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Kommune
Köln
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Anlage 1 - Mitteilung Dt.Städtetag 6/10.pdf
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31.12.14, 09:51
Aktualisiert
24.01.18, 04:04
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6 l10
Mitteilungen
Deutscher Städtetag zieht Zwischenbilanz
Erfolgreiche Interessenvertretung
für die Städte – aktuelle Beispiele
Der Deutsche Städtetag hat mit der intensiven Vertretung kommunaler Interessen gegenüber Bund und Ländern in den letzten Monaten
viel erreicht. Ganz nach dem Motto, tue Gutes und rede darüber, hier
wichtige Ergebnisse, an denen unser Verband beteiligt war:
• Dem Städtetag ist es gelungen, dass inzwischen auch die stetig
steigenden kommunalen Soziallasten Gegenstand der Arbeit der
Gemeindefinanzkommission sind. Zudem gibt es im Zwischenbericht der Kommission erste gute Ansätze bei der Beteiligung
der Kommunen an der Kostenfolgenabschätzung von Gesetzen.
Inhalt
2–5 Im Blickpunkt
G
Gewerbesteuer –
eine gute Gemeindesteuer
G
Umfrage des Deutschen
Städtetages
G
Gemeindefinanzkommission – Zwischenbericht
G
Ausbaubericht
Kinderbetreuung
G
Jobcenter-Reform
6
Fachinformationen
8
Termine
• Die guten Argumente des Städtetages sind auch bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen, wie eine Forsa-Umfrage kürzlich
zeigte. 45 Prozent sehen die Ursache für die kommunale Finanzkrise in wachsenden Sozialausgaben und 43 Prozent in den von
Bund und Ländern den Städten aufgebürdeten Aufgaben.
• Der Widerstand des Städtetages gegen die geplanten Wohngeldkürzungen in Höhe von 200 Millionen Euro war erfolgreich. Der
Bund zog seine Pläne Ende Juli zurück. Abgewendet wurde damit
eine zusätzliche Belastung der Städte durch höhere Sozialausgaben für zusätzliche Aufstocker-Haushalte.
• Die von den Städten geforderte Absicherung der Jobcenter und
der Optionskommunen ist mit der Grundgesetzänderung wirksam.
Damit sind die langjährigen Auseinandersetzungen über die Kommunalisierung der Langzeitarbeitslosigkeit vom Tisch.
• Vor dem Hintergrund der wichtigen EU-Rechtsetzung für die Kommunen ist es ein großer Fortschritt, dass die Interessenvertretung
der Kommunen auf europäischer Ebene an Stellenwert gewonnen
hat. Beispiel dafür ist die Rechtsprechung des Europäischen
Gerichtshofes zur Ausschreibungsfreiheit von öffentlichen Grundstücksverkäufen sowie zur interkommunalen Zusammenarbeit.
• Der Deutsche Städtetag hat überzeugend mit Zahlen und Fakten
aus der kommunalen Praxis vor den ausufernden Kosten bei der
Umsetzung des ELENA-Projektes (elektronischer Einkommensnachweis) gewarnt. Die Bundesregierung hat im Juli die Umsetzung von ELENA vorerst gestoppt.
In den nächsten Wochen wird der Deutsche Städtetag sich weiterhin
vehement dafür einsetzen, die Gewerbesteuer als wichtigste Steuer
der Kommunen nicht abzuschaffen, sondern zu stärken. Die Ergebnisse der Gemeindefinanzkommission auf der Ausgaben- und Einnahmenseite müssen die Finanzlage der Städte spürbar verbessern.
Im Blickpunkt
Deutscher Städtetag veröffentlicht neue Broschüre
„Die Gewerbesteuer – eine gute Gemeindesteuer“: Analyse belegt
hohe Wachstumsdynamik, kein deutscher Sonderweg
Die Gewerbesteuer als wichtigste Steuer der Städte
schwankt über längere Sicht betrachtet nur wenig
stärker als andere lohn- und ertragsabhängige
Steuern, weist aber eine deutlich höhere Wachstumsdynamik auf. Zwischen 1995 und 2008 hat sich das
bundesweite Aufkommen der Gewerbesteuer annähernd von 21,6 auf 41 Milliarden Euro verdoppelt.
