Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Beschlussvorlage.pdf
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821 kB
Erstellt
12.10.15, 21:50
Aktualisiert
27.01.18, 09:41
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Ulm
Beschlussvorlage
Sachbearbeitung BS- Bildung und Sport
Datum
27.01.2014
Geschäftszeichen BS-204 - Se/Dr. Jankov
Beschlussorgan
Fachbereichsausschuss Bildung und Soziales Sitzung am 19.03.2014
TOP
Behandlung
öffentlich
GD 056/14
Betreff:
Naturkundliches Bildungszentrum
u.a. Anträge der
CDU-Fraktion vom 13.07.2013
FWG-Fraktion vom 06.03.2012
CDU-Stadträte Herren Dörfler und Keppler vom 02.03.2012
SPD-Fraktion vom 15.04.2011
Anlagen:
5
Antrag:
Vom Bericht Kenntnis zu nehmen.
Gerhard Semler
Genehmigt:
BM 2, OB
Dr. Peter Jankov
Bearbeitungsvermerke Geschäftsstelle des
Gemeinderats:
Eingang OB/G
Versand an GR
Niederschrift §
Anlage Nr.
-2-
Sachdarstellung:
Zusammenfassende Darstellung der finanziellen Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen:
Auswirkungen auf den Stellenplan:
Ja
Ja
Zusammenfassung für den schnellen Leser
Definition, Aufgaben und Verantwortung der Museumsträger
Als eine museale Bildungseinrichtung der Stadt Ulm ist das NaBi „für das materielle und
immaterielle Natur- und Kulturerbe verantwortlich. Museumsträger und jene, die mit der
strategischen Richtungsweisung und Aufsicht von Museen befasst sind, haben in erster Linie
die Verantwortung, dieses Erbe zu schützen und zu fördern. Dazu zählen auch personelle,
materielle und finanzielle Ressourcen, die zu diesem Zweck zu Verfügung stehen.“ (ICOM,
Ethische Richtlinien für Museen, 2006)
Die wissenschaftlichen Sammlungen
Die wissenschaftlichen Sammlungen des NaBi umfassen über 80.000 Einzelobjekte, die sich
auf die Bereiche Mineralogie, Paläontologie, Botanik und Zoologie verteilen. Es sind
wissenschaftliche Dokumente der erdgeschichtlichen Zeitepochen und der rezenten, d.h. der
gegenwärtigen Tier- und Pflanzenwelt, deren Erhalt, Weiterentwicklung und Auswertung zu den
Hauptaufgaben des Museums zählen.
Der Bildungsauftrag
Das NaBi zählt zu den didaktisch ausgerichteten Naturkundemuseen. Die Dauerausstellung
spiegelt die Sammlungsbereiche wider. Dabei steht der lokale Bezug im Mittelpunkt.
Ausgehend von der Entwicklung des Lebens im Laufe der Erdgeschichte führt die Ausstellung
zu den heutigen Lebensräumen der Ulmer Umgebung mit ihren typischen Tieren und Pflanzen.
Dabei werden auch Problembereiche menschlichen Wirkens in der Natur erörtert.
In zahlreichen, zeitlich befristeten Projekten wurden im NaBi neue museumspädagogische
Impulse entwickelt. Sie bilden den Erfahrungsschatz und Grundlage für die zukünftige
pädagogische Ausrichtung des Museums, denn in der Zukunft soll dieser Bereich intensiviert
werden: Geplant sind weiterführende Kooperationen mit Kindergärten, Grundschulen und
weiterführenden Schulen z.B. im Rahmen außerschulischer Projektangebote und der
Ganztagesschulbetreuung. Ein Anliegen für die Zukunft wird auch die Inklusion von
gesellschaftlichen Randgruppen (z.B. von Menschen mit Sehbehinderung) sein.
Anmerkungen zum derzeitigen Standort in Räumen der Friedrich- List-Schule
Die Ausstellungen befinden sich in fünf ehemaligen Klassenräumen im Erdgeschoß sowie in
den Flurbereichen im Erd- und Untergeschoß. Die Magazin-, Lager- und Arbeitsräume, sowie
die sanitären Anlagen befinden sich im Untergeschoß in vier weiteren ehemaligen
Klassenräumen. Die vom Museum insgesamt genutzte Fläche beträgt einschließlich der
Flurbereiche ca. 930 qm. Ein Aufzug ist nicht vorhanden.
