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Daten

Kommune
Köln
Dateiname
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11 MB
Erstellt
31.12.14, 07:07
Aktualisiert
24.01.18, 04:01

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PROZESS RHEINCHARTA Version 1.0 Stand: Dezember 2011 PROZESS RHEINCHARTA Version 1.0 Stand: Dezember 2011 bgmr Landschaftsarchitekten im Auftrag des Arbeitskreises Rhein des Region Köln Bonn e.V. 4 Niederlande Niederrhein Neuss Leverkusen Köln Bonn Belgien Mittelrhein Luxemburg Frankreich Rheinkilometer: 640 – 760 120 Rheinkilometer Oberrhein Hochrhein Schweiz Liechtenstein Alpenrhein Vorderrhein Hinterrhein Hinterrhein Österreich Nordrhein – Westfalen 5 Seite 07 Einführung Seite 09 Präambel Seite 11 Zukunftsaufgaben Seite 15 Die 7 Rheine – Interessenlagen am Rhein Seite 31 Die Thesen der Rheincharta – Ein gemeinsame Handlungsperspektive am Rhein Seite 45 Meilensteine Seite 48 Akteure Seite 50 Lernen von anderen Seite 57 Impressum Einführung 6 EnnepeRuhr-Kreis Krefeld Kreis Mettmann Kreis Viersen Meerbusch Wuppertal Düsseldorf Neuss MönchenGladbach Solingen Remscheid Wupper Rhein-Kreis-Neuss Dormagen Kreis Heinsberg Dhünn Leverkusen RheinischBergischer Kreis Rhein-Erft-Kreis Köln Oberbergischer-Kreis Rhein-Sieg-Kreis Kreis Düren Wesseling Niederkassel Troisdorf Sieg Bornheim Bonn Königswinter ft Bad Honnef Kreis Neuwied Er Kreis Euskirchen Kreis Ahrweiler Gebietskörperschaften im Handlungsgebiet Einführung Was ist das Ziel der Rheincharta? Die Charta ist eine freiwillige Selbstverpflichtung und ein gemeinsamer Beitrag zur Qualitätssicherung der Rheinanlieger in der Region Köln/Bonn zum Umgang mit ihrem Flussabschnitt. Sie ist die inhaltliche Grundlage der weiteren Zusammenarbeit. Die Rheincharta bietet eine Orientierung, wie das „Aushängeschild“ der Region, der Rhein und die Raumentwicklung an seinen Ufern, qualitätsvoll und zukunftsorientiert weiterentwickelt werden kann. Sie benennt vorhandene Interessen und definiert relevante Zukunftsthemen und -trends. In der Charta werden Thesen für den integrierten Umgang mit dem gemeinsamen Fluss formuliert. So wird eine breite und kontinuierliche Auseinandersetzung zur Entwicklung des Rheins mit seinen Ufern angestoßen. Wo gilt die Rheincharta? Die Charta betrachtet den Rheinlauf in der Region Köln/ Bonn zwischen Bad Honnef im Süden und Meerbusch im Norden. Der Fokus liegt auf dem Fluss mit seinen Ufern und wird dort, wo wichtige Bezüge zum Hinterland bestehen, wie z.B. Hochwasserereignisse, Wegeverknüpfungen oder Nutzungsverflechtungen, entsprechend erweitert. Wer erarbeitet die Rheincharta und wer sind die Adressaten? Der Rheinchartaentwurf wurde in seiner ersten Fassung von den Mitgliedern des Arbeitskreises Rhein des Region Köln/Bonn e.V. erarbeitet. (s. a. Seite 48) Der Chartaentwurf wurde im Herbst 2011 mit weiteren Akteursgruppen und Experten aus der Region in Workshops diskutiert und weiterentwickelt. Auf der Rheinkonferenz am 14.12.2011 in Wesseling wird der Chartaprozess von den Arbeitskreismitgliedern ratifiziert. 7 Die weitere Umsetzung der Rheincharta soll gemeinsam mit regionalen, aber auch überregionalen Akteuren ab 2012 erfolgen. Wie werden die Ziele verfolgt und wie werden sie realisiert? Die Ratifizierung der Charta ist der Start zu einer gemeinsamen Haltung zum Rhein. Erste Ideen zur Umsetzung und zur Konsolidierung beziehen sich z.B. auf eine Einflussnahme bei der Aufstellung regionaler Entwicklungskonzepte sowie auf Bewusstseinsbildung, Öffentlichkeitsarbeit und Kooperationen mit den Ober- und Unterliegern am Rhein. Referenzprojekte mit Vorbildcharakter sollen in der Folge entwickelt und mit den Akteuren am Rhein umgesetzt werden. Nach der Ratifizierung wird der Arbeitskreis Rhein weitere Partner aus institutionellen, wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und bürgerschaftlichen Bereichen auf regionaler und überregionaler Ebene einbinden, um der Komplexität von Maßnahmen am Rhein zu entsprechen. Wie verpflichtend ist die Rheincharta? Die Rheincharta ist als Arbeitsgrundlage ein informelles Instrument. Sie ist Orientierungsrahmen, Kriterium und Wertmaßstab der regionalen Entwicklung. Wirksam wird sie, indem ihre Ziele in konkreten Projekten angewandt und erfolgreich erprobt werden. Durch Transparenz, Kommunikation, Fortschreibung und Einbringung in laufende und kommende Planverfahren erhält die Rheincharta ihre „freiwillige Verbindlichkeit“ und Legitimation. Präambel Die Region zwischen Bad Honnef und Meerbusch (120 Rheinkilometer) ist ein Wachstumsraum, der räumlich und kulturell äußerst vielschichtig ist. Der Rhein stellt das Rückgrat dieser Region dar. Begehrte Wasserlagen für die Industrie- und Kreativwirtschaft, ein zunehmender Schiffs- und Logistikverkehr und neue Wohnstandorte mit Bezug zum Fluss dokumentieren diese Bedeutung. Und: der Fluss mit seinen Natur- und Kulturlandschaften ist der Symbolträger und Identitätsraum für die Rheinländer. Am Rhein verdichten sich die unterschiedlichsten Interessen. Jeder, ob Bewohner, Autofahrer, Unternehmer, Berufsschiffer, Tourist oder Naturschützer, schaut mit dem spezifischen Blickwinkel seiner Profession auf die begehrten Lagen am und auf dem Wasser. Anstelle der sektoralen Aufteilung der knappen Lagen wird es im Sinne einer gemeinsamen Strategie zukünftig darum gehen, sie integriert und multicodiert zu entwickeln. Diese Multicodierung und das Miteinander müssen in Zukunft besser abgestimmt werden, um die jeweiligen Ansprüche in ihren Wechselbeziehungen besser zu koordinieren. Dabei müssen unter bestimmten Umständen auch Grenzen diskutiert und verhandelt werden. Im Fokus dieser regionalen Initiative steht dabei immer der Rhein selbst und die Räume an seinen Ufern. Seine Flussdynamik, seine ökologischen Empfindlichkeiten und das Miteinander der zahlreichen Ansprüche bestimmen das Handeln und die Entwicklungsmöglichkeiten an seinen Ufern. 1 9 Neben der Multicodierung wird eine weitere Herausforderung der Raumentwicklung am Rhein die Entkoppelungsstrategie sein. Bevölkerung, Stadt und Wirtschaft sollen weiter wachsen, aber entkoppelt von negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Dieser strategische Ansatz ist die Weiterentwicklung des Umweltschutzes aus den 70er Jahren zu Strategien der Ressourceneffizienz des 21. Jahrhunderts.1 Bei den knappen Flächen am Rhein und den zahlreichen Nutzungsansprüchen an diese Flächen werden Strategien der Multicodierung und der Entkoppelung zu Zukunftsaufgaben in der Region werden. Die Region Köln/Bonn hat, sich aufbauend auf ihrer Leitlinie „Zukunft gemeinsam gestalten“, im Arbeitskreis Rhein entschieden, eine Rheincharta zu entwickeln – mit dem Willen, gemeinsam den Blick in die Zukunft zu richten. Die Rheincharta ist dabei nicht statisch, sondern ein Instrument der Qualitätssicherung am Rhein, das fortlaufend mit allen Akteuren am Fluss, mit den Städten und Kreisen so wie den übergeordneten Behörden fortgeschrieben und abgestimmt wird. Als Grundlage des gemeinsamen Handelns werden lokale und sektorale Interessen über einen regionalen Abstimmungs- und Verpflichtungsprozess in eine übergeordnete und integrierte Gesamtstrategie eingebunden. Mit dem Willen für das Ganze und der Mitwirkung des Einzelnen wird eine gemeinsame Perspektive entwickelt, die bewusst und maßgebend als Entscheidungshilfe in aktuelle und zukünftige Planungen und Genehmigungsverfahren eingebracht wird. Die Region hat bereits durch die Erstellung eines Masterplans :grün für sein Kulturlandschaftsnetzwerk eine funktionierende Qualitätsvereinbarung zur Gestaltung der Landschaft geschaffen, die trotz ihres informellen Charakters eine wesentliche Entscheidungsgrundlage ist. Der Masterplan nimmt den (stadt-)landschaftlichen Wert des Rheins in den Blick. Er bezieht sich auf die gesamte Kulturlandschaft in der Region Köln/Bonn und enthält u.a. einen Fachbeitrag Rhein. Die Rheincharta setzt in Anlehnung daran den Fokus auf den Rhein und seine Ufer, vertieft und schafft wichtige Bezüge zum Hinterland. Sie ergänzt und konkretisiert die Frage des qualitätsvollen Umgangs mit dem Strom. Die Rheincharta ist ebenso ein informelles Instrument, das seine Verbindlichkeit im Laufe des Prozesses durch die Einbindung aller Beteiligten, die Fortschreibung und vor allem aus der konsequenten Anwendung in der Praxis erhält. Die Rheincharta der Region Köln/Bonn ist darüber hinaus eine wesentliche Grundlage und Positionierung für den 2010 begonnenen konstruktiven Dialog mit den Regionen am Rhein von der Quelle bis zur Mündung. Anstelle des „Gürtel enger Schnallens“ des Club of Rome der 1970er Jahre oder des gerechten Ausgleichs von Ökologie, Ökonomie und Sozialem der Nachhaltigkeitsstrategie der 90er Jahre setzt die Strategie der Ressourceneffizienz auf die Entkoppelung von Wachstum von negativen Wirkungen auf die Umwelt. Begriffe wie Zero Footprint, Bauen mit den Fluten, Nullenergiestandard, Flächenkreislaufwirtschaft oder CO² neutrale Lebenszyklusketten prägen diese Debatte der Entkoppelung. Zukunftsaufgaben Die Rheincharta ist als ein langfristiges Instrument für die Gestaltung der Zukunft der Rheinregion zu verstehen. Acht Städte, drei Landkreise und sechs Institutionen arbeiten gemeinsam daran, Zukunftsaufgaben zu identifizieren, Begabungen und Potenziale offenzulegen, Ziele zu bestimmen und in gemeinsamen Handlungskonzepten zusammenzuführen. Welche Zukunftsaufgaben stellen sich für die Akteure an den Ufern des Rheins im Spannungsfeld zwischen Flussdynamik und Raumentwicklung? Klimawandel in der Rheinregion Die möglichen Folgen des Klimawandels sind in den Grundzügen bekannt. In einer flussgeprägten, dicht besiedelten Wachstumsregion sind Extremwetterlagen mit einem deutlichen Mehr an Hitzetagen, Starkregenereignissen, Niedrigwasser im Sommer und Hochwasser im Winter sehr ernstzunehmende Herausforderungen für die Zukunft. Der Klimawandel führt zu einer Verschiebung des Abflussverhaltens im Jahresgang. Zugleich wird der Rhein immer mehr gebraucht, um den sommerlichen Wasserbedarf für die Trinkwassergewinnung, die Schifffahrt und die Industrie zu gewährleisten, um bei Hitze Freizeit und Entspannung am, auf und im Wasser zu ermöglichen und um das Hochwasser ohne Schäden und Vernässung des Hinterlandes zu bewältigen. Die erforderlichen Maßnahmen für eine ausgeglichene Rheindynamik müssen auf regionaler Ebene, aber noch stärker in einer internationalen Kooperation der Rheinanlieger, rechtzeitig vorbereitet, abgestimmt und angeschoben werden. Damit trotz Klimawandel gesunde Lebensbedingungen gesichert werden können, wird der Rhein mit seiner Kaltluftdynamik zudem als Belüftungsschneise zunehmend an Bedeutung gewinnen. 