Daten
Kommune
Wuppertal
Dateiname
Handlungskonzept_KWK-hoch3.pdf
Größe
2,6 MB
Erstellt
23.02.15, 16:45
Aktualisiert
27.01.18, 23:55
Stichworte
Inhalt der Datei
Handlungskonzept KWKhoch³
Integrativer Ansatz zum Ausbau von Kraft-WärmeKopplung im Bergischen Städtedreieck
Projektpartner:
Impressum
Bearbeitung
Bergische Entwicklungsagentur GmbH
Regionalentwicklung und -management
Teamleitung Carsten Zimmermann
Kölner Straße 8 | 42651 Solingen | www.bergische-agentur.de
zimmermann@bergische-agentur.de | +49 [0] 212 / 881606 68
und
Neue Effizienz
Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH
Projektleitung Jochen Stiebel
Lise-Meitner-Straße 1-13 | 42119 Wuppertal | www.neue-effizienz.de
stiebel@neue-effizienz.de | +49 [0] 202 / 31713 135
in Abstimmung mit
Regionaler Arbeitskreis KWK-Ausbau im Bergischen Städtedreieck
Antragstellung stellvertretend für Remscheid, Solingen und Wuppertal
Stadt Solingen | Fördermanagement
Martin Hückeler
Bonner Straße 100 | 42697 Solingen | www.solingen.de
m.hueckeler@solingen.de | +49 [0] 212 / 290 2195
Im Sinne einer besseren Lesbarkeit wird im weiteren Verlauf auf die Unterscheidung
in weibliche und männliche Schreibweise verzichtet und jeweils die männliche Form
verwendet. Das betreffende Wort bezieht sich jeweils selbstverständlich auf beide Geschlechter.
Mitglieder des Regionalen Arbeitskreises
Stadt Solingen
Fördermanagement
Martin Hückeler
m.hueckeler@solingen.de | +49 [0] 212 / 290 2195
Stadt Solingen
Stadtdienst Natur und Umwelt
Peter Vorkötter
p.vorkoetter@solingen.de | +49 [0] 212 / 290 6555
Stadtwerke Solingen GmbH
Technische Dienstleistungen
Frank Scharrenberg
f.scharrenberg@stadtwerke-solingen.de | +49 [0] 212 / 295 2450
Enserva GmbH
Peter Sossna
p.sossna@enserva.de | +49 [0] 212 / 231345 6200
Stadt Remscheid
Fachdienst Umwelt
Wolfgang Putz | Monika Meves
wolfgang.putz@remscheid.de | +49 [0] 2191 / 16 2601
monika.meves@remscheid.de | +49 [0] 2191 / 16 3313
Stadt Remscheid
Zentraldienst Stadtentwicklung, Wirtschaft und Liegenschaften
Heinrich Ammelt | Andreas Knappe
heinrich.ammelt@remscheid.de | +49 [0] 2191 / 16 3194
andreas.knappe@remscheid.de | +49 [0] 2191 / 16 3057
EWR GmbH
Markt & Vertrieb, Energiedienstleistungen
Klaus Zehrtner | Akbar Ghassem
k.zehrtner@ewr-gmbh.de | +49 [0] 2191 / 16 4530
a.ghassem@ewr-gmbh.de | +49 [0] 2191 / 16 4683
GEWAG Wohnungsaktiengesellschaft Remscheid
Hans-Jürgen Behrendt | Hans-Werner Walter
h.-j.behrendt@gewag-rs.de | +49 [0] 2191 / 4644 0
h.-w.walter@gewag-rs.de | +49 [0] 2191 / 4644 160
Kreishandwerkerschaft Remscheid
Fred Schulz
info@handwerk-remscheid.de | +49 [0] 2191 / 22005/6
Stadt Wuppertal
Geschäftsbereich Stadtentwicklung, Bauen, Verkehr, Umwelt
Cordula Brendel
cordula.brendel@stadt.wuppertal.de | +49 [0] 202 / 563 8019
WSW Energie & Wasser AG
Neue Technologien, Energiekonzepte
Frank Schwarz
frank.schwarz@wsw-online.de | +49 [0] 202 / 359 3717
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH
Zukünftige Energie- und Mobilitätsstrukturen
Dietmar Schüwer
dietmar.schuewer@wupperinst.org | +49 [0] 202 / 2492 288
Bergische Universität Wuppertal
Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik
Prof. Dr. Markus Zdrallek
zdrallek@uni-wuppertal.de | +49 [0] 202 / 439 1976
Bergisches Institut für Produktentwicklung und Innovationsmanagement gGmbH
Ralf Aßmann
assmann@bergisches-institut.de | +49 [0] 212 / 3820781
Neue Effizienz | Bergische Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH
Jochen Stiebel
stiebel@neue-effizienz.de | +49 [0] 202 / 31713 135
Bergische Entwicklungsagentur GmbH
Regionalentwicklung und -management
Carsten Zimmermann
zimmermann@bergische-agentur.de | +49 [0] 212 / 881606 68
Inhaltsverzeichnis
Kurzzusammenfassung KWKhoch³
1
Präambel
1
Regionales KWK-Handlungskonzept auf Basis erfolgreicher
Kooperation
2
Regionale energiepolitische Aktivitäten
2
Angaben zur Ver- und Entsorgungsinfrastruktur
4
Sachstand KWK-Ausbau sowie innovative Projekte
4
Potenziale zum KWK-Ausbau im Bergischen Städtedreieck
5
Siedlungsstruktur des Bergischen Städtedreiecks
6
Entwicklung einer Strategie zum KWK-Ausbau
7
Handlungskonzept KWKhoch³
8
Konkretisierung des Handlungskonzeptes KWKhoch³ durch
ausgewählte Projekte
10
Berücksichtigung der Ziele und Querschnittsziele des NRW
Ziel 2-Programms
15
Handlungskonzept KWKhoch³
Kurzzusammenfassung Handlungskonzept KWKhoch³
Der Bergische Ansatz KWKhoch³ will die offensichtlich vorhandenen Hemmnisse
für den Einsatz von KWK-Anlagen identifizieren, Lösungsansätze hierzu aufzeigen
und die Akzeptanz und die Anwendung der KWK erhöhen. Vor allem verfahrenstechnische, kommunikative, finanztechnische und rechtliche Rahmenbedingungen werden
hierbei betrachtet und in verschiedenen KWK-relevanten Raumkategorien [Gemengelagen, Gewerbegebiete, EFH- und MFH-Gebiete usw.] analysiert.
