Daten
Kommune
Berlin Tempelhof-Schöneberg
Dateiname
0034 - IHEK-2012-11-11-23 - an BzBM.pdf
Größe
1,1 MB
Erstellt
16.10.15, 16:58
Aktualisiert
27.01.18, 12:15
Stichworte
Inhalt der Datei
Quartiersmanagement-Gebiet Bülowstraße/ Wohnen am Kleistpark
Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept 2012
(mit Jahresbilanz 2011)
Team Quartiersmanagement Schöneberger Norden
Präventionsratssitzung – Eröffnung des Langen Tags der Bildung – Mietergärten am Pallasseum – QM-Büro im November 2011
Fotos: QM
Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung
und angewandte Stadtforschung e. V. - AG SPAS
Berlin, November 2011
IHEK 2012 - QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
Auftraggeber:
2
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Referat Soziale Stadt,
10702 Berlin
Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg von Berlin,
Abteilung Familie, Jugend, Sport und Quartiersmanagement,
10820 Berlin
Auftragnehmer:
Arbeitsgemeinschaft für Sozialplanung und
angewandte Stadtforschung e.V. (AG SPAS)
Großgörschenstraße 39
10827 Berlin
Team QM (Autoren):
Peter Pulm (AG SPAS)
Corinna Lippert (AG SPAS)
Remzi Uyguner (AG SPAS)
Ute Großmann (mpr Unternehmensberatung)
IHEK 2012 - QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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INHALT
VORWORT
I.
ALLGEMEINER TEIL…………………………………………………………………………………
2
1.
2.
GEBIETSKARTE ………………………………………………………………………………………
BESTAND / KURZCHARAKTERISTIK DES GEBIETES …………………………………………
3.
STADTRÄUMLICHE CHARAKTERISTIKA ……………………………………………………………
INFRASTRUKTUR ………………………………………………………………………………………
SOZIALSTRUKTURELLE MERKMALE …………………………………………………………………
STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DES QUARTIERS …………………………………………………
2
3
3
3
4
5
II. BILANZ UND ANALYSE DES JAHRES 2011 ……………………………………………
8
1.
2.
ZIELSETZUNG DES BILANZJAHRES 2011 …………………………………………………………
AUSWERTUNG DER PROJEKTE, STRATEGISCHEN PARTNERSCHAFTEN
UND THEMENFELDER …………………………………………………………………………………
2.1 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IN DEN HANDLUNGSFELDERN 1 UND 2:
MEHR CHANCEN AUF DEM ARBEITSMARKT /
MEHR FORT- UND WEITERBILDUNG …………………………………………………………
2.2 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 3:
BESSERE QUALITÄT DES WOHN- UND LEBENSRAUMS ……………………………………
2.3 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 4:
BEWOHNERADÄQUATE (NACHFRAGEGERECHTE) SOZIALE INFRASTRUKTUR …………
2.4 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 5:
BEWOHNERADÄQUATE STADTTEILKULTUR …………………………………………………
2.5 WICHTIGSTE ZIELE IN DEN HANDLUNGSFELDERN 6 UND 7: BESSERES
GESUNDHEITSNIVEAU, GEWALTPRÄVENTION, SICHERHEITSEMPFINDEN ………………
2.6 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 8:
MEHR SOZIALE UND INTERKULTURELLE INTEGRATION ……………………………………
2.7 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 9:
MEHR PARTIZIPATION DER BEWOHNER UND AKTEURE ……………………………………
III. KONZEPT FÜR DAS JAHR 2012 ……………………………………………………………
1.
2.
ANHANG
8
9
9
11
14
17
18
20
21
24
PRIORITÄTENSETZUNG ZWISCHEN DEN STRATEGISCHEN ZIELEN ……………………………… 24
AUSBLICK, ZENTRALE ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVEN …………………………………………… 26
IHEK 2012 - QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
1
VORWORT
Das Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept 2012 für das Soziale-Stadt-Gebiet „Bülowstraße/WaK“
(im Folgenden „Schöneberger Norden“ genannt) wurde zum Stichtag 01.11.2011 unter den folgenden Rahmenbedingungen erarbeitet: Die bereits 2009 festgelegten strategischen Überlegungen reichen in das Jahr
2012 und darüber hinaus. Sie waren unter Beteiligung von Akteuren aus dem Stadtteil (Quartiersrat, Träger, Einrichtungen, Schulen, Kitas etc.), Vertreter/innen der Fachämter des Bezirksamtes (Jugend, Wirtschaftsförderung, Integrationsbeauftragte, Gesundheit) und der Steuerungsrunde des QM angestellt und
abgestimmt worden. Sie wurden im Jahr 2010 unter gleichen Bedingungen fortgeschrieben, vom BA beschlossen und im zuständigen Ausschuss im Beisein von Quartiersräten mit positivem Ergebnis erörtert.
Auf dieser Grundlage wurden große QF3-Projekte (mindestens 10.000 €) mit Laufzeiten von bis zu drei
Jahren z.B. in den Bereichen Bildung, Nachbarschaft und lokale Ökonomie, mit dem QR, Partnern aus dem
Quartier und Vertreter/innen aus dem BA entwickelt und bewilligt. Diese Vorgehensweise entsprach der
strategischen Ausrichtung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Auf dieser auch perspektivisch auf einem breiten Fundament stehenden Grundlage wurde die Arbeit in
2011 weitergeführt, abgestimmt und fortgeschrieben. Die strategischen Festlegungen haben sich bewährt
und bilden eine gute Voraussetzung für die Projektplanung und -entwicklung. Dies ist insbesondere in einem fortgeschrittenen Stadium des QM-Prozesses von großer Bedeutung. Die weiteren Spielräume sind
gering. Bei der Bearbeitung des IHEK 2012 wurde deshalb auf eine tiefgreifendere Strategiedebatte verzichtet, die bestehende Schwerpunktsetzung wurde im Grundsatz nicht verändert. Die Darstellungen nehmen die Ergebnisse der z.T. schon erfolgten Zwischen- und Endauswertungen von Projekten ebenso auf
wie die Ergebnisse der laufenden Arbeit der verschiedenen Gremien etc. in 2011.
Dieses Vorgehen wurde im Vorfeld mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg und dem QR abgestimmt.
Das QM-Gebiet wurde zum Jahreswechsel 2009/2010 von der Kategorie 1 „Starke Intervention“ in die Kategorie 2 „Mittlere Intervention“ umgestuft. Daraus ergaben sich finanzwirksame Veränderungen: Dem
Stadtteil stehen weniger Fördermittel zur Verfügung, die Mittelzuweisung des QM-Beauftragten für Personalressourcen wurde reduziert.
Derzeit gibt es noch keine im Berliner Haushalt abgesicherte Fördermittelzuweisung für 2012. Welche Auswirkungen die Regierungsneubildung auf die weitere Finanzzuweisung haben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht abzusehen. Dass die in 2011 vorgenommenen Mittelkürzungen auf Bundesebene durch den
Landeshaushalt annähernd ausgeglichen wurden, hatte eine durchweg positive Wirkung auf die Arbeit im
Quartier. Nur so war es möglich, die erfolgreiche Arbeit im sozio-kulturellen Bereich fortzusetzen.
Sollten 2012 die in Aussicht gestellten Fördermittel aus dem Programm Soziale Stadt für den Stadtteil bereitgestellt werden, werden in geeigneter Form mit allen am Verfahren Beteiligten prozessorientiert weitere
Überlegungen zur Strategie angestellt. Die Beobachtung, Begleitung und Zwischenevaluation der mehrjährigen Projekte werden dabei Berücksichtigung finden.
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I. ALLGEMEINER TEIL
I
1. GEBIETSKARTE DES SCHÖNEBERGER NORDENS
Grafik: Hans G. Kegel
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I.
2.
3
BESTAND / KURZCHARAKTERISTIK DES GEBIETES (STAND 2011)
STADTRÄUMLICHE CHARAKTERISTIKA
Das innerstädtische QM-Gebiet Schöneberger Norden (Bülowstraße/WaK) grenzt im Norden des Bezirks
Tempelhof-Schöneberg unmittelbar an das QM-Gebiet Magdeburger Platz im Bezirk Mitte, Ortsteil Tiergarten-Süd. Es ist 67,5 ha groß. Die Potsdamer Straße ist die zentrale Nord-Süd-Achse beider QM-Gebiete. Sie
führt im Norden direkt zum Potsdamer Platz nahe dem Regierungsviertel. Die Bülowstraße verbindet das
Gebiet mit der City West und mit dem Bezirk Kreuzberg. Beide Straßen haben als Hauptverkehrsstraßen ein
sehr hohes Verkehrsaufkommen und sind stark lärmbelastet. Das Gebiet ist gut an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen (U-Bahnlinien U1, U2, U3, U4, U7/ S-Bahnlinien S1, S2, S25/ div. Omnibuslinien). Teile der Bausubstanz sind aufgrund der historischen Bedeutung schützenswert. 2010 wurde für
Teile der Nollendorf-, Schwerin-, Zieten- und Maaßenstraße eine Erhaltungssatzung nach §172 Baugesetzbuch aufgestellt. Der Hochbunker in der Pallasstraße steht seit dem 07.02.2011 unter Denkmalschutz. Er ist
nur sehr eingeschränkt für die Öffentlichkeit zugänglich.
Im Quartier gibt es kein eindeutiges Gebietszentrum, zentrale Plätze liegen am Rand. Das sehr dicht bebaute Gebiet verfügt nur an den Rändern über wenige öffentliche Grün- und Freiflächen. Der Ostpark auf dem
Gleisdreiecksgelände wurde im August 2011 eröffnet. Der Westpark ist im Bau.
Der Schöneberger Norden ist ein vielfältiges Quartier mit einer wechselvollen Geschichte. Die Potsdamer
Straße war früher eine vornehme Geschäftsstraße mit ausgeprägtem Nacht- und Vergnügungsleben. Am
„Bülowbogen“ befanden sich um 1920 die größten „Spielhöllen“ Berlins. An der Pallasstraße stand der legendäre Sportpalast. In den 80er Jahren geriet die Gegend durch die Hausbesetzerbewegung in die
Schlagzeilen. Der Straßenstrich in der Froben- und Kurfürstenstraße verändert sich. Prostituierten sich hier
vormals vorwiegend drogenabhängige junge Frauen und Mädchen, sind es seit zirka sechs Jahren vor allem
junge Frauen aus osteuropäischen Ländern. Die Drogenszene, die immer wieder fluktuierend insbesondere
in Parks, Grünanlagen und auf Spielplätzen aktiv war, scheint etwas zurückgedrängt.
Die mit der zunehmenden Prostitution verbundenen Belästigungen für die nahe gelegenen Einrichtungen
(z.B. Kitas, Familien-, Jugendeinrichtungen) und die Anwohner/innen sind stark. Der Antrag eines Investors, im ehemaligen Wegert-Haus Potsdamer-/ Ecke Kurfürstenstraße ein Laufbordell einzurichten, wurde
vom Land Berlin abschlägig beschieden. Die Klage des Investors liegt mittlerweile beim Oberverwaltungsgericht. Das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg erarbeitet derzeit ein „Rahmenkonzept für die Steuerung
der Ansiedlung von Vergnügungsstätten und Bordellen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg“. Es soll u.a. die
Zulässigkeit von Vergnügungsstätten und Bordellen räumlich gliedern. Zur grundstücksscharfen Umsetzung
der Ziele des Rahmenkonzeptes wird derzeit der Bebauungsplan 7-50B in einem beschleunigten Verfahren
aufgestellt. Er bezieht sich vor allem auf Grundstücke entlang der Potsdamer Straße zwischen Grunewaldund Kurfürstenstraße. Er soll die Bewohner/innen u.a. „vor Nutzungskonflikten und Verdrängung aufgrund
von Störungen durch Vergnügungsstätten und Bordelle“ schützen, da sie „mit der prägenden sensiblen
Wohnnutzung nicht vereinbar“ sind (Zitate aus: BA Temp-Schö, FB Stadtplanung: Begründung gemäß §4
(2) BauGB zum Entwurf des Bebauungsplans 7-50B“).
INFRASTRUKTUR
In dem Quartier, das zu großen Teilen bis Mitte der 90er Jahre Sanierungsgebiet war, sind im Zuge der
Sanierung etliche Kinderspielplätze entstanden. Die Spielplätze im Gebiet wurden seit 1999 mit Mitteln des
Programms Soziale Stadt größtenteils erneuert - zuletzt der Spielplatz Froben-/ Ecke Winterfeldtstraße.
Aufgrund der hohen Bebauungsdichte konnte das Defizit an Sportfreiflächen nicht behoben werden.
Im Stadtteil befinden sich die Neumark- und die Spreewald-Schule (Grundschulen), die Sophie-SchollSchule (Integrierte Sekundarschule) und die Marie-Elisabeth-Lüders-Oberschule (u.a. Fachoberschule). Die
große Mehrheit der Schüler/innen aus dem Stadtteil besucht weiterführende Schulen außerhalb des Gebietes (Sekundarschulen, Gymnasien). Kindertagesstätten in freier Trägerschaft decken den Vorschulbereich
ab. Kindern, Jugendlichen, Familien und Senior/innen steht ein facettenreiches Freizeit- und Beratungsangebot zur Verfügung (z.B. PallasT, Villa Schöneberg, Jugendladen, Treff 62, Fresh 30, Integrationszentrum
Harmonie, HUZUR, Familientreff, Nachbarschaftstreff, Mehrgenerationenhaus).
Im Bereich der östlichen Bülowstraße befinden sich einige Gewerbehöfe, in denen zumeist Dienstleistungsunternehmen angesiedelt sind, u.a. aus der Film- und Medienbranche. Insbesondere entlang der Potsdamer Straße haben einige größere Betriebe und Niederlassungen mit überörtlichem Charakter ihren Sitz (z.B.
Commerzbank, Telekom). Andere sind in der letzten Zeit abgewandert (BVG-Firmensitz, Tagesspiegel,
Fernsehsender FAB). Der Wintergarten hat nach einjähriger Schließung Ende 2009 wiedereröffnet. Vor
allem im Bereich der nördlichen Potsdamer Straße - hier insbesondere im ehemaligen Tagesspiegelgelände
- aber auch im Schöneberger Norden ist ein vermehrter Zuzug von renommierten Galerien zu verzeichnen.
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Daneben hat sich der Trend zur Neuansiedlung von Unternehmen der Tourismusbranche (Hotelgewerbe)
fortgesetzt. Im Quartier ist das ethnische Gewerbe stark vertreten. Der Einzelhandel ist durch die Bedürfnisse der ansässigen, wenig kaufkräftigen Bevölkerung geprägt. Es dominieren „Billiganbieter“.
In den vergangenen Jahren konnten auf Initiative und mit Unterstützung des QM wichtige Voraussetzungen
zur Stärkung und Vernetzung des Wirtschaftsstandortes Potsdamer Straße geschaffen werden. Dazu gehört
die Stärkung der Gewerbeinitiative IG Potsdamer Straße und des Mediennetzwerkes °mstreet. Von beiden
gehen immer wieder Impulse zur Stärkung des Standortes aus.
SOZIALSTRUKTURELLE MERKMALE
Am 31.12.2010 lebten im QM Schöneberger Norden 17.265 Menschen (1999: 17.185). Das Quartier wird
erheblich durch die multiethnisch zusammengesetzte Wohnbevölkerung geprägt. Der Anteil der Bewohner/innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit nahm seit 1999 (42,9%) konstant leicht ab und hat mit
39,8% am 31.12.2010 die 40%-Marke erstmals unterschritten (Bezirk: 15,9%). Der Anteil der Bewohner/innen, die einen Migrationshintergrund haben, liegt zum gleichen Zeitpunkt bei 64,8 % (2007: 65,5%).
Als Menschen mit Migrationshintergrund erfasst die amtliche Statistik sowohl Bewohner/innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit (31.12.2010: 39,8%) als auch Bewohner/innen, die aus anderen Ländern in die
Bundesrepublik eingewandert sind bzw. deren Kinder, die inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit
besitzen. Ursachen für die Zunahme dieser Bewohnergruppe (31.12.2010: 24,8%, 31.12.2008: 24,2%) sind
vermutlich die anhaltende Annahme der deutschen Staatsangehörigkeit durch Nichtdeutsche und der Umstand, dass in Deutschland alle neu Geborenen seit 2008 bis zum vollendeten 18. Lebensjahr als Deutsche
erfasst werden. 38,1% der Bewohner/innen ohne deutsche Staatsangehörigkeit kommen aus der Türkei.
Dieser Anteil ist seit 1999 um 9 Prozentpunkte zurückgegangen. Bewohner/innen aus anderen EU-Ländern,
aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion und Jugoslawiens sowie aus arabischen Staaten bilden die
nächsten größeren nichtdeutschen Bewohner/innengruppen.
Die Bevölkerung im Schöneberger Norden ist immer noch deutlich jünger als die im Bezirk oder Berlin, auch
wenn der Anteil der jungen Menschen in den vergangenen zehn Jahren leicht ab- und der Anteil der älteren
Menschen leicht zunimmt. 43,8% der Bewohner/innen sind am 31.12.2010 jünger als 35 Jahre (2000:
49,3%). Der Anteil der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahre, liegt derzeit bei 17,5% (1999: 22,0%), der
Anteil der Kinder von unter 15 Jahren bei 14,7% (1999: 18,4%). Der Anteil der Menschen, die 45 Jahre
und älter waren liegt am 31.12.2010 bei 39,3% (1999: 32,3%), der Anteil der Menschen, die 65 Jahre und
älter sind, stieg von 9,2% in 1999 auf 11,9% in 2010. (Quellen: Stala Berlin; Amt für Statistik Berlin Brandenburg).
