Kunst- und Kreativwirtschaftsbereichen international bedeutsame Leistungen
und Produktionen erstellt und verwertet werden können. Sie bestehen funktional betrachtet aus unterschiedlichen Funktionsfeldern,
die von der Ausbildung, Forschung und Entwicklung bis zur Kreation, Produktion und internationalen Vermarktung und Verwertung
reichen. Die Entwicklungs-, Produktions- und
Verwertungsfunktionen müssen dabei von
konkreten Institutionen und Einrichtungen
einer Metropole getragen werden. Die Leistungsfähigkeit dieser Institutionen und ihr
Zusammenwirken entscheiden dann über
die Leistungsfähigkeit dieser Institutionen
und die Innovationskraft eines Kompetenzfeldes. Kompetenzfeldstrategien sind auf
eine Optimierung der Innovations- und Entwicklungskraft der relevanten Bereiche eines
Kompetenzfeldes ausgerichtet und stellen
Systemoptimierungsstrategien dar, welche
auf nachhaltige Effekte abzielen. Kompetenzfeldstrategien haben den Vorteil, dass
sie sowohl auf die Hervorbringung von Spitzenleistungen ausgerichtet sind, als auch die
Entwicklungs- und Entfaltungsbedingungen
junger Talente im Kompetenzfeld berücksichtigen. Was letztlich aber entscheidet, ist
die Fähigkeit des Systems zur internationalen Vernetzung und die Hervorbringung von
international anerkannten Leistungen und
Produktionen.
Vielfältige, föderative Städtelandschaft als Basis einer attraktiven und
kreativen Kulturmetropolenregion
Das Ruhrgebiet zeichnet sich durch eine besondere Größe, Angebots- und Kompetenzvielfalt seiner kulturellen Entwicklungslandschaft aus. In Kreativität und in kulturelle,
kultur- und kreativwirtschaftliche Innovationskraft und Produktivität schlägt dies aber
erst dann um, wenn sich die Kompetenzträger und relevanten Institutionen der Metropolregion mit der entsprechenden Offenheit
begegnen. So kann die kulturelle und organisatorische Vielfalt zu neuen kreativen Entwicklungen, Einrichtungen und Produktionen
verbunden werden.
Leitbild des Masterplans Kulturmetropole
Ruhr ist deshalb eine kulturell kreative Städtelandschaft, deren Städte sich durch Eigensinn
und produktiven Wettbewerb auszeichnen,
aber gleichzeitig ein Koordinations- und Kooperationsvermögen sowie Verhandlungsbe-
reitschaft und -kompetenz an den Tag legen,
mit denen sie die Nutzung von vorhandenen
Synergie- und Kooperationspotenzialen realisieren können. Eine kreative, föderalistische
Städtelandschaft nutzt die Eigenart der Städte und realisiert über den Verhandlungsweg
Vereinbarungen, Strukturen und Spielregeln,
welche vorteilhaften, flexibel gebildeten,
strategischen Kooperationen zum Durchbruch verhelfen und das Ruhrgebiet zu einer
sich koordiniert entwickelnden Kulturmetropolenregion machen.
Inszenierung der Metropolregion
Aktuell demonstriert die Kulturhauptstadt
Europas Ruhr.2010 in intensiver Form, wie
die angestrebte Städtekooperation neben
notwendigen Verhandlungslösungen, Arbeitsteilungen und Ordnungsleistungen im
Sinne einer sinnlich und kulturell erfahrbaren
Identitätspolitik intensiv inszeniert und kommuniziert werden kann. Genau dieser Sinn
für Inszenierung und kommunikativ beeindruckende Vermittlung der werdenden Kulturmetropole Ruhr ist als Kommunikationsleitbild beizubehalten, wenn das neue Ganze
mehr als die weniger beeindruckende Summe seiner Teile bzw. Städte darstellen soll.
21
22
Metropolenkompetenzfeld 1
Theater und Performing Arts
Theatermetropole der besonderen
Möglichkeiten für junge Talente und
außergewöhnliche Produktionen
23
Metropolenkompetenzfeld
Theater und Performing Arts
Nutzen für die Städte
›› Ruhr wird zur Theater- und Performing Arts-Metropole
›› Schafft optimale Entwicklungs- und Entfaltungsbedingungen
für junge Talente aus allen Städten
›› Realisiert eine Angebotspalette, die nur in wenigen
europäischen Großstädten zu finden ist
›› Fördert freie Gruppen und Kreative in allen Ruhrstädten
›› Wertet das Image und das Identitätsangebot des
Ruhrgebiets kulturell auf
›› Verbessert die Urbanität in vielen Städten
24
1 Ausgangssituation
Unter dem städteübergreifend ausgebreiteten und international
wirksamen Kompetenzfeld Theater und Performing Arts werden hier
die sich zunehmend überlappenden und kreativ zusammenwirkenden Kultur- und Kunstfelder Theater, Tanz, Musik und Performance
verstanden.
Multidisziplinäres Kunstfeld
Warum Theater und Performing Arts
in der Metropolenstrategie
Die Kernbegründung fällt hier leicht: Das spartenübergreifend
und multidisziplinär angelegte Kompetenzfeld Theater und
Performing Arts stellt das historisch gewachsene, international bedeutsamste Stärkefeld des Kultur- und Kunstschaffens
im Ruhrgebiet dar. Hier verfügt das Ruhrgebiet systemanalytisch betrachtet über strukturelle Stärkefelder, die von der
Ausbildung über die Talentförderung bis zur Produktion und
internationalen Vernetzung reichen. Damit werden wichtige
Funktionsbereiche der Wertschöpfungskette mit hoher Qualität abgedeckt.
Diese strukturellen Stärken und die Vielzahl und Vielfalt der vorhandenen ästhetischen und organisatorischen Entwicklungswege lassen ein kulturell nachhaltig kreatives Kompetenzfeld
entstehen, das immer wieder international bedeutsame Kunstund Kulturleistungen hervorbringt und einen interessanten
Kreativpool für die Kultur- und Kreativwirtschaft darstellt. Hier
zeigt Ruhr bereits seine Metropolenkompetenzen, die der interessanten Theaterlandschaft die Chance geben, sich nachhaltig
als eine der Theater- und Performing Arts-Metropolen Europas
zu positionieren.
Das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts ist damit das
wichtigste Trägerfeld einer Kulturmetropolenstrategie.
Das spartenübergreifend definierte Metropolenkompetenzfeld fasst
die kulturell sehr bedeutsamen Stärkefelder des Kunstschaffens im
Ruhrgebiet zu einem multidisziplinären Kunstfeld mit internationaler Bedeutsamkeit und hohem Chancenpotenzial zusammen. Das
Kunstfeld besitzt neben seinen genuinen nationalen und internationalen Entwicklungsnetzwerken und Vermarktungsmöglichkeiten
auch die Chance, als ästhetischer Kreativ- und Innovationskern zur
Basis und zum Bestandteil der global engagierten Kultur-, Kreativund Medienwirtschaft zu werden.
Historisch gewachsenes Stärkefeld
Bereits ein Überblick zur Theater- und Performing Arts- Landschaft
der Ruhrstädte zeigt, dass diese als eine historisch gewachsene, besonders große und interessante Entwicklungslandschaft der Metropolregion gesehen werden kann. Für das deutsche Tanztheater
stellt die Folkwang Hochschule Ursprung und beständige Quelle
seiner national und international stilbildenden Entwicklung dar.
Die hier entstandenen kreativen Errungenschaften wurden von
Kurt Jooss, Pina Bausch, Susanne Linke, Reinhild Hoffmann u. a. in
die Welt getragen. Die Theaterlandschaft Ruhr zählt heute zu den
dichtesten Theaterlandschaften Europas und hat insbesondere
über die Ruhrtriennale, das Schauspielhaus Bochum und die Aalto Oper Essen sowie das einzigartige Theater an der Ruhr in Mülheim nationale und internationale Anerkennung und Reputation
erlangt. Im Ausbildungsbereich verfügt das spartenübergreifende
Kompetenzfeld mit der Folkwang Hochschule und der Ruhr-Universität Bochum über international nachgefragte und genützte
Einrichtungen, aus denen Berühmtheiten der Tanz-, Musik- und
Theaterszene hervorgegangen sind.
Die Ruhrtriennale ist zu einem der großen europäischen Festivals der Performing Arts geworden und generiert wie das mit ihr
über die Tanzlandschaft Ruhr verbundene Zentrum PACT Zollverein – Choreographisches Zentrum NRW viel an internationaler
Reputation und Vernetzung für die Theater- und Performing-ArtsLandschaft. Spezialisiert ausgerichtete Festivals wie Stücke, Fidena,
Impulse, Akzente, Theaterzwang u. a. tragen qualitativ viel zur Anerkennung, Vernetzung und Ausstrahlung der Theaterlandschaft des
25
Ruhrgebiets bei. Innerhalb der Theaterlandschaft der Metropolregion nimmt die Stadt
Mülheim an der Ruhr eine zukunftsweisende Rolle ein. Mit dem national und international hoch geschätzten Dramatikerfestival
Stücke, dem neuartigen Stadttheatermodell des „Theaters an der Ruhr“ und mit
der landes- und bundesweit gut verankerten experimentellen Theaterarbeit des
Kulturzentrums Ringlokschuppen wurden
wesentliche ästhetische und organisatorische Innovationen für die Entwicklung der
Theaterlandschaft realisiert. Spezialisierte
Theaterformen wie das Helios Theater in
Hamm oder das Jugendtanzprogramm des
MiR Gelsenkirchen bereichern die Vielfalt
des Angebots und erschließen neue Zielgruppen.
Die Ruhrfestspiele in Recklinghausen, die
zahlreichen Stadttheater, Konzert- und
Opernhäuser sorgen mit ihren großen und
hochwertigen Angeboten dafür, dass dem
Theater im Ruhrgebiet als Kunst- und Kulturform besondere Bedeutung zukommt.
„Der Verdichtungsraum beherbergt schon
jetzt fünf Opernensembles, fünf Ballettcompagnien, acht Sprechtheater und
sechs Kulturorchester. Im Jahr bringen sie
knapp 4000 Veranstaltungen und knapp
1,5 Millionen Menschen auf die Beine, es
gibt außerdem die Ruhrtriennale, das Klavierfestival Ruhr und die Ruhrfestspiele, eigentlich handelt es sich, alles zusammengenommen, um das größte ganzjährige
Festival der Welt. Man kann sich morgens
aussuchen, wo man abends eine Mozartoder eine Mahler-Sinfonie, eine Straussoder eine Monteverdi-Oper hören möchte,
man kann sich prall umworben und eingeladen fühlen“ (Wolfram Goertz, Die Zeit
29. 09. 07).
26
Metropolenkompetenzfeld mit
großer Profilierungskraft
Im Sinne des evidenten Zusammenwachsens der Sparten und Einrichtungen der
Performing Arts zur Generierung neuer ästhetischer Möglichkeitsräume und Publikumswirksamkeiten wird die Konstellation
im Ruhrgebiet als potenziell starkes Chancen- und Kompetenzfeld gesehen. Es kann
dabei auch als Metropolenkompetenzfeld
bezeichnet werden, da von ihm Impulse und
Produktionen in das nationale und internationale Entwicklungsfeld eingehen und viele
seiner Einrichtungen auch entsprechende
internationale Vernetzungen aufweisen. Das
Metropolenkompetenzfeld Theater und Performing Arts kann durch seine strukturelle
Stärke, seine Breitenwirksamkeit und Bedeutung im Kunstbereich als das Kunstkompetenzfeld mit der größten Profilierungskraft
für die zukünftige Entwicklung der Metropolregion Ruhrgebiet gesehen werden. An
ihm hängt auch das Engagement vieler Kultur- und Kunstschaffender und kulturinteressierter Menschen des Ruhrgebiets und von
ihm können daher auch hohe Integrationskraft und Identitätsbeiträge für das Werden
einer Kulturmetropole ausgehen.
Noch nicht als Theatermetropole
wahrgenommen
Insgesamt betrachtet stellt das Ruhrgebiet
mit seinen Vernetzungen zur Metropolregion Rhein-Ruhr so eine der interessantesten
Theaterlandschaften im deutschsprachigen
Raum dar und weist Entwicklungspotenziale auf, welche nur in wenigen Großstädten
Europas zu finden sind. Festzustellen ist allerdings auch, dass das Ruhrgebiet national
und international nur sehr beschränkt als
gemeinsam auftretender Entwicklungs- und
Produktionsstandort für Theater und Performing Arts wahrgenommen wird. Die großen
Festivals wie die Ruhrtriennale und die Ruhrfestspiele in Recklinghausen kommunizieren
scheinbar anderes, aber erfolgreiche Kooperationen und Produktionsverflechtungen
stellen echte Ausnahmen dar. Die Theaterlandschaft Ruhr erscheint bis heute als relativ
fragmentierte und stadtbezogen produzierende Theaterlandschaft mit entsprechend
immobilem Publikum. Auf eine gemeinsame Kommunikation und Positionierung der
Theaterlandschaft Ruhr wird noch relativ
wenig Wert gelegt. Erfreulicherweise ermöglicht gerade die Kulturhauptstadt über die
Projekte Odyssee Europa, Theater der Welt,
TWINS 2010 und Theaterquartier Ruhr neue
Versuche und Möglichkeiten zur Mobilisierung der Kreativpotenziale der Theater- und
Performing Arts-Landschaft der Metropolregion. Diese Projekte zeigen auch auf, wohin
die Reise gehen soll, wenn sich das Ruhrgebiet noch besser als bisher als national und
international interessant wahrgenommener
Produktions- und Entwicklungsstandort für
Theater und Performing Arts etablieren will.
Reformfreudigkeit gefordert
Die aktuelle Wirtschaftskrise, wachsende Produktionskosten, die nach wie vor
schrumpfende Bevölkerung, die stagnierende Nachfrage und die Ansprüche neuer
Publikumsschichten fordern der kostenintensiven Theaterlandschaft des Ruhrgebiets
weiterhin hohe Reformfreudigkeit ab. Das
stark ausgeprägte Kompetenzfeld Theater
und Performing Arts stellt aber gleichzeitig
ein großes, chancenreiches, kulturelles und
kultur- und kreativwirtschaftliches Metropolenkompetenzfeld dar.
2 Strategische Bedeutung
Strukturstärke und Stellung im
internationalen Vergleich
Die besondere strategische Bedeutung des
großen Kompetenzfelds Theater und Performing Arts für die Entwicklung eines kulturellen Metropolenraums wird auch ohne detaillierte Analysen des Kompetenzfelds klar.
Solche Analysen und Vergleiche mit Kulturmetropolen wie Wien, Berlin oder Hamburg
zeigen, dass das Ruhrgebiet in diesem Kompetenzfeld über Strukturstärken verfügt,
welche es ihm ermöglichen, zu einer sich
koordiniert entwickelnden Metropolregion
zu werden, die noch mehr kann, als derzeit
über primär stadt- und institutionsbezogene Strategien realisiert wird. Die folgend
dargestellte Bewertung vergleicht das Ruhrgebiet mit Metropolregionen wie Frankfurt,
München, Berlin, Wien und Zürich.
und Stellung im internationalen Vergleich
unter Berücksichtigung vorhandener Verflechtungen mit relevanten Partnern und
Einrichtungen im Metropolenraum RheinRuhr vollzogen. So betrachtet fällt das Ergebnis für das Ruhrgebiet durchaus gut
aus.
Die internationale Anerkennung und Bedeutung des Ruhrgebiets als Theater-, Tanzoder Musiklandschaft wird aber durch die
Tatsache beeinträchtigt, dass das Ruhrgebiet nur beschränkt als zusammengehörige
Produktionslandschaft kommuniziert und
wahrgenommen wird.
Insgesamt betrachtet verweisen die Stärken des Kompetenzfelds darauf, dass das
Ruhrgebiet auch im internationalen Vergleich mithalten kann und eine reale Chance für die Positionierung als „Theatermetropole“ besitzt.
Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich
Dimension 1: Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis:
ø durchschnittlich
Dimension 2: Internationale Bekanntheit und Anerkennung
-ø unterdurchschnittlich
Dimension 3: Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern ø durchschnittlich
Gesamtbewertung:
ø durchschnittlich
Der Vergleich bewertet das Ruhrgebiet
aber nicht allein nach den Einrichtungen
und Möglichkeiten, die sich streng innerhalb der durch den RVR definierten Grenzen des Ruhrgebiets auftun. Vielmehr
werden die Bewertung der Strukturstärke
Bedeutung für die kulturelle
Entwicklung
Hier wird eingeschätzt, was das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts zur
Stärkung der kulturellen Entwicklungskraft
des Ruhrgebiets beitragen kann. Dabei geht
es um die Einschätzung genereller Möglichkeiten des Kompetenzfelds für Beiträge
zur kulturellen Entwicklung einer Stadt.
Es wird dabei nicht die Situation im Ruhrgebiet bewertet. Theater und Performing
Arts werden vielmehr mit anderen Kunstund Kulturfeldern verglichen und dabei als
hochkulturell geprägte Kunstfelder verstanden.
Unter den Kunstfeldern des Ruhrgebiets
kommt dem kombiniert definierten Feld
Theater und Performing Arts, das die großen Bereiche Theater, Musik und Tanz umfasst, auch die größte kulturelle Bedeutung
zu. Geschmälert wird die kulturelle Bedeutung des Kompetenzfeldes durch den
Umstand, dass hochkulturell geprägte Veranstaltungsformen nach wie vor nur über
einen relativ kleinen Intensivnutzerkreis
von ca. 10 % der Bevölkerung verfügen und
neue junge Zielgruppen mit Migrationshintergrund nur relativ schwer ansprechen
können. Die Vielfalt und Breite des definierten Kompetenzfeldes lässt ihm aber trotzdem gute durchschnittliche Bedeutung für
die kulturelle Entwicklung der Städtelandschaft zukommen. Insbesondere mit der
hier noch nicht berücksichtigten Pop-Kultur
erlangt das Kompetenzfeld natürlich große
Wichtigkeit für die kulturelle Entwicklung
des Ruhrgebiets .
Bedeutung für die kulturelle Entwicklung
Dimension 1: Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole
+ø überdurchschnittlich
Dimension 2: Beitrag zur kulturellen Integration neuer Zielgruppen -ø unterdurchschnittlich
Dimension 3: Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial ø durchschnittlich
Dimension 4: Breitenwirksamkeit
ø durchschnittlich
Gesamtbewertung:
ø durchschnittlich
27
3 Stärken - Schwächen - Gefahren - Chancen
Diese Systemleistungen sind:
›› Systemdiskurs zur Erschließung gemeinsamer strategischer Möglichkeiten
Bewertung: ø durchschnittlich
›› Innenvernetzung des Systems zur Realisierung von Lern- und Handlungsmöglichkeiten
Bewertung: ø durchschnittlich
›› Außenvernetzung des Systems zur
Sicherung eines internationalen Orientierungs- und Produktionsniveaus
Bewertung: -ø unterdurchschnittlich
›› Koordination und Governance für die
Realisierung kooperativer Strategien
Bewertung: -ø unterdurchschnittlich
Funktionssystem Theater und Performing Arts Ruhr
weiß = nur Ansätze / rot = -ø / gelb = ø / grün = + ø / violett = exzellent
Das Funktionssystem des Metropolenkompetenzfelds zeigt auf,
welche Funktionen von den Akteuren des Kompetenzfelds Theater
und Performing Arts realisiert werden müssen, um jene Leistungen erbringen zu können, welche dem Kompetenzfeld und Produktionsstandort internationale Aufmerksamkeit, Vernetzung und
Anerkennung sichern. Das Funktionssystem bildet das Wertschöpfungsnetzwerk Theater und Performing Arts in seinem funktionellen Gesamtzusammenhang ab. Die Leistungsfähigkeit einzelner
Funktionen wird dabei vom Leistungsvermögen der Institutionen,
welche die Funktionen durch ihr Wirken erfüllen, bestimmt.
Die konkrete Bewertung einzelner Funktionen wird dabei über einen Vergleich mit den im Bereich Theater und Performing Arts
bedeutsamen europäischen Metropolenräumen realisiert. Die Innovationsfähigkeit und Entwicklungskraft eines Metropolenkompetenzfelds ergibt sich aber nicht einfach über die Summe der
Funktionsstärken und die Leistungsfähigkeit der relevanten Akteure. Vielmehr entscheiden erst deren Zusammenspiel und das soziale Kapital, das sie dafür aufbringen können, über die Innovationsund Entwicklungskraft des Kompetenzfeldsystems. Die relevanten
Partnerinstitutionen des Kompetenzfelds Theater und Performing
Arts müssen im Wesentlichen vier Systemleistungen erbringen, um
die Qualitäten und Möglichkeiten des Kompetenzfelds erschließen
zu können.
28
Diese Qualitäten der Systemleistungen bestimmen in der Zusammenschau mit dem Leistungsvermögen der beteiligten Akteure
auch die nachhaltig wirksame Innovationskraft und Entwicklungsfähigkeit des Gesamtsystems.
Für das Ruhrgebiet wurden die entsprechenden qualitativen Bewertungen über zahlreiche qualitativ orientierte Interviews mit
Entwicklungs- und Entscheidungsträgern des Systems und über
Interviews und Einschätzungen von ortskundigen externen Experten gewonnen. Das in der Grafik dargestellte Gesamtergebnis
wurde durch eine Zusammenführung aller qualifizierten Informationen und eine Endbeurteilung durch das invent-Expertenteam
bestimmt. Die wichtigsten Bewertungen finden sich in der SWOTAnalyse wieder, welche die wichtigsten Stärken, Schwächen, Gefahren und Chancen des Kompetenzfelds beleuchtet.
Zentrale Stärken
Ausbildungsangebot
National und teilweise hochgradig international genutztes Angebot. Intensive Kooperationen mit regionalen Theatern, Opern- und
Konzerthäusern. Relativ traditionell organisiert bzw. in Umstrukturierung begriffen.
Stellt echte Strukturstärke dar, zählt aber
nicht zum Spitzenfeld der Anbieter in Europa.
National und international bedeutsame
Festivallandschaft
Die primär vom Land Nordrhein-Westfalen
finanzierte Ruhrtriennale, aber auch die
vielen kleineren, hochwertigen, mit der
freien Szene verbundenen Festivals bringen
das innovative, regionale, nationale und
internationale Theatergeschehen in das
Ruhrgebiet, leisten wichtige Bildungs- und
Vermittlungsarbeiten und verbinden das
Ruhrgebiet mit der national und international bedeutsamen Theaterlandschaft.
National und international renommierte
Häuser und Einrichtungen
Was für eine Metropolenstrategie letztlich
zählt, sind Häuser und Einrichtungen, die
beständig national und international beispielgebende und anerkannte Produktionen und Kunstschaffende hervorbringen.
Diesbezüglich konnten vor allem das Schauspielhaus Bochum, die Aalto Oper und das
Schauspiel Essen, die Folkwang Hochschule
und PACT Zollverein – Choreographisches
Zentrum NRW, das Theater an der Ruhr in
Mülheim, die Ruhrtriennale und die Festivals Stücke und Impulse mit entsprechend
beständigen Leistungen aufwarten.
Spezielle ästhetische Raumqualitäten
Die spannendsten einzigartigen Produktionen entstehen im Ruhrgebiet oft dann,
wenn sie die besondere Ästhetik des industriekulturell geprägten räumlichen Umfeldes
aufnehmen und formatprägend integrieren
können. Die so entstehenden speziellen
ästhetischen Qualitäten erweisen sich als
eine der typischen differenzierenden Qualitäten der Theaterlandschaft Ruhr.
Große Theatertradition und
Engagement der Städte
Die Städte des Ruhrgebiets engagieren sich
seit langem intensiv für die Entwicklung
ihrer Theater und Festivals und ihrer Musiklandschaft. Sie haben damit Entwicklungskontinuität, Breitenwirksamkeit und Spitzenleistungen ermöglicht. Theater, Musik
und Tanz entwickeln sich hier als Kunstform
und haben auch hohe kulturelle Bedeutung.
Vielfalt mit hoher Qualität
Vielzahl und Größe allein bringen im Rahmen einer Metropolenstrategie wenig. Es
zeigt sich aber, dass die Vielfalt der Theaterlandschaft des Ruhrgebiets durch unterschiedlich ausgerichtete Festivals, Häuser,
Gruppen usw. eine sehr spezifische Physiognomie aufweist. Sie beinhaltet eine Vielzahl
von ästhetisch unterschiedlich ausgerichteten kreativen Pfaden, Innovations- und Entwicklungsmustern und ist in ausreichend
kritischem Maße vorhanden.
Nur beschränkt als ein profilierter
Theaterstandort wahrgenommen
Die Fragementiertheit der Theaterlandschaft
und die schwach ausgeprägte gemeinsame
Identität der Akteure verursacht, dass das
Ruhrgebiet von externen Beobachtern nur
beschränkt als eine Theaterlandschaft mit gemeinsamen Ansprüchen wahrgenommen wird.
Geringe Besuchermobilität und kaum
Metropolenmarketing
Das theaterinteressierte Publikum nimmt
das alltägliche Angebot der Theaterlandschaft Ruhr nur sehr eingeschränkt wahr.
Es sind vor allem Festivals, die das Publikum
der Metropole auch städteverbindend in
Bewegung bringen. Dafür gibt es viele Ursachen: Eine liegt darin, dass viele Häuser
und Gruppen kein metropolenorientiertes
Marketing betreiben und dass informelle
lokale Absprachen den Wettbewerb einschränken. Gruppen und Produktionen des
Ruhrgebiets weisen bei regionalen und
nationalen Festivals nur unterproportional
viele Prämierungen auf.
Ungünstige Entwicklungsbedingungen
für freie Gruppen
Zentrale Schwächen
Fragmentiertheit des Kompetenzfelds
Zwischen den Theatern des Ruhrgebiets,
zwischen Ausbildungseinrichtungen und
den Theatern, aber auch zwischen großen
Städten wie Duisburg und Düsseldorf gibt
es Beispiele für gelungene Theater-, Produktions- und Ausbildungskooperationen.
Insgesamt betrachtet ist das Metropolenkompetenzfeld aber stark fragmentiert,
stadt- und institutionenkonzentriert organisiert. Die Vielfalt der Kompetenzen der
Metropolregion kann deswegen nicht kreativ genutzt werden. Die Interaktionsschwäche zwischen relevanten Akteuren und die
relativ geschlossene Entwicklungskultur
wichtiger Einrichtungen wirkt innovationsund entwicklungshemmend.
Freie Gruppen finden im Ruhrgebiet zwar
Spielstätten, Auftrittsmöglichkeiten und
Veranstalter vor, aber nicht in genügendem
Ausmaß und nicht mit genügender Unterstützung. Zudem besitzt die Szene nicht jene
Dichte und findet auch nicht jene Unterstützungsstrukturen und Planungssicherheit vor,
wie sie in anderen Großstädten und Metropolregionen Europas gegeben sind. Das führt
u. a. dazu, dass bei regionalen und nationalen
Prämierungen von Gruppen, Produktionen u. ä.
das Ruhrgebiet unterproportional vertreten ist.
Ungenützte Entwicklungsmöglichkeiten
durch Kooperationsdefizite
Die Fragmentiertheit des Kompetenzfeldes
und die Selbstbezogenheit der Akteure geht
auf Kosten von Synergie- und Kooperationspotenzialen. Insbesondere den traditio29
nell als Mehrspartenbetrieb organisierten
Stadttheatern der kleineren Städte werden aus dieser Situation heraus bei gleichbleibenden oder schrumpfenden Budgets
qualitative und existenzielle Probleme entstehen. Aber auch die Theater-, Opern- und
Konzertbetriebe der großen Städte werden
es schwer haben, national und international beachtete Spitzenleistungen dauerhaft
erbringen zu können. Stand-Alone-Strategien und Schwierigkeiten bei strategischen
Absprachen für Koproduktionen, Einkaufsund Servicekooperationen erweisen sich bei
steigenden Produktionskosten, stagnierenden Besucherzahlen und sinkenden Budgets als relevantes Entwicklungshindernis.
Mediensituation und
Außenkommunikation
Im Vergleich mit anderen Kulturmetropolen, in vielen Fällen zugleich nationale und
internationale Medienzentren, stellt sich
die Mediensituation im Ruhrgebiet als echtes Problem dar. Dem Ruhrgebiet fehlt eine
starke, städteübergreifende, national und
international agierende Medienlandschaft.
Die qualifizierte Fachpresse als kritisch anregender Reflexions- und Anregungsfaktor des Kompetenzfelds kann ihre wichtige
Rolle für die Theaterlandschaft des Ruhrgebiets daher auch nicht in wünschenswertem Umfang wahrnehmen. Die bestehende
Mediensituation behindert die Binnenentwicklung der Metropole und die adäquate
Wahrnehmung durch die nationale und internationale Fachwelt.
Zentrale Gefahren
Tendenziell rückläufige Finanzierungen bei
steigenden Kosten
Die bekannte Gefahr wird sich aufgrund der
zu erwartenden zunehmenden Haushaltsprobleme der Ruhrstädte in der angelaufenen Rezessionsphase ernsthaft zuspitzen
und für manche freie Gruppen, Theater und
30
subventionierte Bühnen qualitative und
existenzgefährdende Probleme mit sich
bringen. Die großen Theaterbetriebe werden im internationalen Intendantenkarussell kaum noch um die begehrten Spitzenkräfte mitspielen können.
Anhaltende Fragmentiertheit
und Kooperationsdefizite
Die anhaltenden Finanzprobleme, die Fragmentiertheit des Kompetenzfeldes und die
bestehenden Kooperationsdefizite gefährden insbesondere die Qualität und Existenz
der Stadttheater in kleineren Städten. Dauerhafte beispielgebende Leistungen und die
Integration in internationale Kooperationsnetzwerke werden auch für die Stadttheater, Opern- und Konzerthäuser größerer
Städte immer schwerer realisierbar.
Warten auf Lösung vorhandener
und absehbarer Probleme
Eigentlich ist kurzfristig nur über ein verstärktes finanzielles Engagement des Landes oder spontan realisierte Kooperationen
eine Lösung der schwierigen Situation in
einzelnen Theatern zu erwarten. Da sich
organisatorische Innovationen in der Regel nur mittel- bis langfristig und mit entsprechendem politischen Engagement und
Druck erschließen lassen, stellt die bereits
gegebene aktuelle Situation eine echte Gefahr dar. Zu warten erhöht diese Gefahr von
Tag zu Tag.
Identitätsdefizite
Die Identität einer Theaterlandschaft Ruhr
ist bei relevanten Akteuren relativ schwach
ausgeprägt. Die Mediensituation trägt das
ihre dazu bei, dass sich eine derartige Identität auch nur in relativ geringem Ausmaß
entwickelt und national und international
wahrgenommen und bestätigt werden
kann. Dieser Umstand behindert und gefährdet natürlich auch die Entstehung
einer polyzentrisch strukturierten Theatermetropole.
Nichterreichen zukunftsrelevanter
Zielgruppen
Auch die Theater im Ruhrgebiet haben in
den letzten Jahrzehnten große Besucherrückgänge zu verzeichnen gehabt. Wenn
zusätzlich die jungen Zielgruppen durch die
Theater nicht ausreichend gut angesprochen werden können, verliert das Theater
auch an gesellschaftlicher Akzeptanz und
Relevanz und wird seinen hohen Finanzierungsaufwand nur noch schwer rechtfertigen können.
Stadtpolitisches Desinteresse
an Metropolenstrategie
Die städtische Kulturpolitik ist verständlicherweise primär lokal orientiert und tendenziell an einem einfach gut funktionierenden Theaterbetrieb ohne großes Risiko
interessiert. Metropolenstrategien, welche
die eine oder andere Veränderung einfordern, können Probleme schaffen und müssen daher nicht unbedingt nur als Bereicherung des kulturpolitischen Alltags erlebt
werden.
Zentrale Chancen
Einlösung der Standortsynergien
der multizentrischen Metropole
Die Vielzahl und Vielfalt der Produktionen,
Einrichtungen und Akteure im vollständig
ausgestatteten Kompetenzfeld Theater
und Performing Arts birgt große Synergiepotenziale im Kreativ- und im Organisationsbereich in sich. Die Mobilisierung dieser
Potenziale, die bisher durch die Fragmentiertheit des Kompetenzfeldes behindert
wird, erweist sich als eine der großen Entwicklungschancen der Theaterlandschaft
Ruhr.
Ergänzung selbstbezogener Orientierungen durch Metropolenperspektive
Viele relevante Akteure des Kompetenzfeldes zeichnen sich verständlicherweise
durch selbstbezogene strategische Orientierungen aus. Dies gilt für Stadttheater,
Ausbildungsstätten, Kompetenzzentren
und große Festivals wie die Ruhrtriennale.
Eine Verbindung der eigenen Strategien
mit Partnern und Möglichkeiten der Metropolregion könnte rasch dazu beitragen,
die Synergiepotenziale des strukturstarken
Kompetenzfeldes besser nutzen zu können.
Stärkung der Identität als Theaterlandschaft und Theatermetropole Ruhr
Die Mehrzahl der kontaktierten Akteure
befand den Umstand, in der Theaterlandschaft Ruhr zu wirken und sich auf sie als
Schaffensstandort zu beziehen als anstrebenswerte positive Bereicherung. Dasselbe
gilt auch für vorgeschlagene Profilierungsstrategien zum Theaterraum Ruhr. Der für
eine Theater- und Performing-Arts-Metropole Ruhr unverzichtbare Ausbau eines
entsprechenden Identitäts- und Kooperationsraums erscheint als gewünscht und als
entsprechende Entwicklungschance.
Stärkung der Koordinationsund Governancestruktur
Trotz vorhandener regionaler Kooperationen und Vernetzungen bestehen derzeit
zwischen vielen potenziellen Entwicklungspartnern nur relativ schwach ausgeprägte informelle Beziehungen. Eine Intensivierung und qualitative Verbesserung der
regionalen Zusammenarbeits- und Koordinationsstrukturen würde eine nachhaltig
wirksame Nutzung vorhandener Synergiepotenziale im Marketing, in der Entwicklungs- und Qualifizierungsarbeit, in der
Internationalisierung, im Koproduktionsbereich u.a.m. ermöglichen.
Strategische Kooperationen und
Koproduktionen
in Bereichen des Marketings, technischer
Services und über Koproduktionsstrategien relevante Kostenreduktionen ohne
wesentliche Qualitätsverluste erzielen. Insbesondere durch eine Steigerung der Aufführungszahl pro Neuproduktion (SemiStagione), durch ein koordiniertes und auf
die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmtes
Gastspiel-System zwischen den Häusern,
durch die Abstimmung von Programmen
und durch Einkaufskooperationen könnten intellektuelle und finanzielle Mittel für
neue Kreativleistungen freigemacht werden.
Riesiges vielfältiges Publikum
Aus dem „Stamm“ der 5,4 Millionen Einwohner des Ruhrgebiets und dem unmittelbaren Einzugsraum mit circa neun
Millionen Menschen, ergibt sich ein im
Vergleich mit anderen Metropolen großes
Publikumspotenzial. Nach Aussagen von
Kulturschaffenden handelt es sich dabei
um ein ästhetisch und hinsichtlich der Mobilitätsbereitschaft konservatives, lokal verankertes Publikum. Ohne Zweifel sind aber
trotzdem ausreichende „kritische Massen“
für innovationsorientierte Produktionen
und damit für progressive Entwicklungsstrategien vorhanden.
Verflechtungen mit der Kulturund Kreativwirtschaft
Das Ruhrgebiet ist ein national und international genutzter Ausbildungs- und Entwicklungsknoten und verfügt im Bereich
der Performing Arts über einen großen Pool
an Kreativen. Die noch intensivere Verflechtung des Kreativpools mit der Film-, TV- und
Medienwirtschaft in der Metropolregion
Rhein-Ruhr sollte die Verwertungsbedingungen des Kreativpotenzials deutlich verbessern können.
Die traditionell als Mehrspartentheater
geführten Stadttheater des Ruhrgebiets
könnten durch strategische Kooperationen
31
4 Entwicklungsstrategie
Vision: Theatermetropole Ruhr 2020
Talentschmiede und Kreativpool
2020 stellt die Theatermetropole Ruhr mit
ihren Verbindungen zu den Kunst- und Medienzentren in Düsseldorf und Köln einen
der interessantesten Ausbildungs-, Entwicklungs- und Produktionsstandorte für Theater und Performing Arts in Europa dar. Die
Städte-, Theater- und Studiolandschaft Ruhr
ist zur Talenteschmiede und zum Entwicklungslabor innerhalb der internationalen
Entwicklungslandschaft der Performing Arts
geworden. Ruhr ist die Metropole der großen
Möglichkeiten für junge Talente. Innerhalb
der Metropolregion Rhein-Ruhr liefert sie
den Nachwuchs, den neuen Content und
die ästhetische Innovation, welche die Medienindustrie und die Kulturwirtschaft international verwerten und vermarkten. Ruhr
ist ein Kreativzentrum geworden, von dem
stilbildende Impulse und Tendenzen ausgehen und von dem neue Kunstproduktionen,
Künstler und Kulturschaffende ihre Karrieren
in den Kulturstädten dieser Welt antreten.
Europäisches Kompetenzzentrum
Das Rückgrat der Entwicklung des Ruhrgebiets als Performing Arts Entwicklungsstandort stellt das Europäische Kompetenzzentrum für Theater- und Performing-Arts
dar. Dieses von der Folkwang Hochschule
und der Ruhr-Universität und von außeruniversitär geführten Zentren für Choreographie, Musik, neue Medien und Medienkunst
und integrierte Theaterausbildung zusammen aufgebaute und vermarktete Europäische Zentrum für Theater und Performing
Arts zieht Studierende, Kunstschaffende
und Companies aus der ganzen Welt an. Sie
kommen, weil sie kaum sonst wo in Europa derartig gute, offen gestaltete, spartenund fächerübergreifende Ausbildungs- und
Entwicklungsbedingungen vorfinden. Hier
werden neue, vielfältige und flexibel angebotene Möglichkeiten einer integrierten
Theater- und Performing Arts-Ausbildung
realisiert, welche Wissenschaft, Ausbildung
32
und Theorie mit der Praxis des Theatermachens in der großen Theaterlandschaft und
der Kultur- und Medienwirtschaft der Metropole Rhein-Ruhr verbinden. Hier finden
Künstler und Gruppen optimale Bedingungen für die Entfaltung ihrer Kreativkraft, die
Entwicklung eigenständiger Ausdrucksformen und neuer Stücke mit einem qualifizierten Publikum vor. Hier sind sich Kunst,
neue Medien und Kreativwirtschaft sehr
nahe gekommen und bieten gute Erprobungs- und Verwertungsmöglichkeiten für
ästhetische Innovationen. Hier werden jene
Stücke und Produktionen entwickelt und
oft auch erstaufgeführt, welche danach
auf den Bühnen und Festivals der Welt und
über unterschiedliche Medien ideell und
kommerziell verwertet werden.
Einzigartige Festivallandschaft
Nationale und internationale Bekanntheit
und Reputation als innovative Produktionsschmiede und Ort von Premieren sowie kulturtouristisches Reiseziel hat die
Kulturmetropole aber vor allem durch die
konsequente Weiterentwicklung ihrer vielseitigen Festivallandschaft im Bereich der
Performing Arts erlangt. Die Ruhrtriennale, die Ruhrfestspiele und das neue Pop Art
Festival Ruhr sind mit ihren attraktiven,
qualitativ hochwertigen Kunst- und Kulturerlebnisangeboten zu echten Publikumsmagneten geworden. Sie bringen jedes
Jahr die Metropole in Bewegung und neues
Kunstpublikum aus ganz Europa und darüber hinaus in das Land. Die singulären Neuinszenierungen und Kooperationsproduktionen mit anderen Festivals, Häusern etc.
in Europa werden von der internationalen
Presse jedes Jahr mit Spannung erwartet.
Aber auch die kleineren, national und international bekannten Festivals Stücke, Impulse usw. haben ihre Position konsequent
ausgebaut. Die internationale Fachwelt, die
vermittelnden Agenturen und Medien sind
jedes Jahr vertreten, wenn auf dem Präsenta-
tions- und Schauplatz Ruhr die wahrscheinlichen Trendsetter und Sensationen der
nächsten Jahre präsentiert werden. Die RuhrFestivallandschaft ist zur Fundgrube für neue
Talente und Tendenzen in den Performing
Arts geworden, hält das theater-, musik- und
tanzbegeisterte Publikum der Metropole in
Bewegung und prägt die Marke Kulturmetropole Ruhr ganz entscheidend mit.
Offene, kreative Theaterlandschaft
Die Szenerie von Musik, Theater und den
Ausformungen der Performing Arts hat sich
in den zehn Jahren nach der Geschichte gewordenen Kulturhauptstadt Ruhr 2010 entscheidend gewandelt. Das an klassischen
Formaten und Produktionen orientierte
Theater-, Opern- und Konzertpublikum wird
nach wie vor bestens bedient. Daneben ist
aber eine über die Städte verteilte Landschaft von offen geführten Theater- und Kulturhäusern entstanden, welche als Kulturund Kunstzentren soziale Treffpunkte des
Kunstschaffens und neue Kreativzentren des
Theaters und der Performing Arts darstellen. Hier treffen sich die neuen kultur- und
kunstbegeisterten Generationen, welche die
besondere Nähe zum Geschehen und das
direkte Kunsterlebnis suchen. Diese Kunstund Theaterhäuser sind neu entstanden
oder aus den ehemaligen Stadttheatern hervorgegangen. Sie sind organisatorisch und
technisch bestens ausgestattet, arbeiten
mit kleinen eigenen Ensembles an der Entwicklung und Umsetzung innovativer Produktionen und Konzepte oder stellen Koproduktionshäuser dar, welche den vielen freien
Gruppen der Kulturmetropole und gezielt
ausgewählten internationalen Ensembles
und Künstler/innen Planungssicherheit und
gute Produktionsbedingungen bieten. Die
Theaterlandschaft Ruhr ist offener, kooperativer und dynamischer, die Grenzen zwischen universitären und außeruniversitären
Entwicklungs- und Ausbildungszentren sind
durchlässig geworden.
Ungewöhnliche Theatererlebnisse, Kooperationen und
Innovationen für die Bühnen der Welt
Städteübergreifende Produktionen an ungewöhnlichen Orten
ermöglichen Jahr für Jahr einzigartige ungewöhnliche Theatererlebnisse, für die das Publikum lange Anfahrtswege in Kauf
nimmt und auch Kurzurlaube bucht. Die Vielzahl und Vielfalt der
Produktionsstätten und der Kompetenzträger, ihre organisatorische Nähe und Offenheit und praktische Kooperationsprojekte
und gemeinsame Veranstaltungen haben die Kreativkraft der
Theater- und Performing Arts-Landschaft Ruhr neu entfacht
und die Kulturmetropole Ruhr zu einem besonders spannenden
Entwicklungsort und Treffpunkt für junge Talente, Companies
aus der ganzen Welt und für ein theater- und kunstbegeistertes Publikum gemacht. Das Prinzip der Öffnung, der Koproduktionen und der europäischen Orientierung hat die kommunale
Selbstbezogenheit ergänzt. Auch bestehende Hausensembles
und Orchester pflegen die Partnerschaft mit regionalen und
internationalen Künstler- und Produzentennetzwerken. Im Dialog mit Kuratoren und Künstler/innen werden Produktionen
entwickelt, die danach europaweit präsentiert werden. Die
Theater- und Performing Arts-Landschaft der Kulturmetropole
Ruhr bringt im Vergleich mit anderen Metropolenräumen überdurchschnittlich viel national und international ausgezeichnete
Produktionen hervor. Die neu entstandenen privaten Companies
werden von den Ruhrstädten unterstützt, reüssieren aber auf den
internationalen Bühnen und Festivals. In der Metropole sorgen sie
immer wieder für Höhepunkte des Kunstschaffens. Auch einige
Jungstars der europäischen Pop- und Medienszene haben ihre
Laufbahn bereits über die Pop- und Medienszene der Metropole
gestartet.
Organisatorische Innovationen
Möglich geworden ist diese erfreuliche Entwicklung zur Theaterund Performing Arts-Metropole, weil sich die Städte des Ruhrgebiets und die wichtigsten Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten strategischen
Entwicklungszusammenarbeit entschieden haben. Aus 53 Städten
ist eine Metropole des Theaters und der Performing Arts geworden.
Eine Metropole, welche ihren Talenten und allen, die Besonderes
produzieren wollen, außerordentlich gute Voraussetzungen bieten kann. Möglich geworden ist dies nicht zuletzt durch die 2015
gegründete Ruhr Theater Holding, welche mit entsprechendem
politischen Rückhalt für eine strategisch koordinierte Entwicklung
der Theaterlandschaft sorgte und die Synergie- und Kooperationspotenziale der Theaterlandschaft Ruhr ohne Qualitätseinbußen für
das Publikum einlösen konnte.
33
Positionierung
Strategische Ziele
Strategische Kooperationen
und Vernetzungen
Als Theater- und Performing Arts-Metropole muss sich die Kulturmetropole Ruhr
erfolgreich neben den dominanten Zentren
des entsprechenden europäischen Kultur-,
Kunst- und Mediengeschehens positionieren. Wie die Kompetenzfeldanalyse zeigte,
verfügt die Metropolregion dabei nicht
über alle wichtigen Funktionsfelder der
Performing Arts. Insbesondere ist Ruhr kein
Medienzentrum, das gut für die kreativwirtschaftliche Verwertung der in seinem
Kreativraum realisierten Kompetenzen und
Produktionen sorgen könnte. Dafür müssen strategische Kooperationen und Vernetzungen ausgebaut werden.
