Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 2_Protokoll der Obergutachtersitzung.pdf
Größe
57 kB
Erstellt
13.10.15, 13:41
Aktualisiert
28.01.18, 01:11
Stichworte
Inhalt der Datei
Anlage 2 zu GD-Nr. 248/10
Städtebauliches Gutachterverfahren
„Gestaltung Neue Ortsmitte Jungingen“
Protokoll zur Obergutachtersitzung
Obergutachtersitzung
Termin:
Dauer:
Ort:
18. März 2010
14:00 – 17:00 Uhr
Rathaus Ulm, Besprechungszimmer BM3, Zi.Nr.: 359
Obergutachtergremium
Fachobergutachter:
Frau Zeese / Planungsgruppe 7, Stuttgart
Herr Wetzig / BM3
Herr Jescheck / SUB
Sachobergutachter:
Herr Gerhard Bühler (Unabhängige Wählergemeinschaft)
Frau Dr. Elisabeth Klump (SPD Fraktion)
Frau Elfriede Pfarr (Bürgergemeinschaft Ulm-Jungingen)
Sachverständige Berater
-
Frau Schindler / OV
Herr Reimers / VGV/VP
Herr Giers / VGV/GF
Herr Wirsching / GM
Vorprüfer
-
Herr Csulits / SUB
Herr Schmid / SUB
Teilnehmende Büros
-
Aura Architekten, Neu-Ulm
Meister Architekten, Ulm
Mühlich, Fink & Partner / Hans-Jürgen Baron, Ulm
Zeeb Ökologie + Umweltplanung / Ott Architekten, Jungingen / Laichingen
Büro für Stadtplanung Erwin Zint / Prof. Arno S. Schmid, Manfred Rauh /
IDW Architekten Fr. Nicole Pflüger, Neu-Ulm
Gestaltung Neue Ortsmitte Jungingen - Protokoll der Obergutachtersitzung.doc
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Eröffnung
Herr Baubürgermeister Wetzig begrüßt die Teilnehmer der Jury und eröffnet die Sitzung.
Die Vollständigkeit und Beschlussfähigkeit des Obergutachtergremiums wird festgestellt.
Der Hauptabteilungsleiter Stadtplanung, Umwelt, Baurecht, Herr Jescheck erläutert die
Aufgabenstellung des Gutachtens und fasst die wesentlichen Ziele nochmals kurz zusammen.
Die externe Fachobergutachterin Frau Zeese stellt fest, dass eine der Arbeiten sich über eine der
Vorgaben des Auslobungstextes hinweggesetzt hat und bittet um Klärung , wie damit bei der
Beurteilung umgegangen werden soll. Im Text steht, dass bei Erhalt und Neuplanung des
Rathauses grundsätzlich am heutigen Standort der Ortsverwaltung festzuhalten ist. Eine der
Arbeiten hat das neue Rathaus an einer anderen Stelle positioniert.
Herr Jescheck erläutert, dass im juristischen Sinne „grundsätzlich“ gleichzusetzen ist mit „im
Grundsatz“, und keine ausschließende Wirkung hat. Ein Widerspruch zum Auslobungstext liegt
somit nicht vor.
Anschließend gibt Frau Zeese eine Übersicht zu den Beurteilungskriterien, anhand derer die
Arbeiten geprüft werden. Die wichtigsten Kriterien sind:
- Stadträumliche Ordnungsidee
- Aufenthaltsqualität
- Verflechtung der unterschiedlichen Nutzungen
- Verkehrsfunktion (Verkehrsberuhigung, Parkierung, etc.)
- Qualität der Materialien
- Gebäude der Ortsverwaltung
- Umsetzbarkeit in Bauabschnitten
Unter diesen Gesichtspunkten wird die Arbeit gesucht, die für die Ortsmitte den wertvollsten
Beitrag leistet.
Präsentation der Entwürfe
Die Präsentation der 5 Entwürfe erfolgt mittels Beamer und Laptop durch die jeweiligen
Verfasser. Für die Vorstellung der einzelnen Arbeiten und zur Beantwortung von Fragen aus
dem Gremium sind ca. 15 min vorgesehen. Die Vorstellung verläuft in alphabetischer
Reihenfolge. Nach der Vorstellungsrunde, ca. 15:30 Uhr wird eine 5 min. Pause eingelegt.
Bewertungsverfahren
Herr Wetzig erläutert das weitere Vorgehen. Über ein Ausscheidungsverfahren soll letztlich die
Arbeit ausgewählt werden, die weiterverfolgt wird. Um einen Wertungsüberblick zu erhalten,
schlägt er als erstes einen allgemeinen Wertungsrundgang durch alle Arbeiten vor und im
Anschluss daran das Ausscheidungsverfahren.