Das Aufkommen der übrigen lohn- und ertragsabhängigen Steuern, einschließlich der Körperschaftssteuer, stieg dagegen nur um rund ein Viertel. Das
ergab eine aktuelle Analyse der Senatsverwaltung für
Finanzen des Landes Berlin, die der Deutsche Städtetag innerhalb seiner Broschüre „Die Gewerbesteuer –
eine gute Gemeindesteuer. Fakten und Analysen“
veröffentlichte.
Die Schwankungsbreite der Gewerbesteuer in diesem
Zeitraum, der ziemlich exakt zwei Konjunkturzyklen
umfasst, lag bei den übrigen konjunkturabhängigen
Steuern nur 4,4 Prozentpunkte niedriger als bei der
Gewerbesteuer. Verstärkt bzw. zu einem Großteil verursacht wurden die geringfügig größeren Schwankungen der Gewerbesteuer durch zahlreiche Steuerrechtsänderungen. Im Übrigen brach in der Finanzkrise im
Jahr 2009 die Körperschaftsteuer noch viel dramatischer ein als die Gewerbesteuer.
„Trotz ihrer Konjunkturabhängigkeit und der Einnahmeneinbrüche im vergangenen Jahr ist die Gewerbesteuer eine gute Steuer, die nicht abgeschafft, sondern
gestärkt werden sollte. Wäre die Gewerbesteuer durch
einen höheren Anteil an der Umsatzsteuer ersetzt worden, hätten wir seit Mitte der 90er Jahre geringfügig
niedrigere Einnahmenschwankungen mit erheblichen
Einbußen beim Wachstum unserer Steuereinnahmen
bezahlen müssen“, erklärte der Hauptgeschäftsführer
des Deutschen Städtetages, Dr. Stephan Articus.
Auch für das in der Gemeindefinanzkommission
debattierte Prüfmodell des Bundes mit einem Anteil
der Kommunen an der Umsatzsteuer in einer Größenordnung von bis zu 23 Milliarden Euro statt bisher
3,5 Milliarden Euro gelte deshalb: „Bei einem Ersatz
der Gewerbesteuer durch die Umsatzsteuer wäre nur
wenig gewonnen, aber viel verloren. Außerdem würden
die Kommunen über die Umsatzsteuer in hohem Maße
zu Zuweisungsempfängern von Bund und Ländern,
statt selbst über die Höhe ihrer Gewerbesteuer zu ent-
2
scheiden. Das widerspricht unserer Vorstellung von
kommunaler Selbstverwaltung.“
Zentrale Kritikpunkte am Prüfmodell
des Bundes
In der Broschüre des Deutschen Städtetages werden
darüber hinaus diese Kritikpunkte am Prüfmodell der
Bundesregierung aufgelistet, das anstelle der Gewerbesteuer kommunale Zuschläge auf die Einkommenund die Körperschaftsteuer sowie einen höheren Anteil
der Kommunen an der Umsatzsteuer vorsieht:
• Für die Kommunen, aber auch für Bund und Länder
sind Steuerverluste zu befürchten, weil viele Gestaltungsmöglichkeiten für Unternehmen eröffnet werden.
• Das Modell geht zu Lasten der einkommensteuerschwachen Kommunen.
• Auf der lokalen Ebene verschieben sich die Lasten
von der Wirtschaft hin zu den Bürgern.
• Aufgrund der höheren Zuschlagsätze bei der Einkommensteuer in Kommunen mit bislang hohem
Gewerbesteueraufkommen und/oder hohen Hebesätzen würden die dort lebenden Bürger höher
belastet als vor der Reform.
• Das Band zwischen Wirtschaft und Kommunen
würde massiv geschwächt. Das kommunale Interesse an Gewerbeansiedlungen würde deutlich
abnehmen, da neue Wohngebiete auszuweisen
fiskalisch viel lohnender würde.
Die Broschüre des Deutschen Städtetages räumt mit
dem Vorurteil auf, die Gewerbesteuer stelle eine
Sonderbelastung der Unternehmen dar, die im internationalen Vergleich ein Unikat sei. Eine wirtschaftskraftabhängige Steuer, die zumindest Elemente der
Gewerbesteuer aufweist, erheben etwa Dänemark
(Lohnsummensteuer), Frankreich (Gewerbesteuer,
auch für freie Berufe), Luxemburg, Kanada und USA.
