Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Beschlussvorlage.pdf
Größe
96 kB
Erstellt
13.10.15, 10:42
Aktualisiert
27.01.18, 20:13
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Ulm
Beschlussvorlage
Sachbearbeitung
KA - Hauptabteilung Kultur
Datum
25.03.2012
Geschäftszeichen
Beschlussorgan
Fachbereichsausschuss Kultur
Behandlung
öffentlich
Betreff:
Kulturförderung: Tanz in Ulm
Anlagen:
Anlage 1: Antrag 26/12, FWG-Fraktion
Anlage 2: Antrag 32/12, CDU-Fraktion
Sitzung am 27.04.2012
TOP
GD 138/12
Antrag:
Die Sachdarstellung zur Kenntnis zu nehmen
Iris Mann
Genehmigt:
BM 1,BM 2,C 2,SH,TH,ZS/F
Bearbeitungsvermerke Geschäftsstelle des
Gemeinderats:
Eingang OB/G
Versand an GR
Niederschrift §
Anlage Nr.
-2-
Sachdarstellung:
Zusammenfassende Darstellung der finanziellen Auswirkungen
Finanzielle Auswirkungen:
Auswirkungen auf den Stellenplan:
ja
nein
MITTELBEDARF
INVESTITIONEN / FINANZPLANUNG
(Mehrjahresbetrachtung)
ERGEBNISHAUSHALT jährlich
PRC:
Projekt / Investitionsauftrag:
Einzahlungen
Auszahlungen
€
€
Ordentliche Erträge
Ordentlicher Aufwand
davon Abschreibungen
Kalkulatorische Zinsen (netto)
Saldo aus Investitionstätigkeit
€
Netttoressourcenbedarf
MITTELBEREITSTELLUNG
1. Finanzhaushalt 2011
Auszahlungen (Bedarf):
€
Verfügbar:
Ggf. Mehrbedarf
€
€
Deckung Mehrbedarf bei
PRC
PS-Projekt 7
bzw. Investitionsauftrag 7
€
€
2013
innerhalb Fach-/Bereichsbudget bei
PRC
fremdes Fach-/Bereichsbudget bei:
PRC
Mittelbedarf aus Allg. Finanzmitteln
2. Finanzplanung 2012 ff
Auszahlungen (Bedarf):
€
i.R. Finanzplanung veranschlagte
Auszahlungen
€
Mehrbedarf Auszahlungen über
Finanzplanung hinaus
€
Deckung erfolgt i.R. Fortschreibung Finanzplanung
1.
Entwicklung der Tanzszene international
Die älteste Form des Tanzes als künstlerischer Ausdrucksform in der europäischen Tradition ist das
klassische Ballett, der von Musik begleitete künstlerische Bühnentanz. Traditionellerweise versteht
man unter einem klassischen Ballett ein Handlungsballett. Das heißt auf Basis einer Textvorlage
werden sowohl eine Musikkomposition als auch in der Folge eine tänzerische Choreografie
-3erschaffen. Zur Aufführung kommen kommen Bühnenbild, Requisiten und Kostüme hinzu. Der
Tanz selbst besteht aus Körperbewegungen im Raum, Gestik und Mimik.
Das Ballett entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert aus den an italienischen und französischen
Fürstenhöfen aufgeführten Schauspielen sowie aus tänzerischen Gesellschaftsspielen. Zu dieser Zeit
war es noch keine eigenständige Kunstform. 1661 gründete Ludwig XIV. die Académie Royale de
danse in Paris. In dieser Zeit erfuhr das Ballett eine enorme Weiterentwicklung und wurde
zunehmend von Berufstänzern ausgeführt.
Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich in den USA eine Gegenbewegung zum klassischen
Ballett, eine Variante des Bühnentanzes, die sich aus Erneuerungsbestrebungen des klassischen
Balletts, aber auch aus den Einflüssen von Pantomime, Stummfilm und avantgardistischen
Strömungen ergeben hat. Damit ist weitgehend das gemeint, was heute unter dem etwas
sperrigen Begriff „zeitgenössischer Tanz“ zusammengefasst wird.