Grundsätzlich wird festgestellt, die Arbeiten lassen sich in 2 Gruppen aufteilen:
- 3 Arbeiten erhalten das alte Rathaus
- 2 Arbeiten ersetzen es durch einen Neubau
Bei der Bewertung der Entwürfe werden folgende Anmerkungen zu den einzelnen Entwürfen
von Seiten der Juri vorgebracht:
Gestaltung Neue Ortsmitte Jungingen - Protokoll der Obergutachtersitzung.doc
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Aura Architekten, Neu-Ulm
Öffentlicher Raum:
Die Arbeit greift das Ortsbild auf und entwickelt es weiter. Auffällig ist der Teppich, ein
zusammenhängender Raum aus einem Material. Allerdings ist die farbliche Unterlegung des
Straßenraums ein überwiegend grafisches Element. Die Anordnung, sich wiederholender
linearer Elemente lassen eine Mitte und wirkliche Aufenthaltsqualitäten vermissen. Der
Straßenraum schießt gerade durch mit großen, relativ ungestalteten Flächen. Eine
Verkehrsberuhigung erfolgt nur mittels Materialwechsel, der Eindruck der Durchgangsstraße
bleibt nach wie vor erhalten. Der Dorfplatz ist ohne Feuerwehrerweiterung nach Süden hin
offen. Der wassergebundene Platzbelag wird als dörfliches Gestaltungselement allgemein
begrüßt, die Grünfläche hingegen betont die Linearität und wirkt trennend.
Die Verlegung der Bushaltestellen in die Mitte (kurze Wege) wird positiv bewertet. Die sich
gegenüberliegenden Haltestellen behindern auch nicht die Überwege. Der Zebrastreifen
allerdings wirkt kontraproduktiv, da der Autofahrer dadurch nicht zu einem langsamen,
rücksichtsvollen Fahren veranlasst wird.
Erhalt des Rathauses:
Das Rathaus mit großzügigem Vorfeld steht auf einem Podest, lässt aber eine einladende Geste
vermissen. Der Behindertenzugang auf der Rathausrückseite wird als trennend empfunden. Die
Aufstockung stellt einen nicht angemessenen finanziellen Aufwand dar, zumal diese letztlich zu
einer Verschlechterung der Gebäudeproportionen führt.
Insgesamt ist die Arbeit nicht wirklich überzeugend.
Meister Architekten, Ulm
Öffentlicher Raum:
Das Rathaus steht auf einem Tablett mit Treppen und Mauern und stellt eine sehr starke
Abgrenzung zum Straßenraum hin dar. Anstelle einer Abgrenzung war eher ein „offenes“
Rathaus gewünscht. Die 2 Meter hohe Mauer ist äußert unattraktiv für die Fußgänger, zumal die
Bushaltestelle den Bereich vor der Mauer noch zusätzlich einengt. Das Rathaus verschwindet
gewissermaßen optisch hinter dieser Mauer. Der Aufenthaltsbereich und Platz wird auf die
Rathausrückseite verlegt. Das Parken in Straßenmitte entspricht nicht unbedingt einem
dörflichen Charakter. Zudem zerschneidet es den Raum und im Zusammenhang mit dem Parken
muss grundsätzlich die Fahrbahn überquert werden. Die Autos stehen allgemein zu sehr im
Mittelpunkt.
Erhalt des Rathauses:
Der Umgang mit dem Rathaus wird positiv gesehen, das Entfernen des Balkons hingegen eher
etwas skeptisch. Die innenräumliche Qualität, Nutzungsmöglichkeit und Flexibilität ist sehr gut.
Allerdings ist diese Qualität auch mit einem großen Flächenverbrauch (doppelte Nutzfläche)
verbunden.
Im Umgang mit dem öffentlichen Raum weist die Arbeit gravierende systematische Fehler auf.
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Mühlich, Fink und Partner, Ulm
Öffentlicher Raum:
Die Arbeit löst mit der Positionierung des Rathauses intelligent alle Probleme und schafft die
notwendigen räumlich funktionalen Bezüge. Die Positionierung des Gebäudes schafft zugleich
eine bauliche Verkehrsberuhigung. Der Verkehr muss sich unterordnen. Es entsteht eine wirklich
Neue Mitte. Das neue Rathaus steht selbstbewusst im Mittelpunkt. Der Raum wird völlig neu
geordnet. Alle Funktionen werden an einem Punkt, an einem Zentrum gebündelt. Der
Grundgedanke ist so überzeugend, dass alles andere ebenfalls passt, sogar die Lage des
denkmalgeschützten Pfarrhauses nimmt wieder seine raumbildende Position ein. Die
Nutzungsmöglichkeiten auf den einheitlich mit einem Material gestalteten Platzflächen sind
äußerst flexibel hinsichtlich Aufenthaltsbereichen, Parkierung und sonstiger Aktivitäten.
Rathaus als Neubau:
Der Baukörper nimmt traditionelle Formen auf und setzt diese in zeitgemäße Architektursprache
um. Die Nutzung im Erdgeschoss mit Laden, Cafe, Bistro und der Ortsverwaltung mit dem, in
den Platz hinein wirkenden Sitzungssaal im Obergeschoss, ist an dieser Stelle gelungen.
Es ist die einzige Arbeit mit einer wirklich klaren städtebaulichen Ordnung. Die Arbeit wird bei
der Beurteilung unbedingt im oberen Bereich angesiedelt.
