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Anlage 1 – Bericht der Kinder- und Jugendtheater Jury 2014.pdf

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Daten

Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 1 – Bericht der Kinder- und Jugendtheater Jury 2014.pdf
Größe
19 kB
Erstellt
12.10.15, 21:52
Aktualisiert
27.01.18, 09:46

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Inhalt der Datei

Bericht der Jury 2014 zum Entwicklungsstand der Ulmer Kinder- und Jugendtheaterszene von Tobias Ballnus, Sybille Hirzel, Marco Süß Innerhalb der letzten sechs Jahre hat sich angeregt durch die neue Förderstruktur und deren inhaltliche Begleitung durch die Fachjury einiges getan im Ulmer Kinder- und Jugendtheater. Das Alte Theater in der Wagnerstraße wird trotz seines sanierungsbedürftigen Zustandes regelmäßig vom Theater an der Donau und vom Akademietheater bespielt. Beiden ist es im Rahmen ihres künstlerischen Könnens und ihrer jeweiligen Ansprüchen gelungen, das Niveau des Kinder- und Jugendtheaters in Ulm zu heben. Der Versuch, sich mit zeitgemäßen Inhalten, Spielweisen und Theaterformen auseinanderzusetzen, war im Laufe der Jahre oft erkennbar. Dabei ist es vor allem dem Theater an der Donau auch gelungen, altes und neues Publikum zu finden und zu binden. Das war nicht einfach, zumal die Öffentlichkeitsarbeit der Vorgänger genau das verhindern wollte. Dem Theater an der Donau ist außerdem ein engagierter Gestaltungswille in Bezug auf Spielstätte und Foyer zu bescheinigen. Auch davon profitierte die Gesamtsituation. Ergänzend werden mit dem Kinder- und Jugendtheateretat der Stadt Ulm das Ulmer Kaspertheater, die Kindertheaterwerkstatt - ein Raum für verschiedene lokale Amateurtheater - und jährlich wechselnde Projekte gefördert. Zwei Gastspiele im Alten Theater ergänzen das Angebot. Dass sich im Vergleich mit der Situation vor 2006 einiges zum Positiven entwickelt hat, gibt uns nunmehr die Möglichkeit, weitere Entwicklungen konzeptionell anzuvisieren. Ziel dabei bleibt die Erfüllung der Kriterien an Qualität von Jungem Theater, wie sie 2006 vom Kulturausschuss formuliert und 2012 nochmals überarbeitet wurden. Dabei denken wir vor allem an ein starkes Auftreten in der Stadt, das bei Kindern und Jugendlichen Identität stiftet und gleichzeitig überregionale Aufmerksamkeit erregt. Beides soll durch zeitgemäße Ästhetiken, neue Formensprache, Mut zu Experimenten, laborartiges Arbeiten, soziale Analysen und durch überdurchschnittliches künstlerisches Können, Talent und leidenschaftlichen Anspruch, indiziert werden. Das Junge Publikum in Ulm soll nicht nur für Theater gewonnen werden, sondern auch entwickelt werden ganz im Sinne des Fachbegriffes audience developement. Mit ihm wird eine gemeinsame Entwicklung von Theaterkunst und Publikum beschrieben. Beide richten sich nicht auf erreichten Erfolgen und befriedigten Erwartungen ein, sondern fordern sich gegenseitig mit ihren Ideen und ihren Ansprüchen heraus. So gelingt es, Horizonte zu erweitern, ohne abzuheben und einander aus den Augen zu verlieren. Diese Aufgabe ist in Ulm zentral, da es durch das wechselnde Kinder- und Jugendtheaterangebot in den letzten Jahrzehnten auf beiden Seiten keine Kontinuität gibt. Wenn diese Aufgabe ernst genommen wird, braucht es dafür einen langen Atem bei allen Beteiligten. Aus heutiger Sicht erscheint klar, dass dieser hohe Anspruch nicht auf die Schnelle erreicht werden konnte. Das Theater an der Donau gewinnt momentan sein Publikum vor allem mit bekannten Titeln, wiedererkennbaren Ästhetiken und einer etwas einseitigen und dadurch auch einseitig erfolgreichen Setzung auf Komödie und Groteske. Andere Ansätze sind im Gespräch und im Denken zwar bekannt, können aber nicht umgesetzt werden. Das Akademietheater ist immer wieder zu beachtenswerten Ansätzen gekommen, zeigt sich aber mit deren Fortführung vor allem organisatorisch überfordert. Das beginnt mit der seit Jahren unklaren Verquickung von Schule und Theater, setzt sich fort in internen Personalquerelen, die ausgerechnet den Experten für Junges Theater in die Verzweiflung zu treiben scheinen, und endete mit der kürzlich offenbar gewordenen finanziellen Schieflage. Die Bespielung des Alten Theaters scheint eher lustlos, der Erfolg damit bleibt im Vergleich zum Theater an der Donau unter den Möglichkeiten. Bei dem auch vom Theater immer wieder beklagten Umfang der Mittel bleibt fraglich, warum es noch eine zweite Spielstätte auf dem Kuhberg etablieren will. Das Erste Ulmer Kasperletheater hat zu einer eigenen, bewusst von der Tradition jenes Kinderpuppentheaters, dessen Protagonist schon im Namen geführt wird, inspirierten Identität gefunden. Sie wurde über die Jahre erfolgreich in Ulm etabliert und ein treues Publikum. Bestechend ist die Liebe zur Sache und zum Kinderpublikum, mit der die beiden Akteurinnen aufgestellt sind. Diese liebevolle Art