Große Teile der Wohnbevölkerung, auch sehr viele Jugendliche, sind von Arbeitslosigkeit betroffen. Der
Anteil der Arbeitslosen (nach SGB III/II) an allen Bewohner/innen des Gebietes hat zwischen dem
31.12.2009 (7,2%) und dem 31.12.2010 (7,4%) leicht zugenommen (Quelle: Amt für Statistik Berlin Brandenburg). Der Anteil der Transfereinkommensbezieher/innen lag am 31.12.2011 bei 36,27% (Quelle: Amt
für Statistik Berlin Brandenburg). 2007 waren noch 40,1% der Bewohner/innen auf Zahlung von Transfereinkommen (Grundsicherung, Hilfen zum Lebensunterhalt, ALG II inkl. Sozialgeld) angewiesen (Quelle:
Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz). Die durchschnittliche Kaufkraft pro
Einwohner lag 2008 mit 13.929 € noch unter dem Durchschnitt der Berliner QM-Gebiete von 14.624 € (Berliner Ø: 16.908 €; Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung, Geomarketing GmbH). Die Schuldnerquote
der Bewohner/innen lag 2008 bei 20% und damit im Mittelfeld der Berliner QM-Gebiete (Quelle: Creditreform Berlin).
Viele Bewohner/innen sind aufgrund unzureichender oder fehlender Bildungsabschlüsse und Berufsausbildung am Arbeitsmarkt benachteiligt, etliche haben keine oder ungenügende Kenntnisse der deutschen
Hochsprache. Die Ergebnisse der Einsschulungsuntersuchungen des KJGD in den Einzugsbereichen der
beiden Grundschulen zeigen eine Benachteiligung der hier lebenden Kinder in bezug auf den Gesundheitszustand, das Sprachvermögen und die kognitive Leistungsfähigkeit. Die Mehrzahl der Jugendlichen mit
migrantischem Hintergrund besucht die Sekundarschule, ihr Anteil unter den vorzeitigen Schulabbrechern
ist weiterhin hoch.
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3. STÄRKEN UND SCHWÄCHEN DES QUARTIERS (STAND 2011)
Die tabellarische Bestandsaufnahme der Stärken (+) und Schwächen (-) des Quartiers beruht auf den im
IHEK für 2009 dargestellten Grundlagen, ergänzt durch neue Entwicklungen in 2010 und 2011. Das Stärken-Schwächen-Profil besteht aus eher qualitativen Einschätzungen. Es entsteht kein vollständiges Bild,
vielmehr wird die Aufmerksamkeit auf einzelne, wichtige Aspekte gelenkt.
NACHBARSCHAFT UND ZUSAMMENLEBEN DER KULTUREN
+
Bewohner/innen engagieren sich zunehmend für den Kiez und den Stadtteil. Nachbarschaften entwickeln sich und werden als angenehm empfunden; Anonymität wurde aufgebrochen. Das Leben in den
Kiezen ist bunt, es herrscht eine Offenheit im Umgang miteinander. Dazu tragen die Bereitschaft und
Gelegenheiten bei, miteinander zu kommunizieren. Verschiedene Angebote und Akteure tragen zur
Förderung von Nachbarschaften bei. Mit der Aufnahme des Nachbarschafts- und Familienzentrums
Kiezoase in das Programm Mehrgenerationenhäuser setzte hier Verstetigung ein, die Bedingungen für
die Nachbarschaftsarbeit verbessern sich. Menschen mit gesichertem Einkommen ziehen zu (Pallasseum).
Das Konzept zur Stärkung der Kieze beginnt zu tragen; Vernetzung von Einrichtungen und Nachbarschaften entwickelt sich und wirken aktivierend.
-
Die Vermietungspolitik einzelner Eigentümer belastet Nachbarschaften. Familien mit vielen Kindern leben oft in beengten Wohnverhältnissen. Tendenziell negativ wirkt sich aus, dass ALG II-Bezieher/innen
vom Jobcenter bei Überschreiten der Grenzen für Mietübernahmen zu Umzügen aufgefordert werden.
Damit nimmt die Gefahr der Überbelegung zu - mit den negativen Folgen für die Entwicklungsmöglichkeiten der Kinder. Viele Vermieter erkennen Bewohnerbeteiligung zu wenig als Chance für eine positive
Entwicklung ihrer Wohnungsbestände.
Die Gefahr, dass es auf der Straße zu Aggressivität und Auseinandersetzungen bei Jugendlichen kommen kann, besteht weiterhin. Straßenprostitution und Bandenkriminalität belasten Nachbarschaften
stark (Froben-/ Kurfürstenstraße, Nollendorf-/Maaßenstraße).
Bewohner/innen verschiedener (ethnischer) Gruppen bleiben oft unter sich.
IMAGE UND IDENTIFIKATION
+
Binnen- und Außenimage des Stadtteils haben sich verbessert. Bewohner/innen identifizieren sich stärker mit dem Kiez und dem Stadtteil. Bauliche Maßnahmen im öffentlichen und halböffentlichen Raum
haben zur Verbesserung und zum Imagegewinn beigetragen, aber auch eine veränderte Wahrnehmung
des Stadtteils bewirkt. Die Medien berichten z.T. differenzierter und reagieren auf positive Entwicklungen. Filmbeiträge des KiezVideos über Soziale-Stadt-Projekte tragen zur Identifikation bei.
Neue Chancen ergeben sich mit der Ansiedlung von Hotels und Galerien (Profilierung als TourismusStandort). Die kulturelle Vielfalt des Stadtteils und die interkulturelle Kompetenz der Bewohner/innen
sowie der Kulturschaffenden im Quartier sind Potenziale für ein positives Image und für eine stärkere
Identifikation.
Im Stadtteil hat sich eine offenere Diskussionskultur entwickelt. Bewohner/innen gehören dazu und
erfahren Teilhabe. Dies widerspiegelte auch das Engagement des Quartiersrates und die Bereitschaft
zur Mitarbeit.
-
Die dichte Wohnbebauung bei hoher Verkehrsbelastung, wenig Grün und eine geringe Aufenthaltsqualität im Straßenraum sind deutlich wahrnehmbare Schwächen. Es fehlt ein Verkehrskonzept für das
Wohngebiet. Bestehende Gestaltungs-, Ausstattungs- und Nutzungsmängel im öffentlichen Raum (z.B.
Potsdamer Straße) beeinträchtigen Image und Identifikation. Bewohner/innen klagen über unzureichende Instandhaltung und Pflege der Außenanlagen und Gebäude durch Vermieter, die BSR und das
Land Berlin.
Themen wie Prostitution, Gewalt und Drogen bestimmen häufig den öffentlichen Diskurs. Vor allem der
Ruf des BülowBogens sowie des FrobenKiezes ist noch belastet. Damit bleibt die Gefahr der weiteren
Stigmatisierung des Quartiers bestehen, was sich auch nachteilig auf die Entwicklung der lokalen Ökonomie auswirkt. Die verstärkt die Bereitschaft zum Wegzug.
Steigende Mietbelastungen in Teilgebieten führen zu Wegzügen. Aufwertungsprozesse können zu einer
Verdrängung der Bewohner/innen führen, wenn nicht dagegen gesteuert wird.
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GESUNDHEIT UND GEWALTPRÄVENTION
+
Die gewaltpräventive Arbeit der letzten Jahre (z.B. im BülowBogen) wird ebenso als Potenzial wahrgenommen wie die Reduzierung des Drogenhandels durch die Arbeit einzelner Träger oder die Belebung
des öffentlichen Raumes durch Einrichtungen. Die Arbeit mit dem Peerhelper-Ansatz (z.B. Kletter- u.
Fußballassistenten, Boxpaten, Betreuung von Festen) schafft positive Vorbilder und hat Einfluss auf das
soziale Verhalten junger Menschen (z.B. Übernahme von Verantwortung im Stadtteil, Steinmetzstraßenfest). Projekte im Bereich Sport für Mädchen und Frauen sowie Gesundheitsförderung für Ältere bzw.
Bewegungsferne schaffen neue Möglichkeiten und werden gut angenommen. Die Bewegungs-, Spielund Klettermöglichkeiten im Stadtteil sind ausgebaut worden (z.B. Kletterfelsen Alvensleben-Spielplatz,
Boulderwand Neumark-Grundschule, Kletterwand Nelly-Sachs-Park, Mobiler Kletterturm Villa Schöneberg).
-
Der schlechte Gesundheitszustand großer Teile der Bevölkerung ist eindeutig als Handlungserfordernis
einzustufen. Beeinträchtigungen setzen bereits in der frühkindlichen Entwicklung ein. Gewalt gegen
Frauen und Kinder in den Familien sowie die stark verbreitete Haltung, Konflikte mit und unter Kindern
mit Gewalt zu lösen, bestimmen den Alltag und wirken krankmachend.
Die psychischen und gesundheitlichen Probleme von Jugendlichen und Menschen ab der Lebensmitte
nehmen stark zu (psychosomatische und Suchtkrankheiten). Der Bedarf an niedrigschwelligen Gesundheitsangeboten für Straßenprostituierte ist erheblich. Viele Bewohner/innen sind großen Umweltbelastungen ausgesetzt (z.B. durch Straßenverkehr). Kinder und Jugendliche finden im Stadtteil zu wenige
Gelegenheiten, sich sportlich zu betätigen. Die niedrigschwelligen Angebote zur Gesundheitsvorsorge
und -beratung reichen nicht aus. Frühkindliche Prävention (Gesundheitsvorsorge) ist angesichts der
gesundheitlichen Probleme von Kindern im Stadtteil unzureichend. Die in den Ganztagsschulen angebotene Ferienversorgung der Schüler/innen wird bislang noch zu wenig in Anspruch genommen.
ARBEIT UND GEWERBE
+
Vor allem die Medienbranche und die Kreativen am Standort Potsdamer Straße (°mstreet) sowie
das migrantische Gewerbe im Gebiet haben Entwicklungspotenzial für den lokalen Arbeitsmarkt und
den Gewerbestandort. Die innerstädtische Lage bietet Entwicklungschancen, die zunehmend von
Unternehmen genutzt werden. Der Aufwärtstrend im Stadtteil hat auch zum Entstehen kleiner Geschäfte und Cafés in einzelnen Teilkiezen beigetragen, auch dies ein Potenzial für die Zukunft. Es
gibt neue Hotels und Hotels in Planung. Vom nördlichen Teil des Gebietes ausgehend, haben sich
renommierte Galerien niedergelassen. Das ehemalige Gebäude des Tagesspiegels wird seit 2011 an
Galerien und Kreative vermietet. Dem Zuzug dieser Unternehmen wird damit Raum gegeben. Wie
nachhaltig dieser Wandel sein wird, ist noch nicht abschließend zu bewerten. Das Image des Gewerbestandortes verändert sich positiv.
Bedingt durch den demografischen Wandel könnten sich in den kommenden Jahren Chancen für
junge Menschen von 18-35 Jahre auf dem ersten Arbeitsmarkt ergeben, die bisher aufgrund der
strukturellen Benachteiligung am Erwerbsleben ausgeschlossen waren oder in prekären Arbeitsverhältnissen leben. Passgenaue Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte für junge Frauen und
Männer können Perspektiven eröffnen, die vorhandenen Netzwerke einbeziehen und an die Ergebnissen bisheriger Projekte anknüpfen und nutzbar machen.
-
Die Qualität der Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf der Bevölkerung ist im niedrigen bis
mittleren Segment angesiedelt. Der Bestand an Wettbüros im Bereich Potsdamer Straße hat 2011
zugenommen. Zeitgleich ist eine Steigerung der Gewerbemieten zu beobachten, die der attraktiven
Innenstadtlage und dem gegenwärtigen Trend „Zuzug von Galerien“ Rechnung trägt.
Der lokale Arbeitsmarkt ist noch geprägt von hohen Arbeitslosenzahlen, einer hohen Anzahl Transfereinkommensbeziehern und einer eher schwachen Wirtschaftslage, begleitet von Schattenwirtschaft und Schwarzarbeit. Die Arbeitslosen sind besonders benachteiligt, schlecht qualifiziert, überdurchschnittlich lange ohne Beschäftigung und ohne perspektivische Lebensplanung. Ausreichende
Beschäftigungsmöglichkeiten für hier lebende junge Menschen fehlen. Die vorhandenen Potenziale
werden noch zu wenig genutzt (z.B. °mstreet, interkulturelle Kompetenzen). Es fehlen passgenaue
Angebote für männliche Jugendliche mit schwierigen Biographien ohne Schulabschluss und ohne
Ausbildung. Die scharfen Einschnitte im öffentlichen Beschäftigungssektor beschränken die Beschäftigungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten für schwer vermittelbare Arbeitslose im Gebiet erheblich.
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BILDUNG UND JUGEND
+
Im Bereich Bildung sind vor allem starke Akteure an einzelnen Kitas und Schulen ein wichtiges Potenzial für Verbesserungsmaßnahmen. Die Neumark-Grundschule entwickelt sich ebenso wie jetzt auch die
Spreewald-Grundschule zu einer kiezoffenen Bildungseinrichtung. Die Kitas Bülowstraße und Neue
Steinmetzstraße können sich durch die Entwicklung zu Familienzentren ebenfalls als wichtiger Akteur
profilieren. An Kitas, Schulen und in der Straßensozialarbeit wurden methodische Ansätze erfolgreich
umgesetzt, die für andere Akteure Vorbildcharakter haben können (EEC, Peerhelper, FuN) und z.T.
verstetigt werden (Kinderstraßensozialarbeit). Erfolgreiche Bildungsarbeit führt dazu, dass sich Eltern
eher an Gremien beteiligen. Das (bezirkliche) Bildungsnetz Schöneberg Nord am Übergang FamilieKita-Grundschule verbessert die Vernetzung der formalen und informellen Bildungseinrichtungen, sein
Projekt Bildungsmesse (2010) war ein Erfolg. Eine weitere Stärke des Stadtteils besteht in seiner Infrastruktur. Vor allem für Kinder, Jugendliche und Familien sind neue Orte und Angebote entstanden. Kulturell gebildete Bürger stellen ein wichtiges Potenzial für den Stadtteil dar. Die Bildungslandschaft hat
sich positiv entwickelt.
-
Der Anteil an bildungsfernen Haushalten/Familien und Menschen mit mangelnder Sprachkompetenz ist
hoch, die Anzahl förderbedürftiger Kinder und bildungsferner Jugendlicher mit schlechtem bzw. ohne
Schulabschluss ist groß. Im Stadtteil sind extreme Bildungsunterschiede zwischen verschiedenen Bewohnergruppen festzustellen. Ungenügende Sprachkenntnisse bei Eltern und Kindern verringern die
Bildungschancen. Eltern mit migrantischem Hintergrund setzen sich an den Schulen noch zu wenig für
die Interessen ihrer Kinder ein. Die Anerkennung der eigenen (Herkunfts-)Sprache als Voraussetzung
für selbstbewusstes Lernen wird unzureichend als Potenzial für Bildungsfortschritte gesehen und genutzt. Im Gebiet ist das Potenzial der Grundschulen noch nicht ausgeschöpft, die bereits erreichte Qualität schlägt sich nicht in einem entsprechend verbesserten Image nieder. Veränderungen im Berliner
Bildungssystem und der Schulentwicklungsplan führten zu Verunsicherung im Stadtteil. Die Schülerzahlen an den Grundschulen gehen weiter zurück. Eltern beklagen die hohe Anzahl an Spielhallen. Die Verstetigung von mehrjährigen Projekten im Bildungsbereich stellt weiterhin eine große Herausforderung
für alle Akteure dar. Die drohende Schließung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek schwächt den Bildungsstandort.
VERNETZUNG, KOORDINATION UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
+
Die durch QM erreichte Vernetzung im Stadtteil über Partizipationsgremien und informelle Netzwerke ist
mittlerweile recht hoch. Sie stellt ein wichtiges Potenzial für die Gebietsentwicklung dar. Die Vernetzung
und Zusammenarbeit mit dem angrenzenden QM-Gebiet ist gut (QM, QR, BA). Dass alle im Stadtteil
„an einem Strang ziehen“ und es wenig Konkurrenzen zwischen Akteuren und Trägern gibt, fördert den
positiven Entwicklungsprozess. Kooperationen sind von einer hohen Verlässlichkeit geprägt. Die enge
Verzahnung von BA und QM zeichnet die Arbeit im Stadtteil aus und wird ergänzt durch die konstruktive Zusammenarbeit mit starken Partnern (Hausverwaltungen, Nachbarschaftszentren, Fachabteilungen
des BA, Schulen, Kitas, freie Träger, Religionsgemeinden, Polizei u.a.). Die Vernetzung des QR im
Stadtteil schreitet voran. Im BülowBogen und im KulmerKiez verzahnen sich kleinteilige Nachbarschaftsnetze mit Bewohner/innen, ansässigen Trägern und Einrichtungen.
-
Die Tatsache, dass im QM-Gebiet kaum migrantische Vereine ansässig sind, erschwert die Vernetzung
mit Interessenvertretungen von Bewohner/innen mit migrantischem Hintergrund.
RESÜMEE:
Die Situation bleibt insgesamt labil. Insbesondere in den Bereichen Bildung, Förderung von Kindern und
Jugendlichen, Integration und Gewaltprävention sind noch über einen längeren Zeitraum Interventionen
erforderlich. Die wirtschaftliche und soziale Situation großer Teile der Bewohnerschaft ist weiterhin problematisch. In einigen Teilgebieten nehmen die Straßenprostitution und ihre negativen Begleiterscheinungen
weiter zu. Im Bereich Nollendorfstraße mehren sich Hinweise auf kriminelle Strukturen. Die angedachte
Schließung wichtiger Einrichtungen wie die Gertrud-Kolmar-Bibliothek oder der Weggang tragender Akteure
können den Prozess weiter beeinträchtigen. Die befürchtete Gentrifizierung trägt zu einer Verunsicherung
bei. Das unterstreicht, dass das Erreichte nicht gefestigt sondern immer noch gefährdet ist, dass immer
wieder neue Herausforderungen auftauchen und es weiterhin einer aufmerksamen Beobachtung und behutsamer Interventionen bedarf, um die Entwicklung dieses benachteiligten Gebietes zu stabilisieren. Die
vom Bundesbauminister vorgenommenen Kürzungen der Programmmittel „Soziale Stadt“ in 2011 und 2012,
die vor allem soziale Maßnahmen betreffen, konnten bisher vom Land Berlin annähernd kompensiert werden. Jedoch trug diese Situation zu großer Verunsicherung auf Quartiersebene bei.
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II. BILANZ UND ANALYSE DES JAHRES 2011
II.