Zeeb Ökologie + Umweltplanung / Ott Architekten, Jungingen / Laichingen
Öffentlicher Raum:
Die Arbeit vermittelt den Versuch einer ortstypischen Planung, es sind jedoch keine klaren
Strukturen und keine zusammenhängende Ordnungsidee erkennbar. Die Arbeit hat teils gute
räumliche Ansätze, wirkt aber durch die Vielzahl an baulichen Elementen und
unterschiedlichsten Materialien überinstrumentiert. Es herrscht ein Überangebot an
Aufenthaltsbereichen und Plätzen. Das Aufteilen des ohnehin spärlich vorhandenen
Nutzerpotentials auf 3 Platzbereiche, „3 kleine Ortsmitten“, ergibt insgesamt betrachtet kein
Gesamtkonzept. Ohne den Feuerwehrerweiterungsbau fehlt die Platzbegrenzung am Dorfplatz.
Die Anordnung der Bushaltestellendächer als Raumabschluss im Straßenraum überzeugen nicht.
Positiv hingegen wird der Rückbau der Ehmannstraße zur Schaffung von Parkraum gesehen.
Erhalt des Rathauses:
Der Umgang mit dem Rathaus vermittelt vordergründig den Eindruck eines denkmalschützenden Ansatzes. Der Saal- und Treppenhausanbau verstößt hier jedoch gravierend gegen
gestalterische Grundsätze. Auch in funktionaler Hinsicht ist die Anordnung des Saalanbaus
unglücklich gewählt. Der Saalanbau und Eingang befinden sich auf der Rathausrückseite und
wenden sich von der Ortsmitte ab.
Abgesehen von einzelnen Elementen lässt die Arbeit eine überzeugende Grundidee vermissen.
Die Arbeit wird nicht weiterverfolgt
Gestaltung Neue Ortsmitte Jungingen - Protokoll der Obergutachtersitzung.doc
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Büro für Stadtplanung Erwin Zint / Prof. Arno S. Schmid, Manfred Rauh / IDW Architekten
Fr. Nicole Pflüger, Neu-Ulm
Öffentlicher Raum:
Das Rathaus wird nach vorne an die Straße gerückt, und damit der Eingangssituation
unnötigerweise das Vorfeld genommen. Der Mittelstreifen zwischen den Fahrspuren verbreitert
optisch den Straßenraum, trennt die Fahrbahn in ihre einzelnen Funktionen auf und verleitet so
eher zu schnellem als rücksichtsvollen Fahren. Die Fußgängerquerung wird auf eine bestimmte
Stelle beschränkt, während dem Fahrverkehr im Straßenraum zu viel Platz eingeräumt wird. Die
Stützmauer vor dem denkmalgeschützten ehemaligen Pfarrhaus, und um den Pfarrgarten
überzeugt nicht. Die Baumpflanzungen im Pfarrgarten und gegenüber auf der
Erweiterungsfläche der Feuerwehr beschränken sich auf den Versuch einer Raumbildung.
Rathaus als Neubau:
Der Neubau des Rathauses stellt eine deutliche Verschlechterung des Bestandes dar, sowohl
baulich, als auch in seiner Positionierung. Der Eingang ist an der schmalsten Stelle; auch die
innenräumliche Anordnung überzeugt nicht. Die Formenvielfalt, zu viele unterschiedliche
Fensterformate auf kleiner Fassade, verschlechtert das Erscheinungsbild. Die Architektur eines
neuen Rathauses muss sich auch langfristig, auf Dauer bewähren. Dies wird hier nicht gesehen.
Auch diese Arbeit wird eher im unteren Bereich angesiedelt.
Ausscheidungsverfahren
Zusammenfassend wird festgestellt, von den 2 Arbeiten, die einen Neubau des Rathauses
vorschlagen, ist eindeutig die Arbeit von Mühlich, Fink und Partner die Überzeugendere.
Auch von den 3 Arbeiten, die das alte Rathaus erhalten, stellt keiner der Entwürfe eine
Alternative zu der Arbeit von Mühlich, Fink und Partner dar. Diese schafft allein schon mit der
Platzierung des Neubaus die Lösung des stadträumlichen Problems. Zudem bleibt trotz Neubau
das alte ortsbildprägende Gebäude des Rathauses erhalten.
Schlussabstimmung
Herr Wetzig schlägt an dieser Stelle vor, abzustimmen ob die Arbeit von Mühlich, Fink und
Partner weiterverfolgt werden soll.
Die Jury stimmt dem Vorschlag zu, und entscheidet sich einstimmig für die Arbeit von Mühlich,
Fink und Partner.
Herr Wetzig bedankt sich bei allen Teilnehmern für das gute Ergebnis und beendet die
Gutachtersitzung gegen 17:30.
26.03.2010
gez.
Schmid
MF.: Teilnehmer der Jury
Gestaltung Neue Ortsmitte Jungingen - Protokoll der Obergutachtersitzung.doc