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Mitteilung der Verwaltung.pdf

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Daten

Kommune
Bochum
Dateiname
Mitteilung der Verwaltung.pdf
Größe
41 kB
Erstellt
26.12.14, 14:18
Aktualisiert
28.01.18, 07:18

Inhalt der Datei

Stadt Bochum Mitteilung der Verwaltung - Seite 1 - Stadtamt TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Sicht- und Eingangsvermerk der Schriftführung öffentlich/nichtöffentlich nichtöffentlich gemäß öffentlich Bezug (Beschluss, Anfrage Niederschrift Nr. ... vom ... ) Bezeichnung der Vorlage 18 Jahre Fanprojekt in Bochum Beratungsfolge Jugendhilfeausschuss Sitzungstermin akt. Beratung 18.02.2010 Anlagen Wortlaut Ausgangslage Am 3. November 1990 kam es beim Fußballspiel zwischen dem FC Sachsen Leipzig und dem FC Berlin (ehem. BFC Dynamo Berlin) zu Ausschreitungen, an denen auch Bochumer Hooligans beteiligt waren. Trauriger Höhepunkt war der Tod des 18jährigen Berliners Mike Polley. Die Beteiligung an den Ausschreitungen in Leipzig veranlasste das Jugendamt, neben der Arbeit mit Skins, Punks, Rockern, Skatern u.a. auch die Fanszene des VfL Bochum in das Blickfeld der Straßensozialarbeit zu nehmen. Im Januar 1992 wurde das „Nationale Konzept Sport und Sicherheit“ (NKSS) verabschiedet. Dieses Konzept sah dann die Einrichtung von Fanprojekten an den Bundesligastandorten vor. Mit Beginn der Spielsaison 1992/1993 wurde in Bochum offiziell das Fanprojekt installiert. Träger wurde die Arbeiterwohlfahrt. Mit dem Jugendamt erfolgte eine enge personelle und finanzielle Kooperation. Finanziert Stadt Bochum Mitteilung der Verwaltung - Seite 2 - Stadtamt TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 wurde das Fanprojekt zu gleichen Anteilen durch Mittel des Landes, der Kommune und dem DFB. Das NKSS ist neben dem Betreuungskonzept der Straßensozialarbeit die Grundlage für die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen Fußballfans. Ziele der Arbeit von Fanprojekten sind: - Abbau von extremistischen Einstellungen in der Fanszene - Reduzierung von Gewaltakzeptanz und –bereitschaft - Förderung der Akzeptanz zwischen unterschiedlicher Fangruppierungen - Betreuung und Beratung von Fanszenen und einzelnen Jugendlichen - Sozialpädagogische Arbeit mit den Mitgliedern der Fanszene auch außerhalb von Spieltagen. Personal und Finanzen Zu Beginn der Fanprojektarbeit waren zwei Straßensozialarbeiter der Stadt Bochum – die bereits vorher Kontakte in der Hooligan- und Fanszene aufgebaut hatten - und eine Mitarbeiterin der AWO im Fanprojekt tätig. Seit dem Jahre 2005 hat sich dieses Verhältnis umgekehrt, d. h. es arbeitet noch ein Mitarbeiter der Stadt Bochum und zwei Mitarbeiter der AWO im Fanprojekt. Seit Juli 2009 arbeitet eine Mitarbeiterin zur Durchführung des Projektes „soccer meets learning“, Lernen an außergewöhnlichen Orten (rewirpowerSTADION) im Fanprojekt. Diese Stelle wird hauptsächlich über die ARGE finanziert. Desweiteren gibt es zwei Honorarkräfte mit 10/17 Wochenstunden. Das Fanprojekt ist organisatorisch dem Arbeitsbereich Jugendsozialarbeit des Jugendamtes zugeordnet und in städtischen Räumen angesiedelt. Die Koordination des Fanprojektes wird vom Jugendamt wahrgenommen. Aufgabenfelder Stadt Bochum Stadtamt Mitteilung der Verwaltung - Seite 3 - TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Die Arbeit der Mitarbeiter im Fanprojekt hat sich in den letzten 18 Jahren ausgeweitet und spezialisiert. Neben der Betreuung von Fangruppen und der Durchführung zahlreicher Einzelfallhilfen, die sich aus der Arbeit ergeben, werden Projekte zur Förderung benachteiligter Jugendlicher eingerichtet und Freizeitmaßnahmen