Die hieraus erstellten Methodenkoffer sowie die Kategorievielfalt ermöglichen eine
herausragende Übertragbarkeit auf ganz NRW. Differenzierte Projekte in der Umsetzungsphase untermauern die theoretischen Grundlagen.
Die bewusste regionale Antragstellung folgt der Tradition erfolgreicher regionaler
Kooperationen aus öffentlicher Verwaltung, Versorgern, Gewerbe, Wissenschaft, Forschung und Dienstleistung. Sie bietet sowohl Chancen zum Ausbau dieser innovativen
Kooperation als auch zur Sicherung des Wirtschafts- und Energiestandortes.
Präambel
Grundlegendes Ziel des Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetzes [KWK-Gesetz] ist, bis
2020 zumindest 25 % des Stroms auf Grundlage von Kraft-Wärme-Kopplung zu erzeugen, um mit dieser zukunftsorientierten Form der Energieumwandlung eine Brücke in
das Zeitalter der Erneuerbaren Energien zu schlagen. Der Projektaufruf „KWK-Modellkommune 2012-2017“ des Landes NRW bezieht sich auf dieses Ausbauziel und sucht
nach Kommunen / Regionen, die innovative Konzepte ausarbeiten, die beispielhaft auf
andere Kommunen in NRW übertragbar sind und zugleich den KWK-erzeugten Strom
in der jeweiligen Kommune / Region signifikant erhöhen.
Dabei ist zu beobachten, dass die Voraussetzungen zum KWK-Ausbau in den einzelnen Kommunen NRWs sehr unterschiedlich sind und daher bei der Ausarbeitung
einer Strategie deren spezifische Anforderungen bzw. Bedingungen genauestens beachtet werden müssen.
Der Bergische Ansatz KWKhoch³ verbindet die Vielfalt einzelner Projektbeiträge
zu unterschiedlichen Hemmnissen im Bereich KWK mit der Einheit als Antragsteller im
regionalen Verbund.
1
Handlungskonzept KWKhoch³
Regionales KWK-Handlungskonzept auf Basis erfolgreicher Kooperation
Das Bergische Städtedreieck – bestehend aus den drei Großstädten Remscheid,
Solingen und Wuppertal – reicht gemeinsam mit den drei kommunalen Stadtwerken
sowie ihren dazugehörigen Tochtergesellschaften, der Bergischen Entwicklungsagentur GmbH, der Bergischen Gesellschaft für Ressourceneffizienz mbH [Neue Effizienz],
der Bergischen Universität Wuppertal, dem Bergischen Institut für Produktentwicklung und Innovationsmanagement, dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH und der GEWAG Wohnungsaktiengesellschaft Remscheid ein regionales
Grobkonzept zum KWK-Ausbau in der Region ein.
Das Konzept ist Ergebnis eines umfangreichen Kooperationsprozesses zwischen
den erwähnten Akteuren und kann beispielgebend für andere Regionen sein, wie
durch erfolgreiche Zusammenarbeit Synergien genutzt und bedeutende Ziele [hier
KWK-Ausbau] gemeinsam erreicht werden können. Antragsteller im Namen aller Kooperationspartner ist die Stadt Solingen [siehe Impressum].
Die Großstadtregion kooperiert auf vielen Gebieten eng miteinander und baut die
erfolgreiche Zusammenarbeit seit Durchführung der Regionale 2006 ständig aus. Daher ist eine gemeinsam ausgearbeitete Strategie zum KWK-Ausbau in der Region eine
logische Weiterführung des Kooperationsgedankens.
Als Grundlage der generellen Entwicklung der Region dient das durch alle drei
Räte einstimmig beschlossene Regionale Standortkonzept zukunfthoch³, welches u.a.
Aussagen zum Ausbau Erneuerbarer Energien und zur Energieeffizienz beinhaltet.
Aufbauend auf dem Standortkonzept wurden bereits mehrere regionale Teilkonzepte,
u.a. zum Wohnen, Gewerbe und zur Infrastruktur erarbeitet und verabschiedet. Das
Handlungskonzept zum KWK-Ausbau erweitert das Spektrum der auf dem Standortkonzept aufbauenden regionalen Zielvereinbarungen wie auch die in Erarbeitung befindlichen regionalen Klimaschutzteilkonzepte zu den Potenzialen Erneuerbarer Energien und zur Anpassung an den Klimawandel.
Regionale energiepolitische Aktivitäten
Schon seit mehr als 20 Jahren engagiert sich die Region intensiv im Bereich der
Erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Hieraus sind vielfältige energiepolitische Aktivitäten entstanden, die an dieser Stelle kurz beispielhaft dargestellt werden
sollen.
Angestoßen von allen Landtags- und Bundestagsabgeordneten des Bergischen
Landes wurde letztes Jahr die sogenannte Bergische Erklärung mit dem Ziel „Hundertprozentig Erneuerbar“ formuliert. Ihr sind u.a. bereits die Räte der Städte Remscheid
2
Handlungskonzept KWKhoch³
und Wuppertal beigetreten, der Solinger Ratsbeschluss steht derzeit noch aus. Die Erklärung ist auch ein Ergebnis des „Kongresses hunterprozentig.ERNEUERBAR“, der
im jährlichen Rhythmus viele externe und interne Akteure für das Thema sensibilisiert
und vielfältige Projekte präsentiert.
Alle drei Bergischen Großstädte sind dem internationalen Klimabündnis beigetreten und verfolgen das Ziel, alle fünf Jahre 10% der CO2-Emissionen einzusparen.
Zu den Themen „Potenziale der Erneuerbaren Energien“ und „Anpassung an den
Klimawandel“ erarbeiten die Bergischen Großstädte derzeit regionale Klimaschutzteilkonzepte, die fachlich ergänzt werden u.a. durch die integrierten Klimaschutzkonzepte
der Stadt Solingen [verabschiedet 2012], der Stadt Remscheid [derzeit in Erarbeitung] und der Stadt Wuppertal [ebenfalls in Erarbeitung]. Zur Umsetzung der in den
regionalen Konzepten vorgeschlagenen Maßnahmen wird ein regionaler Klimaschutzmanager beantragt. Schon seit vielen Jahren besteht darüber hinaus die „Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energien Bergisches Land“, an der auch der Kreis Mettmann
beteiligt ist und dessen Programm von einem regionalen Bioenergienetzwerkmanager
umgesetzt wird.