Oberziele
Ruhr positioniert sich bis 2020 als einer der fünf bedeutsamsten und interessantesten Ausbildungs- und Entwicklungsräume für Theater und Performing Arts in Europa. Das Ruhrgebiet wird damit zum Kreativknoten der mit dem Kompetenzfeld Theater und Performing
Arts verbundenen Kultur- und Kreativwirtschaft.
Metropole der Möglichkeiten für junge
Talente und besondere Produktionen
Subziel 4
Das Ruhrgebiet wird bevorzugt als Entwicklungs- und Produktionsort für international aufgeteilte Kunst- und Kulturproduktionen genutzt.
Die besonderen möglichen Stärken des
Ruhrgebiets liegen in den Funktionsbereichen Ausbildung, Entwicklung, Präsentation und Produktion. Die Kulturmetropole
Ruhr sollte auch zukünftig auf eine konsequente Weiterentwicklung und Nutzung ihrer Stärke- und Funktionsfelder setzen. Eine
Theater- und Performing Arts-Metropole
Ruhr sollte sich als einer der führenden und
besonders förderlichen Ausbildungs- und
Entwicklungsplätze für junge Talente profilieren. Weiterhin sollte es auf eine Nutzung seiner besonderen Möglichkeiten als
postindustriell geprägter Raum mit großzügigen und besonderen Möglichkeiten
für Kunstproduktionen und Präsentationen
setzen, welche technische und ästhetische
Innovationen erschließen. Die Theater- und
Performing Arts-Metropole Ruhr positioniert sich als Metropole der besonderen
Möglichkeiten für anspruchsvolle Kunstproduktionen und für junge Talente. Die Kulturmetropole Ruhr löst damit bis 2020 Berlin
als Metropole der Möglichkeiten ab.
34
Subziel 1
Das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts soll zu einem der fünf bestorganisierten
Kompetenzfelder der Performing Arts in Europa werden.
Subziel 2
Ruhr wird zu einer der fünf besten Ausbildungs- und Entwicklungslandschaften für Theater und Performing Arts in Europa. Voraussetzung dafür ist der Auf- und Ausbau sowie die
internationale Vernetzung des Europäischen Kompetenzzentrums für Theater und Performing Arts Ruhr, das bis 2015 etabliert sein muss.
Subziel 3
Mindestens zehn Produktionsstätten, Festivals und Ausbildungseinrichtungen zählen
nachhaltig zu den bedeutsamsten ihrer Art in Europa.
Subziel 5
Die meisten und wichtigen Einrichtungen des Ruhrgebiets im Kompetenzfeld Theater und
Performing Arts identifizieren sich mit der Metropolenstrategie und sehen sie als wichtigen
Bestandteil ihres kreativen Schaffens und ihrer Identitätskonstruktion.
Subziel 6
Kultur- und Kunstschaffende des Ruhrgebiets schätzen die Kreativleistungen und das Entwicklungspotenzial des Theaters und der Performing Arts und kommunizieren sie aktiv in
ihren Netzwerken.
Subziel 7
Der Anteil der Kunst- und Kulturinteressierten, die sich im Kompetenzfeld Theater und Performing Arts an der metropolitanen Strategie orientieren, wächst ständig.
Subziel 8
Unsere international orientierten Festivals weisen einen mit ähnlichen Veranstaltungen
vergleichbaren, internationalen Besucheranteil auf.
Subziel 9
Das Ruhrgebiet hat sich national und international im Bereich Theater und Performing Arts
als Metropole der besonderen Möglichkeiten für junge Talente etabliert.
Subziel 10:
Die Marken- und Imageansprüche des Ruhrgebiets werden von relevanten nationalen und
internationalen Fachleuten und Kommunikatoren bestätigt.
Kernstrategie
Teilstrategien
Metropolenkompetenzfeldstrategie
Vernetzungsstrategie für eine
Dynamisierung des Kompetenzfeldes
Unter Entwicklungsstrategien werden hier
grundsätzlich einzuschlagende Wege und
voneinander unterscheidbare, aber zusammenwirkende Substrategien verstanden,
welche in ihrem Zusammenwirken die Vision
von der Theater- und Performing Arts-Metropole Ruhr umsetzbar machen. Dabei sind eine
große breitenwirksame Generalstrategie und
wichtige Teilstrategien zu unterscheiden. Als
entsprechende Generalstrategie wird eine
Metropolenkompetenzfeldstrategie vorgeschlagen. Sie fordert ein, dass Ruhr intern so
gut vernetzt wird, dass es nach außen als ein
nachhaltig produzierender und international
geschätzter Kunststandort mit gemeinsamer Identität wahrgenommen wird. Kompetenzfeldstrategie bedeutet dabei, dass man
sich bei der Entwicklung einer Theater- und
Performing Arts-Metropole nicht allein auf
eine Fülle von Einzel- oder Leuchtturmprojekten verlassen darf. Vielmehr geht es um
eine integrierte Entwicklung des gesamten
Wertschöpfungsnetzwerkes des Kompetenzfeldes Theater und Performing Arts, welches
von der Ausbildung über die Entwicklung
und Förderung junger Talente bis zur Produktion und internationalen Verwertung der geschaffenen Leistungen reicht.
Leitvorstellung ist dabei ein multizentrisches,
sich funktional ergänzendes Entwicklungs-,
Produktions- und Vermarktungsnetzwerk, das
sich durch hohe Kreativität und Innovationskraft auszeichnet. Zusammenfassend wird so
als Grundstrategie für die weitere Entwicklung
der Theaterlandschaft Ruhr die Konzentration
auf die Realisierung einer Metropolenstrategie empfohlen. Diese soll als Kompetenzfeldstrategie realisiert werden, welche einerseits
beständig zu national und international anerkannten Spitzenleistungen führt und gleichzeitig jungen Talenten und Kunstschaffenden
des Ruhrgebiets optimale Ausbildungs- und
Entfaltungsbedingungen bieten kann.
Eine gute Strategie sollte die kollektive Intelligenz und Kreativkraft des Metropolenkompetenzfeldes Performing Arts mobilisieren und ihre durch die Fragmentiertheit
blockierte Wirksamkeit voll zur Entfaltung
bringen. Der Schlüssel für die Öffnung entsprechender Möglichkeitsräume liegt in
konkreten, strukturverändernden, gemeinsamen Projekten der relevanten Akteure.
Dauerhaft kann die gegebene Fragmentiertheit aber nur durch eine professionell
koordinierte Netzwerkentwicklung und Beziehungspflege aufgehoben werden, welche die relevanten Akteure des Kompetenzfeldes miteinander in interaktive Austauschbeziehungen bringt und zusätzliche
Kreativität und Innovation ermöglicht.
Schlüsselprojekt: Netzwerkentwicklung und
Arbeitskreis Theater und Performing Arts
Ruhr
gezielten Förderung von Entwicklungsfeldern und Produzenten mit guten Aussichten auf beispielgebende Spitzenleistungen
setzt.
Schlüsselprojekt: Theater und Performing
Arts Fonds Ruhr, international zusammengesetzte und regional informierte
Vergabejury
Gewinnung neuer Zielgruppen
Zur Sicherung der Zukunft und der sozialen
Bedeutung des Kompetenzfelds Theater
und Performing Arts werden hier spezielle
Ausrichtungen, Strategien und neue Formate eingefordert, welche junge Zielgruppen und auch Zielgruppen mit Migrationshintergrund für das Kompetenzfeld Theater
und Performing Arts gewinnen können.
Schlüsselprojekt:
Projekte der Popinitiative Ruhr, Theater und
Performing Arts Fonds Ruhr
Bestandssicherungsstrategie
Innovationsstrategie
Dafür soll ein Theater und Performing ArtsFonds eingerichtet werden, welcher vom
Land Nordrhein-Westfalen und den Städten des Ruhrgebiets finanziert wird und
primär für jene Projekte verwendet werden
soll, welche die Kreativ- und Innovationskraft des Systems, die Umsetzung der Metropolenstrategie und die Hervorbringung
national und international beispielgebender Ausbildungs-, Entwicklungs- und Produktionsleistungen ermöglichen.
Klar muss hier formuliert werden, dass aufgrund der schwierigen Haushaltssituation
vieler Ruhrstädte und der erwartbaren Zuspitzung der Situation durch die angelaufene Rezessionsphase Bestandssicherungsmaßnahmen für manche Stadttheater und
freie Theater durch das Land NordrheinWestfalen notwendig erscheinen. Dieses
notwendige Engagement sollte so gestaltet
werden, dass auch organisatorische und
strukturelle Reformen und Innovationen in
der Stadttheaterlandschaft vorangebracht
werden können.
Spitzensicherungsstrategie
Eine Metropolenstrategie muss auch klar
sagen können, auf welchem Weg sie national und international beispielgebende
Spitzenleistungen hervorbringen will. Die
Kompetenzfeldstrategie setzt dabei auf
eine Kombination, welche aus der Dynamisierung des Kompetenzfeldes und aus einer
Schlüsselprojekt: Engagement des Landes
Stärkung und Professionalisierung
der freien Gruppen
Die Situation der freien Gruppen und der
kreativen Szene stellt innerhalb des Kompetenzfeldes Theater und Performing Arts
35
Ruhr im Vergleich mit anderen Theatermetropolen eine echte strukturelle Schwäche
dar, welche sich innovationshemmend
auswirkt. Die Kompetenzfeldstrategie soll
daher gezielte Maßnahmen zur Stärkung,
Dynamisierung und Professionalisierung
der freien Szene setzen.
Schlüsselprojekt:
Theaterhäuser Ruhr,
Performing Arts Fonds Ruhr
Standortmarkenstrategie
Die Metropolenstrategie muss danach
trachten, dass die Theaterlandschaft Ruhr
bzw. das Kompetenzfeld Theater und Performing Arts Ruhr auch national und international als Identitäts- und Handlungseinheit wahrgenommen wird. Dazu gilt es
bei den relevanten Akteuren entsprechende
Identitätsmuster zu stärken und die Theaterlandschaft Ruhr zu einer international
wirksamen Marke zu machen.
Schlüsselprojekt:
Metropolenmarketing extern
36
Internationalisierungsstrategie
Ein metropolitan orientiertes Kompetenzfeld ist nur dann gegeben, wenn seine wichtigsten Institutionen mit den relevanten
nationalen und internationalen Partnern
gut vernetzt sind und entsprechende Austausch- und Entwicklungsprogramme generieren. Die Kompetenzfeldstrategie sollte
daher solche Vernetzungen bevorzugt fördern und neue Projekte entsprechend unterstützen.
Schlüsselprojekt: Europäisches Zentrum für
Theater - Performing Arts Ruhr, Metropolenmarketing
Kooperationen zur Steigerung der Qualität
und des Kostenbewusstseins
Die Ruhr Theaterlandschaft schöpft ihre Kooperationspotenziale in beiderlei Hinsicht
nicht voll aus. Der Masterplan sollte daher
entsprechende Strategien zur Einlösung
dieser Potenziale vorschlagen.
Schlüsselprojekt: Optimierung Theaterservices, Werkstätten, Koproduktionen
5 Schlüsselprojekte
Schlüsselprojekt 1:
Metropolenmarketing
intern - extern
Schlüsselprojekt 2:
Performing Arts Fonds Ruhr
Schlüsselprojekt 3:
Theater- und Kulturhaus Ruhr
Schlüsselprojekt 4:
Europäisches Kompetenzzentrum
Theater und Performing Arts Ruhr
Schlüsselprojekt 7:
Popinitiative Ruhr
Schlüsselprojekt 5:
Einlösung Koordinations- und
Kooperationschancen
Theaterlandschaft Ruhr
Schlüsselprojekt 6:
Arbeitskreis und Kompetenzfeldmanagement Theater Performing Arts Ruhr
Ruhr Pop Netzwerk
Music Commision
Pop Fonds Ruhr
Pop Akademie
37
Schlüsselprojekt 1:
Metropolenmarketing intern - extern
Schlüsselprojekt 2:
Performing Arts Fonds Ruhr
Es ist eine entscheidende Entwicklungsherausforderung des
Ruhrgebiets, für seine herausragenden Produktionen auch immer wieder das gesamte interessierte Metropolenpublikum
anzusprechen und relevante Teile daraus zur Nutzung des Metropolenangebots in Bewegung zu bringen. Das entsprechende
Metropolenmarketing und die Organisation eines metropolenweit wirksamen Abo- und Ticketingsystems sowie eines entsprechend komfortabel nutzbaren Mobilitätsangebots kann nicht
durch einzelne Häuser, sondern nur kooperativ, hausübergreifend und in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund wirklich
gut organisiert werden. Dieses Serviceangebot für Theater und
Besucher sollte mindestens aus drei Teilen bestehen: Metropolenmarketing und e-Portal Kulturmetropole Ruhr; Abosystem
Kulturmetropole Ruhr; Mobilitätscard und Kulturbussystem
Kulturmetropole Ruhr.
Zur Stärkung der Innovations- und Entwicklungsarbeit der Ruhr
Theaterlandschaft sollte diese über einen projekt- und konzeptorientiert einsetzbaren Innovations- und Entwicklungsfonds verfügen,
welcher den einreichenden Theatern und Gruppen gute Planungssicherheit bietet. Dieser Fonds sollte von der Organisation zur Entwicklung der Kulturmetropole und dem Kompetenzfeldmanagement geführt werden und gezielt und flexibel zur Umsetzung der
Kulturmetropolenstrategie verwendet werden.
Der Fonds für Performing Arts ist ein Teil des Innovationsfonds der
Kulturmetropole Ruhr, der in enger Abstimmung mit den Förderungen des Landes geführt werden sollte. Die inhaltliche Ausrichtung und Schwerpunktsetzung sollte im Zusammenwirken mit
dem Arbeitskreis des Kompetenzfelds Theater und Performing Arts
konzipiert werden. Zur Vermeidung von förderrechtlichen Unvereinbarkeiten sind dabei organisatorische Verquickungen zwischen
Entscheidungsträgern und möglichen Förderungswerbern zu vermeiden und Jurybesetzungen entsprechend zu handhaben.
Der Innovations- und Entwicklungsfonds Performing Arts Ruhr
sollte Wesentliches zur Realisierung international bedeutsamer Innovationen und zur Ermöglichung entsprechender Projekte durch
städteübergreifende Kooperationen und Einrichtungen der Forschungs- und Entwicklungslandschaft beitragen können. Er sollte
Qualitäten und Entwicklungsstrategien umsetzen helfen, die über
einzelne Städte oder Institutionen nicht realisierbar sind und die regionale und internationale Vernetzung der Ruhr-Theaterlandschaft
und des Metropolenkompetenzfelds Theater und Performing Arts
stärken. Der Innovationsfonds ist so gesehen auch immer als Kooperations- und Koproduktionsfonds zu verstehen.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› Kurzfristig realisierbarer praktischer Beitrag für eine
neue Form der Entwicklungszusammenarbeit
›› Stärkung der Innenvernetzung und der Identität als
Theaterregion
›› Gewinn eines neuen Publikums
›› Förderung der Mobilität des Metropolenpublikums
›› Kommunikations- und Vernetzungsbeitrag zur internen
und externen Etablierung der Theatermetropole
Projektträgerschaft: Organisation Kulturmetropole Ruhr (OKMR)
Startentwicklungsmanagement: OKMR
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› Ermöglichung von Projekten zur besonderen Profilierung
der Theatermetropole Ruhr
›› Ermöglichung von Projekten für eine neue Form der
Entwicklungszusammenarbeit
›› Ermöglichung von organisatorischen und ästhetischen
Innovationen
›› Unterstützung von regionalen und internationalen
Vernetzungs-, Kooperations- und Koproduktionsprojekten
›› Ermöglichung von Verflechtungsprojekten mit der Kulturund Kreativwirtschaft u.a.m.
Projektträgerschaft: Organisation Kulturmetropole Ruhr (OKMR),
Ruhrstädte, Land Nordrhein-Westfalen
Startentwicklungsmanagement: OKMR
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Schlüsselprojekt 3:
Theater- und Kulturhaus Ruhr
Aufgabe und Zielsetzung des Masterplans zur Entwicklung des Metropolenkompetenzfelds Theater und Performing Arts ist es auch,
die Produktionsbedingungen der freien Gruppen zu verbessern,
ihre Professionalität zu stärken, ihre technisch organisatorischen
Arbeitsbedingungen zu verbessern und ihre Begegnungsmöglichkeiten untereinander, mit den professionellen Theatern und mit
dem Publikum zu erweitern. Die Theaterlandschaft Ruhr soll dabei
im Sinne der Metropolenstrategie um ein international orientiertes
Theaterhaus Ruhr und offen geführte Kultur- und Kunstzentren erweitert und gestärkt werden.
Das von einem international erfahrenen Team kuratierte Theaterund Kulturhaus soll für freie Gruppen professionell organisierte
Probe- und Auftrittsbedingungen und eine wirksame Organisations- und Marketingstrategie bieten, die das potenzielle Publikum
der Metropole ansprechen kann. Die Einbindung des Hauses in internationale Austauschnetzwerke und in die Festivallandschaft der
Metropolregion soll die Vernetzung und auch entsprechende Koproduktionsbedingungen fördern. Die freie Theater-, Musik- und Tanzszene Ruhr ist in passender Form in die Entwicklung des Konzepts
für das Theater-und Kulturhaus Ruhr einzubeziehen. Mit dem Theater- und Kulturhaus Ruhr sollte ein Leuchtturm für die freie Tanz-,
Theater- und Musikszene des Ruhrgebiets geschaffen werden, der
sich in seiner Positionierung klar von PACT Zollverein - Choreographisches Zentrum NRW unterscheidet.
Gewinnung von und auf die Arbeit mit neuen Zielgruppen spezialisieren sollte. Über die Kooperation mit freien Gruppen und Stadttheaterbetrieben könnte ein kräftiger Impuls für die Weiterentwicklung der Ruhr-Theaterlandschaft gesetzt werden.
Aus neuen Theatermodellen und Kulturzentren wie dem Theatermodell Hildesheim, dem Forum Freies Theater in Düsseldorf, dem
Hebbel am Ufer in Berlin, dem Kampnagel in Hamburg, dem Toneelhuis in Antwerpen u. a. gilt es, die besten Erfahrungen für eine
spannende, situationsgerechte Lösung für ein Theater- und Kulturhaus Ruhr zu kombinieren.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› Verbesserung der Entwicklungsbedingungen der freien Szene
›› Entwicklung innovativer Formate und Vermittlungsformen für
neue Zielgruppen
›› Beitrag zur Verbesserung der urbanen Qualitäten der Metropolregion
›› Regionales und internationales Vernetzungsprojekt für freie
Gruppen
›› Impuls für die Weiterentwicklung der Ruhr Theaterlandschaft
Projektträgerschaft: Einzelne Städte, Land Nordrhein-Westfalen
Startentwicklungsmanagement: OKMR
Das neue Theaterhaus sollte stärker auf die Entwicklung und Erprobung innovativer Formate zur Gewinnung neuer Publikumsschichten ausgelegt sein und als ständig nutzbarer urbaner Treffpunkt
angelegt werden. Der Standort des Theater- und Kulturhauses sollte zentral gelegen und gut erreichbar sein. Möglicherweise können
mit dem neuen Theater- und Kulturhaus auch bestehende Problemlagen in der Stadttheaterlandschaft gelöst werden.
Ein passender Entwicklungskontext für ein Theater- und Kulturhaus
Ruhr könnte in der Theaterlandschaft Mülheims gegeben sein. Die
zeitgenössisch orientierte Theater- und Kulturarbeit und die flexiblen Organisationsmodelle des Ringlokschuppens, des Theaterbüros
und des Theaters an der Ruhr könnten für die situationsgerechte
Entwicklung eines kulturell besonders kreativen und produktiven
Theater- und Kulturhauses Ruhr genutzt werden, das sich auf die
39
Schlüsselprojekt 4:
Europäisches Kompetenzzentrum Theater
und Performing Arts Ruhr
Das Ruhrgebiet verfügt insbesondere im Ausbildungs- und Forschungsbereich des Kompetenzfelds Theater und Performing Arts
über strukturelle Stärken und Traditionen. Zu nennen sind hier
insbesondere die Ausbildungseinrichtungen für Musik, Tanz und
Schauspiel der Folkwang Hochschule in Duisburg, Essen, Bochum
und Dortmund, das Institut für Theaterwissenschaften der RuhrUniversität in Bochum und PACT Zollverein – Choreographisches
Zentrum NRW.
Alle Einrichtungen sind aktuell dabei, ihr Ausbildungs-, Entwicklungs- und Forschungsangebot an die sich rasch wandelnden Verhältnisse und ästhetischen Neuausrichtungen des Theaters anzupassen, welche auf die zunehmende Bedeutung neuer Medien, sich
wandelnde Rezeptionsgewohnheiten und die postdramatischen
Tendenzen reagieren. Theorie und Theaterpraxis, Lehre und Forschung, neue Medien und ästhetische Experimente werden immer
näher in offenen, fächerübergreifenden Projekten zusammengeführt und zur Entwicklung neuer Möglichkeiten der Performing Arts
und ihrer Anwendungsbereiche in der Kreativwirtschaft genutzt.
Die besondere Profilierungschance des
Ruhrgebiets besteht nun darin, Ausbildungs- und Forschungsangebote im Bereich Theater und Performing Arts für den
universitären und außeruniversitären Bereich zu bündeln und sich über die kreative, neuartige Nutzung seiner strukturellen
Stärken im Ausbildungs-, Experimentierund Produktionsbereich in der europäischen Spitzengruppe der internationalen
Kompetenzknoten und Ausbildungsmöglichkeiten für Theater und Performing Arts
zu etablieren. Dabei steht man mit den
ganz großen Ausbildungs- und Kompetenz-
40
zentren in Konkurrenz um junge Talente und Profis, die sich weiterbilden wollen oder ganz spezielle Produktionsbedingungen suchen.
Um der Falle des Mittelmaßes von halbherzig realisierten Ausbildungsangeboten zu entgehen, sollte ein Europäisches Kompetenzzentrum für Theater und Performing Arts geschaffen werden, welches die international bedeutsamen Neuinitiativen des Ruhrgebiets
in diesem Bereich zusammenfasst und international noch besser
positioniert und vermarktet. Das in einzelnen Angebotsbausteinen
schon vorhandene und in seiner Grundkonzeption vom Theaterwissenschaftlichen Institut in Bochum vorgeschlagene Europäische
Zentrum für Theater und Performing Arts sollte eine international
profilierte Spitzeneinrichtung werden und für die universitäre und
postuniversitäre Ausbildungslandschaft des Ruhrgebietes einen
fundiert gewachsenen und international wirksamen Leuchtturm
und Innovationsknoten darstellen.
Ein „European Competence Center for Performing Arts“ sollte im
Wesentlichen aus diesen dargestellten Einrichtungen bestehen:
Universitäre Ausbildungsebene mit Theaterpraxis in der Theaterlandschaft Ruhr
Die neu ausgerichteten universitären Ausbildungs- und Forschungsangebote stellen die Basis des neuen Europäischen Kompetenzzentrums für Theater und Performing Arts dar. Hier werden große
Theater- und Ausbildungstraditionen mit erneuerter Struktur und
offener, innovationsorientierter Ausrichtung fortgesetzt. Das theaterwissenschaftliche Institut der Universität Bochum würde dafür
ein Europäisches Zentrum für Theaterforschung realisieren und
sein Ausbildungsangebot um drei Schwerpunkte ausweiten:
1: Europäisches Theater, internationale Kontakte und
Performance Studies
2: Szenische Praxis
3: Integrale Theaterwissenschaft
Dieses Studienangebot wird mit einem Netzwerk von Partnern der
Theater- und Bildungseinrichtungen der Region Rhein-Ruhr verwirklicht. Die Finanzierung des Ausbildungsangebotes und die Erweiterung der Infrastruktur um ein universitäres Bühnenzentrum
sollen über öffentliche Investitionen und Stiftungsprofessuren finanziert werden. Die Folkwang Hochschule würde ihre neu ausgerichtete Theaterausbildung in Bochum in das Europäische Zentrum
einbringen. Dieses neue, von der Folkwang Hochschule in Bochum
organisierte Ausbildungszentrum wird bereits in attraktiven, neuen, großzügigen Räumlichkeiten in Bochum realisiert. Dafür wurden die Angebotsbereiche der Studiengänge Schauspiel Essen und
Schauspiel Bochum zu einem integrierten Grundstudium zusammengefasst, das heute unter dem Dach der Folkwang Hochschule
in Bochum die Bereiche Musical, Mime, Schauspiel und Schauspielregie und Theatermachen/Theatermanagement vereint.
Der neue Bereich „Theatermachen“ erweitert die „klassische“ Ausbildung zum Bühnenschauspieler erheblich. Entwicklung und Produktion eigener Stücke und Performances, Einbeziehung der Medien, der Kunstakademie Düsseldorf, der Theaterwissenschaften der
Ruhr-Universität Bochum, eigenständige Konzeption und Erarbeitung des gesamten Umfeldes von Ausstattung, Beleuchtung, Technik bis hin zu Verkauf, Marketing, Fundraising und Sponsoring sind
geplant.
Die Attraktivität für nationale und internationale Student/innen
sollte durch das vielfältige, fächerübergreifend nutzbare interdiszi-
plinäre Angebot und gute Möglichkeiten für eine Theaterpraxis in
der Theaterlandschaft Rhein-Ruhr entscheidend gesteigert werden.
Der Ausbau der Vernetzung mit der Theaterlandschaft und die Fortsetzung der Öffnung der Universitäten gegenüber der regionalen
Theaterlandschaft sollte deren gegebene Fragmentierungs- und
Versäulungsgefahr auflösen.
Außeruniversitäre und postuniversitäre Ebene
Für die Theaterlandschaft Ruhr ist es wichtig, dass die Forschungsund Ausbildungsebene der Universitäten auch im außeruniversitären und postuniversitären Entwicklungsbereich aktiv wird und
entsprechende Institutionen und Angebote unterstützt oder selbst
organisiert.
PACT Zollverein – Choreographisches Zentrum NRW
Ein gelungenes Beispiel für außeruniversitäre, international vernetzte und angebotene Entwicklungs-, Forschungs- und Produktionsmöglichkeiten stellt PACT Zollverein dar. Hier wurden regionale,
nationale und internationale Kompetenzträger und Gruppen für
eine gemeinsame Entwicklungs- und Produktionsarbeit gewonnen,
welche PACT Zollverein zu einem attraktiven Entwicklungsknoten
im internationalen Netzwerk für Tanz und Performing Arts gemacht
hat und die Tanzlandschaft Ruhr ganz entscheidend bereichert.
Seit seiner Gründung 2002 ist PACT Zollverein Initiator, Motor und
Bühne für wegweisende Entwicklungen in den Bereichen Tanz und
Performance. Im Residenzprogramm, an dem KünstlerInnen aus der
ganzen Welt teilnehmen, arbeitet PACT Zollverein als Künstlerhaus
und schafft einen Raum für konzentrierte Arbeitsprozesse. Der Bereich Plattform initiiert Austausch zwischen KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen und Studierenden verschiedener Disziplinen sowie
die kritische Befragung ihrer Methoden und Resultate. Ein dritter
Schwerpunkt liegt auf einem profilierten Bühnenprogramm aus Uraufführungen, Koproduktionen und Gastspielen.
Mit PACT Zollverein - Choreographisches Zentrum NRW besitzt die
Metropole Ruhr ein Haus mit einer Strategie und einem Profil, das
es dazu befähigt, trotz schwieriger Standortlage in der europäischen Spitzengruppe von Forschungs- und Entwicklungszentren
der Performing Arts mitzuspielen und die entscheidenden internationalen Koproduktionsmöglichkeiten zu nutzen. Um diese Position
nachhaltig zu sichern, sollte allerdings die durchschnittliche finanzielle Ausstattung des Hauses verbessert werden.
41
Europäisches Zentrum für integrierte Theaterausbildung
Hier soll in enger Zusammenarbeit mit Theatern und künstlerischen
Ausbildungseinrichtungen der Region ein Postgraduiertenstudium
für Theatermacher aufgebaut werden. Damit reagiert das Zentrum
auf die jüngeren und jüngsten Veränderungen im Theater, Performance und Tanz, die in Ländern wie Belgien und den Niederlanden
zur Gründung von Institutionen wie PARTS (Brüssel) und DasArts
(Amsterdam) geführt haben. In diesen Gründungen werden junge
Künstler aus den Bereichen Tanz, Tanztheater, Performance, Happening, Bildende Kunst, Theater und Medienkunst einzeln oder in
Gruppen durch ein Lehrangebot, das theoretische und praktische
Anteile verbindet, über mehrere Jahre hinweg auf vielfältige Weise
gefördert.
tungen und Kompetenzträgern zum Bereich Kunst und neue Medien im Dortmunder U erstellt werden und zu einem Kompetenz- und
Kreativpool für die Anwendung neuer Medien im Theater und in
den Performing Arts werden.
Dachorganisation und Koordinations- und Standortmarketingebene: Europäisches Zentrum für Theater und Performing Arts
Ruhr
Wenn das Ruhrgebiet sein integriertes Ausbildungs-, Forschungsund Entwicklungsangebot auf universitärer und außeruniversitärer
Ebene und in enger Vernetzung mit der Theaterlandschaft Ruhr in
koordinierter Form realisiert, dann besitzt es eine gute Chance, sich
als eines der führenden Ausbildungs- und Entwicklungszentren für
Theater und Performing Arts in Europa zu etablieren.
Der aufzubauende Studiengang zielt darauf ab, besonders motivierte und begabte Talente im Anschluss an ihr Erststudium wissenschaftlicher oder künstlerischer Art im Ruhrgebiet zu halten oder
ins Ruhrgebiet zu holen bzw. ihnen das Interesse der Region an ihrer
Arbeit und Entwicklung zu signalisieren. Adressat/innen wären hier
also Graduierte unterschiedlicher wissenschaftlicher und künstlerischer Studiengänge sowie Künstler/innen, die bereits einige Jahre
im Beruf sind und den Wunsch haben, sich durch gezielte Förderung weiterzuentwickeln.Ein derartiges Europäisches Zentrum für
integrierte Theaterausbildung sollte sein Angebot auch für interessierte Künstler/innen und Theatermacher/innen ohne universitäre
Vorbildung adaptieren und interessierten Personen und Gruppen
aus dem In- und Ausland in Form einer Theaterakademie anbieten.
Diese Chance sollte gezielt durch eine gemeinsam getragene Organisation aufgegriffen werden, welche für die notwendige Koordination des Ausbildungs- und Entwicklungsstandorts sorgt und diesen
auch entsprechend auf nationaler und internationaler Ebene vermarktet.
Zentrum für neue Medien und Medienkunst
in den Performing Arts
Im Bereich des Theaters und der Performing Arts spielt die Verwendung neuer Medien für die Realisierung ästhetischer Innovationen
und zur Einlösung neu entstandener Rezeptionsformen eine immer
bedeutsamere Rolle. Dabei sind auch neue hybride Kunstformen im
Entstehen, die von einem Europäischen Zentrum für Theater und
Performing Arts integriert werden sollten.
Entwicklungsfunktionen Gesamtprojekt:
Als Idee wird hier deshalb die Integration eines Kompetenzzentrums oder Future Labs für neue Medien und passende Formen der
Medienkunst in das Ausbildungsprogramm zum Kompetenzfeld
Theater und Performing Arts empfohlen. Dieses Kompetenzzentrum oder Future Lab könnte im Zusammenwirken mit den Einrich-
Projektträgerschaft: Regionale Trägergesellschaft
Startentwicklungsmanagement: Kompetenzfeldmanagement OKMR
und Projektpartner
42
Akademie für Theater und Performing Arts Ruhr
Für die gute internationale Verwertung des vielseitigen interdisziplinären Angebots sollte das Europäische Zentrum für Theater und
Performing Arts jährlich eine große Sommerakademie Performing
Arts Ruhr organisieren, welche ein theater- und tanzbegeistertes
Publikum als Gäste in die außergewöhnliche Metropole bringt und
den Standort damit international vermarktet.
››
››
››
››
››
››
››
multidisziplinärer Innovations- und Entwicklungsknoten
stärkt nationale und internationale Vernetzung
schafft internationale Sichtbarkeit
schärft Standortprofil
wirkt gegen Versäulung des Systems
inszeniert zentrale Kunstkompetenz
verbindet mit Kreativwirtschaft
Schlüsselprojekt 5:
Einlösung der Koordinations- und Kooperationschancen in der Theaterlandschaft Ruhr
Die große und dichte Theaterlandschaft Ruhr besitzt relevante
Kooperationspotenziale, deren Einlösung zur Ausweitung künstlerischer Möglichkeiten und zu Einsparungen ohne Qualitätsverlust
genutzt werden können. Wesentliche Potenziale liegen dabei auf
den Ebenen:
›› Künstlerischer Betrieb/Koproduktionen
›› Technische Services/Werkstätten
›› Marketing
Im Rahmen dieses Masterplanes konnten einzelne Projekte zur Einlösung derartiger Kooperationschancen bereits definiert werden.
Das Metropolenmarketing und das Europäische Kompetenzzentrum für Theater und Performing Arts sind praktische Beispiele für
die Erschließung neuer Möglichkeiten durch strategische Neuausrichtung und Kooperation.
Die Theaterlandschaft Ruhr hat aber den Anspruch, sich als Metropolenregion beispielhaft zu organisieren und dafür alle relevanten
Kooperationsmöglichkeiten, welche wesentliche neue Möglichkeitsräume und Einsparungspotenziale erschließen können, auch
einer Realisierung zuzuführen. Aus diesem Grund wird ein Schlüsselprojekt vereinbart, das dem alleinigen Zweck gewidmet ist, die
Koordinations- und Kooperationschancen der Theaterlandschaft
Ruhr in vorbildlicher Weise Schritt um Schritt einzulösen und dafür
den notwendigen politischen Rückhalt zu organisieren. Das Projekt
sollte vom Kompetenzfeldmanagement aufgesetzt und organisiert
werden und sich jedenfalls folgenden Kooperationsfragen widmen:
Die Analysen und Erhebungsarbeiten zur Entwicklung des Masterplanes haben in einigen angesprochenen Bereichen relevante
Kooperationspotenziale gefunden. In der Umsetzung des Masterplanes sollten diese nun noch genauer definiert und überall dort
eingelöst werden, wo dies den Partnern oder der Theaterlandschaft
Ruhr Vorteile bringt. Im Rahmen dieser Arbeit zum Masterplan
konnten die bestehenden Möglichkeiten zur Weiterentwicklung der
Stadttheaterbetriebe nicht weiter konkretisiert werden, da ihre Einlösung aufwendige politische Abstimmungs- und Vorbereitungsprozesse benötigen würde. Als langfristige Vision ergibt sich dabei
eine Theaterholding Ruhr, welche mit dem Rückhalt der Städte eine
Abstimmung der strategischen Ausrichtung und eine Einlösung
vorhandener Kooperationschancen über einen umsichtig gestalteten Transformationsprozess realisiert.
Entwicklungfunktionen:
›› sichert effiziente Betriebsformen
›› spart Geld für neue Vorhaben
›› demonstriert Reformwilligkeit
Projektträgerschaft: Kompetenzfeldmanagement OKMR
Startentwicklungsmanagement: Kompetenzfeldmanagement OKMR
1
2
3
Abstimmung der Orchester- und Ensemblelandschaft
Auslotung der Möglichkeiten von Produktionskooperationen
Auslotung der Möglichkeiten für Auftritte in anderen
Städten zur Steigerung der Aufführungen pro pro-
duziertem Stück
4 Prüfung der Möglichkeiten von Semistagionebe-
trieben
5 Prüfung der Möglichkeiten von Kooperationen im
Bereich technischer Services und Werkstätten
6 Prüfung der Möglichkeiten für weitere Marketing-
Kooperationen
43
Schlüsselprojekt 6:
Arbeitskreis und Kompetenzfeldmanagement
Theater und Performing Arts Ruhr
Die Theaterlandschaft Ruhr bzw. das Metropolenkompetenzfeld
Theater und Performing Arts werden in ihren Wirkungsmöglichkeiten und in ihrer Innovations- und Entwicklungskraft durch die
Fragmentiertheit ihrer Funktionsbereiche und ein unterentwickeltes Koordinations- und Governanceniveau gehemmt und behindert. Stark selbstbezogene Strategien, relativ schwach ausgeprägte Kooperationen und Kommunikationen und strategierelevante
Diskurse zwischen den Theatern und Festivals, aber auch zwischen
hochwertigen Ausbildungseinrichtungen und regionalen Akteuren
behindern die Umsetzung vorhandener Anbieter- und Kompetenzvielfalt in Kreativleistungen und Standortattraktivitäten, die vor Ort
und überregional spürbar werden könnten.
und Finanzierung wichtiger Schlüsselprojekte liegt aber bei der
Organisation Kulturmetropole Ruhr und zuständigen Stellen des
Landes Nordrhein-Westfalen. Die konsequente Organisation der
Umsetzung der Entwicklungsstrategie und der dafür vorgeschlagenen Schlüsselprojekte erfolgt durch das neu einzurichtende Kompetenzfeldmanagement Theater und Performing Arts durch die Organisation zur Umsetzung der Kulturmetropole Ruhr.
Die nähere Darstellung der Aufgabenbereiche des Arbeitskreises
und des Kompetenzfeldmanagements Theater und Performing Arts
Ruhr erfolgt im Kapitel Umsetzungsorganisation.
Entwicklungsfunktionen:
Die fragmentierte Entwicklungsstruktur produziert relevante Nachteile für die Kreativ- und Innovationsfähigkeit des Kompetenzfelds
und verhindert die nationale und internationale Etablierung einer
profilierten Theater- und Performing Arts-Landschaft Ruhr. Die gegebene Fragmentiertheit muss letztlich durch strukturell wirksame
Schlüsselprojekte aufgehoben werden. Bereits die Anbahnung und
konsensbasierte Entwicklung derartiger Schlüsselprojekte bedarf
aber einer Kommunikations- und Aushandlungsplattform, welche
die kommunikative Vernetzung verbessert und eine dauerhafte Basis für eine passende Gestaltung der zukünftigen Governance- und
Entwicklungsstruktur für die Entwicklung der Theatermetropole
Ruhr legt.
In einem derartigen Kompetenzfeldarbeitskreis sollten die wichtigsten Kompetenz- und Entscheidungsträger der Theater- und
Performing Arts-Metropole Ruhr vertreten sein. Die Arbeitskreismitglieder werden vom RVR bzw. einer von diesem zu gründenden
Organisation zur Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr einberufen. Der Aufbau und die spätere Koordination und Leitung des Arbeitskreises erfolgt durch ein Kompetenzfeldmanagement, welches
im Auftrag des RVR bzw. in der von ihm gegründeten Organisation
zur Umsetzung der Kulturmetropole Ruhr arbeitet.
Der Arbeitskreis wirkt an der permanenten Entwicklung und Umsetzungssicherung der Kompetenzfeldstrategie mit und empfiehlt
diese der Organisation Kulturmetropole Ruhr und den Institutionen der Theaterlandschaft Ruhr zur Umsetzung. Es erscheint als
erstrebenswert, dass der Arbeitskreis an Selbstorganisationsfähigkeit gewinnt und sich als repräsentative Plattform für die Theaterlandschaft Ruhr erweist. Die Letztentscheidung für die Realisierung
44
››
››
››
››
››
mobilisiert kollektives Wissen
sichert situationsgerechte Projekte und Strategien
schafft Handlungsfähigkeit
sichert Akzeptanz und Legitimation
Basis für Theaterlandschaft
Projektträgerschaft: Interessierte Theater, OKMR
Startentwicklungsmanagement: Kompetenzfeldmanagement OKMR
Schlüsselprojekt 7:
Popinitiative Ruhr
Eine Kulturstrategie, die einen integrativen Ansatz verfolgt, darf sich
nicht darauf beschränken, neue Publikumsschichten für die klassischen Hochkulturformen zu gewinnen. Populäre Kulturformen sind
im Ruhrgebiet so stark verankert wie kaum sonst wo. Aufgrund ihrer Breitenwirkung und der Tradition des Ruhrgebiets sind für den
Masterplan Kulturmetropole Ruhr besonders die Bereiche Pop- und
Rockmusik interessant.
Popmusik ist in der heutigen Zeit zum Soundtrack für den Alltag
geworden: Ein Soundtrack, der unsere Lebenswelten bestimmt und
für weite Teile der Bevölkerung ästhetische Orientierung und Verortung in einer differenzierten Welt gibt. Popmusik ist ungebrochen
ein Massenphänomen, das mittlerweile nicht mehr nur der Jugendkultur zuordenbar ist, sondern breite integrative Funktionen erfüllt.
Die Altersspanne reicht bei Popkonzerten übe mehrere Generationen, Popmusikszenen bilden sich unabhängig von ethnischer oder
sozialer Herkunft.
Die Faszination Pop geht für viele über oberflächliche Begeisterung
hinaus. Popmusik ist zur am meisten praktizierten musikalischen
Kunstform geworden. Sie ist die Volksmusik unserer Zeit. Dabei hat
sie sich aber auch als innovative Form künstlerischen Schaffens
etabliert. Popmusik schafft es in ihrer Dynamik wie nur wenige
Kunstformen, Strömungen aufzuspüren, zu verwerten und so neue
ästhetische Errungenschaften zu erzielen. Popmusik muss nicht
dumpfe Berieselung darstellen.
Im Gegenteil, qualitativ hochwertige Popmusik setzt intellektuelle
Impulse, nimmt auf das Zeitgeschehen Bezug und bezieht Stellung.
Sie ist demokratisch, progressiv und stimulierend, körperlich wie
geistig. Sie kommt bei etablierten gesellschaftlichen Schichten nicht
so gut an; ist aber umso stärker für neue Zielgruppen bedeutsam.
Auch im Bereich der Comedy hat das Ruhrgebiet lange Tradition.
Die Missfits aus Oberhausen, Atze Schröder aus Essen und Helge
Schneider aus Mülheim trugen und tragen die Seele des Reviers auf
komödiantische Weise auf die Bühnen des Landes.
Die Leute zu begeistern und zum Lachen zu bringen und dabei reflexiv auf soziale und kulturelle Verhältnisse zu reagieren, das ist
Kunst. Menschen einen unvergesslichen Konzertabend zu geben
oder ihnen ein Stück Musik zu geben, das sie nicht mehr loslässt,
das ist Kunst. Die Entwicklung dieses Kultur- und Kunstpotenzials
45
sollte nicht allein den Marktkräftenüberlassen bleiben. Auch hier ist
geeignete Ausbildung und die Förderung von Qualitätsprodukten
notwendig, um im Bereich der Kunst und der Kreativwirtschaft international erfolgreich zu sein.
Ruhr mag noch nicht dieselben Qualitäten wie Hamburg und Berlin aufweisen, wenn man den popmusikalischen Bereich betrachtet. Ruhr verfügt aber über eine engagierte Szene, die vor allem von
Dortmund aus zum kulturellen Leben beiträgt. Um dieses vorhandene Potenzial noch besser nutzen zu können, fehlt es allerdings
an professioneller Vernetzung, passenden Strukturen und an Ausbildungsmöglichkeiten. An diesen Punkten setzen die folgend dargestellten Teilprojekte an.
Teilprojekt 1: Pop Akademie Ruhr
Popmusik ist wie oben erwähnt zur meist praktizierten Musikform
geworden, da aber popmusikalische Angebote an Musikschulen
unterrepräsentiert sind, findet Popmusik oft in autodidaktischen
Formen statt.
In Zeiten der Digitalisierung und dem damit einhergehenden Siegeszug der Neuen Medien hat sich dieses Do-It-Yourself-Credo auch
auf den musikwirtschaftlichen Bereich verlagert. Künstler/innen
präsentieren sich heute selbst im Internet, im Heimstudio werden
billig Aufnahmen produziert und über digitale Wege selbst vertrieben. An diesen Schwachpunkten für ein kreatives Arbeiten sollte
eine Akademie für populäre Kunstformen ansetzen. Die Student/
innen sollen einerseits eine professionelle Ausbildung an ihrem Instrument, im Bereich der Popkomposition und des Textens sowie in
der Produktion erhalten. Eine rein handwerkliche Ausbildung in die-
46
sen Bereichen würde aber zu kurz greifen. Künstlerische Konzeption sowie eigenständige Präsentation als künstlerische Statements
sollten auch in den Unterricht Einzug halten.
Daneben sollen junge Talente das nötige Rüstzeug in den Bereichen Urheberrecht, Marketing, Promotion und Music-Business erhalten, um in einem veränderten Markt bestehen zu können. Die
musikwirtschaftliche Ausbildung sollte auch nicht-künstlerischen
Interessenten offen stehen und in einem Degree als (Pop)Musikwirt
enden.
Zusätzlich könnten an einer derartigen Akademie auch Ausbildungen im Bereich Musikvideo, Audioengeneering oder zum Veranstaltungskaufmann angeboten werden.
Der Bereich Comedy hat in Ruhr aufgrund seiner spezifischen kulturgeschichtlichen Entwicklung eine lange Tradition und erlebt seit
Jahren einen anhaltenden Boom. Daher sollte eine Entertainment
Akademie auch diesen Bereich integrieren.
Eine Pop Akademie Ruhr kann nur dann sinnvoll funktionieren,
wenn sie in ein funktionierendes regionales Netzwerk mit guten
nationalen und internationalen Kontakten eingebettet ist. Wie ein
solcher Cluster aussehen könnte, wird im Folgenden dargestellt.
Teilprojekt 2: Ruhr Pop Netzwerk/Music Commission
Wie bereits erwähnt, fehlt es den durchaus engagierten Akteuren
der Popmusik in Ruhr an Koordination und Vernetzung. Um diesem
Problem Abhilfe zu leisten, sollten die relevanten Akteure und Institutionen in einem Ruhr Pop Netzwerk zusammengefasst werden,
das von einem Clustermanagement betreut wird. Dieses Ruhr Pop
Netzwerk sollte das inselhafte Treiben in der Szene systematisieren
und Synergiepotenziale zur besseren Effizienz der Musikwirtschaft
Ruhr aufspüren. Wichtig wäre es hier vor allem, den Veranstaltungscluster Dortmund, das Projekt Music Mall, das Proberaumprojekt
Consol4 in Gelsenkirchen und die entstehende Akademie in das
Netzwerk einzubeziehen.
Das Clustermanagement sollte für bessere Zusammenarbeit innerhalb der Szene sowie mit den öffentlichen Stellen der Städte, der
Region und des Ruhgebiets sorgen. Eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Bereich Pop sowie für die Schul- und Kulturszene
wäre ebenfalls eine zentrale Aufgabe. Innerhalb der Szene könnte
sich das Clustermanagement für Talent-Scouting und –förderung
einsetzen, etwa im Veranstalten von einschlägigen Workshops oder
Seminaren für alle, die am Bereich Popmusik interessiert sind. So
könnten bereits junge Talente Schritt für Schritt an die professionelle Ausbildung an der Akademie herangeführt werden.
Vorstellbar wäre auch eine kuratierte Spitzenförderung für Projekte,
die sich durch besondere künstlerische Qualität und internationales Vermarktungspotenzial auszeichnen. Auch im Bereich der Förderung der Tonträgerproduktion könnte der Pop Fonds Ruhr aktiv
werden. Dabei könnten bis zu 50 % der Produktionskosten gefördert werden. Damit würde gleichermaßen Künstlerförderung und
Kreativwirtschaftsförderung betrieben. Eine für das Ruhrgebiet adäquate Umsetzung eines Pop Fonds kann die kreative Szene und die
Musikwirtschaft enorm beleben.
Entwicklungsfunktionen:
›› stärkt breitenwirksames Kunst- und Kreativwirtschaftsfeld
›› sichert Qualität und Internationalisierung
›› integriert neue Zielgruppen und Kunstschaffende
Projektträgerschaft: Popinitiative und Trägergesellschaft
Startentwicklungsmanagement Music Commission/Ruhr.2010,
Clustermanagement OKMR
Teilprojekt 3: Pop Fonds Ruhr
Der Pop Fonds Ruhr soll die Strukturförderungsprojekte der Kulturhauptstadt im Bereich Pop weiterführen und nachhaltig sichern.
Neben den bisher im Mittelpunkt des Programms stehenden Förderungen für Künstler, Festivals und Musikmedien sollten verstärkt
auch Projekte gefördert werden, die dazu beitragen, Künstler aus
dem Ruhrgebiet national und international zu vermarkten. Hier
könnten etwa gezielt Tourförderungen oder -zuschüsse vergeben
werden oder kulturelle Austauschprogramme Berücksichtigung
finden.
47
6 Regional Governance
und Umsetzungsorganisation
Im Kompetenzfeld Theater und Performing
Arts existieren natürlich auch heute bereits
Formen der regionalen Vernetzung und Entwicklungszusammenarbeit. Die Kompetenzfeldanalyse hat jedoch ergeben, dass der
gegebene Status quo nicht dazu ausreichen
würde, die Städtelandschaft des Ruhrgebietes als Theatermetropole bzw. als Metropole
der Performing Arts zu positionieren. Wenn
man nicht im Möglichkeitsraum mittelgroßer deutscher Städte stehenbleiben will,
sollte in der interkommunalen und institutionellen Entwicklungszusammenarbeit
ein qualitativer Sprung angepeilt werden,
der aus 53 Städten eine multizentrisch und
strategisch koordiniert agierende Metropole des Theaters und der Performing Arts
machen kann. Diese neue Qualität der Entwicklungszusammenarbeit wird vor allem
über praktisch wirksame Produktions- und
Schlüsselprojekte realisiert, welche die Möglichkeitsräume der beteiligten Partner aus
unterschiedlichen Städten und Institutionen
relevant und dauerhaft ausweiten können.
Die Produktionsprojekte der Kulturhauptstadt und die bisher entwickelten Schlüsselprojekte sind Beispiele dafür. Darüber hinaus
bzw. darin bereits angesprochen braucht es
im Wesentlichen drei strukturelle und organisatorische Maßnahmen, um die neue Metropolenraumstrategie umsetzen zu können.
Netzwerk Theater und
Performing Arts Ruhr
Hier gilt es, die bestehenden Austauschnetzwerke der relevanten Partner um einen
Schritt weiterzuentwickeln, welcher die gesamte Theater- und Performing Arts- Landschaft systematisch erfasst, ihre Kompetenzen und Vorhaben transparent macht
und die gesamte Entwicklungslandschaft
mit relevanten Informationen zu aktuellen
und zukünftigen Entwicklungen versorgt.
Dafür sollte ein systematisch arbeitendes
Netzwerkmanagement eingerichtet werden, das die breite und große Kompetenzlandschaft zu einem gut zugänglichen Re-
48
servoir für neue produktive Partnerschaften
und Projekte macht. Als ein gutes beispielgebendes Projekt kann dafür das Jahrbuch
zum Theater im Ruhrgebiet „Schauplatz
Ruhr“ genannt werden.
Arbeitskreis Theater
und Performing Arts Ruhr
Netzwerke integrieren und verbinden. Die
Theater- und Performing Arts-Landschaft
Ruhr sollte aber auch noch koordinationsund handlungsfähiger gemacht werden.
Dazu sollte die Kulturmetropole Ruhr
GmbH einen Arbeitskreis Theater und Performing Arts einrichten. In diesem Arbeitskreis sollten alle interessierten, relevanten
Partnerinstitutionen zur Umsetzung der
neuen metropolenorientierten Kompetenzfeldstrategie vertreten sein. Der Arbeitskreis
sollte die erarbeitete Strategie nochmals
vertiefen, konkretisieren und an die Situation in der Region anpassen. Danach sollen
über ihn die notwendigen Koordinationsund Kooperationsverhandlungen eingeleitet werden und Umsetzungsgruppen für
die wichtigsten Schlüsselprojekte gebildet
werden. Der Arbeitskreis stellt innerhalb
der neuen Form der regionalen Entwicklungszusammenarbeit das wichtigste Koordinations- und Diskursgremium dar und
sollte daher entsprechend organisiert und
moderiert werden.
Kompetenzfeldmanagement durch die
neue Organisation zur Umsetzung der
Kulturmetropole Ruhr
Notwendige Koordinations-, Organisationsund Vernetzungsarbeiten bleiben in auf
andere Hauptzwecke ausgerichteten Organisationen in der Regel Nebensache und
werden nicht entsprechend engagiert und
professionell unter Rücksichtnahme auf Eigeninteressen erledigt.
Da diese Aufgabenfelder und Vernetzungsfunktionen für die Umsetzung der neuen
Entwicklungsstrategie zur Ruhr Theaterund Performing Arts-Landschaft besonders
wichtig erscheinen, sollten sie auch von
einer darauf spezialisierten Organisation
realisiert werden. Die neue Organisation
zur Umsetzung der Kulturmetropole Ruhr
wird dafür ein Kompetenzfeldmanagement
einrichten, welches für eine adäquate Vernetzung aller Akteure eine strategieorientierte Moderation des Arbeitskreises und einen Aufbau von eigenständig arbeitenden
Projektgruppen zur Umsetzung der wichtigsten Schlüsselprojekte sorgt und den
Innovationsfonds für Performing Arts situations- und strategiegerecht zum Einsatz
bringt. Etwas genauer betrachtet könnten
die Aufgabenbereiche und Dienstleistungen des Kompetenzfeldmanagements Theater und Performing Arts Ruhr folgendermaßen aussehen:
Kompetenzfeldmanagment
›› Aufbau und Moderation Netzwerk und
Arbeitskreis Theater und Performing Arts
›› Optimierung Governancestruktur
›› Entwicklung Kompetenzfeldstrategie
›› Umsetzungsmanagement Kompetenzfeldstrategie
›› Kommunkation und Medienarbeit
›› Markenentwicklung Theatermetropole
Ruhr
›› Sicherung, Evaluierung und Lernfähigkeit
Theaterservices
›› Metropolenmarketing intern und extern
›› Moblitätsmanagement, e-Portal, Ticketing, Tourismuskooperationen
›› Programm- und Veranstaltungskoordination
›› Optimierung technische Services und
Werkstätten
Innovationsfonds Theater
und Performing Arts Ruhr
›› Endverhandlung und -gestaltung des
Fondskonzepts
›› Gestaltung und Kommunikation von
Innovations- und Entwicklungsschwerpunkten
›› Förderungsabwicklung
›› Evaluierung
›› Öffentlichkeitsarbeit
Veranstaltungen und Beteiligungen
››
››
››
››
››
Kongresse
Leitfestivals
Theaterhäuser
Kompetenzzentrum u. a. m
Option: Theatergesellschaft Ruhr
Aus dieser Aufgabenstruktur ist ersichtlich,
dass sich das Kompetenzfeldmanagement
zuerst um eine entscheidende Verbesserung der Kommunikations- und Koordinationsstrukturen kümmert und diese über
eine identitäts- und integrationsstärkende,
vertiefende und konkretisierende Endbearbeitung der Kompetenzfeldstrategie realisiert. Dabei werden offizielle Koordinationsstrukturen etabliert und die umsetzbar
erscheinenden Meilensteine und Schlüsselprojekte der zukünftigen Entwicklung
definiert. Danach geht es um die Endentwicklung, den Aufbau und die Organisation
der Umsetzung der Schlüsselprojekte des
vorliegenden Masterplans zur Kompetenz-
feldentwicklung. Nach dem bisherigen Entwicklungsstand sind dies folgende Projekte:
1
2
3
4
Metropolenmarketing Ruhr
Performing Arts Fonds Ruhr
Theater- und Kulturhaus Ruhr
Europäisches Kompetenzzentrum
Performing Arts Ruhr
5 Arbeitskreis und Kompetenzfeldmanagement Performing Arts Ruhr
Projekte, die nach erfolgter Einigung der relevanten Akteure sofort umgesetzt werden
können und den Partnern relevante Vorteile
bringen, sollen auch die Startphase der Umsetzungsarbeit dominieren.
Folgende Schlüsselprojekte scheinen dazu
gut geeignet zu sein:
1 Performing Arts Fonds Ruhr
2 Theater- und Kulturhaus Ruhr
3 Europäisches Kompetenzzentrum
Performing Arts Ruhr
gung halten. Die Kulturhauptstadt selbst
dürfte dabei einige wichtige Projekte und
Entwicklungsfragen ohnehin lösen. Das
Kompetenzfeldmanagement muss dann
dafür sorgen, dass realisierte Problemlösungen nachhaltig wirksam bleiben und
Projekte, welche von der Kulturhauptstadt
nicht realisiert wurden, rasch einer Umsetzung zugeführt werden können. Optimistisch betrachtet beginnt das Publikum mit
der Kulturhauptstadt die besten Angebote
der Kulturmetropole flexibel zu nutzen und
baut danach diese Gewohnheit Schritt um
Schritt aus. Diese Mobilität des Metropolenpublikums erscheint als Voraussetzung
für den Weg des Ruhrgebiets zur Kultur- und
Theatermetropole. Optimistisch betrachtet
wird die Kulturhauptstadt zur großen und
praktischen Bestätigung dafür, dass eine
Metropolenstrategie und eine metropolitane Orientierung weit mehr bieten und weit
mehr können, als das isolierte Agieren einzelner starker Institutionen, Festivals, Ausbildungseinrichtungen, Theater und Städte.
Diese Projekte sollen die Metropole bzw. ihr
Publikum rasch in Bewegung bringen bzw.
auch nach der Kulturhauptstadt in Bewe-
49
Verkopplung und Verbindung mit
Entwicklungsinitiativen und Projekten der
Kulturhauptstadt
Schnittstellenmanagement mit den
Initiativen und zuständigen Einrichtungen
des Landes Nordrhein-Westfalen
Mit ihren neuen Projekten setzt die Kulturhauptstadt RUHR.2010
im Produktionsbereich deutliche neue Akzente und erprobt neue
Formate für die Etablierung einer städteübergreifenden Entwicklungszusammenarbeit von Theatern, Orchestern und Künstlern.
Die entsprechend erzielten Erfahrungen und Wirksamkeiten beim
Publikum und bei beteiligten Partnerorganisationen und Künstlern
sollten gut erfasst und produktiv evaluiert werden, um für die Gestaltung der weiteren Entwicklung nach 2010 gut genutzt werden
zu können. Eine vom RVR Arbeitskreis und von der Ruhr.2010 GmbH
nominierte Gründungsgruppe für den Arbeitskreis Theater und Performing Arts sollte sich bereits 2009 darauf vorbereiten, dass die
begleitende Evaluierungsarbeit für die neuen Formate produktiv
und qualifiziert anläuft und nach 2010 in die Arbeit des neuen Arbeitskreises im Rahmen der Kulturmetropole Ruhr GmbH übergeführt werden kann.
Auf der Ebene des Landes Nordrhein-Westfalen bestehen heute
bereits Netzwerke, Verwaltungs- und Förderstrukturen, Festivals
und Interessensorganisationen, welche wesentliche Koordinationsleistungen für die Entwicklung der Theaterlandschaft ermöglichen
und realisieren, von denen auch das Ruhrgebiet profitiert. Wenn
sich das Ruhrgebiet nun auf regionaler Ebene sinnvoll ergänzende
Strukturen schafft, dann sind diese natürlich mit den bestehenden
Einrichtungen abzustimmen, um eine dauerhaft produktive Entwicklungszusammenarbeit mit der Landesebene und innerhalb der
Metropolregion Rhein-Ruhr herstellen zu können. In diesem Sinne
werden möglichst frühe Informations- und Abstimmungsgespräche empfohlen.
50
Meilensteinplanung für den Umsetzungsstart
zur Kompetenzfeldstrategie
›› Nominierung der Kooperationsgruppe durch den RVR Arbeitskreis und die Kulturhauptstadt RUHR.2010 GmbH
›› Planung und Vereinbarung der begleitenden Diskussions- und
Evaluierungsarbeit zu den Projekten der Kulturhauptstadt
›› 2010: Treffen der Kooperationsgruppe für begleitenden Erfahrungsaustausch zur Kulturhauptstadtentwicklung im Bereich
Theater und Performing Arts und zur Planung des Aufbaus des
zukünftigen Arbeitskreises
Kosten und Finanzierungsbedarf
Metropolenkompetenzfeld
Theater und Performing Arts
(pro Jahr)
Personalkosten:
Sachkosten:
Flexible Mittel:
280.000 EUR
50.000 EUR
300.000 EUR
Fonds:
2.500.000 EUR
Gesamt:
3.130.000 EUR
›› Auswertung der Kooperationserfahrungen 2010
2011: Gründung des Arbeitskreises Theater und Performing Arts
mit Aktualisierung seiner Aufgabenstellung
›› Aktualisierung der Definition des Aufgaben- und Leistungsprofils
für das Kompetenzfeldmanagement
›› Ausschreibung und Beauftragung des Kompetenzfeldmanagements
›› Aufnahme der laufenden operativen Arbeit des Kompetenzfeldmanagements und des Arbeitskreises Theater und Performing
Arts Ruhr
51
52
Metropolenkompetenzfeld 2
Städte- und Metropolentransformation
Internationales Zentrum für Städte- und Metropolentransformation und
exzellentes Beispiel für einen spektakulären Transformationsprozess von der
legendären Kohle- und Stahlregion zur multizentrischen Metropole
53
Metropolenkompetenzfeld
Städte- und Metropolentransformation
Nutzen für die Städte
›› Bündelt und entwickelt eine historisch gewachsene Spitzenkompetenz des
Ruhrgebiets für die eigene Entwicklung und internationale Verwertung
(Center of Excellence)
›› Betreibt offensiv die Behebung bestehender Urbanitätsdefizite und die
Lösung großer metropolitaner Gestaltungsherausforderungen
›› Macht die Metropole Ruhr und ihre Transformationsorte zu einem internationalen Reiseziel im Special Interest Tourismus der Städtetransformation
›› Unterstützt zeitgemäße Identitätsentwicklung auf hohem Niveau
Dieses Metropolenkompetenzfeld hat im Masterplan nur eine erste Bearbeitung
erfahren. Eine vertiefende Analyse soll durch ein weiteres Projekt des RVR durchgeführt werden.
54
1 Ausgangssituation
Warum Städte- und Metropolentransformation
in der Metropolenstrategie
Auch hier verfügt die Metropolregion Ruhr über ein historisch
gewachsenes, breit angelegtes, international bedeutsames Kompetenzfeld, das von der Ausbildung über die Wissenschaft und
einzigartige Beispiele bis zur internationalen Verwertung über
Städte- und Raumplanungsbüros, Architekturbüros und Universitäts- und Forschungsinstitute reicht. Kulturell ist dieses Metropolenkompetenzfeld insofern bedeutsam, als es die unverzichtbare
Kernkompetenz für die attraktive Gestaltung der Metropole darstellt. An der Gestalt und an der ästhetischen Qualität der Metropolregion wird der Wille und das kulturelle Vermögen zur Realisierung einer Kulturmetropole sichtbar und sinnlich erfahrbar.
Die neben beachtlichen städtebaulichen Transformations- und
Entwicklungsleistungen bestehenden Urbanitäts- und Gestaltungsdefizite verweisen auf die aktuelle kulturelle Bedeutung des
driftenden Metropolenkompetenzfeldes.
„Kultur entfaltet sich in einer gemeinsamen Ausübung von Intelligenz und Kreativität in der Stadt, bei der unser Wunsch, einen aufregenderen, intelligenteren und schöneren Ort aus ihr zu machen, am
besten zum Ausdruck kommt“.
Für die Metropole Ruhr ist es eine extrem bedeutsame Kulturleistung, die eigenen Transformationserfahrungen und -kompetenzen
zu pflegen, zu bündeln und für die Entwicklung anderer Regionen
und die eigene Zukunft nutzbar zu machen.
Kreativwirtschaft
Die Bündelung und internationale Verwertung der Kompetenzen
stellt eine kreativwirtschaftliche Aufgabe dar, bei der es darum geht,
die wissenschaftlichen und beraterischen Kompetenzen für sozial
und kulturell engagierte Transformationsprozesse, welche sich im
Ruhrgebiet und rund um die Universität in Dortmund angesammelt
haben, neu zu bündeln und international verwertbar zu machen.
Essentiell bedeutsame Gestaltungsaufgabe
Weltweite Aufmerksamkeit
Die Städtelandschaft des Ruhrgebietes hat einen Transformationsprozess hinter sich, der über die IBA weltweite positive Aufmerksamkeit
bekommen hat. Dies auch deshalb, weil weltweit betrachtet immer
wieder Regionen von vergleichbaren Prozessen erfasst werden und
nach adäquaten Lösungen suchen.
Das Ruhrgebiet steht aber auch mitten in einem neuen Transformationsprozess, der aus 53 Städten eine attraktive multizentrische, kreative Metropole machen soll. Auch diesen Wunsch haben viele Metropolregionen der Welt. Das Ruhrgebiet hat in seinem außergewöhnlichen
Wandel viele Kompetenzen aufgebaut und Beispiele realisiert, die heute und zukünftig von weltweitem Interesse sein werden.
Herausforderung multizentrische Urbanität
Die Metropolregion Ruhr benötigt die entstandenen Kompetenzen
auch zur Lösung seiner aktuellen Entwicklungsherausforderungen
auf dem Weg zur multizentrischen Metropole. Insbesondere geht
es dabei um die Lösung bestehender Urbanitätsdefizite und die
Schaffung neuer, den besonderen Bedingungen und Größenverhältnissen angemessenen Metropolenentwicklungsformate und
Gestaltungslösungen.
Kulturleistung
Nicht nur nach Jochen Gerz stellt die Entfaltung und Stärkung derartiger Entwicklungen eine zentrale, zutiefst kulturelle und kultur- und
kreativwirtschaftliche Aufgabe dar:
Die Gestaltung einer neuen, attraktiven, multizentrischen Urbanität
und die beispielgebende Lösung der großen Gestaltungsaufgaben in
der Metropolenentwicklung ist für die internationale Positionierung
und den Ausbau der Attraktivität und Lebensbedingungen derartig
bedeutsam, dass der Kulturbereich in der ihm zufallenden Gesamtkompetenz für die kulturelle Entwicklung nicht einfach der Eigendynamik in den zuständigen Planungsstellen überlassen sein, sondern
mit diesen hochwertige kultur- und kunstgeprägte Lösungen für eine
multizentrische Metropolenurbanität einleiten sollte.
Diese Argumentation sollte dafür ausreichen, dass ein Masterplan
für die Kulturmetropole Ruhr die Fragen der Kompetenzsicherung
für Stadt- und Metropolengestaltung und die praktische Anwendung dieser Kompetenz nicht allein als ingenieurwissenschaftliche
und raumplanerisch-technische Disziplin abhandelt, die mit den
Handlungsfeldern der Kultur nichts zu tun hat. Ganz im Gegenteil
wird hier behauptet und eingefordert, dass sich gerade ein Masterplan für die Kulturmetropole Ruhr und eine aus ihm hervorgehende Umsetzungsorganisation dezidiert und vorrangig mit der Absicherung dieser Kompetenz- und Gestaltungsfrage beschäftigen
sollte. Es ist die Generalkompetenz und Funktion von Kultur, sich
für attraktive lebenswerte Arbeits- und Lebensbedingungen einzusetzen und deren Entwicklung abzusichern. Deshalb schlägt nun
der Masterplan Kultur vor, gerade auch in diesen Bereichen aktiv
zu werden und die Entstehung einer kreativen und auch in Zukunft
besonders lebenswerten Stadtlandschaft abzusichern und weiterhin eine kulturell geprägte Städte- und Metropolentransformation
zu betreiben.
55
2 Strategische Bedeutung
Die strategische Begründung des Kompetenzfeldes ist relativ leicht
und fällt im Vergleich mit anderen Metropolregionen relativ klar
aus:
Es ist klar, dass das Ruhrgebiet hier eine regionstypische international wirksame Metropolenkompetenz besitzt, welche es noch besser
als bisher verwerten sollte.
Die prinzipiellen Wirkungsmöglichkeiten für die kulturelle Entwicklung der Metropole Ruhr fallen entsprechend klar aus:
Die spezifische Entwicklungssituation des Ruhrgebiets gibt dem
Kompetenzfeld Städte- und Metropolentransformation zusätzlich
besonderes Gewicht.
Dafür muss die Metropolregion Ruhr mit einer besonderen Kraftanstrengung und in einem kreativen Zusammenspiel von Stadtentwicklung, Immobilienwirtschaft, Kultur, Kunst und Kreativwirtschaft neue, einzigartige, beispielgebende und städteverbindende
Metropolenformate für eine kreative Metropole realisieren. Es gilt,
ästhetisches und geografisches Kapital aufzubauen und mit viel
Kultur- und Kreativwirtschaft eine Urbanität zu gestalten, die für
die kommenden Generationen attraktiv bleibt.
Der Stadt- und Metropolenraum ist dabei nicht nur als zweckorientierter Behälter einer kreativen Metropole zu sehen. Seine Strukturen und seine sinnlichen, sozialen und ästhetischen Qualitäten bzw.
die von ihm mitgetragene Urbanität stellen selbst Mitproduzenten
der kreativen Metropole dar.
Das Ruhrgebiet will zur kreativen Metropole werden und muss daher für die ästhetisch, sozial und atmosphärisch immer anspruchsvoller werdende neue Generation der kreativen Klasse attraktiv gemacht werden.
Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich
Dimension 1: Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis:
+ø durchschnittlich
Dimension 2: Internationale Bekanntheit und Anerkennung
ø unterdurchschnittlich
Dimension 3: Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern -ø durchschnittlich
Gesamtbewertung:
+ø durchschnittlich
Bedeutung für die kulturelle Entwicklung
Dimension 1: Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole
exzellent
Dimension 2: Beitrag zur kulturellen Integration neuer Zielgruppen -ø unterdurchschnittlich
Dimension 3: Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial
56
exzellent
Dimension 4: Breitenwirksamkeit
exzellent
Gesamtbewertung:
exzellent
3 Stärken - Schwächen - Gefahren - Chancen
Detaillierte Funktionssystem- und SWOT-Analysen wurden auf
Wunsch des RVR nicht durchgeführt. Sie sollen in einer folgenden
vertiefenden Sonderstudie zum Kompetenzfeld nachgeholt werden. Durchgeführte Interviews mit Entwicklungs- und Entscheidungsträgern des Kompetenzfelds bestätigen jedoch mit starker
Mehrheit, dass eine forcierte Entwicklung des Kompetenzfelds als
Kreativwirtschafts- und Wissenschaftsbereich und auch seine wei-
tere und intensivere Anwendung auf die praktische Entwicklung
des Metropolenraums Ruhr als sinnvoll, wichtig und erstrebenswert angesehen werden. Relevante Akteure erklärten sich dazu
bereit, sich an der forcierten Entwicklung des Kompetenzfelds zu
beteiligen und entsprechende Strategien und Vorgehensweisen zu
entwickeln. Dies war dann auch das bestätigende Argument dafür,
das wichtige Kompetenzfeld in den Masterplan aufzunehmen.
57
4 Entwicklungsstrategie
Vision
Strategische Ziele
Vision 1
Ziel 1:
Ziel 6:
Städte- und Metropolentransformation wird
zum nachhaltig wirksamen Metropolenkompetenzfeld der Metropole Ruhr.
Die Städte des Ruhrgebiets einigen sich auf
das Ziel einer beispielhaften attraktiven
Metropolregion neuen Typs.
Vision 2
Ziel 2:
Das Ruhrgebiet setzt seine spezifische
Form des Wandels mit Kultur konsequent
fort und wird zu einer international beispielgebend gestalteten multizentrischen
Metropolregion mit hoher Attraktivität für
Kreative.
Die Metropolregion Ruhr etabliert das Center of Excellence für Städte- und Metropolentransformation.
Es wird ein entsprechend dauerhafter,
fachlicher und praktischer Diskurs zur Realisierung der Vision einer multizentrischen
Metropole Ruhr organisiert, welcher auch
relevante Umsetzungsgruppen und Bevölkerungsteile erreicht.
Vision 3
Das Ruhrgebiet wird zu einem der weltweit
am besten aufbereiteten und vermittelten
Beispiele für eine spektakuläre Städtetransformation und zum begehrten Reiseziel des
entsprechenden Special Interest Tourismus.
Positionierung
Die Metropolregion Ruhr positioniert sich
weltweit als einzigartiger Kompetenzträger
für sozial verträgliche und kulturell engagierte Städte- und Metropolentransformation.
58
Ziel 7:
Das Ruhrgebiet realisiert die international
beispielgebende Präsentation und Vermittlung seines Transformationsprozesses.
Es werden die notwendigen flankierenden
Koordinations- und Governancestrukturen
mit den Städten und den Entwicklungs- und
Anspruchsträgern des Ruhrgebiets und des
Landes Nordrhein-Westfalen ausgebaut.
Ziel 4:
Ziel 8:
Die Urbanitätsdefizite und die städtebaulichen Möglichkeiten der multizentrischen
Metropolregion werden über die neue Regionalplanungskompetenz des RVR systematisch transparent gemacht und einer
Lösung zugeführt.
Ziel 9:
Ziel 3:
Ziel 5:
Das strategische Ziel einer multizentrischen, kulturell geprägten Metropole wird
konkretisiert und offensiv als positive Vision
und neue Entwicklungsherausforderung
kommuniziert.
Die wichtigsten Umsetzungsvorhaben
werden in eine realistische Umsetzungsplanung zur Metropolenraumentwicklung
übergeführt.
Die Metropolenraumentwicklung Ruhr
wird in guter Abstimmung mit den Metropolenräumen um Düsseldorf und KölnBonn realisiert.
5 Schlüsselprojekte
Schlüsselprojekt 1:
Center of Excellence der Städte- und
Metropolentransformation Ruhr
Schlüsselprojekt 2:
Urbanitätsoffensive und
Metropolenraumdesign Ruhr
Die Schlüsselprojekte lassen sich auf drei zentrale Schlüsselprojekte
reduzieren, welche die Kompetenzen der Städte- und Metropolentransformation neu bündeln, für die eigene Zukunftsgestaltung anwendbar machen und die besonderen Errungenschaften des Ruhrgebietes international kommunizieren.
Schlüsselprojekt 3:
Optimale international attraktive
Präsentation des Transformationsprozesses der Metropole Ruhr
59
Schlüsselprojekt 1:
Center of Excellence der Städte- und Metropolentransformation Ruhr
Schlüsselprojekt 2:
Urbanitätsoffensive und
Metropolenraumdesign Ruhr
Urbanitätsoffensive
Hier koordiniert und organisiert die Metropolregion Ruhr ihre hervorragenden Kompetenzen, Manifestationen und Organisationen
der Städte- und Metropolentransformation rund um die einschlägigen Institute der TU Dortmund zu einem Center of Excellence für
Städte- und Metropolentransformation.
Gemeinsam mit den interessierten international tätigen Raumplanungs- und Architekturbüros soll ein entsprechender Kreativwirtschaftscluster gebildet werden. Über die Innenvernetzung der
entsprechenden Einrichtungen soll die hohe Kompetenz in diesem
Bereich sichtbar gemacht, gebündelt und international besser kommuniziert, verwertet und vermarktet werden.
Die komplementären Kompetenzträger des Center of Excellence
sollten sich wechselseitig in der nationalen und internationalen
Kommunikation unterstützen und wo passend, auch gemeinsame
Leistungen zur Stadt- und Metropolengestaltung anbieten. Andererseits sollten sie die Metropolregion Ruhr als Demonstrationsbeispiel für eine kulturbasierte, sozial verträgliche Transformation
verwenden können.
Das Center of Excellence schafft einen auf verschiedenen Ebenen
vermarktbaren Kompetenzknoten, der danach noch besser in das
internationale Netzwerk der Stadt- und Metropolenentwicklung
eingebunden werden kann. Das Ruhrgebiet schafft damit die Erhaltung und internationale Vermarktung einer historisch gewachsenen kulturellen Kompetenz, die es auch noch für seine zukünftige Entwicklung als Metropolregion dringend braucht. Für diesen
Zweck sollte im Zusammenwirken mit der Wirtschaftsförderung
der Metropole Ruhr ein entsprechendes Clustermanagement eingerichtet werden.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› bündelt und verwertet eine wissenschaftliche und kreativwirtschaftliche Spitzenkompetenz des Ruhrgebiets
›› sichert Interesse und Kompetenz für die eigene Metropolen- und
Urbanitätsentwicklung
›› stärkt Innovationsnetzwerk für Städte- und Metropolentransformation
›› schafft hochwertiges Kreativwirtschaftsfeld
Projektträger: Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr
Startentwicklungsmanagement: Wirtschaftsförderung Metropole
Ruhr
Der RVR sollte im Rahmen seiner neu bestätigten regionalen Planungskompetenz eine Großoffensive zur praxisorientierten Konkretisierung
multizentrischer Urbanität und zur Metropolenraumplanung und -gestaltung organisieren. Dieses Projekt ist auf die gezielte Beseitigung von
bestehenden Urbanitätsdefiziten und auf die positive Konkretisierung
einer multizentrischen, kulturgeprägten Urbanität des Metropolenraumes Ruhr hin ausgerichtet. Dafür sollten bestehende Defizite und besondere Entwicklungschancen transparent gemacht und einer Lösung
zugeführt werden. Das regionseigene Center of Excellence sollte mit seinen nationalen und internationalen Partnern wesentliche Lösungsbeiträge einbringen können. Dabei sollten im Sinne eines Wandels durch
Kultur die kulturellen und kreativwirtschaftlichen Kompetenzträger für
die Gestaltung des Wandels als entsprechende Gestaltungspartner integriert werden.
Metropolenraumdesign
Im Sinne seiner regionalen Planungskompetenz fällt dem RVR die Verantwortung für eine adäquate Metropolenraumplanung zu. Aufbauend
auf bereits vorhandene Planungsdokumente und Umsetzungsinitiativen wie „Konzept Ruhr“ und „Masterplan Ruhr“ gilt es die noch nicht
ausreichend behandelten großen städteverbindenden Entwicklungsfragen wie die Verkehrs- und Mobilitätsfrage und die Lösung von großen
metropolitanen Gestaltungsfragen zu behandeln. Insbesondere die metropolenschaffenden großen Verbindungs- und Gestaltungsformate gilt
es weiter zu entwickeln und einer adäquaten Formgebung zuzuführen.
In enger Abstimmung mit den Städten sollte der RVR neben den klassischen Aufgaben der regionalen Raumordnung auch die Lösungsorganisation der angesprochenen Gestaltungsherausforderungen für
verbindende Formate und die konsequente Entwicklung einer multizentrischen Urbanität übernehmen. Die Planungsabteilung des RVR
und die neue Organisation zur Kulturmetropole Ruhr sollten im Zusammenwirken mit dem Center of Excellence der Städte- und Metropolentransformation auch den notwendigen öffentlichkeitswirksamen Metropolendiskurs zur Entwicklung und Gestaltung der kulturell geprägten
Metropolregion Ruhr managen und organisieren.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› sichert erfolgsentscheidende Standortgestaltung ab
›› inszeniert den Metropolenentwicklungsprozess
›› schafft Diskurs- und Entwicklungsnetzwerk für Metropolenentw.
›› sichert Metropolenentwicklung in relevanten Öffentlichkeiten ab
Projektträger: RVR, OMKR
Startentwicklungsmanagement: RVR, OMKR
60
Schlüsselprojekt 3:
Optimale international attraktive
Präsentation des Transformationsprozesses
der Metropole Ruhr
6 Regional Governance &
Umsetzungsorganisation
Die neu entstehende Kulturmetropole ist es sich und der Welt schuldig, den durchlebten Transformationsprozess von Deutschlands legendärer Kohle- und Stahlregion zur Kulturmetropole neuen Typs
reflexiv und multidisziplinär zu vermitteln auf spannende Art und
Weise aufzubereiten und zu präsentieren. Dies stärkt die eigene
Identität und macht die Metropole Ruhr zum interessanten Beispiel
und Reiseziel für eine weltweit kommunizierende Fachcommunity.
Die konkrete Projektplanung soll über ein eigenständiges Projekt
des RVR realisiert werden. Jedenfalls sollte die neue Organisation
Kulturmetropole Ruhr sich aktiv an der Aufbereitung und international attraktiven Vermittlung ihres besonderen kulturellen Erbes
und ihrer aktuellen Bemühungen zur Realisierung der neuen multizentrischen Urbanität der Kulturmetropole aktiv beteiligen und
diese zur Visitenkarte für ihr Engagement zur Schaffung einer beispielgebend kreativen Städtelandschaft machen.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› inszeniert den kulturgeprägten Transformationsprozess für die
Metropole Ruhr
›› bewirbt und vermarktet die Metropole Ruhr in internationaler
Fachöffentlichkeit
›› macht den Transformationsprozess zum Erlebnis
›› schafft ein bedeutsames Identitätsangebot
›› liefert wichtigen Beitrag zur Zukunftskultur
Projektträger: RVR, Center Of Excellence
Startentwicklungsmanagment: RVR, OKMR
61
62
Metropolenkompetenzfeld 3
Interkultur / Kulturelle Vielfalt
Eine offene Metropole der kulturellen Vielfalt
63
Metropolenkompetenzfeld
Interkultur / Kulturelle Vielfalt
Nutzen für die Städte
›› Unterstützt die Städte gezielt bei der kulturellen Integrationsarbeit
›› Sichert die produktive Abstimmung zwischen den Städten
›› Fördert die Gewinnung von neuen Zielgruppen für bestehende
Kultur- und Kunsteinrichtungen
›› Schafft eine buntere und offenere Metropole Ruhr
›› Sorgt für die Nachhaltigkeit der interkulturellen Programme
der Kulturhauptstadt
›› Entlastet die Kulturverwaltungen
64
1 Ausgangssituation
Warum Interkultur/Kulturelle Vielfalt
in der Metropolenstrategie
Bei der Erarbeitung des Masterplans Kulturmetropole Ruhr kam
klar heraus, dass Interkulturalität und Kulturelle Vielfalt einen
Schlüssel für die Entwicklung des Ruhrgebiets in Richtung Kulturmetropole darstellen. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung des Ruhrgebiets nimmt prozentual stetig zu und die Kulturlandschaft muss darauf proaktiv
Antworten finden. Dazu kommt die Notwendigkeit, dass die Region auf ihrem Weg zur Metropole offener, einladender und bunter werden muss. Die Region und ihre Städte zeichnet kontinuierlich aufgebaute Kompetenz in interkultureller Basisarbeit und
in der Integration kulturenübergreifender Themenstellungen,
Konzepte und Programmatiken in den kulturellen Mainstream
aus. Durch die interkulturellen Programme der Staatskanzlei
Nordrhein-Westfalen und das Themenfeld „Stadt der Kulturen“
im Rahmen des Programms von RUHR.2010 sind weitere gute
Grundlagen vorhanden. Im Rahmen der Erarbeitung des Kompetenzfelds Interkultur / Kulturelle Vielfalt im Masterplan stellte
sich als das größte Problem der Städte heraus, ihre interkulturellen Handlungskonzepte oder generell ihre Absichten zu interkultureller Öffnung mit konkreten Aktionen im Kulturbereich zu
verbinden, da die Haushaltssituation dies häufig nicht mehr zulässt. Es ist eine Aufgabe des Masterplans, für 2011 und die Zeit
danach zu planen und für diese Aufgaben Lösungen bereitzustellen. In diesem Sinne wurde das Programm so konzipiert, dass
es einerseits nachhaltige Strukturen schafft und andererseits
genau dort umfassende Aktionen setzt, wo die Städte und Kreise
selbst nicht oder nur noch beschränkt tätig werden können.
Ein Land der pragmatischen Toleranz
Das Ruhrgebiet ist als Einwanderungsregion groß geworden. Eine
dünn besiedelte Region aus Kleinstädten im flachen ländlichen
Gebiet tief im Westen der deutschen Länder wurde innerhalb von
weniger als 100 Jahren zu einem der dichtbesiedeltsten Gebiete der
Welt und blieb es auch nach der industriellen Blütezeit. Das konnte
nur durch Zuwanderung geschehen. Die Vielfalt der Herkunftsländer seiner Bevölkerung prägt das Ruhrgebiet bis heute, sie ist ein
Selbstverständnis seiner Identität. Das Ruhrgebiet hat in seiner
Geschichte masurische, italienische und anatolische Zuwanderer
ebenso pragmatisch und vergleichbar konfliktarm aufgenommen
wie Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion. Es ist ein Land
der pragmatischen Toleranz.
Facharbeiterideal, Familiennachzug und
weltweite Migrationsbewegungen
Doch bedeutet dies nicht, dass die allgemein anerkannten Vorzüge
einer kulturell diversen Gesellschaft wie kreative Lösungen durch
kulturell hybride Ideenfindung, wirtschaftliche Risikobereitschaft
einer jungen, aufstrebenswütigen Gesellschaft und neue Handelsbeziehungen durch direktere Zugänge zu den Herkunftsländern
der Migranten so einfach als Blaupause über das Ruhrgebiet gelegt
werden können. Wer in das Ruhrgebiet kam, tat dies um zu arbeiten, in der Montanindustrie und dem rund um sie bestehenden
Dienstleistungsbedarf. Ausbildungskarrieren waren vom Facharbeiterideal geprägt, nicht von der Wissensgesellschaft. Im Gegensatz
zu transatlantischen oder australischen Einwanderungsmetropolen hat sich das Ruhrgebiet seine Zuwanderer bis heute nicht nach
so genannten „high potentials“ herausgefiltert. Es hat, zusammenfassend und überblicksartig gesagt, zunächst aufgenommen, wen
es in seiner von der Montanindustrie geprägten Wirtschaftsstruktur benötigt hat, hat dann den Familiennachzug ermöglicht und ist
schließlich zu einer von vielen Ein- und Auswanderungsregionen in
den weltweiten Migrationsbewegungen geworden, wobei seit dem
Ende der großen Spätaussiedlerwelle kontinuierlich mehr Menschen weg- als zuziehen.
Tradition der beschränkten Offenheit
Was den Hang zur Buntheit, zur Extravaganz, zum alternativen Lebensentwurf betrifft, ist das Ruhrgebiet nicht unter den Vorreitern.
Seine bestimmenden Traditionen sind die Gemeinschaft und das
Vereinswesen. Vielfach kleinstädtisch gebliebene Strukturen tendieren dazu, das Individuum zu kontrollieren und die Diversität der
Lebensentwürfe zu begrenzen. Wiederkehrende Härtezeiten in einer im Vergleich noch wenig ausdiversifizierten Wirtschaft lassen
den Spielraum für Individualismus geringer werden. Das Ruhrgebiet hat große Tradition in seiner Offenheit, doch es ist eine Tradition der beschränkten Offenheit. Das Ruhrgebiet ist deshalb noch
nicht gleichzusetzen mit einem Paradebeispiel für eine Metropole
der kulturellen Vielfalt, in der Menschen mit einer Vielzahl an Lebensentwürfen selbstverständlich miteinander interagieren.
Einzigartige Populär- und Massenkultur
Das Ruhrgebiet ist bekannt für seine einzigartige Massen- und Populärkultur. Die Stimmung in den Stadien wie der Veltins Arena des
FC Schalke 04 und des Signal Iduna Parks des BVB Dortmund ist
weit über Deutschland hinausgehende Legende. Es ist ein Land der
Großveranstaltungen, in der Dortmunder Westfalenhalle und in der
Essener Grugahalle, in den IBA-Projekten wie Landschaftspark Duisburg und Jahrhunderthalle Bochum. Es ist ein Land der Volksfeste
und der Kirmessen. Das Herz für den deutschen Schlager schlägt
nirgends höher als im Ruhrgebiet, das Herz für den türkischen Pop
65
ebenfalls nicht, zumindest nicht außerhalb der Türkei. Nicht zuletzt
konnte hier die totgesagte Love Parade wieder durchstarten, 2008
mit mehr Teilnehmern als es in Berlin je gab. Kulturentwicklung im
Ruhrgebiet ist immer auch Entwicklung der Massen- und Populärkultur. Ein Programm der interkulturellen Öffnung, das die Kultur von Menschen mit Migrationshintergrund in den Mainstream
bringen möchte und die „Mehrheitskultur“ für Menschen mit Migrationshintergrund öffnen möchte, um als sich ständig weiterentwickelndes Ergebnis einen veränderten kulturellen Mainstream zu
schaffen, muss die kulturprägenden Massenveranstaltungen mit
einbeziehen. Sonst wird es wenig erreichen.
Wandel der Kultur
Die kulturelle Vielfalt im Ruhrgebiet ist auch eine Geschichte darüber, dass das Zusammenleben auch unter schwierigen Bedingungen – und Knappheit an gut bezahlter Arbeit ist eine schwierige
Bedingung – doch funktioniert. Die von einer Tradition von Solidarität und Pragmatismus geprägte Lebenskultur im Ruhrgebiet ist
eine Erklärung dafür, dass das Zusammenleben unterschiedlicher
Kulturen weitgehend konfliktfrei verläuft. Eine lange Tradition in der
Integrationspolitik ist eine andere. Der Integrationswille ist oft weit
weniger ausgeprägt, als sich das viele wünschen würden. Es gibt
Ghettoisierung und Prekarisierung und es haben sich Parallelgesellschaften gebildet, die nur schwer wieder aufzulösen sind. Gleichzeitig hat sich aber auch ein neues Selbstverständnis des Zusammenlebens und eine Hybridisierung einzelner kultureller Aspekte
entwickelt. Es entwickelt sich schleichend und ungesteuert, wie
auch durch bewusste Initiativen, eine neue Kultur.
66
Bekenntnis zu Interkulturalität und kultureller Vielfalt
Für eine werdende Metropole ist ein klares Bekenntnis zu Interkulturalität und kultureller Vielfalt eine der Triebkräfte der Entwicklung. Das Ruhrgebiet hat bereits einen langen Weg des Wandels
hinter sich und die Ausrichtung der Kulturhauptstadt Europas 2010
ist das beste Beispiel dafür. Was an Offenheit noch fehlt, kann in
einer werdenden Metropole aufgeholt werden. Was an Möglichkeiten fehlt, ebenfalls. Es ist ein Marathon und kein Sprint, den es hier
zu bewältigen gilt, doch sollte die Kulturhauptstadt RUHR.2010 dabei einen starken Schrittmacher verkörpern können.
Die Metropole der Kulturen
Es geht darum, den Weg in Richtung offene Metropole bewusst
weiterzugehen. „Metropole der Kulturen RUHR“ ist ein Ansatz, der
die dadurch entstehende Aufgabe ambitioniert angeht. Es ist klar,
dass sich die Zusammensetzung der Bevölkerung rapide ändert. Es
ist ebenso klar, dass dies auf die Kulturlandschaft erheblichen Einfluss nimmt. Eine der werdenden Metropole Ruhr entsprechende
Antwort darauf ist es, sich das Ziel zu setzen, zum Knotenpunkt von
Entwicklungen und zum Vorbild für andere Metropolen zu werden.
Indem sich das Ruhrgebiet selbstbewusst das Ziel gibt, zur Metropole der Kulturen zu avancieren, wird einer großen gesellschaftlichen Aufgabenstellung ein angemessener konzeptioneller Rahmen
gegeben.
Fakten und Prognosen
›› In der Metropole Ruhr leben Menschen aus 170 Nationen.
›› Der so genannte „Zweite Demografische Übergang“ zeichnet sich im Ruhrgebiet durch die Merkmale „weniger“,
„älter“ und „bunter“ und durch ein
sehr heterogenes räumliches Verteilungsmuster dieser Merkmale aus.
›› 2007 lebten 5.233.593 Menschen in
der Metropole Ruhr, 23.624 weniger
als noch 2006.
›› Die südlichen Teile des Ruhrgebiets
und die Kernzentren sind besonders
stark vom Bevölkerungsrückgang betroffen, während viele Kreise bis 2010
mit positiven Bevölkerungsraten und
danach mit moderaten Rückgängen
rechnen können.
›› Laut Mikrozensus 2005 hatten 22,6%
der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens eine Zuwanderungsgeschichte
(ausländische Staatsbürgerschaft, seit
1950 zugewandert oder zumindest
einen seit 1960 zugewanderten oder
ausländischen Elternteil).
›› Bei den unter 5-Jährigen liegt der Anteil in den Kernstädten über 60%.
›› 53% aller Menschen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen
haben bereits die deutsche Staatsbürgerschaft.
›› In etwa eineinhalb Generationen - in
den 2040er Jahren - wird die Mehrheit
der Kernstädte der Metropole Ruhr
eine Bevölkerungsmehrheit mit Migrationshintergrund aufweisen.
Orientierungen
Interkulturalität
Das Konzept der Interkulturalität ist ein Ansatz, die Vielfalt in einer Gemeinschaft oder
Gesellschaft nicht als Gefahr, sondern als
Chance wahrzunehmen. Interkultur bedeutet, Kulturen als lebendige Gebilde zu akzeptieren, die sich durch die Begegnung mit
anderen Kulturen weiterentwickeln und verwandeln. Der interkulturelle Ansatz fördert
den aktiven Austausch und die Interaktion in
öffentlichen Institutionen und öffentlichen
Räumen sowie den Respekt für den kulturellen Unterschied im Rahmen gemeinsamer gesellschaftlicher Werte und Normen.
Interkulturalität ist darauf ausgerichtet, für
Chancen- und Möglichkeitengleichheit unabhängig von kulturellem Hintergrund zu
sorgen und Ghettobildungen zu verhindern.
Sie stellt ein lernendes System dar.
Kulturelle Vielfalt
Kulturelle Vielfalt oder „Diversity“ ist ein Ansatz, der weg vom Gruppenbegriff, hin zum
Individuum geht. Es geht um einzelne Menschen, die durch kulturellen Hintergrund,
ökonomischen Hintergrund, Geschlecht,
Alter und sexuelle Orientierung geprägt
sind und damit jeweils unterschiedliche
kulturelle Muster und Bedürfnisse entwickeln. Es ist Aufgabe einer Gesellschaft der
kulturellen Vielfalt, dafür zu sorgen, dass
das Individuum seine Möglichkeiten so weit
als möglich ausschöpfen kann, indem wiederum solche unterschiedlichen kulturellen
Muster und Bedürfnisse nicht als Gefahr,
sondern als Chance gesehen und bewusst
gefördert werden.
Interkulturalität und Integration
Interkulturalität und kulturelle Vielfalt sind
nicht gleichbedeutend mit Integration. Um
es einfach zu machen, kann man konstatieren, dass Interkulturalität die kulturellen Aspekte von Integration abdeckt, wobei dabei
von einem erweiterten Integrationsbegriff
auszugehen ist: ein Integrationsbegriff, der
die Lern- und Veränderungsfähigkeit der
Mehrheitskultur in einer interkulturellen
Gesellschaft ebenso für eine erfolgreiche
Integration verlangt, wie die Forderung an
Menschen mit Migrationshintergrund, sich
selbst lern- und veränderungswillig zu zeigen. Interkulturalität und kulturelle Vielfalt
haben Kultur, also neben Kunst und Kreativwirtschaft auch Alltags- und Populärkultur im Fokus. Andere gesellschaftliche
Felder wie Rechtsordnung, Arbeitsmarkt,
Sozialstaat oder Gesundheitswesen sind
die Grundlagen für die Kultur einer Gesellschaft, stehen jedoch selbst nicht im Fokus
der Betrachtungsweise.
Migrationshintergrund
Viele Kinder von Einwanderern sind in
Deutschland geboren und besitzen von Geburt an einen deutschen Pass. Andere haben nach längerem Aufenthalt die deutsche
Staatsbürgerschaft angenommen. Um Ausländer, eingebürgerte Migranten sowie die
zweite und dritte Generation gemeinsam
zu betrachten, ist heute von „Menschen mit
Migrationshintergrund“ die Rede.
Interkulturelle Öffnung
Interkulturelle Öffnung des Kulturbereichs
ist das Ermöglichen des Zugangs zu Kunst,
Kultur und Kreativität für Menschen unabhängig ihres kulturellen Hintergrunds.
Interkulturelles Mainstreaming
Interkulturelles Mainstreaming ist eine
Strategie, die die Anliegen und Erfahrungen
von Menschen mit und Menschen ohne Migrationshintergrund in die Planung, Durchführung und Auswertung von Programmen,
Projekten und Institutionen selbstverständlich mit einbezieht. Man kann interkulturelles Mainstreaming als besonders wirksame
Form der interkulturellen Öffnung ansehen.
Gemeinsam sind sie der Schlüssel dazu, die
Barrieren zwischen „Mehrheitskultur“ und
„Migrantenkulturen“ abzubauen und im
Sinne eines lernenden Systems zu einer Kultur der kulturellen Vielfalt zu gelangen.
67
2 Strategische Bedeutung
Strukturstärke und Stellung
im internationalen Vergleich
Bewertungsmaßstab sind als Metropolen anerkannte Agglomerationen, typischer Weise also New York, London, Amsterdam oder
Berlin. Anerkannte Beispiele für besonders innovative und erfolgreiche Metropolen der kulturellen Vielfalt werden mit vier oder fünf
Punkten bewertet, Agglomerationen, die im Metropolenvergleich
unter dem Schnitt liegen, mit drei Punkten, Agglomerationen, die in
Öffnung und Offenheit noch zurückliegen, mit zwei Punkten bzw.
einem Punkt.
Nordrhein-Westfalen ist unter den Flächenstaaten Deutschlands
unbestrittener Vorreiter was Interkulturalität betrifft, die Städte
des Ruhrgebiets zeichnen sich innerhalb Nordrhein-Westfalens
durch besondere Tradition und besondere Aktivität (Interkulturelle
Handlungskonzepte, Öffnung der „Kulturtempel“) aus. Die Kultur-
hauptstadt hat mit „Stadt der Kulturen“ dem Thema ein eigenes
Programm gegeben, was das Thema noch stärker in den Fokus der
kulturell bedeutenden Aufgaben setzt. Doch fristen Interkultur und
kulturelle Vielfalt nach wie vor ein Schattendasein in den politischen Prioritätssetzungen, überhaupt wenn ihre Programme unter
„Freiwillige Leistungen“ fallen.
Dass das Ruhrgebiet in Deutschland bei den Vorreitern ist, verhindert nicht, dass es den Entwicklungen international nach Expertenmeinung noch nachhinkt. Weniger positiv ist ebenfalls zu bewerten,
dass die Offenheit des Ruhrgebiets in anderen Bereichen kultureller Vielfalt wie etwa Homosexuellenkultur nicht im gleichen Maß
gegeben ist wie in den Metropolen der kulturellen Vielfalt. Durch
langjährige interkulturelle Basisarbeit und große Tradition in der Integration kulturenübergreifender Themenstellungen, Konzepte und
Programmatiken in das kulturelle Angebot liegt das Ruhrgebiet in
seiner Vernetzung im guten Schnitt.
Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich
Dimension 1: Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis:
ø durchschnittlich
Dimension 2: Internationale Bekanntheit und Anerkennung -ø unterdurchschnittlich
Dimension 3: Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern ø durchschnittlich
Gesamtbewertung:
ø durchschnittlich
68
Bedeutung innere
kulturelle Entwicklung
Zusammenfassung
In Teil 2 ist der Bewertungsmaßstab für das Kompetenzfeld die
innere kulturelle Entwicklung des Ruhrgebiets im Kontext der globalen Kulturentwicklung. Hier ist nicht der Vergleich zwischen Metropolen ausschlaggebend, sondern der Vergleich zwischen kulturellen Feldern in ihrer möglichen Innenwirkung. Solche Felder sind
die Darstellenden Künste, Bildende Kunst, kulturelle Bildung oder
Geschichtskultur.
Interkultur / Kulturelle Vielfalt ist eine Querschnittsmaterie, die alle
Kunst- und Kulturbereiche betrifft. Laut den Expertenmeinungen
von Richard Florida bis Comedia sind sie bedeutende Schlüssel zu
einer kulturell kreativen Stadt. Städte, in denen Toleranz und Offenheit herrschen, sind anderen in Bezug auf Attraktivität für Kreative
überlegen. Dies bedeutet, dass sich mehr Vertreter der kreativen
Klasse dort ansiedeln und weniger Vertreter der kreativen Klasse
wegziehen. Offenheit und Toleranz sind zwei der Wege, mit denen
das Ruhrgebiet den Abwanderungs- und Schrumpfungstendenzen
entgegensteuern kann. Das Ruhrgebiet hat auf seiner Suche nach
einer neuen Identität nach dem Montanindustrie- und Malochergebiet noch einen langen Weg vor sich.
Die Bewertung der Kriterien des ersten Teils lässt darauf schließen,
dass das Ruhrgebiet hier bereits nahe dran ist, als Metropole im internationalen Vergleich gelten zu können.
Die Bewertung der Kriterien des zweiten Teils ergibt eine überragende Bedeutung des Felds für die innere kulturelle Entwicklung.
Interkultur / Kulturelle Vielfalt wird deshalb als werdendes Metropolenkompetenzfeld bzw. als Kompetenzfeld mit Metropolenpotenzial in den Plan aufgenommen.
Bedeutung für die kulturelle Entwicklung
Dimension 1: Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole
exzellent
Dimension 2: Beitrag zur kulturellen Integration neuer Zielgruppen
exzellent
Dimension 3: Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial
exzellent
Gesamtbewertung:
exzellent
69
3 Stärken - Schwächen - Gefahren - Chancen
Funktionssystem Interkultur/Kulturelle Vielfalt
weiß = nur Ansätze / rot = -ø / gelb = ø / grün = + ø / violett = exzellent
Die inventFunktionssystemanalyse betrachtet die strukturelle Stärke von kulturellen Kompetenzfeldern im internationalen
Vergleich. Sie orientiert sich am Wertschöpfungskreislauf für kulturelles Schaffen von
der Ausbildung über die kreative Produktion hin zu den einzelnen Nachfragemärkten
und berücksichtigt die Einflüsse, die staatliches Handeln und private Unterstützung
dabei spielen. Die inventFunktionssystemanalyse ist auf jedes kulturelle Feld flexibel anwendbar, muss jedoch stets feldspezifisch angepasst werden. Bei Interkulturalität / Kultureller Vielfalt muss an erster
Stelle stehen, dass hier die Nachfrage in
erster Linie durch die gesellschaftliche Aufgabenstellung eine funktionierende Gesellschaft der kulturellen Vielfalt zu schaffen,
bestimmt wird. Die politische Komponente spielt hier eine bedeutend größere Rolle
als in anderen Feldern. Dennoch darf nicht
70
übersehen werden, dass auch das Kunst-,
Kultur-, und Kreativwirtschaftsschaffen einer Gesellschaft der kulturellen Vielfalt einen Nachfragemarkt benötigt und dabei
im Wettbewerb steht. Die Qualität des Geschaffenen, die Kommunikations- und Marketingstrategien und die Organisationsstrukturen müssen hier genauso stimmen
wie in jedem anderen kulturschaffenden
System. Deshalb ist der Wertschöpfungskreislauf auch hier das geeignete System,
um die Strukturstärke im internationalen
Vergleich darzustellen.
Wie jedes Kultursystem ist auch das System Interkulturalität / Kulturelle Vielfalt im
Ruhrgebiet ein sich ständig veränderndes
System im regen Austausch mit der Welt.
Eine Metropole der Kulturen ist dabei nicht
nur nachvollziehende, rezipierende Partnerin, sondern Impulsgeberin und Beispiel
für andere. Ihre Kulturlandschaft ist offe-
ner und diverser als der Durchschnitt, hat
niedrigere Eintrittsbarrieren und schafft es,
dass das gesamte Bevölkerungsspektrum
Kunst, Kultur und Kreativwirtschaft hervorbringt, die überregionale Bedeutung haben
und nicht nur auf lokalen, sondern auch
auf internationalen Märkten bestehen. In
diesem Sinn wird das System Interkulturalität / Kulturelle Vielfalt in den Vergleich
internationaler Metropolen gestellt und an
anerkannten Beispielen international gemessen. Solch anerkannte Beispiele sind die
nordamerikanischen Metropolen Toronto,
Vancouver und San Francisco, die europäischen Metropolen London und Amsterdam
und der deutsche Vorreiter Berlin.
Mittelstädte mit Beispielwirkung wie Rotterdam und Turin werden ebenfalls als Vergleichsmaßstäbe herangezogen.
Das Ruhrgebiet liegt im internationalen
Metropolenvergleich durchwegs im Durchschnitt, mit wenigen echten Schwächen,
aber auch wenigen vergleichbaren Stärken.
Dies ist nicht negativ: Die meisten deutschen Städte mit Ausnahme von Berlin und
zum Teil Stuttgart liegen international gesehen unter dem Schnitt. Das Ruhrgebiet hat
auf seinem Weg zu einer Metropole der kulturellen Vielfalt bereits große Fortschritte
gemacht, steht jedoch noch nicht auf einer
Ebene mit den Metropolen dieser Welt. Die
Entwicklung wurde trotz einer langen Tradition der Aufnahme von kulturübergreifenden Themen im Vergleich spät begonnen,
weshalb sich andere Gesellschaften bereits
weiter entwickeln konnten. Die soziodemografische Zusammensetzung des Ruhrgebiets und die schwierigen Finanzlagen der
Kommunen bewirken, dass interkulturelle
Handlungskonzepte noch nicht in der Form
durchschlagen konnten, wie es wünschenswert wäre. Dennoch ist das Ruhrgebiet im
innerdeutschen Vergleich bei den am weitesten fortgeschrittenen Gesellschaften.
Zentrale Stärken
Interkulturelle Basisarbeit
Das Ruhrgebiet hat eine lange Tradition in
interkultureller Basisarbeit mit hohem Engagement von Vereinen, soziokulturellen
Zentren und kommunalen Einrichtungen.
Polyzentrik ermöglicht Nähe und Vielfalt
Durch die Vielfalt an Akteuren ist interkulturelle Kulturarbeit nahe an den Communities vor Ort möglich.
Tradition in kulturenübergreifender
Themenstellung und Programmatik in der
Kulturlandschaft
Auch im internationalen Vergleich sind
kulturenübergreifende Themenstellungen,
Konzepte und Programmatiken im Ruhrgebiet selbstverständlicher und mehr in den
Mainstream integriert als anderswo.
Interkulturelle Konzepte und Strategien
auf Landesebene und in vielen Ruhrgebietsstädten
Die Konzepte und Strategien des Landes,
von denen das Ruhrgebiet besonders betroffen ist, sind international auf hohem
Niveau und sauber erarbeitet worden. Essen ist einer der Vorreiter für interkulturelle
Konzepte und hat auch im internationalen
Vergleich lange Tradition und Erfahrung.
Herne, Dortmund oder Hagen haben mit
sauber ausgearbeiteten Konzepten aufgeschlossen, andere Städte sind dabei, sich
anzuschließen.
Kulturelle Vielfalt als integrierendes Thema von RUHR.2010
Die Aufnahme von kultureller Vielfalt als
eigenen Schwerpunkt in die Programmatik von RUHR.2010 bringt die Bewusstmachung der Thematik nach innen und nach
außen, den Aufbau einer kommunenübergreifenden Organisations- und Projektstruktur im Ruhrgebiet und Impulse für
internationale kulturelle Beziehungen. JEKI
ist ein nationales und internationales Modellprojekt.
Professionalisierungsprogramm
interkultur.pro
Das Qualifizierungsprogramm der Staatskanzlei interkultur.pro ist sauber ausgearbeitet. Es brachte und bringt wertvolle
Marktforschungsdaten, Studien zu Zielgruppen und hilft dabei, das Kulturmanagement zu professionalisieren. Es hat einen
funktionierenden Arbeitskreis von interkulturell tätigen Kommunen Nordrhein-Westfalens geschaffen.
Zentrale Schwächen
Interkulturelle Öffnung von Wissenschaft,
Führungsebenen und Kulturverwaltungen
Die Wissenschaftseinrichtungen selbst sind
im Vergleich interkulturell noch wenig geöffnet. Wissenschaftler/-innen mit Migrationshintergrund finden sich nur selten. Im
Vergleich sind sehr wenige Menschen mit
Migrationshintergrund in den Führungsebenen der Kulturinstitutionen inklusive
den Aufsichtsräten und Verwaltungsausschüssen zu finden. In den Fördervereinigungen für Kultureinrichtungen wie auch
in den Kulturverwaltungen sind Menschen
mit Migrationshintergrund unterdurchschnittlich vertreten.
Willkommens- und Anerkennungskultur
Es gibt trotz einiger Ansätze noch sehr wenig interkulturelle Infrastruktur im Ruhrgebiet und kaum Konzepte und Programme
für die Aufnahme und das Willkommenheißen von Zuwander/innen und neuen Ruhrbürger/innen. Die schulischen Karrieren
und Leistungen lassen nicht darauf schließen, dass die beginnende Anerkennungskultur bereits besonders ausgeprägt ist.
Finanzielle Ausstattung der Landesprogramme und der kommunalen Programme
Die Programme auf Landesebene sind
schwach ausgestattet und können keine
wirklich tiefgreifende Wirkung entfalten.
Aufgrund der flächendeckend angespann-
ten Finanzsituation sind die kommunalen
Programme schwach ausgestattet und in
ihrer Durchführung gefährdet.
Starke Disparitäten im Engagement der
Kommunen
Manche Kommunen sind Vorreiter im bundesdeutschen Vergleich, andere Kommunen haben überhaupt keine Konzepte und
Handlungsfelder. Die polyzentrische Struktur hat bei all ihren Vorteilen für die Arbeit
vor Ort den Nachteil von Parallelstrukturen,
Zufälligkeiten und unterschiedlichem Organisationsstand. Mögliche Synergien werden
nicht wahrgenommen.
Engagement von Unternehmen mit Migrationshintergrund im Kulturbereich und
Engagement der Wirtschaft zur Schaffung
einer offenen Gesellschaft der kulturellen
Vielfalt
Die Wirtschaft engagiert sich im Vergleich
sehr wenig, die Netzwerke der Entscheidungsgremien sind wenig durchlässig.
Kommunikationsstrategien und Symbolik
Es gibt keine Kommunikationsstrategie und
keine Symbole für die Metropole der Kulturen. Auch dadurch ist die Identitätsfindung
in dieser Richtung noch am Beginn.
Vertretensein auf dem Markt für Interkulturelle Kompetenz
Aufgrund einer europaweit ähnlichen
Aufgabenstellung hat sich ein Markt für
professionelles Berater- und Projektwesen
herausgebildet, an dem das Ruhrgebiet bislang nur als „Einkäufer“ beteiligt ist. Expert/
innen und Expertisen aus dem Ruhrgebiet
werden überregional auch im Vergleich
kaum nachgefragt.
Nutzung von internationalen Partnerschaften und EU-Förderprogrammen
Viele Städte im Ruhrgebiet haben alleine
nicht die Größe oder Kapazität, um an EUFörderprogrammen und Städteverbünden
teilzunehmen.
71
Zentrale Gefahren
Risiko 1:
Geschlossene Gesellschaft statt
Willkommens- und Anerkennungskultur
Das Ruhrgebiet ist eine Stadtlandschaft mit
schrumpfender Bevölkerung. Diese Gewissheit hat sich bereits so weit durchgesetzt,
dass oft vergessen wird, dass auch und
gerade eine schrumpfende Gemeinschaft
Zuwanderung benötigt. Ohne die Etablierung einer offenen Willkommens- und Anerkennungskultur wird das Ruhrgebiet in
den Bevölkerungswanderungen viel mehr
verlieren als es von seinen Möglichkeiten
her sollte.
Risiko 2:
Schubladendenken statt ganzheitlicher Ansatz
Interkulturalität ist ein Ansatz, der die gesamte Bevölkerung betrifft. In Metropolen
wie Toronto oder London ist dieses Bewusstsein durch lange Traditionen und gezielte
Programme bereits sehr weit in das öffentliche Selbstverständnis vorgedrungen. Im
Ruhrgebiet ist Interkulturalität im Vergleich
nach wie vor als „Migrantenkultur“, „Türkische Kultur“ oder „Multikulti“ schubladisiert und wird nicht als mehrheitsfähig
oder überhaupt relevant angesehen. Die
mangelnde finanzielle Ausstattung der Programme, die Nichtkommunikation in den
Leitmedien und das Nichtvorhandensein
von Kommunikationsstrategien und starker
Symbolik verstärken die Tendenz, „Kultur“
und „Interkultur“ getrennt zu sehen und die
prinzipiell gute interkulturelle Basisarbeit
in ihrer Schublade zu belassen. Die Leitfestivals des Ruhrgebiets haben es bisher trotz
Bemühungen nicht geschafft, diese Schubladisierung zu überwinden.
72
Risiko 3:
Die Kulturlandschaft öffnet
sich zu wenig
Das ist die andere Seite der Medaille von Risiko 2 und zugleich das Hauptrisiko: Obwohl
es im Ruhrgebiet eine vergleichsweise starke
Tradition der Integration von kulturübergreifenden Themenstellungen, Konzepten und
Programmatiken in das allgemeine Kulturleben gibt, finden sich in den Führungsebenen, den Beiräten, den Kulturverwaltungen,
den Fördervereinen wie auch den wissenschaftlichen Einrichtungen vergleichsweise
noch sehr wenige Menschen mit Migrationshintergrund. Die Entscheidungsgremien
im Ruhrgebiet sind sehr homogen zusammengesetzt und lassen kaum Vielfalt zu. Dadurch ist ein Großteil der heranwachsenden
Generation nicht in entscheidende kulturelle Netzwerke eingebunden. Unternehmen
mit Mi-grationshintergrund sehen keinen
Grund, sich zu engagieren. Umgekehrt werden von den einzelnen Zuwanderergruppen
selbst kulturinterne Netzwerke gebildet,
die sehr undurchlässig sind und ein Paralleluniversum bilden. Die integrative Kraft
von Kultur kommt zu wenig zum Tragen, die
spaltende Kraft von Kultur kommt zu stark
zum Tragen.
Risiko 4:
Ersatzloses Verschwinden der
bedeutendsten Initiativen in Richtung kulturelle Vielfalt und Nichtermöglichung nachhaltiger Arbeit
Sehr vieles, was im Bereich Interkultur /
Kulturelle Vielfalt in den letzten Jahren
begonnen wurde, auf Landesebene, auf
kommunaler Ebene und durch die Kulturhauptstadt, ist noch neu und schwach ins-
titutionalisiert. Dadurch kann es, gerade in
Zeiten der Budgetnotstände, relativ einfach
wieder verschwinden. Trotz des allgemeinen Bewusstseins der gesellschaftlichen
Aufgabenstellung wird nachhaltige Arbeit
mit langfristigem Programm nicht möglich.
Risiko 5:
Das Ruhrgebiet bleibt als Kompetenzträger zu Interkultur und
kultureller Vielfalt unter seinen
Möglichkeiten
Es gibt große Tradition und echte Kompetenz, die in der Arbeit in den Kommunen,
den Vereinen, den soziokulturellen Zentren
und allgemein im Kulturmanagement aufgebaut wurde. Dennoch hat das Ruhrgebiet
als Kompetenzträger und kulturschaffende
Region zu wenig Transparenz und Bekanntheit auf überregionalen Märkten und im
internationalen Reputationsdiskurs. Die
Marktchancen für Kunst, Kultur, Kreativwirtschaft und interkulturelle Kompetenz
in einem stetig interkultureller werdenden
Europa werden nicht wahrgenommen.
Zentrale Chancen
Chance 1:
Etablierung einer Willkommens- und
Anerkennungskultur
Chance 4:
Nutzung der polyzentrischen Struktur des Ruhrgebiets
bei gleichzeitiger Nutzung von Synergieeffekten
Das Ruhrgebiet als weltoffene Metropole, in der sich Neuankömmlinge willkommen fühlen, die kulturelle Vielfalt anerkennt und in
der die Möglichkeit zu Lebensqualität, Karriere und Kulturleben
unabhängig der Herkunft besteht. Um auch als strukturschwache
Region attraktiv zu werden, ist die Etablierung einer Willkommenskultur für ein möglichst barrierefreies Eintreten in die Metropole essentiell. Eine Anerkennungskultur, welche die umfassende Verbesserung der Bildungsleistungen von Kindern und Jugendlichen mit
Migrationshintergrund einschließt, ist dazu die große Aufgabe für
die Zukunft der Gesellschaft im Ruhrgebiet.
In einer polyzentrischen Metropole sind zentrale Kultur- und Serviceeinrichtungen im Schnitt näher an der Bevölkerung als in klassischen monozentrischen Gebilden, da es weniger infrastrukturschwache Peripherie und mehr zentrale Anlaufstellen gibt. Für die
interkulturelle Basisarbeit ist dies sehr positiv und muss gestärkt
werden. Gleichzeitig muss es gelingen, einen positiven Erfahrungs-,
Kompetenz- und Arbeitstransfer von Stadt zu Stadt zu organisieren,
Programme zur interkulturellen Öffnung und zum interkulturellen
Mainstreaming unabhängig von Stadtgrenzen durchzuführen und
die unterschiedlichen Entwicklungsstände langfristig einander anzugleichen.
Chance 2:
Interkulturelle Öffnung und interkulturelles
Mainstreaming
Während Quotenregelungen letztlich mehr Nach- als Vorteile bringen, ist ein koordiniertes, ruhrweites Programm, das zum Ziel hat,
die kulturelle Vielfalt des Ruhrgebiets für die Führungsetagen, Entscheidungsgremien, Kulturverwaltungen und kulturwissenschaftlichen Einrichtungen zu gewinnen, ein bedeutender Schritt zur
Schaffung von Strukturwandel in Netzwerken und Schaffung von
neuen Möglichkeiten im Kulturbereich.
Chance 5:
Bekenntnis zur „Metropole der Kulturen RUHR“ nach
innen und nach außen
Metropolräume wie Toronto oder Rotterdam bekennen sich zu ihrem Status als Metropolen der kulturellen Vielfalt. Auch für das
Ruhrgebiet stellt ein solches Bekenntnis eine Möglichkeit dar, die
gesellschaftliche Aufgabenstellung konzeptionell richtig anzugehen und eine solche Positionierung als Chance zu sehen.
Chance 3:
Etablierung einer nachhaltigen Organisationsstruktur
für die gemeinsame Arbeit im Ruhrgebiet und Nutzung der Kulturhauptstadt 2010 für breite Bewusstseinsbildung und Integration der Bevölkerung
Die Initiativen des Landes und von RUHR.2010 für die Schaffung
von kommunenübergreifenden Strukturen für die gemeinsame Arbeit sollen aufgegriffen und in ein institutionell gesichertes Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen RUHR übergeleitet werden. Die Möglichkeiten der Kulturhauptstadtgesellschaft
sollen genutzt werden, um eine breite Beteiligung der Bevölkerung
am Aufbau der Organisation der Metropole der Kulturen zu erreichen.
73
4 Entwicklungsstrategie
Strategische Ziele
Das Ruhrgebiet hat sich gewandelt wie keine zweite Region in Westdeutschland. Die
solide Identität als Kohle- und Stahlregion
ging nach und nach verloren und hat noch
keine echte Nachfolgeidentität gefunden.
Das gemeinsame Wandelerlebnis verbindet
die Menschen, ist jedoch für sich genommen alleine zu schwach, um als neue Identität gelten zu können. Wir gehen mit den
Organisatoren von RUHR.2010 konform,
dass Interkultur und kulturelle Vielfalt einen
Kern der neuen Identität darstellen sollen.
Wie sich Toronto oder Rotterdam heute bereits zentral mit kultureller Vielfalt identifizieren, soll dies auch für das Ruhrgebiet gelingen. Es ist dies ein langwieriger Prozess,
der gerade erst begonnen hat und nicht
ohne Rückschläge und Gegenbewegungen
ablaufen wird.
OBERZIEL:
Das Ruhrgebiet wird zu einer
beispielgebenden Metropole
der Kulturellen Vielfalt
Die Strategien zur
Zielerreichung
Subziel 1:
Die Metropole Ruhr als ein internationales
Beispiel für einen Ort der kulturellen Offenheit mit hoher interkultureller Kompetenz
Kompetenzfeldstrategie
Interkultur und kulturelle Vielfalt werden
als Kompetenzfeld der Metropole Ruhr angesehen. Dies bedeutet eine Sichtweise, die
sämtliche Kontext- und Funktionsfelder des
Felds Interkultur / Kulturelle Vielfalt in ihrer
Entwicklung gleichermaßen im Auge hat
und auf kontinuierliche Verbesserungen im
gesamten System aus ist.
Subziel 2:
Die Metropole Ruhr als ein internationales
Beispiel für einen Ort, an dem die interkulturelle Öffnung der Kultur im objektiven
Vergleich weit fortgeschritten ist und erfolgreiches Kunst-, Kultur- und Kreativschaffen hervorbringt
Subziel 3:
Identifikation der Metropole Ruhr nach innen und nach außen als Metropole der Kulturen
Das Erreichen von Subziel 1 kann anhand
der Einschätzungen der internationalen
Fachcommunity gemessen werden. Der Erreichungsgrad von Subziel 2 kann anhand
konkreter (Prozent-)zahlen gemessen werden. Wie diversifiziert sind die Ensembles
und Orchester in den einzelnen Kultureinrichtungen, wie diversifiziert sind Leitung
und Personal in den Kulturinstitutionen
und –ämtern, wie spiegelt sich die Bevölkerungszusammensetzung im Publikum
der bedeutendsten Kulturveranstaltungen
wieder? Ob Subziel 3 erreicht wurde, kann
anhand von Umfragen gemessen werden.
Ruhrgebietsintern soll „Kulturelle Vielfalt“
bis 2016 unter den vier ersten spontanen
Assoziationen mit dem Begriff „Metropole
RUHR“ sein. Ebenso soll das Ergebnis von
Umfragen in Deutschland und den angrenzenden Ländern ausfallen.
74
Kernstrategien
Metropolenstrategie
Die Metropolenstrategie setzt darauf, in
entscheidenden Aufgabenbereichen des
Felds Interkultur / Kulturelle Vielfalt zu einem Vorbild und Beispiel für andere Städte
zu werden und Impulse für die internationale Entwicklung zu setzen.
Teilstrategien
Identitätsstrategie
Die Identitätsstrategie zielt auf die Identifizierung der Metropole RUHR, ihrer Bevölkerung, ihrer Besucher/-innen, ihrer
Meinungsführer/-innen und ihrer Städte
und Kreise mit kultureller Vielfalt. Kulturelle Vielfalt soll als eine der bedeutendsten
Assoziationen mit der Metropole RUHR von
innen wie außen etabliert werden.
Subsidiaritätsstrategie
Die Subsidiaritätsstrategie erkennt, dass
interkulturelle Basisarbeit am besten direkt
vor Ort geschieht. Sie setzt auf Serviceleistungen vor Ort und auf komplementäre
Arbeit zu Landesinitiativen. Sie bedeutet
auch, dass bei stadtgrenzenüberschreitenden Aufgaben die Städte Kompetenzen abgeben, um gemeinsam mehr zu erreichen.
5 Schlüsselprojekte
Schlüsselprojekt 1:
25 Leitprojekte pro Jahr
interkulturelle Öffnung und
interkulturelles Mainstreaming
Schlüsselprojekt 4:
Identitätsstiftende
Medien- und PR-Arbeit
Schlüsselprojekt 2:
Metropole der Kulturen
RUHR - Zeichen
Schlüsselprojekt 3:
Leitfestival
Schlüsselprojekt 5:
Kompetenzfeldmanagement,
Arbeitskreis, Task Forces
Schlüsselprojekt 6:
Bestandsaufnahme und
Evaluierungen
Schlüsselprojekt 7:
Fonds Metropole der Kulturen
Schlüsselprojekt 8:
Metropolenmarketing
intern-extern
75
Schlüsselprojekt 1:
25 Leitprojekte pro Jahr zu interkultureller
Öffnung und interkulturellem Mainstreaming
Die Aufgabenstellung für die Projekte ist die Gestaltung einer offeneren, interkulturelleren Metropole RUHR nach dem Motto „Wandel durch Kultur“. Dies kann durch beispielhaft betriebene interkulturelle Öffnung und beispielhaft betriebenes interkulturelles
Mainstreaming, durch Projekte zur Internationalisierung, durch
besonders kreative Ideen und Umsetzung geschehen. Die genauen
Kriterien sind vom Kompetenzfeldmanagement in Kooperation mit
dem Arbeitskreis (Schlüsselprojekt 5) festzulegen.
arbeit, sondern der Strukturwandel ist. Es ist wichtig, die Identifikationsbedürfnisse dieser Menschen in die Museen aufzunehmen.
Die Kunstmuseen wiederum sind häufig vor eine ähnliche Aufgabe
gestellt wie Institutionen der Darstellenden Künste: An Programmen zur Öffnung wird gearbeitet, der Erfolg stellt sich nur zögernd
ein. Das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen soll
hiermit an Projekten unterstützend mitwirken.
Kultur-Fördervereine und Kultur-Beiräte
Dabei wird jedenfalls von einem weiten Kulturbegriff ausgegangen,
der vor allem die Populär- und Massenkultur mitberücksichtigt. Die
Leitprojekte werden über das Ruhrgebiet verteilt durchgeführt. Um
mit einem klar definierten, durchführbaren Programm zu beginnen,
sollen für die 25 Leitprojekte in sieben alphabetisch aufgezählten
„Einsatzfeldern“ zum Tragen kommen.
Büchereien und Volkshochschulen
Büchereien und Volkshochschulen sind nicht nur Orte des Lernens,
sie sind auch Orte des Zusammentreffens. Die weitere interkulturelle Öffnung dieser Orte ist eine Schlüsselherausforderung für alle
Städte des Ruhrgebiets.
Diskotheken und Clubs
Diskotheken und Clubs sind populärkulturelle Orte des Zusammentreffens von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund. Sie
können jedoch auch Orte der strikten kulturellen Trennung sein. Es
ist wichtig, solche Schlüsselorte der Jugendkultur in die interkulturelle Öffnung einzubeziehen.
Geschichtskultur und Kunstmuseen
In der Geschichtskultur des Ruhrgebiets vereint vor allem die große
Industriegeschichte über alle Nationalitäten hinweg: malocht haben die Polen und die „Österreicher“ aus der K&K Monarchie ebenso
wie die Italiener und die Türken. Mittlerweile ist jedoch eine Generation herangewachsen, deren Schlüsselerlebnis nicht die Industrie-
76
Kultur-Fördervereine und Kultur-Beiräte sind wichtige Netzwerke
und Träger der Kultur der Region. Öffnung der Kultur-Fördervereine
bewirkt neue Sichtweisen in Richtung strategischer Ausrichtung
und Programmgestaltung von Kultureinrichtungen und vernetzen
Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund.
Soziokulturelle Zentren
Soziokulturelle Zentren sind bereits als die „Speerspitze der interkulturellen Arbeit im Ruhrgebiet“ bezeichnet worden. Doch haben gerade sie auch mit einem alternden, geringer werdenden Publikum
zu tun. Die Metropole der Kulturen ist an der Neuorientierung und
Besuchergewinnung von soziokulturellen Zentren interessiert, um
das durch die polyzentrische Struktur besonders vielfältige Angebot
zu bewahren.
Theater und Darstellende Künste
Die Musik-, Tanz-, und Sprechtheater sind die Flagschiffe des kulturellen Lebens im Ruhrgebiet. Zumeist an den neuralgischen Stellen
im Stadtbild verortet sind sie der Stolz der Städte, ihre Programme
sind die bedeutendsten Referenzen im Kunstdiskurs, ihre Kosten
sind die größten Posten im Kulturhaushalt. Dass sie mit einer sich
ändernden Bevölkerungszusammensetzung konfrontiert sind, ist
mittlerweile jedem klar. An Programmen zur Öffnung wird fest gearbeitet, der Erfolg stellt sich oft nur zögernd ein. Das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen soll hier unterstützend
mitwirken.
Volksfeste und Großkonzerte
Das Ruhrgebiet ist ein Land der Massenkultur und der Feste: Kirmessen, „Über 30-Parties“, Großkonzerte und Stadtfeste. Ein Programm
der interkulturellen Öffnung dieser Veranstaltungen ist ohne Beispiel und ein genuiner Beitrag der Metropole RUHR zur internationalen Entwicklung. Da es dafür keine Präzedenzfälle gibt, muss das
Programm in der Metropole entwickelt und durchgeführt werden.
Vorgangsweise
›› Im Netzwerk Metropole der Kulturen wird die Teilnahme ausgeschrieben. Der Arbeitskreis Metropole der Kulturen RUHR stellt
eine Auswahlliste von je 30 Veranstaltungen und Institutionen
pro „Einsatzfeld“ durch demokratische Abstimmung aus. Dabei
wird auf die räumliche Verteilung ebenso geachtet wie darauf,
die Schlüsselveranstaltungen- und Institutionen, welche die
Kultur im Ruhrgebiet besonders prägen, einzubeziehen.
›› Eine unabhängige Jury wählt je „Einsatzfeld“ etwa drei bis vier
Veranstaltungen und Institutionen aus. Dabei werden Kriterien
wie Breitenwirkung, Nachhaltigkeit und räumliche Verteilung
über das Ruhrgebiet angewendet.
geht bei erfolgreichem Verlauf in das Eigentum des Institutions-,
Veranstaltungsträgers über. Ein drittes Teilnahmejahr mit halbiertem Preisgeld ist möglich.
Entwicklungsfunktionen des Projekts
›› Konkrete Unterstützung der Interkulturellen Handlungskonzepte
und der Pläne zur interkulturellen Öffnung in den Städten und in
den Kultureinrichtungen
›› Initiierung eines umfassenden Transformationsprozesses der
Kultur in der Metropole Ruhr in Richtung Metropole der Kulturen
›› Aufbau von metropolitaner Kompetenz in interkultureller Öffnung und in interkulturellem Mainstreaming im öffentlichen
Kultursektor und in privaten Initiativen
›› Förderung auch von unkonventionellen Ideen und Konzepten
›› Aufbau der Beispielwirkung für andere Metropolenräume
Projektträger: OKMR
Projektmitverantwortung: Städte und Kreise der Metropole RUHR
›› Das Kompetenzfeldmanagement stellt interkulturelle Task
Forces zusammen, die gemeinsam mit den Leiterinnen und
Leitern der Veranstaltungen und Institutionen ein zumeist einjähriges (bei jährlich nur einmal stattfindenden Ereignissen auch
mehrjähriges) Programm zur interkulturellen Öffnung und zum
interkulturellen Mainstreaming zusammenstellen, wobei auch
Maßnahmen zur Konfliktvermeidung vereinbart werden. Bei Programmstart wird das Zeichen Metropole der Kulturen mitsamt
der Konzept- und Programmförderung verliehen.
›› Während des Programmverlaufs läuft eine beobachtende Evaluierung. Bei erfolgreichem Verlauf des ersten Jahrs ist die Teilnahme für ein weiteres Jahr erwünscht. Das verliehene Zeichen
77
Schlüsselprojekt 2:
Das Metropole der
Kulturen-Zeichen
Der Begriff „Gütesiegel“ ist hier inhaltlich
richtig, konzeptionell muss jedoch den kreativen Anforderungen einer Metropole der
Kulturen im 21. Jahrhundert entsprochen
werden. Die Darstellung in der obigen Grafik ist exemplarisch gemeint: keineswegs
soll das Zeichen so aussehen wie dargestellt. Vielmehr soll die ästhetische und
symbolische Qualität durch eine Ausschreibung unter den Kreativen des Ruhrgebiets
gewährleistet werden.
Eine gute Möglichkeit besteht darin, im
Zuge des Kulturhauptstadtjahrs aus Mitteln der RUHR.2010 GmbH das entstehende Kompetenzzentrum Lichtkunst in Unna
direkt mit Ausschreibung und Durchführung zu beauftragen: Lichtkunst ist ein einigendes Band der Metropole RUHR und das
Zeichen für die Metropole der Kulturen sollte ein Lichtkunstwerk sein, das ästhetisch
hochwertig gestaltet ist und ein begehrenswertes Symbol darstellt. Als Lichtkunstwerk
ist das Zeichen so zu gestalten, dass es einfach installierbar und für Akte des Vandalismus schwer erreichbar ist.
Das Zeichen wird für Kulturunternehmen,
Kultureinrichtungen, Kulturverwaltungen,
Gruppen und Individuen vergeben, die sich
nach dem Motto „Wandel durch Kultur“ um
die Gestaltung einer offeneren, interkulturelleren Metropole RUHR durch Kultur verdient machen. Dies kann durch beispielhaft
betriebene interkulturelle Öffnung und
beispielhaft betriebenes interkulturelles
Mainstreaming, durch Projekte zur Internationalisierung, durch besonders kreative
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Schlüsselprojekt 3:
Leitfestival
Ideen und Umsetzung geschehen. Es soll
mit einem Konzept- und Projektförderungspreisgeld von zwischen 10.000 und 80.000
Euro verbunden sein.
Das Zeichen wird einerseits durch eine Jury
an bereits bestehende Initiativen verliehen,
andererseits an die Teilnehmer an den Leitprojekten im Rahmen von Schlüsselprojekt
1.
Entwicklungsfunktionen des
Projekts
›› Identitätsstiftung für die Metropole
RUHR als kreative Metropole der
Kulturen
›› Förderung des Lichtkunstschwerpunkts
in der Metropole RUHR
Projektträger und
Startentwicklungsmanagement :
Organisation im Rahmen des Kulturhauptstadtprogramms durch die RUHR.2010
GmbH. Übernahme und Organisation ab
2011 durch das Kompetenzfeldmanagement
Metropole der Kulturen in der OKMR, Umsetzung durch Ausschreibung oder Vergabe, Verleihung durch Jury oder durch Teilnahme an
Leitprojekten im Sinne von Schlüsselprojekt 1.
Eine Metropole der Kulturen wird auch
durch ein attraktives, die spezifische kulturelle Vielfalt repräsentierendes Leitfestival
definiert. Das interkulturelle Leitfestival der
Metropole RUHR Melez soll nach Meinung
der Verfasser des Masterplans in die Trägerschaft der Kulturmetropole RUHR übergeleitet und über 2010 hinaus weitergeführt
werden, jedoch für die Zeit nach 2010 angepasst und neu konzeptioniert werden.
Dazu soll die Veranstaltung 2010 evaluiert
werden (Schlüsselprojekt 6) und der neu gebildete Arbeitskreis (Schlüsselprojekt 5) in
die Neupositionierung einbezogen werden.
Entwicklungsfunktionen des
Projekts
›› Identitätsstiftung für die Metropole
RUHR als kreative Metropole der Kulturen
›› Umfassendes internes und externes
Marketing für die Metropole RUHR als
kreative Metropole der Kulturen
›› Aufbau von metropolitaner Kompetenz in interkultureller Öffnung und in
interkulturellem Mainstreaming in der
Metropole RUHR
Projektträger:
Startentwicklungsmanagement:
RUHR.2010 GmbH
Übernahme nach 2010: OKMR
Schlüsselprojekt 4:
Identitätsstiftende Medien- und PR-Arbeit
Schlüsselprojekt 5:
Nachhaltige Organisationsstruktur Metropole
der Kulturen RUHR: Kompetenzfeldmanagement, Arbeitskreis, Task Forces
Die Metropole der Kulturen RUHR ist in keiner PR- und Imagekampagne vorgekommen. Sie ist innerhalb und außerhalb des Ruhrgebiets noch kaum ein Thema. Kampagnen und PR-Arbeit sollen alle
Städte und Kreise im Ruhrgebiet vereinen, also weder auf eine Stadt
beschränkt sein noch in ganz Nordrhein-Westfalen laufen. Das
Programm zur interkulturellen Öffnung und zum interkulturellen
Mainstreaming soll in der Metropole Ruhr und darüber hinaus als
Beispiel etabliert werden.
Funktion: Programmentwicklung, Programmdurchführung-, Service-, Unterstützungs-, Lobbying- und Trägerorganisation für die
Bevölkerung des Ruhrgebiets, seine Besucher/innen, die Städte und
als Partner für das Land Nordrhein-Westfalen und seine Programme. Weitere Ausführungen dazu Punkt 6 Regional Governance und
Umsetzungsorganisation (S.89).
Entwicklungsfunktionen des Projekts
›› Identitätsstiftung für die Metropole RUHR als
kreative Metropole der Kulturen
›› Umfassendes internes und externes Marketing für die
Metropole RUHR als kreative Metropole der Kulturen
Projektträger: OKMR
Entwicklungsfunktionen des Projekts
›› Sicherung der Handlungs- und Entwicklungsfähigkeit
›› Sicherung von Akzeptanz und Legitimation
›› Sicherung der umfassenden Einbeziehung der Bevölkerung der
Metropole RUHR
Projektträger:
Projektstartmanagement: RUHR.2010 GmbH, RVR
Übernahme nach 2010: OKMR
79
Schlüsselprojekt 6:
Vorbereitendes Programm:
Bestandsaufnahmen, Evaluierungen, PR-Arbeit und Ausschreibungen
Bis zum Beginn der Aufnahme der Arbeit
durch das Kompetenzfeldmanagement
werden die Jahre 2009 und 2010 dafür genutzt die Grundlagen zu schaffen.
›› Bestandsaufnahme der interkulturellen Arbeit in den Städten und Kreisen:
Die Städte und Kreise im Ruhrgebiet
haben sehr unterschiedliche Entwicklungen hinter sich, was Programme zur
interkulturellen Stadt und zur kulturellen
Vielfalt betrifft. Sie haben unterschiedliche Datenbanken aufgebaut und sich
Verteiler geschaffen, die überkommunal
von Bedeutung sind, jedoch noch nicht
ausgetauscht werden. Jeder Stadtrat
soll beschließen, eine Bestandsaufnahme durchzuführen. Dazu wird ein Befragungsraster zur Verfügung gestellt. Die
Datenbanken sollen unter notarieller
Aufsicht als Grundlage für den Aufbau
des Netzwerks Metropole der Kulturen
RUHR dienen.
›› Evaluierung des Melez-Festivals 2010.
Eine Evaluierung wird auf den Fragen aufgebaut, welche Konzeption hinter dem
Festival steht und welche Ziele es verfolgt.
Eine objektive Instanz soll im Jahr 2010
die Konzeption prüfen und die Zielerreichung auswerten. Durch Publikumsbefragungen und Experteneinschätzungen
wird das Festival auf seine Nachhaltigkeit
überprüft.
Ebenso wird überprüft, ob es Sinn macht,
das Festival auszuweiten und Talentwettbewerbe und Gastspiele das ganze Jahr
über in der gesamten Metropole RUHR zu
veranstalten.
80
›› Evaluierung des Arbeitskreises Melez. Der
Arbeitskreis Melez mit seinen Mitgliedern aus den Kulturämtern, den soziokulturellen Zentren und den Vereinen und
Verbänden ist sicherlich eine der Grundlagen der neuen Governance-Struktur. Es
würde jedoch den Neustart behindern,
wenn er einfach übernommen würde.
In einer Evaluierung sollen die Mitglieder
befragt werden:
- wie sie mit der Arbeit zufrieden sind
- welche Verbesserungsvorschläge sie
haben
- wie sich die Struktur des Arbeitskreises
verändern soll
Aufgrund dieser Evaluierung und unter
Einbeziehung der PR-Aktion während der
Kulturhauptstadt soll der neue Arbeitskreis Metropole der Kulturen RUHR aufgezogen werden.
›› Aufbau des Netzwerks und des Arbeitskreises:
Die Entstehung einer Governance-Struktur für die Metropole der Kulturen soll
während des Kulturhauptstadtjahrs 2010
vorangetrieben werden und mit seinem
Ende gegründet sein. Diese Struktur soll
so weit als möglich Bottom-Up entstehen, die Menschen im Ruhrgebiet sollen
aktiv daran teilhaben.
Kreativer Aufruf, organisiert durch RUHR.
2010, zur Mitgestaltung der Metropole
der Kulturen
Netzauftritt, der mit den bedeutendsten
webbasierten Kommunikations- und Interaktionsplattformen im Ruhrgebiet verbunden wird.
›› Ausschreibung des Kompetenzfeldmanagements: Damit das Kompetenzfeldmanagement 2011 mit der Arbeit beginnen kann, muss es bereits 2010
ausgeschrieben werden.
Entwicklungsfunktionen
des Projekts
›› Förderung der Nachhaltigkeit von
RUHR.2010 – Stadt der Kulturen
›› Schaffung gesicherter Grundlagen für
das Wissensmanagement und die Arbeit
des Kompetenzfeldmanagements
›› Sicherung der umfassenden Einbeziehung der Bevölkerung der Metropole
RUHR
Projektträger:
RVR, RUHR.2010 GmbH. Eine professionelle Agentur soll engagiert werden, um die
webbasierte Entstehung der ruhrweiten
Governancestruktur voranzutreiben und die
Workshops zur Entstehung der Arbeitsgemeinschaft zu moderieren.
Schlüsselprojekt 7:
Einrichtung des Fonds
Metropole der Kulturen RUHR
Schlüsselprojekt 8:
Überregionales Marketing der kulturellen
Produktion aus der Metropole RUHR (Internes
und externes Metropolenmarketing)
Die Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming müssen finanziell gesichert sein. Dafür soll von den Städten und Kreisen der Metropole RUHR und mit Unterstützung des
Landes Nordrhein-Westfalen und aus privaten Mitteln ein Fonds
eingerichtet werden, der nachhaltige Arbeit sichert.
Metropolenmarketing – Marketing des bedeutenden kulturellen
Schaffens im Ruhrgebiet intern und extern durch Auflösung der
rein stadtbezogenen Marketingstrukturen und außenwirksame
Konzentration auf Spitzen und Exzellenzen – ist eines der Schlüsselprogramme des Masterplans Kulturmetropole RUHR. Ein verbessertes Marketing kommt dem gesamten Kulturschaffen im Ruhrgebiet
zugute und dadurch auch dem interkulturell geöffneten Kulturschaffen. Dennoch ist es notwendig, zwei besondere Projekte in das
Metropolenmarketing aufzunehmen.
Entwicklungsfunktionen
des Projekts
›› Ermöglichung der Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming im Sinne von Schlüsselprojekt 1
›› Ermöglichung des Leitfestivals im Sinne von Schlüsselprojekt 4
Projektträger: OKMR
Projektmitverantwortung: Land Nordrhein-Westfalen, Städte und
Kreise, Initiativkreis Ruhr, Sponsoren und Privatpersonen
›› Bessere Verbreitung von interkulturell bedeutenden Produktionen über das gesamte Ruhrgebiet. Durch mehr Koproduktionen
sollen vor allem im Theaterbereich mehr Produktionen wandern
können.
›› Überregionale Leistungsschau der bedeutendsten interkulturell
beeinflussten Produktionen pro Jahr.
Es ist sinnvoll, dass alle Metropolenmarketingaktivitäten unter einem Dach bei der Organisation Kulturmetropole RUHR (OKMR)
stattfinden. Das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen soll als Entscheidungsträger involviert sein.
Entwicklungsfunktionen des Projekts
›› Kurzfristig realisierbarer praktischer Beitrag für eine neue Form
der Entwicklungszusammenarbeit
›› Stärkung der Innenvernetzung und der Identität als Metropole
der Kulturen
›› Gewinnung von neuem Publikum
›› Förderung der Mobilität des Metropolenpublikums
›› Vernetzungsbeitrag zur internen und externen Etablierung der
Metropole der Kulturen
Projektträger: OKMR
Mitverantwortung für die Einbeziehung von interkulturell besonders
bedeutenden Produktionen:
Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen
81
Flankierende Programme
Flankierendes Programm 1:
Willkommenskultur
Flankierendes Programm 2:
Anerkennungskultur
Flankierendes Programm 1:
Etablierung einer
Willkommenskultur
Um als Region wieder attraktiv zu werden,
ist die Etablierung einer Willkommenskultur essentiell. Vor allem zwei Maßnahmen,
die im Schnittbereich von Integration und
Interkulturalität liegen, werden zur Etablierung einer solchen Kultur beitragen:
Interkulturalität ist nicht gleich Integration. Der Fokus liegt auf Kunst, Kultur und
Kreativwirtschaft. Für Interkulturalität ist Integration in gesellschaftlichen Bereichen wie Arbeitsmarkt, Gesundheit, Soziales und Bildungswesen notwendige Voraussetzung. Jedoch kann ein Masterplan Kultur auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen nicht den Einfluss ausüben, den seine Initiatoren gerne hätten.
Das Programm Metropole der Kulturen RUHR verlangt nach dem Zusammenspiel einer großen Anzahl an für die kulturelle Entwicklung des Ruhrgebiets maßgeblichen
Personen und Institutionen. Obwohl das Herzstück der Kompetenzfeldstrategie
das Kompetenzfeldmanagement ist, hat es bei weitem nicht auf alle Entwicklungen direkten Einfluss – und soll ihn auch nicht haben. Eine Reihe von flankierenden
Programmen ist notwendig, die in der Kompetenz des Landes Nordrhein-Westfalen
und der Städteregionen in der Metropole Ruhr liegen. Diese flankierenden Programme sind im Schnittbereich von Interkulturalität und Integration, also in den
gesellschaftlichen Bereichen Bildungswesen und Gestaltung des Zusammenlebens
angesiedelt.
82
›› Ein ruhrgebietsübergreifendes Programm
zur Schaffung von Infrastruktur und Zeichen einer offenen, aufnahmewilligen
wie auch veränderungsbereiten Gesellschaft: „Eintrittspakete“ für das Willkommenheißen in der Metropole RUHR, Orientierungshilfen und kreative Lösungen
für ein barrierefreies Eintreten in die Metropole.
Bewusste Unterstützung der Bildung von
kulturellen und kreativwirtschaftlichen
Gemeinschaften. Dies bedeutet auch
die bewusste Gestaltung von Ballungsräumen für einzelne kulturelle Gruppen,
da dies letztlich notwendig ist, um Orientierung zu bieten und die Aufnahme
erleichtert: Dabei soll jedoch die klassische, ethnisch-orientierte Entwicklung
interkultureller gestaltet und durch eine
Interessens- und Lebenskulturorientierte Stadtteilentwicklung ergänzt werden,
wofür es durch die Sinus-Milieu-Analysen Anhaltspunkte gibt. Die Etablierung
einer Willkommenskultur verlangt, dass
die Planung sich traut, bunter zu werden.
Metropolen leben von internationalen
Bohemian Bourgeois-Vierteln, rosa-lila
Gemeinschaften und Vierteln, in denen
Künstler/-innen und Kreative auf Zuwanderer treffen.
Flankierendes Programm 2:
Etablierung einer
Anerkennungskultur
Für die Metropole RUHR ist auch der Aufbau von Vierteln notwendig, in denen ältere
Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammenkommen können und die kulturelle
Infrastruktur vorfinden, die ihren Interessen
und Lebenswelten entspricht. Insbesondere
für „Alt-Achtundsechziger“ und ihre Nachfolger in den 70er Jahren sollte das Ruhrgebiet mit seiner unkonventionellen Landschaft, seiner soziokulturellen Tradition
und seiner Offenheit eine attraktive Region
zum Leben darstellen. Doch müssen auch
sie wissen, wo die attraktivsten Orte sind,
welche Infrastruktur sie haben und wie sie
verkehrstechnisch erschlossen werden können. Die Metropole RUHR soll sich verstärkt
um eine Positionierung als attraktiver Sitz
für diese Generation bemühen und entsprechende Marketingmaßnahmen setzen.
Ein solches Programm verlangt nach dem
Zusammenspiel des Landes NordrheinWestfalen, der Städte und Kreise. Das Kompetenzfeldmanagement Metropole der Kulturen kann Ziele formulieren und aktiv das
Zustandekommen einer diesbezüglichen
Willenerklärung forcieren. Die Hauptverantwortung sollte jedoch beim Kompetenzfeldmanagement Metropolenentwicklung
liegen.
Projektträger: OKMR
Mitverantwortung: Land Nordrhein-Westfalen, Städte und Kreise der Metropole RUHR
Auch mit der Etablierung einer Willkommenskultur wird das Ruhrgebiet nur dann
wieder mehr Menschen aufnehmen, wenn
sich die Lage der bereits hier lebenden
Menschen verbessert. Die umfassende Verbesserung der schulischen Leistungen von
Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist die große Aufgabe für die
Zukunft der Gesellschaft in Deutschland,
gerade im Ruhrgebiet.
Das gesamte System Schule muss umgedacht werden, hin zu einem Zentrum, das
sich zugleich um die Bildung, die soziale
Kompetenz und die Integration verdient
macht. Ein zweiter Punkt ist die stärkere
Integration von Menschen mit Migrationshintergrund nicht nur in das allgemeine
Kulturleben, sondern auch in das öffentliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche
Leben. Ihre Leistungen sollen stärker bekannt gemacht und anerkannt werden, wobei die Medienarbeit eine bedeutende Rolle
spielt.
›› Internationalisierung der Universitäten
und Hochschulen. Menschen mit Migrationshintergrund und internationale
Wissenschafter sind in den Universitäten
und Hochschulen des Ruhrgebiets im internationalen Vergleich noch sehr wenig
vertreten.
Auch hier ist die Metropole der Kulturen auf
das Zusammenspiel der Bildungs- und Wissenschaftsträger, der Träger der öffentlichen
Einrichtungen und der privat gemanagten
Vereine und Unternehmen angewiesen.
Wiederum soll das Kompetenzfeldmanagement aktiv das Zustandekommen von diesbezüglichen Willenserklärungen vorantreiben und Ziele formulieren.
Projektträger
Koordination: Kompetenzfeldmanagement
Metropole der Kulturen RUHR
Umsetzung: Land Nordrhein-Westfalen,
Städte und Kreise der Metropole RUHR
›› Anpassung des Schulsystems an die
Realitäten einer interkulturellen Gesellschaft.
›› Weitere Öffnung der kulturellen Bildung
und der Kreativausbildungen an den
Schulen und Hochschulen.
›› Ausbau der interkulturellen Infrastruktur
in Sportvereinen und Einkaufszentren.
Dies sind die bedeutendsten Treff- und
Interaktionsorte der interkulturellen
Bevölkerung, die sich hier wiederfinden
muss.
83
6 Regional Governance & Umsetzungsorganisation
Kompetenzfeldmanagement
Ein Kompetenzfeldmanagement als Programmentwicklungs-, Programmdurchführungs-, Service-, Unterstützungs-, Lobbyingund Trägerorganisation für die Bevölkerung
des Ruhrgebiets, seine Besucher/innen, die
Städte und als Partner für das Land Nordrhein-Westfalen und seine Programme.
Es soll mit folgenden konkreten Aufgabenbereichen und Kompetenzen ausgestattet werden:
›› „Management der Metropole der Kulturen“ und Ansprechpartner der Städte.
›› „Kopf“ der Metropole der Kulturen auf
internationalen Veranstaltungen und in
internationalen Medien, Repräsentanz des
Ruhrgebiets als Metropole der Kulturen.
Institutioneller Aufbau Metropole der Kulturen
Die Metropole der Kulturen ist auf das Zusammenspiel von Land, Städten und Region
angewiesen. Während die Schlüsselprojekte die Programme der Staatskanzlei und
der Kulturämter der Städte unterstützen
und ermöglichen sollen, sind die flankierenden Programme ohne die involvierten
Landesministerien nicht denkbar. In der
Umsetzung der Projekte zu interkultureller
Öffnung und interkulturellem Mainstreaming sind die Kulturämter der Städte die
wichtigsten Partner.
Netzwerkentwicklung
Das Netzwerk Metropole der Kulturen
RUHR soll möglichst breit zusammengesetzt sein. Kulturelle Vielfalt ist ein Thema,
das alle betrifft, wobei die Migrationsorganisationen und die Kulturinstitutionen eine
besonders bedeutende Stellung in Hinblick
auf interkulturelle Öffnung haben.
84
Arbeitskreis
Der Arbeitskreis Metropole der Kulturen
geht aus dem Netzwerk hervor. Das Kompetenzfeldmanagement kooperiert mit dem
Arbeitskreis Metropole der Kulturen RUHR,
der im Laufe von 2010 zusammengestellt
wird (Schlüsselprojekt 5).
Der Arbeitskreis hat die besonderen Aufgaben:
›› Programmweiterentwicklung, interkulturelle Öffnung und interkulturelles
Mainstreaming
›› Programmweiterentwicklung Leitfestival
›› Überkommunales Beratendes Gremium
›› Management der kulturellen Beziehungen und der internationalen Projekte der
Metropole RUHR inklusive Vernetzung der
Städte für EU-Projekte.
›› Veranstaltung von metropolenübergreifenden Festivals und Diskursveranstaltungen
›› Durchführung der Programme zur interkulturellen Öffnung und zum interkulturellen Mainstreaming durch interkulturelle
„Task Forces“, die mit Projektaufträgen
arbeiten.
›› Lobbying und aktive Mitarbeit auf Landesebene für Rahmenbedingungen und
staatliche Förderung
›› Lobbying auf Wirtschaftsebene zur Ermöglichung von Programmen zur interkulturellen Öffnung der verantwortlichen Gremien
für Kultursponsoring und philantropisches
Engagement
›› Identitätsstiftende Kampagnen und
PR-Arbeit für die Metropole der Kulturen
innerhalb des Ruhrgebiets
Verkoppelung mit Initiativen und
Programmen von RUHR.2010
Schnittstellenmanagement mit den
Initiativen des Landes Nordrhein-Westfalen
Der Masterplan Kultur Metropole Ruhr stellt den im RVR vereinbarten Plan zur Nachhaltigkeit der Kulturhauptstadt im Sinne der
Entwicklung zur Kulturmetropole RUHR dar. Deshalb muss die
RUHR.2010 GmbH im eigenen Interesse ihrer Aufgabenerfüllung
bereits 2009 und 2010 an der Umsetzung des Masterplans aktiv
mitwirken und den professionellen Übergang der Organisation zur
Kulturmetropole Ruhr GmbH ermöglichen.
Das Kompetenzfeldmanagement ist zur Koordination seiner Aufgaben mit den zuständigen Ministerien auf Landesebene verpflichtet.
Der von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen eingerichtete Arbeitskreis der Städte mit interkulturellen Handlungskonzepten wird
sich mit dem Arbeitskreis Metropole der Kulturen in der Besetzung
teilweise überschneiden, hat jedoch eine andere Aufgabenstellung:
die beiden Kreise sollen einander ergänzen. Während der Arbeitskreis der Staatskanzlei den Fortschritt der interkulturellen Handlungskonzepte in den Städten im Auge hat, geht es dem Arbeitskreis Metropole der Kulturen um das Ausarbeiten von konkreten
Projekten im Kunst-, Kultur-, und Kreativwirtschaftsbereich.
Die Aufgaben der RUHR.2010 GmbH in den Jahren 2009, 2010 und
2011 im Bereich Interkultur / Kulturelle Vielfalt im Sinne des Masterplans sind:
›› Evaluierung der Melez-Festivals 2009 und 2010
›› Evaluierung des Arbeitskreises Melez
›› Die Schaffung des Zeichens Metropole der Kulturen Ruhr. Die
Rechte am Zeichen Metropole der Kulturen sollen nach Ende des
Kulturhauptstadtjahrs kostenfrei an die Kulturmetropole Ruhr
GmbH übergehen.
›› Mitwirkung im Aufbau des Arbeitskreises Metropole der Kulturen
Ruhr
›› Die Überleitung der Organisation zur Kulturmetropole Ruhr
GmbH
Die Kooperationsgruppe wird damit beauftragt, zur Erfüllung dieser
Aufgaben aktiv mit der RUHR.2010 GmbH zusammenzuarbeiten.
85
Meilensteinplanung
Die Meilensteinplanung teilt die Aufgaben in chronologischer Reihenfolge auf Zeitfenster zwischen einem und neun Monaten auf.
April 2009 bis Dezember 2009
Oktober 2010 bis März 2011
›› Auswahl der Kooperationsgruppe
›› Aufnahme der Zusammenarbeit zwischen Kooperationsgruppe
und RUHR.2010 GmbH
›› Auswahl und Produktionsaufnahme Zeichen Metropole der
Kulturen RUHR
›› Evaluierung von Melez, pottporus, Arbeitskreis Melez
›› Arbeitsaufnahme des Arbeitskreises Metropole der Kulturen, Erstellung einer Auswahlliste an Kandidaten für Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming durch
den Arbeitskreis, Erstellung einer Auswahlliste für die Vergabe
des Zeichens für Verdienste um eine offene Metropole RUHR
›› Arbeitsaufnahme des Kompetenzfeldmanagements, Koordinations- und Kooperationsvereinbarungen mit der Staatskanzlei
Nordrhein-Westfalen und mit interkultur.pro (oder Nachfolgeorganisationen)
›› Übergabe der Interkultur-Agenden von RUHR.2010 – Stadt der
Kulturen an die Organisation Kulturmetropole Ruhr
›› Zusammenstellung einer unabhängigen Jury für die Auswahl
von Projekten und Preisträgern
›› Abschluss der Bestandsaufnahmen in den Städten
›› Festlegung der Kriterien für die Jury zur Auswahl der Projekte.
Diese sollen vom Kompetenzfeldmanagement in Zusammenarbeit mit einer Expertenrunde von unabhängigen Beratern
zusammengestellt werden.
Januar 2010 bis September 2010
›› Beginn der Bestandsaufnahmen in den Städten
›› Festlegung der Evaluierungskriterien für Melez, pottporus,
Arbeitskreis Melez
›› Aufbau von Netzwerk und Arbeitskreis
›› Ausschreibung des Kompetenzfeldmanagements
›› Beginn des Aufbaus der Task Force
›› Ausschreibung des Zeichens Metropole der Kulturen RUHR
März 2011 bis Juni 2011
›› Auswahl der Projekte durch Jury
›› Beginn der Arbeitsaufnahme der Task Forces zur Projektdurchführung: Kontaktaufnahme, Programmerstellung in Kooperation
mit dem Kompetenzfeldmanagement
›› Kooperation mit der Organisation Metropole der Kulturen RUHR
zur Aufnahme von interkulturell bedeutenden Produktionen aus
allen Sparten in das Metropolenmarketing
Juni 2011 bis Dezember 2011
›› 10 Verleihungen des Zeichens Metropole der Kulturen RUHR für
die Verdienste um eine offene Metropole RUHR
›› 25 Verleihungen des Zeichens Metropole der Kulturen RUHR für
die Teilnahme am Programm zu interkultureller Öffnung und
interkulturellem Mainstreaming
›› Programmbegleitende PR- und Medienarbeit
›› Durchführung des Leitfestivals neu
›› Erste Auslandsauftritte
86
Januar 2012 bis Dezember 2016
›› 125 Projekte zu interkultureller Öffnung und interkulturellem Mainstreaming in der Metropole Ruhr
›› Verleihung von an die 200 Zeichen Metropole der Kulturen
RUHR
›› Kontinuierliche Verbesserungen der Anerkennungs- und
Willkommenskultur
›› Metropolenmarketing
›› PR- und Medienarbeit
›› Weitere Durchführung des Leitfestivals neu
›› Begleitende Evaluierung des Programms
Kosten und Finanzierungsbedarf
Metropolenkompetenzfeld
Interkultur/Kulturelle Viefalt
(pro Jahr)
Personalkosten:
Sachkosten:
Flexible Mittel:
265.000 EUR
50.000 EUR
300.000 EUR
Fonds:
2.000.000 EUR
Gesamt:
2.615.000 EUR
87
88
Metropolenkompetenzfeld 4
Kreativwirtschaft
Metropole für Kreative
89
Metropolenkompetenzfeld
Kreativwirtschaft
Nutzen für die Städte
›› Schafft neue Verwirklichungs- und Einkommensmöglichkeiten für Kreative
›› Differenziert die soziale und wirtschaftliche Struktur des Ruhrgebiets
weiter aus
›› Kreativquartiere unterstützen die zeitgemäße Sanierung von Stadtvierteln
und stärken die neue multizentrische Urbanität
›› Integriert das Ruhrgebiet in die Entwicklung neuer Kulturtechniken und
Kreativwirtschaftsbereiche
›› Positioniert das Ruhrgebiet als Metropole für Kreative
›› Integriert neue Zielgruppen in Metropolenentwicklung
90
1 Ausgangssituation
Warum Kreativwirtschaft
in der Metropolenstrategie
Kultur- und Kreativwirtschaft können für die Entwicklung einer Metropolregion einige wichtige Funktionen erfüllen. Einerseits sorgen
sie ganz einfach dafür, dass die Kompetenzen der Künstler und Kreativen besser verwertet werden können und diesen auch ihr Einkommen aus der kreativen Tätigkeit gesichert werden kann. Andererseits
halten sie wichtige kulturelle Kompetenzen in der Region, die diese
in der Städte- und Metropolentransformation, der Stadtgestaltung
oder im Designbereich benötigt. Sie führen die Stadtlandschaft auch
an neue Kulturtechniken wie Games oder den Bereich der Lichtkunst
heran.
Konkret verfügt das Ruhrgebiet im Designbereich, im Bereich der
Städte- und Metropolentransformation und Architektur über historisch gewachsene, international bedeutsame kreativwirtschaftliche Kompetenzfelder, welche auch für die eigene Entwicklung
und Gestaltung der Kulturmetropole besonders bedeutsam sind.
Insgesamt betrachtet besitzt also der Kreativwirtschaftsbereich für
die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr eine besonders hohe Bedeutung. Die Kreativwirtschaft stärkt im Ruhrgebiet die geforderte
soziale, kulturelle und wirtschaftliche Differenzierung und Diversifizierung der Städtelandschaft. Sie kann damit auch Wesentliches zur
Behebung bestehender Urbanitätsdefizite und zur Erweiterung kultureller und wirtschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten beitragen.
Die Kreativwirtschaft ist wettbewerblich betrachtet noch kein international hervorragendes Stärkefeld, aber sie ist ein enorm wichtiges
kulturelles Entwicklungsfeld für die Metropole Ruhr.
Kreativwirtschaftstradition
Wie der Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht Nordrhein-Westfalen
zeigt, ist die Kreativwirtschaft in einigen Sparten stark ausgeprägt.
Insbesondere im Industriedesign besitzt das Ruhrgebiet eine lange
Tradition, welche sich heute im DesignZentrum NRW und im Red
Dot Design Award, in einer Reihe von namhaften Design-Büros und
im universitären Ausbildungsangebot manifestiert.
Nach der ersten Transformations- und Entwicklungsinitiative zur
Designstadt Zollverein unternehmen die Städte des Ruhrgebiets
und das Land Nordrhein-Westfalen im Zuge und mit Unterstützung
der Kulturhauptstadt gegenwärtig einen großen zweiten Anlauf für
eine bessere Etablierung und einen weiteren Ausbau der Strukturen
und Möglichkeiten für die Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet.
Kulturhauptstadtinitiative
Nach erfolgter Neustrukturierung der Stiftung Zollverein und einer
breit angelegten Initiative zur Integration und Vernetzung der kreativen Klasse Essens und des Ruhrgebiets forciert, unterstützt und
koordiniert die Kulturhauptstadt 2010 im Zusammenwirken mit interessierten Ruhrstädten und Einrichtungen der Wirtschaftsförderung eine breit angelegte Initiative für die Akteure, Initiativen und
Betriebe der Kreativwirtschaft. Mit neuen Initiativen auf Zollverein,
im und um das Dortmunder U, im Viktoria Viertel von Bochum und
an zahlreichen anderen Orten des Ruhrgebiets wie in Dinslaken
oder Unna sollen neue Kreativquartiere aufgebaut und die Standortvoraussetzungen für die Kreativwirtschaft entscheidend verbessert werden. Die breit angelegte Initiative konzentriert sich dabei
vor allem auf die Sparten Design, Musikwirtschaft, Games, Lichtwirtschaft und Architektur. Es werden aber auch allen anderen interessierten Bereichen der Kultur- und Kreativwirtschaft Unterstützungsleistungen zur Selbstorganisation angeboten.
Nationale und internationale Vernetzung
National und international tritt die Kreativwirtschaft des Ruhrgebiets noch immer vor allem über das Designzentrum NRW und den
Red Dot Design Award und über bestehende erfolgreiche Designbetriebe in Erscheinung.
Neue Dynamik
Insgesamt betrachtet befindet sich das Ruhrgebiet nach der ersten Entwicklungsphase zur Designstadt Zollverein und der WeltDesign-Ausstellung Entry 2006 in seiner zweiten großen Entwicklungsphase, welche die werdende Metropole zu einem national
und international noch besser beachteten und wahrgenommenen
Kreativwirtschaftsstandort machen soll. Dabei kann auf die neuen Initiativen und Engagements der Kulturhauptstadt des Landes
Nordrhein-Westfalen zur Stärkung der Kreativwirtschaft zurückgegriffen werden.
Es darf gesagt werden, dass sich derzeit im Bereich der Kreativwirtschaft der Metropolregion Ruhr viel und sehr dynamisch bewegt.
Die Städte des Ruhrgebiets verstehen ihre Chancen im Kreativwirtschaftsbereich zu nutzen und werden dabei vom Land NordrheinWestfalen und von der Kulturhauptstadt intensiv unterstützt. Dies
wirkt sich vor allem in direkten Investitionszuschüssen und Beteiligungen des Landes und in neuen Förderungs- und Unterstützungsformen wie dem Wettbewerb Create NRW und dem in Vorbereitung
befindlichen Clustermanagement Kreativwirtschaft NRW aus.
91
2 Strategische Bedeutung
Strukurstärke und Stellung
im internationalen Vergleich
Insgesamt betrachtet weist das Wertschöpfungsnetzwerk der Kreativwirtschaft im
Ruhrgebiet in den Sektoren Design und
Musikwirtschaft besondere Stärken und
interessante Entwicklungsperspektiven auf.
Funktional betrachtet sind es insbesondere
der große und differenzierte Metropolenmarkt, die Ausbildungseinrichtungen und
die international wirksame Plattform um
das DesignZentrum NRW sowie einzelne
Spitzenbetriebe, welche die bereits aktuell
wirksamen Stärken des Ruhrgebiets ausmachen.
Verglichen mit anderen Kreativwirtschaftsmetropolen wie Barcelona, London, Wien
oder Berlin muss die Strukturstärke des
Ruhrgebiets aber aufgrund vorhandener Abstimmungsprobleme zwischen den neuen
regionalen Initiativen und der international
agierenden Ebene als unterdurchschnittlich
bezeichnet werden. Dies wird auch dadurch
verursacht, dass die notwendigen strukturstärkenden Kooperationen zwischen den
hochwertigen Ausbildungseinrichtungen
und den neuen Standorten der Kreativwirtschaft auf Zollverein und um das Dortmun-
der U zum Zeitpunkt der Untersuchung
noch nicht wirklich gesichert erschienen
und sich die Neuinitiative rund um die Kulturhauptstadt noch in einer echten Pionierphase befindet. Es ist also nicht eine bereits
vorhandene Strukturstärke, sondern der Bedarf an struktureller Stärkung, welcher die
Kreativwirtschaft zur Notwendigkeit einer
Metropolenstrategie werden lässt. Einzelne Initiativen im Ruhrgebiet wie das Design Zentrum NRW und der Red Dot Design
Award und einzelne Ausbildungseinrichtungen sind zwar in Fachkreisen national
und international bekannt. Verglichen mit
Kreativwirtschaftsstandorten in Deutschland und Europa verzeichnet das Ruhrgebiet aber nur eine unterdurchschnittliche
internationale Bekanntheit und wird bisher
nicht als eigenständiger Kreativwirtschaftsstandort wahrgenommen.
Die aktuelle Gesamtbewertung des Zustands der Kreativwirtschaft registriert interessante und engagierte Neuinitiativen,
deren Wirksamkeit und Erfolg sich allerdings erst bestätigen müssen. Die Bewertung der wirksamen Strukturstärke fällt im
aktuellen internationalen Vergleich deshalb
klar unterdurchschnittlich aus.
Bedeutung innere
kulturelle Entwicklung
Hier zeigt sich die hohe Bedeutung der Kreativwirtschaft für eine zeitgemäße metropolenorientierte kulturelle Entwicklungsstrategie. Kultur- und Kreativwirtschaft
sorgen für die Verwertung künstlerischer
und kultureller Kompetenzen und tragen
ganz wesentlich dazu bei, dass diese auch
breitenwirksam werden können. Ihre bewusste Aufnahme in den Masterplan entspricht der Tatsache, dass die kulturelle
Entwicklung von Metropolregionen nur im
produktiven Zusammenwirken von privaten marktwirtschaftlich agierenden Akteuren und öffentlichen Einrichtungen voran
gebracht werden kann. Unabhängig vom
konkreten Entwicklungsstand des Ruhrgebiets wird hier die prinzipielle Bedeutung
der Kreativwirtschaft für die kulturelle Entwicklung bzw. die kulturelle Produktivität
der Metropolregionen bewertet.
Strukturstärke und Stellung im internationalen Vergleich
Dimension 1: Strukturell abgesicherte Kompetenzbasis:
- ø unterdurchschnittlich
Dimension 2: Internationale Bekanntheit und Anerkennung - ø unterdurchschnittlich
Dimension 3: Internationale Vernetzung mit relevanten Partnern ø durchschnittlich
Gesamtbewertung:
- ø unterdurchschnittlich
Bedeutung innere kulturelle Entwicklung
Dimension 1: Beitrag zur Gestaltung einer kreativen Metropole
exzellent
Dimension 2:Bedeutung des Kompetenzfelds für die kulturelle Integration Zielgruppenmilieus: exzellent
92
Dimension 3: Differenzierendes und identitätsstiftendes Potenzial
ø durchschnittlich
Dimension 4: Breitenwirksamkeit
ø durchschnittlich
Gesamtbewertung:
+ø überdurchschnittlich
3 Stärken - Schwächen - Gefahren - Chancen
Kompetenzfeldanalyse
Die relevanten aktuellen Stärken und
Schwächen des Kompetenzfeldes und seine Entwicklungschancen und -gefahren
werden hier auf der im Einstiegsteil bereits
vorgestellten Basis einer invent-Kompetenzfeldanalyse erstellt. Diese bildet alle
relevanten Funktionsfelder ab, welche ein
betrachteter Kreativwirtschaftsbereich benötigt, um Kreativität, Innovations- und
Entwicklungskraft entfalten zu können.
Die Beurteilung der großen Funktionsfelder
vom Ausbildungsbereich über die kreative
Szene bis zum Kreations- und Produktionsbereich in profitorientierten Unternehmen
und deren Verwertungs- und Vermarktungsstrukturen ergibt sich aus den Stärken und dem Leistungsvermögen der Institutionen, Firmen und der Kreativen, welche
sie tragen. Die Gesamtsystemleistung am
Standort hängt dabei immer auch ganz
wesentlich vom Kooperationsvermögen der
beteiligten Partner in den Funktionsbereichen ab.
Für eine optimale Nutzung vorhandener
Synergiepotenziale müssen die öffentlichen
und privaten Partner gemeinsam die vier
systembildenden Funktionen Innenvernetzung, Außenvernetzung, Systemdiskurs
und Koordination und Governance gut abdecken können. Ist dies der Fall, dann zeichnet sich das System in der Regel durch hohe
Innovationskraft und eine Entwicklungsfähigkeit aus, welche sein Überleben und
seine Kreativität auch in schwierigen Zeiten
sichert.
Eine derartige Analyse konnte nur für den
bedeutsamen Bereich der Kreativwirtschaft,
den Designbereich, durchgeführt werden.
Das Ergebnis stellt sich im internationalen
Vergleich mit anderen bedeutsamen Standorten der Design- und Kreativwirtschaft
wie in der nebenstehenden Grafik dar.
Funktionssystem Produktdesign
weiß = nur Ansätze / rot = -ø / gelb = ø / grün = + ø / violett = exzellent
Grundsituation Kreativwirtschaft
Die Situation im Bereich des Industrial Designs spiegelt aber die Grundsituation in
den anderen bedeutsamen Kreativwirtschaftsbereichen wider. Das Ruhrgebiet
kann im Ausbildungs- und Präsentationsbereich gut mit anderen Standorten mithalten und besitzt auch eine beachtliche
kreative Szene sowie einzelne national und
international erfolgreiche Unternehmen.
Durchgängige Schwächen zeigen sich in
nationalen und internationalen Marketing
und Vertriebsstrukturen, zumal viele Kreative und auch größere Unternehmen primär
am großen Heimmarkt tätig sind. Die Stärkung der Unternehmensbasis, der Ausbau
ihrer Ausrichtung auf internationale Märkte und der Ausbau entsprechender unter-
stützender Strukturen scheinen in den gut
entwickelten Kreativwirtschaftsfeldern die
entscheidenden aktuellen Herausforderungen zu sein. Dabei muss aber im Auge
behalten werden, dass die Stärkenbereiche
des Ruhrgebiets wie Ausbildung, Präsentation und Kommunikation ebenfalls noch
hohen Absicherungsbedarf haben.
93
Eine zusammenfassende Betrachtung der Stärken, Schwächen, Gefahren und Chancen der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet mit primärer Berücksichtigung der bedeutsamen Designwirtschaft stellt
sich folgendermaßen dar:
Zentrale Stärken
Gefahren
›› Differenzierter Nachfragemarkt der Metropole Rhein-Ruhr
›› Ausbildungsangebot an Universitäten, Hochschulen,
Fachhochschulen
›› Erfolgreiche Unternehmen und Kreative
›› DesignZentrum NRW und Red Dot Design Award
›› Messen als internationale Marktplätze in der Metropole
Rhein-Ruhr
›› Engagement des Landes NRW, der Städte und
Wirtschaftsförderstellen
›› Besondere Präsentationsmöglichkeiten
›› Günstige Kreativquartiere
›› Anhalten der Organisations- und Kompetenzunklarheiten bei
zentralen Standorten
›› Zu viele Ziele der Kulturhauptstadtinitiative
›› Unterschätzung der Vertriebs- und Vermarktungsprobleme
›› Flaute nach der Kulturhauptstadt
›› Verständigungsprobleme zwischen Kultur und
Wirtschaftsförderung
Zentrale Schwächen
››
››
››
››
Urbanitäts- und Imagedefizite des Standorts
Noch relativ schwach ausgeprägte Kreativnetzwerke
Entwicklungsprobleme Prestigeprojekt Designstadt Zollverein
Klärungsbedarf in der Verbindung von lokalen, regionalen und
internationalen Strategien
›› Evaluierungskultur
›› Verdeckte und offene Konflikte zwischen relevanten
Entwicklungspartnern
94
Chancen
›› Konzentration auf vorhandene Stärken im Ausbildungs- und
Präsentationsbereich
›› Günstiges Raumangebot für Kreative und Gründer
›› Größe und Vielfalt der Kreativen Klasse Ruhr
›› Entwicklungsinitiative Kulturhauptstadt
›› Differenzierter Metropolennachfragemarkt
›› Ausbau der Verflechtung von Kultur- und Kulturwirtschaftsinitiativen
›› Kombination von regionalen und internationalen Strategien
4 Entwicklungsstrategie
Vision
Strategische Ziele
Metropole für Kreative mit internationalem
Präsentations- und Ausbildungszentrum für
Design.
Ziel 1
Die Kulturmetropole Ruhr ist 2020 ein national und international
bedeutsames Ausbildungs-, Präsentations- und Kommunikationszentrum für Design und andere Bereiche der Kreativwirtschaft. Das
Design Zentrum NRW, der Red Dot Design Award, die Designstadt,
die neue Welt Design Messe, das spektakuläre Angebot des Kreativzentrums rund um das Dortmunder U, zahlreiche begleitende
Workshops und Ausbildungsangebote der Hochschulen und das
internationale Engagement des Clustermanagements der Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet und in NRW sorgten dafür, dass der
Kreativwirtschaftsknoten der Kulturmetropole Ruhr international
sichtbar, vernetzt und attraktiv geworden ist. Ruhr stellt dabei mit
seinen hervorragenden Ausbildungsmöglichkeiten für Design und
Kreativwirtschaft, mit seinen originellen und preisgünstigen Ateliers und Studios und den besonderen Präsentations- und Kommunikationsangeboten die Metropole der besonderen Möglichkeiten
für junge Kreativwirtschaftstalente dar. Diese arbeiten und produzieren in der außergewöhnlichen Kulturmetropole, bekommen hier
tolle Gründungs- und Unterstützungsangebote über bestehende
regionale Cluster und verkaufen ihre Leistungen an Unternehmen
und Vertriebspartner im großen Metropolenraum Rhein Ruhr und
über die internationalen Messeveranstaltungen der Metropolregion. Die Kultur- und Kreativareale des Ruhrgebiets sind in den Jahren
nach der Kulturhauptstadt ganz kräftig gewachsen. Die soziale und
kreative Szene hat sich in diesen metropolitanen Orten entscheidend verdichtet und bietet heute jene Form von Urbanität, Netzwerken und Nähe zu Kunden, Partnern und Märkten, wie sie von
jungen Kreativen gesucht wird. Es ist das Netzwerk der vielfach
verbundenen, aber sehr unterschiedlich ausgerichteten Kreativorte
und der neu entstandenen Kultur- und Kunstzentren, welche das
Leben in der ungewöhnlichen Metropole der Möglichkeiten 2020 so
spannend macht. „Hallo Berlin!“ wird immer selbstbewusster kommuniziert, weil die Metropole Ruhr der sehr repräsentativ gewordenen Bundeshauptstadt den Rang als Metropole der Möglichkeiten
schon seit einigen Jahren abgenommen hat.
Das Ruhrgebiet etabliert sich national und international als Design
Zentrum (Kommunikation, Präsentation, Qualifizierung)
Ziel 2
Das Ruhrgebiet positioniert sich als einer der engagiertesten Qualifizierungs- und Entwicklungsstandorte für Kreative
Ziel 3
Die Bereiche Design, Architektur, Städte- und Metropolentransformation, Musikwirtschaft werden erfolgreich als regionale Cluster
etabliert
Ziel 4
Die Innovationsbereiche Games und Lichtwirtschaft u.a. werden
nach entsprechenden Machbarkeitsstudien erfolgreich etabliert
Ziel 5
Notwendige strategische Koordinationsleistungen für eine vorteilhaft abgestimmte Standortentwicklung werden realisiert
Ziel 6
Relevante Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten auf nationaler und internationaler Ebene werden ausgeschöpft
95
Positionierung
Teilstrategien zur Zielerreichung
Das Ruhrgebiet nutzt mit der Kompetenzfeldstrategie seine spezifischen Stärken in diesem Bereich. Insbesondere im Designbereich
soll die Entwicklung dazu führen, dass das Ruhrgebiet im Bereich
der Kommunikation, Präsentation und Ausbildung seine Position
als internationales Designzentrum absichert und ausbaut und sich
über diesen Weg auch zu einem Kommunikationsknoten im internationalen Designnetzwerk aufschwingt. Selbiges scheint auch im
Bereich Städte- und Metropolentransformation unter Mitberücksichtigung von Architektur möglich. Im Gamesbereich wird ein Bereich mit viel Zukunftspotenzial und hoher kultureller Bedeutung
entwickelt. Im Bereich der Musikwirtschaft baut das Ruhrgebiet
seine Position als besonderer Veranstaltungsort und hochwertiger Ausbildungs- und Entwicklungsort für junge Talente aus. Die
werdende Metropole Ruhr will besondere Möglichkeitsräume und
Unterstützungsservices für die Kreative Klasse anbieten und damit
ihr Profil als Metropole der besonderen Möglichkeiten für Kreative
schärfen.
Im Rahmen der Generalstrategie einer integrierten Kompetenzfeldentwicklung soll die Vision von der Kreativwirtschaftsregion Ruhr
über folgende Teilstrategien umgesetzt werden:
Strategie 1
Sicherung Entwicklungskontinuität symbolträchtiger Entwicklungskerne wie Designstadt Zollverein; Dortmunder U; Viktoriaviertel Bochum
Strategie 2
Klärung der Internationalisierungsstrategie
Strategie 3
Clusterstrategien für aussichtsreichste Kreativwirtschaftssektoren
Strategie 4
Vernetzung und Identität der Kreativen Klasse Ruhr
Strategie 5
Standortentwicklung der Kreativquartiere mit Kreativservices
Strategie 6
Standortkooperation für Standortmarketing und Standortservices
96
5 Schlüsselprojekte
Schlüsselprojekt 1:
Optimierung der zentralen
Kreativareale
Schlüsselprojekt 2:
Internationalisierungsstrategie
Schlüsselprojekt 3:
Netzwerkmanagement
Kreativwirtschaft Ruhr
Schlüsselprojekt 4:
Kreativquartiere Ruhr
Schlüsselprojekt 5:
Clusterstrategien:
Design, Musikwirtschaft, Games
Lichtwirtschaft
Schlüsselprojekt 6:
Arbeitskreis und
Clustermanagement
Kreativwirtschaft Ruhr
97
Schlüsselprojekt 1:
Optimierung der zentralen
Kreativareale
Schlüsselprojekt 2:
Internationalisierungsstrategie
Schlüsselprojekt 3:
Netzwerkmanagement
Kreativwirtschaft Ruhr
(Kreative Klasse Ruhr)
Die in der Zwischenzeit bereits symbolträchtig gewordenen Kreativareale Designstadt Zollverein, Dortmunder U und auch
das geplante Viktoriaviertel in Bochum
stellen die Nagelprobe für einen erfolgreich geführten Entwicklungsprozess zur
Kreativwirtschaft der Metropolregion Ruhr
dar. Ihr Scheitern oder eine nur halbherzige Realisierung könnte den Gesamtprozess
um Jahre zurückwerfen. Deshalb ist gerade
diesen Arealen große Aufmerksamkeit zu
schenken und für sie eine optimale innere
Organisation und beispielgebende Gestaltung zu realisieren.
Die Erhebungsarbeiten ergaben, dass die
einzelnen neuen Areale noch stark mit ihrer inneren Entwicklung beschäftigt sind.
Nationale und internationale Vernetzungen
werden parallel dazu von der Kulturhauptstadt initiiert und vorangebracht. Notwendige unterstützende Vermarktungs- und
Vertriebsstrukturen werden vor Ort erprobt,
scheinen aber für die nationale und internationale Ebene noch kaum vorhanden zu
sein.
Wenn für das enorm komplexe Kompetenzfeld Kreativwirtschaft im Metropolenraum Ruhr eine strategisch koordinierte
Entwicklung realisiert werden soll, dann
ist einerseits für eine breite Integration
relevanter Akteure zu sorgen und sind andererseits handlungsfähige Strukturen für
die Entwicklung und Umsetzung wichtiger
gemeinsamer Projekte und Vorhaben zu realisieren.
Dabei ist ein entsprechender Mix an Funktionen zu realisieren, welcher insbesondere
auch entsprechende Ausbildungsinstitutionen auf Dauer einbezieht und eine auf
Kreative anziehend wirkende Form von
Urbanität realisiert. Insbesondere sind die
Zuständigkeiten für unterschiedliche Aufgabenbereiche der inneren Entwicklung der
Areale, eine fachlich optimale Betreuung
der inhaltlichen Schwerpunkte, eine optimale Integration der Kreativen, der Ausbildungseinrichtungen und der Wirtschaft
und ein produktives Zusammenwirken mit
dem unmittelbaren städtischen Umfeld zu
klären.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› schafft regionale Innovaitonsknoten
›› profiliert Ruhr als Kreativregion
›› inszeniert Kreativwirtschaftsentwicklung
Projektträger: Trägergesellschaften
Startentwicklungsmanamgent:
Trägergesellschaften
98
Die neuen Initiativen rund um die Kulturhauptstadt haben bisher auch wenig mit
den großen bestehenden international
vernetzten Einrichtungen wie dem Design
Zentrum Nordrhein-Westfalen und dem
Red Dot Design Award zu tun. Die für internationale Sichtbarkeit wichtige „Welt Design Ausstellung – Entry“ scheint ersatzlos
entschlafen zu sein. Die aktuelle Situation
zeigt aber bisher, dass keine zwischen den
wichtigsten Partnern des Ruhrgebiets abgesprochene Internationalisierungsstrategie
bestehen dürfte. Genau diese wird hier für
die Metropolregion Ruhr angeregt und über
ein entsprechendes Schlüsselprojekt eingefordert.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› stärkt Metropolenkompetenzfeldqualitäten
›› stärkt internationale Vernetzung
›› verhindert regionales Lock-In
Projektträger: Clustermanagement Kreativwirtschaft
Startentwicklungsmanamgent: Clustermanagement Kreativwirtschaft
Die breite Integration der Akteure lässt sich
über ein großes städteübergreifendes Netzwerkmanagement zur Kreativen Klasse
Ruhr realisieren. Dieses professionelle Netzwerkmanagement erfasst, dokumentiert
und kommuniziert die daran interessierten
Akteure, macht die vorhandenen Kompetenzträger sichtbar, bietet ihnen Kooperations- und Austauschbörsen an und organisiert offene Projekte und soziale Events,
welche das Netzwerk identitätsbildend und
themenbezogen zusammenwachsen lassen.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› sichert Stärke loser Verbindung
›› bietet Vermittlungs- und Servicefunktion
›› stärkt Identität und Anerkennung
Projektträger: Clustermanagement Kreativwirtschaft
Startentwicklungsmanamgent: Clustermanagement Kreativwirtschaft
Schlüsselprojekt 4:
Kreativquartiere Ruhr
Schlüsselprojekt 5:
Clusterstrategien Design,
Games, Musikwirtschaft,
Lichtwirtschaft
Schlüsselprojekt 6:
Arbeitskreis und
Clustermanagement
Kreativwirtschaft Ruhr
Diese angelaufene Entwicklung erscheint
dann als besonders wichtig und sinnvoll,
wenn sie Kreativquartiere schafft, welche
Kreativen attraktive Quartiere und Arbeitsmöglichkeiten bieten und gleichzeitig darauf ausgelegt sind, bestehende Urbanitätsdefizite der Ruhrstädte zu beheben. Die
Warnung sollte jedoch im Raum bleiben,
dass es nicht die entlegensten und unattraktiven Orte sein können, über welche
eine forcierte Entwicklung der Kreativwirtschaft am erfolgversprechendsten und
möglichst rasch vorangebracht werden
kann.
Wirtschaft ist konkret. Kreative und erst
recht Kreativwirtschaftsbetriebe müssen
sich in für ihre Entwicklung, Produktion
und Vermarktung relevante Wertschöpfungsnetzwerke einbinden können und
ökonomisch erfolgreich bleiben. Dabei hilft
ihnen ein Netzwerk der Kreativen Klasse
Ruhr nicht ausreichend. Vielmehr sind für
die im Ruhrgebiet verdichteten Kreativwirtschaftsbereiche eigene Clusterstrategien zu
realisieren, in welche sich die Kreativunternehmen einbringen können und die sie sehr
konkret mit den für ihre Branche entscheidenden Entwicklungs- und Vermarktungsstrukturen verbinden.
Aus dem Netzwerk Kreativwirtschaft Ruhr
heraus soll ein Arbeitskreis Kreativwirtschaft Ruhr konstituiert werden, in welchem
die wichtigsten interessierten Betriebe,
Kreativen und Kulturschaffenden vertreten
sind, die sich dauerhaft und professionell
für die Entwicklung der Kreativwirtschaft
im Ruhrgebiet einsetzen. In diesem Arbeitskreis sind auch die Wirtschaftsförderungseinrichtungen des Metropolenraums
vertreten. Der Arbeitskreis sollte von der im
Rahmen der Kulturhauptstadtinitiative entstehenden Kreativorganisation im Zusammenwirken mit der Wirtschaftsförderung
Metropole Ruhr GmbH koordiniert und
geleitet werden und die für die Kreativwirtschaftsentwicklung entscheidenden Strategien und Projekte definieren und deren Umsetzung organisieren. Dafür sollte für die
gesamte Kreativwirtschaft des Ruhrgebiets
ein entsprechendes Clustermanagement
eingerichtet werden, welches die Kompetenz besitzt, alle Schwerpunktbereiche gut
zu betreuen.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› schafft günstige Produktionsbedingungen
›› Hot Spot und Netzwerktreffpunkt
›› verbessert Urbanität
Projektträger: Lokale Trägergesellschaften
Startentwicklungsmanamgent: Lokale
Trägergesellschaften
Flankierendes
Sonderprojekt:
Lehrstuhl für
Kreativwirtschaft
Mit der zunehmenden Bedeutung der
Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet scheint
auch die Einrichtung eines Lehrstuhls für
Kreativwirtschaft und ein entsprechender Ausbau von Forschung und Lehre zur
Kreativwirtschaft empfehlenswert zu
sein.
In diesem Sinne sollten die Clusterstrukturen für die Stärkebereiche Design, Städteund Metropolentransformation und Musikwirtschaft konsequent ausgebaut werden
und die kulturell bedeutsamen innovativen Hoffnungsinitiativen in den Bereichen
Games und Lichtwirtschaft konsequent
dabei unterstützt werden, sich mit den entscheidenden Partnern innerhalb und außerhalb der Metropolregion zu vernetzen.
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› bietet konkrete Unterstützungsangebote
›› Wertschöpfungskettenbezug
›› schafft Standortspezialisierung
Projektträger: Clustermanagement Kreativwirtschaft
Startentwicklungsmanamgent: Ruhr.2010
GmbH, Wirtschaftsförderung Metropole
Ruhr GmbH
Entwicklungsfunktionen des Projekts:
›› situationsgerechte Unterstützungsleistungen
›› Ressourcensicherung
›› nutzt kollektives Wissen
›› integriert engagierte Akteure
›› sichert Handlungsfähigkeit
Projektträger: Ruhr.2010 GmbH (bis 2011)
Startentwicklungsmanamgent: Ruhr.2010
GmbH, Wirtschaftsförderung Metropole
Ruhr GmbH, Kooperationsgruppe
99
6 Regional Governance & Umsetzungsorganisation
Netzwerk Kreative Klasse Ruhr
Ausgangssituation
Der Kontext der Entwicklung der Kreativwirtschaft erscheint im Ruhrgebiet sehr
dynamisch und schwierig kalkulierbar. Die
Kulturhauptstadt hat als erste Kulturhauptstadt Europas den Bereich Kreativwirtschaft in ihr Programm integriert und eine
intensive und komplexe Entwicklungsinitiative entfacht. Gleichzeitig werden auf Landesebene neue Förderungs- und Unterstützungsstrukturen aufgezogen und riesige
Investitionen für einzelne Kreativareale im
Ruhrgebiet realisiert. Die formal für Kreativwirtschaft zuständigen Wirtschaftsförderungseinrichtungen der Region sind dabei,
sich mit neuen Gründer- und Unterstützungsprogrammen auf die neue Herausforderung einzustellen. Für die Umsetzung
der neuen Entwicklungsstrategie erscheint
es notwendig, nachhaltig wirksame Entwicklungsstrukturen zu etablieren, welche
sowohl wirtschaftliche als auch kulturelle
Akteure in passender und zielführender
Weise integrieren. Die aus der Kulturhaupt-
100
stadt hervorgegangene Trägerorganisation
scheint jedenfalls im Einvernehmen mit
dem Land NRW bis Ende 2011 in der Lage zu
sein, die Funktionen eines entsprechenden
Clustermanagements übernehmen zu können. Eine produktive Zusammenarbeit mit
den bestehenden Einrichtungen der Wirtschaftsförderung wurde vereinbart. Die
Zusammenarbeit mit dem DesignZentrum
NRW und dem Red Dot Design Award sind
noch nicht geklärt. Insgesamt betrachtet
bewegt sich die regionale Entwicklungszusammenarbeit noch auf einem kritischen,
nicht besonders erfolgversprechenden und
vertrauensgesicherten Niveau. Es erscheint
daher jedenfalls sinnvoll, dass sich die Organisation der Kulturmetropole Ruhr aktiv
für eine produktive Umsetzung der Kreativwirtschaftsstrategie engagiert. Im Bedarfsfall sollte sie nach der Kulturhauptstadt
auch das Clustermanagement übernehmen können.
Für das Ruhrgebiet hat die Diversifizierung
seiner sozialen und wirtschaftlichen Strukturen große Bedeutung. Deshalb sind die
Kreativen und Kreativwirtschaftsbetriebe
als Träger dieser Ausdifferenzierung besonders bedeutsam. Ihnen sollte entsprechende Anerkennung und Unterstützung
zugedacht werden. Das im Schlüsselprojekt
3 bereits eingeforderte professionelle Netzwerkmanagement für die Kreative Klasse
Ruhr schafft genau diese breite Integration,
Anerkennung und symbolische Unterstützung. Kreativquartiere und das Clustermanagement konkretisieren die Nutzen der
Entwicklungszusammenarbeit und stärken
damit das regionale Netzwerk und seine
Koordinierbarkeit.
Arbeitskreis Kreativwirtschaft
Subclustermanagement:
Der Arbeitskreis führt die interessierten relevanten Akteure der Kreativwirtschaft aus dem Wirtschaftsbereich und dem Kulturbereich
zusammen und schafft eine handlungsfähige Plattform für notwendig Koordinations- und Verständigungsleistungen zwischen
den unterschiedlichen Akteuren. Dieser Arbeitskreis Kreativwirtschaft Ruhr sollte neben der Lösung der Entwicklungsprobleme in
den einzelnen Clustern seine Tätigkeit zur Sicherung notwendiger
Verbindungs- und Koordinationsleistungen möglichst bald aufnehmen. Der Arbeitskreis sollte von der innerhalb der Kulturhauptstadtinitiative entstehenden Clusterorganisation in einem Zusammenwirken mit der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr GmbH
organisiert werden und auch das Design Zentrum NRW integrieren.
››
››
››
››
››
››
››
››
Cluster- und Kompetenzfeldmanagement
Wie bereits dargestellt sollte die branchenübergreifende Organisation der Kreativwirtschaft durch clusterbezogene Organisationsformen für Design, Städte- und Metropolentransformation und
Architektur, Musikwirtschaft, Games und Lichtwirtschaft ergänzt
werden. Netzwerkmanagement, Arbeitskreisorganisation und
Clustermanagement sollten von einem einzurichtenden Kompetenzfeldmanagement, welches die gesamte Umsetzung der neuen
Kreativwirtschaftsstrategie koordiniert und managt, realisiert werden. Wie dargestellt könnte das Kompetenzfeldmanagement bis
2011 bei der Ruhr.2010 GmbH angesiedelt werden. Für die weitere
Zukunft ist nach evaluierten Erfahrungen der Startphase zu entscheiden, wer die Trägerschaft für das Kompetenzfeldmanagement
übernimmt.
Die möglichen Leistungs- und Aufgabenbereiche des Kompetenzfeldmanagements stellen sich folgendermaßen dar:
Clustermanagement gesamt:
››
››
››
››
››
››
››
››
››
Aufbau und Moderation des Arbeitskreises Kreativwirtschaft
Optimierung der Governancestruktur
Koordination des Clustermanagements NRW
Laufende Entwicklung der Clusterstrategie
Umsetzungsmanagement der Clusterstrategie
Netzwerkmanagement Kreative Klasse Ruhr
Vermittlung Kultur- und Wissenschaftsinitiativen
Nationale und internationale Vernetzung
Sicherung, Evaluierung und Lernfähigkeit
Design, Musikwirtschaft, Games, Lichtwirtschaft
Leitung und Koordination Clusterarbeitskreis
Laufende Strategie- und Projektentwicklung
Umsetzungskoordination
Öffentlichkeitsarbeit
Evaluierung Entwicklungsfortschritt
Entwicklung Kreativquartiere
Designstadt Zollverein, Dortmunder U, Viktoriaviertel Bochum,
Innenhafen Duisburg, Unna-Massen, Dinslaken, u. a.
Fonds Kreativwirtschaft Ruhr:
››
››
››
››
››
››
››
››
Definition Bedarfe
Kreation Schwerpunkte
Koordination Creative NRW
Ausschreibung
Jurykoordination
Förderungsabwicklung
Evaluierung
Öffentlichkeitsarbeit
Vermittlung Services:
››
››
››
››
››
Gründungsberatung
Finanzierung
Förderung
Qualifizierung
u. a.
Verkoppelung und Verbindung mit den bestehenden
Initiativen
Die Verbindung mit den Kulturhauptstadtinitiativen ist im gegebenen Fall gut gesichert. Vielmehr gilt es, die langfristigen Hauptakteure wie die Wirtschaftsförderung Ruhr, die geplante Organisation
Kulturmetropole Ruhr und das DesignZentrum NRW in passender
Form in die relevanten Ausbildungseinrichtungen und Kreativquartiere und interessierte Unternehmen einzubinden.
Schnittstellenmanagement mit den Initiativen und
zuständigen Stellen des Landes Nordrhein-Westfalen
Da auch auf Landesebene ein Clustermanagement für Kreativwirtschaft etabliert werden soll, gilt es, möglichst bald eine entsprechende, sich ergänzende Arbeitsteilung mit den zuständigen Landesstellen auszuhandeln.
101
Meilensteinplanung für den Umsetzungsstart
der Kompetenzfeldstrategie
Für den Masterplan Kulturmetropole Ruhr liegt der Ball für die Umsetzung und Umsetzungsplanung der entwickelten Kompetenzfeldstrategie primär bei der Kulturhauptstadt Ruhr GmbH und bei
der Wirtschaftsförderung der Metropole Ruhr. Eine Kooperationsgruppe der zukünftigen Organisation Kulturmetropole Ruhr kann
sich vorerst nur dafür engagieren, dass eine verbindliche Umsetzungsplanung und -vereinbarung zwischen den Tochterfirmen des
RVR zu Stande kommt, welche die kulturellen Aspekte der Kreativwirtschaftsentwicklung in adäquater Weiser berücksichtigt.
Eine Meilensteinplanung für die Einleitung dieser längerfristig angelegten Umsetzung sieht grob betrachtet folgendermaßen aus:
›› Nominierung einer Kooperationsgruppe durch die Arbeitsgruppe Masterplan, die Kulturhauptstadt Ruhr GmbH und die
Wirtschaftsförderung Ruhr GmbH
›› Planung und Vereinbarung der begleitenden Informations-,
Diskussions- und Evaluierungsarbeiten zur Kulturhauptstadtinitiative
›› Schnittstellenmanagement mit den Kreativwirschaftsinitiativen
des Landes Nordrhein-Westfalen
›› Etablierung des Clustermanagements bei der Ruhr.2010 GmbH
mit Vereinbarung der Erwartungen, Zielsetzungen und Arbeitsteilungen mit der Wirtschaftsförderung Ruhr
›› Etablierung des Arbeitskreises Kreativwirtschaft Ruhr mit Aufgaben- und Zielplanung
›› Begleitende Informations-, Diskussions- und Evaluierungsarbeiten zu den laufenden Kreativwirtschaftsinitiativen
›› 2011: Zwischenevaluierung der realisierten Ergebnisse
›› Diskussion und Entscheidung der zukünftigen Organisationsund Trägerform für die längerfristige Umsetzung der Kreativwirtschaftsstrategie
102
Kosten und Finanzierungsbedarf
Metropolenkompetenzfeld
Kreativwirtschaft
(pro Jahr)
Personalkosten:
Sachkosten:
100.000 EUR
20.000 EUR
Flexible Mittel:
300.000 EUR
Gesamt:
420.000 EUR
103
104
Kompetenzfeld
Bildende Kunst
Einzigartige Möglichkeiten für Schaffung und Präsentation von Kunst
105
1 Ausgangssituation
Der Masterplan Kultur Metropole Ruhr fokussiert. Er konzentriert
sich auf vier umfassende, transdisziplinäre Metropolenkompetenzfelder, mit denen die Kulturmetropole Ruhr in den Jahren von 2010
bis 2020 aufgebaut werden soll. Es gibt jedoch einen Kulturbereich,
der trotz seiner augenscheinlichen Bedeutung von den Metropolenkompetenzfeldern nicht abgedeckt wird: Die Bildende Kunst.
Das Ruhrgebiet ist eine einzigartige Region für das Schaffen und
die Präsentation von Kunst. Durch die räumliche Struktur einer polyzentrischen Städtelandschaft ist die Metropole Ruhr auch eine
Metropole der Zwischenräume. Hier wechseln riesige Leerflächen
mit dicht besiedelten Kernstädten. Künstlerische Interventionen in
den Stadtbildern und in den urbanen Zwischenräumen sind hier
integrative Notwendigkeiten für die Gestaltung einer lebhafteren,
lebenswerteren Region und Städtelandschaft. Woanders mögen
oberflächliche Behübschungen genügen, hier funktionieren sie
nicht. Interventionen durch Kunst verlangen im Ruhrgebiet nach
einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Ort
und seinem Umfeld. In dieser immer wieder mit neuen Ansätzen
zu lösenden Aufgabenstellung wurden Pionierleistungen wie in der
so genannten Haldenkunst (Schurenbachhalde, Halde Haniel oder
Halde Beckstraße) erbracht und Kompetenzen wie in der Lichtkunst
(Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna, Beleuchtung des
Landschaftsparks Duisburg oder Hellweg – Ein Lichtweg) aufgebaut. Im Kulturhauptstadtjahr 2010 wird einerseits der Raum um
Emscher und Rhein-Herne Kanal zum Ort für Kunstinterventionen,
andererseits wird der Lichtkunstschwerpunkt durch die Biennale
für internationale Lichtkunst und Twilights / Ruhrlights verdichtet.
In der Metropole Ruhr sollte dieser Dialog von Kunst und Landschaften, der sich im transdisziplinären Schnittfeld von Kunst, Kreativwirtschaft und Raumgestaltung abspielt, kreativ weitergeführt
werden. Hier kann und soll eine metropolitane Kompetenz aufgebaut werden, mit der die Metropole Ruhr auch zur anerkannten und
exportierenden Kompetenzträgerin in den internationalen Netzwerken wird.
Das Ruhrgebiet präsentiert sich 2009 auch mit einer einzigartigen
Fülle und Differenziertheit an Museen Moderner und Zeitgenössischer Kunst. Karl Ernst Osthaus gründete in Hagen das weltweit
erste Museum Zeitgenössischer Kunst. Städtisches und privates
Engagement haben in Folge eine dichte und dabei ausdifferenzierte Museumslandschaft hervorgebracht. Zu den eher umfas-
106
send angelegten städtischen Sammlungen wie dem aus Osthaus’
Sammlung hervorgegangenen Museum Folkwang in Essen, dem
Museum im Ostwall in Dortmund, dem Kunstmuseum Bochum
oder dem Städtischen Museum Gelsenkirchen kommen bewusst
spezialisierte Häuser wie das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl,
das Gustav-Lübcke-Museum in Hamm, das Josef Albers Museum
in Bottrop oder das Zentrum für internationale Lichtkunst in Unna.
Duisburg beherbert mit dem Stiftung Lehmbruck Museum – Zentrum internationaler Skulptur und der Sammlung Ströher im Museum Küppersmühle gleich zwei solcher international renommierten,
spezialisierten Häuser. Im Ruhrgebiet herrscht ein vielschichtiger,
professioneller Ausstellungsbetrieb, mit dem Gasometer Oberhausen ist auch die spektakulärste Ausstellungshalle Europas in der
Region.
Gleich vier neue Kunstmuseen werden zum Kulturhauptstadtjahr
2010 eröffnet. Das Museum Folkwang in Essen wird mit dem Neubau seine Stellung unter den großen Museen Moderner Kunst der
Welt festigen können. Der Neubau des Museum Folkwang wird finanziert durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
als alleiniger Förderin. Konzipiert von David Chipperfield Architects.
Realisiert von der Neubau Museum Folkwang Essen GmbH. In Hagen wird mit dem Emil Schumacher Museum neben dem Osthaus
Museum ein echtes neues Kunstquartier etabliert. In Duisburg erhält die Sammlung Ströher einen eindrucksvollen Erweiterungsbau
auf dem Dach des Küppersmühle-Speichers. Das Dortmunder U integriert die Sammlung des Museums am Ostwall in ein neues umfassendes Kreativquartier.
Der Metropole Ruhr wird ein Reichtum an Orten für Kunst auf den
Weg gegeben, dem einerseits seine Freiräume zur individuellen Entwicklung und Entfaltung bewahrt werden müssen, der andererseits
jedoch auch nach mehr Koordination und Kooperation verlangt und
der insgesamt größere Bekanntheit und viel mehr Anerkennung
verdient.
Vor allem aufgrund dieser beiden ganz spezifischen Eigenheiten
– Kunst als integrativer Bestandteil der Gestaltung der Stadt- und
Zwischenraumlandschaft dieser einzigartigen Region und die Fülle
und Differenziertheit an Museen Moderner und Zeitgenössischer
Kunst – gelingt es im Ruhrgebiet immer wieder, Kunst zu schaffen,
zu kuratieren und zu präsentieren wie nirgendwo anders. „Reservate der Sehnsucht“ unter dem Dortmunder U und „The Wall“ im
2 Strategische Ziele
Gasometer Oberhausen sind nur zwei von vielen Beispielen aus
der Vergangenheit. Die weitere Entfaltung dieser Ruhr-spezifischen
Ästhetik und ihre überregionale Bekanntmachung ist eine Schlüsselaufgabe in der Metropole Ruhr.
Doch ist das Ruhrgebiet bei all diesen Errungenschaften nicht für
sich alleine bereits eine Metropole der Bildenden Kunst. Zwar hat
das kunstgeschichtliche Institut der Ruhr-Universität Bochum in der
Tradition Max Imdahls einen hervorragenden Ruf aufgebaut, mit
Ausnahme des Fotografie-Schwerpunkts an der Folkwang Hochschule fehlt jedoch die künstlerisch-akademische Ausbildung. Zu
nahe sind die Zentren Köln und Düsseldorf, weshalb der Kunstmarkt
wenig entwickelt ist. Die Dichte an Galerien, Art Consultants und
Auktionshäusern ist im Vergleich eher gering ausgeprägt, die neu
aufgebauten Kunstmessen bedienen einen lokalen Nischenmarkt.
Ausbildung, Galerienszene, Kunstmessen, Auktionshäuser, Medien
wie auch die Künstlerszene selbst sind in den Metropolenräumen
Köln und Düsseldorf derart stark und zugleich geografisch nah, dass
es den Autoren und Gestaltern des Masterplans Kulturmetropole
Ruhr nicht sinnvoll erscheint, hier eine Konkurrenzsituation aufbauen zu wollen.
›› Lichtkunst wird zum metropolitanen Kompetenzfeld der Metropole Ruhr
›› Die Kunstmuseen der Metropole Ruhr entwickeln beispielhafte
Kooperationen und attraktive Themenschwerpunkte
›› Die Metropole Ruhr kann sich als Ort für „Kunst, wie Sie sie noch
nie erlebt haben!“ nachhaltig positionieren
›› Bildende Kunst in der Metropolregion Köln-Düsseldorf-Metropole Ruhr wird als aufgabenteiliges Kompetenzfeld organisiert
Die Projekte dazu werden im Folgenden skizziert.
Während das Ruhrgebiet etwa in den Darstellenden Künsten die
Nummer 1 in Nordrhein-Westfalen ist, ist man von einer solchen
Stellung in Bildender Kunst weit entfernt. Die Metropole Ruhr als
umfassender Kompetenzträger in Bildender Kunst kann sinnvollerweise nur im Zusammenhang der Metropolregion Rhein-Ruhr gesehen werden.
Daher wird im Masterplan Kulturmetropole Ruhr nicht der Aufbau
einer eigenständigen, das gesamte Kunstspektrum umfassenden
Kunstmetropole Ruhr als Ziel gesetzt. Die Metropole Ruhr soll stattdessen ihre mit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 noch pointierter
entwickelten Stärken und Einzigartigkeiten als Ort für „Kunst, wie
Sie sie noch nie erlebt haben!“ weiter ausbilden, um die weltweit an
vorderster Stelle mitwirkende Kunstmetropolenregion Rhein-Ruhr
als gleichberechtigter Partner mitzugestalten.
107
3 Schlüsselprojekte
Schlüsselprojekt 1:
Weiterer Aufbau der Schwerpunkte
Lichtkunst und Kunst im
öffentlichen Raum
Schlüsselprojekt 2:
Ruhr-spezifische Formate der
Kunstpräsentation
Schlüsselprojekt 3:
Integration in eine Kunstmetropole
Rhein-Ruhr
Schlüsselprojekt 4:
Kooperationen
RuhrKunstMuseen
Schlüsselprojekt 6:
Metropolenmarketing
Rhein-Ruhr
108
Schlüsselprojekt 5:
Einlösung der Koordinations- und
Kooperationschancen der
Kunstmuseenlandschaft Ruhr
Schlüsselprojekt 1:
Weiterer Aufbau der Schwerpunkte Lichtkunst und Kunst
im Öffentlichen Raum
Schlüsselprojekt 3:
Integration in eine
Kunstmetropole Rhein-Ruhr
Schlüsselprojekt 4:
Kooperation
RuhrKunstMuseen
Lichtkunst und Kunst im Öffentlichen
Raum sind bereits im Zuge der Metropolenkompetenzfelder Kreativwirtschaft und
Städte- und Metropolentransformation
angesprochen. Durch die Einbindung der
Lichtwirtschaft in Nordrhein-Westfalen
und die Schaffung eines Ausbildungsschwerpunkts ist der Aufbau einer metropolitanen Lichtkunst-Kompetenz der Kern
für den Aufbau eines kreativwirtschaftlichen Lichtkunst-Clusters in der Metropole
Ruhr mit Zentrum in und um Unna.
Die Schaffung einer aufgabenteilig organisierten Kunstmetropolenregion RheinRuhr kann nicht von den Akteuren in der
Metropole Ruhr alleine realisiert werden.
Die Überzeugung der Akteure auf Landesebene und in den beiden Metropolregionen
Düsseldorf und Köln, dass die Metropole
Ruhr mit ihren bewusst gesetzten Schwerpunkten eine ideale Ergänzung zu den
Kunstlandschaften in Köln und Düsseldorf
darstellt, ist jedoch ein erster Schritt zur Realisation eines solchen Kunstmetropolenraums. Eine Aufgabenteilung nach folgenden Leitlinien ist hier denkbar:
Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres
2010 haben sich 20 Kunstmuseen im Ruhrgebiet unter der Dachmarke RuhrKunstMuseen zusammengefunden: Kunstmuseum
Bochum; Situation Kunst, Bochum; Josef
Albers Museum, Bottrop; Museum am
Ostwall, Dortmund; MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg;
Stiftung DKM, Duisburg; Stiftung Wilhelm
Lehmbruck Museum – Zentrum Internationaler Skulptur, Duisburg; Museum Folkwang, Essen; Städtisches Museum Gelsenkirchen; Karl Ernst Osthaus Museum,
Hagen; Gustav-Lübcke-Museum, Hamm;
Emschertal-Museum und Flottmann-Hallen, Herne; Skulpturenmuseum Glaskasten
Marl; Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
in der Alten Post; Ludwiggalerie Schloss
Oberhausen, Kunsthalle Recklinghausen;
Zentrum für Internationale Lichtkunst,
Unna.
Schlüsselprojekt 2:
Ruhr-spezifische Formate der
Kunstpräsentation
Während es klar ist, dass man die spezifischen Formate dieser einzigartigen Kunstregion stetig weiterentwickeln muss und
nicht bei der beständigen Neuauflage des
Konzepts der Schaffung einer postindustriellen Landschaft stehen bleiben darf, ist die
weitere Entfaltung dieser Ruhr-spezifischen
Ästhetik und ihre überregionale Bekanntmachung eine Schlüsselaufgabe in der
Metropole Ruhr. Die Kulturmetropole Ruhr
muss solche Formate bewusst unterstützen.
›› Köln: Schwerpunkte Kunstmarkt, Kunstmesse
›› Düsseldorf: Schwerpunkte Ausbildung,
Szene
›› Metropole Ruhr: Schwerpunkte Kunst im
Öffentlichen Raum, „Kunst, wie Sie sie
noch nie erlebt haben!“
Die Kunstmuseenlandschaft selbst ist in allen drei Metropolräumen derart dicht und
vielschichtig, dass hier eine Spezialisierung
nicht ratsam ist.
Die RuhrKunstMuseen wollen in der Ausstellungsplanung, der Präsentation der
Sammlungen, in Kommunikation und Marketing sowie in der Kunstvermittlung zusammenarbeiten. Im Verbund wollen die
RuhrKunstMuseen mit ihren Sammlungen
zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts
und mit ihrem vielfältigen Ausstellungsprogramm einen entscheidenden, weithin
sichtbaren Beitrag zum kulturellen Leben
der gesamten Metropolregion leisten.
Es ist im Sinne der Entwicklung der Metropole Ruhr, wenn diese Kooperation noch
stärker institutionalisiert wird und zum fixen Forum für die Koordination der Kunstmuseenlandschaft Ruhr und ihrer Aufgaben wird.
109
Schlüsselprojekt 5:
Einlösung der Koordinations- und Kooperationschancen der Kunstmuseenlandschaft Ruhr
Schlüsselprojekt 6:
Metropolenmarketing Rhein-Ruhr
Wie die Theaterlandschaft Ruhr besitzt auch die Kunstmuseenlandschaft mit ihrer Ausrichtung auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts relevante Kooperationspotenziale, deren Einlösung zur Ausweitung künstlerischer Möglichkeiten und zu Einsparungen ohne
Qualitätsverlust genutzt werden können. Das erklärte Ziel der unter
der Dachmarke RuhrKunstMuseen zusammengeschlossenen Häuser ist auch der Aufbau einer dauerhaften gemeinsamen Organisation, die:
Wie zum Metropolenkompetenzfeld Theater / Performing Arts bereits beschrieben: Es ist eine entscheidende Entwicklungsherausforderung des Ruhrgebiets, für seine herausragenden Produktionen
auch immer wieder das gesamte interessierte Metropolenpublikum anzusprechen und relevante Teile daraus zur Nutzung des
Metropolenangebots in Bewegung zu bringen. Das entsprechende
Metropolenmarketing und die Organisation eines metropolenweit
wirksamen Abo- und Ticketingsystems sowie eines entsprechend
komfortabel nutzbaren Mobilitätsangebots kann nicht durch einzelne Häuser, sondern nur kooperativ, hausübergreifend und in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverbund wirklich gut organisiert
werden. Dieses Serviceangebot für Museen und Besucher sollte
mindestens aus drei Teilen bestehen:
›› eine Kontinuität der Zusammenarbeit auf den verschiedenen
Arbeitsfeldern ermöglicht;
›› eine Profilierung der Sammlungsschwerpunkte der einzelnen
Häuser erleichtert, gegebenenfalls durch Austausch von Leihgaben innerhalb des Verbundes;
›› die regionale, nationale und internationale Wahrnehmung der
Häuser, ihrer Sammlungen und Ausstellungen verbessert;
›› das Verständnis für die kulturelle Bedeutung der einzelnen Museen und ihrer Gesamtheit für die Region vertieft;
›› eine Nachhaltigkeit beim Einwerben von Drittmitteln und in der
Zusammenarbeit mit Medienpartnern erlaubt.
Die Analysen und Erhebungsarbeiten zur Entwicklung des Masterplans haben in diesen Bereichen auch tatsächlich relevante Kooperationspotenziale gefunden. Weiterhin muss in diesem Kooperationskreis auch über Konzentrationen und Zusammenschlüsse
in der Museumslandschaft nachgedacht werden, doch benötigen
ihre Einlösungen noch aufwendige politische Abstimmungs- und
Vorbereitungsprozesse. Als langfristige Vision ergibt sich dabei ein
Zusammenschluss einzelner Museen unter einer gemeinsamen
Dachorganisation, die mit dem Rückhalt der Städte eine Abstimmung der strategischen Ausrichtung und eine Einlösung vorhandener Kooperationschancen über einen umsichtig gestalteten Transformationsprozess realisiert.
110
1 Metropolenmarketing und e-Portal
Kulturmetropole Ruhr
2 Abosystem Kulturmetropole Ruhr
3 Mobilitätscard und Kulturbussystem
Kulturmetropole Ruhr
In Bildender Kunst macht ein solches Vorgehen umso mehr Sinn,
wenn es für den gesamten Metropolenraum Rhein-Ruhr realisiert
wird.
Umsetzung
›› Der weitere Aufbau des Lichtkunst- und Lichtwirtschaftsclusters
wird im Zuge der Kreativwirtschaftsentwicklung (Metropolenkompetenzfeld 4) vorangetrieben. Hier muss durch die Projektträger gewährleistet werden, dass die künstlerisch-konzeptionellen Anforderungen im Kern der Entwicklung stehen.
›› Kunst im öffentlichen Raum in der Metropole Ruhr ist im Zusammenhang mit Städte- und Metropolentransformation zu sehen.
Im Rahmen seiner neu bestätigten regionalen Planungskompetenz soll der RVR in enger Abstimmung mit den Städten auch
die Lösungsorganisation der Gestaltungsherausforderungen von
Kunst in den Zwischenräumen der Metropole Ruhr übernehmen.
Für die Programme rund um Emscher und Rhein-Herne Kanal
nach 2010 ist die Kooperation mit der Emschergenossenschaft
zu gewährleisten.
Die Schaffung eines aufgabenteiligen Kunstmetropolenraums
Rhein-Ruhr zu initiieren und mitzukoordinieren ist ebenfalls
Aufgabe des RVR.
›› Die Kooperation der RuhrKunstMuseen ist 2009 bereits in vollem
Gang. Sie hat die Arbeit aufgenommen und ist im Begriff, ihre
Finanzierung zu sichern.
›› Für die Unterstützung der Positionierung der Metropole Ruhr
als Ort für „Kunst, wie Sie sie noch nie erlebt haben!“ sollen
aus dem Innovationsfonds Kulturmetropole Ruhr eigene Mittel
zur Verfügung gestellt werden. Sie sind in der Kostenplanung
mitberücksichtigt.
111
112
Basiskompetenzfeld 1
Geschichtskultur / Historisches Erbe
„Wir benötigen mehr Geschichte in eigener Regie“. (Klaus Tenfelde)
113
1 Ausgangssituation
Das Ruhrgebiet ist in eine neue Ära der Identitätsbildung eingetreten. Die Großindustrie um den Initiativkreis Ruhr entwickelt Wirtschaftskonzepte für Ruhr 2030, die Wissenschaftslandschaft Ruhr
beginnt sich zu organisieren, die Initiative pro Ruhrgebiet ruft zur
Gründung der „Ruhrstadt“ auf. Erstmalig eröffnet ein historisches
Museum, das ganz auf die Geschichte des Ruhrgebiets fokussiert
ist. Die kulturelle Großintervention RUHR.2010 Kulturhauptstadt
Europas hat die Ruhrstädte kulturell wieder näher zusammengerückt und die Entwicklung der Metropole Ruhr zu einem programmatischen Schwerpunkt gemacht. Was mit der IBA begann, scheint
sich mit der Kulturhauptstadt in neuer Form fortzusetzen und in
die Entwicklung eines einzigartigen multizentrischen Metropolenraums zu münden.
In dieser aktuellen Situation der Neudefinition von Ruhr, die aufgrund des langwierigen und tiefgreifenden Strukturwandelprozesses von einem partiellen Identitätsvakuum begleitet wird, gewinnt ein zeitgemäßer, reflexiver Umgang mit Geschichte und dem
historischen Erbe großen Stellenwert. Eine qualifiziert gepflegte
Geschichtskultur ist ein Schlüssel für die Identität der einzelnen
Menschen im Ruhrgebiet wie auch für die kollektive Identität der
Metropolregion und deren fundierte Weiterentwicklung. „Keine Zukunft ohne Herkunft“ lautet dabei die Devise.
Dem Ruhrgebiet wurde die Entwicklung einer kollektiven Identität
bzw. von breit geteilten Identitätselementen lange alles andere als
leicht gemacht. Die „gespaltene Persönlichkeit“ des Ruhrgebiets basiert auf starker Identifizierung der Bevölkerung als „Ruhrgebietler“
oder “Kind des Ruhrgebiets“ bei schwacher gemeinsamer institutioneller Grundlage. So wurde auf politischer und kultureller Ebene ein
Zusammenwachsen der Region über lange Zeit eher behindert als
gefördert. Drei Regierungsbezirke (Münster, Düsseldorf und Arnsberg) und zwei Landschaftsverbände (Rheinland und Westfalen-Lippe) teilen sich verwaltungstechnisch das Ruhrgebiet untereinander
auf, wobei keiner der Regierungsbezirke und Landschaftsverbände
seinen Sitz im Ruhrgebiet hat. Obwohl diese Verbände und Verwaltungseinrichtungen unbestreitbar wichtige Funktionen erfüllen,
behinderte die gegebene Struktur bis heute die Ausprägung einer
starken institutionellen Identitätsbasis für das Ruhrgebiet.
Die beiden Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe
sind die bedeutendsten „Geschichtsschreiber“ des Ruhrgebiets da
sie Träger des Großteils der Geschichts- und Identitätsmuseen im
Ruhrgebiet sind. Alle Städte im Ruhrgebiet sind auch Mitglieder des
einen oder des anderen Landschaftsverbands. Die Verbände haben
sich große Verdienste um die Geschichtskultur im Ruhrgebiet zuzuschreiben. Viele professionell aufgebaute und geführte Museen, die
114
im Ruhrgebiet liegen, werden von den Besuchern und der Bevölkerung unabhängig von der tatsächlichen Trägerschaftskonstellation
auch als Museen des Ruhrgebiets wahrgenommen. Die Situation
ist dennoch nicht ideal für die Entwicklung einer eigenständigen
Identität als Metropole Ruhr. Zum Beispiel hat sie bis in die jüngste
Vergangenheit die Entwicklung eines historisches Museums und
Besucherzentrums, das primär dem Ruhrgebiet selbst gewidmet
war, behindert.
Was auf politischer Ebene mit der Gründung des Siedlungsverbands Ruhr 1919/20 begann und auf kultureller Ebene mit der Internationalen Bauausstellung Emscher Park 1989 bis 1999 initiiert
wurde, hat sich seit der Jahrtausendwende weiter verdichtet. Die
gesamte Region ist gemeinsam Kulturhauptstadt Europas 2010
und der damit verbundene Wandel des Ruhrgebiets zur „Metropole
Ruhr“ findet weite Zustimmung. Die Erkenntnis, dass die 53 Städte im Ruhrgebiet gemeinsam stärker sind als gegeneinander wird
durch diese Entwicklungen gestärkt.
Der gemeinsame Verband der 53 Städte, der seit 2004 den Namen
„Regionalverband Ruhr“ trägt, ist erstmals in der Geschichte mit
echten regionalen Planungskompetenzen im kulturellen Bereich
ausgestattet. Diese Entwicklungen finden eine qualifizierende Entsprechung in der Geschichtskultur des Ruhrgebiets: Mit dem 2008
bis 2010 schrittweise eröffneten Ruhrmuseum auf Zollverein hat
das Ruhrgebiet nun erstmals auch ein Museum seiner selbst, dessen klarer Fokus auf der Geschichte des Ruhrgebiets, und nicht auf
der Geschichte einzelner seiner Städte, Unternehmen, Industrien
oder Kulturen liegt.
Angesichts der aktuellen Entwicklungen, in denen die Identität des
Ruhrgebiets neu konstruiert wird, ist es für den Masterplan Kultur
Metropole Ruhr von entscheidender Bedeutung, die Geschichtskultur und den Umgang mit dem historischen Erbe adäquat in die zukünftige Entwicklung einzubinden.
Die vorliegende Konzeption inkludiert einige Elemente aus dem
Vortrag Das Ruhrgebiet: Raum und Gedächtnis von Klaus Tenfelde
(Veranstaltung SBR/RVR, 23.1.2009, Haus der Geschichte des Ruhrgebiets).
2 Strategische Ziele
Oberziel
Geschichtskultur im Ruhrgebiet wird zur Geschichtskultur der werdenden Metropole Ruhr
Unterziel 1
Dies ist das strategische Oberziel für die Entwicklung. Es ist kein
Selbstzweck, sondern wird aus der Überzeugung abgeleitet, dass
eine Metropole ihre Geschichte auf ihre eigene Art und Weise erzählen und fortschreiben können muss – und mit Metropole Ruhr
ist die Gemeinschaft der 53 Städte im Regionalverband Ruhr und
der Bevölkerung dieser Region gemeint. Im Konzept des Ruhr Museums drück sich ein zu bestätigendes qualitatives Verständnis von
Geschichtskultur aus:
Die gesamte Geschichtskultur der Metropole Ruhr in ihren Funktionen Wissenschaft, Ausbildung, Sammlung, Bewahrung, Präsentation und Marketing soll beispielhaften Charakter für andere Industrieregionen im Wandel haben. Man kann 2009 feststellen, dass
dieser beispielhafte Charakter in vielen Facetten bereits gegeben ist.
Die Zeche und Kokerei Zollverein als UNESCO Weltkulturerbe, eine
einmalige Dichte an Industriemuseen, eine Vorreiterrolle in Oral
History oder die Arbeit des Kulturwirtschaftlichen Instituts Essen
sind Beispiele dafür. Durch die bestehende Zersplitterung und eine
wenig kohärente Geschichtserzählung wird die identitätsbildende
Funktion der Geschichtskultur der Metropole Ruhr jedoch noch
nicht ausreichend wahrgenommen. Ruhr Geschichtskultur soll in
Zukunft ihr Engagement für die Lösung von Gegenwartsfragen der
Metropole und ein entsprechendes Identitätsangebot vermitteln.
„Geschichte, richtig verstanden, ist zwar retrospektiv, aber nicht
rückwärts gewandt, sondern sucht im So-geworden-Sein zu erkennen, wie die Gegenwart beschaffen ist und welche Voraussetzungsqualitäten sie für die Zukunft hat“.
(Konzept Ruhr Museum)
Die Geschichtskultur der Metropole Ruhr als beispielgebende Form eines reflexiven identitätsbildenden Umgangs mit
Geschichte und Vermitler einer zeitgemäßen Ruhr Identität
Unterziel 2
RuhrMuseum, Industriemuseen und Route der Industriekultur als beispielgebende Formen der erlebnis- und erfahrungsstarken Vermittlung von Geschichte
Das RuhrMuseum als neue Institution ist sicherlich auf dem letzten Stand in der erlebnis- und erfahrungsstarken Vermittlung von
Geschichte. Auch die Route der Industriekultur war zum Zeitpunkt
ihres Entstehens ein europaweites Modellprojekt. Es ist Aufgabe
der Geschichtskultur der Metropole Ruhr, beispielgebend zu bleiben und dafür die nötigen institutionellen Vorkehrungen zu treffen.
Unterziel 3
Die symbolträchtigen Orte der Industriekultur der Metropole Ruhr erweisen sich als attraktive Erlebnis-, Erfahrungsund Lernorte für das So-geworden-Sein der Metropole und
als Vermittler eines zeitgemäßen Ruhr Bilds
Die so genannte „Industriekultur“, in der der Gründungsmythos
des Ruhrgebiets mit kreativer Nachnutzung des Bauerbes aus dem
Industriezeitalter verbunden wird, ist eine große Innovation des
Ruhrgebiets. Durch die Internationale Bauausstellung IBA Emscher
Park und ihre Folgeprojekte wurde hier eine echte Kompetenz aufgebaut, die es zu erhalten und auszubauen gilt. Dennoch gilt es
fortzuschreiten und auch aktuelle Verhältnisse und Zukunftsherausforderungen adäquat zu integrieren.
115
3 Schlüsselprojekte
Schlüsselprojekt 1:
Erlebnis- und Eintrittsportale in
die Ruhr Geschichte und Kultur
Schlüsselprojekt 3:
Ruhr Archiv & Oral History
Schlüsselprojekt 2:
Kompetenznetzwerk
Geschichtskultur Metropole Ruhr
Schlüsselprojekt 4:
Ruhr Mainstreaming der
Identitätsmuseen der Region
Schlüsselprojekt 6:
Bildungsscheck Ruhr Geschichte
BildungsSch€ck
116
Schlüsselprojekt 5:
E-Portal Geschichtskultur Ruhr
Schlüsselprojekt 1:
Erlebnis- und Eintrittsportale in
die Ruhr Geschichte und Kultur
Schlüsselprojekt 2:
Kompetenznetzwerk Geschichtskultur
Metropole Ruhr
Mit der Eröffnung des RuhrMuseums am 20. Oktober 2008 (bis zur
Eröffnung der Dauerausstellung im Herbst 2009 präsentiert das
Museum ausschließlich Sonderausstellungen) erhielt das Ruhrgebiet erstmals ein Museum seiner selbst. Das Museum versteht sich
als Gedächtnis und Schaufenster der neuen Metropole Ruhr. In der
ehemaligen Kohlenwäsche der Zeche Zollverein prominent platziert, kann es sich schon aufgrund des spektakulären Domizils als
Regionalmuseum neuen Typs bezeichnen. Würde es dieses Museum nicht bereits geben, man müsste es im Masterplan einfordern.
Die bereits in einigen Bereichen bestehende Kooperation zwischen
bedeutenden Institutionen der Geschichtskultur im Ruhrgebiet soll
zu einem Netzwerk für die wissenschaftliche Forschung institutionalisiert werden. Die angesprochenen Institutionen sind:
Damit das RuhrMuseum tatsächlich für die gesamte Metropole
Ruhr zum Identitätsträger und anerkannten Erlebnis- und Eintrittsportal wird, ist eine Mit-Trägerschaft des Ruhrmuseums durch den
Regionalverband Ruhr – und dadurch durch alle 53 Städte der Metropole Ruhr – sinnvoll. Es ist anzuraten, die Anteile des LVR in den
RVR übergehen zu lassen und auch den Anteil des Landschaftsverbands an den Betriebskosten durch den RVR zu übernehmen. Nur so
kann erreicht werden, dass das Ruhrmuseum tatsächlich auch im
gesamten Ruhrgebiet gleich bedeutend wird und seine identitätsstiftende Aufgabe für die gesamte Metropole RUHR wahrnehmen
kann. Ein Übergang der Trägerschaft von LVR auf den RVR bringt
zusätzlich den Vorteil von Synergien durch Vereinigung der Trägerschaft mit der Route der Industriekultur. Das RuhrMuseum kann
seine Funktion als Eintrittsportal in die Route der Industriekultur
besser wahrnehmen, wenn es mit der Trägerschaft der Route unter
einem Dach ist.
››
››
››
››
››
››
Das Haus der Geschichte des Ruhrgebiets
Das Kulturwissenschaftliche Institut in Essen
Die Route der Industriekultur
Das RuhrMuseum auf Zollverein
Die Identitäts- und Industriemuseen
Das Forum Geschichtskultur in Dortmund
Die produktive Vernetzung dieser Institutionen zu einem Kompetenznetzwerk Geschichtskultur Metropole Ruhr soll die explizite
Aufgabe haben, Geschichtskultur im Ruhrgebiet zur Geschichtskultur der Metropole Ruhr zu entwickeln. Dabei ist auch auf die Schattenseiten in dieser Geschichte entsprechend einzugehen.
Neben dem RuhrMuseum sollen vier weitere große Museen im
Ruhrgebiet zu Erlebnis- und Eintrittsportalen in die Ruhrgeschichte und -kultur umgestaltet werden. Dabei ist unter anderem an das
Rheinische Industriemuseum Oberhausen und die Zeche Zollern in
Dortmund gedacht. Ein genauer Plan soll vom Kompetenznetzwerk (Schlüsselprojekt 2) in Kooperation mit dem RVR ausgearbeitet werden.
117
Schlüsselprojekt 3:
Ruhr Archiv & Oral History
Schlüsselprojekt 4:
Ruhr-Mainstreaming der Identitätsmuseen
der Region
Die Archivlandschaft im Ruhrgebiet ist, wie vieles andere in der
Region auch, von einer charakteristischen Zersplitterung geprägt.
Da die Provinzen der Regierungsbezirke bereits vor der Industrie da
waren, ist sehr vieles, das mit der Geschichte des Ruhrgebiets unmittelbar verbunden ist, in Köln, Münster und Düsseldorf archiviert.
Dazu kommen die einzelnen Stadtarchive und die Archive der großen Unternehmen, die ebenfalls dezentral auf die gesamte Region
verteilt sind. Dennoch sind die Grundlagen für ein eigenes, charakteristisches und aussagekräftiges Geschichtsarchiv der Metropole
Ruhr vorhanden.
Die Identitätsmuseen der Region fungieren mit Ausnahme des
Ruhrmuseums zumeist unter den Namen Rheinische und Westfälische (Industrie-)Museen. Dies ist historisch bedingt und auf den
ersten Blick kein Nachteil: Sowohl die Rheinische als auch die Westfälische Industriemuseumslandschaft haben ihre größten und bedeutendsten Standorte im Ruhrgebiet und nachdem die Zentralen
der Museen mit dem Rheinischen Industriemuseum Oberhausen
und der Zeche Zollern in Dortmund beide im Ruhrgebiet liegen, ist
eine Ruhrgebiets-Zentriertheit sicherlich gegeben.
Das Ruhr Museum beherbergt bereits das mittlerweile größte und
bedeutendste Archiv historischer und zeitgenössischer Fotografien
der Metropole Ruhr und ist damit das Bildgedächtnis der gesamten
Region. Das Bergbau-Archiv beim Deutschen Bergbaumuseum in
Bochum hat ein eigenes Branchenarchiv entstehen lassen, das als
solches Ausnahmecharakter hat. Das Archiv für Soziale Bewegungen im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum beinhaltet
die Akten der IBA Emscher Park und jene des Regionalverbands Ruhr.
Das Ruhrgebiet hat eine Pionierstellung im Bereich der Oral History, die mit dem Namen Lutz Niethammer verbunden ist. Das große
Ruhrgebiets-Forschungsprojekt über „Lebensgeschichte und Sozialkultur im Ruhrgebiet 1930-1960“ (LUSIR) als zusammenfassende,
dreibändige Darstellung der „Oral-History“-Ergebnisse ging auch
darin neue Wege, dass die höchst gegensätzlichen politischen Systeme dieses Zeitraums sehr bewusst umgriffen wurden. Seither
verfügt die Forschung über detailliertes Wissen zu den Lebensbedingungen, Mentalitäten und Verhaltensformen der Menschen im
Ruhrgebiet während der jüngeren Vergangenheit.
Es ist sinnvoll, diese einzelnen Archive zu einem Archiv zusammenzufassen und das entstehende Archiv der RUHR.2010 dem hinzuzufügen. Unter dem Namen Ruhr Archiv erhält die Metropole Ruhr
so eine weitere Identitätsgrundlage und ihre eigene Forschungsgrundlage.
118
Dennoch bleibt die Frage, inwieweit die Museen tatsächlich Träger
der Identität der Metropole Ruhr sind und sein können und ob die
aktuellen Trägerschaften für das Ruhrgebiet die ideale Lösung darstellen. Ihre Grundkonzeptionen sind zumeist aus den 1970er und
1980er Jahren, als die IBA noch in weiter Ferne lag und sich noch
nicht klar abzeichnen konnte, wie der Strukturwandel die Region
tatsächlich näher zusammenbringen würde. 2009 ist die IBA Geschichte, die Ergebnisse des Strukturwandels klar ersichtlich, das
Kulturhauptstadtjahr steht vor der Tür und die Metropole Ruhr ist
das große gemeinsame Entwicklungs- und Identitätsprojekt. Ruhr
als beispielgebende, polyzentrische Metropole der Städtetransformation und der Kulturen kann nur sehr bedingt aus der Identität
eines „Rheinisch-Westfälischen Industriegebiets“, wie sie in den
Museen derzeit repräsentiert wird, ihre Gegenwart erklären und
ihre Zukunft ableiten.
Damit die Museen die Identität der Metropole Ruhr repräsentieren
können, soll das Kompetenznetzwerk Geschichtskultur Metropole
Ruhr einen Plan zum Ruhr-Mainstreaming der in den Museen praktizierten Geschichtskultur erstellen. Der Plan soll in Betracht ziehen,
dass sich die kulturell vielfältige Bevölkerung der Metropole Ruhr in
den Museen wiedererkennen kann, dass also die Geschichte der
„einfachen Menschen“ mit und ohne Migrationshintergrund einen
ebenso hohen Stellenwert einnimmt wie die der Krupps und Haniels dieser Welt. Die Codes und Werte der Metropole Ruhr sollen sich
in den Museen wiederfinden.
BildungsSch€ck
4 Umsetzung
Je stärker sich die neue Ruhr Identität herausbildet und je entschlossener sich der RVR als Moderator und Mitträger der Entwicklung einer neuen zeitgemäßen Ruhr Identität erweist, umso wichtiger und sinnvoller ist es auch, dass sich der Regionalverband direkt
an der Ausgestaltung der Geschichtskultur und der Verwaltung und
Gestaltung der Präsentation des historischen Erbes des Ruhrgebiets
beteiligt. In diesem Sinn wird empfohlen, dass der RVR neben der
Verwaltung und Gestaltung der Route der Industriekultur auch für
die historischen Museen im Ruhrgebiet echte Trägerrollen übernimmt. Eine werdende Metropole mit starkem Identitätsanspruch
sollte sich auch selbst um die Bewahrung und Vermittlung ihres
so originären historischen Erbes engagieren und sich letztlich natürlich auch selbst verwalten können, weil sie damit erst ihre volle
Identitätsbasis sichern kann. Eine detaillierte Liste der angesprochenen Museen ist vom Regionalverband in Zusammenarbeit mit
dem Kompetenznetzwerk auszuarbeiten.
Schlüsselprojekt 5:
e-Portal Geschichtskultur Ruhr
Ruhr Archiv und Identitätsmuseen sollen durch ein gemeinsames
e-Portal zugänglich werden. Dieses e-Portal soll einen unkomplizierten und interessanten Einstieg in die Geschichtskultur und das
historische Erbe der Metropole Ruhr ermöglichen.
Die Umsetzung der Schlüsselprojekte verlangt nach einem starken Engagement des Regionalverbands Ruhr. Als Träger der Route
der Industriekultur ist er bereits stark in die Koordination der Geschichtskultur im Ruhrgebiet involviert. Dem RVR kommen folgende Aufgaben zu:
›› Professioneller Übergang der Anteile an Trägerschaft und Betriebskosten am RuhrMuseum vom LVR zum RVR
›› Aufbau und Betreuung des Kompetenznetzwerks Geschichtskultur und seiner Aufgaben im Aufbau des RuhrArchivs und des
Mainstreaming der Identitätsmuseen
›› Aufbau und Trägerschaft des e-Portals
›› Aufbau und Trägerschaft des Bildungsschecks
›› Etablierung neuer Trägerschaften für die bedeutenden historischen Museen des Ruhrgebiets
Der RVR ist dabei auf die Kooperation der Städte und Kreise der Metropole Ruhr, der Landschaftsverbände und des Landes NRW angewiesen.
Schlüsselprojekt 6:
Bildungsscheck Ruhr Geschichte
Alle jungen und zuziehenden Ruhrbürger/innen sollen über die kulturelle Bildungsarbeit der Metropole aktiv ein kostenloses Angebot
für eine interessante Begegnung mit der Ruhr Geschichte erhalten.
Der Bildungsscheck Ruhr Geschichte ist Teil der Kultur-Scheck Ruhr
und soll einen Besuch im RuhrMuseum ebenso beinhalten wie ausgewählte Ausstellungs- und Vermittlungsprogramme, den Bezug
von Informationsmaterialien und Spezialveranstaltungen für populäre Begegnungsformen mit dem historischen Erbe der Metropole
Ruhr.
119
120
Basiskompetenzfeld 2
Kulturelle Bildung
121
1 Ausgangssituation
Unbestritten stellt kulturelle Bildungsarbeit
eine der wichtigsten Investitionen zur Entwicklung der Selbst- und Sozialkompetenz
der Menschen dar. Sie fördert ihre Beteiligungsfähigkeit am sozialen und kulturellen
Leben einer Stadt und stärkt damit die Teilhabegerechtigkeit und Dynamik im sozialen
und kulturellen Leben der Städte. Kulturelle
Bildung erscheint als genuiner Handlungsbereich öffentlicher Einrichtungen, über
den mündige und kritische Konsumenten
für die marktbeherrschenden Kultur- und
Kreativwirtschaftsbereiche
geschaffen
werden können. Entsprechend bedeutsam
werden Strategien der kulturellen Bildung
im schulischen und außerschulischen Bereich heute gesehen. Zahlreiche Städte haben deshalb auch im Ruhrgebiet mit viel
Engagement kommunale Gesamtkonzepte
kultureller Bildung entwickelt bzw. in Vorbereitung.
Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr plant
zwar eine organisatorische und qualitätssichernde Unterstützung dieser Vorhaben
der Städte, kann und soll ihnen die Arbeit
vor Ort mit den Bürger/innen der Stadt aber
nicht abnehmen. Die Vorschläge, Strategien
und Projekte des Masterplans für entsprechende Aktivitäten der Organisation Kulturmetropole Ruhr sind subsidiär und unterstützend zum Wirken der Städte angelegt.
Sie konzentrieren sich auf Herausforderungen und Problemlagen der Kulturmetropole
Ruhr, welche von den Städten nicht alleine
abgedeckt werden können.
Das Programm Kulturelle Bildung des Masterplans Kulturmetropole Ruhr reagiert auf
folgende Problemlagen und Herausforderungen in der kulturellen Entwicklung der
Kulturmetropole.
122
RUHR Identität
Die Entwicklung von zeitgemäßen RuhrIdentitäten war und ist mit den zahlreichen
Schwierigkeiten in der Entwicklung eines
multizentrischen Metropolenraums und
mit Problemen der Vergangenheit behaftet.
Metropolenräume sind immer von unterschiedlichen Kulturen und Menschen mit
unterschiedlich konstruierten Identitäten
geprägt. Es ist aber eine kulturelle Leistung
und Notwendigkeit für eine werdende Metropole, dass möglichst viele ihrer Einwohner auch gemeinsame Identitätselemente
aufweisen, welche eine positive Bindung
zur Stadt und zum Lebensraum Ruhr ermöglichen und produktive interkulturelle
Beziehungen befördern. Eine Metropole
Ruhr wäre ohne derartige Qualitäten einer kollektiven Identität nicht denkbar und
kaum erhaltbar.
Insbesondere die immer mobiler und ungebundener werdenden jüngeren Bevölkerungsschichten weisen aber nun im
Ruhrgebiet ein standortbezogenes Identitätsvakuum auf und drohen der Metropole
verloren zu gehen. Kulturelle Bildung auf
der städteübergreifenden Metropolenebene sollte daher genau auf diesen Sachverhalt reagieren und attraktive Angebote zur
Entwicklung einer Ruhr-Identität aufbereiten und aktiv anbieten.
Bildungsferne Schichten
Die größte Herausforderung der kulturellen
Entwicklung liegt in der Ausweitung der
Nutzerschichten für das kulturelle Angebot.
De facto werden hier seit Jahrzehnten trotz
anderer Ansprüche keine wesentlichen Fortschritte erzielt. Menschen, die nicht bereits
in jungen Jahren kulturelle Kompetenzen
entwickeln konnten, sind später kaum noch
für das kulturelle Leben einer Stadt gewinnbar. Es steht also nach wie vor die Herausforderung der Entwicklung von Bildungs- und
Freizeitangeboten, von Vermittlungsformen
und neuen Formaten der kulturellen Bildung im Raum, welche gerade Menschen
aus bildungsfernen Schichten ansprechen
können. Die Ruhrstädte sollten gemeinsam
derartig innovative Bildungs- und Vermittlungsangebote für gewinnbar erscheinende, bildungsferne Schichten entwickeln und
in beispielhafter Form realisieren.
Mobilität in der Angebotsnutzung
Die Städtelandschaft Ruhr verfügt über ein
großes und vielfältiges Angebot zu Kultur,
Kunst und kultureller Bildung. Die Bewohner/innen zeigen aber relativ geringe Mobilität bei der Nutzung dieser Angebote.
Die Kulturmetropole lebt ihr Angebot noch
nicht mit metropolitanem Weitblick. Es erscheint daher als wichtiger Entwicklungsschritt in der Entwicklung einer Metropolenkultur, dass die Metropole Ruhr stärker
in Bewegung kommt.
Herausforderungen bei der
Realisierung eines egalitären
integrativen Angebots der
kulturellen Bildung
Integrierte Gesamtkonzepte kultureller Bildung sind in den Städten nicht einfach realisierbar. Ihre Verwirklichung stellt keine
Routineaufgabe der städtischen Verwaltung dar. Besonders schwierig ist es dabei in
egalitärer Form einfach alle Bevölkerungsschichten mit einem adäquaten kulturellen
Bildungsangebot zu erreichen.
Wo und solange Kultur für alle nicht möglich ist, soll zumindest Kulturpolitik für alle
versucht werden.
2 Strategische Ziele
Ziel 1
Ziel 5
Das Ruhrgebiet soll zu einer beispielgebend organisierten Städtelandschaft für kulturelle Bildung werden.
Auch das städteübergreifene Angebot an kultureller Bildung sollte
nachweisbare, standortbezogene Ausweitungen kultureller Kompetenzen realisieren.
Ziel 2
Kulturelle Bildung auf der städteübergreifenden Ebene soll insbesondere bei jüngeren Menschen relevant wirksame Beiträge zur
Entwicklung einer zeitgemäßen Ruhr-Identität anbieten.
Ziel 6
Ziel 3
Ziel 7
Alle jungen und zuziehenden Ruhrbürger/innen sollen zielgruppengerechte Angebote zum Kennenlernen der Ruhr Kultur- und Kunstlandschaft bekommen.
Kulturelle Bildung soll im Ruhrgebiet in egalitärer Weise alle Bevölkerungsschichten erreichen.
Im Ruhrgebiet sollen innovative Angebotsformen und Formate entwickelt werden, welche auch bildungsferne Schichten ansprechen
können.
Ziel 4
Die Ruhrstädte sollten sich bei der Entwicklung von kommunalen Gesamtkonzepten zur kulturellen Bildung in adäquater Weise
durch Entwicklungskooperationen und adäquaten Erfahrungsaustausch unterstützen und so eine hohe Qualität und Nachhaltigkeit
erreichen.
123
3 Schlüsselprojekte
Schlüsselprojekt 1:
Kommunale Gesamtkonzepte für
kulturelle Bildung in Städten
Schlüsselprojekt 2:
Akademie für kulturelle Bildung
Ruhr
Schlüsselprojekt 3:
Ruhr-Kultur-Scheck
Ruhr Star- und Ruhr GuideProgramm
Schlüsselprojekt 4:
Innovationsfonds kulturelle Bildung
für bildungsferne Schichten
KulturSch€ck
Schlüsselprojekt 6:
Flexible Weiterführung des JEKIProgramms
124
Schlüsselprojekt 5:
Zukunftskultur Ruhr
KulturSch€ck
Schlüsselprojekt 1:
Kommunale Gesamtkonzepte
für kulturelle Bildung in den
bedeutsamsten Ruhrstädten
Schlüsselprojekt 2:
Akademie für kulturelle
Bildung Ruhr
Schlüsselprojekt 3:
Ruhr-Guide- und
Ruhr-Star-Programm
Dem Beispiel von Dortmund, Hamburg
oder München folgend, vereinbaren die
Ruhrstädte kommunale Gesamtkonzepte
für kulturelle Bildung zu entwickeln und
zur Umsetzung zu bringen. Eine geplante
Akademie für kulturelle Bildung Ruhr sollte
diesen Entwicklungsprozess über adäquate Unterstützungsleistungen und einen
entsprechend organisierten Erfahrungsaustausch unterstützen. Die interessierten
Ruhrbürger/nnen sollten alle Angebote der
Bildungsmetropole in Anspruch nehmen
können. Die Kulturmetropole Ruhr würde
damit über das weit und breit größte Angebot kultureller Bildung verfügen. Für die
entsprechende Bildungsarbeit sollte ein
entsprechender Wirkungs- und Kompetenznachweis angestrebt werden.
Diese Unterstützungseinrichtung soll dafür
sorgen, dass die integrierten Gesamtkonzepte für kulturelle Bildung in den Ruhrstädten möglichst rasch installiert und
gemeinsam weiterentwickelt werden können. Dafür vermittelt die Akademie Unterstützungsleistungen und bietet auch selbst
entsprechende Services an. Vor allem dient
sie aber dem Erfahrungsaustausch zwischen den Ruhrstädten und der Integration
nationaler und internationaler Erfahrungen in das große Ruhr-Bildungsmetropolenprojekt. Die Akademie könnte auch die
Gesamtkoordination bzw. das Kompetenzfeldmanagement für kulturelle Bildung
übernehmen. Sie sollte sich aber vor allem
um die Qualitätssicherung in allen angebotenen Programmen kümmern.
Projektträger: Kulturämter der Städte
Startentwicklungsmanagement: OKMR
Trägerorganisation: OKMR, Kulturämter
und Kulturbüros der Städte
Startentwicklungsmanagement: OKMR
Junge Ruhrbürger/innen, zuziehende Ruhrbürger/innen und Menschen, die in den Ruhestand eintreten, sollten einen Ruhr Kultur
Scheck erhalten. Das Ruhr Kultur-Scheckheft enthält ein vielfältiges Kultur- und
Kunstangebot und spezielle Einladungen
kultureller Bildung. Diese Angebote sollten
für ein Kennenlernen der besonderen Qualitäten der Metropole und für die Entwicklung einer zeitgemäßen Ruhr-Identität von
besonderer Bedeutung sein. Das Ruhr Kultur-Scheckheft vermittelt dabei Gratisangebote und stark preisermäßigte Angebote,
welche auf unterschiedliche Art und Weise
zu einer Begegnung mit Ruhr Kultur und zur
Konstruktion einer zeitgemäßen Ruhr Identität einladen. Die eingeladenen Ruhrbürger/innen können aus einer vielfältigen Palette ihre persönliche Auswahl treffen. Eine
bestimmte Auswahl von konsumierten Angeboten sollte die Nutzer mehr oder weniger automatisch zu kulturellen Kompetenzträger/innen mit Standortbezug werden
lassen. Dafür können auch spezielle eigenständige Angebote entwickelt werden. Die
Nutzung dieser Angebote sollte zu einer
nachweisbaren, relevanten Ausweitung der
standortbezogenen, kulturellen Kompetenz
führen. Junge Ruhrbürger/innen, welche
eine definierte Auswahl an Angeboten des
Ruhr Kultur Schecks genutzt haben, sollen
symbolisch als Ruhr Kultur Guides oder als
Ruhr Stars ausgezeichnet werden und an
symbolischen Orten der Metropolregion
als solche dokumentiert und kommuniziert
werden.
Projektträger: OKMR
Startentwicklungsmanagement: OKMR
125
Schlüsselprojekt 4:
Innovationsfonds Kulturelle
Bildung und Ruhr-Identität
Schlüsselprojekt 5:
Zukunftskultur Metropole
Ruhr
Schlüsselprojekt 6:
Flexible Weiterführung des
JEKI-Programms
Mit dem Innovationsfonds sollen wichtige
innovative Projekte zur Entwicklung einer
zeitgemäßen kulturellen Bildung und RuhrIdentität gefördert werden. Beispielsweise
könnte es sich um folgende Projekte handeln:
Als Spezialangebot des Ruhr-Kultur-Schecks
sollten Angebote ausgewählt und entwickelt werden, in denen die direkte Auseinandersetzung mit zentralen Entwicklungsfragen der Metropole miterlebt und
erfahren werden kann. Dies wird deshalb
betont, weil derartige Angebote selten und
oft nicht öffentlich zugängig sind. Derartige
Angebote sollten mit strategischen Partnern gezielt entwickelt, ausgezeichnet und
in den Ruhr Kultur-Scheck integriert werden. Das entsprechende Programm bildet
eine konsequente Ergänzung zur engagiert
betriebenen Ruhr Geschichtskultur. Das
Programm zur Zukunftskultur könnte über
den Innovationsfonds für kulturelle Bildung
entwickelt werden
Das großzügig angelegte Projekt JEKI realisiert ein egalitäres, milieuübergreifendes
kulturelles Bildungsangebot für Kinder und
leistet damit eine wichtige breit angelegte
Basisaktion kultureller Bildung. Nach dem
Motto „Jedem Kind das, was in ihm liegt“
sollte die Aktion jedoch zeitgemäß flexibilisiert werden und nicht jedes Kind zum
Erlernen eines Musikinstruments zwingen,
wenn es in den Genuss der Basisförderung
für kulturelle Bildung kommen will. Die
Aktion sollte auch wahlweise auf andere
Kunst- und Kulturbereiche angewandt werden können. Sie würde damit noch immer
bzw. erst recht Vorbildcharakter für eine
kulturelle Grundbildung bekommen. Die
entsprechenden Aktionen sollten von den
Städten angeboten werden, könnten aber
gemeinsam entwickelt, organsiert und qualitätsgesichert werden.
Projekt 1:
Kulturelle Bildung für bildungsferne
Schichten
Die Gemeinschaft der Ruhrstädte fördert
hier die Entwicklung von neuen Formen
kultureller Bildung, welche bildungsferne Schichten ansprechen sollten. Projekte
und neue Formate, welche Innovationen
realisieren, die gute Chancen auf breitere
Verwendung im Ruhrgebiet und darüber
hinaus haben, sollten in ihrer Entwicklung
und Verbreitung gefördert werden.
Projekt 2: Entwicklung einer neuen
Symbolwelt für die Metropole Ruhr
Der Innovationsfonds für kulturelle Bildung
und Ruhr Identität fördert hier beispielsweise folgende Innovationen:
›› Entwicklung neuer kommunikationswirksamer und identitätsstiftender RuhrSymbole
›› Entwicklung des möglichen großen
RUHR KULTURFESTES, das im Zweijahresrhythmus ein würdiges Nachfolgeformat
für die Kulturhauptstadt darstellt
›› u. a. m.
Projektträger: OKMR
Startentwicklungsmanagement: OKMR
126
Projektträger: OKMR
Startentwicklungsmanagement: OKMR
Projektträger:
Städte und Land Nordrhein-Westfalen
Startentwicklungsmanagement: OKMR
4 Umsetzung
Meilensteinplanung für Umsetzungsstart
Kompetenzfeldmanagement
›› Nominierung der Kooperationsgruppe Kulturelle Bildung (Arbeitskreis Masterplan, Kulturhauptstadt, neue externe Partner)
Projektmanagment
›› Planung und Vereinbarung eventuell gewünschter begleitender
Evaluierungsprojekte zu JEKI und anderen angelaufenen Projekten
›› Erste vertiefende Ausarbeitung zur Akademie für kulturelle
Bildung
›› Vertiefende Ausarbeitung und Planung des städte-
übergreifenden kulturellen Bildungsangebots
›› Schnittstellenmanagement zu Landesinitiativen
›› Entscheidung über bestgeeignete Trägerschaft und
notwendige Entwicklungszusammenarbeit: Akademie für kulturelle Bildung/Städte/Organisation Kulturmetropole Ruhr
›› Realisierung der detaillierten Umsetzungsplanung
›› Vororganisation und Start der Projekte
Im Prinzip kann über die Kooperationsgruppe sofort mit dem Aufbau der Projekte und Aktivitäten zum Basiskompetenzfeld Kulturelle Bildung begonnen werden, da die Kulturhauptstadt über das JEKI
Programm hinaus in diesem Feld nicht abzuwartende Initiativen
setzt.
››
››
››
››
››
Projektentwicklung mit externen Partnern und Städten
Förderungs- und Finanzierungsverhandlung
Aufbau Projektorganisation
Begleitevaluierung
Projektmarketing
Koordinierte Programmbausteine
››
››
››
››
››
Kultur-Scheck Metropole Ruhr
RUHR STAR- und RUHR GUIDE-Programm
Spezialprogramme für bildungsferne Schichten
RUHR WELCOME-Programme
Akademie für kulturelle Bildung Ruhr
Angebote Ruhr Kultur-Scheck
››
››
››
››
››
››
››
››
››
››
Selbstbetätigung und Schnupperworkshops
RUHR STAR-Fest
Theater machen
Fußball total
Hinter den Kulissen
Stars hautnah
Musikworkshops
RUHR GAMES
Interkulturprojekte
u. a. m.
Innovationsfonds Kulturelle Bildung und Identität
››
››
››
››
››
Kulturelle Bildung für bildungsferne Schichten
Entwicklung Ruhrsymbole
Spezialprojekt Ruhr-Identität
RUHR STAR- und RUHR GUIDE-Fest
RUHR KULTURFEST 2012
127
128
Masterplan Kulturmetropole Ruhr:
Entwicklungszusammenarbeit und
Umsetzungsorganisation
Eine neue Qualität der Entwicklungszusammenarbeit realisieren.
Die notwendigen Strukturen und Gelder für
die Kulturmetropolenentwicklung sichern.
129
1 Grundstrukturen zur Umsetzung
der Metropolenstrategie
Metropolenentwicklungsstrukturen
Zentral als Großstädte organisierte Metropolen wie Berlin, Hamburg, Barcelona oder
Wien haben voll funktionsfähige städtische
Strukturen, mit denen sie auch Kulturmetropolenstrategien umsetzen. Die Metropolenstrukturen der Metropolregion Ruhr
müssen anders gebaut sein, aber sie sollten
vergleichbare Leistungen erbringen können.
Mit dem RVR verfügt die Metropolregion
bereits über eine gemeinsame Organisation. Diese verfügt derzeit aber nicht über
eine Ausstattung, welche die Umsetzung
einer Kulturmetropolenstrategie managen
könnte. Etwas zugespitzt könnte man sagen, dass kaum Strukturen und kaum Mittel
für die Umsetzung der geplanten Metropolenstrategie zur Verfügung stehen. Die Organisation der Entwicklungszusammenarbeit und der Umsetzung des Masterplanes
könnte dann vom RVR realisiert werden. Er
könnte dafür eine RVR-interne oder -externe Lösung wählen.
Ohne derartige Koordinations- und Entwicklungsstrukturen ist eine Kulturmetropole
bzw. eine strategisch koordinierte Entwicklung der kulturellen Metropolregion Ruhr
aber nicht realisierbar. Metropolenentwicklung schafft neue, für die Städte und das
Land Nordrhein-Westfalen alleine nicht realisierbare Vorteile und Möglichkeitsräume.
Sie benötigt dafür aber städteübergreifende Strukturen und entsprechende Ressourcen, um diese Vorteile einlösen zu können.
Integration und
Handlungsfähigkeit
Hier wird davon ausgegangen, dass die koordinierte Umsetzung einer komplexen Kulturmetropolenstrategie in der Städteland-
130
schaft Ruhr nur gelingt, wenn zwischen
den Städten und den wichtigsten öffentlichen, zivilgesellschaftlichen und privaten
Einrichtungen der Städtelandschaft eine
dauerhaft konstruktive Entwicklungsarbeit etabliert werden kann. Dafür benötigt
man einerseits starke integrative und breitenwirksame Strukturen für die Teilnahmesicherung der Vielzahl und Vielfalt der
Partner in einzelnen Kompetenzfeldern,
andererseits braucht man eine gut organisierte handlungsfähige Organisation, welche die Entwicklungszusammenarbeit und
die notwendige Koordinations- und Umsetzungsarbeit managen und operativ abwickeln kann.
Vereinfacht gesprochen geht es dabei auf
der einen Seite um integrative Netzwerkstrukturen, welche die Stärke loser informeller Beziehungen ausspielen und auf der
anderen Seite um eine starke qualifizierte
Umsetzungsorganisation für den Masterplan. Beide zusammen mobilisieren die
Kompetenzen und das Engagement der
Städtelandschaft und erschließen neue
Möglichkeiten, welche dafür sorgen, dass
die Kulturmetropole mehr als die einfache
Summe ihrer Teile darstellen kann.
Koordinationskraft durch Integration der wichtigsten Partner
Die hier vorgeschlagene Koordinations- und
Governancestruktur geht davon aus, dass
über den Regionalverband Ruhr die wichtige Integration aller Städte und kulturpolitischen Entscheidungsträger erfolgt und die
demokratische Legitimation für ein ruhrgebietsweites Entwicklungs-, Koordinationsund Planungsengagement gesichert wird.
Das zuständige fachliche Gremium ist dabei der Kultur- und Sportausschuss des RVR,
in dem viele, aber nicht alle Kulturdezernen-
ten der Metropolregion bzw. ihrer Städte
und Kreise vertreten sind. Hier sollte über
eine Erweiterung des Kultur- und Sportausschusses zu einem Arbeitskreis Kultur gesichert werden, dass alle Kulturdezernenten
der kreisfreien Städte vertreten sind. Ohne
diese Erweiterung wird die Definitions- und
Umsetzungskraft des RVR immer wieder
neu zu schließende relevante Koordinationsdefizite aufweisen.
Basis für den Aufbau einer operativ
tätigen Metropolenorganisation
Das Referat bzw. der Bereich Kultur des RVR
koordiniert die Arbeit des Arbeitskreises
und stellt operativ die Verbindung zu wichtigen Entwicklungspartnern sicher. Auf dieser gut gesicherten Grundstruktur für eine
kulturelle Entwicklungszusammenarbeit
sollten sich gute und stark mitgetragene
operative Strukturen für die Umsetzung der
Metropolenstrategie aufbauen lassen. Über
diese Struktur könnte auch auf eine relativ
transparente und einfache Form die Sicherung der benötigten finanziellen Mittel
über ein vom RVR getragenes Umlageverfahren gesichert werden.
2 Leistungsanforderungen
an die Umsetzungsorganisation
Grundsätzliche Positionierungs- und Leistungsanforderungen an die Umsetzungsorganisation
Funktionale und inhaltliche Leistungsanforderungen
an die Umsetzungsorganisation
Die operative Umsetzungsarbeit für den Masterplan Kulturmetropole und die Koordination der dafür notwendigen interkomunalen
Entwicklungszusammenarbeit sollte jedenfalls in enger Verbindung mit dem RVR organisiert werden. An eine Metropolenorganisation, welche die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr koordinieren, managen und neben anderen Kulturmetropolen international
positionieren soll, können bzw. müssen folgende grundsätzliche
Anforderungen gestellt werden:
Die Leistungsanforderungen an die Strukturen der Metropolenentwicklung ergeben sich aus den strategischen Zielsetzungen
des Masterplans und aus den zu deren Einlösung definierten
Kompetenzfeldstrategien und Schlüsselprojekten. Weiterhin sind
die daraus ableitbaren Management- und Kommunikationsanforderungen und die geforderten Integrations-, Koordinations- und
Governanceleistungen, welche für die Gestaltung der interkommunalen Entwicklungszusammenarbeit benötigt werden, als Anforderungen an die Umsetzungsorganisation zu definieren.
Nicht für alle im Masterplan entwickelten Metropolenkompetenzfelder ist dabei die neue Organisationsform zuständig, einige können und müssen dabei von anderen Institutionen übernommen
werden. Der große Kernbereich der international orientierten Entwicklungszusammenarbeit sollte aber von der neuen Organisation
zur Umsetzung des Masterplans getragen und realisiert werden.
Dies auch deshalb, weil sich die städteübergreifend wirksamen
Strukturen der kulturellen Entwicklungszusammenarbeit (abgesehen von den Aktivitäten der Kulturhauptstadt) aktuell auf sehr
bescheidenem Niveau bewegen, welches den Wandel der 53 Städte zur kreativen Metropolregion nicht ausreichend voranbringen
könnte. Im bereits dargestellten Überblicksbild stellen sich die
funktionalen und inhaltlichen Grundanforderungen an die Umsetzungsorganisation und die vernetzenden Strukturen mit den relevanten Entwicklungspartnern folgendermaßen dar:
131
Inhaltliche Aufgabenschwerpunkte
nach Metropolenkompetenzfeldern
Die entwickelte Kulturmetropolenstrategie definierte die bereits
ausführlich dargestellten Metropolenkompetenzfelder als Hauptaufgabengebiete:
Metropolenkompetenzfeld 1:
Theater und Performing Arts
Hier ist der Aufbau des Metropolennetzwerks für die Entwicklungszusammenarbeit im Bereich Theater – Performing Arts angesprochen. Es sollen dafür ein Netzwerk und ein Arbeitskreis organisiert
werden, mit denen das von der Umsetzungsorganisation zur Verfügung gestellte Kompetenzfeldmanagement die Entwicklungs- und
Umsetzungsarbeit gestaltet. Dabei geht es um die ständige Weiterentwicklung der Strategie, vor allem aber um eine adäquate Endgestaltung der Umsetzung der sieben definierten Schlüsselprojekte.
Ein umfangreiches Aufgabenprogramm, das von einer darauf spezialisierten Abteilung der Umsetzungsorganisation zu organisieren
und managen ist. Schlüsselprojekte wie das Theaterhaus Ruhr oder
das Europäische Kompetenzzentrum für Theater und Performing
Arts werden initiiert, in ihrer Gründungsphase beratend unterstützt und in selbstständige Trägerschaften überführt.
Metropolenkompetenzfeld 2:
Städte- und Metropolentransformation
Hier geht es um unterstützende Leistungen zur Konstituierung des
Schlüsselprojekts Center of Excellence für Städte- und Metropolentransformation und um die eigenständige Organisation des Schlüsselprojekts: Urbanitätsoffensive und Stadt- und Metropolenraumdesign. Hier, wie bei den meisten anderen Kompetenzfeldern auch,
ist eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit mit bereits tätigen Institutionen im angesprochenen Entwicklungsfeld gefordert.
Metropolenkompetenzfeld 3:
Interkultur/Kulturelle Vielfalt
Der Aufbau der Vernetzung bzw. eines professionell geführten
Netzwerks, in das die Akteure des Entwicklungsfeldes Interkultur/
Kulturelle Vielfalt eingebunden sind, und der Aufbau eines Kompetenzfeldmanagements stehen im Mittelpunkt der Startinitiative.
Mit besonders interessierten Partnern wird der Arbeitskreis Interkultur/ Kulturelle Vielfalt bzw. Metropolen der Kulturen gebildet.
Dabei soll auf die bewährten Strukturen und Projektinitiativen der
Kulturhauptstadt aufgebaut werden. Nach einer entsprechenden
Bestandsaufnahme und Evaluierung geht es um die Enddefinition
und Umsetzung der Schlüsselprojekte. Diese sollen dem Themen132
bereich im Metropolenraum die entsprechende Bedeutung geben,
beispielgebende Projekte voranbringen und vor allem die Städte sowie interessierte Einrichtungen und Betriebe in ihrem Engagement
und in ihrer konkreten Arbeit für Interkultur und kulturelle Vielfalt
unterstützen.
Metropolenkompetenzfeld 4:
Kreativwirtschaft
Im Kreativwirtschaftsbereich sind über die Kulturhauptstadt vielfältige Projekte und Initiativen gestartet worden. Sie werden derzeit
über eine entsprechende Organisation der Kulturhauptstadt koordiniert und beraten und von den Einrichtungen der Wirtschaftsförderung im Metropolenraum unterstützt. Kulturell erscheint die
Großinitiative besonders bedeutsam, weil über sie die Existenz- und
Arbeitsbedingungen für Kreative verbessert werden, neue Kulturtechniken eingeführt werden und die Urbanität des Metropolenraums verbessert werden kann.
Die Gesamtinitiative Kreativwirtschaft erlebt über die Kulturhauptstadt ihre entscheidende zweite große Start- und Pionierphase.
Eine Umsetzungsorganisation zum Masterplan Kulturmetropole
Ruhr sollte die Großinitiative flexibel unterstützen und besondere
kulturelle Anliegen in sie einbringen. Die Umsetzungsorganisation
zum Masterplan muss aber nicht selbst besonders intensiv in der
Kreativwirtschaftsentwicklung tätig werden. Dieses Spiel kann von
bestehenden Organisationen und von der durch die Kulturhauptstadt geschaffenen Organisation betreut und koordiniert werden.
Hier sollte nach durchlaufener Startphase zu Zeiten der Kulturhauptstadt entschieden werden, ob ein direktes Engagement der
Umsetzungsorganisation des Masterplans für die Kreativwirtschaft
notwendig ist oder ob eine flankierende, indirekte Unterstützung
ausreicht.
Die vier Metropolenkompetenzfelder sind die prioritären inhaltlichen Handlungsfelder der Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie. Sie sollen bei ausreichenden Ressourcen auf die
Basiskompetenzfelder kulturelle Bildung und Geschichtskultur und
auf das Kompetenzfeld Bildende Kunst ausgeweitet werden. Sind
entsprechende Finanzmittel vorhanden, können und sollten unterschiedliche Kompetenzfelder aufgegriffen werden. Die Prioritätenliste sollte aber ihre Bedeutung beibehalten. Für die Arbeit in den
Metropolenkompetenzfeldern bleibt es abschließend wichtig hervorzuheben, dass die Umsetzungsorganisation in erster Linie dafür
da ist, die Akteure des jeweiligen Kompetenzfelds in der Umsetzung
ihrer kooperativen Strategien zu unterstützen. Daher hat der Aufbau des jeweiligen Kompetenzfeldnetzwerks und des daraus hervorgehenden Arbeitskreises, über welche die Koordinations-, Koope-
rations- und Governancestruktur für das Kompetenzfeld gesichert
wird, in der Kompetenzfeldarbeit erste Priorität. Diese Kooperation
mit den relevanten Partnern des Umsetzungssystems sichert eine
Mobilisierung des kollektiven Know-hows für die Entwicklungsarbeit und schafft jenes Vertrauen und jene Vorteile, von denen kulturelle Entwicklungszusammenarbeit lebt.
Funktionale Aufgabenstellungen der
Umsetzungsorganisation
Funktionsbereich 1:
Strategie-, Identitäts- und Markenentwicklung
Das Management der Umsetzungsorganisation wird die Strategien
und Umsetzungsempfehlungen des Masterplans übernehmen und
in kontrolliert systematischer Form anwenden und weiterentwickeln. Damit entsteht ein Zuständigkeitsbereich, der sich dauerhaft
und nachhaltig um die Entwicklung der Kulturmetropolenstrategie
kümmert und deren Anwendung mit den interessierten strategischen Partnern der Kulturlandschaft Ruhr voranbringt. Wichtig ist
dabei auch, dass sich das Ruhrgebiet mit all seiner Größe und Originalität entsprechend attraktiv positioniert und profiliert und damit
seinen kulturinteressierten Bewohner/innen interessante Identitätsangebote liefert.
Zu einer kommunikationsstarken Marke verdichtet, kann die strategische Positionierung und Profilierung ihre volle identitäts- und
imagebildende Kraft entfalten. Strategie-, Identitäts- und Markenentwicklung stellen deshalb den funktionalen Kernaufgabenbereich der Umsetzungsorganisation für den Masterplan Kulturmetropole dar.
Nutzen für Städte und Kreise
›› Stärkt und unterstützt gemeinsame kulturelle Identitäten im
Kulturraum
›› Baut das bestehende Imageproblem der Metropolregion ab
›› Jede Stadt profitiert vom neuen kulturell aufgewerteten Image
›› Sich ergänzende Investitionen und Profilbildungen werden
möglich
›› Ermöglicht Einsparungen ohne Qualitätsverlust
›› Erleichtert nationale und internationale Kommunikation und
Bewerbung
›› Ermöglicht effektives und effizientes Marketing und spart damit
Geld
Funktionsbereich 2:
Metropolenmarketing intern und extern
Internes Marketing
Die intelligente Bewerbung der vorhandenen Kultur- und Kunstangebote im gesamten Metropolenraum, welche das Publikum für
eine Nutzung von Angeboten aus dem Gesamtraum mobilisieren
soll, kann eine der wirkungsvollsten Maßnahmen der inneren Metropolenentwicklung darstellen. Von ihr profitieren alle Kultur- und
Kunstinstitutionen. Dazu werden unterschiedliche Wege und Medien genutzt. Es sollte dabei natürlich auch ein entsprechendes E-Portal Ruhr Kultur geschaffen werden, wenn es bis dahin nicht bereits
eine entsprechende Einrichtung geben sollte.
Nutzen für Städte und Kreise
›› Bewirbt alle guten Kunst- und Kulturangebote
›› Ermöglicht auch interessanten Kleinanbietern Präsenz in der
gesamten Metropole
›› Schafft die Informationsvernetzung zwischen den Anbietern
›› Macht das volle Angebot der Metropole präsent
›› Gewinnt neues Publikum aus anderen Städten
›› Bringt Bewegung in die Metropole
Externes Marketing
Für die noch ausstehende nationale und internationale Positionierung der Kulturmetropole Ruhr ist natürlich das externe Marketing
von entscheidender Bedeutung. Auch dabei wird über die Kulturhauptstadt und den Kulturhauptstadttourismus der entsprechende Startschuss gegeben. Danach hat aber die Kulturmetropole Ruhr
selbst für ihr Kultur- und Standortmarketing zu sorgen.
Nutzen für Städte und Kreise
›› Gewinnt neues nationales und internationales Publikum für
entsprechende Veranstaltungen
›› Positioniert die Kulturmetropole Ruhr national und international
›› Baut strategische Kooperation mit dem Tourismusmarketing aus
›› Macht die Metropole zur Kulturtourismusdestination
›› Stärkt national und international das Kulturprofil von NordrheinWestfalen
›› Kann auch kleine hochwertige Veranstaltungen international
kommunizieren
133
Kulturstandortmarketing und Medienstrategie
Funktionsbereich 3:
Innovationsfonds Kulturmetropole Ruhr
Hier geht es vor allem darum, dass der Metropolenraum Ruhr die
in seinem Kommunikationsnetzwerk vorhandenen Verbindungsdefizite zu nationalen und internationalen Medien reduziert und
durch strukturelle Vorkehrungen überwindet. Dafür sollte die Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie eine eigene
Stelle für Kulturstandortmarketing einrichten. Diese sollte in ihren
Aktivitäten weit über die Bewerbung von Veranstaltungen im Kultur- und Kunstbereich hinausgehen und die Metropolregion Ruhr
als interessanten, hochwertigen Ausbildungs-, Produktions- und
Präsentationsstandort für Kunst und Kultur bewerben. Über den
Aufbau von besonderen Aktivitäten und Beziehungsnetzwerken zu
national und international wirksamen Medien sollen die strukturell
angelegten Kommunikationsdefizite ausgeglichen und überwunden werden. Die neuen Ruhr-Kulturkommunikatoren sammeln die
national und international bedeutsamen Informationen und Ereignisse des Ruhrgebiets, bereiten sie auf und bieten sie über speziell
betreute Netzwerke den relevanten nationalen und internationalen
Medien an. Dabei ist in Tourismusfragen mit der Tourismusorganisation des Ruhrgebiets intensiv zu kooperieren, um auch Kulturtourist/innen in die Metropolregion zu bringen, die ihr besonderes
Angebot schätzen und durch ihren Besuch auch auszeichnen.
Der zusammen mit dem Land Nordrhein-Westfalen finanzierte und
gestaltete Innovationsfonds Kulturmetropole Ruhr stellt ein wichtiges Element für die Gestaltung einer eigenständigen städteübergreifenden kulturellen Entwicklung des Ruhrgebiets dar. Der Innovationsfonds sollte primär innovativen „metropolenschaffenden“
kooperativen Kultur- und Kunstprojekten gewidmet werden, originäre
regionale Kreativität im Kultur- und Kunstschaffen fördern und die Internationalisierung des Kunstschaffens vorantreiben. Die Verwaltung
und kreativitätsfördernde und „metropolenschaffende“ Anwendung
des Innovationsfonds stellt daher ein weiteres wichtiges Funktionsund Aufgabenfeld der Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie dar und stattet sie gleichzeitig mit einem sehr attraktiven
und wirkungsvollen Unterstützungsangebot für Kreative aus.
Die von vielen Beteiligten beklagten Kommunikationsdefizite entstehen dadurch, dass die Metropolregion nicht die Landeshauptstadt beherbergt und auch kein Medienzentrum mit Niederlassungen national und international kommunizierender Medien darstellt.
Dies ist nicht durch eine bessere Medien- und PR-Strategie zu beheben, sondern muss strukturell wie dargestellt korrigiert werden.
Nutzen für Städte und Kreise
›› Bewirbt die Ausbildungs-, Entwicklungs- und Produktionsmöglichkeiten des Kulturstandorts Ruhr
›› Etabliert die Marke Kulturmetropole Ruhr international
›› Verkauft die kulturellen Dienstleistungsangebote der Metropole
›› Bewirbt den Kreativwirtschaftsstandort Ruhr als Arbeits- und
Lebensraum für junge Firmen und Talente
Zusammengefasst betrachtet machen die bisher angesprochenen
Funktionsbereiche Identitäts- und Markenentwicklung, internes
und externes Metropolenmarketing eine starke und bestens qualifizierte Kommunikations- und Marketingabteilung innerhalb der
Umsetzungsorganisation für die Kulturmetropole notwendig. Kulturstandortmarketing und Special Interest Kulturmarketing können
nicht einfach über die bestehende Tourismusorganisation oder die
Einrichtungen der Wirtschaftsförderung eingelöst werden.
134
Nutzen für Städte und Kreise
›› Dynamisiert die Kunst- und Kreativszene der Kulturmetropole
›› Steht allen Kunst- und Kulturschaffenden des Metropolenraumes zur Verfügung
›› Fördert gezielt die Internationalisierung und Metropolenvernetzung
›› Stärkt die Identität und Selbstorganisation als Kunst- und Kulturstandort
›› Belegt das besondere Engagement des Ruhrgebiets für Kunst
und Kultur ganz praktisch
Funktionsbereich 4:
Management und Organisation des
Kulturmetropolendiskurses
Was zählt ist, was kommuniziert wird und was kollektiv von wichtigen Entwicklungs- und Entscheidungsträgern mitgetragen wird.
Deshalb muss jenseits einfacher Marketingstrategien dafür gesorgt
werden, dass die wichtigen Entwicklungs- und Entscheidungsträger
sowie relevante Öffentlichkeiten in die Diskussion um die Kulturmetropolenentwicklung involviert werden und den Entwicklungsweg
mittragen und unterstützen. Dafür ist von der Umsetzungsorganisation ein über verschiedene Formate und Kommunikationsmittel
geführter reflexiver Diskurs zur Kulturmetropolenentwicklung zu
organisieren. Gerade das in vielen Bereichen noch vorhandene Auseinanderliegen von Anspruch und Wirklichkeit in der Entwicklung
der Kulturmetropole machen diesen qualifizierten Diskurs so wichtig. Über ihn können strategische Anliegen glaubhaft und überzeugend transportiert werden. Der Diskurs nützt der Qualifizierung der
inneren Akteure und hilft, das Anliegen nach außen hin qualifiziert
darzustellen.
Nutzen für Städte und Kreise
›› Deckt eine Aufgabe ab, die sonst nicht ausreichend wahrgenommen wird
›› Sichert die Kulturmetropolenstrategie in relevanten Öffentlichkeiten ab
›› Schafft ein Netzwerk von wirksamen Kommunikatoren für die
Kulturmetropolenstrategie
›› Sichert ein hohes Diskursniveau zur Entwicklung der Kulturmetropole
›› Unterstützt die neue Medienstrategie mit wirksamem Diskursmanagement
›› Macht die Metropole Ruhr zum Diskussionsführer für die kulturelle Entwicklung von Metropolregionen in Deutschland und
Europa
Funktionsbereich 5:
Service für Städte, Kreise und Kulturregionen
Die Metropolregion Ruhr ist auch im Vergleich mit anderen Metropolen als sehr groß zu bezeichnen und verfügt über sehr unterschiedliche kulturelle Angebots- und Stadträume, die sich oft auch
nicht nur auf eine Stadt beschränken. Die Gesamtqualität des Metropolenraums und die erzielbare Mobilität in seinem Binnenleben
hängt ganz wesentlich davon ab, ob die einzelnen Städte, Kreise
oder städteübergreifend zusammenhängende Stadträume unterschiedlich profilierte und koordinierte Angebotseinheiten bilden
können.
Erst die unterschiedlichen einzigartigen Projekte und Angebote bringen die Metropole in Bewegung und geben auch kleineren
Städten und peripher gelegenen Räumen über starke Profile die
Chance, von kulturinteressierten Bürger/innen aus anderen Städten der Metropole genutzt zu werden.
Im Zusammenwirken mit der regionalen Kulturförderung des Landes sollte die Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropole daher
auch die Bildung von profilierten Kulturregionen innerhalb des
riesigen Metropolenraums unterstützen. Vor allem die Städte in
den Kreisen mit hochwertigen Spezialangeboten sollten derartige
Profilierungschancen nutzen und dabei von der Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie aktiv durch Beratung, Innovationsförderung und Vermittlung von Expert/innen und Beratungsangeboten unterstützt werden.
Die Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie sollte
wie hier geschildert den Städten, Kreisen und Kulturregionen als
erste Ansprech- und Servicestelle dienen, welche sie bei der Reali-
sierung ihrer Projektvorhaben unterstützt. Dabei geht es vor allem
um rasche Informations-, Service- und Vermittlungsleistungen zu
bestehenden Unterstützungsangeboten und zur Integration der
interessierten Städte in die Veranstaltungen, Einrichtungen und
Umsetzungsmaßnahmen zur Kulturmetropole. An der Entwicklung ihrer Möglichkeiten und Angebote interessierte Städte können
durch die Kulturmetropolenstrategie gut unterstützt werden. Die
interessierten Städte müssen aber für die Nutzung dieser neuen
Möglichkeiten die notwendige Eigeninitiative aufbringen und entsprechende Eigenmittel und personelle Ressourcen zur Verfügung
stellen können.
Nutzen für Städte und Kreise
›› Trägt Serviceangebote der Metropolenorganisation aktiv an die
Städte heran
›› Unterstützt vor allem die Entwicklung von profilierenden Spezialangeboten
›› Fördert die Vernetzung und Einbindung kleinerer Städte in kulturelle Großereignisse
›› Regt in Zusammenarbeit mit dem Land die Bildung von koordinierten städteübergreifenden Angebotslandschaften und
Kulturregionen an
Funktionsbereich 6:
Beteiligungen an für die Metropolenentwicklung
wichtigen Einrichtungen
Es ist denkbar, dass die Umsetzungsorganisation zur Kulturmetropolenstrategie bei der Entwicklung und Umsetzung von für die
Kulturmetropole besonders wichtigen Projekten und Einrichtungen
auch selbst als Projektträger aktiv wird. Für spezielle Kongresse,
Großveranstaltungen, Events, Museen, ein Theaterhaus Ruhr, eine
Kulturservicegesellschaft u. a. m. wären derartige Beteiligungen
oder Projektträgerschaften denkbar. Dieses Engagement sollte aber
keinesfalls für Beteiligungen an Problem- und Sanierungsfällen aller Art die Türe öffnen.
Nutzen für Städte und Kreise
›› Sichert für die Kulturmetropole besonders wichtige Veranstaltungen und Einrichtungen
›› Erleichtert Veranstaltern und Städten die Trägerschaft wichtiger
Veranstaltungen
›› Kann flexibel und schnell neue Veranstaltungen und Einrichtungen realisieren
135
3 Die Umsetzungsorganisation
Organisationstyp:
Kulturmanagement-, Marketing- und
Entwicklungsorganisation
Zählt man nun die Anforderungen an die Umsetzungsorganisation zum Masterplan Kulturmetropole zusammen, so sieht man,
dass eine sehr hochwertige, flexible und mit einer Vielzahl und
Vielfalt von externen Partnern offen und international kooperierende Kulturmanagementorganisation gefordert ist. Sie agiert mit
Spezialteams für die drei intensiv bearbeiteten Metropolenkompetenzfelder Theater - Performing Arts, Interkultur/Kulturelle Vielfalt und Städte- und Metropolentransformation. Möglicherweise
wird auch die kulturelle Bildung als interessanter Aktionsbereich
entsprechend besetzt. Für die Kompetenzfelder Kreativwirtschaft,
Geschichtskultur und historisches Erbe müssen keine großen eigenständigen personellen Kapazitäten vorgehalten werden, da die
Organisation hier mit vorhandenen externen Partnern gut kooperieren kann. Jedenfalls sollte sich die Organisation sehr aktiv und
unterstützend auch um diese Kompetenzfelder kümmern.
Die Organisation benötigt aber auch hier Verbindungen mit Kompetenzträger/innen, welche sie mit den in diesen Bereichen tätigen
externen Organisationen gut verhandlungs- und kooperationsfähig
machen. Den zentralen Funktionsbereich der Organisation stellt
eine auf Marketing, Kommunikation und Identitätsentwicklung
spezialisierte Organisationseinheit dar. Einen organisatorisch eigenständigen Bereich benötigt die Organisation des Innovationsfonds Kulturmetropole, welcher deren Eigenständigkeit ermöglicht.
Die Gesamtorganisation ist schließlich von einer Managementebene zu führen, die breite Erfahrungen im Kulturmanagement und
Kulturmarketing besitzt und sich durch hohe Kultur- und Kunstkompetenz auszeichnet. Insbesondere ist umfangreiche soziale
Kompetenz für den adäquaten Umgang mit vielen unterschiedlichen Partnern und Städten im Kooperationsaufbau gefordert. Die
Managementfunktion macht aufgrund der Vielfalt der Aufgabenstellungen eine Abdeckung durch zwei inhaltlich unterschiedlich
geprägte Personen notwendig und erfordert ein entsprechend
kaufmännisches Management.
Leistungsangebot, Kosten- und Finanzierungsplan
Die Organisation zur Umsetzung der Kulturmetropolenstrategie sollte so aufgebaut sein, dass sie sich auf die Erbringung der Kern- und
Managementleistungen zur Umsetzung der Kulturmetropolenstrategie konzentriert. Möglichst viele der operativen Leistungsberei-
136
che sollten an externe Partner aus der Kultur- und Kreativwirtschaft
ausgelagert werden. Eine entsprechende genaue Trennung und
Differenzierung kann hier aber noch nicht vorgenommen werden.
Wesentliche finanzielle Mittel benötigt der Innovationsfonds Kulturmetropole Ruhr, der für Projekte und Konzeptrealisationen an
externe Partner vergeben werden soll und die eigenständige Handlungsfähigkeit der Metropolregion im Kulturbereich begründet.
Die Umsetzungsorganisation benötigt aber auch für ihre eigene
Marketing-, Informations- und Entwicklungsarbeit mit den Städten
ein entsprechendes Budget. Bei der vorliegenden Leistungs- und
Kostenplanung ist von einem Mindestbedarf für relevante jährliche
Schritte in der Kulturmetropolenentwicklung ausgegangen worden.
Die Kosten- und Finanzierungsplanung orientiert sich an folgenden
Eckpunkten:
1 Bedarf an städteübergreifenden Service-, Entwicklungs- und
Kommunikationsleistungen für die Etablierung der Kulturmetropole Ruhr als regionale Entwicklungseinheit und als international
bekannte Kulturmetropole
2 Zumutbare Finanzierungsleistung und Finanzierungsverteilung
für Städte und das Land Nordrhein-Westfalen, orientiert an anderen Kulturraummodellen. Diese führt zu folgendem Grundansatz:
Städtebeitrag: ca. 1 Euro pro Einwohner; Land: ca. 2 Euro pro Einwohner bzw. Verdopplung der Eigenleistung der Städte; Private/
Dritte: ca. 10 % der öffentlichen Leistung.
Finanzierung
Die jährlichen Gesamtkosten von 20. Milionen Euro könnten, orientiert an anderen Kulturaummodellen, folgendermaßen aufgebracht
werden:
Finanzierung
53 Ruhrstädte
30 %
Land Nordrhein-Westfalen
60 %
Drittmittel öffentlich und privat
10 %
Gesamtfinanzierung
6 Mio.
12 Mio.
2 Mio.
20 Mio.
Dabei wird davon ausgegangen, dass für Städte im Haushaltssicherungsverfahren in Absprache mit dem Land Nordrhein-Westfalen
langfristig gesicherte Lösungen realisiert werden können.
Gesamtkostenschätzung für die Umsetzung der Kulturmetropoleninitiative
Leistungskosten Personal (intern und extern)
2.250
Sachkosten der Leistungserbringung
420
Innovationsfonds Kulturmetropole
10.000
Flexibles Budget für Marketing-, Informations- u. Entwicklungsarbeit
7.330
Gesamtkosten:
20 Mio. Euro
Leistungs- und Kostenplanung pro Jahr (in Tausend Euro)
Leistungsbereiche
Personalkosten
Sachkosten Flexible Mittel
Fonds
Gesamt
1 Gesamtmanagement
1.1 Kulturmanagement
1.2 Kaufmännisches Management
255
130
50
180
25
485
155
2 Metropolenkompetenzfelder
2.1 Theater - Performing Arts
280
50
2.2 Städte- und Metropolentranformation
205
40
2.3 Interkultur/Kulturelle Vielfalt
265
50
2.4 Kreativwirtschaft
100
20
2.5 Kompetenzfeld Bildende Kunst
300
2.500 3.130
300
2.000 2.545
300
2.000 2.615
300
420
500
500
3 Basiskompetenzfelder
3.1 Geschichtskultur/Historisches Erbe
3.2 Kulturelle Bildung
RVR
185
RVR
40
RVR
300
RVR
RVR
1.000 1.525
75
445
105
205
50
125
80
5.000
5.525
25
300
430
40
300
2.000 2.545
4 Zentrale Funktionsfelder
4.1 Strategie, Identität, Marke
4.2 Metrpolenmarketing intern-extern
4.3 Innovationsfonds Kulturmetropole
4.4 Services Städte, Kreise, Kulturregionen
Gesamtkosten in Mio. Euro
2.250
470
7.280
10.000
20.000
Programmkosten/Jahr 20 Mio. Euro
137
Entwicklungsvorschau
(invent-Vorschlag):
Dabei wird davon ausgegangen, dass die
Organisation zur Umsetzung der Metropolenstrategie 2009 und 2010 schrittweise
vorbereitet und 2011 offiziell gegründet
wird. Die operative Arbeit wird also erst nach
dem Kulturhauptstadtjahr Zug um Zug aufgenommen.
Bei einem derartigen Vorgehen könnte sich
in einer dreijährigen Aufbau- und Startphase der Aktionen folgender gestaffelter Finanzierungsbedarf ergeben:
Finanzbedarf 2011: 10.000 Euro
Finanzbedarf 2012: 15.000 Euro
Finanzbedarf 2013: 20.000 Euro
Eine derartige Vorgehensweise, welche
2010 in einem produktiven Zusammenwirken mit der Kulturhauptstadt beginnt,
erscheint auch insofern angebracht, als die
schwierige wirtschaftliche Entwicklungssituation erst 2011 bis 2012 durchschritten
sein dürfte und nach 2010 eine gewisse Beruhigungsphase angebracht scheint.
Der schrittweise Einstieg erscheint insofern
empfehlenswert, als beim Projektstart noch
von einem anhaltenden konjunkturellen
Aufschwung ausgegangen wurde, mit dem
nun, nach eingetretener Krise, nicht mehr
gerechnet werden kann. Weiterhin bekommen damit die beteiligten Städte und das
Land die Möglichkeit, ihre Förderungshaushalte auf die Finanzierungsbedarfe einer
Kulturmetropolenstrategie umstellen zu
können. Konkret bleibt damit aber auch
für wahrscheinlich notwendige Kooperations- und Umstellungsschritte mehr Zeit,
über die notwendige Einsparungen erzielt
werden können, welche die Finanzierung
138
der Metropolenstrategie erleichtern. Die
Metropolenstrategie realisiert neue kulturelle Initiativen, Projekte und Strukturen.
Dies kostet natürlich Geld. Metropolenstrategien können durch ihre Produktions- und
Marketingkooperationen aber auch Gelder
einsparen und für ihre eigene Umsetzung
mobilisieren. Der Aufbau neuer kostensparender Kooperationen kostet allerdings
selbst Geld, Verhandlungen und damit auch
Zeit. Dies würde wiederum für einen gestaffelten Einstieg in die Metropolenstrategie
sprechen, welche dann erst 2012 und 2013
neue metropolitane Höhepunkte und große
Ruhr Kultur-Feste ermöglichen würde.
Ansprüche an Rechtsform und
Trägerschaft
An die Umsetzungsorganisation zur Metropolenstrategie müssen folgende Ansprüche
gestellt werden: Hohe Flexibilität, Überzeugung durch hohes Leistungsniveau, Offenheit für strategische Kooperationen und
externe Partner, Stabilität durch politischen
und finanziellen Rückhalt, passender Einfluss und Kontrolle durch wichtigste Träger
und Umsetzungspartner.
Geht man davon aus, dass der Regionalverband Ruhr auch intensiv in die Umsetzung
des Masterplans eingebunden werden soll,
dann gibt es prinzipiell unterschiedlich positionierte Lösungen. Es ist eine organisatorische Lösung innerhalb der bestehenden
Strukturen des RVR und eine Lösung außerhalb des RVR mit einer Beteiligung des RVR
denkbar.
Bei einer Gegenüberstellung der Vor- und
Nachteile für eine Innen- und Außenlösung sprechen die Argumente klar für eine
Außenlösung, da erst diese die geforderte
hohe Flexibilität und Offenheit gegenüber
externen Partnern realisierbar macht. Für
die Außenlösung spricht auch, dass erst
über diese die wichtigsten Umsetzungspartner, wie die großen Städte und das Land
Nordrhein-Westfalen, wirklich adäquat in
die Aufsichtsstruktur der Metropolenraumorganisation eingebunden werden können.
Mögliche Trägerschaften für
Außenlösung
Denkbar sind hier im Wesentlichen drei Varianten. Ein möglicher Träger wäre die Kultur
Ruhr GmbH. Sie möchte sich nach den Aussagen ihrer kaufmännischen Geschäftsführung aber weiterhin auf die Organisation
der Ruhrtriennale konzentrieren und zeigte
kein Interesse an Aufgabenausweitungen.
Als zweiter möglicher Träger erscheint die
RUHR.2010 GmbH. Die Geschäftsführung
der RUHR.2010 GmbH könnte sich eine
Fortsetzung der Aktivitäten der GmbH für
den Aufbau der Kulturmetropole Ruhr vorstellen. Dafür müsste sie allerdings ihre
Gesellschafterstruktur und ihre Aufgabenstellung entsprechend umbauen und der
neuen Aufgabenstellung anpassen. Dieser
Umbau erscheint aufwändig und wird zusätzlich durch die große Verantwortung und
Haftung für den ordentlichen Abschluss der
Kulturhauptstadt erschwert. Zahlreiche, in
die Entwicklung des Masterplans involvierte Entwicklungs- und Entscheidungsträger
sprachen sich daher für einen geordneten
Abschluss der Kulturhauptstadt auf der
einen Seite und den Aufbau einer neuen
Umsetzungsorganisation für die Metropolenstrategie auf der anderen Seite aus. Auf
jeden Fall sollten bei einer derartigen Vorgehensweise die positiven Erfahrungen sowie
bewährte Projekte und Strukturen der Kul-
turhauptstadt zur Sicherung nachhaltiger Effekte durch die neue
Umsetzungsorganisation übernommen werden.
Zusammenfassend betrachtet scheinen die Argumente für die
Gründung einer neuen Organisation zu sprechen, welche frisch
durchstarten kann und primär die positiv evaluierten Erfahrungen
und Projekte der RUHR.2010 GmbH übernimmt. Dies sollte aber als
Empfehlung bewertet werden, welche der RUHR.2010 GmbH nicht
prinzipiell die Möglichkeit einer Umstellung auf die Umsetzungsaufgaben einer Kulturmetropolenstrategie absprechen soll.
Im Folgenden wird von der Notwendigkeit einer Neugründung ausgegangen. Die definierten Anforderungen würden aber an jede zukünftige Umsetzungsorganisation gestellt werden.
Neue Trägerschaft:
Kulturmetropole Ruhr GmbH
An einer neu zu gründenden Organisation sollten indirekt alle Städte der Kulturmetropole beteiligt werden können. Die einfachste
Lösung dafür scheint eine 100prozentige Tochter des RVR zu sein,
welche nach dem Muster der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr
GmbH organisiert ist und in passender Form die relevanten Finanzierungs- und Umsetzungsstrukturen in ihre fachlich orientierten
Aufsichtsgremien einbindet.
Rechtsform
Theoretisch kommen sowohl Trägerschaften, die nach öffentlichem
Recht organisiert sind, wie auch solche, die nach privatem Recht organisiert sind, in Frage. Ohne hier für die Realisierungsempfehlung
eine lange vergleichende Argumentation aufzuziehen, scheinen die
Argumente für eine gemeinnützige GmbH zu überwiegen.
Für die GmbH Lösung sprechen folgende Argumente:
1
Sichert hohe Flexibilität
2
Gestaltbare Form der Aufsichtsorgane
3
Offenheit für Beteiligung privater Partner
4
Eigene Rechtsfähigkeit
5
Absetzbarkeit von Unterstützungsgeldern
6
Klare Haftungen der Geschäftsführung
7
Gut erprobtes Modell
Denkbar wären auch ein eigener Zweckverband, eine Stiftung, ein
Verein oder eine Anstalt öffentlichen Rechts. Keine dieser Rechtsformen weist aber jene Flexibilität und Offenheit gegenüber externen
Partnern auf, wie dies die GmbH tut. Wenn man also längerfristig
auf die Beteiligung privater Partner und auf große Offenheit und
Flexibilität setzt, ist eine GmbH-Lösung zu favorisieren.
Die entsprechend geführte Diskussion im Arbeitskreis führte zum
Ergebnis, die Gründung einer GmbH durch den Regionalverband
Ruhr vorzuschlagen. Für die neue GmbH wird der Name „Kulturmetropole Ruhr GmbH“ vorgeschlagen. Die neue GmbH soll für eine
direkte Beteiligung des Landes Nordrhein-Westfalen offen sein. Jedenfalls sollen das Land und die Delegierten der kreisfreien Städte
und Kreise des Ruhrgebiets im mehrheitlich fachlich orientierten
Aufsichtsrat der neuen GmbH vertreten sein.
139
4 Vorschlag Städtekontrakt
Städtekontrakt zur Vorbereitung und
Sicherung der Umsetzung des Masterplanes
Kulturmetropole Ruhr
Der Masterplan Kulturmetropole Ruhr stellt die Strategie und den
Plan für die zukünftige kulturelle Entwicklung der Metropole Ruhr
dar. Der Städtekontrakt ist der Vertrag der Städte und Kreise der
Metropole Ruhr, des Regionalverbands Ruhr und des Landes Nordrhein-Westfalen zur Umsetzung des Masterplans. Als solcher wird
der Städtekontrakt ausdrücklich vom Masterplan empfohlen. Der
Städtekontrakt bezieht sich in seinen Inhalten auf die Vorschläge
des Masterplans. Dieser klärt für ein praktisches Funktionieren des
Städtekontrakts die relevanten Strategien und strategischen Ziele.
Beide Dokumente stützen einander in ihrer Bedeutung und Wirksamkeit.
Etwas genauer betrachtet sieht die Sachlage folgendermaßen aus:
140
Stellenwert Masterplan
Kulturmetropole Ruhr
Mit der Erstellung des Masterplans Kulturmetropole Ruhr nimmt
der RVR seine regionale Planungskompetenz als Entwicklungsverband der Metropole Ruhr wahr. Der Masterplan wurde unter Nutzung vorliegender Analysen und unter Einbeziehung regionaler
Entwicklungsträger des Kultur- und Kunstgeschehens von der beauftragten Agentur invent GmbH erarbeitet und im Arbeitskreis
Masterplan Kulturmetropole diskutiert, weiterentwickelt und auf
die regionale Situation abgestimmt. Die Ausarbeitungen gehen
dabei so weit, dass Umsetzungsanforderungen, Schlüsselprojekte, notwendige Organisationsformen und geschätzte Kosten herausgearbeitet und transparent gemacht wurden. Dadurch wurde
es möglich, dass der mit regionalen Expertinnen und Experten,
Entwicklungsträgern und politisch Verantwortlichen besetzte Arbeitskreis den Masterplan per Beschluss den formal zuständigen
Gremien des RVR zu Annahme und Umsetzung empfohlen werden
konnte.
Der Expertenentwurf zum Masterplan wurde vom Arbeitskreis Masterplan Kulturmetropole Ruhr mit einem Empfehlungsbeschluss
ausgestattet und dem Fachausschuss für Kultur und Sport und der
Vollversammlung des RVR zur Annahme und Umsetzungseinleitung
vorgeschlagen. Wenn die Gremien des RVR den Masterplan offiziell
beschließen, verfügt das Ruhrgebiet als erste deutsche Metropolregion über ein offizielles Planungsdokument für seine zukünftige
kulturelle Entwicklung.
Dies ist zweifellos ein großer Planungs- und Entscheidungsfindungsfortschritt. Dieser Fortschritt bedeutet jedoch noch nicht, dass mit
ihm auch sofort die Umsetzung des Masterplans gesichert ist. Für
diese muss gesondert verhandelt und gehandelt werden, was mit
dem vorliegenden Vorschlag zum Städtekontrakt vorbereitet wird.
Stellenwert Städtekontrakt
Kulturmetropole Ruhr
Der Städtekontrakt Kulturmetropole Ruhr stellt die Vereinbarung
der Städte, des RVR und des Landes Nordrhein-Westfalen zur Umsetzung des Masterplans dar. Diese Umsetzung benötigt vor allem
das aktive Engagement der Städte des Ruhrgebiets und des unterstützenden Landes Nordrhein-Westfalen. Die Städte, der RVR und
das Land Nordrhein-Westfalen müssen eine über ad hoc-Kooperationen hinausgehende, praktisch organisierte, langfristig angelegte
kulturelle Entwicklungszusammenarbeit beschließen. Das stadtbezogene kulturelle Engagement wird dadurch um ein städteübergreifendes Engagement für die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr
ergänzt.
nen und sollen sich alle Partner beteiligen. Einzelne Strategien und
Projekte können jedoch auch nur von Partnergruppen realisiert werden. Die angepeilte Umsetzungsstruktur benötigt Beständigkeit
und Planungssicherheit wie auch Offenheit für neue Chancen und
Projekte, die sich immer wieder aufs Neue ergeben werden.
Ein Städtekontrakt vereinbart eine langfristig angelegte Entwicklungspartnerschaft, die so stabil sein muss, dass sie Höhen und
Tiefen der gemeinsamen Entwicklung durchleben und überleben
kann. Wichtig ist dabei, dass „Trittbrettfahrerschaften“ ausgeschlossen werden können, dass also vermieden wird, dass einzelne Partner nur von den Nutzen profitieren wollen, ohne sich an den Kosten
zu beteiligen.
Der Vorschlag zu einem derartigen Städtekontrakt findet sich im
Anhang zum Masterplan. Er soll als Verhandlungsausgangspunkt
und Grundlage für die konkrete Ausverhandlung der zukünftigen
Entwicklungsarbeit dienen. Der Masterplan empfiehlt ausdrücklich
den Abschluss eines passenden Städtekontrakts für seine eigene
Umsetzung. Der Beschluss des Masterplans zieht aber nicht
automatisch einen entsprechenden Beschluss oder gar die Wirksamkeit des Städtekontrakts nach sich. Der Beschluss des Städtekontrakts benötigt einen eigenen Aushandlungsprozess, dessen
Ausgang durch den Beschluss des Masterplans nicht prejudiziert
wird.
Diese konkrete Form der interkommunalen, kulturellen Entwicklungszusammenarbeit wird über einen Städtekontrakt vereinbart,
der auf den Ausarbeitungen und Vorschlägen des Masterplans
Kulturmetropole aufbaut. Im Städtekontrakt verpflichten sich die
beteiligten Städte zur gemeinsamen strategischen Grundorientierung für die Entwicklung der Kulturmetropole Ruhr und vereinbaren vertraglich die Beteiligung an notwendigen Strukturen und
Finanzierungsmodellen für die zukünftige kulturelle Entwicklungszusammenarbeit. Der Städtekontrakt bringt die generelle strategische Orientierung, konkrete Entwicklungsschwerpunkte und die
bedeutenden kulturellen Kompetenzfelder und Schlüsselprojekte
der Entwicklung zum Ausdruck. Ein Städtekontrakt sollte den beteiligten Partnern Planungssicherheit geben und über zehn Jahre
abgeschlossen werden. An seinen generellen Vereinbarungen kön-
141
Beteiligte an der Masterplanentwicklung in
der Metropole Ruhr
Die bedeutendste Rolle in der Abstimmung und Entwicklung des
Masterplans Kulturmetropole Ruhr kam dem vom RVR nominierten Arbeitskreis Masterplan Kulturmetropole Ruhr (Seite 11 dieses
Kompaktberichts) zu. Der Arbeitskreis tagte vom 16. Mai 2008 bis
16. März 2009 insgesamt sieben Mal, wobei die letzten drei Treffen in erster Linie dem Städtekontrakt galten. Die interne Gruppe
zur Masterplanentwicklung mit Vertretern des RVR und der Agentur invent GmbH kam insgesamt vier Mal zusammen. In den elf
kreisfreien Städten und den vier Kreisen der Metropole Ruhr wurden Stadt- und Kreisgespräche zum Masterplan abgehalten. Je zwei
Kompetenzfeldworkshops gab es zu den Metropolenkompetenzfeldern Theater und Performing Arts, Interkultur / Kulturelle Vielfalt und Kreativwirtschaft. Nicht zuletzt kam der Masterplan auch
anhand einer Vielzahl an persönlichen Interviews in der Metropole
Ruhr zustande. Der besondere Dank gilt allen engagierten Mitentwicklern und Gesprächspartnern, die hier aufgelistet sind.
Regionalverband Ruhr
Heinz-Dieter Klink, Regionaldirektor
Dr. Dieter Nellen, Referatsleiter Referat Kultur und Sport
Dr. Thomas Rommelspacher, Bereichsleiter Planung
Dr. Wilfried Dege, Referatsleiter Öffentlichkeitsarbeit
Svenja Noltemeyer, Projektkoordinatorin
Susanne Brambora-Seffers, Projektkoordinatorin
Martina Lauderbach, Projektkoordinatorin
Ruhr.2010 GmbH
Prof. Dr. Oliver Scheytt, Geschäftsführer
Dr. hc. Fritz Pleitgen, Geschäftsführer
Jürgen Fischer, Programmkoordinator
Prof. Dieter Gorny, Künstlerischer Direktor „Stadt der Kreativen“
Asli Sevindim, Künstlerische Direktorin „Stadt der Kulturen“
Prof. Karl-Heinz Petzinka, Künstlerischer Direktor „Stadt der Möglichkeiten“
Bernd Fesel, Projektmanager Kreativwirtschaft RUHR.2010 GmbH
Land Nordrhein-Westfalen
Peter Landmann, Abteilungsleiter Kultur, Staatskanzlei des Landes
Nordrhein-Westfalen
Reinhard Krämer, Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, Abteilung
Kultur, Bereichsleiter Regionale Kulturpolitik
Katharina Schwalm-Schäfer, Abteilungsleiterin Kultur- und Kreativwirtschaft, Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie
des Landes Nordrhein-Westfalen
Ulla Harting, Referatsleiterin Kulturabteilung der Staatskanzlei
Land Nordrhein-Westfalen
Agnes Heuvelmann, Referatsleiterin Allgemeine Fragen der Integrationspolitik Ministerium für Generationen, Familie und Frauen
des Landes Nordrhein-Westfalen
Wirtschaftsvereinigungen der Metropole Ruhr
Dr. Roland Kirchhof, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied
Verein pro Ruhrgebiet
Dr. Peter Lampe, Vorsitzender der Geschäftsführung des
Initiativkreises Ruhr
142
Städte und Kreise der Metropole Ruhr
Stadtgespräch in Bochum
Stadtgespräch in Bottrop
Stadtgespräch in Dortmund
Stadtgespräch in Duisburg
Stadtgespräch in Essen
Stadtgespräch in Gelsenkirchen
Stadtgespräch in Hagen
Stadtgespräch in Hamm
Stadtgespräch in Herne
Stadtgespräch in Mülheim an der Ruhr
Stadtgespräch in Oberhausen
Kreisgespräch im Kreis Ennepe-Ruhr
Dr. Armin Brux, Landrat Kreis Ennepe-Ruhr
Dr. Dagmar Goch, Bürgermeisterin Stadt Hattingen
Dr. Martina Kliner-Fruck, Leiterin Stadtarchiv Witten
Carsten Michel, Fachbereichsleiter Allgemeine Bürgerdienste Bereich Kultur Stadt Ennepetal
Jürgen Niederheide, Leitung Schulamt Kreis Ennepe-Ruhr
Stefan Rose, Beisitzer FB Bildung, Jugend und Soziales Stadt Gevelsberg
Dr. Jürgen Steinrücke, Bürgermeister Stadt Schwelm
Dr. Katja Strauss-Köster, Referatsleiterin für nachhaltige Stadtentwicklung Stadt Herdecke
Dr. Gisela Tervooren, Touristik Kreis Ennepe-Ruhr
Dr. Dietrich Thier, Kulturverantwortlicher Stadt Wetter
Norbert Zirkel, Kulturbüroleiter Stadt Spröckhövel
Lothar Christ, Erster Beigeordneter Stadt Werne
Christian Frieling, Fachbereichsleiter Kultur Stadt Kamen
Klaus Kilian, Vorstand des Kultur- und Weiterbildungsbetriebs
(KuWeBe) Stadt Schwerte
Sabine Leiße, Koordinierungsstelle für Planungsaufgaben Kreis
Unna
Gerhard Pielken, Fachbereich für Kultur und Medien Kreis Unna
Manon Pirags, Fokus Selm AÖR
Simone Schmidt-Apel, Kulturreferentin Stadt Bergkamen
Axel Sedlack, Kulturdezernent und Leiter der Kulturbetriebe Stadt
Unna
Rainer Stratmann, Kreisdirektor und Kämmerer Kreis Unna
Sigrid Zielke M.A., Fachbereichsleiterin Kultur Kreis Unna
Kreisgespräch im Kreis Wesel
Paul Borgardts, Leiter Städtisches Bühnenhaus Stadt Wesel
Sandra Bree, Fachbereichsleiterin Bildung, Kultur und Sport Stadt
Xanten
Egon Dames, Beigeordneter Stadt Voerde
Konrad Fischer, Amtsleiter Schulverwaltungs- und. Kulturamt Stadt
Hamminkeln
Klaus-Dieter Graf, Leiter Kulturamt Stadt Dinslaken
Wolfgang Jager, Leiter Schulverwaltungsamt Stadt Kamp-Lintfort
Maria Kischka, Ordnungsdezernentin Stadt Hamminkeln
Dr. Ansgar Müller, Landrat Kreis Wesel
Thomas Pieperhoff, Referat 15, Persönlicher Referent
Stadt Dinslaken
Vera Thuleweit, Fachbereichsleiterin Kulturbüro Stadt Rheinberg
Rainer Weiß, Leiter der Entwicklungsagentur Kreis Wesel (EAW)
Karl-Heinz Wiberny, Kulturbeauftragter Kreis Wesel
Beatrix Wirbelauer, Leiterin Kulturbüro Stadt Moers
Kreisgespräch im Kreis Recklinghausen
Kreisgespräch im Kreis Unna
Matthias Aufermann, Kulturhauptstadtbeauftragter Gemeinde
Holzwickede
Edelgard Blümel, Fachbereichsleiterin für Soziales, Schule, Gleichstellung, Sport, Kultur und Bürgerbüro bei der Gemeindeverwaltung Bönen
143
Metropolenkompetenzfeld
Theater und Performing Arts
Metropolenkompetenzfeld Städteund Metropolentransformation
Metropolenkompetenzfeld Interkultur / Kulturelle Vielfalt
Udo Balzer-Reher, Geschäftsführung Stücke Mülheimer Theatertage NRW
Holger Bergmann, Künstlerischer Leiter
Ringlokschuppen Mülheim
Peter Carp, Intendant Theater Oberhausen
Marcus Gloria, Inhaber Agentur „Cooltour“
Bochum
Prof. Dr. Ulrike Hass, Universität DuisburgEssen
Prof. Dr. Guido Hiß, Institut für Theaterwissenschaft Ruhr-Universität Bochum
Stefan Hilterhaus, Künstlerischer Leiter
PACT Zollverein
Henrietta Horn, Künstlerische Leiterin
Folkwang Tanzstudio Essen
Jürgen Krings, Geschäftsführer Kultur Ruhr
GmbH (Ruhrtriennale)
Thomas Laue, Chefdramaturg Schauspiel
Essen
Susanne Linke, Künstlerische Leiterin Choreographisches Zentrum Essen
Hans-Jürgen Best, Beigeordneter Geschäftsbereich Planen Stadt Essen
Prof. Dr. Hans-Heinrich Blotevogel, Technische Universität Dortmund - Fakultät
Raumordnung und Landesplanung
Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Institut für
Landes- und Stadtentwicklungsforschung
gGmbH, Dortmund
Dipl.-Ing. Ralf Ebert, Geschäftsführer
STADTart Dortmund
Dr. Stefan Gärtner, Institut für Arbeit und
Technik FH Gelsenkirchen
Prof. Karl-Heinz Petzinka, Ruhr.2010 GmbH
Künstlerischer Direktor „Stadt der Möglichkeiten“
Dr. Dieter Rehfeld, Institut für Arbeit und
Technik FH Gelsenkirchen
Ulrike Rose, Geschäftsführerin Europäisches Haus der Stadtkultur, Gelsenkirchen
Prof. Dr. Klaus Tenfelde, Ruhr-Universität
Bochum, Institut für soziale Bewegungen
Meral Cerci, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Land NordrheinWestfalen
Dr. Andreas Goldberg, Geschäftsführer
Stiftung Zentrum für Türkeistudien
Ulla Harting, Referatsleiterin Kulturabteilung der Staatskanzlei Land NordrheinWestfalen
Agnes Heuvelmann, Referatsleiterin
Allgemeine Fragen der Integrationspolitik
Ministerium für Generationen, Familie und
Frauen des Landes Nordrhein-Westfalen
Tina Jerman M.A., Leiterin Exile Kulturkordination e.V.
Gülay Kizilocak, Stellvertreterin des Direktors Stiftung Zentrum für Türkeistudien
Claudia Kokoschka, Programmleiterin Kulturbüro der Stadt Dortmund
Meinhard Motzko, Praxis Institut Bremen
Gabriela Schmitt, Bildungsreferentin Düsseldorfer Institut für soziale Dialoge
Asli Sevindim, RUHR.2010 GmbH, Künstlerische Direktorin „Stadt der Kulturen“
Rita Viehoff, Kulturamtsleiterin Stadt
Hagen
144
Metropolenkompetenzfeld
Kreativwirtschaft
Kompetenzfeld
Bildende Kunst
Basiskompetenzfeld
Geschichtskultur
Hanns-Ludwig Brauser, Geschäftsführer
Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr
Bernd Fesel, Projektmanager Kreativwirtschaft RUHR.2010 GmbH
Michael Gehlert, EWG - Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH
Prof. Dieter Gorny, RUHR.2010 GmbH,
Künstlerischer Direktor „Stadt der Kreativen“
Andrea Höber, Kompetenzfeldentwicklung
Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr
Herman Marth, Vorstandsvorsitzender
Stiftung Zollverein
Prof. Kurt Mehnert, Rektor Folkwang Hochschule Essen
Harald Pahl, RAG (Quartier Zeche Lohberg)
Silke Pollack, Geschäftführerin Dinslakener
Stadtmarketing GmbH
Katharina Schwalm-Schäfer, Abteilungsleiterin Kultur- und Kreativwirtschaft, Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und
Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
Axel Sedlack, Kulturdezernent und Leiter
der Kulturbetriebe Stadt Unna
Sylvia Tiews, Branchenbetreuerin IT /
Koordination Kreativwirtschaft dortmund
project Stadt Dortmund Wirtschaftsförderung
Roland Weiss, Geschäftsführer Entwicklungsgesellschaft Zollverein mbH
Barbara Wendling, Zollverein Business
Service & Kommunikation
Dr. Tayfun Belgin, Direktor Karl Ernst Osthaus Museum Hagen
Hendrik von Boxberg, Leiter PR und Öffentlichkeitsarbeit Museum Folkwang
Dr. Söke Dinkla, Leiterin Kulturhauptstadtbüro Stadt Duisburg
Dr. Hartwig Fischer, Direktor Museum
Folkwang
Klaus Kiefer, Leiter Arbeitsgemeinschaft
der Essener Galerien
Dr. Ursula Sinnreich, Leiterin Bereich Kunst
Kulturbetriebe Unna
Dr. Kurt Wettengl, Direktor Museum am
Ostwall Dortmund
Prof. Dr. Ulrich Borsdorff,
Direktor Ruhr-Museum
Prof. Dr. Stefan Goch, wissenschaftlicher
Mitarbeiter des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen
Heinrich Theodor Grütter, Leiter Öffentlichkeitsarbeit Ruhr-Museum
Prof. Dr. Klaus Tenfelde, Direktor des Instituts für soziale Bewegungen in Bochum
145
Bildnachweise
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