im Fußballzusammenhang mit den Jugendlichen durchgeführt. Koordination / Öffentlichkeitsarbeit / Veranstaltungen / Arbeit in Fanclubs Die Arbeit der Mitarbeiter des Fanprojektes, der Einsatz der finanziellen Mittel, die Planung und Durchführung von Maßnahmen und Projekten wird von einem Mitarbeiter des Jugendamtes koordiniert. Auch die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Vertretung in übergeordneten Gremien (z. B. NRW-Treffen der Fanprojekte) werden von diesem Mitarbeiter wahrgenommen. Desweiteren ist er seit 2002 einer von zwei Bundesarbeitsgemeinschaft der 47 Fanprojekte Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte gewählten in (BAG) Sprechern Deutschland. ist ein der Die fachlicher Zusammenschluss aller deutschen Fußballfanprojekte. Die BAG versteht sich als „kritische Lobby“ für Fußballfans und setzt sich bundesweit und regional für die Interessen von Fußballfans ein. Weiterhin werden die mittlerweile 224 eingetragenen Fanclubs des VfL Bochum – von denen zwei einen mobilen Treff betreiben – betreut. Es handelt sich hier um die Fanclubs „Bochum – Ost“ (Hohe Eiche 46) und „Bochum – Hordel“ (Schragmüllerstraße). Einige Fanclubs, die keine eigenen Räumlichkeiten haben, nutzen teilweise den Fantreff (MOT) des Fanprojektes an der Blumenstraße, um hier Fanclubsitzungen oder ähnliche Veranstaltungen durchzuführen. Die Vergangenheit hat gerade im Bereich der organisierten Fanclubs gezeigt, dass auch hier ein vermehrter Bedarf an Einzelhilfe (Beratung in Angelegenheiten des Strafrechts, Stadionverbote, Schuldnerberatung, Drogenberatung sowie bei Wohnungslosigkeit) und eine Stabilisierung einzelner Gruppen notwendig war. Die Arbeitsprinzipien Freiwilligkeit, Parteilichkeit, Vertraulichkeit und Lebensweltorientierung aus dem Bereich der Straßensozialarbeit bestimmen den täglichen Umgang mit den Jugendlichen aus dieser Szene. Stadt Bochum Mitteilung der Verwaltung - Seite 4 - Stadtamt TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Einmal jährlich wird das Fußballhallenturnier „Hallenzauber“ für die Fanclubs durchgeführt. Dieses Turnier findet seit 17 Jahren immer in der Winterpause statt und genießt einen hohen Stellenwert in der Bochumer Fanszene. Insgesamt nehmen mittlerweile 28 Fanclubmannschaften an dieser Veranstaltung teil. Jeweils zwei Fanclubs werden mit der Planung und Durchführung des Turniers beauftragt und durch das Fanprojekt unterstützt. Neben dem großen Hallenturnier gibt es in Kooperation mit dem VfL Bochum auch noch den „Fanclub-Cup“, der auf dem Trainingsgelände an der Hiltroper Straße ausgespielt wird. Als weiterer sportlicher Höhepunkt ist noch die Teilnahme an der deutschen Fanmeisterschaft zu erwähnen, die in den vergangenen Jahren vom Fernsehsender „premiere“ in der Sportschule Bitburg organisiert, aber nach der Übernahme des Fernsehsenders „Sky“ eingestellt wurde. Sozialpädagogische Arbeit mit der Fangruppe Ultras Bochum Aufgrund des Arbeitsauftrags, der sich aus der Anzahl der Mitglieder der Ultras und ihrem auffälligen Verhalten ergibt, wird dieser Arbeitsbereich von einem Mitarbeiter (AWO) durchgeführt. Bei den Mitgliedern der Ultras handelt es sich um fanatische Anhänger, deren Ziel es ist, ihren Verein „immer und überall bestmöglich zu unterstützen“. Ultras legen viel Wert auf akustische Unterstützung und optische Hilfsmittel. Optische Hilfsmittel sind in fast allen Stadien zu sehen, wie z.B. die großen Fahnenmeere. Aber auch verbotene Pyrotechnik oder bengalische Feuer werden gerne zur optischen Unterstützung benutzt. Die Unterstützung durch Sponsoren oder Vereine wird z.B. bei der Erstellung einer großen Choreographie strikt abgelehnt. Ultras finanzieren sich meist durch eigene Mitgliedsbeiträge und Fanartikel. Der Vereinsführung stehen sie in der Regel kritischer gegenüber als andere Fans. Für sie stehen Themen wie der Erhalt der Fankultur und der Identität mit dem Verein oft im Konflikt zu der allgemeinen Kommerzialisierung des Sports. Ein weiteres wichtiges Thema der Ultras ist der Protest gegen das als Willkür empfundene Vorgehen von Polizei und Ordnern gegen Fußballfans. Sprechchöre wie z. B. „All Cops Are Bastards - A.C.A.B.!