Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 2.pdf
Größe
50 kB
Erstellt
12.10.15, 21:50
Aktualisiert
27.01.18, 09:35
Stichworte
Inhalt der Datei
Exposé
Einrichtung eines zentralen internationalen Dolmetscherpools in Ulm
Stand: 14.01.2014
Das Konzept "Ulm: Internationale Stadt" sieht als Schlüsselprojekt 5 im Zusammenhang mit
dem Handlungsfeld 1 "Interkulturelle Öffnung und Willkommenskultur" die Einrichtung eines
funktionierenden Systems der Sprachmittlung innerhalb der Stadtverwaltung vor, das
externe Dienstleistungen einbezieht. Darüber hinaus wird der Bedarf nach einem allgemeinen
Dolmetscherdienst für die gesamte Stadt geäußert.
Der Begriff "Dolmetscher/-in" umfasst dabei die sprachliche Übersetzung sowie die
kultursensible Vermittlung zwischen unterschiedlichen Herkunftskulturen.
Ausgangssituation (u.a.):
Mangel an sprachlicher und kultureller Verständigung in Beratungs- und
Behandlungssituationen führt zu Informationsdefiziten bei Vorsorge, Diagnose, Therapie
und Beratung
Fehlende Informationen und Kenntnisse über das deutsche Hilfe- und Beratungssystem
Keine ausreichende Anzahl von Fachkräfte mit Sprachkenntnissen in Herkunftssprachen
und interkultureller Kompetenz und in den Beratungsdiensten
kaum Finanzmittel, um den Bedarf an Sprach- und Kulturmittlung zu decken
Folgen/Beziehungsebene
gegenseitiges Unverständnis, Unsicherheit, Misstrauen, Hilflosigkeit
die Beratung ist unbefriedigend, Gefahr von Fehleinschätzungen
Frustration auf beiden Seiten
Beratungen werden oft abgebrochen.
Die Betroffenen bleiben letztlich vielfach ohne die gewünschte professionelle
Unterstützung.
erhöhte Kosten und Versorgungsdefizite durch
- Mehrfachberatungen und – untersuchungen
- Arztwechsel und Fehldiagnosen im Gesundheitsbereich
Bisherige Lösungen:
Jede Einrichtung hat ihre eigene Praxis im Umgang mit dieser Situation und eigene
Dolmetscherkontakte:
Zufallsdolmetscher/-innen (z. B. nicht zum Dolmetschen ausgebildete Personal, Putz- und
Küchenhilfen)
Laiendolmetscher/-innen
- Verwandte oder Bekannte
- Kinder von Betroffenen
- Einsatz von Ehrenamtlichen ohne Qualifizierung
Unterschiedliche Konzepte (reines Ehrenamt – bezahlte Dolmetscher/innen)
1
Keine einheitlichen Fortbildungsmaßstäbe
Nicht alle Sprachen können abgedeckt werden.
Problematik:
Keine Qualitätssicherung
Unklarheit über Rolle und Aufgabe des Dolmetschenden im Gespräch
Unsicherheit bei Haftungsfragen
Rollendiffusion in Familien beim Einsatz von Kindern zum Dolmetschen
Fehlende Transparenz, welche Sprachen stadtweit abgedeckt werden können
Weitergabe privater Daten von Dolmetschenden datenschutzrechtlich problematisch
Finanzierung
Neues Konzept:
Zentraler
„Internationaler Dolmetscherpool Ulm“ (IDU)
Ziele:
Der Dolmetscherpool ist ein flächendeckendes Angebot für Einrichtungen im
Stadtgebiet Ulm.
Die Stadt Ulm und die beteiligten Kooperationspartner arbeiten zusammen bei
Einrichtung und Umsetzung des Dolmetscherpools im Sinne der Förderung der
interkulturellen Öffnung.
Chancengleichheit beim Zugang zu Angeboten und Dienstleistungen ist durch das
Angebot gewährleistet.
Die Dolmetscher/innen erhalten eine festgelegte Aufwandsentschädigung.
Die Dolmetscher/innen sind durch Fortbildungen qualifiziert und haben die
Möglichkeit zu informellem und fachlichem Austausch.
Zielumsetzung
Die Leistung umfasst die Sprach- und Kulturmittlung in Beratungssituationen. Für eine
Sozialbegleitung, für die andere Rahmenbedingungen zugrundezulegen sind, wird ein
gesondertes Konzept erarbeitet.
Dolmetscherinnen und Dolmetscher engagieren sich als geschultes Personal für das
Gemeinwohl. Sie erbringen eine komplexe Transferleistung durch ein qualifiziertes
Dolmetschen, d.h. durch Übersetzung von Worten, Sprachniveau und gesellschaftlichen
Systembegriffen.
