Daten
Kommune
Ulm
Dateiname
Anlage 1 vh Ulm als Schule der Integration.pdf
Größe
90 kB
Erstellt
13.10.15, 13:48
Aktualisiert
28.01.18, 02:32
Stichworte
Inhalt der Datei
vhulm
Ulmer Volkshochschule e. V.
Kornhausplatz 5
EinsteinHaus
89073 Ulm
Telefon
0731 1530-0
Durchwahl 0731 1530-17
Telefax
0731 1530-60
http://www.vh-ulm.de
—
E-Mail: engels@vh-ulm.de
Internationaler Ausschuss 11.10.2011
Die Ulmer Volkshochschule als Schule der Integration
I.
Geschichte
In der vh Ulm fanden bereits in den 1950er Jahren Veranstaltungen über aktuelle
außereuropäische Themen statt, insbesondere Vorträge über die
Befreiungsbewegungen in Afrika.
Nachdem in den 1960er Jahren ausländische Arbeitskräfte nach Ulm gekommen
waren, etablierte sich 1978 der »Arbeitskreis Ausländische Kinder« in der vh, der
sich die Hausaufgaben-Betreuung von Kindern der sogenannten Gastarbeiter zur
Aufgabe machte. Als dieses Projekt eine bestimmte Größe erreicht hatte, wurde
der Arbeitskreis selbstständig, erfuhr aber nach wie vor die Unterstützung der
Ulmer Volkshochschule.
Vereinsregister Ulm, Nr. 144
Steuernummer 880486300
Sparkasse Ulm, Nr. 17 684, BLZ 630 500 00
In den 1980er Jahren bemühte sich
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die Ulmer Volkshochschule in
verschiedenen Projekten besonders um die Integration der türkischstämmigen
Ulmer Bevölkerung. So führte Reinhild Mergenthaler ab 1982 ein mehrjähriges
Projekt mit türkischen und deutschen Jugendlichen durch (Aaju, Arbeitsgruppe
ausländische Jugendliche). Der damalige vh-Leiter Manfred Escherig und der
Fachbereichsleiter Wolf-Dieter Bach waren ganz besonders an der Türkei
interessiert. Sie intensivierten die Zusammenarbeit mit der hiesigen
türkischstämmigen Bevölkerung und organisierten Literatur- und
Musikveranstaltungen, ebenso etliche Kooperationsprojekte.
Ab 1981 nahm Lothar Heusohn als Fachbereichsleiter seine Arbeit auf und
etablierte nach kurzer Zeit die Bildungsarbeit zu Lateinamerika, insbesondere in
Form der Städtepartnerschaft Ulm-Jinotega. Seither nimmt die politische
Bildungsarbeit der vh zu Befreiungsbewegungen in Lateinamerika, Asien und
Afrika einen großen Raum ein.
Parallel dazu wuchs die vh Sprachenschule und immer mehr Dozentinnen und
Dozenten ausländischer Herkunft arbeiteten als freie Mitarbeiter/innen an der
Ulmer Volkshochschule.
In den 1990er Jahren ging von Dozentinnen und Dozenten aus Lateinamerika
und Spanien die Initiative aus, freitags ein einschlägiges Kulturangebot an der
Ulmer Volkshochschule zu etablieren. Daraus entstand »Encuentros«, das große
Kulturtreffen zu unterschiedlichen Regionen der Welt, das heute ca. sechsmal im
Jahr im EinsteinHaus stattfindet.
Nach der Jahrtausendwende und der zunehmend europäischen Ausrichtung der
deutschen Politik engagierte sich auch die Ulmer Volkshochschule verstärkt in
diesem Bereich: Zahlreiche Sokrates-Grundtvig-Bildungsprojekte mit
europäischen Lernpartnerschaften oder zur Entwicklung innovativer
Lehrgangskonzepte mit der Beteiligung der vh als deutschem Partner
entstanden.
II.
Gegenwart
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2007 hat sich die Ulmer
Volkshochschule eine Standortbestimmung gegeben, die für die nächsten fünf
Jahre, das heißt bis 2012, Handlungsmaxime ist. Darin heißt es:
Die Ulmer Volkshochschule wird. . .
... auch in Zukunft zur Lösung der gesellschaftlichen Herausforderungen ihren
Beitrag leisten.
Dazu gehören
die konsequente Umsetzung eines demokratischen Bildungsverständnisses,
das »Bildung für alle« beinhaltet
das kritische Aufgreifen politischer, gesellschaftlicher und kultureller
Entwicklungen
die Weiterentwicklung von Angeboten vor dem Hintergrund des sozialen und
demografischen Wandels
die Förderung des Zusammenlebens von Menschen mit und ohne
Migrationshintergrund
die Fortsetzung des emanzipatorischen Engagements, das beispielhaft in der
Frauenakademie seinen dezidiert politisch-gesellschaftlichen Ausdruck findet
Bis zum Jahr 2012 beabsichtigt die vh, sich zur »Schule der Integration« zu
entwickeln. Die Entwicklung interkultureller Kompetenz ist daher ein wesentliches
Element ihrer zukünftigen Bildungsarbeit. Die interkulturellen Ansätze richten sich
allerdings nicht nur an eine Gruppe allein, sondern beziehen Mehrheit und
Minderheit gemeinsam in die Gestaltung einer Gesellschaft der Vielfalt ein.
Dies praktiziert die vh schon heute, denn sie ist der Ort, an dem sich Menschen
täglich begegnen, diskutieren, Interessen artikulieren, gegebenenfalls Konflikte
austragen oder Konsens finden. Eine besonders integrative Aufgabe nehmen die
Dozentinnen und Dozenten der vh wahr. Sie eröffnen durch ihre
unterschiedlichen kulturellen und nationalen Herkünfte – aus 50 Ländern –
glaubwürdig neue Perspektiven und Einsichten bei den TeilnehmerInnen.
Konkrete Aufgaben für die Zukunft sind
der Ausbau des Bereichs »Deutsch als Fremdsprache« und des gesamten
Sprachenangebots
die Konzipierung von Kursen und Seminaren, die interkulturelle Kompetenz am
Arbeitsplatz vermitteln
die Fokussierung des
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allgemeinbildenden Angebots auf
die Vermittlung interkultureller Empathie, das heißt des Respekts vor den
Errungenschaften aller Kulturen
Grundsätzlich gilt, dass die Ulmer Volkshochschule kulturelle, aber auch körperliche,
geschlechtsspezifische und soziale Vielfalt nicht als Problem, sondern als Chance für
die Zukunft begreift.
Diese Vorgaben haben wir in weiten Teilen umgesetzt. Der Bereich Deutsch als
Fremdsprache ist vor dem Hintergrund der offiziellen politischen Akzeptanz von
Deutschland als Einwanderungsland zu einem großen Fachbereich herangewachsen.
2010 haben insgesamt 1695 Männer und Frauen in 98 Kursen mit 6504
Unterrichtseinheiten Deutsch gelernt. Teilnehmer/innen an DaF-Kursen haben die
Möglichkeit, alle anderen Kursen der Ulmer Volkshochschule zum 20 Prozent
ermäßigten Preis zu besuchen, Einzelveranstaltungen sind für sie grundsätzlich
kostenfrei zugänglich.
Außerdem gibt es den »Arbeitskreis Integration« an der vh, in dem
Mitarbeiter/innen, Dozent/innen und die Leiterin an der strukturellen
Weiterentwicklung der vh arbeiten. Hier geht es vor allem darum, die vh Menschen
aus unterschiedlichen Kulturen zugänglicher zu machen. Der Erfolg dieser Arbeit
zeigt sich auch darin, dass die Grundbildungsangebote, etwa der Vorbereitungskurs
zum nachträglichen Erwerb des Hauptschulabschlusses und das Abendgymnasium,
heute zu über 50 Prozent von Menschen mit Migrationshintergrund besucht
werden.
Außerdem finden regelmäßig Dozentenfortbildungen statt, mit dem Ziel, die
interkulturelle Kompetenz der Dozentinnen und Dozenten zu stärken.
Ein Leuchtturm-Projekt der Frauenakademie an der Ulmer Volkshochschule im
Bereich der interkulturellen Kompetenzvermittlung ist das »Lernhaus der Frauen«, in
dem seit 2010 jeweils 16 Frauen aus unterschiedlichen Kulturen und Milieus für
jeweils ein Jahr einen transkulturellen Lernprozess durchlaufen, den sie mit dem
Zertifikat für »Kulturmittlung« abschließen.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ulmer Volkshochschule werden
regelmäßig über die Vorschläge des
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»Arbeitskreis Integration« zur strukturellen
Veränderung der Einrichtung informiert. Ziel ist es bei der täglichen Arbeit in der vh,
die kulturellen Unterschiede der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu reflektieren, zu
berücksichtigen und als Chance zu begreifen.
19. September 2011
F. d. R.
Dr. Dagmar Engels
Volkshochschulleiterin