Zu der von den Wirtschaftsverbänden kritisierten
Besteuerung gewinnunabhängiger Elemente im Rahmen der Gewerbesteuer sagte die Stellvertreterin des
Hauptgeschäftsführers des Deutschen Städtetages,
Im Blickpunkt
Monika Kuban: „Nur in Ausnahmefällen kann es aufgrund der Besteuerung der Hinzurechnungen von
Mieten, Zinsen, Pachten, Leasingraten in Verlustfällen
zu Steuerzahlungen kommen. Nur wenn die Verluste
geringer sind als die Hinzurechnungen, ist eine Steuerzahlung notwendig. Und in diesen wenigen Fällen
kann, sofern die Existenz des Unternehmens hierdurch
tatsächlich bedroht sein sollte, über Stundung und
Erlass geredet werden.“
Außerdem gehe Deutschland innerhalb Europas bei
der Besteuerung gewinnunabhängiger Elemente moderat vor. In Österreich beispielsweise sei diese Form der
Besteuerung um ein Vielfaches höher, ohne dass hierdurch der Standort Österreich sonderlich gelitten hätte.
Unternehmen haben dort als Kommunalsteuer drei
Prozent auf die Bruttolohnsumme zu zahlen.
Aus dem Fazit der Broschüre: Die Gewerbesteuer hat
sich in ihren Grundstrukturen bewährt. Die Probleme
des kommunalen Finanzsystems liegen nur zu einem
geringeren Teil auf der Einnahmenseite, alle nötigen
Reformen können hier innerhalb des Systems gelöst
werden. Viel dringender sind die Ungleichgewichte auf
der Ausgabenseite der Kommunen, vor allem bei den
Belastungen durch soziale Leistungen. Hier liegt der
grundlegende Reformbedarf für die Gemeindefinanzkommission.
Die Broschüre „Die Gewerbesteuer – eine gute
Gemeindesteuer. Fakten und Analysen ist als Band 94
der Reihe „Beiträge des Deutschen Städtetages zur
Stadtpolitik“ erschienen und als PDF-Dokument kostenfrei abrufbar auf der Internetseite des Deutschen
Städtetages unter www.staedtetag.de .
Umfrage des Deutschen Städtetages zur Gewerbesteuer
Articus: Trendwende ist geschafft,
Einnahmen steigen erstmals wieder
Erstmals seit Beginn der Wirtschaftskrise steigen
wieder die Einnahmen der Städte aus der Gewerbesteuer. Im zweiten Quartal 2010 betrug das Plus
gegenüber dem Vorjahresquartal rund 24 Prozent,
geht aus einer Umfrage des Deutschen Städtetages
unter fast 100 größeren Städten hervor. Vor allem die
Nachzahlungen der Unternehmen für Vorjahre zogen
kräftig an.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Dr. Stephan Articus, sagte: „Bei der Gewerbesteuer ist die Trendwende geschafft, auch wenn ein
niedriges Niveau die Basis bildet und die schwere
Krise der Kommunalfinanzen andauert. Trotz der
starken Einnahmerückgänge 2009 bestätigt sich:
Die Gewerbesteuer ist eine gute Steuer. Sie sollte
nicht abgeschafft, sondern gestärkt werden.“
Nachdem die Gewerbesteuer 2009 um gut 20 Prozent
eingebrochen war, ergab die Umfrage des Städtetages
für das erste Halbjahr 2010 noch einen leichten Rückgang von 2,1 Prozent. Der Deutsche Städtetag erwartet, so Articus, dass die Ergebnisse der Steuerschätzung im Herbst leicht nach oben korrigiert werden
können: „Es erscheint jetzt denkbar, dass die Gewerbesteuerzahlungen im Gesamtjahr 2010 nicht mehr zurückgehen.“ Die Steuerschätzung im Mai hatte noch
ein Minus von 3,7 Prozent vorhergesagt.
Gemeindefinanzbericht 2010 erscheint
„Kommunale Finanzen: Kein Licht am Ende des Tunnels!“ ist der Titel des Gemeindefinanzberichtes 2010. Er erscheint demnächst als Heft 5/2010 der Zeitschrift „der städtetag“,
ISSN 0038-9048, und stellt Analysen und Fakten zusammen. Der Gemeindefinanzbericht
kann bestellt werden beim Verlag Wolters Kluwer unter info@wolterskluwer.de .
