Daten
Kommune
Bochum
Dateiname
Ruhrtal intensiv.pdf
Größe
4,5 MB
Erstellt
26.12.14, 14:18
Aktualisiert
28.01.18, 07:24
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Ruhrtal intensiv
Die Arbeit der Ruhrtal-Initiative 2001 - 2009
1
Ruhrtal intensiv
Die Arbeit der Ruhrtal-Initiative 2001 - 2009
Inhalt
6 Grußwort
8 Das Ruhrtal
10 Zusammenarbeit in Eigeninitiative
12 Expertenklausur und Zukunftswerkstatt
13 Tourismus im Ruhrtal? – Aber ja!
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22
26
30
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38
42
50
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56
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Radeln am Wasser – der Ruhrtalradweg
Nostalgie auf Schienen – die Ruhrtalbahn
Im Kanu dahingleiten – der Wasserwanderweg Ruhr
Auf großer Fahrt – die Ruhrschifffahrt
Umsonst und draußen – Outdoor-Erlebnisse
Sportlich und anregend – Indoor-Erlebnisse
Beschaulich und still – Natur an der Ruhr
Leben in der ersten Reihe – Städte an die Ruhr!
Das Ruhrtal zum Vorzeigen in Europa – Artery
Die Werbetrommel rühren – Marketing für das Ruhrtal
Zeigen, was man hat – die Reiseführerreihe
Auf dem Weg zu neuen Ufern – das Regionalmarketingkonzept
58 Der Weg zum Erfolg – Organisation und Finanzen
62 Kooperation - Der Nutzen interkommunaler Zusammenarbeit
64 Das Ruhrtal als Wissens- und Erlebnisraum – ein Ausblick
66 Projektbeteiligte
68 Bild- und Quellennachweis
Grußwort
Die jüngste Studie des Regionalverbandes Ruhr über die „Lebenswelten von Frauen und Männern an der Ruhr“ bringt
es an den Tag: Die Menschen im Ruhrgebiet verbringen ihre Freizeit am liebsten im Grünen oder am Wasser mit Wandern und Radfahren. Naturorte und Landschaften wie Parks, Stauseen und Wälder gehören zu ihren Lieblingsplätzen.
Das Ruhrtal, die Ruhr und ihre Stauseen sind die mit Abstand beliebtesten Orte in der Metropole Ruhr.
„Alles richtig gemacht!“ – Dieses Fazit lässt sich ziehen, wenn wir auf die zehnjährige Arbeit der Ruhrtal-Initiative zurückblicken. Anfangs noch etwas belächelt und erstaunt zur Kenntnis genommen, hat die interkommunale Zusammenarbeit der Ruhrtalstädte zwischen Duisburg und Hagen das Ruhrtal aus seinem Dornröschenschlaf wach geküsst. In einer freiwilligen und kraftvollen Kooperation haben die Ruhranrainer die Potenziale und Begabungen des Tals genutzt,
um einen spezifischen und nachhaltigen Beitrag zum Wandel des Ruhrgebiets zur Metropole Ruhr zu leisten. Zahlreiche
städteübergreifende Projekte sind zwischenzeitlich erfolgreich umgesetzt und abgeschlossen worden. Die gemeinsame
Arbeit hat die im Wettbewerb der Regionen so wichtigen weichen Standortfaktoren zielstrebig verbessert. Die Kooperation hat ein dicht geknüpftes Netzwerk an Akteuren, Projektträgern, Unterstützern und Freunden entstehen lassen.
Es bildet eine tragfähige Grundlage, die Ruhrtalregion – ergänzend zu den staatlichen und kommunalen Pflichtaufgaben – auch in Zukunft weiter zu entwickeln. Heute präsentiert sich das Ruhrtal nicht mehr nur als Freizeit- und Erholungsziel des Ruhrgebiets. Das Ruhrtal ist darüber hinaus zu einem attraktiven Erlebnisraum und einer überregional
wahrgenommenen touristischen Destination in der Metropole Ruhr geworden. Allen Akteuren und Aktivisten dieser erfreulichen Entwicklung sprechen wir hierfür unseren Dank aus.
Dr. Armin Brux
Landrat des EnnepeRuhr-Kreises
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Heinz-Dieter Klink
Regionaldirektor Regionalverband Ruhr,
Essen
Adolf Sauerland
Oberbürgermeister
der Stadt Duisburg
Klaus Wehling
Dagmar Mühlenfeld
Dr. Wolfgang Reiniger Dr. Dagmar Goch
Oberbürgermeister
Oberbürgermeisterin Oberbürgermeister
Bürgermeisterin
der Stadt Oberhausen der Stadt Mülheim an der Stadt Essen
der Stadt Hattingen
der Ruhr
„Alles erreicht – kann das Projektbuch zugeschlagen werden?“ – Dies könnte man angesichts des bisher Erreichten
meinen. Trotz der unzweifelhaften Erfolge bleibt noch Einiges zu tun. Im dauerhaften Wettbewerb um die drei „T“s der
kreativen Gesellschaft: Talente, Technologie und Toleranz werden sich die Metropole Ruhr und die Städte des Ruhrtals ständig neuen Herausforderungen stellen müssen. Die Ruhrtalregion kann hier auch in Zukunft einen wertvollen
Beitrag zur Entwicklung des Ruhrgebiets als Erlebnis-, Wissens- und Kulturmetropole leisten und auf das eingespielte
Netzwerk an Akteuren zurückgreifen.
Am Anfang der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts und zu Beginn des Kulturhauptstadtjahres 2010 wird eine strategische Neuausrichtung der Arbeit der Ruhrtal-Initiative sinnvoll sein. Grundlagen und Ideen hierzu gibt es bereits.
Hoffen wir, dass sie zu einer Vision verdichtet werden können. Wir wünschen allen, dass sie einen pragmatischen und
gangbaren Weg finden, um das Ruhrtal und die Metropole Ruhr weiter voran zu bringen.
Die nachfolgende Broschüre bietet Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Stationen der Ruhrtal-Initiative und die
Ergebnisse ihrer Arbeit. Als Bewohner des Ruhrtals wird Ihnen bewusst werden, in welcher spannenden, abwechslungsreichen und schönen Region Sie leben. Als Besucher des Ruhrtals soll die Broschüre Ihre Lust wecken, die Attraktionen
und Highlights des Tals und seine noch unbekannten Seiten zu entdecken und sie zu einem unvergesslichen Erlebnis
werden zu lassen.
Dr. Ottilie Scholz
Oberbürgermeisterin
der Stadt Bochum
Sonja Leidemann
Bürgermeisterin
der Stadt Witten
Frank Hasenberg
Bürgermeister der
Stadt Wetter (Ruhr)
Hans-Werner Koch
Bürgermeister der
Stadt Herdecke
Peter Demnitz
Oberbürgermeister
der Stadt Hagen
Dr. G. Langemeyer
Oberbürgermeister
der Stadt Dortmund
7
Das Ruhrtal
Für viele beginnt die Geschichte des
Ruhrtals erst mit der industriellen
Revolution des 19. Jahrhunderts.
Die Landmarken des montanen Zeitalters überlagern die historische
Wahrnehmung der Menschen innerhalb und außerhalb der Region. Man
muss gar nicht bis zu den steinzeitlichen Funden des „ältesten Westfalen“ in Hagen zurückgehen, um
zu begreifen, dass das ursprünglich
von der Eiszeit geformte Ruhrtal uraltes menschliches Siedlungsgebiet
ist. Zeugen ungebrochener Siedlungsentwicklung finden sich hier
aus allen Epochen.
Seit dem Mittelalter erhält das
Ruhrtal als Transit- und Grenzland
bis heute prägende Züge seines
Landschaftsbildes. Kirchliche und
weltliche Einflusssphären wurden
gegenüber den Nachbarn auf der
anderen Talseite mit imposanten
Burgen und Befestigungen gesichert. Christliche Missions- und
Glaubensstationen im Werden, Stiepel oder Syburg entstehen bereits
vor der ersten Jahrtausendwende.
Im Schatten regionaler kirchlicher
und weltlicher Machtzentren entwickeln sich die ersten kleinen Ackerbürgerstädte.
Weit vor dem Montanzeitalter werden Steinkohlen und Raseneisenerze gefunden und verarbeitet. Um
1790 bestehen entlang des Ruhrtals 900 Kleinzechen. Die ihrer ursprünglichen Aufgabe beraubte
Wettersche Burg wird durch Friedrich Harkort kurzerhand zu einer
Keimzelle der frühen Eisen- und
Stahlerzeugung umfunktioniert. Die
Ruhr wird Ende des 18. Jahrhunderts zu einem der bedeutendsten
Wasser- und Transportwege Preu-
8
ßens ausgebaut. Kleinbetriebe der
Metallverarbeitung und des Maschinenbaus sowie Leder- und Tuchmanufakturen in Mülheim und Kettwig
nutzen die Ruhr als Energielieferant
und Wasserspender.
Während die Montanindustrie Ende
des 19. Jahrhunderts im Ruhrgebiet
zur Leitindustrie aufsteigt, treten
Bergbau, Eisen- und Stahlerzeugung
im Ruhrtal bereits ihren Rückzug an.
Dennoch behält das Tal seinen Charakter als polyzentrisches Band großer, mittlerer und kleiner Städte
und Stadtteile – unterbrochen von
weitläufigen Freiräumen.
Schon im 19. Jahrhundert werden
Teile des Talraumes für die Freizeit und Erholung entwickelt. Aussichtstürme, wie der Harkortturm in
Wetter und der Freiherr-vom-SteinTurm in Hagen-Vorhalle, bieten erhebende Ausblicke auf eine liebliche
Tallandschaft und werden mit den
zahlreichen Burgen und Schlössern
der Region unter dem Begriff „Romantisches Westfalen“ neben dem
Mittelrheintal zur beliebten Sommerfrische. Die seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts angelegten Stauseen verstärken die Prägung als Erholungslandschaft.
Dieser kleine Exkurs in die Geschichte zeigt eindrucksvoll, dass das
Ruhrtal – obwohl Namensgeber für
das Ruhrgebiet – nicht auf seine industriellen Wurzeln reduziert werden kann. Der Strukturwandel weg
von der Montanindustrie und hin
zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft setzt im Ruhrtal früher
ein als in den zentralen Zonen des
Ruhrgebiets. 1976 schließt die letzte Kleinzeche Egbert in Witten-Her-
bede. 1987 wird mit der Stilllegung
der Henrichshütte der letzte großindustrielle Standort der Eisen- und
Stahlerzeugung aufgegeben. Viele
Städte versuchen die aufgelassenen Gewerbestandorte am Fluss
mit modernen Industrie- und Dienstleistungsbetrieben zu füllen. Dabei können sie von den strukturpolitischen Initiativen der Landesregierung profitieren. Mit dem „Entwicklungsprogramm Ruhr“ (1968), dem
„Aktionsprogramm Ruhr“ und dem
„Grundstücksfonds Ruhr“(1980),
der „Zukunftsinitiative Montanregionen“ (1987) und der Neuausrichtung der Strukturpolitik ab 2000
unter dem Leitmotiv „Stärken stärken“ begleitet das Land die verschiedenen Phasen des Strukturwandels auch im Ruhrtal.
Die ab 1960 einsetzende Hochschulgründungswelle führt in der Region
zu einschneidenden Veränderungen.
Mit den Eröffnungen der Ruhruniversität Bochum 1965, der Universität Duisburg 1972, der Fernuniversität Hagen 1975 und der Privaten
Universität Witten/Herdecke 1983
werden neue Bildungschancen für
den sozialen Aufstieg geschaffen.
Die Einwohnerstruktur verändert
sich rasant. Mit den Studenten,
Hochschullehrern, Forschungs- und
Entwicklungsingenieuren ziehen
neue Bevölkerungsgruppen mit veränderten Ansprüchen an ihre Lebens- und Arbeitsumwelt in die Region. Das Landschaftsbild des Ruhrtals verändert sich abermals. Weithin sichtbares Sinnbild sind die hoch
über dem Ruhrtal gelegene „Neue
Burg“ der Ruhruniversität mit ihrem
Botanischen Garten und der 1980
als Freizeitschwerpunkt angelegte
Kemnader Stausee.
Am Ende des 20. Jahrhunderts präsentiert sich das Ruhrtal in einem
vielschichtigen Neben- und Mitein
ander von mittelalterlichen Stadtkernen, modernen Zentren, alten
und neuen Industrie- und Gewerbestandorten, Zeugen der vorindustriellen Geschichte und Industriekultur, Hochschulquartieren, Wassergewinnungsanlagen, Klärwerken,
Verkehrstrassen und Transportbändern, Stauseen, landwirtschaftlichen
Restflächen, Naturschutzgebieten
und bewaldeten Höhen. Das Ruhrtal gerät etwas aus dem Blickfeld.
Verbliebene Strukturprobleme der
montanindustriellen Hinterlassenschaften werden mit den „Bordmitteln“ der kommunalen Stadtplanung
und Wirtschaftsförderung gelöst.
Der Kemnader See
um 1980 (links)
Herdecke um 1960
(rechts)
Wetter, REME-Gelände um 1999 (links)
Hattingen, Henrichshütte um 1960
(rechts)
Die Ruhr bei Hagen
vor dem Bau des
Hengsteysees um
1920
Freibad Hensteysee
in den 1960er Jahren (rechts)
9
Zusammenarbeit in Eigeninitiative
Es ist das Verdienst von über den
Tag hinaus denkenden Politikern
und Fachleuten aus den Planungsverwaltungen der Kommunen, die
erkennen, dass im Ruhrtal Qualitäten und Begabungen schlummern,
die ein riesiges Potenzial für die Zukunft bergen. Dieser Schatz kann
nur städteübergreifend in einer konzertierten Aktion gehoben werden.
Meilensteine
Erste Kooperationsversuche der
Städte Hagen, Dortmund, Herdecke
und Wetter (Ruhr) entstehen anlässlich des landesweit diskutierten
Klärschlammskandals auf den landwirtschaftlichen Flächen rund um
den Kaisberg in Hagen. Am Harkortund Hengsteysee sollen die Böden
entgiftet, illegale Freizeitnutzungen
an den Seeufern beseitigt und die
wasserorientierten Erholungsangebote neu geordnet werden. Das gemeinsame Nutzungskonzept enthält bereits Ansätze, die später in
der Ruhrtal-Initiative weiter verfolgt werden. Es scheitert jedoch zunächst an hohen Umsetzungskosten
und mangelnden Finanzierungsmöglichkeiten.
Aus Erfahrung wird man klug! Mit
dem festen Willen, sich an dem von
der Landesregierung NRW ausgerufenen Wettbewerb zur Ausrichtung einer REGIONALE „Kultur- und
Naturräume in Nordrhein-Westfalen“ 2004 bzw. 2006 zu beteiligen, bilden die Städte Hagen, Herdecke, Wetter (Ruhr) zusammen
mit Bochum, Hattingen und Witten, dem EN-Kreis und dem RVR ein
Zweckbündnis und erstellen eine
Bewerbungsschrift mit einem ersten Handlungsprogramm. Das Programm formuliert gemeinsame Projekte in den Handlungsfeldern:
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Das Ruhrtal „erfahren“
Lebensader Ruhr – Alles im Fluss
Geschichte und Zukunft erleben
Den Fluss erreichen
Kunst- und Kultur
Dezentrale Landesgartenschau
Freizeit- und Tourismus an der
Ruhr
Die Umsetzung kostet 137 Mio. Euro
und soll vorrangig aus der Förderkulisse des Landes finanziert werden.
Mit der symbolischen Kunstaktion
„Pflöcke einschlagen“ bringen die
Städte zwischen Bochum und Hagen am 02. 09. 1999 ihren Willen
zum Ausdruck, „ihr“ Ruhrtal zukünftig gemeinsam zu entwickeln. Vierzehn Keramiksäulen des Bochumer
Bildhauers Matthias Reckert markieren seitdem die Region entlang
der Ruhr. Ganz bewusst erinnern die
vier Meter hohen Stelen an Vermessungsstäbe und stellen das Ruhrtal
so weithin sichtbar als Einheit dar.
Zur Enthüllungsaktion mit einem
künstlerischen Rahmenprogramm
befährt ein historischer Dampfzug
der Museumseisenbahn erstmalig
die gesamte Strecke zwischen Bochum und Hagen. Man lernt sich
kennen!
Im Wettstreit um die Ausrichtung der
REGIONALE 2004 und 2006 behalten die Regionen „links und rechts
der Ems“ und „Das Bergische Städtedreieck“ die Oberhand. Die Landesregierung bescheinigt dem Entwicklungskonzept des Mittleren Ruhrtals
jedoch hohe Professionalität und Zukunftsfähigkeit und erklärt sich bereit, die Umsetzung der zentralen
Projekte in den folgenden Jahren finanziell zu unterstützen.
Den ermutigenden Signalen des
Landes und dem ungebrochenen
Willen der Kommunen zur Zusammenarbeit in Eigeninitiative ist es
zu verdanken, dass Planer, Politiker
und Kulturschaffende die freiwillige
interkommunale Kooperation weiter
vorantreiben. In regelmäßigen Arbeitskreisen werden Aufgaben und
Kooperationsregeln diskutiert. So
entstanden die Handlungsfelder:
Das Ruhrtal „erfahren“
Freizeit und Tourismus
Städtebau und Landschaft
Veranstaltungen, Kultur und
Marketing
Experten aus Planung, Wirtschaft,
Kultur, Geschichte und Touristik
entwerfen in einer Zukunftsklausur Visionen und Leitbilder, Qualitätsanforderungen für Projektideen
und die Prozessgestaltung der Zusammenarbeit. Vier Studien zu den
Themen Ruhrtalbahn, Radtourismus, Ausflugsschifffahrt und Freiraumnutzung bestätigten die Machbarkeit erster gemeinsamer Projektideen. Eine Zukunftswerkstatt
wird zum Auftakt einer breiten öffentlichen Debatte über die Entwicklungsperspektiven des Ruhrtals.
Aus dem Ertrag von Klausurtagung,
Zukunftswerkstatt und Machbarkeitsstudien entsteht 2001 mit dem
Ruhrtal-Memorandum das „Alte
Testament“ der interkommunalen
Zusammenarbeit im Mittleren Ruhrtal. Dabei geht es im Einzelnen um
die Erhaltung und Wertschöpfung der vorhandenen Infrastruktur als wichtigstes Kapital
der Region,
den Ausbau von Beschäftigungsmöglichkeiten,
die Verbesserung der Freizeitmöglichkeiten auf hohem Niveau,
die Erhaltung des Naturraumes,
seine ökologische Weiterent-
wicklung und die nachhaltige InWert-Setzung von Städten und
Landschaft,
die Wiederentdeckung der Gestaltqualitäten des Stadt- und
Landschaftsbildes,
eine neue Art von kommunalem
Miteinander im Interesse der Region und
die Akquisition privater Investitionen zur Verstärkung der eingesetzten öffentlichen Mittel.
Verstetigung der Kooperation
Am 21.09.2001 treten Oberbürgermeister, Bürgermeister, Landrat
und die Planungsverantwortlichen
der Ruhrtalkommunen zur ersten
Sitzung der Regionalen Lenkungsgruppe im Haus Witten zusammen.
Sie verabschieden das Ruhrtal-Memorandum mit dem Handlungsprogramm, geben ihre Zustimmung zur
Einrichtung einer regionalen Geschäftsstelle und unterzeichnen
eine gemeinsame Finanzierungsvereinbarung.
Seit 2005 beteiligen sich die Anrai
nertädte des westlichen Ruhrtals
und Dortmund an der gemeinsamen
Arbeit. 2006 entsenden die neuen
Partner von ihren Räten gewählte
Mitglieder in die Regionale Lenkungsgruppe. Mit der erfolgreichen
Bewerbung der Stadt Essen um die
Kulturhauptstadt Europas 2010 wird
das Handlungsprogramm der Initiative um neue Projekte ergänzt.
Der Kooperationsraum reicht nun
vom Hengsteysee im Dortmunder
Süden und Hagener Norden bis zur
Ruhrmündung in den Rhein in Duis
burg. Er umschreibt einen 3 – 5 km
breiten Korridor mit dem 101 km langen blauen Faden der Ruhr, ihren
Seen, der als Sohlental ausgebildeten Flussaue und den begleitenden Ruhrhöhen.
Das Ruhrtal (grün) und die Ruhrtalstädte (blau)
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Expertenklausur und Zukunftswerkstatt
Die zweitägige Expertenklausur im
Juni 2000 und die dreitägige Zukunftswerkstatt im Dezember 2000
werden zur unerschöpflichen Quelle vielfältiger Projektideen und Vorschläge zur Organisation, Verfahrenskultur und Einbindung regionaler Akteure. Aus der Außensicht
von Fachexperten und der Innensicht
engagierter Menschen in der Region entstehen die Projektphilosophie,
das Leitbild und Kommunikationsregeln für die Zusammenarbeit.
Der Ertrag der Klausurtagung
„Unter dem Leitbild „Flusslandschaft
der Zukunft“ will die Region ein faszinierendes Projekt voranbringen,
das Identität, Lebensqualität und Attraktivität fördert. Alle Maßnahmen
sollen dem Grundsatz der Nachhaltigkeit verpflichtet sein. Ideen und
Projekte finden Anknüpfungspunkte
in Geschichte und Traditionen des
Talraumes. Sie sollen die Außensicht
verändern und zur Förderung der
Identität der Bewohner des Ruhrtals
in einem Zukunftsraum Ruhrgebiet
beitragen. Die Projekte müssen in
einem hohen Maß identitätsstiftend
sein, um günstige Voraussetzungen
für die Einbindung der regionalen
Wirtschaft zu bieten. Die Integration
privater Investitionen soll die Wirkung der eingesetzten öffentlichen
Mittel potenzieren.
Mit dem Themenfeld „Flussland
schaft der Zukunft“ wird ein inhaltlicher Rahmen für vielfältige Projekte angeboten, die sich mit der Frage auseinandersetzen, wie die Stadtgesellschaft in einer ehemals industriell geprägten Region leben wird.
Besonderes Augenmerk richtet sich
dabei auf die Verbindung der Themen „Leben und Arbeiten“, „Freizeit,
Erholung und Erlebnis“ und „Wissenschaft und Kunst“. Diese Begriffe
12
spannen ein thematisches Feld auf,
in dem sich die Projekte im Ruhrtal bewegen werden. Neben der konkreten Verbesserung der Infrastruktur beiderseits der Ruhr wird es auch
darum gehen, Projekte mit Strahlkraft zu initiieren, die mit ihren besonderen Eigenschaften die Zukunft
der Region glaubwürdig verkörpern. Die einmalige Chance ... kann
nur genutzt werden, wenn das angestrebte qualitative Niveau bis zur Realisierung der Projekte durchgehalten werden kann und die inhaltliche
Klammer ... nicht aus den Augen verloren wird. Dies erfordert die Einrichtung einer leistungsfähigen Geschäftsstelle und eine kontinuierliche
Qualitätssicherung ... . Die gewünschte Verankerung wird nur gelingen,
... wenn die Ideen nach außen getragen und die Bevölkerung und wichtige Interessengruppen beteiligt werden. Die bürgernahe Vermittlung der
Ideen, Leitbilder und Projekte sollte
... begeistern und zum Mitmachen
... animieren. Durch Öffentlichkeitsarbeit und direkte Ansprache sollen
Ideen und Projektvorschläge aus der
Region ... zusammengetragen werden, um einen sich selbst tragenden
Prozess zu initiieren, der bei den
Menschen ankommt.“ (aus der Doku
mentation der Klausurtagung vom
7. – 8.06.2000).
