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Kommune
Bochum
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Mitteilung der Verwaltung
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Vorlage Nr. 20100212
Sicht- und Eingangsvermerk der Schriftführung
öffentlich/nichtöffentlich
nichtöffentlich gemäß
öffentlich
Bezug (Beschluss, Anfrage Niederschrift Nr. ... vom ... )
Bezeichnung der Vorlage
18 Jahre Fanprojekt in Bochum
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
Sitzungstermin
akt. Beratung
18.02.2010
Anlagen
Wortlaut
Ausgangslage
Am 3. November 1990 kam es beim Fußballspiel zwischen dem FC Sachsen Leipzig
und dem FC Berlin (ehem. BFC Dynamo Berlin) zu Ausschreitungen, an denen auch
Bochumer Hooligans beteiligt waren. Trauriger Höhepunkt war der Tod des
18jährigen Berliners Mike Polley.
Die Beteiligung an den Ausschreitungen in Leipzig veranlasste das Jugendamt,
neben der Arbeit mit Skins, Punks, Rockern, Skatern u.a. auch die Fanszene des VfL
Bochum in das Blickfeld der Straßensozialarbeit zu nehmen.
Im Januar 1992 wurde das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ (NKSS)
verabschiedet. Dieses Konzept sah dann die Einrichtung von Fanprojekten an den
Bundesligastandorten vor. Mit Beginn der Spielsaison 1992/1993 wurde in Bochum
offiziell das Fanprojekt installiert. Träger wurde die Arbeiterwohlfahrt. Mit dem
Jugendamt erfolgte eine enge personelle und finanzielle Kooperation. Finanziert
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wurde das Fanprojekt zu gleichen Anteilen durch Mittel des Landes, der Kommune
und dem DFB.
Das NKSS ist neben dem Betreuungskonzept der Straßensozialarbeit die Grundlage
für die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fußballfans. Ziele der
Arbeit von Fanprojekten sind:
-
Abbau von extremistischen Einstellungen in der Fanszene
-
Reduzierung von Gewaltakzeptanz und –bereitschaft
-
Förderung der Akzeptanz zwischen unterschiedlicher Fangruppierungen
-
Betreuung und Beratung von Fanszenen und einzelnen Jugendlichen
-
Sozialpädagogische Arbeit mit den Mitgliedern der Fanszene auch außerhalb von
Spieltagen.
Personal und Finanzen
Zu Beginn der Fanprojektarbeit waren zwei Straßensozialarbeiter der Stadt Bochum
– die bereits vorher Kontakte in der Hooligan- und Fanszene aufgebaut hatten - und
eine Mitarbeiterin der AWO im Fanprojekt tätig. Seit dem Jahre 2005 hat sich dieses
Verhältnis umgekehrt, d. h. es arbeitet noch ein Mitarbeiter der Stadt Bochum und
zwei Mitarbeiter der AWO im Fanprojekt.
Seit Juli 2009 arbeitet eine Mitarbeiterin zur Durchführung des Projektes „soccer
meets learning“, Lernen an außergewöhnlichen Orten (rewirpowerSTADION) im
Fanprojekt. Diese Stelle wird hauptsächlich über die ARGE finanziert. Desweiteren
gibt es zwei Honorarkräfte mit 10/17 Wochenstunden.
Das Fanprojekt ist organisatorisch dem Arbeitsbereich Jugendsozialarbeit des
Jugendamtes zugeordnet und in städtischen Räumen angesiedelt.
Die Koordination des Fanprojektes wird vom Jugendamt wahrgenommen.
Aufgabenfelder
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Die Arbeit der Mitarbeiter im Fanprojekt hat sich in den letzten 18 Jahren ausgeweitet
und spezialisiert. Neben der Betreuung von Fangruppen und der Durchführung
zahlreicher Einzelfallhilfen, die sich aus der Arbeit ergeben, werden Projekte zur
Förderung benachteiligter Jugendlicher eingerichtet und Freizeitmaßnahmen im
Fußballzusammenhang mit den Jugendlichen durchgeführt.
Koordination / Öffentlichkeitsarbeit / Veranstaltungen / Arbeit in Fanclubs
Die Arbeit der Mitarbeiter des Fanprojektes, der Einsatz der finanziellen Mittel, die
Planung und Durchführung von Maßnahmen und Projekten wird von einem
Mitarbeiter des Jugendamtes koordiniert.
