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Daten

Kommune
Wuppertal
Dateiname
171768.pdf
Größe
655 kB
Erstellt
23.02.15, 12:24
Aktualisiert
27.01.18, 13:02

Inhalt der Datei

Stadtumbau-West Städtebauliches Entwicklungskonzept Wuppertal Sanierungsgebiet Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für die Bereiche ‚Mirker Quartier‘ und ‚Südstraße‘ -2- 101.11 / Bieler-Giesen Stadtentwicklung Tel. 0202 / 563-6258 Dieter.Bieler-Giesen@stadt.wuppertal.de 0. Einleitung 5 1. Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für den Bereich Mirker Quartier 6 1.1. Analyse des Mirker Quartiers 9 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 Abgrenzung, Lage, städtebauliche Situation und Historie Bevölkerungs- und Sozialstruktur Gebäudebestand und Wohnungsangebot Infrastruktur 9 11 15 17 1.2. Maßnahmen im Rahmen des Stadtumbauprozesses 2006 - 2012 20 1.2.1 Beratungsangebote für private Grundstückseigentümer: Wuppertaler Quartierentwicklungsgesellschaft und Stadtteilenergieberatung (Baustein 1) Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen: Zwischennutzungsagentur für leer stehende Ladenlokale (Baustein 2) Hof- und Fassadenprogramm (Baustein 3) Attraktivierung des Wohnumfeldes (Baustein 4) Verbesserung des Stadtteilimages über Mitmachprojekte (Baustein 5) Neu- und Umnutzung incl. Rückbau von baulichen Anlagen (Baustein 6) 23 24 25 27 29 Aktuelle Immobilienentwicklungen und private Projekte im Mirker Quartier 30 1.3.1 1.3.2 1.3.3 1.3.4 1.3.5 1.3.6 DITIB-Moschee Gathe Baugruppe Malerstraße (100 Klimaschutzsiedlungen NRW) Diakoniekirche des Diakonischen Werkes Baudenkmal Bandweberei Goldzack Freibad Mirke (Projekt außerhalb des Satzungsbereiches) Mirker Hain (Projekt außerhalb des Satzungsbereiches) 30 31 32 33 34 37 1.4. SWOT-Analyse und Ziele für das Mirker Quartier 1.4.1 1.4.2 1.4.3 Erarbeitungsprozess Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) Entwicklungsziele für das Mirker Quartier 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.3. 20 38 39 41 -3- 1.5. 1.5.1. 1.5.1.1 1.5.1.1.1 1.5.1.1.2 1.5.1.1.3 1.5.1.1.4 1.5.1.1.5 1.5.1.1.6 1.5.1.1.7 1.5.1.2 1.5.1.3 1.5.1.4 1.5.1.5 1.5.2 1.5.2.1 1.5.2.2 Handlungsfelder des Integrierten Handlungsprogramms für das Mirker Quartier Handlungsfeld ‚Bereich Mirker Bahnhof‘ mit Schwerpunkt Lokale Ökonomie und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen Projekt ‚Initiative ergreifen: Utopiastadt im Baudenkmal Bahnhof Mirke Historische und städtebauliche Bedeutung des Gebäudes „Mirker Bahnhof“ Potential des Areals Utopiastadt – Labor und Kompetenzzentrum für Stadt-, Kultur- und Gesellschaftsentwicklung im historischen Gebäude des Bahnhofs Mirke Status Quo Gebäude, Firmierung und co Arbeitsfelder Neunutzung des historischen Bahnhofes Mirke Gemeinbedarfseinrichtung Fortsetzung und Vision nach der Instandsetzung Gewerbepark Mirker Bahnhof Arbeitsmarktpolitische und ESF Programme im Mirker Quartier, insbesondere an der Nordbahntrasse UtopiaStadtGarten, Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘ und Quartiersgärten Bahnhofsumfeld: Vorplatz Mirker Bahnhof 44 44 44 44 44 44 46 46 50 51 52 55 57 59 1.5.2.3 1.5.2.4 1.5.2.5 1.5.2.6 Handlungsfeld ‚Entwicklung des Wohnstandortes‘ Hof- und Fassadenprogramm Wohnungsbauförderung des Landes NRW mit Schwerpunkt Bestandsinvestitionen Modellprojekt für energetische Sanierung und energieautarke Stadt Rückbau oder Sanierung der Schrott- und Problemimmobilien Kooperation mit bestehenden privaten Initiativen Wohnen im Alter für Menschen mit Migrationshintergrund 60 61 63 65 66 1.5.3 Handlungsfeld ‚Integration und Migrantenselbstorganisation‘ 68 1.5.4 Handlungsfeld ‚Stadtteilimage mit den zwei Schwerpunkten Tanz, Bewegung, Musik und Theater sowie Bildende Kunst 76 Vernetzendes Handlungsfeld ‚Kommunikation im Quartier‘: FORUM:MIRKE 81 Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für den Erweiterungsbereich Südstraße 82 2.1. Erweiterungsbereich Südstraße 82 2.2. Ertüchtigung des Wilhelm–Dörpfeld-Gymnasiums 83 2.2.1 2.2.2 Schule im Quartier Teilnahme am Pilotprojekt ‚Schulen planen und bauen‘ der Montag-Stiftung Wahrnehmung und Erreichbarkeit der Schule Beschreibung der baulichen Maßnahmen an den Gebäuden Geplante Maßnahmen in den Außenanlagen der Schule Teilmaßnahmen für die Städtebauförderung 83 1.5.5 2. 2.2.3 2.2.4 2.2.5 2.2.6 60 60 85 86 87 88 91 -4- 3. Programmsteuerung und Evaluation 92 4. Maßnahmen- und Finanzierungsplan 93 Kurzfassung Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für den Bereich Mirker Quartier 95 -5- 0. Einleitung In den Jahren 2006 bis 2012 hat im Quartier Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg ein wirkungsvoller Stadtumbau- bzw. Sozial Stadt-Prozess stattgefunden. Dabei sind die städtebaulichen Maßnahmen intensiv mit dem Hof- und Fassadenprogramm, den Mitmachprojekten, den Aktivitäten der Zwischennutzungsagentur und den Beratungsangeboten der Wuppertaler Quartiersentwicklungsgesellschaft vernetzt worden. Auf diese Weise ist es gelungen, den Stadtumbauprozess bei den Bewohnerinnen und Bewohnern bekannt zu machen und die StadtteilAkteure für eine dauerhafte Kooperation zusammenzubringen. Der Stadtumbauprozess soll in den Jahren 2015 – 2018 mit Mitteln aus den Stadterneuerungsprogrammjahren 2014 – 2016 in zwei Teilräumen des Satzungsgebietes fortgesetzt werden: • Mirker Quartier (siehe Kapitel 2) • Erweiterungsbereich Südstraße (siehe Kapitel 3). -6- 1. Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für den Bereich Mirker Quartier Der Stadtumbauprozess hat sich im Quartier Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg deutlich auf zwei räumliche Schwerpunktee konzentriert: • Arrenberg: Gutenbergplatz/ Simonsstraße Mit dem neugestalteten Gutenbergplatz hat das Quartier einen multifunktionalen Mehrgenerationenplatz erhalten. Koordiniert über den neugegründeten Verein ‚Aufbruch am Arrenberg‘ sind vielfältige private Initiativen umgesetzt worden. Zwischen der Moritzstraße und der Schwebebahnstation Robert-Daum-Platz ist ein öffentlicher Fußweg komplett mit privaten Mitteln entstanden. Die bereits bewilligte Förderung musste nicht Inanspruch genommen werden. • Ölberg: Schusterplatz/Marienstraße Die Neugestaltung des Schusterplatzes war mit einem sehr breit angelegten Partizipationsprojekt verbunden, das weit über die eigentliche Freiraumplanungsaufgabe hinausging. Das ‚SchusterplatzCafé‘ bündelt interessierte Anwohner/innen, die sich dauerhaft für ein lebendiges Stadtteilleben auf dem Platz engagieren. Die Gründung der Ölberg-Genossenschaft ermöglicht eine zukunftsweisende Strategie bei der Sanierung von gründerzeitlichen Gebäuden. Östlich des Satzungsgebietes schließt das Quartier Ostersbaum an, dessen Projekt ‚Soziale Stadt‘ von 1998 bis 2012 das städtebauliche Gesicht und die sozialen Vernetzungen dauerhaft zum Positiven verändert hat. Das Mirker Quartier hat in dieser Zeit stets im ‚Windschatten‘ dieser drei Entwicklungsschwerpunkte gelegen. Mit den Schulhofgestaltungen an der Realschule Neue Friedrichstraße und der Grundschule Markomannenstraße sowie mit der Freifläche Froweinstraße/ Uellendahler Straße (Café ADA/Mare e.V.) sind drei wichtige Freiflächen mit hoher Qualität entstanden. Ein aktives Stadtteilleben und eine Vernetzung der Akteure konnte für den Bereich des Mirker Quartiers allerdings nur in Ansätzen erreicht werden. Hemmende Faktoren waren: Der private Eigentümer des Mirker Bahnhofes erwies sich trotz seines hohen Engagements und anfänglich guter Ansätze als überfordert und hinsichtlich einer öffentlichen Förderung nicht kooperationsfähig. Das Projekt ‚Nordbahntrasse‘ steckte noch in der Startphase. Das Projekt ‚Schulungs- und Bildungszentrum der Föderation Türkischer Elternvereine (Markomannenstraße 9)‘ musste vor den Anforderungen der EU-Förderbestimmungen, insbesondere der Vorfinanzierung kapitulieren. Aktuell sind die Entwicklungschancen für das Mirker Quartier besonders gut: • Die Nordbahntrasse ist fast fertig gestellt und entwickelt eine starke Eigendynamik. Hierbei kann der Mirker Bahnhof als Verknüpfungspunkt zwischen Trasse und Quartier eine besondere Rolle übernehmen. • Die neue Technologie ‚Elektro-Fahrräder‘ gibt dem alltäglichen Fahrradverkehr in der bergischen Metropole Wuppertal neue Perspektiven. • Mit der Initiative Utopiastadt, als Labor und Kompetenzzentrum für Stadt-, Kultur- und Gesellschaftsentwicklung hat sich ein starker Akteure im Baudenkmal Bahnhof Mirke verortet. -7- • Ein Gewerbepark ‚Mirker Bahnhof‘ auf der Eisenbahnbrache des ehemaligen Güterbahnhofes ist durch den Flächeneigentümer aurelis, begleitet vom Ressort Städtebau und Stadtentwicklung und von der Wirtschaftsförderung, auf den Weg gebracht worden. Ein besonderes Gewicht soll im Bereich der Kreativ- und Gesundheitswirtschaft und im Bereich nachhaltig wirtschaftender Unternehmen liegen. • Für die neue Moschee mit Gemeindezentrum ist von der DITIB-Moschee an der Gathe die konkrete Umsetzungsphase eingeleitet worden. • Das Schulungs- und Bildungszentrum ist vom Bildungsverein ‚Anadolu Wuppertal e.V.‘ ohne öffentliche Förderung umgesetzt worden. Neue Impulse durch neue Akteure Der Stadtumbau bzw. der Prozess Soziale Stadt wird in allen Wuppertaler Quartieren von den etablierten Akteuren getragen: Wohlfahrtsverbände, soziale Träger, Kirchen, lokale Projektentwickler und etablierte Bürger- und Einzelhändlervereine. Im Mirker Quartier dominieren die Akteure der Migrantenselbstorganisation und das Netzwerk ‚Utopiastadt‘, die völlig neue Impulse für eine Quartiersentwicklung einbringen können. Forum:Mirke in Utopiastadt Mit dem Forum:Mirke, das im November 2013, im März und September 2014 auf Einladung von Utopiastadt stattgefunden hat, ist es gelungen, die Akteure des Quartiers zusammen zu bringen und Visionen für einen aktiven Stadtteil zu formulieren. Die Ergebnisse der Foren sind in die Ziele und Maßnahmen dieses Integrierten Handlungskonzeptes eingeflossen. Das Mirker Quartier als modellhafte Gebietskulisse Hier stehen folgende Zukunftsthemen der Stadtentwicklung im Fokus: • Null Energie und Energieautarkie in der gründerzeitlichen Stadt • Suffizienz im alltäglichen Leben erproben, alternative Lebensmodelle • Mit- und Umgestaltung der städtischen Gesellschaft durch die Migrantenselbstorganisation • open spaces und coworking: Kultur- und Kreativwirtschaft im und für das Quartier entwickeln • OpenData, Open Source und OpenGovernment erproben • Mehr Mobilität mit dem Fahrrad • Aktive Raumunternehmer bei der Arbeit unterstützen und begleiten (Bergische Universität, Montag Stiftung) • Fablab, eine fabrication laboratory als offene High-Tech-Werkstatt für die Menschen des Quartiers, , ReparaturCafé: Dinge wertschätzen, selbst herstellen, reparieren und lange nutzen, besserer Ressourcenschutz durch langlebige, reparaturfähige Güter • Einbindung der Menschen, die durch Armut aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden, besonders mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen‚ Bedingungsloses Grundeinkommen‘ als Zukunftsstrategie aufbauen • Urban Gardening: Nahrungsmittel selbst produzieren, Gemeinschaft im Quartier stärken, Sensibilisierung für Themen der Nahrungsmittelherstellung und des Rohstoffverbrauches und der Verantwortung für das eigene Lebensumfeld • Diskussionsforum für Themen Stadtgesellschaft -8- Neben dem strategischen Konzept 2025 sind bei der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes für das Mirker Quartier folgende städtische Handlungskonzepte berücksichtigt worden: • • • • Handlungsprogramm Wohnen Konzept zur Zukunft des Wohnstandortes Wuppertal, Mai 2009 Handlungsprogramm Demografischer Wandel Strategien zum Umgang mit den demografischen Herausforderungen, Juni 2010 Handlungsprogramm Gewerbeflächen März 2011 Handlungsprogramm Brachflächen - in Bearbeitung - -9- 1.1. 1.1.1 Analyse des Mirker Quartiers Abgrenzung, Lage, städtebauliche Situation und Historie Das Mirker Quartier wird im Süden durch die Hochstraße, im Osten durch die Uellendahler Straße/Gathe und im Norden durch die A46 im Norden begrenzt (siehe Übersichtsplan). Die Abgrenzung ergibt sich aus dem bestehenden Satzungsbereich. Von den Akteuren im Mirker Quartier ist eine Ausweitung nach Norden (z.B. bis zum Freibad Mirke) angeregt worden (siehe Kap. 1.3.5). Die Elberfelder Nordstadt entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch eine Stadterweiterung von Elberfeld Richtung Norden. Es handelt sich um ein Arbeiterquartier, in dem v.a. Weber lebten, die für die Elberfelder Textilunternehmen von zu Hause aus arbeiteten. Neben diesen zahlreichen Kleinstbetrieben entstanden auch aufgrund der verkehrsgünstigen Lage am Mirker Bahnhof und der neuen „Rheinischen Bahnstrecke“ größere Fabriken (Gathe, Hochstraße, Wiesenstraße), welche als Zulieferbetriebe für die lokale Textilindustrie oder der Bahn dienten. Der Bereich zwischen Kreuzkirche und Hochstraße ist siedlungshistorisch besonders interessant. Das Elberfeld der Zeit vor 1800 reichte bis zum Karlsplatz. Aufgrund der vorindustriellen Textilproduktion konnte Elberfeld den Industrialisierungsimpuls aus Großbritannien sehr früh aufnehmen. Die Achse Friedrichstraße - Kreuzkirche (erbaut 1850) mit den Seitenstraßen Friedrichschulstraße und Albrechtstraße stellt in der Zeit der Frühindustrialisierung eine der frühsten gründerzeitlichen Stadterweiterungen Deutschlands dar. Verschieferte kleinere Fachwerkhäuser, kleinmaßstäbliche Gründerzeitbauten mit Holzfassaden, die mineralischen Putz imitieren und Bruchstein-Fassadenteile verweisen noch heute auf die frühe Entstehungszeit dieses Bereiches. Leider sind viele dieser alten Gebäude durch Neubauten der 50er und 60er Jahre ersetzt worden. Das Mirker Quartier ist charakterisiert durch eine hohe Bebauungsdichte und etwas breitere Straßen als im Bereich Marienstraße (Ölberg). Im Osten ist eine schachbrettartige Straßenführung kennzeichnend, während im Westen aufgrund der stärkeren topographischen Unterschiede von diesem Muster abgewichen wurde. Ein besonders starker topographischer Anstieg liegt auf der Straße Höchsten vor, welche - dem Namen entsprechend - von der Hochstraße ausgehend zur Markomannenstraße hin ansteigt und nördlich davon wieder abfällt. Nahe dieser Straße am höchsten Punkt findet sich die gründerzeitliche katholische Herz Jesu Kirche. Im nördlichen Teilbereich dominiert die Wohnfunktion mit sowohl gründerzeitlichen Wohnhäusern als auch Objekten aus den 1950er bis 70er Jahren. Die Nahversorgungsfunktion ist stark rückläufig und konzentriert sich auf die Hochstraße, Gathe und – noch eingeschränkt – auf die untere Friedrichstraße. In den Hinterhöfen aber z.T. auch unmittelbar an der Straße befindet sich vereinzelt Kleingewerbe, größere Gewerbebetriebe sind zwischen A46 und ehemaliger Bahnlinie im Norden ansässig. Mehr als im südlichen Teilbereich gibt es im nördlichen Teil begrünte Wege durch die Hinterhöfe und Spielplätze, größere Grünanlagen fehlen jedoch. Einzige größere Grünanlage ist der Friedhof im westlichen Teil, allerdings ohne nutzbare Freiflächen und mit einer eingeschränkten Zugänglichkeit ausschließlich von der Hochstraße. Im Südosten zwischen Karls- bzw. Hochstraße und Ludwigstraße überwiegt vier- bis fünfgeschossige Bausubstanz der 1960er bis 70er Jahre mit vereinzelten Altbauten einfachen Standards (z.B. Friedrichstraße). Zum Teil handelt es sich um sanierte Objekte, ein großer Teil der Gebäude befindet sich jedoch in einem unsanierten Zustand. Die Wohnqualität ist hier durchschnittlich bis niedrig. Am attraktivsten ist der Bereich um die Kreuzkirche aufgrund der Platzsituation, der Begrünung und der gründerzeitlichen, hochwertigen Bausubstanz. Allerdings weist dieser Bereich aktuell noch deutliche Mängel im Wohnumfeld auf (bspw. wirkt die notdürftige Ausbesserung des Kopfsteinpflasters durch Asphalt wenig ansprechend und sind Bürgersteige in schlechtem Zustand). Kleingewerbe und Einzelhandel prägen insbesondere die Karlstraße, Friedrichstraße und die zur Gathe hin orientierten Straßenabschnitte. Der rückläufige Einzelhandel auf der Friedrichstraße führt allerdings zu starkem Ladenleerstand. Der Karlsplatz südlich der Karlsstraße wird derzeit aufgrund - 10 - eines Bedeutungsverlustes der Friedrichstraße kaum genutzt. Eine Weiterentwicklung des Platzes sollte deshalb angedacht werden, jedoch wirkt die viel befahrene Karlstraße als eine Barriere, so dass der Platz nur schwer in den Stadtteil integriert werden kann. Der Nordosten im Bereich Froweinstraße, nördliche Neue Friedrichstraße, Mirkerstraße, östliche Helmholzstraße und nördliche Neue Nordstraße bildet den hochwertigsten Bereich der nördlichen Elberfelder Nordstadt. Hierbei handelt es sich um ein ruhiges, gründerzeitliches Wohngebiet mit größtenteils hochwertiger und sanierter Bausubstanz, welches auch für Haushalte mit mittleren und höheren Einkommen als Wohnstandort in Frage kommt. Aufgrund der Nähe zum ehemals bedeutenden Mirker Bahnhof wurden hier die anspruchsvollsten Wohnhäuser – i.d.R. fünfgeschossig - mit einer reich verzierten Fassade errichtet, welche auch heute noch gut erhalten sind. Der westliche Bereich entlang der Achsen Höchsten und Wiesenstraße ist durch eine Mischung aus einfacher gründerzeitlicher Bebauung, 1950er/60er Jahre-Blockrandbebauung und größeren Wohnblöcken späterer Jahre gekennzeichnet. Es überwiegt eine einfache Wohnqualität und ein wenig attraktives Wohnumfeld ohne Straßenbegrünung. Allerdings gibt es mehrere größere Spielplätze, z.T. in Hinterhoflage, sowie kleinere grüne Wege, welche sich quer durch das Wohngebiet ziehen und Spielplätze erschließen. Die Hochstraße teilt die Elberfelder Nordstadt in einen südlichen und einen nördlichen Bereich und stellt sowohl eine physische als auch mentale Barriere dar. Sie unterscheidet sich von den übrigen Straßen der Elberfelder Nordstadt durch ein hohes Verkehrsaufkommen und eine stark durch Einzelhandel und einfache Gastronomie geprägte Nutzung. Allerdings erfüllt die Hochstraße allein den Zweck der Nahversorgung und lädt aufgrund des Verkehrs und nicht vorhandener Aufenthaltsflächen nicht zum Verweilen oder zu einem gemütlichen Einkaufsbummel ein. In den oberen Etagen der Gebäude befinden sich Wohnungen. In Bezug auf die Baujahre handelt es sich um eine bunte Mischung der Gebäude: Das Baualter reicht von der Gründerzeit über 1950er und 60er Jahre bis in die 70er/80er Jahre hinein. Aufwertungspotentiale im Quartier Im Städtebaulichen Entwicklungskonzept Wuppertal (empirica, Bonn, September 2007) findet sich folgende gutachterliche Einschätzung zur Elberfelder Nordstadt mit Aussagen zum Bereich Ölberg (Marienstraße, Schusterplatz) und zum Mirker Quartier (Neue Friedrichstraße, Froweinstraße, Mirkerstraße): „Wichtig in diesem Zusammenhang und ein deutlicher Unterschied zu den anderen untersuchten Stadtteilen ist der hohe Organisationsgrad und das Engagement der Bewohner für ihren Stadtteil. Dieser Kommunikationsprozess hat in den letzten Jahren einen wesentlichen Schub bekommen, so dass gemeinsame Projekte wie Stadtteilfeste, Märkte oder Ausstellungen in leer stehenden Ladenlokalen etc. durchgeführt werden konnten. In diesen bereits bestehenden Netzwerken liegen wesentliche Ansatzpunkte und Potenziale für zukünftige Maßnahmen im Quartier. Sie sollten deshalb weiterhin gestärkt werden. In der Elberfelder Nordstadt konnten zwei höherwertige Wohnquartiere identifiziert werden: Dies ist zum einen der Bereich westliche Marienstraße, Schusterplatz und die daran angrenzenden Wohnlagen. Zum anderen ist dies der Bereich nördliche Neue Friedrichstraße, nördliche Neue Nordstraße, Froweinstraße, östliche Helmholzstraße und Mirkerstraße. Beide Bereiche sind durch sanierte, hochwertige gründerzeitliche Bausubstanz gekennzeichnet und können als Ausgangspunkt für weitere Maßnahmen und Aufwertungsprozesse in den umliegenden Straßenzügen dienen, da sie positiv ins Umfeld hineinwirken und bereits heute kaufkräftigere Haushalte anziehen. In diesen Bereichen ist auch die Wahrscheinlichkeit am größten, dass Eigentümer in ihren Gebäudebestand investieren. Deshalb sollten sich zukünftige Maßnahmen schwerpunktmäßig auf die Stärkung dieser und der umliegenden Bereiche konzentrieren. Dazu zählen sowohl Beratungsmaßnahmen und die - 11 - Zusammenführung von Eigentümern als auch eine Aufwertung des Wohnumfeldes, welches auch in diesem Bereich nicht immer zufrieden stellend ist (z.B. unattraktive Grünanlagen oder Kinderspielplätze). Nicht nur in diesen Bereichen sondern insgesamt in der Elberfelder Nordstadt gibt es zu wenig Grünflächen und Spielmöglichkeiten für Kinder. Sofern vorhanden leiden sie häufig unter sehr starker Abnutzung und Verschmutzung aufgrund der hohen Beanspruchung durch viele Nutzer. Deshalb muss eine Handlungspriorität auch auf der Aufwertung vorhandener und Schaffung neuer Aufenthalts- und Spielmöglichkeiten im Freien liegen. Dies ist insbesondere wichtig, um Familien im Stadtteil zu halten, die derzeit noch eine negative Wanderungsbilanz aufweisen. Die rückläufige Einwohnerzahl der Elberfelder Nordstadt bietet in diesem Zusammenhang auch Potenziale, über eine Senkung der Einwohnerdichte und damit ggf. Bebauungsdichte eine höhere Lebensqualität für Familien mit Kindern zu erreichen.“ Diese Einschätzung hat auch aktuell noch Gültigkeit. 1.1.2 Bevölkerungs- und Sozialstruktur Im Mirker Quartier leben rund 8.100 Einwohner (2,3 v.H. der Gesamtstadt). Die Einwohnerdichte ist eine der höchsten in Wuppertal. Der Wert ‚127 Einwohner/ha‘ ist durch den großen evangelischen Friedhof und die Gewerbeflächen am Mirker Bahnhof verzerrt. Der Wert ist sicherlich genauso hoch wie in der Elberfelder- Nordstadt insgesamt (141 Einwohner/ ha). Hinweis zu den nachfolgenden Tabellen: Das Mirker Quartier ist eine Teilmenge des statistischen Quartiers 01 ‚Elberfelder Nordstadt‘. Tab 1: Einwohnerdichte im Mirker Quartier im Vergleich Quartier Mirke EW insgesamt 31.12.2012 Nordstadt 8109 16.650 Wuppertal 348.014 Fläche in ha 63,75 118,13 16838,79 Einwohnerdichte 127,2 140,9 20,7 Tab 2: Einwohner am 31.12.2012 Mirker Quartier, Nordstadt und Wuppertal Jugend- und Altenanteil im vergleich Mirke Mirke Nordstadt Wuppertal EW 0 bu 15 1.254 2.329 45.401 EW 65 u älter 1.010 2.344 74.004 EW gesamt 8.109 16.648 348.014 Jugendanteil 15,5 16,7 13,0 Altenanteil 12,5 14,1 21,3 Das Mirker Quartier ist jung. 15,5 v.H der Bevölkerung sind jünger als 15 Jahre (13 v.H. Gesamtstadt). Nur 12,5 v.H. der Bevölkerung sind älter als 65 Jahre (21,3 v.H. Gesamtstadt). 75 v.H. der Menschen unter 15 Jahre haben einen Migrationshintergrund (55 v.H. Gesamtstadt). Dies zeigt die Bedeutung gezielter Maßnahmen für Migrantenkinder besonders im Bereich der Sprachförderung. - 12 - Tab 3: Anzahl Einwohner mit Migrationshintergrund und Altersgruppen im Mirker Quartier, in der Elberfelder Nordstadt und in der Gesamtstadt (31.12.2012) Migrationstyp gruppiert Mirke Mirke Altersgruppe 0 bis unter 3 Jahre 3 bis unter 6 Jahre 6 bis unter 10 Jahre 10 bis unter 15 Jahre 15 bis unter 18 Jahre 18 bis unter 25 Jahre 25 bis unter 45 Jahre 45 bis unter 60 Jahre 60 bis unter 65 Jahre 65 bis unter 75 75 Jahre und älter Summe Migrationstyp gruppiert Quartier Nord stadt Personkreis ohne Migrationshin tergrund 63 56 63 Personkreis mit Migrationshint Gesamt ergrund Anteil ohne Migrationshint ergrund Anteil mit Migrations hintergrun d 194 197 256 257 253 319 24,5 22,1 19,7 75,5 77,9 80,3 107 318 425 25,2 74,8 68 184 252 27,0 73,0 467 475 942 49,6 50,4 1.317 1.451 2.768 47,6 52,4 848 676 1.524 55,6 44,4 182 177 359 318 301 3.790 293 98 4.319 611 399 8.109 50,7 52,0 75,4 46,7 49,3 48,0 24,6 53,3 Personkreis mit Migrationshint Gesamt ergrund Anteil ohne Migrationshint ergrund Anteil mit Migrations hintergrun d 324 344 467 473 30,6 27,3 69,4 72,7 450 595 24,4 75,6 533 794 32,9 67,1 301 454 33,7 66,3 761 1.743 56,3 43,7 2.655 5.667 53,1 46,9 1.261 3.342 62,3 37,7 316 769 519 206 7.670 1.247 1.097 16.648 58,9 58,4 81,2 53,9 41,1 41,6 18,8 46,1 Personkreis ohne Migrationshin tergrund Altersgruppe 0 bis unter 3 Jahre 143 3 bis unter 6 Jahre 129 6 bis unter 10 145 Jahre 10 bis unter 15 261 Jahre 15 bis unter 18 153 Jahre 18 bis unter 25 982 Jahre 25 bis unter 45 3.012 Jahre 45 bis unter 60 2.081 Jahre 60 bis unter 65 453 Jahre 65 bis unter 75 728 75 Jahre und älter 891 Summe 8.978 - 13 - Migrationstyp gruppiert Personkreis ohne Migrationshin Altersgruppe tergrund 0 bis unter 3 Jahre 3.674 3 bis unter 6 Jahre 3.869 6 bis unter 10 5.548 Jahre 10 bis unter 15 8.415 Wuppertal Jahre 15 bis unter 18 5.772 Jahre 18 bis unter 25 19.181 Jahre 25 bis unter 45 52.151 Jahre 45 bis unter 60 60.530 Jahre 60 bis unter 65 15.756 Jahre 65 bis unter 75 32.114 Jahre 75 Jahre und älter 32.705 Gesamt 239.715 Personkreis mit Migrationshint Gesamt ergrund Anteil ohne Migrationshint ergrund 4.960 4.847 8.634 8.716 42,6 44,4 Anteil mit Migrations hintergrun d 57,4 55,6 6.476 12.024 46,1 53,9 7.612 16.027 52,5 47,5 4.456 10.228 56,4 43,6 10.763 29.944 64,1 35,9 35.144 87.295 59,7 40,3 19.938 80.468 75,2 24,8 4.918 20.674 76,2 23,8 6.084 38.198 3.101 108.299 35.806 348.014 84,1 91,3 68,9 15,9 8,7 31,1 Die Analyse der Altersgruppen bei den Menschen mit Migrationshintergrund ist besonders interessant in den beiden ältesten Altersgruppen: in v.H. alle Altersgr. 65 - 75 Jahre 75 Jahre u. älter Mirker Quartier Nordstadt Wuppertal 53 46 31 48 41 16 25 19 9 Die Zahlen machen deutlich, dass die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund über 75 Jahre noch relativ niedrig ist, während der Anteil der Menschen zwischen 65 - 75 Jahren sich dem Gesamtdurchschnitt annähert. Aufgrund der Einwanderung junger Erwachsener in den 60er und 70er Jahren sind die Migranten strukturell jung. Alte Menschen über 75 Jahre und deren Lebens- und Pflegebedürfnisse sind dieser Bevölkerungsgruppe bisher kaum vertraut. - 14 - Im Mirker Quartier beziehen 28,1 v.H. der Einwohner Leistungen nach dem SGBII. Dies ist im Vergleich zur Gesamtstadt sehr viel (17,2 v.H.) und deutlich höher als im Gesamtquartier Elberfelder Nordstadt (24,7 v.H.). Die Zahl der Arbeitslosen im Mirker Quartier spiegelt das gleiche Ergebnis wieder (13,3 v.H., im Vergleich: Elberfelder Nordstadt 12,1 v.H. , Gesamtstadt: 9,2 v.H.). Korrelierend damit ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Personen niedrig (Mirker Quartier: 41,4 v.H., Elberfelder Nordstadt 43,5 v.H., Gesamtstadt: 49,4 v.H.). Aus den Zahlen wird deutlich, dass das Mirker Quartier eines der sozial benachteiligsten Räume der Stadt ist. Tab 4: Soziales: Empfänger von Leistungen nach dem SGB II Personen insgesamt 4.Quartal 2012 Mirke Mirke Nordstadt Wuppertal Personen insgesamt 1.984 3.516 46.774 EW 0 bis 65 mit Hauptwohnung 7068 14.233 271915 Anteil 28,1 24,7 17,2 Tab 5: Arbeitslose insgesamt 4.Quartal 2012 Mirke Mirke Nordstadt Wuppertal Arbeitslose insgesamt 774 1.439 20.860 EW 15 bis 65 mit Hauptwohnung 5.815 11.907 226.597 Anteil 13,3 12,1 9,2 Tab 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort 4.Quartal 2012 Mirke Beschäftigte insgesamt EW 15 bis 65 mit Hauptwohnung Mirke Nordstadt Wuppertal 2.406 5.184 111.859 5.815 11.907 226.597 Anteil 41,4 43,5 49,4 - 15 - 1.1.3 Gebäudebestand und Wohnungsangebot Im Mirker Quartier finden sich fast ausschließlich drei bis fünf geschossigen Mehrfamilienhäuser mit ca. 4.800 Wohnungen in ca. 760 Gebäuden (Gesamtzahl der Wohnungen einschließlich Ein/Zweifamilienhäuser: ca. 4.900 Wohnungen). Rund 440 Gebäude und 2.900 Wohnungen (60 v.H.) sind in der Gründerzeit vor 1918 gebaut worden. Daraus ergibt sich ein sehr großer Bestand an Baudenkmälern, der ca. die Hälfte des gesamten Baubestandes umfasst. An vielen Stellen stehen ganze Straßenzüge unter Denkmalschutz. Neubauten sind kaum zu verzeichnen (80er Jahre: 40 Gebäude, ab 1990: 10 Gebäude). Besonders hervorzuheben sind die öffentlich geförderten Mietswohnungen an der Wiesenstraße, die in Verbindung mit der neuen Sporthalle im Jahr 2000 errichtet worden sind. Tab 7: Anzahl Gebäude, Anzahl der Wohnungen, Wohnfläche qm nach Mirke, Gebäudeart wobei (Gebäudeart = Ein- und Zweifamilienhaus oder Mehrfamilienhaus) 31.12.2012 Gebäudeart Baualter (9 Gruppen) bis 1918 1919 bis 1948 1949 bis 1959 1960 bis 1969 1970 bis 1979 Mirke 1980 bis 1989 1990 bis 1999 ab 2000 unbekannt Summe bis 1918 1919 bis 1948 1949 bis 1959 1960 bis 1969 1970 bis 1979 Nordstadt 1980 bis 1989 1990 bis 1999 ab 2000 unbekannt Summe bis 1918 1919 bis 1948 1949 bis 1959 1960 bis 1969 1970 bis 1979 Gesamt 1980 bis 1989 1990 bis 1999 ab 2000 unbekannt Gesamt Mirke Ein- und Zweifamilienhaus Anzahl Anzahl der Gebäude Wohnungen 41 58 5 6 18 24 5 8 3 4 2 3 2 3 76 106 99 145 13 16 24 33 15 24 5 7 2 3 2 3 3 5 163 236 4.319 6.327 4.499 6.357 3.448 4.701 5.139 6.850 4.451 5.485 3.542 4.627 1.951 2.237 2.577 2.767 860 977 30.786 40.328 Mehrfamilienhaus Gesamt Anzahl Gebäude 439 29 60 83 20 40 5 5 681 937 66 174 156 38 62 23 10 1.466 7.144 2.735 4.180 4.712 1.990 832 796 363 188 22.940 Anzahl Gebäude 480 34 78 88 23 40 5 7 2 757 1.036 79 198 171 43 64 23 12 3 1.629 11.463 7.234 7.628 9.851 6.441 4.374 2.747 2.940 1.048 53.726 Anzahl der Wohnungen 2.864 187 413 561 224 455 38 56 4.798 6.116 462 1.424 1.078 408 672 174 121 10.455 42.167 14.325 29.682 34.562 20.890 7.293 7.279 2.991 1.331 160.520 Anzahl der Wohnungen 2.922 193 437 569 228 455 38 59 3 4.904 6.261 478 1.457 1.102 415 675 174 124 5 10.691 48.494 20.682 34.383 41.412 26.375 11.920 9.516 5.758 2.308 200.848 - 16 - Die Gebäude befinden sich überwiegend im Einzelbesitz. Bestände von Wohnungsbaugesellschaften sind eher untergeordnet und im Wohnungsbestand nach 1945 verortet (z.B. Wohnungen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG an der Straße Höchsten aus den 80er Jahren). Der energetische Zustand der Gebäude ist sehr unterschiedlich, aber grundsätzlich aufgrund des Alters schlecht. Bei den verzierten Fassaden ist eine Außendämmung an der Frontseite nicht möglich, so dass das Thema Innendämmung von hoher Bedeutung ist. Der bauliche Zustand der Gebäude ist sehr verschieden. Es überwiegen Gebäude mit einem mittleren bis schlechten Zustand. Ein Teil der Fassaden weist deutliche Mängel auf. Hochwertig sanierte Gebäude sind kaum anzutreffen. In der aktuellen Auflistung der Schrott- und Problemimmobilien der Stadt Wuppertal, die auf einer Erfassung aus 2013 beruht und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sind folgende Objekte zu verzeichnen: • • • • • • • Neue Friedrichstraße 6 Neue Friedrichstraße 8, 8a Bandstraße 33 Baumeisterstraße 4 Juliusstraße 13 Ludwigstraße 106 Markomannenstraße 9 Das Wohnungsangebot ist aufgrund der Gründerzeitbauten geprägt durch relativ kleine Wohnungen, die aber häufig zu größeren Wohnungen zusammengelegt werden. Der Mietspiegel 2012 benennt folgendes Preisniveau: bis 40 m²: 5,30 €/m², 40 – 90 m²: 4,80 €/m², über 90 m²: 4,60 €/m²). - 17 - 1.1.4 Infrastruktur Spielplätze Der Spielflächenbedarfsplan 2012 weist für den Stadtbezirk Elberfeld ein Spielflächendefizit in Höhe von 56 v.H. auf. Konkret bedeutet dies, dass im Mirker Quartier zur Bedarfsdeckung eigentlich mehr als das Doppelte der heute bestehenden Spielflächen hinzu kommen müsste, um den rechnerischen Bedarf zu erfüllen. Die Schaffung neuer Spielflächen ist aufgrund der Siedlungsstruktur (keine verfügbaren Flächen mit ausreichender Größe) und aus finanziellen Gründen (fehlende Haushaltsmittel der Stadt) nicht möglich. Deshalb ist es wichtig, die vorhandenen Spielflächen trotz des sehr hohen Nutzungsdrucks in einem guten Zustand zu halten. Im Quartier finden sich sechs Spielplätze: • Spielplatz Gathe (Alte Feuerwache): ca. 1.400 m², Benotung: sehr gut Der Spielplatz befindet sich als Vorplatz vor dem Begegnungszentrum Alte Feuerwache (siehe Kap. 5.4) und ist eng mit der Einrichtung verbunden. • Spielplatz Helmholtzstraße/Carnapsplatz: ca. 3.500 m² Im Spielflächenbedarfsplan 2012 ist der Spielplatz aufgrund erheblicher Mängel mit der Note ausreichend bewertet worden. In den letzten zwei Jahren hat die Stadt in mehreren Bauabschnitten erheblich investiert. Mit Rodungen in den Randbereichen ist die Einsehbarkeit und soziale Kontrolle verbessert worden. Zwei größere neue Spielgeräte stellen eine neue Attraktion dar. Der alte Bolzplatz ist durch eine neue, rundum eingezäunte Ballspielfläche ersetzt worden, die sehr gut angenommen wird. Im Winter 2013/2014 ist die bisher nicht nutzbare Böschung nach Norden zur Mirkerstraße (Richtung Nordbahntrasse) terrassiert und mit Spielgeräten und Sitzgelegenheiten gestaltet worden. Im neuen Zustand ist eine Benotung von gut bis sehr gut anzusetzen. • Spielplatz Bandstraße: ca. 2.550 m², Benotung: gut • Spielplatz Höchsten/Friedrichsplatz: ca. 4.150 m², Benotung: gut • Spielplatz Heinrichstraße/Gerberstr: . ca. 550 m², Benotung: befriedigend • Spielplatz Neue Nordstraße: ca. 900 m², Benotung: ausreichend Für diesen Spielplatz stehen private Mittel in Höhe von 3.500 € bereit, mit denen eine kleine Verbesserung bewirkt werden kann. Neben den Spielflächen gibt es keine Grünflächen im Mirker Quartier. Kindergärten Im Mirker Quartier und unmittelbar angrenzend befinden sich mehrere Kindergärten mit unterschiedlichen Profilen. Die Versorgungslage mit Kindergartenplätzen im Elberfelder Norden ist gut. Im Quartier gibt es eine Initiative für eine Kulturkindergarten, der im Umfeld von Utopiastadt entstehen soll. Dieser Ansatz eröffnet einen neuen inhaltlichen Ansatz, der verschiedene Kulturen und kulturelle Einrichtungen einbinden könnte. Grundschulen Die Grundschule Markomannenstraße mit einem denkmalgeschützten historischen Gebäude befindet sich mitten im Quartier. Die Grundschule ‚Am Mirker Bach‘ liegt unmittelbar an der östlichen Quartiersgrenze im benachbarten Quartier Ostersbaum. Der Schulhof der Grundschule Markomannenstraße ist 2013 als Stadtumbau-Maßnahme zu einer attraktiven Spielfläche für das Quartier umgebaut worden (siehe Kap. 2.2.3) - 18 - Weiterführende Schulen Im Mirker Quartier befinden sich die Hermann- von-Helmholtz-Realschule und die Realschule Neue Friedrich Straße. Die Hermann-von-Helmholtz-Realschule wurde 1971 als Realschule Helmholtzstraße gegründet. Das markante gründerzeitliche Baudenkmal liegt zusammen mit dem vorgelagerten Carnapsplatz in unmittelbarer Nähe zum Mirker Bahnhof. Auf der Homepage der Schule heißt es: „Schon viele Jahre werden hier auch Kinder, die gerade aus anderen Ländern zugezogen sind und noch kaum Deutsch sprechen, in einer Lerngruppe auf den Unterricht in regulären Schulklassen vorbereitet. Seit 2002 werden auch Schülerinnen und Schüler mit speziellem sonderpädagogischem Förderbedarf in integrativen Lerngruppen (ILG) unterrichtet. Vor allem die Kinder der Migranten weisen zum Teil einen hohen Förderbedarf im Bereich der Sprache auf. Die Schule besuchen mehr als 500 Schülerinnen und Schüler, die von etwa 35 Lehrkräften unterrichtet werden. Zwar gilt die Schule nicht als sozialer Brennpunkt. Die Schulkonferenz hat jedoch vor einigen Jahren erhöhten Beratungsbedarf festgestellt, der sowohl durch präventive Maßnahmen als auch durch anlassbezogene Beratung erfüllt wird (Elterngesprächskreise in verschiedenen Jahrgangsstufen, Arbeit mit Gruppen, ein umfangreiches Programm zur Berufsorientierung und Lebensplanung, Angebote im Rahmen der Schullaufbahnberatung, Einzelfallhilfe bei Lern- und Entwicklungsproblemen, …).