3
Im Blickpunkt
Zwischenbericht der Gemeindefinanzkommission
Kommunen sehen hohen Handlungsdruck, Finanzlage zu verbessern –
noch erheblicher Klärungsbedarf in der Kommissionsarbeit
Die kommunalen Spitzenverbände sehen angesichts
der dramatischen Haushaltslage der Kommunen
hohen Handlungsdruck, die Finanzsituation der
Städte, Landkreise und Gemeinden durch die Arbeit
der Gemeindefinanzkommission nachhaltig zu verbessern und damit den kommunalen Handlungsspielraum
zu erweitern. Die Zwischenberichte der drei Arbeitsgruppen, die in Berlin in der zweiten Sitzung der Kommission Anfang Juli beraten wurden, lassen aus Sicht
der Kommunen noch nicht erkennen, wieweit das
gelingen wird. Entscheidend wird deshalb der Endbericht im Herbst sein, der sich an diesen im Koalitionsvertrag selbst formulierten Zielen messen lassen muss.
„Nach dem derzeitigen Stand der Kommissionsarbeiten gibt es zur Gewerbesteuer keine realistische Alternative. Wir halten das als Ersatz untersuchte Prüfmodell des Bundes für ungeeignet. Dass die stetig
steigenden Sozialausgaben, wie von uns gefordert,
inzwischen Gegenstand der Beratungen sind, begrüßen wir ausdrücklich. Hier müssen aber im weiteren
Verlauf auch konkrete Schritte beschlossen werden,
um die Kommunen spürbar von Sozialausgaben zu
entlasten. Zudem gibt es erste gute Ansätze in der
Kommissionsarbeit bei der Beteiligung der Kommunen an der Kostenfolgenabschätzung von Gesetzen“,
erklärten der Hauptgeschäftsführer des Deutschen
Städtetages, Dr. Stephan Articus, der Präsident des
Deutschen Landkreistages, Landrat Hans Jörg Duppré
und der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städteund Gemeindebundes, Dr. Gerd Landsberg. Auf Wunsch
der kommunalen Spitzenverbände wird in der weiteren
Arbeit der Arbeitsgruppe Kommunalsteuern nun auch
das sogenannte Kommunalmodell eingehend geprüft,
zusätzlich zu Modifizierungen am Prüfmodell des
Bundes und dem Modell der Stiftung Marktwirtschaft.
Nach dem Kommunalmodell soll die Gewerbesteuer
beibehalten und durch eine Einbeziehung der freien
Berufe und eine Verbreiterung der Bemessungsgrundlage stabilisiert werden. Zu den Beratungen der
Arbeitsgruppe Standards, in der auch die Sozialausgaben behandelt werden, machten Präsident Duppré
und die Hauptgeschäftsführer Articus und Landsberg
deutlich: „Es ist sinnvoll, die Belastung der Kommunen
durch vom Bund gesetzte Standards zu prüfen und
diese Arbeit jetzt wie geplant fortzusetzen. Es besteht
aber Einvernehmen zwischen Bund, Ländern und
Kommunen, dass sich durch Standardabbau allein die
kommunalen Haushaltsprobleme keineswegs lösen
lassen.“ Deshalb bleibe für Länder und Kommunen die
Entlastung bei den kommunalen Sozialausgaben elementar. Die Debatte darüber habe in der Kommission
richtigerweise begonnen, müsse nun aber auch engagiert und inhaltlich vertiefend weitergeführt werden.
Mit Blick auf die Kommissions-Arbeitsgruppe Rechtsetzung erklärten Articus, Duppré und Landsberg:
„Positiv bewerten wir, dass bessere Regelungen zur
Beteiligung der Kommunen an der Kostenfolgenabschätzung von Gesetzen in der Diskussion sind. Hier
erscheinen uns weitere Präzisierungen im Sinne der
Kommunen erforderlich. Bedauerlich ist, dass Bund
und Länder unseren Vorschlag ablehnen, kommunale
Anhörungs- und Beteiligungsrechte bei Gesetzen
des Bundes, die sich auf die Kommunen auswirken,
im Grundgesetz zu verankern.“ Das Thema Kostenfolgenschätzung sei deshalb für die Kommunen so
bedeutsam, weil sie bisher immer wieder dadurch
belastet worden sind, dass die Kosten von Bundesgesetzen für die Städte, Landkreise und Gemeinden
unterschätzt wurden.
Ausstellungseröffnung deutsch-deutsche Städtepartnerschaften
Die Ausstellung „Blick/Wechsel – deutsch-deutsche Städtepartnerschaften 1986 bis
heute“ der Freien Hansestadt Bremen wirft einen Blick auf das in Europa einzigartige
Netzwerk von über 800 kommunalen Partnerschaften in Deutschland, seine Geschichte
und seine Bedeutung für die Zukunft Deutschlands und Europas.