Die ehemaligen Klassenräume und die gesamte Raumstruktur sind für eine zeitgemäße
Nutzung für museale Ausstellungen äußerst problematisch. Ausbau und Weiterentwicklung der
Dauerausstellung und der damit verbundenen museumspädagogischen Angebote ist in den
beengten Räumen nicht realisierbar. Außerdem ist eine angemessene Unterbringung der in den
letzten 25 Jahren stark angewachsenen wissenschaftlichen Sammlungen kaum mehr möglich
-3und weitere, lokal bedeutende Objekte und Sammlungen können nicht mehr aufgenommen
werden. Aus den genannten Gründen hat das Naturkundliche Bildungszentrum in den Räumen
der Friedrich-List-Schule keine Perspektive zur Weiterentwicklung über den status quo hinaus.
1.
Aufgaben des Naturkundlichen Bildungszentrums
Das Naturkundliche Bildungszentrum (NaBi) der Stadt Ulm hat als das „Lebendige
Museum“ ein unverwechselbares Profil: Die Einrichtung ist ein „naturkundliches
Dokumentationszentrum“ mit naturwissenschaftlichen Belegsammlungen und zugleich
ein „fundierter Lernort“ mit einer Dauerausstellung, Sonderausstellungen und mit
umwelt- und museumspädagogischen Angeboten für die breite Öffentlichkeit,
insbesondere für Schulklassen und Familien mit Kindern.
Dem NaBi kommt insbesondere in der Zukunft, aufgrund der Ausweitung von
außerschulischen Angeboten im Rahmen der Ganztagesschulbetreuung, eine
wesentliche Bedeutung zu. Davon profitieren aber auch vorschulische Einrichtungen
um dem Auftrag einer breiten und frühzeitigen Wissensvermittlung Rechnung zu
tragen.
Das wissenschaftliche Leitbild:
Sammeln und Erforschen materieller Zeugnisse der erdgeschichtlichen Zeitepochen
und der gegenwärtigen Tier- und Pflanzenwelt und Sicherung des Erhalts für
zukünftige Generationen.
Das pädagogische Leitbild:
Präsentation von Ausstellungen aus dem Sammlungsbestand, Stellungnahme zu
historischen und aktuellen Entwicklungen, Ereignissen und ökologischen Themen, und
das Schaffen eines fundierten Lernorts mit vielfältigen Naturbegegnungen.
1.1.
Grundlagen und Definition der Aufgabenstellung
Die Grundlage für die Organisation und der Qualitätsstandards bei der
Aufgabenerfüllung des Naturkundlichen Bildungszentrums bilden Kooperationen mit
den Museumsorganisationen Deutscher Museumsbund (DMB), International Council of
Museums (ICOM) und dem Museumsverband Baden Württemberg. Die Konzeption
des Naturkundlichen Bildungszentrums nimmt direkten Bezug auf die „Ethischen
Richtlinien für Museen“ des ICOM aus den Jahren 2003, 2006, und 2010, sowie auf die
vom DMB und ICOM gemeinsam verfassten „Standards für Museen“ aus dem Jahre
2006.
Demnach ist das Naturkundliche Bildungszentrum eine „Gemeinnützige, ständige, der
Öffentlichkeit zugängliche Einrichtung, im Dienste der Gesellschaft und ihrer
Entwicklung, die zu Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecken materielle
Zeugnisse von Menschen und ihrer Umwelt beschafft, bewahrt und erforscht, bekannt
macht und ausstellt.“ (ICOM, Ethische Richtlinien für Museen, 2003)
Gemäß der „Ethischen Richtlinien für Museen“ ist das Naturkundliche Bildungszentrum
„für das materielle und immaterielle Natur- und Kulturerbe verantwortlich.
Museumsträger und jene, die mit der strategischen Richtungsweisung und Aufsicht von
Museen befasst sind, haben in erster Linie die Verantwortung, dieses Erbe zu schützen
und zu fördern. Dazu zählen auch personelle, materielle und finanzielle Ressourcen,
die zu diesem Zweck zu Verfügung stehen.“ (ICOM, Ethische Richtlinien für Museen,
2006)
-41.2.
Organisatorische Zielsetzung für Kooperationen
Aus organisatorischer Sicht gilt es, das in Ulm und in der Region vorhandene Potential
für Kooperationen und Vernetzungen zu nutzen und diese in die praktische
Museumsarbeit einzubinden. Zu diesem Zweck wurde 1992 der „Förderkreis
Naturkundliches Bildungszentrum Ulm e.V.“ gegründet. Der Verein unterstützt
wissenschaftliche Projekte, den Erwerb von besonderen Sammlungsobjekten,
museums- und umweltpädagogische Angebote und die Öffentlichkeitsarbeit. Das
„Netzwerk Umweltbildung und Naturschutz Ulm“ ist ein loser Zusammenschluss
naturkundlich orientierter Vereine und Organisationen für weiterführende
Kooperationen. Das NaBi betreut die Netzwerk-Website „www.netzwerk-ulm.de“ und
vermittelt die Angebote der Netzwerkmitglieder für Kindergärten, Grundschulen und
weiterführende Schulen.