1.
ZIELSETZUNG DES BILANZJAHRES 2011
Die mit dem IHEK für 2011 festgelegten Handlungsschwerpunkte bildeten die Grundlage für die Projektentscheidungen, die Projektrealisierung sowie für die gesamte Tätigkeit des QM.
Die inhaltlichen Schwerpunkte blieben wie im Jahr zuvor: Nachbarschaft und Zusammenleben der Kulturen,
Bildung und Jugend, Arbeit und Gewerbe, Gesundheit und Gewaltprävention, Image und Identifikation. Als
wichtige Querschnittsaufgaben standen weiterhin die Förderung von Integration, Partizipation, Kooperation
und Vernetzung sowie die Öffentlichkeitsarbeit im Fokus der Arbeit des Teams QM. Die besondere Aufmerksamkeit des Teams QM galt auch in 2011 den Bereichen
•
•
•
•
Integration / Nachbarschaft / Zusammenleben der Kulturen,
Bildung und Jugend,
Arbeit und Gewerbe,
Partizipation / Empowerment.
Die Sicherung des bislang Erreichten galt dem QM ebenfalls als strategische Aufgabe. Daneben blieben die
Handlungsfelder Gesundheit und Gewaltprävention, Image und Identifikation, Kooperation und Vernetzung
sowie Öffentlichkeitsarbeit weitere z.T. querschnittsorientierte Schwerpunkte in der Arbeit des Teams QM.
Unter der Prämisse, QF3-Projekte für einen mehrjährigen Zeitraum anzulegen, wurde der Aufwand, Projekte partizipativ und inhaltlich vorzubereiten für alle Beteiligten (QR und andere Gremien, Träger, Team-QM)
zunächst höher. Letztlich wurden viele Projekte auf mindestens zwei Jahre für den Zeitraum 2011-2013
konzipiert und bewilligt.
INTEGRATION / NACHBARSCHAFT / ZUSAMMENLEBEN DER KULTUREN
Die Förderung und Stärkung von Nachbarschaft und Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher
Kulturen und die Einbeziehung aller Bewohnergruppen in das Leben im Stadtteil bleiben weiterhin ein wesentlicher Schwerpunkt in der Arbeit des Teams QM und werden als Querschnittsaufgabe, die alle Handlungsfelder durchzieht, definiert. Dabei wurden als besondere Aufgabenstellungen für 2011 gesehen:
•
Stärkung und Ausbau kleinteiliger Nachbarschaftsnetze sowie deren Vernetzung mit in den Kiezen tätigen Einrichtungen u.a. mit Hilfe kleinerer Projekte oder Projektbausteine, wie z.B. Nachbarschaftsfeste,
Flohmärkte; Aufbau solcher Netze dort, wo sie noch nicht existieren bzw. noch nicht erfolgreich agieren,
•
Beitrag zur Aufrechterhaltung des Dialogs mit den im Schöneberger Norden und im QM-Gebiet Magdeburger Platz ansässigen christlichen und islamischen Religionsgemeinden,
•
Förderung und Unterstützung der eigenen z.T. ehrenamtlichen Initiativen der Nachbarschaft zur Stabilisierung der entstandenen Netzwerke, sowie Förderung dieser Netzwerke mit dem Ziel, dass sie künftig
selbstständig arbeiten können (Verstetigungsaspekt).
BILDUNG UND JUGEND
Die Tätigkeit des QM in diesem Bereich knüpfte an die in den vergangenen beiden Jahren entwickelten
Leitgedanken und Entwicklungsperspektiven an. Dazu gehörten vor allem die
•
weitere Stabilisierung und Erweiterung der eingeleiteten konzeptionellen Neuausrichtung der Kitas und
Grundschulen hinsichtlich der Öffnung zu den Eltern und zum Stadtteil und damit zu Orten des sozialen
Lebens im Quartier,
•
Schaffung von Voraussetzungen für die räumliche und konzeptionelle Verankerung von sozialer Zielgruppenarbeit an Schule und Kita (als sozialer Ort auch für Eltern, Familien und Nachbarn),
•
Verknüpfung von Angeboten der Jugendarbeit und noch zu entwickelnden Projekten mit Sekundarschulen mit Strategien zur Qualifizierung auffälliger Jugendlicher auf Schulabschlüsse, Berufswege und Erwerbstätigkeit (sekundäre Gewaltprävention),
•
Umsetzung von Projekten an den Übergängen Familie-Kita-Grundschule-Oberschule zur Erhöhung der
Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen und Einbeziehung der Übergänge Schule-AusbildungBerufstätigkeit,
•
Profilierung der Bildungslandschaft und Verstärkung der öffentlichen Wahrnehmbarkeit und des
Images,
•
Verstärkung der gebietsbezogenen Vernetzung der Einrichtungen und Akteure im Bildungsbereich und
Weiterentwicklung der Kooperation mit Schulen außerhalb der Gebietskulisse.
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ARBEIT UND GEWERBE
Der Zugang zu Arbeit und Beschäftigung soll für mehr Bewohner/innen eröffnet werden. Dies ist eine zentrale Aufgabe im Schöneberger Norden. Der hohe Anteil an Arbeitslosen im Gebiet und die daraus resultierende mangelhafte Teilhabe eines großen Teiles der Bevölkerung an der Konsum- und Bildungsgesellschaft
beeinträchtigt auch das Zusammenleben und erschwert Integration. Im Handlungsfeld Arbeit und Gewerbe
standen 2011 deshalb folgende Inhalte im Fokus:
•
Potenziale der Unternehmer/innen mit Migrationshintergrund heben,
•
Konsolidierung des Medienstandortes Potsdamer Straße in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung der Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Mitte,
•
Unterstützung von Neuansiedlung von Unternehmen, insbesondere Dienstleistungsunternehmen,
•
Stärkung der Entwicklung des Tourismusstandortes Potsdamer Straße,
•
Auslotung der Möglichkeiten für mehr Beschäftigung und Ausbildung am Standort vor allem für junge
Bewohner/innen,
•
Aufrechterhalten der Abstimmung und Zusammenarbeit von QM, BA und Jobcenter zur Förderung von
Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekten, um Bedürfnissen im Stadtteil Rechnung zu tragen.
PARTIZIPATION / EMPOWERMENT
Die Beteiligung der Bewohner/innen und der anderen lokalen Akteure an Entscheidungen zur Verbesserung
des Lebens im Stadtteil durch die Entwicklung und Förderung von Projekten war auch 2011 ein wichtiger
Schwerpunkt in der Arbeit des Teams QM. Das Team verfolgte in diesem Handlungsfeld für 2011 v.a. folgende Ziele:
•
Gewährleistung der Beteiligung von Bewohner/innen und anderen lokalen Akteuren an den Entscheidungen über die Vergabe von Fördermitteln zur Verbesserung der Situation im Stadtteil durch Sicherung der Arbeitsfähigkeit von QR und Vergabebeirat,
•
Weiterentwicklung der Kooperation mit dem QR,
•
Nutzung des Präventionsrates Schöneberger Norden, der Gewerbegespräche und informeller Kommunikationsnetze als Instrumente zur Einbeziehung weiterer Bewohner/innen und anderer lokaler Akteure,
•
Bewohnerbeteiligungsverfahren zu Wohnumfeldverbesserungsmaßnahmen,
•
Förderung und Unterstützung bürgerschaftlichen Engagements und entsprechender Projekte oder Initiativen,
•
Einbeziehung von Bewohner/innen, lokalen Akteure, Fachgruppen und bezirklichen Fachabteilungen bei
der Weiterentwicklung strategischer Ansätze für die Gebietsentwicklung,
•
Stabilisierung, Unterstützung und Stärkung der verschiedenen Netzwerke im Quartier.
II.
2.
AUSWERTUNG WICHTIGER PROJEKTE, STRATEGISCHER PARTNERSCHAFTEN
UND THEMENFELDER
2.1
WICHTIGSTE ERGEBNISSE IN DEN HANDLUNGSFELDERN 1 UND 2:
MEHR CHANCEN AUF DEM ARBEITSMARKT / MEHR FORT- UND WEITERBILDUNG
POTSDAMER STRAßE ALS WIRTSCHAFTSSTANDORT
Die Potsdamer Straße bildet die gewerbliche Achse der beiden QM Gebiete Magdeburger Platz und Schöneberger Norden. Ihre Seitenstraßen sind in Teilen durch gut funktionierende Gewerbehöfe geprägt. Mit den
Medienunternehmen und Kreative verfügt das Gebiet über ein wichtiges Potenzial. Die Potsdamer Straße ist
seit zwei Jahren als neuer Galeriestandort in den Medien präsent, namhafte Galerien siedeln sich über die
gesamte Fläche beider QM Gebiete an und organisieren Veranstaltungen, die auch internationales Publikum
anziehen.
Dieser Zuzug kann die Abwanderungen großer Unternehmen (Arbeitgeber) in den letzten Jahren, wie die
BVG, Schropp und der Tagesspiegel, nur zum Teil kompensieren, der Einzelhandel, die Gastronomie und
die Gewerbetreibenden stellen sich zunehmend auf diese neuen Klientel ein. Der südliche Teil der Potsdamer Straße zwischen Pallas- und Grunewaldstraße und die anschließende Hauptstraße konnten von dem
Zuzug von Galerien nicht profitieren. Der bevorstehende Veränderungsprozess für diesen Teil der Straße
wird voraussichtlich noch mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Die Kehrseite dieses positiven Prozesses ist
eine steigende Mietentwicklung, die sowohl die Gewerbemieten als auch die Wohnungsmieten betrifft. Die
Zahl der Wettbüros im Bereich Potsdamer Straße ist im letzten Jahr gestiegen und stellt eine Belastung für
das Gebiet dar.
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Trotz der oben beschriebenen Entwicklung weist der öffentliche Raum der Potsdamer Straße weiterhin
Defizite auf. Grundlagen und Konzepte für eine Verbesserung ihres Erscheinungsbildes liegen mit dem Aktionsplan und dem Konzept zum „Boulevard Potsdamer Straße“ vor. Eine Umsetzung dieser Konzepte bleibt
weiterhin dringlich und ist eine wichtige Voraussetzung für die funktionelle Aufwertung und bessere Vermarktungsfähigkeit der Straße.
Die Gesprächsreihe „Gewerbegespräche“, initiiert durch das Team QM, fanden in der ersten Jahreshälfte
erfolgreich zu aktuellen Fragen wie Imageverbesserung oder neue Chancen der Potsdamer Straße statt. Die
für das QM zuständige Stadträtin, Vertreter/innen des Fachbereichs Wirtschaftsförderung des Bezirksamtes,
der IG Potsdamer Straße, Gewerbetreibende und Unternehmer/innen unterschiedlicher Branchen diskutieren hier gemeinsam mit Quartiersräten, anderen Fachleuten und interessierten Bewohner/innen über Strategien für die Entwicklung der Straße.
In der zweiten Jahreshälfte fanden im Rahmen des Projektes „Gemeinsam wirtschaften an der Potsdamer“
(Träger: LOK.a.Motion GmbH, Förderung: 2010-2012) Unternehmenspräsentationen statt. Diese wurden
mit thematischen Schwerpunkten, zu denen Referent/innen eingeladen wurden, verknüpft. Themen waren
u.a. die Präsentation von Waren und Kundenbindung. Ziel des Projektes ist es, Unternehmer/innen migrantischer Herkunft in die Netzwerke einzubinden. Die Unternehmer/innen lernen sich besser kennen und treten in Erfahrungsaustausch. Die Besonderheit des Projektes liegt darin, die Unternehmer/innen migrantischer Herkunft gezielt anzusprechen. Dadurch, dass sich das Projekt an ihren spezifischen Bedürfnissen
orientiert wird es möglich, die Netzwerkarbeit aufzubauen. Das Projekt sichert die notwendige auch personelle Kontinuität im individuellen Kontakt. Es kann so Vertrauen aufbauen und gezielt auf Probleme und
Anregungen der Unternehmer/innen reagieren. Dies soll sich auch die Identifikation mit dem Gebiet spürbar verbessern.
MAGISTRALE POTSDAMER STRAßE UND MEDIENSTANDORT
Die Projekte zur Entwicklung und Imageverbesserung der Potsdamer Straße wurden bisher vor allem durch
die Interessengemeinschaft der Gewerbetreibenden (IG Potsdamer Straße e.V.) getragen. Der AK °mstreet,
eine Arbeitsgruppe von Medienunternehmen, ist Mitglied in der IG Potsdamer Straße. Die IG entsendet
ein/e Vertreter/in in den QR.
Die Zusammenarbeit mit dem QM-Team Magdeburger Platz und dem dortigen QR ist eng und hat sich bewährt. Viele Projekte konnten gemeinsam mit der IG Potsdamer Straße initiiert und umgesetzt werden. Das
Projekt „Charme-Offensive“ (Träger: Sibylle Nägele / Joy Markert, Förderung: 2010) richtet sich vor allem
an ein kulturinteressiertes Publikum und wurde stark frequentiert. Ziel der „Charme-Offensive“ war und ist
es, die öffentliche Wahrnehmung der Potsdamer Straße positiv zu verändern. Das Projekt war sehr erfolgreich und soll 2012 fortgesetzt werden.
ANSIEDLUNG VON UNTERNEHMEN
Die neu angesiedelten Hotels und Pensionen führen zu einer Belebung der Potsdamer Straße und können
als aussichtsreiches Zeichen gesehen werden, dass das Areal zukünftig seine Innenstadtlage stärker nutzen
kann. Renommierte Galerien haben sich in den letzten Jahren in beiden QM-Gebieten niedergelassen. Dadurch gibt es einen spürbaren Zulauf von kulturinteressiertem Publikum. Galerien und deren Netzwerke
bieten eigene Programme und Rundgänge an. Zunehmend bieten auch Stadtführer thematische Führungen
an und locken interessierte in das Gebiet.
Das Projekt „Historische Orte sichtbar machen“ (Träger: Schöneberger Kulturarbeitskreis e.V., Förderung:
2010-2011) startete mit dem Ziel, Informationsträger zur Geschichte des Schöneberger Norden zu entwickeln. Die Informationstafeln, sogenannte „Infostationen“, ermöglichen es den Bewohner/innen, sich mit
der Geschichte ihres Quartiers vertraut zu machen und sind auch für Touristen interessant. Das Projekt
wird vom Jugend Museum mit zwei 9. Klassen aus der Sophie-Scholl-Oberschule und der GustavLangenscheidt-Oberschule umgesetzt. 2010 fanden Workshops mit den Jugendlichen statt, um interessante
Orte und Themen zu recherchieren. Am 7. Oktober 2011 wurden zwölf Informationstafeln feierlich eingeweiht. Darüber hinaus informiert eine Website www.historische-orte.info über die Stationen und Inhalte des
Projektes.
AUSBILDUNG
Im Stadtteil lebt eine besonders große Zahl von jungen Menschen ohne Berufsausbildung. Unter ihnen sind
diejenigen mit Migrationsbiographie am häufigsten betroffen. Aufgrund von erheblichen Bildungsdefiziten
ist ihnen der Zugang zu Ausbildung und zum Arbeitsmarkt extrem erschwert. QM versucht hier, vor allem
durch Projekte an Grund- und Sekundarschulen, die in Bezug auf die Bildungsbiographie früher ansetzen,
die Ausbildungschancen der Kinder und Jugendlichen zu erhöhen. Das Projekt „JugendBerufsLotsen“ (Träger: Schöneberger Kulturarbeitskreis e.V., Förderung: 2010-2012) richtet sich an Jugendliche ab der 9.
Klasse. Im Jugend Museum wurden im Schulhalbjahr 2010/2011 zunächst handlungsorientierte Projektwochen durchgeführt. Die Workshops entsprechen der „Erlebniswelt“ Beruf. Sie machen dabei verschiedene
Berufe, historische Entwicklungen und die heutigen Anforderungen von Berufen erfahrbar. Die Workshops
sind stark auf praktische Erfahrung ausgerichtet und leiten die Jugendlichen dabei an, bereits im Projekt-
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11
verlauf eigene Fähigkeiten und Neigungen kennenzulernen und für eine Ergebnispräsentation einzusetzen.
Gleichzeitig recherchieren sie zu konkreten Unternehmen im Bezirk, lernen Unternehmer/innen und ihre
Berufsbiographien und Qualifikationen kennen. 2011 wurden 17 Schüler/innen als JugendBerufsLotsen
ausgebildet. Die Jugendlichen können Informationen ebenso weitergeben wie Techniken und Tipps zum
Aneignen von Wissen über Berufe und Ausbildungsmöglichkeiten. Die JugendBerufsLotsen waren mittels
des eigens dafür eingerichteten Bauwagens in ihren Schulen tätig, darüber hinaus auch auf Stadtteilfesten
und an Grundschulen aktiv. Mitte Dezember wird eine Abschlusskonferenz stattfinden. Die JugendBerufsLotsen werden dort ihr Abschlusszertifikat erhalten. Anfang 2012 wird das Projekt ausgewertet, um die
Ergebnisse zu sichern. In 2012 soll u.a. didaktisches Material zur Berufsorientierung von jungen Menschen
entstehen, das in Schulen oder bei freien Trägern eingesetzt werden kann.
ARBEIT
Die Möglichkeiten, mit Hilfe des QM den lokalen Arbeits- und Ausbildungsmarkt zu beeinflussen, sind sehr
begrenzt, insbesondere in bezug auf die Schaffung neuer und den Erhalt bestehender Arbeitsplätze in den
ortsansässigen Unternehmen. Die Schließung oder Abwanderung von z.T. großen Unternehmen im Umfeld
bedeuten immer auch den Verlust von Arbeits- und Ausbildungsplätzen.
QM versucht in dieser Situation, strategisch ausgerichtete Impulse auf der Quartiersebene zu geben. Durch
Maßnahmen, mit deren Hilfe Langzeitarbeitslose und Bildungsbenachteiligte in die Lage versetzt werden
können, Grundvoraussetzungen für eine potenzielle Teilnahme am Erwerbsleben zu erlangen, soll Teilhabe
und Chancengleichheit hergestellt werden. Diese Maßnahmen sollten möglichst kleinteilig, niedrigschwellig
und den lokalen Bedarfen angepasst sein.