Die Ausstellung wird von Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière, Dr. h. c. Klaus
Wedemeier, Bremer Bürgermeister a. D. sowie Dr. Rosemarie Wilcken, Bürgermeisterin
der Stadt Wismar a. D. am 9. September 2010 im Bremer Rathaus eröffnet. Danach wird
sie ab Oktober durch deutsche Städte touren. Weitere Informationen zur Konzeption und
den Ausleihmöglichkeiten unter www.rathaus-bremen.de .
4
Im Blickpunkt
Deutscher Städtetag zum Ausbaubericht der Bundesregierung
Städte treiben Ausbau der Kinderbetreuung voran, sehen aber
Rechtsanspruch ab 2013 gefährdet – Prozesslawine droht
Der Vizepräsident des Deutschen Städtetages, der
Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, hat vor
einer Prozesslawine durch den Rechtsanspruch auf
Kinderbetreuung gewarnt. Zum aktuellen Ausbaubericht, den der Bund Ende Juli vorstellte, sagte Ude:
„Die Bundesregierung hat Recht mit der Feststellung,
dass die Kommunen größte Anstrengungen zum Krippenausbau unternommen haben und trotz Finanzkrise
unternehmen. Aber die Annahme, dass der Rechtsanspruch 2013 problemlos realisiert werden könne, entbehrt jeder Grundlage. Wenn der Versorgungsgrad
bisher in den alten Ländern bei 15 Prozent liegt, ist
man von den beim Krippengipfel 2007 als Etappenziel
vereinbarten 35 Prozent noch weit entfernt.“
Vor allem dürfte der tatsächliche Bedarf weit höher
liegen, wie die Realität in den neuen Ländern und
mehrere Studien belegen. Die Bundesregierung habe
bisher in keiner Weise darlegen können, wie in der
extrem kurzen Frist der tatsächliche Bedarf für einen
Rechtsanspruch ermittelt und gedeckt werden soll.
„Dafür sind wahrscheinlich über 500.000 zusätzliche
Plätze erforderlich, für die es bislang weder das erfor-
derliche Geld noch das erforderliche Fachpersonal
gibt.“ Ein Rechtsanspruch sei nach angemessener
Frist durchaus sinnvoll, werde aber ohne zusätzliche
Finanzmittel und Ausbildungsangebote 2013 nicht zu
realisieren sein. „Der Rechtsanspruch wird eine Prozesslawine auslösen, die Kommunen und Gerichte mit
gigantischem Bürokratieaufwand belastet und bei
den klagenden Eltern nur zur Frustration führt. Meine
Empfehlung an Bund und Länder lautet: weniger versprechen, aber mehr tun“, so Ude.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages,
Dr. Stephan Articus, betonte: „Trotz ihrer kritischen
Haushaltslage stehen die Städte nicht auf der Bremse,
sondern treiben den Ausbau weiter voran.“ In einer
Reihe von westdeutschen Großstädten gibt es bereits
Plätze für weit über 20 Prozent der Kleinkinder. Außerdem seien die Bruttoausgaben für die Kinderbetreuung zwischen 1998 und 2008 auf rund 14,5 Milliarden
Euro gewachsen. Das heißt, schon jetzt wird mehr als
jeder zweite Euro der Kinder- und Jugendhilfe für eine
öffentlich organisierte Kindertagesbetreuung ausgegeben. Den größten Teil davon tragen die Kommunen.
Städtetag begrüßt Verabschiedung der Grundgesetzänderung
Jobcenter-Reform gelungen – Kommunen setzen sich für
konstruktive Zusammenarbeit ein
Der Deutsche Städtetag begrüßt die Zustimmung des
Bundesrates zur Jobcenter-Reform. „Es ist der richtige
Weg, dass jetzt sowohl die gemeinsamen Einrichtungen von Kommunen und Arbeitsagenturen abgesichert
sind als auch das Optionsmodell ausgeweitet und
gesichert worden ist. Das ist eine entscheidende Voraussetzung, um die bisherigen Erfolge in der Arbeitsmarktpolitik konstant zu halten und die Arbeit der Jobcenter weiter zu verbessern“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Dr. Stephan
Articus anlässlich der verabschiedeten Grundgesetzänderung. Die Betreuung der Langzeitarbeitslosen
musste aufgrund eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts vom Dezember 2007 neu organisiert
werden. Mit der verfassungsrechtlichen Absicherung
der beiden bisherigen Organisationsformen haben
Bund und Länder eine wichtige kommunalpolitische
Forderung erfüllt. Detailfragen zur Organisationsreform, wie beispielsweise personalrechtliche und finanzielle Fragen bei der Einrichtung der neuen Optionskommunen konnten weitgehend geklärt werden.