Im Bereich der Windenergie arbeiten – neben weiteren Akteuren – die Stadtwerke
von Remscheid und Solingen in der Arbeitsgemeinschaft Bergwind zusammen und
wollen – wie auch die Stadtwerke Wuppertal – den Ausbau in diesem Bereich vorantreiben.
Die Städte Solingen und Wuppertal waren Pilotgemeinden des European Energy
Award in Nordrhein-Westfalen, der Stadt Solingen wurde sogar kürzlich der Deutsche
Nachhaltigkeitspreis verliehen.
Solingen und Remscheid sind auch auf dem Portal ALTBAUNEU® vertreten, wo
Hilfestellungen zur energetischen Gebäudesanierung gegeben werden [Wuppertal beteiligt sich ab 2013]. Ausgehend von einer Privatinitiative wurde die Stadt Wuppertal
zudem mittlerweile von Umweltminister Remmel zur „Hauptstadt der Elektromobilität“
ernannt.
Zur Verbesserung der Ressourceneffizienz wurde die „Bergische Gesellschaft
für Ressourceneffizienz [Neue Effizienz]“ gegründet und durch das Ministerium für
Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes
NRW gefördert. Das Bergische Städtedreieck ist zudem die erfolgreichste Region im
Ökoprofit®-Netz NRW.
3
Handlungskonzept KWKhoch³
Angaben zur Ver- und Entsorgungsinfrastruktur
Grundlage des KWK-Ausbaus in den Kommunen ist die bestehende Ver- und Entsorgungsinfrastuktur. Da jede der drei bergischen Großstädte über eigene Stadtwerke
verfügt, stellt sich die Situation von Stadt zu Stadt leicht differenziert dar. In Remscheid
sind die Infrastrukturen Strom, Wärme, Gas und Wasser teilprivatisiert, während Abwasser [Zweckverband Wupperverband] und Abfall zu 100 % kommunal organisiert
werden. In Wuppertal sind alle Infrastrukturen bis auf das Abwasser [Wupperverband]
teilprivatisiert [nahezu immer zu 1/3 privat und 2/3 kommunal]. In Solingen wurden die
Stadtwerke und die dazugehörigen Infrastrukturen durch einen entsprechenden Ratsbeschluss Ende letzten Jahres rekommunalisiert. Die Abwasserentsorgung erfolgt hier
neben dem Wupperverband über den Rheinisch-Bergischen Wasserverband.
Sachstand KWK-Ausbau sowie innovative Projekte
Der KWK-Ausbaugrad in den drei bergischen Großstädten ist stark unterschiedlich
ausgeprägt. Während in Wuppertal bereits 15 % des Stroms über KWK erzeugt werden, sind es in Solingen 7,0 % und in Remscheid 3,5 % [Quelle: CO2-Bilanzierungstool
EcoRegion]. Aufgrund der unterschiedlichen Größenordnungen ist im Rahmen dieses
Projektantrags eine Einordnung in die Kategorie 2 [Kommunen mit einem mittleren
KWK-gestützten Stromanteil [zwischen 5 und 15 %]] vorzusehen.
Entsprechend der angegebenen KWK-Ausbaugrade ist auch das Fernwärmenetz
in den einzelnen Städten unterschiedlich ausgebaut. In Wuppertal bestehen zwei getrennte Fernwärmenetze [seit 1938 das mit Dampf betriebene Netz der Talachse – gespeist aus den Heizkraftwerken Elberfeld [78 MWel] und Barmen [82 MWel] mit einer
Gesamtlänge von ca. 80 km [2,4 km Heißwassernetz] – sowie seit 1997 ein zweites
Netz durch die Auskopplung von Abwärme aus dem Müllheizkraftwerk in CronenbergKüllenhahn [26 MWel] und dem Bau der „Fernwärmeschiene Süd“ nach Ronsdorf mit
einer Gesamtlänge von ca. 22 km].
In Remscheid ist das Fernwärmenetz der EWR GmbH insgesamt ca. 4 km lang
und bedient die Quartiere Hohenhagen und Klausen. Ferner bestehen in Remscheid
diverse Blockbeheizungen, von denen das Nahwärmegebiet Hasenberg mit einem
Leitungsnetz von ca. 2 km herausragt.
In Solingen bestehen drei getrennte Fernwärmetrassen [Nordtrasse, Südtrasse
und TBS-Trasse] mit einer Gesamtlänge von 7,4 km. Die Fernwärmenetze werden
gespeist vom Müllheizkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 19 MWel.
Erwähnenswert ist zudem ist die technische Entwicklung von Mini-BHKW der bergischen Unternehmen Vaillant Deutschland GmbH & Co. KG und AVL Schrick GmbH.
4
Handlungskonzept KWKhoch³
Es würde an dieser Stelle zu weit führen, alle bestehenden KWK-Anlagen zu erwähnen [allein in Wuppertal versorgen 73 BHKW mit einer Gesamtleistung von 12.775
KWel vorwiegend Einzelobjekte mit Wärme und Strom]. Trotzdem sollen einige innovative Projekte im Bergischen Städtedreieck erwähnt werden. Für den Engineeringpark in Wuppertal mit 236.000 m² Nutzfläche wurde erstmals in der Region im Bebauungsplan ein Anschlusszwang vorgesehen. Weitere bedeutende Projekte sind in
Remscheid das Freizeit- und Saunaparadies H2O, in dem ein BHKW [1,2 MWel / th]
auch das angrenzende Schul- und Sportzentrum Hackenberg versorgt, in Solingen
das Neubaugebiet Börkhauser Feld und das Bestandsgebiet Weeger Hof [jeweils mit
mehreren 100 Wohneinheiten] und in Wuppertal die Industrieheizkraftwerke der Firmen Bayer, Membrana und Erfurt.
Potenziale zum KWK-Ausbau im Bergischen Städtedreieck
Bei genauer Betrachtung lassen sich grob vier verschiedene Optimierungsfelder
zur KWK-Steigerung ausmachen, die in mehr oder weniger ausgeprägter Form bei
allen Vorhaben anzutreffen sind:
• Technische Weiterentwicklungen [bezogen auf eine Siedlung/Quartier oder ein einzelnes Gebäude]
• Organisation/Projektmanagement [z.B. in Bezug auf Kommunikation, Verfahrensabläufe, Genehmigungen]
• Finanzierung [z.B. neue Betreibermodelle, Wirtschaftlichkeitsberechnungen]
• Akzeptanzsteigerung [z.B. durch Anlagendesign, Emissionsminderung, Transparenz der Einsparpotenziale]
Darüber hinaus bestehen noch marktstrukturelle Optimierungsfelder [z.B. gesetzliche Rahmenbedingungen, ökonomische Rahmenbedingungen], die jedoch auf kommunaler und regionaler Ebene nicht gelöst werden können und daher an dieser Stelle
nicht weiter ausgeführt werden.