11 Ressourceneffiziente Region Die Ressourcen sind endlich. Wenn wir nicht verzichten wollen, dann liegt die Zukunftsaufgabe in der Effizienzsteigerung im Umgang mit den knappen Ressourcen wie Raum, Infrastruktur, Landschaft, Energie und Finanzen. Entwicklung, Wachstum und Prosperität der Region sind das gemeinsame Ziel, aber weitgehend entkoppelt von negativen Umweltauswirkungen. Strategien zur Minderung des ökologischen Fußabdrucks, zur Entwicklung einer Energie-Plus-Region sowie das Leben mit den Fluten und der Dynamik des Rheins erhalten eine besondere Bedeutung. Gesundheit, Fitness, intakte Umwelt – Der Rhein als Imageträger Ein gesundheitsbewusster und aktiver Lebensstil ist ein Zukunftstrend der modernen Gesellschaft. Gesundheit und Wellness, sauberes Wasser, reine Luft – letztlich die intakte Umwelt – gewinnen als weiche Standortfaktoren im Ranking der Regionen immer mehr an Bedeutung. Der Rhein steht für diese Qualitäten, wenn er sauber, ökologisch intakt und als natürlich angenommen wird. Ländlich-urbane Lebensstilorientierung Die Sehnsucht nach Land und Stadt haben gleichermaßen Konjunktur. Ländliche Ruhe, gesunde Ernährung und intakte Natur in einer engen Verflechtung mit der Stadt, mit urbaner Atmosphäre, kreativer Kultur und vielfältigen Freizeitangeboten sind zwei Seiten einer Medaille. Überlagern sich die beiden Seiten zeitlich und räumlich, entsteht Spannung und eine besondere Attraktivität des Raumes. Die Rheinregion hat mit der engen Verflechtung ihrer Städte und Dörfer, Kultur- und Naturlandschaften die besten Voraussetzungen, diese Pole zusammenzuführen und Lebensqualitäten zu bieten. Demografischer Wandel und diversifizierte Gesellschaft Die Gesellschaft wird heterogener, älter und internationaler. Die Regionen machen sich fit für diesen Wandel. Barrierefreiheit, altengerechte Wohnformen und familienfreundliche Stadtquartiere sind notwendige Angebote. Dabei darf es aber nicht bleiben. Die Regionen brauchen den Nachwuchs. Neue Perspektiven bauen auf Kultur, Kreativität, Wissen und Bildung. Städte sind grün und urban zugleich. Freizeit und Arbeit sind keine getrennten Welten, sondern bilden Orte mit hoher Lebensqualität. Wasserlagen am Rhein sind die angesagten und „hippen Orte“ der sich wandelnden Gesellschaft. Strandbar und Kreativquartier, Wohnen und Arbeiten am Wasser, urbane Freizeitorte am Fluss und Wasser- und Naturlandschaften werden zum Symbol der Neuorientierung einer diversifizierten, jungen Gesellschaft. Der Rhein könnte in der Konkurrenz der Städte und Regionen hierbei eine Vorreiterrolle übernehmen und zum Imageträger der Region werden. Mobilität der Zukunft Das Mobilitätsverhalten ändert sich. Der flexible, moderne Mensch setzt auf multimodale Verkehrssysteme. Je nach Strecke, Bedarf, Wetter und Anspruch werden Schiene, Straße oder Fluss, aber auch das Rad, E-Bike, Stadtmietauto oder Wassertaxi genutzt. Mobilität dient nicht nur zur Überwindung von Distanz, Mobilität wird zur Lebensqualität. Verkehrsinfrastruktur wird zukünftig mehrdimensionaler zu denken sein. Straßen sind nicht nur Transportwege mit weiterhin wachsender Bedeutung, sondern vor allem in den Städten und am Rhein mehrfach nutzbare und urbane Stadträume einer umwelt- und energiebewussten Stadtgesellschaft. Zukunftsaufgaben 12 Meerbusch Neuss Rhein-Kreis-Neuss Dormagen Leverkusen Köln Rhein-Erft-Kreis Wesseling Troisdorf Niederkassel Bornheim Bonn Königswinter Rhein-Sieg-Kreis Bad Honnef Handlungsraum der Rheincharta Zukunftsaufgaben Die Schifffahrtsstraße Rhein mit ihren begleitenden und querenden Verkehrsräumen ist zugleich ein bedeutender Verkehrsraum und ein Kulturraum mit einer dynamischen und erlebbaren Wasserlandschaft sowie naturnahen, urbanen und geschichtlich geprägten Erlebnis- und Entspannungsräumen. Die ohnehin anstehenden Maßnahmen zur Sanierung und zum Umbau der Infrastruktur bieten Chancen, gewissermaßen im Huckepack Verkehrstrassen als mehrfach nutzbare urbane Räume zu qualifizieren. Wirtschaftlicher Wandel Die Sicherung und Entwicklung der Wirtschaftskraft wird eine der zentralen Aufgaben bleiben. Die spezifischen Potenziale, die der Fluss bietet, müssen dabei bewußt als Alleinstellungsmerkmal genutzt werden. Neben der „harten“ Infrastruktur wie Straße, Schiene, Flughafen und der Wasserweg mit seinen Häfen spielen verstärkt auch die weichen Standortfaktoren eine besondere Rolle. Die Förderung von Bildung und Wissen, die Weiterentwicklung attraktiver Wohn- und Freizeitangebote sowie die Stärkung der Kultur und des Tourismus sind die Basis für eine integrierte Entwicklung der Rheinregion. Diese ist nachhaltig, wenn sie gleichzeitig und gleichberechtigt den Schutz und die Entwicklung von Umwelt und Landschaft sowie die Gesundheit der Bewohner gewährleistet. 13 Die 7 Rheine – Interessenlagen am Rhein Der dynamische Rhein – Hochwasser, Niedrigwasser Der entspannte Rhein – Naherholung, Tourismus, Umweltschutz Der Forscher Rhein – Bildung Der mobile Rhein – Mobilität Der Arbeiter Rhein – Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen Der Ernährer Rhein – Produktion Landwirtschaft, Trinkwasser Der häusliche Rhein – Wohnen am Rhein 15 Der dynamische Rhein – Hochwasser,Niedrigwasser 16 Rheindynamik (Überschwemmungsgebiete HQ100, HQ200, HQ500; Verteidigungslinie) Rheindynamik (Verteidigungslinie HQ100 (HQ 200) und Niedrigwasser) Niederschlagsdynamik (Starkregenereignisse in Siedlungsgebieten; Einleitstellen aus dem Mischwasserkanal) Der dynamische Rhein – Hochwasser, Niedrigwasser Der Rhein pendelt als dynamisches Flusssystem zwischen Hoch- und Niedrigwasserereignissen. Je nach Zustand verengen oder erweitern sich die Spielräume für die Nutzung der Uferzonen. Die Dynamik schafft „Verhandlungsräume“ zwischen Stadt und Landschaft. Der Rhein hat seine eigene Geschwindigkeit. Er gibt der Region einen besonderen Rhythmus und ist Impulsgeber für Projekte am Wasser. Verkehrs- und Informationssysteme, Hochwasserschutzanlagen und städtebauliche Vorhaben werden im Bewusstsein möglicher Extremereignisse entwickelt. Baulich-gestalterische Synergien entstehen immer dort, wo sich die Projekte dem Fluss zuwenden und seine Dynamik auch in ihrer Gestaltung nachvollziehen. Beispielhaft hierfür stehen die neuen Hochwasserpumpwerke zwischen Worringen und Rodenkirchen, die nicht nur technische Funktionsgebäude, sondern Ausdruck einer wasserspezifischen Baukultur sind. Aber auch planerische Konzepte, wie das im Zusammenhang mit dem Regionale 2010-Projekt „Wohnen am Strom“ entstandene „Handbuch zu technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen des Bauens in hochwassergefährdeten Gebieten“, bieten Anregungen für einen innovativen Umgang mit der Dynamik des Rheins. Die Wasserlagen sind begehrt. Die Dynamik des Flusssystems wurde in der Vergangenheit jedoch immer dann zum Problem, wenn sie nicht als Teil der funktionalen Verflechtung mitgedacht wurde. Nicht hochwasserangepasste, an die Flusslage herangerückte Nutzungen reagieren in erster Linie gegenüber dem Fluss mit abschottenden Hochwasserdeichen, -wänden. Diese Strategie nimmt dem Fluss Raum, was erhöhte Wasserstände und Schadensrisiken in den flussabwärts liegenden Gebieten zur Folge hat. Insofern ist nicht die Flussdynamik das Problem, sondern die bisher nicht offensiv entwickelte Praxis in der Stadtentwicklung, sie ganz selbstverständlich mitzudenken und mit ihr umzugehen. Die Schaffung von Überschwemmungsbereichen flussaufwärts (z.B.: Polder Langel-Lülsdorf) unterstützt den Ansatz, der Flussdynamik Raum zu geben. Betrachtet man heute den HQ 100/200 als Hauptverteidigungslinie städtischer Infrastrukturen, so gibt die Projektion des HQ 500 einen Ausblick auf mögliche Extremereignisse der Zukunft und die Gefährdungspotenziale bei versagenden Sicherungseinrichtungen. Die Botschaft ist: Das Flusssystem ist dynamisch. Für nicht hochwasserangepasste Nutzungen besteht immer ein höheres Restrisiko, als für Nutzungen, die sich der Dynamik des Flusses anpassen! Information und Aufklärung sind die ersten Schritte für ein zukunftsfähiges Leben mit den Fluten. Weitere werden folgen müssen. Gefahren bestehen nicht nur bei Extremhochwasser, sondern auch bei Extremniedrigwasser. Extremniedrigwasser bei gleichzeitiger Hitzebelastung führt zur Beeinträchtigung der Wasserqualität und schränkt neben den natürlichen Lebensräumen die Trinkwasserversorgung und die industrielle Nutzung von Rheinwasser ein. Wird die Transportfunktion des Rheins eingeschränkt, hat das tiefgreifende Auswirkungen auf die nachfolgenden Logistikketten (Straße, Schiene). Das Flusssystem wird in seiner Wasserdynamik auch durch das Abflussverhalten der Siedlungsgebiete und Infrastrukturen sowie durch die Emissionen aus Industrieund Gewerbearealen beeinflusst. Zunehmende Starkregenereignisse und andauernde Trockenperioden machen 17 Anpassungen der regionalen Siedlungswasserwirtschaft notwendig. Wassersensible Stadtentwicklung am Rhein bedeutet, die Negativwirkungen auf den Fluss zu minimieren und darüber hinaus innovative Impulse für das überregionale Gewässerregime des Rheins zu geben. Konzepte für einen zukunftsorientierten Umgang mit dem Fluss setzen auf der lokalen Ebene an, stehen aber in Wechselbeziehung mit und in Abhängigkeiten von einer überregionalen und internationalen Systembetrachtung des Flusses. Der vorbeugende Hochwasserschutz, die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die Hochwasserrisikomanagementrichtlinie, der Schutz des Grundwassers und die Implementierung eines integrativen Siedlungswassermanagements sind daher fester Bestandteil der erforderlichen wassersensiblen Weiterentwicklung der Städte und Gemeinden am Rhein. Unter HQ 200 (200-jährlicher Abfluss) versteht man die Abflussmenge eines Gewässers, die im statistischen Mittel einmal alle 200 Jahre erreicht wird. Die Schutzeinrichtungen (Verteidigungslinie) des Kölner Hochwasserschutzkonzeptes beziehen sich auf den Pegel 11,30m KP (Kölner Pegel) für eine 100-jährliche und in Teilen auf 11,90m KP für eine 200-jährliche Hochwasserhäufigkeit. Die Hochwasserschutzanlagen im Rhein-Kreis-Neuss sind auf ein 300/350-jährliches Hochwasser ausgelegt. Der entspannte Rhein – Naherholung, Tourismus, Umweltschutz 18 Radwegenetz Rheinradweg D-Netz Route Erlebnisraum Römerstrasse: Agrippastrasse/Via Belgica Wanderrouten empfohlene Skaterstre- Freizeitmobilität (Radwege; Themenrouten; empfohlene Skaterstrecken; Wanderrouten; Rheinschifffahrt) Genuss und Aktion (Baden; Sport; Kinderaktionen; Golfplätze; Freizeithäfen; Reiten; Ausflugsziele; Museen; Opern usw.) Entschleunigung (Natura 2000- und Vogelschutzgebiete; Naturschutzgebiete; Waldgebiete; Naturräume am Rhein) Der entspannte Rhein – Naherholung, Tourismus, Umweltschutz Der Rhein schöpft seine Anziehungskraft in hohem Maße aus seiner Größe und historisch überlieferten Unbeherrschbarkeit. Die Stromlage schafft zugleich beschauliche und „entspannte“ Grenzräume mit großer Attraktivität für Naherholungssuchende und Touristen. An der Schnittstelle von Mittel- und Niederrhein bieten die Rheinufer mit ihren steilen Berghängen bei Bad Honnef im Süden, über die verstädterte Kölner Bucht bis zu den mehr landwirtschaftlich geprägten Niederungen im Rhein-Kreis Neuss auf wenigen Kilometern ein besonderes und differenziertes Landschaftsbild. Dieses Potenzial gilt es durch die Verbesserung der Zugänglichkeit und Gestaltung der Ufer und Rheininseln in einem verträglichen Maß zu aktivieren. Die Qualifizierung der Erreichbarkeit und die Inszenierung ausgewählter Orte sind Handlungsfelder, in denen die regionalen Akteure bereits Entwicklungsprojekte in unterschiedlichen Maßstäben realisiert haben. Touristische Angebote auf dem Wasser wurden in Form stationärer Anleger oder zusätzlichen Transportangeboten initiiert. Schwerpunktprojekte der Landschafts- und Stadtentwicklung, wie z.B. der Neuland-Park Leverkusen, der Rheinauhafen oder der Rheinboulevard in Köln, neue Marinas und Fahrgastschiffverbindungen sowie die steigende Belegung mit Hotelschiffen, bezeugen die zunehmende Attraktivität der Wasserlagen. Mit den Projekten des Masterplans :grün 3.0 werden weitere Impulse an den Mündungen der Nebenflüsse wie Wupper und Sieg gesetzt. Auch die Halbinsel- und Insellagen im Rhein bergen wertvolle Landschaftspotenziale (z.B.: Herseler Werth, Zündorfer Groov, Rheinpark, Niehler Hafen/Am Mohlenkopf und Zonser Grind). Gerade hier ist die integrierte 19 Entwicklung von Naturschutz und Naherholung von großer Bedeutung für die Verträglichkeit und Nachhaltigkeit. Ein weiteres Potenzial besteht in der Anbindung der Flusslagen an die bereits bestehenden Freizeitorte wie Parkanlagen, Kiesseen, Sportarenen, Freizeitparks sowie die Museen und kulturellen Spielstätten wie Bonner Oper, Ernst-Moritz-Arndt-Haus, Kölner Philharmonie, RömischGermanisches Museum, Schokoladenmuseum, Deutsches Sport- und Olympia Museum in Köln, Fischereimuseum Troisdorf-Bergheim, Haus der Geschichte, Kunstmuseum, Kunst- und Ausstellungshalle, Museum Alexander Koenig, LVR-LandesMuseum Bonn, Sea Life Center und Siebengebirgsmuseum in Königswinter, Kreiskulturzentrum Zons, Clemens-Sels-Museum Neuss u.a. Zudem gewinnt die Frage, welche Möglichkeiten sich aus der zunehmenden Flussdynamik ergeben, an Bedeutung. Der zwischen den Niedrig- und Hochwasserereignissen pendelnde Strom erzeugt neue, temporäre Erlebnisorte. Sie könnten zu Impulsgebern für neuartige Projekte im „Verhandlungsraum“ zwischen Stadt und Landschaft werden. Der Forscher Rhein – Bildung 20 Volkshochschulen Rheinkonferenzen Biologische Stationen HochwasserKompetenzCentrum Erlebnispfade Naturgut Ophoven (Leverkusen) FH Köln Villa Öki (Köln) Schulen / Kitas Uni Köln Hafenrundfahrten Rheinlabor Uni Köln Alanus Hochschule Bornheim M M M M M M Wasserverbände Naturerfahrungsräume Forschungszentrum CEASAR Uni Bonn Regionale 2010 Naturparke IUBH Bad Honnef-Bonn ..... Wissen und Innovation (Bildungseinrichtungen, Unis und Forschung) M M M M M M M M M Kulturhistorische Achse (Museen, Denkmäler, bedeutsame Kulturlandschaftsbereiche) Der Forscher Rhein – Bildung Die Zukunft einer Region wird durch Bildung und Wissen gestärkt und profiliert. Das Wissen über die Rheindynamik und den Hochwasserschutz, über die Schifffahrt und die Logistik an einem Fluss oder über Zusammenhänge von Wasserwirtschaft, Ökologie und Siedlungsentwicklung sind Themen, die einer Region ein Bildungsprofil geben. Das Flusssystem Rhein ist dabei der gemeinsame Bezugsort. Das Wissenscluster, das hier entsteht, ist die Flussdynamik und die Raumentwicklung. Innovationen ergeben sich, wenn die sich überlagernden Themen am Rhein zusammengedacht und in integrierte Lösungen überführt werden. Kompetenzen bilden sich über die Vernetzung des in der Region vorhandenen Wissens, über die praktische Anwendung und Bereitschaft zur Weitergabe von Erfahrungen, wie es beispielsweise das HKC-HochwasserKompetenzCentrum über die Grenzen der Region hinaus bereits praktiziert. Neue Partnerschaften, Akteursvernetzungen und der Wille, das gemeinsame Wissen in konkreten Projekten umzusetzen, sind Voraussetzungen für die Kompetenzbildung und die Profilierung der Region. So stellen die Rheinkonferenzen eine Austauschform zwischen den Fachdisziplinen dar und führen die Akteure aus den Städten und Gemeinden, der Wirtschaft und der Region mit der Wissenschaft zusammen. Neues Wissen wird generiert und neue Sichtweisen auf den Rhein werden ausgetauscht und verhandelt. Durch konkrete Projekte am Fluss wird das in der Fachöffentlichkeit Vorgedachte fassbar. Wissen, Forschung und Kompetenzen am Rhein werden deutlich. Das HochwasserKompetenzCentrum Köln agiert als Verein mit seinen Informationsangeboten zu Vorsorge- und 21 Anpassungsstrategien zum Hochwasserschutz in einem Netzwerk zur Wissensgewinnung und Weiterbildung auch für die Rheinanrainer. In Anbetracht der bereits eingetretenen Hochwasserschäden und noch bestehenden Risiken ist dies von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung. Die turnusmäßigen Hochwasserschutzübungen, wie sie in Köln z.B. von den Stadtentwässerungsbetrieben Köln, AöR durchgeführt werden, sind Teil einer langfristigen, handlungsorientierten Qualifizierungsstrategie mit starker Öffentlichkeitswirksamkeit. Ebenso bietet das Wirtschaften am Rhein einen Ansatzpunkt für zahlreiche Bildungsangebote. Erst durch die Kenntnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge und insbesondere die Standortcharakteristik öffnet sich das Sichtfeld hin zu einer wirtschaftlichen Betrachtung. Die Rheinlage bietet weiche Standortfaktoren und Profilierungschancen (z.B. Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot, Image des Standortes und der Region, Umweltqualitäten) die für die Ansiedlung von Wissenschaftsinstituten und Bildungsstätten von Bedeutung sind. Ein weiteres Handlungsfeld besteht in der umweltpädagogischen Profilierung der Flusslandschaft. Schon heute nutzen Schulen und Kindertagesstätten die Rheinufer als Ausflugsziel zur konkreten Umwelterfahrung. Durch die Entwicklung von Naturerfahrungsräumen am Rhein könnten neue Zielorte am Fluss entstehen. Spezifische Bildungsangebote an bestimmten Orten am und im Fluss zielen auf eine stärkere Annäherung von Stromlage und rheinischer Bildungslandschaft. In dieser Hinsicht ist auch die Einbeziehung der historisch gewachsenen und gebauten Erlebnisorte, der Kultureinrichtungen und auch der Wirtschaftsunternehmen von großer Bedeutung. Themenbindung, räumliche Nähe und konkrete Berücksichtigung der Flusslage in die Standortprogrammatik kennzeichnen die „Fluss-Bildungsorte“ der Zukunft. Der mobile Rhein – Mobilität 22 P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R P+R Logistiknetze (Wasserstraße; Schiene; Autobahn; Häfen; Flughafen; Industrie u. Gewerbe) Freizeitmobilität (Wasserstraße; Radwege; Fähren; Fahrradstationen; Freizeithäfen) Berufsverkehrsnetz (Schiene; Autobahn und Hauptstraßen; Fähren; Park&Ride) Der mobile Rhein – Mobilität 23 274298 Köln Nur wenige Fährverbindungen und Brückenbauwerke ermöglichen die Querung des Rheins. An den Rampen und Zufahrten der Rheinbrücken verdichten sich die Verkehrsströme und prägen nicht nur weit sichtbar den Flussraum sondern auch die städtischen Räume. Rhein-Erft-Kreis 121914 116827 39207 Leverkusen 112046 Bonn Hotelschiffe erweitern temporär die städtische Infrastruktur auf dem Wasser. Ausflugsdampfer ermöglichen das Erleben des Raumes aus der Perspektive des Flusses. Die unterschiedlichen Verkehrsarten durchziehen die Niederterrasse mit eigenen Netzen und Schnittstellen. Sie sind Teil der Kultur- und Stadtlandschaft und wirken vor allem hier in die Tiefe des Raumes. Zugleich sind sie Wahrnehmungslinien, die in Abhängigkeit zur Einbindung und Reisegeschwindigkeit die Vorstellung von Landschaft wesentlich prägen. 45661 Rhein-Sieg-Kreis 208476 154403 31870 104209 125636 137766 Rhein-Kreis-Neuss Der Rhein ist als Wasserstraße in einen Mobilitätsraum eingebettet und Teil des europäischen Verkehrskorridors Rotterdam-Genua. Links- und rechtsrheinisch verläuft die übergeordnete Verkehrsinfrastruktur entlang des Stroms. Rheinnahe Häfen, Gewerbe- und Industriegebiete werden durch Zubringer angebunden. Große Mengen des Güteraufkommens aus den ZARA-Häfen (Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam) werden in der Region Köln/Bonn am Rhein umgeschlagen und im Hinterland verteilt. Berufspendler Stand 2006 (Pendler/Tag) Einpendler Auspendler Pendlerbeziehungen (Berufseinpendler; Berufsauspendler ) Rheinpotenziale zu erschließen bedeutet, die unterschiedlichen Interessen der Verkehrsteilnehmer verträglich zusammenzuführen. Der Berufsverkehr, ob auf der Straße oder auf dem Fahrradweg, auf dem Wasser oder in der Bahn erwartet Zügigkeit und Komfort. In der Freizeit suchen die meisten die Entschleunigung und den Genuss. Angenehme Begleiträume oder sportliche Aktivitäten stehen dann im Vordergrund. Gerade an der begehrten Rheinlage müssen diese unterschiedlichen Ansprüche erkannt und die Mobiltätsräume mehrdimensionaler für alle gestaltet werden. Die Schaffung multimodaler Schnittstellen und strategischer Verbindungen zum Fluss, die Orientierung der Freizeitmobilität auf die Stromlage und die Weiterqualifizierung von Logistikketten unter Nutzung der Potenziale des Flusssystems sind Entwicklungsaufgaben der Zukunft, die nur durch integrierte und abgestimmte Konzepte umsetzbar sind. 2010 wurden in den 4 Häfen der Häfen und Güterverkehr Köln AG ca. 12 Mio. t Güter, in den 3 Häfen der NeussDüsseldorfer Häfen GmbH & Co.KG ca. 8,3 Mio. t, davon 6,4 Mio. t am Standort Neuss, und im Hafen DormagenStürzelberg ca. 0,9 Mio. t Güter umgeschlagen. 6 Fahrradstationen an Bahnhöfen und 45 „Park&Ride“Plätze bieten im dargestellten Betrachtungsraum bereits multimodale Schnittstellen. Ca. 777.310 Berufstätige pendeln täglich innerhalb der bzw. in die Verwaltungsbezirke Köln, Bonn, Leverkusen, Rhein-Erft-Kreis und Rhein-Sieg-Kreis und Rhein-KreisNeuss. 