Die Ergebnisse der Zukunftswerkstatt
Die dreitägige Zukunftswerkstatt
im Forschungs- und Entwicklungszentrum Witten versammelt Vertreter aus den unterschiedlichsten Bereichen von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung, Jugend
und Kultur des Ruhrtals. Die Veranstaltung ermöglicht einen breiten
und kreativen Austausch zwischen
den Städten und den unterschiedlichen Gruppen und Initiativen. Wäh-
rend der erste Tag den Projektstand
dokumentiert und erste Austauschmöglichkeiten bietet, ist der zweite Tag der inhaltlichen Arbeit gewidmet. Es gilt, die Potenziale und Chancen des Ruhrtals hervorzuheben. Im
Vordergrund stehen das „Erträumen“, „Entwerfen“, „Entwickeln“ und
„Entdecken“ von Ideen. Über 140
Teilnehmer tragen in Partnerinterviews „Gute Fälle“ zusammen – von
positiven Erfahrungen und Erlebnis
sen aus dem Ruhrtal über Ideen
und Visionen für die Region bis hin
zu konkreten Projekten. In „Open
Space Workshops“ werden inhaltliche Themen aus den Vorschlägen
und Wünschen der Teilnehmer vertieft, so dass sich diese stark mit der
Diskussion identifizieren. Am letzten Tag stellen Arbeitsgruppen ihre
Ergebnisse vor. Dabei eröffnen sich
neue Sichtweisen, Verfahren und
Projektvorschläge, die zum Gelingen
des gesamten Projektes beitragen.
Das große Interesse der Teilnehmer
hält über die gesamte Dauer der Zukunftswerkstatt an. Viele Ideen finden noch während des Workshops
breite Zustimmung. Mehrere Arbeitsgruppen vereinbaren spontan, ihr
Thema weiter zu bearbeiten. Aus der
Mitte des Ruhrtals geht eine neue
Kooperation ans Werk. (aus der Dokumentation der Zukunftswerkstatt
vom 30.11. – 02.12.2000).
Tourismus im Ruhrtal? – Aber ja!
Warum ist es an der Ruhr so schön?
Entgegen der immer noch verbreiteten Meinung, dass es hier wenig zu
erleben gibt, präsentieren sich das
Ruhrgebiet und das Ruhrtal sehr abwechslungsreich. Kölner Dom, Michel
oder Frauenkirche stehen anderswo;
hier findet man die weltlichen Kathedralen: Zollverein, Aquarius, Nachtigall, Villa Hügel oder Henrichshütte. Ein Blick in die Wikipedia-Liste der
Sehenswürdigkeiten fördert allein im
mittleren und unteren Ruhrtal über
100 Highlights zu Tage – viele davon
ehrwürdige Zeugen vergangener Arbeits- und Industriekultur.
eindruckende Kunst und fesselnder
Sport sind hier zu Hause. Beste Voraussetzungen also, die vorhandenen
Qualitäten und Attraktionen noch
etwas besser zu gestalten und das
Ruhrtal zu einer Destination zu entwickeln, die Besuchern aus anderen
Regionen Deutschlands und internationalen Gästen nicht mehr verborgen bleibt.
Nord- und Ostseeküste sind 300 –
500 km weit entfernt. Das Ruhrgebiet und das Ruhrtal präsentieren
sich als erlebnisreiche Wasserregion
mit klaren Flüssen, Seen und Kanälen, vielen Badefreuden und Wassersportangeboten. Gerade im Ruhrtal sind die Wassererlebnisse besonders reizvoll und zahlreich. Eingebettet in die sanfte Hügellandschaft
am Rande des Rheinisch-Westfälischen Schiefergebirges verbinden
sie sich mit den zahllosen Erlebnismöglichkeiten des Hinterlandes.
Es ist daher folgerichtig, dass die
Ruhrtal-Initiative ihre Aktivitäten
konsequent auf die Projekte kon
zentriert hat, die den größtmöglichen Nutzen für Freizeit, Erholung
und den Tourismus versprechen.
Der Erfolg hat ihr Recht gegeben.
Die Zahl der Übernachtungsgäste in
den Ruhrtalstädten ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Das Beherbergungsgewerbe und die Gastronomie stellen sich auf die neue
Situation ein und verbessern ihr
Serviceangebot kontinuierlich. In
verstärkter Zusammenarbeit produzieren touristische Dienstleister und
Marketinggesellschaften Reise- und
Erlebnispakete und pfiffige Marketingkampagnen für neue Zielgruppen.
Urbanes Großstadtflair, mittelalterliche Kleinstadtatmosphäre, vornehme Villen und Herrenhäuser,
stolze Burgen und Schlösser, be-
Die folgenden Seiten zeichnen das
Bild dieser erfolgreichen Arbeit und
beantworten die Eingangsfrage eindeutig mit: Ja!
Kemnade International 2007 (links), Bochumer Ruhrtal im Winter (Mitte), Hattinger Henrichshütte bei Nacht (rechts)
13
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Die Städte der Ruhrtal-Initiative
haben das fahrradtouristische
Potenzial des Tals früh erkannt
und den Ausbau des RuhrtalRadweges zu einem ihrer wichtigsten regionalen Leitprojekte
erklärt.
Wegweiser an den Ruhrtalradwegen
Witten, Fähre Hardenstein
Radeln am Wasser – der RuhrtalRadweg
Wetter Overwegbrücke 1960
Eröffung der Radwegebrücke 2007
Schon immer war das Ruhrtal im
bergigen Süden des Ruhrgebiets
ein lohnendes Ausflugsziel für Fahrradfahrer. Zahlreiche Wege führten
dicht an den Fluss heran. Sie ermöglichten entspanntes Radeln mit
Blick auf das Wasser und die Auen
natur. Für längere Etappen entlang der Ruhr musste man jedoch
häufig holprige Wegabschnitte
oder Umwege über verkehrsreiche
Straßen in Kauf nehmen. Anhaltende Steigungsstrecken abseits
des Wassers, fehlende Wegeverbindungen zwischen beiden Talseiten, zahlreiche Barrieren im Wegeverlauf und die Umgehung überschwemmter Wegabschnitte bei
Hochwasser beeinträchtigten den
Radelgenuss gerade in den landschaftlich attraktiven Abschnitten.
Die Städte der Ruhrtal-Initiative haben das fahrradtouristische Potenzial des Tals früh erkannt und den
Ausbau des Ruhrtal-Radweges zu
einem ihrer wichtigsten regionalen
Leitprojekte erklärt. In einem ersten
Schritt entwickelte das Büro Aix-Plan
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aus Aachen ein Planungskonzept zur
Schließung von Lücken im bestehenden Wegenetz. Zusammen mit der
Planergruppe Oberhausen wurden
Vorschläge für neue ufernahe Wege
entworfen. Trassenführungen und
Ausbaustandards nahmen selbstverständlich Rücksicht auf die empfindliche Ökologie der Auenlandschaft.
In den Kommunalparlamenten wurden die Lückenschluss-Projekte einmütig im regionalen Konsens beschlossen. Parallel hierzu erreichte
die Ruhrtal-Initiative in Gesprächen
mit dem Land und der Bezirksregierung Arnsberg, dass die Umsetzung
der Planungen vorrangig aus dem
Landesradwegprogramm gefördert
wurde. Der Regionalverband Ruhr
übernahm in der Durchführungsphase die Projektträgerschaft für
den Ausbau des Ruhrtal-Radweges
und entlastete die Ruhrtalstädte
hiermit von ihren finanziellen Eigenmittelverpflichtungen.
Im zweiten Schritt der Projektent
wicklung gelang es der Initiative, die
radtouristischen und infrastrukturellen Maßnahmen in das Kooperationsprojekt „Ruhrtal-Radweg – von
Wetter, Ruhrtalradweg am Harkortsee
der Quelle bis zur Mündung“ der
Ruhr Tourismus GmbH und dem
Sauerland Touristik e. V. einzubet
ten. Die anschließende Produktentwicklung und Vermarktung im Rahmen dieser landesweit erstmaligen
Kooperation zweier Tourismusregionen hat zusammen mit den Neuund Ausbaumaßnahmen des RVR
dazu geführt, dass der Ruhrtal-Radweg bereits im Jahr 2005 als neue
fahrradtouristische Destination eröffnet werden konnte.
Heute zählt der Ruhrtal-Radweg, vier
Jahre nach seiner Eröffnung, mit
rund 150.000 Radtouristen pro Jahr
zu den Top-Ten der Radwanderfernwege in Deutschland. Der RuhrtalRadweg, von der Quelle am Ruhrkopf
in Winterberg bis zur Mündung in
den Rhein in Duisburg, bietet hohe
Komfort- und Erlebnisqualitäten:
klare Linienführung auf einer
Flussseite in beide Fahrtrichtun
gen
selbstständige Wegeführung abseits von Hauptstraßen und flussnahe Routen mit Blickbeziehun
gen zum Wasser und Talraum
beidseitige Erschließung der
stark frequentierten Ruhrtal
Essen-Kettwig, Ruhrtalradweg
stauseen über eine Haupt- und
Nebenroute
zügige, sichere und barrierefreie
Befahrbarkeit für Radfahrer mit
verschiedenen Anspruchniveaus
klare Orientierungsmöglichkeiten durch Einbindung in das
landesweite Zielwegweisungsund Beschilderungssystem
enge Verknüpfung des RuhrtalRadwegs mit Bahnhöfen, Parkplätzen und Zulaufstrecken aus
den Städten
Einbindung touristischer Sehens
würdigkeiten, Übernachtungsmöglichkeiten und guter gastgewerblicher Angebote in die Routenführung
Im Ruhrtal zwischen Hagen und
Duisburg sind in den vergangenen
zehn Jahren folgende Baumaßnah
men mit einem Investitionsvolumen
von rd. 7 Mio. Euro fertiggestellt
worden:
Unterführung des Brückenkopfes
Dortmunder Straße am Südufer
des Hengsteysees, Hagen (mit
Anbindung des Lenneradweges)
Instandsetzung der Route am
Südufer des Harkortsees im
Kaisbergraum, Hagen
Neubau der Radwegebrücke an
der Overwegbrücke in Wetter
(Ruhr)
Neubau von zwei Radwegen zwischen Wetter-Wengern und Witten-Bommern entlang der Ruhrtalbahn und der ehem. Bahnverbindung Bommern – Gevelsberg
Verbindungsneubau zwischen
dem Muttental und der Ruine
Hardenstein, Witten
Einrichtung einer saisonalen
Fährverbindung für Radfahrer zwischen der Burgruine Hardenstein und der Schleuse Herbede, Witten
Durchstich in Höhe Birschels
Mühle und Optimierung der Rampenauffahrt auf die neue Ruhrbrücke, Hattingen
Einrichtung eines separaten Radweges im Abschnitt Isenbergbogen, Hattingen
Ausbau des Leinpfades zwischen
Essen-Kettwig und MülheimSaarn
Darüber hinaus konnten einige Zu
laufstrecken in Hagen, Bochum, Hattingen und Mülheim fertiggestellt
werden. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen die Anbindung des
15
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Mit dem Projekt „Ruhrtal-Radweg“ ist ein touristisches Premiumangebot geschaffen worden, das bereits 2007 als Radroute des Jahres in NordrheinWestfalen ausgezeichnet wurde.
Saisonstart in Bochum
Radweges auf der ehemaligen Bahntrasse von Hattingen nach Wuppertal und die Öffnung des Schulenburgtunnels für Radfahrer. Durch
die Verknüpfung mit dem Ruhrtalweg ist ein attraktiver und steigungsarmer Rundkurs („Von Ruhr
zu Ruhr“) auf die Höhen des bergisch-märkischen Hügellandes in
Sprockhövel, Gevelsberg und Wetter
(Ruhr) entstanden. Er bereichert
das touristische Angebot des Ruhrtal-Radweges um eine spannende
Höhen-Variante.
Rund um den Ruhrtal-Radweg haben
sich zahlreiche touristische Dienst
leistungsangebote etabliert. Sie reichen vom Fahrradverleih über die
Vermietung von Navigationssyste
men bis hin zu Pannenhilfe, Gepäcktransport und Versorgung vor Ort
(RuhrtalRad und RuhrtalService).
Zahlreiche Reiseveranstalter bieten
organisierte Radtouren an. Übernachtungs- und Gastronomiebetriebe haben sich auf die speziellen
16
Bedürfnisse der Radler eingestellt
und verzeichnen seitdem Gäste- und
Umsatzzuwächse von 20 bis 50 %.
Zwischen Hagen und Hattingen gibt
es eine Reihe getesteter Routenabschnitte auf asphaltierten Radwegen, die sich besonders für Radler
mit Handicaps eignen. Die ständig
aktualisierte Internetseite www.
ruhrtalradweg.de informiert über
Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, Karten- und Informationsmaterial, Umleitungen, Etappen und
Übernachtungsorte.
Mit dem Projekt „Ruhrtal-Radweg“
ist ein touristisches Premiumangebot geschaffen worden, das bereits
2007 als Radroute des Jahres in
Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet
wurde. Zusammen mit der Ruhrtalbahn und dem Wasserwanderweg
Ruhr bildet der Ruhrtal-Radweg
heute das Rückgrat des umweltfreundlichen Freizeitverkehrs im
Ruhrtal.
Ruhrtalradweg im Städtedreieck
Witten, Bochum, Hattingen
Begegnung mit der MS Friedrich Harkort
Rad und Bahn bei Witten-Bommern
Treffpunkt Henrichshütte in Hattingen
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Altes aufgreifen – Neues gestalten
Ziel war es, die Museumsbahn
zu einem dauerhaften, an allen
Wochenenden präsenten Erlebnis und zum Rückgrat eines aus
Bahn, Schiff, Boot und Rad bestehenden Umweltverbundes im
Freizeitverkehr zu entwickeln.
Ruhrtalbahn Haltestelle Witten-Bommern
Nostalgie auf Schienen – Die
Ruhrtalbahn
Begehung im Jahr 2000 …
…freie Fahrt 2007
Bereits vor zehn Jahren wurden
zwischen Hattingen und WetterWengern sporadisch Fahrten mit
Dampfzügen des Eisenbahnmuseums
Dahlhausen durchgeführt. Das Ausflugsangebot war auf den jeweils ersten Sonntag des Monats sowie auf
einige Feiertage während der Sommersaison beschränkt. Versuche, das
Angebot zu verbessern und auszuweiten, fanden ihre Grenzen in fehlenden Geld- und Betriebsmitteln sowie in der begrenzten Ausstattung
des Eisenbahnmuseums mit ehrenamtlich arbeitendem Personal. Zudem entsprachen die Gleisinfrastruktur der Strecke, Bahnübergänge, Signalanlagen und Haltepunkte
nicht mehr den technischen Anforderungen und verfielen zusehends.
Die Deutsche Bahn AG plante, die
Strecke stillzulegen.
In dieser Situation ergriff der Regio
nalverband Ruhr die Initiative und
erwarb mit dem Abschnitt WetterWengern-Ost – Witten-Herbede einen ersten Streckenteil zur Sicherung der Gleisinfrastruktur. 2001
18
Bochum Eisenbahnmuseum
machte die Ruhrtal-Initiative den
Ausbau der Ruhrtalbahn zu einem
ihrer Leitprojekte des umweltschonenden Ruhrtaltourismus. Ziel war
es, die Museumsbahn zu einem dauerhaften, an allen Sommer-Wochenenden präsenten Erlebnis und zum
Rückgrat eines aus Bahn, Schiff,
Boot und Rad bestehenden Umweltverbundes im Freizeitverkehr zu
entwickeln. In einem Strategiekonzept wurden 2001 die erforderlichen
Planungen und Maßnahmen aufge
listet. Die vorhandenen Gleiskörper,
Tunnels, Brücken und Bahnübergänge mussten instand gesetzt, mehrere Haltepunkte hergerichtet und
die Westfälischen Industriemuseen
und weitere touristische Highlights
durch neue Haltepunkte erschlossen werden. Der Bahnverkehr sollte
zu einem dauerhaften und verlässlichen Betriebsangebot vom Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen bis zum Hagener Hauptbahnhof
ausgeweitet werden. Schnell wurde deutlich, dass hierzu erhebliche
Finanzierungsmittel für den technischen Ausbau und der Aufbau einer professionellen Betriebsorganisation notwendig sind.
Ruhr-Viadukt Hagen – Herdecke
Mit dem Wirtschaftsministerium
konnte die Ruhrtal-Initiative im Jahr
2005 vereinbaren, dass der Ausbau
der Bahnstrecke zwischen Bochum
und Hagen mit rund 1,1 Millionen
Euro aus Mitteln der Europäischen
Union und des Landes NRW gefördert wurde. Mit dem Ankauf des
zweiten Streckenabschnitts vom
Bahnhof Hattingen bis zum Bahnhof
Herbede gelangte der Regionalverband Ruhr in den Besitz der gesamten Stammstrecke der Ruhrtalbahn
zwischen Wetter-Wengern und Hattingen. Er übernahm die Strecke in
die Unterhaltung seines Tochterunternehmens „TouristikEisenbahnRuhrgebiet“ (TER). Die TER investierte in der Folgezeit rd. 1,5 Millionen Euro in die technische Infrastruktur der Ruhrtalbahn und schuf
damit die Voraussetzung für die Erweiterung des Fahrbetriebes.
Darüber hinaus musste ein leistungs
fähiger Eisenbahnunternehmer für
den professionellen Betrieb gefunden werden. Der Ruhrtal-Initiative
gelang es in zahlreichen Verhandlungen mit der Deutschen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte,
dem Eisenbahnmuseum Bochum-
Drehscheibe Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen
Dahlhausen, Eisenbahnvereinen und
den Ruhrtalkommunen, ein Organisations- und Betriebskonzept zu
entwickeln und die Gründung der
Ruhrtalbahn GmbH als Betriebsgesellschaft voranzutreiben. Der Businessplan der Betriebsgesellschaft
wurde einer Wirtschaftlichkeitsprüfung unterzogen und der touristi
sche Nutzen des Projektes durch
eine Prognose der Fahrgastzahlen
und Übernachtungstouristen belegt.
Die Städte Bochum, Hagen und der
Ennepe-Ruhr-Kreis waren bereit, die
Anlaufverluste der Gesellschaft
durch Betriebskostenzuschüsse zu
decken und das erweiterte Ausflugs
angebot in die schwarzen Zahlen zu
bringen.
Zu Beginn der Sommersaison 2006
konnten die Kooperations- und Zuschussverträge mit den Kommunen unterschrieben und der erweiterte Verkehrsbetrieb auf der Ruhrtalbahn zwischen Bochum-Dahlhausen und Hagen Hauptbahnhof aufgenommen werden.
Heute sind die historischen Dampfzüge und Schienenbusse zum gewohnten attraktiven Anblick im
Ruhrtal geworden und aus dem Freizeitangebot der Region nicht mehr
wegzudenken. Die Ruhrtalbahn
fährt in jedem Jahr an 65 – 70 Tagen zwischen Hagen Hbf. und Bochum-Dahlhausen und setzt an mindestens zwölf Tagen einen von einer Dampflokomotive gezogenen
und aus nostalgischen Wagen bestehenden Zug ein. Züge und Triebwagen fahren nach einem festen Fahrplan dreimal täglich an jedem Freitag und Sonntag des Sommerhalbjahres. Die Betriebsphase beginnt
spätestens zu Ostern und ist aufgrund der zunehmenden Beliebtheit
des Ruhrtals für Herbstwanderungen bis in den November ausgedehnt worden. Anfang Dezember
endet die Fahrtsaison mit den beliebten Nikolausfahrten am 06. Dezember. Mit rund 40.000 Fahrgästen in der abgelaufenen Saison
verzeichnet sie einen neuen Besucherrekord.
Der Ausbau der 18 Kilometer langen
Stammstrecke zwischen Hattingen
und Wetter-Wengern wurde abgeschlossen. Mit den Investitionsmitteln des Landes und dem eigenen
Budget der TER wurden verschie19
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Zahlreiche Angebotspakete rund
um die Ruhrtalbahn – wie z. B.
kombinierte Bahn-/Schiffstouren, Ausflugsangebote, die Mitnahme von Fahrrädern und Kanus – runden die touristische
Bedeutung des nostalgischen
Bahnverkehrs im Ruhrtal ab.
Dampflokparade im Eisenbahnmuseum
denen Abschnitte des Gleisbettes
erneuert, Brücken und der Tunnel in Welper saniert, Bahnübergänge in Witten-Herbede gesichert und
die Bahnsteiganlagen an den Haltepunkten Hattingen Bf., Burg Blankenstein, Haus Kemnade, Ruine Hardenstein, Bommern und WengernOst erneuert. Mit den neuen Haltepunkten Eisenbahnmuseum Dahlhausen, Henrichshütte und Zeche
Nachtigall sind drei Ankerpunkte
der Route der Industriekultur und
die beiden Westfälischen Industriemuseen an die Ruhrtalbahn angeschlossen worden.
Die erfreuliche Entwicklung der Betriebsergebnisse hat dazu geführt,
dass die Ruhrtalbahn in die Attraktivierung des Angebots investieren kann. Im Jahr 2007 wurden die
befristeten Kooperation- und Zuschussvereinbarungen um drei weitere Jahre bis 2011 verlängert.
Der 2006 eingerichtete Ergänzungsverkehr mit dem „Teckel“ auf
der ehemaligen Talbahn zwischen
Hagen und Ennepetal-Kluterthöhle
wurde im Jahr 2009 bis nach Herdecke verlängert. Mit dem „Zechen20
express“ wurde 2009 ein weiteres
attraktives Zusatzangebot geschaffen. Ein nostalgischer Schienenbus
fährt einmal im Monat, jeweils samstags, von Bochum-Dahlhausen bzw.
Zeche Nachtigall über Schwerte,
Dortmund Hbf. und -Huckarde bis
zum Westfälischen Industriemuseum „Zeche Zollern“ in DortmundBövinghausen.
Der Plan eines „Eisenbahnkulturrings“ über das westliche, nördliche
und östliche Ruhrgebiet und wieder
zurück ins Ruhrtal ist bereits in den
Köpfen, die Umsetzung jedoch noch
Zukunftsmusik.
Zahlreiche Angebotspakete rund
um die Ruhrtalbahn – wie z. B. kombinierte Bahn-/Schiffstouren, Ausflugsangebote, die Mitnahme von
Fahrrädern und Kanus – runden die
touristische Bedeutung des nostal
gischen Bahnverkehrs im Ruhrtal
ab. Mit den städtischen Marketingagenturen, zahlreichen Hotels, Gastronomiebetrieben und Freizeitanbietern hat die Ruhrtalbahn GmbH
ein dichtes Kooperationsnetzwerk
geknüpft. Sogar aus dem benachbarten Ausland kommen immer
Haltepunkt Bochum-Dahlhausen
mehr Gäste zu einem Erlebnistrip
ins Ruhrtal. Das Leitprojekt der
Ruhrtal-Initiative ist ein Vorzeigebeispiel dafür, wie mit ehrenamtlichem Engagement und geringen finanziellen Mitteln ein erfolgreicher
Prozess zur Bereicherung der Freizeitlandschaft angestoßen und befördert werden kann.
Ruhrtalbahn bei Wetter-Wengern
Halt an der Ruine Hardenstein
Begegnung im Feldbahnmuseum „Zeche Theresia“
21
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Das Ruhrtal sollte so zu einer
starken bootstouristischen
Adresse in Nordrhein-Westfalen
entwickelt werden. Die techni
schen Voraussetzungen waren
gut. Zahlreiche Schleusen und
Stauwehre waren bereits durch
Umtragen oder Bootsrutschen
passierbar.
Freizeit auf der Ruhr: Kanufahrten, Wasserwandern, Drachenboot-Rennen und Bootsverleih
Kollisionsgefahr bei Witten-Heven
22
Im Kanu dahingleiten – Der Wasserwanderweg Ruhr
Seen angewiesen. Es gab kaum Einstiegsmöglichkeiten.
Vom Wasser aus entsteht ein unverhoffter Blick auf die Landschaft des
Ruhrtals. Das gemächliche Dahin
gleiten im Rhythmus des fließenden
Wassers eröffnet Kanuten und Ruderern überraschende und vielfältige
neue Sinneseindrücke von Flusslandschaft, Denkmälern und reizvol
len Städten. Die Ruhr und ihre Seen
waren immer schon begehrtes Ziel
von Wassersportfreunden. Sie begründeten den Ruf des Ruhrtals als
Wassersportparadies für Ruderer,
Kanuten, Segler und Angler.