Da die Optimierungsfelder immer im direkten Zusammenhang mit der siedlungsstrukturellen Lage der Einzelprojekte gesehen werden müssen, soll im Folgenden als
Grundlage der regionalen Strategie ein kurzer Überblick über die heterogene räumliche Struktur der Region gegeben werden.
5
Handlungskonzept KWKhoch³
Siedlungsstruktur des Bergischen Städtedreiecks
Das Bergische Städtedreieck ist als kleinste Region Nordrhein-Westfalens ein
großstädtischer Raum mit insgesamt 618.765 Einwohnern [RS: 109.596 EW; SG:
159.699 EW; W: 349.470 EW – Stichtag 31.12.2011] auf einer Fläche von ca. 332 km²
[RS: 74,6 km², SG: 89,5 km², W: 168,3 km²]. Der demografische Wandel mit seinen
vielfältigen Facetten [Bevölkerungsrückgang, überdurchschnittlicher Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund und ein massiver Trend zur Überalterung] ist in der
Region besonders ausgeprägt – so sieht die Prognose von IT.NRW einen weiteren
Rückgang der Bevölkerung bis 2020 auf 601.500 Einwohner voraus.
Für den KWK-Ausbau sehr bedeutsam ist in Verbindung mit dem demografischen
Wandel die polyzentrische Struktur aller drei Städte, die in ihrer heutigen Abgrenzung
auch den historischen Gebietsreformen geschuldet ist. Den eigentlichen Hauptzentren
stehen jeweils selbstbewusste und große Nebenzentren gegenüber [ehemals eigenständige Städte] sowie vielfältige Grundzentren bis hin zu verstreuten Außenbereichssiedlungen. Auch wenn insgesamt die Region schrumpft, sind durchaus auch wachsende Stadtteile zu identifizieren.
Das Bergische Städtedreieck ist die Wiege der Frühindustrialisierung in Kontinentaleuropa. Die Textilindustrie in Wuppertal, die Werkzeugindustrie in Remscheid und
die Klingenindustrie in Solingen waren prägend für die siedlungsstrukturelle Entwicklung.
Noch heute liegt der Schwerpunkt der Wirtschaftsstruktur im sekundären Sektor
begründet, der mit 36 % der Erwerbstätigen weit über dem NRW-Durchschnitt [30 %]
liegt und mit einem hohen KMU-Anteil eine große Qualität des Standorts darstellt. Alleine 35.000 IHK-zugehörige sowie ca. 6.750 den drei Kreishandwerkerschaften zugehörige Unternehmen sind in den Städten beheimatet. Somit liegt auch ein zukünftiger
Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Bereich begründet.
Die Region befindet sich jedoch in einem umgreifenden wirtschaftlichen Strukturwandel, der sich u.a. durch eine hohe Arbeitslosigkeit [Anstieg der Arbeitslosen
von knapp 20.000 im Jahr 1992 auf 32.500 im Jahr 2012] sowie durch einen relativ
schwach ausgeprägten Dienstleistungssektor artikuliert.
Aus der industriellen Entwicklung haben sich verschiedene siedlungsstrukturelle
Besonderheiten ergeben. So sind noch heute in der gesamten Region sogenannte
Gemengelagen aus Industriebetrieben und direkt angrenzenden Wohnbebauungen
vorherrschend. Zudem entstanden durch das große Unternehmertum ausgeprägte
Gründerzeit- und Villenviertel, gründerzeitliche Arbeiterviertel als Mehrfamilienhaus6
Handlungskonzept KWKhoch³
wohnungsbau [Wuppertal hat den zweithöchsten Gründerzeitbesatz bezogen auf die
Einwohnerzahl in Deutschland] oder auch die sogenannten kleinteiligen „Hofschaften“
in Solingen und Remscheid – kleinere alleinstehende Siedlungseinheiten, bestehend
aus Gewerbe- und Wohneinheiten.
Das Bergische Städtedreieck zeichnet sich zudem durch eine bewegte Topografie
[höchster Punkt Remscheid-Hohenhagen mit 379 Metern, niedrigster Punkt Ohligser
Heide in Solingen mit 53 Metern] aus, die spezifische Lösungen im KWK-Ausbau erfordert. Sie ist so raumprägend, dass sich tief eingeschnittene Täler und Höhenlagen
abwechseln, wobei in Solingen und Remscheid vordringlich die Höhenlagen bebaut
und die Täler zumeist frei von Bebauung blieben. Demgegenüber wurde in Wuppertal
zuerst das Tal der Wupper bebaut und erst allmählich erfolgte eine weitergehende Bebauung der Höhenlagen.
Ebenfalls anzutreffen sind in allen drei Städten historisch geprägte Ortskerne, die
nahezu vollständig unter Denkmalschutz stehen oder erhaltungswürdig sind.
Entwicklung einer Strategie zum KWK-Ausbau
Gemeinsam haben die beteiligten Projektpartner – aufbauend auf der beschriebenen Ausgangslage – im Grobkonzept eine regionale Strategie [siehe nächstes
Kapitel] zum KWK-Ausbau entwickelt, die im Feinkonzept durch entsprechende Untersuchungen konkretisiert, zu dem abschließenden Handlungskonzept KWKhoch³
zusammengeführt sowie durch vorgeschlagene Einzelprojekte umgesetzt werden soll.
Der integrative Ansatz besteht dabei aus einem modular aufgebauten System, das auf
alle Kommunen bzw. Regionen in NRW übertragen werden kann.
Um einen KWK-Ausbau in der Breite zu ermöglichen, muss der Optimierungsbedarf bei allen unterschiedlichen Projekten genau verifiziert werden. Dabei fällt auf,
dass Projektfamilien gebildet werden können, die unmittelbar mit den spezifischen
räumlichen Gegebenheiten zusammenhängen [sogenannte KWK-relevante Raumkategorien].
