Daten
Kommune
Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf
Dateiname
Antrag.pdf
Größe
68 kB
Erstellt
15.10.15, 22:45
Aktualisiert
27.01.18, 21:19
Stichworte
Inhalt der Datei
Drucksachen
der Bezirksverordnetenversammlung
Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
4. Wahlperiode
Ursprung: Antrag
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
TOP-Nr.:
Dr.Vandrey/Wapler/Poethe
Antrag
DS-Nr: 0819/4
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
BVV
Geschichte der Buchhandlung Kiepert in die Dauerausstellung des
Museums Charlottenburg-Wilmersdorf aufnehmen
Die BVV möge beschließen:
Das Bezirksamt wird gebeten, in die aktuell entstehende Dauerausstellung „Von der
Residenz zur City-West“ die Unternehmensgeschichte der Charlottenburger
Buchhandlung Kiepert mit aufzunehmen.
Der BVV ist bis zum 30. April 2014 zu berichten.
Begründung:
Die Fachbuchhandlung Kiepert blickt heute auf eine lange und spannende Geschichte
zurück, die eng mit dem Bezirk verknüpft ist. Sie hat ihre Anfänge in der „Buchhandlung
der Stadtmission“, die auf Wunsch der evangelischen Gemeinde Charlottenburgs 1897
von Engelhard Ostermoor in der Krumme Straße 28 eröffnet wurde. Nach zwei
Firmenänderungen und einem Umzug in die Nähe der Hochschulen, Schillerstraße 115116 und 111, ging die Buchhandlung 1912 unter dem Namen „Robert Kieperts vormals
Engelhard Ostermoors Technische Buchhandlung und Antiquariat“ in den Besitz der
Familie Kiepert über. Robert Kiepert sen., der seine Ausbildung im polnischen
Miedzyrzecz absolviert hatte, baute den technischen Schwerpunkt des Sortiments
weiter aus und erweiterte ihn um den Bereich Schulbuch.
Der Erste Weltkrieg brachte wirtschaftlich unruhige Zeiten für die Buchhandlung, die
darauffolgenden Jahre aber waren geprägt von einer steigenden Nachfrage an
technischer und naturwissenschaftlicher Literatur. Am Ende der zwanziger Jahre bezog
Robert Kiepert das erste eigene Geschäftshaus in der Schillerstraße 128 am Knie
(Ernst-Reuter-Platz). Mit dem Slogan „Bücher für Sie – Kiepert am Knie“ wurde Kiepert
über Berlin hinaus bekannt.
«VONAME»
Ausdruck vom: 01.04.2015
Seite: 1/2
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Kiepert in die
Reichsschrifttumskammer (RSK) eingegliedert, doch war die Fachbuchhandlung nicht
so sehr von den Listen der verbotenen Literatur betroffen, wie z. B. die Buchhandlung
Amelang in der Kantstraße. Robert Kiepert gelang es sein Geschäft auch ohne
Parteibuch weiterzuführen.
Im November 1943 brannte die Buchhandlung nach Bombenangriffen aus und zog mit
dem Verbliebenen in die Knesebeckstr. 8-9, in die Papierhandlung Tietsch.
Der Neubeginn gelang in den Jahren 1955/56 als die Bauherren Kiepert und Banning
auf dem Eckgrundstück Hardenbergstr. 4-5 ein neues Geschäftshaus „Haus
Hardenberg“ errichteten. Die moderne Großstadtbuchhandlung wurde bis Oktober 1956
von Robert Kiepert sen. geleitet. Nach seinem Tod trat seine Tochter Elisabeth
Kampfhenkel als Kommandistin in die Firma ein, ihr Mann führte die Geschäfte des
Hauses, der Sohn Robert Kiepert jun. war für die Bereich Werbung und Ausstellungen
verantwortlich. In den 60er Jahren übernahm Kiepert die Buchhandlung Hugo Lang
(Knesebeckstr. 94) und das Lager der Landkartenhandlung Paul Lippa.
Durch den Mauerbau 1961 kam es zu Personalwechseln und Komplikationen bei der
Auslieferung nach West-Berlin. 1964 ging die Gesamtverantwortung für das
Unternehmen auf Robert Kiepert jun. über. Die Buchhandlung erweiterte ihre Aktivitäten
und wurde zur größten Universitätsbuchhandlung der Stadt. Die Buchhandlung
expandierte, zunächst im Haus Hardenberg selbst, was mit erheblichen
Umbaumaßnahmen verbunden war.
Nach dem Fall der Mauer übernahm Kiepert die Buchhandlung „Deutsche Bücherstube“
in der Friedrichstraße und begann die behutsame Filialisierung in den Ost-Teil Berlins
(Frankfurt Oder, Berlin an der Humboldtuniversität). Auch in Dahlem und am
Kurfürstendamm im Wegert-TEMA im Ku’damm-Karree eröffnete Kiepert eine Filiale.
Mit dem Aufkommen des Internets und Konkurrenten wie Hugendubel verlor das
Traditionshaus einen Großteil seines Kundenstamms. Heute existiert Kiepert nur noch
rudimentär in der Landkartenhandlung Schropp (seit 1742 in Berlin), Hardenbergstraße
9a.
Quelle: Chronik der Buchhandlung Kiepert 1897-1997, hrsg. von Marie-Luise SurekBecker, Berlin 1997.
«VONAME»
Ausdruck vom: 01.04.2015
Seite: 2/2