“ Die Schule hat ein besonderes System des projektorientierten Unterrichts eingeführt, durch das Kooperationen mit den Utopiastadt-Projekten (z.B. Reparatur von elektronischen und anderen Gebrauchsgegenständen, Urban Gardening) begünstigt werden. Der Schulhof der Realschule Neue Friedrich Straße ist 2011 als Stadtumbau-Projekt in eine attraktive Spielfläche für das Quartier umgebaut worden. Weitere Angebote sind die Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule (Quartier Ostersbaum) und das St. Anna Gymnasium. Beide Schulen sind mit einem Fußweg unter 1 km zu erreichen. Religion Evangelisch: Mit der Friedhofskirche der Evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld-Nord an der Hochstraße (Ecke Alemannenstraße) befindet sich ein sehr attraktives Kirchengebäude im Mirker Quartier. Die Kirche liegt geographisch erhöht und gilt als Wahrzeichen der Elberfelder Nordstadt. Sie ist ein Schwerpunkt der Wuppertaler Kirchenmusik. Katholisch: Die Herz Jesu-Kirche an der Ludwigstraße liegt mitten im Quartier. Islamisch: Die DITIP Moschee an der Gathe bietet ein Angebot besonders für türkischstämmige Menschen. Ein Moschee-Neubau ist geplant (siehe 3.1). Im Umfeld des Mirker Quartiers finden sich zahlreiche Gemeindehäuser anderer Glaubensrichtungen und Konfessionen. Sport An der Straße Gathe ist im Jahr 2000 eine große Sporthalle gebaut worden. Die Hermann- vonHelmholtz-Realschule verfügt über eine Turnhalle, die aktuell modernisiert worden ist. Natürlich ist auch die Nordbahntrasse als entmotorisierte Infrastruktur ein Anziehungspunkt für Skater, Fahrradfahrer und Inlineskater. Ein Projekt der Leitlinien 2025 ist die Sportifikation von öffentlichen Räumen. Mit dem 2014 das erste Mal von Utopiastadt ausgerichteten Mobilitätstag wurden hier die Akteure von Sport und Mobilität zusammengebracht und haben neue Entwicklungen sowie Projekte der Vernetzung und Selbsthilfe präsentiert. Anfang April 2014 startete von Utopiastadt mit dem HTV (Herren Turn Verein) der erste Ultramarathon (100 km) in einer einzigen Runde über die Trassen von Wuppertal über Hattingen und Essen nach Wuppertal zurück, der WHEW100. 25er Staffel, 10 km und 5 km Lauf boten auch im Quartier selbst eine sportliche Attraktion. - 19 - ÖPNV und Verkehrsanbindung, Lärmbelastungen Die City Elberfeld ist zu Fuß und mit dem öffentlichen Nahverkehr sehr gut zu erreichen. Die Autobahnauffahrt Elberfeld ist in ca. 1 km Entfernung zu erreichen, so dass eine ausgezeichnete Anbindung an das Fernstraßennetz gegeben ist. Auf der Hochstraße (südliche Begrenzung des Mirker Quartiers) und auf der Gathe/ Uellendahler Straße (östliche Begrenzung) verkehren zahlreiche Buslinien. Der Wuppertaler Hauptbahnhof (ICEHalt) ist in wenigen Minuten zu Fuß (15 Minuten) oder mit dem ÖPNV zu erreichen. Die Nordbahntrasse verbindet das Quartier nicht auf ebener Strecke, sondern schafft auch eine Anbindung über weitere Trasse bis nach Velbert, Hattingen, Bochum und Essen. Der Fußweg zum Hauptbahnhof beträgt 750 Meter und führt sehr attraktiv durch die Fußgängerzone der City Elberfeld. Einzelhandel und Dienstleistung Das Mirker Quartier grenzt direkt an die City Elberfeld an und ist daher fußläufig mit allen Einzelhandels- und Dienstleistungsangeboten versorgt. Als Cityausläufer finden sich an der Hochstraße und an der Straße Gathe ebenfalls Geschäfte und Dienstleister. Dort ist das Angebot vielfach spezialisiert auf die Nachfrage von Migranten/innen. Auf der Friedrichstraße gibt es südlich der Kreuzkirche noch einzelne Ladengeschäfte (z.B. Elektrogeschäft, Internetcafé, Eisdiele, Textilpflege, Telekommunikationsgeschäft), welche die ursprüngliche Bedeutung der Friedrichstraße als belebte Einkaufsstraße und Hauptverbindung zwischen dem Mirker und Elberfelder Bahnhof erahnen lassen. Energieversorgung Die dominierende Energieversorgung ist Erdgas, das in allen Straßen zur Verfügung steht. Das Mirker Quartier ist nicht an das Fernwärmenetz der Talachse angeschlossen. Der nächste Anknüpfungspunkt besteht im Verwaltungshaus Elberfeld 200 Meter südlich des Quartiers. Erste Ideen und Machbarkeitsüberlegungen zu Wärmenutzungen der drei Großbäckereien im Quartier werden derzeit von Utopiastadt geprüft. Weitere Projekte im Solarbereich sollen in Workshops mit der Denkmalpflege und Herstellern erarbeitet werden. - 20 - 1.2. Maßnahmen im Rahmen des Stadtumbauprozesses 2006 - 2012 Der Stadtumbau in Wuppertal basiert entsprechend des Grundförderantrages von 2005 auf folgenden sechs Bausteinen: Baustein 1: Baustein 2: Baustein 3: Baustein 4: Baustein 5: Baustein 6: 1.2.1 Beratungsangebote für private Grundstückseigentümer Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen Hof- und Fassadenprogramm Attraktivierung des Wohnumfelds Verbesserung des Stadtteilimages über Mitmachprojekte Neu- und Umnutzung incl. Rückbau von baulichen Anlagen Beratungsangebote für private Grundstückseigentümer: Wuppertaler Quartierentwicklungsgesellschaft und Stadtteilenergieberatung (Baustein 1) Die Wuppertaler Quartiersentwicklungsgesellschaft (WQG) ist in 2006 gestartet und hat bis 2011 in den Stadtumbauquartieren Elberfelder-Nordstadt/ Arrenberg, Unterbarmen und Oberbarmen Wichlinghausen gearbeitet. Die Gesamtausgaben beliefen sich auf ca. 450.000 €. Die Gesellschafter sind die Stadtsparkasse Wuppertal, die Wuppertaler Stadtwerke, die städtische Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG), die Barmer Wohnungsbau AG und der Wuppertaler Bau- und Sparverein eG. Die Arbeit der WQG hat auf der Grundlage folgender Projektziele stattgefunden: 1. Projektziel: Stabilisierung des Wohnungsbestandes durch Qualifizierung und Förderung von Investitionen Die WQG berät und qualifiziert Hauseigentümer und zeigt Möglichkeiten von geförderten Investitionen auf. Erhalt und Modernisierung der Gebäude in den Quartieren soll auf Dauer die Wohnungen besser vermietbar und konkurrenzfähiger zu machen. Leerständen und der damit verbundenen Abwertung des Quartiers soll entgegengewirkt werden. Die WQG wird als Grundlage ihrer Arbeit eine Datenbank der Wohngebäude in den Stadtumbau West Quartieren aufbauen und kontinuierlich pflegen. Besonders für Gebäude mit hohem Sanierungsbedarf soll eine hohe Genauigkeit und Aktualität erreicht werden. Die Hauseigentümer werden bei allen Fragen zur Erhaltung der Immobilien durch intelligente Sanierungs-, Modernisierungs- und Instandhaltungskonzepte unterstützt. Die WQG bietet bedarfsorientierte Informationsveranstaltungen an, die dann durch Einzel- und Gruppenberatungen vertieft werden. Die Anzahl der Veranstaltungen und der Beratungsgespräche wird jeweils in den quartalsbezogenen Arbeitsvereinbarungen verankert. Die WQG führt dabei eine qualifizierte Erstberatung über mögliche Förderprogramme durch (z.B. Hof- und Fassadenprogramm). Durch gemeinsame Sanierungs-, Modernisierungsmaßnahmen mehrerer Hauseigentümer und durch Kooperationen bei den Instandsetzungsmaßnahmen sollen Sparpotenziale genutzt werden. Die Stadt Wuppertal sieht in den Hauskäufern/-eigentümern mit Migrationshintergrund eine große Chance für die Quartierentwicklung. Die WQG wird deshalb mit ihrer Beratung gezielt auf die besonderen Informationsbedarfe dieser Eigentümer-/ Käufergruppe eingehen. Die WQG prüft zusammen mit den Hauseigentümern Möglichkeiten der Kooperation und Vernetzung bei der Hausverwaltung. Mit der Unterstützung durch kompetente Partner, z. B. der Energieagentur NRW, der Verbraucherzentrale Wuppertal und den Wuppertaler Stadtwerken entwickelt die WQG für einzelne oder mehrere benachbarte Gebäude abgestimmte Konzepte zur Senkung der Energiekosten. Die WQG führt das Projekt ‚Stadtteilorientierte Energieberatung’ durch. - 21 - Die WQG begleitet Hauseigentümer bei denkmalrechtlichen Fragestellungen und führt eine Klärung von Fragestellungen durch, die sich mehrfach ergeben. Die WQG entwickelt ggf. modellhafte Lösungen für einzelne Bauteile, die grundsätzlich denkmalrechtlich genehmigungsfähig sind, und die im Sinne eines Baukastens auf einzelne Gebäude (als Standard-Lösung) angewendet werden können. Die Analysen von Problemstellungen, die getroffenen Maßnahmen und die erzielten Lösungen werden als Leitfaden im Sinne einer Zwischenbilanzierung für ähnlich strukturierte Wohnquartiere dokumentiert. 2. Projektziel: Entwicklung nachhaltiger Nutzungen für brachliegende Flächen und Gebäude zur Verbesserung des Wohnumfeldes In Zusammenarbeit mit privaten und öffentlichen Akteuren werden wirtschaftlich tragfähige Neubzw. Umnutzungen für Flächen und Gebäude konkret entwickelt. Die WQG begleitet den Austausch zwischen Projektentwicklern, Investoren, Bürgern und den zuständigen Ressorts der Stadt. Die WQG formuliert gemeinsam mit der Stadt Projektvorschläge und Anforderungen der Hauseigentümer für Maßnahmen im öffentlichen Raum und bringt diese in die öffentliche und politische Diskussion ein. Die WQG arbeitet eng vernetzt mit der Zwischennutzungsagentur, die im Rahmen des Stadtumbau West-Projektes ‚Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen’ eingerichtet wird. Durch eine enge Abstimmung wird Doppelarbeit vermieden und sichergestellt, das Synergien genutzt werden können. 3. Projektziel: Ergänzung des Wohnungsbestandes durch bedarfsgerechten Neubau oder Umbau von Nichtwohngebäuden zu Wohnungen sowie ggf. Rückbau abgängiger Immobilien Die Bebauung von Brachengrundstücken und die Schließung von Baulücken soll unter Berücksichtigung neuer Wohnformen und besonderer Zielgruppen erfolgen. Beispiele: Integrierte Formen von Wohnen und Arbeiten, einkommensstärkerer, älterer oder jüngerer Haushalte, betreute Angebote für behinderte und pflegebedürftige Menschen. Im Zuge notwendiger Rückbaumaßnahmen können auch wichtige urbane, private und öffentliche Freiräume neu geschaffen werden. In Zusammenarbeit mit der Stadt Wuppertal, Eigentümern, Wohlfahrtsverbänden, Wohnungsbaugesellschaften und Investoren werden entsprechende Konzepte erarbeitet und Projekte initiiert. 4. Projektziel: Mit Marketing und Öffentlichkeitsarbeit die Projekte unterstützen und das Image des Quartiers verbessern Die Quartiere sollen – so die Zielsetzung der städtischen Stadtteilentwicklungspolitik - als chancenreiche Zukunftsstandorte dargestellt und wahrgenommen werden. Die WQG wird deshalb die großen Potenziale des innenstadtnahen Quartiers betonen und die Identifikation aller Akteure mit ihrem Quartier verbessern. Gemeinsam mit den Eigentümern, den ansässigen Unternehmen, engagierten Projektentwicklern und den Bewohnerinnen und Bewohnern der Quartiere wird ein Konzept für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit entwickelt. Dabei sollen private Strukturen entstehen, die unabhängig von öffentlicher Förderung dauerhaft und stabil Bestand haben. Die WQG entwickelt zusammen mit Hauseigentümern und Mietergruppen ‚Mitmachaktionen’, die im Rahmen des Stadtumbau West Projektes finanziell gefördert werden können, und begleitet deren Durchführung. 5. Projektziel: Entwicklung nachhaltiger privater Strukturen Die WQG hat das Ziel, in den Quartieren nachhaltige Strukturen zu entwickeln, die auf Dauer Handlungsräume für die Akteure schaffen. Das kann beispielsweise die Gründung von Eigentümervereinen oder Interessengemeinschaften (z.B. HIDs) in den Stadtteilen sein. Die WQG wird unter der neuen Bezeichnung Büro für Quartierentwicklung mit Eigenmitteln der Gesellschafter fortgeführt (siehe 5.3.2). - 22 - Stadtteilenergieberatung In den Jahren 2008 bis 2011 (327.000 € (70 v.H. bzw. 80 v.H. Förderung)hat die WQG in Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW und der Energieagentur NRW in den Stadtumbau Quartieren eine Stadtteilenergieberatung angeboten. Im Stadtumbaugebiet existieren gewaltige Energieeinsparpotenziale, die hauptsächlich mit dem großen Erneuerungsbedarf des Altbaubestandes beim Wärmeschutz und bei den vielfach veralteten Heizungsanlagen zusammenhängen. Hauseigentümern und Mietern kann mit einer stadtteilorientierten Energieberatung gezeigt werden, wie die Energiekosten in einem vernünftigen Rahmen zu halten sind. Die Arbeit beruhte auf folgender Konzeption: Bei drastisch steigenden Energiepreisen sind die Heizkosten ein ernsthaftes Kriterium bei der Wohnungswahl für Mieter und Käufer. Das Beratungsangebot kann hier eine Hilfestellung besonders für solche Hauseigentümer bilden, die mit ihrem Gebäude bereits Substanz- und Leerstandsprobleme haben und die den Energienachweis und die nun offensichtlichen energetischen Mängel ihres Hauses als zusätzliches Problem empfinden. Dabei soll nicht die Erstellung des Energieausweises mit öffentlichen Mitteln finanziert werden, vielmehr ist es das Ziel, durch eine aktive Energieberatung die Chance zu bieten, dass ökologisch und ökonomisch sinnvolle Sanierungsmaßnahmen schneller und sachgerechter ausgeführt werden. Diese Investitionen kommen überwiegend kleinen und mittleren Betrieben der lokalen Wirtschaft zugute und werden somit einen Beitrag zur Sicherung bzw. auch Schaffung von neuen Arbeitsplätzen in den Quartieren und in der Stadt Wuppertal leisten. Energetische Gebäudesanierungen müssen stets mit einer intensiven Nutzerberatung verbunden sein, einerseits um die baulich verwirklichten Energieeinsparpotentiale auch in der Praxis zu erzielen, andererseits um schwere Schäden, insbesondere durch falsches Lüftungsverhalten zu vermeiden. Vielen Nutzern von Altbauten mit zugigen alten Fenstern, ist nach der Sanierung nicht klar, welche Anforderungen die hohe Luftdichtigkeit der Gebäudehülle an ihr Lüftungsverhalten stellt. Eine aktive Nutzerberatung ist damit ein Ansatzpunkt, die Energieverbrauchskosten zu senken (häufig bei Haushalten mit ohnehin niedrigem Einkommen) und Gesundheitsgefährdungen durch Schimmelbefall zu vermeiden. Das Beratungsangebot soll neutral und unentgeltlich (bzw. für eine niedrige Schutzgebühr) von Fachingenieuren/Innen erbracht werden. Folgende Inhalte sind vorgesehen: • • • • • • • • • • Informationen zu Förderprogrammen des Bundes (z.B. zu den Förderprogrammen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW)), des Landes und der Wuppertaler Stadtwerke Persönliche Beratung zum Wärmeschutz und zu Heizsystemen für private Hauseigentümer Handlungsfelder sind z.B. die nachträgliche Wärmedämmung von Kellerdecken, Fassaden und Dächern, der Austausch von Fenstern, die Heizungserneuerung, ggf. ein Heizenergieträgerwechsel und die Koppelung der Warmwasserversorgung an die zentrale Wärmeversorgung. Eine enge Zusammenarbeit mit den Schornsteinfegern ist dabei wichtig. Informationen zum Einsatz erneuerbarer (regenerativer) Energien (z.B. Sonnenkollektoren für Warmwasser, Photovoltaik-Anlagen zur Stromerzeugung, Holzenergienutzung) Vermittlung von Ingenieurbüros und Handwerksbetrieben zur konkreten Umsetzung von Maßnahmen Nutzerberatung zum Thema ‚Richtig Lüften, Schimmelbildung vermeiden’ und Investorenberatung zum Thema „Dämmung dämmt den Schimmel“ Nutzerberatung zum Thema ‚Strom und Geld sparen’ (Beleuchtung, Kältegeräte, Bereitschaftsverluste (‚Stand-by’)) bei Geräten der Unterhaltungselektronik Hinweise zur sparsamen Energieverwendung im Büro, Betrieb und Haushalt Initiierung und Unterstützung von Handwerkermärkten Unterstützung der Vernetzung von Bausanierungswilligen - 23 - 1.2.2 Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen: Zwischennutzungsagentur für leer stehende Ladenlokale (Baustein 2) Leer stehende Ladenlokale sowohl in Randlagen als auch in den Stadtteilen sind ein Problem, das sich bundesweit über viele Städte ausbreitet. Dort wo früher Einzelhandel das Leben im Stadtteil bestimmte und nachbarschaftliche Kommunikation möglich war, zeigen sich immer häufiger zugeklebte und unansehnliche Schaufenster. Die Folgen dieser Entwicklung sind Funktions- und Imageverluste und eine wachsende Ratlosigkeit bei den betroffenen Eigentümern. In Wuppertal konzentrieren sich leer stehende Ladenlokale besonders in den gründerzeitlichen Quartieren der Talachse. In den Jahren 2007 bis 2012 hat die Stadt Wuppertal deshalb im Rahmen des Programms „Stadtumbau West“ ein Projekt zur Wiederbelebung und Neunutzung dieser Ladenlokale durchgeführt. Mit der Einrichtung der „Zwischennutzungsagentur Wuppertal“ wurde eine Anlaufstelle geschaffen, die für Eigentümer als Ansprechpartner zur Verfügung stand und potentielle (Zwischen-) Nutzungen akquiriert hat. Gemeinsam mit den aktiven Menschen im Stadtteil wurden Konzepte zur Neunutzung von Ladenlokalen und zur Revitalisierung der Standorte erarbeitet und umgesetzt. Zum Bekanntheitsgrad der Zwischennutzungsagentur haben auch zahlreiche Events, Aktionen und Projekte in leer stehenden Ladenlokalen beigetragen. Im Mirker Quartier ist es insbesondere durch die Etablierung des Kreativstandortes OLGA - Raum für Kunst in einem ehemaligen Ladenlokal in der Ludwigstr. 14 gelungen, den Mikrostandort im Umfeld des Tanz- und Kulturzentrums ADA/Mare e.V., der Werkstatt Tanz und Bewegung und der Alten Feuerwache e.V. um eine interessante kulturelle Nutzung zu ergänzen und so das Image des Quartiers aufzuwerten. Mit dem Kunstraum OLGA ist ein Zentrum entstanden, das Werkstatt, Proberaum, Treffpunkt, Galerie, Veranstaltungsort, Tanzstudie und Atelier zugleich ist und damit in besonderer Weise auf die Nutzungsmöglichkeiten von leer stehenden Ladenlokalen aufmerksam macht. Um das Projekt in der Erprobungsphase zu stabilisieren, wurden von der Zwischennutzungsagentur die Betriebskosten für das Ladenlokal für die Dauer von 12 Monaten übernommen. Aus der Zwischennutzung ist inzwischen eine Dauernutzung geworden, die die Kulturlandschaft im Bereich der Friedrichstraße, Neue Friedrichstraße, Ludwigstraße und Wiesenstraße nachhaltig belebt. Ein weiterer Impuls für das Mirker Quartier ergab sich aus einer Kooperation der Zwischennutzungsagentur mit dem Verein brink e.V., einem Zusammenschluss von Studierenden verschiedener Hochschulen aus Nordrhein-Westfalen, der das Ziel verfolgt, Diskusionen und kreative Denkprozesse zwischen Kunst und Wissenschaft anzuregen. Das von brink e.V. geplante Kunstsymposium zum Thema „Sprung“ (Wechsel eines Ortes, Bruch mit der Gegenwart, Veränderung einer Oberfläche) bot Ansatzpunkte, die sich vollziehende Entwicklung des Bereichs Mirke zu einem Standort der Kreativwirtschaft zu unterstützen und auf brachliegendes Raumpotenzial im Quartier auszuweiten. Mit Hilfe der Zwischennutzungsagentur wurden Orte gesucht und gefunden, die aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden waren und temporär für Ausstellungen, Vorträge und Performances genutzt. Eingebunden wurden ein altes Tanzstudio (Mirker Straße 35-37), eine vergessene Postkutscherei und eine ehemalige Eisdiele (beides Wiesenstraße 50a) sowie ein leer stehender Industrieraum (Wiesenstraße 118). Mit der Diakoniekirche (Friedrichstraße), dem Bahnhof Mirke, dem Kunstraum OLGA (Ludwigstr. 14) und dem Ausstellungsraum Hebebühne (Mirker Straße 62) kamen weitere Orte hinzu, die den Gedanken der Neunutzung bereits aufgegriffen hatten. Das Kunstevent wurde räumlich und zeitlich mit der Abschlussveranstaltung des Projektes „Zwischennutzungsagentur Wuppertal“ verknüpft. - 24 - 1.2.3 Hof- und Fassadenprogramm (Baustein 3) Die Gesamtinvestitionssumme der privaten Eigentümer hat ca. 321.000 € betragen. An Fördermitteln sind ca. 119.000 € Förderung (7.000 € durchschnittlich pro Gebäude) ausgezahlt worden. Die Zahlen zeigen, dass mit der Förderung weit mehr als das Doppelte an Investitionssumme aktiviert werden konnte. Die erneuerten Fassaden haben das Stadtbild deutlich verbessert. Sehr wichtig ist auch die Signalwirkung, die durch sanierungsbedingte Baustellen entstanden ist. Nachdem die Mittel verbraucht waren, hat es mehrere Anfragen gegeben. Ferner entsteht das Interesse am Hof- und Fassadenprogramm häufig dann, wenn ein Gebäude durch Verkauf oder Erbfall in die Hände eines neuen Eigentümers kommt. Vor diesem Hintergrund ist eine Fortsetzung des Hof- und Fassadenprogramms sinnvoll und wichtig. Im Rahmen des Hof- und Fassadenprogramms sind in den Jahren 2006 – 2010 im Mirker Quartier 17 Gebäude bearbeitet worden: • • • • • • • • • • • Bildhauerstraße : ein Objekt Heinrichstraße. : ein Objekt Karlstraße: ein Objekt Kleine Bandstraße : ein Objekt Ludwigstraße: zwei Objekte Mirker Straße: ein Objekt Neue Friedrichstraße: ein Objekt Neue Nordstraße: ein Objekt Nordstraße: ein Objekt Uellendahler Straße: zwei Objekte Wiesenstraße: fünf Objekte - 25 - 1.2.4 Attraktivierung des Wohnumfeldes (Baustein 4) Schulhofgestaltung Neue-Friedrichstraße Die Realschule Neue Friedrichstraße ist eine der wesentlichen Orte der Integration im Mirkerquatier. Der Großteil der Schülerinnen und Schüler stammt aus dem Quartier und weist einen Migrationshintergrund auf. Der neugestaltete Schulhof befindet sich direkt an der zentralen Verbindungsache (Neue Friedrich Straße, Kreuzkirche (Diakoniekirche), Friedrichstraße) zwischen dem Mirker Bahnhof und der City Elberfeld und ist daher städtebaulich auch aufgrund seiner Lage von hoher Bedeutung. Die Neugestaltung und Öffnung des Schulhofes als multifunktionale Spiel-, Erlebnis- und Aufenthaltsfläche mit klarer Ausrichtung für Jugendliche mit zusätzlichen Spielgeräten hat wesentlich zur Verbesserung des Spiel- und Freizeitangebotes im Stadtteil beitragen. Auf dem Schulhof sind Klettermöglichkeiten, attraktive Sitzbereiche (auch in Klassenstärke) und sportive Elemente gebaut worden. Das historische gründerzeitliche Schulgebäude verfügt vor der Sanierung lediglich über eine schadhafte Asphaltfläche mit drei Tischtennis-Tischen und wenigen Sitzgelegenheiten. Im diesem Zustand lud der Schulhof nicht zum Verweilen und Spielen in der Freizeit ein und war dementsprechend nachmittags eine weitgehend ungenutzte Fläche. Die Maßnahme ist über das städtebauliche Entwicklungskonzept Wuppertal klar konzeptionell ausgerichtet worden: • Spielplatz vor der Alten Feuerwache für Kinder unter 12 Jahre In unmittelbarer Nähe befindet sich der hochwertige, attraktive Spielplatz vor dem Zentrum Alte Feuerwache. Dieser Bereich soll bewusst für Kinder unter 12 Jahren vorgehalten werden. • Schulhof der Realschule Neue Friedrich Straße für Jugendliche Die Analyse des Quartiers hatte ergeben, dass Spielmöglichkeiten für Jugendliche im Mirker Quartier sehr begrenzt sind und dass hier besondere Defizite bestanden haben. Daher ist die Planung für den Schulhof bewusst auf die Bedürfnisse dieser Altersgruppe ausgerichtet worden. Ziel war es dabei auch, den sehr hohen Nutzungsdruck von den Spiel- und Freiflächen vor der der Alten Feuerwache zu entlasten. • Freifläche Froweinstraße /Uellendahler Straße (Café ADA/ Mare e.V.) für Erwachsene Die neue Freifläch, die sich ebenfalls in der unmittelbaren Nachbarschaft befindet, ist klar auf die Bedürfnisse von Erwachsenen ausgerichtet. Die Maßnahme ist mit 436.000 € zuwendungsfähigen Kosten bewilligt worden. 2010 konnte sie mit 306.00 € Gesamtkosten (245.000 € Förderung, 80 v.H.) realisiert werden. - 26 - Schulhofgestaltung Grundschule Markomannenstraße Die Grundschule Markomannenstraße befindet sich im Nordosten der Elberfelder Nordstadt. Sie liegt in einem Teilbereich mittlerer bis einfacher Qualität. Gleichzeitig liegt die Schule auf der Verbindungsachse zur nur rund 200 Meter nach Südosten entfernten Diakoniekirche (Kreuzkirche) mit ihrem städtebaulich ebenfalls attraktiven historischen Umfeld. Die Schule befindet sich in einem historischen Gebäude und verfügte vor der Neugestaltung nur über einen einfachen Schulhof ohne Spiel- und Sportmöglichkeiten. Sitzbänke waren nur wenige vorhanden. Der Boden war z. T. uneben und an verschiedenen Stellen ausgebessert. In diesem Zustand lud der Schulhof nicht zum Verweilen und Spielen in der Freizeit ein, so dass sich nachmittags eine weitgehend ungenutzte Fläche ergab. In der Ergänzung des Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (Integriertes Handlungskonzept) wird die Maßnahme folgendermaßen begründet: „Jede zusätzliche Spielmöglichkeit für Kinder erhöht die Familienfreundlichkeit im Quartier. Insbesondere kaufkräftigere Familien legen Wert auf ein attraktives Wohnumfeld mit einem vielfältigen und attraktiven Angebot an Spiel- und Freizeitmöglichkeiten für ihre Kinder. Ist dies nicht gegeben, haben sie die Möglichkeit, sich einen alternativen kinderfreundlicheren Wohnstandort zu wählen. Zurück bleiben Haushalte mit einem geringeren Einkommen und dementsprechend geringeren Wahlmöglichkeiten für ihren Wohnstandort. Da in der Elberfelder Nordstadt kaum Grünund Freiflächen vorhanden sind und auch die Zahl der Spiel- und Bolzplätze gering ist, ist es deshalb besonders wichtig, alle alternativen Möglichkeiten für weitere Flächen zu erschließen. Einfacher und kostengünstiger als die Schaffung von Freiflächen über Gebäuderückbau oder Hinterhofentkernung ist der Ausbau und die Umgestaltung von Schulhöfen. Eine Neugestaltung und Öffnung des Schulhofes mit zusätzlichen Spielgeräten kann wesentlich zur Verbesserung des Spiel- und Freizeitangebotes im Stadtteil beitragen. … Das Angebot ist konzeptionell als funktionale Ergänzung zum realisierten Projekt ‚Schulhof Neue Friedrichstraße’ ausgelegt und inhaltlich mit den Wünschen der Schule und der Schülerinnen und Schüler abgestimmt.