Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Beschlussvorlage.pdf
Größe
471 kB
Erstellt
12.10.15, 21:56
Aktualisiert
27.01.18, 11:07
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Ulm
Beschlussvorlage
Sachbearbeitung
ZS/P - Personal- und Organisationsmanagement
Datum
11.03.2015
Geschäftszeichen
Beschlussorgan
Hauptausschuss
Sitzung am 30.04.2015
TOP
Behandlung
öffentlich
Betreff:
Arbeitgeber Stadtverwaltung Ulm -aktuelle und künftige Themenstellungen
GD 142/15
Anlagen:
Antrag:
Es wird beantragt, den Bericht zur Kenntnis zu nehmen
Zur Mitzeichnung an:
Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.
Bearbeitungsvermerke Geschäftsstelle des
Gemeinderats:
Eingang OB/G
Versand an GR
Niederschrift §
Anlage Nr.
-2-
Sachdarstellung:
In der GD 472/14 (Hauptausschusssitzung vom 11.12.2014) wurden bereits mehrere Themen, die mit der
Rekrutierung in Zusammenhang stehen, angesprochen. Da in der Sitzung keine Zeit war, um diese
Themen zu diskutieren, werden im Folgenden aktuelle und künftige Themenstellungen dargestellt, um
auf die Hauptausschusssitzung am 01.10.2015 vorzubereiten, in der das Thema Personal den
Schwerpunkt bilden wird. Hier sollen dann insbesondere die Themen Ausbildung bei der Stadt und die
Weiterentwicklung der Personalauswahlverfahren intensiver diskutiert werden.
Nochmals zur Erinnerung wird nachfolgend die Altersstruktur der Stadtverwaltung Ulm, die
mittlerweile ein Durchschnittsalter von 45,9 Jahren hat, dargestellt. Aus dieser Grafik ist die Brisanz
der Situation sehr gut zu erkennen.
67 und älter
63-64
59-60
55-56
51-52
47-48
männlich Vollzeit
43-44
männlich Teilzeit
39-40
weiblich Vollzeit
35-36
weiblich Teilzeit
31-32
27-28
23-24
19-20
16 und jünger
-100
-50
0
50
100
150
In den nächsten 10 Jahren werden viele Spezialisten und Führungskräfte altershalber ausscheiden.
Hierauf haben wir bereits reagiert, müssen aber weitere Maßnahmenpakete schnüren und neue Wege
beschreiten. Wichtig ist, dass die nötigen Kompetenzen in der Verwaltung erhalten bleiben.
Dies kann durch folgende drei Handlungsfelder erreicht werden:
-3-
Die neuen Mitarbeiter/innen müssen mit der richtigen Qualifikation, den richtigen Kompetenzen, in der
richtigen Anzahl und zur passenden Zeit professionell und unter Beachtung der aktuellen
Entwicklungen ausgewählt werden. Die Beschäftigten, die "an Bord sind" müssen Arbeitsbedingungen
vorfinden, die sie möglichst lange engagiert an die Stadtverwaltung Ulm binden und die die weiteren
Entwicklungen unterstützen. Die Stadt muss die Mitarbeiter/innen und die Organisationsstrukturen
vorausschauend und gesamtstädtisch weiterentwickeln. Nur mit diesen drei Schwerpunkten haben
wir eine Chance, die anstehenden Herausforderungen zu meistern.
1. Kompetenzen der Zukunft
Welche Kompetenzen sind für eine erfolgreiche Verwaltung in der Zukunft wichtig? Auf was müssen
wir bei der Auswahl achten? Welche Arbeitsbedingungen und Organisationsstrukturen fördern die
Entwicklung dieser Kompetenzen? An dieser Stelle soll dabei nicht auf die selbstverständlich weiterhin
notwendigen Fachkompetenzen eingegangen werden, denn diese sind bei einer Verwaltung wie der
Stadt Ulm zu unterschiedlich in den einzelnen Fachbereichen. Hier sollen vielmehr die Kompetenzen
betrachtet werden, die aufgrund der Entwicklungen der Arbeitswelt und der Gesellschaft an Bedeutung
gewonnen haben, bzw. gewinnen werden und die gesamtstädtisch von Interesse sind.
