Daten
Kommune
Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
Dateiname
Anlage zur VzK DS/0047/IV.pdf
Größe
28 kB
Erstellt
15.10.15, 23:17
Aktualisiert
27.01.18, 10:37
Stichworte
Inhalt der Datei
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Abt. Familie, Gesundheit, Kultur und Bildung
Bezirksverordnetenversammlung
Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Drucksache 0047/IV
Vorlage - zur Kenntnisnahme –
Wir bitten, zur Kenntnis zu nehmen:
Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 29.2.2012 mit der
Drucksache 0047/IV folgendes Ersuchen an das Bezirksamt gerichtet:
„Das historische Gedächtnis des Bezirks - Neukonzeptionierung der
Friedrichshainer Erinnerungslandschaft“
Das Bezirksamt wird beauftragt, ein kohärentes Konzept für die Bewahrung und
Archivierung, Aufarbeitung und Präsentation der facettenreichen Geschichte von
Friedrichshain zu erarbeiten.
Dieses Konzept soll entstehen durch einen breit angelegten, diskursiven Prozess
unter Einbeziehung aller relevanten Vereine und Initiativen, Akteure, Beteiligten und
Interessierten, die sich dem Thema widmen und dazu wirken. Es soll entstehen unter
Würdigung der bereits bestehenden dezentralen Strukturen der Friedrichshainer
Erinnerungslandschaft und der um sie herum gebildeten Vereine und Initiativen.
Eine Bezirksamts-AG unter Beteiligung der Fraktionen der BVV soll die Grundzüge
und Anforderungen dieses Gesamtkonzepts formulieren. Die AG soll das diskursive
Verfahren initiieren und koordinieren, diesbezügliche Anhörungen und
Veranstaltungen organisieren, deren Ergebnisse festhalten und für ihre
Weiterentwicklung in der fachlichen und öffentlichen Diskussion sorgen. Am Ende
dieses Prozesses soll ein im Bezirk breit abgestimmtes Konzept mit den
entsprechenden Handlungsempfehlungen vorgestellt werden.
Über den aktuellen Stand des Arbeitsprozesses soll unaufgefordert eine
vierteljährliche Berichterstattung an die BVV erfolgen.
A) Hierzu wird berichtet:
In Umsetzung des Beschlusses lud Bezirksstadträtin Herrmann am 15.8.2012
Friedrichshainer Geschichtsinitiativen/-projekte und als Experten ausgewiesene
Einzelpersonen sowie Vertreter/innen des BA und der BVV zu einem ersten
Arbeitstreffen in die Pablo-Neruda-Bibliothek ein. Folgende Themen sollten diskutiert
werden:
1. Bestandsaufnahme der Geschichtsarbeit in der „Erinnerungslandschaft
Friedrichshain“: Vorstellungsrunde. Welche Aspekte Friedrichshainer Geschichte
werden wie öffentlich erinnert und präsentiert, welche fehlen?
2. Ist eine Vernetzung, eine gemeinsame Plattform für die Geschichtsarbeit in
Friedrichshain, notwendig, um Absprachen über künftige Aufgabenabgrenzung
und Arbeitsteilung zu treffen?
3. Sollte trotz der finanziell prekären bezirklichen Lage ein zentraler Erinnerungsort
im Ortsteil Friedrichshain angestrebt werden oder sind dezentrale Aktivitäten
ausreichend? Welche Rolle soll das Bezirksmuseum- und –archiv in der
Adalbertstraße künftig übernehmen?
4. Verständigung über die Weiterarbeit
Der Einladung folgten fast alle angeschriebenen Initiativen und Einzelpersonen: Café
Sibylle/Geschichtswerkstatt „Stalinallee“, Dokumentationszentrum Alltagskultur der
DDR, Förderverein Stralauer Dorfkirche, Friedrichshainer Chronik, HedwigWachenheim-Gesellschaft, Kino Filmriss, Kulturring in Berlin e.V., Paul-SingerVerein, R.U.D.I.-Nachbarschaftshaus, Stadtteilbüro Friedrichshain, Bernhard Freutel,
Christoph Maier, Dr. Dirk Moldt, Dr. Norbert Podewin, Olaf Riebe/Ansichtssachen.
Das Bezirksamt war durch die Stadträte FamGesKuBi und SozBesBü, die BVV durch
die Vorsteherin vertreten.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Bezirksmuseum in Zusammenarbeit mit der
Amtsleiterin für Weiterbildung und Kultur. Die Moderation hatte Kerima Bouali
(ASUM). Insgesamt diskutierten 33 Personen von 18.30 Uhr bis 21.00 Uhr.
Ergebnisse:
Im einleitenden Kurzvortrag durch den Leiter des Bezirksmuseums und während der
ausführlichen Vorstellungsrunde der Teilnehmer wurde deutlich, dass ein breites
Spektrum Friedrichshain-historischer Themen von den anwesenden Initiativgruppen,
Projekten sowie durch das Bezirksmuseum bearbeitet werden bzw. in den
vergangenen Jahren mit guter Öffentlichkeitswirkung sowie unter Beteiligung der
Bevölkerung bereits erfolgreich bearbeitet worden sind, z.B.
Siedlungsgeschichte
Industrie- und Transportgeschichte
Arbeiterleben/Alltagsgeschichte/Arbeiterbewegung
Friedhof der Märzgefallenen
Frauengefängnis Barnimstraße
Stralau
Zuwanderung
Zweiter Weltkrieg
innerstädtische Grenze/Kalter Krieg
DDR / Aufbau, Alltag
17.6.1953
DDR-Opposition
Zu diesen Themen wurden Ausstellungen und Veranstaltungen organisiert,
Publikationen herausgegeben und eine Zeitzeugendatenbank angelegt.
Es wurden aber auch Themenfelder und „Leerstellen“ durch die Teilnehmer/innen
identifiziert, die einer Bearbeitung bedürfen:
die mittelalterliche Geschichte Friedrichshains
Hugenotten/Böhmen in Boxhagen
die Verwaltungsgeschichte des Bezirks nach 1920
Zwangsarbeit während des NS
Jüdische Bewohner /innen in Friedrichshain vor dem Holocaust
Frauengeschichte / Geschichte Sozialer Arbeit (SAG, Bahnhofsmission)
das Krankenhaus Friedrichshain
der Schlachthof
(Eisen)Bahngeschichte
das Überhangsheim in der heutigen Thalia-Grundschule während der DDRZeit
Transformation nach der Wende / Bevölkerungsaustausch.
Unter dem Stichwort „Was wünschen wir uns zusätzlich“ richteten die
Teilnehmer/innen folgende Wünsche an das Bezirksamt, insbesondere das
Bezirkmuseum:
Publikationsverzeichnis zur Geschichte Friedrichshains
aktualisierte Neuauflage des 1930 vom Bezirksamt herausgegebenen
Standardwerkes zur Geschichte Friedrichshains „Der Berliner Osten“
Erarbeitung eines Zeitstrahls zur Geschichte Friedrichshains
Einrichtung einer homepage über die Aktivitäten, Projekte und Initiativen der
lokalen Geschichtsarbeit in Friedrichshain
größere Einbindung der VHS in die lokalhistorische Bildungsarbeit
Kontrovers wurde die Frage diskutiert, welchen Ort die Friedrichshainer
Geschichtsarbeit künftig braucht. Das zentrale Gebäude des Bezirksmuseums am
Kottbusser Tor in Kreuzberg, in dem sich auch das Archiv und die Bibliothek zur
Geschichte der Ortsteile Friedrichshain und Kreuzberg befinden, wird wegen seiner
Lage von etlichen Teilnehmer/innen als wenig geeignet für die Repräsentation und
Präsentation Friedrichshainer Geschichte gehalten. Auch wenn die Fusion der
beiden Bezirke mehr als 10 Jahre zurück reicht, könne das „Kreuzberg-Museum“ von
den Friedrichshainer/innen nicht als ihr Heimatmuseum empfunden werden. Ein
eigenes Gebäude für die Friedrichshainer Geschichte – wie z.B. die leerstehende
ehemaligen Staatsbankfiliale an der Frankfurter Allee 21 sei wünschenswert, aber
womöglich nicht realistisch. Trotzdem wäre ein eigenständiger Ort als Symbol
wichtig, um in der gegenwärtigen Umbruchsituation zu einer Bewahrung und
öffentlichen Darstellung der Friedrichshainer Geschichte zu gelangen.
Vereinbarungen zur Weiterarbeit
Um Überlegungen zu dieser und den weiteren aufgeworfenen Fragen anzustellen,
wurde vereinbart, dass das Bezirksamt den eingeladenen Teilnehmerkreis künftig ein
regelmäßiges Forum des Austausches einrichtet und in sechs Wochen zu einem
neuen Treffen einlädt.
Wir bitten, diesen Bericht als Zwischenbericht zur Drucksache zur Kenntnis zu
nehmen. Das Bezirksamt wird künftig im Vierteljahresrhythmus über den Fortgang
berichten.
B) Rechtsgrundlage:
§ 13 Abs 1 BezVG
C) Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung:
a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben:
b) Personalwirtschaftliche Ausgaben: Es entstehen Kosten für die Honorierung
der externen Moderation des Beratungsprozesses, die z.Zt. aus Mitteln des
Bezirksmuseums getragen werden.
Berlin, den 04.09.2012
Dr. Franz Schulz
Bezirksbürgermeister
Monika Herrmann
Bezirksstadträtin für Familie,
Gesundheit, Kultur und Bildung