„Jetzt kommt es darauf an, dass ein partnerschaftliches Zusammenarbeiten zwischen der Bundesagentur für Arbeit und den Kommunen in den Jobcentern
auch Wirklichkeit wird“, sagte Articus weiter. Innerhalb
der gemeinsamen Einrichtungen bestehen klare Verantwortlichkeiten der jeweiligen Leistungsträger für
ihre Bereiche. Um die arbeitsmarktpolitischen Erfolge
weiter zu steigern, ist es dennoch notwendig, dass
sich die Bundesagentur für Arbeit stärker dezentral
ausrichtet und konstruktiv mit den lokalen Partnern
zusammenarbeitet.
5
Im Blickpunkt
Fachinformationen
Wohnen
Personal
Deutscher Altenhilfepreis 2011
ausgeschrieben
Internet-Übersicht zur Rechtsprechung
bei Antidiskriminierung
Gesucht für den Deutschen Altenhilfepreis 2011
werden erfolgreich abgeschlossene Projekte, die das
direkte Wohnumfeld älterer Menschen vorbildlich
gestalten. Die Projekte sollen alle Akteure von Wohlfahrtspflege über Kommune bis zu Wohnungsunternehmen und lokale Initiativen einbeziehen und ein
vernetztes Angebot im Quartier bieten. Dabei sollen
sie die interkulturelle Wirklichkeit vor Ort durch die
Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund
berücksichtigen. Das Preisgeld von 20.000 Euro wird
auf drei Preisträger verteilt. Die Familie-Josef-KretenStiftung, eine Treuhandstiftung des Deutschen Roten
Kreuzes, prämiert mit diesem Preis alle zwei Jahre
zukunftsweisende Projekte der Altenhilfe. Die Bewerbungsfrist endet am 30. September 2010.
Die Ausschreibungsunterlagen finden Sie unter
www.deutscher-altenhilfepreis.de .
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) hat
ihr Informationsangebot um eine Sammlung ausgewählter Entscheidungen deutscher Gerichte zum Antidiskriminierungsrecht erweitert. Die Online-Übersicht
soll laufend fortgeschrieben werden. Die Sammlung
von Gerichtsentscheidungen zum Antidiskriminierungsrecht gibt einen Überblick über die Entwicklung
der Rechtsprechung. Weitere Informationen unter
www.antidiskriminierungsstelle.de .
Soziales
Mehr als 16 Millionen Menschen
mit Migrationshintergrund in Deutschland
In Deutschland lebten im Jahr 2009 erstmals mehr als
16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) mit. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund hat seit
2005 von 18,6 Prozent auf 19,6 Prozent zugenommen.
Wichtige Unterschiede lassen sich in der strukturellen
Zusammensetzung der beiden Bevölkerungsgruppen
mit beziehungsweise ohne Migrationshintergrund feststellen: So sind Personen mit Migrationshintergrund
deutlich jünger als jene ohne, weitaus häufiger ledig
und der Anteil der Männer unter ihnen ist höher. Sie
leben bevorzugt im früheren Bundesgebiet beziehungsweise in Berlin. Ein fehlender allgemeiner Schulabschluss ist bei ihnen deutlich häufiger anzutreffen
genauso wie ein fehlender beruflicher Abschluss. Menschen mit Migrationshintergrund im Alter von 25 bis
65 Jahren sind etwa doppelt so häufig erwerbslos als
jene ohne oder gehen ausschließlich einer geringfügigen Beschäftigung nach. Weitere Informationen
unter www.destatis.de .
Bürgerschaftliches Engagement
Neue Online-Plattform
„Engagiert in Deutschland“
Auf der Plattform „engagiert-in-deutschland“ können
Organisationen ihr bürgerschaftliches Engagement
bundesweit sichtbar machen und sich mit anderen
Akteuren online vernetzen. Gleichzeitig können aktuelle Nachrichten, Fachinformationen und Veranstaltungen eingestellt werden. Die Internetplattform wird
vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend gefördert und vom Deutschen Verein
betreut. Die „virtuellen“ Räume sind spezifischen
Themen zugeordnet. Im Themenraum „Meine Stadt –
meine Kommune“ werden beispielsweise Projekte,
individuelle Personen, aber auch Unternehmen oder
Stadtvertreter vorgestellt, die an Ideen und Konzepten
für ihre Städte und Kommunen arbeiten.
Weitere Informationen unter
www.engagiert-in-deutschland.de .
Woche des bürgerschaftlichen
Engagements im September 2010
Zum sechsten Mal startet das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) die Woche des bürgerschaftlichen Engagements. Unter dem Motto „Engagement macht stark!“ können Vereine, Initiativen
und Kommunen vom 17. bis 26. September 2010 auf
ihre Projekte aufmerksam machen und sich in eine
Veranstaltungsdatenbank eintragen.
Weitere Informationen sind erhältlich unter
www.engagement-macht-stark.de .
Weitere Fachinformationen sowie Berichte aus den Gremien sind
für Mitglieder des Deutschen Städtetages abrufbar in den Fachbereichen im Extranet des Deutschen Städtetages unter
http://extranet.staedtetag.de.
6
Wir fördern Ihre Kommune.
Die NRW.BANK fördert die Kommunen und ihre kommunalen Einrichtungen mit zinsgünstigen
und maßgeschneiderten Finanzierungslösungen für alle kommunalen Aufgaben und einem
Beratungsangebot zum Kommunalen Zins- und Finanzmanagement. Fragen Sie
uns danach: Tel. 0211 91741-4600 (Rheinland) oder 0251 91741-4600
(Westfalen-Lippe). www.nrwbank.de
Termine
Inklusion statt Integration: Hat das deutsche Förderschulsystem
noch eine Zukunft?
Bildung
Seminar des Difu in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städtetag
4. bis 5. Oktober 2010 in Berlin
Weitere Informationen unter www.difu.de
Frühe Hilfen auch für Jugendliche
Fachtagung der Arbeitsgruppe Jugendhilfe im
Deutschen Institut für Urbanistik
7. bis 8. Oktober 2010 in Berlin
Soziales
Weitere Informationen unter www.fachtagungen-jugendhilfe.de
Rahmenbedingungen und aktuelle Aspekte
der kommunalen Sportpolitik
Sport
Seminar des Difu in Kooperation mit dem Deutschen Städtetag
2. bis 3. November 2010 in Berlin
Weitere Informationen unter www.difu.de
Bundeskongress zur Nationalen Stadtentwicklungspolitik
Kongress des BMVBS, der Bauministerkonferenz der Länder,
des Deutschen Städtetages und des Deutschen Städte- und
Gemeindebundes
27. bis 28. September 2010 in Nürnberg
Weitere Informationen unter www.staedtetag.de
Stadtentwicklung
Städtenetzwerk lokale Demokratie – Bürgerorientierung
in der integrierten Stadtentwicklung
Kongress des Bundesverbandes für Wohnen und Stadtentwicklung
7. Oktober in Berlin
Weitere Informationen unter www.vhw.de
Der ÖPNV im Wandel: Worauf kommt es jetzt für die Kommunen an?
Seminar des Vhw und des Deutschen Städtetages
20. September 2010 in Essen
Verkehr
Weitere Informationen unter www.vhw.de
Forum deutscher Wirtschaftsförderer
Wirtschaft
4. bis 5. November 2010 in Berlin
Weitere Informationen unter www.staedtetag.de
Speyerer Vergaberechtstage 2010
Tagung der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer
23. bis 24. September 2010 in Speyer
Recht
Weitere Informationen unter www.dhv-speyer.de
Herausgeber: Deutscher Städtetag
Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin, Telefon: 030/377 11-0
Lindenallee 13 -17, 50968 Köln, Telefon: 0221/37 71-0
E-Mail: post@staedtetag.de, Internet: www.staedtetag.de
Geschäftsführendes Präsidialmitglied Dr. Stephan Articus
Verantwortlich: Volker Bästlein, Leiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Redaktion: Daniela Schönwälder
Gestaltung: Elke Postler, Druck: Media Cologne GmbH, Hürth
Anzeigen: Christiane Diederichs, Medeya Kommunikation, Bad Honnef
Berlin/Köln, August 2010
8
Telefon: 022 24/90 21-21, Fax: 022 24/90 21-23, E-Mail: diederichs@medeya.de