Folgende Schritte sollen im Rahmen des Feinkonzeptes durchgeführt werden, um
die Strategie zum Handlungskonzept KWKhoch³ weiterzuentwickeln:
• Aufstellung eines Akteurskatasters KWK
• Führung von Akteursgesprächen zur Identifizierung weiteren Optimierungsbedarfs
bzw. „Hemmnissen“ im KWK-Ausbau
• Identifizierung aller KWK-relevanten Raumkategorien des Bergischen Städtedreiecks mit ihren jeweiligen Charakteristiken
7
Handlungskonzept KWKhoch³
• Entwicklung eines auf den Hemmnissen aufbauenden gebietsbezogenen KWKMethodenkoffers als kommunale Handlungsmaxime für alle Akteure
• Workshops und Informationsveranstaltungen mit allen relevanten Akteuren zu Konzepterarbeitung und -umsetzung
• Entwicklung eines Schulungskonzeptes für Handwerksfirmen
• Überprüfung des Produktes KWK unter Aspekten der integralen Produktentwicklung / -verbesserung
• Ablauf und Umsetzungsplanung von acht gebietsbezogenen KWK-Projekten
• Controllingkonzept zur Überprüfung der KWK-Ausbauziele
Handlungskonzept KWKhoch³
Aus den vorherigen Kapiteln wird deutlich, dass eine signifikante Erhöhung des
KWK-Anteils im Bergischen Städtedreieck in der Breite nur gelingen kann, wenn auf
die besondere Raumstruktur Rücksicht genommen und für jede Raumkategorie [Gemengelagen, Gründerzeitviertel, Gewerbegebiete, MFH- und EFH-Gebiete, Hofschaften, Historische Ortskerne etc.] eine praxisorientierte umsetzbare KWK-Lösung entwickelt wird.
Die folgende Grafik verdeutlicht dabei den beabsichtigten Aufbau des Handlungskonzeptes:
Optimierungsbedarf
KWK-relevante
Raumbezogener
Projektumsetzung
Hemmnisse
Raumkategorie
Methodenkoffer
Evaluierung
Gemengelage
Raumkategorie I
T = Technik
Hist. Ortskern
[T-O-F-A]
Projekte RS I - III
O = Organisation /
Gewerbegebiet
Raumkategorie II
Projekte SG I - II
Projektmanagement
Gründerzeitgebiet
[T-O-F-A]
Projekte W I - III
F = Finanzierung
MFH-Gebiet
Raumkategorie III
A = Akzeptanz
EFH-Gebiet
[T-O-F-A]
Hofschaft etc.
Raumkategorie ?
[T-O-F-A]
Abb. 1: Schema zur Erarbeitung des Handlungskonzeptes KWKhoch³
Das Handlungskonzept trägt bei entsprechender Anwendung zu einem signifikanten Ausbau des KWK-Anteils im Bergischen Städtedreieck bei. Sollte das Bergische
Städtedreieck ein Feinkonzept mit Förderung erstellen, wäre das Handlungskonzept
– auch wenn die Region nicht in die Umsetzungsphase der angedachten Teilprojekte
kommen sollte – wertvoll für die Bergischen Großstädte wie auch für andere Regi8
Handlungskonzept KWKhoch³
onen, da die KWK-relevanten Raumkategorien natürlich auch dort anzutreffen sind.
Eine Evaluation des Handlungskonzeptes durch die Bergische Universität Wuppertal
und das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH als Projektpartner ist
ebenfalls vorgesehen.
Mithilfe der Anwendung des Handlungskonzeptes KWKhoch³ will die Region den
KWK-Anteil an der Stromerzeugung signifikant erhöhen:
KWK-Anteil an Stromerzeugung
derzeit
nach Umsetzung der beantragten
Projekte
perspektivische Steigerung der
nächsten Jahre durch Handlungskonzept KWKhoch³
Remscheid
3,5 %
Solingen
7,0 %
Wuppertal
15,0 %
5,0 %
8,35 %
16,0 %
7,0 %
13,0 %
18,0 %
Abb. 2: Perspektivische KWK-Ausbaustufen auf Grundlage des Handlungskonzeptes KWKhoch³
Die angegebenen Steigerungen sind in Abhängigkeit der energiepolitischen
Rahmenbedingungen zu sehen. Entsprechende Gremienbeschlüsse werden in allen
drei Großstädten vorbereitet.
Bei einem Erreichen der Umsetzungsphase des KWK-Wettbewerbs sollen in den
Bergischen Großstädten insgesamt acht vorbildhafte Teilprojekte in unterschiedlichen
Raumkategorien realisiert werden. Im Rahmen der Erarbeitung des Handlungskonzeptes KWKhoch³ im Feinkonzept werden auch diese Teilprojekte inhaltlich als Referenzprojekte vorbereitet. Jedoch erfolgt die detaillierte Ausgestaltung dieser Maßnahmen erst in der Umsetzungsphase.
Die Region richtet einen „Regionalen Arbeitskreis KWK Bergisches Städtedreieck“
mit allen Projektbeteiligten ein, der sich in bestimmten zeitlichen Abständen zum Sachstand des Feinkonzeptes berät und bei Bedarf Korrekturen vornehmen kann.
Die folgende Grafik gibt einen ersten Überblick über beispielhaft anzutreffende
Raumkategorien des Bergischen Städtedreiecks mit einer vorläufigen Zuordnung der
angedachten Projektbeispiele aus der Region. Die einzelnen Projekte werden dabei
im folgenden Kapitel ausführlich erläutert und ihr Beitrag zum KWK-Ausbau in der Region dargestellt.
9
Handlungskonzept KWKhoch³
KWK-relevante
Raumkategorie
Projekt der Region
MFH-Gebiet
Remscheid-Westliche Innenstadt: Kommunikationsprojekt zur
Ansprache heterogener Eigentümerstrukturen mit Unterstützung eines Gebietsmanagers sowie Schulungsangeboten für
Handwerker
EFH- / MFH-Gebiet
Remscheid-Hasenberg: Investitionsmaßnahme Biogas-BHKW als Ersatzinvestition eines bestehenden lokalen Fernwärmenetzes
Remscheid-Honsberg: Ausbau einer KWK-Infrastruktur mit
gleichzeitiger energetischer Sanierung eines Stadtumbaugebietes
Hochhaussiedlung
Wuppertal-Eckbusch: Versorgung mehrerer Hochhäuser im
Teileigentum
Gründerzeitviertel
Wuppertal-Ölberg: Einführung von Klein-KWK-Anlagen oder
BHKW für Wohnblocks
Historischer
Ortskern
Wuppertal-Cronenberg: Stützung der Stromversorgung im
gewerblichen Bereich und Teilversorgung des historischen
Ortskerns [Einordnung auch in Raumkategorie „Gewerbegebiete“]
Gewerbegebiet
Solingen-Dycker Feld: Groß-BHKW zur Versorgung des Gebietes und angrenzender Hofschaft
Gemengelage
Solingen-Birkerstraße: Versorgung einer Gemengelage mit
Eissporthalle, Schwimmbad, Wohnen und Gewerbe
Abb. 3: Zuordnung der regionalen Einzelprojekte zu den KWK-relevanten Raumkategorien
Konkretisierung des Handlungkonzeptes KWKhoch³ durch ausgewählte Projekte
Die dargestellten acht Teilprojekte mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von ca.