Die Ruhrtal-Initiative hat diesen Engpass früh als Chance erkannt. Durch
öffentliche Stege für jedermann
konnte die Zugänglichkeit der Ruhr
verbessert werden. Das Ruhrtal
sollte so zu einer starken boots
touristischen Adresse in NordrheinWestfalen werden. Die technischen
Voraussetzungen waren gut. Zahlreiche Schleusen und Stauwehre waren bereits durch Umtragen oder
Bootsrutschen passierbar. Mit Mitteln aus unterschiedlichen Landesprogrammen wurden durch den
Ruhrverband und die Wasserwirtschaftsverwaltung des Landes Zug
um Zug neue Bootsgassen gebaut,
so dass die Ruhr fast durchgängig
befahren werden konnte.
Bis in die neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts entstanden rund
60 Wassersportvereine zwischen
Hagen und Duisburg. Mit ihren Vereinsanlagen und Bootsstegen besetzen sie noch heute die attrakti
ven Uferseiten und reihen sich wie
Perlen entlang. Boot fahren auf der
Ruhr war bis vor rund 10 Jahren oft
nur als Mitglied eines Wassersportvereins möglich. Wasserwanderer,
die ohne Bindung an einen Verein
auf der Ruhr paddeln wollten, waren
auf wenige Bootsverleiher an den
2002 beauftragte die Ruhrtal-Initiative das Büro Ökoplan aus Essen mit
der Entwicklungsplanung des Wasserwanderweges Ruhr durch neue
öffentliche Bootsstege, verbesserte
Umtragemöglichkeiten an Stauwehren und zur touristischen Beschilderung. Die Standorte der neuen Anleger wurden so gewählt, dass die
benachbarten touristischen Highlights wie z. B. die Alte Freiheit Wetter, Zeche Nachtigall, Burgruine
Hardenstein, die Hattinger Altstadt
oder das Eisenbahnmuseum Dahlhausen durch kurze Fußwege erreichbar wurden. Besonderes Kennzeichen der Planung war die frühzeitige Einbindung der Interessen
der Wassersportvereine. In zahlreichen Gesprächen wurde dafür geworben, dass die Vereine ihre Anlagen für das touristische Wasserwandern öffnen und hierdurch für ihre
eigenen Aktivitäten, z. B. in der Jugendarbeit, ein neues Publikum und
neue Mitglieder gewinnen können.
Einige Vereine erklärten sich bereit,
den neuen Trend zu fördern und sogar die Pflegepatenschaft für „ihren“ neuen Bootssteg in der Nachbarschaft zu übernehmen.
Im Jahr 2004 gelang es der Ruhrtal-Initiative, rund 100.000 EUR
aus dem Sportförderprogramm des
Landes NRW einzuwerben und die
ersten neun neuen Schwimmstege
zu Wasser zu lassen. Überrascht
von seinen neu gewonnenen Eindrücken über die Flusslandschaft
prägte der ehemalige Sportmini-
ster des Landes Dr. Michael Vesper anlässlich der zweitägigen Einweihungstour auf der Ruhr das Bonmot „Hier ist es ja schöner als im
Schwarzwald“.
Heute bietet sich Freizeitkanuten
und Wasserwanderern mit dem
Wasserwanderweg Ruhr ein attraktives Angebot, den Fluss und seine
Seen neu zu erfahren und zu erleben. Von den insgesamt 36 geplan
ten Anlegern sind 27 Stege neu gebaut oder öffentlich zugänglich:
Hagen, Hengsteysee, Dortmunder Straße
Herdecke, Zweibrücker Hof
Hagen, Yachtclub Harkortsee
Wetter, Harkortsee
Wetter-Wengern, Elbschemündung
Witten, Zeche Nachtigall
Witten, Ruine Hardenstein
Bochum, Kemnader See-Heveney
Bochum, Kemnader See-Oveney
Bochum-Stiepel, Alte Fähre
Hattingen, Henrichshütte
Hattingen, Ruhrschleuse
Hattingen, Winzer Bogen
Bochum, Eisenbahnmuseum
Dahlhausen
Essen-Horst, Holteyer Brücke
Essen-Steele, Kurt-SchumacherBrücke
Essen-Heisingen, Rote Mühle
Essen-Kupferdreh, Kampmannbrücke
Essen, Baldeneysee, Haus Scheppen
Essen, Baldeneysee, Villa Hügel
Essen-Werden, S-Bahn-Station
Essen-Kettwig, Kettwiger Stausee
Mülheim-Saarn, Mendener
Brücke
Mülheim, Wasserbahnhof
Mülheim-Innenstadt, Stadthalle
Mülheim-Raffelberg, Bootswerft
Hesse
Duisburg-Ruhrschleuse
Die Ruhr ist heute der Fluss mit
der höchsten Dichte an Bootsrutschen. An den Stauwehren in Wetter und Hattingen wurden neue Umtragen und Bootsgassen zusammen mit neuen Fischaufstiegsanlagen gebaut.
Die von der Ruhrtal-Initiative her
ausgegebene Wasserwanderkarte
informiert Wassersportler auf dem
rund 60 km langen Ruhrabschnitt
23
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Der Kanutourismus ist damit in
acht Jahren zu einem kleinen,
aber feinen Wirtschaftsfaktor in
der Tourismusbranche des Ruhrtals geworden, der eine Reihe
neuer Arbeitsplätze geschaffen
hat und jährlich rund eine halbe
Mio. EUR Umsatz an die Region
bindet.
Kanutourismus auf der Ruhr
zwischen dem Hengsteysee und
dem Baldeneysee über Ein- und
Ausstiegsmöglichkeiten, Bootsrutschen, Gefahrenstellen, aber auch
über Zeltplätze, Gaststätten, Sehenswürdigkeiten, Natur- und Wasserschutzgebiete und Anbieter von Kanutouren. Seit 2003 wurden 25.000
Exemplare der Karte verbreitet.
Gab es im Jahr 2000 nur einen gewerblichen Kanuverleiher an der
Ruhr, so ist deren Zahl zwischen
Herdecke und Mülheim a. d. Ruhr bis
heute auf zwölf Anbieter gestiegen.
Eine Umfrage unter ihnen hat ergeben, dass mittlerweile rund 20.000
Freizeitsportler in der Wassersportsaison auf das Angebot der Verleihstationen zurückgreifen. Die Unternehmen verleihen jedoch nicht
nur Boote, sondern organisieren
geführte Kanutouren, teilweise in
Kombination mit weiteren, mehrtägigen Freizeitaktivitäten – z. B. Paddel und Pedale. Der Kanutourismus
ist damit in acht Jahren zu einem
kleinen, aber feinen Wirtschaftsfaktor in der Tourismusbranche des
Ruhrtals geworden, der eine Rei-
24
he neuer Arbeitsplätze geschaffen
hat und jährlich rund eine halbe Mio.
EUR Umsatz an die Region bindet.
Um trotz steigender Besucherzahlen ein konfliktfreies Nebeneinander von Natur und Freizeit zu garantieren, haben neun Kanuvermieter
2007 eine Selbstverpflichtung unterzeichnet. Darin unterstreichen sie ihr
Interesse an einem umweltgerechten
Kanutourismus. Wörtlich heißt es darin: „Die Verleiher verpflichten sich,
ihre Kunden vor jeder Tour auf die
Schutzerfordernisse des Gewässers
und der uferbegleitenden Flora und
Fauna .... hinzuweisen“.
Wie beliebt die Ruhr bei Sportfreunden und Wasserratten geworden ist,
zeigen zahlreiche Ruder- und Kanuregatten, Seifenkistenboot-Rennen,
Floßtouren und Drachenboot-Cups.
Letztere sind wie Pilze aus dem Boden geschossen und ziehen in jedem
Jahr noch mehr Teilnehmer und Zuschauer an. Vielerorts werden die
neuen Bootsstege als Sonnendeck
oder als Sprungbrett ins saubere
und kühle Nass der Ruhr genutzt.
Für die Zukunft bleibt dennoch
einiges zu tun. Die Bootsstege im
westlichen Ruhrtal sollen in einer
erweiterten Ausgabe der Wasserwanderkarte publik gemacht werden. Die Beschilderung des Wasserwanderweges Ruhr mit der „Gelben Welle“, dem einheitlichen Informationssystem für wassertouristische Angebote in Deutschland,
steht noch aus. Damit die Ruhr – wie
beispielsweise die Lahn – zu einer
deutschlandweit wahrgenommenen
bootstouristischen Adresse werden
kann, müssen die zahlreichen Produktangebote in einem übergreifenden Marketingkonzept zusammengefasst und die gemeinsamen Werbeauftritte auf Messen weiter ausgebaut werden.
Schleuse bei Witten
25
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Die 1926 bis 1979 angelegten
Ruhrstauseen wurden zu Anziehungspunkten für die Erholungssuchenden. Auf allen Stauseen und den Flussabschnitten zwischen Essen-Duisburg
und Witten-Bochum etablierte
sich schnell eine leistungsfähige
Ausflugsschifffahrt.
Mülheim an der Ruhr Uferpromenade
Auf großer Fahrt – Die Ruhrschifffahrt
Ausflugsschifffahrt um 1955
… und heute
Schon vor der Industrialisierung
wurde die Ruhr um 1780 wegen des
stetig steigenden Kohletransports
aus den Kleinzechen der Region als
schiffbares Gewässer ausgebaut.
Viele der 16 Schleusen existieren
noch heute und garantieren im Unterlauf der Ruhr ausreichende Wasserstände für die Schifffahrt. Die
1926 bis 1979 angelegten Ruhrstauseen wurden zu Anziehungspunkten für die Erholungssuchenden.
Auf allen Stauseen und den Flussabschnitten zwischen Essen-Duisburg und Witten-Bochum etablierte
sich schnell eine leistungsfähige
Ausflugsschifffahrt. Die Schiffe verkehren im Sommer nach einem täglichen Fahrplan.
Für die Ruhrtal-Initiative bildete die
Schifffahrt auf der Ruhr das vierte
Glied in der Kette des angestrebten
Umweltverbundes im Freizeitverkehr. Bereits zu Beginn der Kooperation wurde überlegt, wie die Ausflugsschifffahrt auf den Seen, der
26
Herdecke Harkortsee
Wittener Ruhr, dem Unterlauf zwischen Essen und Mülheim und den
Angeboten im Mündungsbereich bei
Duisburg-Ruhrort miteinander verbunden werden können, um das touristische Erlebnisangebot im Ruhrtal
naturverträglich auszubauen.
Die im Jahr 2000 durchgeführte
Machbarkeitsstudie bestätigte, dass
die Flussabschnitte zwischen Bochum-Stiepel und Hattingen und
zwischen Bochum-Dahlhausen und
Essen-Kupferdreh für die Einrichtung neuer Ausflugslinien grundsätzlich geeignet sind. Dagegen
wurde der Ruhr oberhalb von Witten-Bommern und zwischen Hattingen und Bochum-Dahlhausen aus
ökologischen, wasserwirtschaftlichen und technischen Gründen keine Eignung für den Schiffsverkehr
attestiert.
Im 2003 erarbeiteten Strategiekon
zept der Ruhrtal-Initiative wurden
die technischen Maßnahmen und
Umsetzungsschritte beschrieben,
die für die neuen Personenschifffahrtslinien notwendig sind. Dabei
Witten
wurde der Grundsatz entwickelt,
dass sich die Schiffe der Ruhr und
nicht die Ruhr den Schiffen anzupassen hat.
In den Folgejahren wurden mit allen
Beteiligten zahlreiche Fragen zu den
Einrichtungsvoraussetzungen, Genehmigungszuständigkeiten und -abläufen und zur Finanzierung geklärt.
Noch ist die Erweiterung der Ausflugsschifffahrt auf der Ruhr jedoch
nicht über die Konzept- und Planungsphase hinaus gediehen. Für
eine mögliche Schifffahrtslinie zwischen dem Kemnader See und Hattingen müssten zunächst mit einem
Investitionsaufwand von rund sechs
Mio. EUR die Schleuse Blankenstein
saniert und eine Schiffsschleppe am
Stauwehr des Kemnader Sees installiert werden.
Für den wichtigeren Abschnitt zwischen Bochum-Dahlhausen und dem
Baldeneysee konnte mit der Weißen
Flotte Baldeney GmbH (WFB) ein potenzieller Betreiber gefunden werden. Das Planungskonzept der WFB
Bochum Kemnader See
sieht vor, die bereits bestehende
Schifffahrtslinie von Mülheim Wasserbahnhof bis zum Ostanleger des
Baldeneysees in einem ersten Abschnitt bis nach Essen-Steele, später bis Bochum-Dahlhausen, zu verlängern. Sieben naturverträglich gebaute Kopfanleger ermöglichen den
Ein- und Ausstieg der Fahrgäste. Im
Bereich des Naturschutzgebietes
„Heisinger Ruhrauen“ ist vorgesehen, das Schiff nur mit verminderter
Geschwindigkeit fahren zu lassen,
damit die am Ufer brütenden Wasservögel nicht durch hohen Wellenschlag gefährdet werden.
hausen könnte ein großer Schritt
hin auf das Ziel gemacht werden,
durchgängigen Freizeitverkehr im
gesamten Ruhrtal zwischen Duisburg und Hagen anzubieten. Was
der Ruhrtal-Radweg bereits heute möglich gemacht hat, könnten
Schiffe und Ruhrtalbahn mit einem
zentralen Umsteigepunkt am Eisenbahnmuseum Dahlhausen in Zukunft um eine weitere Komponente
ergänzen: Eine nostalgische Bahnfahrt von Hagen Hbf. bis BochumDahlhausen mit anschließender
Schifffahrt in Richtung Essen, Mülheim und Duisburg.
Gegenwärtig klärt die WFB den Einsatz eines Schiffes mit Elektromotorantrieb. Sobald feststeht, zu welchem Zeitpunkt die alte Kampmannbrücke zwischen Essen-Kupferdreh
und Heisingen durch eine neue Brücke mit ausreichender Durchfahrtshöhe ersetzt wird, kann das Genehmigungsverfahren eingeleitet werden.
Parallel zu den Bemühungen der
Ruhrtal-Initiative treibt die Ruhr
Tourismus GmbH das Projekt voran, die Flüsse und Kanäle der Metropole Ruhr als Sportbootrevier
mit neuen Anlegestellen und Wasserrastplätzen zu entwickeln; es bezieht den Unterlauf der Ruhr mit
ein. Neben der bereits bestehenden
Marina im Duisburger Innenhafen
ist geplant, die Mülheimer Innenstadt durch ein Hafenbecken an das
Sportbootrevier anzuschließen. Die
Mit der Durchbindung der neuen
Schifffahrtslinie bis Bochum-Dahl-
27
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Heute bietet die von den sieben
Unternehmen in Duisburg, Mülheim, Essen, Witten und Herdecke mit 16 Schiffen betriebene
Ausflugsschifffahrt ein attraktives Angebot an Linienfahrten,
Hafenrundfahrten und Programm-, Gruppen- und Charter
ausflügen.
Personenschifffahrt in Mülheim an der Ruhr …
Arbeiten hierzu sind bereits im Gange. Die Idee der Wasserwirtschaftsverwaltung in Essen-Kettwig und
Werden weitere zeitlich begrenzte
Liegeplätze zu schaffen, muss noch
politisch diskutiert und entschieden
werden. Gleiches gilt für die Bemühungen der Naturschutzverbände,
den Sportbootverkehr oberhalb des
Baldeneysees zu Gunsten des Naturschutzes aufzugeben.
Heute bietet die von den sieben Unternehmen in Duisburg, Mülheim,
Essen, Witten und Herdecke mit 16
Schiffen betriebene Ausflugsschifffahrt ein attraktives Angebot an Li-
28
… Witten
nienfahrten, Hafenrundfahrten und
Programm-, Gruppen- und Charter
ausflügen. Das besonders bei Familien und Best Agern beliebte Ausflugsangebot ist durch weitere Erlebnisangebote wie Trauungen oder
Gourmetfahrten erweitert worden.
Auf den meisten Schiffen können
Fahrräder mitgenommen werden, so
dass Radfahrer ihre Tour mit einem
Ausflug auf dem Wasser kombinieren können. Mit rund 300.000 Fahrgästen und einem Umsatz von rund
acht Mio. EUR je Saison trägt die
Ruhrschifffahrt nicht unerheblich
zur Wertschöpfung des Ruhrtaltourismus bei.
… Wetter
… Bochum
Wasserbahnhof Mülheim an der Ruhr
29
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Ziel der Ruhrtal-Initiative war es,
die Vielfalt unterschiedlichster
Freizeitmöglichkeiten zu koordinieren und das vorhandene Angebot der landschaftsgebundenen
Erholung durch kleine Maßnahmen natur- und umweltverträglich zu ergänzen.
Freizeit an der Ruhr: Wassersport (Wetter) … Feste feiern (Bochum)
Umsonst und Draußen – OutdoorErlebnisse
Für das Urbedürfnis der Menschen
nach Aufenthalt im Freien und akti
ver Bewegung bot das Ruhrtal schon
immer exzellente Voraussetzungen.
Gut erschlossene Wege entlang der
Ruhr, die Weite des Flusstales, dicht
bewaldete Ruhrhänge, majestätische
Ausblicke von den Höhen, viel Platz
zwischen den Städten und Orten und
die Vielfalt der Landschaftseindrücke zogen die Menschen der Metropole Ruhr aus der Enge ihrer Städte
in die freie Natur. In fast jedem Ort
entstanden bis in die jüngste Zeit
weitläufige Grünareale, die vor allem
am Feierabend und am Wochenende
zu fast jeder Jahreszeit Pilgerströme
von Freizeitaktivisten und Erholungssuchenden anziehen. Hier ist alles
möglich, was abseits der Arbeit Spaß
macht und Entspannung bringt: Spazieren gehen, Wandern, Paddeln,
Radfahren, Inlineskaten, Freunde
treffen, Sonnenbaden, Grillen, Joggen, Klettern, Schwimmen, Ballspielen, Ausblicke genießen oder einfach
die Seele baumeln lassen. Die Aufzählung der folgenden Orte kann daher nicht vollständig sein:
30
… Radfahren
(Witten)
Dortmund: Hohensyburg, Uferpromenade Hengsteysee,
Hagen: Uferpromenade Hengs
teysee, Kaisberg, Wasserschloss
Werdringen
Herdecke: Bleichstein
Wetter: Uferpromenade Harkortsee, Harkortberg
Witten: Hohenstein, Schleusengelände Herbede, Freizeitraum
Kemnader See
Hattingen: Gethmannscher Garten, Stadtwald, Landschaftspark
Henrichshütte
Bochum: Freizeitraum Kemna
der See, Botanischer Garten
Ruhruniversität, Ruhrauenpark
Dahlhausen
Essen: Ruhrpromenade Steele,
Uferpromenade Baldeneysee,
Korte-Klippen, Schellenberger
Wald , Hügelpark, Uferpromenade Kettwig
Mülheim an der Ruhr: Auberg,
MüGa Gelände
Oberhausen: Ruhrschleife Alstaden
Duisburg: Ruhrmündung mit
Rheinorange, Rheinpark
Ziel der Ruhrtal-Initiative ist es, die
Vielfalt unterschiedlichster Freizeit-
… Spazierengehen (Oberhausen)
möglichkeiten zu koordinieren und
das vorhandene Angebot der landschaftsgebundenen Erholung Maßnahmen natur- und umweltverträglich zu ergänzen. Mit einer Reihe kleiner, aber feiner Projekte wurden Akzente gesetzt und Angebotslücken
beseitigt. Die Projekte reagierten
auf sich abzeichnende Megatrends
in Freizeitgestaltung und Tourismus,
widmeten sich den speziellen Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen und unterstützten so das Leitbild einer sanften Freizeit- und Tourismuslandschaft Ruhrtal: In einer
Expertise der Evangelischen Stiftung
Volmarstein, Wetter, wurde die Benutzerfreundlichkeit von Wegen, Informationssystemen, Gaststätten
und Hotels für Menschen mit Handicaps untersucht und bewertet und
zahlreiche Vorschläge zur barrierefreien Gestaltung im Freizeitbereich
erarbeitet und umgesetzt.
Zur besseren Information über die
Freizeitziele und Sehenswürdigkei
ten des Ruhrtals entwickelten die
Städte ein einheitliches Beschilderungssystem aus Orientierungs- und
Informationstafeln, das die Stadt
Bochum bereits umgesetzt hat.
… Aussicht genießen (Essen)
Die Wittener Gesellschaft für Arbeit
und Beschäftigung mbH (WABE)
richtete in Wetter, Witten-Heven
und Bochum-Dahlhausen mobile Pavillons ein, an denen sich Radwanderer, Spaziergänger und Familien
während des Ausfluges für kleines
Geld mit Getränken und Speisen
versorgen konnten. Die Stationen
an der Schleuse in Witten-Herbede
und am Mülheimer Aquarius – von
der Paritätischen Initiative Arbeit
betrieben – erfreuen sich bis heute
großer Beliebtheit.
In mehreren Projekten entwickelte
die WABE in Zusammenarbeit mit
den Jugendämtern der Region Freizeitprogramme, die speziell auf die
Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteilig
ten und einkommensschwachen Familien zugeschnitten sind. Im Projekt „Jugendliche planen mit“ wurden neue Freizeitformen ausprobiert und Flöße (Hagen) und ein
Freizeittreffpunkt (Henrichshütte
Hattingen) realisiert. 2005 fand am
Hagener Ufer des Harkortsees ein
mehrwöchiges Ruhrtal-Camp statt,
das daheim gebliebenen Kindern
und Jugendlichen preisgünstig lehr-
… Kunst betrachten (Witten)
reiche und spannende Sommerferienerlebnisse bot. Mit dem Programm
„Ruhrtal-Integral“ macht die WABE
Migranten und Migrantinnen besondere Freizeitangebote. So lernen z.
B. Frauen aus muslimischen Ländern das Fahrradfahren und können
so an den Freizeitangeboten des
Ruhrtals teilhaben.
In den letzten zehn Jahren haben
die Städte der Ruhrtal-Initiative und
private Investoren das Freizeitangebot des Ruhrtals erheblich ausgebaut. Die sanierungsbedürftigen
Freibäder in Mülheim-Styrum und
Wetter wurden zu Naturbädern umgestaltet. Die Ruhrtaltherme am
Kemnader See wurde als besucherstärkstes Freizeitbad des Ruhrtals
durch neue Attraktionen und Außenbecken erweitert.
Neue Trendsportarten und Freizeitbeschäftigungen finden im Ruhrtal
ihren Platz: Sportkletterer sind nicht
nur in den Steilwänden des Isenbergs bei Hattingen zu sehen. Neue
Hochseilklettergärten auf dem Harkortberg in Wetter, Essen, Oberhausen und Duisburg bieten Kindern
und Jugendlichen den Einstieg in
31
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Mit ausgewählten kleinen Projekten für besondere Zielgruppen konnte beispielhaft gezeigt
werden, wie Schwachstellen im
Angebot beseitigt und neue Zielgruppen mit nachhaltigen und
zukunftsfähigen Freizeitangeboten für das Ruhrtal interessiert
werden können.
Sportlich an der Kemnade
ein luftiges Erlebnis. Golfspieler
können nicht nur auf den hoch über
dem Ruhrtal gelegenen Anlagen in
Dortmund, Herdecke und Bochum
sowie an der Ruhr in Essen ihr Handicap verbessern. Am Kemnader
See in Witten ist kürzlich eine weitere Neun-Loch-Anlage eröffnet
worden.