“ oder „Fußballfans sind keine Verbrecher“ Stadt Bochum Stadtamt Mitteilung der Verwaltung - Seite 5 - TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 sind deshalb fast an jedem Spieltag zu hören. Viele Ultra-Gruppen versuchen die erlebte „Repression“ der Öffentlichkeit zu zeigen und dagegen vorzugehen. Ultras sind nicht zu verwechseln mit Hooligans, jedoch findet man auch bei ihnen immer häufiger gewalttätige Auseinandersetzungen. Das Stehlen von gegnerischen Fanutensilien, insbesondere von Schals und Fahnen, ist ein möglicher Auslöser von Schlägereien. Allerdings sind bei vielen Ultra-Gruppierungen gewalttätige Auseinandersetzungen oder Krawalle auch ein akzeptiertes Mittel, Faninteressen durchzusetzen. Auseinandersetzung mit gegnerischen Fangruppen bei Heimspielen werden unter dem Gesichtspunkt betrachtet, „die eigene Stadt zu verteidigen“. Durch die Betonung des Gruppenzusammenhalts, der weit über den Spieltag hinaus geht, der eigenen Attitüden und der eigenen Mode, sowie der eigenen Werteentwicklung wird die Gruppe der Ultras als Jugendsubkultur angesehen. Das Bochumer Fanprojekt arbeitet schon seit der Gründung der Bochumer UltraGruppe 1999 mit den Jugendlichen zusammen. In den letzten zwei Jahren wurde die Gruppe bei 68 Bundesliga- und 4 DFB-Pokal-Spielen begleitet und betreut. Die Zusammenarbeit mit der Gruppe der Ultras beruht auf den Arbeitsprinzipien des Streetworks. Zu der Gruppe ist aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit eine Vertrauensbasis entstanden. Neben den gemeinsamen Fahrten zu den Auswärtsspielen und der Betreuung am Spieltag, finden im Fantreff regelmäßig Treffen statt, u. a. um Choreographien einzustudieren. Zu diesen wöchentlichen Treffen, wurden in den letzten zwei Jahren auch offizielle Vertreter und Spieler des VfL Bochum eingeladen, um sich Fragen der Gruppe zu stellen oder in Diskussionen Probleme zu erörtern. In der Regel ist der Fantreff für diese Gruppe mindestens einmal in der Woche geöffnet. Bei Bedarf erfolgt auch eine häufigere Nutzung, um z.B. ein gemeinsames Frühstück mit befreundeten Ultra-Gruppe zu organisieren oder zu grillen bzw. Fußball zu spielen auf dem angrenzenden Bolzplatz. Herauszuhebende Aktionen des Fanprojektes mit den Ultras waren in den letzten zwei Jahren eine Choreographie gegen Rechtsextremismus, die Fahrt zur Europameisterschaft nach Österreich sowie die Ausrichtung der Fußballturniere Hallenzauber 2009 und 10 Jahre Ultras Bochum. Ein wesentlicher Schwerpunkt in der Arbeit mit den Ultras ist die Unterstützung und Beratung in schwierigen Stadt Bochum Stadtamt Mitteilung der Verwaltung - Seite 6 - TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Lebenslagen. Dazu gehörte u. a. die Begleitung der drei Angeklagten zum Gerichtsprozess nach Bielefeld, die im Jahr 2008 einen Ordner bei dem Spiel Arminia Bielefeld – VfL Bochum schwer verletzt hatten. Beratungsschwerpunkte in den letzten zwei Jahren waren: Aufklärung über die Gefahren von Pyrotechnik, Stadionverbotsrichtlinien, Beratungen in Angelegenheiten des Strafrechts, Schuldnerberatung, Beratung bei Wohnungslosigkeit und weiteren individuellen Problemen wie