Solche Entwicklungen sind beispielsweise:
eine Bürgerschaft, die mehr beteiligt werden möchte, Hierarchien mehr in Frage stellt und
höhere Ansprüche an Verwaltung stellt und sehr viel "bunter" zusammengesetzt ist als dies
noch vor 15 Jahren der Fall war,
eine Kommunikation, die zunehmend transparenter und vernetzter abläuft,
Großvorhaben, die aufgrund ihrer Komplexität nur durch eine interdisziplinär
zusammengesetzte und auf befristete Dauer eingerichtete Projektstruktur außerhalb der
klassischen Linie bewältigt werden können.
Welche Kompetenzen ergeben sich nun daraus (auch diese beispielhaft)?
Innovationsoffenheit, Veränderungsfreude, Kreativität, Flexibilität
vernetztes Denken >Fähigkeit zur Netzwerk- und Projektarbeit
Selbstorganisation, Zielorientierung, Eigenverantwortung, "Unternehmergeist"
Team- und Kompromissfähigkeit
Fähigkeit zum Umgang mit Komplexität
Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Kontaktfreude
-4
lebenslange Lernbereitschaft
interkulturelle und digitale Kompetenz
Daneben werden aber auch künftig in einigen Tätigkeitsfeldern weiterhin klassische Kompetenzen
nötig sein. Die Personalgewinnung für Azubis, Absolventen und Berufserfahrene, die
Arbeitsbedingungen und die Personal- und Organisationsentwicklung müssen sich an diesen
"Zukunftskompetenzen" orientieren, sie bilden die Grundlage.
2. Personalgewinnung
Der Prozess der Personalgewinnung im weiteren Sinne umfasst verschiedene Themenfelder:
Die Grundlage für die Konzeption von Maßnahmen bildet eine Analyse der tatsächlichen Bedarfe
auch auf Zukunftsentwicklungen hin ausgerichtet. Die Analyse muss neben den reinen Abgangszahlen
in definierten Zeiträumen, den jeweiligen Qualifikationen auch die an die freiwerdenden Funktionen
geknüpften Anforderungen und die zu erwartenden Zukunftsentwicklungen umfassen. Die Stadt muss
zuerst wissen, was sie benötigt, dann können passende Maßnahmen dazu erarbeitet werden. Bereits
jetzt wird jährlich eine Analyse der Altersstruktur gesamtstädtisch und auf die Fachbereiche bezogen
erstellt. Dies reicht aber als Grundlage für eine sinnvolle Konzeption zur Personalgewinnung nicht aus,
es müssen daher auch die oben genannten weiteren Parameter betrachtet werden. Dazu ist eine
Ausweitung der Erfassung in dvv personal nötig.
Bei absehbaren Bedarfen in der näheren Zukunft und guter Bewerberlage schlagen wir vor, die
Einstellungspraxis zu flexibilisieren und auch übergangsweise über Bedarf einzustellen. Gute Leute
sollten wir uns nicht entgehen lassen, auch wenn wir evtl. ein Jahr "über Plan" fahren.
Auch der Personalauswahlprozess ist ein Themenfeld bei der Personalgewinnung. An der
Professionalisierung der Personalauswahl wurde bereits viel entwickelt. Die Führungskräfte,
Personalräte und die sonstigen an Auswahlentscheidungen Beteiligten wurden und werden zu diesem
Thema geschult. Besonderer Wert wird dabei auf die gründliche Erstellung des tatsächlichen
Anforderungsprofils der zu besetzenden Position gelegt und insbesondere auf die Konzipierung des
dafür sinnvollen Verfahrens. In der Regel wird als Standard ein strukturiertes Interview durchgeführt.
Bei Führungspositionen wird zunehmend auch das Potenzialmessverfahren "Profilizer" angewandt.
Für die Personalklausursitzung des Hauptausschusses am 01.10.15 soll für die Besetzung von leitenden
Mitarbeitenden und sonstigen wesentlichen Funktionen ein Konzept für die möglichen
Auswahlprozesse vorgelegt werden. Dieses wird Fragen umfassen wie:
in welchen Fällen wird mit dem Profilizer gearbeitet?
welche Funktionen sind für den Gemeinderat interessant?
wie wird mit dem Thema Öffentlichkeit umgegangen
...