Der demografischen Wandel kann neue Chancen für die Altersgruppe der 18-35-jährgen ergeben, denn die
Situation auf dem Arbeitsmarkt ändert sich derzeit dramatisch. Fehlende Fachkräfte führen zu einer steigenden Bereitschaft von Unternehmen, in die individuelle Qualifikation von potenziellen Arbeitnehmer/innen zu investieren. Diese Möglichkeiten sollten bewusst gemacht und für die hier Lebenden genutzt
werden.
Die Jüngeren formulieren derzeit, im Vergleich zur oben genannten Altersgruppe, Perspektiven für sich auf
dem Arbeitsmarkt zu sehen. Deshalb unterstützt das Team QM über die Aktivitäten im Bildungsbereich
hinaus besonders Angebote und Kooperationen, die die Chancen auf Teilhabe an Ausbildung und Arbeitsmarkt durch Förderung von Schlüsselqualifikationen erhöhen, insbesondere am Übergang Schule-Beruf.
Eine Reihe von Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen, die eine positive Wirkung auf das Gebiet
hatten, wurden durch Kürzungen des JobCenters reduziert bzw. fielen weg. Dies stellt einen Verlust für das
Gebiet dar. Durch die veränderten Rahmenbedingungen bei der Ausbildungsförderung sind so wichtige
Projekte wie das Café Palladin existenziell gefährdet. Dieses Projekt konnte nur durch die Übernahme von
Ausbildungsförderung durch den Bezirksbürgermeister in 2011 abgesichert werden.
2.2
WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 3:
BESSERE QUALITÄT DES WOHN- UND LEBENSRAUM
ÖFFENTLICHER RAUM, FREI- UND SPIELFLÄCHEN
Die Versorgung mit öffentlichen Frei- und Spielflächen ist im eng bebauten Schöneberger Norden nach wie
vor stark defizitär. Die im Rahmen der QM-Tätigkeit neu geschaffenen oder qualifizierten Spiel- und Freiflächen werden gut angenommen und erfreuen sich einer starken Nutzung, was jedoch zu Übernutzungserscheinungen führt. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die vorhandenen Freiflächen nicht in ausreichendem Maße gepflegt werden können.
Die neu gestaltete Spielfläche im PallasPark (QF4, Realisierung: 2010) wird gut von Kindern und Bewohner/innen angenommen. Die mittlerweile eingezäunten Interkulturellen Gärten, initiiert und betrieben vom
Projekt „Weiterentwicklung des PallasParks zum Interkulturellen Garten der Künste“ (Träger: netzwerk
stadtraumkultur e.V., Förderung: 2009-2011) werden von Anwohner/innen intensiv gärtnerisch genutzt. In
2011 wurde der Grundwasserbrunnen zur Versorgung der Interkulturellen Gärten erstellt und in Betrieb
genommen (Träger: BA, Förderung: 2011). Synergien wurden geschaffen. Der PallasPark erfährt eine deutlich sichtbare Aufwertung, Nutzung und soziale Kontrolle.
Im ersten Halbjahr 2011 fand eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung zur Neugestaltung des Spielplatzes an der
Froben-/Winterfeldtstraße statt (QF4, Fördersumme: 370.000 €, Eröffnung: November 2011). Aufgrund
seiner Lage im Bereich der Straßenprostitution ist es aus Sicherheitsgründen vorgesehen, den Spielplatz mit
einem 1,6 m hohen Zaun zu versehen und über Nacht abzuschließen. Eine Anwohnerin erklärte sich bereit,
ehrenamtlich für die Abschließbarkeit unter der Woche zu sorgen, für Wochenenden und Ferien müsse der
Bezirk einen Wachschutz finanzieren. Auch der Bolzplatz, den die Planer/innen zugunsten eines Kletterfelsens abbauen wollten, wird nun erhalten bleiben. Der Spielplatz wird den Charakter einer CanyonLandschaft erhalten.
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Der Park auf dem Gleisdreieck hat übergeordnete Bedeutung für die Bewohner/innen im Schöneberger
Norden. Der Ostpark wurde im September 2011 eröffnet. Erste Erfahrungen können für den weiteren Umgang mit dem Westpark von Bedeutung sein, z.B. in bezug auf Vandalismuserscheinungen und die Nutzung
durch Jugendliche. Die Projektbegleitende Arbeitsgruppe für den Park mit Vertreter/innen der QR beider
QM-Gebiete, ist weiterhin aktiv. Für den im West-Park vorgesehenen Kiosk im Eingangsbereich des Parks,
Höhe Kurfürstenstraße, erarbeitete eine Arbeitsgruppe aus Vertreter/innen der Teams QM und QR Schöneberger Norden und Magdeburger Platz ein Nutzungskonzept, welches von SenStadt, GRÜN Berlin und auch
dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg positiv aufgenommen wurde. Es ist angestrebt, soziale und wirtschaftliche Funktionen zu verbinden (Konzept QR, vgl. Anhang).
Ein weiteres übergeordnetes Planungsvorhaben sieht auf dem sogenannten Yorck-Dreieck einen Baumarkt
mit Sportflächen zur Vereinsnutzung auf dem Dach vor. Es wurde von SenStadt 2011 aufgrund verkehrsund baubezogener Bedenken vorerst gestoppt.
Im Rahmen des zweijährigen Projektes „Grüne Tore“ konnten im KulmerKiez zusammen mit der jeweiligen
Nachbarschaft mittlerweile drei feste und zwei temporäre „Grüne Tore“ im öffentlichen Raum erbaut und
bepflanzt werden. Sie werden von den benachbarten Einrichtungen und Bewohner/innen gepflegt.
BOULEVARD POTSDAMER STRAßE
Die Umsetzung des Konzeptes „Boulevard Potsdamer Straße“ stagnierte auch in 2011. Die Forderungen der
Bewohner/innen und Gewerbetreibenden nach einer nachhaltigen Verbesserung der Aufenthaltsqualität
sowie nach Minderung der Staub-, Lärm- und Verkehrsbelastungen der Potsdamer Straße und diese kreuzender Hauptverkehrsstraßen (insbesondere Bülow-, Goeben-, Yorckstraße) bedürfen Entscheidungen auf
Landesebene (vgl. Kap. 2.1).
PRIVATE FREIFLÄCHEN, HÖFE
Trotz der in den Jahren 1972-2002 durchgeführten umfassenden Sanierungen im Quartier, gibt es Bedarf
an Verbesserungen auf privaten Freiflächen und Höfen, die entweder abgenutzt sind oder den Anforderungen einer gewandelten Mieterstruktur nicht mehr genügen. Hier hat das QM aktuell wenige Handlungsmöglichkeiten, solange die Eigentümer nicht agieren bzw. investieren möchten.
MIETBELASTUNG UND WOHNUNGSLEERSTAND
Im QM-Gebiet steigen die Mieten kontinuierlich an. Dies resultiert aus dem Auslaufen der Mietpreisbindungen im ehemaligen Sanierungsgebiet Bülowstraße, aus rechtlich zulässigen Mietpreiserhöhungen gem. Berliner Mietspiegel 2011, z.T. erheblichen Preissteigerungen in den Betriebskosten und aus einer kräftigeren
Mietendynamik, wie im neuen IVD-Marktmietspiegel 2011 dargestellt. Im Schnitt liegt der Mietpreis bei
Neuvermietung bei 20% über dem Berliner Mietspiegelwert (Quelle: Mietermagazin 9/11, S. 8). Diese Entwicklung trifft im Schöneberger Norden auf eine Bewohnerschaft, von der über ein Drittel Transfereinkommen beziehen. Auch der QR befasste sich mit diesem Thema in seinem Workshop „Ist die Gentrifizierung in
Schöneberg schon in vollem Gang?“ (Protokoll, vgl. Anhang). Im Schöneberger Norden werden Wohnungen
als Ferienwohnungen genutzt.
Die Befürchtung, dass sich mit der Umsetzung der Hartz-IV-Gesetze für ALG II-Bezieher/innen deren
Wohn- und Lebenssituation verändern könnte, scheint sich auch für 2011 zu bestätigen, jedoch liegen dem
QM dazu keine verlässlichen Daten vor. Bei der Pallasseum Wohnbauten KG konnten Mieter/innen aufgrund
nicht mehr angemessener Wohnungsgrößen gem. Hartz-IV-Gesetz in kleinere Wohnungen umziehen. So
wurde der Wegzug von Mieter/innen gebremst und die positive Gesamtentwicklung dieser Wohnanlage
gesichert. Die Mietpreise der Wohnungen im Pallasseum liegen im vom JobCenter finanzierbaren Bereich.
Für die Großwohnanlage „Pallasseum“ bestätigt sich die positive Einschätzung aus dem letzten Jahr. Mit nur
einer leer stehenden Wohnung und Wartelisten für alle Wohnungsgrößen ist die Verwaltung sehr zufrieden
mit der jetzigen Situation (Pallasseum Wohnbauten KG, Schreiben v. 26.09.11).
Im Wohnungsbestand der GEWOBAG (3.752 WE) liegt der derzeitige Leerstand bei 1,8 %. Auch die
GEWOBAG spricht von Vollvermietung und guter Nachfrage, hat jedoch wenig Raum für die Versorgung
von Umsetzmietern im Sanierungsfall. Die GEWOBAG bemüht sich in derartigen Fällen um Ersatzwohnraum
im Quartier oder aber innerhalb des Wohnungsbestandes (GEWOBAG, E-Mail v. 28.09.11). Als Indizien für
Aufwertungsprozesse im QM-Gebiet könnten Anzeichen selektiver Vermietung gelten.
Im Vergleich zu den Daten des letzten Jahres kann von einem weiter stabilisierten Wohnungsmarkt mit
nicht nennenswertem Wohnungsleerstand im Quartier gesprochen werden. Inwiefern diese Daten Rückschlüsse auf eine Stabilisierung der Bewohnerschaft und weniger Fluktuation auf dem Wohnungsmarkt
zulassen und/oder auf den Zuzug anderer sozialer Gruppen oder auch schon auf eine gewisse Versorgungsnot für die Gebietsbevölkerung hinweisen, kann aus diesen Zahlen jedoch nicht geschlossen werden.
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Derzeit wird im Auftrag des BA ein Wohnungsmarktbericht für Tempelhof Schöneberg erstellt, der u.U.
weitere Aufschlüsse geben kann.
Neubauvorhaben gab es auch 2011 keine im QM-Gebiet. Vereinzelt sind Sanierungsvorhaben zu verzeichnen (z.B. Steinmetzstraße, Großgörschenstraße).
GEFÄHRDUNGEN IM WOHNUMFELD: LÄRM, VERSCHMUTZUNG, MÜLL, VANDALISMUS, SICHERHEIT
Gelegentlich und meist räumlich begrenzt werden von Bewohner/innen verschiedener Kieze Forderungen
nach Lärmreduzierung, Beseitigung von Schmutz, Müll und Vandalismusschäden formuliert. Dazu nutzen sie
häufig den Präventionsrat. In diesen Fällen wird eng mit Bewohner/innen, vielen lokalen Akteuren, der
BSR, den zuständigen Abteilungen des BA, den Hauseigentümern und der Polizei zusammengearbeitet, um
zeitnah Lösungen anzubieten.
Aktuell haben sich Anwohner/innen in einer Bürgerinitiative im südlichen FrobenKiez organisiert und einen
Verein gegründet (Lärmfreier Nollendorfkiez e.V.). Durch den sich ausweitenden Gaststätten- und Restaurantbetrieb rund um den Winterfeldtplatz im Bereich der Maaßen-, Winterfeldt- und Zietenstraße sind die
anliegenden Wohnblöcke erheblich durch Lärm bis in die Nacht und den Müll dieser Betriebe belastet. Auch
die extreme Nutzung der Bürgersteige durch gastronomische Betriebe, Ignorieren der Fußgängerzone in
der Nollendorf- und Schwerinstraße durch parkende und durchfahrende PKW und Motorräder mindern die
Wohnqualität. Damit treten wie in anderen touristisch geprägten Vierteln Berlins die bekannten Unverträglichkeiten zwischen Anwohner/innen und intensiv genutzter Gastronomie auf (vgl. Kapt. 2.5., S. 18). Teilweise kommt es zu Konflikten zwischen engagierten Anwohner/innen und Verursachern. Diese führen auch
dazu, dass engagierte Anwohner/innen, die auf die Probleme hinwiesen, mittlerweile Angst haben, diese
öffentlich zu benennen.
Nach wie vor macht sich die Abwesenheit des ehemals vom JobCenter finanzierten Projektes des Drogennotdienstes „Die Werkstatt“ negativ bemerkbar, zumal die Pflege- und Reinigungstätigkeiten auf bezirkseigenen Flächen im Schöneberger Norden nicht entsprechend aufgefangen wurden. Bewohner/innen und
Vertreter/innen sozialer Einrichtungen bemängeln immer wieder die Verunreinigungen von Spiel- und Freiflächen insbesondere durch Spritzen und Kondome im Bereich der Straßenprostitution.
Weitere Angaben zur Sicherheit und zum Sicherheitsgefühl der Bewohner/innen vgl. Kapt. 2.5.
GEFÄHRDUNGEN DES WOHNUMFELDS: BEGLEITERSCHEINUNGEN DER STRAßENPROSTITUTION
Die Anzahl von Prostituierten blieb nach Einschätzungen vor Ort arbeitender Streetworker/innen in 2011
auf gleich hohem Niveau wie im letzten Jahr. Die Prostituierten, auch diejenigen aus den neuen EULändern, halten sich unterschiedlich lange im Gebiet auf. Mittlerweile gibt es viele, die drei Jahre und länger vor Ort arbeiten. Die gesundheitliche Situation der Prostituierten sowie ihre Wohnsituation haben sich
nicht verbessert.
Die gesamte Entwicklung führt dazu, dass sich nahe gelegene Kinder- und Jugendeinrichtungen, Schulen,
Senior/innen- und religiöse Einrichtungen sowie die Bewohnerschaft durch die Prostitution und deren Folgeerscheinungen nach wie vor stark belästigt fühlen. Diese Proteste bleiben auf gleich hohem Niveau und
werden sehr ernst genommen. Bemängelt werden insbesondere Verschmutzung, Lärmbelästigung insbesondere nachts, zu leichte Bekleidung der Prostituierten in der warmen Jahreszeit, öffentlich durchgeführter
Geschlechtsverkehr und persönliche Belästigungen von Bewohner/innen durch Prostituierte und Freier.
Diese Belastungen wirken sich negativ auf das Image aus und führen dazu, dass Familien mit Kindern aus
dem Gebiet wegziehen. Der Straßenstrich und seine Begleiterscheinungen führen immer wieder zu einer
reißerischen Berichterstattung in den Medien. QM trägt mit kleinteiligen Maßnahmen zur Entschärfung der
Situation vor Ort bei. Der mittlerweile erreichte hohe Vernetzungsgrad erleichtert den Umgang mit der sehr
problematischen Situation. In gemeinsamen bezirksübergreifenden Arbeitsgruppen von Bezirksämtern
(Tempelhof-Schöneberg, Mitte), QM-Teams (Schöneberger Norden, Magdeburger Platz), den Präventionsteams der Polizei, sozialen Einrichtungen und der Fachgruppe Kurfürstenkiez werden Strategien entwickelt
und in den politischen Raum getragen, um diesen Problemen wirksam zu begegnen.
Aktuell sind die im letzten Jahr geplanten Qualifizierungsmaßnahmen im Rahmen des Pilotprojektes „Qualifizierung zum Thema Straßenprostitution von Erzieher/innen, Sozialarbeiter/innen und Lehrer/innen vor Ort
(2011/2012)“ (Träger: Christiane Howe) gestartet und werden insbesondere von den Erzieher/innen und
Sozialarbeiter/innen der Einrichtungen Kita Haus der Kinder, Familientreff Kurmärkische Straße und KJFE
Villa Schöneberg gut nachgefragt.
Des Weiteren wird im November zum Thema Nachbarschaft und Prostitution eine öffentliche Veranstaltung
gefördert (Träger: netzwerk stadtraumkultur e.V.), die der Nachbarschaft die Möglichkeit bietet, sich über
Prostitution umfassend informieren zu lassen. Das wird immer wieder von Anwohner/innen nachgefragt.
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Bewegt durch Proteste von Anwohner/innen hatte der Bezirksbürgermeister von Tempelhof-Schöneberg im
Frühjahr 2011 eine Studie in Auftrag gegeben. Im Zeitraum April-August 2011 wurden mithilfe qualitativer
Interviews und Fragebögen Problembeschreibungen und Lösungsvorschläge zum Konflikt Nachbarschaft
und Straßenprostitution erhoben. Die Ergebnisse konkretisieren die vor Ort gemachten Wahrnehmungen
und Erfahrungen der letzten Jahre. Einige Anwohner/innen wurden durch die Befragungen aktiviert, sich
Gedanken und Überlegungen zum Umgang mit der Situation vor Ort zu machen und treffen sich dazu in
einer kleinen Gruppe.
Der Rechtsstreit um das geplante Laufhaus im ehemaligen Wegert-Gebäude an der Potsdamer Ecke Kurfürstenstraße wird aktuell weiter geführt. Die in 2007 beantragte Baugenehmigung für das geplante Laufbordell wurde in 2008 durch das Land Berlin versagt. Die potentielle Betreiberin hatte Klage gegen diesen
Bescheid eingereicht, welche in 2010 negativ durch das Verwaltungsgericht beschieden wurde. Sie ist jedoch in Revision gegangen, nun bleibt das Urteil des Oberverwaltungsgerichtes abzuwarten. Sollte das
Laufhaus realisiert werden, würde dies zu einer weiter steigenden Belastung der Nachbarschaft führen, da
mit dieser Einrichtung weitere und andere Freier und Prostituierte angesprochen werden.