“ Gebaut worden sind mehrere Sitzgelegenheiten, ein Außengruppenplatz in Klassengröße, eine Streetballfläche, ein Spielhaus, Tischtennisplatten und ein Reck. Die Maßnahme ist 2013 mit 333.000 € zuwendungsfähigen Gesamtkosten (303.000 € Förderung, 80 v.H.) realisiert werden. - 27 - 1.2.5 Verbesserung des Stadtteilimages über Mitmachprojekte (Baustein 5) Die Beteiligung und Aktivierung der Bewohner/-innen, der Betriebe sowie der Vereine und Initiativen hat eine wichtige Bedeutung für die Akzeptanz und Nachhaltigkeit des Stadterneuerungsprozesses in den Quartieren. Deshalb ist der Stadtumbauprozess in den Jahren 2007 – 2012 von Mitmachprojekten begleitet worden. Im Quartier Elberfelder Nordstadt sind 33 Projekte mit ca.110.000 € Förderung realisiert worden. Für die Mitmachprojekte sind stadtumbaubezogene Kriterien zugrunde gelegt und, entsprechend der NRW-Arbeitshilfe zum Stadtumbau West, Vergabegremien in den Quartieren gebildet worden, die über die Verwendung der Mittel praxisnah entschieden haben. Die Zusammensetzung hat wichtige lokale Akteure berücksichtigt und ist mit der zuständigen Bezirksvertretung abgestimmt worden. Es sind folgende Kriterien zur Beurteilung der Projekte vorgegeben worden: • Jedes Projekt soll zur Verbesserung, Steigerung in mindestens einem der nachfolgenden Punkte beitragen: Image (Außenwahrnehmung und Innensicht), Aufwertung (sichtbare Aufwertung öffentlicher Räume und Gebäude), Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner, der Gewerbetreibenden und Eigentümer. • Weitere Aspekte sind: die Kinder- und Familienfreundlichkeit, die Qualität der Umwelt, die Rahmenbedingungen für lokale Ökonomie und das Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen (z.B. jung - alt, Deutsche -Ausländer). Positiv ist es, wenn ein Mitmachprojekt bauliche Teilprojekte des Stadtumbau West ergänzt. Im Nachfolgenden findet sich eine Auswahl von Projekten, die einen Bezug zum Mirker Quartier aufweisen: • Kinderstadtplan Erarbeitung eines Stadtteilplans gemeinsam mit Kindern, Identifikation der Kinder mit dem Stadtteil stärken, 2007/2008, Peschlow (Werkvertrag) in Kooperation mit der Peter-HärtlingSchule • Kinder entdecken ihren Stadtteil Gemeinsam mit Künstler/innen zeichnen die Kinder Häuser ihres Viertes. Die großformatigen Bilder werden im Stadtteil ausgestellt Identifikation der Kinder mit dem Stadtteil stärken, 2008, Nordstadt-Künstler in Kooperation mit Grundschule Markomannenstraße • Erlebnisse statt Gewalt Freizeitpädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche des Stadtteils, Kooperation von sechs Schulen im Stadtteil und weiteren Akteuren, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Förderung des Engagements der Akteure, 2008, Hauptschule Elberfeld-Mitte • Musik verbindet Öffentliche Aufführung des Chors von Anadolu, Gewinnung neuer Chormitglieder, Verbesserung des Stadtteilimages durch eine interessante kulturelle Aufführung, 2008, Anadolu e.V. - 28 - • Weltmusik: Musikalische Veranstaltungsreihe über mehrere Jahre Konzerte mit internationalen Musikern und anschließender Begegnungsmöglichkeit, Förderung des Dialogs der Kulturen, Imageverbesserung durch Kulturveranstaltung im Stadtteil, 2007 -2012, Unter Wasser fliegen e.V. • Free the robots Veranstaltungsreihe zum Thema Jazz (free jazz) mit Sessions, Gesprächen etc., Förderung des Engagements der Akteure, Verbesserung des Stadtteilimages durch interessante kulturelle Veranstaltungen, 2009, Go Jazz • Dem lieben J. sein Wuppertal Aufbau einer monatlichen Internet-Video-Talkshow, Förderung des Engagements der Akteure, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Stadtteilimage- und Identifizierung der Bewohner/innen, 2009/2010, Hebebühne e.V. • OLGA Workshop mit drei Künstlern Ausstellung und Performance der Ergebnisse im Stadtteil, Förderung des Engagements der Akteure, Verbesserung des Stadtteilimages durch interessante kulturelle Veranstaltungen, 2010 • Mehrgenerationen-Theater Einjähriges Theaterprojekt zum Thema „Märchen“ mit Teilnehmern/innen aus unterschiedlichen Altersgruppen und unterschiedlichen kulturellen Hintergründen, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Verbesserung des Stadtteilimages, 2010/2011, Claudia Kumpfe in Kooperation mit Alte Feuerwache • Nordlicht Radio: Erstellung eines Audio-Magazins aus dem Stadtteil gemeinsam mit Jugendlichen, Förderung des Engagements der Akteure, Stärkung der Identifikation der Jugendlichen mit dem Stadtteil, 2011, Nordlicht e.V. • Der Ball ist bunt Fußballturnier auf dem neueröffneten Spielfeld für Vereine und Zusammenschlüsse aus dem Stadtteil, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Förderung des Engagements der Akteure, Stärkung der Identifikation mit dem Stadtteil, 2010, Nordlicht e.V. • Lebenswelten: Musiktheaterprojekt mit Kindern und Jugendlichen aus mehreren Einrichtungen des Quartiers, Förderung des Engagements der Akteure, Intensivierung der Kooperation, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, 2011, Nachbarschaftsheim e.V. Alte Feuerwache • Der Ölberg liest: Vorleseprojekt in öffentlichen und Privaträumen unter Beteiligung von Bewohner/innen und Akteuren aus dem Stadtteil, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Förderung des Engagements der Akteure, Stärkung der Identifikation mit dem Stadtteil, Verbesserung des Stadtteilimages durch interessante kulturelle Veranstaltungen, 2011, UnternehmerInnen für die Nordstadt - 29 - • Projekt mit Mädchen aus dem Stadtteil z.B. Thema „Wellness“ und Gesundheit Förderung des Engagements der Akteure, Aktivierung von Mädchen, Stärkung der Identifikation mit dem Stadtteil, 2011, Nordlicht e.V. • Filmprojekt – „Nordstadt ein ganzes Leben“ als Endprodukt einer mehrmonatigen Arbeit mit 3 Jugendlichen und 3 Senioren aus dem Stadtteil, Verbesserung des Zusammenlebens im Stadtteil, Förderung des Engagements der Akteure, Stärkung der Identifikation mit dem Stadtteil, Verbesserung des Stadtteilimages durch interessante kulturelle Veranstaltungen, 2011/2012, Herpich in Kooperation mit verschiedenen Trägern in der Nordstadt 1.2.6 Neu- und Umnutzung incl. Rückbau von baulichen Anlagen: Freifläche Froweinstraße/Uellendahler Straße (Café Ada/Mare e.V.) Zwischen der Froweinstraße und der Uellendahler Straße ist in 2010 eine neue öffentliche Freifläche entstanden. Direkt neben dem Gebäude des Café ADA/ Mare e.V. ist den Bewohnern/innen des Mirker Quartiers eine weitere attraktive Aufenthalts- und Bewegungsfläche zur Verfügung gestellt worden. Das Projekt hat einen ausgeprägten städtebaulichen Missstand beseitigt, der sich negativ auf die Uellendahler Straße/ Gathe ausgewirkt hat. Ein Fabrikgebäude, das nach einer gastronomischen Nutzung mehrere Jahre leer gestanden hat, ist abgebrochen worden. Gebäuderuinen, eine alte Fabrikbodenplatte mit Altlasten und schwer durchschaubare, vermüllte Gebüschbestände wurden beseitigt. Ein neuer Eingang von der Froweinstraße bietet Durchlässigkeit und Transparenz, wo bisher eine hohe Mauer den Blick versperrt hat. Mit der neuen Gestaltung kommen der alte Baubestand und die historische Mauer an der Froweinstraße jetzt gut zur Geltung. Von der Uellendahler Straße / Gathe öffnet sich der Blick auf eine attraktive, qualitätsvoll beleuchtete Freifläche. Das bestehende Defizit an Spiel- und Grünflächen wird deutlich gemindert. Neben einer vielfältig nutzbaren Pflasterfläche wurden eine Boule-Bahn und einer halbkreisförmigen Anlage mit Sitzstufen gebaut. Im Rahmen des immissionsschutz- und nachbarrechtlich Möglichen können Musik- und Tanzveranstaltungen im Freien stattfinden. Die neue Nutzung eher für Erwachsene ist bewusst als Ergänzung zu den nahe gelegenen Kinderspielflächen der Alten-Feuerwache und zum eher jugendorientierten, neu gestalteten Schulhof Neue Friedrichstraße angelegt. Die Kosten der Maßnahme, 460.000 €., sind mit 70 v.H. vom Land NRW und von der Bundesrepublik Deutschland gefördert worden. 10 v.H. kamen von der Stadt Wuppertal. 20 v.H. Eigenanteil hat die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal (GWG, städtische Gesellschaft) als Eigentümerin und Bauherrin eingebracht. Die neuen PKW-Stellplätze an der Uellendahler Straße und die neu gestaltete Fassade des Café ADA/ Mare-Gebäudes, das jetzt über einen attraktiven, neuen Eingang und auch über dringend notwendige Feuerfluchtwege verfügt, sind vollständig von der GWG finanziert worden. Die GWG wird dauerhaft die öffentliche Freifläche auf eigene Kosten pflegen. Die GWG hat in 2007 und 2008 bereits das Gebäude des Cafés ADA/ Mare e.V. im Inneren saniert und brandschutztechnisch als Versammlungsstätte hergerichtet. Zusammen mit der StadtumbauFreifläche ist eine dauerhafte Nutzung als privates Musik- und Tanzzentrum mit überregionaler Bedeutung sichergestellt. - 30 - 1.3. 1.3.1 Aktuelle Immobilienentwicklungen und Projekte im Mirker Quartier DITIB-Moschee Gathe Das Areal der ehemaligen Tankstelle an der Gathe stellt sich bereits seit mehreren Jahren als städtebaulicher Missstand dar. Die Nutzung der Tankstelle ist seit längerem aufgegeben, Zwischennutzungen als KFZ-Lagerfläche und Parkplatz konnten nicht dazu beitragen, dem Areal eine Perspektive aufzuzeigen, die seiner Lage an einer der Haupteinfallstraßen zur Elberfelder City gerecht wird. Auch die heterogenen Eigentumsverhältnisse auf dem Areal trugen dazu bei, dass eine gerichtete städtebauliche Entwicklung bisher nicht stattfinden konnte. Die Gebäudesubstanz der anschließenden Blockrandbebauung an der Ludwigstraße bzw. Markomannenstraße sowie des Autonomen Zentrums (ATZ) ist durchweg als sanierungsbedürftig einzustufen. Durch den Kauf mehrerer Grundstücke durch die türkisch-islamische DITIB-Gemeinde in Wuppertal, ergab sich im Jahr 2012 die Möglichkeit, dem Areal eine neue Nutzung zuzuführen. Derzeit betreibt die DITIB bereits auf der gegenüberliegenden Straßenseite an der Gathe eine Moschee, welche aufgrund des hohen Zustromes an Gläubigen an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Die DITIB beabsichtigt mit dem Kauf der Grundstücke langfristig den Neubau eines Kultur- und Gemeindezentrums mit Moschee auf dem Areal an der Gathe. Im Rahmen der Planungen für dieses Areal soll ein religiöses Zentrum zur Intensivierung des Dialoges und der Zusammenkunft für alle Bürger der Stadt Wuppertal entstehen. Betreutes Wohnen, ggf. mit einer öffentlichen Wohnungsbauförderung des Landes NRW, für alte Menschen ist ein wichtiger Bestandteil des Vorhabens. Für den Standort des Autonomen Zentrums wird eine einvernehmliche Lösung gesucht. Im Rahmen des FORUM:MIRKE am 14.09.2014 haben Vertreter/innen des AZ und des Moscheevereins weitere Gespräche zusammen mit dem Internationalen Jugend- und Begegnungszentrum Alte Feuerwache vereinbart. Aufgrund der markanten Lage sowie seiner kulturellen und sozialen Bedeutung ist die Ausbildung eines städtebaulich und architektonisch hochwertigen Erscheinungsbildes für den Neubau unverzichtbar. Zur Sicherung dieser Qualitäten und zur Entwicklung räumlich-funktionaler Ideen wurde in Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Königs von der Universität Wuppertal, Fachbereich Architektur (Lehrstuhl Gestaltung und Konstruktion) ein „Städtebaulicher Ideenwettbewerb für Studierende“ ausgeschrieben. Dieser wurde im Wintersemester 2013/14 mit ca. 25 Studierenden durchgeführt und brachte eine Vielzahl unterschiedlicher Entwürfe für den Bau eines Kultur- und Gemeindezentrums hervor. Der erste Preis des Studierendenwettbewerbes soll als Grundlage für ein Qualifizierungsverfahren dienen, welches durch die DITIB erfolgen soll. Am Ende dieser Qualifizierung soll ein eigenständiger Entwurf der DITIB stehen. Durch dieses zweistufige Qualifizierungsverfahren soll sichergestellt werden, dass sowohl die städtebaulichen Anforderungen der Stadt Wuppertal, als auch die sozialen Belange der Besucher und Anwohner und die Anforderungen der DITIB an eine funktionale Bildungs- und Begegnungsstätte entsprochen werden kann. Um darüber hinaus Planungsrecht für dieses Vorhaben zu schaffen und den Bebauungsplan an die aktuelle Entwicklung anzupassen, wurde der Beschluss zur Erneuerung des Aufstellungsbeschlusses für den B-Plan 1175 -Gathe/Ludwigstr./Markomannenstr.- gefasst. - 31 - 1.3.2 Baugruppe Malerstraße (100 Klimaschutzsiedlungen NRW) Die „Baugruppe Malerstrasse 18 -20“ (www.malerstrasse.de) hat sich Anfang 2011 über Mundpropaganda und erste Infoveranstaltungen zusammengefunden, um gemeinschaftlich ein Mehrgenerationenhaus für Junge, Alte, Familien, Singles oder Menschen mit Handicap auf dem Baugrundstück Malerstrasse 20 zu realisieren. In Zusammenarbeit mit der Architektin Anja Schacht und anderen Fachleuten, wurde seitdem die Planung für das Gebäude, die einzelnen Wohnungen und Gemeinschaftseinrichtungen immer weiter entwickelt. Gleichzeitig mussten und müssen neue Mitglieder geworben, Lösungen für Finanzprobleme gefunden, Verhandlungen mit der Stadt Wuppertal, dem Notar und Beratern geführt werden. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat der innovativen Baugruppe den Status ‚Klimaschutzsiedlung‘ erteilt. Die Baugruppe hatte sich davor einstimmig für ein Passivhaus entschieden. Mit diesem Energiestatus werden die wärmebedingten CO2-Emissionen konsequent reduziert. Das Projekt ‚100 Klimaschutzsiedlungen in Nordrhein-Westfalen‘ ist Bestandteil der nordrhein-westfälischen Energie- und Klimaschutzstrategie. Daten zur realisierten Maßnahme: • • • • • • • • • • • • • • Grundstücksgröße: ca. 900 m², Eckgrundstück, Hanglage mit 5,35 m Gefälle Grundstückslage: in Südrichtung unverbaubare und verschattungsfreie Sicht auf Grünanlage/Friedhof Nachbarbebauung: Gründerzeitgebäude, zum Großteil unter Denkmalschutz sehr gute Anbindung (2 min Fußweg) zu mehreren Buslinien mit hohem Takt Zugang zur Nordbahntrasse in direkter Nachbarschaft Baurecht: gemäß §34 Bau GB 4-5-geschossige Bebauung, alle Wohnungen barrierefrei Wohnfläche gesamt 1.200-1.600m² (je nach Planung) Sehr flexible Wohnungsgrößen von 35-150m², individuell angepasste Grundrisse möglich – auch Maisonette-Lösungen über mehrere Stockwerke, jede Wohnung mit anderem Zuschnitt Eigenleistung (sog. „Muskelhypothek“) möglich Stellplätze in Tiefgeschoß, alternativ: Ablösegebühr Wohnen + Arbeiten: erdgeschossig Büro-/Praxisnutzung Grundsteinlegung am 19.04.2013 mit einem großen Fest gefeiert Richtfest am 21.03.2014 unter Beteiligung des Oberbürgermeisters Peter Jung - 32 - 1.3.3 Diakoniekirche des Diakonischen Werkes Im Zentrum des Mirker Quartiers befindet sich in städtebaulich sehr markanter Lage die Diakoniekirche, die bis zum Jahr 2006 den Namen ‚Kreuzkirche‘ trug. Bei dieser Kirche handelt es sich um ein sehr qualitätsvolles, schlichtes, früh neogotisches Gebäude, das 1850 errichtet, die erste planmäßige Stadterweiterung des frühindustriellen, boomenden Elberfeld markiert. Der Turm ist als historische Sichtachse bereits vom Rathausvorplatz in der Elberfelder City deutlich zu sehen. Das Diakonische Werk hat 2006 die Kirche zusammen mit dem historischen und dem modernen Gemeindezentrum übernommen und betreibt in der Kirche mit Hilfe der Wuppertaler Stadtmission e.V. seit November 2010 ein aktives Stadtteilzentrum. Im ehem. Gemeindezentrum befindet sich die Flüchtlingshilfe des Diakonischen Werkes (siehe auch Kap. 5.4.). Die Kirche ist mit dem Erlös des Verkaufs der Orgel umgebaut worden. Im vorderen Drittel des einschiffigen Kirchenraumes findet sich moderner, multifunktionaler, gut heizbarer Raum mit Theken- und Küchenbereich. Mit großen Glasfenstern ist die Sichtbeziehung zum verbleibenden Kirchenraum beibehalten. Hier finden auch weiterhin regelmäßig besondere Gottesdienste und Mittagsgebete statt. Baulicher Schwachpunkt sind die Toiletten, die nur durch den winterlich sehr kalten Kirchenraum erreicht werden können. Mittelfristig ist daher eine bauliche Komplettierung des Projektes vorgesehen, bei der insbesondere die Neugestaltung des Kirchraumes, neue Sanitäranlagen und eine Verbesserung der Heizungsanlage anstehen. Entsprechend des Profils der Stadtmission liegt der Schwerpunkt bei der Arbeit mit einkommensschwachen Menschen. Die Arbeit der Wuppertaler Stadtmission ist im Kap. 5.3. dargestellt. - 33 - 1.3.4 Baudenkmal Bandweberei Goldzack Das um 1910 gebaute, denkmalgeschützte Gebäude (Wiesenstraße 118) beheimatete die Bandweberei "Gold-Zack" Gummiband- und Litzenfabrik und befindet sich heute im Eigentum der Stadt. Die Marke Goldzack war bzw. ist immer noch weltberühmt. Stilistisch handelt es sich um eine gelungene Mischung aus Jugendstil und modernem Funktionalismus. Die Fassade auf Vorder- und Rückseite ist durch eine Vielzahl von feingliedrigen Stahlsprossenfenstern geprägt. Nach dem Umbau 1974 bezogen das Haus vornehmlich holz- und metallverarbeitende Handwerksbetriebe. Das Gebäude ist wichtiger Teil der historischen Bebauung der Wiesenstraße. Das Gebäude liegt direkt an der Nordbahntrasse und verfügt über einen eigenen, flach geneigten Zugang. Das Gebäude ist viergeschossig mit zusätzlichem Untergeschoss, das im östlichen Gebäudeteil ebenerdig ausgebildet ist und verfügt über ca. 4.500 m² Bruttogeschossfläche. Die Hofflächen sind asphaltiert und werden als Stellplatzfläche genutzt. Aktuell stehen Teile des Gebäudes leer, da 2013 ein großer Mieter in ein anderes Objekt in Wuppertal umgezogen ist. Neu zu vermieten sind Lagerflächen, welche für kleinere Handwerksbetriebe o. ä. geeignet sind. Die Vermietung erfolgt durch das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal. Grundsätzlich wäre eine grundlegende Sanierung, insbesondere energetisch sinnvoll. Bei einem Mietpreisniveau von ca. 2,50 €/m² ist dies allerdings finanziell schwer darstellbar. Eine bauliche Entwicklung des Gebäudes wird in Abstimmung mit den Interessen der neuen Mieter stattfinden. Mit dem Taltontheater ist im Gebäude eine öffentlichkeitswirksame Institution beheimatet, die eng mit dem Quartier verbunden ist (siehe Kap. 5.5). Es ist vorgesehen, die weitere Entwicklung des Gebäudes im Zusammenhang mit Utopiastadt und dem Gewerbepark Mirker Bahnhof durchzuführen. Das Gebäude bietet wegen seiner zentralen Lage an der Nordbahntrasse viele Potentiale für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Hierfür wird eine Konzeptfindung und Projektentwicklung eingeleitet. - 34 - 1.3.5 Freibad Mirke (Projekt außerhalb des Satzungsbereiches) Der Satzungsbereich Elberfelder-Nordstadt/ Arrenberg soll bis zum Freibad Mirke erweitert werden, um die starken Verbindungen des Projektes zum Quartier zu verdeutlichen. Eine Fördermöglichkeit als Freibad über die Städtebauförderung wird nicht gesehen. Die Stadt Wuppertal wird zusammen mit den Initiatoren/innen andere Förderzugänge für die Revitalisierung Freibad Mirke (z.B. über die Tourismusförderung) suchen und entwickeln. Für das Projekt sind keine städtischen Mittel eingeplant. Kooperation mit Utopiastadt Utopiastadt im Mirker Bahnhof und Pro Mirke im Freibad Mirke können sich inhaltlich in Zukunft ergänzen. Urbanität, Zentralität und Dichte sind die Qualitäten des einen, weitläufige Grünflächen mit altem Baumbestand, eingerahmt in eine romantische Szenerie mit kleinteiligen Gebäuden sind die Stärken des anderen. Die Entfernung zwischen beiden Objekten beträgt ca. 1.100 Meter. Die Initiative Pro Mirke wird auch stark von engagierten Menschen aus dem Mirker Quartier getragen, die sich sowohl mit Utopiastadt, als auch dem Freibad Mirke identifizieren. Vor diesem Hintergrund können in Zukunft differenzierte, aber untereinander abgestimmte Betriebskonzepte entwickelt und umgesetzt werden. Förderverein und Betreiberverein Pro Mirke e.V. stellen folgendes Konzept vor: „Das Projekt Freibad Mirke vernetzt die „urbane Mirke“ mit der „grünen Mirke“. Das Mirker Quartier ist sehr dicht bebaut und weist eine entsprechend hohe Einwohnerdichte auf. In direkter Angrenzung nördlich der Autobahn 46 schließt sich ein Bereich an, der zur Hälfte von Freiflächen geprägt ist. Hier liegt der grüne Teil des Quartiers Mirke, der durch das 1851 gegründete Freibad Mirke und dem 1879 angelegten Mirker Hain ein historisch gewachsenes, innerstädtisches Naherholungsgebiet darstellt. Das Freibad Mirke ist von der Stadt Wuppertal im Jahr 2011 aufgrund gravierender technischer Mängel nicht mehr eröffnet worden. Bereits 2009 hatte sich auf Initiative von Bürgerinnen und Bürgern aus dem Quartier Mirke der gemeinnützige Förderverein Pro Mirke e.V. gegründet. Im Jahr 2011 übernahm der Verein von der Stadt die Freibadanlage samt Gebäude-, Technik- und Grünanlagenbestand und übertrug dem aus dem Kreis des Fördervereines hervorgegangenen ebenso gemeinnützigen Betreiberverein Pro Mirke e.V. die operativen Aufgaben der Betriebsführung sowie die haftungsrechtliche Verantwortung. Mit heute ca. 270 Mitgliedern entwickeln die beiden Vereine innovative Konzepte und schaffen für die grüne Mirke mit generationenübergreifenden breit gefächerten Freizeit- und Kulturangeboten einen interkulturellen Bewegungs- und Begegnungsort im Quartier (u.a. in enger Kooperation mit der Kultur- und Kreativszene des Quartiers). Parallel arbeitet der Verein in Eigenleistung am Substanzerhalt der Anlage. So erlebt das Freibad einen vitalen Alternativbetrieb mit „Pools im Pool“, der in eine Zukunft der bewegten Stadt führen soll – mit kurzen Wegen, die die Menschen im Quartier zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobilisieren und Naherholung in ein entsprechendes Netzwerk einbinden sollen. Um einen nachhaltigen Bestand der Naherholung im Mirker Quartier zu sichern, plant Pro Mirke e.V. den Umbau des Mirker Bads zu einem Naturbad. Die Lebendigkeit des Projekts und die Annahme im Quartier zeigen sich nicht nur in der Vielfältigkeit und Qualität der Angebote, sondern spiegeln sich auch in den jährlich mehreren tausend Besuchern, v.a. aus dem Mirker Quartier, wieder. 2013 waren es fast 7000 Besucher. … Der Naherholungsort Mirke bietet unter anderem mit neuen Trendsportarten wie DiscGolf und CrossBoule auf der einen Seite und beispielsweise mobilen urbanen Gartenprojekten oder einer eigenen kleinen Bibliothek zum Lesen auf den Liegewiesen auf der anderen Seite sowie Potenzial für - 35 - weitere Sport- und Entspannungsangebote wie Yoga etc. Raum für Entspannung und Erholung jeder Altersklasse innerhalb des Mirker Quartiers. In den wärmeren Monaten hat sich nicht nur eine intensive gesundheitsfördernde Freizeitnutzung – sondern auch eine künstlerisch-kreative Nutzung etabliert. Zahlreiche Veranstaltungen wie die Sommerresidenz 2011 (Kooperation mit der Galerie Kunstkomplex) oder FREIRAUM 2013 (unter Beteiligung namhafter bildender Künstler wie des Tony Cragg Meisterschülers Hans Hoge) haben in der Kulturszene nachhaltige Akzente gesetzt und halten das Bad im Bewusstsein und den Herzen der Menschen lebendig. Dies manifestiert sich in einer großen Aufmerksamkeit – nicht zuletzt in den Medien. „Wir gehen in die Mirke“ steht sprichwörtlich für die Akzeptanz der Anlage. Aufgrund seiner Lage im Grenzbereich zwischen urbanem Quartier und Stadtpark kommt dem Gelände ein außerordentlich hohes Potenzial zu, als „grüne Pforte“ Menschen aus unterschiedlichen Lebensumfeldern zusammenzubringen und zusätzlich einen kommunikativen Austausch zu fördern. Im Wettbewerb „Neue Nachbarschaften“ der Montag Stiftung hat der Verein Pro Mirke im Jahr 2013 eine bundesweit beachtete Auszeichnung für sein beispielhaftes bürgerschaftliches Engagement bekommen. Ganzjährig von Pro Mirke e.V. genutzt, ist der grüne Erlebnisraum mit seinen Veranstaltungsräumen und Freiflächen zu einem auch überregional wahrgenommenen Hotspot für Bewegung und Begegnung geworden und kann bei weiterer Entwicklung die Wuppertaler Lebensqualität insbesondere für die Bewohner des Mirker Quartiers nachhaltig verbessern. Für Wuppertal und das Bergische Land will der Verein das Naturfreibad Mirke zum ersten und einzigen Naturbad in Wuppertal und der Bergischen Region mit modernster biologischer Wasseraufbereitungstechnikentwickeln und hat dazu eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen sowie einen Wirtschaftsplan aufgestellt. Die Investitionskosten betragen ca. 2 Mio. Euro. Das Betriebs- und Nutzungskonzept für das 14.000 m² Areal im Grünen stellt eine Innovation für die Region dar. Was ist neu an dem Freibadkonzept? • • • • • • • Ganzjähriger Betrieb der Anlage Konsequente Ausbildung von Alleinstellungsmerkmalen (Naturfreibad, Ältestes Freibad in NRW, ganzheitlich ökologisches Konzept) Das Gastronomiegebäude/Veranstaltungshaus entwickelt sich zum für Bewegung und Begegnung. Das historische Gebäudeensemble bleibt erhalten und wird zum Statement für Erneuerung: unter dem Motto ‚Simplify your life!‘ Umbau der sanierungsbedürftigen Freibadanlage zum Erlebnis- und Bewegungspark Naturfreibad Mirke Die Teilhabe am kulturellen Leben in der Mirke für Alle durch ehrenamtliche Mitarbeit sowie Mitarbeit im Tausch für freien Eintritt ins Bad oder zu Veranstaltungen. Wasser und seine gestalterische Kraft werden mit allen Sinnen und dem ganzen Körper erlebt, anknüpfend an Ziele des Projektes „Lebensader Wupper“ in der Talachse der Stadt. Aufgrund der Untersuchung von Stärken/Schwächen sowie Chancen/Risiken wurden folgende Ziele für das Erlebnis- und Bewegungspark Naturfreibad Mirke erarbeitet: • Bau eines Erlebnis-Wasserspielplatzes Der Wasserspielplatz erfüllt wichtige pädagogische Funktionen. Beim Spiel wird das - 36 - • • • • • • • • Bewusstsein der Kinder für das kostbare Nass geweckt. Neben Spielbach, Wasserfall und Wasserfontänen regen mehrere Wasserspielgeräte zum Experimentieren an, zeigen Wasserphänomene oder machen ganz einfach Spaß. Klimaschutz durch eine Co2 neutrale Anlagekonzeption Kennzeichnung und Ausbau des Wegenetzes unter Einbeziehung der Nordbahntrasse Etablierung einer umweltfreundlichen Freizeitmobilität unter Einbeziehung der eMobilität durch Schaffung von Ladestationen und Abstell-/Parkplatzflächen im Bad Installation eines Mehrgenerationen Bewegungsparks für die Gesundheitsvorsorge mit dem Ziel, BEWEGLICHKEIT - KOORDINATION - MOBILISATION – KRÄFTIGUNG altersübergreifend und barrierefrei zu fördern. Schaffung einer Kulturbühne auf dem Wasser und Etablierung eines Sommerfestivals Errichtung wandelbarer Frei- und Aktionsflächen für Spiel, Kunst und geselliges Miteinander Nutzbarkeit der Anlage für Erlebnis- und Umweltpädagogik Selbst- und Nahversorgung durch eigene mobile Gärten auf dem Freibadgelände Die ganzheitliche Konzeption des Erlebnis- und Bewegungsparks Naturfreibad Mirke entwickelt Resilienzfaktoren, die Menschen für die Bewältigung ihrer vielschichtigen Aufgaben stark macht, sozial im Quartier verortet und vernetzt.“ - 37 - 1.3.6 Mirker Hain (Projekt außerhalb des Satzungsbereiches) Der Mirker Hain, ca. 1 km nördlich des Mirker Bahnhofes gelegen, ist eine beliebte städtische Parkanlage im Uellendahl, die durch ihre zwei Spielplätze und ihren abwechslungsreichen Charakter für die Menschen des Mirker Quartiers ein wichtiges und beliebtes Naherholungsgebiet darstellt. Die Anlage umfasst heute eine Größe von ungefähr 20 Hektar. Das dicht geschlossene Blätterdach der zum Teil 150 Jahre alten Buchen und Eichen prägt den Charakter der waldartigen Anlage. Der Mirker Hain entstand um 1880 und weist noch heute wertvolle Reste der historischen Substanz auf. Zu nennen sind das von August Freiherr von der Heydt, Bankier und Ehrenbürger der Stadt Wuppertal, 1890 errichtete Waldhaus Sanssouci sowie das Norwegische Holzhaus, welches als erstes Fertighaus der Welt gilt und durch von der Heydt 1900 auf der Weltausstellung in Paris entdeckt worden war. Mit der Warnung ‘Dies alles ist in Gefahr!‘ engagiert sich der Bürgerverein Uellendahl e.V. für die Parkanlage. Hierzu heißt es: „Diese wunderschöne, über 130 Jahre alte Parkanlage hat im Verlauf ihres Bestehens immer mehr ihr historisches Aussehen verloren und auch die sie umgebende Landschaft, in die sie hinein gestaltet und entworfen wurde, ist zunehmend zersiedelt und verändert worden. Hauptattraktion ist die als Naturdenkmal ausgewiesene Schlucht und das Tal des Vogelsang Baches mit einem See und den vielen Staustufen, die wie Perlen einer Kette den Bachlauf bergab begleiten und so diesem Tal einen ganz besonderen Reiz verleihen. … Mit umfangreichen Eigenleistungen und aktiver Spendensammlung setzt sich der Bürgerverein Uellendahl e.V. für die Erhaltung und Pflege der historischen Parkanlage ein.“ Aufgrund der angespannten finanziellen Lage der Stadt Wuppertal ist dieses ehrenamtliche Engagement von großer Bedeutung, besonders für die Erhaltung der historischen Gestaltungselemente. Kooperation mit Utopiastadt Denkbar sind Kooperationen und Projekte, um für die Thematik des Mirker Hain und dessen Erhalt im Quartier zu sensibilisieren und weitere Anwohner aus dem Quartier für eine aktive Beteiligung an den ehrenamtlichen Parkpflegeaktionen zu gewinnen. Sowohl für das Projekt Freibad Mirke als auch für den Mirker Hain stellt sich die Frage der zukünftigen Perspektive. Beide freizeitlichen bzw. sportlichen „Einrichtungen“ sind Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation der Stadt aufgegeben worden und erwirtschaften in ihrer historischen Form nicht die Gelder, die sie zum Betrieb benötigen. Mit Utopiastadt gemeinsam könnte man an neuen Nutzungen und Betriebskonzepten arbeiten, die für eine langfristige Sicherung sorgen könnten. - 38 - 1.4. 