2.
Was leistet das Naturkundliche Bildungszentrum konkret?
2.1.
Sammeln
„Museen sammeln originale Zeugnisse der Kultur und der Natur. Diese werden zu
Forschungs- und Bildungszwecken bewahrt, dokumentiert und künftigen Generationen
überliefert. Museumssammlungen sind das gegenständliche kulturelle Gedächtnis der
Menschheit und ihrer Umwelt. Die Sammlungen bilden das Rückgrat eines jeden
Museums.“ (DMB / ICOM Standards für Museen, 2006)
Die Belegsammlungen des Naturkundlichen Bildungszentrums setzen sich aus
zahlreichen Privatsammlungen, Nachlässen, Schenkungen und gezielten Ankäufen
zusammen. Ein Teil der Sammlungen stammt aus dem vorletzten Jahrhundert.
Die gesamte Sammlung umfasst etwa 80.000 einzelne Objekte, die sich auf die
Bestandsgruppen Mineralogie, Geologie, Paläontologie, Botanik und Zoologie
verteilen.
Die Hauptsammlungsgebiete sind die Schwäbische Alb mit den Ablagerungen aus der
Jurazeit, das Molassebecken mit Fossilien aus dem Tertiär, Flora und Fauna der Ulmer
und Neu-Ulmer Donaulandschaft mit den Zuflüssen Iller und Blau und der
Schwäbischen Alb. Die Gesteinssammlung erstreckt sich auf das mitteleuropäische
Ausland und Teile der Mineralien und der entomologischen Sammlungen stammen aus
Asien, Afrika und Südamerika.
Die den Sammlungsbereich betreffenden Tätigkeiten umfassen die Auswahl geeigneter
Sammlungsobjekte, den systematischen Sammlungsaufbau, die Erfassung der
wissenschaftlichen Eingangsdaten, die Inventarisierung von Neuzugängen und die
Digitalisierung der alten Sammlungsdaten.
2.2.
Bewahren
„Das Museum hat den Auftrag, Zeugnisse der Vergangenheit und der Gegenwart
dauerhaft zu erhalten und für die Zukunft zu sichern. Das erfordert besondere
Vorkehrungen und spezifische Kenntnisse über Sicherheit, Klima,
Materialeigenschaften, Schadensbefund und Schadensprozesse, Handhabung der
Objekte sowie Konservierungs- und Restaurierungsverfahren.“ (DMB / ICOM
Standards für Museen, 2006)
Als vorbeugende Maßnahme sind die zoologischen und paläontologischen
Sammlungen in Magazinräumen mit einer zentralgesteuerten Klimaanlage und
zusätzlich mit einer separaten Lüftungstechnik und Luftentfeuchtern ausgestattet.
Damit ist ein relativ konstantes Raumklima gewährleistet. Auch in den
-5Ausstellungsräumen werden die Raumtemperatur und Lüftung über eine zentrale
Klimaanlage reguliert.
Neupräparationen, sowie Pflege- und Instandhaltungsarbeiten müssen in Auftrag
gegeben werden. Soweit aus fachlicher Sicht möglich, führen wir mit der
Unterstützung von Hilfskräften kleinere Reinigungs- und Pflegearbeiten durch.
Folgende Tätigkeiten sind zur Bewahrung der Sammlungsbestände erforderlich:
Bergung von Naturmaterialien im Gelände bzw. Übernahme von Objekten und
Sammlungen, Konservierung und Präparation von Neuzugängen, Pflege der
Sammlungsbestände und vorbeugende Maßnahmen vor Schädlingsbefall.
2.3.
Forschen
„Das wissenschaftliche Erschließen der Sammlungsbestände ist eine Kernaufgabe des
Museums. Selbstständiges Forschen, gleich welchen Umfangs, dient der
wissenschaftlich begründeten Bildungsarbeit und Verbesserung der
Sammlungsdokumentation. Das setzt qualifiziertes Personal und ein ausreichendes
Zeitbudget voraus.“ (DMB / ICOM Standards für Museen, 2006)
Zu jedem Neuzugang wird ein „Einlieferungsbeleg“ mit folgenden Angaben ausgestellt:
Objektbezeichnung, Eingangsdatum, Fundort, Fundortkoordinaten, Sterbedatum,
Sterbeursache, Finder, Sammler, Geber, Vermittler, Besitzverhältnisse,
Genehmigungen, Angebot und Preis. Nachdem die Funddaten erfasst sind folgt die
Zuordnung in die jeweilige „Inventargruppe“ und die Vergabe einer „Inventarnummer“.