2x täglich Kaiserwerth Produktion (Industrie & Gewerbe; Abbau von Kies) 1 x täglich Köln 1 x täglich heinschiīfahrt: Köln-Düsseldorfer Rheinschiīfahrt, Bonner Personenschiīfahrt - Linienfahrten Düsseldorf Weisse FloƩe Düsseldorf - Linienfahrten Der Arbeiter Rhein – Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen 24 Bonn Dienstleistungen (Fähren; Hotels & Hotelschiffe; Rheinschifffahrt; Konzernzentralen; Cafés & Restaurants; Ausflugsziele) Der Arbeiter Rhein – Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen Das Arbeiten am und mit dem Rhein hat sich in den vergangenen 100 Jahren grundlegend geändert. Die ursprünglich landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft wurde in weiten Teilen in einen Wirtschaftsraum mit großflächigen gewerblichen und industriellen Produktionsräumen transformiert. Bürostandorte, Gewerbegebiete, Dienstleistungszentren, Petrochemie, Automobilindustrie, Transportnetze, Güterumschlag- und Kiesabbauflächen prägen heute die Arbeits- und Alltagsräume am Rhein nachhaltig. Die Region ist ein Wachstumsraum. Die Bedeutung der Häfen und der an sie gebundenen Logistikketten nehmen eine Schlüsselrolle bei der zukünftigen Entwicklung ein. Standortentscheidungen von Schlüsselindustrien und Folgeinvestitionen werden wesentlich von der Nutzung des Rheins als Wasserstraße bestimmt. Hier liegen die größten Potenziale, um die prognostizierten Güterverkehrszuwächse aufzunehmen. Hinzu kommt, dass für den Binnenschifffahrtsverkehr im Vergleich zu allen anderen Verkehrsträgern weitaus günstigere Umweltbilanzen nachweisbar sind. Kernaufgabe der zukünftigen Entwicklung ist, die „Ressource Rhein“ für ein zukunftsorientiertes wirtschaftliches Wachstum zu nutzen. Die Förderung rheinaffiner Wirtschaftsbereiche steht hierbei im Vordergrund. Zielsetzung muss es sein, wirtschaftliches Wachstum in ausgleichendem Einklang mit anderen Belangen zu befördern. Dies erfordert integrierte und auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Konzepte. In diesem Zusammenhang sind auch die derzeitigen Kiesabbaugebiete in ein integriertes Konzept der zukünftigen Standortentwicklung von Wasserlagen einzubeziehen. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit zeigen, 25 dass der „Arbeiter Rhein“ durchaus in der Lage ist, durch neue Nutzungen und technische Innovationen „sauberer“ zu wirtschaften, ohne an Kraft zu verlieren. Konversionen brachgefallener militärischer und industrieller Standorte sowie Investitionen in die Sicherheit von industriellen Anlagen in wassersensiblen Lagen sind als Aufgabenstellung bereits in der Region präsent. Die Rheinlage ist auch stets ein weicher Standortfaktor für die Ansiedlung von Unternehmen. Insbesondere der Dienstleistungssektor (Büro- und sonstige Dienstleistungsnutzungen) setzt seit Ende der 1980er Jahre bei der Entwicklung von Wasserfronten in allen europäischen Großstädten große Potenziale frei. Leverkusen Rhein-Sieg-Kreis Köln Rhein-Kreis-Neuss Rhein-Kreis-Neuss 23.710 Köln 72.370 U U Bonn 23.020 Leverkusen 19.870 Rhein-Sieg-Kreis 512.630 Rhein-Erft-Kreis 374.790 Rhein-Erft-Kreis Der Ernährer Rhein – Produktion Landwirtschaft, Trinkwasser 26 U Direktvermarktung Landwirtschaftlich genutzte Fläche Stand 2010 in 1000m² Landwirtschaft (Anteile landwirtschaftlicher Flächen) Wochenmärkte Großmarkt Absatz regionaler Produkte (120 Direktvermarktung; 80 Wochenmärkte; 1 Großmarkt) G U G G G G Art und Anteil der Trinkwassergewinnung Wasserversorgung (Trinkwasserschutzgebiete; Gewinnung aus Grundwasser (G) u. Uferfiltrat (U)) Der Ernährer Rhein – Produktion, Landwirtschaft, Trinkwasser Die Geschichte der Siedlungsgebiete am Rhein ist eng mit der Nutzung der wirtschaftlichen Potenziale der Stromlandschaft verbunden. Neben der Bedeutung der Flusslage als Wasserstraße, der Ufer für den Güterumschlag und ihrer Besetzung durch rheinaffine Industrien gehören die fruchtbaren Rheinebenen zu den wichtigsten Grundlagen der Rheinwirtschaft. Die niederrheinische Bucht zählt zu den wärmsten Regionen Deutschlands. Vegetationsperioden von 230-250 Tagen, hohe Niederschläge und wertvolle Lößböden begründen auch in aktuellen Klimaszenarien die Einordnung als agrarwirtschaftlicher Gunstraum. Der Rhein ist gleichzeitig ein wichtiger Ernährer der Region und des Weltmarktes. Mit dem Standort BornheimRoisdorf agiert eines der größten nationalen Vermarktungsunternehmen „Landgard“ in der Region und aus der Region heraus. Durch die zunehmende Wertstellung regionaler landwirtschaftlicher Produkte und die enge Verflechtung von Produktionsräumen und Absatzmärkten bestehen gute Voraussetzungen für die Profilierung urban-ländlicher Versorgungsketten. Ein ökologisch intakter Rhein, sauberes Wasser und gesunde Lebensmittel werden in ihren Abhängigkeiten zusammengedacht. Eine steigende Zahl an Direktvermarktern, Bioläden und Wochenmärkten, aber auch die veränderte Produktpalette der Discounter bilden den Trend zu regionalen und gesunden Lebensmitteln bereits ab. Durchschnittlich werden 20 Prozent der in der Region erzeugten Sonderkulturprodukte in der „weiteren“ Region vermarktet. Damit werden Transportstrecken verkürzt und durch die Energieeinsparung ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet. Besondere Nischenproduktionen, wie der Weinbau in Königswinter, geben den Teilräumen am Rhein eine besondere Identität. 27 Neben dem Feldanbau gewinnt die quantitative und vor allem qualitativ hochwertige Trinkwasserversorgung der wachsenden städtischen Agglomerationen durch Uferfiltrate, Grundwasser und Talsperren ebenfalls an Bedeutung. Die Wasserversorgung der Anliegerkreise erfolgt heute zu einem großen Teil über die lokalen Uferfiltrate und Grundwasserentnahmen. Die Art der landwirtschaftlichen Nutzung und Wassergewinnung müssen fein aufeinander abgestimmt und Schadstoffeinträge in Grundwasser vermieden werden (z.B. freiwillige Wasserqualitätskontrollen von landwirtschaftlichen Betrieben zur Hilfsstoffoptimierung, wie in Porz-Langel). Genauso wie bei der Sicherung der Wasserqualität, erhöht der regionale Absatz landwirtschaftlicher Produkte die Sensibilität der wirtschaftlichen und politischen Akteure für Qualitätssicherungsfragen. Herkunft und Produktqualität sind von zunehmender Bedeutung für das Ansehen, das Selbstverständnis und die Marktfähigkeit der regionalen landwirtschaftlichen Produktion. In den Verwaltungsbezirken Köln, Bonn, Leverkusen, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis und Rhein-KreisNeuss produzieren insgesamt 2.813 landwirtschaftliche Betriebe auf einer Fläche von ca. 120.249 ha. In diesen Verwaltungsbezirken werden ca. 55% des Trinkwassers aus dem Grundwasser und ca. 34% aus Uferfiltrat gewonnen. Der häusliche Rhein – Wohnen am Rhein 28 Neuss Leverkusen Köln Wesseling Troisdorf NiederkasBornheim Bonn Königswinter Wohnlagen an Promenaden Wohnlagen am Rhein Bad Honnef Wohnlagen an Naturräumen Wohnlagen an Infrastruktur Siedlungsgebiete (Siedlungen; Verteidigungslinie HQ 100(200)) Wohnlagen am Rhein (Wohnlagen; „Wohnen am Strom“) Der häusliche Rhein – Wohnen am Rhein Der „häusliche Rhein“ wird durch das Wohnen am Fluss bestimmt. Dabei prägen sich die Standorte in ganz unterschiedlichen Bezugnahmen und Nutzungszonierungen aus. Wohnstandorte mit direktem Rheinbezug wechseln mit Wohnlagen an Promenaden, Naturräumen oder Infrastrukturen. Hochwassersicherungsanlagen bilden sich durch vorgelagerte Schutzmauern, Deiche oder die Inanspruchnahme topografischer Höhenlagen für die bauliche Entwicklung ab. Die Nähe zum Rhein und die Präsenz des „häuslichen Rheins“ sind wichtiger Bestandteil der ideellen Orientierung und Heimatbindung am Rhein. Hier zeigt sich die Gesellschaft nicht in Form öffentlicher Großprojekte, sondern durch privates Bauen – mal hochwertig, mal traditionell, mal exzentrisch, mal unambitioniert, mal abweisend, mal einladend. Auch die von Vereinen und Kleingartenanlagen besetzten Ufer sind Teil des Privaten an der Schnittstelle zum öffentlichen Rheinufer. Eine der wesentlichen Aufgaben besteht in der Qualifizierung dieser Schnittstellen, um das Bauen am Fluss mit den Anforderungen der Flussdynamik, der öffentlichen Zugänglichkeit und der „Baukultur am Wasser“ zukunftsweisend zu überlagern. Durchgängig öffentlich nutzbare Ufer und der Abbau von Barrieren in der Annäherung aus der Tiefe des Raums sind von großer Bedeutung für die Erlebbarkeit des öffentlichen Raums am Wasser. Ein wesentliches Ziel dieses Prozesses ist die Aktivierung der privaten Bauträgerschaft für die Weiterentwicklung der regionalen Baukultur, die sich als eine spezifische „Baukultur am Wasser“ am Rhein profilieren soll. Beispielhaft hierfür steht der Projektwettbewerb „Wohnen am Strom“ und dessen Bemühungen um den Ausgleich 29 öffentlicher und privater Interessen in der „ersten Reihe“ am Rhein. Dynamik Lebensgefühl Vielfalt Gemeinschaft Die Thesen der Rheincharta Ein gemeinsame Handlungsperspektive am Rhein Die Charta versteht sich als ein Instrument für die Verständigung über die Zukunft der Flusslandschaft in der Region Köln/Bonn. Sie bewertet keine Einzelprojekte oder Vorhaben und trifft auch keine Abwägungen. Mit den nachfolgenden Thesen stellt sie jedoch Bewertungskriterien zur Verfügung und bietet damit einen qualifizierten Betrachtungsrahmen, der hilft, Einzelprojekte und Vorhaben inhaltlich einzuordnen, zu justieren und zu rechtfertigen. Sie bietet die Grundlage für die Prozessgestaltung in der Vorbereitung neuer Projekte und Vorhaben. Sie schafft eine Basis für die gemeinsame Verständigung der unterschiedlichen Akteure und Betroffenen. Die Charta wird so zu einem Instrument der Optimierung von Prozessen und trägt zur Profilierung der regionalen Entwicklungen am Rhein bei. 31 Die Thesen der Rheincharta 32 1. Rheinvielfalt kultivieren! 2. Rheindynamiken 3. Mobilitätsnetze und 4. Mit dem Rhein aktiv gestalten! Verbindungen zum Rhein aktivieren! exzellent wirtschaften! Die Thesen der Rheincharta 5. Rheinlandschaft als produktiven Raum vernetzen! 33 6. Rheinauen wiederentdecken und weiterentwickeln! 7. Der Rhein als Lebensgefühl Kultur- und Identitätsraum stärken! 