Daten
Kommune
Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
Dateiname
Drucksache.pdf
Größe
72 kB
Erstellt
11.10.15, 23:27
Aktualisiert
27.01.18, 20:37
Stichworte
Inhalt der Datei
Drucksachen der Bezirksverordnetenversammlung
Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
III. Wahlperiode
Ursprung: Mündliche Anfrage
Initiator: SPD, Leese, Anita
Beratungsfolge
23.02.2011
Gremium
BVV
Drs. Nr.: DS/2136/III
Sitzung
Erledigungsart
031/III-BVV
beantwortet
Mündliche Anfrage
Betr.: "Management Karl-Marx-Allee"
Ich frage das Bezirksamt:
1. Welche Ziele verfolgt das seit 01.09.2010 arbeitende "Management Karl-Marx-Allee"?
2. Welche ersten Erfolge/(Zwischen)Ergebnisse gibt es (z.B. sichtbare Veränderungen auf/an
der Allee, Aktivitäten der Anwohner/Anlieger, Vermarktung der Karl-Marx-Allee)?
3. Welche wesentlichen Ansatzpunkte bilden sich heraus, die eine nachhaltige Wirksamkeit
zu entfalten scheinen?
Nachfragen
1. Wie wird gewährleistet, dass die Ansätze nach dem Auslaufen der Förderung am
31.08.2011 weitergeführt werden?
Beantwortung: BezStR Herr Dr. Beckers
Zu Frage 1: Als das Bezirksamt im Sommer 2009 und den Plänen der BVG erfuhr, die U-Bahnlinie
5 bereits wenige Wochen später aufwendig zu restaurieren, ist die Idee entstanden, die Zeit der
Baustelle aktiv zu nutzen, um die Karl-Marx-Allee in ihrer Funktion als Ort des Handels, der Kultur
und des Lebens und als Treffpunkt von Bewohnern und Besuchern für die Zeit nach den
Baumaßnahmen zu stärken.
Zu diesem Zweck wurde eine wirtschaftsdingliche Maßnahme, Management KMA, kurz
ausgeschrieben und an die ARGE Management KMA vergeben. Ziel der BDM ist die
Markenbildung für die Allee, sind gezielte Marketingmaßnahmen, ist die Verbesserung der
Aufenthaltsqualität, sind aktive Aktivitäten gegen Leerstand, ist die Organisation der
Gewerbetreibenden und Hauseigentümer in einer verbindlichen Struktur, die nach dem Ablauf des
Projektjahres die Arbeit fortsetzen soll.
Die Vorstellung eines sinnvollen Baustellenmanagements für die betroffenen Gewerbeeinheiten ist
leider nicht förderfähig. Daher wird mit dem Projekt zugleich auch das Ziel verfolgt, zusammen mit
Gewerbetreibenden Aktivitäten zu entwickeln, um die durch die Baumaßnahme entstandenen
wirtschaftlichen Nachteile für die Gewerbetreibenden während dieser Zeit reduzierend zu helfen.
Eine solche Baustellenbegleitung ist zumindest nach meiner Kenntnis wohl einzigartig in Berlin.
Zu Frage 2: Erste Erfolge der Tätigkeit des Managements in der relativ kurzen Projektlaufzeit von
bisher lediglich fünf Monaten liegen in der Initiierung, Vorbereitung und medialen Begleitung von
öffentlichkeitswirksamer Aktionen. Insbesondere der Ausstellung „Winterquartier der Zierfische“,
also des legendären Planerschriftzuges der Zierfische, der sich ursprünglich am Frankfurter Tor
befand. In der Durchführung eines Markenbildungsprozesses, der mit der Erstellung eines Globus
für die Karl-Marx-Allee demnächst abgeschlossen sein wird. Und in der Vorbereitung bzw. der
Durchführung verschiedener Maßnahmen zur Vermarktung der Karl-Marx-Alle, wobei die Erfolge
der Ansiedlung des neu eröffneten und auch in den Medien viel beachteten ComputerspieleMuseums hervorzuheben.
Ein weiterer Erfolg ist die gemeinsame Aktivität von Gewerbetreibenden durch ihre Teilnahme an
der „Lange Nacht der Museen“. Diese wurde im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit unseres
Marketings sehr aufwendig beworben. Postkarten wurden entworfen, ausgelegt, mehrere Tausend
Einladungskarten verteilt und Plakate bzw. Werbebanner aufgehängt. Die Lange Nacht der
Museen, da wird bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung der Läden nach Einschätzung des
Allee-Managements ein großer Erfolg, weil die Einrichtung bis tief in die Nacht sehr gut besucht
war.