Das Auswahlverfahren soll die Bewerber/innen nicht abschrecken, die Privatsphäre ist zu beachten und
der Aufwand (z.B. Reisekosten, Terminhäufungen,...) muss vertretbar sein. Diese Rahmenbedingungen
müssen betrachtet und diskutiert werden.
Das dritte wichtige Themenfeld bei der Personalgewinnung ist das Personalmarketing. Wie kommen
wir zu den zuvor identifizierten neuen Beschäftigten? Bislang hat die Stadt bei der Personalwerbung
eher punktuell gehandelt. Es wurde eine Imagebroschüre und ein neues Design für die
Stellenausschreibungen gestaltet. Es wurden neue Kanäle für Ausschreibungen genutzt (z.B. facebook,
Xing). Auf der Bildungsmesse und auf der Messe "vocatium" war die Stadt vertreten.
Hochschulkontakte wurden aufgebaut und genutzt (Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten,
Lehrtätigkeiten, Praktika,...). Derzeit wird die erneute Bewerbung für das Total E-quality Prädikat
vorbereitet und zusammen mit der Koordinierungsstelle Internationale Stadt wird ein Konzept zur
Gewinnung von neuen Mitarbeitenden mit internationalen Wurzeln erarbeitet. Die Stadt ist auch bei
-5der interkommunalen Arbeitsgruppe des Städtetags mit dabei, bei der eine Imagekampagne für die
Berufe der Städte erarbeitet wird. Daneben wird eine landesweite Internetplattform entwickelt, auf der
die Berufe vorgestellt und nach Regionen ausgewählt werden können. Alle diese Maßnahmen müssen
jetzt zu einem Konzept zusammengeführt und weiterentwickelt werden. Anhand der Analyse kann das
Personalmarketing an den konkret definierten Zielgruppen ausgerichtet werden. Zentral wichtig dabei
ist, dass der Auftritt nach außen auch überwiegend der intern gelebten Realität entspricht.
Sehr wichtig im Zusammenhang wie ein Arbeitgeber gesehen wird, ist auch der Bereich der Ausbildung
und der Umgang mit Praktikanten/innen. Für den Bereich der Ausbildung wurde eine Projektgruppe
ins Leben gerufen, die unter Federführung von ZD gemeinsam mit ZS/P, GPR und JAV eine
bedarfsorientierte Neuausrichtung der betrieblichen Ausbildung erarbeitet. Je nach Arbeitsfortschritt
können erste Ergebnisse in der Klausursitzung des HA im Oktober vorgestellt werden.
Praktika, die ein wichtiger Teil der Wirkung eines Arbeitgebers sind, werden bereits jetzt gerne und
häufig ermöglicht. Die Konditionen und die rechtlichen Grenzen werden aktuell in einer
Praktikantenrichtlinie erarbeitet.
3. Arbeitsbedingungen
Die Stadtverwaltung Ulm versucht die Arbeitsbedingungen so zu gestalten, dass Beschäftigte gerne
und damit auch engagiert arbeiten und sich für Organisation und Beschäftigte eine win-win Situation
ergibt. Nachfolgend werden einige wesentliche Schwerpunktthemen zum Thema Arbeitsbedingungen
bei der Stadt dargestellt.
Immer mehr an Bedeutung gewinnt der Themenbereich Verbindung von beruflicher und privater
Welt. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die "Klassiker" wie Vereinbarung von Beruf und
Kindererziehung, sondern auch um die wachsende Vermischung beider Lebensbereiche z.B. durch
mobiles Arbeiten. Im Handlungsfeld der herkömmlichen Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist die
Stadt Ulm bereits jetzt sehr gut aufgestellt. Es gibt bereits jetzt nahezu jede denkbare Variante der
flexiblen Arbeits- / Teilzeit bei der Stadt. Natürlich sind hierbei nicht alleine die Interessen der
Beschäftigten zu sehen, sondern ebenso muss die Aufgabenerledigung gewährleistet sein. Beide Seiten
müssen sich im Sinne einer guten Lösung aufeinander zu bewegen. Seit 2013 bietet die
Stadtverwaltung, zunächst befristet bis Ende 2016, 8 Betreuungsplätze in der Kinderkrippe der
Stadtwerke "Energiezwerge" an. Nach anfänglichem Zögern sind die Plätze mittlerweile belegt,
Neuanmeldungen kommen derzeit auf die Warteliste. In den Sommerferien bietet die Stadtverwaltung
in Zusammenarbeit mit der Familienbildungsstätte Ferienbetreuung für Mitarbeiterkinder an.