2.3
WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 4:
BEWOHNERADÄQUATE SOZIALE INFRASTRUKTUR
Die Versorgung mit Angeboten der bewohneradäquaten sozialen Infrastruktur ist für die vielen kaufkraftarmen Bewohner/innen ein wichtiger Beitrag zur Integration in das soziale Leben. Der Stadtteil weist einen
überdurchschnittlich hohen Anteil an Kindern und Jugendlichen bzw. an jungen Familien auf, ein großer Teil
davon mit migrantischem Hintergrund, sowie einen hohen Anteil an bildungsbenachteiligten Bevölkerungsgruppen. Herausforderungen im Bereich Bildung ergeben sich aus den häufig zu verzeichnenden Sprachdefiziten bzw. Spracherwerbsproblemen, aus Schulversagen und abgebrochenen Bildungswegen, aus Disfunktionalität von Familien und mangelnder Elternmitwirkung, aber auch aus der Abwanderung bildungsorientierter Familien mit Kindern und dem z.T. schlechten Image von Bildungseinrichtungen trotz der Qualität
der Angebote bzw. der erreichten Verbesserungen.
Für QM standen deshalb auch im Jahr 2011 folgende strategische Handlungsansätze im Fokus: Die Öffnung
der Kitas und Schulen für die soziale Arbeit im Stadtteil, die Vernetzung der Regeleinrichtungen untereinander sowie deren Vernetzung mit Angeboten anderer Akteure (besonders der Jugendhilfe), die Elternaktivierung und die Verbesserung der Sprach- und Lesekompetenzen. Eine wichtige Orientierungslinie bei der
Entwicklung von Projekten ist die ganzheitliche Sichtweise auf Bildungswege bzw. Bildungsbiographien, von
der frühkindlichen Phase über die einzelnen Bildungsschritte bzw. -instanzen hinweg bis hin zum Übergang
in Ausbildung und Berufsleben. Bei der Entwicklung von Projekten im Rahmen einer integrierenden Handlungsstrategie standen der Wunsch nach durchgängigen Bildungswegen, die Eltern als wichtige Bildungspartner und die Idee einer abwechslungsreichen Bildungslandschaft im Vordergrund. Die Abt. Jugend greift
diese z.T. gemeinsam entwickelten Handlungsansätze in ihrem „Regionalen Bildungsnetz Schöneberg Nord“
auf und konzentriert sich auf die Übergänge Familie-Kita-Grundschule.
In 2011 wurden zwei Projekte gefördert, die das Thema Bildung und die entsprechenden Einrichtungen und
Angebote im Stadtteil an schwer erreichbare Bewohnergruppen heranführen und das Image der „Bildungslandschaft Schöneberger Norden“ im Stadtteil verbessern sollen. Der „Lange Tag der Bildung“ (Träger: AG
Büttner und Gerometta, Förderung: 2010-2011) wurde in einem kooperativen Prozess mit den Lernorten
und Bildungseinrichtungen im Schöneberger Norden entwickelt, durchgeführt und ausgewertet (4 große
Vorbereitungstreffen, 1 Auswertungstreffen). Am 5. Mai 2011 haben sich entsprechend des dezentralen
Ansatzes mehr als 30 Einrichtungen mit ihren Angeboten an 20 Lernorten im Stadtteil präsentiert. Im
Mittelpunkt des Projektes „Bildungsbotschafter“ (Träger: PFH, Förderung: 2010–2012) steht die
Gewinnung, Qualifizierung und Begleitung von Müttern und Vätern als Bildungsbotschafter/innen im
Quartier. Sie beraten als Multiplikator/innen andere Eltern und motivieren sie, sich stärker für die Bildung
ihrer Kinder einzusetzen um deren Bildungschancen zu erhöhen. Dadurch soll die Erziehungskompetenz
und Vorbildrolle der Eltern gefördert und das Vertrauen zwischen Eltern und Bildungseinrichtungen im
Quartier gestärkt werden. Das Projekt nimmt damit auch Grundsätze des Projektes Elternaktivierung (20082010) auf und entwickelt sie weiter. 2010 und 2011 durchliefen sechs Mütter und sechs Väter die projektbezogen entwickelte, mehrmonatige Grundqualifizierung. Die Bildungsbotschafter werden an den beiden
Grundschulen und Nachbarschaftseinrichtungen sowie auf öffentlichen Veranstaltungen (z.B. Bildungsmesse, Langer Tag der Bildung, Schul- und Straßenfeste) eingesetzt. Sie werden begleitend gecoacht. Mit dem
Programm STÄRKEN vor Ort (SvO) wurde der Einsatz in der Spreewaldschule verstärkt und die Qualifizierung um ein Modul zur Gewaltprävention ergänzt.
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KITAS
Die Kitas sind wichtige Partner des QM in den Bereichen Bildung, soziales Verhalten sowie Elternarbeit,
-qualifizierung und -aktivierung. Sie wurden bei der Entwicklung und Umsetzung innovativer Konzepte sowie bei der weiteren Öffnung und Vernetzung in den Stadtteil unterstützt.
2010 begann das „Frühstarterprojekt“ an den Kitas in der Bülowstraße und in der Neuen Steinmetzstraße
(Träger: INA.KINDER.GARTEN gGmbH, Förderung: 2010-2011). Es knüpft an ein Projekt zur frühkindlichen
Prävention durch Gesundheitsvorsorge und Elternbildung an der Kita in der Neuen Steinmetzstraße an, das
aus Mitteln des Jugendamtes finanziert wird. Das Projekt, das die Bildungschancen der Mädchen und Jungen auch durch die Arbeit mit jungen Eltern verbessern soll, bezieht Schwangere und Familien mit Neugeborenen und Kindern im “Krabbelalter” ein. Das Projekt sucht am Übergang Familie-Kita neue Wege, um
junge Eltern zu erreichen und sie an Einrichtungen im Quartier zu binden. Die Erfahrungen aus dem Projekt
wurden in 2011 weiterentwickelt. Sie bilden die Grundlage für das Folgeprojekt „Gesund Aufwachsen“ (Träger: INA.KINDER.GARTEN gGmbH, Förderung: 2012-2013).
Das 2010 an der Kita im Familienzentrum Neue Steinmetzstraße begonne Projekt „FuN - Familien und
Nachbarschaft“ am Übergang Kita-Grundschule wurde 2011 an der Kita Bülowstraße fortgeführt (Träger:
PFH, Förderung: 2010-2011). Das Projekt bezieht perspektivisch die Kita im „Haus der Kinder“ ein. Bei der
Methode FuN steht die praxisbezogene Stärkung der Erziehungskompetenz von jungen Eltern in einem
spielerischen, kommunikativen Rahmen im Mittelpunkt. Im Rahmen von zwei familienorientierten Kursen
sollen in intensiver Gruppenarbeit mit jeweils acht Eltern und Kindern Erziehungs- und Bildungskompetenzen vermittelt und eingeübt werden. Wie bei EEC steht der positive Blick auf das Kind im Mittelpunkt. Es
hat sich gezeigt, dass das Projekt von allen Beteiligten (Kita, FuN-Trainerinnen, Erzieherinnen, Eltern und
Kinder) einen hohen Einsatz erfordert und junge Eltern schwer zu erreichen sind. Trotzdem sind die Erfahrungen positiv. Eine Projektverlängerung wird angestrebt.
GRUNDSCHULEN
Eine zentrale Instanz für die soziale Integration von Kindern ist die Grundschule. Diese Funktion wurde
durch die Einführung des Ganztagsbetriebes weiter gestärkt. Die Einbindung der beiden Grundschulen in
den Stadtteil, in die Stadtteilarbeit und in die bestehenden Netze hat sich 2011 fortgesetzt. Beide Grundschulen wurden dabei unterstützt, sich als Orte sozialen Lernens im Stadtteil zu etablieren und die Ansätze
einer hinausreichenden, stadtteilbezogenen Arbeit weiter zu intensivieren. Die beiden Grundschulen arbeiteten in den Netzwerken und bilateral eng zusammen.
Das Projekt „Weiter mit Lernlust“ (Träger: Stadtteilverein Schöneberg e.V., Förderung: 2011-2012) setzt
ebenfalls am Übergang Grundschule-Sekundarstufe an. Es reagiert mit seinem offenen Angebot flexibel auf
die besonderen Bildungsbedarfe in der Wohnanlage Pallasseum und arbeitet lebensweltbezogen mit Kindern und Eltern an der Verbesserung ihrer Bildungssituation. Das Projekt arbeitet erfolgreich mit dem
Peerhelperprinzip und setzt Abiturient/innen und Student/innen aus dem Pallasseum ein. Im Rahmen des
Projektes „Weiter mit Lernlust“ wird die Öffnung der Spreewald-Grundschule in den PallasKiez, insbesondere zum Pallasseum hin, weiter verfolgt. Die aktive Rolle dieser Schule im Kiez wurde im Zusammenhang mit
dem neuen Bibliothekenkonzept im Herbst 2011 wieder deutlich. Hier wurden gemeinsam mit drei anderen
Grundschulen Aktivitäten gegen die Schließung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek ergriffen. Daneben sind weitere Projekte zur Lernförderung an der Spreewald-Grundschule verortet („Rhythmus und Integration“,
„Schach für Schöneberg“).
Die Neumark-Grundschule arbeitet als „Schule für den Kiez“ in enger Kooperation mit dem Nachbarschaftstreff Steinmetzstraße 68. Die in 2008 mit Hilfe von QM-Fördermitteln eingerichtete Bläserklasse wurde weitergeführt. Mit den „Green Elephants“ führt die Schule derzeit die 2. Schülergeneration an Musik und Instrumente heran. Das dazu notwendige Stundenkontingent musste sie sich bei der Schulverwaltung erkämpfen. Die „Blue Elephants“ haben 2011 nach drei Jahren gemeinsamen Musizierens mit vielen öffentlichen Auftritten die Schule verlassen. Die Grundschule bemüht sich, die „Blue Elephants“ weiter zu führen,
obwohl sich die Musiker/innen auf weiterführenden Schulen befinden.
Die Einführung der Methode EEC in der Eingangsstufe der Neumark-Grundschule wird weiter verfolgt.
Verschiedene Projekte im Quartier verfolgen die generationsübergreifenden Förderung des Spracherwerbs
mit Hilfe von QM-geförderten Anschaffungen (Lesekoffer, Bücherrucksäcke, Smartboard, Bücherskulptur).
Das Projekt „Hauptsache Schule“ am Übergang Grundschule-Sekundarstufe wird mit Schüler/innen beider
Grundschulen durchgeführt (Träger: Jugendwohnen im Kiez gGmbH, Förderung: 2009-2011). Das Projekt
begleitet, unterstützt und stärkt pro Jahr eine Gruppe von ca. 20 Schüler/innen und ihre Eltern aus 6. Klassen der beiden abgebenden Grundschulen im letzten Halbjahr und im ersten Halbjahr der aufnehmenden
Schulen. Die beabsichtigte Vernetzung mit den außerhalb der Gebietskulisse liegenden Oberschulen blieb
bisher individuell und auf einzelne engagierte Lehrer/innen beschränkt. Sie soll verbessert werden. Die
Zwischenauswertungen in 2011 zeigen einen positiven Verlauf und erbringen wichtige Erkenntnisse in be-
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zug auf die Lebens- und Lernwelt der einbezogenen Schüler/innen und deren Eltern. Mit Hilfe von SvO
konnte das Projekt in Richtung Oberschulen erweitert und gestärkt werden. Eine weitere Stärkung des Projektes in 2012 wird durch QM angestrebt.
OBERSCHULEN
Aufgrund der Förderbedingungen des Programms Soziale Stadt ist es nur schwer möglich, Projekte an den
beiden außerhalb der Gebietskulisse liegenden Oberschulen im Einzugsgebiet des Stadtteils wie die GustavLangenscheidt-Schule (ISS), die Robert-Blum-Oberschule (Gymnasium) oder die Waldenburg-Schule (ISS)
zu fördern. Das erschwerte die Anbindung an QM-Aktivitäten und die Zusammenarbeit. Dennoch konnten
diese Schulen erfolgreich in QM-geförderte Projekte einbezogen werden (JugendBerufsLotsen, Historische
Orte sichtbar machen). Das Programm SvO konnte hier nicht zuletzt wegen der um diese Schulen erweiterten Gebietskulisse wichtige Projekte am Übergang Schule-Erwerbs-/Berufsleben fördern. Zum Teil flossen
Erfahrungen aus Soziale-Stadt-Projekten in SvO-Projekte ein und umgekehrt.
GERTUD-KOLMAR-BIBLIOTHEK
Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek hatte sich in den letzten Jahren nach einer Unterbrechung in 2010 zu einem
wichtigen Lernort entwickelt. Sie wurde personell und funktional aufgewertet und agierte zunehmend offensiv in den Stadtteil hinein. Die Bibliothek wurde durch QM in dieser Entwicklung von Anfang an deutlich
gestärkt, z.B. durch die Förderung des Bestandes der „Interkulturellen Bibliothek“ in 2007 mit 16.000€.
Darüber hinaus initiierte und förderte QM Projekte, die die Bibliothek mit einbezogen und ihre Anziehungskraft für die Stadtteilbewohner/innen und die Vernetzung weiter stärkte. Hierzu gehörten in 2011 die
„schöne [w]orte_tage“ oder der „Lange Tag der Bildung“, auf dem sich die Bibliothek als Bildungseinrichtung mit Partnern präsentierte. Die Bibliothek ist dadurch zu einer gut erreichbaren Bildungseinrichtung mit
hohem Vernetzungsgrad und zu einem wichtigen Bestandteil der Bildungslandschaft im Quartier geworden.
Sie ist als ein Anker für erfolgreiche Bildungsarbeit unverzichtbar. Dieser von der Bibliothek eingeschlagene
Weg sollte im Sinne einer stadtteil- bzw. sozialraumbezogenen Bildungsarbeit unbedingt fortgeführt und
gestärkt werden.
Im Juni 2011 veröffentlichte der Stadtrat für Schule, Bildung und Kultur ein auf Grundlage eines BVVBeschlusses erarbeitetes Bibliothekenkonzept, das die Schließung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek zum
nächstmöglichen Zeitpunkt vorsieht. Das hat einen kritischen Diskussionsprozess bei Bewohner/innen und
Akteuren im Stadtteil ausgelöst. Auf dem zu diesem Thema veranstalteten Sonderpräventionsrat am
27.09.2011, auf dem das Konzept vorgestellt wurde, wurde dieser kritische Diskussionsprozess fortgeführt.
Hier wurde deutlich, wie sensibel und kompetent die Stadtteilöffentlichkeit mittlerweile auf neue Vorhaben
aus der Verwaltung und der Politik reagiert, und welchen Stellenwert das Thema Bildung erlangt hat. Aus
Sicht des QM würde die Schließung der Bibliothek einen großen Verlust, einen nicht wiederaufzuholenden
Rückschritt für die Bildungsbemühungen der letzten zwölf Jahre und einen Teilverlust von Fördermittel für
das Quartier bedeuten. Das Konzept ist noch nicht abschließend von der BVV beraten worden.
JUGENDHILFE
Die enge Zusammenarbeit von QM und Vertreter/innen der bezirklichen Jugendhilfe ist ein wichtiger Faktor
für den Erfolg der Aktivitäten in diesem Handlungsfeld. QM, freie Träger vor Ort und Jugendamt entwickeln
gemeinsam abgestimmte Strategien zur frühzeitigen Intervention und präventiven Arbeit im Quartier.
Im Zusammenhang mit niedrigschwelligen Strategien, die auf Veränderung von Erziehungsvorstellungen
bei Eltern und eine bessere Zusammenarbeit der Systeme Schule-Jugendhilfe-Familie zielen, haben Freizeitangebote im Sinne von gemeinsamen Aktivitäten eine große Bedeutung. Das gilt für die familienaktivierende Arbeit im BülowBogen ebenso wie für die nachbarschaftliche Integrationsarbeit im Pallas-, Frobenoder KulmerKiez. Diese sollten unbedingt weitergeführt werden. Im Jahr 2011 wurde das Spiel- und Freizeitprogramm in den Sommerferien von Jugendamt und freien Trägern gefördert und durchgeführt.
Die vernetzten Aktivitäten, die im BülowBogen mit QM-Mitteln initiiert und zu Beginn gefördert wurden,
waren erfolgreich und sollten weitergeführt werden, um das Erreichte nicht zu gefährden. Hierzu gehören
insbesondere die Arbeit mit Familien (Nachbarschaftstreff), Kindern (mobile Kinderarbeit) und Jugendlichen
(streetwork) in enger Kooperation mit Kita und Schule. Ansätze einer Verstetigung von Aktivitäten zeigen
sich z.B. im Rahmen der institutionellen Kooperation von PFH und Neumark-Grundschule, in dem Ausbau
der Kita Bülowstraße als Beratungszentrum für Eltern oder in der Ansiedlung von Teilen des Mehrgenerationenhauses in der Steinmetzstraße. Dort entwickelt sich der mit QM-Mitteln aufgebaute und durch QMProjekte gestärkte Nachbarschaftstreff zu einem Nachbarschaftszentrum.
Die Regionalleitung des Jugendamtes für den Sozialraum Schöneberg Nord hat im November 2008 das
„Regionale Bildungsnetz Schöneberg Nord“ am Übergang Familie-Kita-Grundschule initiiert. Unter Einbeziehung relevanter Akteure im Schöneberger Norden (BA, freie Träger) vor allem aus den Bereichen Bildung
und Jugendhilfe wird hier unter Nutzung der bestehenden Netze kontinuierlich eine Struktur aufgebaut, die
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der Verbesserung der Bildungschancen im Quartier dient. In 2011 hat sich das Bildungsnetz weiter etabliert. Das Team QM ist als Akteur im Bildungsnetz vertreten und unterstützt diesen Prozess aktiv.
Kitas, Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe bringen sich über die Gremien des QM immer wieder in
die Diskussion um aktuelle, das Quartier betreffende Themen ein, z.B. im Präventionsrat, im Quartiersrat
oder in Arbeitsgruppen. Dies zeigt die Akzeptanz und Bedeutung dieser Gremien für deren Arbeit und die
Öffnung der Einrichtungen in diese Richtung.
Die Villa Schöneberg (Träger: GskA mbH) und der PallasT (Träger: Stadtteilverein Schöneberg e.V.), die
2010 in freie Trägerschaft übergeben wurden, sind wichtige Akteure für die kiezbezogene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. An beiden Einrichtungen werden immer wieder Projekte zur Lernförderung gefördert (in 2011 z.B. „Leselust“, „Lernen mit Tanzen“). Die Jugendeinrichtung „Treff 62“ ist ein wichtiger Motor
von Aktivitäten im KulmerKiez.