All diese Daten und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen
(systematische Zuordnung, Alterbestimmung, besondere Merkmale etc.) werden in die
„Wissenschaftliche Sachkartei“ aufgenommen.
2.4.
Ausstellen und Vermitteln
„Das Museum erfüllt als Ort lebenslangen Lernens einen Bildungsauftrag. Basis hierfür
sind die Sammlungen: originale Objekte, mit denen Ausstellungen zu historischen,
kulturhistorischen, naturwissenschaftlichen oder technikgeschichtlichen Themen
entwickelt werden. Die Informationen beruhen auf neuen Erkenntnissen, sie werden
allgemein verständlich und ansprechend dargeboten. Jeder Ausstellung liegt ein
Vermittlungskonzept zugrunde, das sich an den Bedürfnissen und Erwartungen der
Besucher/innen orientiert.“ (DMB / ICOM Standards für Museen, 2006)
2.4.1.
Ziel, Zweck und Bildungsauftrag
Andrea Plamper beschrieb im Zusammenhang der Darstellung von der Natur in
Museen die unterschiedlichen Typen von Naturkundemuseen und ordnete bereits die
damaligen „Naturkundlichen Sammlungen der Stadt Ulm“ den „didaktischen Museen“
zu:
„Die Themen dieser Museen sind vergleichbar mit den traditionellen
Naturkundemuseen, wobei man das Thema Lebensräume von Pflanzen und Tieren
mehr gewichtet. Es findet eine Ausweitung der Naturgeschichte auf den Kosmos, das
Planetensystem und die Entstehungstheorien der Erde statt, und teilweise erörtert man
Problembereiche des menschlichen Wirkens in der Natur oder den Natur- und
Artenschutz. Ökologie wird hier als die Wissenschaft von der Struktur und den
Funktionen der Natur, von den Beziehungen der Organismen untereinander und mit
ihrer Umwelt definiert.“ (Palmer, 1998)
2.4.2.
Museums- und umweltpädagogische Gesamtkonzeption
Das pädagogische Leitbild des Naturkundlichen Bildungszentrums geht von
ganzheitlichen und möglichst vielfältigen Naturbegegnungen aus. Diese rufen meist
Staunen und Bewunderung hervor und können zum emotionalen Mittelpunkt für die
-6weitere Beschäftigung mit der Natur werden. Die hautnahe Berührung und das eigene
Erkunden und Experimentieren spielen hierbei eine zentrale Rolle: So folgt dem
„haptischen Begreifen“ auch ein „intellektuelles Begreifen“. Ein solches
Naturverständnis umfasst auch die Sensibilität und Toleranz für die Bedürfnisse
anderer Lebewesen. Erst daraus kann sich eine Wertschätzung der Natur, unabhängig
von einer ökonomischen Nutzenrechnung, entwickeln.
Das Naturkundliche Bildungszentrum leistet einen museums- und
umweltpädagogischen Beitrag zur Ulmer Bildungsoffensive, sensibilisiert für die
Mitwelt samt aller Mitgeschöpfe und Mitmenschen und vermittelt die Natur als ein
vernetztes und dynamisches System ganzheitlich. Zugleich fordert sie zum fairen,
umweltbewussten und nachhaltigen Handeln in sämtlichen Lebensbereichen auf.
2.4.3.
Neue Vermittlungsformen im NaBi
Die Zielsetzung, wissenschaftliche Fakten zugleich mit ganzheitlichen Naturerlebnissen
zu verbinden, verlangt nach einem offenen und dynamischen Konzept mit vielen
Freiräumen für die Entwicklung neuer Vermittlungsformen.
Im Folgenden werden methodische Vermittlungsansätze vorgestellt, die seit 1986 im
NaBi entwickelt und realisiert wurden. Im Rahmen der räumlichen und personellen
Vorgaben konnten diese neuen Formen der Vermittlung nur projektbezogen und
zeitlich befristet realisiert werden. Sie bilden heute den Erfahrungsschatz und die
Grundlage für die zukünftige pädagogische Ausrichtung eines Naturkundemuseums:
Begegnungen mit lebenden Tieren:
Wenn uns lebende Tiere begegnen, können wir in ihnen etwas vom „Wesen des
Lebendigen“ erfahren. Die verbindende Atmosphäre, die alle Lebewesen umgibt, weckt
in uns Emotionen.
Lebende Kaninchen und Küken im Rahmen der traditionellen Osterausstellung
Lebende Ratten im Rahmen des Ausstellungsprojekts „Ratten die Supermäuse“
Lebende Raupen und Falter im Rahmen der Wechselausstellung „Schmetterlinge“
Lebende einheimische Fische im Rahmen der Ausstellungsprojekte „Aquarium ein durchschaubarer Lebensraum“, „Die Donau lebt“ und „Fische der Donau“
Natur mit allen Sinnen erleben:
Wir bemühen uns Ausstellungen und Museumsprojekte multisensorisch auszurichten,
damit möglichst alle Sinne der Besucher angesprochen werden.