Die Kunstform des europäischen zeitgenössischen Tanzes steht in der Tradition der Gründer des
modernen Tanzes, wie Rudolf von Laban und dessen Schüler Kurt Joos. Zeitgenössische große
Choreografinnen wie Pina Bausch oder Sasha Waltz sind geprägt durch ihre Arbeit, erweitern sie
aber auch zum Beispiel durch die Einbeziehung spartenübergreifender Kunstformen, wie Bildende
Kunst und Livemusik.
Seit Pina Bausch, die den Begriff Tanz-theater weltweit durch ihre Arbeit bekannt gemacht hat, ist
im zeitgenössischen Tanz jede Tänzerin und jeder Tänzer eine eigene Persönlichkeit auf der Bühne,
verschwindet nicht mehr im corps de ballett. Charakteristisch dafür sind Tanzformen mit theatralem
Charakter und filmschnittartig wechselnde Szenen, die nicht mehr zwingend eine Handlung
erzählen, sondern alltägliche Situationen und Gefühlslagen thematisieren.
Die Anfänge des Tanztheaters Wuppertal waren umstritten, als Pina Bausch zur Spielzeit 1973/74
die Leitung der Tanzsparte an den Wuppertaler Bühnen übernahm. Denn die Form, die sie mit den
Jahren entwickelte, eine Mischung aus Tanz und Theater, war ungewohnt. Bei ihr tanzten die
Darsteller nicht nur, sie sprachen, sangen, und manchmal weinten oder lachten sie auch. Doch
diese ungewöhnliche Arbeit setzte sich durch. Von Wuppertal ging eine Revolution aus, die den
Tanz weltweit emanzipierte und neu definierte. Tanztheater avancierte zu einer eigenen Sparte, die
international Choreographen beeinflusste und auch Auswirkungen auf Schauspiel und klassisches
Ballett zeigte. Es entwickelte sich eine offene Arbeitsform, die auch die unterschiedlichsten
kulturellen Einflüsse in sich aufnehmen konnte.
Seit dieser Zeit ist im Bereich des zeitgenössischen Tanzes in Europa eine zunehmende
Ausdifferenzierung zu beobachten. Zahlreiche neue Compagnien spielen die Möglichkeiten dieser
künstlerischen Ausdrucksform sowie ihre interdisziplinären Ansätze in immer neuen Kombinationen
und verleihen damit dem Tanz ein zunehmendes Gewicht in der Kulturlandschaft. Dabei ist die
Tanzszene stark international geprägt, nicht zuletzt dadurch, dass eine verbale
Verständigungsmöglichkeit keine Voraussetzung mehr ist, um miteinander in den Dialog zu treten.
"Der zeitgenössische Tanz versteht sich nicht auf der Basis nur einer Technik oder ästhetischen
Form, sondern aus der Vielfalt heraus. Er sucht Grenzüberschreitungen zwischen den Künsten und
bricht immer wieder mit vorhandenen Formen. Zeitgenössischer Tanz in diesem Sinne hat eine
offene Struktur, die sich bewusst von festgelegten, linearen Entwürfen der Klassik und Moderne
absetzt.
Zeitgenössische Tänzerinnen und Tänzer sowie Choreografen verstehen ihre Arbeit als Suche und
Entwicklung. Zeitgenössischer Tanz ist Prozess orientiert und die Ergebnisse stehen im Kontext einer
persönlichen Gesamtentwicklung. Praktisch heißt das: Recherche in der Bewegung und dem
Körper, Bewusstseinserweiterung und neues Körperverständnis als Forschungsschwerpunkt.
-4Forschung und neue Tanzentwicklung stehen neben der Vermittlung von Techniken." (Johannes
Odenthal, Tanzwissenschaftler)
2.
Tanz in Ulm - die aktuelle Situation
Der traditionsreichste Akteur im Bereich Tanz ist in Ulm das Theater Ulm, mit einer eigenen
Tanzcompagnie sowie einer Ballettschule. Dazu haben sich in den vergangenen Jahren
verschiedene private Initiativen sowohl in der Ausbildung als auch in der Erarbeitung von
künstlerischen Produktionen entwickelt und etabliert, die sich ebenfalls in diesem Themenumfeld
bewegen. Auch weitere "Produktionsorte" wie z.B. das Roxy würden sehr gerne verstärkt im
Bereich Tanz aktiv werden. Die Resonanz des Publikums ist positiv, die bisherigen Initiativen
erfreuen sich einer guten bis sehr guten Nachfrage. Im Folgenden ein Kurzüberblick über die
Hauptakteure hier in der Stadt:
2.1.