Neue Sandstrände entlang der Ruhr
in Bochum (Stranddeck Kemnade),
Essen (SeaSideBeach Baldeney) und
Mülheim an der Ruhr (Stadthalle)
bieten ihren Gästen mit großem Erfolg Entspannung pur mit karibischem Flair und dem Blick auf
Wasser und Ufer. Mehrgenerationenspielplätze wie in Bochum-Dahlhausen führen Kinder und Erwachsene in der Freizeit spielerisch zusammen. Der Duisburger Zoo, der
Botanische und Chinesische Garten
in Bochum zeigen exotische Fauna,
Flora und Baukunst.
Skateboarder, Rollerblader und Inlineskater finden an der Ruhr in den
Anlagen im REME-Park Wetter, im
Henrichspark Hattingen und auf den
kilometerlangen Promenadenwegen
an Fluss- und Seeufern zahlreiche
32
Übungs- und Präsentationsbühnen.
Rund um den Kemnader See wird in
den nächsten Jahren eine zwölf Kilometer lange Skaterbahn mit besonders feinporigem Asphalt gebaut, die in den Abend und Nachtstunden beleuchtet sein wird.
Zahlreiche neue Freiluftveranstal
tungen ergänzen seit wenigen Jahren die traditionellen See- und
Sportfeste und nutzen das Ruhrtal
bewusst als Kulissenstandort. Feste
und Festivals wie das „Seegeflüster“ am Hengsteysee in Hagen, das
„Ruhr-Bike-Festival“ auf dem Harkortberg in Wetter, der Ruhrtal-Marathon in Witten, das Sandskulpturenfestival und das Zeltfestival Ruhr
am Kemnader See, „Genuss am
Fluss“ in Witten-Herbede, „Voll die
Ruhr“ in Mülheim und das ReggaeFestival in Mülheim-Styrum bieten
attraktive musikalische, kulinarische
und sportliche Genüsse, die jährlich
viele Besucher in ihren Bann ziehen.
Der 2009 erstmals veröffentlichte
Veranstaltungskalender enthält
über 150 Freiluftevents im Ruhrtal.
Die Strategie der Ruhrtal-Initiative, Qualitäten und Begabungen des
Ruhrtals als Naturraum und Kulturlandschaft im Sinne eines sanften
Tourismus zu stärken, ist aufgegangen. Mit wenigen interkommunalen
Leitprojekten wie Ruhrtalradweg,
Ruhrtalbahn und Wasserwanderweg
wurden attraktive öffentliche Vorleistungen für die privaten Anbieter erbracht. Auf punktuelle Freizeitgroßprojekte mit Leuchtturmwirkung und ihren Belastungsfolgen
für Natur und Landschaft wurde bewusst verzichtet. Mit ausgewählten
Projekten für besondere Zielgruppen konnte beispielhaft gezeigt werden, wie Schwachstellen im Angebot
beseitigt und neue Zielgruppen mit
nachhaltigen und zukunftsfähigen
Freizeitangeboten für das Ruhrtal
interessiert werden können.
Das Tal wir heute von seinen Besu
chern überwiegend als einheitlicher
und zusammengehöriger Freizeitund Erlebnisraum empfunden, der
für die Metropole Ruhr die Rolle
eines großen „Outdoor-Fitness-Centers“ übernommen hat.
… Klettern in Wetter
… Baden in Herdecke
… Skaten und spielen im Rheinpark Duisburg
… Beach-Volleyball in Essen
Zeltfestival Ruhr
33
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Mit dem beginnenden Ausbau
der „Route der Industriekultur“ durch den Regionalverband
Ruhr machte sich jedoch auch
im Ruhrtal eine neue Aufbruchstimmung bemerkbar.
Hagen Schloss Werdringen
Witten Zeche Nachtigall
Sportlich und anregend – IndoorErlebnisse
entstand ein neues und ganzjährig
nutzbares Erlebnis-, Bildungs- und
Kulturangebot.
Noch in den neunziger Jahren des
letzten Jahrhunderts bot das Ruhrtal seinen Besuchern in den Herbstund Wintermonaten ein allenfalls
durchschnittliches Erholungs- und
Erlebnisprogramm. Nach dem Ende
der Freibadsaison war Schwimmen
und Baden nur in einigen Hallenbädern der Region und dem Freizeitbad Heveney am Kemnader See
möglich. Zahlreiche Ausflugs- und
Besichtigungsziele wie Burgen, Aussichtstürme und Gärten schlossen
im Winterhalbjahr ihre Pforten oder
schränkten die Öffnungszeiten erheblich ein.
Mit dem beginnenden Ausbau der
„Route der Industriekultur“ durch
den Regionalverband Ruhr machte
sich jedoch auch im Ruhrtal eine
neue Aufbruchstimmung bemerkbar. Neue Standorte der Rheini
schen und Westfälischen Industriemuseen und weitere Zeugen der industriellen Vergangenheit in der geschichtsträchtigen Region wurden
als Ankerpunkte der „Route der Industriekultur“ eingerichtet. Damit
34
Städte, Bürgervereine und Interessenverbände der Initiative förderten die neue Museums- und Geschichtslandschaft und den Ausbau
witterungsunabhängiger Freizeitmöglichkeiten im Ruhrtal nach Kräften. Über die touristischen Leitprojekte hinaus wurden Konzepte zur
Umstrukturierung, Professionalisierung und Entwicklung verschiedener Einzelstandorte erarbeitet.
Herausragendes Beispiel: das Eisenbahnmuseum Dahlhausen als zentraler Standort der historischen Eisenbahnverkehrstechnik in Deutschland. Zukunftsfähige Edutainment
angebote, instandgesetzte Dampfloks und eine neue Ausstellungshalle sind fruchtbare Ergebnisse solcher Planungen geworden.
Mit einer Reihe kleinerer Projekte
wurden im Wittener Muttental Zeugen der frühen Bergbaugeschichte des Ruhrgebiets saniert, mit landschaftlich reizvollen Wegen verbunden und für das Publikum geöffnet.
Für zahlreiche historische Highlights
Duisburg Küppersmühle Essen Schloss Hugenpoet
wurden Besichtigungsprogramme
aufgelegt – z. B. die sehr erfolgreiche Burgentour der EN-Agentur.
Diese Beispiele machen die von den
Akteuren der Ruhrtal-Initiative gewählte Strategie der kleinen Schrit
te anschaulich: Viele kleine Maßnahmen zur Absicherung, Verbesserung
und zum behutsamen Ausbau der
vorhandenen Freizeitqualitäten
statt touristische Großprojekte. Es
kommt darauf an, sich der vorhandenen Schätze – besonders in Kunst
und Kultur – überhaupt bewusst zu
werden. Deshalb sind Bestandsaufnahmen, Veröffentlichungen und
praktisches Marketing ständige Begleiter der Arbeit.
Heute können Ruhrtalbesucher an
kalten Tagen und bei schlechtem
Wetter auf viele attraktive Freizeitund Erholungsangebote im Ruhrtal zurückgreifen, ohne im Regen
stehen zu müssen. Sie reichen vom
Sport über Kunst und Kultur bis zur
Regional- und Technikgeschichte.
Allein neun Industriemuseen und
Ankerpunkte der „Route der Industriekultur“ sind im Ruhrtal zwischen
Duisburg und Hagen beheimatet.
Auf der Themenroute „Geschichte und Gegenwart der Ruhr“ laden
gleich 74 Standorte zur Besichtigung ein:
Interessante Einblicke in die Verkehrs- und Technikgeschichte bieten das Museum der Deutschen
Binnenschifffahrt (Duisburg-Ruhrort), das Eisenbahnmuseum (Bochum-Dahlhausen) und die Westfälischen Industriemuseen Henrichshütte (Hattingen) und Zeche Nachtigall mit dem benachbarten Muttental (Witten). Mit der Nutzung
und Aufbereitungstechnik des Rohstoffs „Wasser“ beschäftigt sich der
in einem alten Wasserturm in Mülheim eingerichtete Aquarius. Das
Haus Ruhrnatur in Mülheim bietet
zahlreiche Informationen über Flora
und Fauna der Ruhr und des Ruhrtals. Die Geheimnisse westfälischer
Kochkunst kann man im winzig kleinen, jedoch liebevoll eingerichteten
Henriette-Davidis-Museum in Wetter-Wengern studieren.
Das Westfälische Freilichtmuseum
in Hagen präsentiert die vor- und
frühindustrielle bäuerliche Kultur
und Handwerkstechnik in anschau-
Hagen Museum für Ur-
und Frühgeschichte
lichen Exponaten und Vorführun
gen. Noch weiter zurück blickt man
im Hagener Museum für Ur- und
Frühgeschichte. Das im Schloss
Werdringen (Hagen-Vorhalle) beheimatete Museum bietet naturwissenschaftliche Einblicke in die erdgeschichtliche Entstehung der Region
und die frühzeitlichen Lebensformen der Menschen. Ganz in der
Nähe wurden vor einigen Jahren die
Überreste des ältesten Westfalen
gefunden. An das andere Ende der
Zeittafel gelangen Besucher im
weithin sichtbaren, über der Ruhr
gelegenen Radom in BochumSundern. Hier zeigt das Institut für
Zukunfts- und Weltraumforschung
spannende Relikte aus der Frühzeit
von Raumfahrt und Weltraumerkundung und präsentiert die neuesten
im All gewonnenen Erkenntnisse
über den Zustand unseres Planeten.
Kunst und Kultur warten an der
Ruhr mit einzigartigen Sammlungen
auf. Für Liebhaber von Malerei und
Baukunst des Jugendstils sind Besuche in Hagen und Essen ein Muss.
Ein bedeutender Zweig der Jugend
stilbewegung nahm von Hagen aus
(Hohenhof) mit dem Wirken von
35
Altes aufgreifen – Neues gestalten
Über hundert Kirchen und Klöster im Ruhrtal spiegeln nahezu ein Jahrtausend alte sakrale
Baukunst und das Leben in dieser immer wieder von radikalen
Veränderungen geprägten Re
gion wider.
Mülheim Kloster Saarn
Henry van de Velde seinen Ausgangspunkt. Bedeutende Sammlun
gen finden sich im Essener Folk
wang Museum, im Märkischen Mu
seum Witten und im Osthaus-Mu
seum (Hagen). Der Nachlass von
Emil Schumacher wird ab August
2009 im gleichnamigen Museum
des Hagener Kunstquartiers ausgestellt. Kleinere und größere Museen
und Ausstellungsorte, wie z. B. das
Klostermuseum in Mülheim-Saarn,
die Villa Hügel in Essen oder das im
Jahr 2010 mit einem spektakulären
Kubus auf einem ehemaligen Hafenspeicher erweiterte Museum Küppersmühle in Duisburg runden das
Angebot ab.
Über hundert Kirchen und Klöster
im Ruhrtal spiegeln nahezu ein
Jahrtausend alte sakrale Baukunst
und das Leben in dieser immer wie-
36
Bochum-Stiepel Alte Dorfkirche
der von radikalen Veränderungen
geprägten Region wider. Die ersten
Kirchen und Klöster im konfliktträchtigen Grenzgebiet an der Ruhr
entstanden bereits im achten Jahrhundert zur Zeit Karls des Großen.
Die stilistische Vielfalt von der Romanik über die Gotik bis hin zu modernen Formen dokumentiert nicht
nur die typischen Glaubensvorstellungen der Entstehungszeit, sondern erzählt auf oft sehr hohem Niveau die Lebensgeschichten von
Menschen und gibt damit Auskunft
über die damaligen Lebensverhältnisse. Die ältesten Kirchen können
mittlerweile auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken –
so zum Beispiel die Syburger Dorfkirche (Dortmund), die Dorfkirche in
Bochum Stiepel und die Sankt Ludgerus-Basilika in Essen-Werden.
Essen Villa Hügel
Bochum Sternwarte „Kap Kaminski“
Mülheim an der Ruhr Aquarius
37
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Schon früh verständigten sich
die Mitglieder der Initiative darauf, keine neuen Freizeitgroßprojekte im Stile der 60er-Jahre
zu planen, sondern auf eine Entwicklung mit kleinteiligen und
ergänzenden Maßnahmen – auf
den sanften Tourismus zu setzen.
Bochum und Hattingen NSG Katzenstein
Beschaulich und still – Natur an
der Ruhr
Das heutige Bild des Ruhrtals ist
das Produkt einer ehemals wilden
Flusslandschaft und jahrhundertelanger Gestaltung durch die Menschen – kurz: aus Natur und Kultur. Es verwundert nicht, wenn das
Tal als Keimzelle der Industrialisierung nur noch wenige Merkmale einer natürlichen Flusslandschaft besitzt. Zu groß und einschneidend waren die Ansprüche, die Bergbau, Industrie, Siedlungen, Wasserwirtschaft, Verkehr und Entsorgung
an den Fluss und die günstige Topografie der Auen stellten. Deiche,
Aufschüttungen, Halden und Straßendämme engten den Bewegungsspielraum der Ruhr bis in die nachindustrielle Phase immer weiter ein.
Der Begriff „Ruhr“ stand lange Zeit
für Krankheit, Schmutz und schlechte Wasserqualität. Städte, die früher stolz den Beinamen „Ruhr“ im
Ortsnamen trugen, strichen ihn und
wandten sich auch körperlich vom
Fluss ab. Erst seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist eine
38
Witten Hohenstein
Trendwende erkennbar und man
wurde sich der rapide schwindenden
Naturschätze des Ruhrtals bewusst.
Naturschutzverbände, Umweltbehörden und -Initiativen positionier
ten sich gegen neue Gewerbegebiete, Straßenbrücken und Schlammdeponien. Die Rekultivierung der von
Klärschlamm belasteten Agrarflächen am Kaisberg in Hagen wurde zu
einem der Ansatzpunkte früher interkommunaler Zusammenarbeit.
Im Städtedreieck Witten-Hattingen-Bochum wurde das erste Naturschutzgebiet „Alte Ruhr – Katzenstein“ ausgewiesen. Seit den siebziger Jahren wurden Natur und
Landschaft des Ruhrtals von Landschaftsplänen systematisch erfasst und geschützt. Mit der Aufgabe von Wassergewinnungsflächen und Campingplätzen wurden
der Aue sogar wieder Flächen zurückgegeben. Es entstanden Pflegepläne für geschützte Feuchtwiesen, Vogelschutzgebiete und Fischaufstiege an den Wehren. Heute sind etwa zehn Naturschutzgebiete direkt an der Ruhr zu finden.
Oberhausen-Alstaden
Mülheim Vögel auf der Ruhr
Essen Heisinger Ruhraue
Von der Europäischen Union erhält
der Naturschutz auch im Ruhrtal
neuerdings starke Schützenhilfe.
Altwässer, Feuchtwiesen, Auenwälder und unverbaute Flussufer werden ebenso von der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützt wie
seltene Eisvögel, Kammmolche oder
Wasserfledermäuse. Die Saarner
und Heisinger Ruhraue in Mülheim
und Essen wurden bereits als FFHGebiete ausgewiesen. Naturschutzgebiete wie die Alte Ruhr bei Hattingen-Blankenstein oder die Ruhraue
bei Witten-Bommern genießen diesen Schutzstatus nicht, weisen jedoch ähnliche Qualitäten auf. Das
Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die Ruhr um 2015 in einen guten ökologischen und chemi
schen Zustand zu bringen, ist durch
den Ausbau der Ruhrverbands-Kläranlagen und begleitende Maßnahmen des Ruhrauenprogramms bereits weitgehend erreicht. Die Ruhr
ist nirgendwo mehr kritisch belastet
und weist heute durchgehend die Gewässergüte II (mäßig belastet) auf.
Sogar Lachse wandern wieder in
den Fluss.
Durch die zunehmende Zahl erholungssuchender Menschen wurde
das Ruhrtal in den letzten Jahren
mit neuen Ansprüchen konfrontiert.
Die Ruhrtal-Initiative hat von Beginn
an darauf geachtet, die natürlichen
Begabungen und Potenziale des
Flusses und der Tallandschaft zu erhalten und zu entwickeln. Über die
Landschaftsplanung hinaus wurden
alle Naturflächen und -qualitäten
zusammengetragen, die auch bei einer behutsamen Entwicklung von
Freizeit und Tourismus keinesfalls
zur Disposition stehen. Schon früh
verständigten sich die Mitglieder
der Initiative darauf, keine neuen
Freizeitgroßprojekte im Stile der
60er-Jahre zu planen, sondern auf
eine Entwicklung mit kleinteiligen
und ergänzenden Maßnahmen – auf
den sanften Tourismus zu setzen.
Selbstverständlich wurde der Naturschutz bei allen Projekten besonders berücksichtigt. Unvermeidliche
Eingriffe in die Landschaft, z. B.
beim Bau neuer Kanuanleger und ihren Zuwegungen, bei der Erneuerung der Ruhrtalbahnstecke oder
beim Ausbau neuer Abschnitte des
Ruhrtalradweges, wurden auf ein
Minimum beschränkt, in ihrer Eingriffswirkung bilanziert und ausgeglichen.
Zwischenzeitliche Befürchtungen
bei den Naturschutzverbänden, die
eine neue Belastungswelle durch
Freizeit und Tourismus auf das
Ruhrtal zurollen sahen, konnten in
intensiven Diskussionen jedoch genommen werden. Die Ruhrtal-Initiative und die Naturschutzverbände
bleiben miteinander im Gespräch.
Ab dem Jahr 2006 sind erste gemeinsame Projekte entstanden, die
von den Naturschützern aktiv unterstützt und mitgetragen wurden. Ihre
Mitwirkung an dem Naturreiseführer hat dazu beigetragen, die kleinen und großen Naturschätze des
Ruhrtals einem großen Publikum näher zu bringen und für die Einhaltung notwendiger Schutzregeln zu
werben.
Der von den Bootsverleihern unter
schriebenen Selbstverpflichtung
über Schutzregeln beim Wasser-
39
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Der anhaltende Trend zur Natur- und Vogelbeobachtung soll
in den nächsten beiden Jahren
zur schrittweisen Umsetzung
des Projekts genutzt werden.
Strudel bei Hattingen
wandern ging eine eigens zu diesem
Thema ausgerichtete Tagung der
Natur- und Umweltschutzakademie
NRW voraus.
Bei der Planung und Umsetzung der
Geo-Route Ruhr des GeoPark Ruhrgebiet e. V., des Geopfades Kaisberg
und der Route „Mülheimer Bodenschätze“ konnten umfassende Fachkenntnisse und wertvolle Hinweise
des Naturschutzes eingebracht werden.
Für die Planungssstudie „RuhrtalRoute der Vogelbeobachtung“
konnte die Ruhrtal-Initiative die Biologischen Stationen „Westliches und
Östliches Ruhrgebiet“, „EnnepeRuhr“ und „Hagen“ dazu gewinnen,
eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden
und den Fachverstand der ehren-
40
amtlichen Naturschützer in die Planung einzubinden. Die Studie bestätigt die naturverträgliche Machbarkeit, den touristischen und umweltbildenden Nutzen von 47 Beobach
tungsstationen zwischen Hagen und
Duisburg. Der anhaltende Trend zur
Natur- und Vogelbeobachtung soll
in den nächsten beiden Jahren zur
schrittweisen Umsetzung des Projekts genutzt werden. Mit der erstmals 2008 am Kemnader See veranstalteten Vogelmesse und privaten Initiativen zur Einrichtung
und Unterhaltung einzelner Beob
achtungsplätze bestehen bereits
Ansatzpunkte. Mit dem „Bird-Trail
Ruhr“ könnte erstmalig eine naturtouristische Themenroute in einer
Metropole geschaffen werden, wie
es sie anderswo in Deutschland
noch nicht gibt.
Hagen, Geo-Route Kaisberg Mülheimer Bodenschätze, Unterbodenwelt I, Mendener Höhe Essen, Kattenturm
Witten, Kohleflöz im Muttental
41
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Der weltweite Trend zur Entwicklung von Wasserfronten und
Hafenarealen bietet die Chance,
Wohnen, Arbeiten und Freizeit
an Flussufern zu attraktiven
Standorten mit hoher Lebensqualität zu verbinden.
Dortmund Hohensyburg
Mülheim an der Ruhr Wasserbahnhof
Leben in der ersten Reihe – Städte
an die Ruhr!
Mittelalterliche Wurzeln – industrielles Wachstum
Die Entwicklung der Städte zwischen
Duisburg und Hagen ist durch das
Profil des Ruhrtals bestimmt worden. Flache, oft überschwemmte
Auen, sanfte Hügel und Steilhänge
legten fest, wo gebaut werden konnte und wo nicht. Die mittelalterlichen Kleinstädte hielten deshalb
noch gebührenden Abstand von der
Ruhr. Mit der Schiffbarmachung des
Flusses im 18. Jahrhundert wurden
seine starken Wasserstandsschwankungen reguliert und die Talaue
konnte erstmals durchgehend genutzt werden.
Erst während der Industrialisierung
wandelte sich das Bild der Städte
so einschneidend, wie wir es heute kennen. Schnelles Wachstum der
Montanindustrie führte zu flächenhaften Stadterweiterungen; früher
getrennte Orte verschmolzen miteinander. Eindeichungen und Aufschüttungen ermöglichten die Ansiedlung großer Gewerbebetriebe
in der Flussaue. Dafür wurde in eini42
gen Städten wie in Hattingen sogar
der Lauf der Ruhr verändert. Parallel zum Fluss entstanden zahlreiche
Straßen und Eisenbahnlinien. Das
Ruhrtal wurde zu einer Schlagader
für den Transport und Austausch
von Menschen, Gütern und Dienstleistungen.
Als einzige Großstadt mit einer
Uferfront direkt an der Ruhr entwickelte sich Mülheim. Die übrigen
Städte blieben weiterhin auf Distanz
zum Fluss. Gewerbegebiete und
Verkehrsbauwerke bildeten vielerorts Barrieren, die die Städte vom
Fluss und seinen Uferräumen abtrennten. Die Tallandschaft war für
ihre Bewohner und Besucher kaum
mehr als Ganzes erfahrbar.
Die grünen Ruhrhöhen wurden dagegen schon früh als bevorzugte
Lagen erkannt. Nicht nur mittelalterliche Burgen und Schlösser fanden ihren Platz hoch über dem
Ruhrtal. Auch Herrenhäuser, vornehme Wohnviertel und Villen, so
die Villa Hügel, nutzten den landschaftlichen Reiz der Hanglagen mit
phantastischen Ausblicken über die
Ruhr und das Tal.
Bochum Sundern Duisburg „Living Bridge“, Entwurf Bothe Richter Teherani Wetter Burgruine
Wandel der Strukturen
Als der Steinkohlenbergbau aus
dem Ruhrtal endgültig nach Norden
wanderte, hinterließ er, wie später
auch die Eisen- und Stahlindustrie,
zahlreiche brachliegende Flächen
und Altstandorte. Dem Tal blieben
jedoch seine Rolle als Trinkwasserund Brauchwasserspender und seine landschaftliche Schönheit. Schon
nach dem 2. Weltkrieg wurde damit begonnen, einige Uferabschnitte
und Stauseen zu Freizeiträumen
umzugestalten. Auf freigewordenen
Flächen der Montanindustrie, wie z.
B. der ehemaligen Henrichshütte in
Hattingen oder dem REME-Gelände
in Wetter, wurden moderne Gewerbebetriebe und Dienstleister, Sportund Freizeiteinrichtungen angesiedelt. Auf den Höhen und am Auenrand entstanden Wohnquartiere in
sprichwörtlich gehobener Lage, vorwiegend für die gut situierte Mittelund Oberschicht.
Nach wie vor blieb die Ruhr in den
Städten jedoch weitgehend unsichtbar. Obwohl Städte und Stadtteile
am Fluss liegen, war diese Nähe nur
selten erlebbar. Auch aus der Wasserperspektive sind Städte und
Siedlungen kaum wahrnehmbar geblieben. Industrieanlagen, Verkehrswege und die Wassergewinnung auf
großen unzugänglichen Flächen bilden bis heute z. T. unüberwindbare Hindernisse, auf kurzem Wege
zur Ruhr zu gelangen. Diese Abriegelung hat sich nicht nur räumlich, sondern auch in den Köpfen
der Menschen festgesetzt. Führten
beispielsweise Hattingen, Herdecke
und Witten die Bezeichnung Ruhr
früher noch in ihren Stadtnamen, so
ist dieser Zusatz heute nur noch in
Wetter (Ruhr) und Mülheim an der
Ruhr auffindbar.
