Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 3 - Protokoll der Jurysitzung am 25.05.2012.pdf
Größe
123 kB
Erstellt
13.10.15, 10:47
Aktualisiert
27.01.18, 23:36
Stichworte
Inhalt der Datei
Anlage 3 zu GD 049/13
Stadt Ulm
Fachbereich Stadtentwicklung,
Bau und Umwelt
Gutachterverfahren
Umgestaltung der Frauenstraße/ südlicher Bauabschnitt
Protokoll über die Sitzung der Jury am 25. Mai 2012, 9:00 -13:00 Uhr
Vortragssaal des Ulmer Museums
1. Teilnehmer
Mitglieder der Jury:
Edith Schütze, faktorgrün Freiburg
Volker Rosenstiel, Architekt und Stadtplaner Freiburg
Alexander Wetzig, Bau- und Umweltbürgermeister
Volker Jescheck, Hauptabt. Stadtplanung, Umwelt, Baurecht
Thomas Feig, Hauptabt. Verkehrsplanung, Straßenbau, Grünflächen und Vermessung
Gerhard Bühler, Ralf Milde (Stellv.), FWG-Fraktion
Winfried Walter, CDU-Fraktion
Hartmut Pflüger, Dorothee Kühne (Stellv.), SPD-Fraktion
Birgit Schäfer-Oelmayer, Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Dr. Bruno Waidmann, FDP-Fraktion
Fachliche Beratung:
Christian Giers, Stadt Ulm/ Abt. Grünflächen
Vorprüfung:
Peter Rimmele, Stadt Ulm/ Abt. Städtebau und Baurecht I
2. Ablauf
Begrüßung:
Herr Wetzig begrüßt im Namen der Stadt Ulm die Mitglieder der Jury und erläutert den
Ablauf der Veranstaltung.
Vorstellung der Planungsaufgabe:
Herr Rimmele erläutert zunächst die städtebauliche Situation und fasst die Aufgabenstellung zusammen.
Gutachterverfahren Frauenstraße/südl. Bauabschnitt, Jury am 25.05.2012
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Informationsrundgang:
Im Rahmen eines ersten Rundgangs werden die sechs Entwürfe nacheinander in ihren
Grundzügen vorgestellt und das Ergebnis der Vorprüfung erläutert. Eine tabellarische Zusammenfassung der Vorprüfungsergebnisse wird an die Jurymitglieder ausgehändigt.
Diskussionsrundgang:
Im ersten wertenden Rundgang diskutiert die Jury eingehend Stärken und Schwächen
der einzelnen Entwürfe. Am Ende des Rundgangs werden die Arbeiten mit den Kennziffern 1102 und 1103 einstimmig, die Arbeit mit der Kennziffer 1106 durch Mehrheitsentscheidung ausgeschieden.
Entscheidungsrundgang:
Die verbleibenden Arbeiten 1101, 1104 und 1105 werden erneut eingehend studiert
und umfassend diskutiert. Die Jury empfiehlt schließlich den Entwurf mit der Kennziffer
1101 als Grundlage für die weitere Bearbeitung. Der Beschluss ergeht einstimmig.
Empfehlungen:
Die Jury formuliert abschließend die Empfehlungen für die Überarbeitung des ausgewählten Entwurfs.
Öffnen der Verfassererklärungen und Schließen der Sitzung:
Die Verfassererklärungen werden geöffnet und die einzelnen Entwurfsverfasser benannt.
Die Sitzung wird gegen 13:00 Uhr beendet.
3. Ergebnisse
Kennziffer 1101:
Dem Entwurfsverfasser gelingt es sehr gut, die bisherige Vorrangstellung des Straßenverkehrs zugunsten des Fußgängers zu reduzieren, indem er zwischen die Spuren des Individualverkehrs eine langgestreckte Mittelinsel als Trittstein und Querungshilfe einführt.
Zudem fügt der Verfasser in den Pflasterbelag farblich abgesetzte Bänder quer zur Fahrtrichtung ein in der Absicht, die dem Verkehr geschuldete Linearität in einem zentralen
Bereich der Frauenstraße optisch zu brechen. Darüber hinaus reduzieren Richtungswechsel in der Fahrbahn sowie der Wechsel von fahrdynamischer Spurführung hin zu Poligonzügen die bisherige Verkehrsdynamik der Frauenstraße. Den Entwurf zeichnet einerseits
eine besondere gestalterische Handschrift mit wesentlichen Verbesserungen der Aufenthaltsqualität aus; andererseits ist das Vokabular der Straßenraumgestaltung aus den
Prinzipien der anschließenden Straßenabschnitte entwickelt, so dass gestalterische Brüche vermieden werden.