Theater Ulm
- Ballettensemble des Theaters Ulm
Im Ballettensemble des Theaters Ulm sind derzeit 10 Tänzerinnen und Tänzer fest
engagiert. Das Ballett erfährt insbesondere seit der Übernahme durch den jetzigen
Ballettdirektor Roberto Scafati eine stetig anwachsende Popularität bei den
Besuchern/innen und stellt eine der drei wichtigen und tragenden Säulen des
Dreispartentheaters dar (s Theaterdebatte im Gemeinderat im Jahr 2010). Das
Ballettensemble war in den vergangenen Spielzeiten in der Regel mit vier Produktionen
vertreten (zweimal im Großen Haus, zweimal im Podium bzw. auf der Wilhelmsburg). In
der Spielzeit 2010/2011 spielte das Ensemble an insgesamt 60 Tagen und erreichte
damit fast 44.400 Zuschauerinnen und Zuschauer (davon 21.805 auf der
Wilhelmsburg). Im Podium wurde JUNGE CHOREOGRAFEN mit großem Erfolg
präsentiert.
Das Ballettensemble ist auch überregional gefragt und gut vertreten. Einladungen zu
Tanzfestivals und verschiedenen Gala-Abenden werden – so dispositionell möglich –
gerne angenommen, um das Ballett zu repräsentieren.
Auch außer Landes wird das Ballettensemble des Theaters wahrgenommen; beispielhaft
seien hier genannt: Einladung nach Frankreich zu einem Tanzfestival im Oktober 2011,
Einladung nach Mailand zu einem Tanzfestival im April 2012, Einladung zu einem
Gastspiel nach Brasilien; diese Einladung konnte jedoch aus Kostengründen nicht
wahrgenommen werden.
Vor allem im Podium finden Gastspiele statt, sei es durch fremde Tanz-Ensembles oder
auch als Präsentation der Sieger/innen bei Tanzwettbewerben.
Eine Stärkung des Balettensembles am Theater Ulm könnte aus Sicht des Theaters zum
einen über den personellen Ausbau der Compagnie erfolgen (in den 90er Jahren
umfasste das Ensemble 16, teilweise 17 Tänzerinnen und Tänzer – schon die Schaffung
von zwei zusätzlichen Stellen würde hier eine spürbar bessere Präsenz ermöglichen),
zum anderen über zusätzliche Mittel für die Beschäftigung von Gastchoreografen, um
eine größere Bandbreite des professionellen Tanzes zeigen zu können.
- Ballettschule des Theaters Ulm
Für die Ballettschule sind zwei Personen beschäftigt: die Ballettschulleitung sowie eine
Ballettrepetitorin (Teilzeit). Das Angebot, das sich an Kinder und Jugendliche im Alter
von ca. 5 bis ca. 17 Jahren richtet, umfasst fünf Kurse unterschiedlicher Leistungsstufen,
die jeweils mehrfach pro Woche stattfinden. In der Spielzeit 2011/2012 waren
insgesamt 53 Schülerinnen in der Ballettschule aktiv.
Eine Einbindung der Ballettschule in Aufführungen des Ballett-Ensembles ist denkbar.
Bevor weitere Überlegungen in diese Richtung angestellt werden, ist darzustellen, wie
die derzeitige Finanzierung aussieht und welchen Nutzen der Betrieb einer Ballettschule
-5für das Theater, konkret das Ballett hat (Grundsatz der Subsidiarität).
-
Über eine Stärkung der Sparte Tanz am Ulmer Theater ist im Rahmen der nächsten
strategischen Berichte des Theaters zu diskutieren.