1.4.1 SWOT-Analyse und Ziele für das Mirker Quartier Erarbeitungsprozess In der folgenden Darstellung sind die Schritte des Erarbeitungsprozesses dargestellt. - 39 - 1.4.2 Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) Aus der Analyse des Quartiers (Kap. 1), den Erfahrungen der realisierten Stadtumbau-Projekte (Kap. 2) und der Bestandsaufnahme der aktuelle Immobilienentwicklungen und Projekte (Kap. 3) ergeben sich folgende Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken für das Mirker Quartier: Stärken: • teilweise hochwertige gründerzeitliche Architektur mit sehr vielen Baudenkmalen und wuppertaltypische Topografie (Diese Kombination bildet einen der wichtigsten Imageaspekte der Stadt.) • wichtiger Standort für die freie Kultur- und Kreativwirtschaft • gesteigertes Interesse von technisch innovativen Unternehmen und Initiativen mit besonderem Augenmerk auf eine nachhaltige Ökologie und Ökonomie • hohe Konzentration von Institutionen im Bereich ‚Tanz und Bewegung‘ • guter Besatz mit attraktiven Gaststätten, Kneipen und Restaurants • viele Künstlerateliers mit innovativer, progressiver Ausrichtung • Schwerpunkt der Migrantenselbstorganisation • unmittelbare Lage an der Nordbahntrasse und sehr schnelle Zugänglichkeit der Freiräume im Wuppertaler Westen und Osten mit dem Fahrrad • gute überregionale Verkehrsanbindung durch die Nähe zum Wuppertaler Hauptbahnhof (750 m), den direkten Zugang zur A 46 (Anschlussstellen Wuppertal-Elberfeld und WuppertalKaternberg) und die Anbindung über das überregionale Panoramaradwegenetz Schwächen: • Randlage im Quartier Elberfelder Nordstadt mit seinem dominierenden Bereich ‚Ölberg, Marienstraße‘ • hoher Anteil an Haushalten mit niedrigem Einkommen • viele Gebäude mit Sanierungsstau, Substanzproblemen und hohem Energieverbrauch • neun Schrott- und Problemimmobilien • erhöhter Leerstand bei Wohnungen und Ladenlokalen • ehemaliger Güterbahnhof als Eisenbahnbrache • erhebliche Freiraum- und Spielflächendefizite, Spielflächen mit sehr hohem Nutzungsdruck und starker Abnutzung der Geräte und Möbilierung • Verschmutzungen im öffentlichen Raum (z.B. Hundekot, Glasscherben) • Parkplatzdefizit in den dicht bebauten gründerzeitlichen Straßenzügen • Lärmbelastung durch die A46, besonders im Lärmfenster Mirker Bahnhof aufgrund fehlender Lärmschutzwand • Lärmbelastungen an der Hoch- und Karlstraße sowie an der Gathe - 40 - Chancen: • Entwicklung des Potentials am Mirker Bahnhof im Rahmen des Projektes „Utopiastadt“ zugleich als lokal verankertes Modellprojekt zur Entwicklung des Mirker Quartiers mit „Gemeinbedarfseinrichtungsaspekten zur sozialen und kulturellen Betreuung der Bevölkerung im Quartier“ und als überregionales Kompetenzzentrum zur Entwicklung von Stadt und Gesellschaft im Kontext bürgerschaftlichen Engagements und Know Hows, im Sinne eines „Reallabors“ in Kooperation mit weiteren Einrichtungen und Akteuren • Entwicklung der Eisenbahnbrache zu einem Gewerbepark zur Stärkung der lokalen Ökonomie mit Schwerpunkt ökologisch und ökonomisch nachhaltige Kreativwirtschaft und Handwerk • Entwicklung eines Kneipen-, Künstler- und Tanzviertels ‚Mirker Quartier‘zur Stärkung der lokalen Ökonomie im Quartier • Weiterentwicklung des Mirker Quartiers als Schwerpunkt der Migrantenselbstorganisation und als solidarisches Quartier ohne Ausgrenzung von Menschen mit niedrigen Einkommen • Um-/Neubauprojekte mit altengerechten Wohnungen für Migranten mit islamischer Ausrichtung • Entwicklung des historischen oder denkmalgeschützten Gebäudebestandes zu einem qualitätsvollen Wohnstandort • Entwicklung eines Quartiers mit modellhaften energetischen Gebäudesanierungen • Ausbau der Sportifikation durch z.B. Fahrrad und E-Bike in der Verbindung mit der Nordbahntrasse • Mirker Quartier als Adresse etablieren Risiken: • keine Lösung für die „Problem- und Schrottimmobilien“, Ansteigen der Anzahl durch fehlende Investitionen in die Gebäudesubstanz • Projektentwicklung für den Bahnhof Mirke scheitert und weiterer Verfall der Bausubstanz, in Folge Qualitätsverlust und Wegfall der Teilnutzungen - 41 - 1.4.2 Entwicklungsziele für das Mirker Quartier Ziel des Wuppertaler Stadtumbaus ist, die Attraktivität der Stadtteile als lebendige Quartiere mit ihrer Mischung von Wohnen und Arbeiten zu erhalten bzw. wieder herzustellen und eine weitere soziale und funktionale Entmischung zu verhindern. Eine ganzheitliche Stadtentwicklung muss dabei an unterschiedlichen Punkten ansetzen: das Wohnumfeld soll verbessert, Fassaden sollen ansprechend gestaltet, für Gewerbebrachen neue Konzepte entwickelt, (Industrie-)Denkmale und Hinterhöfe für neue Nutzungen hergerichtet und leere Ladenlokale mit neuem Leben gefüllt werden. Dabei geht es um die Umsetzung einzelner Projekte und kleinteiliger Maßnahmen, die sich zu einem sinnvollen Ganzen ergänzen, die Impulse setzen und die Standorte qualifizieren. Im Rahmen des Stadtumbauprozesses stehen die Aspekte des Gender Mainstreamings, der Nachhaltigkeit, des demographischen Wandels, der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund und der Inklusion für Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen stets im Mittelpunkt und werden bei den Zielen und Maßnahmen berücksichtigt. Mit dem FORUM:MIRKE, das im November 2013 und im März im Mirker Bahnhof auf Einladung von Utopiastadt stattgefunden hat, ist es gelungen, die Akteure des Quartiers zusammen zu bringen und Visionen für einen aktiven Stadtteil zu formulieren. Die Ergebnisse der Foren sind im Lenkungskreis Mirker Bahnhof Utopiastadt behandelt worden und in die Ziele, Handlungsfelder und Maßnahmen dieses Integrierten Handlungskonzeptes eingeflossen. Neben dem ‚Städtebaulichen Entwicklungskonzept Wuppertal‘ (2007) und dem strategischen Konzept Wuppertal 2025 sind bei der Erarbeitung des Integrierten Handlungskonzeptes für das Mirker Quartier folgende städtische Handlungskonzepte berücksichtigt worden: • • • • Handlungsprogramm Wohnen Konzept zur Zukunft des Wohnstandortes Wuppertal, Mai 2009 Handlungsprogramm Demografischer Wandel Strategien zum Umgang mit den demografischen Herausforderungen, Juni 2010 Handlungsprogramm Gewerbeflächen März 2011 Handlungsprogramm Brachflächen - in Bearbeitung - Der Stadtumbau in Wuppertal basiert entsprechend des Grundförderantrages von 2005 auf folgenden sechs Bausteinen, die auch weiterhin für das Mirker Quartier gelten: Baustein 1: Beratungsangebote für private Grundstückseigentümer Baustein 2: Neunutzung von leer stehenden Ladenlokalen Baustein 3: Hof- und Fassadenprogramm Baustein 4: Attraktivierung des Wohnumfelds Baustein 5: Verbesserung des Stadtteilimages über Mitmachprojekte Baustein 6: Neu- und Umnutzung incl. Rückbau von baulichen Anlagen - 42 - Für das Mirker Quartier sind folgende Handlungsfelder zu nennen, die wie folgt den sechs Bausteinen zugeordnet werden können. • Handlungsfeld ‚Bereich Mirker Bahnhof‘ (HF 1): Bausteine 4,5,6 • Handlungsfeld ‚Entwicklung des Wohnstandortes‘ (HF 2): alle Bausteine • Handlungsfeld ‚Integration und Migrantenselbstorganisation‘ (HF 3): Baustein 5 und 6 • Handlungsfeld ‚Stadtteilimage mit den zwei Schwerpunkten Tanz, Bewegung, Musik und Theater sowie Bildende Kunst (HF4): Baustein 2 und 5 • Vernetzendes Handlungsfeld Kommunikation/ Forum Mirke Die Handlungsfelder werden in den nachfolgenden Kapiteln beschrieben und mit Maßnahmen hinterlegt. Dabei finden sich Projekte, die im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms realisiert werden sollen und andere, die privat bzw. mit anderen Förderprogrammen umgesetzt werden. Den Handlungsfeldern liegen folgende inhaltliche Ziele zu Grunde: Entwicklungsziel 1: (starke Bezüge zu HF 1, HF 2, HF 3 und HF 4) Utopiastadt im Baudenkmal Bahnhof Mirke als Labor und Kompetenzzentrum für Stadt-, Kultur- und Gesellschaftsentwicklung Utopiastadt schreibt zu seinem Projekt: „Die Entwicklung des denkmalgeschützten Mirker Bahnhofes im Rahmen des Projektes „Utopiastadt“ nutzt das Potential als lokal verankertes Modellprojekt zur Entwicklung des Mirker Quartiers mit „Gemeinbedarfseinrichtungsaspekten zur sozialen und kulturellen Betreuung der Bevölkerung im Quartier“ und speist ein überregionales Kompetenzzentrum zur Entwicklung von Stadt und Gesellschaft im Kontext bürgerschaftlichen Engagements und Know Hows, im Sinne eines „Reallabors“ in Kooperation mit weiteren Einrichtungen zur Stadtentwicklung im Allgemeinen. Mit Projekten wie einem ‚Reparatur-Café‘ soll die Wertschätzung für technische Geräte und Fahrräder bei den Menschen im Quartier gestärkt und Kompetenz aufgebaut werden. Projekte im Kontext von urbanerer Landwirtschaft und Gemeinschaftswerkstätten befähigen Anwohner sich selbst zu helfen, stärken die Identifikation mit dem eigenen Lebensumfeld und fördern Nachbarschaftshilfe. Themen wie Gebäudesanierung, alternative Lebensmodelle, Grundeinkommen, OpenData, OpenSource und OpenGovernment sensibilisieren und befähigen Menschen zur Teilhabe an der Gestaltung ihrer Stadt. Barrierefreie kulturelle Angebote aus der Region und ganz Europa schaffen Zugang und Vielfalt zu spartenübergreifender Kunst und Kultur.“ Entwicklungsziel 2: (starke Bezüge zu HF 1, HF4) Eisenbahnbrache als Gewerbepark reaktiveren Die Eisenbahnbrache des ehemaligen Güterbahnhofes Mirke soll zu einem neuen Gewerbepark entwickelt werden, der konzeptionell eng mit dem Projekt Utopiastadt und den Zielen für das Quartier verknüpft ist. Die lokale Ökonomie des Mirker Quartiers wird durch die Sicherung vorhandener und die Schaffung neuer Arbeitsplätze stabilisiert. Ein besonderes Schwergewicht soll im Bereich der Kreativ- und Gesundheitswirtschaft und im Bereich nachhaltig wirtschaftender Unternehmen liegen. Entwicklungsziel 3: (starke Bezüge zu HF 1 und HF 4) Nachhaltige Mobilität Die Mobilität mit dem Fahrrad, dem E-Bike und anderen nicht motorisierten Fortbewegungsmitteln soll im Mirker Quartier mit hoher Qualität entwickelt und gefördert werden. Im Quartier sollen modellhafte Lösungen entwickelt und zusammen mit den Bewohnern/innen erprobt werden. Utopiastadt wird als Fahrrad-Hauptbahnhof in Wuppertal zu einer zentralen Anlaufstelle, beginnend - 43 - mit dem Fahrradreparatur Café, einem kostenlosen Fahrradverleih und dem Mobilitätstag auf der Nordbahntrasse mit Infoständen, Händlermesse und Aktionstag. Entwicklungsziel 4: (starke Bezüge zu HF 1, HF 2 und HF 3, HF4) Urban-Gardening als ökologische und soziale Strategie Utopiastadt schreibt hierzu: „Im Mirker Quartier sollen mit dem Ansatz der urbanen Landwirtschaft im Gefüge einer Quartiersgemeinschaft und den Aspekten der Allmende von Utopiastadt aus die Möglichkeiten für den Anbau von Nahrungsmitteln in innerstädtischen Räumen erprobt werden. Die gemeinschaftliche Eigenproduktion von Nahrungsmitteln fördert die Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, stärkt die Gemeinschaft und Kommunikation im Quartier, sensibilisiert für Themen der Nahrungsmittelherstellung, Rohstoffverbrauch und Verknappung, für Natur und Umwelt (Müllproblematik), Verbraucherschutz und die Verantwortung für das eigene Lebensumfeld.“ Entwicklungsziel 5 : (starke Bezüge zu HF 1, HF 3 und HF 4) Mirker Quartier als interkulturelles Szeneviertel etablieren Das Mirker Quartier soll im Sinne eines Markennamens zu einem interkulturellen Kneipen-, Künstlerund Tanzviertels entwickelt werden, das Besucher/innen aus der Gesamtstadt und aus der Region (auch mit dem Fahrrad) anzieht. Ziel ist auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze zur Stabilisierung der lokalen Ökonomie im Stadtteil. Eine zentrale Produzentenstelle, angesiedelt in Utopiastadt, könnte für die vielen kulturellen Programme, Projekte und Einrichtungen große Synergien beim Akquirieren von Geldmitteln ergeben. Entwicklungsziel 6: (starke Bezüge zu HF 1 und HF 2) Gründerzeitlichen Gebäudebestand als attraktiven Wohnstandort entwickeln Das Mirker Quartier soll mit seinem historischen oder auch denkmalgeschützten Gebäudebestand zu einem qualitätsvollen Wohnstandort auch für Haushalte mit mittlerem und höherem Einkommen entwickelt werden. Entwicklungsziel 7: (starke Bezüge zu HF 1 und HF 2) Wege zur ökonomisch und ökologisch nachhaltigen Stadt finden Null Energie und Energieautarkie anstreben Ziel ist es viele modellhafte energetische Gebäudesanierungen zu realisieren und Hauseigentümer zu vernetzen. Im Kontext von Utopiastadt / Utopiastadt Campus sollen Wege zur energieautarken Stadt ausgelotet werden und entsprechende Projekte und Unternehmen angesiedelt werden. Entwicklungsziel 8: (starke Bezüge zu HF 2 und HF 3) Modellhaftes Wohnen im Alter für Menschen mit Migrationshintergrund Das Mirker Quartier soll von den Akteuren der Migrantenselbstorganisation zu einem modellhaften Raum werden, in dem bauliche Lösungen für das Wohnen alter Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt, realisiert und erforscht werden. Entwicklungsziel 9 : (starke Bezüge zu HF 1, HF 2, HF 3 und HF 4) Solidarische Gesellschaft ohne Ausgrenzung Im Mirker Quartier soll ein solidarisches Zusammenleben aller gesellschaftlichen Gruppen mit und ohne Migrationshintergrund, mit niedrigen oder mittleren und hohen Einkommen erreicht werden. Die deutsche Gesellschaft ist gekennzeichnet durch eine fortschreitende Ausgrenzung und Marginalisierung von Menschen mit niedrigen Einkommen. Das Armutsrisiko mit all seinen Folgen betrifft besonders Kinder. Die Initiative ‚Armer Anfang ist schwer‘, gestartet vom Internationalen Jugend- und Begegnungszentrum Alte Feuerwache hat die sehr hohe Kompetenz der Stadtteilakteure in diesem Arbeitsfeld gezeigt, so dass sehr wichtige Anknüpfungspunkte für modellhafte Lösungen im Mirker Quartier bestehen. Einrichtungen wie das Café ADA/ Mare e.V. oder Utopiastadt gehen über diese Grenzen hinweg und zeigen schon jetzt ein intensives Zusammenleben und geben Nährboden für von dort ausgehende Projekte und Initiativen. - 44 - 1.5. Handlungsfelder des Integrierten Handlungsprogramms für das Mirker Quartier 1.5.1. Handlungsfeld ‚Bereich Mirker Bahnhof‘ mit Schwerpunkt Lokale Ökonomie und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen Der Mirker Bahnhof, als Gebäude und die Flächen des ehemaligen Güterbahnhofes sind das zentrale räumliche Potential der Entwicklung im Mirker Quartier, für das eine aktive Entwicklung eingeleitet worden ist. Die wesentlichen Beteiligten sind: • • • • • Utopiastadt, als Projektträger für das Bahnhofsgebäude Stadt Wuppertal, insbesondere Stadtentwicklung und Stadtplanung Stadtsparkasse Wuppertal, als Eigentümerin des Bahnhofsgebäudes Aurelis, als Grundstückseigentümerin der Güterbahnhofsflächen Wirtschaftsförderung Wuppertal 1.5.1.1 Projekt ‚Initiative ergreifen: Utopiastadt im Baudenkmal Bahnhof Mirke 1.5.1.1.1 Historische und städtebauliche Bedeutung des Gebäudes „Mirker Bahnhof“ Der denkmalgeschützte Bahnhof Mirke ist eines der prägendsten Gebäude des Quartiers und ein herausragendes Baudenkmal der Eisenbahngeschichte. Für die Elberfelder-Nordstadt liegt hier der zentrale Verknüpfungspunkt mit der Nordbahntrasse. Die städtebaulich ausgeprägte, historische Achse zum Elberfelder Rathaus und zum Wuppertaler Hauptbahnhof belegt die herausragende Bedeutung des Gebäudes. Später wurde die Achse sogar bis zum Universitätskomplex auf der anderen Seite des Tales fortgeführt. 1.5.1.1.2 Potential des Areals Bereits im Integrierten Handlungskonzept ‚Stadtumbau West: Städtebauliches Entwicklungskonzept Wuppertal‘ (September 2007) wird die Bedeutung des Gebäudes herausgestellt: „Vor dem Hintergrund der Nordbahntrasse gewinnt auch der Mirker Bahnhof an Bedeutung. Dieser wurde bereits durch eine Privatperson als Investor teilweise saniert, die Sanierung konnte jedoch aufgrund von finanziellen Engpässen nicht abgeschlossen werden. ... Bei Realisierung des Projektes „Rheinische Strecke“ bietet der Mirker Bahnhof Potenziale für eine gastronomische Nutzung und könnte die Funktion als Bindeglied in den Stadtteil hinein einnehmen.“ (4.1.9, S. 119, 2007) Nach dem gescheiterten Versuch einer Privatperson in der Zeit von 2000 – 2008 stand das Gebäude überwiegend leer. Aufgrund von gravierenden baulichen Mängeln drohte ein starker Verfall des Gebäudes. Die schrittweise Neu- und Umnutzung des Gebäudes durch die Projektinitiative ‚Utopiastadt‘ seit Oktober 2011 verbunden mit ersten substanzsichernden Investitionen ist daher sehr positiv zu bewerten. 1.5.1.1.3 Utopiastadt – Labor und Kompetenzzentrum für Stadt-, Kultur- und Gesellschaftsentwicklung im historischen Gebäude des Bahnhofs Mirke „Der Bau des Bahnhof Mirke um 1882 war für viele Firmen in der stark wachsenden Stadt Elberfeld (heute Stadtteil von Wuppertal) Anlass sich im Stadtteil »Nordstadt« niederzulassen. Per Bahn waren sie somit gut zu erreichen und der Gütertransport war ebenso gelöst. Dem Bahnhof Mirke kam also eine zentrale Funktion im Viertel zu — und diese wird ihm heute wieder zuteil. Das Bahnhofsgebäude und das umliegende Gelände werden nun als »Utopiastadt« zentrale Anlaufstelle für kreative Stadtentwicklung aus der Breite des bürgerscha]lichen Engagements, für die Kultur- und - 45 - Kreativwirtschaft, und somit ein Stadtlabor für Utopien. In dem einzigartigen, geschichtsträch^gen Gebäude entsteht ein lokales und gleichzei^g überregionales Kultur- und Krea^vquar^er als Labor, in dem Utopien, visionäre Ideen und gesellscha]liche Grundüberlegungen konkre^siert und realisiert werden.“ (Website der Initiative: www.utopiastadt.eu) Die Projektinitiative will den Bahnhof mit Hilfe der Kultur- und Kreativwirtschaft, dem gerade in Wuppertal ausgeprägtem bürgerschaftlichen Engagement und den ansässigen Instituten und Unternehmen zu einem „Labor für Stadt- und Gesellschaftsentwicklung“ ausbauen. „ES IST DIE INITIALZÜNDUNG EINES ANDAUERNDEN KULTUR- UND GESELLSCHAFTSKONGRESSES MIT AMBITIONEN UND WIRKUNG.“ (Website der Initiative: www.utopiastadt.eu) Ziel ist es, die Akteure und Initiativen aus verschiedenen Handlungsfeldern und Branchen zu unterstützen, sie untereinander zu vernetzen, Lücken im Wissensmanagement zu schließen, den informellen Austausch von Ressourcen und Fähigkeiten zu fördern und somit Kooperation und Koproduktion im Sinne einer Weiterentwicklung von Stadt und Gesellschaft zu initiieren. Aktuellste technologische oder soziale Lösungen werden hier real erarbeitet und angewendet. Das Mirker Quartier wird somit zum Reallabor für Stadtentwicklung – von urbaner Landwirtschaft, über alternative Sanierungskonzepte und die Vermittlung von Sozialkompetenzen bis hin zu neuen Finanzierungsmodellen für Kultur, Raum und Arbeitsplatz. Um dies zu realisieren stellt, die Initiative „Utopiastadt“ auf der einen Seite Raum im weitesten Sinne mit einer möglichst weit ausgestatteten Infrastruktur zur Verfügung. Andererseits organisiert sie ein bereits über mehrere hundert spezialisierte Akteure umfassendes Wertschöpfungsnetzwerk. So unterstützt „Utopiastadt“ die Entwicklung innovativer Prozesse zwischen Sozial- und Raumunternehmern, die sich mit offenen Fragestellungen unserer Gesellschaft auseinandersetzen und macht Koproduktion, Spillover-Effekte und Gemeinwohlprojekte zum erklärten Prinzip von Stadtentwicklung. An diesen Entwicklungen ist ein breites Spektrum von Akteuren beteiligt: von Einzelpersonen aus der IT-Branche, über Landwirte, Handwerker, ortsansässige Betriebe und Unternehmen bis hin zu Forschungseinrichtungen der Universität oder des Wuppertal Institutes. Die Bergische Entwicklungsagentur hat zum Projekt folgende Stellungnahme abgegeben (Solingen, 22.10.2012): „Die Entwicklung des Bahnhofs Mirke ist eines der wichtigsten regional bedeutsamen Projekte des Bergischen Städtedreiecks. Aufgrund dessen hat die Gesellschafterversammlung der Bergischen Entwicklungsagentur (BEA) mit den Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal die BEA mit der Begleitung und Qualifizierung des Projektes beauftragt. Die regionale Bedeutsamkeit ist aufgrund folgender Gesichtspunkte gegeben: 1. Der Bahnhof Mirke ist ein herausragendes Denkmal der Stadt Wuppertal, das einer neuen Nutzung zugeführt werden soll. 2. Das Projekt verbindet sich unmittelbar mit einem der größten Entwicklungsprojekte der Region, dem Bau der Nordbahntrasse in Wuppertal. 3. Der Bahnhof Mirke ist städtebaulich in die Wuppertaler Nordstadt integriert und das »Leuchtturmprojekt« der Entwicklung eines innerstädtischen gründerzeitlichen Wohnquartiers (Stadtumbau West-Gebiet). ...“ - 46 - 1.5.1.1.4 Status Quo Gebäude, Firmierung und co Aktuell befindet sich das Hauptgebäude des Mirker Bahnhofs im Eigentum der Stadtsparkasse Wuppertal. Seit Herbst 2011 ist der ehem. Bahnhof an die B. Blaschczok und C. Hampe clownfisch GbR, Initiator der Projektinitiative „Utopiastadt“ verpachtet. Das umliegende Bahnhofsgelände ist Eigentum der Aurelis (Näheres siehe 5.2.2). Träger des Projektes „Utopiastadt“ soll die noch zu bildende gemeinnützige Betreibergesellschaft Utopiastadt gGmbH werden, die von einem bereits in 2014 gegründeten Förderverein flankiert wird. Die breit aufgestellte Gründungsversammlung mit Akteuren aus verschiedenen Branchen und Handlungsfeldern des Wuppertaler Lebens, wie z.B. Harald Bayer (Beigeordneter a.D.), David Becher (Vollplaybacktheater), Stephan Tanneberger (Unternehmensberater), Thomas Weyland (Ölbergenossenschaft), Johannes Weigand (Opernintendant) sowie Beate Blaschczok und Christian Hampe (Initiatoren „Utopiastadt“ und Gründer von „clownfisch“) und weiteren Akteuren aus den schon laufenden Projekten zeigen die Verankerung in der Stadt und dem Quartier. Mit der Sparkasse als Gebäudeeigentümerin ist eine sogenannte „Moratoriumsphase“ vereinbart worden, in der die Projektinitiative erste Gebäudeteile umgenutzt und im Sinne einer Qualifizierungsphase für das Förderprogramm „Initiative ergreifen“ Nutzungen, Planungen und Trägerstrukturen entwickelt hat. In dieser „Moratoriumsphase“ hat sich die Sparkasse Wuppertal verpflichtet, die Liegenschaft nicht weiter zu vermarkten. Ein Eigentumsübergang an die Projektinitiative ist für den Fall, dass ein gemeinnütziger Träger etabliert wird und Fördermittel für die Sanierung akquiriert werden, positiv geregelt. Momentan befindet sich das Projekt in der Qualifizierungsphase für Mittel aus dem Städtebauförderprogramm über ‚Initiative ergreifen‘. Die „Moratoriumsphase“ zwischen Stadtsparkasse Wuppertal und Projektinitiative ist als Testphase zu verstehen, in der die teilweise Herrichtung und Nutzbarmachung des Gebäudes als Provisorium erfolgt, um frühzeitig potenzielle Nutzungsansätze zu erproben und den Utopiastadt-Gedanken von Anfang an mit Leben zu füllen. Die im Rahmen der Moratoriumsphase notwendigen Genehmigungen zum Umbau und zur Nutzungsänderung wurden mit Unterstützung des Büros ellingHAUS Architekten eingeholt. Baulich wurden verschiedene Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt, die Heizungsanlage wurde teilweise erneuert. Zudem befindeen sich mittlerweile eine Gastronomie [Getränkeausschank] und ein Coworking-Space in Betrieb. Aufbauend auf einem Brandschutzkonzept wurden nutzungserforderliche Maßnahmen bereits durchgeführt [u.a. Brandschutztüren]. Diese ersten Sanierungsschritte sind größtenteils in Eigenarbeit mit breiter Unterstützung durch Privatpersonen, Initiativen und Unternehmen des bereits bestehenden Netzwerkes um clownfisch herum entstanden. Die ersten Einnahmen durch Mieten, Veranstaltungen und Gastronomie wurden reinvestiert, weitere Gebäudeteile erschlossen und zusätzliche Module neben Coworking und Gastronomie, in Form von Gemeinschaftswerkstätten und Projekten im Bereich urbaner Landwirtschaft initiiert. 1.5.1.1.5 Arbeitsfelder Der inhaltliche Aktionsradius ist breit aufgestellt und hat einen ganzheitlichen Anspruch, so dass Themen von Ernährung über Wohnen bis hin zu Kultur und Wirtschaft bedacht und behandelt werden. Dabei beruft sich die Initiative darauf, dass das Wissen und die Fähigkeiten erstmal grundsätzlich bei Personen und somit in der Bürgerschaft liegen. Bei der Unterstützung oder Aktivierung von Projekten birgt gerade die Verschränkung verschiedener Themen, Branchen und Handlungsräumen einen maßgeblichen Beitrag zur Sensiblisierung für Themen und die Akquirierung von weiteren Akteuren. - 47 - So werden z.B. Fragen zur Energieerzeugung, Mobilität und Fortbewegung und zum barrierefreien Zugang zu Information und Infrastrukturen, sowie der kreativer Umgang mit Technik in einem Projekt realisiert, bei dem durch Fahrräder der Strom für mobile Freifunknetze erzeugt und somit ein kostenfreier Internetzugang ermöglicht wird. Im Zusammenhang der räumlichen Module in Utopiastadt und der Projekte im direkten Umkreis wird das Mirker Quartier im Rahmen einer Weiterentwicklung von Stadt und Gesellschaft zu einem Reallabor, dass bereits seit 2011 immer wieder durch wissenschaftliche Arbeiten begleitet und von städtischer und Landesseite beobachtet wird. Die so gewonnen Erkenntnisse fließen direkt in Forschung und Handlungsempfehlungen von z.B. Universitäten, creative.nrw oder der Metropoleruhr ein. Die in den letzen 2 Jahren entstandenen Module und Projekte verdeutlichen die weitreichende Wirkung und Kooperation mit Nachbarn im direkten Umfeld, sowie im übrigen Stadtgebiet oder sogar darüber hinaus. Module im Hauptgebäude Bahnhof Mirke Gastronomie „Hutmacher«, so heißt die Gastronomie in Utopiastadt. Er soll einen niederschwelligen Zugang zum Projekt ermöglichen. Dabei stellt der Hutmacher eine offene Plaborm für die verschiedenen Ini^a^ven aus dem Hause, für wissenscha]liche, kulturelle und krea^vwirtscha]liche Veranstaltungen und natürlich für die Anwohner des Mirker Qua^ers dar. Zusätzlich spiegelt er aber auch ganz konkret die Ideen zum Thema Nachhaltigkeit und Regionalität wider. Es werden kulturelle und gesellschaftliche Impulse gesetzt. Nach innen, wie nach außen. Zum einen wurde dem Gesamtprojekt eine weitere nutzbare Fläche zugeführt, die zu interdisziplinärem Austausch genutzt werden kann. Zum anderen bekommt die Arbeit in Utopiastadt, durch die besondere Form der Außenwahrnehmung, eine weitere Dimension. … Bei der Angebotspallette wurde verstärkt darauf geachtet nach Möglichkeit auf regionale und nachhaltige Produkte zurückzugreifen. So gibt es Kaffee aus einer Rösterei in Schwelm, Minze aus dem Utopiastadtgarten, Kooperationen mit den »Urban Gardening« Projekten im Bergischen Land und ein eigenes Bio-Bier, dessen Erlöse z.T. in den eigens gegründeten Mirker Quartier Fond fließen. …“ Coworking „Coworking ist nicht einfach nur »zusammen arbeiten«, wie es die Übersetzung suggeriert. Es ist mehr als das. Zielgruppe sind vor allem Freiberufler und Selbständige, Start Ups, aber durchaus auch Angestellte, die für bestimmte Projekte aus ihrem Elfenbeinturm raus wollen, um Kooperationspartner zu gewinnen und neue Denkmuster zu kreieren. In Utopiastadt liegt der inhaltliche Fokus insbesondere auf Sozial- und Raumunternehmer. … Einerseits werden hier Infrastruktur zur Verfügung gestellt, viel wichtiger aber noch ist die informelle Vernetzung und Entwicklung von Synergien, Partizipation, Kooperation und Koproduktion.“ Tanzschule „Tanzend lernen statt Tanzen lernen. Um diesem Motto gerecht zu werden, betreuen wir nicht die Kurse, sondern die Menschen. Losgelöst vom gängigen Kurssystem entscheidet der Stand der TeilnehmerInnen den Anschlusspunkt – egal wann man Zeit hat. Diese ist auch die Grundlage, um die sozialen Projekte mit körperlich und geistig benachteiligten Menschen durchführen zu können – das Leben tanzend lernen.“ Gemeinschaftsateliers- / werkstatt (Teil 1) „… Es ist ein Ort, an dem Maschinen, Werkzeuge und Know How zur Verfügung stehen und stellt somit Platz und Hilfe für Reparatur, Restaurierung oder Prototyping bereit. Mit den ersten Schritten sind auch 3D Drucker, Laser Cutter, Ständerbohrmaschine und Buttonmaschine in Nutzung gegangen. …“ - 48 - Hackerspace (betrieben von /dev/tal e.V.) „Der in Utopiastadt ansässige Verein /dev/tal e.V. sieht sich als Anlaufstelle für alle, die sich für den kreativen und kritischen Umgang mit Technik begeistern können. … In diesem Hacker- oder Makerspace wird an kleineren und größeren Projekten gearbeitet. So wurde etwa der schwer zu durchschauende städtische Haushalt so aufbereitet, dass er für jeden Bürger zugänglich und nachvollziehbar wird. Die dafür entwickelte Basissoftware kann Grundlage für weitere Projekte sein. … Außerdem hat die Förderung und Unterstützung Technik affiner Menschen egal welchen Alters einen hohen Stellenwert. Indem hier bereits die Kleinsten durch spezielle Workshops für Kinder spielerisch an Technik herangeführt werden, leistet /dev/tal e.V. einen wichtigen Beitrag zur Motivierung für Ingenieursberufe. … Darüber hinaus entwickelt sich /dev/tal e.V. in Utopiastadt zu einem wichtigen Branchennetzwerk.“ Utopiastadtgarten (siehe 5.1.3) „Lokal im eigenen Quartier setzen wir uns mit Landwirtscha], Gemüseanbau, historischen Pflanzen und Sensibilisierung von urbanen Gartenthemen auseinander. Jenseits von »Peak-Oil« und Großkonzernen der Lebensmicelindustrie entsteht so eine bürgernahe Sta^on mit Lehr- und Lernveranstaltungen, barierefreiem Gärtnern, Projekten zur Kompos^erung und Energiegewinnung, Imkern und offen zugänglichen Gemüsebeeten und Kräuteranbau für die hauseigene Gastronomie.“ Coshop (Konzeptphase) „Ein Gemeinschaftsladenlokal für örtliche Produkte von Zange über CD und Buch bis Apfel, Designwaren von Kleinst-Labels in NRW und Produktionen aus Utopiastadt.“ Module im umliegenden Utopiastadt Campus Gemeinschaftswerkstatt (Teil 2) (Konzeptphase) „… Es ist ein Ort, an dem Maschinen, Werkzeuge und Know How zur Verfügung stehen und stellt somit Platz und Hilfe für Reparatur, Restaurierung oder Prototyping bereit. Mit den ersten Schritten sind auch 3D Drucker, Laser Cutter, Ständerbohrmaschine und Buttonmaschine in Nutzung gegangen. …“ Kulturkindergarten (Konzeptphase) „Der Kulturkindergarten ist ein angedachtes Projekt, dessen erklärtes Ziel es ist in Utopiastadt, d.h. im Bahnhofsgebäude selbst oder auf den umliegenden Flächen einen Kindergarten mit einer deutlichen kulturellen Ausrichtung zu installieren. Dazu wurden bereits verschiedene Gespräche mit der Stadtverwaltung und politischen Vertretern geführt. Alle Beteiligten sind sich einig, dass dieses Projekt, welches gerade in der momentanen Ausrichtung des Quartiers hier einen guten Standort finden würde. Noch gilt allerdings zu klären, ob dieser Kindergarten dann ein Quartierskindergarten ist oder auf Grund seiner Spezialisierung für mehrere Quartiere, oder sogar für die ganze Stadt gilt.“ Proberäume mit offenem Studio (Konzeptphase) „Im Zusammenhang mit der lokalen und regionalen Musiknachwuchsförderung ist klar geworden, dass es in Wuppertal-Elberfeld und vor allem in der Nordstadt ein erhebliches Defizit an geeigneten Proberäumen für junge Bands gibt. Seit 2011 treffen wöchentlich Anfragen in Utopiastadt ein, so dass zurzeit eine dezidierte Bedarfsermittlung und eine finanzielle Machbarkeit geprüft wird. Leer stehende Gebäude im Quartier (z.B. Speditionshalle auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs Mirke oder die historische Fabrik Goldzack) könnten so einer der Ausrichtung des Quartiers folgenden neuen Nutzung zugeführt werden. In Kooperation mit „Rookie Sounds“ und den Kultureinrichtungen im Mirker Quartier könnte so auch für die Musik ein weiterer Anziehungspunkt geschaffen werden. Das von Utopiastadt, Rookie Sounds und dem Haus der Jugend Barmen ausgehende Netzwerkprojekt „Grenzland“, dass für die musikalische Nachwuchsförderung in der bergischen Region steht, könnte dabei mit Veranstaltungsreihen, Nachwuchswettbewerben und einer Musikmesse eine weitere wichtige Rolle spielen.“ - 49 - Hostel (Konzeptphase) „Die kulturelle und freizeitliche Nutzung der Nordbahntrasse wächst weiter. Großveranstaltungen wie der erste einrundige Ultramarathon (100km) WHEW100 oder die zunehmende Zahl an nicht motorisierten Fortbewegungsmitteln machen mit dem kulturellen Angebot das Quartier gerade auch für Wochendausflüge interessant. Schon jetzt gibt es immer wieder Veranstaltungen im Café ADA/ Mare e.V., der Feuerwache, dem Freibad Mirke, auf der Hardt oder in Utopiastadt, bei denen die zur Verfügung stehende Menge an Übernachtungsmöglichkeiten in direkter Umgebung nicht ausreichen. Ein Fahrradhostel direkt an der Nordbahntrasse könnte hier Abhilfe schaffen und in Kombination mit einem offenen Studio, dem Fahrradverleih und weiteren sportlichen Aktivitäten die Attraktivität deutlich steigern. Auch wären weitere touristische Vermarktungsmöglichkeiten in Kooperation mit dem Stadtmarketing und der Wuppertal Bewegung denkbar.