8. Rheinufer als Gemeinschaftsaufgabe entwickeln! Die Thesen der Rheincharta 34 1. Rheinvielfalt kultivieren Vielfalt als Chance – Multicodierung! Die gewachsene Vielfalt der Rheinregion ist ein Alleinstellungsmerkmal. Mehr Miteinander und weniger Nebeneinander ist die Grundlage einer zukünftigen ergebnisorientierten Zusammenarbeit. Daher schließen sich die Akteure und Macher, die Nutzer und Genießer der Rheinregion zusammen und vereinbaren eine gemeinsame Zukunftsstrategie. Anstelle der sektoralen Handlungen wird eine ressortübergreifende Kooperation angestrebt, die zu einer integrierten Entwicklung und Multicodierung der Räume am Rhein führt. Die Begabungen und Eigenlogiken der Teilräume am Rhein werden identifiziert, Konflikte werden offen ausgetragen und im Sinne eines regionalen Verständigungsprozesses gelöst. In einem Raum mit knappen Flächen und Ressourcen müssen Nutzungen optimiert, organisiert und mehrfach überlagert werden. Negative Wirkungen auf benachbarte Nutzungen müssen minimiert werden. Insgesamt sollen Räume multicodierter werden und gleichzeitig mehrere Funktionen aufnehmen. Die Multicodierung setzt einen fortlaufenden Verständigungsprozess voraus, um sektorale Nutzungsansprüche in einem Raum zusammenzuführen, passgenau zu überlagern und mehrdimensional auszugestalten. Freizeit und Wohnen, Geschichtlichkeit, Wirtschaft und Baukultur, Logistik und das Rheinerleben werden vermehrt verknüpft. Mit Strategien des Bauens mit den Fluten, die dem Fluss Raum geben und gleichzeitig urbane Nutzungen ermöglichen, können Ansätze für eine solche Überlagerung in den begehrten Lagen gefördert werden. Besonders in den Wasserlagen mit begrenztem Flächenangebot sind neue Strategien des Miteinanders zu entwickeln. Das Zulassen sinnvoller Ergänzungen und zeitlich versetzter Nutzungsüberlagerungen, die Mobilisierung ungenutzter Potenziale und die Qualifizierung der Schnittstellen derzeit beziehungslos abgegrenzter Räume sind wesentliche Zukunftsaufgaben in einer Region mit endlichen Ressourcen und wachsenden Flächenansprüchen. Die Thesen der Rheincharta 35 2. Rheindynamiken aktiv gestalten Qualitätsvolle Bau- und Beteiligungskultur am Rhein! Der Rhein ist dynamisch. Hoch- und Niedrigwasser, Klimawandel aber auch Wachstum, Transformation von Wirtschaft und Logistik sowie neue Lebensstile erzeugen Veränderungen und erfordern innovative Vorsorge- und Anpassungsstrategien. Dabei müssen die Grenzen für die Dynamik verhandelt werden. Innovatives Bauen am Rhein heißt dann „Bauen mit dem Fluss“, nicht gegen ihn. Um mit den vielen Akteuren die Rheindynamik gemeinsam zu gestalten, wird eine qualitätsvolle Bau- und Beteiligungskultur weiterentwickelt. Das Bauen am Rhein ist ein Privileg. Die „Bauwerke der Rheindynamik“ wie Hochwasserschutzeinrichtungen, Verkehrsanlagen, Brücken oder Häfen sind baukulturelle Gestaltungsaufgaben der Zukunft. Ebenso müssen sich Wohngebäude, Büros, Gewerbebauten, Parkanlagen und naturnahe Erholungslandschaften durch eine qualitätsvolle Gestaltung mit Bezug zur Wasserlage auszeichnen. Die konkurrierenden Interessen in den begehrten Wasserlagen erfordern gleichzeitig auch eine differenzierte Prozess- und Beteiligungskultur, da nur im Dialog der unterschiedlichen Akteure die Vielfältigkeit der rheinbegleitenden Räume gemeinschaftlich qualifizierbar ist. Die Rheindynamik zu gestalten, ist somit eine bau- und beteiligungskulturelle Zukunftsaufgabe der Region. Wettbewerbe, Gutachterverfahren und der öffentliche Dialog müssen selbstverständlicher Bestandteil zukünftiger Projektentwicklungen sein. Die Thesen der Rheincharta 36 3. Mobilitätsnetze und Verbindungen zum Rhein aktivieren Mobilität als Qualität! Die Terrassenlandschaft des Rheins ist ein Mobilitätsraum. Der Fluss ist eine seiner wichtigsten Verkehrsadern, der mit den nachfolgenden Logistikketten funktionieren muss. Leistungsfähige Verkehrssysteme von negativen Wirkungen auf die Lebensqualität in der Region zu entkoppeln, wird eine zentrale Zukunftsaufgabe sein. Die Verkehrssysteme müssen flexibler und multimodaler werden, damit sie nicht monofunktionale Barrieren bleiben, sondern zusammen mit den Freizeitwegen einen attraktiven Mobilitätsraum ergeben. Eine zukunftsorientierte Mobilitätsstrategie ist multimodaler ausgerichtet und bezieht den Rhein verstärkt mit ein. Ein leistungsfähiger Fluss mit Transportreserven ist als Potenzial vorhanden. Vor allem die zunehmenden Güterströme im Transitraum der Region Köln/Bonn sollten diese freie Ressource nutzen. Auch der Personenverkehr auf dem Wasser soll gefördert und attraktiver werden. Die Schnittstellen zwischen Land und Wasser müssen insgesamt stärker aufeinander bezogen und entwickelt werden. Die Verkehrsräume mit ihren Infrastrukturen werden multifunktionaler, urbaner und zukünftig zur Gestaltungsaufgabe im städtischen und landschaftlichen Raum am Rhein. Wegenetze im Hinterland werden ganz selbstverständlich bis an den Fluss geführt. Möglichkeiten und Erfordernisse von Rheinquerungen sind zu prüfen. Ausreichend breite Fuß-, Rad- und Freizeitwege werden am Rhein und besonders im Bereich der Rheinbrücken qualifiziert und bieten Platz zum Flanieren und für Sport und Freizeit. Notwendige Umwege werden qualitätsvoll gestaltet und Barrieren abgebaut. Mobilität und Bewegung am und auf dem Rhein werden als eine Form der Erlebnis- und Lebensqualität verstanden. Dies bedarf einer prägnanten Gestaltung der Mobilitätsräume. Die Thesen der Rheincharta 37 4. Mit dem Rhein exzellent wirtschaften Wachstum mit Perspektive und Augenmaß! Die Wirtschaftskraft profitiert vom Rhein. Die Lagegunst am Wasser und die Verkehrsinfrastrukturen am Wasser fördern Standortpräferenzen rheinaffiner Industrien und Gewerbe. Zugleich werden rheinnahe Standorte immer bedeutender für die wachsende Kreativ- und wissensbasierte Wirtschaft, sowie für den Tourismus. Damit treten eine Vielzahl unterschiedlicher Wirtschaftsunternehmen in Konkurrenz um die begehrten, aber knappen Flächen am Fluss. Exzellent wirtschaften heißt, die wirtschaftlichen Belange, aber auch die Belange des Hochwasserschutzes, der Erholung und der Kulturlandschaft mit Augenmaß aufeinanderzubeziehen und abzustimmen. Industrie und Logistik, die auf den ressourceneffizienten Transportweg Fluss angewiesen sind, haben im Sinne einer Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsstrategie Priorität am Rhein. Gleichzeitig finden Transformationen statt, die klassische Industrieproduktion wird mancherorts großräumig verlagert, Industrien umstrukturiert. Damit entstehen Chancen für eine Neubestimmung und Multicodierung von Räumen. Exzellent mit dem Rhein wirtschaften bedeutet, auf die anstehenden Transformationsprozesse vorbereitet zu sein, Anpassungsstrategien mit allen Beteiligten vorzudenken und die Chancen zu ergreifen, um in den Umstrukturierungsräumen vielfältige neue und an die Dynamik des Flusses angepasste Nutzungen zu entwickeln. Entscheidungen zur Zukunft der Hafen- und Industriestandorte sind nicht allein aus der lokalen Betrachtung möglich, sondern immer nur in ihrem regionalen Kontext und in Bezug zur Arbeitsteilung in der Region. Damit sind Projekte am Wasser keine Einzelentscheidungen, sie werden vielmehr aus einer neuen Kultur der regionalen Abstimmung entwickelt. Hierfür sind entsprechende Verfahren und Standards zu entwickeln. Für den Tourismus und die Freizeitwirtschaft ist der Rhein ein wichtiger aber nicht alleiniger Standortfaktor. Intakte Natur, schöne Landschaften, Kultur, Freizeitwege und touristische Infrastrukturen gehören mit dazu. Exzellent wirtschaften heißt, viele Belange zusammenzuführen. Die Thesen der Rheincharta 38 5. Rheinlandschaft als produktiven Raum vernetzen Eine Allianz von Landwirtschaft, Stadt und Wasserwirtschaft! Landwirtschaft gestaltet produktive Landschaften und urbane Räume. Die Landwirtschaft am Rhein baut vermehrt auf Allianzen mit der Stadt. Zugleich sind zukünftig Synergien mit der Wasserwirtschaft zu fördern. Die Landwirtschaft bietet Angebote für die Erholung in einem städtisch geprägten Raum, entwickelt die Eigenart der flussgeprägten Kulturlandschaft weiter, sichert die lokale Ernährung und stärkt die Region energetisch. So wird sie vielfältiger, vernetzt sich und wird zu einem unverzichtbaren Partner in der Raumentwicklung am Rhein. Die Landwirtschaft nutzt die guten Böden der Flussaue, wirtschaftet bis an den Fluss (Uferrandstreifen) und pflegt die weiten, Rhein begleitenden Landschaftsräume. Auf den landwirtschaftlichen Flächen werden insbesondere Nahrungsmittel produziert. Darunter wird das Trinkwasser für die regionale Versorgung gewonnen. Als Retentionsräume für den Hochwasserschutz sind diese Flächen unverzichtbar. Wie landwirtschaftliche Produktion, Trinkwassergewinnung, und Hochwasserschutz am Rhein stärker verknüpft und überlagert werden können, wird eine Herausforderung der Zukunft sein. Regionale Produktion, produktive Erholungslandschaft und urbane Landwirtschaft verkürzen nicht nur die Wege und machen die Region energetisch fit, sondern stärken auch ihre Identität. Innovative Projekte mit Vorbildcharakter sollen daher initiiert werden. Die stärkere Bezugnahme urbaner Lebensstile auf die ländlichen Räume ist ein neuerer Trend, der dazu führt, dass die Landwirtschaft zu einem unverzichtbaren Partner in der klimaangepassten und nachhaltigen Entwicklung der Region wird. Eine auf urbanen Allianzen basierende Landwirtschaft vernetzt sich mit der Stadtgesellschaft und gewinnt auch als Erholungs- und Freizeitraum an Bedeutung. Wenn landwirtschaftliche Räume für die Besucher durchlässiger und attraktiver werden, werden sie zu einem integralen Bestandteil der Raumentwicklung. Über eine differenzierte Weiterentwicklung der Agrarlandschaft, in der für den regionalen, überregionalen und internationalen Markt produziert wird, kann die regionale Marke der Rheinlandschaft gestärkt und so die Identität der produktiven Landschaften als auch die der urbanen Räume gefördert werden. Die Thesen der Rheincharta 39 6. Die Rheinaue als Naturraumpotenzial wiederentdecken und weiterentwickeln Erlebbare Natur! Der Wechsel von Urbanität und Naturräumen stellt eine besondere Qualität in den städtischen Agglomerationen dar. Der Rhein und seine Nebenflüsse mit den begleitenden, von den Wasserkräften geformten Naturlandschaften sind ideal, um diese Raumqualitäten zu stärken. Mehr Naturräume und ihre Entwicklung zu Erlebnisorten erfordern eine gemeinsame Strategie. Das gefahrenlose Baden im sauberen Rhein soll nicht nur eine Zukunftsvision bleiben. In der schnelllebigen Stadtgesellschaft werden Erdung und Pausenräume immer wichtiger. Landschaft ist Geschichte, Identität und Gegenwelt. Intakte Natur, saubere Luft, reines Wasser und dynamische Flüsse sind Kennzeichen einer nachhaltigen und gesunden Region. In Naturräumen, die erlebbar sind, Ruhe und