Auch die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Vertretung in übergeordneten Gremien (z. B.
NRW-Treffen der Fanprojekte) werden von diesem Mitarbeiter wahrgenommen.
Desweiteren
ist
er
seit
2002
einer
von
zwei
Bundesarbeitsgemeinschaft
der
47
Fanprojekte
Bundesarbeitsgemeinschaft
der
Fanprojekte
gewählten
in
(BAG)
Sprechern
Deutschland.
ist
ein
der
Die
fachlicher
Zusammenschluss aller deutschen Fußballfanprojekte. Die BAG versteht sich als
„kritische Lobby“ für Fußballfans und setzt sich bundesweit und regional für die
Interessen von Fußballfans ein.
Weiterhin werden die mittlerweile 224 eingetragenen Fanclubs des VfL Bochum –
von denen zwei einen mobilen Treff betreiben – betreut. Es handelt sich hier um die
Fanclubs
„Bochum
–
Ost“
(Hohe
Eiche
46)
und
„Bochum
–
Hordel“
(Schragmüllerstraße). Einige Fanclubs, die keine eigenen Räumlichkeiten haben,
nutzen teilweise den Fantreff (MOT) des Fanprojektes an der Blumenstraße, um hier
Fanclubsitzungen oder ähnliche Veranstaltungen durchzuführen. Die Vergangenheit
hat gerade im Bereich der organisierten Fanclubs gezeigt, dass auch hier ein
vermehrter Bedarf an Einzelhilfe
(Beratung in Angelegenheiten des Strafrechts,
Stadionverbote, Schuldnerberatung, Drogenberatung sowie bei Wohnungslosigkeit)
und eine Stabilisierung einzelner Gruppen notwendig war. Die Arbeitsprinzipien
Freiwilligkeit, Parteilichkeit, Vertraulichkeit und Lebensweltorientierung aus dem
Bereich der Straßensozialarbeit bestimmen den täglichen Umgang mit den
Jugendlichen aus dieser Szene.
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Einmal jährlich wird das Fußballhallenturnier „Hallenzauber“ für die Fanclubs
durchgeführt. Dieses Turnier findet seit 17 Jahren immer in der Winterpause statt
und genießt einen hohen Stellenwert in der Bochumer Fanszene. Insgesamt nehmen
mittlerweile 28 Fanclubmannschaften an dieser Veranstaltung teil. Jeweils zwei
Fanclubs werden mit der Planung und Durchführung des Turniers beauftragt und
durch das Fanprojekt unterstützt. Neben dem großen Hallenturnier gibt es in
Kooperation mit dem VfL Bochum auch noch den „Fanclub-Cup“, der auf dem
Trainingsgelände an der Hiltroper Straße ausgespielt wird. Als weiterer sportlicher
Höhepunkt ist noch die Teilnahme an der deutschen Fanmeisterschaft zu erwähnen,
die in den vergangenen Jahren vom Fernsehsender „premiere“ in der Sportschule
Bitburg organisiert, aber nach der Übernahme des Fernsehsenders „Sky“ eingestellt
wurde.
Sozialpädagogische Arbeit mit der Fangruppe Ultras Bochum
Aufgrund des Arbeitsauftrags, der sich aus der Anzahl der Mitglieder der Ultras und
ihrem auffälligen Verhalten ergibt, wird dieser Arbeitsbereich von einem Mitarbeiter
(AWO) durchgeführt.
Bei den Mitgliedern der Ultras handelt es sich um fanatische Anhänger, deren Ziel es
ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen“.
Ultras legen viel Wert auf akustische
Unterstützung und optische Hilfsmittel.
Optische Hilfsmittel sind in fast allen Stadien zu sehen, wie z.B. die großen
Fahnenmeere. Aber auch verbotene Pyrotechnik oder bengalische Feuer werden
gerne zur optischen Unterstützung benutzt. Die Unterstützung durch Sponsoren oder
Vereine wird z.B. bei der Erstellung einer großen Choreographie strikt abgelehnt.
Ultras finanzieren sich meist durch eigene Mitgliedsbeiträge und Fanartikel.