Neue Zukunftsperspektiven
Mit der Zusammenarbeit der Ruhrtal-Initiative entsteht in der Region ein allmählicher Bewusstseinswandel. Nach den drastischen Veränderungen im wirtschaftlichen Gefüge erkennen die Städte, dass Flüsse und Täler wie die Ruhr und das
Ruhrtal mit ihren landschaftlichen
Reizen und Potenzialen zu Motoren
des strukturellen Wandels und einer
nachhaltigen Stadtentwicklung werden können. Als Erholungsraum, attraktiver Wohnstandort und Region
mit zahlreichen Freizeit-, Bildungs-
und Forschungseinrichtungen hat
das Ruhrtal das Image der klassischen Industrielandschaft schon
seit längerem abgelegt und seine
Bestimmung als Sonnenseite und
Erlebnisraum der Metropole Ruhr
gefunden. Beispiele aus Europa und
Amerika zeigen, dass hohe Umwelt- und Freizeitqualitäten in Zukunft zu unabdingbaren Voraussetzungen für wirtschaftliche Prosperität werden. Der weltweite Trend
zur Entwicklung von Wasserfronten
und Hafenarealen bietet die Chance, Wohnen, Arbeiten und Freizeit
an Flussufern zu attraktiven Standorten mit hoher Lebensqualität zu
verbinden.
Die Städte der Ruhrtal-Initiative wissen, dass die in den Begabungen des
Ruhrtals schlummernden Chancen
nicht allein zu schultern sind und
vereinbaren die Offensive „Städte an den Fluss“ als eines der ersten
regionalen Leitprojekte. Ziel ist es,
einen langfristigen Planungsrahmen
für die städtebauliche Gestaltung
entlang der Ruhr zu schaffen, an
den sich alle Ruhrtalstädte halten
sollen. Besondere Aufmerksamkeit
wird den Innenstadtlagen gewidmet.
43
Masterplan
Gerade sie sollen über neue städtebauliche Gelenke mit dem blauen
Band der Ruhr verknüpft werden, so
dass sie mit ihren reizvollen Stadtbildern als selbstverständliche Orte
im touristischen Netz des Ruhrtals
wahrgenommen werden können.
Für das östliche Ruhrtal zwischen
Hagen und Bochum erarbeitet das
Planungsbüro Pesch & Partner Architekten & Stadtplaner die Rahmenplanung „Städtebauliche Entwicklung entlang der Ruhr“. Die Studie schlägt mehrere zukunftsweisende Projekte vor und zeigt, wie
die neuen Kristallisationspunkte
am Wasser mit den bestehenden
Zentren und touristischen Highlights am Fluss und in den Seitentälern verknüpft werden können. In
jeder Stadt werden geeignete Flächen für herausragende und beispielhafte Leuchtturmprojekte identifiziert und Lösungen zur Verbesserung der Durchlässigkeit baulicher
Barrieren zu Papier gebracht. Die
prominente urbane Wasserlage der
Projektstandorte in der ersten Reihe unmittelbar an der Ruhr verlangt
44
bei der Realisierung höchste Anforderungen an die Gestaltqualität der
Gebäudearchitektur und der Freianlagen.
Nach dem Beitritt der Städte Dortmund, Duisburg, Essen, Mülheim an
der Ruhr und Oberhausen wird die
Rahmenplanung auf das westliche
Ruhrtal und Dortmund ausgeweitet
(Arge Junker & Kruse/Scheuvens +
Wachten) und 2007 zum Masterplan
Ruhrtal zusammengefasst.
Über 35 Projekte des Masterplans
Ruhrtal reihen sich zu einer Perlenkette städtebaulicher Zukunftsstandorte mit hochwertiger Gestaltqualität an der Ruhr und ihren Seen
auf. Große integrierte Innenstadtprojekte wie der Masterplan Innenstadt Duisburg, die Ruhrbania-Ruhrpromenade in Mülheim und Westfalia in Herdecke stehen dabei neben
gewerblichen Waterfront-Projekten
wie Westspitze Rhein-Ruhr-Hafen in
Mülheim und Henrichspark in Hattingen. Neue Wohnquartiere und
Landschaftsparks wie der Ruhrauenpark Dahlhausen und die Land-
schaftstreppe Ruhrtal in Bochum
und Freizeitprojekte setzen die Lagegunst des Ruhrtals am Wasser und
auf den Höhen in Szene. Projekte wie
der Rheinpark und die Mercatorinsel in Duisburg, die Regattabahn Baldeneysee in Essen, der Seeplatz Harkortsee in Wetter oder der Uferthron
Hengsteysee in Dortmund sollen zu
Höhepunkten einer 101 km langen
Flusspromenade werden.
Seit 2002 entwickeln nahezu alle
Ruhrtalstädte in dialogischen wettbewerblichen Planungsverfahren
vor Ort für je ein städtebauliches Pilotprojekt konkrete Umsetzungslösungen. Dabei geht es um die Themen:
Wohnen, Arbeiten und Infrastruktur am Fluss
Architektur am Wasser und in
der Landschaft
neue Wege zum und über den
Fluss
neue Ruhrpromenaden
Panoramen an der Ruhr und Inszenierung des Ruhrtals.
Einen besonderen Weg hat die
Stadt Hagen mit dem Projekt Landschaftsbauhütte Ruhrtal beschritten. Künstler, Historiker, Journalisten, Agrarwirte und Planungsfachleute fanden sich auf Zeit zusammen, um aus verloren gegangenem Wissen über die Geschichte und Landeskultur des Kaisberges
Erkenntnisse für die zukünftige Entwicklung dieses Landschaftsraumes
zu schöpfen. Es entsteht ein umfangreicher Band mit Landschaftsund Kulturgeschichten, die der zukünftigen Entwicklung Orientierung verleihen können.
Der Ruhrtal-Initiative gelingt es,
das Ministerium für Bauen und Verkehr (MBV) von der großen Bedeutung der gemeinsamen Masterplanung und der lokalen Planungswerkstätten zu überzeugen. Das MBV
honoriert die regionale Kooperation mit vorrangigen Förderbescheiden und erhöhten Zuschüssen. Dem
Wunsch des Ministeriums, die im
Konsens abgestimmten Planungsprojekte zügig in die Realisierung zu
bringen, entspricht die Ruhrtal-Initi-
ative 2007 mit der Aufstellung des
Städtebaulichen Umsetzungsprogramms „Städte an die Ruhr“. Darin sind 37 kleinere und größere Investitionsprojekte versammelt, die
bis 2020 verwirklicht werden sollen. Das Umsetzungsprogramm wurde 2008 in das „Konzept Ruhr“ integriert.
Die Umsetzung ist bereits in vollem
Gang. Zahlreiche Städtebauprojekte
im Ruhrtal wurden bereits realisiert
oder sind in Bau; darunter auch Projekte, die noch außerhalb der regio
nalen Zusammenarbeit konzipiert
wurden und dem Tal ein neues attraktives Gesicht verleihen. Beispiele
sind:
der Rheinpark in Duisburg,
die Ruhrpromenade in Mülheim,
der Umbau der Scheidt`schen
Tuchfabrik zum Uferpalais in Essen-Kettwig,
der Ruhrauenpark Bochum-Dahlhausen,
einzelne Maßnahmen im Geschichtspark Muttental in Witten,
der neue Seeplatz am Harkortsee in Wetter,
der Bahnhofsumbau und die Radstation „Zweibrücker Hof“ in Herdecke,
die Neugestaltung des Volme
ufers in der Hagener City
die aufgewertete Erschließung
der Hagener Ufer des Harkortund Hengsteysees.
Aufgabe der Städte wird es nun sein,
weitere Projekte in eigener Verantwortung zu qualifizieren, Umsetzungsprioritäten zu formulieren, Planungsrecht zu schaffen, geeignete
private Investoren zu finden und die
Finanzierung der öffentlichen Infrastrukturmaßnahmen sicher zu stellen. Die von der Ruhrtal-Initiative
mit einem regional abgestimmten
Konzept geschaffenen Voraussetzungen sind ideal. Zur Finanzierung
der nicht rentierlichen Kosten öffentlicher Maßnahmen können bis 2013
Zuschüsse aus dem EU/NRW- Ziel
2-Programm beantragt werden.
In nicht allzu ferner Zukunft kann
das Ruhrtal so zum Best-PracticeBeispiel einer wohlgestalteten Kulturlandschaft am Rande eines hoch45
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Über 35 Projekte des Masterplans Ruhrtal reihen sich zu einer Perlenkette städtebaulicher
Zukunftsstandorte mit hochwertiger Gestaltqualität an der Ruhr
und ihren Seen auf.
Duisburg Innenhafen
verdichteten Ballungsraumes werden. Klar ablesbare Stadt-LandStrukturen, verbunden mit einer Perlenkette qualitätvoller Landschaftsund Städtebauattraktionen können einen nachahmenswerten Kontrapunkt zu den sonst eher gestaltarmen Rändern europäischer Metropolen bilden.
Städtebauliches Umsetzungsprogramm „Städte an die Ruhr“
Projektliste:
Duisburg
1 Masterplan Innenstadt: Integriertes Entwicklungskonzept
zur Innenstadtentwicklung, Weiterentwicklung des Dienstleistungsstandorts Innenhafen,
Heranführung der Innenstadt an
die Ruhr und den Rhein
2 RHEINplan: Entwicklung von
räumlichen Kernbereichen, u.a.
Ruhrort (mit Mühlenweide, Ruhrmündung, Mercatorinsel) und
Homberg, im Mittelpunkt steht
das Thema Wasser
3 Grüne Promenade: Gestaltung
der Uferzone der Ruhr und der
Wegeverbindung zur Ruhrmündung, künstl. Inszenierungen
46
Oberhausen
4 Ruhrpark in Oberhausen-Alsta-
den: Stadtteilanbindung, Lückenschluss Ruhrtal-Radweg, Sportund Freizeitangebote, Ökologie/
Besucherlenkung
Mülheim an der Ruhr
5 Gewerbepark Westspitze im
Rhein-Ruhr-Hafen: Umstrukturierung zum Büro- und Dienstleistungsstandort am Wasser, Anbindung Freizeitbereich Galopprennbahn an die Ruhr, Radwegeverbindung in die Innenstadt
6 Fuß- und Radweg Rheinische
Bahntrasse: Zulaufstrecke zwischen Mülheim Hbf und Ruhrtal
am westlichen Cityrand
7 Ruhrbania - Ruhrpromenade:
Städtebauliche Entwicklung und
Umsetzung des Projektes Ruhrbania, Bau von Promenade und
Freibereichen am Wasser
8 Jugendhotel in der Jugendherberge: Modernisierung fami
liengerechter Übernachtungsmöglichkeiten
9 Zentraler Umsteigepunkt Mülheim an der Ruhr Hbf: Sanierung des Empfangsgebäudes
und Bahnhofsumfeldgestaltung
Oberhausen Ruhrpark Zeche Alstaden
als zentraler Empfangsort für die
Innenstadt und das Ruhrtal
Essen
10 Naturschutzgebiet Heisinger
Ruhraue: Qualitätssteigerung als
FFH-Lebensraum, Besucherlenkung, Wanderwegerschließung,
Auengehölzpflanzungen
11 Neue Wege zum Wasser: Schaffung freiraumorientierter Verbindungsachsen zwischen Emscherzone und Ruhrtal (Blaue
Pfade)
12 Hügelpark Baldeneysee: Anbindung der Villa Hügel an den See,
Umgestaltung des Standortes
Regattabahn zu einer öffentlichen Plaza, Lösung der Stellplatzprobleme, Aufwertung des
S-Bahnhofs, Etuf-Boulevard
13 Freizeitlandschaft Heisingen
Korte-Klippe: Attraktivierung
und Optimierung vorhandener
Naherholungsnutzungen, Landschaftspromenade am See, Verbindung Stadtteil Heisingen mit
See
14 Landschaftspark HespertalRuhrufer: Umgestaltung der
Uferbereiche, Aufwertung vorhandener Nutzungen, Verbindung
Essen Horster Mühle
der Höhenlagen und des Hespertals mit dem See, Freistellen von
Sichtbeziehungen zur Villa Hügel
15 Wohnen und Freizeit am Fluss
in Werden: Stärkung der Sichtbeziehungen und Bezüge des
Stadtteils zum Wasser, Fußläufige Verbindung zum Freizeitbereich am Wasser, Weiterentwicklung des Werdener Ufers als Promenade, Gestaltung von Grünund Freiflächen, Umgestaltung
des S-Bahnhofs
16 Stadtpromenade Steele: Radwegeverbindung in die Innenstadt, Aufwertung der Uferpromenade mit Spiel- und Sportflächen, Hinweistafeln am Ruhr
ufer auf Aussichtspunkte und Attraktivitäten, Verbesserung der
Sichtbezüge zwischen Ruhrtal
und Stadtgarten
17 Holteyer Hafen und Stadtpark
Überruhr: Sicherung des Holte
yer Hafens als Wasserfläche, Erweiterung des Stadtparks bis
zum Hafen, Schaffung von Sichtbeziehungen
18 Horster Mühle und Umgebung
Schaffung von durchgängigen
Rad- und Wanderwegen auf beiden Seiten der Ruhr, Ansiedlung
Hattingen Henrichshütte
Bootsverleih und Fahrradservice,
neue Anlegestelle Ruhrschifffahrt, Aufwertung von Zugängen
zu Ruhr und Schaffung von Verweil- und Aufenthaltsorten
Hattingen
19 Planungswerkstatt Städte an
den Fluss: Verknüpfung des
Stadtzentrums und angrenzen
der Quartiere mit der Ruhraue
20 Fußgängerbrücke Rauendahl:
Fuß- und Radwegebrücke über
die Ruhr zur Verbindung der
Innenstadt mit dem Ortsteil
Rauendahl
21 Gethmann‘scher Garten: Denkmalgerechte Umgestaltung des
historischen Landschaftsgartens
22 Freilichtspielstätte Isenburg:
Ausbau der Infrastruktur für
Freiluftkulturveranstaltungen
Bochum
23 Ruhrauenpark Bochum-Dahlhausen: Landschaftspark als
Verbindung zwischen neuem
Wohnquartier, Bahnhofsumfeld,
Stadtteilzentrum, Museum mit
der Ruhraue, Sport- und Freizeitflächen, Brückenschläge, Wegeverbindungen etc.
Bochum- Dahlhausen Ruhrauenpark
24 Ankerpunkt Eisenbahnmuseum
Bochum-Dahlhausen: Ausbau
des Edutainmentangebotes eines
technikgeschichtlichen Großmuseums, Grunderwerb, neues Eingangsgebäude
25 Landschaftstreppe Ruhrtal –
Entwicklungsbereich „Zeche
Klosterbusch“: Umbau Zechengebäude zu Hotel-/Gastronomiestandort mit Gesundheitsangeboten, Stabilisierung ehem. Zechenhäuser, Freiflächen, Umfeldgestaltung, Erschließung Steinbruch, Renaturierung Lottenbach
26 Regionaler Grünzug E / Neue
Ruhr-Gärten: Entwicklung des
Regionalen Grünzugs E von der
Emscher an die Ruhr. Schaffung
der Neuen Ruhr-Gärten
Witten
27 Anbindung des Stadtteilzentrums Herbede an den Kemnader See: Erschließung Wegeverbindungen zur Ruhr, Freizeitnutzung
28 Geschichtspark Muttental: Ausbau bergbaugeschichtlicher Zeugen, Wegebau, Parkplatz Ruhrdeich
47
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
In nicht allzu ferner Zukunft
kann das Ruhrtal so zum BestPractice-Beispiel einer wohlgestalteten Kulturlandschaft am
Rande eines hochverdichteten
Ballungsraumes werden.
Bochum Ruhr-Universität
Wetter (Ruhr)
29 Umgestaltung Freizeitgelände
Harkortberg: Sanierung Harkort
turm, Aufwertung der Freiflächen
30 Revitalisierung Alte Freiheit
Wetter: Zugänge, neue Nutzungen in historischen Gemäuern, Inszenierung als Aussichtspunkt
Herdecke
31 Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Westfalia: Neues
Stadtquartier an der Ruhr mit
Mischnutzung Wohnen, Gewerbe,
Handel, Dienstleistungen, neuer
Mühlengraben, Segelhafen, Neuordnung verkehrliche Erschließung, Uferpromenade
Dortmund
32 Uferthron Hengsteysee: Aufwertung der Freizeitflächen an
Hohensyburg und Hengsteyseeufer
33 Transferräume vom Ruhrtal
zum Emschertal: Entwicklung
von vier verbindenden Grünpassagen mit Wegen
48
Wetter Harkortturm
Hagen
34 Steinzeit live: Erweiterung des
Museums für Ur- und Frühgeschichte Wasserschloss Werdringen, neue Umfeldangebote
35 Entwicklung von Freizeitangeboten am Harkort-/Hengsteysee: Weiterentwicklung seenaher
Sport-, Freizeitflächen, Aufwertung Seeuferweg, Nachnutzung
ehem. Rangierbahnhof, Umbau
Gutshof zu Herbergs- und Gastronomiebetrieb, Sanierung des
Freiherr-vom-Stein-Turms und
Neuordnung der Campingflächen
am Harkortsee mit öffentlicher
Uferzone
36 Südvariante zum RuhrtalRad
weg Bereich Harkort-/Hengstey
see: Ausbau Radweg inkl. Brückenschläge über Volme und
Lenne
37 Wege zur Ruhr – „VolmeuferRadweg“: Verbindung der Innenstadt mit dem Ruhrtal entlang
der Volme
Mülheim, „Ruhrbania-Promenade“ Hattingen Isenburg
Hagen Volmeufer
Duisburg Rheinorange an der Ruhrmündung
49
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Die Ruhrtal-Initiative hat deshalb zusammen mit europäischen
Partnerregionen im Jahr 2003
die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, unter dem Titel „Artery –
Flusslandschaften der Zukunft“
mit beispielhaften Strategien und
Projekten zu zeigen, wie vernachlässigte und geschädigte Flusslandschaften nachhaltig umgestaltet werden können.
Naturbad Wetter
Das Ruhrtal zum Vorzeigen in
Europa – Artery
Flüsse sind unersetzliche und lebenswichtige Ressourcen in Europas Regionen. Nur 2,5 % aller Wasservorräte der Erde bestehen aus
Süßwasser und nur 0,3 % davon befinden sich in Flüssen, Seen und Talsperren. Flusslandschaften sind in
vielen Fällen Ausgangspunkte der
europäischen Siedlungsentwicklung
geworden. Ihre Flüsse sind regionale Lebensadern, die Städten Wasser, Nahrung und Transportmöglichkeiten bieten. In den letzten 150
Jahren ist diese Funktion der Flüsse jedoch häufig verloren gegangen
und Flusslandschaften sind oft vernachlässigt worden.
Auch über die Ruhr und das Ruhrtal sind stürmische Wellen der Industrialisierung und des nachfolgenden
Strukturwandels hinweg gegangen
und haben Natur und Landschaft
stark verändert. Die Ruhrtal-Initiative hat deshalb zusammen mit europäischen Partnerregionen im Jahr
2003 die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, unter dem Titel „Artery
– Flusslandschaften der Zukunft“ mit
50
Einweihung des Segelstützpunkts Harkortsee
beispielhaften Strategien und Projekten zu zeigen, wie vernachlässigte
und geschädigte Flusslandschaften
nachhaltig umgestaltet werden können. Das Artery-Projekt wurde aus
dem EU-Programm INTERREG III B
mit rd. 1,5 Mio. Euro gefördert.
Zusammen mit den nordwesteuropäischen Regionen Hollandsche IJssel (Niederlande), Mersey Basin
(Großbritannien), Rhein-Neckar und
Stuttgart-Neckar (Deutschland) hat
das Ruhrtal unter der Gesamtprojektleitung des Regionalverbandes
Ruhr zahlreiche kleinere und größere Pilotprojekte im Ruhrtal umsetzen können. In regelmäßigen Workshops, Exkursionen und Konferen
zen wurden die in der eigenen Re
gion erarbeiteten Maßnahmen und
Umsetzungsschritte nach dem Konzept „Expertenregion – Lernregion“
vorgestellt und ausgetauscht. Im
wechselseitigen Zusammenspiel
konnten sich dabei die lernenden
Regionen mit den Erfahrungen der
Expertenregionen auseinandersetzen und sie ggf. modifiziert übernehmen. Schnell erkannten die Projektpartner, dass die unterschiedlichen nationalen Verfahrens- und
Fest am Schleusenwärterhaus Witten
Planungskulturen in den Themenbereichen
regionale Entwicklungsstrategie,
Beteiligung der Öffentlichkeit,
öffentliche Bewusstseinsbildung,
Public-Private-Partnership,
besondere Impulse für das Gelingen der Artery-Projekte setzen würden. So zeigte zum Beispiel die englische Partnerregion eindrucksvoll,
wie große Ökologie- und Infrastrukturvorhaben zur Revitalisierung des
River Mersey vorwiegend über private Mittel finanziert und aus den
vermeintlichen Zwängen staatlicher
Förderung befreit werden können.
„Gute Projekte finden ihre Finanzierung selbst“ wurde zum Leitspruch
der Public-Private-Partnership-Projekte.
Mit den im Ruhrtal umgesetzten Artery-Projekten konnte ein erhebli
cher Mehrwert für das Tal geschaffen:
Das aus den sechziger Jahren
stammende Freibad in WetterRuhr wurde als Teil einer umfassenden städtebaulichen Entwicklung der Uferzone am Harkortsee in ein Naturbad mit ei-
Radstation der WABE Herdecke
ner Wasserfläche von 2.400 m2
umgebaut. Mit dem Verein „Unser Freibad am See e. V.“ wurde ein Träger gefunden, der den
Weiterbetrieb des von Schließung bedrohten Bades sicherstellt. Die Wasserreinigung wurde auf ein ökologisches Verfahren umgestellt, das bis zu 2.000
Besuchern am Tag Badefreuden
direkt am Seeufer ermöglicht.
Als regionaler Projektpartner
hat die WABE mbH aus Witten
mit neuen barrierefreien Tourismusangeboten die Attraktivität
der Freizeitnutzung im Ruhrtal
erheblich erhöht und insgesamt
20 neue Arbeitsplätze geschaffen. Zahlreiche Langzeitarbeitslose konnten in Beschäftigungsmaßnahmen qualifiziert und in
den Arbeitsmakt wieder einge
gliedert werden. Zu den umgesetzten Pilotprojekten gehören
der Lückenschluss des neuen
Ruhrtalradweges mit einer kostenfrei nutzbaren Fähre über
die Ruhr an der Burgruine Hardenstein und neue fahrradtouristische Angebote für Menschen
mit Handicaps. Die Einrichtung
Barrierefreies Radeln
eines Service- und Informationszentrums Haus Baukey am Hage
ner Ufer des Harkortsees ist
noch im Aufbau.
Beispielhaft und vorzeigbar in Europa wurden mit diesen Projekten im
Ruhrtal die Lebensqualität der Menschen in ihrer Flusslandschaft, die
Entwicklungsbedingungen für die
Natur und die Standortqualitäten
für die Wirtschaft deutlich verbessert. Die Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit wurden auf einer Abschlusskonferenz 2006 in Herdecke
vorgestellt und in einem internationalen Handbuch veröffentlicht.
51
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Das erste Ziel der Ruhrtal-Initia
tive war deshalb, bei der Bevölkerung ein Bewusstsein für die
Schönheit der Landschaft und
ihre Attraktionen zu wecken und
dem Talraum eine eigene Identität zu geben.
Info-Stele Ruhrtal-Stand auf der Düsseldorfer Messe „Boot“
Die Werbetrommel rühren – Marketing für das Ruhrtal
Von einer gemeinsamen Werbung
für das Ruhrtal oder gar von Marketingaktionen war die Region Anfang
des Jahrzehnts noch weit entfernt.