Wir wünschen uns von den Personen, die einen Dolmetscherdienst leisten, einerseits,
dass sie eine soziale Grundeinstellung und Motivation mitbringen, weshalb wir hierfür
keinen finanziellen Anreiz bieten möchten. Dieser Dienst soll sich von den professionellen
Übersetzungsbüros deutlich unterscheiden und nicht zu diesen in Konkurrenz stehen.
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Andererseits erfordert die Tätigkeit ein hohes Maß an Verbindlichkeit, indem z. B.
Termine, auch tagsüber, eingehalten werden müssen. Die Dolmetschenden müssen
bereit sein, an einer Qualifizierung teilzunehmen und sich an die Vorgaben der
beratenden Einrichtung halten. Aus diesen Gründen halten wir es für angebracht, eine
Vergütung im Rahmen der Übungsleiterpauschale (§ 3 ESTG Nr. 26) zu bezahlen. Dadurch
ist die Tätigkeit im Bereich zwischen Ehrenamt und Dienstleistung angesiedelt und kann
als „bezahltes Ehrenamt“ betrachtet werden.
Eine Zentrale Anlaufstelle koordiniert die Anfragen, wählt die Dolmetschenden aus und
organisiert ein Fortbildungsangebot sowie begleitende Betreuung.
Die Dolmetscherinnen und Dolmetscher sind durch Fortbildungen, die aus Grundmodulen
sowie weiteren Aufbaumodulen unter Nutzung lokaler Expertise bestehen, qualifiziert. Es
werden Supervision sowie die Möglichkeit zu informellem Austausch angeboten.
Nutzerinnen und Nutzer sind soziale und andere Institutionen, Behörden und Angebote,
z. B. Beratungsdienste, Kindergärten, Schulen, soziale Dienste u.a..
Privatpersonen und medizinische Dienste können das Angebot nicht in Anspruch
nehmen.
Während einer Startphase ist das Angebot vorübergehend kostenfrei. Im Sinne der
interkulturellen Öffnung sind die Nutzerinnen und Nutzer gehalten, nach der Pilotphase
sich an den Kosten des Angebots zu beteiligen.
Vorgehensweise
1. Phase:
Bedarfe erheben und Notwendigkeit begründen
Entwicklung eines Exposés zur Einrichtung eines Dolmetscherpools in Ulm
Zusammentragen von bereits vorhandenen Dolmetscherkontakten
Vorüberlegung Trägerschaft des Dolmetscherpools klären
Vorüberlegung Zahlungsmodalitäten für Dolmetschende festlegen
Suche nach Finanzquellen
Auftragsklärung über eine Zentrale Anlaufstelle
2. Phase:
Abstimmung mit Politik, Verbänden und Verwaltung
Abstimmung mit Beratungsstellen, Migrationsberatungsstellen und anderen
Ansprechpartnern/-innen im Netzwerk
3. Phase:
Partner für die Durchführung der Seminare suchen
Suche nach neuen Dolmetscher/innen
3
Dolmetscher/innen durch Seminare qualifizieren
Beratungseinrichtungen zum Einsatz von Dolmetscher/innen qualifizieren
4. Phase:
Einsatz von Dolmetscherinnen und Dolmetschern bei Beratungsstellen, Ämtern,
sozialen Diensten u.v.a.
5. Phase:
Evaluation und Berichtswesen
Nach Beendigung der Pilotphase Verstetigung des Angebots
Kosten
Für die Startphase wird eine Projektfinanzierung durch die Stadt Ulm für die Dauer von 2
Jahren angestrebt. Die nachhaltige Verankerung als Regelangebot erfolgt über
Kostenbeiträge der nachfragenden Stellen, der Stadt Ulm und ggfs. weiterer Partner.
Für das erste Projektjahr werden folgende Kosten geschätzt:
Ausbildung und Qualifizierung
Davon 45 UE à 40 €
-Seminarkosten (Miete, Verpflegung)
- Materialien
3.000 €
1.800 €
700 €
500 €
3.000 €
Honorare für Dolmetschende p.a.
(400 h à 15 €)
6.000 €
6.000 €
Verwaltung, Vermittlung
6.000 €
6.000 €
Öffentlichkeitsarbeit/Flyer
1.000 €
1.000 €
Fachliche Begleitung/Reflexion/
Supervision
2.000 €
2.000 €
Evaluation
1.500 €
1.500 €
19.500 €
19.500 €
Gesamt
Ulm, 14.01.2014
Für den Vorbereitungskreis
Dieter Albert
Fachkräfte aus den Ehrenamts- und Migrationsbereichen: Behandlungszentrum für
Folteropfer Ulm, Caritas Ulm, Diakonische Bezirksstelle Ulm, Engagiert in Ulm e. V.,
Fachstelle für Interkulturelle Orientierung Region Donau-Iller, IN VIA e. V.,
Koordinierungsstelle Internationale Stadt Ulm, Volkshochschule Ulm.
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