Unter dem Aspekt des Bauunterhalts werden die querenden Bänder im Fahrbahnbelag
kritisch diskutiert. Die dem Entwurf zugrunde liegende Idee einer Verklammerung des
Straßenraums steht jedoch auch im Falle bautechnisch bedingter Modifikationen nicht
grundsätzlich in Frage. Die dreidimensionalen Baumquartiere auf der Westseite werden
als zu groß und dem Straßenraum unangemessen beurteilt.
Kennziffer 1102:
Der Entwurfsansatz, die Frauenstraße dem City-Ring zuzuordnen, wird als verfehlt betrachtet. Auf diese Weise würde die vorrangige Bedeutung des motorisierten Verkehrs in
Gutachterverfahren Frauenstraße/südl. Bauabschnitt, Jury am 25.05.2012
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der Frauenstraße entgegen der Grundintention des Auslobers weiter gefestigt. Zwei dominante Baumreihen und eine starke Linearität in der Oberflächengestaltung verstärken
die trennende Wirkung der Frauenstraße zwischen City und östlicher Altstadt. Die Axialität des Entwurfs und die starke Funktionszuweisung werden als der Altstadt nicht angemessen bewertet. Der Nutzen des breit angelegten Mittelstreifens ist infrage gestellt, indem die Querung der Fahrspuren über Zebrastreifen geregelt wird.
Der Entwurfsverfasser setzt sich über die Vorgabe im Ausschreibungstext hinweg, dass
die Busspur in Richtung Süden zu erhalten sei. Unter Beibehaltung der erforderlichen
Busspur wäre die Grundidee des Entwurfs, die Frauenstraße boulevardartig auszubauen,
nicht zu halten.
Kennziffer 1103:
Durch klare Abschnittsbildung im Verlauf der Frauenstraße gelingt es dem Entwurfsverfasser, die verkehrsbasierte Linearität des Straßenraums aufzbrechen; zugleich strahlt die
ruhige, straßenübergreifende Oberflächengestaltung urbane Großzügigkeit aus .
Die generell positive zu wertende Trittsteinfunktion der angerförmig verbreiterten Mittelinsel geht jedoch zu Lasten der Bewegungs- und Aufenthaltsflächen entlang der Seitenräume. Die Mittelinsel ist für sich wiederum zu schmal, um die räumlich-qualitativen Einbußen in den Randbereichen zu kompensieren. Die Ausdehnung der Mittelinsel auf bis
zu 7 m Tiefe würde den unhistorisch breiten Raum der Frauenstraße in diesem Bereich
auf Dauer verfestigen. Im Übrigen beschränkt sich diese Querungshilfe lediglich auf den
zentralen Bereich; in den nördlich und südlich anschließenden Abschnitten bleibt die
Trennwirkung durch den motorisierten Verkehr weiterhin bestehen.
Kennziffer 1104:
Der Entwurf führt konsequent den Duktus des nördlichen, bereits sanierten Bauabschnitts der Frauenstraße nach Süden fort. Die langgestreckte Mischverkehrsfläche entspricht der Zielvorstellung des Auslobers, die Trennwirkung des Fahrverkehrs zu reduzieren. Über die bereits bekannten Funktions- und Gestaltungselemente hinaus bietet der
Entwurf jedoch keine Ansätze, die geeignet sind, das Verhältnis von motorisiertem Verkehr und Fußgängern neu justieren.
Der gestalterische Ansatz, den Straßenraum durch Baumreihen in den einmündenden
Gassen quer zur Frauenstraße zu rhythmisieren, überzeugt nicht. Mit dieser Betonung
der Nebengassen würde die Hierarchie des Erschließungssystems konterkariert. Zudem
führten die in den Straßenraum hereinragenden Baumstandorte zur Schwächung städtebaulich markanter Raumkanten und Blickpunkte (z.B. Ehinger Hof).
Kennziffer 1105:
Der Entwurf setzt sich differenziert mit der Frage auseinander, wie der Straßenzug abschnittsweise gegliedert und der motorisierte Verkehr verträglich in den Straßenraum integriert werden kann. Die Jury würdigt - trotz der Vorbehalte bzgl. der technischen Ausführung und des Unterhalts - die konsequente Umsetzung dieser Bestrebungen in Form
des übergreifenden Pflasterbelags im Zentrum des Planungsgebiets.
Der Fokus für diese platzartige Gestaltung kann dagegen nicht überzeugen. Der durchgepflasterte Bereich beschränkt sich auf einen vergleichsweise kurzen Abschnitt und verknüpft entgegen den reellen Fußgängerströmen die stark frequentierte Fußgängerzone
der Hafengasse mit der ruhigeren, vorrangig der Quartierserschließung dienenden
Gutachterverfahren Frauenstraße/südl. Bauabschnitt, Jury am 25.05.2012
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Sammlungsgasse. Ferner korrespondiert die Fläche nicht mit der begrenzenden Bebauung.