„Museum zum Anfassen - mit und für Sehbehinderte“
„Blinde sehen mit den Händen“
„Tastspirale - Naturgeschichte zum Anfassen“
„Tasthöhle - eine Ausstellung für die Hände“
„Fußpfad - fühlen mit den Füßen“
„Entdecke deine Sinne – Museumsaktion für Kinder“
Experimentieren:
Durch Experimente und Funktionsmodelle können im Museum physikalische,
chemische und mathematische Phänomene und Gesetzmäßigkeiten originalgetreu
dargestellt werden. Im Unterschied zu Bildschirmpräsentationen ermöglicht dieses
Angebot dem Museumsbesucher am Geschehen direkt mitzuwirken.
Mathematische Experimente zum „goldenen Schnitt“
Experimente zu den eigenen Sinnesleistungen für Jung und Alt
Experimente zum Vogelflug und zum Prinzip des Fliegens
-7
Chemische Experimente mit Kalk und Kohlendioxid
Exkursionen:
Exkursionen bieten die Möglichkeit die Sammlungsgebiete und Lebensräume in der
freien Natur zu vermitteln. Sie erweitern die Ausstellungen, ermöglichen erlebnisreiche
Naturbegegnungen und bieten sehr gute Rahmenbedingungen für umwelt- und
erlebnispädagogische Projekte.
2.4.4.
Zielsetzung und Themen der Dauerausstellung
„Die Dauerausstellung zeigt einen repräsentativen Querschnitt der eigenen Sammlung
in nachvollziehbarer Gliederung und ansprechender Präsentation.“ (DMB / ICOM,
Standards für Museen, 2006)
Dem pädagogischen Leitbild entsprechend ist die Dauerausstellung des
Naturkundlichen Bildungszentrums ein Bildungsangebot für die Öffentlichkeit. Durch
die Darstellung von Zusammenhängen in der Natur, anhand von Originalen aus dem
Museumsbestand, dient sie der Förderung des Verständnisses eigener und fremder
Lebensbereiche.
Themen der Dauerausstellung
Leben auf der Erde:
Die Dauerausstellung beginnt mit dem Hinweis auf die Entstehung einfacher
Lebensformen vor 3,8 Milliarden Jahren. Im Laufe der Erdgeschichte entwickelte sich
daraus eine unendlich scheinende Vielfalt an Lebewesen. Der Homo sapiens, der
weise oder verständige Mensch, sucht nach Antworten auf die rätselhaften
Phänomene und Erscheinungen in der Natur: Er sammelt und sortiert, benennt und
beschreibt, analysiert und synthetisiert, er erklärt und lehrt. Wir erleben und begreifen,
wir verstehen und staunen. An diese Einführung anknüpfend wird die die Geschichte
der Naturwissenschaften chronologisch dargestellt.
Mensch und Natur – früher:
Dieser Ausstellungsbereich widmet sich den Anfängen der Beziehung des Menschen
zur Natur und der Mythologie rund um unsere einheimischen Wildtiere. Die Ursprünge
vieler Geschichten, Sagen und Mythen stammen aus einer Zeit, als die Erde noch von
ungezähmtem Leben erfüllt war, und alle Geschöpfe und auch die Menschen als Teil
des großen Ganzen in die Kreisläufe des Lebens eng eingebunden waren. Die
Übermacht der unbeherrschbaren Natur und die körperliche Überlegenheit der
Wildtiere muss auf unsere Vorfahren erbarmungslos, grausam und gefährlich gewirkt
haben. Doch dieselbe Natur bot Nahrung, Schutz und emotionale Geborgenheit.
Mensch und Natur – heute:
Uns zivilisierten Menschen ist die Natur weitgehend fremd geworden und uns fehlt
häufig die Sensibilität für die Bedürfnisse anderer Lebewesen. Viele unserer
Lebensgewohnheiten richten sich gegen die von der Natur gegebenen
Gesetzmäßigkeiten. Können wir die weltweite Umweltzerstörung stoppen und eine
nachhaltige Entwicklung sichern? Was kann jeder Einzelne von uns für eine bessere
Zukunft tun? Zu diesen Fragen bietet dieser Ausstellungsbereich zahlreiche Antworten
und Anregungen.