In Presse, Funk und Fernsehen kam
das Ruhrtal als Wirtschafts-, Freizeit- und Wohnregion des Ruhrgebiets schlichtweg nicht vor. Anders
die Emscherregion. Hier hatte sich
durch die Internationale Bauausstellung Emscher Park im Bewusstsein der gemeinsamen Schwächen
und Chancen ein regionales Zusammengehörigkeitsgefühl entwickelt.
Man war stolz darauf, eine neue Zukunftsperspektive zu haben und
brachte dies auch zum Ausdruck.
Im Ruhrtal dagegen lief alles seinen
geordneten Gang. Die Attraktivität
des Tales als Freizeit- und Erholungsraum und als Wohnstandort war unbestritten und wurde als selbstverständlich wahrgenommen. Die Essener schätzten ihren Baldeneysee, die
Mülheimer ihre Lage direkt am Fluss.
Wetteraner, Herdecker und Hagener
Bürger pilgerten am Wochenende zu
den Ufern des Harkort- und Heng
52
steysees; Bochumer, Wittener und
Hattinger an die Gestade des Kemnader Sees. In Duisburg, Oberhausen
und Dortmund nahmen nicht alle
Bürger wahr, dass auch ihre Stadt an
der Ruhr liegt. Und - kaum ein Hage
ner konnte sagen, warum es in Mülheim an der Ruhr so schön ist; nur
wenige Essener wussten um die
städtischen und landschaftlichen
Reize von Wetter (Ruhr).
Das erste Ziel der Ruhrtal-Initiative
war deshalb, bei der Bevölkerung
ein Bewusstsein für die Schönheit
der Landschaft und ihre Attraktionen zu wecken und dem Talraum
eine eigene Identität zu geben. Die
ersten gemeinsamen Projekte wurden daher von Anfang an durch Aktionen begleitet, die Aufmerksamkeit in der örtlichen, regionalen und
überregionalen Öffentlichkeit erzeugen sollten. Die ersten Aktionen waren erfrischend unsystematisch,
konnten sich noch nicht auf ein ausgereiftes Marketingkonzept berufen
und griffen zufällig einige gute
Ideen aus der Wittener Zukunftswerkstatt auf. Der konzeptionelle
Ansatz war „Learning by doing“ und
„Weiterentwickeln, was Erfolg hat“.
Flyer
Als Begleitprodukt der Planung
für den Ruhrtal-Radweg wurde zunächst ein Corporate Design-Konzept mit einem gemeinsamen Logo
und der Wortbildmarke „Das Ruhrtal – Sonnenseite des Ruhrgebiets“
kreiert. Beide wurden fortan in allen Kommunikationsmedien offensiv verwendet und erlangten schnell
eine hohe Verbreitung und Popularität. Der zunächst als Projektwebsite
gedachte interaktive Internetauftritt
der Ruhrtal-Initiative wurde parallel
zur wachsenden Zahl der Projekte
zügig ausgebaut und veränderte
sich unter dem Titel „Willkommen
im Ruhrtal“ durch zusätzliche Menüpunkte zu einer viel besuchten zentralen Informationsplattform für die
Besucher des Ruhrtals. Mit 60.000
Zugriffen, 400.000 besuchten Seiten und 700.000 Mio. Hits pro Jahr
ist die Netzplattform zu einem nicht
mehr wegzudenkenden Informationsbindeglied geworden.
Bei den Printmedien erlangten die
im östlichen Ruhrtalabschnitt gestarteten Projekte „Panoramakarte“
und „Wasserwanderkarte“ sowie der
Burgenführer schnell große Anerkennung und reißenden Absatz.
Rollende Ruhrtal-Werbung
Der von der WDR-Frau Ute Eckartz
2004 gedrehte Kurzfilm über das
Ruhrtal wurde zum Renner des Marketings. In scharf kontrastierten
Filmsequenzen stellt er die Erlebnismöglichkeiten des Ruhrtals für Jugendliche, Familien mit Kindern und
Senioren den klassischen Wochenendbeschäftigungen dieser Zielgruppen gegenüber und animiert zu
einem Besuch der Ruhrtal-Highlights.
Mit kurzen Spots vor den Hauptfilmen der großen Kinocenter im Ruhrgebiet wurden Kinogänger animiert,
ihr Wochenende an der Ruhr zu verbringen.
Die Absicht der Initiative, mit diesen
Pilotmedien die Außenwahrnehmung
zu verbessern und weitere gemeinsame Aktionen anzuregen, ist aufgegangen. Mittlerweile berichten die
Lokalredaktionen des WDR regelmäßig über Erlebnisse und Ereignisse
im Tal. In seinen Radioprogrammen
und im Dritten Fernsehprogramm
sendet der WDR immer wieder Beiträge und Filme über das Ruhrtal als
Tourismusregion.
Weiteres Standbein des Ruhrtalmar
ketings der Initiative ist die Beteili-
Segelunterricht am Harkortsee
Schulprojekt „Der Weg des schwarzen Goldes“
gung an publikumsstarken Kulturund Freizeitveranstaltungen (z. B.
Kemnade International), an Touristikmessen (z. B. Boot Düsseldorf,
Vakantiebeurs Utrecht), bei Sportevents und in Einkaufszentren. Hierfür
wurden zahlreiche Merchandising
produkte entwickelt. Beleuchtete
Stelen, Sticker, Tragetaschen, Aufkleber, Luftballons, Thermometerkarten, Projektflyer und Newsletter setzen das Ruhrtal in Szene. Anlässlich der Fußballweltmeisterschaft
2006 wurden mit einer mehrsprachigen Zeitung in einer Auflage von
100.000 internationale Gäste ins
Ruhrtal eingeladen.
Für das Ruhrtal wird jedoch nicht
nur stationär geworben. Mit der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn
AG konnte ab 2005 Ruhrtalwerbung
vereinbart werden. Ein Linienbus
fuhr in Bochum und Witten für das
Ruhrtal Reklame.
storischen, ökologischen und technischen Themen des Ruhrtals zusammen und entdeckten auf diese
Weise das Tal als persönliches Aktionsfeld für sich neu. Die Ergebnisse
der Schulprojekte wurden mit einer
abschließenden Ausstellung in Hattingen einer breiten Öffentlichkeit
vorgestellt. Eine vom Designer Ralf
Breer aus Hattingen entworfene Fotoausstellung wanderte von Ort zu
Ort und informierte über das Leben
der Menschen an der Ruhr.
Heute gehören Filme und Berichte
des WDR, Zeitungsbeilagen der WAZ,
Veranstaltungshinweise und Infoflyer über das Ruhrtal sowie Links zu
den Homepages der Ruhrtalstädte und Hinweise auf die regionalen
Nachbarn zum selbstverständlichen
Kommunikationsangebot der Region.
Neuestes Produkt ist ein für das Jahr
2009 erstmals zusammengestellter
Kalender über alle Outdoorveranstaltungen im Ruhrtal.
Durch eigene Veranstaltungen konnte die Initiative zeigen, was mit gezielten Marketingprojekten möglich ist. 2002 arbeiteten sechs Schulen aus den Städten des Ruhrtals in
Projektwochen zu künstlerischen, hi53
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Schnell erkannten die Städte der
Initiative zu Beginn ihrer Arbeit,
dass es kaum gemeinsame Literatur und nur wenige Karten
über die Natur- und Kulturlandschaft des Ruhrtals gab. Was
lag näher, als diesem Mangel sofort abzuhelfen.
Zeigen, was man hat – Die Reiseführerreihe
„Know yourself – show yourself!“ Wie
kaum ein anderer ist dieser Satz der
Projektberaterin Barbara Kirshenblatt-Gimblett (New York University)
prägend und stilbildend für die Kooperation aller Akteure in der Ruhrtal-Initiative geworden. Zeigen, was
das Ruhrtal bereits hat – dies bedurfte keiner aufwändigen strategischen
Vorbereitung und langwierigen Konzeption. Schnell erkannten die Städte der Initiative zu Beginn ihrer Arbeit, dass es kaum gemeinsame Literatur und nur wenige Karten über
die Natur- und Kulturlandschaft des
Ruhrtals gab. Was lag näher, als diesem Mangel sofort abzuhelfen.
Starterprojekt im Jahr 2003 war die
Entwicklung einer Panoramakarte
für das Ruhrtal. Mit Arne Rohweder
wurde ein Spezialist gefunden, der
den großartigen Duktus Schweizer
Bergweltpanoramen auf die Verhältnisse im Ruhrtal zu übertragen
wusste. So entstand ein erstes zusammenhängendes Bild der östlichen
Ruhrtalregion zwischen Bochum und
54
Hagen. Durch bewusste Überhöhungen und Fokussierungen sind der
Fluss als verbindendes Band und das
Ruhrtal mit seinen raumbildenden
Höhen und Auen der zentrale Blickfang einer der ersten Panoramakarten eines Ballungsraumes. Die in Eigenregie der Ruhrtal-Initiative produzierte Karte wurde bis heute über
20.000-mal verkauft und erfreut
sich weiterhin großer Beliebtheit.
Mit einem Führer über die Burgen,
Schlösser und Herrenhäuser des
Ruhrtals entstand im gleichen Jahr
der Pilotband der heutigen Reiseführerreihe. Die von den Städten zusammengetragenen Texte, Informationen und Kartografien wurden von
Harald Polenz mit spannenden Geschichten aus der mittelalterlichen
Historie ergänzt und zu einem unterhaltsamen Buch im Jackentaschenformat zusammengefügt. Mit dem
Klartext Verlag aus Essen konnte ein
Verlag gefunden werden, der schnell
das große Bedürfnis nach regionaler
Literatur erkannte, die wirtschaftlichen Chancen richtig einschätzte
und das Buch in einer mutigen Erstauflage von 10.000 Exemplaren he-
rausgab. Die Verkaufzahlen gaben
dem Verlag Recht. Bald war die erste
Auflage vergriffen; das Buch ist bis
heute in weiteren Auflagen nachgedruckt worden.
Die Erfolge ermutigten die RuhrtalInitiative und den Klartext Verlag
zahlreiche weitere Projekte anzugehen. Ein einheitliches Design mit dem
Logo der Ruhrtal-Initiative, überschaubarer Umfang, Taschenbuchformat, hochwertiges Papier, anschauliches Orientierungsmaterial,
spannendes Story-Telling und ein bezahlbarer Preis bildeten das Erfolgsrezept für weitere Karten- und Buchprojekte. Die bewährte Arbeitsteilung der Grundlagen- und Informationssammlung durch Städte und Privatleute, der journalistischen Bearbeitung durch Fachautoren und der
Endredaktion und Layoutgestaltung
durch den Verlag wurde bis zum letzten Band konsequent weitergeführt.
Heute bietet das Verlagsprogramm
die Panoramakarte Ruhrtal, die Wasserwanderkarte Ruhrtal und folgen
de acht Themenführer über das
Ruhrtal an:
Harald Polenz: Von Grafen, Bischö
fen und feigen Morden (2003) Der
Führer erzählt Geschichten rund um
Schlösser und Burgen, gibt praktische Anregungen für Wochenendausflüge in Natur und Geschichte.
Jürgen Uphues, Walter Ollenik: Von
Mühlen, Schleusen und Turbinen
(2004) | Das Buch stellt historische
Bauten und Denkmäler der Kulturund Technikgeschichte des östlichen
Ruhrtals vor.
Volker Wrede u. a.: Von Korallenriffen, Schachtelhalmen und dem Alten Mann (2005) | Der geologische
Wanderführer lädt dazu ein, sich auf
die Spuren der Erdgeschichte und
der Zeugnisse des Bergbaus zu begeben.
Rüdiger Jordan: Von Kapitellen,
Kanzeln und Taufsteinen (2006) |
Der Kirchen- und Klosterführer stellt
67 sakrale Bauten zwischen Hagen
und Oberhausen vor und erzählt
spannende Geschichten zu deren
Entstehung.
Michael Sell, Frauke Viebahn: Von
Eisvögeln, Prachtjungfern und Gän
sesägern (2006) | Das Buch erzählt
über die Natur an der Ruhr und
nimmt Leser auf eine Entdeckungsreise über Landschaft, Fauna und
Flora des Ruhrtals mit.
Ina Bimberg, Christoph Rump: Von
Rotdornen, Laubengängen und Fliederdüften (2007) | Der Führer geht
der Kultur der Garten- und Parklandschaft im Ruhrtal nach, entdeckt ihre
historischen Wurzeln und erzählt die
Entwicklungsgeschichte.
Ralph Lueger, Joachim Schumacher: Die Ruhr – Lebensader einer
Region (2008) | In diesem Bildband
wird die Ruhr von der Quelle bis zur
Mündung mit facettenreichen Fotografien als Freizeitparadies, Kulturlandschaft und Naturregion erlebbar.
Gemessen an der potenziellen Leserschaft von 5 Mio. Einwohnern in der
Metropole Ruhr, haben einige Reiseführer Auflagenstärken erreicht, die
sie bei deutschlandweiter Betrachtung unter die Top-Ten der Bestsellerlisten katapultieren würden. So ist
eine Literaturreihe entstanden, die
die prägenden Identitätsmerkmale
der Region erstmals zusammenhängend, seit 2005 auch unter Einschluss des westlichen Ruhrtals, darstellt.
Für die Zukunft sind Führer zu weiteren gemeinsamen Themen wie z. B.
zu Museen, Kunst und Kultur denkbar. Im Herbst 2009 soll die um das
westliche Ruhrtal erweiterte und neu
gestaltete Ausgabe der Panoramakarte erscheinen.
Henning Haake: Von weißen Schiffen, Rotaugen und Kanuten (2008)
Das Buch stellt die vielfältigen Wassersportangebote zwischen Hagen
und Duisburg vor.
55
Altes Aufgreifen – Neues gestalten
Für die Region wird die Vision
„Das Ruhrtal. Erlebnisse auf 101
km“ formuliert. Das Tal trägt zur
Imagestärkung der Metropole
Ruhr als lohnendes Kurzreiseziel
bei und wird bis 2020 im In- und
Ausland als Zielgebiet bekannt
sein.
Auf dem Weg zu neuen Ufern – das
Regionalmarketingkonzept
Das Ruhrtal besitzt viele Attraktio
nen und Besonderheiten. Die Schönheit und Vielfalt der Landschaft,
eine einzigartige Melange aus mittelalterlichen Stadtkernen, Burgen,
Schlössern und Villen, Zeugen der
Industriekultur, unberührter und gestalteter Natur, modernen Freizeitund Sportanlagen und Kulturangeboten verleiht der Region eine herausgehobene Position im touris
tischen Wettbewerb der Fluss- und
Freizeitlandschaften.
Die Qualitäten waren jedoch lange
Zeit zu wenig bekannt und wurden
von außen kaum wahrgenommen.
Dies zumindest ergab eine von den
Marketinggesellschaften der Ruhrtalstädte erstellte Situationsstudie.
Zudem haftete der Region als Teil
des Ruhrgebiets immer noch das
Montan-Image an. Gästerückmeldungen belegten aber, dass zunehmend mehr Besucher vom Ruhrtal
positiv überrascht sind.
Weitere Ergebnisse der Studie:
Trotz vieler touristischer Reize,
Attraktionen und Begabungen wird
die Region partikular vermarktet.
Die touristischen Potenziale und
Highlights werden allenfalls sektoral
beworben. Auf lokaler wie regionaler Ebene betreiben verschiedene
Institutionen konkurrierend, ergänzend und überschneidend Standort-,
Tourismus-, Stadt- und Regionalmarketing. Nur vereinzelt weisen
die Städte auf Attraktionen aus der
Nachbarschaft hin. Die von der
Ruhrtal-Initiative seit 2003 zielstrebig verstärkten Bemühungen um
gemeinsame Messeauftritte, Produkte und städteübergreifende Akti-
56
onen zeigen zwar erste Früchte,
können jedoch nicht darüber hinweg
täuschen, dass eine inhaltliche wie
organisatorische Klammer fehlt, die
dem Ruhrtal ein prägnantes Profil
verleiht. Die Region wird von 13
Kommunen mit noch zahlreicheren
Institutionen in unterschiedlicher Intensität und Reichweite vertreten.
„Structure follows strategy“ – dieser Klassiker der Managementlehre von Alfred Chandler wurde für
die Ruhrtal-Initiative ab 2006 zum
Impulsgeber, um das Ruhrtal aus
der Mauerblümchen-Rolle partikularer, zufälliger und örtlich begrenzter Werbe- und Marketingaktivitäten herauszulösen. Ein übergreifendes Marketingkonzept sollte
her, damit das Ruhrtal zukünftig in
seiner Gesamtheit als touristische
Destination positioniert und regional wie überregional besser wahrgenommen werden kann.
Im offenen Kooperationsverbund
der Ruhrtal-Initiative trafen sich die
Geschäftsführer der Stadtmarketing- und Touristikgesellschaften,
der EN-Agentur und der Ruhr Tourismus GmbH in der „Steuerungsgruppe Regionalmarketing“ und
verabredeten ein touristisches Regionalmarketingkonzept für das Ruhrtal. Mit Unterstützung des Landes
NRW und der regionalen Wirtschaft
gelang es, die Finanzierung des Projekts sicherzustellen. Allein 20 %
der Kosten wurden durch private
Geldgeber übernommen; die Bereitschaft in den Unternehmen der Region, sich für die „weichen“ touristischen Standortbedingungen zu
engagieren, war größer als erwartet.
Nach einem europaweiten Auswahlprozess konnten mit den österreichischen Agenturen Kohl & Partner Wien, Springer & Jacoby und
TAO anerkannte Tourismusplaner
gefunden werden. In periodischen
Workshops und der zweitägigen Zukunftswerkstatt in Mülheim mit 80
Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft,
Universitäten, Kirchen und vielen
anderen gesellschaftlichen Gruppen
wurden Stärken und Schwächen,
Chancen und Risiken des Ruhrtals ermittelt und zu einem tragfähigen Entwicklungskonzept der touristischen Zukunft verdichtet, (s. Tabelle).
Für die Region wird die Vision „Das
Ruhrtal. Erlebnisse auf 101 km“ formuliert. Das Tal trägt zur Imagestärkung der Metropole Ruhr als lohnendes Kurzreiseziel bei und wird
bis 2020 im In- und Ausland als Zielgebiet bekannt sein.
Die Vision soll mit vier Strategien
zur Stärkung des Tages- und Aufenthaltstourismus erreicht werden:
Professionelles Besuchermanagement und themenorientierte Entwicklung
Konzentration auf wenige größere Projekte
Vernetzung mit dem regionalen
Umfeld
Qualität auf hohem Niveau
Das Tal soll entlang seiner drei hervorstechenden Angebotseigenschaften „Wasser“, „Natur“ und
„Kultur“ in Themen und Zonen gegliedert und die Angebote mit spannenden Erzählgeschichten im Bewusstsein der Besucher verankert
werden (Erlebnisraumdesign). Für
das gesamte Tal werden die Kernelemente einer Ruhrtal-Story formuliert:
Flusslandschaft als Balanceraum
Kontraste und Gegensätze bilden eine spannende und entspannende Einheit
Das Tal ist Raum für alle Sinne
und anregende Kulisse für ständige Bewegung und Suche nach
Harmonie
Diese Philosophie führt zu einer veränderten Gestaltung des Corporate
Designs. Ein neues Logo mit blauen,
grünen und orangenen Perlen, die
auf das weiße Band der Ruhr aufgefädelt sind, versinnbildlicht die
Angebotsschwerpunkte. Die neue
Wortbildmarke „Erlebnisse auf 101
km“ nimmt die Vision des Konzepts
auf und löst den bisherigen Slo-
gan „Das Ruhrtal – Sonnenseite des
Ruhrgebiets“ ab.
Die touristische Positionierung des
Ruhrtals soll auf die Zielgruppen
und Produkte „Radfahren“, „Wandern“, „Multimobile Bewegung“,
„Wassersport“ und „Familie“ konzentriert werden. Drei Schlüsselprojekte: „Organisationsplattform“,
„Leitwegekonzept“ und „QualitätsInitiative in Betrieben“ geben den
Startschuss zur Umsetzungsphase.
Im Dezember 2007 hat die RuhrtalInitiative das Konzept beschlossen.
Damit soll die Entwicklung des Ruhrtals bis 2020 zu den neuen Ufern
der touristischen Vision geführt
werden. Mit der Einführung der neuen Corporate-Identity-Elemente in
das Marketing wurde bereits begonnen. In der regionalen Diskussion
zeichnen sich mit den Themenwegen „Bird-Trail Ruhr“, „Panoramahöhenweg Ruhr“ und „Wasserwanderweg Ruhr“ erste Projekte ab, deren schrittweise Umsetzung voran
getrieben werden soll. Die RTG ist
bei finanzieller Unterstützung bereit, das Projektmanagement nach
dem erfolgreichen Vorbild des Ruhrtalradweges zu übernehmen.
Stärken
Schwächen Chancen
Risiken
Lage und Einzugsbereich
Qualität in den Betrieben
Ruhrtal als Natur- und
Kultur-Erlebnisraum
Mangelnde Fokussierung/
Positionierung
Vorhandene touristische Besucherlenkung
Infrastruktur
Thema „Fluss/Wasser“
im Mittelpunkt
Noch vorhandenes
Kirchtumsdenken
Kontraste/Spannungen
auf kompaktem Raum
Zielgruppenspezifische
Angebote
Tagestourismus und
Kurzurlaub
Verkehrssituation an
kritischen Punkten
Ruhezone und Wohlfühl-
raum im Ruhrgebiet
Organisation und
Vermarktung
Inszenierte Kultur
und Geschichte
Ökologische Qualität leidet
tlw. unter hohen Besucher-
frequenzen
Tlw. fehlende Vernetzung Regionale Vernetzung
57
Der Weg zum Erfolg – Organisation und Finanzen
Überlegungen zur bestmöglichen
Organisation einer Zusammenarbeit von Städten unterschiedlicher
Struktur müssen berücksichtigen,
dass mit der Kooperation kein homogenes Projekt, sondern viele Einzelprojekte mit unterschiedlicher Größe, Komplexität, Priorität, Laufzeit
und Finanzierung in einer Projektfamilie realisiert werden sollen. Verschiedene Träger und Partner kümmern sich um die Projekte, helfen
den Projektfortschritt zu sichern und
unterstützen die Umsetzung. Intensive Planung, Beratung und Entscheidung vieler Projekte mit noch zahlreicheren Akteuren verursachen einen hohen Koordinationsaufwand
und relativ hohe Netzwerkkosten.
Nur mit einer schlanken Organisation kann erreicht werden, dass die
vereinbarten Projekte schnell realisiert werden, minimale Overhead
kosten verursachen und für alle Beteiligten ein hohes Maß an Transparenz und Nachvollziehbarkeit in den
Abläufen erhalten bleibt. Deshalb
sind klare Aufgabenzuweisungen,
Entscheidungsstrukturen mit geringem Gremienaufwand und Regeln
zur Projektfinanzierung notwendig. Zur Absicherung des Gesamterfolges müssen einige Kernaufgaben
an zentraler Stelle erledigt werden.
Die Ruhrtal-Initiative arbeitet bis
heute nach einem Organisationsmodell, das bereits in ihrer Gründungsphase entstanden ist. Die Bausteine
des Modells wurden in der Wittener
Zukunftswerkstatt 2000 entwickelt:
Lenkungsebene
In der Regionalen Lenkungsgruppe
werden politische Ziele und Grundsatzentscheidungen diskutiert und
beschlossen. Sie führt die politische
58
Abstimmung und den regionalen
Konsens zu Projekten herbei und
kontrolliert die Eckpunkte des regionalen Entwicklungsprozesses.