“ Projekte – Bahnhof Mirke & Areal Folgende Projekte sind in der Ideenphase und werden deshalb tabellarisch aufgelistet: • • • Essbarer Bahnhof, essbare Stadt Only Hut – Konzertreihe Kinder- und Jugendprojekte „Urbanes Gärtnern“ (Konzeptphase) Projekte – Mirker Quartier • • • • • • • • • • • • • • Mirker Matinée Freifunknetz Mirke (im Aufbau) Quartier Fonds für Kleinstprojekte (wie z.B. Mülleimer, Spielgeräte etc.) Essbarer Bahnhof, essbare Stadt Only Hut – Konzertreihe Leerstandsmelder (Konzeptphase) Energetische Sanierung von Gründerzeit Quartieren (Konzeptphase) Mirker Kulturkarte (Im Aufbau) Kinder- und Jugendprojekte „Urbanes Gärtnern“ (Konzeptphase) Dynamischer Audiowalk (Konzeptphase) Bildungsarbeit: Urbane Landwirtschaft (Konzeptphase) Bildungsarbeit: Mobilität (Konzeptphase) Bildungsarbeit: Technik (Konzeptphase) Oase – Hilfestation und kurzfristige Unterbringung für Kinder und Jugendliche (Konzeptphase) Projekte – Stadtgebiet Wuppertal • • • • • • • • • • • Fahrrad Reparatur Café Elektro Reparatur Café offener Haushalt Wuppertal Leben Lärmt Open Data Initiative Kultur Marketing Konzept (im Aufbau) Only Hut – Konzertreihe Talfunk unabhängiges online Magazin zu kulturellen Themen in Wuppertal Stadtmacher Festival Denkbar Stadtwiki (im Aufbau) - 50 - • • • • • • • • • • • Mobilitätstag Essbarer Bahnhof, essbare Stadt (im Aufbau) Leerstandsmelder (Konzeptphase) Textil Reparatur Café (Konzeptphase) Wupper Gärten Karte Kostenloser – Fahrradverleih (im Aufbau) AG Upcycling (Konzeptphase) 22km Kulturfestival auf der Nordbahntrasse (Konzeptphase) Bildungsarbeit: Urbane Landwirtschaft (Konzeptphase) Bildungsarbeit: Mobilität (Konzeptphase) Bildungsarbeit: Technik (Konzeptphase) Projekte – Region Bergisches Land und Umland • • • WEHW100 – Ultramarathon Grenzland Netzwerk zur musikalischen Nachwuchsförderung (im Aufbau) Region[er]finden ( bergisch.project) Projekte – Metaebene • • • • • • • • • Neue urbane Initiativen (im Aufbau) Sketch Wizzle Convention Grundeinkommen clownfisch statementmagazin Open Government Handbuch: Räume kreativ nutzen! (im Aufbau) Denkmal Solar – Forschungsprojekt für Solarprojekte in denkmalgeschützter Gebäudesubstanz (Konzeptphase) Energetische Sanierung von Gründerzeit Quartieren (Konzeptphase) Art Zine Convention (Konzeptphase) 1.5.1.1.6 Neunutzung des historischen Bahnhofes Mirke als Gemeinbedarfseinrichtung Utopiastadt strebt eine Förderung aus dem Städtebauförderprogramm über ‚Initiative ergreifen‘ für eine öffentliche Begegnungsstätte an. Als Förderzugang wird Nr.11.3 in Verbindung mit 22 (1) c. der Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Maßnahmen zur Stadtentwicklung und Stadterneuerung (Förderrichtlinien Stadterneuerung 2008) gesehen. Begleitet wird das Projekt durch das Büro startklar.projekt.kommunikation, welches das Programm ‚Initiative ergreifen‘ im Rahmen der Städtebauförderung des Landes NRW betreut. Folgender Zeitplan ist für das Projekt vorgesehen: • • • • • Erarbeitung einer Planung mit Kostenschätzung durch ein Architekturbüro für die Mittelbedarfsanmeldung zum Stadterneuerungsprogramm 2015 (im Jahr 2014) Beschluss des Projektbeirates ‚Initiative ergreifen‘ im Herbst 2014 Aufnahme in das Stadterneuerungsprogamm 2015 auf der Grundlage einer Planung mit Kostenberechnung und eines Betriebskonzeptes (bis April 2015) Weiterleitungsbescheid der Stadt Wuppertal auf der Grundlage eines Bewilligungsbescheides der Bezirksregierung (Ende 2015) danach Beginn des Umbaus - 51 - 1.5.1.1.7 Fortsetzung und Vision nach der Instandsetzung „2018 ist »Utopiastadt« mit dem umgebenden »Campus« ein zentraler Ort der Stadt- und Quartiersentwicklung. Als Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum des Bergischen Landes mit einer weiten Ausstrahlung ins nordrhein-westfälische Umland und dem Mirker Quartier als Reallabor, sowie der belebten Nordbahntrasse steckt das Quartier mitten in einer inhaltlichen wie physischen Renaissance. Das Hauptgebäude des Mirker Bahnhofs ist mit Hilfe von Städtebaufördermitteln über das Förderprogramm »Initiative ergreifen«, Investoren, Förderern und viel bürgerschaftlichem Engagement in den wesentlichen Punkten kernsaniert. Im Inneren des Hauses sind Büro- und Atelierräume, sowie freie Coworkingflächen für ansässige Freelancer, Agenturen, Künstler und Projektbüros entstanden. Immer mehr Sozial- und Raumunternehmer bilden hier ein Wissens- und Ressourcenzentrum und arbeiten gemeinsam mit Einrichtungen wie TransZent, CSCP, Institut für Bürgerbeteiligung oder dem Wuppertal Institut zusammen. In Kooperation mit diesen Einrichtungen und Unternehmen beginnt die Utopiastadt gGmbH mit dem Utopiastadtstudium Generale und schafft somit die Grundlage für eine nachhaltige Implementierung von bewusster Entwicklung von Stadt und Gesellschaft. Die Gastronomie hat sich weiterentwickelt und bietet den Besuchern und der Gemeinschaft abwechslungsreiche Küche mit Gastköchen aus der bergischen Gastronomie und Produkten aus der regionalen Landwirtschaft. Durch Kooperationen, Zusammenarbeit mit Projekten der urbanen Landwirtschaft und Engagement der Quartiersgemeinschaft verfügt »Utopiastadt« über gesunde und gepflegte Grünflächen und weite Außenanlagen, die nahtlos in die Bereiche der Nordbahntrasse übergehen. Der sogenannte »Utopiastadtgarten« ist Treffpunkt der regionalen Urban Gardening Szene und zugleich ein Publikumsmagnet an der Nordbahntrasse, ist Lehr- und Lernort sowie Lieferant von lokalem Gemüse, Kräutern und Blumen. Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen im kulturellen, wissenschaftlichen und sozialen Bereich ziehen Interessierte allabendlich in die Nordstadt und nach »Utopiastadt«. Das Trassenfest ist eine etablierte Veranstaltung für die Stadt, trägt maßgeblich zur Identifikation des Stadtteils in der Stadt bei und bringt Gäste aus einem 50 km Radius nach Wuppertal. Insgesamt ist ein Ort entstanden, der Impulse in das Quartier, die Stadt und in die Region sendet. Open-Data-Projekte werden deutschlandweit umgesetzt, Partizipations- und Katalysatorprogramme für soziale Projekte in der Nachbarschaft zeigen Wirkung, Selbstverwaltungs- und Brancheninitiativen haben ihre Arbeit aufgenommen und arbeiten eigenverantwortlich vom Utopiastadtcampus aus. Es ist eine Stätte für die Arbeit an Utopien entstanden, die sich stetig weiter entfaltet und entwickelt.“ - 52 - 1.5.1.2 Gewerbepark Mirker Bahnhof Begleitend zur Projektentwicklung ‚Utopiastadt‘ haben sich alle Beteiligten auf eine aktive Projektentwicklung der gewerblichen Flächen verständigt. Die aktuelle Situation ist geprägt durch Nutzungen mit ehemals bahnaffinen Unternehmen (MetallRecycling, Großhandel, Eishörnchenbäckerei), die ca. 50 v.H. der Fläche nutzen. Die übrigen Flächen stehen als Bahnbrache für eine neue gewerbliche Nutzung zur Verfügung. Aufgabe ist es dieses Flächenpotential für einen kleinteiligen Gewerbepark zu nutzen, der mit folgenden Zielsetzungen entwickelt wird: • Stärkung der Lokalen Ökonomie Im Quartier Mirke finden sich in Hinterhöfen einige Handwerks- und Gewerbebetriebe unter sehr beengten und immissionsschutzrechtlich eingeschränkten Bedingungen. Die Flächen bieten hier ein Verlagerungspotential, bei dem der Quartiersbezug erhalten und die lokale Ökonomie gestärkt wird. • Vernetzung mit dem Hauptgebäude Bahnhof Mirke – Projekt „Utopiastadt“ Unternehmen die jetzt und in Zukunft in der Utopiastadt gestartet werden, können hier in Zukunft Verlagerungs- und Expansionsräume finden. In umgekehrter Richtung können Unternehmen, die sich im neuen Gewerbepark ansiedeln, die räumlichen Möglichkeiten der Utopiastadt nutzen (z.B. Kundenpräsentationen und gespräche, Mitarbeiterseminare und -versammlungen, Mittagstisch und Cafébetrieb). • Potentiale durch die Nordbahntrasse Die Flächen sind hervorragend geeignet für Unternehmen im Bereich Fahrrad, E-Bike und Elektromobilität. Durch die Lage an der Nordbahntrasse und die damit verbundene starke Werbefunktion (analog zu einer Hauptverkehrsstraße) sind auch eigentlich untypische Nutzungen denkbar, wie z.B. Therapeuten, Tierarztpraxis, spezialisiertes Kunsthandwerk, Malschule, Tanzschule, Plexiglas- und Modellbau u.ä.. Inhaltlich können gerade solche Unternehmen stabile Kooperationspartner für Utopiastadt werden. Die ersten Kontakte und der Aufbau zu derartigen Unternehmungen haben bereits stattgefunden und werden durch Utopiastadt weiter gefördert. • Standort für ein Hostel Die Kombination aus unmittelbarer Nähe zur A 46 und Nordbahntrasse würde für ein Hostel ein doppeltes Nachfragepotential bieten. Als Ausrichtung ist denkbar: + Fahrradtourismus (Werbung mit Utopiastadt, Szene- und Gründerzeitquartier Elberfelder-Nordstadt, Schwebebahn (1 km), City Elberfeld) + Reisende auf der Autobahn (‚Schlafen rechts und links der Autobahn‘) + sehr kostengünstig + Styling mit Ausrichtung ‚Recycling und Kunst‘ + Nutzung der Gastronomie Utopiastadt Eine gezielte Akquisition für die Projektidee ist in Vorbereitung. • Standort für ein Proberaumzentrum Das Mirker Quartier zeichnet sich seit mehreren Jahren durch ein stetiges Wachstum an freien Kultureinrichtungen aus. Eine damit verbundene signifikante Steigerung der Nachfrage an ortsnahen Proberäumen kann daher verzeichnet werden. Darüber hinaus arbeitet eine Initiative aus Rookie Sounds, Haus der Jugend Barmen und Utopiastadt an einem regionalen Vernetzungsprojekt namens ‚Grenzland‘, das durch die regionale Kulturförderung unterstützt wird. In diesem Zusammenhang stehen Pläne für einen Proberaumkomplex mit einem offenen Studio für Newcomer im Raum. - 53 - Aus Sicht von Utopiastadt ist es wichtig, auf eine stimmige und sich gegenseitig befruchtende Mischung an Unternehmungen zu achten, von denen die kulturellen, nachhaltigen, ökologischen und ökonomischen Grundsätze aufgegriffen und umgesetzt werden. Hierzu zählen auch arbeitsmarktpolitische Projekte. Im FORUM:MIRKE sind bereits konkrete Ansätze zusammengetragen worden. Drei Teilflächen Der Bereich ist durch die Nordbahntrasse klar in zwei Teile gegliedert. Folgende drei Teilflächen, die sich alle im Eigentum der Aurelis befinden, sind zu nennen (siehe Übersichtsplan): • Kleinteiliger Gewerbepark Die Fläche 1 findet sich mit einer Größe von 3 ha (davon bebaut und genutzt: 1,3 ha) nördlich der Nordbahntrasse. Die Erschließung erfolgt von Westen über die Wüstenhofer- und Juliusstraße. Über die August-Bebel-Straße besteht eine sehr leistungsfähige und schnelle Verbindung zur Anschlussstelle Katernberg (A 46). Die Aurelis plant auf der Grundlage eines städtebaulichen Vertrages mit der Stadt Wuppertal (aktuell in Vorbereitung) mit einer Investition von ca. 0,5 Mio. € den Bau einer Erschließungsstraße. Auf dieser Grundlage können dann Baugenehmigungen nach § 34 BauGB erteilt werden. Im Rahmen der Baugenehmigungen soll auf den gewerblichen Bauflächen eine vier Meter breite Bepflanzung entlang der Nordbahntrasse verbindlich festgelegt werden. Am Ende des Wendehammers ist eine Fuß- und Radwegeverbindung zur Nordbahntrasse geplant, die direkt auf das Gebäude des Mirker Bahnhofes trifft. Damit ist eine optimale Verknüpfung mit Utopiastadt sichergestellt. Die konkrete Ausgestaltung ist noch in der Diskussion. Denkbar sind ein begrünter Weg oder auch eine Multifunktionsfläche mit einer Breite von 15 - 20 Metern. Gleichzeitig sollen, sofern möglich, direkt angrenzend Gemeinschaftsparkplätze der angrenzenden Unternehmen angeordnet werden, so dass ein breites Verbindungsfeld zwischen Utopiastadt/ Nordbahntrasse und Gewerbepark entsteht. • Östliche Gewerbefläche Die Fläche 2 mit einer Größe von 2,4 ha liegt ebenfalls nördlich der Nordbahntrasse im östlichen Teil des ehemaligen Güterbahnhofes. Typisch für ehemalige Bahnflächen finden sich dort ein großer Metall-Recyclingbetrieb und eine große Lagerhalle (ca. 4.000 m²), die bis Mitte 2013 von einer mittelständischen Spedition genutzt worden ist (Insolvenz) und für die aktuell ein neuer Mieter gesucht wird. Die Erschließung erfolgt nach Osten zur Uellendahler Straße. Auch hier besteht ein direkter Anschluss zur A 46 über die Anschlussstelle Elberfeld. Allerdings ist das Linksabbiegen, besonders für LKW (Richtung Autobahn) wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf der Uellendahler Straße schwierig. Der Speditionsstandort ist vor dem Hintergrund moderner Logistikkonzepte nicht zeitgemäß und könnte durch andere Nutzungen ersetzt werden, die aktuell von Utopiastadt entwickelt werden: + Die Lagerhalle wird abgebrochen und der westlich angrenzende kleinteilige Gewerbepark wird mit neuen Gewerbeobjekten erweitert. + Die Lagerhalle wird z.B. für Freizeit-, Spiel-, (Trend-)Sportangebote (z.B. Boulderpark) umgenutzt. Aktuell werden die Flächen zwischen der Lagerhalle und der Nordbahntrasse nicht benötigt. Von Seiten der Utopiastadt ist deshalb angedacht, temporär und ggf. dauerhaft hier eine Freifläche entlang der Nordbahntrasse anzulegen. Im Rahmen der Neunutzung der Fläche soll eine Fuß- und Radwegeverbindung vom Mirker Bahnhof zum Freibad Mirke (ca. 1.100 m) über die Hamburgerstraße und – Treppe ermöglicht werden. - 54 - • Kreativstandort Mirker Bahnhof Die Fläche 3 mit einer Größe von 0,7 ha findet sich südlich der Nordbahntrasse und östlich des Bahnhofgebäudes. Dort befindet sich die ehemalige Güterabfertigungshalle, die unter Denkmalschutz steht und seit vielen Jahren ungenutzt ist. Auch wenn das Gebäude nicht akut gefährdet ist, muss ein schleichender, sehr gravierender Substanzverfall festgestellt werden. Die Utopiastadt-Akteure sind daran interessiert, dieses Gebäude von der Aurelis zu pachten oder zu erwerben und dort z.B. die bereits bestehenden Gemeinschaftswerkstätten (fablab) ein zu richten und auszuweiten. Die Sanierung soll ggf. in Eigenleistung und in Verbindung mit einem Beschäftigungsförderungsprojekt erfolgen. Daneben befindet sich ein schlichtes, kleineres Gewerbeobjekt mit einem kleineren Großhandelsbetrieb, der Bäckereien und Eisdielen in Wuppertal (u.a. mit selbst produzierten Eishörnchen) beliefert. Perspektivisch ist auf dieser Fläche in Zukunft vieles möglich, z.B. eine Umnutzung und Erweiterung des vorhandenen Gewerbegebäudes mit Ausrichtung auf Utopiastadt, eine Neubau mit Büronutzung oder eine Neubebauung mit urbanem Wohnen an der Nordbahntrasse. Im Bereich des Mirker Bahnhofes fehlt auf 300 Metern die Schallschutzwand. Der Bahnhofsbereich, die Nordbahnseite des Bahnhofsgebäudes und auch die anschließende Wohnbebauung sind stark mit Schall belastet. Die Schließung des Schallschutzes an der Autobahn 46 ist ein wichtiger Aspekt der Entwicklung des Gewerbeparks. - 55 - 1.5.1.3 Arbeitsmarktpolitische und ESF Programme im Mirker Quartier, insbesondere an der Nordbahntrasse Das Jobcenter Wuppertal engagiert sich in über 100 Projekten, um Arbeitslosen den Weg zurück ins Erwerbsleben zu ermöglichen. Viele dieser Projekte haben über den Inhalt der Maßnahme und den Standort des Maßnahmenträgers einen räumlichen Bezug zu Quartieren der Sozialen Stadt und des Stadtumbau West. Die Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte sind so ausgerichtet, dass sie passgenau und zielgerichtet den individuellen Bedürfnissen der Arbeitsuchenden begegnen. In erster Linie sollen die Menschen an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, damit ihnen wieder eine berufliche und soziale Teilhabe ermöglicht ist. Für arbeitsmarktferne Menschen geht es aber auch darum, sie zu stabilisieren, zu aktivieren und schrittweise ihre Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen. Dazu greift das Jobcenter auf ein breites Angebot an Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekten zurück, das im Landesvergleich in überdurchschnittlicher Weise schwer vermittelbare Personen berücksichtigt. Viele Projekte leisten neben der individuellen Förderung auch einen wichtigen Beitrag im Bereich sozialer Dienstleistungen und im Sinne des Gemeinwesens, besonders in Quartieren der Sozialen Stadt und des Stadtumbau West. Nordbahntrasse Seit 2007 ist der Ausbau der Nordbahntrasse, auch im Bereich des Satzungsgebietes Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg eines der wichtigsten arbeitsmarktpolitischen Projekte. Die Nordbahntrasse steigert Freizeitwert und Lebensqualität der Menschen erheblich. Dies gilt ganz besonders für die Anwohner der Stadtumbau und Soziale Stadt Quartiere, für die zusätzliche Freiräume und Zugänge zu den Landschaftsräumen am Rande der Stadt von hoher Bedeutung sind. Mit einer Gesamtlänge von ca. 20 km wird die ehemalige Bahnstrecke als Rad- und Wanderweg ausgebaut. Das Projekt „Nordbahntrasse“, das der Verein Wuppertalbewegung 2006 initiiert hat, wird mit einem Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt im Bereich Garten-, Wege- und Landschaftsbau unterstützt. Träger dieses vom Jobcenter Wuppertal finanzierten Projektes sind die Gesellschaft für berufliche Weiterbildung und das Wichernhaus. Schon bei Projektstart wurden zur Vorbereitung auf den Ausbau entlang der Trasse Instandhaltungsarbeiten und Rodungen durchgeführt. Zudem werden unter Begleitung von Fachingenieuren die zahlreichen Stützmauern restauriert. Aber auch bei den Pflasterarbeiten oder bei der Montage der Geländer sind die Teilnehmer der Beschäftigungsmaßnahme aktiv. Darüber hinaus halten Wartungs-Teams die Strecke sauber. Parallel qualifizieren sich die Maßnahmeteilnehmer in verschiedenen Weiterbildungs-Modulen für ihre berufliche Zukunft. Mittelfristig sieht das Jobcenter im Bereich touristischer Dienstleistungen beträchtliche Beschäftigungspotentiale für Langzeitarbeitslose. Mit Unterstützung des Programms ESF sind Maßnahmen z.B. in folgenden Aufgabenfeldern geplant: + + + + einfache Dienstleistungen wie z.B. Informationsdienste Gastronomie Förderung des E-Biking Fahrradreparatur-Angebote. Weitere Projekte für arbeitsmarktferne Menschen sind im Umfeld der Trasse vorgesehen. So wird eine Zusammenarbeit mit den Akteuren im Mirker Quartier, besonders mit Utopiastadt, angestrebt. - 56 - Hand drauf Beschäftigungspakt West-Süd-West Perspektive 50plus schafft Chancen! Durch die Übernahme des Programmes ist das Jobcenter Wuppertal in der Lage, sich noch intensiver um die Belange unserer Kunden/-Innen über 50 Jahre zu kümmern. Gegeben werden nicht nur projektorientierte Förderungen, sondern es werden auch individuelle Förderungen angeboten. In einem drei- bis sechsmonatigen Programm werden die Teilnehmer/-Innen mit unterschiedlichsten Maßnahmen auf die Eingliederung in den Arbeitsmarkt vorbereitet. Mit dem Projektstandort in der Uellendahler Straße 27 ist dieses Programm im Mirker Quartier vertreten und soll im Rahmen des Forum:Mirke aktiv kommuniziert werden Stadtteilservice im Mirker Quartier Nicht Müllmann, nicht Sheriff, nicht Sozialarbeiter, aber Ansprechpartner und Multiplikator im Quartier. Dies ist plakativ formuliert das erfolgreiche Konzept des Stadtteilservice in Wuppertal. Der Stadtteilservice Wuppertal ist ein langjähriges Gemeinschaftsprojekt des Jobcenter Wuppertal, der Stadt Wuppertal und der teilnehmenden Träger. Mit dem Ladenlokal in der Marienstraße 5 ist der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt Wuppertal e.V. Träger im Quartier Elberfelder-Nordstadt. Der Stadtteilservice im Arrenberg wird vom Internationalen Bund e.V. getragen. Der Stadtteil-Service Wuppertal soll für Bewohner wie Gewerbetreibende das Leben im Viertel verbessern: den sozialen Zusammenhalt stärken, aber auch das Straßenbild verschönern. Stadteilservices sollen dazu beitragen, dass Familien und Alleinstehende, Alte und Junge ihren Stadtteil als einen lebens- und liebenswerten Wohnort erleben, d.h. Ängste abbauen, Hilfe anbieten und nicht zuletzt Mitwirkung ermöglichen. Stadtteilservices sind zusätzlich und gemeinnützig, d.h. sie werden nur für Bedürftige tätig und nur dann, wenn niemand anderes die Unterstützung und Hilfe leisten kann. Quartiersbegehungen gehören für die Mitarbeiter/innen zu einer wichtigen täglichen und verantwortungsvollen Aufgabe. Missstände im Stadtgebiet können so schnell erkannt und durch die Weiterleitung an die zuständigen Stellen behoben werden. Durch die tägliche Präsenz unserer Mitarbeiter am Schusterplatz, der als Stadtumbauprojekt 2007 neugestaltet worden ist, und der gesamten Elberfelder Nordstadt wird die Kommunikation mit den Anwohnern und ein Austausch über die Arbeit gefördert. Die Mitarbeiter sind Langzeitarbeitslose, die zum Beispiel Botengänge für Hilfsbedürftige übernehmen, den Zustand der Spielplätze begutachten, bei Stadtteilfesten helfen. Ihre Kompetenzen erwerben sie in Kursen und Schulungen. Erkennbar sind sie an ihrer einheitlichen Kleidung mit dem Logo des „Stadtteil-Service“. Im Rahmen des Forum:Mirke wird eine enge Zusammenarbeit mit den Akteuren im Mirker Quartier sichergestellt. Eine Kooperation mit Utopiastadt ist in Vorbereitung. Baudenkmal Bandweberei Goldzack Das um 1910 gebaute, denkmalgeschützte Gebäude (Wiesenstraße 118) beheimatete die Bandweberei "Gold-Zack" Gummiband- und Litzenfabrik und befindet sich heute im Eigentum der Stadt (siehe auch Kap. 1.3.4). Aktuell stehen Teile des Gebäudes leer, da 2013 ein großer Mieter, der Internationale Bund e.V. mit seinen arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen in einen neuen Standort am Arrenberg gezogen ist. Mit dem Taltontheater ist im Gebäude eine öffentlichkeitswirksame Institution beheimatet, die eng mit dem Quartier verbunden ist (siehe Kap. 5.5). - 57 - Es ist vorgesehen, die weitere Entwicklung des Gebäudes im Zusammenhang mit Utopiastadt und dem Gewerbepark Mirker Bahnhof durchzuführen. Das Gebäude bietet wegen seiner zentralen Lage an der Nordbahntrasse viele Potentiale für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. Hierfür wird eine Konzeptfindung und Projektentwicklung eingeleitet. 1.5.1.4 UtopiaStadtGarten, Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘ und Quartiersgärten Der Bereich südlich der Nordbahntrasse und westlich des Bahnhofgebäudes befindet sich ebenfalls im Eigentum der Aurelis. Er gliedert sich in drei Teilflächen (siehe Übersichtplan): • UtopiaStadtGarten • Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘ • Quartiersgärten. UtopiaStadtGarten Das Utopiastadt - Aktivitätsfeld ‚Urban Gardening‘ findet rund um den Bahnhof Mirke statt. Diese Teilfläche (ca. 600 m²) auf der sich eine markante alte Kastanie befindet, ist Utopiastadt von der Aurelis zur Nutzung überlassen worden und soll mittelfristig der Immobilie des Bahnhofsgebäudes zugefügt werden. Hierfür sind allerdings die Bauunterhaltungslasten der maroden Stützmauer auf dieser Fläche zu klären. Zum Projekt UtopiaStadtGarten gehören auch Konzepte und Projekte auf allen anderen umliegenden Grünbrachen. Auch die Bewirtschaftung von versiegelten Flächen (z.B. alter Bahnsteig) gehört zum Tätigkeitsfeld. Auf der Fläche zwischen Hebebühne und Bahnhofsgebäude entsteht zur Zeit ein barrierefreier offener Garten, in dem auch Workshops, Lehrund Lernangebote stattfinden sollen. Die ersten Pflanztische für Rollstuhlfahrer sind bereit gebaut. Darüber hinaus finden in Utopiastadt eine ganze Reihe an Vernetzungsaktivitäten im Themenfeld ‚Urbaner Landwirtschaft‘ mit anderen Gruppen im Quartier, der Stadt und überregional statt. Die benachbarte Realschule Helmholtzstraße hat aufgrund von Erweiterungsbauten ihren ohnehin sehr kleinen Schulgarten verloren. Eine Kooperation zwischen Utopiastadt und Schule für ein Gartenprojekt ist in Vorbereitung. Weitere Kooperationen mit anderen Schulen und Einrichtungen (wie z.B. Feuerwache) sind ebenfalls in Planung. Das Arbeitsfeld ist sehr gut für Maßnahmen der Arbeitsmarktförderung geeignet. In der Projektbeschreibung von Utopiastadt heißt es zu diesem Projekt: „Lokal im eigenen Quartier setzen wir uns mit Landwirtschaft, Gemüseanbau, historischen Pflanzen und Sensibilisierung von urbanen Gartenthemen auseinander. Jenseits von »Peak-Oil« und Großkonzernen der Lebensmittelindustrie entsteht so eine bürgernahe Station mit Lehr- und Lernveranstaltungen, barierefreiem Gärtnern, Projekten zur Kompostierung und Energiegewinnung, Imkern und offen zugänglichen Gemüsebeeten und Kräuteranbau für die hauseigene Gastronomie.“ Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘ Der Kunst- und Kulturverein ‚Hebebühne‘ betreibt die kleine ehemalige Tankstelle (Grundstück ca. 1.000 m²) als privates Kulturzentrum mit einem sehr regen Ausstellungsbetrieb, vor allem in den Sommermonaten. Zweck des gemeinnützigen Vereins ist die Förderung junger Kunst. Schwerpunkt der Arbeit des Vereins ist, neue und innovative Ausstellungen und Projekte zu unterstützen und zu organisieren, die im konventionellen Ausstellungsbetrieb wenig Möglichkeiten zur Realisierung haben und damit unterrepräsentierte Künstler zu zeigen. Hebebühne e.V. hat das Ziel, den Austausch - 58 - unter Künstlern stärker anzuregen und dadurch ein experimentelles und nicht-kommerzielles Feld zu erschließen. Inzwischen gibt es verstärkte Überlegungen intensiver mit der Bergischen Universität Wuppertal zusammenzuarbeiten. Auf der Homepage unter www.hebebuehne-ev.de heißte es: „Hebebühne e.V. Kunst- und [Sub-, Pop-, Club-, Clash-, Trash-, Neo-, Mikro-, Joghurt-, Hoch-, Tief-, Kreativ-, Raum-, Medien-, Musik-, Film-, Literatur-, Sprach-, Pils-, Rein-, Stadt-, Industrie-, Volks-, Un-, Aqua-, Tisch-, Multi-, Alltags-, Fest-, Spiel-, Streit-, Mono-, Poly-, Welt-, Wuppertal-, Zeit-, Kreis-, Für-, Gegen-, Leit-, Hefe-, Zopf-, etwas -erwachsener-als-Jugend-] Kulturverein Wenn ihr Designer, Maler, Fotografen oder Artverwandte seid, die ihre Werke ausstellen möchten - Musiker seid, die sich Gehör verschaffen wollen - Texte verfasst und Eure Worte in den Köpfen anderer lebendig werden lassen wollt - Menschen seid, die Platz brauchen, ihre Ideen umzusetzen, zusammenzukommen und/oder sich auszutauschen … Dann haben wir die Möglichkeit - Euch ca. 60m² Ausstellungsfläche und schallgeschützte Räume zur Verfügung zu stellen - Unterstützung zu bieten bei Öffentlichkeitsarbeit, Planung und Durchführung Eurer Ideen - Euch Zeit und den Raum zu geben, Euch zu treffen und auszutauschen - Mit und für Euch Kontakte zu knüpfen, Euch zu vernetzen und so ganz neue Möglichkeiten und Ideen zu schaffen. Die schöne alte Tankstelle hat eine Ausstellungsfläche von ca. 63 qm. Diese sind in drei Räume von unterschiedlicher Größe und unterschiedlichstem Charakter aufgeteilt. Wer Interesse hat, seine Arbeiten auszustellen, kommt einfach mit Arbeitsproben bei uns vorbei und stellt sich ein bisschen vor. Wenn unsere Vorstellungen gut zusammenpassen, geht‘s ins Detail. Wir bieten unsere Ideen und etwas kuratorische Hilfe an, wie man mit den Werken in den Räumen umgehen könnte. Des Weiteren übernehmen wir einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit und die Produktion von Flyern, Plakaten etc., wenn solche gewünscht sind. Außerdem werden Hängesysteme und ausreichende Beleuchtung der Wände vorhanden sein. Das Einzige, was wir uns von dir wünschen, ist, dass du stolzes Vereinsmitglied bei uns wirst. Schließlich haben wir laufende Kosten zu decken, um dir diese tollen Ausstellungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Zur Zeit haben wir während den Ausstellungen donnerstags von 19:00 bis 22:00 unsere Türen und Tore für euch geöffnet und sind dann auch sonntags von 15:00 bis 18:00 ... anzutreffen.“ Quartiersgärten Die Gärten basieren auf einem Pachtvertrag mit der Bahnlandwirtschaft e.V. (ca. 1.300 m²), die im Auftrag der Aurelis tätig ist. Pächter ist eine benachbarte Hausgemeinschaft, deren Mitglieder persönlich sehr eng mit dem Kunst- und Kulturverein Hebebühne e.V. und dem Projekt Utopiastadt verwoben sind. - 59 - 1.5.1.5 Bahnhofsumfeld: Vorplatz Mirker Bahnhof Die Fläche befindet sich im Eigentum der Aurelis. Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt über einen Gestattungsvertrag eine Zugänglichkeit zur Nordbahntrasse gesichert. Die historische Mauer und die kleine Treppenanlage von der Mirker Straße zum Bahnhofsgebäude sind in einem baufälligen Zustand. Die Treppe ist seit über zehn Jahren gesperrt. Mauer und Treppe sind als Baudenkmal geschützt, so dass auch aus dieser Sicht eine Sanierung dringend erforderlich ist. Die Bäume und Grünflächen sind sehr ungepflegt. Dank der Eigenleistungen von Utopiastadt ist der extrem verwilderte Bewuchs und die starke Vermüllung, die diesen Bereich vor 2011 langjährig negativ geprägt hat, beseitigt worden. Die Vorplatzfläche verfügt noch flächendeckend über das historische Kopfsteinpflaster, das aber großflächig mit lückenhaftem Asphalt bedeckt ist. Als Vorplatz des Projektes ‚Utopiastadt‘, als einer der wichtigsten Zugänge der Nordbahntrasse und als Entre zum Utopiastadt Campus ist eine Neugestaltung des Bereiches im Rahmen der Städtebauförderung als Stadtplatz für das Programmjahr 2016 vorgesehen. Die Stadt Wuppertal wird hierfür eine Mittelbedarfsanmeldung auf der Grundlage einer Kostenschätzung bis zum Frühjahr 2015 erarbeiten. Aktuell werden die Kosten mit 500.000 € geschätzt. Sinnvoll ist eine öffentliche, urbane Platzfläche (ca. 1.500 m²), über die der Fuß- und Radverkehr an die Nordbahntrasse geleitet wird. Als untergeordnete Funktion muss allerdings die Erschließung der östlich angrenzenden Gewerbefläche ‚Kreativstandort Mirker Bahnhof‘ und der Stellplätze von Utopiastadt gewährleistet bleiben. Wichtig ist, dass der historische Oberflächenbelag (‚Kopfsteinpflaster‘) soweit als möglich beibehalten wird, um den Charakter des Standortes zu erhalten. Wichtig ist auch die Erhaltung und Pflege der beiden alten Kastanienbäume und eine neue Bepflanzung. Bei der Planung ist eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit Utopiastadt vorgesehen. Die in diesem Projekt ‚UtopiaStadtGarten‘ vorhandene Kenntnis von Boden, Pflanzen und die landwirtschaftliche Expertise können für die Planung der Grünflächen des Vorplatzes genutzt werden. Das Projekt ist bereits 2005 bearbeitet worden und hat aus Sicht der Stadt Wuppertal eine hohe Priorität. Die Realisierung dieser Maßnahme wird auch von Seiten des Projektbeirates ‚Initiative ergreifen‘ als wichtige Voraussetzung gesehen, da die positive städtebauliche Wirkung des Projektes Utopiastadt ansonsten nicht gewährleistet sei. - 60 - 1.5.2 Handlungsfeld ‚Entwicklung des Wohnstandortes‘ 1.5.2.1 Hof- und Fassadenprogramm Mit Hilfe des Hof- und Fassadenprogramms soll das Erscheinungsbild des Mirker Quartiers aufgewertet und die Wohnqualität verbessert werden. Gefördert werden die Entsiegelung, Begrünung, Herrichtung und Gestaltung von Außenwänden, Hofflächen und Dächern auf privaten Grundstücken. Das Hof- und Fassadenprogramm ist von 2007 bis 2012 mit 17 realisierten Maßnahmen erfolgreich im Quartier umgesetzt worden. Für die Jahre 2016, 2017 und 2018 sollen mit weiteren Fördermitteln in Höhe von 64.000 € ca. 10 weitere Maßnahmen (Investitionssumme: 160.000 €) umgesetzt werden. Der kommunale Eigenanteil (16.000 €)soll von den privaten Eigentümern erbracht werden. Anfragen aus dem Quartier zeigen, dass der Bedarf und die Nachfrage weiterhin bestehen. Das Programm soll aktiv den Gebäudeeigentümern/innen angeboten werden. Es bietet die Chance weitere Gespräche über energetische und andere bauliche Sanierungen des Gebäudes zu führen. Hierfür ist eine externe Vergabe von Beratungsleistungen vorgesehen (Zuwendungsfähige Gesamtausgaben: 30.000 €). 