Als nächste öffentlichkeitswirksame Aktion ist für Ende März eine Frühjahrsputzaktion in der KarlMarx-Allee geplant. Sie wird mit Unterstützung der BSR, des Tiefbauamtes, des Grünflächenamts
durchgeführt. Weiterhin ist die Unterstützung der Eigentümer, die temporäre Nutzung leer
stehender Gewerbeflächen im Rahmen eines übergreifenden Kunstprojekts geplant.
Zusammen mit der neu gegründeten Arbeitsgruppe der Gastronomen werden derzeit
Gestaltungsempfehlung für die Außengastronomie entwickelt, die zukünftig ein einheitlicheres
Erscheinungsbild gewährleisten sollen. Das Ordnungsamt beteiligt sich an der Aktion.
Außerdem wurde der Aufbau einer Karl-Marx-Allee-Denkungsgruppe vorbereitet und demnächst
wird es weitere Marketingprodukte geben wie beispielsweise eine Stadtteilkarte, die Besucher über
Geschichte und Angebote in der Allee informieren sollen. Sie kann als Flyer, Wegweiser und
Werbeflächen und auf der zukünftigen Internetseite der Karl-Marx-Allee publiziert werden.
Ich meine, für fünf Monate Projektarbeit können sich die bisher erreichten Ergebnisse durchaus
sehen lassen. Die Entscheidung, in diesem Fall des Bündnisses für Wirtschaft und Arbeit, aber
auch der Wirtschaftsförderung für diese wirtschaftliche Maßnahme war richtig und wichtig.
Zu Frage 3: Die Durchführung von gemeinsamen öffentlichkeitswirksamen Aktionen und von
Marketingmaßnahmen leisten einen wesentlichen Beitrag zur Steigerung der Bekanntheit des
Standortes Karl-Marx- Allee und seiner Besonderheit und Angebote. Zugleich kann mit der
Initiierung und Unterstützung von gemeinsamen Aktionen der Gewerbetreibenden, Eigentümer und
auch Bewohner Kooperationsstrukturen aufgebaut bzw. wo sie vorhanden sind auch verfestigt
werden, die dazu geeignet sind, die Bemühungen zu stärken, in der Karl-Marx-Allee langfristig
auch aus eigener Kraft weiterzutragen.
Zu Nachfrage 1: Die im Rahmen des Managements initiierten Organisationsstrukturen, also
branchenbezogene Arbeitsgruppen, die Lenkungsgruppe sollen die Aktivitäten nach Ende des
Projektzeitraums fortführen. Leider stehen im Projekt die Vernetzung der Akteure und deren
Angebote im Vordergrund. Die aus der erfolgreichen Durchführung von gemeinsamen Aktivitäten
im Projektzeitraum resultierenden positiven Erfahrungen, sondern die Motivation für das
langfristige Engagement der Akteure in selbst getragenen Strukturen erhöhen.
Im Augenblick, auch in der Vergangenheit, ist das Bewusstsein, ein Gewerberaum in der KarlMarx-Allee bezogen zu haben, durchaus etwas, was manche mittlerweile als sehr kritisch
ansehen, weil diese Baustelle nach wie vor die Einkommensmöglichkeiten von Gewerbetreibenden
doch sehr stark beeinträchtigt. Der Aufbau in der Lenkungsgruppe und die Übertragung erster
Aufgaben vom KMA-Management an die Lenkungsgruppe soll daher bereits im März 2011
erfolgen, damit noch begleitet durch das Management dann nach Auslaufen des Projektes diese
Strukturen sich soweit verfestigt haben, dass sie auch ohne Management dann nachhaltig wirken
können. Zu diesem Zweck ist die Gründung eines Vereins vorgesehen und ich denke, dass wir das
bis August 2011 dann auch abgeschlossen haben werden.
Frau Thimm
Ja, lieber Herr Dr. Beckers. Also der Begriff der Baustellenbegleitung, den Sie hier erwähnten, der
ist mir vom Inhalt her nicht klar, zumal das Ziel dieser Baustellenbegleitung, wenn ich es richtig
verstanden habe, sein soll, den Umsatz der Gewerbetreibenden zumindest auf dem Level zu
halten, wo er jetzt ist, damit er nicht weiter stagniert, nicht weiter runtergeht. Also ich kann mir
ehrlich darunter nichts vorstellen. Mag an mir liegen. Vielleicht können Sie mich netterweise eines
Besseren belehren.
BezStR Herr Dr. Beckers
Also belehren will ich Sie nicht, aber ich will mal was dazu sagen zum Baustellenmanagement. Wir
haben ja dort eine denkmalgeschützte Straße bzw. Allee. Das macht natürlich die Möglichkeiten,
auf das Geschäft aufmerksam zu machen, für die Gewerbetreibenden nicht einfacher. Wir haben
jetzt im Rahmen des Baustellenmanagements, ich darf es ja so nicht nennen, weil es nicht WDMförderfähig ist, aber de facto sind wir natürlich dabei und begleiten die Gewerbetreibenden über die
Zeit der Baustelle, um ihm dann Werbemöglichkeiten zu ermöglichen, die sie sonst nicht haben.