Bau und Funktion:
An den Skeletten der verschiedenen Wirbeltiergruppen lassen sich die Anpassungen
an Nahrung und Lebensraum sehr gut vergleichen. So lassen sich Pflanzenfresser am
Gebiss gut von Allesfressern oder reinen Fleischfressern unterscheiden. Bau und
Funktion bedingen sich: Ein Leben im Wasser fordert die sog. Fischgestalt als
Körperform. Vier Beine sind ideale Anpassungen an das Landleben und die zu Flügeln
umgebildeten Vorderextremitäten ermöglichen das Fliegen. Hier werden die
-8klassischen Themen des schulischen Biologieunterrichts mit Modellen und
Originalpräparaten aus dem Sammlungsbestand dargeboten.
Tiere und ihre Lebensräume:
Ulm ist durch die Flusslandschaft der Donau und deren Nebenflüsse geprägt.
Strukturreiche Auwälder und Feuchtwiesen säumen die heute weitestgehend
begradigten und ausgebauten Wasserläufe. Altarmreste erinnern an den
ursprünglichen Verlauf der Donau. Der fruchtbare Talboden wird gerne
landwirtschaftlich genutzt. Die höher gelegenen Wälder und trockenen Hänge mit den
typischen Wachholderheiden runden die Lebensraumvielfalt der Ulmer Umgebung ab.
In Vitrinen und frei zugänglichen Lebensraumrekonstruktionen stehen zahlreiche
Tierpräparate, die aus nächste Nähe betrachtet werden können.
Geschichte des Lebens:
Die sogenannten „Lebenden Fossilien“ führen zurück in die Vergangenheit. Es sind
Tiere und Pflanzen, die bereits seit vielen Millionen Jahren existieren und sich im Laufe
der Zeit kaum verändert haben. Fossile Dokumente der Erdgeschichte belegen in
chronologischer Abfolge die Entwicklung des Lebens auf der Erde. Das Leben im
Jurameer und die Säugetiere der Tertiärzeit sind aufgrund der Häufigkeit von
Fossilfunden im süddeutschen Raum ausführlicher dokumentiert.
Mineralien der Ulmer Region:
Im Großraum Ulm dominieren die Sedimente des Weißen Jura, des mittleren Tertiärs
und die Ablagerungen der geologisch jungen Donau. Die Jurasedimente der Ulmer Alb
bestehen aus Kalk, teilweise aus sehr reinem Kalk. Das Gestein Kalk und das Mineral
Kalzit (Calciumcarbonat) spielen deshalb in dieser Ausstellung eine besondere Rolle.
Die Tätigkeiten im Bereich der Dauerausstellung umfassen nach den konzeptionellen
und organisatorischen Vorarbeiten die Produktion, einschließlich der Exponate,
Ausstellungskulissen, Ausstellungselektronik und Beleuchtung, sowie die
anschließende Instandhaltung.
2.4.5.
Wechselausstellungen
„Ausgehend von den vorhandenen Schwerpunkten bietet die Wechselausstellung
weitere Themen an - aus der eigenen Sammlung, mittels Leihgaben oder
übernommenen Wander-Ausstellungen…“ (DMB / ICOM, Standards für Museen, 2006)
Wechselausstellungen sollen das Interesse der Öffentlichkeit zusätzlich zum ständigen
Angebot des Naturkundlichen Bildungszentrums aktivieren und der vertiefenden
Darstellung relevanter Themen im Rahmen des Bildungsauftrages des Museums
dienen. Gleichzeitig sollen sie über die Regionen hinaus Kooperationsmöglichkeiten
erschließen und die Aufmerksamkeit auf die Stadt Ulm und ihre Kultureinrichtungen
lenken, d.h. auch die Attraktivität des Standortes erhöhen.
Zu den bei der Dauerausstellung genannten Tätigkeiten kommen spezielle,
projektspezifische Aufgaben hinzu wie zum Beispiel Aufbau eines Projekt-Teams,
Ausarbeitung von Leihvereinbarungen und Werkverträgen, Klärung der
Nutzungslizenzen sowie die Organisation von Transport und Versicherungen.
-92.5.
Fachübergreifende Aktivitäten des Museums
Durch die Vernetzung und Kooperation mit anderen, auch fachübergreifenden
Institutionen und Kulturbereichen, soll eine Erweiterung des Bildungsangebotes
erreicht werden. Die Korrespondenz von naturkundlich-musealen Inhalten mit bildender
Kunst, Musik, Tanz, Theater, Literatur u.a. fördert die Kreativität. Zugleich dienen sie
der Werbung und Steigerung des Bekanntheitsgrades des Museums.
Durch die Weitergabe von Fachwissen über die wissenschaftlichen Sammlungen,
Themen der Dauer- und Sonderausstellungen und der museums- und
umweltpädagogischen Begleitangebote werden Projekte zum Teil auch außerhalb des
Museums mit Kooperationspartnern aus unterschiedlichen Bereichen betreut, begleitet
und realisiert.
Zu den herausragenden fachübergreifenden Aktivitäten des Naturkundlichen
Bildungszentrums zählen das Ausstellungsprojekt „Fliegen in Natur und Technik“ im
Stadthaus, die Konzeption und Realisierung von Naturlehrpfaden („Donau-GronneLichternsee“ und „Erminger Turritellenplatte“), die Einrichtung und Betreuung einer
„Naturkundlichen Informationstheke“, die Begleitung verschiedener Schulprojekte, die
Fortbildungsangebote im Rahmen der Ausbildung der Erzieher/innen und Lehrer/innen
und die Fachliche Beratung und Kooperationen mit anderer Museen.
2.6.
Museumsbezogene Medien
Die Medien des Naturkundlichen Bildungszentrums sind auf die wissenschaftlichen und
pädagogischen Arbeitsbereiche ausgerichtet. Sie umfassen eine umfangreiche FachBibliothek, die Sonderdrucksammlung sowie das Dia- und DVD-Archiv. Sie bilden
neben den Sammlungen die Grundlage für wissenschaftliche und pädagogische
Arbeiten.
3.
Wie stellt sich die derzeitige Situation des Naturkundlichen Bildungszentrums
dar?
Das Naturkundliche Bildungszentrum ist insbesondere bei Familien, Kindergärten und
Schulen sehr beliebt. Neben der Dauerausstellung sind die vielfältigen
Museumsaktionen und die Wechselausstellungen wahre Besuchermagneten. Durch
die bereits bestehenden Kooperationen mit verschiedenen Museumsorganisationen,
anderen Museen, Bildungseinrichtungen und naturkundlich orientierten Vereinen ist die
Einrichtung vielseitig vernetzt und hat damit gute Voraussetzungen für einen weiteren
Ausbau in der Zukunft.
3.1.
Personalbereich
Neben dem Museumsleiter bilden eine teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterin im
Verwaltungsbereich und zwei Mitarbeiterinnen im Wechsel für den Kassen-,
Informations- und Aufsichtsdienst das feste Mitarbeiter-Team des Naturkundlichen
Bildungszentrums.
Für unverzichtbare und grundlegende Arbeitsbereiche des Museums, wie die
wissenschaftliche Betreuung und Pflege der Sammlungen, die Entwicklung und
Betreuung der Dauerausstellung, die Ausarbeitung und Realisierung von
Sonderausstellungen und pädagogischen Begleitprojekten, sowie für die
Öffentlichkeitsarbeit stehen (neben der Museumsleitung) eine Volontärin, angelernte
Hilfskräfte, und derzeit eine Auszubildende (die gemäß der Ausbildungsvorgaben
gesondert angeleitet werden muss) zur Verfügung. Diese Arbeiten fallen kontinuierlich
an und erfordern spezielle Fachkenntnisse. Sie können in der bestehenden Situation
nicht in erforderlichem Umfang und Qualität erbracht werden.
- 10 -
- 11 Derzeit bestehendes Personal
Stelle
Feste Stellen
Leitung
Verwaltung
Kassendienst
Befristete Stellen
Volontariat
Zuständigkeit
Anteil
Pädagogische und wissenschaftliche Gesamtkonzeption, Repräsentation,
Öffentlichkeitsarbeit, Aufbau und Betreuung
der Sammlungen, Konzeption, Realisierung
und Instandhaltung der Dauerausstellung und
von Sonderausstellungen, Aufbau von
Kooperationen, Anleitung und Betreuung
befristeter und fester MA
Finanzen, Inventarisierung, Einsatzpläne,
Mitwirkung bei der Öffentlichkeitsarbeit
Leitung der Museumskasse,
Informationsdienst und Beaufsichtigung der
Ausstellungen
100 %
Mitwirkung in den wissenschaftlichen und
pädagogischen Arbeitsbereichen
Ausbildungsplatz
Mitwirkung in den Bereichen
Veranstaltungskauffrau Öffentlichkeitsarbeit
(einmalig)
und Projektrealisierung
Freiwilliges
Mitwirkung bei museums- und
Ökologisches Jahr
umweltpädagogischen Projekten und
(FÖJ)
Öffentlichkeitsarbeit
3.2.
50 %
2 Personen
im Wechsel
je 18 Std /
Woche
100 %
Einsatz:
Schule / NaBi
im Wechsel
z.Zt. nicht
besetzt
Öffnungszeiten
Das NaBi ist wie folgt für den Besucherbetrieb geöffnet:
Dienstag bis Freitag von 10-16 Uhr;
Samstag, Sonntag und an Feiertagen von 11-17 Uhr; im August geschlossen.