FREIFLÄCHEN
Im Quartier besteht insbesondere in Bezug auf gedeckte und ungedeckte Sportflächen eine starke Unterversorgung, so dass vor allem freie Träger, z.B. der Jugendsozialarbeit, wenig Möglichkeiten haben, auf
geeignete Flächen zuzugreifen und versuchen müssen, diese außerhalb des Stadtteils zu finden. Durch die
Eröffnung des Ostparks in 2011 ist eine attraktive Freifläche mit vielen Angeboten für Kinder und Jugendliche entstanden. Der Nutzungsdruck auf die Fläche, auch durch Jugendliche aus den angrenzenden Wohngebieten, ist hoch. Die Planungen für den Westpark und das Yorckdreieck versprechen weitere Angebote
für Spiel- und Sportaktivitäten.
Die mit Mitteln aus dem QF4 (investive Mittel) aufgewerteten Spielbereiche im Nelly-Sachs-Park (2009) und
im PallasPark (2010) haben zu einer Nutzungsintensivierung geführt. In 2011 wird die Spielfläche Froben/Ecke Winterfeldtstraße mit QF4-Mittel umgestaltet. Weitere QF4-Mittel stehen für die Aufwertung der
Spielflächen im nördlichen Kleistpark in 2012 bereit. Dies bedeutet eine weitere Qualifizierung der Spielangebote für Kinder insbesondere aus dem Pallas- und dem FrobenKiez und bietet Chancen zur Verbesserung
der frühkindlichen Entwicklung.
2.4 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 5:
BEWOHNERADÄQUATE STADTTEILKULTUR
Der Fokus der Aktivitäten lag auch im Jahr 2011 auf der Förderung der Kommunikation zwischen Bewohner/innen bzw. vielfältigen Bewohnergruppen, dem Aufbau von neuen und der Stabilisierung der vorhandenen Netzwerke sowie der weiteren Verbesserung des Gebietsimages. Darüber hinaus wurde Wert darauf
gelegt, dass unterschiedliche Bewohnergruppen gemeinsam und eigenständig Projekte entwickeln und
durchführen. Kulturell geprägte Angebote bieten die Chance, Bewohner/innen niedrigschwellig in das Stadtteilleben einzubeziehen. Im BülowBogen konnte 2011 auf die in den Vorjahren entstandene Strukturen
zurückgegriffen werden. Im Nachbarschaftstreff Steinmetzstraße 68 sowie im Mehrgenerationenhaus konnten auf diese Weise viele Projekte, darunter auch vom QM geförderte, wie z.B. „Bildungsreise für die Vätergruppe und Bildungsbotschafter“ (Träger: PFH, Förderung: 2011) realisiert werden.
Die über Nachbarschaftsprojekte initiierten Nachbarschafts- und Kiezfeste sind zu einem wichtigen Bestandteil der Stadtteilkultur geworden. Sie haben sich in ihrer Qualität deutlich verbessert: Sie finden unter aktiver Teilnahme vieler lokaler Akteure und Projekte statt, Bewohner/innen engagieren sich mehr als früher,
die Bühnenprogramme können zunehmend von lokalen Gruppen bestritten werden, jugendliche Peerhelper
aus dem Quartier sind an der Vorbereitung und Organisation beteiligt. Die Feste werden von den Bewohnern gut angenommen und die Atmosphäre ist von einem friedlichen Miteinander geprägt. Das sechste
Steinmetzstraßenfest, zeigte dies insbesondere. Hier beeindruckten nicht nur die Bläserklassen der Neumark- Grundschule sondern auch andere Schüler/innen mit unterschiedlichen Darbietungen. Das dritte
Nachbarschaftsfest im KulmerKiez, das diesmal im Rahmen des Projektes „Grüne Tore für die Nachbarschaft im KulmerKiez“ (Träger: Jugendkunstpaten e.V., Förderung: 2011-2012) stattfand, zeigte eindrucksvoll, dass das Zusammenleben und -feiern verschiedener Gruppen friedlich verlaufen kann.
Im KulmerKiez wurde der überwiegend bewohnergetragene „Regenbogenschutzkreis“, der sich besonders
in diesem Kiez zur Aufgabe gemacht hat, vielfältige Nachbarschaften zueinander zu bringen und u.a. der
Diskriminierung der gleichgeschlechtlichen Lebensweise und dem Rassismus entschieden entgegenzuwirken, durch das QM bei Vernetzungsaktivitäten mit dem Harmonie e.V. und der Anadolu Moschee unterstützt.
Mit dem Projekt „Eigene Initiative“ (Träger: Harmonie e.V., Förderung: 2011) wurde das Integrationszentrum Harmonie nach seinem Umzug in die Katzlerstraße darin gestärkt, insbesondere russischsprechende
Bewohner/innen in das Stadtteilleben einzubeziehen.
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Mit wichtigen Projekten wie „Weiterentwicklung des PallasParks zum Interkulturellen Garten der Künste“,
und den QM-geförderten Projektaktivitäten des Jugend Museum Schöneberg, ist es gelungen, Kreativität,
handwerkliches Geschick und andere Begabungen der Bewohner/innen zu fördern und für eine lebendige
Stadtteilkultur nutzbar zu machen. Damit wurden zugleich Selbstbewusstsein und Persönlichkeitsentwicklung der Menschen gefördert. Die Praxis, für derartige kulturelle Projekte Potenziale der im Gebiet lebenden
Künstler und Kulturschaffenden zu nutzen, wirkt stark Image fördernd.
Die zielgenaue Ausrichtung kultureller Projekte auf die Bedürfnisse der im Schöneberger Norden lebenden
Menschen ist eine wesentliche Voraussetzung für ihre Effizienz. Ausgehend von der heterogenen Bevölkerungsstruktur wurden differenzierte bedarfsgerechte Angebote initiiert und unterstützt. In dem Nachbarschafstprojekt „Grüne Tore für die Nachbarschaft im KulmerKiez“ lernen die Bewohner/innen unter Anleitung eines gebietsansässigen Künstlerpaares den Wohnort gemeinsam zu verbessern, indem sie aus unterschiedlichen Materialien „Grüne Tore“ an öffentlichen Stellen aufbauen. Das Projekt „Was kochst Du?“
(Träger: All our memories - Büro für urbane Kommunikation, Förderung: 2011) sollte neue nachbarschaftliche Verbindungen im PallasKiez, auch zwischen Pallasstraße und Winterfeldtstraße über das gemeinsame
Interesse an Rezepten, Kochen und Backen initiieren. Das Projekt befindet sich noch in der Umsetzung. Da
die für 2011 gesetzten Ziele nur zum Teil erreicht werden konnten, wurde das Projekt modifiziert.
Kinder und Jugendliche sind eine vom QM in kulturellen Angeboten in besonderem Maße geförderte Zielgruppe. Um sie zu erreichen, sind Projekte wie „Märchenhaftes Kindertheater“ (Träger: Ingo Behne, Förderung: 2011), „Hören“ (Träger: Neumark-Grundschule, Förderung: 2011), „Rhythmus und Integration“ (Träger: Spreewald-Grundschule, Förderung: 2011-2012), „Schach für Schöneberg“ (Träger: Min Yung Mönnig,
Förderung: 2011-2012) unterstützt worden.
2.5 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IN DEN HANDLUNGSFELDERN 6 UND 7:
BESSERES GESUNDHEITSNIVEAU, GEWALTPRÄVENTION, SICHERHEITSEMPFINDEN
Die meisten der in diesen Handlungsfeldern entwickelten Projekte sind in ihrer Zielerreichung mehrdimensional angelegt und decken die im Folgenden ausgeführten Bereiche mit unterschiedlicher Gewichtung ab.
Sie umfassen neben der Gesundheitsförderung auch Gewaltprävention und Stärkung des Sicherheitsempfindens, denn es kann davon ausgegangen werden, dass Gewalt und Ängste vor Gewalt krank machen
können.
GESUNDHEIT UND SPORT
Im Bilanzzeitraum stellte ein wichtiges Feld der Gesundheitsförderung die Entwicklung und Unterstützung
von Aktivitäten dar, die Bewegung und Geschicklichkeit bei Mädchen und Jungen fördern, um damit ihre
physische und psychische Entwicklung zu unterstützen. In diesem Kontext sind 2011 verschiedene Sportangebote im Rahmen des Projektes „Mädchen in Aktion“ gefördert worden: Speziell für Mädchen wurden
Ferien-Camps mit Fußball, Basketball und Akrobatik angeboten sowie Streetdance-Kurse im Fresh 30, ein
Selbstverteidigungskurs im Herbst und eine seit 2008 implementierte Fußball-AG an der SpreewaldGrundschule weiter betreut (Träger: seitenwechsel e.V., Förderung: 2010-2011). Im PallasT fand das von
einem Kiezbewohner initiierte und umgesetzte Projekt „Lernen mit Tanzen“ (Träger: Treff 62 e.V., Förderung: 2011) für Mädchen und Jungen im Lückekinderalter statt, das nicht ganz so gut angenommen wurde.
In 2011 wurde das niedrigschwellige Projekt „Nachbarschaftssport für Bewegungsferne“ unter Ausweitung
der Altersgruppe fortgesetzt. Angesprochen waren nun bewegungsferne Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Die Zusammenarbeit mit bestehenden Nachbarschaftseinrichtungen mit ihrer Klientel von Senior/innen und Migrant/innen wurde intensiviert (z.B. HUZUR, Harmonie, Mehrgenerationenhaus, PallasT). So
wurden Gesundheitssport- und Bewegungsangebote für ältere und bewegungsferne Menschen durchgeführt (z.B.: Nordic Walking und Qi Gong im Kleistpark, Tanzen, Sturzprophylaxe, Hockergymnastik, Bewegte Pausen im Deutschkurs, Yoga, begleitete Fahrradausflüge und Spaziergänge). Parallel und in enger Verzahnung wurden über SvO Migrant/innen zu Gesundheitssportberaterinnen qualifiziert (z.B. Gesundheitsberatung, Yoga, Nordic Walking) und an Schulungen des Landessportbundes herangeführt. Zudem konnte die
Techniker Krankenkasse gewonnen werden, über ihr Programm „Gesunde Kommune“ die Evaluation des
Projektes zu fördern. Im Sommer wurde das erste Netzwerktreffen „Schöneberg bewegt sich“ mit Vertreter/innen von Schöneberger Sportvereinen, dem Landessportbund, Nachbarschaftseinrichtungen aus dem
Quartier, dem Gesundheitsamt und den neuen Gesundheitssportberaterinnen initiiert. Im September fand
dann der erste Gesundheits- und Bewegungstag unter Beteiligung der AOK-Nordost, Sport- und Nachbarschaftseinrichtungen statt. Die Reaktion der wenigen Aktiven, die den Weg in den PallaT fanden, war
durchweg positiv.
Fragen der gesunden Ernährung spielen in der gesamten Arbeit mit Familien weiterhin eine wichtige Rolle.
Das Angebot der AOK-Nordost mit seiner Ernährungsberatung am Gesundheits- und Bewegungstag fand
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interessierte Nachfrage. Eine weitere Beratung durch die AOK-Nordost wurde in der türkisch-kurdischen
Frauengruppe im Pallasseum gemeinsam mit Gesundheitssportberaterinnen realisiert.
Der Fortbestand des Familientreffpunktes Kurmärkische Straße, der Familien durch sein ganzheitliches Angebot gesundheitlicher und sozialer Hilfen unterstützt, wurde in diesem Jahr für weitere fünf Jahre mit
einem Kooperationsvertrag zwischen dem BA und dem PFH abgesichert. Erstmals wurde die Vereinbarung
von zwei BA-Abteilungen unterzeichnet (Familie, Jugend, Sport und Quartiersmanagement sowie Gesundheit und Soziales).
Zur Förderung der Gesundheit sehr stark Benachteiligter versorgt die Mittwochs-Initiative auch in diesem
Jahr wieder Drogenabhängige und Prostituierte mit sauberen Spritzen, Kondomen sowie einer warmen
Mahlzeit und Kleidung. Das traditionelle Weihnachtsfest findet am 24.12. im Gemeindesaal der ZwölfApostel-Gemeinde statt (Träger: Mittwochs-Initiative e.V., Förderung: 2011).
GEWALTPRÄVENTION
Die kontinuierlichen Aktivitäten im Bereich der gewaltpräventiven Arbeit haben dazu geführt, dass das Vertrauen zwischen Bewohner/innen und Verantwortlichen gewachsen ist. Aufgrund dieses gewachsenen Vertrauens war und ist es teilweise möglich, das Ausmaß der Gewalt in Familien in seiner tatsächlichen Dimension zu erkennen. Zugleich liegen darin Chancen, für eine weitere erfolgreiche Arbeit. Es wird aber auch
immer wieder deutlich, dass es weiterer intensiver Interventionen bedarf, um Gewalt als Mittel der Konfliktlösung im Alltag zu reduzieren.
Für die Steigerung des Sicherheitsempfindens der Bewohnerschaft war die Entwicklung nachbarschaftlicher
Beziehungen in den letzten Jahren von besonderer Bedeutung. Hier haben sich die langjährigen Bemühungen des QM, der Nachbarschaftseinrichtungen und die gute Zusammenarbeit mit dem Präventions- und
Ermittlungsteam des Polizeiabschnitts 41 bewährt. Das Erreichte ist jedoch noch immer labil und latent
gefährdet.
Das auf Initiative des QM eng gestrickte Netz der „pädagogischen Profis“ freier Träger und der bezirklichen
Jugendhilfe, der AG Steinmetz im BülowBogen wirkt mittlerweile effektiv gegen die vormals heftigen Gewalterscheinungen von Kindern und Jugendlichen vor allem im Straßenraum. Der gezielte Einsatz von Kinder- und Jugendstreetworkern sowie der Aufbau von Elternarbeit in der Steinmetzstraße (Nachbarschaftstreff, Mehrgenerationenhaus, Neumark-Grundschule) waren und sind wichtige Elemente dieser Strategie.
Besonders hervorzuheben ist das von der Kinderstreetworkerin im BülowBogen initiierte Peerhelper-System.
Kernpunkt dieses Konzeptes ist es, jugendliche Mädchen und Jungen auszubilden, zu stärken und zu befähigen, Aufgaben und Verantwortung im Umgang mit Jüngeren zu übernehmen. Damit wird die im Lückekinderalter so wichtige Vorbildwirkung positiv besetzt. Ziel ist es, den Verhaltsmustern von sozial auffälligen
und/oder delinquenten Jugendlichen andere positive Muster entgegenzusetzen und so zur Kriminalitätsprävention beizutragen. Das Jugendamt hat die Tätigkeit der Kinderstreetworkerin und das daran gekoppelte
Konzept seit 2009 in ihre Förderung und damit Verantwortung für die Verstetigung der Erfolge übernommen.
Verstärkend, Synergien bildend und unterstützend wirkt die Arbeit der KJFE „Villa Schöneberg“ in diesem
Kontext. Es besteht eine sehr gute Vernetzung mit dem Familientreff und der Kita „Haus der Kinder“ in der
Kurmärkischen Straße im FrobenKiez. Die Väterarbeit des Familientreffpunktes wurde an diesem Ort integriert. Auch hier wird mit dem Peerhelper-System gearbeitet. Eine „Mobile Kletterwand“ wurde in diesem
Jahr von der KJFE mit Fördermitteln angeschafft. Sie findet ihren, insbesondere bei Peerhelpern, Kindern
und Jugendlichen beliebten Einsatz auf Straßen- und Stadtteilfesten im Quartier sowie im Regelangebot der
„Villa Schöneberg“. Die Familienarbeit der „Villa Schöneberg“ wird aktuell durch das Projekt „Familiensamstage“ gestärkt. Es wird gemeinsam gekocht, gegessen und erzählt. Das Projekt „Leselust“ bringt Eltern,
Kindern und Jugendlichen rund um die im letzten Jahr aufgebaute Bücherskulptur Lesen und Bücher näher
(Träger: gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit - GskA mbH, Förderung: 2011). Diese Arbeit
wirkt für Kinder, Jugendliche und deren Eltern mehrdimensional positiv. Insgesamt werden hier in der gewaltpräventiven Arbeit große Synergieeffekte erzielt.
Nach Aussagen des Präventionsteams der Polizei wird der Bereich der Straßenprostitution als „Kriminalitätsbelasteter Ort“ eingestuft. Die damit verbundenen erweiterten Eingriffsbefugnisse ermöglichen der Polizei eine konsequentere Überwachung und dieses Bereiches (vgl. Kapt. 2.2, S.13).
Aktuell fühlen sich Bewohner/innen aus dem südlichen FrobenKiez nicht nur durch Verkehr und Gastronomie in ihrer Lebensqualität erheblich eingeschränkt (vgl. Kapt. 2.2, S. 13). In diesem Jahr traten rund um
den Winterfeldtplatz erstmalig rivalisierende Rockergruppen der „Bandidos“ und „Hells Angels“ auf. Sich
anbahnende Streitigkeiten, auch unter Einsatz von Waffen, konnten wiederholt durch starke polizeiliche
Präsenz verhindert werden. Hier befürchten Anwohner/innen, dass sich Formen der Kriminalität, wie Drogen- und Waffenhandel, Waffenbesitz, Erpressung u.ä. im Quartier ausbreiten und Gewaltexzesse, die die
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Auseinandersetzungen zwischen Rockergruppen begleiten können, zunehmen. Anwohner/innen wenden
sich deshalb verstärkt an Polizei, Verwaltung, Präventionsrat, QM und Politik. Prognosen bzgl. der Entwicklung der Sicherheitslage im Quartier lassen sich aktuell nicht abgeben.
Im KulmerKiez befindet sich in einem ehemaligen Ladengeschäft ein Treffpunkt der „Bandidos“.