Die Lenkungsgruppe besteht aus
je zwei stimmberechtigten Vertretern aus Politik und Verwaltung der
Ruhrtalstädte, des Ennepe-RuhrKreises und des Regionalverbands
Ruhr. Die Vertreter werden von den
Räten, dem Kreistag und der Verbandsversammlung entsandt. Das
Land Nordrhein-Westfalen, die Industrie- und Handelskammern der
Region und die Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH stehen
beratend zur Seite.
Arbeitsebene
Der Regionale Arbeitskreis entwickelt Projektideen und arbeitet sie
aus, stimmt die Projekte miteinander ab, bereitet die Entscheidungen
der Regionalen Lenkungsgruppe
vor und führt das Projektcontrolling
durch.
Im Arbeitskreis sind verantwortliche
Verwaltungsmitarbeiter der Ruhrtalkommunen vertreten. Fachexper
ten aus Städtebau, Landschaft,
Ökologie, Freizeit, Tourismus, Kultur, Bildung, Wirtschaft und Marketing können beratend hinzugezogen
werden. Sie sollen von außen Anstöße für die inhaltliche Arbeit geben
und für die Initiative und ihre Projekte werben.
Für regionale Leitprojekte der Initiative können Projektarbeitskreise gebildet und Verantwortliche benannt
werden.
Die Ruhrtal-Geschäftsstelle koordiniert die Arbeit der Ruhrtal-Initiative als Dienstleisterin, Informa
tionsdrehscheibe und Clearingstelle.
Sie verfolgt die in Lenkungsgruppe
und Arbeitskreis diskutierten Ideen
und Ergebnisse weiter und begleitet
sie bis zur Realisierung. Sie stellt die
Kommunikation zwischen den Akteuren der Region und den Gremien
der Initiative her und moderiert die
Zusammenarbeit. Die Geschäftsstelle organisiert Gremiensitzungen,
Facharbeitskreise und Projektwerkstätten, bereitet Zuschussanträge vor, kontrolliert den Projektfortschritt und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit und das Rechnungswesen.
Der Regionalverband Ruhr unter
stützt die Arbeit als regionaler
Dienstleister und durch die Umsetzung von Projekten zur Entwicklung
von Natur und Landschaft, Freizeitund Tourismus, durch Infrastrukturmaßnahmen und die Bereitstellung von Liegenschaften.
Umsetzungsebene
Die Projekte werden in der Regel
durch die Städte selbst oder mit ihrer Unterstützung durch Organisationen, Institutionen, Investoren aus
der Wirtschaft, oder sonstige Träger umgesetzt. Dadurch können Impulse und Initiativen aus der Region
aufgegriffen und Partner aus Wirtschaft und Gesellschaft mit einbezogen werden. Für die Umsetzung
regionaler Leitprojekte bestimmen
die Ruhrtalkommunen aus ihrer Mitte eine projektverantwortliche Gebietskörperschaft.
Der von der Regionalen Lenkungsgruppe in ihrer Auftaktsitzung am
21.09.2001 beschlossene offene Organisationsrahmen hat sich erfolgreich bewährt. In 15 Terminen der
Lenkungsgruppe und 44 Sitzungen
LENKUNGSEBENE
Ruhrtal-Initiative
Regionale Lenkungsgruppe
Gebietskörperschaften
je 2 Vertreter
stimmberechtigt
beratend
RVR
DIENSTLEISTER
ARBEITSEBENE
Witten
PROJEKTEBENE
Land NRW
Bezirksregierungen
Wirtschaft/IHK
Ennepe-RuhrKreis
Arbeitskreis
Regionalmarketing
Tourismus
Wetter
(Ruhr)
Hattingen
Herdecke
Regionaler
Arbeitskreis
Bochum
Hagen
Essen
Mülheim
a. d. Ruhr
,
Arbeitskreis
KulturhauptstadtBeauftragte
Dortmund
Oberhausen
Fachexperten
Duisburg
Arbeitskreis
Pressesprecher
Geschäftsstelle
RVR
PROJEKTE und UMSETZUNG
Öffentliche Hand
Wirtschaft
Sonstige Träger
Organisationsmodell Ruhrtal-Initiative
59
Preisträger-Urkunde „Interkommunale Gemeinschaftsinitiative „das ruhrtal“
Workshop in Bochum
des Regionalen Arbeitskreises wurden Handlungsprogramme und Finanzierungspläne erarbeitet und
entscheidende Weichen für das Gelingen der gemeinsamen Projekte
gestellt. Drei Facharbeitskreise
aus den Pressesprechern, den Geschäftsführern der Stadtmarketinggesellschaften und den Kulturhauptstadtbeauftragten der Ruhrtalkommunen übernahmen temporär Spezialprojekte und ergänzten die Arbeit der Ruhrtal-Initiative auf der
operativen Ebene. Zu zahlreichen
teilregionalen Themen und AdHoc-Ereignissen fanden sich spontan Projektarbeitsgruppen zusammen und entwickelten Projekte und
Produkte wie die WM-Zeitung, das
Ruhrtal-Camp oder den Flyer „Vier
Städte-zwei Seen-ein Erlebnis“. In
periodischen Kontaktgesprächen
mit den Stadtentwicklungs-, Wirtschafts-, Sport-, Verkehrs- und Umweltressorts der Landesministerien
und den Bezirksregierungen Arnsberg und Düsseldorf wurden politische Umsetzungsprioritäten diskutiert, Förderzugänge geklärt und
Zuschussmöglichkeiten für die regionalen Leitprojekte abgestimmt.
Mit diesem Organisationsmodell hat
die Ruhrtal-Initiative 2006 an dem
vom Bundesminister für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung ausgerichteten kommKOOP-Wettbewerb
teilgenommen und wurde mit einem
Preis für erfolgreiche Beispiele interkommunaler Kooperationen ausgezeichnet. In der Laudatio der Jury
heißt es u. a.:
„Die regionale Zusammenarbeit im
Ruhrtal setzt sich aus einem stabi
len Gerüst aus konkreten Maßnahmen, konzeptionellen Überlegungen
und Vermarktungsprojekten zusammen. Die für die Umsetzung entwi-
60
ckelte Organisationsstruktur, gebildet aus Geschäftsstelle, Regionalem
Arbeitskreis und Lenkungsgruppe,
ist der Aufgabenstellung angemessen und flexibel genug, um das Vorhaben voran zu bringen. Als hilfsreich hat sich herausgestellt, dass
die Entscheidungsträger durch den
Regionalen Arbeitskreis entlastet
werden.“
Anerkennung und Priorität, so
dass auch bei angespannter
Haushaltslage kommunale Mittel zur Finanzierung des Netzwerkes der Initiative bereit gestellt wurden. Aus dem Budget
wurden die Geschäftsstelle sowie die Sachkosten des Kooperationsprozesses und die Öffentlichkeitsarbeit finanziert.
Finanzierung
Gerade in interkommunalen Zweckgemeinschaften können Finanzierungsfragen schnell zu unüberwindbaren Hindernissen bei der Projektentwicklung und -umsetzung werden. Unterfinanzierte Kommunalhaushalte, Auflagen der Aufsichtsbehörden und Ausgabenvorbehalte
in Haushaltssicherungskonzepten
machen es schwer, über mehrere Jahre ein kontinuierliches Budget für Projekte bereitzustellen, die
nicht zu den gesetzlichen Pflichtaufgaben der Kommunen gehören.
Die Aufbringung der Kommunal
mittel wurde von Beginn an durch
eine Finanzierungsvereinbarung
zwischen den Ruhrtalkommunen geregelt. Ein pragmatischer,
an den Maßstäben „Einwohner“,
„Ruhr-km-Anteil“ und „Finanzkraft“ orientierter Finanzierungschlüssel wies kleinen und großen
Städten die entsprechenden Anteile zu und gewährleistete überschaubare und erträgliche Summen. Dortmund und die westlichen Ruhrtalstädte haben sich
ab 2006 der Finanzierungsvereinbarung angeschlossen und
ebenfalls kommunale Mittel bereit gestellt.
Zum Gesamterfolg der Ruhrtal-Ini
tiative haben vier wesentliche Gesichtspunkte beigetragen:
Das Land hat die Ruhrtal-Initiative aufgrund ihrer überzeugenden Entwicklungsstrategie bei der REGIONALE-Bewerbung 2004 unterstützt und die
Netzwerkkosten der interkommunalen Zusammenarbeit bis
2006 mit 700.000 Euro gefördert. Projekte und Investitionsvorhaben mit dem Qualitätssiegel „Ruhrtal“ kamen i. d. Regel
in den Genuss vorrangiger Förderung und hoher Förderquoten
aus EU-, Bundes- und originären
Landesprogrammen.
In den Ruhrtalkommunen erlangten zahlreiche Gemeinschaftsprojekte hohe politische
Bei der Durchführung von Touristik- und Marketingprojekten
wurde in den letzten Jahren aktives Fundraising betrieben. Für
zahlreiche Projekte konnten erhebliche projektgebundene Zuwendungen bei privaten Unternehmen und Unterstützern eingeworben werden. Allein für das
Regionalmarketingkonzept kamen auf diese Weise 33.000 Euro
zusammen. Projekte, wie die
WM-Zeitung oder das Sommerferiencamp im Ruhrtal konnten
ohne öffentliche Gelder und ausschließlich durch Anzeigenerträge, Geld- und Sachspenden und
ehrenamtliches Engagement gestemmt werden.
Finanzierungsschlüssel
Bochum
Dortmund
Duisburg
EN-Kreis
Essen
Hagen
Hattingen
Herdecke
Mülheim a. d. R.
Wetter (Ruhr)
Witten
Oberhausen
Regionalverband Ruhr
11 %
9%
9%
7%
18 %
9%
3%
2%
13 %
2%
5%
5%
7%
Acht Jahre nach dem Startschuss
ist die Bilanz beeindruckend. Für
das Kooperationsnetzwerk, Pläne und Projekte der Ruhrtal-Initiative sind rd. 14 Mio. Euro an europäischen und staatlichen Mitteln in
die Region geflossen. Rd. 5,5 Mio.
Euro steuerten die Städte, der ENKreis und der RVR aus den kommunalen Haushalten bei. Mit rd. 0,5
Mio. Euro beteiligte sich die regionale Wirtschaft. Den Löwenanteil
beanspruchten naturgemäß die Investitionen in die touristische Infrastruktur. Für das Streckennetz der
Ruhrtalbahn wurden einschl. Grunderwerb allein 2,7 Mio. Euro aufgewendet. Die Lückenschlüsse und
der Ausbau des Ruhrtal-Radweges
mit den Zulaufstrecken schlagen
mit rd. 6 Mio. Euro zu Buche. Dagegen nehmen sich die Investitionen in
den Wasserwanderweg Ruhr mit rd.
200.000 Euro vergleichsweise bescheiden aus.
Erfahrungsgemäß erzeugen Investitionen in die öffentliche Infrastruktur privatwirtschaftliche Investitio
nen in rd. dreifacher Höhe, so dass
den Aktivitäten der Ruhrtal-Initiati
ve ein Gesamtinvest von fast 60
Mio. Euro zugerechnet werden
kann.
61
Kooperation – Der Nutzen interkommunaler Zusammenarbeit
Die interkommunale Zusammenarbeit in der Ruhrtal-Initiative hat
Synergien freigesetzt und einen
Mehrwert für das Ruhrtal geschaffen, den jede der dreizehn Kommunen für sich allein nicht hätte erzeugen können. Die regionalen Leitprojekte sind überzeugende Beispiele
dafür, dass Kräfte und Anstrengungen vieler Akteure nutzbringend
gebündelt werden können, wenn auf
einvernehmlich festgelegte Ziele
hingearbeitet wird und der naturgegebene „Eigensinn“ der Beteiligten
in der Summe nicht die Oberhand
gewinnt. Worin besteht nun der Nutzen für das Ruhrtal?
Das Ruhrtal verfügt heute auf seiner ganzen Länge über eine wesentlich bessere, teilweise sogar neue
touristische Infrastruktur. RuhrtalRadweg, Ruhrtalbahn und der Wasserwanderweg Ruhr sind beredte
Beispiele. Der Ausbau der Rheini
schen und Westfälischen Industriemuseen, neue Kunst- und regionalgeschichtliche Museen und interessante landschaftskünstlerische Installationen haben die Kulturlandschaft des Ruhrtals bereichert.
Neue Freizeitangebote wie Klettergärten und Naturbäder haben die
Erlebnisvielfalt des Tals erhöht.
Die Nutzbarkeit des Ruhrtals als öffentlicher Raum ist heute wesentlich größer als vor zehn Jahren.
Durch den Ausbau des Wegenetzes
konnten neue, bisher unbekannte Zugänge zum Fluss, in die Auenlandschaft und auf die Ruhrhöhen
geschaffen und neue Erlebnis- und
62
Erkenntnisräume eröffnet werden.
Projekte wie der Auberg in Mülheim,
der neue Radweg zwischen WetterWengern und Witten-Bommern, die
Schleife „Von Ruhr zur Ruhr“ oder
die neuen Bootsanleger führen die
Menschen auf bisher unbekanntes
Terrain. Neue Einstiegspunkte, wie
die Haltepunkte der Ruhrtalbahn,
öffnen die Landschaft für die Besucher.
Der Ausbau der touristischen Infrastruktur hat die Attraktivität der
„weichen“ Standortbedingungen
deutlich erhöht. In den vergangenen
Jahren sind zahlreiche hochwertige Wohn- und Arbeitsquartiere am
Wasser und über dem Tal entstanden. Investitionsentscheidungen für
Projekte wie die Fachhochschule
und das ehemalige Stadtbad in Mülheim, das Uferpalais in Essen-Kettwig oder die neue Fachhochschule für Gesundheitswirtschaft im Bio
medizinpark Bochum werden diesen Nutzen in Zukunft noch erhöhen. Hotellerie und Gastronomie
im Ruhrtal konnten seit der Eröffnung des Ruhrtal-Radweges deutliche Zuwächse von bis zu 40 % bei
den Übernachtungs- und Gästezahlen verzeichnen. Neue touristische
Dienstleister, wie Kanuverleiher und
Eventagenturen, kümmern sich um
attraktive Angebotspakete für Erlebnistouren und -aufenthalte.
Die neuen Tourismusangebote haben zahlreiche neue Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich geschaffen und bestehende Beschäftigungsmöglichkeiten gesichert. Mo-
dellberechnungen zeigen, dass allein der Ruhrtal-Radweg, die Ruhrtalbahn, die Ausflugsschiffe und
der Wasserwanderweg Ruhr jährlich rund 1,5 Mio. Tages- und Übernachtungsgäste ins Ruhrtal bringen.
Rund 200.000 Besucher übernachten in den Beherbergungsbetrieben
des Ruhrtals. Mit rund 50 Mio. Euro
jährlich tragen Tages-, Wochenendund Aufenthaltsgäste erheblich zum
Regionaleinkommen bei.
Der Ausbau des Tourismussektors
und die Marketingaktivitäten der
Ruhrtal-Intiative haben das Image
des Ruhrtals als überregional an
ziehende Tourimusdestination gestärkt. Die neu entstandenen Netzwerke zwischen touristischen Dienstleistern, Städten und Marketinggesellschaften koordinieren zunehmend ihr touristisches Marketing
und werben internationale Gäste.
Auch nach Innen hat sich das Bild
des Tals in den Köpfen der Einwohner deutlich zum Positiven gewandelt. Das Ruhrtal wird von ihnen heute als schöner und attraktiver Lebensraum wahrgenommen.
Man identifiziert sich mit dem Ruhrtal und ist stolz, hier wohnen und
arbeiten zu können. Vielfalt und
Wechsel dieser Flusslandschaft werden als herausgehobenes Unterscheidungs- und Alleinstellungsmerkmal erlebt.
Nicht zu vergessen ist der Nutzen
der politischen Zusammenarbeit
und Verwaltungskooperation. Durch
die Arbeit an gemeinsamen Pro-
jekten ist zwischen den Kommunen
selbst und mit zahlreichen Akteuren
aus Wirtschaft, Kultur, Umwelt, Bildung, Wissenschaft und Bürgerschaft der Region ein dicht geknüpftes Kommunikationsnetzwerk
entstanden. Über tausend Personen
und Persönlichkeiten waren und sind
in die Aktivitäten der Ruhrtal-Intiative eingebunden. Die Projektarbeit
hat kurze Wege eröffnet, unbürokratische Abstimmungsprozesse ermöglicht, Engagement für gemeinsame
Ziele gestärkt und Vertrauen geschaffen. Dies sind Erfolgsgeheimnisse moderner Regionalentwicklung, wie sie Christian Diller bereits
Anfang des Jahrzehnts bei seiner Bilanzierung regionaler Kooperationen
in Deutschland identifiziert hat. Freiwillige Kooperationen wie die Ruhrtal-Initiative entstehen oft als Gegengewicht zu vergleichsweise einengenden administrativen Strukturen
in der Raumordnung und Regionalplanung. Die Ruhrtal-Initiative hat es
geschafft, Regionalentwicklung außerhalb des starren Korsetts von
Aufgaben und Zuständigkeiten
durch Projekte voranzubringen. Die
schlanke und flexible Organisation
der Zusammenarbeit hat ermöglicht,
Projekte und Tätigkeiten schnell an
sich wandelnde Bedürfnisse anzupassen und die Eigenverantwortlichkeit und Identifikation der Beteiligten
mit der jeweiligen Aufgabe zu stärken. Mit den erfolgreich realisierten
Projekten der Initiative konnte ein
zunehmend sich selbst tragender regionaler Entwicklungsprozess angestoßen werden, der mittlerweile auf
vielen Schultern ruht.
Regionaler Arbeitskreis der Ruhrtal-Initiative
Zukunftsforum 2007 in der Stadthalle
Mülheim
63
Das Ruhrtal als Wissens- und Erlebnisraum – Ein Ausblick
Nach der Aufwertung der Freizeitund Tourismusqualitäten ist das
Ruhrtal zu einer begehrten Destina
tion für den Tagestourismus und Wochenenderlebnisse geworden. Die
Vielfalt an Erlebnismöglichkeiten
reicht von der kontemplativen Wanderung über bewaldete Ruhrhöhen
bis zu aktivem Wassersport, von genussvoller Entspannung in ufernahen Biergärten bis zu aufregenden
Festivals, von anschaulicher Technikgeschichte bis zu anspruchsvoller
Kunst. Sie alle verleihen dem Ruhrtal
das Prädikat „Erlebnisraum“. Als Teil
des sich zur Metropole wandelnden
Ballungsraumes bietet das Ruhrtal
beste Voraussetzungen, damit das
Ruhrgebiet den Wettstreit der Metropolen um Arbeitskräfte und Bewohner in Zukunft erfolgreich bestehen
kann.
Auf dem Zukunftsforum am 18. Oktober 2007 in Mülheim hat Christoph Zöpel die Entwicklungsziele
für das Ruhrtal und die Metropole
Ruhr mit einfachen Sätzen beschrieben:
Alle die hier sind, sollen einen
schönen Lebensraum haben.
Wer kann, soll auch hier bleiben
wollen.
Viele sollen kommen wollen.
Zöpel sieht die Zukunftschancen der
Metropole Ruhr in der „gelungenen
Verbindung von zu Kultur veredelter Industrielandschaft mit einem
zukunftsoffenen Wissenschaftsstandort, der sich darauf konzentriert, technologisches Wissen und
technologischen Fortschritt zu produzieren, zu vermehren und zu vermitteln“. Mit den Umweltqualitäten
des Ruhrtals und den urbanen Qualitäten der Zentren soll die Metro-
64
pole Ruhr zu einem attraktiven Zuwanderungsziel für junge und erfahrene, für kreative und engagierte
Menschen werden.
Es liegt deshalb nahe, den exzellen
ten Bildungs-, Ausbildungs-, Forschungs- und Entwicklungsstätten
entlang der Ruhr zukünftig mehr
Aufmerksamkeit zu schenken. Sie
könnten das Ruhrtal über seine unbestrittenen Erlebnisqualitäten hinaus zu einem „Wissens- und Erlebnisraum“ werden lassen. Eine der
dichtesten Hochschul- und Wissenslandschaften Europas hat in der
Ruhrtalregion schon heute genügend Räume und Standorte, in denen Bildungs- und Forschungseinrichtungen auf eine gesunde Wohnund Arbeitsumwelt mit landschaftlichen Qualitäten, urbaner Atmosphäre und baukulturellem Anspruch treffen.
In ihrer neuerlichen Bewerbung um
die Ausrichtung der REGIONALE
2013_2016 hat die Region drei Säulen der neuen Entwicklungsstrategie
bereits formuliert:
Freizeitlandschaft Ruhrtal
Die Gesundheit steht hier künftig im
Mittelpunkt. Mit generationenübergreifenden Projekten soll das Tal als
Bewegungs-, Ruhe- und Naturraum
und als Badelandschaft weiter profiliert werden. Forschungsvorhaben
zu den Zukunftsthemen Gesundheit
und Barrierefreiheit finden im Ruhrtal ihren Experimentier- und Anwendungsraum.
Kulturlandschaft Ruhrtal
Zur Weiterentwicklung seiner kulturlandschaftlichen Qualitäten kann
das Ruhrtal zur Experimentierwerk-
statt für neue Baukultur und innovatives Wohnen werden. Hochwertige
Wohnprojekte, die sich vorbildlich
in die sensible Landschaft einfügen,
sollen mithelfen, die Eliten der Wissensgesellschaft fester an das Ruhrtal zu binden. Bestehende Hochschulen und die neuen Wissensstandorte,
sollen städtebaulich und landschaftlich eingebunden werden, damit sie
endlich als selbstverständliche Bestandteile des urbanen Gefüges
wahrgenommen werden können.
Mit Maßnahmen zur Renovation und
Pflege der Infrastruktur sollen in die
Jahre gekommene Ruhrstauseen
und Flussufer gestalterisch aufgewertet, neue Wasserkanten ausgebildet und die Zugänge zum Fluss
weiter verbessert werden.
Eine konsequente Inszenierung des
historischen Erbes aus Burgen, Gärten und Industriearchitektur kann
die Ruhrtal-Passage zu einem begehbaren Geschichtsbuch werden
lassen. Das Kulturhauptstadtjahr
2010 bietet hierzu eine einmalige
internationale Präsentationsplattform und die notwendige Impulswirkung für den Start eines Gemeinschaftsprojektes.
Eine neue Schubkraft zur künstlerischen Qualifizierung der Kulturlandschaft könnte 2010 vom Lichtkunstprojekt „Ruhrlights-Twilights“
ausgehen. Das von der Ruhrtal-Initiative angeregte und mit der RUHR
2010 GmbH weiter entwickelte Projekt lädt weltbekannte Lichtkünstler ein, um das Ruhrtal mit Illuminationen, Interventionen, Lichtskulpturen und lichtkünstlerischen Performances in Szene zu setzen. Mit
den Mitteln der Kunst soll das Ge-
wohnte, Übersehene und vielleicht
Vergessene in der Tallandschaft
eine andere Form erhalten. Die Inszenierung ungewöhnlicher Objekte
wie Speichergebäude, Stauwehre,
Kraftwerksfallrohre oder Brücken
soll im Ruhrtal eine Kette von Lichtperlen entstehen lassen, die auch zu
touristischen Anziehungspunkten
werden können. Das von Söke Dinkla kuratierte Festival wurde bereits
2008 zum Mülheimer Stadtjubiläum
vor großem Publikum veranstaltet.