18,775 Mio. € können alle im beabsichtigten Förderzeitraum bis Mitte 2017 umgesetzt
werden. Eine Auflistung der Kosten kann dem Mantelbogen entnommen werden.
Der Vorteil des Bergischen Ansatzes besteht darin, dass durch die Akteurszusammensetzung ein breites Spektrum unterschiedlicher Projekte umgesetzt werden kann.
Die Auswahl der Projekte der Umsetzungsphase bezieht sich auf die im Feinkonzept
festzulegenden KWK-relevanten Raumkategorien und den verbundenen Problemlagen.
10
Handlungskonzept KWKhoch³
Projekt 1: Remscheid-Westliche Innenstadt [Raumkategorie MFH-Gebiet]
In Raumkategorien mit einer heterogenen und kleinteiligen Eigentümerstruktur bestehen die Herausforderungen in der Kommunikation. Wohnungseigentümer wissen
nichts über Investitionsabsichten voneinander, sie tauschen sich – gerade in anonymen
innerstädtischen Lagen – wenig über ihre Absichten und Erfahrungen aus. Daraus ergibt sich, dass die Koordination der Investitionen nicht stattfindet – BHKWs sind daher
nahezu nicht anzutreffen. Auf diese Problemlage konzentriert sich das Remscheider
Projekt „Westliche Innenstadt“. In einem klar abgegrenzten Quartier soll ein Quartiersmanagement installiert werden, welches die Information, die Kommunikation und die
Koordination unter der Eigentümer unterstützt. Dafür ist in einem ersten Schritt eine
genaue Datenerhebung notwendig, die Auskunft über Art und Alter der Heizungsanlagen liefert. Ein zweiter Schritt nutzt diese Information und bringt potenzielle Partner zusammen. Wesentlicher Baustein ist ein Informations- und Schulungsangebot für Handwerker als Wissenstransfer zwischen KWK-Herstellern und der wichtigen Schnittstelle
zum Endkunden – der Handwerker ist das Schlüsselglied zur Ausweitung der KWKNutzung. Schließlich soll ein monetäres Anreizprogramm „KWK-Pioniere“ im Quartier
unterstützen.
Projekt 2: Remscheid-Hasenberg [Raumkategorie EFH- / MFH-Gebiet]
Auch beim zweiten Remscheider Projekt „Hasenberg“ handelt es sich um eine
Wohnsiedlung, die jedoch aus einem Gemisch von MFH und EFH besteht. Am Hasenberg ist bereits heute eine zentrale Wärmeversorgung vorhanden, bei der jedoch
hochinvestive Instandsetzungsarbeiten notwendig sind. Aus wirtschaftlicher Sicht ist
eine Sanierung des Wärmenetzes fraglich, weil die Investitionen nicht auf die Mieterschaft umgelegt werden können, da Mieterhöhungen nicht verkraften werden. Bei
Förderung der Umsetzungsphase soll stattdessen eine Ausweitung des Wärmenetzes
durch zusätzliche Wärmekreise realisiert und das bestehende Ölheizwerk durch ein
modernes Biogas-BHKW ersetzt werden. Zusätzlich sollen eine Grundschule und ein
Kindergarten angeschlossen werden. Aufgrund der Mieterstruktur eignet sich das Gebiet, um zu überprüfen, ob ein ambitionierter KWK-Ausbau den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum bei gleichzeitiger Reduktion der CO2-Emissionen ermöglicht.
Projekt 3: Remscheid-Honsberg [Raumkategorie EFH- / MFH-Gebiet]
Das Remscheider Projekt „Honsberg“ geht der Frage nach, wie in einem Stadtumbau West-Gebiet der infrastrukturelle Ausbau von KWK angegangen werden kann,
wenn gleichzeitig eine energetische Sanierung der Gebäudestrukturen vorgenommen
wird. Die GEWAG-Wohnungsbaugesellschaft ist Großeigentümer im Gebiet, das aus
einem Mix von Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern besteht. Da im Bergischen Städtedreieck viele solcher Gebiete mit besonderem Erneuerungsbedarf festzustellen sind,
hat das Projekt wegweisenden Charakter für zukünftige Gebietsfestlegungen.
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Handlungskonzept KWKhoch³
Projekt 4: Wuppertal-Am Eckbusch [Raumkategorie Hochhaussiedlung]
Ein weiteres Projekt zur Steigerung der KWK in Wohngebäuden soll in einer Wuppertaler Hochhaussiedlung umgesetzt werden. Die vorhandene Infrastruktur bietet kostengünstige Voraussetzungen. Dennoch findet man keine Wohnanlage in der Region,
die bereits durch KWK versorgt wird. Dies liegt u.a. an mangelnder Investitionsbereitschaft der Eigentümer und – erneut – der mangelnden Kommunikation. Die gewählte
Wohnanlage eignet sich besonders, da die einzelnen Häuser von wenigen Hausverwaltungen betreut werden – das Schlüsselglied zur Umsetzung wird hier also in den
Verwaltungen gesehen. Im Projekt „Am Eckbusch“ sollen darüber hinaus Lösungsansätze für alternative Betreibermodelle gefunden werden. Vorstellbar sind neben Eigeninvestitionen der Immobilieneigentümer Contractingmodelle. Neben Investitionen
in BHKW werden Erfahrungen beim Neubau von Nahwärmenetzen gesammelt.
Projekt 5: Wuppertal-Ölberg [Raumkategorie Gründerzeitviertel]
Vorrangig um Kommunikation geht es im zweiten Wuppertaler Projekt, allerdings
liegt hier der Fokus auf einer besonderen baulichen Situation von Wohngebäuden. Im
Bergischen Städtedreieck gibt es – wie in vielen Kommunen, die in der Industrialisierung ihre Blütezeit hatten – eine große Zahl von gründerzeitlichen Wohngebäuden mit
Schmuckfassaden. Eine Fassadendämmung ist nur eingeschränkt möglich und der
Energiebedarf der Immobilien nur aufwendig zu reduzieren. Gerade hier bietet sich die
KWK an, findet jedoch noch wenig Umsetzung.
