Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 2 - Protokoll Obergutachtersitzung.pdf
Größe
46 kB
Erstellt
13.10.15, 13:41
Aktualisiert
28.01.18, 01:08
Stichworte
Inhalt der Datei
Anlage 2 zu GD 249/10
Städtebauliches Gutachterverfahren – Lehr Süd
Baugebiet „Hinter der Schmiede“
Protokoll zur Obergutachtersitzung
Obergutachtersitzung
Termin:
Dauer:
Ort:
22.Oktober 2009
14:00 – 17:30 Uhr
Rathaus Ulm, Besprechungszimmer BM3, Zi.Nr.: 359
Obergutachtergremium
Fachobergutachter:
Herr Prof. Florian Burgstaller, München Karlsruhe
Frau Dipl. Ing. Almut Henne, Freiburg
Herr Wetzig / BM3
Herr Jescheck / SUB
Sachobergutachter:
Herr Dörfler / CDU Fraktion
Herr Böck / FWG Fraktion
Frau Goller-Nieberle / FDP Fraktion
Herr Pflüger / SPD Fraktion
Frau Weinreich / Bündnis 90 Grünen Fraktion
Sachverständige Berater
-
Herr Raßmann / VGV-VP
Herr Bucher, Herr Leihkauf / LI
Herr Wegerer / OV
Herr Lehmann / OR
Herr Schroer / OR
Vorprüfer
-
Herr Csulits / SUB
Herr Schmid / SUB
Teilnehmende Büros
-
H2R Architekten, München, Herr Prof. H.-P. Hebensperger-Hüther
Janson + Wolfrum Architektur und Stadtplanung, München
Meister Architekten, Ulm
Mühlich, Fink und Partner, Herr Fink, Ulm
ORPlan, Stuttgart
Schwarz. Jacobi Architekten, Stuttgart
ZG Architekten, Herr Ziegler, Ulm
Lehr Süd - Protokoll der Obergutachtersitzung vom 22.10.2009.doc
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Eröffnung
Herr Baubürgermeister Wetzig begrüßt die Teilnehmer und eröffnet die Sitzung.
Die Vollständigkeit und Beschlussfähigkeit des Obergutachtergremiums wird festgestellt.
Der Hauptabteilungsleiter Stadtplanung, Umwelt, Baurecht, Herr Jescheck erläutert die
Aufgabenstellung des Gutachtens und fasst die wesentlichen städtebaulichen Ziele in einer
kurzen Übersicht zusammen.
Ortschaftsrat Herr Lehmann gibt eine Übersicht über die Wünsche und Vorstellungen des
Ortschaftsrates und betont hierbei folgende, dem Ortschaftsrat wichtigen Ziele:
1. eine gemischte Bauweise aus Einfamilienhäusern und Geschossbau
2. eine ortsverträgliche Verkehrsführung der neuen Ringstraße
3. attraktive Grünstrukturen und eine Grünvernetzung mit dem Ortskern
Präsentation der Entwürfe
Die Präsentation der 7 Entwürfe erfolgt mittels Beamer und Laptop durch die jeweiligen
Verfasser. Für die Vorstellung der einzelnen Arbeiten und zur Beantwortung von Fragen aus
dem Gremium werden ca. 15 min vereinbart. Die Vorstellung verläuft in alphabetischer
Reihenfolge.
Nach der Vorstellungsrunde, ca. 16:00 Uhr wird eine 5 min. Pause eingelegt.
Bewertungsverfahren
Herr Wetzig erläutert das weitere Vorgehen. Über ein Ausscheidungsverfahren soll die Arbeit
ausgewählt werden, die weiterverfolgt wird. Um einen Wertungsüberblick zu erhalten, schlägt
er als erstes einen allgemeinen Wertungsrundgang durch alle Arbeiten vor und im Anschluss
daran das Ausscheidungsverfahren.
Bei der Bewertung der Entwürfe werden folgende Anmerkungen zu den einzelnen Entwürfen
von Seiten der Juri vorgebracht:
H2R Architekten:
Die Arbeit lässt einen starken Gestaltungswillen erkennen. Die Gebäudestruktur ist fixiert und
festgelegt. Dadurch wirkt die Arbeit etwas starr und schematisch.
Die Arbeit lässt einen gewisser Mangel an Geschlossenheit erkennen. Es gibt 3 unterschiedlich
strukturierte Bereiche, die geforderte Durchmischung an Haustypen fehlt. Dadurch ist die Arbeit
insgesamt wenig flexibel.