1.5.2.2 Wohnungsbauförderung des Landes NRW mit Schwerpunkt Bestandsinvestitionen Aufgrund des hohen Anteils gründerzeitlicher Wohnungen, davon viele mit relativ niedrigen Mieten, spielt der öffentlich geförderte Wohnungsbau im Mirker Quartier eine untergeordnete Rolle. Neubauvorhaben sind aufgrund fehlender Flächenpotentiale nur in geringem Umfang und in besonderen Fällen realisierbar. Zu nennen sind: • Flächenpotentiale der Schrott- und Problemimmobilien Auf den Flächen der ‚Schrott- und Problemimmobilien‘ könnten nach einem Rückbau der Gebäude öffentlich geförderte Wohnungen entstehen. Dies steht allerdings in der Entscheidung der privaten Investoren. Grundsätzlich ist der Neubau von selbstgenutzten Stadthäusern, Eigentumswohnungen oder frei finanzierten Mietwohnungen besser, um auf diese Weise einkommensstärkere Haushalte ins Quartier zu ziehen. • Betreutes Wohnen für alte Menschen Betreutes Wohnen für alte Menschen ist ein wichtiger Bestandteil des Projektes der DITIBGemeinde, die eine neue Moschee und ein neues Gemeindezentrum an der Gathe errichten wollen (siehe 1.3.1). Auch hier liegt es in der Investitionsentscheidung der privaten Seite, ob mit einer öffentlichen Wohnungsbauförderung des Landes NRW gebaut wird. Da die meisten alten Menschen mit Migrationshintergrund im Quartier die Einkommensgrenzen einhalten, ist eine Förderung sinnvoll. Wohnungsbauförderung im Bereich ‚Bestandsinvestitionen‘ Die Anwendung des Programmteiles ‚Bestandsinvestitionen‘, für das im Zeitraum 2014 – 2017 150 Mio. € (33 v.H. der Gesamtmittel) ist ein Ansatzpunkt für die Quartiersentwicklung und wird im Rahmen der Initiative für eine energieautarke Stadt (siehe 1.5.2.3) angestrebt In 2013 sind, so die Zahlen des Ministeriums, 56,1 Mio. € für 1.760 WE in NRW bewilligt worden (31.900 € pro WE). Bezogen auf den Einwohneranteil des Mirker Quartiers (8.100 € Einwohner) am Land NRW (17,84 Mio. Einwohner) fallen auf das Mirker Quartier rechnerisch ca. 68.000 €. Dies entspricht rechnerisch einer Förderung von 2 - 3 Wohnungen im Mirker Quartier in den Jahren 2014 – 2017. - 61 - 1.5.2 .3 Modellprojekt für energetische Sanierung und energieautarke Stadt Das Mirker Quartier weist einerseits durch seinen historischen Baubestand und viele engagierte Hauseigentümer eine hohe städtebauliche und bauliche Qualität auf. Dennoch leidet es wie mehrere andere Wuppertaler Quartiere immer noch unter den Folgen des Strukturwandels, der zu Abwanderung und verminderter Investitionstätigkeit führt. Die Folge sind Leerstände, Substanzverfall und Wertverlust. Um diesem Funktionsverlust entgegenzutreten und die Qualität des öffentlichen Raums wieder zu stärken, ist dieses Handlungsfeld von sehr hoher Bedeutung. Büro für Quartierentwicklung (Wuppertaler Quartierentwicklungsgesellschaft GmbH) Das Büro für Quartierentwicklung (früher: Wuppertaler Quartierentwicklungsgesellschaft GmbH) wird von den Wuppertaler Stadtwerken, der Stadtsparkasse, der städtischen Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft, dem genossenschaftlichen Wuppertaler Bau- und Sparverein und der Barmer Wohnungsbau AG als Gesellschaftern getragen. Die Gesellschaft berät bei der Förderung von Investitionen in den Wohnungsbestand, liefert konkrete Planungsleistungen und hilft bei der Entwicklung brachliegender Flächen und Gebäude. Dazu initiiert das Büro die Vernetzung der verschiedenen Beteiligten, um durch Kooperationen Synergieeffekte zu erzielen. Die Beratungstätigkeit des Büros für Quartierentwicklung richtet sich primär an Eigentümer und Investoren in den Wuppertaler Quartieren. Hausbesitzern wird gezeigt, wie sie ihre Wohnungen besser vermietbar und konkurrenzfähiger machen können. Intelligente Sanierungs-, Modernisierungs- und Instandhaltungskonzepte werden entwickelt und öffentliche Förderprogramme für eine finanzielle Unterstützung gesucht. Ein wichtiger Faktor für die Quartierentwicklung sind Hauseigentümer mit Migrationshintergrund. Mit speziellen Beratungsleistungen auf den besonderen Informationsbedarf wird diese Eigentümergruppe angesprochen. Die Leistungen im Einzelnen sind: • Beratung zur Modernisierung von Gebäuden, Höfen und Fassaden einschließlich der planerischen Umsetzung, • Planung der Umfeldgestaltung in Verbindung mit benachbarten Eigentümern, • Beratung und Umsetzungsunterstützung bei energetischen Gebäudesanierungen, • Beratung zur Finanzierung von Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen, • Begleitung von geförderten Maßnahmen, beispielsweise aus Landes- oder EU-Mitteln, inklusive der Abwicklung und Abrechnung der Fördermittel, • Beratung und Umsetzungskonzeption bei der Erneuerung von Wärmeerzeugungsanlagen, • Beratung und Unterstützung in Fragen rund um die Verwaltung und Bewirtschaftung der Immobilie Für einen nachhaltigen Entwicklungsschub im Quartier werden Netzwerke und Kooperationen zwischen den Eigentümern untereinander imitiert. So können Synergieeffekte genutzt werden, beispielsweise Einkaufsvorteile durch gemeinsame Ausschreibungen oder Kosteneinsparungen bei der Hausverwaltung. Auch zwischen den lokalen Akteuren - neben den Eigentümern sind dies Vereine, Verbände, Unternehmer und Investoren - wird eine enge Zusammenarbeit aufgebaut, damit auf lange Sicht - 62 - eigene Initiativen aus dem Stadtteil hervorgehen. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Verein „Aufbruch am Arrenberg”, der auf Initiative des Büros für Quartierentwicklung entstanden ist und dem Arrenberg zu neuem Schub und Ansehen in der Stadt verholfen hat. Das Büro für Quartierentwicklung hat seit seiner Gründung 2006 eine Vielzahl von Projekten begleitet, die vor allem im Rahmen des nordrhein-westfälischen Förderprogramms „Stadtumbau West” durchgeführt worden sind. Dabei standen die gründerzeitlichen Quartiere Arrenberg, Elberfelder Nordstadt, Unterbarmen sowie Oberbarmen/Wichlinghausen-Süd im Blickpunkt. Aktuell hat die WQG die Umsetzung des Hof- und Fassadenprogramms im Rahmen des Programms Soziale Stadt Oberbarmen/ Wichlinghausen übernommen. Mit der Initiative ‚Schwarzbach Abend‘ gelingt es der WQG, einen der strukturschwächsten Straßenzüge in diesem Quartier zu aktivieren. Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH Die Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH ist als Zusammenschluss aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen des Bergischen Städtedreiecks angetreten, eine nachhaltige Verbesserung der Ressourceneffizienz in der Region zu bewirken. Ihre Aufgaben liegen in der Vernetzung der regionalen Akteure, der Initiierung von innovativen Projekten und der Vermarktung der Region als Effizienzstandort. Die Arbeitsfelder umfassen sowohl industrielle Prozesse und Produkte als auch die Effizienzsteigerung in Gebäuden und Infrastruktur. Getragen wird die Gesellschaft durch Unternehmen aus der Region, den Stadtwerken und Wirtschaftsförderungen aus Wuppertal, Solingen, Remscheid, der Bergischen Universität Wuppertal und der Bergischen Entwicklungsagentur. Das Wuppertal Institut ist enger Kooperationspartner. Die Neue Effizienz hat zum Ziel, die Ressourceneffizienz im Bergischen Städtedreieck überdurchschnittlich zu verbessern und so die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Region und ihrer Unternehmen zu stärken. Entlang der Leitthemen Produktion und Produkte, Effiziente Gebäude und Infrastruktur sowie Bildung und Qualifizierung werden gemeinsam mit den Partnern neue Ideen und Projekte initiiert. Für Unternehmen bietet die Neue Effizienz einen entscheidenden Nutzen: Für alle Belange rund um den effizienten Einsatz von Ressourcen gibt es einen Ansprechpartner. Die Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH ist damit: • • • • • • Servicestelle für Unternehmen, die etwas verändern, Netzwerkkoordinator für das branchenübergreifende Querschnittsthema Ressourceneffizienz, Organisator von Arbeitsgruppen, Workshops und Kongressen, Initiator von Projekten, Begleiter von Projektförderanträgen sowie Inkubator für internationale Netzwerke zur Steigerung der Ressourceneffizienz. Die Gesellschaft wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen. - 63 - Beratungsaktion der Verbraucherzentrale Die Verbraucherzentrale NRW plant eine Haus-zu-Haus-Aktion für das Mirker Quartier. In einer zeitlich und räumlich konzentrierten Aktion zur energetischen Gebäudesanierung sollen voraussichtlich Ende 2014 gezielt Haushalte angeschrieben und vor Ort beraten werden. Öffentliche Aktivitäten wie z.B. Vorträge in Utopiastadt mit Bezug auf die örtliche Gebäudesituation sollen diese Aktion flankieren. Mirker Quartier als Modellprojekt für eine energetische Sanierung eines gründerzeitlichen Gebäudebestandes Das Projekt Utopiastadt und die Effizienz-Agentur sind in gemeinsamen Überlegungen, das Mirker Quartier als Modellprojekt für eine energetische Sanierung eines gründerzeitlichen Gebäudebestandes in Richtung energieautarke Stadt zu entwickeln. Dabei könnte der Mirker Bahnhof der Kristallisationspunkt sein. Alternativen zum Thema Energienutzung und -erzeugung sind bereits besprochen worden. Es gibt konkrete Ideen, um mit Unternehmen im Quartier zu kooperieren oder mit Firmen aus dem Bergischen Städtedreieck, die hier neue Technologien einsetzen und zeigen können. Ferner gibt es von Seiten des Wuppertal Institutes und des CSCP (Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production) aufgrund gemeinsamer Veranstaltungen Angebote für weitere Zusammenarbeit. Es ist angedacht, das Thema mit weiteren Programmpunkten, Workshops, Infoveranstaltungen auch in Kooperation mit dem Wuppertal Institut, dem CSCP und der WQG in Richtung eines NRW-weiten Vorzeigeprojektes zu gestalten. Die hohe Konzentration in Wuppertal von Unternehmen mit wissenschaftlicher und organisatorischer Ausrichtung in Richtung einer nachhaltigen Stadtentwicklung muss hier genutzt und ausgebaut werden. Utopiastadt nimmt bereits jetzt dazu eine treibende und koordinierende Position ein. Es ist vorgesehen, dass das Büro für Quartierentwicklung, die Verbraucherzentrale und die Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH in den Jahren 2015 - 2018 aus eigenen Mitteln ohne Förderung in Verbindung mit dem Hof- und Fassadenprogramm, der Stadtentwicklung, der Ölberggenossenschaft und dem Mirke Forum (Teilforum ‚Bestandsentwicklung Wohnen‘) einen Quartiersprozess initiieren und begleiten wird , bei dem die Hauseigentümer aktiviert und vernetzt werden. 1.5.2.4 Rückbau oder Sanierung der Schrott- und Problemimmobilien Stadt und WQG werden zusammen einen besonderen Schwerpunkt auf die Problem- und Schrottimmobilien legen. In der aktuellen Auflistung der Schrott- und Problemimmobilien, die auf einer Erfassung aus 2013 beruht und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, sind folgende Objekte zu verzeichnen (siehe auch Übersichtsplan): • Neue Friedrichstraße 6 Das leer stehende und stark verfallene, viergeschossige Gebäude liegt unmittelbar am Platz um die Kreuzkirche und somit in städtebaulich prägnanter Lage. Es handelt sich um historische Bausubstanz, die allerdings nicht unter Denkmalschutz steht. Eine grundlegende Sanierung oder ein Ersatzneubau nach Abriss wären vorstellbar. • Neue Friedrichstraße 8, 8a Unmittelbar angrenzend an die Neue Friedrichstraße 6 befinden sich die Immobilien Neue Friedrichstraße 8 und 8a - ebenfalls 4-geschossige historische Gebäude -in ähnlich marodem Gesamtzustand. Das Vorderhaus steht unter Denkmalschutz (Baudenkmal 1368). Das Hinterhaus ist nicht denkmalgeschützt. - 64 - • Bandstraße 33 Die Immobilie Bandstraße 33, ein 5-geschossiges gründerzeitliches Wohngebäude, befindet sich in einem extrem desolaten Zustand. Der Dachstuhl des leer stehenden Gebäudes ist komplett abgebrannt. Durch Feuchtigkeitseintritt ist die Gebäudesubstanz so grundlegend geschädigt, dass nur ein Abriss des Gebäudes in Frage kommt. Die Schrottimmobilie befindet sich unmittelbar gegenüber von einem öffentlichen Spielplatz und prägt den ansonsten intakten Straßenzug negativ. Maßnahmen der Gefahrenabwehr wurden bereits durch die Stadt durchgeführt. Ziel ist es, den Abriss mit anschließender Neubebauung oder anderer (Zwischen-)Nutzung, wie Stellplätzen oder Grünfläche, zu ermöglichen. • Baumeisterstraße 4 Die Immobilie befindet sich in extrem maroden baulichen Zustand. Zur Gefahrenabwehr wurden bereits Absperrmaßnahmen durchgeführt. Es handelt sich um ein herrenloses Grundstück, auf dem noch erhebliche Grundschulden lasten. Auch für dieses Gebäude erscheint aufgrund des starken baulichen Verfalls nur ein Abriss realistisch. Alternativ zu einem Ersatzneubau ist hier auch eine Stellpatz- oder Grünflächennutzung denkbar. • Juliusstraße 13 Das 4-geschossige, leer stehende Wohnhaus weist deutliche Fassadenschäden auf. Das Gebäude ist nicht denkmalgeschützt. Es wurde Mitte 2013 zwangsversteigert. • Ludwigstraße 106 Das Wohngebäude steht komplett leer und weist deutliche Fassadenschäden auf. Es handelt sich um ein historisches Gebäude, das als Baudenkmal (Nr. 577)ausgewiesen ist. Durch die Ecklage Ludwigstraße/Hochstraße ist das Gebäude sehr stadtbildwirksam. • Markomannenstraße 9 Im Rahmen des Stadterneuerungsprogramms soll für das Gebäude Markomannenstraße 9 ein Förderantrag für Rückbau gemäß Ziffer 21.1 der Förderrichtlinien Stadterneuerung gestellt werden. Eigentümer des gründerzeitlichen Wohnhauses ohne Denkmalschutz mit einer Büroeinheit und zwei Wohnungen ist die DITIB bzw. der Verein Anadolu e.V., der ein wichtiger Träger der Migrantenselbstorganisation im Mirker Quartier ist. Das Gebäude ist aufgrund schwerer baulicher Mängel nicht mehr sanierungsfähig. Städtebauliches Ziel der Beseitigung ist es, das Schulungs- und Bildungszentrum, das sich mit einer qualitätsvollen Fassade im Hinterhof befindet, mit dem öffentlichen Straßenraum visuell zu verbinden. Direkt gegenüber dem Eingang des Schulhofes der Realschule Neue Friedrichstraße soll auf der Fläche eine öffentlich zugängliche Freifläche entstehen. Die Gesamtkosten betragen 242.000 €. 50 v.H. davon sind als förderfähig anzusehen. Generell ist es städtisches Ziel, durch Abriss oder Sanierung die bestehenden negativen Auswirkungen der vorhandenen Schrott- und Problemimmobilien auf die umgehende Bebauung des Quartieres zu beseitigen. Ob im Einzelfall eine grundlegende Sanierung oder eher ein Abriss der Immobilien die bessere Lösung ist, ist im Einzelfall abzuwägen und insbesondere vom konkreten baulichen Zustand der Immobilie abhängig. Alternativ zu einem Ersatzneubau ist nach Abriss von Schrottimmobilien auch eine anderweitige Nach- oder Zwischennutzung denkbar, z.B. um Stellpatzoder Gründefizite im Quartier zu beseitigen. Es wird seitens der Stadt angestrebt, einzelne Schrott- und Problemimmobilien anzukaufen (ggf. aus Zwangsversteigerungen) und die städtebaulichen Missstände durch Gebäudeabriss zu beseitigen. In Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen des jeweiligen Grundstücks soll entweder eine - 65 - öffentliche Nachnutzung oder eine Vermarktung des geräumten Grundstücks (kommunaler Zwischenerwerb) erfolgen. Davon ausgehend, dass der Ankauf und Abriss bei zwei Immobilien im Mirker Quartier gelingt, werden die zuwendungsfähigen Gesamtkosten für die Maßnahmenumsetzung mit 200.000 € eingeschätzt. 1.5.2.5 Kooperation mit bestehenden privaten Initiativen Im Mirker Quartier sind zwei private Initiativen tätig, die im Bereich der Bestandsentwicklung für gründerzeitliche Wohngebäude engagiert sind und die in den Prozess einer aktiven Stadtteilentwicklung einbezogen werden können. Ölberg eG Die Ölberg eG (www.oelberg-eg.de) wurde im Jahr 2009 mit dem Ziel gegründet, auch in Zukunft für die Bewohner des Ölbergs preiswerten Wohnraum anzubieten, ohne dabei die ökologischen und energetischen Anforderungen unserer Zeit zu vernachlässigen. Dafür will die Genossenschaft Häuser kaufen, sie altengerecht und energiesparend sanieren und zu sozial verträglichen Mieten vermieten. Für die Hauseigentümer geht es darum, sich nicht nur um die eigene Immobilie zu kümmern, sondern auch dazu beizutragen, dass das gute Image des Ölbergs erhalten bleibt. Die Genossenschaft bietet einen dritten Weg zwischen dem Wohneigentum und dem Wohnen zur Miete. Als Mitglied einer Genossenschaft werden die Mitglieder der Genossenschaft zum Miteigentümer am Gesamtbestand des Unternehmens. Überschüsse werden nicht als wirtschaftlicher Gewinn herausgezogen, sondern u. a. in die umweltgerechte Pflege und den Ausbau von Wohn- und Lebensraum investiert. So fließen sie praktisch zu den Mitgliedern zurück. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Standortvorteil, der sich durch die selbst gewählte Beschränkung auf ein relativ kleines Stadtviertel Wuppertals ergibt. Fast alle Mitglieder der Genossenschaft wohnen entweder selbst auf dem Ölberg oder besitzen dort zumindest eine Immobilie. Die Genossenschaft will durch vorbildliche Lösungen im ökologischen und energetisch orientierten Wohnungsbau neue Standards und Lösungen etablieren und Nachahmer im Stadtteil motivieren. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf zielgruppenspezifischen Umbauprojekten im Bereich ‘altersgerechter Wohnungen‘, ggf. auch mit Fördermitteln der Wohnungsbauförderung, insbesondere Bestandinvestitionen. Zur Zweckerreichung bringt sich die Genossenschaft aktiv in ein immobilienwirtschaftlich und städtebaulich orientiertes Beratungsnetzwerk ein, das ihre Mitglieder und weitere Hauseigentümer im Quartier bei der umfassenden Sanierung und Modernisierung des Immobilienbestandes berät und fördert. Die Fördermöglichkeiten des Landes NRW über die Wohnungsbauförderung, insbesondere hinsichtlich der Bestandinvestitionen werden geprüft. Die Genossenschaft kann bebaute und unbebaute Grundstücke erwerben, Erbbaurechte vergeben, Nutzungsverträge abschließen und Wohnungen bewirtschaften. Sie kann alle im Bereich der Wohnungswirtschaft, des Städtebaus und der Infrastruktur anfallenden Aufgaben übernehmen. Zur Finanzierung ihrer zweckgerechten Investitionen kann die Genossenschaft Inhaberschuldverschreibungen und Genussrechte ausgeben. Die Genossenschaft wird vornehmlich im Stadtteil Ölberg, zu dem auch das Mirker Quartier zählt. - 66 - Vermittelt über das Mirker Forum (Teilforum ‚Bestandsentwicklung Wohnen‘ (siehe Kap. ....))und in enger Zusammenarbeit mit dem Büro für Quartierentwicklung soll die Arbeit der Ölberggenossenschaft mit dem Mirker Quartier verknüpft werden. Ziel ist, dass die Genossenschaft im Mirker Quartier einige Häuser erwirbt und saniert. Initiative Friedrichstraße Im Jahr 2003 haben sich Hausbesitzer, Geschäftseigentümer und Bewohner der Friedrichstraße zur Initiative Friedrichstraße zusammengeschlossen (www.friedrichstrasse-wuppertal.de), um den Strukturwandel aktiv und bewusst zu gestalten. Ziel ist es, Nachbarschaftshilfe zu praktizieren und sich wechselseitig bei anstehenden großen und kleinen Problemen zu unterstützen. Angedacht ist ein Projekt, bei dem ein ‚Second-Hand-Cluster‘ in mehreren leer stehenden Ladenlokalen realisiert wird. Dies würde die lokale Ökonomie des Quartiers stärken, Arbeitsplätze schaffen und gute Anknüpfungspunkte für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen bieten. Die Lage der Friedrichstraße zwischen Mirker Bahnhof/ Utopiastadt mit dessen Strategie ‚Reparatur-Werkstätten‘ und der City Elberfeld ist ideal für einen Second-Hand-Cluster. Beim FORUM:MIRJ`KE am 14.09.2014 ist eine gemeinsame Weiterentwicklung des Projektes vereinbart worden. Durch gezielte öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie Straßenfeste, Flohmärkte, Weihnachtsmärkte oder auch Schaufenster-Dekorationswettbewerbe soll die Wuppertaler Bevölkerung auf die Straße und das Mirker Quartier mit seinen zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Durch ständige Verschönerungsaktionen wird der Bereich lebenswerter gemacht. Dazu zählen auch Konzepte und Pläne, wie der Bereich verkehrstechnisch und städtebaulich attraktiver gestaltet werden kann. Um die Friedrichstraße auch optisch zu beleben, hängen dort in der warmen Jahreszeit Fahnen der Initiative. Zum Winter werden diese gegen die klassische Weihnachtsbeleuchtung ausgetauscht. Mittelfristig ist angedacht, die historische Verbindung ‚Friedrichstraße/ Neue Friedrichstraße‘ als Fahrrad-Verbindungspange zwischen der Nordbahntrasse und dem Talachsen-Radweg auch baulich umzugestalten (‚Shared Spaces‘). 1.5.2.6 Wohnen im Alter für Menschen mit Migrationshintergrund Die statistische Analyse der Menschen mit Migrationshintergrund (siehe Kap. 1.2) macht deutlich, dass die Anzahl der Menschen mit Migrationshintergrund über 75 Jahre noch relativ niedrig ist, während der Anteil der Menschen zwischen 65 - 75 Jahren sich dem Gesamtdurchschnitt annähert. Aufgrund der Einwanderung junger Erwachsener in den 60er und 70er Jahren sind die Migranten strukturell jung. Alte Menschen über 80 Jahre und deren Lebens- und Pflegebedürfnisse sind dieser Bevölkerungsgruppe bisher kaum vertraut. Die Eltern dieser Menschen sind in den Herkunftsländern - vielfach in ländlich dörflichen Strukturen - alt geworden und wurden nur in der Urlaubszeit wahrgenommen. Alte Menschen bzw. Pflegebedürftigkeit mit hohem medizinischen und pflegerischen Standards sind dieser Bevölkerungsgruppe nicht als alltägliche Realität verankert. Aufgrund enger Familienbande besteht sehr stark der Anspruch, die alten Menschen zu Hause zu pflegen. Gleichzeitig werden jedoch Altbauwohnungen bewohnt, die dafür relativ ungeeignet sind (z.B. relativ kleine Wohnungen, Treppen, keine Aufzüge, enge Bäder). Das Thema ‚Altengerechte Wohnungen‘ als kleinteiliges Angebot in ‚Pantoffelentfernung‘ (max. 300 500 Meter) und mit islamischer Ausrichtung (Gebetsraum) wird sich daher in den nächsten Jahren verstärkt stellen. Es stellt sich die Frage, ob Gebäudeumbauten hierfür gelingen oder ob Neubauten erforderlich sind. - 67 - Initiiert von den Akteuren der Migrantenselbstorganisation hat das Mirker Quartier sehr gute Voraussetzungen zu einem modellhaften Raum zu werden, in dem bauliche Lösungen für das Wohnen alter Menschen mit Migrationshintergrund entwickelt, realisiert und erforscht werden. Wohnungen im Rahmen des öffentlich geförderten Wohnungsbaus können sinnvoll sein, da die Einkommensgrenzen für einen Wohnberechtigungsschein i.d.R. eingehalten werden. Ein sehr guter Ansatzpunkt ist der geplante Neubau einer DITIB-Moschee an der Gathe, zu der auch neben dem Gemeindezentrum ein Teilprojekt mit betreutem Wohnen gehören soll. MoscheeGemeinde und Stadt haben einen öffentlich kommunizierten Planungsprozess eingeleitet. Eine Kooperation mit der Ölberg eG oder den Unternehmen der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft kann sinnvoll sein. Die Inanspruchnahme von Mitteln der Wohnungsbauförderung des Landes NRW ist sinnvoll und wird geprüft. - 68 - 1.5.3 Handlungsfeld ‚Integration und Migrantenselbstorganisation‘ Mit einem Migrantenanteil von 53,3 v.H. ist die Integration dieser Bevölkerungsgruppe von zentraler Bedeutung für die Entwicklung des Quartiers (zum Vergleich: Quartier Elberfelder Nordstadt: 46,1 v.H. und Gesamtstadt 31,1 v.H.). Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund unter 18 Jahren beträgt im Mirker Quartier über 75 v.H.. Im Mirker Quartier befinden sich mehrere Einrichtungen der Migrantenselbstorganisation und der Wohlfahrtsverbände, die wichtige Aufgaben im Quartier selbst und darüber hinaus wahrnehmen: • Internationales Jugend- und Begegnungszentrum Alte Feuerwache Die Alte Feuerwache ist ein Internationales Jugend- und Begegnungszentrum in WuppertalElberfeld und gehört zum Nachbarschaftsheim Wuppertal e.V. Seit 1991 bietet die Einrichtung vielseitige Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Das gesamte Gebäude und der spielplatzartige Vorbereich sind zwischen 1999 und 2001 mit Mitteln aus dem Städtebauförderprogramm des Landes NRW komplett saniert worden. Auf der Homepage heißt es: „Der Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit liegt in der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Rund 150 Kinder und ca. 20 Jugendliche besuchen regelmäßig die Alte Feuerwache. Als Veranstaltungsort für Tagungen, Fortbildungen und Feiern ist die Alte Feuerwache ganzjährig geöffnet. Die Finanzierung basiert auf kommunalen Zuschüssen, Projektgeldern, Spenden und Einnahmen aus Veranstaltungen. Zusätzlich zur offenen Kinder- und Jugendarbeit ist das Gesunde Kinderhaus ein wichtiger Baustein der Alten Feuerwache. Hier gibt es zahlreiche präventive Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien: Kinderbetreuung, Intensivbetreuung, Sprachförderung, Frühförderung, Therapie, Deeskalationstraining, Müttergruppen, Mittagstisch. Dabei steht die Beziehungsarbeit im Mittelpunkt, denn sichere Bindungen sind der Grundstein für eine gesunde Entwicklung. Das Team arbeitet kontinuierlich an neuen Konzepten und freut sich über Partner, die bei der Umsetzung helfen möchten. Die Vermietung spielt für das Gesunde Kinderhaus eine wichtige Rolle, da die Einnahmen direkt in die Umsetzung der sozialen Arbeit fließen. Feiern und Tagen haben somit neben Spaß und Lernen auch einen sozialen Aspekt. Als internationales Begegnungszentrum ist die Alte Feuerwache ein Ort der interkulturellen Begegnung und Treffpunkt für Migranten. Über 25 Organisationen aus den unterschiedlichsten Ländern nutzen das Haus in vielfältigster Hinsicht. Kulturangebote dürfen in der Alten Feuerwache nicht fehlen. Auf zwei Kleinkunstbühnen sind vielfältige Veranstaltungen zu bestaunen. … Die Alte Feuerwache hat es sich zur Aufgabe gemacht, Sprache ganzheitlich zu fördern. Im Zirkus und in den beiden Musik- und Theater-Gruppen werden Kinder und Jugendliche auf ganz unterschiedliche Art und Weise gefördert: Schreibspiele, Fotogeschichten, Brettspiele rund um Wörter und Geschichten, Der-die-das-Memory, Buchstaben-Fischen, Wörterjagd, Ratespiele ...,Zirkusgruppe für Kinder ab 6: Balancieren, zaubern und jonglieren, Ängste überwinden, Gleichgewicht, Koordination, Kraft und Sensibilisierung trainieren, Verantwortung übernehmen, ausprobieren, seine Rolle finden, Spaß haben und gemeinsam auftreten. Die Spielgruppe für Kinder zwischen eins und drei Jahren wird auf Deutsch und Türkisch durchgeführt. Durch die Zweisprachigkeit werden die Kinder in ihrer Muttersprache gestärkt und lernen auf spielerische Weise die deutsche Sprache kennen.Die Mütter erhalten vielfältige Anregungen, um die Entwicklung ihrer Kinder positiv zu unterstützen. Das Deeskalationstraining richtet sich an Mädchen und Jungen zwischen 6 und 16 Jahren. Es soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Wahrnehmung von körperlichen und seelischen Grenzen, Grenzüberschreitungen und Verletzungen sensibilisieren. Neben der - 69 - Förderung der Kommunikationsfähigkeiten (Wahrnehmen und Ausdrücken von Gefühlen, Empathie, Mitleid, Verantwortung, konstruktive Rückmeldungen, verbale und nonverbale Kommunikation, etc.), beruht ein wesentlicher Bestandteil des Trainings auf dem Erlernen nützlicher Lösungsstrategien. Praktische Übungseinheiten sollen die Kinder in die Lage versetzen, angemessenes Konfliktverhalten anwenden zu können. • Anadolu Wuppertal e.V. Auf der Homepage heißt es: „Anadolu Wuppertal e.V. ist ein im Jahre 1978 von türkischen Zuwanderern gegründeter Verein und gehört somit zu den ersten Migrantenselbstorganisationen in Wuppertal. Das Hauptanliegen bei der Gründung des Vereines war es, einen Treffpunkt zu schaffen, wo türkische Kinder und Jugendliche aus Anatolien sportlichen Aktivitäten nachgehen konnten. Gleichzeitig fungierte der Verein, als Ort des Zusammenkommens von Zuwanderern der ersten Generation, wo Austausch verschiedener Art stattfand und gegenseitige Hilfestellungen zu Problemen und Konflikten des Alltags gegeben wurden. Mittlerweile hat ein Umbruch der Arbeit stattgefunden. Heute stehen auch andere Aspekte im Mittelpunkt des Vereinslebens, aber vor allem Bildung und Kultur. Mit dieser Schwerpunktsetzung in der ehrenamtlichen Arbeit beabsichtigt der Verein das Zusammenleben in Wuppertal zu verbessern und so einem Teil der bürgerlichen Pflichten nachzukommen, nämlich der Partizipation an der Gesellschaft. Die Bildungsarbeit ist die Hauptsäule unseres Vereins. In unseren Augen ist die Bildung der Schlüssel zu einem erfolgreichen Zusammenleben, aber auch eine unabdingbare Voraussetzung der Partizipation an der hiesigen Gesellschaft. Als Menschen mit Migrationshintergrund fühlen wir uns als ein Teil dieser Gesellschaft und möchten so vielen Menschen wie möglich, die Partizipation an dieser Gesellschaft ermöglichen. Unsere Hauptanliegen, liegen in den Bereichen der Sprachförderung, der Nachhilfe und der Hausaufgabenbetreuung. Damit möchten wir allen Menschen, ob jung oder alt, so viel Unterstützung wie möglich geben. Dabei unterstützten und begleiten wir alle Generationen auf ihrem Weg zu einem gemeinsamen Zusammenleben. Des Weiteren werden regelmäßig Informationsveranstaltungen für Eltern angeboten, in denen Themen, wie Erziehung, Bildung und das deutsche Schulsystem behandelt werden. Mit diesen unterschiedlichen Freizeit- und Bildungsangeboten versucht der Verein die Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern mit Zuwanderungsgeschichte am kulturellen, sozialen und politischen Geschehen in Wuppertal zu stärken. Außerdem ist Anadolu Wuppertal e.V. Mitglied beim Paritätischem Wohlfahrtsverband und wurde als Träger der freien Jugendhilfe von der Stadt Wuppertal, auf Grund der Bemühungen im sozialen und kulturellen Bereich anerkannt. Der Frauentreff Anadolu Wuppertal e.V. bietet hier die ideale Möglichkeit für Frauen aus allen beruflichen und gesellschaftlichen Schichten, für ein paar Stunden ihrem Alltag zu entfliehen und unter "sich" zu sein. Ein wichtiger Faktor, wenn man bedenkt, wie isoliert viele Frauen mit Migrationshintergrund in ihrem Alltag, in ihrer Familie und ihrem Beruf sind. Einige Frauen sind ohne Möglichkeit, sich konstruktiv mit ihrer Rolle auseinanderzusetzen. Der Frauentreff - Anadolu bietet den Frauen aus der Nordstadt und Umgebung vielschichtige Angebote, die von einmaligen Veranstaltungen zu Bildung, Erziehung und Integration bis zu regelmäßigen Kursen reichen. Eine feste und beliebte Einrichtung ist das regelmäßig durchgeführte FrauenCafé, welches freitags ab 18.00 Uhr seine Pforten öffnet. In diesem Rahmen findet ein lockerer Austausch in netter Atmosphäre statt, wobei das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt. Unser Verein legt großen Wert auf die Vielfalt der Kulturen in unserer Gesellschaft und - 70 - versucht diese in Werte zu transformieren, um sie dann anschließend den Menschen durch diverse Angebote zu vermitteln. Dabei haben wir eine breite Auswahl bestehend aus einer Theatergruppe, Saz-Unterricht, Tanzgruppe (Folklore).“ • Migrationsdienste des Diakonischen Werks Die Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal sind im Mirker Quartier in der Ludwigstraße 22 direkt neben der historischen Kreuzkirche angesiedelt. Auf der Homepage heißt es: „Flüchtlingsberatung Der wichtigste Grundsatz lautet: Wir wollen allen, die zu uns kommen, helfen, ihr Leben selbständig zu gestalten - gleich, welcher Rechtsstatus ihrem Aufenthalt in Deutschland zugrunde liegt. Die Migrationsdienste der Diakonie Wuppertal setzen sich für einen effektiveren Schutz von Flüchtlingen sowie eine Verbesserung der Rechtsstellung und Lebenssituation von Zugewanderten ein. Die Ziele sind: • Sicherung des Aufenthaltsstatus und Aufenthaltsverfestigung • Klärung von Rückkehroptionen • Zugang zu sozialen Leistungen • vereinfachter Arbeitsmarktzugang • Berufliche Qualifizierung für Flüchtlinge • Verbesserung der Gesundheitsversorgung • Initiierung und Begleitung ehrenamtlicher Flüchtlingshilfe • Interkulturelle Öffnung der Regeldienste • Rechte für Menschen ohne Aufenthaltspapiere • Stärkung des ehrenamtlichen Engagements Im Rahmen des Europäischen Flüchtlings-/Integrations- und Sozialfonds sind folgende Projekte zu nennen: • Partizipation Plus: Netzwerk zur Förderung der arbeitsmarktlichen Integration von Bleibeberechtigten und Flüchtlingen im Bergischen Städtedreieck Wuppertal - Solingen – Remscheid • Mellon Plus: Kampagne für Vielfalt und Zukunft im Gesundheitswesen • Do it!: Ehrenamtliche Vormundschaften für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge • NEWROZ: Lebensmomente von traumatisierten kurdischen Flüchtlingen in zerbrochenen Familienstrukturen • SprInt-Transfer und SprIntpool Wuppertal: Qualifizierung und Vermittlung von Migranten/innen zu/als Sprach- und Integrationsmittlern • IKuK: Interkulturelles Fachkompetenzangebot Pflege und Gesundheit • unsichtbar: Bündnis gegen Menschenhandel • Reto Wuppertal :Projekt zur interreligiösen und interkulturellen Zusammenarbeit Die Beratungsstelle bietet Asylsuchenden, Asylberechtigten, Konventionsflüchtlingen, Defacto-Flüchtlingen und Menschen ohne Aufenthaltstitel fachliche Unterstützung an. Schwerpunkte sind die Unterstützung traumatisierter Flüchtlinge bei der Aufarbeitung ihrer Erlebnisse und bei der Integration in die Aufnahmegesellschaft. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Arbeit mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, ihren Vormündern und den betreuenden Jugendhilfeeinrichtungen. Die Integrationsagenturen des Landes NRW haben die Aufgabe, die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu fördern. Sie arbeiten partnerschaftlich mit freien und öffentlichen Trägern und Migrantenselbstorganisationen zusammen. - 71 - Die Integrationsagentur der Diakone Wuppertal regt Projekte an, aktiviert Menschen, die sich für Integration einsetzen, begleitet Aktivitäten der Partner mit interkultureller Kompetenz und moderiert die gemeinsame Integrationsarbeit in der Stadt. Sie wird gefördert vom Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NordrheinWestfalen. Die Integrationsagentur arbeitet in den vier folgenden Kernbereichen und wählt die Schwerpunkte ihrer Arbeit entsprechend den örtlichen Gegebenheiten: • Bürgerschaftliches Engagement von und für Menschen mit Zuwanderungsgeschichte • Sozialraumorientierte Arbeit • Interkulturelle Öffnung für Dienste und Einrichtungen • Antidiskriminierung Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit mit Migrantenselbstorganisationen und kommunalen Trägern bedarfsgerechte Angebote für Stadtteilbewohner/-innen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte konzipiert, um Isolation und Segregation im Sozialraum abzubauen sowie die Selbsthilfepotenziale der Zielgruppen in lokale Strukturen einzubinden.“ • Diakoniekirche als diakonisches Stadtteilangebot Auf der Homepage der www.wuppertaler-stadtmission.de findet sich folgende Beschreibung: „Die DiakonieKirche öffnet ihre Türen für die Menschen dieser Stadt. In den Räumen dieser umgebauten Kirche findet man neue Hoffnung (Seelsorge, Glauben) und konkrete Hilfe (Beratung), leckeres Essen, nette Menschen und ein Projekt, an dem man selbst mitwirken kann. Öffnungszeiten montags, mittwochs, 11:30-17:30 Uhr Mittagessen ab 12:30 Uhr Während unserer Öffnungszeiten ist immer jemand vor Ort, der ein offenes Ohr für die Nöte und Sorgen unserer Gäste hat. Männertreff: Alle 14 Tage (in den geraden Wochen) treffen sich die Männer in der DiakonieKirche zu Kaffee und Kuchen, Reden, Hören und Spielen. Mittwochs von 16:00 - 18:00 Uhr. Kochkurs: Kochen lernen - gemeinsam genießen. An vier Abenden am letzten Freitag im Monat, mit Bernhard Schnittke, in angenehmer Gesellschaft, in der Diakoniekirche. Hausaufgabenhilfe: Unsere Hausaufgabenhilfe ist für Kinder vom 1. bis 5. Schuljahr angelegt. In der Zeit von 13:00 - 16:00 Uhr bieten wir ein kleines Mittagessen und Hilfe beim Erledigen ihrer Hausaufgaben. Finanzberatung: „Schon wieder blank …?“ Wenn es öfter vorkommt, dass der Monat erst halb um ist, aber das Geld schon ganz verbraucht, dann ist guter Rat teuer... Hilfe bei Formularen: Manchmal versteht man bei den amtlichen Formularen nur noch »Bahnhof«. Wir helfen Ihnen während unserer Öffnungszeiten beim Ausfüllen amtlicher Formulare. Das Blaue Kreuz bietet Beratung für suchtkranke Menschen und ihre Angehörigen. „ • Migrationsdienste der Arbeiterwohlfahrt Die Arbeiterwohlfahrt (Kreisverband Wuppertal e.V., Friedrichschulstraße 15) hat ihren Sitz im Mirker Quartier in einem historischen, denkmalgeschützten Schulgebäude. Ein Arbeitsschwerpunkt sind Angebote für Migranten. Hierzu heißt es auf der Homepage: „Interkulturelle Arbeit mit Menschen soll helfen, soziale Gerechtigkeit, gegenseitiger Respekt und gleichberechtigte Teilhabe in dieser Gesellschaft zu ermöglichen. Deshalb stehen unsere Angebote Menschen aller Nationen offen. Wir sind überzeugt, dass der Dialog von Kulturen unsere Arbeit belebt. Darum ist interkulturelle Öffnung für uns so wichtig auf allen Ebenen. … Seit 2007 fördert das Land Nordrheinwestfalen in Trägerschaft der Spitzenverbände der Freie - 72 - Wohlfahrtspflege Integrationsagenturen für die Belange von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Die Integrationsagenturen sollen Beiträge für eine wirksame Integration vor Ort anregen, Bewusstsein für die Aufgaben schaffen, sie sollen Potenziale aktivieren, zusammenführen und interkulturelle kompetent begleiten und gemeinsame Integrationsarbeit moderieren. … Die Integrationskurse/Sprachkurse sind für Menschen mit Migrationshintergrund nach dem neuen Zuwanderungsgesetz. Wir bieten Integrationskurse in Elberfeld als Basis, Aufbau – und Orientierungskurs an. Je nach Teilnehmerzahl gibt es separate Frauen-, Eltern- und Alphabetisierungskurse und Förderkurse. Die Kurse sind auf das jeweilige Lerntempo der Teilnehmer abgestimmt. … Wir sind anerkannter Sprachkursträger. … Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer wird gefördert vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Das Ziel der Migrationsberatung für Erwachsene Zuwanderer ist, den Zuwanderer zu befähigen selbstständig zu Handeln, so dass er in allen Angelegenheiten des täglichen Lebens zurecht kommt. Dieses Angebot richtet sich an: Zuwanderer die über 27 Jahre alt sind, Neuzuwanderer/- innen, Spätaussiedler/- innen und ihre Familien, Migranten/- innen die zur Teilnahme an einem Integrationskurs berechtigt oder verpflichtet sind. Wir helfen und beraten Sie zum Beispiel bei Fragen im Zusammenhang mit: Lebensunterhalt und Wohnen, Aufenthaltsangelegenheiten, Sprach und Integrationskurse, Arbeitslosigkeit, Planung der beruflichen Zukunft, Kindergarten und Schule.“ • Café ADA/ Mare e.V. Das private Kulturzentrum Café ADA/ Mare e.V. ist aufgrund seiner internationalen Ausrichtung seit vielen Jahren ein Ort des kulturellen Austausches zwischen den verschiedensten ethnischen Gruppen. Eine Darstellung findet sich im Kap. 5.5. Im Mirker Quartier werden in den nächsten Jahren zwei wichtige sozialraumorientierte Projekte umgesetzt. Armer Anfang ist schwer Im Sommer 2013 hat das Internationale Jugend- und Begegnungszentrum ‚Alte Feuerwache‘ die mittelfristig angelegte Aktion ‚Armer Anfang ist schwer‘ gestartet. Jedes fünfte Kind in Deutschland gilt als arm. In Wuppertal sind es ca. 33 v.H., im Mirker Quartier ca. 50 v.H.. Mit einer großen Fachtagung im September 2013 konnte das Thema in eine breite politische Öffentlichkeit in Wuppertal getragen werden. Zur Aktion finden sich auf der Homepage folgende Informationen: „Das Internationale Jugend– und Begegnungszentrum Alte Feuerwache in Wuppertal arbeitet als offene Einrichtung für Kinder und Jugendliche in einem benachteiligten Quartier. Nicht nur wir sehen uns mehr und mehr mit der Problematik konfrontiert, dass Kinder in die Einrichtungen kommen, die zu Hause nicht genug zu Essen bekommen, über keine ausreichende Bekleidung verfügen und zunehmend Verwahrlosungstendenzen aufweisen. Die Kinder sind unruhig, können sich nicht konzentrieren, sie fallen durch eine hohe Stressbelastung sowohl im psychischen als auch physischem Bereich auf, was sich einerseits in Traurigkeit, Ängsten und Ärger und andererseits u.a. in Bauch- und Kopfschmerzen ausdrückt. Besorgniserregend hoch sind mittlerweile die Verordnungszahlen von Antipsychotika für Kinder und Jugendliche. Von 2005 bis 2012 sind die Verschreibungen um 41% gestiegen. Weiterhin ist zu beobachten, dass mehr Kinder und Jugendliche als je zuvor im vergangenen Jahr in Nordrhein - Westfalen zu ihrem eigenen Schutz aus den Familien genommen werden mussten…. Wir stellen fest, dass für Kinder in dieser Lebenssituation mit ihren Defiziten hinsichtlich ihres Sozialverhaltens und der Bildungschancen, die bisherigen pädagogischen Konzepte nicht mehr - 73 - ausreichen. Mit Sorge sehen wir, dass die Bundesmittel für die Schulsozialarbeiter im nächsten Jahr nicht weiter finanziert werden. … Wir möchten einen Beitrag leisten, dass jedes Kind eine Chance auf ein selbstbestimmtes und gesichertes Leben erhält, um zu verhindern, dass unsere Gesellschaft auseinander fällt. In der Prävention sehen wir ein geeignetes Mittel, diese Entwicklung zu stoppen. Hierfür hoffen wir auf ein breites Bündnis aus allen gesellschaftlich relevanten Bereichen. … Mit unserer Kampagne „Armer Anfang ist schwer“, die vielen Gesichter der Kinderarmut möchten wir eine gesamtgesellschaftliche Diskussion anstoßen. Hierbei möchten wir die Problem- und Bedürfnislage von Kindern in den Fokus rücken, die in der Öffentlichkeit weitestgehend nicht wahrgenommen werden. … Die Alte Feuerwache plant im Rahmen der Kampagne „Armer Anfang ist schwer“ verschiedene Aktionen und Veranstaltungen zum Thema Kinderarmut, z.B. eine Filmvorführung beim diesjährigen Talflimmern und eine zweitägige Präventionsfachtagung im September. Als Auftaktveranstaltung gab es eine Lesung am 3. Juli 2013 um 11 Uhr für Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren in der Alten Feuerwache. Wir haben uns sehr gefreut, hierfür die bekannte in Wuppertal aufgewachsene Kinderbuchautorin, Milena Baisch gewinnen zu können. … Kinder der Alten Feuerwache erzählten Schicksale anderer Kinder, ihre Gesichter wurden per Videoprojekton in die Köpfe eingeblendet. Ziel dieser Aktion war, das Thema Kinderarmut in die Innenstadt zu holen, zu sehen und zu hören, was Kinder erleben, was und wie sie empfinden. Der Schauspieler David J .Becher lud Interessierte zu einem interaktiven Gespräch als großformatiger Riesenkopf zum Thema Kinderarmut ein. Die MitarbeiterInnen informierten die BesucherInnen, beantworteten Fragen und stellten fest, dass bei vielen Menschen das Bewusstsein für die teils hoch belasteten Lebenssituationen vieler Wuppertaler Kinder erweitert werden konnte. … Im Rahmen der Aktion wurde mit einem außergewöhnlichen Highlight am 17. und 18.01.2014 ein weiterer Meilenstein gesetzt. In Zusammenarbeit mit den Künstlern Fridhelm Büchele und Christian von Grumbkow wurde an zwei Tagen von 17.00h bis 20.00h eine Art Installation mit acht 3,50 m hohen Köpfen auf dem Kirchplatz an der Citykirche gezeigt. … Im Rahmen der Aktion wurde mit einem außergewöhnlichen Highlight am 17. und 18.01.2014 ein weiterer Meilenstein gesetzt. In Zusammenarbeit mit den Künstlern Fridhelm Büchele und Christian von Grumbkow wurde an zwei Tagen von 17.00h bis 20.00h eine Art Installation mit acht 3,50 m hohen Köpfen auf dem Kirchplatz an der Citykirche gezeigt. …“ Modellprogramm ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘ Ein Quadratkilometer Bildung ist ein Modellprogramm der Freudenberg- Stiftung, der Stadt Wuppertal (Zentrum für Integration, Bildung und Kulturelle Vielfalt) und des Landes NRW. Es ist auf 10 Jahre (bis 2019) angelegt und in der Elberfelder Nordstadt angesiedelt. Ziel von ‚Ein Quadratkilometer Bildung Wuppertal‘ ist es, die Bildungschancen für Kinder und Jugendliche in der Nordstadt zu erhöhen. Dazu wird eine biografiebegleitende Förderkette von der Geburt bis zum Übergang von der Schule in den Beruf aufgebaut. Ein Quadratkilometer Bildung stellt die Bildungsbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt und begleitet Veränderungsprozesse in Familien, Institutionen und Sozialräumen. Dabei übernimmt das Programm Brücken- und Vermittlerfunktionen, schließt Lücken und findet Antworten, die zur Umgestaltung der Bildungsorganisation in einem Stadtteil beitragen. - 74 - Unter diesem Leitbild ist das Ziel des Programms die Verbesserung von Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen. Das soll erreicht werden durch die bestmögliche Förderung entlang der Bildungsbiografie. Am Bildungsprozess beteiligte Akteure arbeiten über institutionelle Grenzen hinaus zusammen und stellen dabei die individuellen Bildungsbedürfnisse und Kompetenzen der Kinder und Jugendlichen in den Mittelpunkt. Aktuelle Kooperationspartner sind das Nachbarschaftsheim Alte Feuerwache e.V., Kindertagesstätten, Schulen, die VHS Familienbildung, die Stadtbibliothek, Migrantenselbstorganisationen und weitere Akteure, die im Bildungsprozess von Kindern und Jugendlichen Verantwortung übernehmen. Das Programm ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘ wird bundesweit in sechs Städten umgesetzt und es besteht ein überregionaler Austausch. In jedem Quadratkilometer gibt es eine Pädagogische Werkstatt. Sie ist der Ort, an dem sich pädagogische Fachkräfte, Eltern und Ehrenamtliche treffen, beraten, austauschen, informieren und fortbilden können. Hier entstehen neue Ideen und Konzepte zur Verbesserung der Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen, die gemeinsam realisiert, ausgewertet und weiterentwickelt werden. Dabei sind die durchgängige sprachliche Bildung unter Berücksichtigung der Mehrsprachigkeit und die Zusammenarbeit mit den Eltern wesentliche Themen. In Wuppertal wird das Programm durch die Bergische Universität wissenschaftlich begleitet. Folgende inhaltliche Aspekte des Projektes sind zu nennen. • • • • • • • • • vernetzt die Akteure und Partner im Quartier, die am Bildungsprozess der Kinder beteiligt sind, und fördert deren Austausch, ermittelt Förderbedarfe und -lücken in einzelnen Bildungsinstitutionen bzw. im Bereich der Übergänge, unterstützt Eltern im Bereich Frühe Förderung durch Kooperation mit einer Familienhebamme, kooperiert mit dem Stadtbetrieb Tageseinrichtungen für Kinder, setzt die Förderkette im Elementarbereich fort, z.B. durch Umsetzung von Sprachförderprogrammen wie Griffbereit und Rucksack, reagiert im Primarbereich auf Sprachstandserhebungen zu Beginn der Schuleingangsphase durch Umsetzung des Sprachförderprogramms Deutsch für den Schulstart, fördert Kinder der Klassen 3 und 4 durch unterrichtsergänzende, kreative und integrative Sprachförderangebote und fördert einzelne Grundschulkinder, die besondere Schwierigkeiten beim Erlernen des Rechnens zeigen, kooperiert auf zwei Ebenen eng mit der Bergischen Universität Wuppertal: Zum einen werden im Seminar ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘ Studentinnen sprachdidaktisch qualifiziert, die in Folge integrative Sprachförderangebote in den Grundschulklassen 3 und 4 anbieten. Darüber hinaus wird eine Gruppe von Kindern aus dem Quadratkilometer im Rahmen eines langfristig angelegten Forschungsprojektes in ihrer Bildungsbiografie begleitet, bietet Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen für pädagogische Fachkräfte und Eltern an, dies erfolgt in enger Kooperation mit lokalen Bildungsträgern. Im Jahr 2011 gab es z. B. Veranstaltungen zu den Themen Spracherwerb bei Kindern, Sprachstandsdiagnostik und Sprachsensibler Fachunterricht, berät und unterstützt beteiligte Pädagoginnen und Pädagogen in Schulentwicklungsfragen und beim Einsatz von Materialien oder Lernprogrammen, schwerpunktmäßig im Bereich der Sprachförderung. - 75 - Es ist vorgesehen das Projekt ‚Utopiastadt‘ als Kooperationspartner in das Modellprogramm ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘ einzubeziehen. Anknüpfungspunkte könnten /dev/tal und das fablab, sowie der UtopiaStadtGarten oder Angebote zum Themenfeld Mobilität sein. Ebenso kann ‚Utopiastadt‘ die Aktion ‚Armer Anfang ist schwer‘ aktiv begleiten. Im Rahmen des Forum:MIRKE (Kap. 5.5) ist das Teilforum ‚Integration und Migrantenselbstorganisation, Bildung und Soziales‘ vorgesehen, mit dem alle Aktivitäten im Quartier vernetzt und koordiniert werden sollen. - 76 - 1.5.4 Handlungsfeld ‚Stadtteilimage mit den zwei Schwerpunkten Tanz, Bewegung, Musik und Theater sowie Bildende Kunst Das Mirker Quartier hat das Potential ein ‚Szene-Quartier‘ mit einem eigenen Markenimage zu werden, das im Bewusstsein der Wuppertaler Bevölkerung fest verankert ist und dadurch kreative Milieus anzieht. Neben dem Projekt Utopiastadt sind folgende wesentliche kulturelle Akteure zu nennen: • Café ADA/ Mare e.V. Seit mehr als zwanzig Jahren sind das Café ADA und der Kulturveranstalter Mare e.V. in der Wiesenstraße ein Zentrum für anspruchsvolle und außergewöhnliche Kultur. Mit Ausnahme projektbezogener Förderungen erfolgt die Arbeit vollständig ohne öffentliche Förderung und damit unter schwierigen ökonomischen Bedingungen. Pina Bausch brachte den Tango in das Café ADA und damit nach Wuppertal und gab dem professionellen zeitgenössischen Tanz neben den städtischen Spielstätten Schauspiel- und Opernhaus eine dritte Plattform für die freie Szene. Jean Louis Sasportes, Geraldo Si, Thusnelda Mercy, Szu Wie-Wu und auch Malou Airaudo (Leiterin des Instituts für Zeitgenössischen Tanz an der Folkwang Hochschule) – alle (z.T. ehemalige) Tänzer/innen des Pina Bausch Ensembles – konnten dort ihre eigenen Projekte durchführen. Sie und der Tango machten das Café ADA überregional bekannt. Peter Brötzmann und Mitbegründer von Mare e.V. Peter Kowald verorten hier den Wuppertaler Jazz, der ebenfalls weltbekannt ist. Auf der Homepage der Stadt Wuppertal findet sich folgende Beschreibung: „Seit mehr als zwanzig Jahren ist das Café ADA in der Wuppertaler Wiesenstraße ein Zentrum für anspruchsvolle und außergewöhnliche Kultur. Die familiäre Atmosphäre und der unverwechselbare Charme prägen die Seele des Hauses, in dem sich Künstler, Kulturschaffende und Gäste sämtlicher Nationen die Hand geben. Unter der Leitung von Mehmet Dok und durch die intensive Zusammenarbeit mit dem Mare e.V. hat sich das Café ADA über die Wuppertaler Grenzen hinaus einen Namen gemacht. Einzigartige Konzerte, multinationale Kulturveranstaltungen, eine Speisekarte mit wechselnden Gerichten aus allen Teilen der Erde machen das Café ADA zu einem reizvollen Ort vielfältigen Kulturerlebens. Darüber hinaus hat sich das Café ADA als Geburtsstätte und Knotenpunkt der weltweit bekannten Wuppertaler Tangoszene mit regelmäßig stattfindender Milongas und TangoFestivals etabliert. Ebenso finden auch Salsa-, Tanztheater- und andere Tanzveranstaltungen im Café ADA immer wieder begeisterte Anhänger.“ Als Selbstdarstellung heißt es auf der Homepage: „Wir sind Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Erdteilen mit der gemeinsamen Leidenschaft der Begegnung. Begegnungen aller Art mit sich selbst und vor allem mit anderen. Offen, ehrlich, warmherzig und respektvoll, immer wieder und immer anders...“ Das Zentrum befindet sich in einem kleinen, alten Fabrikgebäude. Der gesamte Gebäudekomplex ist in den 90er Jahren von der städtischen ‚Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Wuppertal‘ (GWG) erworben worden. Geplant waren ein kompletter Abbruch aller Gebäude und eine Neubebauung mit Sozialem Wohnungsbau und Discounter. Aufgrund der hohen Bedeutung des Zentrums für die Tanz- und Musikszene und auch aufgrund des Einsatzes bekannter Wuppertaler Persönlichkeiten (u.a. Pina Bausch, Tom Tykwer) konnte 2007/2008 folgendes Konzept umgesetzt werden: • Die GWG hat das Gebäude grundlegend saniert, insbesondere brandschutztechnisch und an Mare e.V. vermietet. Im Gebäude stehen auf ca. 500 m² Fläche zwei Bühnen mit Technik, Raum für umfangreiche Proben und entsprechende technische Unterstützung zur Verfügung. • Die direkt anschließende Gewerbebrache ist im Rahmen des Programms ‚Stadtumbau West‘ zu einer attraktiven Stadtplatzfläche umgestaltet worden (siehe Kap. 2.2.1). Seit dem - 77 - verfügt das Gebäude anstelle einer dunklen hinteren Ecke über eine ‚Gartenseite‘ mit großen Glasfenstern und -türen zu einer begrünten Platzfläche, auf der seit dem Sommer 2010 ein schöner Biergarten betrieben wird. Ferner konnten nach Abbruch der Gewerberuine zwei Freiluftfluchttreppen angebaut werden, ohne die eine Fortsetzung der Nutzung im Tanzsaal (1.OG) nicht möglich gewesen wäre. Das musikalische Angebot bewegt sich konsequent neben dem ‚Mainstream‘: Jazzsession, Jazzpool NRW , Weltmusik, Rembetika, Jazzmatazz (Fusion von Jazz und Hip Hop),Tango, Salsa, Capoeira, African Party, Balkan Beatz, Reggae. Beim ‚Rembetiko‘ musizieren und tanzen Türken und Griechen gemeinsam, so dass Musik zur völkerverbindenden Kraft wird. Das Café ADA/ Mare e.V. wird auch vom Wuppertaler Schauspielhaus als besonderer Ort mit Kammerspiel-Atmosphäre genutzt. Hochwertige literarische Angebote z.B. im Rahmen der Wuppertaler Literatur Biennale kommen hinzu. • Olga e.V. Das private Kulturprojekt Olga, Ludwigstraße 14 (www.o-l-g-a.de) ist 2008 im Rahmen der Zwischennutzungsagentur initiiert worden und hat sich zu einem vielseitigen Kulturort mit einem 240 m² großen Raum entwickelt. In der Eigenbeschreibung heißt es: „Seit 2008 ist die Olga ein Raum für Kunst. Wir zeigen Malerei, Fotografie, Bildhauerei, und Illustration, es wird getanzt und vorgetragen, es gibt Performances und Rauminstallationen, es wird sich getroffen und gearbeitet. .. wir (freuen) uns über Besuch. Seien es Künstler, die ausstellen oder sogar ihre Ausstellung hier erarbeiten wollen oder Menschen, die sich in größeren Gruppen treffen möchten (wir haben 118 Stühle im Keller). Wir sind neugierig auf neue Dinge und kreative Begegnungen. ... Um den attraktiven Ort wirklich offen zu halten für alle Menschen die neugierig sind, macht das Olga-Team alle Veranstaltungen ohne Eintritt zu erheben. Aber wir bitten alle ebenfalls von der Olga begeisterten Menschen um Spenden, denn wir betreiben den Raum aus eigenen Mitteln … Das ist ein Wagnis. Aber wir hoffen auf verständnisvolle Besucher und Gäste, damit der Raum auch weiterhin diese Offenheit bieten kann.“ • Taltontheater Das Taltontheater ist als gemeinnütziger Verein organisiert und hat seinen Standort in der Loft Factory (Wiesenstraße 118) (siehe Kap. 3.4). Das TTT versteht sich seit 2004 als ein modernes Theater, das mit Eigen- und CoProduktionen sowie ausgesuchten Gastspielen versucht, immer wieder auszuloten, wie intelligent Unterhaltung sein kann. Nach einer knapp siebenjährigen Epoche als reiner Gastspielbetrieb im Forum Maximum Rex-Theater hat sich das Theater im historischen Ambiente der ehemaligen denkmalgeschützten Textilfabrik direkt an der Nordbahntrasse angesiedelt. Das Konzept fußt auf folgenden Säulen: Klassische und neue Stücke aus dem Repertoire des anspruchsvollen Unterhaltungs-Theaters. Stücke, mit Musik, die den besonderen Focus auf die inneren Handlungsstränge legen wie in den Produktionen: „Geschlossene Gesellschaft“(Jean Paul Sartre), „Der Preis“ (Arthur Miller), „Die Kameliendame“ (Alexandre Dumas) u.a. Musiktheaterproduktionen, die Texte und Stoffe auf die Bühne bringen, die modernisiert wurden und nicht selten lokalen Bezug herstellen wie „Offene Zweierbeziehung“ (von Dario Fo), „Irren ist … göttlich“ (nach Jacques Offenbach „Orpheus in der Unterwelt“). Literatur in Form von Lesungen begreifen wir als die erste Stufe von Theater. Lesungen sind ein fester Bestandteil im Programm des TalTonTHEATERs. - 78 - Das Haus zeigt zudem ausgesuchte Gastspiele und Künstler, die das Konzept des Unterhaltungstheaters ergänzen und bereichern. Um den Nachwuchs kümmert sich das TTT auf ganz verschiedenerlei Weise. Zum einen gibt es das Märchenfestival, das 2010 in Berlin mit dem 1.Platz als bundesweiter Sieger im Ideenwettbewerb ausgezeichnet wurde. Schultheater und Kooperationen an/mit Schulen finden seit 2008 statt. Die Puppenbühne „TalTönchen“ für Kinder von vier bis sieben Jahren spielt zu ausgesuchten Zeiten im Programm. Stadtteilprojekte und Ferien-Theater runden das Angebot ab. • Talflimmern, das Wuppertaler open-air-Kino Talflimmern, das open-air-Kinoangebot im Sommer (Mark Rieder und Mark Tykwer GbR, www.cinopsis.de), hat seit Jahren seinen Ort im Hinterhof zwischen dem Begegnungszentrum Alte Feuerwache und der Realschule neue Friedrichstraße. Der Ort ist schalltechnisch sehr günstig und auch barrierefrei zu erreichen. Gezeigt wird ein sehr anspruchsvolles bis unterhaltsames Programm. In 2013 waren an 7 Wochenenden 5.000 Besucher zu verzeichnen. Die kotenintensive Umstellung auf Digitaltechnik inklusive neuer Leinwand und Beschallungstechnik hat zur Saison 2014 stattgefunden. „Gleichwohl verbannen wir unseren geliebten 35-mm-Projektor nicht in's Gewölbe! Er wird die ersten beiden Abende (in 2014) bestreiten und auch zwischendurch noch zum Einsatz kommen.“ (Homepage www.talflimmern.de) • Kunst- und Kulturverein Hebebühne e.V. (siehe Kap. 5.2.3) Die Bedeutung des Mirker Quartiers im Bereich Musik zeigt sich mit dem öffentlich geförderten Projekt ‚ Viertelklang‘, einem Musikfestival, das im Herbst 2014 in den historischen Stadtteilen Solingen-Gräfrath (voraussichtlich), Remscheid-Lüttringhausen und dem Mirker Quartier stattfindet. In der Projektbeschreibung heißt es: „Viertelklang präsentiert mit einem Cross-Over-Programm die starke Musik-Szene der drei Bergischen Städte. Von Jazz bis Electronic, von Rock bis Barock, von Kabarett bis Klassik, von Chormusik bis Schlager - die Vielschichtigkeit des Programms und die Bespielung unterschiedlichster (Kultur-)Orte verspricht eine starke Magnetwirkung. Viertelklang ist als Musikreise konzipiert. Durch die zeitliche Taktung der einzelnen Konzerte wandern die Besucher von einem Konzert, von einem Kulturort zum nächsten. Die Flyer bieten übersichtliche Programme/Lagepläne. Abhängig von der Besucherkapazität der einzelnen (Kultur-)Orte werden parallele Veranstaltungen angeboten. Das Konzept Viertelklang sieht vor, Gewohntes aufzubrechen und Überraschungen einzubauen. Die Konzerte finden möglichst nicht an den Orten statt, an denen man sie üblicherweise vermutet. Dadurch eröffnet Viertelklang ungewohnte Einblicke in gewohnte Orte des kulturellen, kirchlichen oder öffentlichen Lebens. Das Festival Viertelklang bietet ein Programm von hoher musikalischer Qualität in drei historischen Stadtteilen. Um Lokalbezug einerseits und regionale Offenheit andererseits herzustellen, sollte mindestens die Hälfte der auftretenden Musiker/innen lokal bekannt sein und die weiteren Ensembles aus der Bergischen Region kommen. Die Auswahl der jeweils 15 bis 20 musikalischen Ensembles treffen Fachleute der beteiligten Kulturbüros und Kulturstätten. Dadurch wird das große Potenzial der regionalen Musik-Szene sichtbar. Festivals wie Viertelklang stoßen sehr häufig neue Musikprojekte an.“ - 79 - Im Schwerpunkt ‚Tanz und Bewegung‘ sind folgende private Unternehmen zu nennen, die auf der ehrenamtlichen Ebene alle in den Stadtteilprozess und die Entwicklung des Projektes Utopiastadt eingebunden sind: • Tanzschule Bellinghausen in Utopiastadt am Mirker Bahnhof „Tanzend lernen statt Tanzen lernen. Um diesem Motto gerecht zu werden, betreuen wir nicht die Kurse, sondern die Menschen. Losgelöst vom gängigen Kurssystem entscheidet der Stand der TeilnehmerInnen den Anschlusspunkt – egal wann man Zeit hat. Diese ist auch die Grundlage, um die sozialen Projekte mit körperlich und geistig benachteiligten Menschen durchführen zu können – das Leben tanzend lernen.“ (Homepage der Tanzschule) • Tanzclub ‚Klub‘ an der Gathe 50 Eröffnet im August 2013, ausgelegt für 400 Gäste am Freitag und Samstag, ausgestattete mit moderner Technik ist der Club mit den Schwerpunkten elektronische Musik, Hip-Hop, TrashPartys, Reggae und Dancehall auch ein Statement für das Mirker Quartier. „Wir sind hier sehr zentral. Klar, das Luisenviertel ist szeniger, aber dort bekommt man keine Konzession für einen Nachtclub. Die Gathe ist Wuppertals Kiez, hier muss es auch einen Club geben.“, erklärte der Mitinhaber Felix Glücklich (Westdeutsche Zeitung, 07.08.2013) • Aroma – Massage & QiGong Heike Vorberg, staatl. geprüfte Masseurin, Neue Friedrich Str. 57, www.heikevorberg.de • Kampfsportschule Baron Sebastian Baron, Mirker Straße 35, 0202 / 31 72 777, www.Kampsportschule Baron.de • Zentrum Tanz und Bewegung Mirker Str. 37 • Pure Yoga Frank Röbling, Mirker Strasse 33 Das Projekt WOGA (Wuppertaler Offenen Galerien und Ateliers) findet seit vielen Jahren jährlich an zwei Wochenenden im Oktober statt, jeweils ein Wochenende im Osten und im Westen der Stadt. Im Katalog der WOGA ist das Mirker Quartier eine feste Größe und war 2013 mit zehn Orten vertreten: • Utopiastadt Fotografie, Malerei, Mixed Media, Mirker Str. 48 • Kunst- und Kulturverein Hebebühne • Mirker Ateliers Im Jahre 2000 wurde die alte Druckerei Brockhaus gegenüber dem Mirker Bahnhof in einen Raum kreativen Schaffens verwandelt und bietet seitdem Künstlern aller Sparten einen Ort für einen regen Austausch. Hier werden in der kritischen Auseinandersetzung miteinander gemeinsame Projekte geplant und Ausstellungen konzipiert. Die Künstlerinnen und Künstler der Mirker Ateliers arbeiten in den Bereichen Grafik, Illustration, Modedesign, Malerei und Fotografie. Die Ateliergemeinschaft setzt auf Vielseitigkeit, auf die verschiedenen Ansätze freien künstlerischen und angewandten Gestaltens. Die Mitglieder sind: Barbara Brost Grafik & Illustration, Andreas Menke Modedesign, Klaudia Anosike Malerei & Illustration, Fidelis Ilchmann Musik & Fotografie, Kirsten Rönfeldt Objektdesign, Malerei & Illustration, Manuele Egner Objekte. Mirkerstr. 39a, 42105 Wuppertal, www.mirker-ateliers.de - 80 - • KünstlerKolonie Dönberg , Malerei, Objekt, Skulptur Mirker Str. 35 – 37 • hevell Malerei, Zeichnung Wiesenstr. 118 • Yvonne Schemmink, Digitale Malerei Lederstr. 32 • Olga - Raum für Kunst: Gemeinschaftspräsentation der GEDOK, Malerei, Skulptur, Ludwigstr. 14 • Cordula Sauer & Gäste, Installation, Malerei, Friedrichschulstr. 13 • Björn Borgmann, Malerei, Zeichnung, Hochstr. 71 a • Freibad Mirke Bezogen auf die Anzahl der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler ist ein Anteil von ca. 15 v.H., stadträumlich eng konzentriert, zu verzeichnen. Mit dem räumlichen Cluster ‚Utopiastadt, Hebebühne, Mirker Atelies, Künstlerkolonie Dönberg‘ besteht ein Entwicklungsschwerpunkt, der in den nächsten Jahren im Rahmen des Schwerpunktes ‚Bildende Kunst‘ ausgebaut und entwickelt werden soll. Das kulturelle Angebot wird ergänzt durch ein breites, überwiegend junges und innovatives gastronomische Angebot. Bausteine für die weitere Entwicklung sind die Produzentenstelle, die Mirker Kulturkarte, Audiowalks und neue Formate wie das Bachibouzouk-Festival im Café ADA das spartenübergreifende Veranstaltungsformat ‚Rahmenlos‘. Über das FORUM:MIRKE (Teilforum Stadtteilimage, Kunst und Kultur) sollen die kulturellen Angebote untereinander verbunden werden, um spartenübergreifende Synergien zu ermöglichen. - 81 - 1.5.5 Vernetzendes Handlungsfeld ‚Kommunikation im Quartier‘: FORUM:MIRKE Der Förderverein Utopiastadt wird das FORUM:MIRKE dauerhaft als kommunikativen Prozess im Quartier betreiben. Folgende Struktur ist vorgesehen: • FORUM:MIRKE Plenum Das FORUM:MIRKE soll als offenes Plenum für alle Akteure im Quartier im Mirker Bahnhof stattfinden. Sinnvoll sind vier regelmäßige Termine pro Jahr, die als Jahresprogramm bereits im Vorjahr verbindlich festgelegt und kommuniziert werden. • Teilforum ‚Wohnen und nachhaltiges Gründerzeitquartier‘ In diesem Rahmen ist eine aktive Einbindung aller relevanten Akteure wichtig. In den Jahren 2016 - 2018 soll auch mit Hilfe des Hof- und Fassadenprogramms eine aktive Ansprache von Immobilieneigentümern stattfinden. • Teilforum ‚Integration und Migrantenselbstorganisation, Bildung und Soziales sowie Arbeitsmarktförderung‘ Das Projekt ‚Armer Anfang ist schwer‘ und das Modellprojekt ‚Ein Quadratkilometer Bildung‘ sollen mittelfristig umgesetzt werden, um ein solidarisches Zusammenleben im Quartier zu verwirklichen. Die Aktivitäten aller Akteure sollen in diesem Teilforum koordiniert werden. • Teilforum ‚Stadtteilimage, Kunst und Kultur ‘ Das Mirker Quartier soll als interkulturelles Szeneviertel etabliert werden. Hierzu ist eine enge Zusammenarbeit aller Akteure, vermittelt über dieses Teilforum wichtig. Die Teilforen orientieren sich an den Handlungsfeldern des Integrierten Handlungskonzeptes und sind als Arbeitsstrukturen für die Verwirklichung der genannten Ziele angelegt und somit als dauerhafte Aufgabe anzusehen, für die mindestens vier regelmäßige, kommunizierte Termine pro Jahr stattfinden sollen. Bedarfsgerecht sollen weitere Teilforen, auch temporär und /oder projektbezogen eingerichtet werden. Begleitend zur Antragstellung für ‚Initiative Ergreifen: Utopiastadt‘ wird für das Stadterneuerungsprogramm 2015 eine Förderung des Forums für Personal - und Sachkosten beantragt. Vorgesehen sind 40.000 € zuwendungsfähige Gesamtausgaben für zwei Jahre (jeweils 20.000 € für 2016 und 2017). Der kommunale Eigenanteil wird durch die Stadt erbracht. Es ist eine Weiterleitung der Mittel an den Förderverein Utopiastadt vorgesehen. - 82 - 2. 