Der Vereinsführung stehen sie in der Regel kritischer gegenüber als andere Fans.
Für sie stehen Themen wie der Erhalt der Fankultur und der Identität mit dem Verein
oft im Konflikt zu der allgemeinen Kommerzialisierung des Sports.
Ein weiteres wichtiges Thema der Ultras ist der Protest gegen das als Willkür
empfundene Vorgehen von Polizei und Ordnern gegen Fußballfans. Sprechchöre wie
z. B. „All Cops Are Bastards - A.C.A.B.!“ oder „Fußballfans sind keine Verbrecher“
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sind deshalb fast an jedem Spieltag zu hören. Viele Ultra-Gruppen versuchen die
erlebte „Repression“ der Öffentlichkeit zu zeigen und dagegen vorzugehen.
Ultras sind nicht zu verwechseln mit Hooligans, jedoch findet man auch bei ihnen
immer häufiger gewalttätige Auseinandersetzungen. Das Stehlen von gegnerischen
Fanutensilien, insbesondere von Schals und Fahnen, ist ein möglicher Auslöser von
Schlägereien.
Allerdings
sind
bei
vielen
Ultra-Gruppierungen
gewalttätige
Auseinandersetzungen oder Krawalle auch ein akzeptiertes Mittel, Faninteressen
durchzusetzen. Auseinandersetzung mit gegnerischen Fangruppen bei Heimspielen
werden unter dem Gesichtspunkt betrachtet, „die eigene Stadt zu verteidigen“.
Durch die Betonung des Gruppenzusammenhalts, der weit über den Spieltag hinaus
geht, der eigenen Attitüden und der eigenen Mode, sowie der eigenen
Werteentwicklung wird die Gruppe der Ultras als Jugendsubkultur angesehen.
Das Bochumer Fanprojekt arbeitet schon seit der Gründung der Bochumer UltraGruppe 1999 mit den Jugendlichen zusammen. In den letzten zwei Jahren wurde
die Gruppe bei 68 Bundesliga- und 4 DFB-Pokal-Spielen begleitet und betreut.
Die Zusammenarbeit mit der Gruppe der Ultras beruht auf den Arbeitsprinzipien des
Streetworks. Zu der Gruppe ist aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit eine
Vertrauensbasis entstanden.
Neben den gemeinsamen Fahrten zu den Auswärtsspielen und der Betreuung am
Spieltag, finden im Fantreff regelmäßig Treffen statt, u. a. um Choreographien
einzustudieren. Zu diesen wöchentlichen Treffen, wurden in den letzten zwei Jahren
auch offizielle Vertreter und Spieler des VfL Bochum eingeladen, um sich Fragen der
Gruppe zu stellen oder in Diskussionen Probleme zu erörtern.
In der Regel ist der Fantreff für diese Gruppe mindestens einmal in der Woche
geöffnet. Bei Bedarf erfolgt auch eine häufigere Nutzung, um z.B. ein gemeinsames
Frühstück mit befreundeten Ultra-Gruppe zu organisieren oder zu grillen bzw.
Fußball zu spielen auf dem angrenzenden Bolzplatz.
Herauszuhebende Aktionen des Fanprojektes mit den Ultras waren in den letzten
zwei Jahren eine Choreographie gegen Rechtsextremismus, die Fahrt zur
Europameisterschaft nach Österreich sowie die Ausrichtung der Fußballturniere
Hallenzauber 2009 und 10 Jahre Ultras Bochum. Ein wesentlicher Schwerpunkt in
der Arbeit mit den Ultras ist die Unterstützung und Beratung in schwierigen
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Lebenslagen. Dazu gehörte u. a. die Begleitung der drei Angeklagten zum
Gerichtsprozess nach Bielefeld, die im Jahr 2008 einen Ordner bei dem Spiel
Arminia Bielefeld – VfL Bochum schwer verletzt hatten.
Beratungsschwerpunkte in den letzten zwei Jahren waren: Aufklärung über die
Gefahren von Pyrotechnik, Stadionverbotsrichtlinien, Beratungen in Angelegenheiten
des Strafrechts, Schuldnerberatung, Beratung bei Wohnungslosigkeit und weiteren
individuellen
Problemen
wie
Beziehungsprobleme,
Schwangerschaften,
Drogenmissbrauch.