In der Nacht auf den 01.11.2011 wurde ein Anschlag auf das VorOrtBüro verübt, bei dem die Frontscheiben
des Büros durch zahlreiche Steinwürfe zerstört wurden. Ein Bekennerschreiben im Internet weist auf einen
politischen Hintergrund hin. Im Rahmen einer künstlerischen Aktion des QM mit dem Verein Jugendkunstpaten e.V. und dem Projekt Outreach wurden die zerstörten Scheiben gemeinsam mit Jugendlichen unter
dem Motto „Kunst statt Gewalt“ mit Graffitis versehen (vgl. Titelbild). Die Reaktionen von Bewohner/innen
und Akteuren aus dem Stadtteil zeigen den hohen Grad an Solidarität mit dem QM.
2.6 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 8:
MEHR SOZIALE UND INTERKULTURELLE INTEGRATION
Die Förderung der sozialen und interkulturellen Integration ist eine Querschnittsaufgabe, die alle Handlungsfelder und strategischen Ziele durchzieht.
Der Schöneberger Norden ist trotz der positiven Entwicklungstendenzen in der letzten Zeit immer noch
durch eine hohe Konzentration von benachteiligten Bewohner/innen in unterschiedlichen Lebenslagen gekennzeichnet. Deren Integration in das Stadtteilleben und damit in die Gesellschaft bleibt weiterhin eine der
wichtigsten und anspruchvollsten Aufgaben des Team QM. Ein besonderes Merkmal des Quartiers ist der
hohe Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund, die zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen.
In den letzten Jahren wurden durch vielfältige nachbarschaftliche Projekte, wie z.B. die Straßenfeste Spannungen abgebaut, gemeinsame Ziele betont und die Vielfalt der Nachbarschaften hervorgehoben. Jedoch
sind Vorurteile, geringe Akzeptanz oder offene und versteckte Diskriminierung auch zwischen Menschen mit
Migrationshintergrund weiterhin zu beobachten. In der Vielfalt der Kulturen im engen Stadtraum steckt
jedoch auch enormes Potenzial, das weiterentwickelt werden muss. Durch die Förderung des interkulturellen Dialogs und durch die Stärkung der interkulturellen Kompetenz der Bewohner/innen kann erreicht werden, dass das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft ein selbstverständlicher Bestandteil des öffentlichen Lebens wird und nicht immer hervorgehoben werden muss.
FÖRDERUNG VON NACHBARSCHAFT, KOMMUNIKATION, ZUSAMMENLEBEN DER KULTUREN
Die Förderung des Dialogs, das Bewusstmachen gemeinsamer Interessen, der konstruktive Umgang mit
Konflikten und die Schaffung eines Klimas gegenseitiger Akzeptanz sind daher von besonderer Bedeutung
für die Arbeit des QM. Dies trifft auf alle Menschen im Stadtteil zu: Männer und Frauen, Menschen unterschiedlicher Herkunft, Menschen unterschiedlicher Religion oder Weltanschauung, Menschen mit Behinderung, Menschen unterschiedlicher sexueller Identität, Menschen verschiedenen Alters und Menschen aus
unterschiedlichen sozialen Schichten. Zur Förderung der Kommunikationsfähigkeit mit dem Ziel eines friedlichen Lebens im Quartier wurden 2011 auf folgenden Gebieten besondere Anstrengungen unternommen:
Gemeinsam mit dem QM Magdeburger Platz wurde im Jahr 2011 die Vertreter/innen der in den QMGebieten Magdeburger Platz und Schöneberger Norden ansässigen christlichen und muslimischen Religionsgemeinden unterstützt, damit diese ihren in den Vorjahren begonnenen Dialog ohne Förderung des
Programms „Soziale Stadt“ fortsetzen können. Das geplante und vom QM geförderte Fest der Religionsgemeinden 2011 musste auf 2012 verschoben werden.
Im Familientreffpunkt in der Kurmärkischen Straße, im Nachbarschaftstreff Steinmetzstraße 68 sowie im
Bewohnertreff KaffeeKlatsch im Pallasseum sowie im PallasT bestehen weiterhin viele (kostenlose bzw.
kostengünstige) Angebote an Freizeit-, Begegnungs- und Beratungsmöglichkeiten, die eine Kommunikation
und Verständigung der Menschen untereinander ermöglichen und befördern. Zu den verlässlichen Gruppen
zählen die Vätergruppe im Nachbarschaftstreff Steinmetzstraße, die aus dem QM-geförderten Projekt „Kiezväter“ hervorgegangen ist sowie die aktive Frauengruppe im Bewohnertreff im Pallasseum.
In der Seniorenfreizeitstätte HUZUR wurden die vielfältigen integrativen Angebote für die Senior/innen mit
und ohne Migrationshintergrund durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem vom QM geförderten
Projekt „Nachbarschaftssport für Bewegungsferne“ erweitert. Dieses Projekt hat über Module im Integrationszentrum Harmonie die russischsprachigen Teilnehmer/innen in den Stadtteil eingebunden. Durch die
Fortsetzung des Beratungsangebotes bei Harmonie im Rahmen des Projektes „Eigene Initiative“ wird ebenfalls versucht, eine Kerngruppe der russischsprachigen Bewohner/innen als Multiplikator/innen zu gewinnen
und diese stärker in die lokalen Aktivitäten einzubinden.
Die weiteren Treffpunkte für Bewohner/innen in der Nollendorfstraße und in der Bülowstraße, die vom Bülow-Team im Rahmen von Beschäftigungsmaßnahmen betrieben wurden, mussten aufgrund der Beendigung der Maßnahmen schließen, was von vielen Bewohner/innen sehr bedauert wurde. Weitere bewohner-
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aktivierende Maßnahmen im QM-Gebiet sind von der Sparpolitik der Bundesregierung und der Bundesanstalt für Arbeit betroffen und wurden beendet bzw. mussten ihre Angebote erheblich reduzieren.
Gute Gelegenheiten für nachbarschaftliches Miteinander boten die durch QM geförderten sechs großen und
kleinen Feste: Das Steinmetzstraßenfest, schöne[w]orte_tage_2011 im PallasPark, das Hoffest 2011 im
Innenhof der Häuser Pallasstraße 8-12, Street Fair 2011 der American Church Berlin, das dritte Nachbarschaftsfest im KulmerKiez und das Kiez-Nachbarschaftsfest in der Fußgängerzone in der Nollendorfstraße
(vgl. Kapt. 2.4, S. 17).
Die Situation in der Großwohnanlage Pallasseum bedarf trotz erkennbarer Erfolge weiter einer kontinuierlichen Beobachtung und ggf. der Unterstützung der Anwohnerinitiativen zur weiteren Stabilisierung der
Nachbarschaft. Im ehrenamtlich betriebenen Bewohnertreff gibt es wie gewohnt regelmäßige, werktägliche
Öffnungszeiten und verschiedene Freizeit- und Beratungsangebote. Die vereinbarten Maßnahmen auf einem Treffen des Mieterbeirats aus dem Jahr 2010, um die Belästigungen, die von jungen Männern, die sich
vor einem Wettbüro vor dem Pallasseum treffen und aufhalten, zu mindern, konnten mit Zustimmung und
großer Unterstützung des Eigentümers umgesetzt werden. Die Betreiberinnen des KaffeeKlatsch haben im
Jahr 2011 das 10jährige Bestehen des Bewohnertreffs gefeiert. Aus diesem Grunde hat das Team QM die
Frauengruppe für die Kosmopolita 2011 vorgeschlagen.
Im PallasKiez wurden mit Schwerpunkt Pallasseum weitere große Projekte zur Stärkung der Nachbarschaft
durchgeführt: Dazu zählen „Weiter mit Lernlust“, „Weiterentwicklung des PallasParks zum interkulturellen
Garten“ und „Pallasseum Portraits“ (Träger: Norman Behrendt, Förderung: 2011) mit Ausstellung. Alle Projekte wurden gemeinsam mit den Bewohner/innen geplant und mit ihrer Beteiligung durchgeführt. Der
Umstand, dass es nach über 10 Jahren Nachbarschaftsarbeit im Pallasseum gelungen ist, nun mit Mietern
der Wohnanlage Mietergärten im PallasPark anzulegen und diese angenommen werden, kann als großer
Erfolg gewertet werden. Dies wäre 1999, als bei den Bewohner/innen noch darum ging, den PallasPark als
robusten Pocketpark zu gestalten, undenkbar gewesen.
Insbesondere die türkisch- und kurdischstämmigen Frauen aus dem Pallasseum nahmen im Rahmen eines
Projektes auch in diesem Jahr die Angebote der Stadterkundung gern wahr. Sie haben ebenfalls mit Unterstützung des Programms Soziale Stadt die Einrichtung des Bewohnertreffs z. T. noch weiter erneuert. In
den Sommermonaten fanden monatlich Trödelmärkte statt, unregelmäßig wird für die Nachbarn/innen
gekocht. Es wurden zwei Grillfeste und ein Weihnachtsbasar von Nachbarn ehrenamtlich organisiert.
INTEGRATION DURCH BILDUNG
Bildung und Sprache sind zentrale Elemente und Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Dazu wurde in
diesem zentralen Handlungsfeld neben der engagierten Teilnahme am Regionalen Bildungsnetzwerk eine
Reihe von Projekten gefördert. Dazu gehören das „Frühstarterprojekt am Übergang Familie-Kita“, „Bildungsbotschafter“, „Schach für Schöneberg“, „Rhythmus und Integration“ (zu einzelnen Projekten vgl. Kapitel 2.3). Besonders solche Projekte wurden in den Grundschulen gefördert, die dazu geeignet waren, das
Profil der jeweiligen Schule zu schärfen, Elternarbeit zu intensivieren sowie die Nachbarschaft einzubinden.
Dazu zählen „Hören - Entdeckungsreise in die Welt des Klangs“, „Märchenhaftes Theater“ an der NeumarkGrundschule sowie „Renovierung und Malerarbeiten“, „Schneckengrün gegen Großstadtgrau“ an der
Spreewald-Grundschule.
2.7 WICHTIGSTE ERGEBNISSE IM HANDLUNGSFELD 9:
MEHR PARTIZIPATION DER BEWOHNER/INNEN UND AKTEURE
Partizipation, Empowernment und Öffentlichkeitsarbeit stellen für das QM eine Querschnittsaufgabe mit
gleichbleibend hoher Priorität dar. Die breite und vielfältige Öffentlichkeitsarbeit hat einen hohen Stellenwert, da Informationen über Projekte und Vorhaben des QM eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme
von Bewohner/innen und lokalen Akteuren an den QM-Prozessen sind. Maßnahmen des QM werden unter
Beteiligung von Bewohner/innen und anderen lokalen Akteuren entwickelt und umgesetzt.
PARTIZIPATION / EMPOWERMENT
Die Beteiligung der Bewohner/innen und der lokalen Akteure an Entscheidungen zur Verbesserung des
Lebens im Stadtteil und an der Entwicklung und Förderung von Projekten war auch 2011 ein wichtiger
Schwerpunkt in der Arbeit des Teams QM. Zu den Mitwirkungsangeboten gehörten im Berichtszeitraum
diverse nachbarschaftliche Aktionen, Einweihungen, Feste, Pflanzaktionen im öffentlichen und privaten
Raum, Arbeitsgruppen zu spezifischen Themen, Vorort-Termine mit Bewohner/innen und Vertreter/innen
der Fachverwaltungen, der Polizei, von Wohnungsbaugesellschaften u.a.
Eine besondere Rolle zur Teilhabe an Entscheidungsprozessen des QM spielten der Vergabebeirat und ganz
besonders der Quartiersrat (QR). Durch die engagierte Arbeit des QR und im kleineren Rahmen durch den
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Vergabebeirat konnte eine Vielzahl von Projekten auf den Weg gebracht und alle für das Gebiet zur Verfügung gestellten Fördermittel gebunden werden.
Die Beratungen des Präventionsrates Schöneberger Norden, Nachbarschaftsprojekte und insbesondere das
neue Projekt INITIATIVE Bürgerstiftung (Träger: stadt.menschen.berlin, Förderung: 2011) haben zum Ziel,
Bewohner/innen und andere lokale Akteure zu beteiligen, ihr Engagement für den Stadtteil zu entwickeln
und zu unterstützen. Es zeigt sich jedoch immer wieder, dass es trotz mittlerweile gut entwickelter Strukturen und Netzwerke im Einzelnen immer noch schwierig sein kann, Menschen für Projekte zu gewinnen und
sie auf Dauer einzubinden, um so eine Kontinuität und damit den Erfolg der Arbeit sicherzustellen.
Da Partizipation Öffentlichkeitsarbeit voraussetzt, waren und sind die Zeitung „Schöneberger Morgen“, die
Internetseite „www.schoeneberger-norden.de“, Ausstellungen, Präsentationen des QM auf Veranstaltungen
und Festen Bestandteil der Arbeit des Teams QM.
Ziele der Anfang 2011 noch fortgesetzten Gewerbegespräche waren u.a. Projektentwicklungen und Netzwerkarbeit. Hier haben Gewerbetreibende, Politiker/innen, Vertreter/innen der Verwaltung, Quartiersräte,
interessierte Bewohner/innen und andere Akteure die Möglichkeit gehabt, bei der Entwicklung strategischer, den Standort und das örtliche Gewerbe stärkender Überlegungen mitzuarbeiten. Dieses Design wurde im Laufe des Jahres abgelöst durch unternehmensspezifische Treffen im Rahmen des Projektes „Gemeinsam wirtschaften an der Potsdamer“ (vgl. Kapt. 2.1, S. 10).
Die 2007 begonnenen Kiezgespräche liefen vor zwei Jahren aus. Sie haben ihre Fortsetzung im KulmerKiez
in dem seit 2010 regelmäßig tagendem Regenbogenschutzkreis unter Teilnahme vieler Anwohner/innen
und verschiedener sozialer Einrichtungen gefunden (vgl. Kapt. 2.4, S. 17).
Präventionsrat
Der Präventionsrat Schöneberger Norden erweist sich immer wieder als wichtiges und erfolgreiches Partizipationsgremium, das von Bewohner/innen, Quartiersräten, Gewerbetreibenden, Vereinen, Initiativen, Trägern, Institutionen, der öffentlichen Verwaltung und der Politik getragen und genutzt wird. Der Präventionsrat greift Themen aus dem Quartier auf und dient der gegenseitigen Information, dem Austausch, der
Diskussion von Problemen und der Suche nach Lösungsansätzen. Er trägt zur Vernetzung der lokalen Akteure bei und verkürzt Wege zwischen Anwohner/innen, Einrichtungen und Verwaltung. Besucher/innen
fühlen sich ernst genommen und erfahren, dass es Sinn macht, sich zu beteiligen und sich einzumischen.
Die Beteiligung am Präventionsrat ist schwankend, wobei der mittlerweile recht hohe Informationsgrad und
die nachbarschaftsbezogenen Projekte und Netze eine Ursache für z.T. geringere Besucherzahlen sein können. Im Schnitt wird der Präventionsrat von 40-80 Personen besucht. Wenn es das Thema erfordert bzw.
„brennende“ Probleme im Stadtteil auftauchen, z.B. Prostitution oder aktuell die geplante Schließung der
Gertrud-Kolmar-Stadtteilbibliothek, ist der Präventionsrat mit bis zu 100 Menschen gut besucht.
Quartiersrat (QR)
Der QR erweist sich als verlässliches Gremium. Er war 2011 in jeder Sitzung beschlussfähig. Einige Mitglieder sind aufgrund ihrer Arbeitsbelastung ausgetreten und neue wurden in den QR berufen bzw. sind nachgerückt. Ende des Jahres 2011 waren 29 der insgesamt 32 Sitze im QR besetzt. Der QR arbeitet auf Grundlage der im Jahre 2008 verabschiedeten und 2010 vom neu gewählten QR bestätigten Geschäftsordnung.
Der QR hat 2011 einen eigenen Workshop zum Thema „Ist die Gentrifizierung in Schöneberg schon in vollem Gange?“ organisiert und durchgeführt (Protokoll im Anhang).
Die Aufgaben des Teams QM im Zusammenhang mit dem QR umfassen die Vorbereitung, Durchführung
und Nachbereitung von zehn Vergabesitzungen (i.d.R. 4-stündig) sowie einer Projekteplanungssitzung für
2012/ 2013 für den QR. Der QR wurde zudem einbezogen in die monatlich stattfindenden erweiterten
Steuerungsrunden, Auswahlverfahren, Auswertungsgespräche und die Fortschreibung des IHEK. Mit dem
QR-Sprecher/innen-Team wurden weitere, die laufende QM-Arbeit betreffende Abstimmungen durchgeführt. Die zahlreichen Beteiligungsangebote, die dem QR im Rahmen der Verfahren zur Vergabe von Fördermitteln und darüber hinaus gemacht werden, sind weitreichend und gut entwickelt. Die Resonanz auf
diese Angebote ist unterschiedlich, was auch damit zusammenhängt, dass die Beteiligung relativ aufwändig
geworden ist. So wurde der QR auch in 2011 in die Entwicklung mehrjähriger strategischer Projekte eingebunden. Der im Zusammenhang mit dem QR zu leistende Arbeitsaufwand bleibt für das Team QM und die
Bezirkskoordinatorin QM hoch.
Vergabebeirat Quartiersfonds 1
Positive Wirkungen für den Stadtteil gingen erneut von dem Gremium zur Vergabe von Mitteln aus dem
Quartiersfonds 1 aus. Der Vergabebeirat ist mit sechs Anwohner/innen, einer Jugendrätin und vier Vertreter/innen lokaler Akteure besetzt. Die hier geförderten Projekte trugen in besonderem Maße zur Entwicklung bürgerschaftlichen Engagements (Empowerment) bei. Die Mitglieder des Gremiums entscheiden –
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ebenso wie der QR - sehr verantwortungsvoll und engagiert über die eingereichten Anträge. Häufig wirken
gerade sie als Multiplikatoren für weitere nachbarschaftliche Aktivitäten. Ihre Arbeit kann als effektiv und
zielgerichtet beschrieben werden.
INITIATIVE Bürgerstiftung
Die Idee zur Gründung einer Bürgerstiftung im Quartier, die auf den QR zurückgeht, wurde 2010 weiterentwickelt und 2011 im Rahmen des Projekt INITIATIVE Bürgerstiftung (Träger: stadt.menschen.berlin,
Förderung: 2011) umgesetzt. Interessierte Anwohner/innen beider QM-Gebiete wurden aktiviert und haben
den „Förderverein zur Gründung einer Bürgerstiftung Schöneberg Plus e.V. i.G.“ ins Leben gerufen. Er soll
die Aktivitäten in den kommenden Jahren weiterführen.