Beziehungsprobleme, Schwangerschaften, Drogenmissbrauch. Präventive U16/18 Arbeit des Fanprojekts Bochum Ein Mitarbeiter der AWO strukturiert die präventive Sozialarbeit mit U16/18-Jährigen und setzt sie in Maßnahmen um. Hierzu gehören die U16-Fahrten sowie die Freizeitund Bildungsmaßnahmen für diese Altersgruppe der Fans. Zu den Auswärtsspielen des VfL Bochum 1848 werden Busse eingesetzt, in denen circa 45 Jugendliche Platz finden. Die Fahrten finden unter dem Motto "Ohne Nikotin und Alkohol" statt und werden zu einem taschengeldfreundlichen Preis angeboten. Die Jugendlichen werden von MitarbeiterInnen des Fanprojekts und zum Teil von älteren VfL Fans betreut. Während der Fahrten wird ein Unterhaltungs- und Mitmachprogramm angeboten. Im Gegensatz zu den üblichen Auswärtsfahrten von Fußballfans, bei dem der Drogenmissbrauch in Form von Nikotin und Alkohol sehr groß ist, erleben die Jugendlichen bei dieser "etwas anderen Auswärtsfahrt", dass man auch ohne Drogen Spaß haben kann. Zudem sind die Gleichaltrigen unter sich, d.h. neue Kontakte können geknüpft und neue Fan-Clubs gegründet werden. Durch die Niederschwelligkeit dieses Angebots, wird eine hohe Anzahl von jugendlichen Fußballfans erreicht. Durch die Regelmäßigkeit der Fahrten, die von weiteren Maßnahmen flankiert werden, erhalten die Mitarbeiter Zugang zur Lebenswelt der Jugendlichen. Die Vertrauensbasis, die hier geschaffen wird, hilft auch bei Gesprächen über die Probleme abseits des Fußballs, etwa der Unterstützung bei häuslichen Problemen, Schul- und Ausbildungsproblemen, sowie weiteren individuellen Problemen. Stadt Bochum Stadtamt Mitteilung der Verwaltung - Seite 7 - TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Den Teilnehmern soll weiterhin verdeutlicht werden, dass die bereits angesprochenen Auswärtsrituale – Alkoholmissbrauch und Randale – nicht zwingend zu einer Auswärtsfahrt dazugehören. Zusätzlich wird Aufklärungsarbeit über delinquente Verhaltensweisen geleistet. Ziel ist es ein Bewusstsein für solche Taten zu schaffen, da sich die Jugendlichen über mögliche Folgen nicht im Klaren sind. Um Ressentiments gegenüber anderen Fanszenen abzubauen, werden Begegnungen mit jugendlichen Fußballfans der gastgebenden Vereine eingeplant. Durch diese Begegnungen wird bei den Jugendlichen die Ablehnung des Gegenüber, die sich in seiner Zugehörigkeit in einer anderen Fanszene begründet, aktiv vorgebeugt. Die Hemmschwelle später aggressiv gegenüber anderen Fans nur aufgrund anderer Vereinszugehörigkeit aufzutreten ist wesentlich höher, wenn einem die Fans des anderen Vereins bereits persönlich bekannt sind und mit ihnen positive Erfahrungen gemacht wurden. Die freizeitpädagogischen Aktivitäten bilden einen zweiten Aspekt im präventiven Ansatz der U-16-Arbeit. Abseits der Fußballspiele werden unter der Woche regelmäßig solche Angebote durchgeführt. Hierzu gehören erlebnispädagogische Aktionen in Zusammenarbeit mit anderen Fanprojekten. Gerade die hohe Ballungsdichte von unterschiedlichen Fanszenen im Ruhrgebiet bieten hierfür gute räumliche Voraussetzungen. Die „kurzen Wege“ zwischen den unterschiedlichen Fanszenen ermöglichen diese Aktionen auch unter der Woche. Daraus resultierend entstanden Jugendfreizeiten, die bundesweit mit anderen Fanprojekten durchgeführt wurden. Weiterhin wird seit dem vergangenen Jahr die Fanprojekte NRW Liga ausgespielt. Damit auch Angebote für Jugendliche bestehen, die altersbedingt aus den U16 Fahrten herausfallen, spielen diese den eigenen NRW Meister in einer Hallenfußballliga aus. Daneben erfolgen bildungspädagogische Maßnahmen, die zum Ziel haben, die Identitätsfindung der Jugendlichen zu unterstützen. Stadt