Präventive U16/18 Arbeit des Fanprojekts Bochum
Ein Mitarbeiter der AWO strukturiert die präventive Sozialarbeit mit U16/18-Jährigen
und setzt sie in Maßnahmen um. Hierzu gehören die U16-Fahrten sowie die Freizeitund Bildungsmaßnahmen für diese Altersgruppe der Fans.
Zu den Auswärtsspielen des VfL Bochum 1848 werden Busse eingesetzt, in denen
circa 45 Jugendliche Platz finden.
Die Fahrten finden unter dem Motto "Ohne Nikotin und Alkohol" statt und werden zu
einem taschengeldfreundlichen Preis angeboten. Die Jugendlichen werden von
MitarbeiterInnen des Fanprojekts und zum Teil von älteren VfL Fans betreut.
Während der Fahrten wird ein Unterhaltungs- und Mitmachprogramm angeboten.
Im Gegensatz zu den üblichen Auswärtsfahrten von Fußballfans, bei dem der
Drogenmissbrauch in Form von Nikotin und Alkohol sehr groß ist, erleben die
Jugendlichen bei dieser "etwas anderen Auswärtsfahrt", dass man auch ohne
Drogen Spaß haben kann. Zudem sind die Gleichaltrigen unter sich, d.h. neue
Kontakte können geknüpft und neue Fan-Clubs gegründet werden.
Durch die Niederschwelligkeit dieses Angebots, wird eine hohe Anzahl von
jugendlichen Fußballfans erreicht. Durch die Regelmäßigkeit der Fahrten, die von
weiteren Maßnahmen flankiert werden, erhalten die Mitarbeiter Zugang zur
Lebenswelt der Jugendlichen. Die Vertrauensbasis, die hier geschaffen wird, hilft
auch bei Gesprächen über die Probleme abseits des Fußballs, etwa der
Unterstützung bei häuslichen Problemen, Schul- und Ausbildungsproblemen, sowie
weiteren individuellen Problemen.
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Den
Teilnehmern
soll
weiterhin
verdeutlicht
werden,
dass
die
bereits
angesprochenen Auswärtsrituale – Alkoholmissbrauch und Randale – nicht zwingend
zu einer Auswärtsfahrt dazugehören.
Zusätzlich wird Aufklärungsarbeit über delinquente Verhaltensweisen geleistet. Ziel
ist es ein Bewusstsein für solche Taten zu schaffen, da sich die Jugendlichen über
mögliche Folgen nicht im Klaren sind.
Um
Ressentiments
gegenüber
anderen
Fanszenen
abzubauen,
werden
Begegnungen mit jugendlichen Fußballfans der gastgebenden Vereine eingeplant.
Durch diese Begegnungen wird bei den Jugendlichen die Ablehnung des
Gegenüber, die sich in seiner Zugehörigkeit in einer anderen Fanszene begründet,
aktiv vorgebeugt. Die Hemmschwelle später aggressiv gegenüber anderen Fans nur
aufgrund anderer Vereinszugehörigkeit aufzutreten ist wesentlich höher, wenn einem
die Fans des anderen Vereins bereits persönlich bekannt sind und mit ihnen positive
Erfahrungen gemacht wurden.
Die freizeitpädagogischen Aktivitäten bilden einen zweiten Aspekt im präventiven
Ansatz der U-16-Arbeit. Abseits der Fußballspiele werden unter der Woche
regelmäßig solche Angebote durchgeführt.
Hierzu gehören erlebnispädagogische Aktionen in Zusammenarbeit mit anderen
Fanprojekten. Gerade die hohe Ballungsdichte von unterschiedlichen Fanszenen im
Ruhrgebiet bieten hierfür gute räumliche Voraussetzungen. Die „kurzen Wege“
zwischen den unterschiedlichen Fanszenen ermöglichen diese Aktionen auch unter
der Woche. Daraus resultierend entstanden Jugendfreizeiten, die bundesweit mit
anderen Fanprojekten durchgeführt wurden.
Weiterhin wird seit dem vergangenen Jahr die Fanprojekte NRW Liga ausgespielt.
Damit auch Angebote für Jugendliche bestehen, die altersbedingt aus den U16
Fahrten
herausfallen,
spielen
diese
den
eigenen
NRW
Meister
in
einer
Hallenfußballliga aus.