2.2.
dansarts ballett centrum ulm
Das dansarts ballett centrum ulm, eine Schule für Ballett, besteht seit fast 30 Jahren und hat sich
mittlerweile als feste Institution für Kindertanz, klassisches Ballett, Jazz-Dance, Step- und modernen
Tanz in Ulm und Umgebung etabliert. Es bietet allen Tanzbegeisterten, egal ob jung oder alt,
Anfänger oder Fortgeschrittene, die Möglichkeit, Freude am Tanzen zu erleben und zu genießen.
Geleitet wird die Ballettschule von Katharina Krummenacher, welche nach professioneller
Ausbildung und Studium in unterschiedlichen Tanzbereichen das Studio im Jahre 1982 gründete.
2.3.
Das Studio, Schule für Ballett, Jazz und Step
Seit über 20 Jahren unterrichten Emily und André Koschyk klassisches Ballett, Jazztanz, Modern
Theatre Dance, Stepptanz und Musical in England und Deutschland. Sie haben an renommierten
Ausbildungsschulen in England studiert und haben die pädagogischen Qualifikationen der Royal
Academy of Dance® und der Imperial Society of Teachers of Dancing.
Im September 1998 eröffneten sie die Ballettschule "Das Studio" in Ulm-Söflingen. Hier bieten sie
Kindern und Erwachsenen die Möglichkeit, alle oben erwähnten Tanzstile zu erlernen. Das Studio
bietet außerdem die Möglichkeit, eine Vollzeitausbildung zum Ballett- und Tanzpädagogen zu
absolvieren.
2.4.
Das Stadthaus
Das Stadthaus Ulm hat sich seit seinem Bestehen als Impulse setzender Förderer des professionellen
zeitgenössischen Tanzes etabliert. Als Haus für Gegenwartsthemen unterstützt es aktuelle
Produktionen freier Gruppen, die sich in diesem Themenfeld bewegen. Seit über zehn Jahren bietet
das Stadthaus der Strado Compagnia Danza eine verlässliche Plattform und damit die Möglichkeit
zur Entwicklung neuer Produktionen, die auf diese Weise (und durch weitere Untersützung durch
die Stadt Ulm in Form von Projektfördermitteln) ein bis zwei Mal jährlich realisiert werden können.
Auch andere Ulmer Tanzschaffende sindseitdem immer wieder im Stadthausw zu Gast und nutzen
den modernen Saal für ihre Performances.
2.5.
Strado Compagnia Danza
Die Strado Compagnia Danza wurde im September 2001 von Domenico Strazzeri gegründet. Ziel
der Kompanie ist es, eine Plattform zu schaffen, auf deren Basis Künstler aller Art
zusammenarbeiten. Im gemeinsamen Wirken von Musikern, Tänzern, Choreographen, bildenden
Künstlern, Schauspielern und Multimediakünstlern können neue und interessante Projekte
entstehen, die in Ulm zur Uraufführung kommen. Das Medium „Moderner Tanz“ soll dabei mit all
seinen Möglichkeiten und seinem Facettenreichtum einem größeren Publikum zugänglich gemacht
werden.
Von anfänglich 50 Zuschauern pro Vorstellung konnte diese Zahl inzwischen auf einen Schnitt von
110 Zuschauern pro Vorstellung gesteigert werden. Zu den bisher aufgeführten Stücken gehörten
u. a. 7 Todsünden, Eairth, Requiem, Perspektiven, Spieglein – Spieglein und Schwere Flügel. Die
Compagnie versucht auch – in Kooperation mit verschiedenen Schulen – Jugendlichen das
Tanztheater näher zu bringen.
2.6.