Bochum Stadtamt Mitteilung der Verwaltung - Seite 8 - TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Die U16/18 Arbeit ist perspektivisch ausgerichtet und hat das Ziel ein Abgleiten dieser Jugendlichen in gewaltbereite Fangruppierungen zu verhindern. Streetsoccer Zwei Honorarkräfte (AWO) organisieren das Street-Soccer-Projekt, das 2004 vom Fanprojekt Bochum gegründet wurde. Finanziert durch die Stadtwerke Bochum, greift das Projekt bewusst die Tradition des früher üblichen Straßen- und HinterhofFußballs auf. In Zeiten knapper werdender Bewegungs- und Freizeiträume ermöglicht die 15 x 10 m große Straßenfußballanlage aus Aluminium- und Kunststoffbanden, die ohne großen Aufwand auf Straßen und Plätzen aufgebaut werden kann, Kindern und Jugendlichen, sich in ihrer Lebensumgebung, gemeinsam sportlich zu betätigen. Mit der sogenannten rewirpower-Streetsoccer-challenge werden gewaltpräventive Ziele verfolgt. Weiterhin soll das Sozialverhalten sowie die gegenseitige Rücksichtnahme gefördert werden. Fairness, Spaß und die Stärkung des Selbstwertgefühls des Einzelnen sowie von Gruppen stehen im Vordergrund. Sportliche Leistungsunterschiede spielen eine untergeordnete Rolle. Desweiteren fördert das Street-Soccer-Projekt eine aktive Freizeitgestaltung, um dem Bewegungsbedürfnis von Kindern zu entsprechen und Übergewicht und daraus folgende körperliche Schäden zu vermeiden. Die große Beliebtheit, derer sich die rewirpower-Streetsoccer-Challenge bei den Teilnehmern aus verschiedenen Bochumer Stadtbezirken erfreut, beweist die jährlich steigende Anzahl von Eventanfragen. 2004 wurde mit 12 Veranstaltungen begonnen. 2009 sind 41 rewirpower-Streetsoccer-challenge-Veranstaltungen durchgeführt worden. Das Projekt bietet eine gute und effektive Möglichkeit, Kinder und Jugendliche auf sportlichem Wege zu erreichen, Beziehungsarbeit zu beginnen und den Grundstein für ein soziales Miteinander zu schaffen. Neben den lokalen Veranstaltungen wurde im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland in Kooperation mit den NRW-Fanprojekten die Straßenfußballveranstaltungsreihe „NRW-WM Streettour 2005/2006“ konzipiert und durchgeführt. Hierbei kickten an ganz unterschiedlichen Standorten, z.B. am Bochumer rewirpowerSTADION, in einer Dortmunder Skatehalle, am Rheinufer etc. tausende Jungen und Mädchen friedlich und mit großer Begeisterung mit- und Stadt Bochum Mitteilung der Verwaltung - Seite 9 - Stadtamt TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 gegeneinander. So wurden sie von Zuschauern zu aktiven Teilnehmern der WM. Um diese vielen positiven Aspekte auch weiterhin zu nutzen und zu kanalisieren wurde unter dem Namen NRW-Streettour „kick racism out“ dieses präventive Fußballprojekt in den folgenden Jahren fortgesetzt. Mit Hilfe dieser Tour versuchen die NRW-Fanprojekte den integrativen und antirassistischen Grundgedanken des Fußballs durch die Vorgabe, dass jedes teilnehmende Team mindestens 3 Nationalitäten aufweist, ausdrücklich zu betonen. Ziel der NRW-Fanprojekte ist es, durch diese Veranstaltungen eine Ebene des friedlichen Miteinanders verschiedener Jugendkulturen und Migrantengruppen zu schaffen und wirkungsvoll Toleranz fördern. In 11 NRW-Städten mit Fanprojekten (Aachen, Bielefeld, Bochum, Duisburg, Düsseldorf, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Köln, Leverkusen, Wuppertal) findet jährlich in Kooperation mit dem Jugend- und dem Schulamt, dem Ministerium für Generation, Familie, Frauen und Integration sowie weiteren Netzwerkpartnern jeweils eine große Streetsoccerveranstaltung unter dem Motto „kick racism out“ statt. Darüber hinaus führte das Fanprojekt in Zusammenarbeit