Daneben erfolgen bildungspädagogische Maßnahmen, die zum Ziel haben, die
Identitätsfindung der Jugendlichen zu unterstützen.
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Die U16/18 Arbeit ist perspektivisch ausgerichtet und hat das Ziel ein Abgleiten
dieser Jugendlichen in gewaltbereite Fangruppierungen zu verhindern.
Streetsoccer
Zwei Honorarkräfte (AWO) organisieren das Street-Soccer-Projekt, das 2004 vom
Fanprojekt Bochum gegründet wurde. Finanziert durch die Stadtwerke Bochum,
greift das Projekt bewusst die Tradition des früher üblichen Straßen- und HinterhofFußballs auf. In Zeiten knapper werdender Bewegungs- und Freizeiträume
ermöglicht die 15 x 10 m große Straßenfußballanlage aus Aluminium- und
Kunststoffbanden, die ohne großen Aufwand auf Straßen und Plätzen aufgebaut
werden kann, Kindern und Jugendlichen, sich in ihrer Lebensumgebung, gemeinsam
sportlich zu betätigen. Mit der sogenannten rewirpower-Streetsoccer-challenge
werden gewaltpräventive Ziele verfolgt. Weiterhin soll das Sozialverhalten sowie die
gegenseitige Rücksichtnahme gefördert werden. Fairness, Spaß und die Stärkung
des Selbstwertgefühls des Einzelnen sowie von Gruppen stehen im Vordergrund.
Sportliche Leistungsunterschiede spielen eine untergeordnete Rolle. Desweiteren
fördert
das
Street-Soccer-Projekt
eine
aktive
Freizeitgestaltung,
um
dem
Bewegungsbedürfnis von Kindern zu entsprechen und Übergewicht und daraus
folgende körperliche Schäden zu vermeiden. Die große Beliebtheit, derer sich die
rewirpower-Streetsoccer-Challenge
bei
den
Teilnehmern
aus
verschiedenen
Bochumer Stadtbezirken erfreut, beweist die jährlich steigende Anzahl von
Eventanfragen. 2004 wurde mit 12 Veranstaltungen begonnen. 2009 sind 41
rewirpower-Streetsoccer-challenge-Veranstaltungen durchgeführt worden.
Das Projekt bietet eine gute und effektive Möglichkeit, Kinder und Jugendliche auf
sportlichem Wege zu erreichen, Beziehungsarbeit zu beginnen und den Grundstein
für ein soziales Miteinander zu schaffen.
Neben den lokalen Veranstaltungen wurde im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft
2006
in
Deutschland
in
Kooperation
mit
den
NRW-Fanprojekten
die
Straßenfußballveranstaltungsreihe „NRW-WM Streettour 2005/2006“ konzipiert und
durchgeführt. Hierbei kickten an ganz unterschiedlichen Standorten, z.B. am
Bochumer rewirpowerSTADION, in einer Dortmunder Skatehalle, am Rheinufer etc.
tausende Jungen und Mädchen friedlich und mit großer Begeisterung mit- und
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gegeneinander. So wurden sie von Zuschauern zu aktiven Teilnehmern der WM.
Um diese vielen positiven Aspekte auch weiterhin zu nutzen und zu kanalisieren
wurde unter dem Namen NRW-Streettour „kick racism out“ dieses präventive
Fußballprojekt in den folgenden Jahren fortgesetzt. Mit Hilfe dieser Tour versuchen
die NRW-Fanprojekte den integrativen und antirassistischen Grundgedanken des
Fußballs durch die Vorgabe, dass jedes teilnehmende Team mindestens 3
Nationalitäten aufweist, ausdrücklich zu betonen. Ziel der NRW-Fanprojekte ist es,
durch diese Veranstaltungen eine Ebene des friedlichen Miteinanders verschiedener
Jugendkulturen und Migrantengruppen zu schaffen und wirkungsvoll Toleranz
fördern. In 11 NRW-Städten mit Fanprojekten (Aachen, Bielefeld, Bochum, Duisburg,
Düsseldorf, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Köln, Leverkusen, Wuppertal) findet
jährlich in Kooperation mit dem Jugend- und dem Schulamt, dem Ministerium für
Generation, Familie, Frauen und Integration sowie weiteren Netzwerkpartnern jeweils
eine große Streetsoccerveranstaltung unter dem Motto „kick racism out“ statt.