Informationen zu gesetzlichen und sonstigen Regelungen und einen sehr guten Einblick in die speziell
für dieses Thema bestehenden vielfältigen Angebote der Stadtverwaltung gibt das Mitarbeiterportal im
Serviceportal Beruf und Familie unter:
www.stadtulm.de/chancengleichheit/beruf_und_familie.78555.2522,78551,78555.htm
Handlungsbedarf gibt es noch beim Thema mobiles Arbeiten. Derzeit wird an einer Weiterentwicklung
der bereits seit 2000 bestehenden Regelung zur alternierenden Telearbeit gearbeitet. Hierfür wurde
mit einer studentischen Fachgruppe der Hochschule Ludwigsburg ein Fachprojekt unter Beteiligung der
Beschäftigten durchgeführt. Hierbei ergaben sich viele Berührungspunkte zum mobilen Arbeiten.
Deshalb versucht die Stadt gerade, beides aufeinander abzustimmen. Unter mobilem Arbeiten wird
hier die Arbeit außerhalb des Arbeitsplatzes von unterwegs (z.B. während Dienstreisen im Zug oder
Hotel, während Kongressen, Messen Veranstaltungen,...) oder auch die Arbeit beim Bürger, an der
Baustelle, abends zu Hause... wenn dies mit modernen Geräten und Online Datenzugriff geschieht, z.B.
durch I-Pads o.ä., verstanden. Hierbei spielen neben arbeitsschutzrechtlichen Fragestellungen auch
insbesondere solche der Arbeitszeit eine Rolle.
Auch bei der ganz "normalen" Arbeit am Arbeitsplatz nehmen Instrumente zu, die die zukünftigen
-6Kompetenzen fördern. Die Arbeit in Projekten nimmt stetig zu. Dabei werden neue Formen der
Kommunikation innerhalb der Projekte erprobt, wie z.B. gemeinsamer Zugriff aller Projektbeteiligter
auf die nötigen Dateien (UProMIS). Auch die Arbeit mit internen Wikis wie beim
Geodatenmanagement wird schon gelebt. Work flows werden technisch unterstützt eingeführt und
umgesetzt. Hier ist eine stetige Weiterentwicklung und Umwandlung der bisher gewohnten
Arbeitsweise und -umgebung im Gange.
Ein weiterer wichtiger Baustein für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen ist das betriebliche
Gesundheitsmanagement , die Sozialberatung und das Eingliederungsmanagement (BEM) für
langzeiterkrankte Beschäftigte. Die Sozialberatung befasst sich mit Themen aus dem Arbeitsleben, wie
Sucht, Mobbing, sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und Konflikten. Außerdem ist dort auch Platz für
Themen aus dem privaten Umfeld, die Auswirkungen auf das Arbeitsleben haben wie Scheidung,
Gewalt, familiäre Belastung und Pflege von Angehörigen. Die Einzelfallberatung im BEM- Verfahren
gründet sich auf die Dienstvereinbarung zum BEM und deren rechtliche Grundlagen. Es bestehen
Richtlinien zum Beratungsprozess, die abgearbeitet werden. Beratungen gibt es für verschiedene
Zielgruppen. Ziel ist die leidensgerechte Weiterbeschäftigung bei der Stadtverwaltung. Im
betrieblichen Gesundheitsmanagement werden neben den jährlich angebotenen Gesundheitskursen
auch Gesundheitstage und abteilungsspezifische Maßnahmen und Projekte durchgeführt. In
Zusammenarbeit mit der Uniklinik wurde eine Sprechstunde für psychosomatische Erkrankungen
eingeführt und die gesetzlich festgeschriebene psychische Gefährdungsbeurteilung eingeführt. Derzeit
wird hierzu an einem Konzept gearbeitet, in dem alle Einzelmaßnahmen zusammengeführt und
systematisiert werden sollen.
Zu positiven Arbeitsbedingungen tragen auch die Freiwilligkeitsleistungen der Stadtverwaltung bei.