- 12 Besucherstatistik
Anzahl der Besucher
Besucherstatistik 1986 - 2000
20000
18000
16000
1990-1992 Umbau
und Neugestaltung
14000
ab 1994 Erhebung von
Eintrittsgebühren
12000
10000
8000
6000
4000
2000
0
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
Erwachsene
1999
2000
Kinder /Schüler
Besucherstatistik 2001 - Juli 2013
Anzahl der Besucher
3.3.
20000
ab 2003 Streichung der ABM- Stelle für Museumspädagogik
2005 - 2006 Teilschließung wegen Raumsanierung
18000
2007 - 2009 Wiederaufbau der Ausstellung
16000
ab 2011Schließung im August
14000
bis Juli 2013
12000
10000
8000
6000
4000
2000
0
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
Erwachsene
2013
2014
Kinder/Schüler
2015
- 13 -
3.4.
Räumliche Situation
Durch die Unterbringung in den Räumen der Friedrich-List-Schule sind die
Zukunftsperspektiven des Naturkundlichen Bildungszentrums erheblich eingeschränkt.
In den als Ausstellungsräume genutzten Klassenräumen und Fluren wirken die
Ausstellungen trotz anspruchsvoller Konzeption und Gestaltung sehr eingeengt. Neue
Ideen für zeitgemäße und attraktive Ausstellungen und pädagogische Projekte sind nur
schwer oder aufgrund der räumlichen Enge gar nicht realisierbar. Ebenso reichen die
Magazin- und Arbeitsräume im Untergeschoss schon längst nicht mehr aus, um die
wissenschaftlichen Sammlungen ordnungsgemäß unterzubringen.
Derzeit bestehende Raumvorgaben
Dauerausstellung (z.T. im Flur EG / UG)
Eingangsbereich, Kasse, Garderobe
Sonderausstellungen / Pädagogik
Magazinräume (z.T. im Flur und in Hausanschlussräumen
UG)
Verwaltung / Arbeitsräume (im UG 4 Arbeitsplätze)
Labor
Werkstatt
Sanitäre Anlagen, Anschlussräume
Gesamt
4.
420 qm
20 qm
80 qm
240 qm
70 qm
20 qm
20 qm
60 qm
930 qm
Ausblick
Aus den Reihen des Gemeinderates wurden wiederholt infrastrukturelle
Verbesserungen und damit auch die Möglichkeiten der inhaltlichen Veränderungen des
Naturkundlichen Bildungszentrums angemahnt, zuletzt beispielsweise bei den
Haushaltsplanberatungen am 03. Dezember 2013.
Hierzu ergeben sich grundsätzlich folgende Möglichkeiten:
Das Naturkundliche Bildungszentrum verbleibt am derzeitigen Standort. Dabei
ist die Minimalanforderung, dass die Dauerausstellung sukzessive und in
kleinen Schritten überarbeitet wird und kleinere bauliche Anpassungen, z.B. des
Eingangs- und Garderobenbereichs erfolgen. Eine maßgebliche
Qualitätsverbesserung ist hierbei nicht zu erwarten.
Die Dauerausstellung wird grundlegend überarbeitet und es erfolgt eine
moderate Personalaufstockung v.a. im Bereich der Museumspädagogik und der
Inventarisierung der Bestände des Naturkundlichen Bildungszentrums.
o Durch eine fundierte Inventarisierung kann zum Einen der Erhalt der
Bestände gesichert werden, zum Anderen kann der reichhaltige Fundus
dieser Einrichtung einer übergeordneten Wissenschaft sortiert zugänglich
gemacht werden.
o Durch die Erhöhung des Personalstocks im pädagogischen Bereich ist das
Naturkundliche Bildungszentrum verstärkt in der Lage sowohl in die immer
bedeutender werdende Umweltpädagogik einzusteigen, als auch direkte,
dauerhaft angesetzte Bildungsangebote für die Schulen anzubieten. V.a.
durch den Ausbau der Schulen zu Ganztagesschulen sind
Rahmenangebote für diese von hohem Interesse und von hoher
Notwendigkeit, um die Rhythmisierung des Schulalltags gewährleisten zu
können.
- 14 Für das Naturkundliche Bildungszentrum werden andere, geeignete
Räumlichkeiten gesucht. Hierin sind sicherlich die größten
Entwicklungspotentiale zu finden, denn dies kann zu einer gänzlich neuen
Ausrichtung dieser Einrichtung führen - abhängig von deren Anbindung an
andere vorhandene Einrichtungen oder einer gewünschten Solitärstellung.
Allerdings ist dann zu berücksichtigen, dass dies entsprechend hohe Kosten für
den (Um)Bau, die Einrichtung und den laufenden Betrieb verursacht.