Das wird gemeinsam mit der BVG gemacht. Es gibt dort die Möglichkeit, auch auf den
Baustellenzäunen Werbehinweise anzubringen, auch für die Information von Besuchern Hinweise
anzubringen. Es steht, wenn Sie es vielleicht irgendwann mal sehen, an den U-Bahnhof
Weberwiese ein Gerüst, was dort eigentlich nicht sein darf sage ich jetzt mal, aber für die Zeit der
Baustelle ist es eben halt möglich, auch Ausnahmesituation zu nutzen, um eben dort Hinweise zu
bringen, dass eben auch die Geschäfte gesehen werden, denn das ist im Augenblick deren
größtes Problem. Durch die Bauzäune, die aufgebaut wurden, sind quasi die Sichtkontakte gestört,
sind aber auch die anderen Beziehungen gestört und wir versuchen halt auch zusammen mit den
Gewerbetreibenden Parkmöglichkeiten während dieser Baumaßnahme dort nutzen, dass eben
nicht dort eben die BVG alles quasi, für ihre Baustelle quasi dort requiriert muss ich mal so sagen,
weil die haben natürlich einen enormen Flächenbedarf.
Das sind alles Teile einer sehr aufwendigen intensiven Verhandlung zwischen BVG, zwischen
Ordnungsamt, zwischen unterer Denkmalschutzbehörde, zwischen Wirtschaftsförderung und
natürlich zwischen den Gewerbetreibenden und den Eigentümern der Karl-Marx-Allee, die hier
auch mit ins Boot geholt wurden, damit hier auch für die Zeit danach dann auch das Engagement
will ich mal so sagen der Eigentümer dann stattfindet.
Frau Waldukat
Sehr geehrter Herr Dr. Beckers, sehr geehrte Damen und Herren, ich frage konkret in dieser
Richtung, das Management Karl-Marx-Alle, welcher Einfluss wird genommen, um den derzeitigen
Trend der Rücknahme von Ansiedlung durch Gewerbe in der Karl-Marx-Allee aufzuhalten bzw.
Einfluss zu nehmen auf die Miethöhe, die oft auch der wichtige Grund ist, dass viele
Gewerbetreibende aufgeben?
BezStR Herr Dr. Beckers
Sehr geehrte Frau Waldukat, nicht nur, das Management scheint Einfluss zu nehmen auf die
Miethöhe, sondern auch die Gewerbetreibenden versuchen das schon seit einiger Zeit und ich
muss Ihnen auch sagen, auch die Wirtschaftsförderung versucht in ihrer vermittelnden Funktion
hier die Nachteile der Baustelle auszugleichen, indem auch den Eigentümern nahegelegt wird, hier
doch auf das eine oder andere zu verzichten. Da gibt es Verhandlungen, die wir natürlich nur ja,
ich kann dazu noch nichts sagen. Also ich hoffe, dass wir dann dazu kommen, dass bestimmte
Einnahmen für die Zeit der Baustelle, die natürlich fest eigentlich bei den Immobiliengesellschaften
verbucht sind, dass die bereit sind, darauf zu verzichten.
Der Rückgang der Gewerbeeinheiten in der Karl-Marx-Allee, das hatte ich vorhin ja schon mal so
angedeutet, das wird versucht, eben durch Zwischennutzung, die dann auch sehr günstig
angeboten werden, aufzuhalten. Im Kern geht es darum, die Karl-Marx-Allee wieder bekannter zu
machen, auch in der öffentlichen Wahrnehmung, weil wir haben natürlich das Problem des
Verkehrs. Die Autos fahren daran vorbei, wir haben zig Tausend Autos, die jeden Tag, die
Parkmöglichkeiten sind sehr begrenzt, aber auch die Lust anzuhalten scheint doch sehr begrenzt
zu sein und da sind wir auch dabei zu überlegen, wie wir vielleicht durch sogenannte eyecatcher
wie es so schön heißt und andere Möglichkeiten, die aber nicht den unteren Denkmalschutz
berühren, dort zumindest erst mal eine Zwischenlösung zu schaffen und vielleicht auch dauerhafte
Lösungen daraus entstehen zu lassen.
Also das ganze Problem Karl-Marx-Allee in ihrer Breite, in ihrer Länge, in ihrem Denkmalschutz für
Gewerbetreibende werden wir sicherlich nicht lösen können, aber es sind gute Ansätze, uns für
diese Zeit dieser Baustelle noch mal ernsthaft auch Gedanken zu machen, wie es danach
weitergehen kann und die Zeit auch zu nutzen.
Friedrichshain-Kreuzberg, den 23.04.13
(Antragsteller/in, Fragesteller/in bzw. Berichterstatter/in)