Roxy
Die Roxy gGmbH, das soziokulturelle Zentrum in der Oberen Donaubastion, ist seit dem Wechsel in
der Geschäftsführung im Januar 2011 auch verstärkt im Bereich Tanz aktiv. Die Geschäftsführerin
verfügt über gute Kontakte in die Tanzszene und würde sehr gerne einen Programmbereich Tanz
aufbauen, was mit den derzeitigen finanziellen Rahmenbedingungen jedoch nur sehr eingeschränkt
möglich ist. Angedacht sind ganz konkret mehrere Projekte, überwiegend in Kooperation mit
-6anderen:
- Kulturelle Bildung - Jugendtanzprojekt
gezielte und konkrete Vernetzung zwischen Schule, verschiedenen Tanzschaffenden
Künstlern (u.a. Theater Ulm, Domenico Strazzeri) und Bühnen in Form eines Projektes mit
mind. einjähriger Laufzeit (konkreter Projektantrag liegt vor)
--> längerfristige Form der Zusammenarbeit: starker Akzent im Bildungsbereich,
Entwicklung eines jungen tanzbegeisterten Publikums
- Koproduktionen
Zusammenarbeit mit professionellen Akteuren (national und international)
bes. Fokus: Einladung von Choreografen und Companien aus den Donauländern
Jeweils 2-3 Partner zur Co-Finanzierung der Projekte
- Residenzen
Choreografen und Tänzer einladen, im Rahmen einer Künstlerresidenz künstlerisch zu
arbeiten, aber auch ihre Arbeitsweise dem Publikum zugänglich zu machen
Workshops mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen: Sensibilisierung für den Tanz
- Gastspiele
2-3 x pro Jahr Gastspiele renommierter Tanzkompanien aus dem In-und Ausland
--> dem Ulmer Publikum den Facettenreichtum des zeitgenössischen Tanzes erfahrbar
machen
- Festival (siehe Projektidee: „Inter Mezzo“)
ein Highlight pro Jahr um eine breite und konzentrierte Aufmerksamkeit für den Tanz zu
wecken, 4-5 Gastspiele aus dem In- und Ausland, Diskussionsrunde, Ausstellung, Projekte
im öffentlichen Raum (z.B. getanzter Parcours durch die Stadt) etc.
Kooperation zwischen Stadthaus, Roxy, ggf. auch Ulmer Zelt und weitere
Bewusste Grenzüberschreitung zwischen allgemein etablierter Tanzkunst (Ballett) und der
Freien zeitgenössischen Szene
- Vernetzung in Baden-Württemberg
Mitgliedschaft im Verein der „Interessensgemeinschaft Tanz Ba-Wü“
regelmäßig Gastspiele aus anderen Städten Süddeutschlands einladen und eigene
Produktionen in andere Städte schicken
in Kooperation mit anderen Tanzhäusern: “Mini-Tourneen“ von Produktionen der Freien
Szene in Ba-Wü (zusätzliche Projektmittel von außen)
„Ba-Wü tanzt“ – landesweite Aktionswoche im Juli 2013
Unterstützung beim Aufbau eines Tanzbüros (Stuttgart)
Austausch mit anderen Städten, die das Thema Tanz ebenfalls aufbauen möchten:
Heidelberg
- Räumlichkeiten und Vernetzung
Es braucht einen festen Proberaum (mit Tanzboden, technischer Ausstattung und ggf.
Spiegel): denkbar wäre hierfür Halle 1 im Roxy
Darüber hinaus sollte eine kleine Theaterbühne regelmäßig zur Verfügung stehen:
Studiobühne im Roxy
Mögliche Aufführungsorte für Tanz in Ulm: Theater Ulm, Stadthaus, Roxy, Ulmer Zelt,
2.7.
Weitere Akteure
Darüber hinaus gibt es diverse freischaffende Künstlerinnen und Künstler in diesem Bereich, die seit
vielen Jahren immer wieder mit einzelnen Produktionen aufhorchen lassen, wie z.B. Reinhard
Köhler, Udo Eberl, Friedrich Glorian, Ursula Ritter u.a., die aber weder über einen konstanten
Produktionsort noch über sonstige Infrastruktur verfügen. Seit 2010 hat sich innerhalb dieser Szene
eine Initiative gegründet, die jährlich zum Welttanztag eine breit angelegte gemeinschaftliche
Aktion startet, bei der im vergangenen Jahr 30 verschiedene Gruppierungen an unterschiedlichen
Stellen im Ulmer Stadtgebiet mit ihren Aktivitäten sichtbar präsent waren.
3.
Aktuelle Aktivitäten auf Bundes- und Landesebene
-7-
3.1.
Bisherige Förderung des Tanzes in Ulm durch den Bund und das Land Baden-Württemberg
Bereits heute unterstützt das Land die Aktivitäten der Tanzszene in Ulm in mannigfaltiger Weise.