Darunter sind beispielsweise finanziell bezuschusste DING Fahrkarten, der jährliche Betriebsausflug,
ein Zuschuss zum Mittagessen oder verbilligte Eintrittskarten zu verstehen. Auch der Aspekt der
Arbeitsplatzsicherheit generell und für den Standort Ulm spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum
geht, Beschäftigte bei der Stadtverwaltung zu halten.
4. Personal- und Organisationsentwicklung
Im Bereich der Personal- und Organisationsentwicklung bewegt sich derzeit ebenfalls sehr viel, um die
Stadtverwaltung weiter voranzubringen. Gezielt wird die Arbeit in Projekten gefördert, durch
Schulungen zum Projektmanagement und durch Beratung oder Mitarbeit in Großprojekten.
Generell spielt bei organisatorischen Betrachtungen/Beratungen einzelner Abteilungen oder
Organisationseinheiten immer die Zukunftsfähigkeit eine zentrale Rolle. Grundlage bilden die Themen
der demografischen Entwicklung der Belegschaft und die Entwicklungen in Gesellschaft und
Arbeitswelt.
Die Handlungsmaxime lautet hier, entsprechend der dezentralen Verantwortung: "Soviel Rahmen wie
nötig, so wenig wie möglich". Die konkreten Themen sind inhaltlich sehr vielfältig, je nach Abteilung. Es
geht dabei um:
Gestalten, Unterstützen und Steuern von Veränderungsprozessen und Projekten, incl. deren
Vernetzung
Beratung der Führungskräfte bei Organisationsveränderungen, Neustrukturierungen,
Projektvorhaben und Konflikten in Abteilungen/Teams
Projektmanagement
Moderation, Mediation
Organisationsuntersuchungen durchführen, Schnittstellen optimieren
Vernetzung von Personal- und Organisationsentwicklung
Aktuell ist das Projekt Fusion der Abteilungen ABI/FAM und Ausweitung der Sozialraumorientierung
ein großes Arbeitsfeld. Das bereits vor einigen Jahren eingeführte Instrument der Ideenbörse wurde
-7aktuell im Rahmen einer studentischen Bachelorarbeit evaluiert und wird weiterentwickelt.
Im Bereich der Personalentwicklung sind bereits viele Instrumente eingeführt und umgesetzt.
Generell gilt bei uns: Weiterbildung erfolgt zielgerichtet, bedarfsorientiert und wenn möglich "on the
job". Große allgemeine Katalogangebote werden weniger durchgeführt, da bei großen Programmen
oft auf Halde produziert wird. Auch sind die Voraussetzungen bei den Teilnehmenden individuell
unterschiedlich, dadurch gibt es Redundanzen.
Ein sehr wichtiges Instrument der innerstädtischen Kompetenzentwicklung ist die Jobbörse. Sie ist
eine Anlauf- und Beratungsstelle für individuelle Karriereberatung und Orientierungscoaching für die
Beschäftigten. Sie ist auch eine Beratungs- und Vermittlungsstelle für suchende Abteilungen. Die
Jobbörse stößt konkrete individuelle Weiterentwicklungsmaßnahmen an, die sich sowohl an der
beratenen Person als auch am betrieblichen Bedarf orientieren.
Sehr erfolgreich läuft unser Coachingpool: alle Führungskräfte und auch die Jobbörseklienten können
Coaching mit einem einfachen Verfahren in Anspruch nehmen. Im Intranet der Stadt sind die Coaches
mit ihren Profilen abrufbar. Nach einem ersten Kennenlerngespräch, um zu testen ob die Chemie
stimmt, kann Coaching im Umfang von 10 Stunden in Anspruch genommen werden. Die Kosten
werden von der Stadt übernommen. Im Coaching kann ganz gezielt an der Verbesserung von
Situationen und an der Weiterentwicklung gearbeitet werden. Bedarfe, die sich im Coaching
herausstellen, können zielgerichtet gedeckt werden. die Nachfrage ist mittlerweile sehr hoch, so dass
der Pool von bisher 8 Coaches derzeit erweitert wird.