mit dem Falkenheim Akademiestraße und dem Jugendamt die „Bochumersoccerleague“, eine Fußballliga für Kinder im Alter von 8 – 12 Jahren – die Besucher von Kinder- und Jugendfreizeithäusern oder Mitglieder in Jugendverbänden sind – durch. Bei der „Bochumersoccerleague“ handelt es sich um eine Sozialkampagne des DFB zur Frauen-Fußball-WM 2011. Diese Sozialkampagne trägt den Namen „Kinderträume 2011“. Ziel dieser Kampagne ist es u. a. Fußball wieder vermehrt als pädagogisches Instrument in der offenen Kinder- und Jugendarbeit zu implementieren. Im Hinblick auf die Frauen-Fußball-WM 2011 mussten die Teams der jeweiligen Jugendfreizeithäuser mindestens zur Hälfte aus Mädchen bestehen. Die Spiele der Liga wurden an 6 packenden Spieltagen auf der mobilen Straßenfußballanlage des Fanprojektes Bochum in verschiedenen Stadtbezirken durchgeführt. Sowohl der DFB, das Jugendamt, die Falken als auch das Fanprojekt Bochum streben einen Ausbau dieser Sozialkampagne an. In den Jahren 2010 und 2011 sind neben der Durchführung der Liga auch freizeit- und bildungspolitische Maßnahmen geplant. Der VfL Bochum ist in das Projekt miteinbezogen worden und ermöglicht den Teilnehmern der „Bochumersoccerleague“ den kostenlosen Besuch eines VfL Spiels. Stadt Bochum Stadtamt Mitteilung der Verwaltung - Seite 10 - TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Soccer meets learning Angelehnt an die „Study Support Centres“ in England wurde in der Verbindung von Sport – hier: Fußball – und Bildung ein geeigneter Rahmen gesehen, innerhalb dessen eine interessante und motivierende Lernumgebung geschaffen werden könnte. Das Fanprojekt Bochum hat diese Idee mit dem außerschulischen Bildungsprojekt „soccer meets learning – Lernen an außergewöhnlichen Orten“ im Schuljahr 2007/2008 zum ersten Mal angeboten. Im darauffolgenden Schuljahr konnte das Projekt auf Grund fehlender Mittel nicht durchgeführt werden. 2009/2010 konnte die Robert Bosch Stiftung als neuer Sponsor für dieses Projekt gewonnen werden und dieses Angebot zum zweiten Mal durchgeführt werden. „Soccer meets learning“ startete im ersten Schulhalbjahr am 21.09.2009. Mit der Planung, Durchführung und Dokumentation des Projektes wurde eine projektorientierte Mitarbeiterin beauftragt, die überwiegend durch die ARGE finanziert wird. Insgesamt nahmen im ersten Halbjahr dreizehn Klassen der Jahrgangsstufen 7 bis 10 mit 210 Schülerinnen und Schülern der Peter-Petersen-Schule (Städtische Förderschule – Förderschwerpunkt „Lernen“) und der Städtischen Gemeinschaftshauptschule Fahrendeller Straße 25 teil. Es handelt sich bei den TeilnehmerInnen in der Regel um benachteiligte und individuell beeinträchtigte junge Menschen mit erhöhtem Förderbedarf, die den von der Leistungsgesellschaft gesetzten Erwartungen zum größten Teil nicht nachkommen können und die sich teilweise bereits selbst aufgegeben haben. Ansatz des Projektes ist es, Lernimpulse zu setzen, die das Interesse bei diesen Jugendlichen wecken. Es sollte ein Bildungsangebot geschaffen werden, in dem die Schülerinnen und Schüler Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, um ihr eigenes Verhalten, das Verhalten Anderer und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kritisch zu reflektieren. Das Projekt setzte sich zum Ziel, die sozial-kommunikativen, aktivitätsorientierten und personalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern. Zudem zielte das Projekt auf die notwendige Wissensvermittlung. So wurde insbesondere im Bereich der politischen Bildung versucht, Kenntnisse, Einblick und Verständnis in geschichtliche kultureller, und gesellschaftliche ökonomischer und Zusammenhänge ökologischer