Im Wuppertaler Quartier „Ölberg“, einem Gründerzeitviertel und Stadtumbau-WestGebiet, sollen daher Lösungen gefunden werden, die Nutzung von KWK auszubauen.
Entweder durch ein BHKW, welches zentral in einem Quartier mit Blockrandbebauung
untergebracht wird und die umliegende Bebauung ringförmig versorgt oder alternativ
durch den Einsatz von dezentralen Klein-KWK-Anlagen, die hausweise installiert werden. Dieser Ansatz ist bereits in einer Vorstudie durch die Bergische Universität Wuppertal, das Fraunhofer Institut und die Wuppertaler Stadtwerke mit drei Pilotanlagen
getestet worden.
Projekt 6: Wuppertal-Cronenberg [Raumkategorie Historischer Ortskern]
Um eine Verknüpfung von unterschiedlichen Interessen handelt es sich beim Projekt „Historischer Ortskern Cronenberg“. In dem Wuppertaler Stadtteil Cronenberg mit
alten Fachwerkhäusern, die sich nicht für herkömmliche Wärmedämmung eignen, sind
ebenfalls wichtige Produktionsbetriebe wie die Werkzeughersteller Knipex, Stahlwille
oder Picard ansässig. Insgesamt über 2.000 Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe sind in den 5 größten Unternehmen vorhanden, weit über 3.000 in der gesamten
Produktion. Aufgrund von geringen Netzreserven in der Stromversorgung bietet dieser
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Handlungskonzept KWKhoch³
dezentrale Stadtteil nur noch geringes Potenzial für Standorterweiterungen von Unternehmen. Auch bei einer solchen regionalen Herausforderung kann sich KWK als Lösungsmodell anbieten und die Stromproduktion kann die gesamte Versorgung stützen.
Gleichzeitig kann die Wärme möglichst ganzjährig in Form von Prozesswärme / -kälte
abgenommen werden und Heizenergie für Wohngebäude und Einzelhandel liefern.
Neben dem Ausbau von KWK dient das Projekt dem Erhalt von wichtigen Industriearbeitsplätzen.
Projekt 7: Solingen-Dycker Feld [Raumkategorie Gewerbegebiet]
Das erste Solinger Projekt konzentriert sich ausschließlich auf Gewerbebetriebe.
Im Solinger Gewerbegebiet Dycker Feld verbinden sich diverse Produktionsbetriebe,
die idealerweise von einem zentralen BHKW versorgt werden sollen. Der Süßwarenhersteller Haribo ist hierbei als Lebensmittelproduzent idealtypisch anzusehen [s.
Potenzialerhebung von Kraft-Wärme-Kopplung in Nordrhein-Westfalen des Bremer
Energie Instituts]. Aber erst die Wärmeversorgung zu anderen Betrieben bringt eine effiziente Nutzung der KWK. In diesem Projekt sollen vorrangig Betreibermodelle durch
Beteiligungsgesellschaften und Finanzierungsfragen untersucht werden, aber auch
rechtliche Fragestellungen rund um die Versorgungssicherheit sind von besonderer
Bedeutung.
Projekt 8: Solingen-Birkerstraße [Raumkategorie Gemengelage]
Typisch für das Bergische Städtedreieck sind vor allem Gemengelagen, in denen
sich eine gewerbliche Nutzung und öffentliche Gebäude eng in eine Wohnbebauung
eingliedern. Hier treffen unterschiedliche Interessenslagen aufeinander, die bislang
auch bei KWK-Projekten eine besondere Herausforderungen sind. So sind vor allem
Groß-BHKW-Anlagen nur dann realisierbar, wenn sich sowohl Betreiber als auch Abnehmer über einen längeren und damit planbaren Zeitraum verpflichten. Schon geringe „Abweicher“ auf der Nutzerseite können die Wirtschaftlichkeit eines Groß-BHKW
verhindern, sind doch beträchtliche Investitionskosten sowohl für Heizkraftwerk als
auch für neue Wärmenetze zu tragen. Grundlegende Probleme sind hier vor allem in
rechtlicher Hinsicht zu sehen. Anschlusszwang, Versorgungssicherheit, Kompensationszahlungen bei Nutzern mit modernen Heizungsanlagen sind nur einige der Herausforderungen, die beim Solinger Projekt „Birker Straße“ untersucht werden sollen.
Werden diesen bisherigen Hemmnissen Lösungen entgegengesetzt, entsteht hier ein
nachahmenswertes Modellprojekt mit einer Versorgung von Wohnungen, Gewerbegebieten, öffentlichen Einrichtungen und Sportanlagen.
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Ausbau und Einsparpotenziale der Projektvorschläge
In der folgenden Tabelle soll zusammenfassend das Volumen des angestrebten
KWK-Zubaus und der CO2-Einsparung der umgesetzten Teilprojekte verdeutlicht wer-
Handlungskonzept KWKhoch³
den [Benutzungsstunden BHKW: 6.000 h; Spez. CO2-Emissionen Gaskessel: 246 g
CO2/kWh; Spez. CO2-Emissionen Strom Bundesmix [aus Stromkennzeichnung 2013]:
503 g CO2/kWh; Spez. CO2-Emissionseinsparung BHKW-Strom [bei Erdgaseinsatz]:
257 g CO2/kWh; Spez. CO2-Emissionseinsparung Kessel [Pauschal: Effiziensteigerung Kessel & z.T. Energieträgerwechsel auf Gas]: 50 g CO2/kWh]:
Projektname
Ausbau kWth
Ausbau kWel
CO2-Einsparung
RS - Westliche Innenstadt
RS - Hasenberg
RS - Honsberg
W - Eckbusch
W - Ölberg
W - Cronenberg
SG - Dycker Feld
SG - Birker Straße
Summe der Projekte
80
800
175
638
60
1.650
986
1.100
5.489
250
4.000
580
369
30
1.100
835
1.100
8.264
300 t/a
2.400 t/a
550 t/a
570 t/a
46 t/a
1.696 t/a
1.519 t/a
2.109 t/a
9.190 t/a
Abb. 4: Aus- und Einsparpotenziale der beabsichtigten Einzelprojekte
Weitere Untersuchungsfelder des Handlungskonzeptes KWKhoch³
Neben diesen klar abgrenzbaren acht Hauptprojekten möchte das Bergische Städtedreieck ebenfalls weitere Gesichtspunkte des KWK-Ausbaus betrachten. So sollen
beispielsweise in einem Handwerkerschulungsprojekt die Unternehmen des Bergischen Städtedreiecks in Bezug auf die Anforderungen von KWK-Anlagen fit gemacht
werden.