Entschleunigung ermöglichen oder Spannung und Abenteuer bieten, wird dies sichtbar. Die vorhandenen und auch neuen Naturlandschaften am Rhein mit Prallund Gleitufern, Inseln, Feuchtgebieten und Auwäldern sind besonders prädestiniert, diese Potenziale zu aktivieren. Diese Naturlandschaften bieten für viele seltene und gefährdete Tier- und Pflanzenarten, die auf die Flussdynamik angewiesen und ihr anpasst sind, einen wichtigen Rückzugsraum. Wenn städtische Agglomerationsräume wachsen, dann müssen insbesondere Natur und Landschaft vermehrt und qualifiziert werden. Konflikte müssen erkannt und gelöst werden. Eine integrierte Entwicklung am Rhein setzt daher auf ein Mehr an neuen Naturräumen, die bewusst auch im städtischen Kontext geschaffen und gestaltet werden. Besonders die Naturräume am Fluss bieten eine Vielzahl an ökosystemaren Dienstleitungen, sie sind Rückzugs- und Biotopverbundsraum, Orte mit einer hohen biologischer Vielfalt und können gleichzeitig ein wichtiger Baustein des vorsorgenden Hochwasserschutzes sein. Naturerfahrungsräume sind die Initialprojekte dieser urbanen Renaturierungsstrategie. Die Thesen der Rheincharta 40 7. Der Rhein als Lebensgefühl Den Kultur- und Identitätsraum stärken! Der Rhein ist ein Lebensgefühl. Eine durch den Fluss und die Geschichte geprägte Kultur- und Naturlandschaft mit Spuren der Geschichte, räumlichen Eigenarten, baulichen Wahrzeichen und abwechslungsreiche Rheinansichten gibt Atmosphäre und stiftet Identität. Diese müssen gestärkt und erlebbar gemacht werden. Der Rhein ist reich an Zeugnissen der Siedlungs-, Bau-, Garten- und Landschaftskulturgeschichte. Hierzu zählen auch die historisch gewachsenen Siedlungskerne entlang des Rheins mit ihrem Bezug zur Wasserlage. Die so erlebbare Geschichte schafft Heimatbindungen. Das Lebensgefühl Rhein muss belebt und gleichzeitig modernisiert werden. Dafür können die historisch relevanten Bezüge genutzt und durch die regionale Zusammenarbeit der Akteure gestärkt werden. Radwegenetze müssen verknüpft, Rheinpromenaden zur gemeinsamen Marke der Rheinanliegerstädte ausgebaut und die Rheinschifffahrt gestärkt werden. So sind zum Beispiel Strandbars, Badeschiffe und neue Wohnformen am Wasser Ausdruck für Kreativität und Innovation am Rhein. Das Lebensgefühl verbindet so die historischen und kulturellen Reichtümer rechts und links des Rheins mit den dynamischen Lebensstilen einer jungen Gesellschaft. Der Tourismus ist ein Wirtschaftszweig von stetig wachsender Bedeutung für die Region. Um sich als Tourismusdestination in der Konkurrenz mit vielen anderen Flusslandschaften zu behaupten und weiterhin nachgefragt zu werden, bedarf es eines zukunftsorientierten Profils. Die Identität dieser Rheinregion muss mit ihrer Geschichte, der Eigenart der Kulturlandschaft, starken Bildern, kulturellen und rheinbezogenen Projekten konkret werden. Um den Kultur- und Identitätsraum am Rhein zu stärken, bedarf es mutiger und innovativer Schlüsselprojekte, die durch regionale Netzwerke initiiert und umgesetzt werden. Die Thesen der Rheincharta 41 8. Rheinufer als Gemeinschaftsaufgabe entwickeln! Rheinraum für alle! Interessenvielfalt kann bei begrenzten Ressourcen nur gemeinsam gelebt werden. Räume müssen multicodierter gestaltet und genutzt werden. Daher müssen im Sinne einer langfristigen Entwicklungsstrategie alle Akteure stärker zusammenarbeiten. Eine abgestimmte Rheinkooperation bündelt Einzelaktivitäten und gibt dem Raum eine Gesamtperspektive. So können interkommunale Konzepte, investiv wirksame Programme sowie langfristige Qualitätssicherungssysteme über eine gemeinsame Vision kommuniziert und ausgerichtet werden. Die besonderen Begabungen der Wasserlagen des Rheins werden dabei als spezifische Akzente herausgestellt. Seine Standortqualitäten werden im Sinne einer gemeinsamen Identität gestärkt und immer unter dem Aspekt der Gewährleistung des vorbeugenden Hochwasserschutzes, als eine längerfristige Gesamtperspektive entwickelt. Mit einer Kooperation der Rheinanlieger wird der Fluss über seinen engen Uferkorridor hinaus profiliert. Der Anspruch „Rheinraum für alle“ erfordert einen umfassenden Kommunikationsprozess. Miteinander reden, verhandeln und sich vernetzen werden zur Grundlage der Gemeinschaftsaufgabe Rhein. So können Allianzen gestärkt und Synergien aktiviert werden. Aus der gemeinsamen Vision werden konkrete und vorbildliche Schlüsselprojekte entwickelt. Sie sind die Referenzen der gemeinsamen Strategie für die Dynamik und Raumentwicklung am Rhein. Auf diese Weise wird die Rheincharta nicht nur in der Region sichtbar, sondern auch ein Vorbild für die Anrainer im Ober- und Unterlauf des Flusses. Mobilität Wirtschaften Natur Freizeit und Erholung © Torsten Born/pixelio.de Ernährung © Tanja Richter/pixelio.de Kultur und Baukultur Meilensteine Die vorgelegte Rheincharta 1.0 wurde in mehreren Abstimmungsrunden vom Arbeitskreis Rhein erarbeitet und in den letzten Monaten mit vielen Akteuren der Region diskutiert und weiter entwickelt. Sie stellt die Diskussionsbasis für die weitere Verständigung der Akteure dar, um gemeinsam Ideen zu entwickeln und den verschiedenen Belangen am Rhein gerecht werden. Auf der Rheinkonferenz am 14.12.2011 in Wesseling wird der Chartaprozess ratifiziert. Die Ratifizierung ist der Startschuss für die Arbeit an der Umsetzung und Konkretisierung der Chartathemen und -thesen. Erste Unterzeichner sind die Mitgliedskommunen und -institutionen im Arbeitskreises Rhein. Die Unterzeichner bekennen sich zu den Inhalten der Charta und machen deutlich, dass der Chartaprozess begonnen hat, durch weitere Schritte konkretisiert und so mit Leben gefüllt wird. Wenn Projekte und Planungen sich an den Zielen der Rheincharta orientieren, sollen diese Vorhaben besser legitimiert werden, da sie in einem Gesamtzusammenhang stehen. Für weitere Planungsebenen wie Stadt-, Regional- oder Wirtschaftsentwicklung kann die Charta eine Orientierung geben. Die Ansatzpunkte für die Umsetzung und Konkretisierung der Rheincharta sind dabei vielfältig: 1. Weiterentwicklung der Rheincharta durch Einbindung in regionale Entwicklungskonzepte zu rhein- und raumbezogenen Themen, um die Region für die Zukunftsaufgaben fit zu machen (z.B. Erlebbarkeit des Rheins/Historische Kulturlandschaft/Tourismus, Rheinmobilität/Land-Wasser-Bezug, Rhein im Klimawandel), soweit sinnvoll, auch – Integration in formelle Planwerke. 45 2. Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für die besonderen Herausforderungen, die der Rhein an die Anlieger stellt, durch Öffentlichkeitsarbeit sowie Veranstaltungen für Experten wie Einwohner gleichermaßen. Kommunikation der Rheincharta bei Land, Bund und EU. 3. Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit mit den Rheinanliegerregionen von der Quelle bis zur Mündung, um sich gemeinsamen Herausforderungen zu stellen. (Rheincharta als Vorbild) 4. Entwicklung und Konkretisierung von Modellprojekten (Referenzen) zur beispielhaften Umsetzung der Inhalte der Chartathesen. Meilensteine 46 Start Prozess Rheincharta 2010 September Auftaktveranstaltung im AK Rhein Oktober Datenrecherche / Akteursinterviews November Vorstellung Rheincharta (Entwurf) im AK Rhein mit Fachbeirat 17.-19.November internationale Rheinkonferenz :zukunft rhein Diskussions- und Abstimmungsprozess 2011 März Abstimmung der Rheincharta im AK Rhein April Klausur mit AK Natur und Landschaft Mai-Juli Abstimmung in den Mitgliedskommunen und -institutionen September Rheincharta Foren 14. Dezember Ratifizierung auf der Rheinkonferenz 2011 Umsetzung und Konkretisierung der Chartathemen und -thesen Meilensteine Ergebnisse aus dem Diskussions- und Abstimmungsprozess 2010/2011 Im Rahmen des bisher geführten Diskussions- und Abstimmungsprozesses sowie zahlreicher Hinweise und Empfehlungen wurde deutlich, dass der Prozess Rheincharta ein geeignetes, aber noch weiter aus zudifferenzierendes Instrument ist, um Lösungsstrategien für die Zukunftsaufgaben am Rhein zu entwickeln. 1. Um den Prozessgedanken der Rheincharta deutlich zu signalisieren, wird der erste Entwurf der Charta den Zusatz 1.0 erhalten. 2. Die Ratifizierung der Rheincharta in der Version 1.0 auf der Rheinkonferenz am 14.12.2011 in Wesseling bildet den Startpunkt für einen fortlaufenden interaktiven Prozess der Akteure am Rhein. Die Inhalte werden unter Einbeziehung der Akteure weiter entwickelt. 3. Die Chartathesen müssen durch Projekte gelebt werden, Wertmaßstäbe und Kriterien für gute Projekte sind daher zu entwickeln. Ein Blick über den Tellerrand kann helfen, um aus internationalen Projekten zu lernen und sich auch visionären Themen zu stellen. Aufgrund der großen Nutzungskonkurrenzen sollen die Projekte der Multicodierung in den Fokus gestellt werden. In der Verhandlungsprozessen müssen Konflikte klar benannt und Verhandlungsräume definiert werden. 4. Eine Moderations- und Koordinationsstelle wird von vielen als notwendig erachtet, um die unterschiedlich starken Akteure in den Abstimmungen und Kooperationen zusammenzuführen, einen Orientierungs- 47 rahmen zu geben und um Qualitätsstandards in den weiteren Prozessen am Rhein zu sichern. 5. Die regelmäßige Einbindung von Akteuren am Rhein, z.B. durch Veranstaltungen, Workshops oder informellen Abenden – Stammtische, soll gepflegt werden. Beteiligung soll bereits zu einem frühen Zeitpunkt erfolgen. 