politischer, Prozesse zu sozialer, vermitteln. Stadt Bochum Stadtamt Mitteilung der Verwaltung - Seite 11 - TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Handlungsorientierte Lernprozesse standen bei der Wissensvermittlung im Fokus. In den verschiedenen Workshops wurden die Bedürfnisse und die Lebenslagen dieser Jugendlichen berücksichtigt; außerdem waren sie so ausgerichtet, dass sie an dem Erfahrungs- und Entwicklungsstand der Jugendlichen anknüpften. Im Einzelnen wurden folgende Workshops durchgeführt: Soziales-KompetenzTraining, Politische Bildung, Training, Zivilcouragetraining, Gewaltprävention/Deeskalationstraining/CoolnessDiversity-Training (Leben mit Unterschieden), teamGLOBAL (Globalisierung - sozialer Wandel - interkulturelle Identitäten), Fit for Life-Workshop, Training), Theaterworkshop Umweltschutz im zur Suchtprävention Alltag/Sport und (theaterpädagogisches Umweltschutz/Konsumkritische Stadionführung, Geschlechterparcours "mischen is possible", Sexualpädagogischer Workshop, HipHop-Workshop (musikpädagogisches Training), Hochseilgartentraining (erlebnispädagogischer Workshop), VfL-Meeting. Für die Durchführung der einzelnen Workshops konnten qualifizierte Fachkräfte gewonnen werden. Jede Klasse nahm eine Woche lang (Montag bis Freitag) an dem Projekt teil. Die Anzahl der täglichen Stunden variierte von vier bis acht Stunden. Pro Tag wurden ein bis maximal drei Workshops durchgeführt. Die Zusammenstellung der Workshops war auf die Bedürfnisse und spezifischen Probleme der jeweiligen teilnehmenden Klasse abgestimmt, die aus den Antworten eines zuvor an die Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer gesandten Fragebogens ersichtlich wurden. Mit den Klassenlehrern werden die Projektwochen vor- und nachbereitet. Die Projektwoche begann jeweils mit einer Begrüßung der jeweiligen Klasse durch das Fanprojekt Bochum und den VfL Bochum sowie einer Einführung in das Projekt. Zu Beginn eines jeden Tages wurden die Inhalte des vorangegangenen Tages wiederholt, um einen besseren Lerneffekt zu erreichen. Die Woche wurde schließlich mit einer Feedbackrunde und der Aushändigung von Zertifikaten, die den Schülerinnen und Schülern die Teilnahme an dem Projekt bescheinigten, abgeschlossen. Der Unterricht fand dem Medienzentrum an und unterschiedlichen Stadion des VfL außerschulischen Bochum, dem Orten statt: Jugend- und Freizeitzentrum inpoint-Langendreer (Tonstudio) sowie dem Hochseilgarten in Dülmen. Das Fanprojekt Bochum sorgte für die mediale und materielle Ausstattung der Räume, die sich aus den Anforderungen der Workshops ergab. Die besondere Stadt Bochum Mitteilung der Verwaltung - Seite 12 - Stadtamt TOP/akt. Beratung 51 31 (5172) Vorlage Nr. 20100212 Nähe zum VfL Bochum – teilweise trainierten die Lizenzspieler auf dem Platz in Sichtweite und zeitgleich mit der Durchführung der Workshops – war ein zusätzlicher Motivationsfaktor für die Schülerinnen und Schüler, sich an den Workshops zu beteiligen, selbst zu trainieren und an sich zu arbeiten. Die Bildungsinitiative „soccer meets learning – Lernen an außergewöhnlichen Orten“ wird im zweiten Schulhalbjahr mit einem leicht geänderten Konzept fortgesetzt. Teilnehmen wird die Städtische Gemeinschaftsschule Werner-von-Siemens-Schule und erneut die Gesamthauptschule Fahrendeller Straße. Wie im ersten Schulhalbjahr wird das Projekt dabei unterstützt von der Stadt Bochum/Jugendamt, der RobertBosch-Stiftung, der Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Ruhr-Mitte, der ARGE und dem VfL Bochum. Eine weitergehende Erläuterung der Arbeit des Fanprojektes erfolgt mündlich in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses.