Daten
Kommune
Wuppertal
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23.02.15, 12:24
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27.01.18, 13:02
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Stadtumbau-West
Städtebauliches Entwicklungskonzept Wuppertal
Sanierungsgebiet Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg
Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms
für die Bereiche ‚Mirker Quartier‘ und ‚Südstraße‘
-2-
101.11 / Bieler-Giesen
Stadtentwicklung
Tel. 0202 / 563-6258
Dieter.Bieler-Giesen@stadt.wuppertal.de
0.
Einleitung
5
1.
Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für
den Bereich Mirker Quartier
6
1.1.
Analyse des Mirker Quartiers
9
1.1.1
1.1.2
1.1.3
1.1.4
Abgrenzung, Lage, städtebauliche Situation und Historie
Bevölkerungs- und Sozialstruktur
Gebäudebestand und Wohnungsangebot
Infrastruktur
9
11
15
17
1.2.
Maßnahmen im Rahmen des Stadtumbauprozesses 2006 - 2012
20
1.2.1
Beratungsangebote für private Grundstückseigentümer:
Wuppertaler Quartierentwicklungsgesellschaft und
Stadtteilenergieberatung (Baustein 1)
Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen:
Zwischennutzungsagentur für leer stehende Ladenlokale (Baustein 2)
Hof- und Fassadenprogramm (Baustein 3)
Attraktivierung des Wohnumfeldes (Baustein 4)
Verbesserung des Stadtteilimages über Mitmachprojekte (Baustein 5)
Neu- und Umnutzung incl. Rückbau von baulichen Anlagen (Baustein 6)
23
24
25
27
29
Aktuelle Immobilienentwicklungen und private Projekte
im Mirker Quartier
30
1.3.1
1.3.2
1.3.3
1.3.4
1.3.5
1.3.6
DITIB-Moschee Gathe
Baugruppe Malerstraße (100 Klimaschutzsiedlungen NRW)
Diakoniekirche des Diakonischen Werkes
Baudenkmal Bandweberei Goldzack
Freibad Mirke (Projekt außerhalb des Satzungsbereiches)
Mirker Hain (Projekt außerhalb des Satzungsbereiches)
30
31
32
33
34
37
1.4.
SWOT-Analyse und Ziele für das Mirker Quartier
1.4.1
1.4.2
1.4.3
Erarbeitungsprozess
Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse)
Entwicklungsziele für das Mirker Quartier
1.2.2
1.2.3
1.2.4
1.2.5
1.2.6
1.3.
20
38
39
41
-3-
1.5.
1.5.1.
1.5.1.1
1.5.1.1.1
1.5.1.1.2
1.5.1.1.3
1.5.1.1.4
1.5.1.1.5
1.5.1.1.6
1.5.1.1.7
1.5.1.2
1.5.1.3
1.5.1.4
1.5.1.5
1.5.2
1.5.2.1
1.5.2.2
Handlungsfelder des Integrierten Handlungsprogramms
für das Mirker Quartier
Handlungsfeld ‚Bereich Mirker Bahnhof‘ mit Schwerpunkt Lokale
Ökonomie und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen
Projekt ‚Initiative ergreifen: Utopiastadt im Baudenkmal Bahnhof Mirke
Historische und städtebauliche Bedeutung
des Gebäudes „Mirker Bahnhof“
Potential des Areals
Utopiastadt – Labor und Kompetenzzentrum für Stadt-, Kultur- und
Gesellschaftsentwicklung im historischen Gebäude des Bahnhofs Mirke
Status Quo Gebäude, Firmierung und co
Arbeitsfelder
Neunutzung des historischen Bahnhofes Mirke Gemeinbedarfseinrichtung
Fortsetzung und Vision nach der Instandsetzung
Gewerbepark Mirker Bahnhof
Arbeitsmarktpolitische und ESF Programme im Mirker Quartier,
insbesondere an der Nordbahntrasse
UtopiaStadtGarten, Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘ und
Quartiersgärten
Bahnhofsumfeld: Vorplatz Mirker Bahnhof
44
44
44
44
44
44
46
46
50
51
52
55
57
59
1.5.2.3
1.5.2.4
1.5.2.5
1.5.2.6
Handlungsfeld ‚Entwicklung des Wohnstandortes‘
Hof- und Fassadenprogramm
Wohnungsbauförderung des Landes NRW mit Schwerpunkt
Bestandsinvestitionen
Modellprojekt für energetische Sanierung und energieautarke Stadt
Rückbau oder Sanierung der Schrott- und Problemimmobilien
Kooperation mit bestehenden privaten Initiativen
Wohnen im Alter für Menschen mit Migrationshintergrund
60
61
63
65
66
1.5.3
Handlungsfeld ‚Integration und Migrantenselbstorganisation‘
68
1.5.4
Handlungsfeld ‚Stadtteilimage mit den zwei Schwerpunkten Tanz,
Bewegung, Musik und Theater sowie Bildende Kunst
76
Vernetzendes Handlungsfeld ‚Kommunikation im Quartier‘:
FORUM:MIRKE
81
Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für
den Erweiterungsbereich Südstraße
82
2.1.
Erweiterungsbereich Südstraße
82
2.2.
Ertüchtigung des Wilhelm–Dörpfeld-Gymnasiums
83
2.2.1
2.2.2
Schule im Quartier
Teilnahme am Pilotprojekt ‚Schulen planen und bauen‘ der
Montag-Stiftung
Wahrnehmung und Erreichbarkeit der Schule
Beschreibung der baulichen Maßnahmen an den Gebäuden
Geplante Maßnahmen in den Außenanlagen der Schule
Teilmaßnahmen für die Städtebauförderung
83
1.5.5
2.
2.2.3
2.2.4
2.2.5
2.2.6
60
60
85
86
87
88
91
-4-
3.
Programmsteuerung und Evaluation
92
4.
Maßnahmen- und Finanzierungsplan
93
Kurzfassung
Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für
den Bereich Mirker Quartier
95
-5-
0.
Einleitung
In den Jahren 2006 bis 2012 hat im Quartier Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg ein wirkungsvoller
Stadtumbau- bzw. Sozial Stadt-Prozess stattgefunden. Dabei sind die städtebaulichen Maßnahmen
intensiv mit dem Hof- und Fassadenprogramm, den Mitmachprojekten, den Aktivitäten der
Zwischennutzungsagentur und den Beratungsangeboten der Wuppertaler
Quartiersentwicklungsgesellschaft vernetzt worden. Auf diese Weise ist es gelungen, den
Stadtumbauprozess bei den Bewohnerinnen und Bewohnern bekannt zu machen und die StadtteilAkteure für eine dauerhafte Kooperation zusammenzubringen.
Der Stadtumbauprozess soll in den Jahren 2015 – 2018 mit Mitteln aus den Stadterneuerungsprogrammjahren 2014 – 2016 in zwei Teilräumen des Satzungsgebietes fortgesetzt werden:
•
Mirker Quartier (siehe Kapitel 2)
•
Erweiterungsbereich Südstraße (siehe Kapitel 3).
-6-
1.
Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für
den Bereich Mirker Quartier
Der Stadtumbauprozess hat sich im Quartier Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg deutlich auf zwei
räumliche Schwerpunktee konzentriert:
•
Arrenberg: Gutenbergplatz/ Simonsstraße
Mit dem neugestalteten Gutenbergplatz hat das Quartier einen multifunktionalen
Mehrgenerationenplatz erhalten. Koordiniert über den neugegründeten Verein ‚Aufbruch am
Arrenberg‘ sind vielfältige private Initiativen umgesetzt worden. Zwischen der Moritzstraße
und der Schwebebahnstation Robert-Daum-Platz ist ein öffentlicher Fußweg komplett mit
privaten Mitteln entstanden. Die bereits bewilligte Förderung musste nicht Inanspruch
genommen werden.
•
Ölberg: Schusterplatz/Marienstraße
Die Neugestaltung des Schusterplatzes war mit einem sehr breit angelegten
Partizipationsprojekt verbunden, das weit über die eigentliche Freiraumplanungsaufgabe
hinausging. Das ‚SchusterplatzCafé‘ bündelt interessierte Anwohner/innen, die sich
dauerhaft für ein lebendiges Stadtteilleben auf dem Platz engagieren.
Die Gründung der Ölberg-Genossenschaft ermöglicht eine zukunftsweisende Strategie bei
der Sanierung von gründerzeitlichen Gebäuden.
Östlich des Satzungsgebietes schließt das Quartier Ostersbaum an, dessen Projekt ‚Soziale Stadt‘ von
1998 bis 2012 das städtebauliche Gesicht und die sozialen Vernetzungen dauerhaft zum Positiven
verändert hat.
Das Mirker Quartier hat in dieser Zeit stets im ‚Windschatten‘ dieser drei Entwicklungsschwerpunkte
gelegen. Mit den Schulhofgestaltungen an der Realschule Neue Friedrichstraße und der Grundschule
Markomannenstraße sowie mit der Freifläche Froweinstraße/ Uellendahler Straße (Café ADA/Mare
e.V.) sind drei wichtige Freiflächen mit hoher Qualität entstanden. Ein aktives Stadtteilleben und eine
Vernetzung der Akteure konnte für den Bereich des Mirker Quartiers allerdings nur in Ansätzen
erreicht werden.
Hemmende Faktoren waren: Der private Eigentümer des Mirker Bahnhofes erwies sich trotz seines
hohen Engagements und anfänglich guter Ansätze als überfordert und hinsichtlich einer öffentlichen
Förderung nicht kooperationsfähig. Das Projekt ‚Nordbahntrasse‘ steckte noch in der Startphase. Das
Projekt ‚Schulungs- und Bildungszentrum der Föderation Türkischer Elternvereine
(Markomannenstraße 9)‘ musste vor den Anforderungen der EU-Förderbestimmungen, insbesondere
der Vorfinanzierung kapitulieren.
Aktuell sind die Entwicklungschancen für das Mirker Quartier besonders gut:
•
Die Nordbahntrasse ist fast fertig gestellt und entwickelt eine starke Eigendynamik.
Hierbei kann der Mirker Bahnhof als Verknüpfungspunkt zwischen Trasse und Quartier eine
besondere Rolle übernehmen.
•
Die neue Technologie ‚Elektro-Fahrräder‘ gibt dem alltäglichen Fahrradverkehr in der
bergischen Metropole Wuppertal neue Perspektiven.
•
Mit der Initiative Utopiastadt, als Labor und Kompetenzzentrum für Stadt-, Kultur- und
Gesellschaftsentwicklung hat sich ein starker Akteure im Baudenkmal Bahnhof Mirke
verortet.
-7-
•
Ein Gewerbepark ‚Mirker Bahnhof‘ auf der Eisenbahnbrache des ehemaligen
Güterbahnhofes ist durch den Flächeneigentümer aurelis, begleitet vom Ressort Städtebau
und Stadtentwicklung und von der Wirtschaftsförderung, auf den Weg gebracht worden. Ein
besonderes Gewicht soll im Bereich der Kreativ- und Gesundheitswirtschaft und im Bereich
nachhaltig wirtschaftender Unternehmen liegen.
•
Für die neue Moschee mit Gemeindezentrum ist von der DITIB-Moschee an der Gathe die
konkrete Umsetzungsphase eingeleitet worden.
•
Das Schulungs- und Bildungszentrum ist vom Bildungsverein ‚Anadolu Wuppertal e.V.‘ ohne
öffentliche Förderung umgesetzt worden.
Neue Impulse durch neue Akteure
Der Stadtumbau bzw. der Prozess Soziale Stadt wird in allen Wuppertaler Quartieren von den
etablierten Akteuren getragen: Wohlfahrtsverbände, soziale Träger, Kirchen, lokale Projektentwickler
und etablierte Bürger- und Einzelhändlervereine.
Im Mirker Quartier dominieren die Akteure der Migrantenselbstorganisation und das Netzwerk
‚Utopiastadt‘, die völlig neue Impulse für eine Quartiersentwicklung einbringen können.
Forum:Mirke in Utopiastadt
Mit dem Forum:Mirke, das im November 2013, im März und September 2014 auf Einladung von
Utopiastadt stattgefunden hat, ist es gelungen, die Akteure des Quartiers zusammen zu bringen und
Visionen für einen aktiven Stadtteil zu formulieren. Die Ergebnisse der Foren sind in die Ziele und
Maßnahmen dieses Integrierten Handlungskonzeptes eingeflossen.
Das Mirker Quartier als modellhafte Gebietskulisse
Hier stehen folgende Zukunftsthemen der Stadtentwicklung im Fokus:
•
Null Energie und Energieautarkie in der gründerzeitlichen Stadt
•
Suffizienz im alltäglichen Leben erproben, alternative Lebensmodelle
•
Mit- und Umgestaltung der städtischen Gesellschaft durch die Migrantenselbstorganisation
•
open spaces und coworking: Kultur- und Kreativwirtschaft im und für das Quartier entwickeln
•
OpenData, Open Source und OpenGovernment erproben
•
Mehr Mobilität mit dem Fahrrad
•
Aktive Raumunternehmer bei der Arbeit unterstützen und begleiten (Bergische Universität,
Montag Stiftung)
•
Fablab, eine fabrication laboratory als offene High-Tech-Werkstatt für die Menschen des
Quartiers, , ReparaturCafé: Dinge wertschätzen, selbst herstellen, reparieren und lange nutzen,
besserer Ressourcenschutz durch langlebige, reparaturfähige Güter
•
Einbindung der Menschen, die durch Armut aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden,
besonders mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen‚ Bedingungsloses Grundeinkommen‘ als
Zukunftsstrategie aufbauen
•
Urban Gardening: Nahrungsmittel selbst produzieren, Gemeinschaft im Quartier stärken,
Sensibilisierung für Themen der Nahrungsmittelherstellung und des Rohstoffverbrauches und
der Verantwortung für das eigene Lebensumfeld
•
Diskussionsforum für Themen Stadtgesellschaft
-8-
Neben dem strategischen Konzept 2025 sind bei der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes für das Mirker Quartier folgende städtische Handlungskonzepte berücksichtigt worden:
•
•
•
•
Handlungsprogramm Wohnen
Konzept zur Zukunft des Wohnstandortes Wuppertal, Mai 2009
Handlungsprogramm Demografischer Wandel
Strategien zum Umgang mit den demografischen Herausforderungen, Juni 2010
Handlungsprogramm Gewerbeflächen
März 2011
Handlungsprogramm Brachflächen
- in Bearbeitung -
-9-
1.1.
1.1.1
Analyse des Mirker Quartiers
Abgrenzung, Lage, städtebauliche Situation und Historie
Das Mirker Quartier wird im Süden durch die Hochstraße, im Osten durch die Uellendahler
Straße/Gathe und im Norden durch die A46 im Norden begrenzt (siehe Übersichtsplan).
Die Abgrenzung ergibt sich aus dem bestehenden Satzungsbereich. Von den Akteuren im Mirker
Quartier ist eine Ausweitung nach Norden (z.B. bis zum Freibad Mirke) angeregt worden (siehe Kap.
1.3.5).
Die Elberfelder Nordstadt entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch eine
Stadterweiterung von Elberfeld Richtung Norden. Es handelt sich um ein Arbeiterquartier, in dem v.a.
Weber lebten, die für die Elberfelder Textilunternehmen von zu Hause aus arbeiteten. Neben diesen
zahlreichen Kleinstbetrieben entstanden auch aufgrund der verkehrsgünstigen Lage am Mirker
Bahnhof und der neuen „Rheinischen Bahnstrecke“ größere Fabriken (Gathe, Hochstraße,
Wiesenstraße), welche als Zulieferbetriebe für die lokale Textilindustrie oder der Bahn dienten.
Der Bereich zwischen Kreuzkirche und Hochstraße ist siedlungshistorisch besonders interessant. Das
Elberfeld der Zeit vor 1800 reichte bis zum Karlsplatz. Aufgrund der vorindustriellen Textilproduktion
konnte Elberfeld den Industrialisierungsimpuls aus Großbritannien sehr früh aufnehmen.
Die Achse Friedrichstraße - Kreuzkirche (erbaut 1850) mit den Seitenstraßen Friedrichschulstraße und
Albrechtstraße stellt in der Zeit der Frühindustrialisierung eine der frühsten gründerzeitlichen
Stadterweiterungen Deutschlands dar. Verschieferte kleinere Fachwerkhäuser, kleinmaßstäbliche
Gründerzeitbauten mit Holzfassaden, die mineralischen Putz imitieren und Bruchstein-Fassadenteile
verweisen noch heute auf die frühe Entstehungszeit dieses Bereiches. Leider sind viele dieser alten
Gebäude durch Neubauten der 50er und 60er Jahre ersetzt worden.
Das Mirker Quartier ist charakterisiert durch eine hohe Bebauungsdichte und etwas breitere Straßen
als im Bereich Marienstraße (Ölberg). Im Osten ist eine schachbrettartige Straßenführung
kennzeichnend, während im Westen aufgrund der stärkeren topographischen Unterschiede von
diesem Muster abgewichen wurde. Ein besonders starker topographischer Anstieg liegt auf der
Straße Höchsten vor, welche - dem Namen entsprechend - von der Hochstraße ausgehend zur
Markomannenstraße hin ansteigt und nördlich davon wieder abfällt. Nahe dieser Straße am höchsten
Punkt findet sich die gründerzeitliche katholische Herz Jesu Kirche. Im nördlichen Teilbereich
dominiert die Wohnfunktion mit sowohl gründerzeitlichen Wohnhäusern als auch Objekten aus den
1950er bis 70er Jahren. Die Nahversorgungsfunktion ist stark rückläufig und konzentriert sich auf die
Hochstraße, Gathe und – noch eingeschränkt – auf die untere Friedrichstraße. In den Hinterhöfen
aber z.T. auch unmittelbar an der Straße befindet sich vereinzelt Kleingewerbe, größere
Gewerbebetriebe sind zwischen A46 und ehemaliger Bahnlinie im Norden ansässig. Mehr als im
südlichen Teilbereich gibt es im nördlichen Teil begrünte Wege durch die Hinterhöfe und Spielplätze,
größere Grünanlagen fehlen jedoch. Einzige größere Grünanlage ist der Friedhof im westlichen Teil,
allerdings ohne nutzbare Freiflächen und mit einer eingeschränkten Zugänglichkeit ausschließlich von
der Hochstraße.
Im Südosten zwischen Karls- bzw. Hochstraße und Ludwigstraße überwiegt vier- bis fünfgeschossige
Bausubstanz der 1960er bis 70er Jahre mit vereinzelten Altbauten einfachen Standards (z.B.
Friedrichstraße). Zum Teil handelt es sich um sanierte Objekte, ein großer Teil der Gebäude befindet
sich jedoch in einem unsanierten Zustand. Die Wohnqualität ist hier durchschnittlich bis niedrig. Am
attraktivsten ist der Bereich um die Kreuzkirche aufgrund der Platzsituation, der Begrünung und der
gründerzeitlichen, hochwertigen Bausubstanz. Allerdings weist dieser Bereich aktuell noch deutliche
Mängel im Wohnumfeld auf (bspw. wirkt die notdürftige Ausbesserung des Kopfsteinpflasters durch
Asphalt wenig ansprechend und sind Bürgersteige in schlechtem Zustand).
Kleingewerbe und Einzelhandel prägen insbesondere die Karlstraße, Friedrichstraße und die zur
Gathe hin orientierten Straßenabschnitte. Der rückläufige Einzelhandel auf der Friedrichstraße führt
allerdings zu starkem Ladenleerstand. Der Karlsplatz südlich der Karlsstraße wird derzeit aufgrund
- 10 -
eines Bedeutungsverlustes der Friedrichstraße kaum genutzt. Eine Weiterentwicklung des Platzes
sollte deshalb angedacht werden, jedoch wirkt die viel befahrene Karlstraße als eine Barriere, so dass
der Platz nur schwer in den Stadtteil integriert werden kann.
Der Nordosten im Bereich Froweinstraße, nördliche Neue Friedrichstraße, Mirkerstraße, östliche
Helmholzstraße und nördliche Neue Nordstraße bildet den hochwertigsten Bereich der nördlichen
Elberfelder Nordstadt. Hierbei handelt es sich um ein ruhiges, gründerzeitliches Wohngebiet mit
größtenteils hochwertiger und sanierter Bausubstanz, welches auch für Haushalte mit mittleren und
höheren Einkommen als Wohnstandort in Frage kommt. Aufgrund der Nähe zum ehemals
bedeutenden Mirker Bahnhof wurden hier die anspruchsvollsten Wohnhäuser – i.d.R. fünfgeschossig
- mit einer reich verzierten Fassade errichtet, welche auch heute noch gut erhalten sind.
Der westliche Bereich entlang der Achsen Höchsten und Wiesenstraße ist durch eine Mischung aus
einfacher gründerzeitlicher Bebauung, 1950er/60er Jahre-Blockrandbebauung und größeren
Wohnblöcken späterer Jahre gekennzeichnet. Es überwiegt eine einfache Wohnqualität und ein
wenig attraktives Wohnumfeld ohne Straßenbegrünung. Allerdings gibt es mehrere größere
Spielplätze, z.T. in Hinterhoflage, sowie kleinere grüne Wege, welche sich quer durch das
Wohngebiet ziehen und Spielplätze erschließen.
Die Hochstraße teilt die Elberfelder Nordstadt in einen südlichen und einen nördlichen Bereich und
stellt sowohl eine physische als auch mentale Barriere dar. Sie unterscheidet sich von den übrigen
Straßen der Elberfelder Nordstadt durch ein hohes Verkehrsaufkommen und eine stark durch
Einzelhandel und einfache Gastronomie geprägte Nutzung. Allerdings erfüllt die Hochstraße allein
den Zweck der Nahversorgung und lädt aufgrund des Verkehrs und nicht vorhandener
Aufenthaltsflächen nicht zum Verweilen oder zu einem gemütlichen Einkaufsbummel ein. In den
oberen Etagen der Gebäude befinden sich Wohnungen. In Bezug auf die Baujahre handelt es sich um
eine bunte Mischung der Gebäude: Das Baualter reicht von der Gründerzeit über 1950er und 60er
Jahre bis in die 70er/80er Jahre hinein.
Aufwertungspotentiale im Quartier
Im Städtebaulichen Entwicklungskonzept Wuppertal (empirica, Bonn, September 2007) findet sich
folgende gutachterliche Einschätzung zur Elberfelder Nordstadt mit Aussagen zum Bereich Ölberg
(Marienstraße, Schusterplatz) und zum Mirker Quartier (Neue Friedrichstraße, Froweinstraße,
Mirkerstraße):
„Wichtig in diesem Zusammenhang und ein deutlicher Unterschied zu den anderen untersuchten
Stadtteilen ist der hohe Organisationsgrad und das Engagement der Bewohner für ihren Stadtteil.
Dieser Kommunikationsprozess hat in den letzten Jahren einen wesentlichen Schub bekommen, so
dass gemeinsame Projekte wie Stadtteilfeste, Märkte oder Ausstellungen in leer stehenden
Ladenlokalen etc. durchgeführt werden konnten. In diesen bereits bestehenden Netzwerken liegen
wesentliche Ansatzpunkte und Potenziale für zukünftige Maßnahmen im Quartier. Sie sollten deshalb
weiterhin gestärkt werden.
In der Elberfelder Nordstadt konnten zwei höherwertige Wohnquartiere identifiziert werden: Dies ist
zum einen der Bereich westliche Marienstraße, Schusterplatz und die daran angrenzenden
Wohnlagen.
Zum anderen ist dies der Bereich nördliche Neue Friedrichstraße, nördliche Neue Nordstraße,
Froweinstraße, östliche Helmholzstraße und Mirkerstraße. Beide Bereiche sind durch sanierte,
hochwertige gründerzeitliche Bausubstanz gekennzeichnet und können als Ausgangspunkt für
weitere Maßnahmen und Aufwertungsprozesse in den umliegenden Straßenzügen dienen, da sie
positiv ins Umfeld hineinwirken und bereits heute kaufkräftigere Haushalte anziehen. In diesen
Bereichen ist auch die Wahrscheinlichkeit am größten, dass Eigentümer in ihren Gebäudebestand
investieren.
Deshalb sollten sich zukünftige Maßnahmen schwerpunktmäßig auf die Stärkung dieser und der
umliegenden Bereiche konzentrieren. Dazu zählen sowohl Beratungsmaßnahmen und die
- 11 -
Zusammenführung von Eigentümern als auch eine Aufwertung des Wohnumfeldes, welches auch in
diesem Bereich nicht immer zufrieden stellend ist (z.B. unattraktive Grünanlagen oder
Kinderspielplätze).
Nicht nur in diesen Bereichen sondern insgesamt in der Elberfelder Nordstadt gibt es zu wenig
Grünflächen und Spielmöglichkeiten für Kinder. Sofern vorhanden leiden sie häufig unter sehr starker
Abnutzung und Verschmutzung aufgrund der hohen Beanspruchung durch viele Nutzer. Deshalb
muss eine Handlungspriorität auch auf der Aufwertung vorhandener und Schaffung neuer
Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten im Freien liegen. Dies ist insbesondere wichtig, um Familien im
Stadtteil zu halten, die derzeit noch eine negative Wanderungsbilanz aufweisen. Die rückläufige
Einwohnerzahl der Elberfelder Nordstadt bietet in diesem Zusammenhang auch Potenziale, über eine
Senkung der Einwohnerdichte und damit ggf. Bebauungsdichte eine höhere Lebensqualität für
Familien mit Kindern zu erreichen.“
Diese Einschätzung hat auch aktuell noch Gültigkeit.
1.1.2
Bevölkerungs- und Sozialstruktur
Im Mirker Quartier leben rund 8.100 Einwohner (2,3 v.H. der Gesamtstadt). Die Einwohnerdichte ist
eine der höchsten in Wuppertal. Der Wert ‚127 Einwohner/ha‘ ist durch den großen evangelischen
Friedhof und die Gewerbeflächen am Mirker Bahnhof verzerrt. Der Wert ist sicherlich genauso hoch
wie in der Elberfelder- Nordstadt insgesamt (141 Einwohner/ ha).
Hinweis zu den nachfolgenden Tabellen:
Das Mirker Quartier ist eine Teilmenge des statistischen Quartiers 01 ‚Elberfelder Nordstadt‘.
Tab 1: Einwohnerdichte im Mirker Quartier im Vergleich
Quartier
Mirke
EW insgesamt
31.12.2012
Nordstadt
8109
16.650
Wuppertal
348.014
Fläche in ha
63,75
118,13
16838,79
Einwohnerdichte
127,2
140,9
20,7
Tab 2: Einwohner am 31.12.2012 Mirker Quartier, Nordstadt und Wuppertal
Jugend- und Altenanteil im vergleich
Mirke
Mirke
Nordstadt
Wuppertal
EW 0 bu 15
1.254
2.329
45.401
EW 65 u älter
1.010
2.344
74.004
EW gesamt
8.109
16.648
348.014
Jugendanteil
15,5
16,7
13,0
Altenanteil
12,5
14,1
21,3
Das Mirker Quartier ist jung. 15,5 v.H der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre (13 v.H. Gesamtstadt).
Nur 12,5 v.H. der Bevölkerung sind älter als 65 Jahre (21,3 v.H. Gesamtstadt).
75 v.H. der Menschen unter 15 Jahre haben einen Migrationshintergrund (55 v.H. Gesamtstadt).
Dies zeigt die Bedeutung gezielter Maßnahmen für Migrantenkinder besonders im Bereich der
Sprachförderung.
- 12 -
Tab 3: Anzahl Einwohner mit Migrationshintergrund und Altersgruppen im Mirker
Quartier, in der Elberfelder Nordstadt und in der Gesamtstadt (31.12.2012)
Migrationstyp gruppiert
Mirke
Mirke
Altersgruppe
0 bis unter 3 Jahre
3 bis unter 6 Jahre
6 bis unter 10 Jahre
10 bis unter 15
Jahre
15 bis unter 18
Jahre
18 bis unter 25
Jahre
25 bis unter 45
Jahre
45 bis unter 60
Jahre
60 bis unter 65
Jahre
65 bis unter 75
75 Jahre und älter
Summe
Migrationstyp gruppiert
Quartier
Nord
stadt
Personkreis
ohne
Migrationshin
tergrund
63
56
63
Personkreis mit
Migrationshint Gesamt
ergrund
Anteil ohne
Migrationshint
ergrund
Anteil mit
Migrations
hintergrun
d
194
197
256
257
253
319
24,5
22,1
19,7
75,5
77,9
80,3
107
318
425
25,2
74,8
68
184
252
27,0
73,0
467
475
942
49,6
50,4
1.317
1.451
2.768
47,6
52,4
848
676
1.524
55,6
44,4
182
177
359
318
301
3.790
293
98
4.319
611
399
8.109
50,7
52,0
75,4
46,7
49,3
48,0
24,6
53,3
Personkreis mit
Migrationshint Gesamt
ergrund
Anteil ohne
Migrationshint
ergrund
Anteil mit
Migrations
hintergrun
d
324
344
467
473
30,6
27,3
69,4
72,7
450
595
24,4
75,6
533
794
32,9
67,1
301
454
33,7
66,3
761
1.743
56,3
43,7
2.655
5.667
53,1
46,9
1.261
3.342
62,3
37,7
316
769
519
206
7.670
1.247
1.097
16.648
58,9
58,4
81,2
53,9
41,1
41,6
18,8
46,1
Personkreis
ohne
Migrationshin
tergrund
Altersgruppe
0 bis unter 3 Jahre 143
3 bis unter 6 Jahre 129
6 bis unter 10
145
Jahre
10 bis unter 15
261
Jahre
15 bis unter 18
153
Jahre
18 bis unter 25
982
Jahre
25 bis unter 45
3.012
Jahre
45 bis unter 60
2.081
Jahre
60 bis unter 65
453
Jahre
65 bis unter 75
728
75 Jahre und älter 891
Summe
8.978
- 13 -
Migrationstyp
gruppiert
Personkreis
ohne
Migrationshin
Altersgruppe
tergrund
0 bis unter 3 Jahre 3.674
3 bis unter 6 Jahre 3.869
6 bis unter 10
5.548
Jahre
10 bis unter 15
8.415
Wuppertal Jahre
15 bis unter 18
5.772
Jahre
18 bis unter 25
19.181
Jahre
25 bis unter 45
52.151
Jahre
45 bis unter 60
60.530
Jahre
60 bis unter 65
15.756
Jahre
65 bis unter 75
32.114
Jahre
75 Jahre und älter 32.705
Gesamt
239.715
Personkreis mit
Migrationshint Gesamt
ergrund
Anteil ohne
Migrationshint
ergrund
4.960
4.847
8.634
8.716
42,6
44,4
Anteil mit
Migrations
hintergrun
d
57,4
55,6
6.476
12.024
46,1
53,9
7.612
16.027
52,5
47,5
4.456
10.228
56,4
43,6
10.763
29.944
64,1
35,9
35.144
87.295
59,7
40,3
19.938
80.468
75,2
24,8
4.918
20.674
76,2
23,8
6.084
38.198
3.101
108.299
35.806
348.014
84,1
91,3
68,9
15,9
8,7
31,1
Die Analyse der Altersgruppen bei den Menschen mit Migrationshintergrund ist besonders
interessant in den beiden ältesten Altersgruppen:
in v.H.
alle Altersgr.
65 - 75 Jahre
75 Jahre u. älter
Mirker Quartier
Nordstadt
Wuppertal
53
46
31
48
41
16
25
19
9
Die Zahlen machen deutlich, dass die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund über 75 Jahre
noch relativ niedrig ist, während der Anteil der Menschen zwischen 65 - 75 Jahren sich dem
Gesamtdurchschnitt annähert. Aufgrund der Einwanderung junger Erwachsener in den 60er und 70er
Jahren sind die Migranten strukturell jung. Alte Menschen über 75 Jahre und deren Lebens- und
Pflegebedürfnisse sind dieser Bevölkerungsgruppe bisher kaum vertraut.
- 14 -
Im Mirker Quartier beziehen 28,1 v.H. der Einwohner Leistungen nach dem SGBII. Dies ist im
Vergleich zur Gesamtstadt sehr viel (17,2 v.H.) und deutlich höher als im Gesamtquartier Elberfelder
Nordstadt (24,7 v.H.). Die Zahl der Arbeitslosen im Mirker Quartier spiegelt das gleiche Ergebnis
wieder (13,3 v.H., im Vergleich: Elberfelder Nordstadt 12,1 v.H. , Gesamtstadt: 9,2 v.H.). Korrelierend
damit ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen niedrig (Mirker Quartier:
41,4 v.H., Elberfelder Nordstadt 43,5 v.H., Gesamtstadt: 49,4 v.H.).
Aus den Zahlen wird deutlich, dass das Mirker Quartier eines der sozial benachteiligsten Räume der
Stadt ist.
Tab 4: Soziales: Empfänger von Leistungen nach dem SGB II
Personen insgesamt 4.Quartal 2012
Mirke
Mirke
Nordstadt
Wuppertal
Personen
insgesamt
1.984
3.516
46.774
EW 0 bis 65 mit Hauptwohnung
7068
14.233
271915
Anteil
28,1
24,7
17,2
Tab 5: Arbeitslose insgesamt 4.Quartal 2012
Mirke
Mirke
Nordstadt
Wuppertal
Arbeitslose
insgesamt
774
1.439
20.860
EW 15 bis 65 mit Hauptwohnung
5.815
11.907
226.597
Anteil
13,3
12,1
9,2
Tab 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort 4.Quartal
2012
Mirke
Beschäftigte
insgesamt
EW 15 bis 65 mit Hauptwohnung
Mirke
Nordstadt
Wuppertal
2.406
5.184
111.859
5.815
11.907
226.597
Anteil
41,4
43,5
49,4
- 15 -
1.1.3
Gebäudebestand und Wohnungsangebot
Im Mirker Quartier finden sich fast ausschließlich drei bis fünf geschossigen Mehrfamilienhäuser mit
ca. 4.800 Wohnungen in ca. 760 Gebäuden (Gesamtzahl der Wohnungen einschließlich Ein/Zweifamilienhäuser: ca. 4.900 Wohnungen).
Rund 440 Gebäude und 2.900 Wohnungen (60 v.H.) sind in der Gründerzeit vor 1918 gebaut worden.
Daraus ergibt sich ein sehr großer Bestand an Baudenkmälern, der ca. die Hälfte des gesamten
Baubestandes umfasst. An vielen Stellen stehen ganze Straßenzüge unter Denkmalschutz.
Neubauten sind kaum zu verzeichnen (80er Jahre: 40 Gebäude, ab 1990: 10 Gebäude). Besonders
hervorzuheben sind die öffentlich geförderten Mietswohnungen an der Wiesenstraße, die in
Verbindung mit der neuen Sporthalle im Jahr 2000 errichtet worden sind.
Tab 7: Anzahl Gebäude, Anzahl der Wohnungen, Wohnfläche qm nach Mirke, Gebäudeart
wobei (Gebäudeart = Ein- und Zweifamilienhaus oder Mehrfamilienhaus) 31.12.2012
Gebäudeart
Baualter (9
Gruppen)
bis 1918
1919 bis 1948
1949 bis 1959
1960 bis 1969
1970 bis 1979
Mirke
1980 bis 1989
1990 bis 1999
ab 2000
unbekannt
Summe
bis 1918
1919 bis 1948
1949 bis 1959
1960 bis 1969
1970 bis 1979
Nordstadt
1980 bis 1989
1990 bis 1999
ab 2000
unbekannt
Summe
bis 1918
1919 bis 1948
1949 bis 1959
1960 bis 1969
1970 bis 1979
Gesamt
1980 bis 1989
1990 bis 1999
ab 2000
unbekannt
Gesamt
Mirke
Ein- und
Zweifamilienhaus
Anzahl
Anzahl der
Gebäude Wohnungen
41
58
5
6
18
24
5
8
3
4
2
3
2
3
76
106
99
145
13
16
24
33
15
24
5
7
2
3
2
3
3
5
163
236
4.319
6.327
4.499
6.357
3.448
4.701
5.139
6.850
4.451
5.485
3.542
4.627
1.951
2.237
2.577
2.767
860
977
30.786
40.328
Mehrfamilienhaus
Gesamt
Anzahl
Gebäude
439
29
60
83
20
40
5
5
681
937
66
174
156
38
62
23
10
1.466
7.144
2.735
4.180
4.712
1.990
832
796
363
188
22.940
Anzahl
Gebäude
480
34
78
88
23
40
5
7
2
757
1.036
79
198
171
43
64
23
12
3
1.629
11.463
7.234
7.628
9.851
6.441
4.374
2.747
2.940
1.048
53.726
Anzahl der
Wohnungen
2.864
187
413
561
224
455
38
56
4.798
6.116
462
1.424
1.078
408
672
174
121
10.455
42.167
14.325
29.682
34.562
20.890
7.293
7.279
2.991
1.331
160.520
Anzahl der
Wohnungen
2.922
193
437
569
228
455
38
59
3
4.904
6.261
478
1.457
1.102
415
675
174
124
5
10.691
48.494
20.682
34.383
41.412
26.375
11.920
9.516
5.758
2.308
200.848
- 16 -
Die Gebäude befinden sich überwiegend im Einzelbesitz. Bestände von Wohnungsbaugesellschaften
sind eher untergeordnet und im Wohnungsbestand nach 1945 verortet (z.B. Wohnungen der
städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG an der Straße Höchsten aus den 80er Jahren).
Der energetische Zustand der Gebäude ist sehr unterschiedlich, aber grundsätzlich aufgrund des
Alters schlecht. Bei den verzierten Fassaden ist eine Außendämmung an der Frontseite nicht möglich,
so dass das Thema Innendämmung von hoher Bedeutung ist.
Der bauliche Zustand der Gebäude ist sehr verschieden. Es überwiegen Gebäude mit einem mittleren
bis schlechten Zustand. Ein Teil der Fassaden weist deutliche Mängel auf. Hochwertig sanierte
Gebäude sind kaum anzutreffen.
In der aktuellen Auflistung der Schrott- und Problemimmobilien der Stadt Wuppertal, die auf einer
Erfassung aus 2013 beruht und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sind folgende Objekte zu
verzeichnen:
•
•
•
•
•
•
•
Neue Friedrichstraße 6
Neue Friedrichstraße 8, 8a
Bandstraße 33
Baumeisterstraße 4
Juliusstraße 13
Ludwigstraße 106
Markomannenstraße 9
Das Wohnungsangebot ist aufgrund der Gründerzeitbauten geprägt durch relativ kleine Wohnungen,
die aber häufig zu größeren Wohnungen zusammengelegt werden. Der Mietspiegel 2012 benennt
folgendes Preisniveau: bis 40 m²: 5,30 €/m², 40 – 90 m²: 4,80 €/m², über 90 m²: 4,60 €/m²).
- 17 -
1.1.4
Infrastruktur
Spielplätze
Der Spielflächenbedarfsplan 2012 weist für den Stadtbezirk Elberfeld ein Spielflächendefizit in Höhe
von 56 v.H. auf. Konkret bedeutet dies, dass im Mirker Quartier zur Bedarfsdeckung eigentlich mehr
als das Doppelte der heute bestehenden Spielflächen hinzu kommen müsste, um den rechnerischen
Bedarf zu erfüllen.
Die Schaffung neuer Spielflächen ist aufgrund der Siedlungsstruktur (keine verfügbaren Flächen mit
ausreichender Größe) und aus finanziellen Gründen (fehlende Haushaltsmittel der Stadt) nicht
möglich. Deshalb ist es wichtig, die vorhandenen Spielflächen trotz des sehr hohen Nutzungsdrucks
in einem guten Zustand zu halten.
Im Quartier finden sich sechs Spielplätze:
•
Spielplatz Gathe (Alte Feuerwache): ca. 1.400 m², Benotung: sehr gut
Der Spielplatz befindet sich als Vorplatz vor dem Begegnungszentrum Alte Feuerwache (siehe
Kap. 5.4) und ist eng mit der Einrichtung verbunden.
•
Spielplatz Helmholtzstraße/Carnapsplatz: ca. 3.500 m²
Im Spielflächenbedarfsplan 2012 ist der Spielplatz aufgrund erheblicher Mängel mit der Note
ausreichend bewertet worden. In den letzten zwei Jahren hat die Stadt in mehreren
Bauabschnitten erheblich investiert. Mit Rodungen in den Randbereichen ist die
Einsehbarkeit und soziale Kontrolle verbessert worden. Zwei größere neue Spielgeräte stellen
eine neue Attraktion dar. Der alte Bolzplatz ist durch eine neue, rundum eingezäunte
Ballspielfläche ersetzt worden, die sehr gut angenommen wird. Im Winter 2013/2014 ist die
bisher nicht nutzbare Böschung nach Norden zur Mirkerstraße (Richtung Nordbahntrasse)
terrassiert und mit Spielgeräten und Sitzgelegenheiten gestaltet worden.
Im neuen Zustand ist eine Benotung von gut bis sehr gut anzusetzen.
•
Spielplatz Bandstraße: ca. 2.550 m², Benotung: gut
•
Spielplatz Höchsten/Friedrichsplatz: ca. 4.150 m², Benotung: gut
•
Spielplatz Heinrichstraße/Gerberstr: . ca. 550 m², Benotung: befriedigend
•
Spielplatz Neue Nordstraße: ca. 900 m², Benotung: ausreichend
Für diesen Spielplatz stehen private Mittel in Höhe von 3.500 € bereit, mit denen eine kleine
Verbesserung bewirkt werden kann.
Neben den Spielflächen gibt es keine Grünflächen im Mirker Quartier.
Kindergärten
Im Mirker Quartier und unmittelbar angrenzend befinden sich mehrere Kindergärten mit unterschiedlichen Profilen. Die Versorgungslage mit Kindergartenplätzen im Elberfelder Norden ist gut.
Im Quartier gibt es eine Initiative für eine Kulturkindergarten, der im Umfeld von Utopiastadt
entstehen soll. Dieser Ansatz eröffnet einen neuen inhaltlichen Ansatz, der verschiedene Kulturen
und kulturelle Einrichtungen einbinden könnte.
Grundschulen
Die Grundschule Markomannenstraße mit einem denkmalgeschützten historischen Gebäude
befindet sich mitten im Quartier. Die Grundschule ‚Am Mirker Bach‘ liegt unmittelbar an der
östlichen Quartiersgrenze im benachbarten Quartier Ostersbaum.
Der Schulhof der Grundschule Markomannenstraße ist 2013 als Stadtumbau-Maßnahme zu einer
attraktiven Spielfläche für das Quartier umgebaut worden (siehe Kap. 2.2.3)
- 18 -
Weiterführende Schulen
Im Mirker Quartier befinden sich die Hermann- von-Helmholtz-Realschule und die Realschule Neue
Friedrich Straße.
Die Hermann-von-Helmholtz-Realschule wurde 1971 als Realschule Helmholtzstraße gegründet. Das
markante gründerzeitliche Baudenkmal liegt zusammen mit dem vorgelagerten Carnapsplatz in
unmittelbarer Nähe zum Mirker Bahnhof.
Auf der Homepage der Schule heißt es: „Schon viele Jahre werden hier auch Kinder, die gerade aus
anderen Ländern zugezogen sind und noch kaum Deutsch sprechen, in einer Lerngruppe auf den
Unterricht in regulären Schulklassen vorbereitet. Seit 2002 werden auch Schülerinnen und Schüler
mit speziellem sonderpädagogischem Förderbedarf in integrativen Lerngruppen (ILG) unterrichtet.
Vor allem die Kinder der Migranten weisen zum Teil einen hohen Förderbedarf im Bereich der
Sprache auf. Die Schule besuchen mehr als 500 Schülerinnen und Schüler, die von etwa 35
Lehrkräften unterrichtet werden.
Zwar gilt die Schule nicht als sozialer Brennpunkt. Die Schulkonferenz hat jedoch vor einigen Jahren
erhöhten Beratungsbedarf festgestellt, der sowohl durch präventive Maßnahmen als auch durch
anlassbezogene Beratung erfüllt wird (Elterngesprächskreise in verschiedenen Jahrgangsstufen,
Arbeit mit Gruppen, ein umfangreiches Programm zur Berufsorientierung und Lebensplanung,
Angebote im Rahmen der Schullaufbahnberatung, Einzelfallhilfe bei Lern- und
Entwicklungsproblemen, …).“
Die Schule hat ein besonderes System des projektorientierten Unterrichts eingeführt, durch das
Kooperationen mit den Utopiastadt-Projekten (z.B. Reparatur von elektronischen und anderen
Gebrauchsgegenständen, Urban Gardening) begünstigt werden.
Der Schulhof der Realschule Neue Friedrich Straße ist 2011 als Stadtumbau-Projekt in eine attraktive
Spielfläche für das Quartier umgebaut worden.
Weitere Angebote sind die Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule (Quartier Ostersbaum) und das St.
Anna Gymnasium. Beide Schulen sind mit einem Fußweg unter 1 km zu erreichen.
Religion
Evangelisch: Mit der Friedhofskirche der Evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-Nord an der
Hochstraße (Ecke Alemannenstraße) befindet sich ein sehr attraktives Kirchengebäude im Mirker
Quartier. Die Kirche liegt geographisch erhöht und gilt als Wahrzeichen der Elberfelder Nordstadt. Sie
ist ein Schwerpunkt der Wuppertaler Kirchenmusik.
Katholisch: Die Herz Jesu-Kirche an der Ludwigstraße liegt mitten im Quartier.
Islamisch: Die DITIP Moschee an der Gathe bietet ein Angebot besonders für türkischstämmige
Menschen. Ein Moschee-Neubau ist geplant (siehe 3.1).
Im Umfeld des Mirker Quartiers finden sich zahlreiche Gemeindehäuser anderer Glaubensrichtungen
und Konfessionen.
Sport
An der Straße Gathe ist im Jahr 2000 eine große Sporthalle gebaut worden. Die Hermann- vonHelmholtz-Realschule verfügt über eine Turnhalle, die aktuell modernisiert worden ist.
Natürlich ist auch die Nordbahntrasse als entmotorisierte Infrastruktur ein Anziehungspunkt für
Skater, Fahrradfahrer und Inlineskater. Ein Projekt der Leitlinien 2025 ist die Sportifikation von
öffentlichen Räumen. Mit dem 2014 das erste Mal von Utopiastadt ausgerichteten Mobilitätstag
wurden hier die Akteure von Sport und Mobilität zusammengebracht und haben neue Entwicklungen
sowie Projekte der Vernetzung und Selbsthilfe präsentiert.
Anfang April 2014 startete von Utopiastadt mit dem HTV (Herren Turn Verein) der erste
Ultramarathon (100 km) in einer einzigen Runde über die Trassen von Wuppertal über Hattingen und
Essen nach Wuppertal zurück, der WHEW100. 25er Staffel, 10 km und 5 km Lauf boten auch im
Quartier selbst eine sportliche Attraktion.
- 19 -
ÖPNV und Verkehrsanbindung, Lärmbelastungen
Die City Elberfeld ist zu Fuß und mit dem öffentlichen Nahverkehr sehr gut zu erreichen.
Die Autobahnauffahrt Elberfeld ist in ca. 1 km Entfernung zu erreichen, so dass eine ausgezeichnete
Anbindung an das Fernstraßennetz gegeben ist.
Auf der Hochstraße (südliche Begrenzung des Mirker Quartiers) und auf der Gathe/ Uellendahler
Straße (östliche Begrenzung) verkehren zahlreiche Buslinien. Der Wuppertaler Hauptbahnhof (ICEHalt) ist in wenigen Minuten zu Fuß (15 Minuten) oder mit dem ÖPNV zu erreichen.
Die Nordbahntrasse verbindet das Quartier nicht auf ebener Strecke, sondern schafft auch eine
Anbindung über weitere Trasse bis nach Velbert, Hattingen, Bochum und Essen.
Der Fußweg zum Hauptbahnhof beträgt 750 Meter und führt sehr attraktiv durch die Fußgängerzone
der City Elberfeld.
Einzelhandel und Dienstleistung
Das Mirker Quartier grenzt direkt an die City Elberfeld an und ist daher fußläufig mit allen
Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten versorgt. Als Cityausläufer finden sich an der
Hochstraße und an der Straße Gathe ebenfalls Geschäfte und Dienstleister. Dort ist das Angebot
vielfach spezialisiert auf die Nachfrage von Migranten/innen.
Auf der Friedrichstraße gibt es südlich der Kreuzkirche noch einzelne Ladengeschäfte (z.B.
Elektrogeschäft, Internetcafé, Eisdiele, Textilpflege, Telekommunikationsgeschäft), welche die
ursprüngliche Bedeutung der Friedrichstraße als belebte Einkaufsstraße und Hauptverbindung
zwischen dem Mirker und Elberfelder Bahnhof erahnen lassen.
Energieversorgung
Die dominierende Energieversorgung ist Erdgas, das in allen Straßen zur Verfügung steht.
Das Mirker Quartier ist nicht an das Fernwärmenetz der Talachse angeschlossen. Der nächste
Anknüpfungspunkt besteht im Verwaltungshaus Elberfeld 200 Meter südlich des Quartiers.
Erste Ideen und Machbarkeitsüberlegungen zu Wärmenutzungen der drei Großbäckereien im
Quartier werden derzeit von Utopiastadt geprüft. Weitere Projekte im Solarbereich sollen in
Workshops mit der Denkmalpflege und Herstellern erarbeitet werden.
- 20 -
1.2.
Maßnahmen im Rahmen des Stadtumbauprozesses 2006 - 2012
Der Stadtumbau in Wuppertal basiert entsprechend des Grundförderantrages von 2005 auf
folgenden sechs Bausteinen:
Baustein 1:
Baustein 2:
Baustein 3:
Baustein 4:
Baustein 5:
Baustein 6:
1.2.1
Beratungsangebote für private Grundstückseigentümer
Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen
Hof- und Fassadenprogramm
Attraktivierung des Wohnumfelds
Verbesserung des Stadtteilimages über Mitmachprojekte
Neu- und Umnutzung incl. Rückbau von baulichen Anlagen
Beratungsangebote für private Grundstückseigentümer:
Wuppertaler Quartierentwicklungsgesellschaft und Stadtteilenergieberatung (Baustein 1)
Die Wuppertaler Quartiersentwicklungsgesellschaft (WQG) ist in 2006 gestartet und hat bis 2011 in
den Stadtumbauquartieren Elberfelder-Nordstadt/ Arrenberg, Unterbarmen und Oberbarmen
Wichlinghausen gearbeitet. Die Gesamtausgaben beliefen sich auf ca. 450.000 €.
Die Gesellschafter sind die Stadtsparkasse Wuppertal, die Wuppertaler Stadtwerke, die städtische
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG), die Barmer Wohnungsbau AG und der
Wuppertaler Bau- und Sparverein eG.
Die Arbeit der WQG hat auf der Grundlage folgender Projektziele stattgefunden:
1. Projektziel: Stabilisierung des Wohnungsbestandes durch Qualifizierung und Förderung von
Investitionen
Die WQG berät und qualifiziert Hauseigentümer und zeigt Möglichkeiten von geförderten
Investitionen auf. Erhalt und Modernisierung der Gebäude in den Quartieren soll auf Dauer die
Wohnungen besser vermietbar und konkurrenzfähiger zu machen. Leerständen und der damit
verbundenen Abwertung des Quartiers soll entgegengewirkt werden.
Die WQG wird als Grundlage ihrer Arbeit eine Datenbank der Wohngebäude in den Stadtumbau
West Quartieren aufbauen und kontinuierlich pflegen. Besonders für Gebäude mit hohem
Sanierungsbedarf soll eine hohe Genauigkeit und Aktualität erreicht werden.
Die Hauseigentümer werden bei allen Fragen zur Erhaltung der Immobilien durch intelligente
Sanierungs-, Modernisierungs- und Instandhaltungskonzepte unterstützt. Die WQG bietet
bedarfsorientierte Informationsveranstaltungen an, die dann durch Einzel- und Gruppenberatungen
vertieft werden. Die Anzahl der Veranstaltungen und der Beratungsgespräche wird jeweils in den
quartalsbezogenen Arbeitsvereinbarungen verankert. Die WQG führt dabei eine qualifizierte
Erstberatung über mögliche Förderprogramme durch (z.B. Hof- und Fassadenprogramm).
Durch gemeinsame Sanierungs-, Modernisierungsmaßnahmen mehrerer Hauseigentümer und durch
Kooperationen bei den Instandsetzungsmaßnahmen sollen Sparpotenziale genutzt werden.
Die Stadt Wuppertal sieht in den Hauskäufern/-eigentümern mit Migrationshintergrund eine große
Chance für die Quartierentwicklung. Die WQG wird deshalb mit ihrer Beratung gezielt auf die
besonderen Informationsbedarfe dieser Eigentümer-/ Käufergruppe eingehen.
Die WQG prüft zusammen mit den Hauseigentümern Möglichkeiten der Kooperation und Vernetzung
bei der Hausverwaltung.
Mit der Unterstützung durch kompetente Partner, z. B. der Energieagentur NRW, der
Verbraucherzentrale Wuppertal und den Wuppertaler Stadtwerken entwickelt die WQG für einzelne
oder mehrere benachbarte Gebäude abgestimmte Konzepte zur Senkung der Energiekosten. Die
WQG führt das Projekt ‚Stadtteilorientierte Energieberatung’ durch.
- 21 -
Die WQG begleitet Hauseigentümer bei denkmalrechtlichen Fragestellungen und führt eine Klärung
von Fragestellungen durch, die sich mehrfach ergeben. Die WQG entwickelt ggf. modellhafte
Lösungen für einzelne Bauteile, die grundsätzlich denkmalrechtlich genehmigungsfähig sind, und die
im Sinne eines Baukastens auf einzelne Gebäude (als Standard-Lösung) angewendet werden können.
Die Analysen von Problemstellungen, die getroffenen Maßnahmen und die erzielten Lösungen
werden als Leitfaden im Sinne einer Zwischenbilanzierung für ähnlich strukturierte Wohnquartiere
dokumentiert.
2. Projektziel: Entwicklung nachhaltiger Nutzungen für brachliegende Flächen und Gebäude zur
Verbesserung des Wohnumfeldes
In Zusammenarbeit mit privaten und öffentlichen Akteuren werden wirtschaftlich tragfähige Neubzw. Umnutzungen für Flächen und Gebäude konkret entwickelt. Die WQG begleitet den Austausch
zwischen Projektentwicklern, Investoren, Bürgern und den zuständigen Ressorts der Stadt.
Die WQG formuliert gemeinsam mit der Stadt Projektvorschläge und Anforderungen der
Hauseigentümer für Maßnahmen im öffentlichen Raum und bringt diese in die öffentliche und
politische Diskussion ein.
Die WQG arbeitet eng vernetzt mit der Zwischennutzungsagentur, die im Rahmen des Stadtumbau
West-Projektes ‚Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen’ eingerichtet wird. Durch eine enge
Abstimmung wird Doppelarbeit vermieden und sichergestellt, das Synergien genutzt werden können.
3. Projektziel: Ergänzung des Wohnungsbestandes durch bedarfsgerechten Neubau oder Umbau
von Nichtwohngebäuden zu Wohnungen sowie ggf. Rückbau abgängiger Immobilien
Die Bebauung von Brachengrundstücken und die Schließung von Baulücken soll unter
Berücksichtigung neuer Wohnformen und besonderer Zielgruppen erfolgen. Beispiele: Integrierte
Formen von Wohnen und Arbeiten, einkommensstärkerer, älterer oder jüngerer Haushalte, betreute
Angebote für behinderte und pflegebedürftige Menschen.
Im Zuge notwendiger Rückbaumaßnahmen können auch wichtige urbane, private und öffentliche
Freiräume neu geschaffen werden.
In Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal, Eigentümern, Wohlfahrtsverbänden,
Wohnungsbaugesellschaften und Investoren werden entsprechende Konzepte erarbeitet und
Projekte initiiert.
4. Projektziel: Mit Marketing und Öffentlichkeitsarbeit die Projekte unterstützen und das Image
des Quartiers verbessern
Die Quartiere sollen – so die Zielsetzung der städtischen Stadtteilentwicklungspolitik - als
chancenreiche Zukunftsstandorte dargestellt und wahrgenommen werden. Die WQG wird deshalb
die großen Potenziale des innenstadtnahen Quartiers betonen und die Identifikation aller Akteure
mit ihrem Quartier verbessern. Gemeinsam mit den Eigentümern, den ansässigen Unternehmen,
engagierten Projektentwicklern und den Bewohnerinnen und Bewohnern der Quartiere wird ein
Konzept für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit entwickelt. Dabei sollen private Strukturen
entstehen, die unabhängig von öffentlicher Förderung dauerhaft und stabil Bestand haben.
Die WQG entwickelt zusammen mit Hauseigentümern und Mietergruppen ‚Mitmachaktionen’, die im
Rahmen des Stadtumbau West Projektes finanziell gefördert werden können, und begleitet deren
Durchführung.
5. Projektziel: Entwicklung nachhaltiger privater Strukturen
Die WQG hat das Ziel, in den Quartieren nachhaltige Strukturen zu entwickeln, die auf Dauer
Handlungsräume für die Akteure schaffen. Das kann beispielsweise die Gründung von
Eigentümervereinen oder Interessengemeinschaften (z.B. HIDs) in den Stadtteilen sein.
Die WQG wird unter der neuen Bezeichnung Büro für Quartierentwicklung mit Eigenmitteln der
Gesellschafter fortgeführt (siehe 5.3.2).
- 22 -
Stadtteilenergieberatung
In den Jahren 2008 bis 2011 (327.000 € (70 v.H. bzw. 80 v.H. Förderung)hat die WQG
in Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW und der Energieagentur NRW in den Stadtumbau
Quartieren eine Stadtteilenergieberatung angeboten.
Im Stadtumbaugebiet existieren gewaltige Energieeinsparpotenziale, die hauptsächlich mit dem
großen Erneuerungsbedarf des Altbaubestandes beim Wärmeschutz und bei den vielfach veralteten
Heizungsanlagen zusammenhängen. Hauseigentümern und Mietern kann mit einer
stadtteilorientierten Energieberatung gezeigt werden, wie die Energiekosten in einem vernünftigen
Rahmen zu halten sind.
Die Arbeit beruhte auf folgender Konzeption:
Bei drastisch steigenden Energiepreisen sind die Heizkosten ein ernsthaftes Kriterium bei der
Wohnungswahl für Mieter und Käufer. Das Beratungsangebot kann hier eine Hilfestellung besonders
für solche Hauseigentümer bilden, die mit ihrem Gebäude bereits Substanz- und Leerstandsprobleme
haben und die den Energienachweis und die nun offensichtlichen energetischen Mängel ihres Hauses
als zusätzliches Problem empfinden.
Dabei soll nicht die Erstellung des Energieausweises mit öffentlichen Mitteln finanziert werden,
vielmehr ist es das Ziel, durch eine aktive Energieberatung die Chance zu bieten, dass ökologisch und
ökonomisch sinnvolle Sanierungsmaßnahmen schneller und sachgerechter ausgeführt werden. Diese
Investitionen kommen überwiegend kleinen und mittleren Betrieben der lokalen Wirtschaft zugute
und werden somit einen Beitrag zur Sicherung bzw. auch Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in den
Quartieren und in der Stadt Wuppertal leisten.
Energetische Gebäudesanierungen müssen stets mit einer intensiven Nutzerberatung verbunden
sein, einerseits um die baulich verwirklichten Energieeinsparpotentiale auch in der Praxis zu erzielen,
andererseits um schwere Schäden, insbesondere durch falsches Lüftungsverhalten zu vermeiden.
Vielen Nutzern von Altbauten mit zugigen alten Fenstern, ist nach der Sanierung nicht klar, welche
Anforderungen die hohe Luftdichtigkeit der Gebäudehülle an ihr Lüftungsverhalten stellt. Eine aktive
Nutzerberatung ist damit ein Ansatzpunkt, die Energieverbrauchskosten zu senken (häufig bei
Haushalten mit ohnehin niedrigem Einkommen) und Gesundheitsgefährdungen durch
Schimmelbefall zu vermeiden.
Das Beratungsangebot soll neutral und unentgeltlich (bzw. für eine niedrige Schutzgebühr) von
Fachingenieuren/Innen erbracht werden. Folgende Inhalte sind vorgesehen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Informationen zu Förderprogrammen des Bundes (z.B. zu den Förderprogrammen der
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)), des Landes und der Wuppertaler Stadtwerke
Persönliche Beratung zum Wärmeschutz und zu Heizsystemen für private Hauseigentümer
Handlungsfelder sind z.B. die nachträgliche Wärmedämmung von Kellerdecken, Fassaden
und Dächern, der Austausch von Fenstern, die Heizungserneuerung, ggf. ein
Heizenergieträgerwechsel und die Koppelung der Warmwasserversorgung an die zentrale
Wärmeversorgung. Eine enge Zusammenarbeit mit den Schornsteinfegern ist dabei wichtig.
Informationen zum Einsatz erneuerbarer (regenerativer) Energien (z.B. Sonnenkollektoren für
Warmwasser, Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung, Holzenergienutzung)
Vermittlung von Ingenieurbüros und Handwerksbetrieben zur konkreten Umsetzung von
Maßnahmen
Nutzerberatung zum Thema ‚Richtig Lüften, Schimmelbildung vermeiden’ und
Investorenberatung zum Thema „Dämmung dämmt den Schimmel“
Nutzerberatung zum Thema ‚Strom und Geld sparen’ (Beleuchtung, Kältegeräte,
Bereitschaftsverluste (‚Stand-by’)) bei Geräten der Unterhaltungselektronik
Hinweise zur sparsamen Energieverwendung im Büro, Betrieb und Haushalt
Initiierung und Unterstützung von Handwerkermärkten
Unterstützung der Vernetzung von Bausanierungswilligen
- 23 -
1.2.2
Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen:
Zwischennutzungsagentur für leer stehende Ladenlokale (Baustein 2)
Leer stehende Ladenlokale sowohl in Randlagen als auch in den Stadtteilen sind ein Problem, das sich
bundesweit über viele Städte ausbreitet. Dort wo früher Einzelhandel das Leben im Stadtteil
bestimmte und nachbarschaftliche Kommunikation möglich war, zeigen sich immer häufiger
zugeklebte und unansehnliche Schaufenster. Die Folgen dieser Entwicklung sind Funktions- und
Imageverluste und eine wachsende Ratlosigkeit bei den betroffenen Eigentümern.
In Wuppertal konzentrieren sich leer stehende Ladenlokale besonders in den gründerzeitlichen
Quartieren der Talachse. In den Jahren 2007 bis 2012 hat die Stadt Wuppertal deshalb im Rahmen
des Programms „Stadtumbau West“ ein Projekt zur Wiederbelebung und Neunutzung dieser
Ladenlokale durchgeführt. Mit der Einrichtung der „Zwischennutzungsagentur Wuppertal“ wurde
eine Anlaufstelle geschaffen, die für Eigentümer als Ansprechpartner zur Verfügung stand und
potentielle (Zwischen-) Nutzungen akquiriert hat.
Gemeinsam mit den aktiven Menschen im Stadtteil wurden Konzepte zur Neunutzung von
Ladenlokalen und zur Revitalisierung der Standorte erarbeitet und umgesetzt. Zum Bekanntheitsgrad
der Zwischennutzungsagentur haben auch zahlreiche Events, Aktionen und Projekte in leer
stehenden Ladenlokalen beigetragen.
Im Mirker Quartier ist es insbesondere durch die Etablierung des Kreativstandortes OLGA - Raum für
Kunst in einem ehemaligen Ladenlokal in der Ludwigstr. 14 gelungen, den Mikrostandort im Umfeld
des Tanz- und Kulturzentrums ADA/Mare e.V., der Werkstatt Tanz und Bewegung und der Alten
Feuerwache e.V. um eine interessante kulturelle Nutzung zu ergänzen und so das Image des
Quartiers aufzuwerten.
Mit dem Kunstraum OLGA ist ein Zentrum entstanden, das Werkstatt, Proberaum, Treffpunkt,
Galerie, Veranstaltungsort, Tanzstudie und Atelier zugleich ist und damit in besonderer Weise auf die
Nutzungsmöglichkeiten von leer stehenden Ladenlokalen aufmerksam macht.
Um das Projekt in der Erprobungsphase zu stabilisieren, wurden von der Zwischennutzungsagentur
die Betriebskosten für das Ladenlokal für die Dauer von 12 Monaten übernommen. Aus der
Zwischennutzung ist inzwischen eine Dauernutzung geworden, die die Kulturlandschaft im Bereich
der Friedrichstraße, Neue Friedrichstraße, Ludwigstraße und Wiesenstraße nachhaltig belebt.
Ein weiterer Impuls für das Mirker Quartier ergab sich aus einer Kooperation der
Zwischennutzungsagentur mit dem Verein brink e.V., einem Zusammenschluss von Studierenden
verschiedener Hochschulen aus Nordrhein-Westfalen, der das Ziel verfolgt, Diskusionen und kreative
Denkprozesse zwischen Kunst und Wissenschaft anzuregen. Das von brink e.V. geplante
Kunstsymposium zum Thema „Sprung“ (Wechsel eines Ortes, Bruch mit der Gegenwart, Veränderung
einer Oberfläche) bot Ansatzpunkte, die sich vollziehende Entwicklung des Bereichs Mirke zu einem
Standort der Kreativwirtschaft zu unterstützen und auf brachliegendes Raumpotenzial im Quartier
auszuweiten.
Mit Hilfe der Zwischennutzungsagentur wurden Orte gesucht und gefunden, die aus der öffentlichen
Wahrnehmung verschwunden waren und temporär für Ausstellungen, Vorträge und Performances
genutzt. Eingebunden wurden ein altes Tanzstudio (Mirker Straße 35-37), eine vergessene
Postkutscherei und eine ehemalige Eisdiele (beides Wiesenstraße 50a) sowie ein leer stehender
Industrieraum (Wiesenstraße 118). Mit der Diakoniekirche (Friedrichstraße), dem Bahnhof Mirke,
dem Kunstraum OLGA (Ludwigstr. 14) und dem Ausstellungsraum Hebebühne (Mirker Straße 62)
kamen weitere Orte hinzu, die den Gedanken der Neunutzung bereits aufgegriffen hatten. Das
Kunstevent wurde räumlich und zeitlich mit der Abschlussveranstaltung des Projektes
„Zwischennutzungsagentur Wuppertal“ verknüpft.
- 24 -
1.2.3
Hof- und Fassadenprogramm (Baustein 3)
Die Gesamtinvestitionssumme der privaten Eigentümer hat ca. 321.000 € betragen. An Fördermitteln
sind ca. 119.000 € Förderung (7.000 € durchschnittlich pro Gebäude) ausgezahlt worden. Die Zahlen
zeigen, dass mit der Förderung weit mehr als das Doppelte an Investitionssumme aktiviert werden
konnte.
Die erneuerten Fassaden haben das Stadtbild deutlich verbessert. Sehr wichtig ist auch die
Signalwirkung, die durch sanierungsbedingte Baustellen entstanden ist.
Nachdem die Mittel verbraucht waren, hat es mehrere Anfragen gegeben. Ferner entsteht das
Interesse am Hof- und Fassadenprogramm häufig dann, wenn ein Gebäude durch Verkauf oder
Erbfall in die Hände eines neuen Eigentümers kommt. Vor diesem Hintergrund ist eine Fortsetzung
des Hof- und Fassadenprogramms sinnvoll und wichtig.
Im Rahmen des Hof- und Fassadenprogramms sind in den Jahren 2006 – 2010 im Mirker Quartier 17
Gebäude bearbeitet worden:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Bildhauerstraße : ein Objekt
Heinrichstraße. : ein Objekt
Karlstraße: ein Objekt
Kleine Bandstraße : ein Objekt
Ludwigstraße: zwei Objekte
Mirker Straße: ein Objekt
Neue Friedrichstraße: ein Objekt
Neue Nordstraße: ein Objekt
Nordstraße: ein Objekt
Uellendahler Straße: zwei Objekte
Wiesenstraße: fünf Objekte
- 25 -
1.2.4
Attraktivierung des Wohnumfeldes (Baustein 4)
Schulhofgestaltung Neue-Friedrichstraße
Die Realschule Neue Friedrichstraße ist eine der wesentlichen Orte der Integration im Mirkerquatier.
Der Großteil der Schülerinnen und Schüler stammt aus dem Quartier und weist einen
Migrationshintergrund auf.
Der neugestaltete Schulhof befindet sich direkt an der zentralen Verbindungsache (Neue Friedrich
Straße, Kreuzkirche (Diakoniekirche), Friedrichstraße) zwischen dem Mirker Bahnhof und der City
Elberfeld und ist daher städtebaulich auch aufgrund seiner Lage von hoher Bedeutung.
Die Neugestaltung und Öffnung des Schulhofes als multifunktionale Spiel-, Erlebnis- und
Aufenthaltsfläche mit klarer Ausrichtung für Jugendliche mit zusätzlichen Spielgeräten hat wesentlich
zur Verbesserung des Spiel- und Freizeitangebotes im Stadtteil beitragen. Auf dem Schulhof sind
Klettermöglichkeiten, attraktive Sitzbereiche (auch in Klassenstärke) und sportive Elemente gebaut
worden.
Das historische gründerzeitliche Schulgebäude verfügt vor der Sanierung lediglich über eine
schadhafte Asphaltfläche mit drei Tischtennis-Tischen und wenigen Sitzgelegenheiten. Im diesem
Zustand lud der Schulhof nicht zum Verweilen und Spielen in der Freizeit ein und war
dementsprechend nachmittags eine weitgehend ungenutzte Fläche.
Die Maßnahme ist über das städtebauliche Entwicklungskonzept Wuppertal klar konzeptionell
ausgerichtet worden:
•
Spielplatz vor der Alten Feuerwache für Kinder unter 12 Jahre
In unmittelbarer Nähe befindet sich der hochwertige, attraktive Spielplatz vor dem Zentrum
Alte Feuerwache. Dieser Bereich soll bewusst für Kinder unter 12 Jahren vorgehalten
werden.
•
Schulhof der Realschule Neue Friedrich Straße für Jugendliche
Die Analyse des Quartiers hatte ergeben, dass Spielmöglichkeiten für Jugendliche im Mirker
Quartier sehr begrenzt sind und dass hier besondere Defizite bestanden haben. Daher ist die
Planung für den Schulhof bewusst auf die Bedürfnisse dieser Altersgruppe ausgerichtet
worden. Ziel war es dabei auch, den sehr hohen Nutzungsdruck von den Spiel- und
Freiflächen vor der der Alten Feuerwache zu entlasten.
•
Freifläche Froweinstraße /Uellendahler Straße (Café ADA/ Mare e.V.) für Erwachsene
Die neue Freifläch, die sich ebenfalls in der unmittelbaren Nachbarschaft befindet, ist klar auf
die Bedürfnisse von Erwachsenen ausgerichtet.
Die Maßnahme ist mit 436.000 € zuwendungsfähigen Kosten bewilligt worden. 2010 konnte sie mit
306.00 € Gesamtkosten (245.000 € Förderung, 80 v.H.) realisiert werden.
- 26 -
Schulhofgestaltung Grundschule Markomannenstraße
Die Grundschule Markomannenstraße befindet sich im Nordosten der Elberfelder Nordstadt. Sie liegt
in einem Teilbereich mittlerer bis einfacher Qualität. Gleichzeitig liegt die Schule auf der
Verbindungsachse zur nur rund 200 Meter nach Südosten entfernten Diakoniekirche (Kreuzkirche)
mit ihrem städtebaulich ebenfalls attraktiven historischen Umfeld.
Die Schule befindet sich in einem historischen Gebäude und verfügte vor der Neugestaltung nur über
einen einfachen Schulhof ohne Spiel- und Sportmöglichkeiten. Sitzbänke waren nur wenige
vorhanden. Der Boden war z. T. uneben und an verschiedenen Stellen ausgebessert.
In diesem Zustand lud der Schulhof nicht zum Verweilen und Spielen in der Freizeit ein, so dass sich
nachmittags eine weitgehend ungenutzte Fläche ergab.
In der Ergänzung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (Integriertes Handlungskonzept) wird
die Maßnahme folgendermaßen begründet:
„Jede zusätzliche Spielmöglichkeit für Kinder erhöht die Familienfreundlichkeit im Quartier.
Insbesondere kaufkräftigere Familien legen Wert auf ein attraktives Wohnumfeld mit einem
vielfältigen und attraktiven Angebot an Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für ihre Kinder. Ist dies nicht
gegeben, haben sie die Möglichkeit, sich einen alternativen kinderfreundlicheren Wohnstandort zu
wählen. Zurück bleiben Haushalte mit einem geringeren Einkommen und dementsprechend
geringeren Wahlmöglichkeiten für ihren Wohnstandort. Da in der Elberfelder Nordstadt kaum Grünund Freiflächen vorhanden sind und auch die Zahl der Spiel- und Bolzplätze gering ist, ist es deshalb
besonders wichtig, alle alternativen Möglichkeiten für weitere Flächen zu erschließen. Einfacher und
kostengünstiger als die Schaffung von Freiflächen über Gebäuderückbau oder Hinterhofentkernung
ist der Ausbau und die Umgestaltung von Schulhöfen.
Eine Neugestaltung und Öffnung des Schulhofes mit zusätzlichen Spielgeräten kann wesentlich zur
Verbesserung des Spiel- und Freizeitangebotes im Stadtteil beitragen. …
Das Angebot ist konzeptionell als funktionale Ergänzung zum realisierten Projekt ‚Schulhof Neue
Friedrichstraße’ ausgelegt und inhaltlich mit den Wünschen der Schule und der Schülerinnen und
Schüler abgestimmt.“
Gebaut worden sind mehrere Sitzgelegenheiten, ein Außengruppenplatz in Klassengröße, eine
Streetballfläche, ein Spielhaus, Tischtennisplatten und ein Reck.
Die Maßnahme ist 2013 mit 333.000 € zuwendungsfähigen Gesamtkosten (303.000 € Förderung, 80
v.H.) realisiert werden.
- 27 -
1.2.5
Verbesserung des Stadtteilimages über Mitmachprojekte (Baustein 5)
Die Beteiligung und Aktivierung der Bewohner/-innen, der Betriebe sowie der Vereine und Initiativen
hat eine wichtige Bedeutung für die Akzeptanz und Nachhaltigkeit des Stadterneuerungsprozesses in
den Quartieren. Deshalb ist der Stadtumbauprozess in den Jahren 2007 – 2012 von
Mitmachprojekten begleitet worden.
Im Quartier Elberfelder Nordstadt sind 33 Projekte mit ca.110.000 € Förderung realisiert worden.
Für die Mitmachprojekte sind stadtumbaubezogene Kriterien zugrunde gelegt und, entsprechend der
NRW-Arbeitshilfe zum Stadtumbau West, Vergabegremien in den Quartieren gebildet worden, die
über die Verwendung der Mittel praxisnah entschieden haben. Die Zusammensetzung hat wichtige
lokale Akteure berücksichtigt und ist mit der zuständigen Bezirksvertretung abgestimmt worden.
Es sind folgende Kriterien zur Beurteilung der Projekte vorgegeben worden:
•
Jedes Projekt soll zur Verbesserung, Steigerung in mindestens einem der nachfolgenden
Punkte beitragen: Image (Außenwahrnehmung und Innensicht), Aufwertung (sichtbare
Aufwertung öffentlicher Räume und Gebäude), Engagement der Bewohnerinnen und
Bewohner, der Gewerbetreibenden und Eigentümer.
•
Weitere Aspekte sind: die Kinder- und Familienfreundlichkeit, die Qualität der Umwelt, die
Rahmenbedingungen für lokale Ökonomie und das Zusammenleben verschiedener
Bevölkerungsgruppen (z.B. jung - alt, Deutsche -Ausländer). Positiv ist es, wenn ein
Mitmachprojekt bauliche Teilprojekte des Stadtumbau West ergänzt.
Im Nachfolgenden findet sich eine Auswahl von Projekten, die einen Bezug zum Mirker Quartier
aufweisen:
•
Kinderstadtplan
Erarbeitung eines Stadtteilplans gemeinsam mit Kindern, Identifikation der Kinder mit dem
Stadtteil stärken, 2007/2008, Peschlow (Werkvertrag) in Kooperation mit der Peter-HärtlingSchule
•
Kinder entdecken ihren Stadtteil
Gemeinsam mit Künstler/innen zeichnen die Kinder Häuser ihres Viertes. Die großformatigen
Bilder werden im Stadtteil ausgestellt Identifikation der Kinder mit dem Stadtteil stärken,
2008, Nordstadt-Künstler in Kooperation mit Grundschule Markomannenstraße
•
Erlebnisse statt Gewalt
Freizeitpädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche des Stadtteils, Kooperation von
sechs Schulen im Stadtteil und weiteren Akteuren, Verbesserung des Zusammenlebens im
Stadtteil, Förderung des Engagements der Akteure, 2008, Hauptschule Elberfeld-Mitte
•
Musik verbindet
Öffentliche Aufführung des Chors von Anadolu, Gewinnung neuer Chormitglieder,
Verbesserung des Stadtteilimages durch eine interessante kulturelle Aufführung, 2008,
Anadolu e.V.
- 28 -
•
Weltmusik: Musikalische Veranstaltungsreihe über mehrere Jahre
Konzerte mit internationalen Musikern und anschließender Begegnungsmöglichkeit,
Förderung des Dialogs der Kulturen, Imageverbesserung durch Kulturveranstaltung im
Stadtteil, 2007 -2012, Unter Wasser fliegen e.V.
•
Free the robots Veranstaltungsreihe zum Thema Jazz (free jazz)
mit Sessions, Gesprächen etc., Förderung des Engagements der Akteure, Verbesserung des
Stadtteilimages durch interessante kulturelle Veranstaltungen, 2009, Go Jazz
•
Dem lieben J. sein Wuppertal
Aufbau einer monatlichen Internet-Video-Talkshow, Förderung des Engagements der
Akteure, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Stadtteilimage- und Identifizierung
der Bewohner/innen, 2009/2010, Hebebühne e.V.
•
OLGA Workshop mit drei Künstlern
Ausstellung und Performance der Ergebnisse im Stadtteil, Förderung des Engagements der
Akteure, Verbesserung des Stadtteilimages durch interessante kulturelle Veranstaltungen,
2010
•
Mehrgenerationen-Theater
Einjähriges Theaterprojekt zum Thema „Märchen“ mit Teilnehmern/innen aus
unterschiedlichen Altersgruppen und unterschiedlichen kulturellen Hintergründen,
Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Verbesserung des Stadtteilimages,
2010/2011, Claudia Kumpfe in Kooperation mit Alte Feuerwache
•
Nordlicht Radio: Erstellung eines Audio-Magazins aus dem Stadtteil
gemeinsam mit Jugendlichen, Förderung des Engagements der Akteure, Stärkung der
Identifikation der Jugendlichen mit dem Stadtteil, 2011, Nordlicht e.V.
•
Der Ball ist bunt
Fußballturnier auf dem neueröffneten Spielfeld für Vereine und Zusammenschlüsse aus dem
Stadtteil, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Förderung des Engagements der
Akteure, Stärkung der Identifikation mit dem Stadtteil, 2010, Nordlicht e.V.
•
Lebenswelten: Musiktheaterprojekt
mit Kindern und Jugendlichen aus mehreren Einrichtungen des Quartiers, Förderung des
Engagements der Akteure, Intensivierung der Kooperation, Verbesserung des
Zusammenlebens im Stadtteil, 2011, Nachbarschaftsheim e.V. Alte Feuerwache
•
Der Ölberg liest: Vorleseprojekt in öffentlichen und Privaträumen
unter Beteiligung von Bewohner/innen und Akteuren aus dem Stadtteil, Verbesserung des
Zusammenlebens im Stadtteil, Förderung des Engagements der Akteure, Stärkung der
Identifikation mit dem Stadtteil, Verbesserung des Stadtteilimages durch interessante
kulturelle Veranstaltungen, 2011, UnternehmerInnen für die Nordstadt
- 29 -
•
Projekt mit Mädchen aus dem Stadtteil z.B. Thema „Wellness“ und Gesundheit
Förderung des Engagements der Akteure, Aktivierung von Mädchen, Stärkung der
Identifikation mit dem Stadtteil, 2011, Nordlicht e.V.
•
Filmprojekt – „Nordstadt ein ganzes Leben“
als Endprodukt einer mehrmonatigen Arbeit mit 3 Jugendlichen und 3 Senioren aus dem
Stadtteil, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Förderung des Engagements der
Akteure, Stärkung der Identifikation mit dem Stadtteil, Verbesserung des Stadtteilimages
durch interessante kulturelle Veranstaltungen, 2011/2012, Herpich in Kooperation mit
verschiedenen Trägern in der Nordstadt
1.2.6
Neu- und Umnutzung incl. Rückbau von baulichen Anlagen:
Freifläche Froweinstraße/Uellendahler Straße (Café Ada/Mare e.V.)
Zwischen der Froweinstraße und der Uellendahler Straße ist in 2010 eine neue öffentliche Freifläche
entstanden. Direkt neben dem Gebäude des Café ADA/ Mare e.V. ist den Bewohnern/innen des
Mirker Quartiers eine weitere attraktive Aufenthalts- und Bewegungsfläche zur Verfügung gestellt
worden.
Das Projekt hat einen ausgeprägten städtebaulichen Missstand beseitigt, der sich negativ auf die
Uellendahler Straße/ Gathe ausgewirkt hat. Ein Fabrikgebäude, das nach einer gastronomischen
Nutzung mehrere Jahre leer gestanden hat, ist abgebrochen worden. Gebäuderuinen, eine alte
Fabrikbodenplatte mit Altlasten und schwer durchschaubare, vermüllte Gebüschbestände wurden
beseitigt. Ein neuer Eingang von der Froweinstraße bietet Durchlässigkeit und Transparenz, wo bisher
eine hohe Mauer den Blick versperrt hat. Mit der neuen Gestaltung kommen der alte Baubestand
und die historische Mauer an der Froweinstraße jetzt gut zur Geltung. Von der Uellendahler Straße /
Gathe öffnet sich der Blick auf eine attraktive, qualitätsvoll beleuchtete Freifläche.
Das bestehende Defizit an Spiel- und Grünflächen wird deutlich gemindert. Neben einer vielfältig
nutzbaren Pflasterfläche wurden eine Boule-Bahn und einer halbkreisförmigen Anlage mit Sitzstufen
gebaut. Im Rahmen des immissionsschutz- und nachbarrechtlich Möglichen können Musik- und
Tanzveranstaltungen im Freien stattfinden. Die neue Nutzung eher für Erwachsene ist bewusst als
Ergänzung zu den nahe gelegenen Kinderspielflächen der Alten-Feuerwache und zum eher
jugendorientierten, neu gestalteten Schulhof Neue Friedrichstraße angelegt.
Die Kosten der Maßnahme, 460.000 €., sind mit 70 v.H. vom Land NRW und von der Bundesrepublik
Deutschland gefördert worden. 10 v.H. kamen von der Stadt Wuppertal. 20 v.H. Eigenanteil hat die
Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal (GWG, städtische Gesellschaft) als
Eigentümerin und Bauherrin eingebracht. Die neuen PKW-Stellplätze an der Uellendahler Straße und
die neu gestaltete Fassade des Café ADA/ Mare-Gebäudes, das jetzt über einen attraktiven, neuen
Eingang und auch über dringend notwendige Feuerfluchtwege verfügt, sind vollständig von der GWG
finanziert worden. Die GWG wird dauerhaft die öffentliche Freifläche auf eigene Kosten pflegen.
Die GWG hat in 2007 und 2008 bereits das Gebäude des Cafés ADA/ Mare e.V. im Inneren saniert
und brandschutztechnisch als Versammlungsstätte hergerichtet. Zusammen mit der StadtumbauFreifläche ist eine dauerhafte Nutzung als privates Musik- und Tanzzentrum mit überregionaler
Bedeutung sichergestellt.
- 30 -
1.3.
1.3.1
Aktuelle Immobilienentwicklungen und Projekte im Mirker Quartier
DITIB-Moschee Gathe
Das Areal der ehemaligen Tankstelle an der Gathe stellt sich bereits seit mehreren Jahren als
städtebaulicher Missstand dar. Die Nutzung der Tankstelle ist seit längerem aufgegeben,
Zwischennutzungen als KFZ-Lagerfläche und Parkplatz konnten nicht dazu beitragen, dem Areal eine
Perspektive aufzuzeigen, die seiner Lage an einer der Haupteinfallstraßen zur Elberfelder City gerecht
wird.
Auch die heterogenen Eigentumsverhältnisse auf dem Areal trugen dazu bei, dass eine gerichtete
städtebauliche Entwicklung bisher nicht stattfinden konnte. Die Gebäudesubstanz der
anschließenden Blockrandbebauung an der Ludwigstraße bzw. Markomannenstraße sowie des
Autonomen Zentrums (ATZ) ist durchweg als sanierungsbedürftig einzustufen.
Durch den Kauf mehrerer Grundstücke durch die türkisch-islamische DITIB-Gemeinde in Wuppertal,
ergab sich im Jahr 2012 die Möglichkeit, dem Areal eine neue Nutzung zuzuführen. Derzeit betreibt
die DITIB bereits auf der gegenüberliegenden Straßenseite an der Gathe eine Moschee, welche
aufgrund des hohen Zustromes an Gläubigen an ihre Kapazitätsgrenzen stößt.
Die DITIB beabsichtigt mit dem Kauf der Grundstücke langfristig den Neubau eines Kultur- und
Gemeindezentrums mit Moschee auf dem Areal an der Gathe. Im Rahmen der Planungen für dieses
Areal soll ein religiöses Zentrum zur Intensivierung des Dialoges und der Zusammenkunft für alle
Bürger der Stadt Wuppertal entstehen. Betreutes Wohnen, ggf. mit einer öffentlichen
Wohnungsbauförderung des Landes NRW, für alte Menschen ist ein wichtiger Bestandteil des
Vorhabens.
Für den Standort des Autonomen Zentrums wird eine einvernehmliche Lösung gesucht. Im Rahmen
des FORUM:MIRKE am 14.09.2014 haben Vertreter/innen des AZ und des Moscheevereins weitere
Gespräche zusammen mit dem Internationalen Jugend- und Begegnungszentrum Alte Feuerwache
vereinbart.
Aufgrund der markanten Lage sowie seiner kulturellen und sozialen Bedeutung ist die Ausbildung
eines städtebaulich und architektonisch hochwertigen Erscheinungsbildes für den Neubau
unverzichtbar.
Zur Sicherung dieser Qualitäten und zur Entwicklung räumlich-funktionaler Ideen wurde in
Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Königs von der Universität Wuppertal, Fachbereich Architektur
(Lehrstuhl Gestaltung und Konstruktion) ein „Städtebaulicher Ideenwettbewerb für Studierende“
ausgeschrieben. Dieser wurde im Wintersemester 2013/14 mit ca. 25 Studierenden durchgeführt
und brachte eine Vielzahl unterschiedlicher Entwürfe für den Bau eines Kultur- und
Gemeindezentrums hervor. Der erste Preis des Studierendenwettbewerbes soll als Grundlage für ein
Qualifizierungsverfahren dienen, welches durch die DITIB erfolgen soll. Am Ende dieser Qualifizierung
soll ein eigenständiger Entwurf der DITIB stehen. Durch dieses zweistufige Qualifizierungsverfahren
soll sichergestellt werden, dass sowohl die städtebaulichen Anforderungen der Stadt Wuppertal, als
auch die sozialen Belange der Besucher und Anwohner und die Anforderungen der DITIB an eine
funktionale Bildungs- und Begegnungsstätte entsprochen werden kann.
Um darüber hinaus Planungsrecht für dieses Vorhaben zu schaffen und den Bebauungsplan an die
aktuelle Entwicklung anzupassen, wurde der Beschluss zur Erneuerung des Aufstellungsbeschlusses
für den B-Plan 1175 -Gathe/Ludwigstr./Markomannenstr.- gefasst.
- 31 -
1.3.2
Baugruppe Malerstraße (100 Klimaschutzsiedlungen NRW)
Die „Baugruppe Malerstrasse 18 -20“ (www.malerstrasse.de) hat sich Anfang 2011 über
Mundpropaganda und erste Infoveranstaltungen zusammengefunden, um gemeinschaftlich ein
Mehrgenerationenhaus für Junge, Alte, Familien, Singles oder Menschen mit Handicap auf dem
Baugrundstück Malerstrasse 20 zu realisieren. In Zusammenarbeit mit der Architektin Anja Schacht
und anderen Fachleuten, wurde seitdem die Planung für das Gebäude, die einzelnen Wohnungen
und Gemeinschaftseinrichtungen immer weiter entwickelt. Gleichzeitig mussten und müssen neue
Mitglieder geworben, Lösungen für Finanzprobleme gefunden, Verhandlungen mit der Stadt
Wuppertal, dem Notar und Beratern geführt werden.
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat der innovativen Baugruppe den Status
‚Klimaschutzsiedlung‘ erteilt. Die Baugruppe hatte sich davor einstimmig für ein Passivhaus
entschieden. Mit diesem Energiestatus werden die wärmebedingten CO2-Emissionen konsequent
reduziert. Das Projekt ‚100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen‘ ist Bestandteil der
nordrhein-westfälischen Energie- und Klimaschutzstrategie.
Daten zur realisierten Maßnahme:
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Grundstücksgröße: ca. 900 m², Eckgrundstück, Hanglage mit 5,35 m Gefälle
Grundstückslage: in Südrichtung unverbaubare und verschattungsfreie Sicht auf
Grünanlage/Friedhof
Nachbarbebauung: Gründerzeitgebäude, zum Großteil unter Denkmalschutz
sehr gute Anbindung (2 min Fußweg) zu mehreren Buslinien mit hohem Takt
Zugang zur Nordbahntrasse in direkter Nachbarschaft
Baurecht: gemäß §34 Bau GB
4-5-geschossige Bebauung, alle Wohnungen barrierefrei
Wohnfläche gesamt 1.200-1.600m² (je nach Planung)
Sehr flexible Wohnungsgrößen von 35-150m², individuell angepasste Grundrisse möglich –
auch Maisonette-Lösungen über mehrere Stockwerke, jede Wohnung mit anderem Zuschnitt
Eigenleistung (sog. „Muskelhypothek“) möglich
Stellplätze in Tiefgeschoß, alternativ: Ablösegebühr
Wohnen + Arbeiten: erdgeschossig Büro-/Praxisnutzung
Grundsteinlegung am 19.04.2013 mit einem großen Fest gefeiert
Richtfest am 21.03.2014 unter Beteiligung des Oberbürgermeisters Peter Jung
- 32 -
1.3.3
Diakoniekirche des Diakonischen Werkes
Im Zentrum des Mirker Quartiers befindet sich in städtebaulich sehr markanter Lage die
Diakoniekirche, die bis zum Jahr 2006 den Namen ‚Kreuzkirche‘ trug. Bei dieser Kirche handelt es sich
um ein sehr qualitätsvolles, schlichtes, früh neogotisches Gebäude, das 1850 errichtet, die erste
planmäßige Stadterweiterung des frühindustriellen, boomenden Elberfeld markiert. Der Turm ist als
historische Sichtachse bereits vom Rathausvorplatz in der Elberfelder City deutlich zu sehen.
Das Diakonische Werk hat 2006 die Kirche zusammen mit dem historischen und dem modernen
Gemeindezentrum übernommen und betreibt in der Kirche mit Hilfe der Wuppertaler Stadtmission
e.V. seit November 2010 ein aktives Stadtteilzentrum. Im ehem. Gemeindezentrum befindet sich die
Flüchtlingshilfe des Diakonischen Werkes (siehe auch Kap. 5.4.).
Die Kirche ist mit dem Erlös des Verkaufs der Orgel umgebaut worden. Im vorderen Drittel des
einschiffigen Kirchenraumes findet sich moderner, multifunktionaler, gut heizbarer Raum mit
Theken- und Küchenbereich. Mit großen Glasfenstern ist die Sichtbeziehung zum verbleibenden
Kirchenraum beibehalten. Hier finden auch weiterhin regelmäßig besondere Gottesdienste und
Mittagsgebete statt. Baulicher Schwachpunkt sind die Toiletten, die nur durch den winterlich sehr
kalten Kirchenraum erreicht werden können. Mittelfristig ist daher eine bauliche Komplettierung des
Projektes vorgesehen, bei der insbesondere die Neugestaltung des Kirchraumes, neue Sanitäranlagen
und eine Verbesserung der Heizungsanlage anstehen.
Entsprechend des Profils der Stadtmission liegt der Schwerpunkt bei der Arbeit mit
einkommensschwachen Menschen. Die Arbeit der Wuppertaler Stadtmission ist im Kap. 5.3.
dargestellt.
- 33 -
1.3.4
Baudenkmal Bandweberei Goldzack
Das um 1910 gebaute, denkmalgeschützte Gebäude (Wiesenstraße 118) beheimatete die
Bandweberei "Gold-Zack" Gummiband- und Litzenfabrik und befindet sich heute im Eigentum der
Stadt. Die Marke Goldzack war bzw. ist immer noch weltberühmt. Stilistisch handelt es sich um eine
gelungene Mischung aus Jugendstil und modernem Funktionalismus. Die Fassade auf Vorder- und
Rückseite ist durch eine Vielzahl von feingliedrigen Stahlsprossenfenstern geprägt.
Nach dem Umbau 1974 bezogen das Haus vornehmlich holz- und metallverarbeitende
Handwerksbetriebe. Das Gebäude ist wichtiger Teil der historischen Bebauung der Wiesenstraße.
Das Gebäude liegt direkt an der Nordbahntrasse und verfügt über einen eigenen, flach geneigten
Zugang.
Das Gebäude ist viergeschossig mit zusätzlichem Untergeschoss, das im östlichen Gebäudeteil
ebenerdig ausgebildet ist und verfügt über ca. 4.500 m² Bruttogeschossfläche. Die Hofflächen sind
asphaltiert und werden als Stellplatzfläche genutzt.
Aktuell stehen Teile des Gebäudes leer, da 2013 ein großer Mieter in ein anderes Objekt in
Wuppertal umgezogen ist. Neu zu vermieten sind Lagerflächen, welche für kleinere
Handwerksbetriebe o. ä. geeignet sind. Die Vermietung erfolgt durch das Gebäudemanagement der
Stadt Wuppertal.
Grundsätzlich wäre eine grundlegende Sanierung, insbesondere energetisch sinnvoll. Bei einem
Mietpreisniveau von ca. 2,50 €/m² ist dies allerdings finanziell schwer darstellbar. Eine bauliche
Entwicklung des Gebäudes wird in Abstimmung mit den Interessen der neuen Mieter stattfinden.
Mit dem Taltontheater ist im Gebäude eine öffentlichkeitswirksame Institution beheimatet, die eng
mit dem Quartier verbunden ist (siehe Kap. 5.5).
Es ist vorgesehen, die weitere Entwicklung des Gebäudes im Zusammenhang mit Utopiastadt und
dem Gewerbepark Mirker Bahnhof durchzuführen. Das Gebäude bietet wegen seiner zentralen Lage
an der Nordbahntrasse viele Potentiale für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Hierfür wird eine
Konzeptfindung und Projektentwicklung eingeleitet.
- 34 -
1.3.5
Freibad Mirke (Projekt außerhalb des Satzungsbereiches)
Der Satzungsbereich Elberfelder-Nordstadt/ Arrenberg soll bis zum Freibad Mirke erweitert werden,
um die starken Verbindungen des Projektes zum Quartier zu verdeutlichen. Eine Fördermöglichkeit
als Freibad über die Städtebauförderung wird nicht gesehen. Die Stadt Wuppertal wird zusammen
mit den Initiatoren/innen andere Förderzugänge für die Revitalisierung Freibad Mirke (z.B. über die
Tourismusförderung) suchen und entwickeln. Für das Projekt sind keine städtischen Mittel
eingeplant.
Kooperation mit Utopiastadt
Utopiastadt im Mirker Bahnhof und Pro Mirke im Freibad Mirke können sich inhaltlich in Zukunft
ergänzen. Urbanität, Zentralität und Dichte sind die Qualitäten des einen, weitläufige Grünflächen
mit altem Baumbestand, eingerahmt in eine romantische Szenerie mit kleinteiligen Gebäuden sind
die Stärken des anderen. Die Entfernung zwischen beiden Objekten beträgt ca. 1.100 Meter. Die
Initiative Pro Mirke wird auch stark von engagierten Menschen aus dem Mirker Quartier getragen,
die sich sowohl mit Utopiastadt, als auch dem Freibad Mirke identifizieren.
Vor diesem Hintergrund können in Zukunft differenzierte, aber untereinander abgestimmte
Betriebskonzepte entwickelt und umgesetzt werden.
Förderverein und Betreiberverein Pro Mirke e.V. stellen folgendes Konzept vor:
„Das Projekt Freibad Mirke vernetzt die „urbane Mirke“ mit der „grünen Mirke“.
Das Mirker Quartier ist sehr dicht bebaut und weist eine entsprechend hohe Einwohnerdichte auf. In
direkter Angrenzung nördlich der Autobahn 46 schließt sich ein Bereich an, der zur Hälfte von
Freiflächen geprägt ist. Hier liegt der grüne Teil des Quartiers Mirke, der durch das 1851 gegründete
Freibad Mirke und dem 1879 angelegten Mirker Hain ein historisch gewachsenes, innerstädtisches
Naherholungsgebiet darstellt.
Das Freibad Mirke ist von der Stadt Wuppertal im Jahr 2011 aufgrund gravierender technischer
Mängel nicht mehr eröffnet worden. Bereits 2009 hatte sich auf Initiative von Bürgerinnen und
Bürgern aus dem Quartier Mirke der gemeinnützige Förderverein Pro Mirke e.V. gegründet. Im Jahr
2011 übernahm der Verein von der Stadt die Freibadanlage samt Gebäude-, Technik- und
Grünanlagenbestand und übertrug dem aus dem Kreis des Fördervereines hervorgegangenen ebenso
gemeinnützigen Betreiberverein Pro Mirke e.V. die operativen Aufgaben der Betriebsführung sowie
die haftungsrechtliche Verantwortung.
Mit heute ca. 270 Mitgliedern entwickeln die beiden Vereine innovative Konzepte und schaffen für die
grüne Mirke mit generationenübergreifenden breit gefächerten Freizeit- und Kulturangeboten einen
interkulturellen Bewegungs- und Begegnungsort im Quartier (u.a. in enger Kooperation mit der
Kultur- und Kreativszene des Quartiers). Parallel arbeitet der Verein in Eigenleistung am
Substanzerhalt der Anlage.
So erlebt das Freibad einen vitalen Alternativbetrieb mit „Pools im Pool“, der in eine Zukunft der
bewegten Stadt führen soll – mit kurzen Wegen, die die Menschen im Quartier zu Fuß oder mit dem
Fahrrad mobilisieren und Naherholung in ein entsprechendes Netzwerk einbinden sollen.
Um einen nachhaltigen Bestand der Naherholung im Mirker Quartier zu sichern, plant Pro Mirke e.V.
den Umbau des Mirker Bads zu einem Naturbad.
Die Lebendigkeit des Projekts und die Annahme im Quartier zeigen sich nicht nur in der Vielfältigkeit
und Qualität der Angebote, sondern spiegeln sich auch in den jährlich mehreren tausend Besuchern,
v.a. aus dem Mirker Quartier, wieder. 2013 waren es fast 7000 Besucher. …
Der Naherholungsort Mirke bietet unter anderem mit neuen Trendsportarten wie DiscGolf und
CrossBoule auf der einen Seite und beispielsweise mobilen urbanen Gartenprojekten oder einer
eigenen kleinen Bibliothek zum Lesen auf den Liegewiesen auf der anderen Seite sowie Potenzial für
- 35 -
weitere Sport- und Entspannungsangebote wie Yoga etc. Raum für Entspannung und Erholung jeder
Altersklasse innerhalb des Mirker Quartiers.
In den wärmeren Monaten hat sich nicht nur eine intensive gesundheitsfördernde Freizeitnutzung –
sondern auch eine künstlerisch-kreative Nutzung etabliert. Zahlreiche Veranstaltungen wie die
Sommerresidenz 2011 (Kooperation mit der Galerie Kunstkomplex) oder FREIRAUM 2013 (unter
Beteiligung namhafter bildender Künstler wie des Tony Cragg Meisterschülers Hans Hoge) haben in
der Kulturszene nachhaltige Akzente gesetzt und halten das Bad im Bewusstsein und den Herzen der
Menschen lebendig. Dies manifestiert sich in einer großen Aufmerksamkeit – nicht zuletzt in den
Medien.
„Wir gehen in die Mirke“ steht sprichwörtlich für die Akzeptanz der Anlage. Aufgrund seiner Lage im
Grenzbereich zwischen urbanem Quartier und Stadtpark kommt dem Gelände ein außerordentlich
hohes Potenzial zu, als „grüne Pforte“ Menschen aus unterschiedlichen Lebensumfeldern
zusammenzubringen und zusätzlich einen kommunikativen Austausch zu fördern.
Im Wettbewerb „Neue Nachbarschaften“ der Montag Stiftung hat der Verein Pro Mirke im Jahr 2013
eine bundesweit beachtete Auszeichnung für sein beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement
bekommen.
Ganzjährig von Pro Mirke e.V. genutzt, ist der grüne Erlebnisraum mit seinen Veranstaltungsräumen
und Freiflächen zu einem auch überregional wahrgenommenen Hotspot für Bewegung und
Begegnung geworden und kann bei weiterer Entwicklung die Wuppertaler Lebensqualität
insbesondere für die Bewohner des Mirker Quartiers nachhaltig verbessern.
Für Wuppertal und das Bergische Land will der Verein das Naturfreibad Mirke zum ersten und
einzigen Naturbad in Wuppertal und der Bergischen Region mit modernster biologischer
Wasseraufbereitungstechnikentwickeln und hat dazu eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen sowie
einen Wirtschaftsplan aufgestellt. Die Investitionskosten betragen ca. 2 Mio. Euro. Das Betriebs- und
Nutzungskonzept für das 14.000 m² Areal im Grünen stellt eine Innovation für die Region dar.
Was ist neu an dem Freibadkonzept?
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•
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•
Ganzjähriger Betrieb der Anlage
Konsequente Ausbildung von Alleinstellungsmerkmalen (Naturfreibad, Ältestes Freibad in
NRW, ganzheitlich ökologisches Konzept)
Das Gastronomiegebäude/Veranstaltungshaus entwickelt sich zum für Bewegung und
Begegnung.
Das historische Gebäudeensemble bleibt erhalten und wird zum Statement für Erneuerung:
unter dem Motto ‚Simplify your life!‘
Umbau der sanierungsbedürftigen Freibadanlage zum Erlebnis- und Bewegungspark
Naturfreibad Mirke
Die Teilhabe am kulturellen Leben in der Mirke für Alle durch ehrenamtliche Mitarbeit sowie
Mitarbeit im Tausch für freien Eintritt ins Bad oder zu Veranstaltungen.
Wasser und seine gestalterische Kraft werden mit allen Sinnen und dem ganzen Körper erlebt,
anknüpfend an Ziele des Projektes „Lebensader Wupper“ in der Talachse der Stadt.
Aufgrund der Untersuchung von Stärken/Schwächen sowie Chancen/Risiken wurden folgende Ziele
für das Erlebnis- und Bewegungspark Naturfreibad Mirke erarbeitet:
•
Bau eines Erlebnis-Wasserspielplatzes
Der Wasserspielplatz erfüllt wichtige pädagogische Funktionen. Beim Spiel wird das
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Bewusstsein der Kinder für das kostbare Nass geweckt. Neben Spielbach, Wasserfall und
Wasserfontänen regen mehrere Wasserspielgeräte zum Experimentieren an, zeigen
Wasserphänomene oder machen ganz einfach Spaß.
Klimaschutz durch eine Co2 neutrale Anlagekonzeption
Kennzeichnung und Ausbau des Wegenetzes unter Einbeziehung der Nordbahntrasse
Etablierung einer umweltfreundlichen Freizeitmobilität unter Einbeziehung der eMobilität
durch Schaffung von Ladestationen und Abstell-/Parkplatzflächen im Bad
Installation eines Mehrgenerationen Bewegungsparks für die Gesundheitsvorsorge mit dem
Ziel, BEWEGLICHKEIT - KOORDINATION - MOBILISATION – KRÄFTIGUNG altersübergreifend
und barrierefrei zu fördern.
Schaffung einer Kulturbühne auf dem Wasser und Etablierung eines Sommerfestivals
Errichtung wandelbarer Frei- und Aktionsflächen für Spiel, Kunst und geselliges Miteinander
Nutzbarkeit der Anlage für Erlebnis- und Umweltpädagogik
Selbst- und Nahversorgung durch eigene mobile Gärten auf dem Freibadgelände
Die ganzheitliche Konzeption des Erlebnis- und Bewegungsparks Naturfreibad Mirke entwickelt
Resilienzfaktoren, die Menschen für die Bewältigung ihrer vielschichtigen Aufgaben stark macht,
sozial im Quartier verortet und vernetzt.“
- 37 -
1.3.6
Mirker Hain (Projekt außerhalb des Satzungsbereiches)
Der Mirker Hain, ca. 1 km nördlich des Mirker Bahnhofes gelegen, ist eine beliebte städtische
Parkanlage im Uellendahl, die durch ihre zwei Spielplätze und ihren abwechslungsreichen Charakter
für die Menschen des Mirker Quartiers ein wichtiges und beliebtes Naherholungsgebiet darstellt. Die
Anlage umfasst heute eine Größe von ungefähr 20 Hektar. Das dicht geschlossene Blätterdach der
zum Teil 150 Jahre alten Buchen und Eichen prägt den Charakter der waldartigen Anlage.
Der Mirker Hain entstand um 1880 und weist noch heute wertvolle Reste der historischen Substanz
auf. Zu nennen sind das von August Freiherr von der Heydt, Bankier und Ehrenbürger der Stadt
Wuppertal, 1890 errichtete Waldhaus Sanssouci sowie das Norwegische Holzhaus, welches als erstes
Fertighaus der Welt gilt und durch von der Heydt 1900 auf der Weltausstellung in Paris entdeckt
worden war.
Mit der Warnung ‘Dies alles ist in Gefahr!‘ engagiert sich der Bürgerverein Uellendahl e.V.
für die Parkanlage. Hierzu heißt es:
„Diese wunderschöne, über 130 Jahre alte Parkanlage hat im Verlauf ihres Bestehens immer mehr
ihr historisches Aussehen verloren und auch die sie umgebende Landschaft, in die sie hinein gestaltet
und entworfen wurde, ist zunehmend zersiedelt und verändert worden.
Hauptattraktion ist die als Naturdenkmal ausgewiesene Schlucht und das Tal des Vogelsang Baches
mit einem See und den vielen Staustufen, die wie Perlen einer Kette den Bachlauf bergab begleiten
und so diesem Tal einen ganz besonderen Reiz verleihen. …
Mit umfangreichen Eigenleistungen und aktiver Spendensammlung setzt sich der Bürgerverein
Uellendahl e.V. für die Erhaltung und Pflege der historischen Parkanlage ein.“
Aufgrund der angespannten finanziellen Lage der Stadt Wuppertal ist dieses ehrenamtliche
Engagement von großer Bedeutung, besonders für die Erhaltung der historischen
Gestaltungselemente.
Kooperation mit Utopiastadt
Denkbar sind Kooperationen und Projekte, um für die Thematik des Mirker Hain und dessen Erhalt im
Quartier zu sensibilisieren und weitere Anwohner aus dem Quartier für eine aktive Beteiligung an
den ehrenamtlichen Parkpflegeaktionen zu gewinnen.
Sowohl für das Projekt Freibad Mirke als auch für den Mirker Hain stellt sich die Frage der
zukünftigen Perspektive. Beide freizeitlichen bzw. sportlichen „Einrichtungen“ sind Aufgrund der
schwierigen finanziellen Situation der Stadt aufgegeben worden und erwirtschaften in ihrer
historischen Form nicht die Gelder, die sie zum Betrieb benötigen. Mit Utopiastadt gemeinsam
könnte man an neuen Nutzungen und Betriebskonzepten arbeiten, die für eine langfristige Sicherung
sorgen könnten.
- 38 -
1.4.
1.4.1
SWOT-Analyse und Ziele für das Mirker Quartier
Erarbeitungsprozess
In der folgenden Darstellung sind die Schritte des Erarbeitungsprozesses dargestellt.
- 39 -
1.4.2
Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse)
Aus der Analyse des Quartiers (Kap. 1), den Erfahrungen der realisierten Stadtumbau-Projekte
(Kap. 2) und der Bestandsaufnahme der aktuelle Immobilienentwicklungen und Projekte (Kap. 3)
ergeben sich folgende Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken für das Mirker Quartier:
Stärken:
•
teilweise hochwertige gründerzeitliche Architektur mit sehr vielen Baudenkmalen und
wuppertaltypische Topografie (Diese Kombination bildet einen der wichtigsten Imageaspekte
der Stadt.)
•
wichtiger Standort für die freie Kultur- und Kreativwirtschaft
•
gesteigertes Interesse von technisch innovativen Unternehmen und Initiativen mit
besonderem Augenmerk auf eine nachhaltige Ökologie und Ökonomie
•
hohe Konzentration von Institutionen im Bereich ‚Tanz und Bewegung‘
•
guter Besatz mit attraktiven Gaststätten, Kneipen und Restaurants
•
viele Künstlerateliers mit innovativer, progressiver Ausrichtung
•
Schwerpunkt der Migrantenselbstorganisation
•
unmittelbare Lage an der Nordbahntrasse und sehr schnelle Zugänglichkeit
der Freiräume im Wuppertaler Westen und Osten mit dem Fahrrad
•
gute überregionale Verkehrsanbindung durch die Nähe zum Wuppertaler Hauptbahnhof
(750 m), den direkten Zugang zur A 46 (Anschlussstellen Wuppertal-Elberfeld und WuppertalKaternberg) und die Anbindung über das überregionale Panoramaradwegenetz
Schwächen:
•
Randlage im Quartier Elberfelder Nordstadt mit seinem dominierenden Bereich
‚Ölberg, Marienstraße‘
•
hoher Anteil an Haushalten mit niedrigem Einkommen
•
viele Gebäude mit Sanierungsstau, Substanzproblemen und hohem Energieverbrauch
•
neun Schrott- und Problemimmobilien
•
erhöhter Leerstand bei Wohnungen und Ladenlokalen
•
ehemaliger Güterbahnhof als Eisenbahnbrache
•
erhebliche Freiraum- und Spielflächendefizite, Spielflächen mit sehr hohem Nutzungsdruck
und starker Abnutzung der Geräte und Möbilierung
•
Verschmutzungen im öffentlichen Raum (z.B. Hundekot, Glasscherben)
•
Parkplatzdefizit in den dicht bebauten gründerzeitlichen Straßenzügen
•
Lärmbelastung durch die A46, besonders im Lärmfenster Mirker Bahnhof
aufgrund fehlender Lärmschutzwand
•
Lärmbelastungen an der Hoch- und Karlstraße sowie an der Gathe
- 40 -
Chancen:
•
Entwicklung des Potentials am Mirker Bahnhof im Rahmen des Projektes „Utopiastadt“
zugleich als lokal verankertes Modellprojekt zur Entwicklung des Mirker Quartiers mit
„Gemeinbedarfseinrichtungsaspekten zur sozialen und kulturellen Betreuung der
Bevölkerung im Quartier“ und als überregionales Kompetenzzentrum zur Entwicklung von
Stadt und Gesellschaft im Kontext bürgerschaftlichen Engagements und Know Hows,
im Sinne eines „Reallabors“ in Kooperation mit weiteren Einrichtungen und Akteuren
•
Entwicklung der Eisenbahnbrache zu einem Gewerbepark zur Stärkung der lokalen Ökonomie
mit Schwerpunkt ökologisch und ökonomisch nachhaltige Kreativwirtschaft und Handwerk
•
Entwicklung eines Kneipen-, Künstler- und Tanzviertels ‚Mirker Quartier‘zur Stärkung der
lokalen Ökonomie im Quartier
•
Weiterentwicklung des Mirker Quartiers als Schwerpunkt der Migrantenselbstorganisation
und als solidarisches Quartier ohne Ausgrenzung von Menschen mit niedrigen Einkommen
•
Um-/Neubauprojekte mit altengerechten Wohnungen für Migranten mit islamischer
Ausrichtung
•
Entwicklung des historischen oder denkmalgeschützten Gebäudebestandes zu einem
qualitätsvollen Wohnstandort
•
Entwicklung eines Quartiers mit modellhaften energetischen Gebäudesanierungen
•
Ausbau der Sportifikation durch z.B. Fahrrad und E-Bike in der Verbindung mit der
Nordbahntrasse
•
Mirker Quartier als Adresse etablieren
Risiken:
•
keine Lösung für die „Problem- und Schrottimmobilien“, Ansteigen der Anzahl durch
fehlende Investitionen in die Gebäudesubstanz
•
Projektentwicklung für den Bahnhof Mirke scheitert und weiterer Verfall der Bausubstanz, in
Folge Qualitätsverlust und Wegfall der Teilnutzungen
- 41 -
1.4.2
Entwicklungsziele für das Mirker Quartier
Ziel des Wuppertaler Stadtumbaus ist, die Attraktivität der Stadtteile als lebendige Quartiere mit
ihrer Mischung von Wohnen und Arbeiten zu erhalten bzw. wieder herzustellen und eine weitere
soziale und funktionale Entmischung zu verhindern. Eine ganzheitliche Stadtentwicklung muss dabei
an unterschiedlichen Punkten ansetzen: das Wohnumfeld soll verbessert, Fassaden sollen
ansprechend gestaltet, für Gewerbebrachen neue Konzepte entwickelt, (Industrie-)Denkmale und
Hinterhöfe für neue Nutzungen hergerichtet und leere Ladenlokale mit neuem Leben gefüllt werden.
Dabei geht es um die Umsetzung einzelner Projekte und kleinteiliger Maßnahmen, die sich zu einem
sinnvollen Ganzen ergänzen, die Impulse setzen und die Standorte qualifizieren.
Im Rahmen des Stadtumbauprozesses stehen die Aspekte des Gender Mainstreamings, der
Nachhaltigkeit, des demographischen Wandels, der Integration von Menschen mit
Migrationshintergrund und der Inklusion für Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen
stets im Mittelpunkt und werden bei den Zielen und Maßnahmen berücksichtigt.
Mit dem FORUM:MIRKE, das im November 2013 und im März im Mirker Bahnhof auf Einladung von
Utopiastadt stattgefunden hat, ist es gelungen, die Akteure des Quartiers zusammen zu bringen und
Visionen für einen aktiven Stadtteil zu formulieren. Die Ergebnisse der Foren sind im Lenkungskreis
Mirker Bahnhof Utopiastadt behandelt worden und in die Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmen
dieses Integrierten Handlungskonzeptes eingeflossen.
Neben dem ‚Städtebaulichen Entwicklungskonzept Wuppertal‘ (2007) und dem strategischen
Konzept Wuppertal 2025 sind bei der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes für das
Mirker Quartier folgende städtische Handlungskonzepte berücksichtigt worden:
•
•
•
•
Handlungsprogramm Wohnen
Konzept zur Zukunft des Wohnstandortes Wuppertal, Mai 2009
Handlungsprogramm Demografischer Wandel
Strategien zum Umgang mit den demografischen Herausforderungen, Juni 2010
Handlungsprogramm Gewerbeflächen
März 2011
Handlungsprogramm Brachflächen
- in Bearbeitung -
Der Stadtumbau in Wuppertal basiert entsprechend des Grundförderantrages von 2005 auf
folgenden sechs Bausteinen, die auch weiterhin für das Mirker Quartier gelten:
Baustein 1:
Beratungsangebote für private Grundstückseigentümer
Baustein 2:
Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen
Baustein 3:
Hof- und Fassadenprogramm
Baustein 4:
Attraktivierung des Wohnumfelds
Baustein 5:
Verbesserung des Stadtteilimages über Mitmachprojekte
Baustein 6:
Neu- und Umnutzung incl. Rückbau von baulichen Anlagen
- 42 -
Für das Mirker Quartier sind folgende Handlungsfelder zu nennen, die wie folgt den sechs Bausteinen
zugeordnet werden können.
•
Handlungsfeld ‚Bereich Mirker Bahnhof‘ (HF 1): Bausteine 4,5,6
•
Handlungsfeld ‚Entwicklung des Wohnstandortes‘ (HF 2): alle Bausteine
•
Handlungsfeld ‚Integration und Migrantenselbstorganisation‘ (HF 3):
Baustein 5 und 6
•
Handlungsfeld ‚Stadtteilimage mit den zwei Schwerpunkten Tanz, Bewegung,
Musik und Theater sowie Bildende Kunst (HF4): Baustein 2 und 5
•
Vernetzendes Handlungsfeld Kommunikation/ Forum Mirke
Die Handlungsfelder werden in den nachfolgenden Kapiteln beschrieben und mit Maßnahmen
hinterlegt. Dabei finden sich Projekte, die im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms realisiert
werden sollen und andere, die privat bzw. mit anderen Förderprogrammen umgesetzt werden.
Den Handlungsfeldern liegen folgende inhaltliche Ziele zu Grunde:
Entwicklungsziel 1: (starke Bezüge zu HF 1, HF 2, HF 3 und HF 4)
Utopiastadt im Baudenkmal Bahnhof Mirke
als Labor und Kompetenzzentrum für Stadt-, Kultur- und Gesellschaftsentwicklung
Utopiastadt schreibt zu seinem Projekt: „Die Entwicklung des denkmalgeschützten Mirker Bahnhofes
im Rahmen des Projektes „Utopiastadt“ nutzt das Potential als lokal verankertes Modellprojekt zur
Entwicklung des Mirker Quartiers mit „Gemeinbedarfseinrichtungsaspekten zur sozialen und
kulturellen Betreuung der Bevölkerung im Quartier“ und speist ein überregionales
Kompetenzzentrum zur Entwicklung von Stadt und Gesellschaft im Kontext bürgerschaftlichen
Engagements und Know Hows, im Sinne eines „Reallabors“ in Kooperation mit weiteren
Einrichtungen zur Stadtentwicklung im Allgemeinen. Mit Projekten wie einem ‚Reparatur-Café‘ soll
die Wertschätzung für technische Geräte und Fahrräder bei den Menschen im Quartier gestärkt und
Kompetenz aufgebaut werden. Projekte im Kontext von urbanerer Landwirtschaft und
Gemeinschaftswerkstätten befähigen Anwohner sich selbst zu helfen, stärken die Identifikation mit
dem eigenen Lebensumfeld und fördern Nachbarschaftshilfe. Themen wie Gebäudesanierung,
alternative Lebensmodelle, Grundeinkommen, OpenData, OpenSource und OpenGovernment
sensibilisieren und befähigen Menschen zur Teilhabe an der Gestaltung ihrer Stadt. Barrierefreie
kulturelle Angebote aus der Region und ganz Europa schaffen Zugang und Vielfalt zu
spartenübergreifender Kunst und Kultur.“
Entwicklungsziel 2: (starke Bezüge zu HF 1, HF4)
Eisenbahnbrache als Gewerbepark reaktiveren
Die Eisenbahnbrache des ehemaligen Güterbahnhofes Mirke soll zu einem neuen Gewerbepark
entwickelt werden, der konzeptionell eng mit dem Projekt Utopiastadt und den Zielen für das
Quartier verknüpft ist. Die lokale Ökonomie des Mirker Quartiers wird durch die Sicherung
vorhandener und die Schaffung neuer Arbeitsplätze stabilisiert. Ein besonderes Schwergewicht soll
im Bereich der Kreativ- und Gesundheitswirtschaft und im Bereich nachhaltig wirtschaftender
Unternehmen liegen.
Entwicklungsziel 3: (starke Bezüge zu HF 1 und HF 4)
Nachhaltige Mobilität
Die Mobilität mit dem Fahrrad, dem E-Bike und anderen nicht motorisierten Fortbewegungsmitteln
soll im Mirker Quartier mit hoher Qualität entwickelt und gefördert werden. Im Quartier sollen
modellhafte Lösungen entwickelt und zusammen mit den Bewohnern/innen erprobt werden.
Utopiastadt wird als Fahrrad-Hauptbahnhof in Wuppertal zu einer zentralen Anlaufstelle, beginnend
- 43 -
mit dem Fahrradreparatur Café, einem kostenlosen Fahrradverleih und dem Mobilitätstag auf der
Nordbahntrasse mit Infoständen, Händlermesse und Aktionstag.
Entwicklungsziel 4: (starke Bezüge zu HF 1, HF 2 und HF 3, HF4)
Urban-Gardening als ökologische und soziale Strategie
Utopiastadt schreibt hierzu: „Im Mirker Quartier sollen mit dem Ansatz der urbanen Landwirtschaft
im Gefüge einer Quartiersgemeinschaft und den Aspekten der Allmende von Utopiastadt aus die
Möglichkeiten für den Anbau von Nahrungsmitteln in innerstädtischen Räumen erprobt werden. Die
gemeinschaftliche Eigenproduktion von Nahrungsmitteln fördert die Selbstbestimmung und
Unabhängigkeit, stärkt die Gemeinschaft und Kommunikation im Quartier, sensibilisiert für Themen
der Nahrungsmittelherstellung, Rohstoffverbrauch und Verknappung, für Natur und Umwelt
(Müllproblematik), Verbraucherschutz und die Verantwortung für das eigene Lebensumfeld.“
Entwicklungsziel 5 : (starke Bezüge zu HF 1, HF 3 und HF 4)
Mirker Quartier als interkulturelles Szeneviertel etablieren
Das Mirker Quartier soll im Sinne eines Markennamens zu einem interkulturellen Kneipen-, Künstlerund Tanzviertels entwickelt werden, das Besucher/innen aus der Gesamtstadt und aus der Region
(auch mit dem Fahrrad) anzieht. Ziel ist auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze zur Stabilisierung der
lokalen Ökonomie im Stadtteil. Eine zentrale Produzentenstelle, angesiedelt in Utopiastadt, könnte
für die vielen kulturellen Programme, Projekte und Einrichtungen große Synergien beim Akquirieren
von Geldmitteln ergeben.
Entwicklungsziel 6: (starke Bezüge zu HF 1 und HF 2)
Gründerzeitlichen Gebäudebestand als attraktiven Wohnstandort entwickeln
Das Mirker Quartier soll mit seinem historischen oder auch denkmalgeschützten Gebäudebestand zu
einem qualitätsvollen Wohnstandort auch für Haushalte mit mittlerem und höherem Einkommen
entwickelt werden.
Entwicklungsziel 7: (starke Bezüge zu HF 1 und HF 2)
Wege zur ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Stadt finden
Null Energie und Energieautarkie anstreben
Ziel ist es viele modellhafte energetische Gebäudesanierungen zu realisieren und Hauseigentümer zu
vernetzen. Im Kontext von Utopiastadt / Utopiastadt Campus sollen Wege zur energieautarken Stadt
ausgelotet werden und entsprechende Projekte und Unternehmen angesiedelt werden.
Entwicklungsziel 8: (starke Bezüge zu HF 2 und HF 3)
Modellhaftes Wohnen im Alter für Menschen mit Migrationshintergrund
Das Mirker Quartier soll von den Akteuren der Migrantenselbstorganisation zu einem modellhaften
Raum werden, in dem bauliche Lösungen für das Wohnen alter Menschen mit Migrationshintergrund
entwickelt, realisiert und erforscht werden.
Entwicklungsziel 9 : (starke Bezüge zu HF 1, HF 2, HF 3 und HF 4)
Solidarische Gesellschaft ohne Ausgrenzung
Im Mirker Quartier soll ein solidarisches Zusammenleben aller gesellschaftlichen Gruppen mit und
ohne Migrationshintergrund, mit niedrigen oder mittleren und hohen Einkommen erreicht werden.
Die deutsche Gesellschaft ist gekennzeichnet durch eine fortschreitende Ausgrenzung und
Marginalisierung von Menschen mit niedrigen Einkommen. Das Armutsrisiko mit all seinen Folgen
betrifft besonders Kinder. Die Initiative ‚Armer Anfang ist schwer‘, gestartet vom Internationalen
Jugend- und Begegnungszentrum Alte Feuerwache hat die sehr hohe Kompetenz der Stadtteilakteure
in diesem Arbeitsfeld gezeigt, so dass sehr wichtige Anknüpfungspunkte für modellhafte Lösungen im
Mirker Quartier bestehen. Einrichtungen wie das Café ADA/ Mare e.V. oder Utopiastadt gehen über
diese Grenzen hinweg und zeigen schon jetzt ein intensives Zusammenleben und geben Nährboden
für von dort ausgehende Projekte und Initiativen.
- 44 -
1.5.
Handlungsfelder des Integrierten Handlungsprogramms für das Mirker Quartier
1.5.1. Handlungsfeld ‚Bereich Mirker Bahnhof‘ mit Schwerpunkt Lokale Ökonomie und
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen
Der Mirker Bahnhof, als Gebäude und die Flächen des ehemaligen Güterbahnhofes sind das zentrale
räumliche Potential der Entwicklung im Mirker Quartier, für das eine aktive Entwicklung eingeleitet
worden ist. Die wesentlichen Beteiligten sind:
•
•
•
•
•
Utopiastadt, als Projektträger für das Bahnhofsgebäude
Stadt Wuppertal, insbesondere Stadtentwicklung und Stadtplanung
Stadtsparkasse Wuppertal, als Eigentümerin des Bahnhofsgebäudes
Aurelis, als Grundstückseigentümerin der Güterbahnhofsflächen
Wirtschaftsförderung Wuppertal
1.5.1.1 Projekt ‚Initiative ergreifen: Utopiastadt im Baudenkmal Bahnhof Mirke
1.5.1.1.1 Historische und städtebauliche Bedeutung des Gebäudes „Mirker Bahnhof“
Der denkmalgeschützte Bahnhof Mirke ist eines der prägendsten Gebäude des Quartiers und ein
herausragendes Baudenkmal der Eisenbahngeschichte. Für die Elberfelder-Nordstadt liegt hier der
zentrale Verknüpfungspunkt mit der Nordbahntrasse. Die städtebaulich ausgeprägte, historische
Achse zum Elberfelder Rathaus und zum Wuppertaler Hauptbahnhof belegt die herausragende
Bedeutung des Gebäudes. Später wurde die Achse sogar bis zum Universitätskomplex auf der
anderen Seite des Tales fortgeführt.
1.5.1.1.2 Potential des Areals
Bereits im Integrierten Handlungskonzept ‚Stadtumbau West: Städtebauliches Entwicklungskonzept
Wuppertal‘ (September 2007) wird die Bedeutung des Gebäudes herausgestellt:
„Vor dem Hintergrund der Nordbahntrasse gewinnt auch der Mirker Bahnhof an Bedeutung. Dieser
wurde bereits durch eine Privatperson als Investor teilweise saniert, die Sanierung konnte jedoch
aufgrund von finanziellen Engpässen nicht abgeschlossen werden. ... Bei Realisierung des Projektes
„Rheinische Strecke“ bietet der Mirker Bahnhof Potenziale für eine gastronomische Nutzung und
könnte die Funktion als Bindeglied in den Stadtteil hinein einnehmen.“ (4.1.9, S. 119, 2007)
Nach dem gescheiterten Versuch einer Privatperson in der Zeit von 2000 – 2008 stand das Gebäude
überwiegend leer. Aufgrund von gravierenden baulichen Mängeln drohte ein starker Verfall des
Gebäudes. Die schrittweise Neu- und Umnutzung des Gebäudes durch die Projektinitiative
‚Utopiastadt‘ seit Oktober 2011 verbunden mit ersten substanzsichernden Investitionen ist daher
sehr positiv zu bewerten.
1.5.1.1.3 Utopiastadt – Labor und Kompetenzzentrum für Stadt-, Kultur- und
Gesellschaftsentwicklung im historischen Gebäude des Bahnhofs Mirke
„Der Bau des Bahnhof Mirke um 1882 war für viele Firmen in der stark wachsenden Stadt Elberfeld
(heute Stadtteil von Wuppertal) Anlass sich im Stadtteil »Nordstadt« niederzulassen. Per Bahn waren
sie somit gut zu erreichen und der Gütertransport war ebenso gelöst. Dem Bahnhof Mirke kam also
eine zentrale Funktion im Viertel zu — und diese wird ihm heute wieder zuteil. Das Bahnhofsgebäude
und das umliegende Gelände werden nun als »Utopiastadt« zentrale Anlaufstelle für kreative
Stadtentwicklung aus der Breite des bürgerscha]lichen Engagements, für die Kultur- und
- 45 -
Kreativwirtschaft, und somit ein Stadtlabor für Utopien. In dem einzigartigen, geschichtsträch^gen
Gebäude entsteht ein lokales und gleichzei^g überregionales Kultur- und Krea^vquar^er als Labor, in
dem Utopien, visionäre Ideen und gesellscha]liche Grundüberlegungen konkre^siert und realisiert
werden.“ (Website der Initiative: www.utopiastadt.eu)
Die Projektinitiative will den Bahnhof mit Hilfe der Kultur- und Kreativwirtschaft, dem gerade in
Wuppertal ausgeprägtem bürgerschaftlichen Engagement und den ansässigen Instituten und
Unternehmen zu einem „Labor für Stadt- und Gesellschaftsentwicklung“ ausbauen.
„ES IST DIE INITIALZÜNDUNG EINES ANDAUERNDEN KULTUR- UND GESELLSCHAFTSKONGRESSES MIT
AMBITIONEN UND WIRKUNG.“
(Website der Initiative: www.utopiastadt.eu)
Ziel ist es, die Akteure und Initiativen aus verschiedenen Handlungsfeldern und Branchen zu
unterstützen, sie untereinander zu vernetzen, Lücken im Wissensmanagement zu schließen, den
informellen Austausch von Ressourcen und Fähigkeiten zu fördern und somit Kooperation und
Koproduktion im Sinne einer Weiterentwicklung von Stadt und Gesellschaft zu initiieren. Aktuellste
technologische oder soziale Lösungen werden hier real erarbeitet und angewendet. Das Mirker
Quartier wird somit zum Reallabor für Stadtentwicklung – von urbaner Landwirtschaft, über
alternative Sanierungskonzepte und die Vermittlung von Sozialkompetenzen bis hin zu neuen
Finanzierungsmodellen für Kultur, Raum und Arbeitsplatz.
Um dies zu realisieren stellt, die Initiative „Utopiastadt“ auf der einen Seite Raum im weitesten Sinne
mit einer möglichst weit ausgestatteten Infrastruktur zur Verfügung. Andererseits organisiert sie ein
bereits über mehrere hundert spezialisierte Akteure umfassendes Wertschöpfungsnetzwerk. So
unterstützt „Utopiastadt“ die Entwicklung innovativer Prozesse zwischen Sozial- und
Raumunternehmern, die sich mit offenen Fragestellungen unserer Gesellschaft auseinandersetzen
und macht Koproduktion, Spillover-Effekte und Gemeinwohlprojekte zum erklärten Prinzip von
Stadtentwicklung.
An diesen Entwicklungen ist ein breites Spektrum von Akteuren beteiligt: von Einzelpersonen aus der
IT-Branche, über Landwirte, Handwerker, ortsansässige Betriebe und Unternehmen bis hin zu
Forschungseinrichtungen der Universität oder des Wuppertal Institutes.
Die Bergische Entwicklungsagentur hat zum Projekt folgende Stellungnahme abgegeben
(Solingen, 22.10.2012):
„Die Entwicklung des Bahnhofs Mirke ist eines der wichtigsten regional bedeutsamen Projekte des
Bergischen Städtedreiecks. Aufgrund dessen hat die Gesellschafterversammlung der Bergischen
Entwicklungsagentur (BEA) mit den Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal die BEA mit der
Begleitung und Qualifizierung des Projektes beauftragt.
Die regionale Bedeutsamkeit ist aufgrund folgender Gesichtspunkte gegeben:
1. Der Bahnhof Mirke ist ein herausragendes Denkmal der Stadt Wuppertal, das einer neuen Nutzung
zugeführt werden soll.
2. Das Projekt verbindet sich unmittelbar mit einem der größten Entwicklungsprojekte der Region,
dem Bau der Nordbahntrasse in Wuppertal.
3. Der Bahnhof Mirke ist städtebaulich in die Wuppertaler Nordstadt integriert und das
»Leuchtturmprojekt« der Entwicklung eines innerstädtischen gründerzeitlichen Wohnquartiers
(Stadtumbau West-Gebiet). ...“
- 46 -
1.5.1.1.4 Status Quo Gebäude, Firmierung und co
Aktuell befindet sich das Hauptgebäude des Mirker Bahnhofs im Eigentum der Stadtsparkasse
Wuppertal. Seit Herbst 2011 ist der ehem. Bahnhof an die B. Blaschczok und C. Hampe clownfisch
GbR, Initiator der Projektinitiative „Utopiastadt“ verpachtet. Das umliegende Bahnhofsgelände ist
Eigentum der Aurelis (Näheres siehe 5.2.2).
Träger des Projektes „Utopiastadt“ soll die noch zu bildende gemeinnützige Betreibergesellschaft
Utopiastadt gGmbH werden, die von einem bereits in 2014 gegründeten Förderverein flankiert wird.
Die breit aufgestellte Gründungsversammlung mit Akteuren aus verschiedenen Branchen und
Handlungsfeldern des Wuppertaler Lebens, wie z.B. Harald Bayer (Beigeordneter a.D.), David Becher
(Vollplaybacktheater), Stephan Tanneberger (Unternehmensberater), Thomas Weyland
(Ölbergenossenschaft), Johannes Weigand (Opernintendant) sowie Beate Blaschczok und Christian
Hampe (Initiatoren „Utopiastadt“ und Gründer von „clownfisch“) und weiteren Akteuren aus den
schon laufenden Projekten zeigen die Verankerung in der Stadt und dem Quartier.
Mit der Sparkasse als Gebäudeeigentümerin ist eine sogenannte „Moratoriumsphase“ vereinbart
worden, in der die Projektinitiative erste Gebäudeteile umgenutzt und im Sinne einer
Qualifizierungsphase für das Förderprogramm „Initiative ergreifen“ Nutzungen, Planungen und
Trägerstrukturen entwickelt hat. In dieser „Moratoriumsphase“ hat sich die Sparkasse Wuppertal
verpflichtet, die Liegenschaft nicht weiter zu vermarkten. Ein Eigentumsübergang an die
Projektinitiative ist für den Fall, dass ein gemeinnütziger Träger etabliert wird und Fördermittel für
die Sanierung akquiriert werden, positiv geregelt. Momentan befindet sich das Projekt in der
Qualifizierungsphase für Mittel aus dem Städtebauförderprogramm über ‚Initiative ergreifen‘.
Die „Moratoriumsphase“ zwischen Stadtsparkasse Wuppertal und Projektinitiative ist als Testphase
zu verstehen, in der die teilweise Herrichtung und Nutzbarmachung des Gebäudes als Provisorium
erfolgt, um frühzeitig potenzielle Nutzungsansätze zu erproben und den Utopiastadt-Gedanken von
Anfang an mit Leben zu füllen.
Die im Rahmen der Moratoriumsphase notwendigen Genehmigungen zum Umbau und zur
Nutzungsänderung wurden mit Unterstützung des Büros ellingHAUS Architekten eingeholt. Baulich
wurden verschiedene Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt, die Heizungsanlage wurde teilweise
erneuert. Zudem befindeen sich mittlerweile eine Gastronomie [Getränkeausschank] und ein
Coworking-Space in Betrieb.
Aufbauend auf einem Brandschutzkonzept wurden nutzungserforderliche Maßnahmen bereits
durchgeführt [u.a. Brandschutztüren].
Diese ersten Sanierungsschritte sind größtenteils in Eigenarbeit mit breiter Unterstützung durch
Privatpersonen, Initiativen und Unternehmen des bereits bestehenden Netzwerkes um clownfisch
herum entstanden. Die ersten Einnahmen durch Mieten, Veranstaltungen und Gastronomie wurden
reinvestiert, weitere Gebäudeteile erschlossen und zusätzliche Module neben Coworking und
Gastronomie, in Form von Gemeinschaftswerkstätten und Projekten im Bereich urbaner
Landwirtschaft initiiert.
1.5.1.1.5 Arbeitsfelder
Der inhaltliche Aktionsradius ist breit aufgestellt und hat einen ganzheitlichen Anspruch, so dass
Themen von Ernährung über Wohnen bis hin zu Kultur und Wirtschaft bedacht und behandelt
werden. Dabei beruft sich die Initiative darauf, dass das Wissen und die Fähigkeiten erstmal
grundsätzlich bei Personen und somit in der Bürgerschaft liegen.
Bei der Unterstützung oder Aktivierung von Projekten birgt gerade die Verschränkung verschiedener
Themen, Branchen und Handlungsräumen einen maßgeblichen Beitrag zur Sensiblisierung für
Themen und die Akquirierung von weiteren Akteuren.
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So werden z.B. Fragen zur Energieerzeugung, Mobilität und Fortbewegung und zum barrierefreien
Zugang zu Information und Infrastrukturen, sowie der kreativer Umgang mit Technik in einem Projekt
realisiert, bei dem durch Fahrräder der Strom für mobile Freifunknetze erzeugt und somit ein
kostenfreier Internetzugang ermöglicht wird.
Im Zusammenhang der räumlichen Module in Utopiastadt und der Projekte im direkten Umkreis wird
das Mirker Quartier im Rahmen einer Weiterentwicklung von Stadt und Gesellschaft zu einem
Reallabor, dass bereits seit 2011 immer wieder durch wissenschaftliche Arbeiten begleitet und von
städtischer und Landesseite beobachtet wird. Die so gewonnen Erkenntnisse fließen direkt in
Forschung und Handlungsempfehlungen von z.B. Universitäten, creative.nrw oder der Metropoleruhr
ein.
Die in den letzen 2 Jahren entstandenen Module und Projekte verdeutlichen die weitreichende
Wirkung und Kooperation mit Nachbarn im direkten Umfeld, sowie im übrigen Stadtgebiet oder
sogar darüber hinaus.
Module im Hauptgebäude Bahnhof Mirke
Gastronomie
„Hutmacher«, so heißt die Gastronomie in Utopiastadt. Er soll einen niederschwelligen Zugang zum
Projekt ermöglichen. Dabei stellt der Hutmacher eine offene Plaborm für die verschiedenen
Ini^a^ven aus dem Hause, für wissenscha]liche, kulturelle und krea^vwirtscha]liche
Veranstaltungen und natürlich für die Anwohner des Mirker Qua^ers dar. Zusätzlich spiegelt er aber
auch ganz konkret die Ideen zum Thema Nachhaltigkeit und Regionalität wider. Es werden kulturelle
und gesellschaftliche Impulse gesetzt. Nach innen, wie nach außen. Zum einen wurde dem
Gesamtprojekt eine weitere nutzbare Fläche zugeführt, die zu interdisziplinärem Austausch genutzt
werden kann. Zum anderen bekommt die Arbeit in Utopiastadt, durch die besondere Form der
Außenwahrnehmung, eine weitere Dimension. … Bei der Angebotspallette wurde verstärkt darauf
geachtet nach Möglichkeit auf regionale und nachhaltige Produkte zurückzugreifen. So gibt es Kaffee
aus einer Rösterei in Schwelm, Minze aus dem Utopiastadtgarten, Kooperationen mit den »Urban
Gardening« Projekten im Bergischen Land und ein eigenes Bio-Bier, dessen Erlöse z.T. in den eigens
gegründeten Mirker Quartier Fond fließen. …“
Coworking
„Coworking ist nicht einfach nur »zusammen arbeiten«, wie es die Übersetzung suggeriert. Es ist
mehr als das. Zielgruppe sind vor allem Freiberufler und Selbständige, Start Ups, aber durchaus auch
Angestellte, die für bestimmte Projekte aus ihrem Elfenbeinturm raus wollen, um
Kooperationspartner zu gewinnen und neue Denkmuster zu kreieren. In Utopiastadt liegt der
inhaltliche Fokus insbesondere auf Sozial- und Raumunternehmer. … Einerseits werden hier
Infrastruktur zur Verfügung gestellt, viel wichtiger aber noch ist die informelle Vernetzung und
Entwicklung von Synergien, Partizipation, Kooperation und Koproduktion.“
Tanzschule
„Tanzend lernen statt Tanzen lernen. Um diesem Motto gerecht zu werden, betreuen wir nicht die
Kurse, sondern die Menschen. Losgelöst vom gängigen Kurssystem entscheidet der Stand der
TeilnehmerInnen den Anschlusspunkt – egal wann man Zeit hat. Diese ist auch die Grundlage, um die
sozialen Projekte mit körperlich und geistig benachteiligten Menschen durchführen zu können – das
Leben tanzend lernen.“
Gemeinschaftsateliers- / werkstatt (Teil 1)
„… Es ist ein Ort, an dem Maschinen, Werkzeuge und Know How zur Verfügung stehen und stellt
somit Platz und Hilfe für Reparatur, Restaurierung oder Prototyping bereit. Mit den ersten Schritten
sind auch 3D Drucker, Laser Cutter, Ständerbohrmaschine und Buttonmaschine in Nutzung gegangen.
…“
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Hackerspace (betrieben von /dev/tal e.V.)
„Der in Utopiastadt ansässige Verein /dev/tal e.V. sieht sich als Anlaufstelle für alle, die sich für den
kreativen und kritischen Umgang mit Technik begeistern können. … In diesem Hacker- oder
Makerspace wird an kleineren und größeren Projekten gearbeitet. So wurde etwa der schwer zu
durchschauende städtische Haushalt so aufbereitet, dass er für jeden Bürger zugänglich und
nachvollziehbar wird. Die dafür entwickelte Basissoftware kann Grundlage für weitere Projekte sein.
… Außerdem hat die Förderung und Unterstützung Technik affiner Menschen egal welchen Alters
einen hohen Stellenwert. Indem hier bereits die Kleinsten durch spezielle Workshops für Kinder
spielerisch an Technik herangeführt werden, leistet /dev/tal e.V. einen wichtigen Beitrag zur
Motivierung für Ingenieursberufe. … Darüber hinaus entwickelt sich /dev/tal e.V. in Utopiastadt zu
einem wichtigen Branchennetzwerk.“
Utopiastadtgarten (siehe 5.1.3)
„Lokal im eigenen Quartier setzen wir uns mit Landwirtscha], Gemüseanbau, historischen Pflanzen
und Sensibilisierung von urbanen Gartenthemen auseinander. Jenseits von »Peak-Oil« und
Großkonzernen der Lebensmicelindustrie entsteht so eine bürgernahe Sta^on mit Lehr- und
Lernveranstaltungen, barierefreiem Gärtnern, Projekten zur Kompos^erung und Energiegewinnung,
Imkern und offen zugänglichen Gemüsebeeten und Kräuteranbau für die hauseigene Gastronomie.“
Coshop (Konzeptphase)
„Ein Gemeinschaftsladenlokal für örtliche Produkte von Zange über CD und Buch bis Apfel,
Designwaren von Kleinst-Labels in NRW und Produktionen aus Utopiastadt.“
Module im umliegenden Utopiastadt Campus
Gemeinschaftswerkstatt (Teil 2) (Konzeptphase)
„… Es ist ein Ort, an dem Maschinen, Werkzeuge und Know How zur Verfügung stehen und stellt
somit Platz und Hilfe für Reparatur, Restaurierung oder Prototyping bereit. Mit den ersten Schritten
sind auch 3D Drucker, Laser Cutter, Ständerbohrmaschine und Buttonmaschine in Nutzung gegangen.
…“
Kulturkindergarten (Konzeptphase)
„Der Kulturkindergarten ist ein angedachtes Projekt, dessen erklärtes Ziel es ist in Utopiastadt, d.h.
im Bahnhofsgebäude selbst oder auf den umliegenden Flächen einen Kindergarten mit einer
deutlichen kulturellen Ausrichtung zu installieren. Dazu wurden bereits verschiedene Gespräche mit
der Stadtverwaltung und politischen Vertretern geführt. Alle Beteiligten sind sich einig, dass dieses
Projekt, welches gerade in der momentanen Ausrichtung des Quartiers hier einen guten Standort
finden würde. Noch gilt allerdings zu klären, ob dieser Kindergarten dann ein Quartierskindergarten
ist oder auf Grund seiner Spezialisierung für mehrere Quartiere, oder sogar für die ganze Stadt gilt.“
Proberäume mit offenem Studio (Konzeptphase)
„Im Zusammenhang mit der lokalen und regionalen Musiknachwuchsförderung ist klar geworden,
dass es in Wuppertal-Elberfeld und vor allem in der Nordstadt ein erhebliches Defizit an geeigneten
Proberäumen für junge Bands gibt. Seit 2011 treffen wöchentlich Anfragen in Utopiastadt ein, so
dass zurzeit eine dezidierte Bedarfsermittlung und eine finanzielle Machbarkeit geprüft wird. Leer
stehende Gebäude im Quartier (z.B. Speditionshalle auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs
Mirke oder die historische Fabrik Goldzack) könnten so einer der Ausrichtung des Quartiers
folgenden neuen Nutzung zugeführt werden. In Kooperation mit „Rookie Sounds“ und den
Kultureinrichtungen im Mirker Quartier könnte so auch für die Musik ein weiterer Anziehungspunkt
geschaffen werden. Das von Utopiastadt, Rookie Sounds und dem Haus der Jugend Barmen
ausgehende Netzwerkprojekt „Grenzland“, dass für die musikalische Nachwuchsförderung in der
bergischen Region steht, könnte dabei mit Veranstaltungsreihen, Nachwuchswettbewerben und
einer Musikmesse eine weitere wichtige Rolle spielen.“
- 49 -
Hostel (Konzeptphase)
„Die kulturelle und freizeitliche Nutzung der Nordbahntrasse wächst weiter. Großveranstaltungen
wie der erste einrundige Ultramarathon (100km) WHEW100 oder die zunehmende Zahl an nicht
motorisierten Fortbewegungsmitteln machen mit dem kulturellen Angebot das Quartier gerade auch
für Wochendausflüge interessant. Schon jetzt gibt es immer wieder Veranstaltungen im Café ADA/
Mare e.V., der Feuerwache, dem Freibad Mirke, auf der Hardt oder in Utopiastadt, bei denen die zur
Verfügung stehende Menge an Übernachtungsmöglichkeiten in direkter Umgebung nicht ausreichen.
Ein Fahrradhostel direkt an der Nordbahntrasse könnte hier Abhilfe schaffen und in Kombination mit
einem offenen Studio, dem Fahrradverleih und weiteren sportlichen Aktivitäten die Attraktivität
deutlich steigern. Auch wären weitere touristische Vermarktungsmöglichkeiten in Kooperation mit
dem Stadtmarketing und der Wuppertal Bewegung denkbar.“
Projekte – Bahnhof Mirke & Areal
Folgende Projekte sind in der Ideenphase und werden deshalb tabellarisch aufgelistet:
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Essbarer Bahnhof, essbare Stadt
Only Hut – Konzertreihe
Kinder- und Jugendprojekte „Urbanes Gärtnern“ (Konzeptphase)
Projekte – Mirker Quartier
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Mirker Matinée
Freifunknetz Mirke (im Aufbau)
Quartier Fonds für Kleinstprojekte (wie z.B. Mülleimer, Spielgeräte etc.)
Essbarer Bahnhof, essbare Stadt
Only Hut – Konzertreihe
Leerstandsmelder (Konzeptphase)
Energetische Sanierung von Gründerzeit Quartieren (Konzeptphase)
Mirker Kulturkarte (Im Aufbau)
Kinder- und Jugendprojekte „Urbanes Gärtnern“ (Konzeptphase)
Dynamischer Audiowalk (Konzeptphase)
Bildungsarbeit: Urbane Landwirtschaft (Konzeptphase)
Bildungsarbeit: Mobilität (Konzeptphase)
Bildungsarbeit: Technik (Konzeptphase)
Oase – Hilfestation und kurzfristige Unterbringung für Kinder und
Jugendliche (Konzeptphase)
Projekte – Stadtgebiet Wuppertal
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Fahrrad Reparatur Café
Elektro Reparatur Café
offener Haushalt Wuppertal
Leben Lärmt
Open Data Initiative
Kultur Marketing Konzept (im Aufbau)
Only Hut – Konzertreihe
Talfunk unabhängiges online Magazin zu kulturellen Themen in Wuppertal
Stadtmacher Festival
Denkbar
Stadtwiki (im Aufbau)
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Mobilitätstag
Essbarer Bahnhof, essbare Stadt (im Aufbau)
Leerstandsmelder (Konzeptphase)
Textil Reparatur Café (Konzeptphase)
Wupper Gärten Karte
Kostenloser – Fahrradverleih (im Aufbau)
AG Upcycling (Konzeptphase)
22km Kulturfestival auf der Nordbahntrasse (Konzeptphase)
Bildungsarbeit: Urbane Landwirtschaft (Konzeptphase)
Bildungsarbeit: Mobilität (Konzeptphase)
Bildungsarbeit: Technik (Konzeptphase)
Projekte – Region Bergisches Land und Umland
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WEHW100 – Ultramarathon
Grenzland Netzwerk zur musikalischen Nachwuchsförderung (im Aufbau)
Region[er]finden ( bergisch.project)
Projekte – Metaebene
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Neue urbane Initiativen (im Aufbau)
Sketch Wizzle Convention
Grundeinkommen
clownfisch statementmagazin
Open Government
Handbuch: Räume kreativ nutzen! (im Aufbau)
Denkmal Solar – Forschungsprojekt für Solarprojekte in denkmalgeschützter
Gebäudesubstanz (Konzeptphase)
Energetische Sanierung von Gründerzeit Quartieren (Konzeptphase)
Art Zine Convention (Konzeptphase)
1.5.1.1.6 Neunutzung des historischen Bahnhofes Mirke als Gemeinbedarfseinrichtung
Utopiastadt strebt eine Förderung aus dem Städtebauförderprogramm über ‚Initiative ergreifen‘ für
eine öffentliche Begegnungsstätte an. Als Förderzugang wird Nr.11.3 in Verbindung mit 22 (1) c. der
Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen zur
Stadtentwicklung und Stadterneuerung (Förderrichtlinien Stadterneuerung 2008) gesehen.
Begleitet wird das Projekt durch das Büro startklar.projekt.kommunikation, welches das Programm
‚Initiative ergreifen‘ im Rahmen der Städtebauförderung des Landes NRW betreut.
Folgender Zeitplan ist für das Projekt vorgesehen:
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Erarbeitung einer Planung mit Kostenschätzung durch ein Architekturbüro für die
Mittelbedarfsanmeldung zum Stadterneuerungsprogramm 2015 (im Jahr 2014)
Beschluss des Projektbeirates ‚Initiative ergreifen‘ im Herbst 2014
Aufnahme in das Stadterneuerungsprogamm 2015 auf der Grundlage einer Planung mit
Kostenberechnung und eines Betriebskonzeptes (bis April 2015)
Weiterleitungsbescheid der Stadt Wuppertal auf der Grundlage eines
Bewilligungsbescheides der Bezirksregierung (Ende 2015)
danach Beginn des Umbaus
- 51 -
1.5.1.1.7 Fortsetzung und Vision nach der Instandsetzung
„2018 ist »Utopiastadt« mit dem umgebenden »Campus« ein zentraler Ort der Stadt- und
Quartiersentwicklung. Als Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum des Bergischen Landes mit einer
weiten Ausstrahlung ins nordrhein-westfälische Umland und dem Mirker Quartier als Reallabor,
sowie der belebten Nordbahntrasse steckt das Quartier mitten in einer inhaltlichen wie physischen
Renaissance.
Das Hauptgebäude des Mirker Bahnhofs ist mit Hilfe von Städtebaufördermitteln über das
Förderprogramm »Initiative ergreifen«, Investoren, Förderern und viel bürgerschaftlichem
Engagement in den wesentlichen Punkten kernsaniert. Im Inneren des Hauses sind Büro- und
Atelierräume, sowie freie Coworkingflächen für ansässige Freelancer, Agenturen, Künstler und
Projektbüros entstanden. Immer mehr Sozial- und Raumunternehmer bilden hier ein Wissens- und
Ressourcenzentrum und arbeiten gemeinsam mit Einrichtungen wie TransZent, CSCP, Institut für
Bürgerbeteiligung oder dem Wuppertal Institut zusammen. In Kooperation mit diesen Einrichtungen
und Unternehmen beginnt die Utopiastadt gGmbH mit dem Utopiastadtstudium Generale und
schafft somit die Grundlage für eine nachhaltige Implementierung von bewusster Entwicklung von
Stadt und Gesellschaft.
Die Gastronomie hat sich weiterentwickelt und bietet den Besuchern und der Gemeinschaft
abwechslungsreiche Küche mit Gastköchen aus der bergischen Gastronomie und Produkten aus der
regionalen Landwirtschaft. Durch Kooperationen, Zusammenarbeit mit Projekten der urbanen
Landwirtschaft und Engagement der Quartiersgemeinschaft verfügt »Utopiastadt« über gesunde und
gepflegte Grünflächen und weite Außenanlagen, die nahtlos in die Bereiche der Nordbahntrasse
übergehen. Der sogenannte »Utopiastadtgarten« ist Treffpunkt der regionalen Urban Gardening
Szene und zugleich ein Publikumsmagnet an der Nordbahntrasse, ist Lehr- und Lernort sowie
Lieferant von lokalem Gemüse, Kräutern und Blumen.
Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen im kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Bereich
ziehen Interessierte allabendlich in die Nordstadt und nach »Utopiastadt«. Das Trassenfest ist eine
etablierte Veranstaltung für die Stadt, trägt maßgeblich zur Identifikation des Stadtteils in der Stadt
bei und bringt Gäste aus einem 50 km Radius nach Wuppertal.
Insgesamt ist ein Ort entstanden, der Impulse in das Quartier, die Stadt und in die Region sendet.
Open-Data-Projekte werden deutschlandweit umgesetzt, Partizipations- und Katalysatorprogramme
für soziale Projekte in der Nachbarschaft zeigen Wirkung, Selbstverwaltungs- und Brancheninitiativen
haben ihre Arbeit aufgenommen und arbeiten eigenverantwortlich vom Utopiastadtcampus aus. Es
ist eine Stätte für die Arbeit an Utopien entstanden, die sich stetig weiter entfaltet und entwickelt.“
- 52 -
1.5.1.2 Gewerbepark Mirker Bahnhof
Begleitend zur Projektentwicklung ‚Utopiastadt‘ haben sich alle Beteiligten auf eine aktive
Projektentwicklung der gewerblichen Flächen verständigt.
Die aktuelle Situation ist geprägt durch Nutzungen mit ehemals bahnaffinen Unternehmen (MetallRecycling, Großhandel, Eishörnchenbäckerei), die ca. 50 v.H. der Fläche nutzen.
Die übrigen Flächen stehen als Bahnbrache für eine neue gewerbliche Nutzung zur Verfügung.
Aufgabe ist es dieses Flächenpotential für einen kleinteiligen Gewerbepark zu nutzen, der mit
folgenden Zielsetzungen entwickelt wird:
•
Stärkung der Lokalen Ökonomie
Im Quartier Mirke finden sich in Hinterhöfen einige Handwerks- und Gewerbebetriebe unter
sehr beengten und immissionsschutzrechtlich eingeschränkten Bedingungen. Die Flächen
bieten hier ein Verlagerungspotential, bei dem der Quartiersbezug erhalten und die lokale
Ökonomie gestärkt wird.
•
Vernetzung mit dem Hauptgebäude Bahnhof Mirke – Projekt „Utopiastadt“
Unternehmen die jetzt und in Zukunft in der Utopiastadt gestartet werden, können hier in
Zukunft Verlagerungs- und Expansionsräume finden.
In umgekehrter Richtung können Unternehmen, die sich im neuen Gewerbepark ansiedeln,
die räumlichen Möglichkeiten der Utopiastadt nutzen (z.B. Kundenpräsentationen und gespräche, Mitarbeiterseminare und -versammlungen, Mittagstisch und Cafébetrieb).
•
Potentiale durch die Nordbahntrasse
Die Flächen sind hervorragend geeignet für Unternehmen im Bereich Fahrrad, E-Bike und
Elektromobilität. Durch die Lage an der Nordbahntrasse und die damit verbundene starke
Werbefunktion (analog zu einer Hauptverkehrsstraße) sind auch eigentlich untypische
Nutzungen denkbar, wie z.B. Therapeuten, Tierarztpraxis, spezialisiertes Kunsthandwerk,
Malschule, Tanzschule, Plexiglas- und Modellbau u.ä.. Inhaltlich können gerade solche
Unternehmen stabile Kooperationspartner für Utopiastadt werden. Die ersten Kontakte und
der Aufbau zu derartigen Unternehmungen haben bereits stattgefunden und werden durch
Utopiastadt weiter gefördert.
•
Standort für ein Hostel
Die Kombination aus unmittelbarer Nähe zur A 46 und Nordbahntrasse würde für ein Hostel
ein doppeltes Nachfragepotential bieten. Als Ausrichtung ist denkbar:
+ Fahrradtourismus (Werbung mit Utopiastadt, Szene- und Gründerzeitquartier
Elberfelder-Nordstadt, Schwebebahn (1 km), City Elberfeld)
+ Reisende auf der Autobahn (‚Schlafen rechts und links der Autobahn‘)
+ sehr kostengünstig
+ Styling mit Ausrichtung ‚Recycling und Kunst‘
+ Nutzung der Gastronomie Utopiastadt
Eine gezielte Akquisition für die Projektidee ist in Vorbereitung.
•
Standort für ein Proberaumzentrum
Das Mirker Quartier zeichnet sich seit mehreren Jahren durch ein stetiges Wachstum an
freien Kultureinrichtungen aus. Eine damit verbundene signifikante Steigerung der Nachfrage
an ortsnahen Proberäumen kann daher verzeichnet werden. Darüber hinaus arbeitet eine
Initiative aus Rookie Sounds, Haus der Jugend Barmen und Utopiastadt an einem regionalen
Vernetzungsprojekt namens ‚Grenzland‘, das durch die regionale Kulturförderung unterstützt
wird. In diesem Zusammenhang stehen Pläne für einen Proberaumkomplex mit einem
offenen Studio für Newcomer im Raum.
- 53 -
Aus Sicht von Utopiastadt ist es wichtig, auf eine stimmige und sich gegenseitig befruchtende
Mischung an Unternehmungen zu achten, von denen die kulturellen, nachhaltigen, ökologischen und
ökonomischen Grundsätze aufgegriffen und umgesetzt werden. Hierzu zählen auch
arbeitsmarktpolitische Projekte. Im FORUM:MIRKE sind bereits konkrete Ansätze zusammengetragen
worden.
Drei Teilflächen
Der Bereich ist durch die Nordbahntrasse klar in zwei Teile gegliedert. Folgende drei Teilflächen, die
sich alle im Eigentum der Aurelis befinden, sind zu nennen (siehe Übersichtsplan):
•
Kleinteiliger Gewerbepark
Die Fläche 1 findet sich mit einer Größe von 3 ha (davon bebaut und genutzt: 1,3 ha) nördlich
der Nordbahntrasse. Die Erschließung erfolgt von Westen über die Wüstenhofer- und
Juliusstraße. Über die August-Bebel-Straße besteht eine sehr leistungsfähige und schnelle
Verbindung zur Anschlussstelle Katernberg (A 46).
Die Aurelis plant auf der Grundlage eines städtebaulichen Vertrages mit der Stadt Wuppertal
(aktuell in Vorbereitung) mit einer Investition von ca. 0,5 Mio. € den Bau einer
Erschließungsstraße. Auf dieser Grundlage können dann Baugenehmigungen nach § 34
BauGB erteilt werden.
Im Rahmen der Baugenehmigungen soll auf den gewerblichen Bauflächen eine vier Meter
breite Bepflanzung entlang der Nordbahntrasse verbindlich festgelegt werden.
Am Ende des Wendehammers ist eine Fuß- und Radwegeverbindung zur Nordbahntrasse
geplant, die direkt auf das Gebäude des Mirker Bahnhofes trifft. Damit ist eine optimale
Verknüpfung mit Utopiastadt sichergestellt.
Die konkrete Ausgestaltung ist noch in der Diskussion. Denkbar sind ein begrünter Weg oder
auch eine Multifunktionsfläche mit einer Breite von 15 - 20 Metern. Gleichzeitig sollen,
sofern möglich, direkt angrenzend Gemeinschaftsparkplätze der angrenzenden
Unternehmen angeordnet werden, so dass ein breites Verbindungsfeld zwischen
Utopiastadt/ Nordbahntrasse und Gewerbepark entsteht.
•
Östliche Gewerbefläche
Die Fläche 2 mit einer Größe von 2,4 ha liegt ebenfalls nördlich der Nordbahntrasse im östlichen
Teil des ehemaligen Güterbahnhofes. Typisch für ehemalige Bahnflächen finden sich dort ein
großer Metall-Recyclingbetrieb und eine große Lagerhalle (ca. 4.000 m²), die bis Mitte 2013 von
einer mittelständischen Spedition genutzt worden ist (Insolvenz) und für die aktuell ein neuer
Mieter gesucht wird. Die Erschließung erfolgt nach Osten zur Uellendahler Straße. Auch hier
besteht ein direkter Anschluss zur A 46 über die Anschlussstelle Elberfeld. Allerdings ist das
Linksabbiegen, besonders für LKW (Richtung Autobahn) wegen des hohen Verkehrsaufkommens
auf der Uellendahler Straße schwierig.
Der Speditionsstandort ist vor dem Hintergrund moderner Logistikkonzepte nicht zeitgemäß und
könnte durch andere Nutzungen ersetzt werden, die aktuell von Utopiastadt entwickelt werden:
+ Die Lagerhalle wird abgebrochen und der westlich angrenzende kleinteilige Gewerbepark wird
mit neuen Gewerbeobjekten erweitert.
+ Die Lagerhalle wird z.B. für Freizeit-, Spiel-, (Trend-)Sportangebote (z.B. Boulderpark) umgenutzt.
Aktuell werden die Flächen zwischen der Lagerhalle und der Nordbahntrasse nicht benötigt.
Von Seiten der Utopiastadt ist deshalb angedacht, temporär und ggf. dauerhaft hier eine
Freifläche entlang der Nordbahntrasse anzulegen.
Im Rahmen der Neunutzung der Fläche soll eine Fuß- und Radwegeverbindung vom Mirker
Bahnhof zum Freibad Mirke (ca. 1.100 m) über die Hamburgerstraße und – Treppe
ermöglicht werden.
- 54 -
•
Kreativstandort Mirker Bahnhof
Die Fläche 3 mit einer Größe von 0,7 ha findet sich südlich der Nordbahntrasse und östlich
des Bahnhofgebäudes. Dort befindet sich die ehemalige Güterabfertigungshalle, die unter
Denkmalschutz steht und seit vielen Jahren ungenutzt ist. Auch wenn das Gebäude nicht akut
gefährdet ist, muss ein schleichender, sehr gravierender Substanzverfall festgestellt werden.
Die Utopiastadt-Akteure sind daran interessiert, dieses Gebäude von der Aurelis zu pachten
oder zu erwerben und dort z.B. die bereits bestehenden Gemeinschaftswerkstätten (fablab)
ein zu richten und auszuweiten. Die Sanierung soll ggf. in Eigenleistung und in Verbindung
mit einem Beschäftigungsförderungsprojekt erfolgen.
Daneben befindet sich ein schlichtes, kleineres Gewerbeobjekt mit einem kleineren
Großhandelsbetrieb, der Bäckereien und Eisdielen in Wuppertal (u.a. mit selbst produzierten
Eishörnchen) beliefert.
Perspektivisch ist auf dieser Fläche in Zukunft vieles möglich, z.B. eine Umnutzung und
Erweiterung des vorhandenen Gewerbegebäudes mit Ausrichtung auf Utopiastadt, eine
Neubau mit Büronutzung oder eine Neubebauung mit urbanem Wohnen an der
Nordbahntrasse.
Im Bereich des Mirker Bahnhofes fehlt auf 300 Metern die Schallschutzwand. Der Bahnhofsbereich,
die Nordbahnseite des Bahnhofsgebäudes und auch die anschließende Wohnbebauung sind stark mit
Schall belastet. Die Schließung des Schallschutzes an der Autobahn 46 ist ein wichtiger Aspekt der
Entwicklung des Gewerbeparks.
- 55 -
1.5.1.3
Arbeitsmarktpolitische und ESF Programme im Mirker Quartier,
insbesondere an der Nordbahntrasse
Das Jobcenter Wuppertal engagiert sich in über 100 Projekten, um Arbeitslosen den Weg zurück ins
Erwerbsleben zu ermöglichen. Viele dieser Projekte haben über den Inhalt der Maßnahme und den
Standort des Maßnahmenträgers einen räumlichen Bezug zu Quartieren der Sozialen Stadt und des
Stadtumbau West.
Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte sind so ausgerichtet, dass sie passgenau und
zielgerichtet den individuellen Bedürfnissen der Arbeitsuchenden begegnen. In erster Linie sollen die
Menschen an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, damit ihnen wieder eine berufliche und
soziale Teilhabe ermöglicht ist. Für arbeitsmarktferne Menschen geht es aber auch darum, sie zu
stabilisieren, zu aktivieren und schrittweise ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen.
Dazu greift das Jobcenter auf ein breites Angebot an Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekten
zurück, das im Landesvergleich in überdurchschnittlicher Weise schwer vermittelbare Personen
berücksichtigt. Viele Projekte leisten neben der individuellen Förderung auch einen wichtigen Beitrag
im Bereich sozialer Dienstleistungen und im Sinne des Gemeinwesens, besonders in Quartieren der
Sozialen Stadt und des Stadtumbau West.
Nordbahntrasse
Seit 2007 ist der Ausbau der Nordbahntrasse, auch im Bereich des Satzungsgebietes Elberfelder
Nordstadt/ Arrenberg eines der wichtigsten arbeitsmarktpolitischen Projekte.
Die Nordbahntrasse steigert Freizeitwert und Lebensqualität der Menschen erheblich. Dies gilt ganz
besonders für die Anwohner der Stadtumbau und Soziale Stadt Quartiere, für die zusätzliche
Freiräume und Zugänge zu den Landschaftsräumen am Rande der Stadt von hoher Bedeutung sind.
Mit einer Gesamtlänge von ca. 20 km wird die ehemalige Bahnstrecke als Rad- und Wanderweg
ausgebaut. Das Projekt „Nordbahntrasse“, das der Verein Wuppertalbewegung 2006 initiiert hat,
wird mit einem Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt im Bereich Garten-, Wege- und
Landschaftsbau unterstützt. Träger dieses vom Jobcenter Wuppertal finanzierten Projektes sind die
Gesellschaft für berufliche Weiterbildung und das Wichernhaus.
Schon bei Projektstart wurden zur Vorbereitung auf den Ausbau entlang der Trasse
Instandhaltungsarbeiten und Rodungen durchgeführt. Zudem werden unter Begleitung von
Fachingenieuren die zahlreichen Stützmauern restauriert. Aber auch bei den Pflasterarbeiten oder
bei der Montage der Geländer sind die Teilnehmer der Beschäftigungsmaßnahme aktiv. Darüber
hinaus halten Wartungs-Teams die Strecke sauber. Parallel qualifizieren sich die
Maßnahmeteilnehmer in verschiedenen Weiterbildungs-Modulen für ihre berufliche Zukunft.
Mittelfristig sieht das Jobcenter im Bereich touristischer Dienstleistungen beträchtliche
Beschäftigungspotentiale für Langzeitarbeitslose. Mit Unterstützung des Programms ESF sind
Maßnahmen z.B. in folgenden Aufgabenfeldern geplant:
+
+
+
+
einfache Dienstleistungen wie z.B. Informationsdienste
Gastronomie
Förderung des E-Biking
Fahrradreparatur-Angebote.
Weitere Projekte für arbeitsmarktferne Menschen sind im Umfeld der Trasse vorgesehen. So wird
eine Zusammenarbeit mit den Akteuren im Mirker Quartier, besonders mit Utopiastadt, angestrebt.
- 56 -
Hand drauf Beschäftigungspakt West-Süd-West
Perspektive 50plus schafft Chancen!
Durch die Übernahme des Programmes ist das Jobcenter Wuppertal in der Lage, sich noch intensiver
um die Belange unserer Kunden/-Innen über 50 Jahre zu kümmern. Gegeben werden nicht nur
projektorientierte Förderungen, sondern es werden auch individuelle Förderungen angeboten. In
einem drei- bis sechsmonatigen Programm werden die Teilnehmer/-Innen mit unterschiedlichsten
Maßnahmen auf die Eingliederung in den Arbeitsmarkt vorbereitet.
Mit dem Projektstandort in der Uellendahler Straße 27 ist dieses Programm im Mirker Quartier
vertreten und soll im Rahmen des Forum:Mirke aktiv kommuniziert werden
Stadtteilservice im Mirker Quartier
Nicht Müllmann, nicht Sheriff, nicht Sozialarbeiter, aber Ansprechpartner und Multiplikator im
Quartier. Dies ist plakativ formuliert das erfolgreiche Konzept des Stadtteilservice in Wuppertal.
Der Stadtteilservice Wuppertal ist ein langjähriges Gemeinschaftsprojekt des Jobcenter Wuppertal,
der Stadt Wuppertal und der teilnehmenden Träger.
Mit dem Ladenlokal in der Marienstraße 5 ist der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Wuppertal e.V.
Träger im Quartier Elberfelder-Nordstadt. Der Stadtteilservice im Arrenberg wird vom
Internationalen Bund e.V. getragen.
Der Stadtteil-Service Wuppertal soll für Bewohner wie Gewerbetreibende das Leben im Viertel
verbessern: den sozialen Zusammenhalt stärken, aber auch das Straßenbild verschönern.
Stadteilservices sollen dazu beitragen, dass Familien und Alleinstehende, Alte und Junge ihren
Stadtteil als einen lebens- und liebenswerten Wohnort erleben, d.h. Ängste abbauen, Hilfe anbieten
und nicht zuletzt Mitwirkung ermöglichen. Stadtteilservices sind zusätzlich und gemeinnützig, d.h. sie
werden nur für Bedürftige tätig und nur dann, wenn niemand anderes die Unterstützung und Hilfe
leisten kann.
Quartiersbegehungen gehören für die Mitarbeiter/innen zu einer wichtigen täglichen und
verantwortungsvollen Aufgabe. Missstände im Stadtgebiet können so schnell erkannt und durch die
Weiterleitung an die zuständigen Stellen behoben werden.
Durch die tägliche Präsenz unserer Mitarbeiter am Schusterplatz, der als Stadtumbauprojekt 2007
neugestaltet worden ist, und der gesamten Elberfelder Nordstadt wird die Kommunikation mit den
Anwohnern und ein Austausch über die Arbeit gefördert.
Die Mitarbeiter sind Langzeitarbeitslose, die zum Beispiel Botengänge für Hilfsbedürftige
übernehmen, den Zustand der Spielplätze begutachten, bei Stadtteilfesten helfen. Ihre Kompetenzen
erwerben sie in Kursen und Schulungen. Erkennbar sind sie an ihrer einheitlichen Kleidung mit dem
Logo des „Stadtteil-Service“.
Im Rahmen des Forum:Mirke wird eine enge Zusammenarbeit mit den Akteuren im Mirker Quartier
sichergestellt. Eine Kooperation mit Utopiastadt ist in Vorbereitung.
Baudenkmal Bandweberei Goldzack
Das um 1910 gebaute, denkmalgeschützte Gebäude (Wiesenstraße 118) beheimatete die
Bandweberei "Gold-Zack" Gummiband- und Litzenfabrik und befindet sich heute im Eigentum der
Stadt (siehe auch Kap. 1.3.4).
Aktuell stehen Teile des Gebäudes leer, da 2013 ein großer Mieter, der Internationale Bund e.V. mit
seinen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in einen neuen Standort am Arrenberg gezogen ist.
Mit dem Taltontheater ist im Gebäude eine öffentlichkeitswirksame Institution beheimatet, die eng
mit dem Quartier verbunden ist (siehe Kap. 5.5).
- 57 -
Es ist vorgesehen, die weitere Entwicklung des Gebäudes im Zusammenhang mit Utopiastadt und
dem Gewerbepark Mirker Bahnhof durchzuführen. Das Gebäude bietet wegen seiner zentralen Lage
an der Nordbahntrasse viele Potentiale für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Hierfür wird eine
Konzeptfindung und Projektentwicklung eingeleitet.
1.5.1.4
UtopiaStadtGarten, Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘ und Quartiersgärten
Der Bereich südlich der Nordbahntrasse und westlich des Bahnhofgebäudes befindet sich ebenfalls
im Eigentum der Aurelis. Er gliedert sich in drei Teilflächen (siehe Übersichtplan):
•
UtopiaStadtGarten
•
Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘
•
Quartiersgärten.
UtopiaStadtGarten
Das Utopiastadt - Aktivitätsfeld ‚Urban Gardening‘ findet rund um den Bahnhof Mirke statt. Diese
Teilfläche (ca. 600 m²) auf der sich eine markante alte Kastanie befindet, ist Utopiastadt von der
Aurelis zur Nutzung überlassen worden und soll mittelfristig der Immobilie des Bahnhofsgebäudes
zugefügt werden. Hierfür sind allerdings die Bauunterhaltungslasten der maroden Stützmauer auf
dieser Fläche zu klären. Zum Projekt UtopiaStadtGarten gehören auch Konzepte und Projekte auf
allen anderen umliegenden Grünbrachen. Auch die Bewirtschaftung von versiegelten Flächen (z.B.
alter Bahnsteig) gehört zum Tätigkeitsfeld. Auf der Fläche zwischen Hebebühne und
Bahnhofsgebäude entsteht zur Zeit ein barrierefreier offener Garten, in dem auch Workshops, Lehrund Lernangebote stattfinden sollen. Die ersten Pflanztische für Rollstuhlfahrer sind bereit gebaut.
Darüber hinaus finden in Utopiastadt eine ganze Reihe an Vernetzungsaktivitäten im Themenfeld
‚Urbaner Landwirtschaft‘ mit anderen Gruppen im Quartier, der Stadt und überregional statt.
Die benachbarte Realschule Helmholtzstraße hat aufgrund von Erweiterungsbauten ihren ohnehin
sehr kleinen Schulgarten verloren. Eine Kooperation zwischen Utopiastadt und Schule für ein
Gartenprojekt ist in Vorbereitung. Weitere Kooperationen mit anderen Schulen und Einrichtungen
(wie z.B. Feuerwache) sind ebenfalls in Planung. Das Arbeitsfeld ist sehr gut für Maßnahmen der
Arbeitsmarktförderung geeignet.
In der Projektbeschreibung von Utopiastadt heißt es zu diesem Projekt:
„Lokal im eigenen Quartier setzen wir uns mit Landwirtschaft, Gemüseanbau, historischen Pflanzen
und Sensibilisierung von urbanen Gartenthemen auseinander. Jenseits von »Peak-Oil« und
Großkonzernen der Lebensmittelindustrie entsteht so eine bürgernahe Station mit Lehr- und
Lernveranstaltungen, barierefreiem Gärtnern, Projekten zur Kompostierung und Energiegewinnung,
Imkern und offen zugänglichen Gemüsebeeten und Kräuteranbau für die hauseigene Gastronomie.“
Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘
Der Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘ betreibt die kleine ehemalige Tankstelle (Grundstück ca.
1.000 m²) als privates Kulturzentrum mit einem sehr regen Ausstellungsbetrieb, vor allem in den
Sommermonaten. Zweck des gemeinnützigen Vereins ist die Förderung junger Kunst. Schwerpunkt
der Arbeit des Vereins ist, neue und innovative Ausstellungen und Projekte zu unterstützen und zu
organisieren, die im konventionellen Ausstellungsbetrieb wenig Möglichkeiten zur Realisierung
haben und damit unterrepräsentierte Künstler zu zeigen. Hebebühne e.V. hat das Ziel, den Austausch
- 58 -
unter Künstlern stärker anzuregen und dadurch ein experimentelles und nicht-kommerzielles Feld zu
erschließen.
Inzwischen gibt es verstärkte Überlegungen intensiver mit der Bergischen Universität Wuppertal
zusammenzuarbeiten.
Auf der Homepage unter www.hebebuehne-ev.de heißte es:
„Hebebühne e.V. Kunst- und [Sub-, Pop-, Club-, Clash-, Trash-, Neo-, Mikro-, Joghurt-, Hoch-, Tief-,
Kreativ-, Raum-, Medien-, Musik-, Film-, Literatur-, Sprach-, Pils-, Rein-, Stadt-, Industrie-, Volks-, Un-,
Aqua-, Tisch-, Multi-, Alltags-, Fest-, Spiel-, Streit-, Mono-, Poly-, Welt-, Wuppertal-, Zeit-, Kreis-, Für-,
Gegen-, Leit-, Hefe-, Zopf-, etwas -erwachsener-als-Jugend-] Kulturverein
Wenn ihr Designer, Maler, Fotografen oder Artverwandte seid, die ihre Werke ausstellen möchten
- Musiker seid, die sich Gehör verschaffen wollen
- Texte verfasst und Eure Worte in den Köpfen anderer lebendig werden lassen wollt
- Menschen seid, die Platz brauchen, ihre Ideen umzusetzen, zusammenzukommen und/oder sich
auszutauschen …
Dann haben wir die Möglichkeit
- Euch ca. 60m² Ausstellungsfläche und schallgeschützte Räume zur Verfügung zu stellen
- Unterstützung zu bieten bei Öffentlichkeitsarbeit, Planung und Durchführung Eurer Ideen
- Euch Zeit und den Raum zu geben, Euch zu treffen und auszutauschen
- Mit und für Euch Kontakte zu knüpfen, Euch zu vernetzen und so ganz neue Möglichkeiten und Ideen
zu schaffen.
Die schöne alte Tankstelle hat eine Ausstellungsfläche von ca. 63 qm. Diese sind in drei Räume von
unterschiedlicher Größe und unterschiedlichstem Charakter aufgeteilt.
Wer Interesse hat, seine Arbeiten auszustellen, kommt einfach mit Arbeitsproben bei uns vorbei und
stellt sich ein bisschen vor. Wenn unsere Vorstellungen gut zusammenpassen, geht‘s ins Detail.
Wir bieten unsere Ideen und etwas kuratorische Hilfe an, wie man mit den Werken in den Räumen
umgehen könnte. Des Weiteren übernehmen wir einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit und die
Produktion von Flyern, Plakaten etc., wenn solche gewünscht sind.
Außerdem werden Hängesysteme und ausreichende Beleuchtung der Wände vorhanden sein.
Das Einzige, was wir uns von dir wünschen, ist, dass du stolzes Vereinsmitglied bei uns wirst.
Schließlich haben wir laufende Kosten zu decken, um dir diese tollen Ausstellungsmöglichkeiten zur
Verfügung zu stellen.
Zur Zeit haben wir während den Ausstellungen donnerstags von 19:00 bis 22:00 unsere Türen und
Tore für euch geöffnet und sind dann auch sonntags von 15:00 bis 18:00 ... anzutreffen.“
Quartiersgärten
Die Gärten basieren auf einem Pachtvertrag mit der Bahnlandwirtschaft e.V. (ca. 1.300 m²), die im
Auftrag der Aurelis tätig ist. Pächter ist eine benachbarte Hausgemeinschaft, deren Mitglieder
persönlich sehr eng mit dem Kunst- und Kulturverein Hebebühne e.V. und dem Projekt Utopiastadt
verwoben sind.
- 59 -
1.5.1.5 Bahnhofsumfeld: Vorplatz Mirker Bahnhof
Die Fläche befindet sich im Eigentum der Aurelis. Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt über
einen Gestattungsvertrag eine Zugänglichkeit zur Nordbahntrasse gesichert.
Die historische Mauer und die kleine Treppenanlage von der Mirker Straße zum Bahnhofsgebäude
sind in einem baufälligen Zustand. Die Treppe ist seit über zehn Jahren gesperrt.
Mauer und Treppe sind als Baudenkmal geschützt, so dass auch aus dieser Sicht eine Sanierung
dringend erforderlich ist.
Die Bäume und Grünflächen sind sehr ungepflegt. Dank der Eigenleistungen von Utopiastadt ist der
extrem verwilderte Bewuchs und die starke Vermüllung, die diesen Bereich vor 2011 langjährig
negativ geprägt hat, beseitigt worden. Die Vorplatzfläche verfügt noch flächendeckend über das
historische Kopfsteinpflaster, das aber großflächig mit lückenhaftem Asphalt bedeckt ist.
Als Vorplatz des Projektes ‚Utopiastadt‘, als einer der wichtigsten Zugänge der Nordbahntrasse und
als Entre zum Utopiastadt Campus ist eine Neugestaltung des Bereiches im Rahmen der
Städtebauförderung als Stadtplatz für das Programmjahr 2016 vorgesehen. Die Stadt Wuppertal wird
hierfür eine Mittelbedarfsanmeldung auf der Grundlage einer Kostenschätzung bis zum Frühjahr
2015 erarbeiten. Aktuell werden die Kosten mit 500.000 € geschätzt.
Sinnvoll ist eine öffentliche, urbane Platzfläche (ca. 1.500 m²), über die der Fuß- und Radverkehr an
die Nordbahntrasse geleitet wird. Als untergeordnete Funktion muss allerdings die Erschließung der
östlich angrenzenden Gewerbefläche ‚Kreativstandort Mirker Bahnhof‘ und der Stellplätze von
Utopiastadt gewährleistet bleiben.
Wichtig ist, dass der historische Oberflächenbelag (‚Kopfsteinpflaster‘) soweit als möglich
beibehalten wird, um den Charakter des Standortes zu erhalten. Wichtig ist auch die Erhaltung und
Pflege der beiden alten Kastanienbäume und eine neue Bepflanzung.
Bei der Planung ist eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit Utopiastadt vorgesehen. Die in
diesem Projekt ‚UtopiaStadtGarten‘ vorhandene Kenntnis von Boden, Pflanzen und die
landwirtschaftliche Expertise können für die Planung der Grünflächen des Vorplatzes genutzt
werden.
Das Projekt ist bereits 2005 bearbeitet worden und hat aus Sicht der Stadt Wuppertal eine hohe
Priorität. Die Realisierung dieser Maßnahme wird auch von Seiten des Projektbeirates ‚Initiative
ergreifen‘ als wichtige Voraussetzung gesehen, da die positive städtebauliche Wirkung des Projektes
Utopiastadt ansonsten nicht gewährleistet sei.
- 60 -
1.5.2 Handlungsfeld ‚Entwicklung des Wohnstandortes‘
1.5.2.1 Hof- und Fassadenprogramm
Mit Hilfe des Hof- und Fassadenprogramms soll das Erscheinungsbild des Mirker Quartiers
aufgewertet und die Wohnqualität verbessert werden. Gefördert werden die Entsiegelung,
Begrünung, Herrichtung und Gestaltung von Außenwänden, Hofflächen und Dächern auf privaten
Grundstücken.
Das Hof- und Fassadenprogramm ist von 2007 bis 2012 mit 17 realisierten Maßnahmen erfolgreich
im Quartier umgesetzt worden. Für die Jahre 2016, 2017 und 2018 sollen mit weiteren Fördermitteln
in Höhe von 64.000 € ca. 10 weitere Maßnahmen (Investitionssumme: 160.000 €) umgesetzt werden.
Der kommunale Eigenanteil (16.000 €)soll von den privaten Eigentümern erbracht werden.
Anfragen aus dem Quartier zeigen, dass der Bedarf und die Nachfrage weiterhin bestehen. Das
Programm soll aktiv den Gebäudeeigentümern/innen angeboten werden. Es bietet die Chance
weitere Gespräche über energetische und andere bauliche Sanierungen des Gebäudes zu führen.
Hierfür ist eine externe Vergabe von Beratungsleistungen vorgesehen (Zuwendungsfähige
Gesamtausgaben: 30.000 €).
1.5.2.2 Wohnungsbauförderung des Landes NRW mit Schwerpunkt Bestandsinvestitionen
Aufgrund des hohen Anteils gründerzeitlicher Wohnungen, davon viele mit relativ niedrigen Mieten,
spielt der öffentlich geförderte Wohnungsbau im Mirker Quartier eine untergeordnete Rolle.
Neubauvorhaben sind aufgrund fehlender Flächenpotentiale nur in geringem Umfang und in
besonderen Fällen realisierbar. Zu nennen sind:
•
Flächenpotentiale der Schrott- und Problemimmobilien
Auf den Flächen der ‚Schrott- und Problemimmobilien‘ könnten nach einem Rückbau der
Gebäude öffentlich geförderte Wohnungen entstehen. Dies steht allerdings in der
Entscheidung der privaten Investoren. Grundsätzlich ist der Neubau von selbstgenutzten
Stadthäusern, Eigentumswohnungen oder frei finanzierten Mietwohnungen besser, um auf
diese Weise einkommensstärkere Haushalte ins Quartier zu ziehen.
•
Betreutes Wohnen für alte Menschen
Betreutes Wohnen für alte Menschen ist ein wichtiger Bestandteil des Projektes der DITIBGemeinde, die eine neue Moschee und ein neues Gemeindezentrum an der Gathe errichten
wollen (siehe 1.3.1). Auch hier liegt es in der Investitionsentscheidung der privaten Seite, ob
mit einer öffentlichen Wohnungsbauförderung des Landes NRW gebaut wird. Da die meisten
alten Menschen mit Migrationshintergrund im Quartier die Einkommensgrenzen einhalten,
ist eine Förderung sinnvoll.
Wohnungsbauförderung im Bereich ‚Bestandsinvestitionen‘
Die Anwendung des Programmteiles ‚Bestandsinvestitionen‘, für das im Zeitraum 2014 – 2017 150
Mio. € (33 v.H. der Gesamtmittel) ist ein Ansatzpunkt für die Quartiersentwicklung und wird im
Rahmen der Initiative für eine energieautarke Stadt (siehe 1.5.2.3) angestrebt
In 2013 sind, so die Zahlen des Ministeriums, 56,1 Mio. € für 1.760 WE in NRW bewilligt worden
(31.900 € pro WE). Bezogen auf den Einwohneranteil des Mirker Quartiers (8.100 € Einwohner) am
Land NRW (17,84 Mio. Einwohner) fallen auf das Mirker Quartier rechnerisch ca. 68.000 €. Dies
entspricht rechnerisch einer Förderung von 2 - 3 Wohnungen im Mirker Quartier in den Jahren 2014
– 2017.
- 61 -
1.5.2 .3 Modellprojekt für energetische Sanierung und energieautarke Stadt
Das Mirker Quartier weist einerseits durch seinen historischen Baubestand und viele engagierte
Hauseigentümer eine hohe städtebauliche und bauliche Qualität auf. Dennoch leidet es wie mehrere
andere Wuppertaler Quartiere immer noch unter den Folgen des Strukturwandels, der zu
Abwanderung und verminderter Investitionstätigkeit führt. Die Folge sind Leerstände, Substanzverfall
und Wertverlust.
Um diesem Funktionsverlust entgegenzutreten und die Qualität des öffentlichen Raums wieder zu
stärken, ist dieses Handlungsfeld von sehr hoher Bedeutung.
Büro für Quartierentwicklung (Wuppertaler Quartierentwicklungsgesellschaft GmbH)
Das Büro für Quartierentwicklung (früher: Wuppertaler Quartierentwicklungsgesellschaft GmbH)
wird von den Wuppertaler Stadtwerken, der Stadtsparkasse, der städtischen Gemeinnützigen
Wohnungsbaugesellschaft, dem genossenschaftlichen Wuppertaler Bau- und Sparverein und der
Barmer Wohnungsbau AG als Gesellschaftern getragen. Die Gesellschaft berät bei der Förderung von
Investitionen in den Wohnungsbestand, liefert konkrete Planungsleistungen und hilft bei der
Entwicklung brachliegender Flächen und Gebäude. Dazu initiiert das Büro die Vernetzung der
verschiedenen Beteiligten, um durch Kooperationen Synergieeffekte zu erzielen.
Die Beratungstätigkeit des Büros für Quartierentwicklung richtet sich primär an Eigentümer und
Investoren in den Wuppertaler Quartieren. Hausbesitzern wird gezeigt, wie sie ihre Wohnungen
besser vermietbar und konkurrenzfähiger machen können. Intelligente Sanierungs-,
Modernisierungs- und Instandhaltungskonzepte werden entwickelt und öffentliche
Förderprogramme für eine finanzielle Unterstützung gesucht.
Ein wichtiger Faktor für die Quartierentwicklung sind Hauseigentümer mit Migrationshintergrund.
Mit speziellen Beratungsleistungen auf den besonderen Informationsbedarf wird diese
Eigentümergruppe angesprochen.
Die Leistungen im Einzelnen sind:
•
Beratung zur Modernisierung von Gebäuden, Höfen und Fassaden einschließlich der
planerischen Umsetzung,
•
Planung der Umfeldgestaltung in Verbindung mit benachbarten Eigentümern,
•
Beratung und Umsetzungsunterstützung bei energetischen Gebäudesanierungen,
•
Beratung zur Finanzierung von Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen,
•
Begleitung von geförderten Maßnahmen, beispielsweise aus Landes- oder EU-Mitteln,
inklusive der Abwicklung und Abrechnung der Fördermittel,
•
Beratung und Umsetzungskonzeption bei der Erneuerung von Wärmeerzeugungsanlagen,
•
Beratung und Unterstützung in Fragen rund um die Verwaltung und Bewirtschaftung der
Immobilie
Für einen nachhaltigen Entwicklungsschub im Quartier werden Netzwerke und Kooperationen
zwischen den Eigentümern untereinander imitiert. So können Synergieeffekte genutzt werden,
beispielsweise Einkaufsvorteile durch gemeinsame Ausschreibungen oder Kosteneinsparungen bei
der Hausverwaltung.
Auch zwischen den lokalen Akteuren - neben den Eigentümern sind dies Vereine, Verbände,
Unternehmer und Investoren - wird eine enge Zusammenarbeit aufgebaut, damit auf lange Sicht
- 62 -
eigene Initiativen aus dem Stadtteil hervorgehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Verein „Aufbruch
am Arrenberg”, der auf Initiative des Büros für Quartierentwicklung entstanden ist und dem
Arrenberg zu neuem Schub und Ansehen in der Stadt verholfen hat.
Das Büro für Quartierentwicklung hat seit seiner Gründung 2006 eine Vielzahl von Projekten
begleitet, die vor allem im Rahmen des nordrhein-westfälischen Förderprogramms „Stadtumbau
West” durchgeführt worden sind. Dabei standen die gründerzeitlichen Quartiere Arrenberg,
Elberfelder Nordstadt, Unterbarmen sowie Oberbarmen/Wichlinghausen-Süd im Blickpunkt. Aktuell
hat die WQG die Umsetzung des Hof- und Fassadenprogramms im Rahmen des Programms Soziale
Stadt Oberbarmen/ Wichlinghausen übernommen. Mit der Initiative ‚Schwarzbach Abend‘ gelingt es
der WQG, einen der strukturschwächsten Straßenzüge in diesem Quartier zu aktivieren.
Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH
Die Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH ist als Zusammenschluss aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Kommunen des Bergischen Städtedreiecks angetreten, eine nachhaltige
Verbesserung der Ressourceneffizienz in der Region zu bewirken. Ihre Aufgaben liegen in der
Vernetzung der regionalen Akteure, der Initiierung von innovativen Projekten und der Vermarktung
der Region als Effizienzstandort. Die Arbeitsfelder umfassen sowohl industrielle Prozesse und
Produkte als auch die Effizienzsteigerung in Gebäuden und Infrastruktur. Getragen wird die
Gesellschaft durch Unternehmen aus der Region, den Stadtwerken und Wirtschaftsförderungen aus
Wuppertal, Solingen, Remscheid, der Bergischen Universität Wuppertal und der Bergischen
Entwicklungsagentur. Das Wuppertal Institut ist enger Kooperationspartner.
Die Neue Effizienz hat zum Ziel, die Ressourceneffizienz im Bergischen Städtedreieck
überdurchschnittlich zu verbessern und so die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Region
und ihrer Unternehmen zu stärken.
Entlang der Leitthemen Produktion und Produkte, Effiziente Gebäude und Infrastruktur sowie
Bildung und Qualifizierung werden gemeinsam mit den Partnern neue Ideen und Projekte initiiert.
Für Unternehmen bietet die Neue Effizienz einen entscheidenden Nutzen: Für alle Belange rund um
den effizienten Einsatz von Ressourcen gibt es einen Ansprechpartner.
Die Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH ist damit:
•
•
•
•
•
•
Servicestelle für Unternehmen, die etwas verändern,
Netzwerkkoordinator für das branchenübergreifende Querschnittsthema
Ressourceneffizienz,
Organisator von Arbeitsgruppen, Workshops und Kongressen,
Initiator von Projekten,
Begleiter von Projektförderanträgen sowie
Inkubator für internationale Netzwerke zur Steigerung der Ressourceneffizienz.
Die Gesellschaft wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das
Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes
Nordrhein-Westfalen.
- 63 -
Beratungsaktion der Verbraucherzentrale
Die Verbraucherzentrale NRW plant eine Haus-zu-Haus-Aktion für das Mirker Quartier. In einer
zeitlich und räumlich konzentrierten Aktion zur energetischen Gebäudesanierung sollen
voraussichtlich Ende 2014 gezielt Haushalte angeschrieben und vor Ort beraten werden. Öffentliche
Aktivitäten wie z.B. Vorträge in Utopiastadt mit Bezug auf die örtliche Gebäudesituation sollen diese
Aktion flankieren.
Mirker Quartier als Modellprojekt für eine energetische Sanierung eines gründerzeitlichen
Gebäudebestandes
Das Projekt Utopiastadt und die Effizienz-Agentur sind in gemeinsamen Überlegungen, das Mirker
Quartier als Modellprojekt für eine energetische Sanierung eines gründerzeitlichen
Gebäudebestandes in Richtung energieautarke Stadt zu entwickeln. Dabei könnte der Mirker
Bahnhof der Kristallisationspunkt sein. Alternativen zum Thema Energienutzung und -erzeugung sind
bereits besprochen worden. Es gibt konkrete Ideen, um mit Unternehmen im Quartier zu
kooperieren oder mit Firmen aus dem Bergischen Städtedreieck, die hier neue Technologien
einsetzen und zeigen können.
Ferner gibt es von Seiten des Wuppertal Institutes und des CSCP (Collaborating Centre on Sustainable
Consumption and Production) aufgrund gemeinsamer Veranstaltungen Angebote für weitere
Zusammenarbeit.
Es ist angedacht, das Thema mit weiteren Programmpunkten, Workshops, Infoveranstaltungen auch
in Kooperation mit dem Wuppertal Institut, dem CSCP und der WQG in Richtung eines NRW-weiten
Vorzeigeprojektes zu gestalten. Die hohe Konzentration in Wuppertal von Unternehmen mit
wissenschaftlicher und organisatorischer Ausrichtung in Richtung einer nachhaltigen
Stadtentwicklung muss hier genutzt und ausgebaut werden. Utopiastadt nimmt bereits jetzt dazu
eine treibende und koordinierende Position ein.
Es ist vorgesehen, dass das Büro für Quartierentwicklung, die Verbraucherzentrale und die Bergische
Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH in den Jahren 2015 - 2018 aus eigenen Mitteln ohne
Förderung in Verbindung mit dem Hof- und Fassadenprogramm, der Stadtentwicklung, der
Ölberggenossenschaft und dem Mirke Forum (Teilforum ‚Bestandsentwicklung Wohnen‘) einen
Quartiersprozess initiieren und begleiten wird , bei dem die Hauseigentümer aktiviert und vernetzt
werden.
1.5.2.4
Rückbau oder Sanierung der Schrott- und Problemimmobilien
Stadt und WQG werden zusammen einen besonderen Schwerpunkt auf die Problem- und
Schrottimmobilien legen. In der aktuellen Auflistung der Schrott- und Problemimmobilien, die auf
einer Erfassung aus 2013 beruht und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sind folgende
Objekte zu verzeichnen (siehe auch Übersichtsplan):
•
Neue Friedrichstraße 6
Das leer stehende und stark verfallene, viergeschossige Gebäude liegt unmittelbar am Platz
um die Kreuzkirche und somit in städtebaulich prägnanter Lage. Es handelt sich um
historische Bausubstanz, die allerdings nicht unter Denkmalschutz steht. Eine grundlegende
Sanierung oder ein Ersatzneubau nach Abriss wären vorstellbar.
•
Neue Friedrichstraße 8, 8a
Unmittelbar angrenzend an die Neue Friedrichstraße 6 befinden sich die Immobilien Neue
Friedrichstraße 8 und 8a - ebenfalls 4-geschossige historische Gebäude -in ähnlich marodem
Gesamtzustand. Das Vorderhaus steht unter Denkmalschutz (Baudenkmal 1368). Das
Hinterhaus ist nicht denkmalgeschützt.
- 64 -
•
Bandstraße 33
Die Immobilie Bandstraße 33, ein 5-geschossiges gründerzeitliches Wohngebäude, befindet
sich in einem extrem desolaten Zustand. Der Dachstuhl des leer stehenden Gebäudes ist
komplett abgebrannt. Durch Feuchtigkeitseintritt ist die Gebäudesubstanz so grundlegend
geschädigt, dass nur ein Abriss des Gebäudes in Frage kommt. Die Schrottimmobilie befindet
sich unmittelbar gegenüber von einem öffentlichen Spielplatz und prägt den ansonsten
intakten Straßenzug negativ. Maßnahmen der Gefahrenabwehr wurden bereits durch die
Stadt durchgeführt. Ziel ist es, den Abriss mit anschließender Neubebauung oder anderer
(Zwischen-)Nutzung, wie Stellplätzen oder Grünfläche, zu ermöglichen.
•
Baumeisterstraße 4
Die Immobilie befindet sich in extrem maroden baulichen Zustand. Zur Gefahrenabwehr
wurden bereits Absperrmaßnahmen durchgeführt. Es handelt sich um ein herrenloses
Grundstück, auf dem noch erhebliche Grundschulden lasten. Auch für dieses Gebäude
erscheint aufgrund des starken baulichen Verfalls nur ein Abriss realistisch. Alternativ zu
einem Ersatzneubau ist hier auch eine Stellpatz- oder Grünflächennutzung denkbar.
•
Juliusstraße 13
Das 4-geschossige, leer stehende Wohnhaus weist deutliche Fassadenschäden auf. Das
Gebäude ist nicht denkmalgeschützt. Es wurde Mitte 2013 zwangsversteigert.
•
Ludwigstraße 106
Das Wohngebäude steht komplett leer und weist deutliche Fassadenschäden auf. Es handelt
sich um ein historisches Gebäude, das als Baudenkmal (Nr. 577)ausgewiesen ist. Durch die
Ecklage Ludwigstraße/Hochstraße ist das Gebäude sehr stadtbildwirksam.
•
Markomannenstraße 9
Im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms soll für das Gebäude Markomannenstraße 9
ein Förderantrag für Rückbau gemäß Ziffer 21.1 der Förderrichtlinien Stadterneuerung
gestellt werden. Eigentümer des gründerzeitlichen Wohnhauses ohne Denkmalschutz mit
einer Büroeinheit und zwei Wohnungen ist die DITIB bzw. der Verein Anadolu e.V., der ein
wichtiger Träger der Migrantenselbstorganisation im Mirker Quartier ist. Das Gebäude ist
aufgrund schwerer baulicher Mängel nicht mehr sanierungsfähig. Städtebauliches Ziel der
Beseitigung ist es, das Schulungs- und Bildungszentrum, das sich mit einer qualitätsvollen
Fassade im Hinterhof befindet, mit dem öffentlichen Straßenraum visuell zu verbinden.
Direkt gegenüber dem Eingang des Schulhofes der Realschule Neue Friedrichstraße soll auf
der Fläche eine öffentlich zugängliche Freifläche entstehen.
Die Gesamtkosten betragen 242.000 €. 50 v.H. davon sind als förderfähig anzusehen.
Generell ist es städtisches Ziel, durch Abriss oder Sanierung die bestehenden negativen
Auswirkungen der vorhandenen Schrott- und Problemimmobilien auf die umgehende Bebauung des
Quartieres zu beseitigen. Ob im Einzelfall eine grundlegende Sanierung oder eher ein Abriss der
Immobilien die bessere Lösung ist, ist im Einzelfall abzuwägen und insbesondere vom konkreten
baulichen Zustand der Immobilie abhängig. Alternativ zu einem Ersatzneubau ist nach Abriss von
Schrottimmobilien auch eine anderweitige Nach- oder Zwischennutzung denkbar, z.B. um Stellpatzoder Gründefizite im Quartier zu beseitigen.
Es wird seitens der Stadt angestrebt, einzelne Schrott- und Problemimmobilien anzukaufen (ggf. aus
Zwangsversteigerungen) und die städtebaulichen Missstände durch Gebäudeabriss zu beseitigen. In
Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen des jeweiligen Grundstücks soll entweder eine
- 65 -
öffentliche Nachnutzung oder eine Vermarktung des geräumten Grundstücks (kommunaler
Zwischenerwerb) erfolgen.
Davon ausgehend, dass der Ankauf und Abriss bei zwei Immobilien im Mirker Quartier gelingt,
werden die zuwendungsfähigen Gesamtkosten für die Maßnahmenumsetzung mit 200.000 €
eingeschätzt.
1.5.2.5 Kooperation mit bestehenden privaten Initiativen
Im Mirker Quartier sind zwei private Initiativen tätig, die im Bereich der Bestandsentwicklung für
gründerzeitliche Wohngebäude engagiert sind und die in den Prozess einer aktiven
Stadtteilentwicklung einbezogen werden können.
Ölberg eG
Die Ölberg eG (www.oelberg-eg.de) wurde im Jahr 2009 mit dem Ziel gegründet, auch in Zukunft für
die Bewohner des Ölbergs preiswerten Wohnraum anzubieten, ohne dabei die ökologischen und
energetischen Anforderungen unserer Zeit zu vernachlässigen.
Dafür will die Genossenschaft Häuser kaufen, sie altengerecht und energiesparend sanieren und zu
sozial verträglichen Mieten vermieten.
Für die Hauseigentümer geht es darum, sich nicht nur um die eigene Immobilie zu kümmern, sondern
auch dazu beizutragen, dass das gute Image des Ölbergs erhalten bleibt.
Die Genossenschaft bietet einen dritten Weg zwischen dem Wohneigentum und dem Wohnen zur
Miete. Als Mitglied einer Genossenschaft werden die Mitglieder der Genossenschaft zum
Miteigentümer am Gesamtbestand des Unternehmens.
Überschüsse werden nicht als wirtschaftlicher Gewinn herausgezogen, sondern u. a. in die
umweltgerechte Pflege und den Ausbau von Wohn- und Lebensraum investiert. So fließen sie
praktisch zu den Mitgliedern zurück.
Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Standortvorteil, der sich durch die selbst gewählte
Beschränkung auf ein relativ kleines Stadtviertel Wuppertals ergibt. Fast alle Mitglieder der
Genossenschaft wohnen entweder selbst auf dem Ölberg oder besitzen dort zumindest eine
Immobilie.
Die Genossenschaft will durch vorbildliche Lösungen im ökologischen und energetisch orientierten
Wohnungsbau neue Standards und Lösungen etablieren und Nachahmer im Stadtteil motivieren.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf zielgruppenspezifischen Umbauprojekten im Bereich
‘altersgerechter Wohnungen‘, ggf. auch mit Fördermitteln der Wohnungsbauförderung,
insbesondere Bestandinvestitionen.
Zur Zweckerreichung bringt sich die Genossenschaft aktiv in ein immobilienwirtschaftlich und
städtebaulich orientiertes Beratungsnetzwerk ein, das ihre Mitglieder und weitere Hauseigentümer
im Quartier bei der umfassenden Sanierung und Modernisierung des Immobilienbestandes berät und
fördert. Die Fördermöglichkeiten des Landes NRW über die Wohnungsbauförderung, insbesondere
hinsichtlich der Bestandinvestitionen werden geprüft.
Die Genossenschaft kann bebaute und unbebaute Grundstücke erwerben, Erbbaurechte vergeben,
Nutzungsverträge abschließen und Wohnungen bewirtschaften. Sie kann alle im Bereich der
Wohnungswirtschaft, des Städtebaus und der Infrastruktur anfallenden Aufgaben übernehmen.
Zur Finanzierung ihrer zweckgerechten Investitionen kann die Genossenschaft
Inhaberschuldverschreibungen und Genussrechte ausgeben.
Die Genossenschaft wird vornehmlich im Stadtteil Ölberg, zu dem auch das Mirker Quartier zählt.
- 66 -
Vermittelt über das Mirker Forum (Teilforum ‚Bestandsentwicklung Wohnen‘ (siehe Kap. ....))und in
enger Zusammenarbeit mit dem Büro für Quartierentwicklung soll die Arbeit der
Ölberggenossenschaft mit dem Mirker Quartier verknüpft werden. Ziel ist, dass die Genossenschaft
im Mirker Quartier einige Häuser erwirbt und saniert.
Initiative Friedrichstraße
Im Jahr 2003 haben sich Hausbesitzer, Geschäftseigentümer und Bewohner der Friedrichstraße zur
Initiative Friedrichstraße zusammengeschlossen (www.friedrichstrasse-wuppertal.de), um den
Strukturwandel aktiv und bewusst zu gestalten. Ziel ist es, Nachbarschaftshilfe zu praktizieren und
sich wechselseitig bei anstehenden großen und kleinen Problemen zu unterstützen.
Angedacht ist ein Projekt, bei dem ein ‚Second-Hand-Cluster‘ in mehreren leer stehenden
Ladenlokalen realisiert wird. Dies würde die lokale Ökonomie des Quartiers stärken, Arbeitsplätze
schaffen und gute Anknüpfungspunkte für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen bieten. Die Lage der
Friedrichstraße zwischen Mirker Bahnhof/ Utopiastadt mit dessen Strategie ‚Reparatur-Werkstätten‘
und der City Elberfeld ist ideal für einen Second-Hand-Cluster. Beim FORUM:MIRJ`KE am 14.09.2014
ist eine gemeinsame Weiterentwicklung des Projektes vereinbart worden.
Durch gezielte öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie Straßenfeste, Flohmärkte,
Weihnachtsmärkte oder auch Schaufenster-Dekorationswettbewerbe soll die Wuppertaler
Bevölkerung auf die Straße und das Mirker Quartier mit seinen zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten
aufmerksam gemacht werden.
Durch ständige Verschönerungsaktionen wird der Bereich lebenswerter gemacht. Dazu zählen auch
Konzepte und Pläne, wie der Bereich verkehrstechnisch und städtebaulich attraktiver gestaltet
werden kann. Um die Friedrichstraße auch optisch zu beleben, hängen dort in der warmen Jahreszeit
Fahnen der Initiative. Zum Winter werden diese gegen die klassische Weihnachtsbeleuchtung
ausgetauscht.
Mittelfristig ist angedacht, die historische Verbindung ‚Friedrichstraße/ Neue Friedrichstraße‘ als
Fahrrad-Verbindungspange zwischen der Nordbahntrasse und dem Talachsen-Radweg auch baulich
umzugestalten (‚Shared Spaces‘).
1.5.2.6
Wohnen im Alter für Menschen mit Migrationshintergrund
Die statistische Analyse der Menschen mit Migrationshintergrund (siehe Kap. 1.2) macht deutlich,
dass die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund über 75 Jahre noch relativ niedrig ist,
während der Anteil der Menschen zwischen 65 - 75 Jahren sich dem Gesamtdurchschnitt annähert.
Aufgrund der Einwanderung junger Erwachsener in den 60er und 70er Jahren sind die Migranten
strukturell jung. Alte Menschen über 80 Jahre und deren Lebens- und Pflegebedürfnisse sind dieser
Bevölkerungsgruppe bisher kaum vertraut. Die Eltern dieser Menschen sind in den Herkunftsländern
- vielfach in ländlich dörflichen Strukturen - alt geworden und wurden nur in der Urlaubszeit
wahrgenommen.
Alte Menschen bzw. Pflegebedürftigkeit mit hohem medizinischen und pflegerischen Standards sind
dieser Bevölkerungsgruppe nicht als alltägliche Realität verankert. Aufgrund enger Familienbande
besteht sehr stark der Anspruch, die alten Menschen zu Hause zu pflegen. Gleichzeitig werden
jedoch Altbauwohnungen bewohnt, die dafür relativ ungeeignet sind (z.B. relativ kleine Wohnungen,
Treppen, keine Aufzüge, enge Bäder).
Das Thema ‚Altengerechte Wohnungen‘ als kleinteiliges Angebot in ‚Pantoffelentfernung‘ (max. 300 500 Meter) und mit islamischer Ausrichtung (Gebetsraum) wird sich daher in den nächsten Jahren
verstärkt stellen. Es stellt sich die Frage, ob Gebäudeumbauten hierfür gelingen oder ob Neubauten
erforderlich sind.
- 67 -
Initiiert von den Akteuren der Migrantenselbstorganisation hat das Mirker Quartier sehr gute
Voraussetzungen zu einem modellhaften Raum zu werden, in dem bauliche Lösungen für das
Wohnen alter Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt, realisiert und erforscht werden.
Wohnungen im Rahmen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus können sinnvoll sein, da die
Einkommensgrenzen für einen Wohnberechtigungsschein i.d.R. eingehalten werden.
Ein sehr guter Ansatzpunkt ist der geplante Neubau einer DITIB-Moschee an der Gathe, zu der auch
neben dem Gemeindezentrum ein Teilprojekt mit betreutem Wohnen gehören soll. MoscheeGemeinde und Stadt haben einen öffentlich kommunizierten Planungsprozess eingeleitet.
Eine Kooperation mit der Ölberg eG oder den Unternehmen der gemeinnützigen
Wohnungswirtschaft kann sinnvoll sein. Die Inanspruchnahme von Mitteln der Wohnungsbauförderung des Landes NRW ist sinnvoll und wird geprüft.
- 68 -
1.5.3
Handlungsfeld ‚Integration und Migrantenselbstorganisation‘
Mit einem Migrantenanteil von 53,3 v.H. ist die Integration dieser Bevölkerungsgruppe von zentraler
Bedeutung für die Entwicklung des Quartiers (zum Vergleich: Quartier Elberfelder Nordstadt: 46,1
v.H. und Gesamtstadt 31,1 v.H.). Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund unter 18 Jahren
beträgt im Mirker Quartier über 75 v.H..
Im Mirker Quartier befinden sich mehrere Einrichtungen der Migrantenselbstorganisation und der
Wohlfahrtsverbände, die wichtige Aufgaben im Quartier selbst und darüber hinaus wahrnehmen:
•
Internationales Jugend- und Begegnungszentrum Alte Feuerwache
Die Alte Feuerwache ist ein Internationales Jugend- und Begegnungszentrum in WuppertalElberfeld und gehört zum Nachbarschaftsheim Wuppertal e.V. Seit 1991 bietet die Einrichtung
vielseitige Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das gesamte Gebäude und der
spielplatzartige Vorbereich sind zwischen 1999 und 2001 mit Mitteln aus dem
Städtebauförderprogramm des Landes NRW komplett saniert worden.
Auf der Homepage heißt es:
„Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit liegt in der offenen Kinder- und Jugendarbeit.
Rund 150 Kinder und ca. 20 Jugendliche besuchen regelmäßig die Alte Feuerwache. Als
Veranstaltungsort für Tagungen, Fortbildungen und Feiern ist die Alte Feuerwache ganzjährig
geöffnet. Die Finanzierung basiert auf kommunalen Zuschüssen, Projektgeldern, Spenden und
Einnahmen aus Veranstaltungen.
Zusätzlich zur offenen Kinder- und Jugendarbeit ist das Gesunde Kinderhaus ein wichtiger
Baustein der Alten Feuerwache. Hier gibt es zahlreiche präventive Angebote für Kinder,
Jugendliche und Familien: Kinderbetreuung, Intensivbetreuung, Sprachförderung,
Frühförderung, Therapie, Deeskalationstraining, Müttergruppen, Mittagstisch. Dabei steht
die Beziehungsarbeit im Mittelpunkt, denn sichere Bindungen sind der Grundstein für eine
gesunde Entwicklung. Das Team arbeitet kontinuierlich an neuen Konzepten und freut sich
über Partner, die bei der Umsetzung helfen möchten.
Die Vermietung spielt für das Gesunde Kinderhaus eine wichtige Rolle, da die Einnahmen
direkt in die Umsetzung der sozialen Arbeit fließen. Feiern und Tagen haben somit neben
Spaß und Lernen auch einen sozialen Aspekt.
Als internationales Begegnungszentrum ist die Alte Feuerwache ein Ort der interkulturellen
Begegnung und Treffpunkt für Migranten. Über 25 Organisationen aus den
unterschiedlichsten Ländern nutzen das Haus in vielfältigster Hinsicht.
Kulturangebote dürfen in der Alten Feuerwache nicht fehlen. Auf zwei Kleinkunstbühnen sind
vielfältige Veranstaltungen zu bestaunen. …
Die Alte Feuerwache hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sprache ganzheitlich zu fördern. Im
Zirkus und in den beiden Musik- und Theater-Gruppen werden Kinder und Jugendliche auf
ganz unterschiedliche Art und Weise gefördert: Schreibspiele, Fotogeschichten, Brettspiele
rund um Wörter und Geschichten, Der-die-das-Memory, Buchstaben-Fischen, Wörterjagd,
Ratespiele ...,Zirkusgruppe für Kinder ab 6: Balancieren, zaubern und jonglieren, Ängste
überwinden, Gleichgewicht, Koordination, Kraft und Sensibilisierung trainieren,
Verantwortung übernehmen, ausprobieren, seine Rolle finden, Spaß haben und gemeinsam
auftreten.
Die Spielgruppe für Kinder zwischen eins und drei Jahren wird auf Deutsch und Türkisch
durchgeführt. Durch die Zweisprachigkeit werden die Kinder in ihrer Muttersprache gestärkt
und lernen auf spielerische Weise die deutsche Sprache kennen.Die Mütter erhalten vielfältige
Anregungen, um die Entwicklung ihrer Kinder positiv zu unterstützen.
Das Deeskalationstraining richtet sich an Mädchen und Jungen zwischen 6 und 16 Jahren.
Es soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Wahrnehmung von körperlichen und
seelischen Grenzen, Grenzüberschreitungen und Verletzungen sensibilisieren. Neben der
- 69 -
Förderung der Kommunikationsfähigkeiten (Wahrnehmen und Ausdrücken von Gefühlen,
Empathie, Mitleid, Verantwortung, konstruktive Rückmeldungen, verbale und nonverbale
Kommunikation, etc.), beruht ein wesentlicher Bestandteil des Trainings auf dem Erlernen
nützlicher Lösungsstrategien. Praktische Übungseinheiten sollen die Kinder in die Lage
versetzen, angemessenes Konfliktverhalten anwenden zu können.
•
Anadolu Wuppertal e.V.
Auf der Homepage heißt es: „Anadolu Wuppertal e.V. ist ein im Jahre 1978 von türkischen
Zuwanderern gegründeter Verein und gehört somit zu den ersten
Migrantenselbstorganisationen in Wuppertal. Das Hauptanliegen bei der Gründung des
Vereines war es, einen Treffpunkt zu schaffen, wo türkische Kinder und Jugendliche aus
Anatolien sportlichen Aktivitäten nachgehen konnten. Gleichzeitig fungierte der Verein, als
Ort des Zusammenkommens von Zuwanderern der ersten Generation, wo Austausch
verschiedener Art stattfand und gegenseitige Hilfestellungen zu Problemen und Konflikten des
Alltags gegeben wurden.
Mittlerweile hat ein Umbruch der Arbeit stattgefunden. Heute stehen auch andere Aspekte im
Mittelpunkt des Vereinslebens, aber vor allem Bildung und Kultur. Mit dieser
Schwerpunktsetzung in der ehrenamtlichen Arbeit beabsichtigt der Verein das
Zusammenleben in Wuppertal zu verbessern und so einem Teil der bürgerlichen Pflichten
nachzukommen, nämlich der Partizipation an der Gesellschaft.
Die Bildungsarbeit ist die Hauptsäule unseres Vereins. In unseren Augen ist die Bildung der
Schlüssel zu einem erfolgreichen Zusammenleben, aber auch eine unabdingbare
Voraussetzung der Partizipation an der hiesigen Gesellschaft. Als Menschen mit
Migrationshintergrund fühlen wir uns als ein Teil dieser Gesellschaft und möchten so vielen
Menschen wie möglich, die Partizipation an dieser Gesellschaft ermöglichen.
Unsere Hauptanliegen, liegen in den Bereichen der Sprachförderung, der Nachhilfe und der
Hausaufgabenbetreuung. Damit möchten wir allen Menschen, ob jung oder alt, so viel
Unterstützung wie möglich geben. Dabei unterstützten und begleiten wir alle Generationen
auf ihrem Weg zu einem gemeinsamen Zusammenleben.
Des Weiteren werden regelmäßig Informationsveranstaltungen für Eltern angeboten, in
denen Themen, wie Erziehung, Bildung und das deutsche Schulsystem behandelt werden. Mit
diesen unterschiedlichen Freizeit- und Bildungsangeboten versucht der Verein die Teilnahme
von Bürgerinnen und Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte am kulturellen, sozialen und
politischen Geschehen in Wuppertal zu stärken.
Außerdem ist Anadolu Wuppertal e.V. Mitglied beim Paritätischem Wohlfahrtsverband und
wurde als Träger der freien Jugendhilfe von der Stadt Wuppertal, auf Grund der Bemühungen
im sozialen und kulturellen Bereich anerkannt.
Der Frauentreff Anadolu Wuppertal e.V. bietet hier die ideale Möglichkeit für Frauen aus allen
beruflichen und gesellschaftlichen Schichten, für ein paar Stunden ihrem Alltag zu entfliehen
und unter "sich" zu sein. Ein wichtiger Faktor, wenn man bedenkt, wie isoliert viele Frauen mit
Migrationshintergrund in ihrem Alltag, in ihrer Familie und ihrem Beruf sind. Einige Frauen
sind ohne Möglichkeit, sich konstruktiv mit ihrer Rolle auseinanderzusetzen.
Der Frauentreff - Anadolu bietet den Frauen aus der Nordstadt und Umgebung vielschichtige
Angebote, die von einmaligen Veranstaltungen zu Bildung, Erziehung und Integration bis zu
regelmäßigen Kursen reichen. Eine feste und beliebte Einrichtung ist das regelmäßig
durchgeführte FrauenCafé, welches freitags ab 18.00 Uhr seine Pforten öffnet. In diesem
Rahmen findet ein lockerer Austausch in netter Atmosphäre statt, wobei das leibliche Wohl
nicht zu kurz kommt.
Unser Verein legt großen Wert auf die Vielfalt der Kulturen in unserer Gesellschaft und
- 70 -
versucht diese in Werte zu transformieren, um sie dann anschließend den Menschen durch
diverse Angebote zu vermitteln. Dabei haben wir eine breite Auswahl bestehend aus einer
Theatergruppe, Saz-Unterricht, Tanzgruppe (Folklore).“
•
Migrationsdienste des Diakonischen Werks
Die Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal sind im Mirker Quartier in der Ludwigstraße
22 direkt neben der historischen Kreuzkirche angesiedelt. Auf der Homepage heißt es:
„Flüchtlingsberatung
Der wichtigste Grundsatz lautet: Wir wollen allen, die zu uns kommen, helfen, ihr Leben
selbständig zu gestalten - gleich, welcher Rechtsstatus ihrem Aufenthalt in Deutschland
zugrunde liegt.
Die Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal setzen sich für einen effektiveren Schutz von
Flüchtlingen sowie eine Verbesserung der Rechtsstellung und Lebenssituation von
Zugewanderten ein.
Die Ziele sind:
• Sicherung des Aufenthaltsstatus und Aufenthaltsverfestigung
• Klärung von Rückkehroptionen
• Zugang zu sozialen Leistungen
• vereinfachter Arbeitsmarktzugang
• Berufliche Qualifizierung für Flüchtlinge
• Verbesserung der Gesundheitsversorgung
• Initiierung und Begleitung ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe
• Interkulturelle Öffnung der Regeldienste
• Rechte für Menschen ohne Aufenthaltspapiere
• Stärkung des ehrenamtlichen Engagements
Im Rahmen des Europäischen Flüchtlings-/Integrations- und Sozialfonds sind folgende
Projekte zu nennen:
• Partizipation Plus: Netzwerk zur Förderung der arbeitsmarktlichen Integration von
Bleibeberechtigten und Flüchtlingen im Bergischen Städtedreieck Wuppertal - Solingen –
Remscheid
• Mellon Plus: Kampagne für Vielfalt und Zukunft im Gesundheitswesen
• Do it!: Ehrenamtliche Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
• NEWROZ: Lebensmomente von traumatisierten kurdischen Flüchtlingen in zerbrochenen
Familienstrukturen
• SprInt-Transfer und SprIntpool Wuppertal: Qualifizierung und Vermittlung von Migranten/innen zu/als Sprach- und Integrationsmittlern
• IKuK: Interkulturelles Fachkompetenzangebot Pflege und Gesundheit
• unsichtbar: Bündnis gegen Menschenhandel
• Reto Wuppertal :Projekt zur interreligiösen und interkulturellen Zusammenarbeit
Die Beratungsstelle bietet Asylsuchenden, Asylberechtigten, Konventionsflüchtlingen, Defacto-Flüchtlingen und Menschen ohne Aufenthaltstitel fachliche Unterstützung an.
Schwerpunkte sind die Unterstützung traumatisierter Flüchtlinge bei der Aufarbeitung ihrer
Erlebnisse und bei der Integration in die Aufnahmegesellschaft. Ein weiterer Schwerpunkt ist
die Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, ihren Vormündern und den
betreuenden Jugendhilfeeinrichtungen.
Die Integrationsagenturen des Landes NRW haben die Aufgabe, die Integration von
Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu fördern. Sie arbeiten partnerschaftlich mit freien
und öffentlichen Trägern und Migrantenselbstorganisationen zusammen.
- 71 -
Die Integrationsagentur der Diakone Wuppertal regt Projekte an, aktiviert Menschen, die sich
für Integration einsetzen, begleitet Aktivitäten der Partner mit interkultureller Kompetenz und
moderiert die gemeinsame Integrationsarbeit in der Stadt. Sie wird gefördert vom
Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NordrheinWestfalen.
Die Integrationsagentur arbeitet in den vier folgenden Kernbereichen und wählt die
Schwerpunkte ihrer Arbeit entsprechend den örtlichen Gegebenheiten:
• Bürgerschaftliches Engagement von und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte
• Sozialraumorientierte Arbeit
• Interkulturelle Öffnung für Dienste und Einrichtungen
• Antidiskriminierung
Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit mit Migrantenselbstorganisationen und
kommunalen Trägern bedarfsgerechte Angebote für Stadtteilbewohner/-innen mit und ohne
Zuwanderungsgeschichte konzipiert, um Isolation und Segregation im Sozialraum abzubauen
sowie die Selbsthilfepotenziale der Zielgruppen in lokale Strukturen einzubinden.“
•
Diakoniekirche als diakonisches Stadtteilangebot
Auf der Homepage der www.wuppertaler-stadtmission.de findet sich folgende Beschreibung:
„Die DiakonieKirche öffnet ihre Türen für die Menschen dieser Stadt. In den Räumen dieser
umgebauten Kirche findet man neue Hoffnung (Seelsorge, Glauben) und konkrete Hilfe
(Beratung), leckeres Essen, nette Menschen und ein Projekt, an dem man selbst mitwirken
kann.
Öffnungszeiten montags, mittwochs, 11:30-17:30 Uhr Mittagessen ab 12:30 Uhr
Während unserer Öffnungszeiten ist immer jemand vor Ort, der ein offenes Ohr für die Nöte
und Sorgen unserer Gäste hat.
Männertreff: Alle 14 Tage (in den geraden Wochen) treffen sich die Männer in der
DiakonieKirche zu Kaffee und Kuchen, Reden, Hören und Spielen. Mittwochs von 16:00 - 18:00
Uhr.
Kochkurs: Kochen lernen - gemeinsam genießen. An vier Abenden am letzten Freitag im
Monat, mit Bernhard Schnittke, in angenehmer Gesellschaft, in der Diakoniekirche.
Hausaufgabenhilfe: Unsere Hausaufgabenhilfe ist für Kinder vom 1. bis 5. Schuljahr angelegt.
In der Zeit von 13:00 - 16:00 Uhr bieten wir ein kleines Mittagessen und Hilfe beim Erledigen
ihrer Hausaufgaben.
Finanzberatung: „Schon wieder blank …?“ Wenn es öfter vorkommt, dass der Monat erst halb
um ist, aber das Geld schon ganz verbraucht, dann ist guter Rat teuer...
Hilfe bei Formularen: Manchmal versteht man bei den amtlichen Formularen nur noch
»Bahnhof«. Wir helfen Ihnen während unserer Öffnungszeiten beim Ausfüllen amtlicher
Formulare.
Das Blaue Kreuz bietet Beratung für suchtkranke Menschen und ihre Angehörigen. „
•
Migrationsdienste der Arbeiterwohlfahrt
Die Arbeiterwohlfahrt (Kreisverband Wuppertal e.V., Friedrichschulstraße 15) hat ihren Sitz
im Mirker Quartier in einem historischen, denkmalgeschützten Schulgebäude. Ein
Arbeitsschwerpunkt sind Angebote für Migranten. Hierzu heißt es auf der Homepage:
„Interkulturelle Arbeit mit Menschen soll helfen, soziale Gerechtigkeit, gegenseitiger Respekt
und gleichberechtigte Teilhabe in dieser Gesellschaft zu ermöglichen.
Deshalb stehen unsere Angebote Menschen aller Nationen offen. Wir sind überzeugt, dass der
Dialog von Kulturen unsere Arbeit belebt. Darum ist interkulturelle Öffnung für uns so wichtig
auf allen Ebenen. …
Seit 2007 fördert das Land Nordrheinwestfalen in Trägerschaft der Spitzenverbände der Freie
- 72 -
Wohlfahrtspflege Integrationsagenturen für die Belange von Menschen mit
Zuwanderungsgeschichte. Die Integrationsagenturen sollen Beiträge für eine wirksame
Integration vor Ort anregen, Bewusstsein für die Aufgaben schaffen, sie sollen Potenziale
aktivieren, zusammenführen und interkulturelle kompetent begleiten und gemeinsame
Integrationsarbeit moderieren. …
Die Integrationskurse/Sprachkurse sind für Menschen mit Migrationshintergrund nach dem
neuen Zuwanderungsgesetz. Wir bieten Integrationskurse in Elberfeld als Basis, Aufbau – und
Orientierungskurs an. Je nach Teilnehmerzahl gibt es separate Frauen-, Eltern- und
Alphabetisierungskurse und Förderkurse. Die Kurse sind auf das jeweilige Lerntempo der
Teilnehmer abgestimmt. … Wir sind anerkannter Sprachkursträger. …
Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer wird gefördert vom Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (BAMF). Das Ziel der Migrationsberatung für Erwachsene
Zuwanderer ist, den Zuwanderer zu befähigen selbstständig zu Handeln, so dass er in allen
Angelegenheiten des täglichen Lebens zurecht kommt. Dieses Angebot richtet sich an:
Zuwanderer die über 27 Jahre alt sind, Neuzuwanderer/- innen, Spätaussiedler/- innen und
ihre Familien, Migranten/- innen die zur Teilnahme an einem Integrationskurs berechtigt oder
verpflichtet sind.
Wir helfen und beraten Sie zum Beispiel bei Fragen im Zusammenhang mit: Lebensunterhalt
und Wohnen, Aufenthaltsangelegenheiten, Sprach und Integrationskurse, Arbeitslosigkeit,
Planung der beruflichen Zukunft, Kindergarten und Schule.“
•
Café ADA/ Mare e.V.
Das private Kulturzentrum Café ADA/ Mare e.V. ist aufgrund seiner internationalen
Ausrichtung seit vielen Jahren ein Ort des kulturellen Austausches zwischen den
verschiedensten ethnischen Gruppen. Eine Darstellung findet sich im Kap. 5.5.
Im Mirker Quartier werden in den nächsten Jahren zwei wichtige sozialraumorientierte Projekte
umgesetzt.
Armer Anfang ist schwer
Im Sommer 2013 hat das Internationale Jugend- und Begegnungszentrum ‚Alte Feuerwache‘ die
mittelfristig angelegte Aktion ‚Armer Anfang ist schwer‘ gestartet. Jedes fünfte Kind in Deutschland
gilt als arm. In Wuppertal sind es ca. 33 v.H., im Mirker Quartier ca. 50 v.H.. Mit einer großen
Fachtagung im September 2013 konnte das Thema in eine breite politische Öffentlichkeit in
Wuppertal getragen werden. Zur Aktion finden sich auf der Homepage folgende Informationen:
„Das Internationale Jugend– und Begegnungszentrum Alte Feuerwache in Wuppertal arbeitet als
offene Einrichtung für Kinder und Jugendliche in einem benachteiligten Quartier. Nicht nur wir sehen
uns mehr und mehr mit der Problematik konfrontiert, dass Kinder in die Einrichtungen kommen, die zu
Hause nicht genug zu Essen bekommen, über keine ausreichende Bekleidung verfügen und
zunehmend Verwahrlosungstendenzen aufweisen. Die Kinder sind unruhig, können sich nicht
konzentrieren, sie fallen durch eine hohe Stressbelastung sowohl im psychischen als auch physischem
Bereich auf, was sich einerseits in Traurigkeit, Ängsten und Ärger und andererseits u.a. in Bauch- und
Kopfschmerzen ausdrückt. Besorgniserregend hoch sind mittlerweile die Verordnungszahlen von
Antipsychotika für Kinder und Jugendliche. Von 2005 bis 2012 sind die Verschreibungen um 41%
gestiegen. Weiterhin ist zu beobachten, dass mehr Kinder und Jugendliche als je zuvor im
vergangenen Jahr in Nordrhein - Westfalen zu ihrem eigenen Schutz aus den Familien genommen
werden mussten….
Wir stellen fest, dass für Kinder in dieser Lebenssituation mit ihren Defiziten hinsichtlich ihres
Sozialverhaltens und der Bildungschancen, die bisherigen pädagogischen Konzepte nicht mehr
- 73 -
ausreichen. Mit Sorge sehen wir, dass die Bundesmittel für die Schulsozialarbeiter im nächsten Jahr
nicht weiter finanziert werden. …
Wir möchten einen Beitrag leisten, dass jedes Kind eine Chance auf ein selbstbestimmtes und
gesichertes Leben erhält, um zu verhindern, dass unsere Gesellschaft auseinander fällt. In der
Prävention sehen wir ein geeignetes Mittel, diese Entwicklung zu stoppen. Hierfür hoffen wir auf ein
breites Bündnis aus allen gesellschaftlich relevanten Bereichen. …
Mit unserer Kampagne „Armer Anfang ist schwer“, die vielen Gesichter der Kinderarmut möchten wir
eine gesamtgesellschaftliche Diskussion anstoßen. Hierbei möchten wir die Problem- und
Bedürfnislage von Kindern in den Fokus rücken, die in der Öffentlichkeit weitestgehend nicht
wahrgenommen werden. …
Die Alte Feuerwache plant im Rahmen der Kampagne „Armer Anfang ist schwer“ verschiedene
Aktionen und Veranstaltungen zum Thema Kinderarmut, z.B. eine Filmvorführung beim diesjährigen
Talflimmern und eine zweitägige Präventionsfachtagung im September. Als Auftaktveranstaltung gab
es eine Lesung am 3. Juli 2013 um 11 Uhr für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren in der Alten
Feuerwache. Wir haben uns sehr gefreut, hierfür die bekannte in Wuppertal aufgewachsene
Kinderbuchautorin, Milena Baisch gewinnen zu können. …
Kinder der Alten Feuerwache erzählten Schicksale anderer Kinder, ihre Gesichter wurden per
Videoprojekton in die Köpfe eingeblendet. Ziel dieser Aktion war, das Thema Kinderarmut in die
Innenstadt zu holen, zu sehen und zu hören, was Kinder erleben, was und wie sie empfinden.
Der Schauspieler David J .Becher lud Interessierte zu einem interaktiven Gespräch als großformatiger
Riesenkopf zum Thema Kinderarmut ein. Die MitarbeiterInnen informierten die BesucherInnen,
beantworteten Fragen und stellten fest, dass bei vielen Menschen das Bewusstsein für die teils hoch
belasteten Lebenssituationen vieler Wuppertaler Kinder erweitert werden konnte. …
Im Rahmen der Aktion wurde mit einem außergewöhnlichen Highlight am 17. und 18.01.2014 ein
weiterer Meilenstein gesetzt. In Zusammenarbeit mit den Künstlern Fridhelm Büchele und Christian
von Grumbkow wurde an zwei Tagen von 17.00h bis 20.00h eine Art Installation mit acht 3,50 m
hohen Köpfen auf dem Kirchplatz an der Citykirche gezeigt. …
Im Rahmen der Aktion wurde mit einem außergewöhnlichen Highlight am 17. und 18.01.2014 ein
weiterer Meilenstein gesetzt. In Zusammenarbeit mit den Künstlern Fridhelm Büchele und Christian
von Grumbkow wurde an zwei Tagen von 17.00h bis 20.00h eine Art Installation mit acht 3,50 m
hohen Köpfen auf dem Kirchplatz an der Citykirche gezeigt. …“
Modellprogramm ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘
Ein Quadratkilometer Bildung ist ein Modellprogramm der Freudenberg- Stiftung, der Stadt
Wuppertal (Zentrum für Integration, Bildung und Kulturelle Vielfalt) und des Landes NRW. Es ist auf
10 Jahre (bis 2019) angelegt und in der Elberfelder Nordstadt angesiedelt.
Ziel von ‚Ein Quadratkilometer Bildung Wuppertal‘ ist es, die Bildungschancen für Kinder und
Jugendliche in der Nordstadt zu erhöhen. Dazu wird eine biografiebegleitende Förderkette von der
Geburt bis zum Übergang von der Schule in den Beruf aufgebaut.
Ein Quadratkilometer Bildung stellt die Bildungsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in den
Mittelpunkt und begleitet Veränderungsprozesse in Familien, Institutionen und Sozialräumen. Dabei
übernimmt das Programm Brücken- und Vermittlerfunktionen, schließt Lücken und findet
Antworten, die zur Umgestaltung der Bildungsorganisation in einem Stadtteil beitragen.
- 74 -
Unter diesem Leitbild ist das Ziel des Programms die Verbesserung von Bildungschancen der Kinder
und Jugendlichen. Das soll erreicht werden durch die bestmögliche Förderung entlang der
Bildungsbiografie.
Am Bildungsprozess beteiligte Akteure arbeiten über institutionelle Grenzen hinaus zusammen und
stellen dabei die individuellen Bildungsbedürfnisse und Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen in
den Mittelpunkt.
Aktuelle Kooperationspartner sind das Nachbarschaftsheim Alte Feuerwache e.V.,
Kindertagesstätten, Schulen, die VHS Familienbildung, die Stadtbibliothek,
Migrantenselbstorganisationen und weitere Akteure, die im Bildungsprozess von Kindern und
Jugendlichen Verantwortung übernehmen.
Das Programm ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘ wird bundesweit in sechs Städten umgesetzt und es
besteht ein überregionaler Austausch. In jedem Quadratkilometer gibt es eine Pädagogische
Werkstatt. Sie ist der Ort, an dem sich pädagogische Fachkräfte, Eltern und Ehrenamtliche treffen,
beraten, austauschen, informieren und fortbilden können. Hier entstehen neue Ideen und Konzepte
zur Verbesserung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen, die gemeinsam realisiert,
ausgewertet und weiterentwickelt werden.
Dabei sind die durchgängige sprachliche Bildung unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit und
die Zusammenarbeit mit den Eltern wesentliche Themen.
In Wuppertal wird das Programm durch die Bergische Universität wissenschaftlich begleitet.
Folgende inhaltliche Aspekte des Projektes sind zu nennen.
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vernetzt die Akteure und Partner im Quartier, die am Bildungsprozess der Kinder beteiligt
sind, und fördert deren Austausch,
ermittelt Förderbedarfe und -lücken in einzelnen Bildungsinstitutionen bzw. im Bereich der
Übergänge,
unterstützt Eltern im Bereich Frühe Förderung durch Kooperation mit einer
Familienhebamme,
kooperiert mit dem Stadtbetrieb Tageseinrichtungen für Kinder,
setzt die Förderkette im Elementarbereich fort, z.B. durch Umsetzung von
Sprachförderprogrammen wie Griffbereit und Rucksack,
reagiert im Primarbereich auf Sprachstandserhebungen zu Beginn der Schuleingangsphase
durch Umsetzung des Sprachförderprogramms Deutsch für den Schulstart, fördert Kinder der
Klassen 3 und 4 durch unterrichtsergänzende, kreative und integrative Sprachförderangebote
und fördert einzelne Grundschulkinder, die besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des
Rechnens zeigen,
kooperiert auf zwei Ebenen eng mit der Bergischen Universität Wuppertal: Zum einen
werden im Seminar ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘ Studentinnen sprachdidaktisch
qualifiziert, die in Folge integrative Sprachförderangebote in den Grundschulklassen 3 und 4
anbieten. Darüber hinaus wird eine Gruppe von Kindern aus dem Quadratkilometer im
Rahmen eines langfristig angelegten Forschungsprojektes in ihrer Bildungsbiografie begleitet,
bietet Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen für pädagogische Fachkräfte und Eltern
an, dies erfolgt in enger Kooperation mit lokalen Bildungsträgern. Im Jahr 2011 gab es z. B.
Veranstaltungen zu den Themen Spracherwerb bei Kindern, Sprachstandsdiagnostik und
Sprachsensibler Fachunterricht,
berät und unterstützt beteiligte Pädagoginnen und Pädagogen in Schulentwicklungsfragen
und beim Einsatz von Materialien oder Lernprogrammen, schwerpunktmäßig im Bereich der
Sprachförderung.
- 75 -
Es ist vorgesehen das Projekt ‚Utopiastadt‘ als Kooperationspartner in das Modellprogramm ‚Ein
Quadratkilometer Bildung‘ einzubeziehen. Anknüpfungspunkte könnten /dev/tal und das fablab,
sowie der UtopiaStadtGarten oder Angebote zum Themenfeld Mobilität sein.
Ebenso kann ‚Utopiastadt‘ die Aktion ‚Armer Anfang ist schwer‘ aktiv begleiten.
Im Rahmen des Forum:MIRKE (Kap. 5.5) ist das Teilforum ‚Integration und Migrantenselbstorganisation, Bildung und Soziales‘ vorgesehen, mit dem alle Aktivitäten im Quartier vernetzt und
koordiniert werden sollen.
- 76 -
1.5.4
Handlungsfeld ‚Stadtteilimage mit den zwei Schwerpunkten Tanz, Bewegung,
Musik und Theater sowie Bildende Kunst
Das Mirker Quartier hat das Potential ein ‚Szene-Quartier‘ mit einem eigenen Markenimage zu
werden, das im Bewusstsein der Wuppertaler Bevölkerung fest verankert ist und dadurch kreative
Milieus anzieht. Neben dem Projekt Utopiastadt sind folgende wesentliche kulturelle Akteure zu
nennen:
•
Café ADA/ Mare e.V.
Seit mehr als zwanzig Jahren sind das Café ADA und der Kulturveranstalter Mare e.V. in der
Wiesenstraße ein Zentrum für anspruchsvolle und außergewöhnliche Kultur. Mit Ausnahme
projektbezogener Förderungen erfolgt die Arbeit vollständig ohne öffentliche Förderung und
damit unter schwierigen ökonomischen Bedingungen. Pina Bausch brachte den Tango in das
Café ADA und damit nach Wuppertal und gab dem professionellen zeitgenössischen Tanz
neben den städtischen Spielstätten Schauspiel- und Opernhaus eine dritte Plattform für die
freie Szene. Jean Louis Sasportes, Geraldo Si, Thusnelda Mercy, Szu Wie-Wu und auch Malou
Airaudo (Leiterin des Instituts für Zeitgenössischen Tanz an der Folkwang Hochschule) – alle
(z.T. ehemalige) Tänzer/innen des Pina Bausch Ensembles – konnten dort ihre eigenen
Projekte durchführen. Sie und der Tango machten das Café ADA überregional bekannt. Peter
Brötzmann und Mitbegründer von Mare e.V. Peter Kowald verorten hier den Wuppertaler
Jazz, der ebenfalls weltbekannt ist.
Auf der Homepage der Stadt Wuppertal findet sich folgende Beschreibung:
„Seit mehr als zwanzig Jahren ist das Café ADA in der Wuppertaler Wiesenstraße ein Zentrum
für anspruchsvolle und außergewöhnliche Kultur. Die familiäre Atmosphäre und der
unverwechselbare Charme prägen die Seele des Hauses, in dem sich Künstler,
Kulturschaffende und Gäste sämtlicher Nationen die Hand geben. Unter der Leitung von
Mehmet Dok und durch die intensive Zusammenarbeit mit dem Mare e.V. hat sich das Café
ADA über die Wuppertaler Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Einzigartige Konzerte,
multinationale Kulturveranstaltungen, eine Speisekarte mit wechselnden Gerichten aus allen
Teilen der Erde machen das Café ADA zu einem reizvollen Ort vielfältigen Kulturerlebens.
Darüber hinaus hat sich das Café ADA als Geburtsstätte und Knotenpunkt der weltweit
bekannten Wuppertaler Tangoszene mit regelmäßig stattfindender Milongas und TangoFestivals etabliert. Ebenso finden auch Salsa-, Tanztheater- und andere Tanzveranstaltungen
im Café ADA immer wieder begeisterte Anhänger.“
Als Selbstdarstellung heißt es auf der Homepage:
„Wir sind Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Erdteilen mit der gemeinsamen Leidenschaft der Begegnung. Begegnungen aller Art mit sich selbst und vor allem mit
anderen. Offen, ehrlich, warmherzig und respektvoll, immer wieder und immer anders...“
Das Zentrum befindet sich in einem kleinen, alten Fabrikgebäude. Der gesamte
Gebäudekomplex ist in den 90er Jahren von der städtischen ‚Gemeinnützigen
Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal‘ (GWG) erworben worden. Geplant waren ein
kompletter Abbruch aller Gebäude und eine Neubebauung mit Sozialem Wohnungsbau und
Discounter. Aufgrund der hohen Bedeutung des Zentrums für die Tanz- und Musikszene und
auch aufgrund des Einsatzes bekannter Wuppertaler Persönlichkeiten (u.a. Pina Bausch, Tom
Tykwer) konnte 2007/2008 folgendes Konzept umgesetzt werden:
• Die GWG hat das Gebäude grundlegend saniert, insbesondere brandschutztechnisch und
an Mare e.V. vermietet. Im Gebäude stehen auf ca. 500 m² Fläche zwei Bühnen mit Technik,
Raum für umfangreiche Proben und entsprechende technische Unterstützung zur Verfügung.
• Die direkt anschließende Gewerbebrache ist im Rahmen des Programms ‚Stadtumbau
West‘ zu einer attraktiven Stadtplatzfläche umgestaltet worden (siehe Kap. 2.2.1). Seit dem
- 77 -
verfügt das Gebäude anstelle einer dunklen hinteren Ecke über eine ‚Gartenseite‘ mit großen
Glasfenstern und -türen zu einer begrünten Platzfläche, auf der seit dem Sommer 2010 ein
schöner Biergarten betrieben wird. Ferner konnten nach Abbruch der Gewerberuine zwei
Freiluftfluchttreppen angebaut werden, ohne die eine Fortsetzung der Nutzung im Tanzsaal
(1.OG) nicht möglich gewesen wäre.
Das musikalische Angebot bewegt sich konsequent neben dem ‚Mainstream‘:
Jazzsession, Jazzpool NRW , Weltmusik, Rembetika, Jazzmatazz (Fusion von Jazz und Hip
Hop),Tango, Salsa, Capoeira, African Party, Balkan Beatz, Reggae.
Beim ‚Rembetiko‘ musizieren und tanzen Türken und Griechen gemeinsam, so dass Musik zur
völkerverbindenden Kraft wird.
Das Café ADA/ Mare e.V. wird auch vom Wuppertaler Schauspielhaus als besonderer Ort mit
Kammerspiel-Atmosphäre genutzt. Hochwertige literarische Angebote z.B. im Rahmen der
Wuppertaler Literatur Biennale kommen hinzu.
•
Olga e.V.
Das private Kulturprojekt Olga, Ludwigstraße 14 (www.o-l-g-a.de) ist 2008 im Rahmen der
Zwischennutzungsagentur initiiert worden und hat sich zu einem vielseitigen Kulturort mit
einem 240 m² großen Raum entwickelt. In der Eigenbeschreibung heißt es:
„Seit 2008 ist die Olga ein Raum für Kunst. Wir zeigen Malerei, Fotografie, Bildhauerei, und
Illustration, es wird getanzt und vorgetragen, es gibt Performances und Rauminstallationen,
es wird sich getroffen und gearbeitet. .. wir (freuen) uns über Besuch. Seien es Künstler, die
ausstellen oder sogar ihre Ausstellung hier erarbeiten wollen oder Menschen, die sich in
größeren Gruppen treffen möchten (wir haben 118 Stühle im Keller). Wir sind neugierig auf
neue Dinge und kreative Begegnungen. ...
Um den attraktiven Ort wirklich offen zu halten für alle Menschen die neugierig sind, macht
das Olga-Team alle Veranstaltungen ohne Eintritt zu erheben. Aber wir bitten alle ebenfalls
von der Olga begeisterten Menschen um Spenden, denn wir betreiben den Raum aus eigenen
Mitteln … Das ist ein Wagnis. Aber wir hoffen auf verständnisvolle Besucher und Gäste, damit
der Raum auch weiterhin diese Offenheit bieten kann.“
•
Taltontheater
Das Taltontheater ist als gemeinnütziger Verein organisiert und hat seinen Standort in der
Loft Factory (Wiesenstraße 118) (siehe Kap. 3.4).
Das TTT versteht sich seit 2004 als ein modernes Theater, das mit Eigen- und CoProduktionen sowie ausgesuchten Gastspielen versucht, immer wieder auszuloten, wie
intelligent Unterhaltung sein kann. Nach einer knapp siebenjährigen Epoche als reiner
Gastspielbetrieb im Forum Maximum Rex-Theater hat sich das Theater im historischen
Ambiente der ehemaligen denkmalgeschützten Textilfabrik direkt an der Nordbahntrasse
angesiedelt. Das Konzept fußt auf folgenden Säulen:
Klassische und neue Stücke aus dem Repertoire des anspruchsvollen Unterhaltungs-Theaters.
Stücke, mit Musik, die den besonderen Focus auf die inneren Handlungsstränge legen wie in
den Produktionen: „Geschlossene Gesellschaft“(Jean Paul Sartre), „Der Preis“ (Arthur Miller),
„Die Kameliendame“ (Alexandre Dumas) u.a.
Musiktheaterproduktionen, die Texte und Stoffe auf die Bühne bringen, die modernisiert
wurden und nicht selten lokalen Bezug herstellen wie „Offene Zweierbeziehung“ (von Dario
Fo), „Irren ist … göttlich“ (nach Jacques Offenbach „Orpheus in der Unterwelt“).
Literatur in Form von Lesungen begreifen wir als die erste Stufe von Theater. Lesungen sind
ein fester Bestandteil im Programm des TalTonTHEATERs.
- 78 -
Das Haus zeigt zudem ausgesuchte Gastspiele und Künstler, die das Konzept des
Unterhaltungstheaters ergänzen und bereichern.
Um den Nachwuchs kümmert sich das TTT auf ganz verschiedenerlei Weise. Zum einen gibt
es das Märchenfestival, das 2010 in Berlin mit dem 1.Platz als bundesweiter Sieger im
Ideenwettbewerb ausgezeichnet wurde. Schultheater und Kooperationen an/mit Schulen
finden seit 2008 statt. Die Puppenbühne „TalTönchen“ für Kinder von vier bis sieben Jahren
spielt zu ausgesuchten Zeiten im Programm. Stadtteilprojekte und Ferien-Theater runden das
Angebot ab.
•
Talflimmern, das Wuppertaler open-air-Kino
Talflimmern, das open-air-Kinoangebot im Sommer (Mark Rieder und Mark Tykwer GbR,
www.cinopsis.de), hat seit Jahren seinen Ort im Hinterhof zwischen dem
Begegnungszentrum Alte Feuerwache und der Realschule neue Friedrichstraße.
Der Ort ist schalltechnisch sehr günstig und auch barrierefrei zu erreichen. Gezeigt wird ein
sehr anspruchsvolles bis unterhaltsames Programm. In 2013 waren an 7 Wochenenden 5.000
Besucher zu verzeichnen.
Die kotenintensive Umstellung auf Digitaltechnik inklusive neuer Leinwand und
Beschallungstechnik hat zur Saison 2014 stattgefunden. „Gleichwohl verbannen wir unseren
geliebten 35-mm-Projektor nicht in's Gewölbe! Er wird die ersten beiden Abende (in 2014)
bestreiten und auch zwischendurch noch zum Einsatz kommen.“ (Homepage
www.talflimmern.de)
•
Kunst- und Kulturverein Hebebühne e.V.
(siehe Kap. 5.2.3)
Die Bedeutung des Mirker Quartiers im Bereich Musik zeigt sich mit dem öffentlich geförderten
Projekt ‚ Viertelklang‘, einem Musikfestival, das im Herbst 2014 in den historischen Stadtteilen
Solingen-Gräfrath (voraussichtlich), Remscheid-Lüttringhausen und dem Mirker Quartier stattfindet.
In der Projektbeschreibung heißt es:
„Viertelklang präsentiert mit einem Cross-Over-Programm die starke Musik-Szene der drei Bergischen
Städte. Von Jazz bis Electronic, von Rock bis Barock, von Kabarett bis Klassik, von Chormusik bis
Schlager - die Vielschichtigkeit des Programms und die Bespielung unterschiedlichster (Kultur-)Orte
verspricht eine starke Magnetwirkung. Viertelklang ist als Musikreise konzipiert. Durch die zeitliche
Taktung der einzelnen Konzerte wandern die Besucher von einem Konzert, von einem Kulturort zum
nächsten. Die Flyer bieten übersichtliche Programme/Lagepläne. Abhängig von der Besucherkapazität
der einzelnen (Kultur-)Orte werden parallele Veranstaltungen angeboten.
Das Konzept Viertelklang sieht vor, Gewohntes aufzubrechen und Überraschungen einzubauen. Die
Konzerte finden möglichst nicht an den Orten statt, an denen man sie üblicherweise vermutet.
Dadurch eröffnet Viertelklang ungewohnte Einblicke in gewohnte Orte des kulturellen, kirchlichen
oder öffentlichen Lebens. Das Festival Viertelklang bietet ein Programm von hoher musikalischer
Qualität in drei historischen Stadtteilen. Um Lokalbezug einerseits und regionale Offenheit
andererseits herzustellen, sollte mindestens die Hälfte der auftretenden Musiker/innen lokal bekannt
sein und die weiteren Ensembles aus der Bergischen Region kommen. Die Auswahl der jeweils 15 bis
20 musikalischen Ensembles treffen Fachleute der beteiligten Kulturbüros und Kulturstätten. Dadurch
wird das große Potenzial der regionalen Musik-Szene sichtbar. Festivals wie Viertelklang stoßen sehr
häufig neue Musikprojekte an.“
- 79 -
Im Schwerpunkt ‚Tanz und Bewegung‘ sind folgende private Unternehmen zu nennen, die auf der
ehrenamtlichen Ebene alle in den Stadtteilprozess und die Entwicklung des Projektes Utopiastadt
eingebunden sind:
•
Tanzschule Bellinghausen in Utopiastadt am Mirker Bahnhof
„Tanzend lernen statt Tanzen lernen. Um diesem Motto gerecht zu werden, betreuen wir
nicht die Kurse, sondern die Menschen. Losgelöst vom gängigen Kurssystem entscheidet der
Stand der TeilnehmerInnen den Anschlusspunkt – egal wann man Zeit hat. Diese ist auch die
Grundlage, um die sozialen Projekte mit körperlich und geistig benachteiligten Menschen
durchführen zu können – das Leben tanzend lernen.“ (Homepage der Tanzschule)
•
Tanzclub ‚Klub‘ an der Gathe 50
Eröffnet im August 2013, ausgelegt für 400 Gäste am Freitag und Samstag, ausgestattete mit
moderner Technik ist der Club mit den Schwerpunkten elektronische Musik, Hip-Hop, TrashPartys, Reggae und Dancehall auch ein Statement für das Mirker Quartier. „Wir sind hier sehr
zentral. Klar, das Luisenviertel ist szeniger, aber dort bekommt man keine Konzession für
einen Nachtclub. Die Gathe ist Wuppertals Kiez, hier muss es auch einen Club geben.“,
erklärte der Mitinhaber Felix Glücklich (Westdeutsche Zeitung, 07.08.2013)
•
Aroma – Massage & QiGong
Heike Vorberg, staatl. geprüfte Masseurin, Neue Friedrich Str. 57, www.heikevorberg.de
•
Kampfsportschule Baron
Sebastian Baron, Mirker Straße 35, 0202 / 31 72 777, www.Kampsportschule Baron.de
•
Zentrum Tanz und Bewegung
Mirker Str. 37
•
Pure Yoga
Frank Röbling, Mirker Strasse 33
Das Projekt WOGA (Wuppertaler Offenen Galerien und Ateliers) findet seit vielen Jahren jährlich an
zwei Wochenenden im Oktober statt, jeweils ein Wochenende im Osten und im Westen der Stadt. Im
Katalog der WOGA ist das Mirker Quartier eine feste Größe und war 2013 mit zehn Orten vertreten:
•
Utopiastadt
Fotografie, Malerei, Mixed Media, Mirker Str. 48
•
Kunst- und Kulturverein Hebebühne
•
Mirker Ateliers
Im Jahre 2000 wurde die alte Druckerei Brockhaus gegenüber dem Mirker Bahnhof in einen
Raum kreativen Schaffens verwandelt und bietet seitdem Künstlern aller Sparten einen Ort
für einen regen Austausch. Hier werden in der kritischen Auseinandersetzung miteinander
gemeinsame Projekte geplant und Ausstellungen konzipiert. Die Künstlerinnen und Künstler
der Mirker Ateliers arbeiten in den Bereichen Grafik, Illustration, Modedesign, Malerei und
Fotografie. Die Ateliergemeinschaft setzt auf Vielseitigkeit, auf die verschiedenen Ansätze
freien künstlerischen und angewandten Gestaltens.
Die Mitglieder sind: Barbara Brost Grafik & Illustration, Andreas Menke Modedesign, Klaudia
Anosike Malerei & Illustration, Fidelis Ilchmann Musik & Fotografie, Kirsten Rönfeldt
Objektdesign, Malerei & Illustration, Manuele Egner Objekte.
Mirkerstr. 39a, 42105 Wuppertal, www.mirker-ateliers.de
- 80 -
•
KünstlerKolonie Dönberg , Malerei, Objekt, Skulptur Mirker Str. 35 – 37
•
hevell Malerei, Zeichnung Wiesenstr. 118
•
Yvonne Schemmink, Digitale Malerei Lederstr. 32
•
Olga - Raum für Kunst: Gemeinschaftspräsentation der GEDOK, Malerei, Skulptur,
Ludwigstr. 14
•
Cordula Sauer & Gäste, Installation, Malerei, Friedrichschulstr. 13
•
Björn Borgmann, Malerei, Zeichnung, Hochstr. 71 a
•
Freibad Mirke
Bezogen auf die Anzahl der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler ist ein Anteil von ca. 15 v.H.,
stadträumlich eng konzentriert, zu verzeichnen. Mit dem räumlichen Cluster ‚Utopiastadt,
Hebebühne, Mirker Atelies, Künstlerkolonie Dönberg‘ besteht ein Entwicklungsschwerpunkt, der in
den nächsten Jahren im Rahmen des Schwerpunktes ‚Bildende Kunst‘ ausgebaut und entwickelt
werden soll.
Das kulturelle Angebot wird ergänzt durch ein breites, überwiegend junges und innovatives
gastronomische Angebot. Bausteine für die weitere Entwicklung sind die Produzentenstelle, die
Mirker Kulturkarte, Audiowalks und neue Formate wie das Bachibouzouk-Festival im Café ADA das
spartenübergreifende Veranstaltungsformat ‚Rahmenlos‘.
Über das FORUM:MIRKE (Teilforum Stadtteilimage, Kunst und Kultur) sollen die kulturellen Angebote
untereinander verbunden werden, um spartenübergreifende Synergien zu ermöglichen.
- 81 -
1.5.5
Vernetzendes Handlungsfeld ‚Kommunikation im Quartier‘: FORUM:MIRKE
Der Förderverein Utopiastadt wird das FORUM:MIRKE dauerhaft als kommunikativen Prozess im
Quartier betreiben. Folgende Struktur ist vorgesehen:
•
FORUM:MIRKE Plenum
Das FORUM:MIRKE soll als offenes Plenum für alle Akteure im Quartier im Mirker Bahnhof
stattfinden. Sinnvoll sind vier regelmäßige Termine pro Jahr, die als Jahresprogramm bereits
im Vorjahr verbindlich festgelegt und kommuniziert werden.
•
Teilforum ‚Wohnen und nachhaltiges Gründerzeitquartier‘
In diesem Rahmen ist eine aktive Einbindung aller relevanten Akteure wichtig. In den Jahren
2016 - 2018 soll auch mit Hilfe des Hof- und Fassadenprogramms eine aktive Ansprache von
Immobilieneigentümern stattfinden.
•
Teilforum ‚Integration und Migrantenselbstorganisation, Bildung und Soziales sowie
Arbeitsmarktförderung‘
Das Projekt ‚Armer Anfang ist schwer‘ und das Modellprojekt ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘
sollen mittelfristig umgesetzt werden, um ein solidarisches Zusammenleben im Quartier zu
verwirklichen. Die Aktivitäten aller Akteure sollen in diesem Teilforum koordiniert werden.
•
Teilforum ‚Stadtteilimage, Kunst und Kultur ‘
Das Mirker Quartier soll als interkulturelles Szeneviertel etabliert werden. Hierzu ist eine
enge Zusammenarbeit aller Akteure, vermittelt über dieses Teilforum wichtig.
Die Teilforen orientieren sich an den Handlungsfeldern des Integrierten Handlungskonzeptes und
sind als Arbeitsstrukturen für die Verwirklichung der genannten Ziele angelegt und somit als
dauerhafte Aufgabe anzusehen, für die mindestens vier regelmäßige, kommunizierte Termine pro
Jahr stattfinden sollen.
Bedarfsgerecht sollen weitere Teilforen, auch temporär und /oder projektbezogen eingerichtet
werden.
Begleitend zur Antragstellung für ‚Initiative Ergreifen: Utopiastadt‘ wird für das
Stadterneuerungsprogramm 2015 eine Förderung des Forums für Personal - und Sachkosten
beantragt. Vorgesehen sind 40.000 € zuwendungsfähige Gesamtausgaben für zwei Jahre (jeweils
20.000 € für 2016 und 2017). Der kommunale Eigenanteil wird durch die Stadt erbracht.
Es ist eine Weiterleitung der Mittel an den Förderverein Utopiastadt vorgesehen.
- 82 -
2.
2.1.
Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für
den Erweiterungsbereich Südstraße
Erweiterungsbereich Südstraße
In den Anlage 1 findet sich die Abgrenzung des Satzungsbereiches Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg
mit dem geplanten Erweiterungsbereich Südstraße.
Die Wohnnutzungen im Bereich zwischen der Tannenbergstraße, der Hoeftstraße, der Südstraße und
der Gesundheitsstraße haben eine vergleichbare bauliche und soziale Struktur wie der westlich
angrenzende, bestehende Satzungsbereich. Gebäude der 50er Jahre, allerdings oft auf
gründerzeitlichen Grundmauern, sind prägend.
Mit der Erweiterung wird das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in den Satzungsbereich einbezogen.
Die Schule ist mit ihrem engagierten Schulleben fest in das Quartier integriert. Die Außenflächen
sind für den Stadtteil geöffnet und werden bereits intensiv genutzt.
Der Erweiterungsbereich liegt in dem Verzahnungsbereich zwischen dem Wohnquartier der Sozialen
Stadt bzw. des Stadtumbau West und dem oberzentralen Bereich der City Elberfeld. Mit einbezogen
werden die Schwimmoper, ein Baudenkmal der 50er Jahre, das sehr aufwendig und qualitätsvoll
saniert worden ist und die Historische Stadthalle am Johannisberg. Vor diesem Hintergrund ist eine
hohe städtebauliche Qualität wichtig, damit das Quartier sich als citynaher Wohnstandorte mit
angemessener Qualität präsentieren kann.
Das Walter-Hammer-Ufer, das sehr steile und hohe Wupperufer an der Gesundheitsstraße, ist vor
einigen Jahren mit kommunalen Mitteln aufwendig saniert worden. Neben den Mauersanierungen
ist der Baumbestand zurückgenommen worden, so dass jetzt schöne Blickbeziehungen auf den Fluss
und das Luisenviertel bestehen.
In direkter Nachbarschaft zum Walter-Hammer-Ufer - direkt am Wuppersteilhang - wird aktuell das
historische Fabrikgebäude Gesundheitsstraße 110/112 für hochwertige Loft-Wohnungen und
Dienstleitungsnutzungen saniert. Das Projekt steht im Kontext der dynamischen
Immobilienentwicklung des Arrenberg.
Die Alevitische Gemeinde Wuppertal hat an der Südstraße das denkmalgeschützte Gebäude des
Gesundheitsamtes von der Stadt gekauft und saniert. Die Gemeinde ist in das Stadtteilleben
einbezogen.
- 83 -
2.2.
2.2.1
Ertüchtigung des Wilhelm–Dörpfeld-Gymnasiums
Schule im Quartier
Das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium ist als altsprachliches Gymnasium 1579 gegründet worden. Heute
stellt es sich als drei- bis vierzügiges städtisches Gymnasium mit dem Alleinstellungsmerkmal des
gemeinsamen Anfanges mit den Sprachen Englisch und Latein - verpflichtend für alle neuen Sextaner
dar. Die Schule wird von ca. 800 Schülerinnen und Schülern besucht. Das Kollegium besteht aus ca.
60 Lehrerinnen und Lehrern. Die Sekundarstufe umfasst drei bis vier Züge pro Jahrgang mit einer
durchschnittlichen Klassenstärke von 27 Schülerinnen und Schülern. Die Oberstufenjahrgänge
umfassen je ca. 80-100 Schülerinnen und Schüler.
Ca. 25 v.H. der Schülerinnen und Schüler wohnen in den Fördergebieten ‚Stadtumbau West/ Soziale
Stadt‘. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund liegt bei über 50 v.H. und
steigt zu den jüngeren Jahrgängen an. Der Anteil der Schüler/innen, die zu Fuß die Schule erreichen,
nimmt zu.
Die Schule wird von einem aktiven Förderverein unterstützt, der aktuell die Sanierung der Schulaußenuhr finanziert hat. Der Förderverein wird im Verein ‚Aufbruch am Arrenberg‘ Mitglied werden,
um die Kooperation zu verstärken.
Internationalität durch gymnasiale Auffangklassen
Die Schule nimmt in Bezug auf die Integration von Migranten eine besondere, in Wuppertal
einmalige Funktion war. In zwei ‚Gymnasialen Auffangklassen‘ werden bereits seit 1995 bis zu 30
Schülerinnen und Schüler (ab 10 Jahre, 5. Klasse) unterrichtet, die mit keinen oder geringe
Deutschkenntnisse aus dem Ausland zugewandert sind und die über ihre Zeugnisse bzw. über einen
Test gymnasiale Qualifikation nachweisen. In diesen Klassen wird intensiv Deutsch als Fremdsprache
unterrichtet. Nach kurzer Zeit ist dann eine Teilnahme an einzelnen Fächern des Regelunterrichts
möglich. Nach 1 bis 1,5 Jahren sind die Schüler/innen auf den Übergang in eine Regelklasse
vorbereitet. Ca. 60 v.H. gelingt der Verbleib in der Schulform Gymnasium. Das Wilhelm-DörpfeldGymnasium erhält durch sie eine ganz besondere internationale und multikulturelle Ausrichtung.
Musikalische Veranstaltungen und 1. Welt-Projekte als Angebot für das Quartier
Seit vier Jahren gibt es eine Klasse mit einem Musikprofil. Hierfür ist mit der fußläufig zu
erreichenden Bergischen Musikschule ein Kooperationsvertrag geschlossen worden. Die Musikschule
erteilt in den Räumen der Schule Instrumentalunterricht.
Die Sommerkonzerte, das traditionelle Weihnachtskonzert, auch bekannt als „Treppenhaussingen“
mit Glühwein, Kinderpunsch und Keksen und die Vorstellung unserer internationalen
Kooperationsprojekte sind im Quartier bekannt und beliebt.
2013 ist ein Selbsthilfeprojekt von Frauen im Kongo und eine Schule in Phonm Peng unterstützt
worden, wo versucht wird, Kindern, die auf den Müllkippen dieser Großstadt aufwachsen, eine
Perspektive zu geben. Die Projekte werden meist durch ehemalige Schüler initiiert, die sich im
Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) entsprechen engagieren.
Inklusionsschwerpunkt ‚Hören‘
Seit 10 Jahren nimmt die Schule einen Inklusionsschwerpunkt zum „Förderbedarf Hören“ wahr.
Pilotprojekt ‚Verantwortung‘
Gemäß Leitbild und Tradition hat sich das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium besonders der Erziehung
zur Verantwortungsübernahme verpflichtet. Neben vielen grundsätzlichen Elementen im täglichen
Schulleben gibt es auch besondere Projekte zu diesem Thema. So ist ein Pilotprojekt
„Verantwortung“ in einer 7.Klasse mit so großem Erfolg gestartet, dass es nun im kompletten
kommenden 7er-Jahrgang durchgeführt wird. Die Schüler gehen aus ihren Klassen heraus in soziale
- 84 -
Institutionen im Quartier und unterstützen dort eigenverantwortlich die Arbeit. Erwartet wird ein
Engagement mit einer Stunde pro Woche.
Im Einzelnen sind zu nennen:
• Hausaufgaben- bzw. Nachmittagsbetreuung in Grundschulen
• Spiel und Unternehmungen mit Kindergartenkindern
• Betreuung älterer Menschen in Seniorenheimen durch Vorlesen, Spielen und Singen
• Beschäftigung mit behinderten Kindern
• Tierpflege im Zoo und Engagement in einer ökologischen Station.
Die Ziele sind:
• Verantwortung außerhalb des schulischen und familiären Umfelds zu übernehmen
• durch die Begegnung mit anderen Menschen bzw. zu betreuenden Lebewesen die Erfahrung
machen zu können, etwas Wertvolles und Sinnstiftendes leisten zu können (Stärkung der
Selbstwirksamkeitserfahrung),
• dadurch das Selbstbewusstsein der Heranwachsenden zu stärken
• die Zusammenarbeit mit Institutionen im Umfeld der Schule zu fördern.
Begleitet wird das Projekt fachlich im Religions- und Philosophieunterricht und praktisch - im Sinne einer
Mentorenschaft - durch alle in der Klasse unterrichtenden Lehrkräfte. Dokumentiert werden sollen die
Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler durch Filme, eine Diashow, Rollenspiele, Tagebücher oder Fotos.
Diese werden den zukünftigen siebten Klassen bei einem "Verantwortungsfest", zu dem auch die Betreuer
der Schülerinnen und Schüler aus den Institutionen eingeladen sind, vorgestellt.
Die Neugestaltung der Außenflächen (siehe 2.3) soll konzeptionell eng mit der Weiterentwicklung
des Projektes ‚Verantwortung‘ verknüpft werden. Die Freiflächen sollen in Zukunft Treffpunkte und
Raum für Aktionen bieten, so dass die Schule von Menschen außerhalb der Schulgemeinde
wahrgenommen wird und eine aktive Rolle im Quartier erfüllen kann.
Stadtteilcafe der „Service und Event AG“ auf dem Schulhof
Die Schule plant neben den Räumen der Mensa ein Cafe einzurichten, das einen direkten Zugang zum
Schulhof erhält. Im Rahmen der Umgestaltung des Schulhofes ist ein überdachter Außenbereich des
Cafés vorgesehen (siehe Anlage 3 und Kap. 2.2). Der Schulhof ist durch umliegende Gebäude sehr
ruhig und gleichzeitig sehr hell und sonnig.
Vorgesehen ist die Gründung einer Schülerfirma „Service und Event AG“, die sowohl das Cafe als
auch die Bewirtschaftung der Aula betreiben soll.
Das Cafe soll innerhalb der Schulzeit am Mittag und am Nachmittag als Angebot allen Menschen im
Quartier offenstehen. Von Seiten der Schülerinnen und Schüler sind ergänzend weitere Angebote
angedacht, die von Kinderbetreuung, Vorlesestunden bis hin zu „Computerkurse für Senioren“
reichen. Den Schülerinnen und Schülern eröffnen sich interessante und vielfältige Lernchancen zur
Persönlichkeitsbildung. Die Menschen im Quartier erhalten einen zusätzlichen Erholungs- und
Kommunikationsraum im Quartier.
Die Aula als größerer Veranstaltungsraum im Quartier
Die Aula ist ein modern und zweckmäßig eingerichteter Raum für über 300 Personen, der für
zahlreiche außerschulische Veranstaltungen von Akteuren aus dem Quartier und aus ganz Wuppertal
genutzt wird. Da der Fußboden der Aula deutlich unter dem Niveau des Schulhofes liegt, ist kein
barrierefreier Zugang vom Schulhof möglich. Der Haupteingang führt in ein Foyer mit Treppenstufen
hinunter zum Saal. An der Ostseite verfügt die Aula über einen weiteren Eingang, der als Fluchttür
direkt aus dem Saal ins Freie führt. Die anschließende Außentreppe zum Schulhof soll aufgewertet
werden, um diesen ‚Schönwetter‘-Eingang attraktiver zu machen. An dieser Stelle ist eine schöne
Blickbeziehung zur Elberfelder City möglich.
- 85 -
Ein barrierefreier Zugang zur Aula besteht von der Südstraße (siehe Anlage 3 und Kap. 2.2).
Es ist geplant, dass die Schülerfirma „Service und Event AG“ es weiteren Nutzern/innen und
außerschulischen Partnern ermöglicht, die Aula für Feiern, Feste, Aufführungen, Konzerte etc. zu
„buchen“.
Die Schule als Veranstaltungsort im Quartier
Die Schule ist ein wichtiger Veranstaltungsort im Quartier. Neben der Aula sind folgende Räume zu nennen:
•
•
•
Die Sporthalle ist fest eingebunden in den Vereinssport.
In den Klassenräumen finden Übungsstunden der städtischen Musikschule und
Fremdsprachenkurse der Volkshochschule statt.
Der Gymnastikraum (ca. 150 m²)wird für die Gesundheitsförderungs-Kurse der
Volkshochschule genutzt.
Multifunktionsraum für das Quartier
Im Rahmen des Gesamtprojektes soll der Gymnastikraum in einen Multifunktionsraum umgebaut
werden, der einen eigen, barrierefreien Zugang zur Südstraße erhält. Der Raum wird dann über eine
eigene Teeküche und WC-Anlage verfügen. In Verbindung mit dem neugestalteten Eingangsbereich
an der Südstraße (siehe Anlage 3 und Kap. 2.2) entsteht ein kleiner Veranstaltungsort für das
Quartier.
2.2.2
Teilnahme am Pilotprojekt ‚Schulen planen und bauen‘ der Montag-Stiftung
Das Wilhelm–Dörpfeld-Gymnasiums nimmt als eines von fünf bundesweiten Pilotprojekten am
Programm ‚Schulen planen und bauen‘ der Montag Stiftung teil. Die Schule hat hierfür im Rahmen
eines Wettbewerbes eine Beratungsförderung im Wert von ca. 100.000 € erhalten.
Die Montag Stiftung Urbane Räume leistet gemeinsam mit der Montag Stiftung Jugend und
Gesellschaft Beiträge dazu, die Lernräume von heute und morgen zeitgemäß und zukunftsorientiert
zu gestalten. Dazu entwickelt sie gemeinsam mit Experten aus Pädagogik, Architektur und
Verwaltung strategische Grundlagen für alle am Bildungsbau Beteiligten. Im Mittelpunkt steht dabei
ein integrierter Ansatz von Planung, der in weiteren Kooperationsprojekten in die Schulbaupraxis
übertragen wird.“ (Homepage der Stiftung)
Bei diesem Planungsprozess sollen neue Wege eingeschlagen werden. Vor der eigentlichen
Planung des Bauvorhabens wird eine Phase der Projektentwicklung, eine sogenannte
„Phase Null“, durchgeführt. Der Begriff ‚Phase Null‘ bezieht sich auf die HOAI-Leistungsphasen, bei
denen die Grundlagenarbeit der Phase 1 als nicht ausreichend für einen integrierten, partizipativen
Planungsprozess angesehen wird.
In einer integrierten Planung sind die Nutzer der Schule, also Pädagogen, Schülern und Eltern,
Verwaltung und Architekten eingebunden. Das Ziel: ein inhaltliches und räumliches Konzept zu
entwickeln, das die Bedürfnisse der Nutzer berücksichtigt und langfristig angelegt ist. Die
entscheidenden Weichen für die Nutzungsanforderungen und das Raumprogramm sollen in dieser
Phase gestellt werden. So soll die Schule für die nächsten 50 Jahre fit gemacht werden – mit der
Maßgabe, dass sich die Anforderungen an ein Schulgebäude kontinuierlich ändern.
Die Öffnung der Schule zum Quartier ist ein wichtiger Bestandteil des Planungsprozesses.
Der Planungsprozess steht kurz vor dem Abschluss und wird zur Grundlage der weiteren Planung.
- 86 -
2.2.3
Wahrnehmung und Erreichbarkeit der Schule
Das Schulgebäude ist durch seine Lage im Stadtbild nur sehr eingeschränkt wahrnehmbar. Die
Eingänge sind vom öffentlichen Verkehrsraum kaum zu sehen und für ortsunkundige Besucher
schwer zu finden. Es besteht dringender Bedarf, diese Situation zu verbessern, da die Schule,
besonders mit der neuen Aula, auch ein wichtiger Veranstaltungsort im Quartier ist.
Die Schule hat zwei Eingänge, deren Schülerfrequenz annähernd gleich ist:
•
Der Haupteingang von der Straße Johannisberg über den Schulhof
Die Straße Johannisberg ist als Aufgang zur Historischen Stadthalle begleitend zum Neubau
der Stadtsparkasse mit hoher Qualität gestaltet worden. Aufgrund der mit Bäumen
bestanden Böschung kann die Schule im unteren Abschnitt der Straße nicht wahrgenommen
werden. Der enge Eingangsbereich zum Schulhof ist kaum zu erkennen und geprägt durch
den Entsorgungsbereich. Der Haupteingang des Schulgebäudes und der separate Eingang der
Aula sind nicht gut wahrnehmbar.
Hier besteht dringender Verbesserungsbedarf, da die Aula ein wichtiger Veranstaltungsort im
Quartier ist.
•
Der Eingang von der Schwebebahnstation über die Südstraße
Ca. 50 v.H. der Schüler/innen und sehr viele Besucher kommen von der Schwebebahnstation
Ohligsmühle. Die Fußgängerbrücke über die Bundesalle (B7) ermöglicht einen leichten und
hinsichtlich der Blickbeziehungen attraktiven Übergang über die Hauptverkehrsachse. An der
Südstraße findet sich der historische Treppenaufgang zur Stadthalle (Küpperstraße), der von
hohen Natursteinmauern und attraktivem Baumbestand geprägt ist.
Das Schulgebäude ist bedingt durch den Baumbestand kaum zu sehen. Der Zugang zur Schule
über die Rampe zu den wenigen PKW-Stellplätzen und eine kleine Treppe direkt am
Schulgebäude sind für Ortsunkundige nur zu erahnen.
Hier soll im Rahmen der Gesamtmaßnahme ein erkennbarer Hauptzugang ausgebaut
werden, welcher auch als Markierung der Institution im Stadtbild erkennbar ist.
Mit der Nordfassade präsentiert sich das Schulgebäude zur Bundesallee (B7) und der Schwebebahn.
Während die 2007 erbaute, bordeaux-rot gestaltet Aula, die gut lesbar den Namen der Schule als
Schriftzug trägt, deutlich zu erkennen ist, wird die Hauptfassadenfront von Bäumen stark verdeckt.
Im Rahmen der Maßnahme soll ein Farbkonzept für die neue Fassade entwickelt werden. Über eine
Auslichtung des Baumbestandes soll das sanierte Schulgebäude gut sichtbar werden und sich als
attraktive Bildungseinrichtung des Quartiers präsentieren.
- 87 -
2.2.4
Beschreibung der baulichen Maßnahmen an den Gebäuden
Das Gebäude besteht aus drei Baukörpern, welche über ein zentrales Treppenhaus im
Kreuzungspunkt der einzelnen Flügel miteinander verbunden sind und einer frei-stehenden EinfeldTurnhalle. Parallel zur Achse der Wupper, verlaufen, gemäß der Orientierung des Tales, der Westund der Ostflügel, die durch den Südflügel recht-winklig geschnitten werden. Das Grundstück ist
stark hanglagig, von der höchsten bis zur niedrigsten Stelle fällt die Fläche von Südwesten nach
Nordosten um 18 m auf zwei Seiten; die westliche Grundstückgrenze fällt ca. 11 m. Geschnitten
durch den Baukörper des Südflügels ergeben sich ein oberer, mehrfach gegliederter Westschulhof
und ein unterer Ostschulhof.
Die kleine Turnhalle befindet sich auf dem oberen Schulhof, westlich vom Südflügel. Angrenzend an
diese, und eingefasst von Stützmauer und Stahlmattenzaun, existiert eine große asphaltierte Fläche
mit Toren, die für Sportzwecke genutzt wird.
Ein an der Kölner Straße gelegener Altbau wurde bei einem Bombenangriff 1943 zerstört. An
gleicher Stelle wurde ein Neubau, der die heutigen West- und Südflügel (zum Teil) umfasste, in den
1950er Jahren errichtet. 1981 erfolgte die Erweiterung der Schule um die Einfeld-Turnhalle, einen
Anbau an den Südflügel, sowie durch Naturwissenschaftsräume im heutigen Ostflügel. Im Anschluss
an diesen Baukörper er-weiterte sich die Schule 2007 erneut mit einem Aulaanbau. 2010 wurde die
ehemalige Pausenhalle am Schnittpunkt der Baukörper, zur Hälfte zur Mensa umgenutzt.
Die Außenhüllen der verschiedenen Baukörper werden umfassend erneuert und energetisch
optimiert. Dies betrifft die Dachflächen der einzelnen Trakte ebenso wie sämtliche Fassadenflächen.
Die Fassaden erhalten energetisch hochwirksam ausgestattete neue Fenster, die
Aussenwandoberflächen werden hochgedämmt. Das Ziel ist Passivhausstandard.
Mit der Nordfassade präsentiert sich das Schulgebäude zur Talachse mit der Bundesallee (B7) und
der Schwebebahn. Während die neue, bordeaux-rot gestaltet Aula (2007), die gut lesbar den Namen
der Schule als Schriftzug trägt, deutlich zu erkennen ist, wird die Hauptfassadenfront von Bäumen
stark verdeckt. Vorgesehen ist eine Auslichtung des Grünbestandes und ein Farbkonzept für die
Fassade.
Im Rahmen der Sanierung der Dachfläche des Südtraktes (abgängiges Foliendach, größte der drei
Dachflächen) wird die Installation einer Photovoltaikanlage konzipiert. Die Flächen sind ausreichend,
um eine Anlage zu installieren, die den Strombedarf der gesamten Schule deckt. Überkapazitäten
können in die benachbarte Stadthalle (Eigentum der Stadt Wuppertal; Konzerthalle und
Kongresszentrum mit Restauration) abgeleitet und dort verbraucht werden.
Das Gebäude der Schule ist durch die besondere Lage im Stadtbild kaum zu erkennen. Nur
Ortskundige finden den Haupteingang über die Sackgasse Johannisberg auf den Ostschulhof. Dort
besteht der dringende Bedarf, jedem Besucher bauliche und gestalterische Hinweise für seinen
weiteren Weg zu geben, je nachdem, ob er in Schule will, oder eine Veranstaltung der Aula besuchen
möchte. Von der Talseite aus ist die Zuwegung zur Schule - und damit auch zur Aula – nicht mal
ansatzweise zu er-ahnen. Der Weg über die hintere Zufahrtsrampe und um das Gebäude herum ist
für ca. 50% der Schüler und Schülerinnen der tägliche Zugang - optisch allerdings in keiner Weise zu
erkennen. Hier soll im Rahmen der Gesamtmaßnahme ein erkennbarer Hauptzugang ausgebaut
werden, welcher auch als Markierung der Institution im Stadtbild erkennbar ist.
Das Erreichen des Schulgebäudes soll barrierefrei ausgeführt werden.
Die Schulhofflächen sollen im Rahmen der Gesamtkonzeption der Schule in unter-schiedlich
gestalteten Bereichen Bewegungs- und Aktivitätszonen, sowie Ruhe- und Rückzugsräume bieten.
Besonders der obere, an der Turnhalle gelegene, Schulhof zieht Nutzer aus dem Quartier an, die
entweder im Rahmen von Vereinssport dorthin kommen oder die dort gelegenen asphaltierten
Flächen nutzen. Dieses Angebot qualitativ auszubauen und zu erweitern, ist beabsichtigt und ein Teil
der Konzeptionierung zur Öffnung zum Quartier.
Im Inneren des Gebäudes werden sämtliche Schadstoffe (in der Hauptsache asbest-haltige Putze)
ausgebaut und entsorgt. Alle Oberflächen und Oberböden werden er-neuert. Die
Heizwärmeverteilung und -steuerung wird optimiert. Das elektrische Netz wird erneuert und um die
eigene Stromerzeugung ergänzt (s.o.). Und für die optimale Ausnutzung der eingesetzten
- 88 -
Wärmeenergie wird eine geregelte Lüftungsanlage ein-gebaut. Die Umsetzung eines
Brandschutzkonzeptes ist inbegriffen.
Die Sanierung wird genutzt, um im Rahmen eines vorgeschalteten Kooperationsprozesses der
Beteiligten Schule, Stadtbetrieb Schulen und Gebäudemanagement (Phase Null) das pädagogische
Konzept zu prüfen und zu präzisieren. Die dadurch erkannten räumlichen Bedarfe und
Funktionszusammenhänge werden im Entwurf in Raum übersetzt, so dass die Grundrissgestaltung
gemäß dem im Prozess erarbeiteten Konzept verändert und dem Schulprofil angepasst wird. In den
Hauptpunkten betrifft dies die Gestaltung einer gemeinsamen Mitte im Haupteingangsbereich, die
Bildung von Jahrgangsclustern durch zusammengeschaltete Klassenräume mit Nebenzonen, die
Konzentration der naturwissenschaftlichen Fachräume zur Optimierung von Material- und
Raumnutzung und die Schaffung eines Kreativclusters mit räumlicher Anbindung zur Aula.
Die Schule soll nach dem Umbau ein Zeichen in der Umgebung sein. Mit deutlich markierten und
dadurch erkennbaren Zugängen, und einem zentral gelegenen Haupteingangsbereich (in der
Schnittstelle der drei Trakte), welcher durch seine bauliche Gestaltung die verschiedenen Funktionen
erfüllt, die für Schüler, Lehrer, Eltern und Besucher wichtig sind: Empfang, Orientierung, Information,
Selbstdarstellung, Treffpunkt und Aufenthaltsbereich. Ein definiertes „Herzstück“, welches die Schule
auch für diejenigen erfahrbar macht, die nicht Mitglied der Schulgemeinschaft sind.
In der Nähe dieses Bereiches ist neben der schon bestehenden Mensa eine Cafeteria mit
Außenbereich zum Ost-Schulhof und barrierefreiem Zugang angedacht.
Der jetzige Gymnastikraum, an der nordwestlichen Ecke des Gebäudes gelegen, soll im Rahmen des
Gesamtumbaus ein Multifunktionsraum werden. Direkt an dem neu zu gestaltendem Zugang an der
Südstraße gelegen, soll er mit einem direkten Außenzugang versehen werden und auch für vielfältige
Quartiersaktivitäten nutzbar sein.
2.2.5
Geplante Maßnahmen in den Außenanlagen der Schule
Die Freiflächen der Schule haben eine hohe Bedeutung im Quartier, das durch ein starkes Defizit an
Grün- und Spielflächen geprägt ist. Ein wesentlicher Punkt dabei ist auch die Nutzbarkeit, da ein
erheblicher Anteil der Freiflächen im Quartier aus nicht nutzbaren Böschungen besteht (z.B. am
Walter-Hammer-Ufer).
Die Schulhofflächen sollen im Rahmen der Gesamtkonzeption in unterschiedlich gestalteten
Bereichen Bewegungs- und Aktivitätszonen sowie Ruhe- und Rückzugsräume bieten.
Die Außenanlagen der Schule können klar in vier Teilbereiche gegliedert werden,
die sehr verschiedenartige Qualitäten und Entwicklungspotentiale aufweisen:
1. Der gastliche Schulhof mit hoher Aufenthaltsqualität
2. Die attraktive Sportfläche
3. Das grüne Klassenzimmer
4. Der neue Eingangsbereich an der Südstraße
Im Folgenden sind die Planungen für die vier Teilbereiche erläutert:
1. Der gastliche Schulhof mit hoher Aufenthaltsqualität
Bestand:
• schadhafte Asphaltfläche mit kleinen Kugelbäumen
• zu wenig über überdachte Bereiche für Regenpausen
• Zu wenig Sitzgelegenheiten mit Beschattung auf dem vollständig südorientierten Schulhof
• Ballfangzäume an der Böschungsoberkante
• Ungeordneter Abfallentsorgungsbereich
- 89 -
Planung:
• neue Oberfläche des Schulhofes
• attraktive Sitzgelegenheiten mit Überdachungen und/oder Beschattung
• Stadtteilcafe mit Außenbereich betrieben von einer Schülerfirma „Service und Event AG“,
• ggf. Schulhoferweiterung in östliche Böschung, gut geeignet für schattige Sitzgelegenheiten
• eingefriedeter Entsorgungsbereich
• Blickbeziehung zur City wieder herstellen
• attraktiver Eingangsbereich für die Aula mit Außen-Aufenthaltsflächen für die Aula-Nutzer
•
Kunst im öffentlichen Raum und auf dem Schulhof
Der Skulpturenpark Johannisberg im Bereich der Stadthalle und der Straße Johannisberg
verfügt über mehrere hochwertige Skulpturen (z.B. Zufuhr (1996) von Tony Cragg).
Im Eingangsbereich des Schulhofes findet sich eine Pallas Athene-Skulptur von Arno Breker
aus den 50er Jahren, die mit einer kontroversen Geschichte verbunden ist. An der Ecke
Südstraße/ Johannisberg ist, versteckt in den Sträuchern, eine hochwertige 50er Jahre
Bronzeskulptur ‚Satz des Pythagoras‘ von Fritz Bernuth, einem ehemaligen Schüler des
Gymnasiums, zu sehen. Es ist angedacht diese Skulptur im Rahmen der Schulhofplanung auf
den Schulhof zu holen. Das Thema ‚Kunst im öffentlichen Raum‘ soll im Rahmen der
Schulhofplanung eine wichtige Rolle spielen.
Barrierefreiheit und Öffnung:
Der Schulhpf ist von der Straße Johannisberg barrierefrei zu erreichen.
Der Schulhof ist bereits heute außerhalb der Schulzeiten geöffnet. Die neugestalte Fläche wird täglich
geöffnet sein und nur in der Nacht verschlossen.
2. Die attraktive Sportfläche
Bestand:
• barrierefrei zugängliche Asphaltfläche
• Metallltore, Ballfangzäune
Planung:
• Bolzplatz mit Kunstrasen und vollständiger Umzäunung
Durch eine Grüngestaltung kann der Bolzplatz so gestaltet werden, dass er vom historischen
Treppenaufgang zur Stadthalle nicht sichtbar ist.
• Boulder-Wand an Turnhalle (niedriges Querklettern)
• Basketball - Fläche
• Tischtennis
• ggf. andere Sportgelegenheiten
Barrierefreiheit und Öffnung:
Die Fläche ist von der Straße Johannisberg barrierefrei zu erreichen.
Die Sportflächen verfügen nicht über ein abschließbares Tor und sollen vollständig geöffnet bleiben.
- 90 -
3. Das grüne Klassenzimmer
Bestand:
• Asphaltierte Schulhoffläche mit wenigen Sitzgelegenheiten
• Regensichere Schulhoffläche unter dem Gebäude
• ‚Rondell‘ mit gestuften Sitzgelegenheiten für Freiluft-Unterricht
Planung:
• neue Pflasterung und Sitzgelegenheiten
• kleine Maßnahmen (z.B. Bepflanzung, Kunstobjekte)
Barrierefreiheit und Öffnung:
Die Fläche ist bereits heute barrierefrei durch den Haupteingangsbereich des Schulgebäudes zu
erreichen.
Ein barrierefreier Zugang von der Südstraße ist aufgrund des Höhenunterschiedes von 7 Metern auch
im Rahmen der Gesamtmaßnahme nicht herstellbar.
Die Fläche ist nur zu den Öffnungszeiten der Schule zugänglich und wird ansonsten verschlossen.
4. Der neue Eingangsbereich an der Südstraße
Bestand:
• steile Zufahrt zu den Stellplätzen (sehr wenige), gleichzeitig Hauptzugang für die
Fußgänger/innen von der Schwebebahn
• enger Treppenaufgang zum Haupteingang
• zugewachsene Böschungen
Planung:
• attraktiver Eingangsbereich der Schule als kleiner Stadtplatz
• barrierefreier Zugang zum geplanten Multifunktionsraum für das Quartier
• Sichtbarmachen der hohen , historischen Mauer des Stadthallen-Gartens
Barrierefreiheit und Öffnung:
Die heutigen Stellplätze der Schule sind über eine Zufahrtsrampe erschlossen, die eine Steigung
deutlich über 6,5 v.H. aufweist. Die anderen Teile der Fläche sind nur mit Treppen zu erreichen.
Geplant ist ein kleiner Stadtplatz vor dem Eingang des neuen Multifunktionsraumes. Die neue
Stadtplatzfläche wird einen behindertengerechten Zugang zur Südstraße erhalten.
Der Zugang zum Haupteingang der Schule kann wegen des Höhenunterschiedes allerdings nur mit
Treppenstufen gestaltet werden.
Die Fläche ist bereits vollständig öffentlich zugänglich. Im Rahmen der Planung soll sie den Charakter
eines öffentlichen Stadtplatzes erhalten, der deutlich als Schuleingang ausgewiesen wird.
- 91 -
2.2.6
Teilmaßnahmen für die Städtebauförderung
Für folgende Teilmaßnahmen werden Städtebaufördermittel beantragt:
•
Energetische Optimierung
Hochwärmedämmende Fassade
geregelte Lüftungstechnik und Optimierung Heizungsverteilung
Einbau von tageslicht- und präsenzgesteuerten LED-Leuchten
•
Herstellung von barrierefreier Zugänglichkeit
baulicher Lückenschluss mit Behinderten-WCs
Aufzugsanlage
•
Anbindung ans Quartier
Südliche Zuwegung
Umgestaltung Aussenflächen
Einrichtung von öffentlichen Nutzungsbereichen
•
Kosten Auslagerung
Miete (3 Jahre) - ohne Betriebskosten
Umbauten (v.a. für Naturwissenschaften)
- 92 -
3. Programmsteuerung und Evaluation
Für die Programmsteuerung ist eine Projektgruppe vorgesehen, in der alle relevanten städtischen
Dienststellen vertreten sind. Ergänzend ist ein jährlicher Strategieworkshop geplant, zu dem auch
wichtige Akteure aus dem Stadtteil hinzugezogen werden.
Die Leitung der Projektgruppe liegt bei der Stadtentwicklung. Eine enge Kooperation mit dem Mirke
Forum und den Akteuren im Satzungsgebiet ist vorgesehen.
Für die Evaluation werden im Programmjahr 2016 20.000 € eingeplant, um mit Hilfe eines geeigneten
Büros einen unabhängigen Blick zu ermöglichen. Zentraler Bestandteil der Evaluation ist ein
Verstetigungskonzept.
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4.
Maßnahmen- und Finanzierungsplan
Im Rahmen der Stadterneuerung ist folgender Maßnahmen- und Finanzierungsplan vorgesehen.
Stadterneuerungsprogramm 2014
Zuwendungsfähige Gesamtausgaben
(100 v.H.)
Ertüchtigung des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums
1.BA
6.541.423 €
Zuwendungsfähige Gesamtausgaben Programmjahr 2014
6.541.423 €
20 v.H. von der Stadt
Stadterneuerungsprogramm 2015
Zuwendungsfähige Gesamtausgaben
(100 v.H.)
Ertüchtigung des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums
2.BA
2.522.175 €
Utopiastadt im Baudenkmal Bahnhof Mirke
3.500.000 €
20 v.H. von der Stadt
(Gesamtkosten: 17.000.000 €)
20 v.H. von Utopiastadt
(gGmbH) und von der Stadt
Hof- und Fassadenprogramm
80.000 €
20 v.H. von Gebäudeeigentümern
(Gesamtkosten: 160.000 €,
80.000 € von privaten Eigentümern)
Modernisierungsberatung für das Hof- und
Fassadenprogramm
30.000 €
Schrottimmobilien: Ankauf, Abriss und Neunutzung
für zwei Objekte
200.000 €
Forum:Mirke
40.000 €
20 v.H. von der Stadt
20 v.H. von der Stadt
20 v.H. von der Stadt
Zuwendungsfähige Gesamtausgaben Programmjahr 2015
6.372.175 €
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Stadterneuerungsprogramm 2016
Zuwendungsfähige Gesamtausgaben
(100 v.H.)
Neugestaltung Vorplatz Mirker Bahnhof
500.000 €
20 v.H. von der Stadt
Gebäuderückbau und öffentlich zugängliche Freifläche
(Markomannenstr.9)
121.000 €
Evaluation und Verstetigungskonzept
20.000 €
20 v.H. vom Gebäudeeigentümer
(Gesamtkosten: 242.000 €,
145.200 vom Gebäudeeigentümer)
20 v.H. von der Stadt
Zuwendungsfähige Gesamtausgaben Programmjahr 2016
641.000 €
Zuwendungsfähige Gesamtausgaben 2014 -2016
13.554.598 €