Parallel zu den Einzelprojekten soll eine begleitende Untersuchung der Auswirkungen des KWK-Ausbaus auf die Netzinfrastruktur der Region erstellt werden. Der
Lehrstuhl für Energietechnik der Bergischen Universität Wuppertal will dafür gemeinsam mit allen drei Stadtwerken eine Potenzial- und Risikoanalyse erarbeiten, die auf
den zusätzlichen dezentralen Einspeisungen der KWK-Anlagen beruht. Der Betrieb
der Anlagen gemäß eines virtuellen regionalen Kraftwerks wäre ebenfalls bei Nutzung
von entsprechender Mess- und Regeltechnik möglich.
Darüber hinaus soll eine Akzeptanzuntersuchung durch das Bergische Institut
für Produktentwicklung und Innovationsmanagement sowie weiterer Partner aus den
Fachbereichen Maschinenbau und Industriedesign der Bergischen Universität Wuppertal erfolgen. Wesentlicher Anknüpfungspunkt ist das Design und äußere Erscheinungsbild von Groß-BHKW, die als Nutzgebäude das Quartier nicht belasten sollen.
Eine Einbindung der Bürgerinnen und Bürger schon zu Beginn der Planungsarbeiten
ist ein wesentlicher Aspekt.
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Handlungskonzept KWKhoch³
Weiterhin förderlich für die Akzeptanz von KWK Anlagen, vor allem Klein-KWK in
Wohngebäuden sowie BHKW, ist die Reduzierung der Lärmbelastung z.B. auch durch
Gegenschall, was im Rahmen des Feinkonzepts weiter untersucht werden soll.
Damit ist der Bergische Ansatz deutlich mehr als die Summe der Ergebnisse aus
den Einzelprojekten. Allerdings sind die positiven Effekte des Modellprogramms in der
Bergischen Region noch deutlich höher.
Berücksichtigung der Ziele und Querschnittsziele des NRW Ziel 2-Programms
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen
Die Durchdringung des Marktes zur Energieerzeugung als auch die technische
Weiterentwicklung werden neben den Einsparungen auch positive wirtschaftliche Effekte für die Region nach sich ziehen. Überschläglich wird daher die regionale Wertschöpfung für die beteiligten Akteure des Bergischen Städtedreiecks untersucht.
Durch autarke Energieerzeugung erfolgt bei den an den Teilprojekten teilnehmenden Unternehmen eine verstärkte Abkopplung von bestehenden Versorgungsstrukturen, was aus Unternehmersicht beispielsweise Preisvorteile bieten kann.
Durch den Einbau von KWK-Anlagen in die Gebäudebestände von Wohnungsbauunternehmen werden diese Gebäude aufgrund der besseren Vermietbarkeit zukunftssicher gemacht, was für die Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Dies
wird natürlich bei geförderten Projekten nochmals verstärkt.
Durch die Schulungs- und Fortbildungsangebote für Handwerker im Rahmen der
vorgeschlagenen Projekte werden diese Firmen für eine zukünftige Technologie gerüstet und verbessern somit ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Die Initiierung von KWK-Projekten in Gewerbegebieten und Gemengelagen kommt
den dort ansässigen Unternehmen zugute, da beispielsweise im Rahmen der Erarbeitung des Feinkonzeptes Lösungen für bedeutsame Themen, wie Versorgungssicherheit, Anschlusszwang etc. gefunden werden sollen.
Verbesserung der Innovationskraft der nordrhein-westfälischen Wirtschaft insbesondere in den Themenfeldern Klimaschutz sowie Energie- und Ressourceneffizienz
Durch technische Weiterentwicklungen von KWK-Anlagen wird die Innovationskraft der Wirtschaft gestärkt.
Durch Wissenstransfer von Bergischer Universität, Bergischem Institut sowie Wuppertal Institut mit den beteiligten Unternehmen wird die Innovationskraft gestärkt.
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Handlungskonzept KWKhoch³
Die Produktentwicklungen des Netzwerks um das Bergische Institut für Produktentwicklung und Innovationsmanagement zur Design- und Akzeptanzverbesserung von
BHKW-Anlagen stärken die Innovationskraft der Wirtschaft.
Schaffung und Sicherung von Arbeitsplätzen
Durch die Schulungs- und Fortbildungsangebote für Handwerker im Rahmen der
vorgeschlagenen Projekte werden diese Firmen für eine zukünftige Technologie gerüstet und sichern somit auch ihre Arbeitsplätze.
Durch die Anstellung von Quartiersmanagern [z.B. Projekt RS-Westliche Innenstadt] werden neue Arbeitsplätze geschaffen.
Durch die Sicherung / den Ausbau der Stromversorgung z.B. der Gewerbegebiete
im Stadtteil Cronenberg werden Expansionsmöglichkeiten gegeben.
Unterstützung einer umweltgerechten Entwicklung
Der Ausbau von KWK-Anlagen zur Stromerzeugung in der Region als Brückentechnologie zum Zeitalter der Erneuerbaren Energien unterstützt in hohem Maße eine
umweltgerechte Entwicklung.
Durch die Erarbeitung eines Handlungskonzeptes KWKhoch³ werden für alle KWKrelevanten Raumkategorien Lösungsvorschläge erarbeitet, was eine „in die Breite gehende“ umweltgerechte Entwicklung fördert [auch für KWK-ungünstige Raumkategorien].
Durch Verbesserung der Energieeffizienz ergibt sich ein niedrigerer NOX-Austausch.
Die verbesserte Luftqualität trägt zur Absenkung der Hintergrundbelastung bei und
damit auch zur Absenkung der Spitzenbelastung der Hauptverkehrsstraßen.
Unterstützung der Chancengleichheit von Männern und Frauen und der Nichtdiskriminierung
Die Bergischen Großstädte haben sich verpflichtet, die Chancengleichheit und
Nichtdiskriminierung bei ihren angestoßenen Projekten zu beachten. Dies gilt natürlich
auch für diesen Wettbewerbsbeitrag.
Durch die Stärkung von Unternehmen und Wissenseinrichtungen werden die Arbeitsplätze von Frauen und Männern in diesen Betrieben und Hochschuleinrichtungen
gleichermaßen gesichert und ausgebaut.
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