Daten
Kommune
Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
Dateiname
Drucksache.pdf
Größe
62 kB
Erstellt
09.10.15, 20:49
Aktualisiert
27.01.18, 11:23
Stichworte
Inhalt der Datei
Drucksachen der Bezirksverordnetenversammlung
Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
IV. Wahlperiode
Drucksache: DS/0869/IV
Ursprung: Mündliche Anfrage
Initiator: SPD, Putzer, Max
Beitritt:
Beratungsfolge
18.09.2013
Gremium
BVV
023/IV-BVV
Erledigungsart
schriftlich beantwortet
Mündliche Anfrage
Betr.: Open Source für Friedrichshain-Kreuzberg
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Bezirksstadträtin für Finanzen, Kultur und Weiterbildung
23.09.2013
Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt:
1. Welche Folgen sieht das Bezirksamt bei einem Wechsel zu Open Source Software für
den Bezirk, insbesondere im Hinblick auf Kommunikation und Zusammenarbeit mit
anderen Bezirksverwaltungen und der Hauptverwaltung, die nicht Freie Software
verwenden?
Einleitend muss hierzu ausgeführt werden, dass an rd. 60-70% der bezirklichen IT-Arbeitsplätze
Fachverfahren eingesetzt werden, die eine Verknüpfung zu einem Microsoft-Produkt haben
(Access als Datenbank, Word als Textverarbeitung). Größte Schwierigkeit bei der Einführung von
Open Source Software ist die Migration vor allem der Fachanwendungen auf die Open SourceUmgebung. Da die Fachanwendungen i.d.R. nicht von der Bezirksverwaltung verantwortet werden,
sind die Einflussmöglichkeiten hinsichtlich der ausgewählten Datenbank und der programmierten
Schnittstellen sehr gering.
Der Dokumentenaustausch mit anderen Verwaltungen ist im Land Berlin nicht geregelt.
Wahrscheinlich ist, dass Dokumente von anderen Verwaltungen immer konvertiert werden
müssen. Im Normalfall erfolgt die Konvertierung ohne Formatverluste. Dies gilt aber nur für
einfache Dokumente, die keine Makros, proprietäre Grafiken, komplexe Formatierungen und
Elemente wie Fußnoten, Tabellen oder Indizes enthalten. Für die Lesbarkeit bzw. Weiterverwendung sind diese Dokumente mit einem hohen Aufwand anzupassen.
Eine gemeinsame überbezirkliche Bearbeitung von Dokumenten wird bei gleichzeitiger Nutzung
von Open Source- und MS-Office-Produkten kaum möglich sein (Projekt eAkte).
Zusätzlich sind auch alle behördeninternen Dokumente (Zeiterfassungsbögen, Briefkopfbögen,
Formulare) mit einem hohen Aufwand an die Open Source Software anzupassen.
In der Anfrage wird nicht auf den Einsatz von Open Source Software auf Servern oder Clients
differenziert. Daher auch noch eine Anmerkung zum Einsatz auf Servern. Das Land Berlin ist
aktuell dabei einen zentralen Verzeichnisdienst, auf der Basis von Microsoft Active Directory,
aufzubauen. Beim Einsatz von Open Source Software wäre das BA FK von diesem
Kommunikations- und Informationsweg abgeschnitten.
Abschließend noch der Hinweis, dass die Kommunikation über E-Mail Bestandteil von MicrosoftOffice ist (Outlook). Eine komplette Umstellung auf Open Source Software wäre an dieser Stelle
hinsichtlich Software- und Schulungskosten gesondert zu prüfen, da im Open Office kein MailClient enthalten ist.
2. Wie hoch schätzt das Bezirksamt die auf den Bezirk zukommenden Kosten für eine
Schulung seiner Mitarbeiter*innen im Falle einer Umstellung auf Open Source Software
ein?
Wie bereits unter 1. ausgeführt verwenden viele zentrale Fachverfahren Microsoft-Office-Produkte
als Kommunikationssoftware (z.B. ProFISKAL). Dies bedeutet, die Dienstkräfte müssen über
Kenntnisse beider Produkte verfügen.
Schulungen an der Verwaltungsakademie zu Open Office werden nicht angeboten. Es sind also
kostenpflichtige Dienstleister in Anspruch zu nehmen.
Die Schulung in Open Office kostet pro Modul (vergleichbar Word, Excel) ca. 500 € pro Person
(Preise von zwei unterschiedlichen Anbietern).
Bei der Annahme, dass pro Mitarbeiter 2 Module geschult werden sollen, muss folgende Summe
aufgewendet werden:
1.500 Nutzer * 2 Module * 500 € = 1.500.000 € (Hier sind jetzt keinerlei Rabatte für die Abnahme
von großen Mengen eingerechnet)
Zusätzlich sind nicht die Kosten für die weiterhin erforderlichen Microsoft-Schulungen eingerechnet.
3. Ginge eine Umstellung auf Open Source Software nach Auffassung des Bezirksamts mit
einem Plus an (Daten-)Sicherheit einher?
In den letzten 10 Jahren gab es im BA FK keine Sicherheitsvorfälle. Somit kann auch mit der
Einführung von Open Source Software keine Erhöhung der Sicherheit herbeigeführt werden, selbst
wenn man unterstellt, dass Open Source Software eine höhere Sicherheit gewährleistet.
Dies muss hypothetisch bleiben, da im BA FK niemand über das Wissen verfügt, den offen
gelegten Open Source Code auf seine Sicherheit zu überprüfen.
Mit freundlichen Grüßen
Jana Borkamp
Bezirksstadträtin