Zum einen über die Förderung des Ulmer Theaters, zum anderen über Zuschüsse die über das
Regierungspräsidium Tübingen als Kofinanzierung beantragt werden können sowie projektbezogen
über Fördermittel der Landesstiftung Baden-Württemberg und des Ministeriums für Wissenschaft,
Forschung und Kunst.
All diese Unterstützungen sind jedoch an eine finanzielle Beteiligung der Kommune gekoppelt,
häufig in Form einer Anteilsfinanzierung abhängig vom kommunalen Zuschuss. Das bedeutet
umgekehrt, dass in vielen Fällen jeder Euro, den die Stadt investiert, weitere Mittel von außen nach
sich zieht, die wiederum den Projekten zugute kommen.
2005 entschied die Kulturstiftung des Bundes, 12,5 Millionen Euro in den Tanz zu investieren. Sie
gab damit den Startschuss zu einer in ganz Europa einzigartigen Großinitiative für den Tanz. Auf
fünf Jahre angelegt, wirkte das Projekt bis 2010 als Katalysator für die deutsche Tanzszene und als
wegweisendes Modell für eine nachhaltige Kulturpraxis. Das Ziel war die umfassende und
systematische Stärkung der Kunstsparte Tanz. Baden-Württemberg und Ulm konnten von diesem
Programm leider nicht profitieren. In der Folge legte die Bundeskulturstiftung aber zwei neue Fonds
„Tanzerbe“ und „Tanzpartner“ (tanzfonds.de) auf, die auf die künstlerische Vermittlung des
kulturellen Erbes und auf die Etablierung von Partnerschaften zwischen Tanzinstitutionen,
Kompanien und Schulen zielen. Dafür stellt die Kulturstiftung des Bundes bis 2014 insgesamt 5
Millionen Euro zur Verfügung (Bewerbungsfrist für Tanzpartner bereits abgelaufen).
3.2.
Gründung Tanzbüro BW
Seit 2008 haben sich einige feste Tanzensembles und Vertreter der Freien Szene vernetzt und
gemeinsam am 15. März 2012 die „Interessengemeinschaft zeitgenössischer Tanz – TanzSzene BW
e.V.“ gegründet. Sie fördern von Anbeginn an den Institutionen übergreifenden Dialog. Aus dieser
Initiative heraus ist derzeit mit Unterstützung des Landes ein Tanzbüro Baden-Württemberg in
Gründung, das das Profil der Tanzszene Baden-Württemberg bundesweit und international
schärfen soll und Impulse für die Entwicklung der Tanzszene im Land bieten soll (www.tanzszene bw.de). „Durch die Schaffung geeigneter Infrastruktur soll mittelfristig ein Tanzbüro als
Kompetenzzentrum und langfristig ein Produktionshaus als Trainings-, Forschungs- und
Vorstellungszentrum gegründet werden, das nicht nur regionalen Künstlern optimale
Arbeitsbedingungen bietet, sondern auch nationale und internationale Künstler einlädt, in BW zu
leben und zu arbeiten.“ (Publikation TanzSzene BW). Das Büro wird in Stuttgart, in den Räumen
des Theaterhauses angesiedelt werden. Für das Produktionshaus ist derzeit noch kein Standort
definiert, Heidelberg ist momentan in der Diskussion, aber hier bestünde ggf. noch eine
Möglichkeit, sich als potenzieller Standort einzubringen.
3.3.
Aktuelle Fördermöglichkeiten von Seiten des Landes
"Das Land fördert den Tanz in Baden-Württemberg v.a. subsidiär und indirekt im Rahmen der
institutionellen Zuschüsse an die staatlichen und nichtstaatlichen Theater, Ausbildungsstätten,
Festivals und sonstigen Einrichtungen. Hinzu kommen direkte Förderungen für Einzelprojekte,
Veranstaltungen und die finanzielle Beteiligung am nationalen Performance-Netz zur Förderung
von Tanzgastspielen." (Kultur 2020 - Kunstpolitik für Baden-Württemberg, S. 137)
Tanzensembles können auch über die jährliche Projektförderung oder die mehrjährige
Konzeptförderung (insbesondere interessant für Compagnien die sich im Aufbau befinden), die das
Land im Bereich der freien Theater ausschreibt, unterstützt werden (jährlich insgesamt 1,46 Mio.