Trotz intensiver Durchgrünung mit starken Freiraumqualitäten gibt es wenig FußwegeQuerverbindungen. Eine angemessene Verknüpfung zum Ortskern wird vermisst. Der
Straßenraum wirkt in Teilbereichen zu städtisch.
Janson + Wolfrum:
Der Entwurf weist extrem starre, fixierte und unflexible Strukturen auf. Die schematisch
angeordneten Siedlungszellen erscheinen als isolierte Einheiten ohne erkennbaren
Zusammenhang.
Die Planung ist der Örtlichkeit unangemessen und so nicht zu realisieren. Ewig lange
Straßenschluchten mit monotoner Baustruktur. Mangelnde Fußwegverbindungen zur
Universität.
Auch Landschaftsplanerische Aspekte sind weitgehend vernachlässigt. Die Arbeit weist Mängel
in den Freiraumqualitäten, der Ortsrandeingrünung und der Grünvernetzung auf.
Lehr Süd - Protokoll der Obergutachtersitzung vom 22.10.2009.doc
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Meister Architekten:
Die Arbeit lässt viele interessante und differenzierte Gedanken erkennen. Sie ist dabei flexibel
und sehr realitätsnah. Zwei sehr starke Richtungen und eine dominante Grünachse bestimmen
den Städtebau. Der Richtungswechsel, die Anbindung an den Ort sowie die Straßenführung sind
sehr gelungen. Die Gestaltung der Ortsränder hingegen wirkt eher zufällig.
Die Durchmischung und das Angebot an Wohnformen innerhalb der Quartiere ist sehr flexibel,
dennoch erscheint das dem Entwurf zugrunde liegende Angebot teilweise am Markt vorbei.
Die Arbeit ist sehr lebendig gestaltet und sympathisch.
Mühlich, Fink und Partner:
Die Idee, die der gewählten städtebaulichen Struktur zugrunde liegt, das Aufgreifen und
Übernehmen vorhandener Ortsquartiere ist originell, jedoch nicht vermittelbar. Die Strukturen
und Richtungen sind langfristig nicht mehr nachvollziehbar, bzw. im gebauten Zustand nicht
spürbar. Die so durch Grünbereiche von einander getrennten Quartiere sind zu sehr autonom.
Die Straßenführung und Anbindung an den Kreisel ist problematisch. Das Verlegen der Straße
an den Ortsrand ermöglicht zwar eine ungestörte grüne Mitte, lässt die Straße selbst aber zur
Rennstrecke und nicht zu der gewünschten verkehrsverträglichen Ortsstraße werden. Ein Teil der
Bebauung im Südwesten wird durch die Straße ausgegrenzt.
Die Flexibilität des Entwurfs ist nicht in dem Maß gegeben, wie der erste Eindruck der Arbeit
vermittelt.
ORPlan:
Die Arbeit wirkt auf den ersten Blick leicht übererschlossen, lässt aber gerade in der
differenzierten Straßenraumgestaltung sehr hohe stadträumliche Qualitäten erkennen. Sehr
sensibel gestaltet, weist sie eine gelungene Mischung aus Strenge und Lockerheit auf.
Die wie selbstverständlich wirkende Durchmischung von Einfamilienhäusern und Geschossbau
ist gelungen. Der Entwurf zeigt ein geschlossenes Baugebiet mit durchweg gleichwertig guten
Bauplätzen.
Der Grünzug in Quartiersmitte stellt einen der wenigen Akzente der Arbeit dar. Die Gestaltung
der Ortsränder erscheint eher willkürlich, aber nicht schlecht. Die Regenwasserableitung in die
öffentlichen Grünflächen ist überzeugend und sehr gut gelöst.
Insgesamt handelt es sich hier um eine sehr robuste, gut gelungene Arbeit mit hohen
Qualitäten, die im oberen Bereich anzusiedeln ist.
Schwarz. Jacobi Architekten:
Der Entwurf zeigt Strenge und große Starrheit. Die Positionierung der Geschossbauten erfolgt
zum Teil nach Verkehrskriterien, nach Lage der Straßen. Die Verteilung wirkt sehr formal. Die
Strenge im Innern ist an den Ortsrändern nicht mehr durchgehalten.
Die gewählte Verkehrserschließung überzeugt nicht. Durch die Trennung der Ringstraße in zwei
separate Stichstraßen mit Querverbindungen verteilt sich der Hauptverkehr auf ein sehr großes
Gebiet, was als sehr nachteilig empfunden wird.
Das Freiraumpotential ist gering, es beschränkt sich im wesentlichen auf die Grünfläche am
Waldrand. Die Fußwegeverbindungen zur Universität verlaufen nur über Straßen.