6. Das Thema Rheincharta soll als Vorbild für Ober- und Unterlieger am Rhein weiter verbreitet werden. Der Abstimmungsprozess wird weitergeführt! Akteure des Arbeitskreis Rhein des Region Köln/Bonn e.V. 48 Mitglieder des Arbeitskreis Rhein: Bezirksregierung Köln Frau Dr. Sommerfeldt, Herr Bleeker www.bezreg-koeln.nrw.de Rhein-Erft-Kreis Herr Dr. Bininda, Herr Schmitz www.rhein-erft-kreis.de Rhein-Kreis Neuss Herr Stiller www.rhein-kreis-neuss.de Rhein-Sieg-Kreis Herr Wiehlpütz www.rhein-sieg-kreis.de Bundesstadt Bonn Herr Baur www.bonn.de Stadt Köln Herr Drese www.stadt-koeln.de Stadt Leverkusen Frau Zlonicky www.leverkusen.de Stadt Bad Honnef Herr Fuchs www.bad-honnef.de Stadt Bornheim Herr Schier www.bornheim.de Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Herr Kornell www.landwirtschaftskammer.de Stadt Königswinter Herr Kofferath, Herr Kotte www.koenigswinter.de HochwasserKompetenzCentrum (HKC) e.V. Frau Dr. Willkomm, Frau Jabczynski, Herr Vogt www.hkc-koeln.de Stadt Niederkassel Herr Esch, Herr Haverkamp www.niederkassel.de Wasser- und Schifffahrtsamt Köln Herr Grewe, Herr Neumann www.wsv.de Stadt Wesseling Herr Pinto, Herr Stiepel (bis 30.05.2011), Frau Schneider (ab 01.06.2011) www.wesseling.de Regionale 2010 Agentur; Region Köln/Bonn e. V. Herr Hölzer, Frau Lüke, Herr Utzerath www.regionale2010.de; www.region-koeln-bonn.de Industrie- und Handelskammer zu Köln Frau Schwokowski, Frau Maniecki, Frau Jahn www.ihk-koeln.de Fachbeirat des Arbeitskreis Rhein: Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Frau Nillies www.ihk-bonn.de Handwerkskammer zu Köln Herr Krämer www.hwk-koeln.de Häfen und Güterverkehr Köln AG Frau Knott www.hgk.de Regionale 2010 Agentur Berater Herr Prof. Dr. Horn Wesseling Denkwerkstatt der Montag Stiftung gAG Herr Prof. Trommer Bonn StEB Köln / Hochwasserschutzzentrale Herr Vogt, Frau Dr. Willkomm Köln Herr Prof. Prinz, Stadtplaner Kürten Akteure der Workshops 2011 Am 13. und 14. September 2011 fanden in den Räumlichkeiten des Region Köln/Bonn e. V. drei Workshops mit Teilnehmern aus der Wirtschaft, Planung und der Forschung, sowiemit Bügerinitiativen und Vereinen, statt. Ein herzliches Dankeschön gilt den Workshopteilnehmer, die durch ihre kritischen Fragen, ihr Wissen und ihre anregenden Ideen den Prozess Rheincharta weiter voran gebracht haben. Wirtschaft: Eric Freund, CTS Container-Terminals GmbH Rhein-SeeLand-Service, Köln Heinz Greve, Chempark Leverkusen Ass.jur. Sabine Jahn, Industrie- und Handelskammer zu Köln Thomas Lierz, Hotel am Rhein-Wesseling Carina Nillies, Industrie- und Handelskammer Bonn/ Rhein-Sieg Dr. Frank Obermaier, WfL Wirtschaftsförderung Leverkusen, AK Wirtschaftsföderer des Region Köln/Bonn e.V. Constantin von Hoensbroech, Shell Deutschland Oil GmbH Rheinland Raffinerie RDK-Werk Wesseling Daniel Wauben, ChemCologne, Köln 49 Vereine und Initiativen: Planung und Forschung Reiner Burgunder, Schiffer-Verein Beuel 1862 e.V. Jörg Beste, Architektur Forum Rheinland (AFR) Frank Gross, Pro Rheintal e. V., Boppard Dr. Robert Bininda, Rhein-Erft-Kreis Peter Haas, Schiffer-Verein Beuel 1862 e.V. Rainer Drese, Stadt Köln Kuno Höhmann, Wassersportverein Bad Honnef e.V. Prof. Christl Drey, Universität Kassel Thomas Kahlix, Bürgerinitiative Hochwasser, Altgemeinde Rodenkirchen e.V. / Aktionsgemeinschaft Contra Erweiterung Godorfer Hafen Prof. Andreas Fritzen, BDA Bund Deutscher Architekten – Bezirksgruppe Köln Michael Heller, AS&P-Albert Speer & Partner GmbH Dr. Gerard Klinke, LANUV NRW, Fischereibruderschaft zu Bergheim an der Sieg Gerhard Kriegelstein, Interessengemeinschaft Wasser, Umwelt und Jugend Köln-Porz-Langel e.V. Olaf Krings, Kölner Yachtclub Frederik Jung, JAS-Jugend Architektur Stadt e.V. Olaf Kasper, SRL-Rheinland Prof. Dr. Thomas Kisteman, Rheinische Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn, Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit Bernhard Lob, Förderkreis Rechtsrheinisches Köln e.V. Thomas Luczak, Haus der Architektur Köln (HDAK) Agnieszka Jabczynski, HochwasserKompetenzCentrum (HKC) Köln e.V. Kay von Keitz, plan project, Köln Christine Rutenberg, Förderkreis Rechtsrheinisches Köln e.V. Ulrike Platz, Alanus Hochschule für Kunst und gesellschaft, FB Architektur, Bornheim-Alfter Prof. Dieter Prinz, Stadtplaner Lernen von anderen 50 Erfahrungen aus anderen Ländern zum Umgang mit ihren Wasserlagen geben Anregung. Aus guten Beispielen kann gelernt werden. Daher werden hier einige Beispiele dokumentiert, die auch für die Rheinregion übertragen und angepasst, zukunftsweisend sein können. © bgmr Landschaftsarchitekten Themse, London © pui700/pixelio.de Isar, München The Thames Strategy Thema: Gemeinschaftsaufgabe Flusslandschaft Ort: London Akteure: Stadtverwaltung London; regionale Partnerschaften Zeitraum: seit 1997 mit einer 100 Jahres-Vision Im Zuge des Innenstadtumbaus in London wird die Themse wieder in die öffentliche Wahrnehmung gerückt und als verbindendes Element, Freizeit- und Erholungsraum profiliert. Die Forderungen nach Wiederherstellung wichtiger Sichtbeziehungen, die Bewahrung historisch bedeutsamer Gebäude, die Verbesserung der Zugänglichkeit der Uferbereiche und die Ausdehnung des Naturschutzes wurden mit der „Thames Strategy“ in zahlreichen Projekten umgesetzt. In den vergangenen Jahren wurden aber nicht nur einzelne qualitativ hochwertige Freiraumprojekte im Uferbereich umgesetzt, sondern die Themse wurde auch durch die Vernetzung von regionalen Akteuren in einen gesamtstädtischen Zusammenhang gestellt. Aus der Idee, die Stadt wieder stärker mit ihrem Fluss zu verbinden, entstanden regionale Partnerschaften. Die vielfältige Landschaft zwischen London und der Flussmündung wurde in Abschnitte geteilt, die nicht auf politischen Grenzen, sondern auf die natürlichen Gegebenheiten und charakteristischen Merkmale der Flusslandschaft basieren. Die Partnerschaften aus Gemeinden, Wirtschafts- und Industrieinstitutionen, Landeigentümern und Anwohnern machen es möglich, über ihre starke Vernetzung und Akzeptanz, die übergeordneten Planungen der Stadt weiterzutragen und zu kommunizieren. Lernen von anderen 51 Isarplan Ruimte voor de rivier Houtan Park Thema: Hochwasserschutz schafft neue Natur- und Erlebnisräume mitten in der Stadt Ort: München Akteure: ressortübergreifende Arbeitsgruppe „Isar-Plan“; Beteiligungsverfahren mit Bürgern Zeitraum: Abschluss 2011 Thema: Hochwasserschutz, Naturschutz und Freizeitnutzung im Einklang Ort: Niederlande Akteure: staatliche Wasserbehörde, Kommunen Zeitraum: 2007-2015 Thema: Mehrdimensionale Parklandschaft am Fluss Ort: Shanghai Akteure: Stadt Shanghai (EXPO) Zeitraum: zur EXPO Shanghai 2010, fortlaufend Auf 8 km Flusslandschaft im Münchner Stadtgebiet wurden Anforderungen der Strömungs- und Strukturvielfalt, der biologische Durchgängigkeit, des Baum- und Biotopschutzes mit den Ansprüchen der Zugänglichkeit und Nutzbarkeit der Isar und ihrer Auenlandschaften für die Freizeit- und Erholungsnutzung kombiniert. Mit dem Isarplan reagierte München auf die extremen Auswirkungen eines veralteten Hochwasserschutzes und dem stetigen Wasserabfluss für die Wasserkraftnutzung. Überschwemmungen, Niedrigwasser und schlechte Wasserqualität machten eine Umgestaltung der Isar notwendig. Besondere Herausforderungen waren dabei die Aufweitung des Mittelwasserbettes, die Entfernung von massiven Uferbefestigungen und die Verbindung des Flusses mit der Stadt. Heute wird der Isar deutlich mehr Raum zwischen den Deichen gegeben. Der verbesserte Hochwasserschutz wurde von Anfang an mit einer Renaturierung der Flusslandschaft im städtischen Kontext und der Erholungsnutzung verbunden. Durch den gezielten Umbau von Abwasseranlagen konnte auch die Wasserqualität verbessert werden. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und verwaltungsübergreifende Projektentwicklung mit dem „Prinzip des großen Ziels und der kleinen Schritte“ waren ausschlaggebend für die rasche Umsetzung des Isarplans. Die „Millinger Waard“ ist nur eines von 39 Projekten aus dem niederländischen Programm „Ruimte voor de rivier“ (Mehr Raum für den Fluss). Der Hochwasserschutz steht in allen Projekten an erster Stelle. Mit dem Programm wurden eine neue Verfahrenskultur und die Forderung nach einer räumlichen Qualität in den Hochwasserschutz integriert. Die staatliche Wasserbehörde finanziert die Maßnahmen. Die Projektentwicklung wird von den Kommunen vor Ort initiiert und geleitet. So können lokale Projekte über das Programm verbunden und die Öffentlichkeitswirksamkeit genutzen werden. Die Verbesserung der räumlichen Qualität entlang des Flusses, die Integration von neuen Naturräumen, Angebote für die Freizeitnutzung und die Zugänglichkeit wurden als Hauptziele festgeschrieben. Der Expo-Park „Houtan Park“ in Shanghai zeigt beispielhaft die Transformation eines ehemaligen Industrieareals in eine mehrdimensionale Parklandschaft. Der Park ist einer von drei Abschnitten eines ökologischen Korridors entlang des Huangpu. Auf einem schmalen Streifen zwischen dem Fluss und der begleitenden Schnellstraße wurden natürliche Wasserlandschaften, Wasserreinigung, Hochwasserschutz, Freizeit und Erholung, Bildung und Landwirtschaft kombiniert. Die Verschränkung von Stadt, Natur, Wasser und Landwirtschaft und das Nebeneinander von inszenierten Orten und naturbelassenen Räumen schafft vielseitige Landschaftsmomente. Die wiederhergestellten Feuchtgebiete werden zur erlebbaren Natur. Die einst steile Böschung zwischen Straße und Fluss wird durch landwirtschaftlich genutzte Terrassen zum produktiven Raum. Durch die Kombination von Natur und Landwirtschaft entsteht ein hoher Bildungs-, Erholungs- und Freizeitwert, bei geringeren Unterhaltungskosten. Die Vision ist, dass durch eine natürliche Reinigung das Flusswasser wieder Badequalität bekommt. Auch in der „Millinger Waard“ wurden Hochwasserschutz, Naturschutz und Freizeitnutzung in Einklang gebracht und eine erlebbare Natur am Fluss geschaffen. Der Sommerdeich wurde abgetragen, die landwirtschaftlichen Flächen hinter den Winterdeich verlegt, ein Teil des Geländes wurde tiefer gelegt und geflutet, um eine neue Auenlandschaft zu generieren. Der halboffene Charakter der Flusslandschaft wird mit angesiedelten Konik-Wildpferden gepflegt. Lernen von anderen 52 Toronto Central Waterfront Thema: Entwicklung eines zusammenhängend erfahrbaren Identitätsraums am Wasser Ort: Toronto Akteure: Land, Kommune, private und semistaatliche Entwicklungsgesellschaften Zeitraum: Waterfront: seit 2001 © Miroslaw/pixelio.de Waterfrontpark, Toronto © bgmr Landschaftsarchitekten Westhafen, Frankfurt Der Umbau von ca. 800 ha Hafen- und Uferzonen in Toronto gilt derzeit als eines der größten Revitalisierungsprojekte Nordamerikas. Der Schwerpunkt der Entwicklung liegt in der Qualifizierung der Wasserlagen in den Bereichen Freizeit- und Erholungsnutzungen sowie Wohnungsbau und Gewerbeentwicklung und ist auf komplexe Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet. So wurden durch die Anlage eines „Waterfront Trails“ verschiedene Gemeinden in das Uferwegenetz angebunden. Unterschiedliche Programme und Strategien wurden zum Erhalt und der Renaturierung von Uferzonen und der Neuentwicklung von Grünkorridoren aufgestellt. Kernstück der derzeitigen Umstrukturierung ist ein 3,5 km langer Uferabschnitt, der als „Toronto Central Waterfront“ zum zusammenhängenden System öffentlicher Räume entwickelt wird. Von besonderer Bedeutung ist die Herstellung der Rad- und Fußgängerwege entlang des Wassers in Kombination mit der Anbindung an das „Hinterland“. Die staatlich initiierte Projektentwicklung ist von einer intensiven öffentlichen Beteiligung begleitet. Für die Umsetzung der Teilprojekte