Die stringente Baumreihe teilt den Straßenraum mittig und konterkariert damit die Bemühungen, die Straßenseiten mithilfe der Oberflächengestaltung besser zu vernetzen. Im
Übrigen verhindert die Baumreihe in Mittellage, dass der Mittelstreifen als Multifunktionsfläche - etwa für Überholvorgänge an der Bushaltestelle – genutzt werden kann.
Kennziffer 1106:
Mittels Aufpflasterung der Kreuzungsbereiche Hafen-/Bockgasse und Kornhaus/Sammlungsgasse erreicht der Entwurfsverfasser eine angemessene, auf die wesentlichen
Fußgängerbeziehungen ausgerichtete Sequenzierung der südlichen Frauenstraße. Die
homogene, auf möglichst zusammenhängende Flächen ausgerichtete Gestaltung des
Straßenraums schafft einen großzügigen Raumeindruck; unregelmäßig gereihte Bäume
rhythmisieren den Straßenlauf, ohne dabei die Axialität der Straße zu forcieren.
Die Großzügigkeit der Fußgängerbereiche gerade im Abschnitt zwischen Kornhausgasse
und Hafengasse erzielt der Entwurfsverfasser, indem er teilweise auf die in der Ausschreibung geforderte Busspur verzichtet. Der damit verbundene Flächengewinn generiert eine räumliche Qualität, die nicht aufrecht zu erhalten wäre, wenn die erforderliche
Busspur durchgebunden würde.
4. Entscheidung
Die Jury empfiehlt, den Entwurf mit der Kennziffer 1101 der weiteren Bearbeitung zugrunde zu
legen. Der Beschluss ergeht einstimmig. Insbesondere die neue Qualität im Verhältnis zwischen
Fußgänger und Fahrverkehr sowie die müheloselose Einfügung des Entwurfs in den Bestand
überzeugen. Die Jury bittet bei der weiteren Bearbeitung um Berücksichtigung folgender Aspekte:
Die Abgrenzung des gestalterisch hervorgehobenen Bereichs ist zu überdenken. Dabei ist
darauf zu achten, dass der Straßenraum auch jenseits dieses Bereichs eine entsprechend
hohe gestalterische Qualität aufweist.
Der Knoten Kornhausgasse/Frauenstraße/Bockgasse ist in seiner Ganzheit zu betrachten
und soll angesichts seiner vorrangigen Bedeutung im Quartier intensiver bearbeitet werden.
Von den heute 26 Stellplätzen wurden nurmehr 15 Stellplätze in den Entwurf integriert.
Der Erhalt weiterer Stellplätze für Kurzzeitparker ist wünschenswert.
Es ist darauf zu achten, dass die Oberflächengestaltung im zurückhaltenden Duktus der
Ulmer Innenstadt gehalten ist und den Straßenraum nicht „dramatisiert“.
Die erhabenen Baumquartiere entlang der westlichen Straßenseite sind angesichts der
beschränkten Bewegungsfläche in den Seitenräumen nicht angemessen und daher gegen flächenbündige Baumscheiben auszutauschen.
Die Art der neu zu pflanzenden Bäume soll sich am Bestand in der Frauenstraße orientieren.
Gutachterverfahren Frauenstraße/südl. Bauabschnitt, Jury am 25.05.2012
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5. Zuordnung der Tarnzahlen
Anhand der Verfassererklärungen haben sich folgende Zuordnungen ergeben:
581347
Meister Architekten, Ulm
Dr. Daniel Meister mit Kerstin Junker, Hans
Prinzing, Christian Fahnberg (Verkehr)
1102
142967
Freie Planungsgruppe 7, Stuttgart
Petra Zeese mit Heide Buff, Simon Piecha,
Melanie Kupferschmid, Christoph Link (Verkehr)
1103
499321
A-U-R-A, Ulm
Marisol Rivas Velàsquez, Christian Schmutz,
F. Anderhofstadt (Licht)
1104
581463
Schmid+Rauh Landschaftsarchitekten, Ulm
Manfred Rauh mit Markus Oßwald und Susanne Irsch
1105
100412
Orplan, Stuttgart
Christine Tritschler und Prof. Wolfgang
Schwinge mit Nadine Kuula
172604
Baron Landschaftsarchitekten, Ulm
Hannes Baron mit Hüseyin Bagci, Annika
Leupold, R. Neumann/Modus Consult (Verkehr)
1101
1106
19.06.2012
Rimmele
Gutachterverfahren Frauenstraße/südl. Bauabschnitt, Jury am 25.05.2012