2.1. Fortschreibung des Integrierten Handlungsprogramms für den Erweiterungsbereich Südstraße Erweiterungsbereich Südstraße In den Anlage 1 findet sich die Abgrenzung des Satzungsbereiches Elberfelder Nordstadt/ Arrenberg mit dem geplanten Erweiterungsbereich Südstraße. Die Wohnnutzungen im Bereich zwischen der Tannenbergstraße, der Hoeftstraße, der Südstraße und der Gesundheitsstraße haben eine vergleichbare bauliche und soziale Struktur wie der westlich angrenzende, bestehende Satzungsbereich. Gebäude der 50er Jahre, allerdings oft auf gründerzeitlichen Grundmauern, sind prägend. Mit der Erweiterung wird das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in den Satzungsbereich einbezogen. Die Schule ist mit ihrem engagierten Schulleben fest in das Quartier integriert. Die Außenflächen sind für den Stadtteil geöffnet und werden bereits intensiv genutzt. Der Erweiterungsbereich liegt in dem Verzahnungsbereich zwischen dem Wohnquartier der Sozialen Stadt bzw. des Stadtumbau West und dem oberzentralen Bereich der City Elberfeld. Mit einbezogen werden die Schwimmoper, ein Baudenkmal der 50er Jahre, das sehr aufwendig und qualitätsvoll saniert worden ist und die Historische Stadthalle am Johannisberg. Vor diesem Hintergrund ist eine hohe städtebauliche Qualität wichtig, damit das Quartier sich als citynaher Wohnstandorte mit angemessener Qualität präsentieren kann. Das Walter-Hammer-Ufer, das sehr steile und hohe Wupperufer an der Gesundheitsstraße, ist vor einigen Jahren mit kommunalen Mitteln aufwendig saniert worden. Neben den Mauersanierungen ist der Baumbestand zurückgenommen worden, so dass jetzt schöne Blickbeziehungen auf den Fluss und das Luisenviertel bestehen. In direkter Nachbarschaft zum Walter-Hammer-Ufer - direkt am Wuppersteilhang - wird aktuell das historische Fabrikgebäude Gesundheitsstraße 110/112 für hochwertige Loft-Wohnungen und Dienstleitungsnutzungen saniert. Das Projekt steht im Kontext der dynamischen Immobilienentwicklung des Arrenberg. Die Alevitische Gemeinde Wuppertal hat an der Südstraße das denkmalgeschützte Gebäude des Gesundheitsamtes von der Stadt gekauft und saniert. Die Gemeinde ist in das Stadtteilleben einbezogen. - 83 - 2.2. 2.2.1 Ertüchtigung des Wilhelm–Dörpfeld-Gymnasiums Schule im Quartier Das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium ist als altsprachliches Gymnasium 1579 gegründet worden. Heute stellt es sich als drei- bis vierzügiges städtisches Gymnasium mit dem Alleinstellungsmerkmal des gemeinsamen Anfanges mit den Sprachen Englisch und Latein - verpflichtend für alle neuen Sextaner dar. Die Schule wird von ca. 800 Schülerinnen und Schülern besucht. Das Kollegium besteht aus ca. 60 Lehrerinnen und Lehrern. Die Sekundarstufe umfasst drei bis vier Züge pro Jahrgang mit einer durchschnittlichen Klassenstärke von 27 Schülerinnen und Schülern. Die Oberstufenjahrgänge umfassen je ca. 80-100 Schülerinnen und Schüler. Ca. 25 v.H. der Schülerinnen und Schüler wohnen in den Fördergebieten ‚Stadtumbau West/ Soziale Stadt‘. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund liegt bei über 50 v.H. und steigt zu den jüngeren Jahrgängen an. Der Anteil der Schüler/innen, die zu Fuß die Schule erreichen, nimmt zu. Die Schule wird von einem aktiven Förderverein unterstützt, der aktuell die Sanierung der Schulaußenuhr finanziert hat. Der Förderverein wird im Verein ‚Aufbruch am Arrenberg‘ Mitglied werden, um die Kooperation zu verstärken. Internationalität durch gymnasiale Auffangklassen Die Schule nimmt in Bezug auf die Integration von Migranten eine besondere, in Wuppertal einmalige Funktion war. In zwei ‚Gymnasialen Auffangklassen‘ werden bereits seit 1995 bis zu 30 Schülerinnen und Schüler (ab 10 Jahre, 5. Klasse) unterrichtet, die mit keinen oder geringe Deutschkenntnisse aus dem Ausland zugewandert sind und die über ihre Zeugnisse bzw. über einen Test gymnasiale Qualifikation nachweisen. In diesen Klassen wird intensiv Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Nach kurzer Zeit ist dann eine Teilnahme an einzelnen Fächern des Regelunterrichts möglich. Nach 1 bis 1,5 Jahren sind die Schüler/innen auf den Übergang in eine Regelklasse vorbereitet. Ca. 60 v.H. gelingt der Verbleib in der Schulform Gymnasium. Das Wilhelm-DörpfeldGymnasium erhält durch sie eine ganz besondere internationale und multikulturelle Ausrichtung. Musikalische Veranstaltungen und 1. Welt-Projekte als Angebot für das Quartier Seit vier Jahren gibt es eine Klasse mit einem Musikprofil. Hierfür ist mit der fußläufig zu erreichenden Bergischen Musikschule ein Kooperationsvertrag geschlossen worden. Die Musikschule erteilt in den Räumen der Schule Instrumentalunterricht. Die Sommerkonzerte, das traditionelle Weihnachtskonzert, auch bekannt als „Treppenhaussingen“ mit Glühwein, Kinderpunsch und Keksen und die Vorstellung unserer internationalen Kooperationsprojekte sind im Quartier bekannt und beliebt. 2013 ist ein Selbsthilfeprojekt von Frauen im Kongo und eine Schule in Phonm Peng unterstützt worden, wo versucht wird, Kindern, die auf den Müllkippen dieser Großstadt aufwachsen, eine Perspektive zu geben. Die Projekte werden meist durch ehemalige Schüler initiiert, die sich im Rahmen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) entsprechen engagieren. Inklusionsschwerpunkt ‚Hören‘ Seit 10 Jahren nimmt die Schule einen Inklusionsschwerpunkt zum „Förderbedarf Hören“ wahr. Pilotprojekt ‚Verantwortung‘ Gemäß Leitbild und Tradition hat sich das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium besonders der Erziehung zur Verantwortungsübernahme verpflichtet. Neben vielen grundsätzlichen Elementen im täglichen Schulleben gibt es auch besondere Projekte zu diesem Thema. So ist ein Pilotprojekt „Verantwortung“ in einer 7.Klasse mit so großem Erfolg gestartet, dass es nun im kompletten kommenden 7er-Jahrgang durchgeführt wird. Die Schüler gehen aus ihren Klassen heraus in soziale - 84 - Institutionen im Quartier und unterstützen dort eigenverantwortlich die Arbeit. Erwartet wird ein Engagement mit einer Stunde pro Woche. Im Einzelnen sind zu nennen: • Hausaufgaben- bzw. Nachmittagsbetreuung in Grundschulen • Spiel und Unternehmungen mit Kindergartenkindern • Betreuung älterer Menschen in Seniorenheimen durch Vorlesen, Spielen und Singen • Beschäftigung mit behinderten Kindern • Tierpflege im Zoo und Engagement in einer ökologischen Station. Die Ziele sind: • Verantwortung außerhalb des schulischen und familiären Umfelds zu übernehmen • durch die Begegnung mit anderen Menschen bzw. zu betreuenden Lebewesen die Erfahrung machen zu können, etwas Wertvolles und Sinnstiftendes leisten zu können (Stärkung der Selbstwirksamkeitserfahrung), • dadurch das Selbstbewusstsein der Heranwachsenden zu stärken • die Zusammenarbeit mit Institutionen im Umfeld der Schule zu fördern. Begleitet wird das Projekt fachlich im Religions- und Philosophieunterricht und praktisch - im Sinne einer Mentorenschaft - durch alle in der Klasse unterrichtenden Lehrkräfte. Dokumentiert werden sollen die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler durch Filme, eine Diashow, Rollenspiele, Tagebücher oder Fotos. Diese werden den zukünftigen siebten Klassen bei einem "Verantwortungsfest", zu dem auch die Betreuer der Schülerinnen und Schüler aus den Institutionen eingeladen sind, vorgestellt. Die Neugestaltung der Außenflächen (siehe 2.3) soll konzeptionell eng mit der Weiterentwicklung des Projektes ‚Verantwortung‘ verknüpft werden. Die Freiflächen sollen in Zukunft Treffpunkte und Raum für Aktionen bieten, so dass die Schule von Menschen außerhalb der Schulgemeinde wahrgenommen wird und eine aktive Rolle im Quartier erfüllen kann. Stadtteilcafe der „Service und Event AG“ auf dem Schulhof Die Schule plant neben den Räumen der Mensa ein Cafe einzurichten, das einen direkten Zugang zum Schulhof erhält. Im Rahmen der Umgestaltung des Schulhofes ist ein überdachter Außenbereich des Cafés vorgesehen (siehe Anlage 3 und Kap. 2.2). Der Schulhof ist durch umliegende Gebäude sehr ruhig und gleichzeitig sehr hell und sonnig. Vorgesehen ist die Gründung einer Schülerfirma „Service und Event AG“, die sowohl das Cafe als auch die Bewirtschaftung der Aula betreiben soll. Das Cafe soll innerhalb der Schulzeit am Mittag und am Nachmittag als Angebot allen Menschen im Quartier offenstehen. Von Seiten der Schülerinnen und Schüler sind ergänzend weitere Angebote angedacht, die von Kinderbetreuung, Vorlesestunden bis hin zu „Computerkurse für Senioren“ reichen. Den Schülerinnen und Schülern eröffnen sich interessante und vielfältige Lernchancen zur Persönlichkeitsbildung. Die Menschen im Quartier erhalten einen zusätzlichen Erholungs- und Kommunikationsraum im Quartier. Die Aula als größerer Veranstaltungsraum im Quartier Die Aula ist ein modern und zweckmäßig eingerichteter Raum für über 300 Personen, der für zahlreiche außerschulische Veranstaltungen von Akteuren aus dem Quartier und aus ganz Wuppertal genutzt wird. Da der Fußboden der Aula deutlich unter dem Niveau des Schulhofes liegt, ist kein barrierefreier Zugang vom Schulhof möglich. Der Haupteingang führt in ein Foyer mit Treppenstufen hinunter zum Saal. An der Ostseite verfügt die Aula über einen weiteren Eingang, der als Fluchttür direkt aus dem Saal ins Freie führt. Die anschließende Außentreppe zum Schulhof soll aufgewertet werden, um diesen ‚Schönwetter‘-Eingang attraktiver zu machen. An dieser Stelle ist eine schöne Blickbeziehung zur Elberfelder City möglich. - 85 - Ein barrierefreier Zugang zur Aula besteht von der Südstraße (siehe Anlage 3 und Kap. 2.2). Es ist geplant, dass die Schülerfirma „Service und Event AG“ es weiteren Nutzern/innen und außerschulischen Partnern ermöglicht, die Aula für Feiern, Feste, Aufführungen, Konzerte etc. zu „buchen“. Die Schule als Veranstaltungsort im Quartier Die Schule ist ein wichtiger Veranstaltungsort im Quartier. Neben der Aula sind folgende Räume zu nennen: • • • Die Sporthalle ist fest eingebunden in den Vereinssport. In den Klassenräumen finden Übungsstunden der städtischen Musikschule und Fremdsprachenkurse der Volkshochschule statt. Der Gymnastikraum (ca. 150 m²)wird für die Gesundheitsförderungs-Kurse der Volkshochschule genutzt. Multifunktionsraum für das Quartier Im Rahmen des Gesamtprojektes soll der Gymnastikraum in einen Multifunktionsraum umgebaut werden, der einen eigen, barrierefreien Zugang zur Südstraße erhält. Der Raum wird dann über eine eigene Teeküche und WC-Anlage verfügen. In Verbindung mit dem neugestalteten Eingangsbereich an der Südstraße (siehe Anlage 3 und Kap. 2.2) entsteht ein kleiner Veranstaltungsort für das Quartier. 2.2.2 Teilnahme am Pilotprojekt ‚Schulen planen und bauen‘ der Montag-Stiftung Das Wilhelm–Dörpfeld-Gymnasiums nimmt als eines von fünf bundesweiten Pilotprojekten am Programm ‚Schulen planen und bauen‘ der Montag Stiftung teil. Die Schule hat hierfür im Rahmen eines Wettbewerbes eine Beratungsförderung im Wert von ca. 100.000 € erhalten. Die Montag Stiftung Urbane Räume leistet gemeinsam mit der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft Beiträge dazu, die Lernräume von heute und morgen zeitgemäß und zukunftsorientiert zu gestalten. Dazu entwickelt sie gemeinsam mit Experten aus Pädagogik, Architektur und Verwaltung strategische Grundlagen für alle am Bildungsbau Beteiligten. Im Mittelpunkt steht dabei ein integrierter Ansatz von Planung, der in weiteren Kooperationsprojekten in die Schulbaupraxis übertragen wird.“ (Homepage der Stiftung) Bei diesem Planungsprozess sollen neue Wege eingeschlagen werden. Vor der eigentlichen Planung des Bauvorhabens wird eine Phase der Projektentwicklung, eine sogenannte „Phase Null“, durchgeführt. Der Begriff ‚Phase Null‘ bezieht sich auf die HOAI-Leistungsphasen, bei denen die Grundlagenarbeit der Phase 1 als nicht ausreichend für einen integrierten, partizipativen Planungsprozess angesehen wird. In einer integrierten Planung sind die Nutzer der Schule, also Pädagogen, Schülern und Eltern, Verwaltung und Architekten eingebunden. Das Ziel: ein inhaltliches und räumliches Konzept zu entwickeln, das die Bedürfnisse der Nutzer berücksichtigt und langfristig angelegt ist. Die entscheidenden Weichen für die Nutzungsanforderungen und das Raumprogramm sollen in dieser Phase gestellt werden. So soll die Schule für die nächsten 50 Jahre fit gemacht werden – mit der Maßgabe, dass sich die Anforderungen an ein Schulgebäude kontinuierlich ändern. Die Öffnung der Schule zum Quartier ist ein wichtiger Bestandteil des Planungsprozesses. Der Planungsprozess steht kurz vor dem Abschluss und wird zur Grundlage der weiteren Planung. - 86 - 2.2.3 Wahrnehmung und Erreichbarkeit der Schule Das Schulgebäude ist durch seine Lage im Stadtbild nur sehr eingeschränkt wahrnehmbar. Die Eingänge sind vom öffentlichen Verkehrsraum kaum zu sehen und für ortsunkundige Besucher schwer zu finden. Es besteht dringender Bedarf, diese Situation zu verbessern, da die Schule, besonders mit der neuen Aula, auch ein wichtiger Veranstaltungsort im Quartier ist. Die Schule hat zwei Eingänge, deren Schülerfrequenz annähernd gleich ist: • Der Haupteingang von der Straße Johannisberg über den Schulhof Die Straße Johannisberg ist als Aufgang zur Historischen Stadthalle begleitend zum Neubau der Stadtsparkasse mit hoher Qualität gestaltet worden. Aufgrund der mit Bäumen bestanden Böschung kann die Schule im unteren Abschnitt der Straße nicht wahrgenommen werden. Der enge Eingangsbereich zum Schulhof ist kaum zu erkennen und geprägt durch den Entsorgungsbereich. Der Haupteingang des Schulgebäudes und der separate Eingang der Aula sind nicht gut wahrnehmbar. Hier besteht dringender Verbesserungsbedarf, da die Aula ein wichtiger Veranstaltungsort im Quartier ist. • Der Eingang von der Schwebebahnstation über die Südstraße Ca. 50 v.H. der Schüler/innen und sehr viele Besucher kommen von der Schwebebahnstation Ohligsmühle. Die Fußgängerbrücke über die Bundesalle (B7) ermöglicht einen leichten und hinsichtlich der Blickbeziehungen attraktiven Übergang über die Hauptverkehrsachse. An der Südstraße findet sich der historische Treppenaufgang zur Stadthalle (Küpperstraße), der von hohen Natursteinmauern und attraktivem Baumbestand geprägt ist. Das Schulgebäude ist bedingt durch den Baumbestand kaum zu sehen. Der Zugang zur Schule über die Rampe zu den wenigen PKW-Stellplätzen und eine kleine Treppe direkt am Schulgebäude sind für Ortsunkundige nur zu erahnen. Hier soll im Rahmen der Gesamtmaßnahme ein erkennbarer Hauptzugang ausgebaut werden, welcher auch als Markierung der Institution im Stadtbild erkennbar ist. Mit der Nordfassade präsentiert sich das Schulgebäude zur Bundesallee (B7) und der Schwebebahn. Während die 2007 erbaute, bordeaux-rot gestaltet Aula, die gut lesbar den Namen der Schule als Schriftzug trägt, deutlich zu erkennen ist, wird die Hauptfassadenfront von Bäumen stark verdeckt. Im Rahmen der Maßnahme soll ein Farbkonzept für die neue Fassade entwickelt werden. Über eine Auslichtung des Baumbestandes soll das sanierte Schulgebäude gut sichtbar werden und sich als attraktive Bildungseinrichtung des Quartiers präsentieren. - 87 - 2.2.4 Beschreibung der baulichen Maßnahmen an den Gebäuden Das Gebäude besteht aus drei Baukörpern, welche über ein zentrales Treppenhaus im Kreuzungspunkt der einzelnen Flügel miteinander verbunden sind und einer frei-stehenden EinfeldTurnhalle. Parallel zur Achse der Wupper, verlaufen, gemäß der Orientierung des Tales, der Westund der Ostflügel, die durch den Südflügel recht-winklig geschnitten werden. Das Grundstück ist stark hanglagig, von der höchsten bis zur niedrigsten Stelle fällt die Fläche von Südwesten nach Nordosten um 18 m auf zwei Seiten; die westliche Grundstückgrenze fällt ca. 11 m. Geschnitten durch den Baukörper des Südflügels ergeben sich ein oberer, mehrfach gegliederter Westschulhof und ein unterer Ostschulhof. Die kleine Turnhalle befindet sich auf dem oberen Schulhof, westlich vom Südflügel. Angrenzend an diese, und eingefasst von Stützmauer und Stahlmattenzaun, existiert eine große asphaltierte Fläche mit Toren, die für Sportzwecke genutzt wird. Ein an der Kölner Straße gelegener Altbau wurde bei einem Bombenangriff 1943 zerstört. An gleicher Stelle wurde ein Neubau, der die heutigen West- und Südflügel (zum Teil) umfasste, in den 1950er Jahren errichtet. 1981 erfolgte die Erweiterung der Schule um die Einfeld-Turnhalle, einen Anbau an den Südflügel, sowie durch Naturwissenschaftsräume im heutigen Ostflügel. Im Anschluss an diesen Baukörper er-weiterte sich die Schule 2007 erneut mit einem Aulaanbau. 2010 wurde die ehemalige Pausenhalle am Schnittpunkt der Baukörper, zur Hälfte zur Mensa umgenutzt. Die Außenhüllen der verschiedenen Baukörper werden umfassend erneuert und energetisch optimiert. Dies betrifft die Dachflächen der einzelnen Trakte ebenso wie sämtliche Fassadenflächen. Die Fassaden erhalten energetisch hochwirksam ausgestattete neue Fenster, die Aussenwandoberflächen werden hochgedämmt. Das Ziel ist Passivhausstandard. Mit der Nordfassade präsentiert sich das Schulgebäude zur Talachse mit der Bundesallee (B7) und der Schwebebahn. Während die neue, bordeaux-rot gestaltet Aula (2007), die gut lesbar den Namen der Schule als Schriftzug trägt, deutlich zu erkennen ist, wird die Hauptfassadenfront von Bäumen stark verdeckt. Vorgesehen ist eine Auslichtung des Grünbestandes und ein Farbkonzept für die Fassade. Im Rahmen der Sanierung der Dachfläche des Südtraktes (abgängiges Foliendach, größte der drei Dachflächen) wird die Installation einer Photovoltaikanlage konzipiert. Die Flächen sind ausreichend, um eine Anlage zu installieren, die den Strombedarf der gesamten Schule deckt. Überkapazitäten können in die benachbarte Stadthalle (Eigentum der Stadt Wuppertal; Konzerthalle und Kongresszentrum mit Restauration) abgeleitet und dort verbraucht werden. Das Gebäude der Schule ist durch die besondere Lage im Stadtbild kaum zu erkennen. Nur Ortskundige finden den Haupteingang über die Sackgasse Johannisberg auf den Ostschulhof. Dort besteht der dringende Bedarf, jedem Besucher bauliche und gestalterische Hinweise für seinen weiteren Weg zu geben, je nachdem, ob er in Schule will, oder eine Veranstaltung der Aula besuchen möchte. Von der Talseite aus ist die Zuwegung zur Schule - und damit auch zur Aula – nicht mal ansatzweise zu er-ahnen. Der Weg über die hintere Zufahrtsrampe und um das Gebäude herum ist für ca. 50% der Schüler und Schülerinnen der tägliche Zugang - optisch allerdings in keiner Weise zu erkennen. Hier soll im Rahmen der Gesamtmaßnahme ein erkennbarer Hauptzugang ausgebaut werden, welcher auch als Markierung der Institution im Stadtbild erkennbar ist. Das Erreichen des Schulgebäudes soll barrierefrei ausgeführt werden. Die Schulhofflächen sollen im Rahmen der Gesamtkonzeption der Schule in unter-schiedlich gestalteten Bereichen Bewegungs- und Aktivitätszonen, sowie Ruhe- und Rückzugsräume bieten. Besonders der obere, an der Turnhalle gelegene, Schulhof zieht Nutzer aus dem Quartier an, die entweder im Rahmen von Vereinssport dorthin kommen oder die dort gelegenen asphaltierten Flächen nutzen. Dieses Angebot qualitativ auszubauen und zu erweitern, ist beabsichtigt und ein Teil der Konzeptionierung zur Öffnung zum Quartier. Im Inneren des Gebäudes werden sämtliche Schadstoffe (in der Hauptsache asbest-haltige Putze) ausgebaut und entsorgt. Alle Oberflächen und Oberböden werden er-neuert. Die Heizwärmeverteilung und -steuerung wird optimiert. Das elektrische Netz wird erneuert und um die eigene Stromerzeugung ergänzt (s.o.). Und für die optimale Ausnutzung der eingesetzten - 88 - Wärmeenergie wird eine geregelte Lüftungsanlage ein-gebaut. Die Umsetzung eines Brandschutzkonzeptes ist inbegriffen. Die Sanierung wird genutzt, um im Rahmen eines vorgeschalteten Kooperationsprozesses der Beteiligten Schule, Stadtbetrieb Schulen und Gebäudemanagement (Phase Null) das pädagogische Konzept zu prüfen und zu präzisieren. Die dadurch erkannten räumlichen Bedarfe und Funktionszusammenhänge werden im Entwurf in Raum übersetzt, so dass die Grundrissgestaltung gemäß dem im Prozess erarbeiteten Konzept verändert und dem Schulprofil angepasst wird. In den Hauptpunkten betrifft dies die Gestaltung einer gemeinsamen Mitte im Haupteingangsbereich, die Bildung von Jahrgangsclustern durch zusammengeschaltete Klassenräume mit Nebenzonen, die Konzentration der naturwissenschaftlichen Fachräume zur Optimierung von Material- und Raumnutzung und die Schaffung eines Kreativclusters mit räumlicher Anbindung zur Aula. Die Schule soll nach dem Umbau ein Zeichen in der Umgebung sein. Mit deutlich markierten und dadurch erkennbaren Zugängen, und einem zentral gelegenen Haupteingangsbereich (in der Schnittstelle der drei Trakte), welcher durch seine bauliche Gestaltung die verschiedenen Funktionen erfüllt, die für Schüler, Lehrer, Eltern und Besucher wichtig sind: Empfang, Orientierung, Information, Selbstdarstellung, Treffpunkt und Aufenthaltsbereich. Ein definiertes „Herzstück“, welches die Schule auch für diejenigen erfahrbar macht, die nicht Mitglied der Schulgemeinschaft sind. In der Nähe dieses Bereiches ist neben der schon bestehenden Mensa eine Cafeteria mit Außenbereich zum Ost-Schulhof und barrierefreiem Zugang angedacht. Der jetzige Gymnastikraum, an der nordwestlichen Ecke des Gebäudes gelegen, soll im Rahmen des Gesamtumbaus ein Multifunktionsraum werden. Direkt an dem neu zu gestaltendem Zugang an der Südstraße gelegen, soll er mit einem direkten Außenzugang versehen werden und auch für vielfältige Quartiersaktivitäten nutzbar sein. 2.2.5 Geplante Maßnahmen in den Außenanlagen der Schule Die Freiflächen der Schule haben eine hohe Bedeutung im Quartier, das durch ein starkes Defizit an Grün- und Spielflächen geprägt ist. Ein wesentlicher Punkt dabei ist auch die Nutzbarkeit, da ein erheblicher Anteil der Freiflächen im Quartier aus nicht nutzbaren Böschungen besteht (z.B. am Walter-Hammer-Ufer). Die Schulhofflächen sollen im Rahmen der Gesamtkonzeption in unterschiedlich gestalteten Bereichen Bewegungs- und Aktivitätszonen sowie Ruhe- und Rückzugsräume bieten. Die Außenanlagen der Schule können klar in vier Teilbereiche gegliedert werden, die sehr verschiedenartige Qualitäten und Entwicklungspotentiale aufweisen: 1. Der gastliche Schulhof mit hoher Aufenthaltsqualität 2. Die attraktive Sportfläche 3. Das grüne Klassenzimmer 4. Der neue Eingangsbereich an der Südstraße Im Folgenden sind die Planungen für die vier Teilbereiche erläutert: 1. Der gastliche Schulhof mit hoher Aufenthaltsqualität Bestand: • schadhafte Asphaltfläche mit kleinen Kugelbäumen • zu wenig über überdachte Bereiche für Regenpausen • Zu wenig Sitzgelegenheiten mit Beschattung auf dem vollständig südorientierten Schulhof • Ballfangzäume an der Böschungsoberkante • Ungeordneter Abfallentsorgungsbereich - 89 - Planung: • neue Oberfläche des Schulhofes • attraktive Sitzgelegenheiten mit Überdachungen und/oder Beschattung • Stadtteilcafe mit Außenbereich betrieben von einer Schülerfirma „Service und Event AG“, • ggf. Schulhoferweiterung in östliche Böschung, gut geeignet für schattige Sitzgelegenheiten • eingefriedeter Entsorgungsbereich • Blickbeziehung zur City wieder herstellen • attraktiver Eingangsbereich für die Aula mit Außen-Aufenthaltsflächen für die Aula-Nutzer • Kunst im öffentlichen Raum und auf dem Schulhof Der Skulpturenpark Johannisberg im Bereich der Stadthalle und der Straße Johannisberg verfügt über mehrere hochwertige Skulpturen (z.B. Zufuhr (1996) von Tony Cragg). Im Eingangsbereich des Schulhofes findet sich eine Pallas Athene-Skulptur von Arno Breker aus den 50er Jahren, die mit einer kontroversen Geschichte verbunden ist. An der Ecke Südstraße/ Johannisberg ist, versteckt in den Sträuchern, eine hochwertige 50er Jahre Bronzeskulptur ‚Satz des Pythagoras‘ von Fritz Bernuth, einem ehemaligen Schüler des Gymnasiums, zu sehen. Es ist angedacht diese Skulptur im Rahmen der Schulhofplanung auf den Schulhof zu holen. Das Thema ‚Kunst im öffentlichen Raum‘ soll im Rahmen der Schulhofplanung eine wichtige Rolle spielen. Barrierefreiheit und Öffnung: Der Schulhpf ist von der Straße Johannisberg barrierefrei zu erreichen. Der Schulhof ist bereits heute außerhalb der Schulzeiten geöffnet. Die neugestalte Fläche wird täglich geöffnet sein und nur in der Nacht verschlossen. 2. Die attraktive Sportfläche Bestand: • barrierefrei zugängliche Asphaltfläche • Metallltore, Ballfangzäune Planung: • Bolzplatz mit Kunstrasen und vollständiger Umzäunung Durch eine Grüngestaltung kann der Bolzplatz so gestaltet werden, dass er vom historischen Treppenaufgang zur Stadthalle nicht sichtbar ist. • Boulder-Wand an Turnhalle (niedriges Querklettern) • Basketball - Fläche • Tischtennis • ggf. andere Sportgelegenheiten Barrierefreiheit und Öffnung: Die Fläche ist von der Straße Johannisberg barrierefrei zu erreichen. Die Sportflächen verfügen nicht über ein abschließbares Tor und sollen vollständig geöffnet bleiben. - 90 - 3. Das grüne Klassenzimmer Bestand: • Asphaltierte Schulhoffläche mit wenigen Sitzgelegenheiten • Regensichere Schulhoffläche unter dem Gebäude • ‚Rondell‘ mit gestuften Sitzgelegenheiten für Freiluft-Unterricht Planung: • neue Pflasterung und Sitzgelegenheiten • kleine Maßnahmen (z.B. Bepflanzung, Kunstobjekte) Barrierefreiheit und Öffnung: Die Fläche ist bereits heute barrierefrei durch den Haupteingangsbereich des Schulgebäudes zu erreichen. Ein barrierefreier Zugang von der Südstraße ist aufgrund des Höhenunterschiedes von 7 Metern auch im Rahmen der Gesamtmaßnahme nicht herstellbar. Die Fläche ist nur zu den Öffnungszeiten der Schule zugänglich und wird ansonsten verschlossen. 4. Der neue Eingangsbereich an der Südstraße Bestand: • steile Zufahrt zu den Stellplätzen (sehr wenige), gleichzeitig Hauptzugang für die Fußgänger/innen von der Schwebebahn • enger Treppenaufgang zum Haupteingang • zugewachsene Böschungen Planung: • attraktiver Eingangsbereich der Schule als kleiner Stadtplatz • barrierefreier Zugang zum geplanten Multifunktionsraum für das Quartier • Sichtbarmachen der hohen , historischen Mauer des Stadthallen-Gartens Barrierefreiheit und Öffnung: Die heutigen Stellplätze der Schule sind über eine Zufahrtsrampe erschlossen, die eine Steigung deutlich über 6,5 v.H. aufweist. Die anderen Teile der Fläche sind nur mit Treppen zu erreichen. Geplant ist ein kleiner Stadtplatz vor dem Eingang des neuen Multifunktionsraumes. Die neue Stadtplatzfläche wird einen behindertengerechten Zugang zur Südstraße erhalten. Der Zugang zum Haupteingang der Schule kann wegen des Höhenunterschiedes allerdings nur mit Treppenstufen gestaltet werden. Die Fläche ist bereits vollständig öffentlich zugänglich. Im Rahmen der Planung soll sie den Charakter eines öffentlichen Stadtplatzes erhalten, der deutlich als Schuleingang ausgewiesen wird. - 91 - 2.2.6 Teilmaßnahmen für die Städtebauförderung Für folgende Teilmaßnahmen werden Städtebaufördermittel beantragt: • Energetische Optimierung Hochwärmedämmende Fassade geregelte Lüftungstechnik und Optimierung Heizungsverteilung Einbau von tageslicht- und präsenzgesteuerten LED-Leuchten • Herstellung von barrierefreier Zugänglichkeit baulicher Lückenschluss mit Behinderten-WCs Aufzugsanlage • Anbindung ans Quartier Südliche Zuwegung Umgestaltung Aussenflächen Einrichtung von öffentlichen Nutzungsbereichen • Kosten Auslagerung Miete (3 Jahre) - ohne Betriebskosten Umbauten (v.a. für Naturwissenschaften) - 92 - 3. Programmsteuerung und Evaluation Für die Programmsteuerung ist eine Projektgruppe vorgesehen, in der alle relevanten städtischen Dienststellen vertreten sind. Ergänzend ist ein jährlicher Strategieworkshop geplant, zu dem auch wichtige Akteure aus dem Stadtteil hinzugezogen werden. Die Leitung der Projektgruppe liegt bei der Stadtentwicklung. Eine enge Kooperation mit dem Mirke Forum und den Akteuren im Satzungsgebiet ist vorgesehen. Für die Evaluation werden im Programmjahr 2016 20.000 € eingeplant, um mit Hilfe eines geeigneten Büros einen unabhängigen Blick zu ermöglichen. Zentraler Bestandteil der Evaluation ist ein Verstetigungskonzept. - 93 - 4. Maßnahmen- und Finanzierungsplan Im Rahmen der Stadterneuerung ist folgender Maßnahmen- und Finanzierungsplan vorgesehen. Stadterneuerungsprogramm 2014 Zuwendungsfähige Gesamtausgaben (100 v.H.) Ertüchtigung des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums 1.BA 6.541.423 € Zuwendungsfähige Gesamtausgaben Programmjahr 2014 6.541.423 € 20 v.H. von der Stadt Stadterneuerungsprogramm 2015 Zuwendungsfähige Gesamtausgaben (100 v.H.) Ertüchtigung des Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasiums 2.BA 2.522.175 € Utopiastadt im Baudenkmal Bahnhof Mirke 3.500.000 € 20 v.H. von der Stadt (Gesamtkosten: 17.000.000 €) 20 v.H. von Utopiastadt (gGmbH) und von der Stadt Hof- und Fassadenprogramm 80.000 € 20 v.H. von Gebäudeeigentümern (Gesamtkosten: 160.000 €, 80.000 € von privaten Eigentümern) Modernisierungsberatung für das Hof- und Fassadenprogramm 30.000 € Schrottimmobilien: Ankauf, Abriss und Neunutzung für zwei Objekte 200.000 € Forum:Mirke 40.000 € 20 v.H. von der Stadt 20 v.H. von der Stadt 20 v.H. von der Stadt Zuwendungsfähige Gesamtausgaben Programmjahr 2015 6.372.175 € - 94 - Stadterneuerungsprogramm 2016 Zuwendungsfähige Gesamtausgaben (100 v.H.) Neugestaltung Vorplatz Mirker Bahnhof 500.000 € 20 v.H. von der Stadt Gebäuderückbau und öffentlich zugängliche Freifläche (Markomannenstr.9) 121.000 € Evaluation und Verstetigungskonzept 20.000 € 20 v.H. vom Gebäudeeigentümer (Gesamtkosten: 242.000 €, 145.200 vom Gebäudeeigentümer) 20 v.H. von der Stadt Zuwendungsfähige Gesamtausgaben Programmjahr 2016 641.000 € Zuwendungsfähige Gesamtausgaben 2014 -2016 13.554.598 €