wurde verstärkt auch nach Public-Private-Partnership-Lösungen gesucht. Lernen von anderen 53 Westhafen Novartis Campus Plus Amphibienhäuser und Floating Cities Thema: Baukultur und Hochwasserschutz Ort: Frankfurt Akteure: Stadt Frankfurt am Main, private Investorengruppe Zeitraum: größtenteils realisiert Thema: Allianz von Industrie und Stadtentwicklung Ort: Basel Akteure: Kanton Basel-Stadt, Novartis Zeitraum: 2004 bis 2015 Thema: Bauen mit den Fluten Ort: Maasbommel und Amsterdam Akteure: Stadtverwaltung, Investoren Zeitraum: seit 2004, fortlaufend Auf dem ehemaligen Hafenareal in der Innstadt von Frankfurt am Main wurde in schwieriger Nachbarschaft zu einem Kraftwerk, ein hochwertiges Wohn- und Arbeitsquartier entwickelt. Ein Teil des Areals liegt innerhalb des gesetzlich festgestellten Überschwemmungsbereichs des Mains. Durch Pfahlbebauung, durchflutbare Tiefgaragen und flutbare Erdgeschosszonen wurde dem Hochwasserschutz Rechnung getragen. Für den Ausgleich des Retentionsraumverlustes hat die Stadt zusammen mit der Oberen Wasserbehörde das Modell des „Retentionsraumkontos“ entwickelt. Dies ermöglichte eine zeitlich später liegende Kompensation an anderer Stelle im Stadtgebiet. So entstand unter anderem eine Flutmulde am Rande der Stadt. Die Lärmbelastung durch den Kohleumschlag des Kraftwerkes konnte mit einer modernen emissionsarmen Kohleentladungsanlage am Hafenkai minimiert werden. Das für die Umsetzung gewählte PPP-Modell ist vor allem für Stadtlagen mit hohem Entwicklungsdruck geeignet. Durch die öffentlich-private Kooperation konnte ein hoher baukultureller Qualitätsstandart im öffentlichen Raum realisiert werden. Das Biotechnologie- und Pharmaunternehmen Novartis will das Werksareal St. Johann am Rhein von einem reinen Industrie- und Produktionsstandort in einen Campus des Wissens, der Innovation und der Begegnung umgestalten. Mit dem Gemeinschaftsprojekt der Stadt Basel und Novartis – “Neunutzung Hafen St. Johann – Campus Plus“ – wird dem Unternehmen die Arealerweiterung ermöglicht. Die Stadt Basel profitiert dabei auch von Investitionen in den Freiraum. Der Novartis-Campus versteht sich als Teil der Stadt. Die Schnittstellen zwischen den derzeit beziehungslos aneinandergrenzendem Wohnquartier und dem Novartis-Gelände sowie dem Fluss sollen qualifiziert werden. Die Schaffung einer Rheinuferpromenade, eines neuen Hochschul- und Wohnstandortes wurden vertraglich festgehalten. Im Brückenkopf Dreirosen soll Raum für öffentliche Bildungs- und Forschungseinrichtungen geschaffen werden. Neue Rad- und Fusswegeverbindungen zum Rhein und entlang des Rheins sowie die Rheinuferpromenade vom St. Johanns-Park am heutigen Hafen vorbei bis zur Landesgrenze und nach Hüningen, bringen das Quartier an den Fluss. Aktuell haben die Rückbauarbeiten im ehemaligen Hafenareal St. Johann begonnen. Die Niederlande rüstet sich für den Klimawandel. Klimaszenarien mit steigendem Meeresspiegel, zunehmenden Starkregenereignissen und extremen Hochwasser auf der einen Seiten, aber auch die steigende Nachfrage nach Baugrund drängen zu innovativen Baulösungen in hochwassergefährdeten Gebieten – da es eigentlich nur noch dort Platz gibt. 2005 haben die niederländischen Behörden das einst streng verbotene Bauen in 15 Testarealen aufgehoben. Amphibische Häuser – ganze Siedlungen – entstehen nun am Waal, Ijslmeer und anderen Orten. Dabei reichen die Projekte von temporär bis zu ständig schwimmenden Bauten. In der Gemeinde Maasbommel bei Nijmegen entsteht eine wasserfeste Siedlung, die nur bei Anschwillen des Flusses geflutet wird. Unter dem Motto „Bauen mit den Fluten“ wurden 34 schwimmende Häuser an einen Seitenarm der Maas gebaut. In Ijburg-Amsterdam wird es zukünftig ganze Quartiere aus ständig schwimmenden Häusern, verteilt auf 8 künstlichen Inseln, geben. Amsterdam reagiert damit auf den steigenden Flächenbedarf an Wohnraum, mit einem Konzept, das Stadt und Landschaft zusammen denkt. Lernen von den anderen 54 Kulturfloß und Badeschiff Thema: Identitätsstiftung auf dem Wasser Ort: Basel und Berlin Akteure: privat Zeitraum: aktuell © Fotograf: Juri Weiss Kulturfloß, Basel Seit 12 Jahren ist das Kulturfloß ein fester Bestandteil Basels und prägt das Rheinufer unverkennbar. Auf einer schwimmenden Plattform werden Konzerte, Aufführungen und andere Veranstaltungen dargeboten. Das GratisKulturangebot zieht die Einwohner und Besucher in den Sommermonaten an das Rheinufer und macht es zu einem kulturellen Begegnungsort in der Stadt. Seit 2004 gibt das Badeschiff in der Spree Berlin eine ganz besondere Identität. In der Tradition der Flussschwimmbäder der Jahrhundertwende liegt das „Schiff“ befüllt mit Süßwasser im Fluss und ermöglicht in gewisser Weise das „Baden in der Spree“. Durch eine Überspannung und Beheizung kann es in den Wintermonaten – als „Winterbadeschiff“ – gleichermaßen genutzt werden. Beide Beispiele tragen in ihrer jeweiligen Stadt zur Identitätsstiftung auf dem Wasser bei. © Quinten Lovers Floating Dutschman, Amsterdam Lernen von anderen 55 Waterbus und Floating Dutschman Paris plage (Strand von Paris) LURI.watersystem Thema: amphibisches Transportsystem Ort: Amsterdam, Rotterdam, Belfast Akteure: Amfibious Transport (DTA), Amsterdams Airport Schiphol Zeitraum: aktuell Thema: temporäre Rückeroberung der Straße Ort: Paris Akteure: Stadt Paris, Stadtbezirke Zeitraum: seit 2001 Thema: Neuer Raum für städtisches Leben Ort: Berlin Akteure: SPREE2011.FLUSS und Stadt e.V.; Anrainer, Berliner Kultureinrichtungen, Unternehmen u. a. Zeitraum: fortlaufend Eine gute Lösung zur Umgehung des dichten Verkehrs auf den Autostraßen in den Niederlanden ist der Waterbus (oder „Fast Ferry“) zwischen Dordrecht und Rotterdam. Das Schnellboot ist an das Netz des öffentlichen Personennahverkehrs angebunden und wird von Touristen und Einwohnern gleichermaßen genutzt. Ein Fahrrad kann kostenlos auf dem Waterbus mitgenommen werden. So bietet der Waterbus eine Schnittstelle zwischen Land und Wasser für Reisende, Pendler und Erholungssuchende. Paris möchte die durch den automobilen Individualverkehr verschuldete innerstädtische Luftverschmutzung und die Lärmbelastung reduzieren. Der Slogan der verschiedenen Maßnahmen lautet „Paris respire“ (Paris atmet auf). Das ganze Jahr über werden im Rahmen von „Paris respire“ bestimmte Stadtteile am Wochenende für den Autoverkehr gesperrt; die Straßen verwandeln sich in Räume für den „sanften“ Verkehr (Fahrräder, Inline-Skater...) und Fußgänger. Zusätzlich zu den Straßensperrungen gibt es seit 2002 die Aktion „Paris Plages“ (Strand von Paris). Für vier bis fünf Wochen wird während der Sommerferien wird unter anderem eine wichtige Schnellstraße, die entlang der Seine führt, mit Sand bedeckt und in einen Strand verwandelt. Die Paris respire – Aktionen finden an den Seine-Ufern sowie in Vierteln wie Montmatre und am Kanal Saint-Martin statt. Die temporäre Sperrung von Straßen und Plätzen für den automobilen Verkehr ist eine ordnungspolitische Maßnahme mit geringem finanziellen Aufwand, die aber meist hohen politischen Mut in der städtischen Politik erfordert. 1925 wurde die letzte Badeanstalt in der Spree in Berlin wegen zu hoher Verschmutzung des Flusses geschlossen. Wie in vielen großen europäischen Städten und weltweit leidet auch die Spree in der Berliner Innenstadt an den Einleitungen aus der Mischwasserkanalisation bei Starkregenereignissen. Das Forschungsprojekt SPREE2011 hat ein Modulsystem entwickelt, das direkt vor dem Einleitrohr im Fluss liegt und das belastete Abwasser zwischenspeichert und nach Abklingen der Regenfälle wieder an die Kanalisation abgibt. Durch die Reduktion von Schadstoffeinträgen in den Fluss ist die Vision vom Baden in der sauberen Spree in greifbare Nähe gerückt. Die Oberfläche der Module schafft eine vielfältig nutzbare Plattform für neues städtisches Leben auf dem Fluss. Urban Gardening, Cafés und Restaurants, Freilichtkino könnten die technische Anlage überlagern. Im Berliner Osthafen soll die erste Pilotanlage umgesetzt werden. Eine andere Verbindung zwischen Land und Wasser ist ein amphibisches Transportsystem, das keinen Wechsel nötig macht. In Rotterdam, Belfast und Amsterdam gibt es den schwimmenden Bus, der zu Land und Wasser gleichermaßen unterwegs ist. Um den strengen Umweltvorschriften zu genügen, fährt der Bus auf der Straße mit einem schadstoffarmen Dieselmotor und im Wasser treiben ihn Elektromotoren an. Noch befördert der Bus nur Touristen zu beliebten Orten in der Stadt. Er zeigt aber eine zukunftsfähige innovative Idee für eine multimodal ausgerichtete Mobilitätsstrategie, die den Fluss mit einbezieht. 56 Impressum Herausgeber Arbeitskreis Rhein des Region Köln/Bonn e.V. Rheingasse 11 50676 Köln www.region-koeln-bonn.de Ansprechpartner/Kontakt: Markus Utzerath (Regionale 2010 Agentur, Region Köln/Bonn e.V.) +49.221.925477 30 utzerath@regionale2010.de utzerath@region-koeln-bonn.de Carolin Lüke (Regionale 2010 Agentur) +49.221.925477 41 lueke@regionale2010.de Autoren Textbearbeitung und Redaktion Grafiken und Karten bgmr Becker Giseke Mohren Richard Landschaftsarchitekten Prager Platz 6 10779 Berlin +49.30.21459590 rheincharta@bgmr.de www.bgmr.de Dr. Carlo Becker Dirk Christiansen Antje Herrmann 57 Gefördert durch Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) Der Arbeitskreis Rhein beim Region Köln/Bonn e.V. ist ein gefördertes Modellvorhaben im Forschungsprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ (ExWoSt), Forschungsfeld „Nationale Stadtentwicklungspolitik“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesinstituts für Bau-, Stadtund Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Bildnachweis Montag Stiftung Urbane Räume, Bonn: S. 8, S. 42 oben Mitte, unten links, Mitte u. rechts Ralf Emmerich, Münster: S. 10 Ralf Schuhmann, Bonn: S. 30 Mitte links u. unten rechts, S. 42 oben rechts und Mitte rechts, S. 43 oben Mitte Dr. Gerard Klinke: S. 30 Mitte rechts Dr. Joachim Bauer, Stadt Köln: S. 43 oben rechts Anna Hepp, Köln: S.44 Regionale 2010 Agentur, Köln: S. 14, S. 30 oben links, Mitte u. rechts, Mitte Mitte, unten links u. Mitte, S.42 oben links u. rechts, Mitte links u. Mitte, S. 43 oben links, Mitte rechts, unten links, Mitte u. rechts Tanja Ritter/pixelio.de: S. 43 Mitte Mitte Torsten Born/pixelio.de: S. 43 Mitte links pui700/pixelio.de: S. 50 unten Miroslaw/pixelio.de: S. 52 oben Juri Weiss, Basel: S. 54 oben Quinten Lovers, Amsterdam: S. 54 unten bgmr Landschaftsarchitekten, Berlin: S. 50 oben, S. 52 unten Köln, im Dezember 2011