Die Stadtverwaltung arbeitet auch mit einem Potenzialmessverfahren, dem "Profilizer". Damit
können dann die konkret bei der einzelnen Person vorhandenen Kompetenzen und die emotionale
Stabilität und der Arbeitsstil ermittelt werden. Die Messung wird über einen Fragebogen, der in ca. 45
Minuten am PC auch zuhause ausgefüllt werden kann, gemacht. Es wird ein Bericht generiert, der den
Teilnehmern/innen in einem individuellen Feed-Back Gespräch erläutert wird. In dem Gespräch können
dann die konkreten weiteren Schritte, z.B. Weiterbildung oder Coaching o.ä., vereinbart werden. Wir
wenden das Messverfahren z.B. bei der Auswahl von Führungskräften und bei unseren Trainees nach
ca. 6 Monaten Zugehörigkeit zur Stadt an. Bei der Personalauswahl kann dadurch ein Matching
zwischen den vorhandenen Kompetenzen und den Anforderungen der Stelle stattfinden, bei den
Trainees kann der generelle Entwicklungsweg definiert werden. Auch im Projekt der
Sozialraumorientierung wurde der Profilizer angeboten, um die Kolleginnen und Kollegen in ihrer
Orientierung für die Zielorganisation ("wo sehe ich mich in der neuen Hauptabteilung?") zu
unterstützen.
Individuelle Maßnahmen sind zwar bei der Stadt der Hauptfokus, da dort der Erfolg am höchsten ist,
aber natürlich gibt es auch klassische Fortbildungen. Beispielsweise das Traineeprogramm. Es läuft
über 2 Jahre und besteht aus 9 verschiedenen Modulen. Zum einen lernen sich die zu uns gekommenen
Hochschulabsolventen/innen fakultätsübergreifend kennen und bilden untereinander ein Netzwerk.
Zum anderen wird auch hier neben den Seminaren eine individuelle Begleitung der ersten Zeit bei der
Stadt mit Coaching und Beratung durchgeführt. Die wesentlichen Inhalte sind:
Kommunikation
Digitalisierung und Neue Medien in der Kommune
Konfliktmanagement
Projektmanagement
Selbst- und Zeitmanagement, Gesundheitsmanagement
Arbeiten im Team
Führen und geführt werden
Interkulturelle Kompetenz, Gender Mainstreaming
Für Führungskräfte, die neu eine Führungsfunktion übernommen haben oder kurz davor stehen gibt es
ebenfalls eine spezielle Seminarreihe. Derzeit denken wir auch über weitere Seminarreihen nach, da
uns Bedarf diesbezüglich gemeldet wurde.
-8Für die anderen, nicht fachspezifischen Fortbildungen, haben wir eine Kooperation mit der vh Ulm.
Diese bietet neben dem generellen Angebot auch zielgruppenspezifische Fortbildungen in unserem
Auftrag an, z.B. Seminare zum Thema interkulturelle Kompetenz. Hier wurde zunächst mit einem
workshop für leitende Führungskräfte gestartet, um für das Thema zu sensibilisieren. Dann wurden auf
Anregung der jeweiligen sensibilisierten Führungskraft konkret für einzelne Bereiche Spezialseminare
gestaltet. Aktuell wird eines für die Ausländerbehörde konzipiert. Unsere Hausmeister an städtischen
Gebäuden haben ebenfalls eine spezielle Schulung erhalten, ebenso die Beschäftigten des
Jugendamtes oder auch die Aufsichtskräfte in unserem Stadthaus.
Wert legt die Stadtverwaltung auch auf eine konstruktive Konflikt- und Feedbackkultur. Dies versuchen
wir durch Seminare und die jährlichen Mitarbeitergespräche zu erreichen. Liegt ein Konflikt im Team
vor, der nicht nur bilateral ist, werden Teamentwicklungen durchgeführt, um den Konflikt zu lösen und
die Arbeitsfähigkeit des Teams wieder herzustellen, bzw. zumindest zu verbessern.
Ein wichtiges Handlungsfeld in diesem Bereich ist, u.a. im Hinblick auf den knapper werdenden
Arbeitsmarkt, die bessere Nutzung von internen Ressourcen. Das heißt konkret, wir müssen eine
gesamtstädtische Nachfolgeplanung aufbauen, eine ebenfalls gesamtstädtische Talenterkennung
und -entwicklung konzipieren und umsetzen und insbesondere über neue Möglichkeiten der internen
Förderung nachdenken.
In der Sitzung wird hierzu mündlich berichtet und es besteht die Möglichkeit, über die Themen zu
diskutieren.