ZG Architekten:
Augenfällig bei dieser Arbeit ist die sehr strenge, quartiersbezogene Verteilung der einzelnen
Bauformen. Der Entwurf zeigt keinerlei Flexibilität oder Durchmischung im Gebiet. Von einem
Siedlungsmodell der Zukunft kann hier nicht die Rede sein. Der Entwurf ist zu schematisch und
bietet in jedem Bauabschnitt jeweils nur einen Haustyp an.
Ausscheidungsverfahren
Die Entwürfe der Teilnehmer werden in alphabetischer Reihenfolge zur Abstimmung gebracht.
Die 9 stimmberechtigten Obergutachter stimmen wie folgt ab:
Lehr Süd - Protokoll der Obergutachtersitzung vom 22.10.2009.doc
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H2R Architekten:
Janson + Wolfrum:
Meister Architekten:
Mühlich, Fink und Partner:
ORPlan:
Schwarz. Jacobi Architekten:
ZG Architekten:
Die Arbeit wird einstimmig ausgeschieden.
Die Arbeit wird einstimmig ausgeschieden.
Die Arbeit bleibt in der engeren Wahl.
Die Arbeit wird einstimmig ausgeschieden.
Die Arbeit bleibt in der engeren Wahl.
Die Arbeit wird mit einer Gegenstimme ausgeschieden.
Die Arbeit wird einstimmig ausgeschieden.
Positive Bewertung
Die beiden verbleibenden Arbeiten von Meister Architekten und ORPlan werden einander
gegenübergestellt, ihre jeweiligen Besonderheiten hervorgehoben und vergleichend bewertet.
Von den Obergutachtern wird hierbei zusammenfassend festgestellt:
Meister Architekten:
Die Erschließung ist sparsamer, aber strenger. Der Entwurf macht viele Vorgaben in der
Architektur. Zuviel ist gewollt, es liegt zuviel Steifheit und Notwendigkeit in der Umsetzung.
Der Übergang zum Ortskern ist sehr gelungen, der östliche Ortsrand hingegen schwach.
Die einzelnen Ideen sind gut, in der Gesamtheit, der Summe jedoch weniger überzeugend.
Die Arbeit hat Pep und Charme, zeigt große Flexibilität und kann je nach Bedarf variieren. Die
der Arbeit zugrunde liegenden Visionen sind allerdings fragwürdig hinsichtlich des Bedarfs.
Der Entwurf zeigt ein etwas städtischeres Konzept, die gewählte Haustypologie orientiert sich
stärker an der Nachfrage aus dem universitären Bereich.
Das Spektakuläre an der Arbeit liegt mehr in der gekonnten Darstellung und Plangrafik als
letztlich im Raumerlebnis in den Quartieren selbst.
ORPlan:
Die Anstrengung und das Augenmerk dieser Arbeit steckt im Detail. In den grundsätzlich
ruhigen Strukturen liegen sehr viele Qualitäten. Die Arbeit ist auf Dauer tragfähiger.
Das Gesamtkonzept überzeugt auf Anhieb als eine wirklich gute Arbeit.
Das Angebot ist bedarfsorientiert, der Entwurf solide und bodenständig. Das städtebauliche
Konzept dieser Arbeit, das Netz ist deutlich robuster.
Das große Angebot an Einzelhäusern entspricht der nach wie vor großen Nachfrage nach
Einzelhäusern. Die Arbeit ist im Vergleich insgesamt deutlich besser, sie stellt ein selten gutes
„Wettbewerbsergebnis“ dar.
Der Entwurf wirkt auf den ersten Blick unspektakulär, die Qualität aber steckt im Detail. Die
einzelnen Straßenabschnitte verfügen über hohe Freiraumqualitäten. Diese Raumqualitäten,
locker und vielseitig ausgestaltetet sind das wirklich Spektakuläre.
Die Arbeit gibt das wider, was der Ortschaftsrat sich gewünscht hat, ein wirklich flexibles
Angebot an Hausformen mit einer guten Mischung aus Einfamilienhäusern und Geschossbau.
Schlussabstimmung
Herr Wetzig bittet die Obergutachter nun zur Schlussabstimmung.
Mit nur einer Gegenstimme, mit 8 zu 1 Stimmen wird die Arbeit von ORPlan ausgewählt
und zur Weiterbearbeitung empfohlen.
Herr Wetzig bedankt sich bei allen Teilnehmern für das gute Ergebnis und beendet die
Gutachtersitzung gegen 17:30.
29.10.2009
Schmid
Lehr Süd - Protokoll der Obergutachtersitzung vom 22.10.2009.doc