lässt auch ein bisschen großzügig darüber hinwegsehen, dass die formal-ästhetischen Kriterien unserer Theaterförderung hier außer Acht gelassen sind. Wie schon im Bericht von 2006 formuliert, kann dieses traditionelle Theater trotz dieser substantiellen Einschränkung eine interessante Farbe und Ergänzung in der lokalen Kindertheaterlandschaft sein. Es sorgt für Vielfalt. Zu bedenken ist dabei auch, dass gerade dieses klassische Angebot ein eher unbedarftes Publikum erreicht und an Theater heranführt. Im Gespräch ließen die Akteurinnen neben dem Bewusstsein, dass diese vermeintliche Klassik ein zu pflegender Marktwert ist, auch das Interesse an ästhetischer Weiterentwicklung erkennen. Hinweise der Jury, innovative Experimente zur Förderung aus Landesmitteln bei den momentan dort ausgeschriebenen Fonds zu beantragen, wurden dankbar angenommen. Die Fortführung der bisherigen Förderpraxis ist daher zu empfehlen. Als Kindertheaterwerkstatt arbeiten in der Donaubastion sogenannte Kindertheatergruppen. Sie bieten gut gemeintes Amateurtheater, das in seinem sehr begrenzten Rahmen seine Erwartungen erfüllt. Es kommt uns daher eher unangemessen und unverhältnismäßig vor, an die Aufführungen professionelle Maßstäbe zu setzen. Tut man es trotzdem und folgt damit dem verschiedentlich offenbarten Anspruch der Gruppen an sich selbst, ist zu konstatieren, dass hier handwerklich keine Basis einer Entwicklung zu einem Profistatus vorliegt. Inszenatorisch, dramaturgisch, spiel- und bewegungstechnisch, ebenso in der Ausstattung von Bühnenbild und Kostümen wird Theater hier engagiert nachgeahmt. Zur wirklichen Ausführung fehlt die Befähigung. Bereits in der Antragstellung wird deutlich, dass keine künstlerisch-ästhetische Auseinandersetzung mit Lebensrealitäten und Fantasie-Räumen heutiger Kinder intendiert ist. Zum Gesprächstermin mit der Jury sind die Akteurinnen und Akteure nicht erschienen. Wie gesagt, haben die Aufführungen betrachtet unter der Prämisse von Amateurtheater ihren Charme und ihre Berechtigung. Diesen wollen wir nicht in Abrede stellen. Professionell ist hier aber der Anspruch, mit dem Angebot auch noch Geld verdienen zu wollen. Dabei mögen die Veranstaltungen zur Gestaltung von Kindergeburtstagen, Feiern und Festen geeignet sein und werden dazu auch auf der Homepage angeboten. Dies zu beurteilen steht hier nicht zur Debatte. Die Notwendigkeit aber einer Finanzierung aus öffentlichen Mitteln ergibt sich nicht. Die Fortführung der bisherigen Förderpraxis ist daher nicht zu empfehlen. Amateurtheater ist eine gute soziale Einrichtung. Vielleicht können die Mieten der Donaubastion aus den Mitteln des Jugendamtes gefördert werden. Fazit aus der Beobachtung der gegenwärtigen Situation: Den in den Kriterien gesetzten Erwartungen können die Akteure vor Ort nicht entsprechen. Trotz der vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten ist es ihnen aus eigener Kraft und in Verwendung der vorhandenen Ressourcen nicht ausreichend gelungen, tragfähige Konzeptionen und motivierende Visionen für die Zukunft zu entwickeln. Die eingereichten Anträge und die Gespräche mit der Jury darüber ergaben, dass wir hier an Grenzen gekommen sind, die zu überwinden wir den Akteure nur noch sehr eingeschränkt zutrauen. Denken wir zurück an die Fusionierungspläne des Akademietheaters und des Theater an der Donau von 2010, die kaum vorgelegt schon während des Diskussionsprozesses an Kompetenzstreitigkeiten der künstlerischen Leiter scheiterten und von ihnen selbst so überraschend vom Tisch genommen wurden, wie sie kurz zuvor darauf erschienen waren, wird deutlich, dass auch die Akteure dieser beiden Ensemble mit der hier skizzierten Aufgabe überfordert sind. Die Veränderungen seit 2007 führen uns aber auch einen Schritt weiter, wenn wir aus der Evaluation der Erfahrungen Konsequenzen ziehen. Neue Türen lassen sich ebenso erkennen wie die Möglichkeiten, sie zu öffnen. Im Folgenden gilt es, die Förderpraxis so weiter zu entwickeln, dass sie den gesetzten Kriterien vollends gerecht wird. Wir empfehlen, innerhalb der verbleibenden beiden Jahre - also bis 2016 - eine Struktur für Kinder- und Jugendtheater in Ulm zu entwickeln, die tragfähiger als die bisherige ist. Eckpunkte dafür sind weiterhin die beschlossenen Förderrichtlinien von 2007 und 2012, die Erfahrungen des Kulturamtes und der Jury seit 2007 und einmal mehr überregionale Vergleiche. Anzuvisieren wäre ein arbeitsfähiges Ensemble, dass sich auf Grundlage einer soliden städtischen Förderung weitgehend selbständig einen Etat aus weiteren Fördertöpfen aufbauen kann. Notwendig dafür ist ein klarer Auftrag der Stadt an eine oder ein Kollektiv von künstlerischen Persönlichkeiten, die willens und fähig sind, diesen Auftrag zu erfüllen sowie ein gestaltbarer Raum an einem für junges Publikum attraktiven Ort der Stadtlandschaft. Tobias Ballnus, Sybille Hirzel, Marco Süß 01.06.2014