Wissenslandschaft Ruhrtal
Bereits heute ist die Region Standort vieler Unternehmen aus den
Zukunftsbranchen Umwelttechnologie, Energiewirtschaft, Mikrosystemtechnik, Medizintechnik und Gesundheitswirtschaft. Sie
sind mit den Hochschulen und Forschungsinstitutionen durch Transfer- und Beratungsstellen, Technologie- und Gründerzentren verbunden. Die Universitäten in Duisburg,
Essen, Bochum und Dortmund haben sich zur „Universitätsallianz Metropole Ruhr“ zusammen geschlossen. Diese Wissensstandorte bieten beste Voraussetzungen für eine
neue Bildungsoffensive zur Förderung technisch-naturwissenschaftlich ausgebildeter Nachwuchskräfte. Das Ruhrtal kann hier zu einer
zusammenhängenden außerschulischen Lernregion für neue Technologien werden. Die Chance, zur Wissenslandschaft zu werden, besteht
in der Vermehrung, Anwendung und
Vermittlung dieses technologischen
Know-hows. Wissensangebote können ausgebaut und miteinander vernetzt werden, wie dies z. B. mit der
Gründung der neuen Fachhochschule in Mülheim an der Ruhr geplant ist. Die schon vorhandenen For-
schungs- und Entwicklungsaktivitäten in der Schiffsbau-, Brennstoffzellen- und Solartechnik, Geothermie, Trinkwassergewinnung und
Grubenwassernutzung könnten zu
einem Kompetenzzentrum für Energie und Wasser ausgebaut werden.
Oben links: „174 KW“, Lichtinstallation für
„Ruhrlights“, Wasserkraftwerk, Mülheim an
der Ruhr, 2008
Oben rechts: Lichtinstallation für „Ruhrlights:
Twilight Zone“, Sternwarte Bochum, Kulturhauptstadt RUHR.2010
Unten: Lichtinstallation für „Ruhrlights: Twilight Zone“, Innenhafen Duisburg, Kulturhauptstadt RUHR.2010
Eckpunkte einer neuen und weiter
führenden Entwicklungsstrategie
für das Ruhrtal sind bereits formuliert worden. In der näheren Zukunft
sollte ein breiter öffentlicher und
politischer Diskurs darüber eröffnet
werden, wie diese Strategie in konkrete und finanzierbare Projekte
und Maßnahmen transformiert werden kann. Das durch die langjährige
Zusammenarbeit entstandene dichte Netzwerk an Akteuren, Beratungs-, Abstimmungs- und Entscheidungsprozessen bildet einen hilfreichen Ausgangspunkt für gemeinsame Zukunftsprojekte.
65
Projektbeteiligte
Elia Albrecht-Mainz, Bürgermeisterin Stadt
Oberhausen
Katja Aßmann, Ruhr 2010 GmbH
Andreas Bachmann, Pesch & Partner
Marc Baloniak, MST - Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH
Dieter Baum, Stadt Oberhausen
Marc Becker, Projektbüro Kultur an der
Ruhr
Holger Bergmann, Projektbüro Kultur an
der Ruhr
Hans-Jürgen Best, Stadt Essen
Axel Biermann, Ruhr Tourismus GmbH
Ina Bimberg, Iserlohn
Ralph Blauscheck, Umweltzentrum Hagen
e. V.
Wolfgang Borowitzki, Stadt Bochum
Frank Bothmann, Regionalverband Ruhr
Martina Bovensmann, Lenne-Ruhr-KanuTour
Dr. Markus Bradtke, Stadt Witten
Thomas Braun, Touristikzentrale Essen
Hanns-Ludwig Brauser, Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH
Ralf Breer, Studio für visuelle Kommunika
tion
Thomas Brinkmann, Ruhrverband Essen
Katja Brockhaus, Stadt Herdecke
Sandra Bruns, Bochum-GelsenkirchenerStraßenbahn AG
Dr. Arnim Brux, Landrat Ennepe-Ruhr-Kreis
Reinhold Budde, Regionalverband Ruhr
Jürgen Buderus, Bezirksregierung Düsseldorf
Prof. Dr. Christian Bühler, Forschungsinstitut Technologie-Behindertenhilfe
Ulrich Carow, Regionalverband Ruhr
Norbert Cichon, WDR-Studio Dortmund
Dr. Ludger Claßen, Klartext Verlag
Wolf Codera, Codera Ltd.
Hans-Dieter Collinet, Aachen
Herbert Dabringhaus, SIHK zu Hagen
Jasmin Deling, Ministerium für Wirtschaft
und Mittelstand, Energie in NRW
Peter Demnitz, Oberbürgermeister Stadt
Hagen
Johann Dieckmann, Hagen
Dr. Söke Dinkla, Kulturhauptstadtbüro Duisburg
Jürgen Dörnbach, MS „Freiherr vom Stein“
Ute Eckartz, WDR
Michael Eckhoff, Wochenkurier Hagen
Friedhelm Erlenhofer, Stadt Hagen
Holger Everz, Pesch & Partner
Franz-Josef Ewers, Essener Versorgungsund Verkehrsgesellschaft
Bernd Fehrmann, Ökoplan
Detlef Feige, Stadt Essen
Prof. Dr. Wolfgang Fiegenbaum, Deutsche
Gesellschaft für Eisenbahngeschichte
Dr. Hans-Dieter Fischer, Stadt Hagen
66
Jürgen Fischer, Ruhr 2010 GmbH
Doris Fischer-Pesch, Pesch & Partner
Dr. Ingo Franke, Arbeitskreis Umweltschutz
Bochum
Hans-Jörg Franke, Arbeitsgemeinschaft
Muttentalbahn e. V.
Prof. Dr. Chup Friemert, Hochschule für bildende Künste Hamburg
Susanne Gebhardt, Bezirksregierung Düsseldorf
Dr. Eberhard Geisler, Regionalverband Ruhr
Dieter Geiß, Stadt Witten
Uwe Gerste, Duisburg Marketing
Matthias Glotz, Bochum-Marketing
Dr. Dagmar Goch, Bürgermeisterin Stadt
Hattingen
Karsten Goldack, Stadt Bochum
Dr. Peter Gorba, Yacht-Club Harkortsee
e. V.
Birgit Gräfen-Loer, Stadt Wetter (Ruhr)
Gilbert Gratzel, Hattingen
Christine Grebe, Stadt Hagen
Thomas Griesohn-Pflieger, Stadt Hattingen
Helmut Grothe, Ruhr Grün GmbH
Michael Grothe, Stadt Bochum
Thomas Grothe, Stadt Hagen
Joachim Grum, Grum´s Partyservice GmbH
Sonja Gugel, Stadt Dortmund
Henning Haake, Essen
Reinhard Hachenberger, Stadt Bochum
Gerhard Hammer, Industrie- und Handelskammer zu Essen
Jens Hapke, Regionalverband Ruhr
Georg Hartmann, Stadtmarketing Hattingen
e.V.
Frank Hasenberg, Bürgermeister Stadt Wetter (Ruhr)
Ulrich Heckmann, Regionalverband Ruhr
Caren Heidemann, Stadt Essen
Mechthild Heikenfeld, Stadt Witten
Marcel Heller, Heller Digitale Kommunika
tion
Willi Hesse, Bootswerft Hesse
Klaus Heuer, Stadt Hattingen
Jürgen Heuser, Biologische Station Östliches Ruhrgebiet
Claudia Hilgert, Schmidt/Bechtle GmbH
Beate Hauck, Historisches Centrum Hagen
Helmut Hollmann, Stadt Hattingen
Rolf Hornbostel, Stadt Mülheim a. d. Ruhr
Heinz Hossiep, Stadt Bochum
Christoph Hrubesch, Regionalverband Ruhr
Dr. Eva Maria Hubbert, Regionalverband
Ruhr
Burkhard Huhn, Stadt Herdecke
Nina Hülsmeier, Stadt Duisburg
Christian Isenbeck, Stadtmarketing Hagen
e. V.
Erich Jacobi, Stadt Witten
Martin Jäkel, Stadt Witten
Karl Janssen, Stadt Duisburg
Dirk Janzen, Biologische Station im EnnepeRuhr-Kreis
Karl Jasper, Ministerium für Bauen und Verkehr NRW
Dieter Joachimi, Stadt Herdecke
Heinrich Jolk, Regionalverband Ruhr
Rüdiger Jordan, Düsseldorf
Kerstin Juta, Schmidt/Bechtle GmbH
Rolf Junker, Junker & Kruse
Danuta Kählert, Stadt Bochum
Burckhard Kahrmann, Stadt Dortmund
Inge Kammerichs, MST - Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH
Ulrich Keller, Kanuverleih Keller
Dietrich Kessel, Ennepe-Ruhr-Kreis
Inge Keusemann-Gruben, Duisburg Marketing
Lothar Kitsch, Weiße Flotte Baldeney-GmbH
Jürgen Klaas, Stadt Essen
Bernd Kleindienst, Regionalverband Ruhr
Matthias Kleinschmidt, Stadt Witten
Rainer Klenner, Ministerium für Bauen und
Verkehr NRW
Heinz-Dieter Klink, Regionaldirektor Regionalverband Ruhr
Peter Klunk, Stadt Oberhausen
Hermann Knotte, Ruhrverband Essen
Hans-Werner Koch, Bürgermeister Stadt
Herdecke
Heinz-Dieter Kohaupt, Stadt Hagen
Paul Köhler, Bezirksregierung Arnsberg
Robert Kolf, Ministerium für Umwelt, Landwirschaft und Verbraucherschutz NRW
Jochen Kompernass, Stadt Witten
Jens König, ruhrflug
Werner König, Yachtclub Harkortsee
Wolfgang Köppen, Touristikzentrale Essen
Tanja Körfer, Stadt Hagen
Reinhard Krakow, Stadt Bochum
Dr. Ernst Kratzsch, Stadt Bochum
Daniel Kraus, Wikinger Reisen GmbH
Dr. Randolph Kricke, Biologische Station
Westliches Ruhrgebiet
Eckart Kröck, Stadt Bochum
Axel Kuhlmann, Wittener Gesellschaft für
Arbeit und Beschäftigungsförderung mbH
Petra Kurrek, Ennepe-Ruhr-Kreis
Rolf Kuttig, Stadt Dortmund
Werner Laberenz, Bürgermeister a. D. Stadt
Wetter (Ruhr)
Horst Lange, Stadt Wetter (Ruhr)
Dr. Gerhard Langemeyer, Oberbürgermeister Stadt Dortmund
Robert Laube, Westfälisches Industriemuseum Henrichshütte
Paul Lawitzke, Regionalverband Ruhr
Birgit Legel-Wood, Witten
Sonja Leidemann, Bürgermeisterin Stadt
Witten
Martin Linne, Stadt Duisburg
Klaus Lohmann, Bürgermeister a. D.
Stadt Witten
Katja Lohmann-Hütte, Witten
Prof. Dr. Gerd Mahler, Stadt Essen
Ulrike Marx, Stadt Mülheim a. d. Ruhr
Daniel Matessik, Stadt Herdecke
Jörg Meier, Stadt Hagen
Tilmann Meuser, CP Compartner
Bernhard Michel, Bezirksregierung Arnsberg
Ulrike Modrow, WDR Essen
Albert Moritz, aixplan Verkehrs- und Tourismusplanung
Vera Mügge, GeoPark Ruhrgebiet e. V.
Dagmar Mühlenfeld, Oberbürgermeisterin
Stadt Mülheim a. d. Ruhr
Heiko Müller, Stadt Herdecke
Petra Müller-Tiggemann, Stadt Bochum
Dr. Dieter Nellen, Regionalverband Ruhr
Susanne Neßling-Wittpoth, Ökoplan
Werner Neuhaus, Stadt Hagen
Wolfgang Neuhoff, Stadt Duisburg
Ingo Niemann, Ennepe-Ruhr-Kreis
Achim Nöllenheidt, Klartext Verlag
Kai Obergfell, Stadt Wetter (Ruhr)
Vilbert Oedinger, Stadt Witten
Anke Oeynhausen, Ökoplan
Martin Offergeld, Stadt Duisburg
Walter Ollenik, Stadt Hattingen
Claudia Paetsch, Stadt Witten
Andreas Papenbrock, Bezirksregierung
Arnsberg
Wilfried Perner, Freizeitzentrum Kemnade
GmbH
Prof. Dr. Franz Pesch, Pesch und Partner
Dr. Michael Peters, Westfälisches Industriemuseum Zeche Nachtigall
Thomas Pisula, Stadt Dortmund
Holger Platz, Planco Consulting GmbH
Jochen Plückelmann, CP Compartner
Harald Polenz, Essen
Michael Quadt, Stadt Essen
Armin Rahmann, Nordrhein-Westfälischer
Ruder-Verband e. V.
Hans-Peter Rapp-Frick, SIHK zu Hagen
Simone Raskob, Stadt Essen
Matthias Reckert, Handwerk-Kunst-Design
Ben Redelings, Bochum
Harald Reese, DGEG-Eisenbahnmuseum
Dahlhausen
Dr. Wolfgang Reiniger, Oberbürgermeister
Stadt Essen
Birte Rybarski, Schmidt/Bechtle GmbH
Wolfgang Richter, Ennepe-Ruhr-Kreis
Friedemann Rieks, Natur Aktiv
Bernd Riepe, Ringhotel Drees
Hans-Werner Rixe, Dortmund Agentur
Martin Roderfeld, Bezirksregierung Arnsberg
Dr. Thomas Rommelspacher, Regionalverband Ruhr
Bernd Roß, Stadt Hagen
Stephanie Roth, Stadt Hagen
Matthias Rothermund, DORTMUNDtourismus e. V.
Burkhard Rühberg, Bochum-Gelsenkirche
ner-Straßenbahn AG
Ernst Salein, Ministerium für Wirtschaft und
Mittelstand, Energie und Verkehr NRW
Helga Sander, Stadt Mülheim a. d. Ruhr
Jochen Sander, Essener Versorgungs- und
Verkehrsgesellschaft
Jutta Sankowski, Stadt Dortmund
Adolf Sauerland, Oberbürgermeister Stadt
Duisburg
Sven Schade, Stanzwerk Bochum
Jürgen Schädel, Stadt Hagen
Martin Schaffer, Kohl & Partner Wien GmbH
Frank Schellberg, Paritätische Initiative für
Arbeit Mülheim
Prof. Dr. Oliver Scheytt, Ruhr 2010 GmbH
Norbert Schilff, Stadt Dortmund
Giesbert Schlotzauer, Bochum-Gelsenkirchener-Straßenbahn AG
Peter Schlusnus, Stadt Herdecke
Holger Schmidt, Personenschifffahrt Meyer
Ullrich Schmidt, Schmidt/Bechtle GmbH
Bernd Schmidt-Knop, Grün und Gruga Essen
Martina Schmück-Glock, Regionalverband
Ruhr
Ralf Schockmann, Team Convention
Markus-Patrick Schoebel, Dr. Lohbeck
GmbH & KG, Brauerei Schwelm
Dr. Ottilie Scholz, Oberbürgermeisterin
Stadt Bochum
Wolfgang Schommer, Stadt Hattingen
Horst Schott, Schmidt/Bechtle GmbH
Alfred Schulte-Stade, Hattingen
Hans-Dieter Schumacher, Stadt Hagen
Michael Schwarze-Rodrian, Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH
Frank Schweppe, Stadt Witten
Manfred Sell, Stadt Wetter (Ruhr)
Michael Sell, Büro für Landschaftsplanung
Viebahn und Sell
Thomas Sichelt, Stadt Bochum
Ludger Siemer, Bezirksregierung Arnsberg
Ullrich Sierau, Stadt Dortmund
Hans Georg Spiekermann, Sprockhövel
Harald Spiering, Regionalverband Ruhr
Josip Sosic, Stadt Duisburg
Thomas Sprenger, Stadt Bochum
Volker Stein, Landrat a. D. Ennepe-RuhrKreis
Christel Stracke, Regionalverband Ruhr
Thomas Strauch, Wittener Gesellschaft für
Arbeit und Beschäftigungsförderung mbH
Dr. Katja Strauss-Köster, Stadt Herdecke
Thomas Susen, Stadt Duisburg
Arnold Tacke, Witten
Hans-Werner Tata, Kulturforum Witten
Dr. Gisela Tervooren, Ennepe-Ruhr-Kreis
Stefan Thabe, Stadt Dortmund
Uwe Tietz, Ennepe-Ruhr-Kreis
Stefan Tigges, Ruhrtalbahn GmbH
Klaus Tödtmann, Ennepe-Ruhr-Kreis
Osita Uchegbu, Stadt Herdecke
Walter Uphoff, Herdecke
Jürgen Uphues, Stadt Hattingen
Meike Uthoff, Ruhr Tourismus GmbH
Regina van Dinther, Präsidentin des Landtags NRW
Peter Vermeulen, Stadt Mülheim a. d. Ruhr
Frauke Viebahn, Büro für Landschaftsplanung Viebahn und Sell
Liana Vogel, Bochum-Marketing
Dieter Wagner, EN-Agentur
Klaus Wehling, Oberbürgermeister Stadt
Oberhausen
Klaus Wehmann, Regionalverband Ruhr
Prof. Dr. Elmar Weiler, Ruhr-Universität-Bochum
Peter Weimer, Bezirksregierung Düsseldorf
Prof. Klaus Wermker, Stadt Essen
Britta Wesselow, CP Compartner
Volker Wiebels, Stadt Mülheim a. d. Ruhr
Dieter Wiechering, Stadt Mülheim a. d. Ruhr
Margit Wiegold-Bovermann, Stadt Hattingen
Axel Wild, Stadt Essen
Norbert Willam, Hotel Henriette Davidis
Martin Wirtz, Regionalverband Ruhr
Andrea Wirtz, WDR-Dortmund
Birgit Witte-Lonsing, Hattingen
Dr. Volker Wrede, GeoPark Ruhrgebiet e. V.
Claudia Wolters, Schmidt/Bechtle GmbH
Klaus Wüllner, IHK zu Bochum
Rainer Zimmermann, Stadtmarketing Wetter e. V.
Heinz Zölzer, Sport Zölzer
Dr. Christoph Zöpel, Staatsminister des
Auswärtigen Amtes a. D., Bochum
Maximilian zu Bentheim-Tecklenburg,
Schloß Hohenlimburg
Martin zur Nedden, Stadt Bochum
67
Bildnachweis
Nicht in allen Fällen war es uns möglich, die
Rechteinhaber der Abbildungen ausfindig zu
machen. Berechtigte Ansprüche werden im
Rahmen der üblichen Vereinbarungen abgegolten.
Titel: Christoph Janot, Wentor; Seite 8: Stefan
Ziese, Witten; Seite 13: Stefan Ziese, Witten;
Seite 14, linke Spalte oben: Stadt Wetter
(Ruhr), Dietrich Thier, linke Spalte unten:
Stadt Wetter (Ruhr), Kay Obergfell; Seite
14/15 oben v.l.n.r.: Stefan Ziese, Witten; Seite
16 oben links: RVR/Frebel, Essen, Seite 16/17
oben: Stefan Ziese, Witten; Seite 17 unten:
RVR/Frebel, Essen; Seite 18/19 oben: Sönke
Windelschmidt, RuhrtalBahn GmbH, Hagen;
Seite 20 oben: Stefan Ziese, Witten; Seite 21
oben links: Stefan Ziese, Witten; Seite 20/21:
Sönke Windelschmidt, RuhrtalBahn GmbH,
Hagen; Seite 22 oben links: Stefan Ziese, Witten; oben rechts: Ruhrtal-Initiative; Seite 23
Mitte: Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST); Seite 23 rechts: Doris Fischer-Pesch, Wetter; Seite 24 oben links: Stefan Ziese, Witten; oben rechts: Ruhrtal-Initiative; Seite 25 oben links: Presse- und Informationsdienst Bochum; Seite 25 Mitte: Stefan
Ziese, Witten, Seite 25 rechts und unten: Christoph Janot, Wentor; Seite 26 linke Spalte
oben: Stadtarchiv Hagen; Seite 26 linke Spalte unten: Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST); Seite 26 oben links: Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH
(MST); Seite 26 oben rechts: Peter Liedtke,
Gelsenkirchen; Seite 27 oben links: RVR, Essen; Seite 27 oben rechts: Stefan Ziese, Witten; Seite 28 oben links + Mitte: Stefan Ziese,
Witten; Seite 29 Mitte: Doris Fischer-Pesch,
Wetter; rechts: Ruhrtal-Initiative; Seite 29 unten: Harley-Rider, Flickr.com; Seite 30 links:
Doris Fischer-Pesch, Wetter; Seite 30 rechts:
Ruhrtal-Initiative; Seite 30/31 Mitte: Stefan
Ziese, Witten; Seite 31 links: Dieter Baum,
Oberhausen; Seite 31 rechts: panoramio.com;
Seite 31 außen: Stefan Ziese Witten; Seite 32:
Stefan Ziese Witten; Seite 32/33 links: Stadt
Wetter (Ruhr), Kay Obergfell; Seite 33 Mitte:
68
Doris Fischer-Pesch, Wetter; Seite 33 rechts:
fotocommunity.de; Seite 33 unten: Presseund Informationsdienst Bochum; Seite 34:
Stefan Ziese Witten; Seite 35 links: Pesch +
Partner, Herdecke; Seite 35 Mitte: Stefan Ziese Witten,Seite 35 rechts: Stadtarchiv Hagen;
Seite 36 links: flickr.de; Seite 36 rechts + 37
links: Stefan Ziese Witten, Seite 37 rechts:
flickr.de, Seite 37 unten: Stefan Ziese Witten;
Seite 38 links: Presse- und Informationsdienst
Bochum, Seite 38 rechts : Flickr.de; Seite 39
links: Dieter Baum, Oberhausen; Seite 39 Mitte + links: Gaby Schulemann-Maier, Düsseldorf; Seite 40: Christoph Janot, Wentor; Seite
41 links: Doris Fischer-Pesch, Wetter; Seite 41
Mitte: Walter Schernstein, Mülheim; Seite 41
rechts: Ruhrtal-Initiative; Seite 41 unten: Stefan Ziese, Witten; Seite 42 links: Arnold Paul;
Seite 42 rechts: Mülheimer Stadtmarketing
und Tourismus GmbH (MST); Seite 43 links:
Pesch + Partner, Herdecke; Seite 43 Mitte:
Masterplan westliches Ruhrgebiet, Stadt Mülheim an der Ruhr; Seite 43 rechts: Stefan Ziese, Witten; Seite 46 links: Pesch + Partner,
Herdecke; Seite 46 rechts: Ulrich Huhn, Oberhausen; Seite 47 links: fotocommunity.de; Seite 47 Mitte: Stefan Ziese, Witten; Seite 47
rechts: Ruhrtal-Initiative; Seite 48/49: Stefan
Ziese, Witten; Seit 49 rechts: Doris FischerPesch, Wetter; Seite 49 unten: Christoph Janot, Wentor; Seite 50 links: Doris FischerPesch, Wetter; Seite 50 rechts: Stadtarchiv
Hagen; Seite 51 links: WABE, Witten; Seite 51
Mitte + rechts: Doris Fischer-Pesch, Wetter;
Seite 52 links + Mitte: Pesch + Partner, Herdecke; Seite 52 rechts: Stadtarchiv Hagen;
Seite 53 rechts: Schmidt-Bechtle, Herdecke;
Seite 53 Mitte: Stadtarchiv Hagen; Seite 53
rechts: Schmidt-Bechtle, Herdecke; Seite 54:
Pesch + Partner, Herdecke; Seite 55: Klartext
Verlag, Essen; Seite 61: Ruhrtal-Initiative; Seite 63: Ruhrtal-Initiative; Seite 65 oben links:
Kulturhauptstadtbüro Duisburg, Siegrun Appelt; Seite 65 oben rechts: Kulturhauptstadtbüro Duisburg, Modulorbeat; Seite 65 unten:
Kulturhauptstadtbüro Duisburg, Yves Netzhammer;
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Ruhrtal intensiv
Die Arbeit der Ruhrtal-Initiative 2001 - 2009
im Auftrag der Ruhrtal-Initiative
Eine gemeinsame Initiative der Städte Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Hagen, Hattingen, Herdecke,
Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Wetter (Ruhr) und
Witten, des Ennepe-Ruhr-Kreises und des Regionalverbands Ruhr
Schmidt/Bechtle GmbH
Gahlenfeldstr. 49
58313 Herdecke
Tel.: 02330 8087-0
Fax: 02330 8087-67
E-Mail: herdecke@schmidtbechtle.de
Bearbeiter:
Horst Schott
Layout:
Doris Fischer-Pesch
Herdecke, September 2009
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