Darüber hinaus führte das Fanprojekt in Zusammenarbeit mit dem Falkenheim
Akademiestraße und dem Jugendamt die „Bochumersoccerleague“, eine Fußballliga
für Kinder im Alter von 8 – 12 Jahren – die Besucher von Kinder- und
Jugendfreizeithäusern oder Mitglieder in Jugendverbänden sind – durch. Bei der
„Bochumersoccerleague“ handelt es sich um eine Sozialkampagne des DFB zur
Frauen-Fußball-WM 2011. Diese Sozialkampagne trägt den Namen „Kinderträume
2011“. Ziel dieser Kampagne ist es u. a. Fußball wieder vermehrt als pädagogisches
Instrument in der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu implementieren. Im Hinblick
auf
die
Frauen-Fußball-WM
2011
mussten
die
Teams
der
jeweiligen
Jugendfreizeithäuser mindestens zur Hälfte aus Mädchen bestehen. Die Spiele der
Liga wurden an 6 packenden Spieltagen auf der mobilen Straßenfußballanlage des
Fanprojektes Bochum in verschiedenen Stadtbezirken durchgeführt. Sowohl der
DFB, das Jugendamt, die Falken als auch das Fanprojekt Bochum streben einen
Ausbau dieser Sozialkampagne an. In den Jahren 2010 und 2011 sind neben der
Durchführung der Liga auch freizeit- und bildungspolitische Maßnahmen geplant.
Der VfL Bochum ist in das Projekt miteinbezogen worden und ermöglicht den
Teilnehmern der „Bochumersoccerleague“ den kostenlosen Besuch eines VfL Spiels.
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Soccer meets learning
Angelehnt an die „Study Support Centres“ in England wurde in der Verbindung von
Sport – hier: Fußball – und Bildung ein geeigneter Rahmen gesehen, innerhalb
dessen eine interessante und motivierende Lernumgebung geschaffen werden
könnte. Das Fanprojekt Bochum hat diese Idee mit dem außerschulischen
Bildungsprojekt „soccer meets learning – Lernen an außergewöhnlichen Orten“ im
Schuljahr 2007/2008 zum ersten Mal angeboten. Im darauffolgenden Schuljahr
konnte das Projekt auf Grund fehlender Mittel nicht durchgeführt werden. 2009/2010
konnte die Robert Bosch Stiftung als neuer Sponsor für dieses Projekt gewonnen
werden und dieses Angebot zum zweiten Mal durchgeführt werden.
„Soccer meets learning“ startete im ersten Schulhalbjahr am 21.09.2009. Mit der
Planung,
Durchführung
und
Dokumentation
des
Projektes
wurde
eine
projektorientierte Mitarbeiterin beauftragt, die überwiegend durch die ARGE finanziert
wird. Insgesamt nahmen im ersten Halbjahr dreizehn Klassen der Jahrgangsstufen 7
bis 10 mit 210 Schülerinnen und Schülern der Peter-Petersen-Schule (Städtische
Förderschule
–
Förderschwerpunkt
„Lernen“)
und
der
Städtischen
Gemeinschaftshauptschule Fahrendeller Straße 25 teil.
Es handelt sich bei den TeilnehmerInnen in der Regel um benachteiligte und
individuell beeinträchtigte junge Menschen mit erhöhtem Förderbedarf, die den von
der
Leistungsgesellschaft
gesetzten
Erwartungen
zum
größten
Teil
nicht
nachkommen können und die sich teilweise bereits selbst aufgegeben haben.
Ansatz des Projektes ist es, Lernimpulse zu setzen, die das Interesse bei diesen
Jugendlichen wecken. Es sollte ein Bildungsangebot geschaffen werden, in dem die
Schülerinnen und Schüler Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, um ihr eigenes
Verhalten, das Verhalten Anderer und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen
kritisch zu reflektieren.
Das Projekt setzte sich zum Ziel, die sozial-kommunikativen, aktivitätsorientierten
und personalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Zudem
zielte das Projekt auf die notwendige Wissensvermittlung. So wurde insbesondere im
Bereich der politischen Bildung versucht, Kenntnisse, Einblick und Verständnis in
geschichtliche
kultureller,
und
gesellschaftliche
ökonomischer
und
Zusammenhänge
ökologischer
politischer,
Prozesse
zu
sozialer,
vermitteln.