Euro in BW). Darüber hinaus gibt es voraussichtlich in absehbarer Zeit Möglichkeiten über einen
Innovationsfond kulturelle Bildung, der auf Landesebene derzeit diskutiert wird.
Ebenso wird von Landesseite die Einrichtung eines Tanzbüros unterstützt sowie Themen der
Interessengemeinschaft aufgegriffen, wie z.B. Errichtung eines (kommunalen) Produktionshauses,
Tanzpädagogik/Tanz in Schulen, Symposien, Kongresse, Festivals etc.
-84.
Mögliche Perspektiven in Ulm
Wie die Zusammenstellung zeigt, hat sich der Tanz als eigenständige Kunstform in den
vergangenen Jahrzehnten enorm dynamisch entwickelt und zunehmend im kulturellen Kanon
einen festen Platz eingenommen. Besonders charmant an dieser Kunstform ist - mit Blick auf die
aktuelle Gesellschaftsentwicklung in Deutschland, dass es sich um eine Kunstform mit
interdisziplinären Ansätzen und damit verbunden vielfältigen Zugangsmöglichkeiten handelt. Durch
die Ausdruckskraft des Körpers und der Bewegung spielen sprachliche Kompetenzen kaum eine
Rolle, Tanz eignet sich damit hervorragend als interkulturelles Ausdrucks- und
Kommunikationsmittel. Darüber hinaus finden sich in den modernen Ausdrucksformen des
Tanztheaters wie oben dargestellt zahlreiche interdisziplinäre Ansätze, Wechselspiele und
Wechselwirkungen mit Musik, Animationen und neuen Medien, die weitere Zugangsmöglichkeiten
bieten. Auch in der praktischen Ausübung insbesondere bei Kindern und Jugendlichen lässt sich
dem beklagten Bewegungsmangel und der Isolation mit dieser Kunstform ohne Vorkenntnisse viel
entgegensetzen.
Die Stadt Ulm hat bis dato keine Förderschiene im Bereich Tanz. Lediglich einzelne Produktionen
von freien Compagnien werden derzeit gelegentlich im Rahmen der Projektförderung unterstützt,
was aber auf Grund des begrenzten Umfangs derselben auf Dauer keine Lösung bietet. Es hat sich
jedoch gezeigt, dass auf dieser Basis einige qualitativ sehr gute Arbeiten entstanden sind, die auch
von Seiten des Publikums entsprechend gewürdigt und sehr gut besucht wurden.
Um der Bedeutung dieser Sparte gerecht zu werden, eine kontinuierliche Entwicklung zu
ermöglichen und auch einen Austausch mit Produktionen aus anderen Städten möglich zu machen,
könnte sich die Verwaltung vorstellen, analog zum Förderbereich Kinder- und Jugendtheater zu
verfahren, da mit diesem Ansatz sehr positive Erfahrungen gemacht wurden in der Aktivierung
verschiedener Kräfte eines bestimmten kulturellen Feldes.
Zur Realisierung bedürfte es einer kontinuierlichen Förderung für den Bereich. Perspektive könnte
sein:
a) Dreijährige institutionelle Förderung für freie Ensembles.
b) Projektförderung für Einzelvorhaben (evtl. auch mit einer Laufzeit die länger als ein Jahr ist), für
die sich auch bereits bestehende und von der Stadt geförderte freie Institutionen bewerben
können, u.a. auch im Bereich kultureller Bildung.
c) Raumkosten als Probelokalität für freie Ensembles (gegen geringe Miete), ausgestattet mit
Schwingboden und Spiegel und in einer angemessenen Größe, denn dies ist eine der
Hauptschwierigkeiten bei der Erarbeitung neuer Produktionen. Zur Erstellung eines entsprechenden
Raumes werden ggf. einmalig zusätzliche Investitionen notwendig sein.
Für die Vergabe von Mitteln bedürfe es Förderrichtlinien. Darüber hinaus wäre externer
Sachverstand in Form einer beratenden Jury hinzuziehen.