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Handlungsorientierte Lernprozesse standen bei der Wissensvermittlung im Fokus. In
den verschiedenen Workshops wurden die Bedürfnisse und die Lebenslagen dieser
Jugendlichen berücksichtigt; außerdem waren sie so ausgerichtet, dass sie an dem
Erfahrungs- und Entwicklungsstand der Jugendlichen anknüpften.
Im Einzelnen wurden folgende Workshops durchgeführt: Soziales-KompetenzTraining,
Politische
Bildung,
Training,
Zivilcouragetraining,
Gewaltprävention/Deeskalationstraining/CoolnessDiversity-Training
(Leben
mit
Unterschieden),
teamGLOBAL (Globalisierung - sozialer Wandel - interkulturelle Identitäten), Fit for
Life-Workshop,
Training),
Theaterworkshop
Umweltschutz
im
zur
Suchtprävention
Alltag/Sport
und
(theaterpädagogisches
Umweltschutz/Konsumkritische
Stadionführung, Geschlechterparcours "mischen is possible", Sexualpädagogischer
Workshop,
HipHop-Workshop
(musikpädagogisches
Training),
Hochseilgartentraining (erlebnispädagogischer Workshop), VfL-Meeting. Für die
Durchführung der einzelnen Workshops konnten qualifizierte Fachkräfte gewonnen
werden. Jede Klasse nahm eine Woche lang (Montag bis Freitag) an dem Projekt
teil. Die Anzahl der täglichen Stunden variierte von vier bis acht Stunden. Pro Tag
wurden ein bis maximal drei Workshops durchgeführt. Die Zusammenstellung der
Workshops war auf die Bedürfnisse und spezifischen Probleme der jeweiligen
teilnehmenden Klasse abgestimmt, die aus den Antworten eines zuvor an die
Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer gesandten Fragebogens ersichtlich wurden.
Mit den Klassenlehrern werden die Projektwochen vor- und nachbereitet.
Die Projektwoche begann jeweils mit einer Begrüßung der jeweiligen Klasse durch
das Fanprojekt Bochum und den VfL Bochum sowie einer Einführung in das Projekt.
Zu Beginn eines jeden Tages wurden die Inhalte des vorangegangenen Tages
wiederholt, um einen besseren Lerneffekt zu erreichen. Die Woche wurde schließlich
mit einer Feedbackrunde und der Aushändigung von Zertifikaten, die den
Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an dem Projekt bescheinigten,
abgeschlossen.
Der
Unterricht
fand
dem
Medienzentrum
an
und
unterschiedlichen
Stadion
des
VfL
außerschulischen
Bochum,
dem
Orten
statt:
Jugend-
und
Freizeitzentrum inpoint-Langendreer (Tonstudio) sowie dem Hochseilgarten in
Dülmen. Das Fanprojekt Bochum sorgte für die mediale und materielle Ausstattung
der Räume, die sich aus den Anforderungen der Workshops ergab. Die besondere
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Nähe zum VfL Bochum – teilweise trainierten die Lizenzspieler auf dem Platz in
Sichtweite und zeitgleich mit der Durchführung der Workshops – war ein zusätzlicher
Motivationsfaktor für die Schülerinnen und Schüler, sich an den Workshops zu
beteiligen, selbst zu trainieren und an sich zu arbeiten.
Die Bildungsinitiative „soccer meets learning – Lernen an außergewöhnlichen Orten“
wird im zweiten Schulhalbjahr mit einem leicht geänderten Konzept fortgesetzt.
Teilnehmen wird die Städtische Gemeinschaftsschule Werner-von-Siemens-Schule
und erneut die Gesamthauptschule Fahrendeller Straße. Wie im ersten Schulhalbjahr
wird das Projekt dabei unterstützt von der Stadt Bochum/Jugendamt, der RobertBosch-Stiftung, der Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Ruhr-Mitte, der ARGE und dem VfL
Bochum.
Eine weitergehende Erläuterung der Arbeit des Fanprojektes erfolgt mündlich in der
Sitzung des Jugendhilfeausschusses.