Netzwerke
Seit 1999 initiierte und unterstützte das Team QM verschiedene Netzwerke, die sich zum einen aus fachlichen Bedarfen und Interessen entwickelt haben, zum anderen aus nachbarschaftlichen Zusammenhängen
entstanden sind (z.B. AG Steinmetz, IG Potsdamer Straße, Netzwerk der Medienschaffenden ◦mstreet,
Netzwerk der Religionsgemeinden, Bildungsnetzwerk Schöneberg-Nord, AG Prostitution und Soziales, Regenbogenschutzkreis im KulmerKiez). Mittlerweile sind stabile Vernetzungsstrukturen entstanden, mit deren
Hilfe schnell und zielgenau auch bei kurzfristig auftretenden Handlungsbedarfen und Notfällen reagiert
werden kann. Es zeigt sich immer wieder, dass Netzwerke tragender Kräfte bedürfen, die die Kontinuität
sicherstellen. Bei einem Ausscheiden von tragenden Kräften steigt der Energie- und Arbeitsaufwand in den
Netzwerken.
Mieterbeiräte
Der Mieterbeirat in der Wohnanlage Pallasseum ist weiterhin der einzige, der im Schöneberger Norden aufgebaut werden konnte. Die Pallasseum Wohnbauten KG räumt ihren Mieter/innen damit Mitgestaltungsmöglichkeiten ein und unterstützt Projekte zur Förderung der Nachbarschaften aktiv. Nach wie vor gibt es
in den Wohnungsbeständen der GEWOBAG, der degewo und der Allod keine Mieterbeiräte. In 2011 gab es
eine erneute Initiative eines Anwohners aus der Pallasstraße, in den Häusern der degewo (Pallasstraße 814) einen neuen Mieterbeirat zu gründen.
Bürgerbeteiligung zu Baumaßnahmen
In diesem Jahr wurde die Neugestaltung des Spielplatzes für Kinder bis zu 12 Jahren entlang der Froben-/
Ecke Winterfeldtstraße aus dem QF 4 mit 370.000 € gefördert. In zwei breit beworbenen Informationsveranstaltungen brachten sich Anwohner/innen, Kinder und Jugendliche, Vertreter/innen sozialer Einrichtungen und die Spielplatzkommission des Bezirkes in die Planung ein und es wurde ein guter Kompromiss gefunden (vgl. Kapt. 2.2, S. 11).
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Die Öffentlichkeitsarbeit trug zur stärkeren Identifikation und zu einem besseren Binnen- und Außenimage
des Quartiers bei. Im Zusammenwirken mit der bezirklichen Koordinatorin und des Pressereferenten der
zuständigen Stadträtin wurde die Pressearbeit gewährleistet. Die bezirkliche Koordinatorin versendet bei
Bedarf wichtige Informationen zu Projekten und Termine über einen umfangreichen Emailverteiler. Auf
Veranstaltungen und bei Besuchen wurde Informationsmaterial des QM verteilt (Broschüre 10 Jahre QM
Schöneberger Norden, QM-Flyer, KiezVideo, Schöneberger Morgen, Postkarten-Set QM) und Stelltafeln zu
den Themen des QM ausgestellt. Die Öffentlichkeitsarbeit umfasst insbesondere:
Website www.schoeneberger-norden.de
Die 2004 eingerichtete Internetplattform wird kontinuierlich neuen Anforderungen angepasst, zeichnet sich
durch hohe Aktualität und stetig steigende Zugriffszahlen aus. Im September 2011 wurde erneut ein
Zugriffsrekord erzielt. Sie bietet Informationen über aktuelle Entwicklungen im Gebiet, über Projekte des
QM sowie Kontakte zu Einrichtungen im und um den Schöneberger Norden und präsentiert Filmbeiträge
online. Es wird ein regelmäßiger Newsletter erstellt. Die Förderung der Website ist bis 2013 sichergestellt.
Stadtteilzeitung Schöneberger Morgen
Der Schöneberger Morgen informiert auf 8 Seiten über wichtige Projekte, Themen und Angebote aus dem
Schöneberger Norden. Die Zeitung wird an alle Haushalte und Einrichtungen im QM-Gebiet verteilt und
stellt damit den Informationsfluss in alle Haushalte im Stadtteil sicher. Die Zeitung soll 2012 noch dreimal
erscheinen und mit der 50. Ausgabe enden.
Veranstaltungen
2011 wurden öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen, Ausstellungen, Feste und Aktionen von QM begleitet
und unterstützt und z.T. genutzt, um mit Ausstellungen und Ständen über Mitwirkungsmöglichkeiten, Projekte etc. zu informieren. Dazu gehörten u.a. Veranstaltungen im Rahmen von QM-geförderten Projekten
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(z.B. Langer Tag der Bildung, Steinmetzstraßenfest, Nachbarschaftsfest im KulmerKiez, Gesundheits- und
Bewegungstag im PallasT) oder die 4. Berliner Quartiersrätekonferenz.
Im Zusammenhang mit den vom Bundesbauministerium vorgenommenen Einsparungen von Städtebauförderungsmitteln ab 2011/ 2012 wurde unter dem Motto „Soziale Stadt retten“ eine neue Kampagne gestartet und die Internetplattform www.soziale-stadt-retten.de vom Arbeitskreis Berliner Quartiersmanagementbeauftragter AKQ eingerichtet und betrieben. Im Sommer lud der AKQ Politiker/innen aller Berliner Parteien
zu einem Streitgespräch „Soziale Stadt retten – aber wie?“ in den PallasT ein. Interessierte Bürger/innen
und Fachleute hatten die Möglichkeit, mit Berliner Politiker/innen ihre Einstellungen zum Programm Soziale
Stadt in Berlin zu diskutieren.
Fachpublikum
Das Team QM informierte in 2011 vor Ort fachinteressiertes Publikum über die Arbeit des QM, häufig verbunden mit Gebietsbegehungen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Darstellung der erreichten Erfolge in
der Großwohnanlage Pallasseum. Neben ausländischem Fachpublikum aus Frankreich, der Schweiz und
Japan wurden Delegationen z.B. des Goethe-Instituts, des Vereins für Interkulturelle Kompetenzen oder
Gruppen von Studierenden der Technischen Universität Berlin und weitere Schüler- und Studentengruppen
im VorOrtBüro empfangen. Ebenso besuchte der Stellvertretende Regierende Bürgermeister von Berlin,
Herr Harald Wolf das VorOrtBüro und ließ sich vor Ort informieren. In 2011 wurden drei Praktikant/innen
im VorOrtBüro des QM betreut. Schließlich wurden Diplomand/innen, Student/innen mit angestrebten Bachelor- und Master-Abschlüssen sowie Fachjournalist/innen beraten bzw. informiert.
Unterstützung der QR-Öffentlichkeitsarbeit
Das Team QM hat auch in diesem Jahr den QR in seiner Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, z.B. im Zusammenhang mit der Entwicklung eines Konzeptes für einen Kiosk auf dem West-Park auf dem Gleisdreieck.
III. KONZEPT FÜR DAS JAHR 2012
Die in diesem Kapitel dargestellte Prioritätensetzung und die Aussagen zu zentralen Entwicklungsperspektiven sind vor allem Ergebnisse der Arbeit des QM und seiner Partner im QM-Gebiet Schöneberger Norden
auf Grundlage der Vorgaben, die die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg im Rahmen der Beauftragung der AG SPAS e.V. für 2011 gemacht haben (vgl. Vorwort).
Die Umgruppierung des QM-Gebiet Bülowstraße/WAK (Schöneberger Norden) zum Jahreswechsel
2009/2010 von der Kategorie 1 „Starke Intervention“ in die Kategorie 2 „Mittlere Intervention“ führte zu
finanzwirksamen Veränderungen: Dem Stadtteil stehen seitdem weniger Fördermittel zur Verfügung, die
Mittelzuweisung des QM-Beauftragten für Personalressourcen wurde reduziert.
Die strategischen und projektbezogenen Vorhaben in 2012 stehen noch unter dem Eindruck der vom Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung im Sommer 2010 angekündigten Kürzungen der Städtebauförderungsmittel um die Hälfte. Die auf Bundesebene vorgenommenen Kürzungen haben bundesweit zu
einer großen Verunsicherung und auch in Berlin zu intensiven Diskussionen geführt. Beteiligt an diesen
Diskussionen sind lokale Akteure, Bewohner/innen, soziale Einrichtungen, Gremienvertreter/innen, allen
voran Quartiersräte aber auch Gebietsbeauftragte, Politiker/innen und Verwaltung. Es wird befürchtet, dass
Einsparungen die Quartiere in ihrer Entwicklung z.T. weit zurückwerfen werden und das erfolgreiche System aus investiver Förderung und sozialem und ehrenamtlichem Engagement gefährden. Die Umstellung
des Programms „Soziale Stadt“ auf rein investive Mittel bedeutet auf Bundesebene eine Abkehr von der
erfolgreichen Strategie, in der Stadtteilarbeit insbesondere soziale und Bildungsprojekte zu initiieren und zu
fördern. Dies bedeutet einen Rückschritt insbesondere für das gesellschaftliche Miteinander in benachteiligten Quartieren. Das Land Berlin hat hier durch die Bereitstellung zusätzlicher Landesmittel für sozialkulturelle Projekte konsequent gegengesteuert. Es bleibt zu hoffen, dass sich hieran durch die Neuwahlen
im Land Berlin nichts ändern wird. Denn die Rücknahme von Mitteln würde die für den Schöneberger Norden erreichten Fortschritte gefährden.
III.
1.
PRIORITÄTENSETZUNG ZWISCHEN DEN STRATEGISCHEN ZIELEN
Die aktuellen, im Folgenden dargestellten sieben Handlungsfelder beziehen sich inhaltlich auf die strategischen Ziele im Kapitel II:
•
•
•
Integration / Nachbarschaft und Zusammenleben der Kulturen (hohe Priorität),
Bildung und Jugend (hohe Priorität),
Arbeit und Gewerbe (hohe Priorität),
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•
•
•
•
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Partizipation (hohe Priorität),
Gesundheit und Gewaltprävention (mittlere und hohe Priorität),
Image und Identifikation (mittlere Priorität),
Vernetzung, Koordination und Öffentlichkeitsarbeit (mittlere Priorität).
HOHE PRIORITÄT:
INTEGRATION / NACHBARSCHAFT UND ZUSAMMENLEBEN DER KULTUREN
Das Streben nach einem friedlichen und gleichberechtigten Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Kulturen und verschiedener Herkunftsländer ist für den Schöneberger Norden von zentraler Bedeutung. Es gilt, alle Bewohner/innen mit und ohne Migrationshintergrund durch das Quartiersverfahren in das
Stadtteilleben und somit in die Gesellschaft zu integrieren. Ein zentrales Mittel dafür ist die Einbeziehung
der unterschiedlichen Bewohnergruppen in die Gremienarbeit. Sie soll die Teilhabe am gesellschaftlichen
Leben erhöhen. Die positiven Erfahrungen der Menschen mit gelungener Partizipation wirken sich positiv
auf die individuelle Persönlichkeit aus. Die erworbenen Kompetenzen wirken zurück in den Stadtteil und
fördern dort die gesellschaftliche Integration. Dieser Weg ist ein langfristiger Prozess, der nicht immer stabil positiv verläuft, oft von beteiligten Personen abhängt und durchaus Schwankungen unterliegt. Die
Nachbarschaftsarbeit wird die Bewohnergruppen vor Ort und Gegebenheiten in den Teilkiezen berücksichtigen. Die Bewohner/innen sollen die Nachbarschaftsarbeit gemeinsam mit den lokalen Institutionen in eigener Regie und Verantwortung gestalten und fortsetzen.
HOHE PRIORITÄT:
BILDUNG UND JUGEND
Angesichts des demographischen Wandels der Gesellschaft mit einem wachsenden Anteil älterer Menschen
bilden die Kinder und Jugendlichen, die im Stadtteil überproportional vertreten sind, ein großes Potenzial.
Mit der vorrangigen Verfolgung des Zieles, ihnen eine gute Bildung und Ausbildung zu ermöglichen, sollen
ihre Zukunftschancen verbessert werden. Von zentraler Bedeutung für das Gelingen der Integration Benachteiligter in die Gesellschaft ist die Vermittlung von Wissen und sozialer Kompetenz. Der Mangel an
Bildung verringert entscheidend die Zukunftschancen der jungen Bevölkerung. Er verhindert den Zugang zu
Arbeit und zu anderen Ressourcen der Gesellschaft und kann damit Kriminalität und Gewalt begünstigen.
Es müssen zielgenaue, niedrigschwellige Angebote für Kinder, Jugendliche und Eltern aus bildungsfernen
Familien in Kooperation mit Regeleinrichtungen geschaffen werden, um persönliche Erfolge im Bildungssystem zu ermöglichen und zu verstärken, um Barrieren im Bildungsweg abzubauen und um positive Vorbilder
zu schaffen und zu stärken. Maßnahmen, die Kinder, Jugendliche und ihre Eltern an den Übergängen ihrer
Bildungsbiographie unterstützen (Familie-Kita-Schule-Ausbildung-Beruf) und die das Beherrschen der deutschen Hochsprache und des Textverständnisses fördern, sind dabei von besonderer Bedeutung.
HOHE PRIORITÄT:
ARBEIT UND GEWERBE
Den Zugang zu Arbeit und Beschäftigung für mehr Bewohner/innen zu eröffnen, ist eine zentrale Aufgabe
im Schöneberger Norden. Unter Berücksichtigung der arbeitsmarktpolitischen und der lokalen Rahmenbedingungen sind die Möglichkeiten für mehr Beschäftigung und Ausbildung vor allem für junge Bewohner/innen weiter auszuschöpfen. Dafür sind die ökonomischen Ressourcen des Gebietes weiter auszuloten
und zu entwickeln z.B. durch Stärkung des gewerblichen Zentrums Potsdamer Straße, durch Erschließen
von Potenzialen von Unternehmen mit Migrationshintergrund, durch Aktivitäten zur Neuansiedlung von
Gewerbebetrieben, durch Erschließen von Gebietspotenzialen (Kultur, Geschichte, Tourismus) und durch
Stärkung der Zusammenarbeit der gewerblichen Netzwerke. Der Übergang von Schule zu Beruf erfordert
dabei besondere Aufmerksamkeit und die Zusammenarbeit der aktiven Träger.
HOHE PRIORITÄT:
PARTIZIPATION
Die Teilhabe der Bewohner/innen und anderer lokaler Akteure an der Gebietsentwicklung und an der Entscheidungsfindung für Projekte und Vorhaben zur Entwicklung des Stadtteils bleibt einer der zentralen
Schwerpunkte der QM-Arbeit. Partizipation ist ein Schlüssel zur Förderung der Verantwortungsübernahme
für den Stadtteil und zur Verstetigung bürgerschaftlichen Engagements. Teilhabe an Entscheidungen fördert die Identifikation mit dem Stadtteil und trägt zur Stärkung des Selbstbewusstseins bei. Zu den wichtigen Aufgaben des QM gehören deshalb weiterhin die Unterstützung und Begleitung des Quartiersrates, des
Vergabebeirates, des Präventionsrates, der Gewerbegespräche, die Einbeziehung von Bewohner/innen in
sozialkulturelle Projekte sowie die Durchführung von Bürgerbeteiligungsverfahren bei Bauvorhaben.
MITTLERE UND HOHE PRIORITÄT:
GESUNDHEIT UND GEWALTPRÄVENTION
GESUNDHEIT (mittlere Priorität)
Das gesundheitliche Befinden großer Teile der Bewohnerschaft weist starke Defizite auf. Ältere und auch
ärmere Menschen, die laut Einschätzung sozialer Einrichtungen kaum Zugang zu präventiver, gesundheitsfördernder und sportlicher Betätigung haben, weisen, wie auch Kinder (hier gem. Einschulungsuntersuchungen), z.T. besorgniserregende Gesundheitsdefizite auf. Angesichts der Gesamtproblematik und des
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nötigen Handlungsbedarfs bleiben Projekte, die im Rahmen des QM gefördert werden können, auch im
kommenden Jahr im Fokus des QM-Handelns.
GEWALTPRÄVENTION (hohe Priorität)
Die Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung in 2012 verschlechtern sich. Die Effekte auf den Arbeitsmarkt sind noch nicht abzusehen. Die Lebenssituation vieler meist kinderreicher Familien ist bereits heute
von Armut, Arbeits-, Perspektivlosigkeit und Wohnungsüberbelegung geprägt und damit nach wie vor
spannungs- und konfliktreich. Dazu trägt das Verhalten bei, Kindern und Jugendlichen keine Grenzen zu
setzen und bei Problemen und Konflikten mit extremer Strenge oder sogar mit Gewalt zu reagieren (= Gewalt macht krank). In den Bereichen Gewalt, Sucht, Prostitution, Rassismus, Diskriminierung, Homophobie,
Emanzipation, Gleichberechtigung sowie Akzeptanz und Toleranz besteht nach wie vor besonderer Handlungsbedarf. Wichtig sind Projekte, die neue Verhaltensmuster für die Betroffenen anbieten.
Der Schöneberger Norden ist in den letzten Jahren mit gleichbleibend hoher Straßenprostitution konfrontiert. Die damit verbundenen Gefährdungen durch Gewaltanwendung und Begleitkriminalität belasten den
Stadtteil nach wie vor stark, die Situation bleibt angespannt. Dem muss präventiv begegnet werden. Die
seit Kurzem öffentlich ausgetragene und medial wahrgenommene Rivalität zwischen Rocker-Banden im
Bereich Winterfeldtplatz stellt eine neue Qualität in diesem Kontext dar.
MITTLERE PRIORITÄT:
IMAGE UND IDENTIFIKATION
Maßnahmen zur Verbesserung des Außen- und Binnenimages haben weiterhin große Bedeutung und bedürfen weiterer Aktivitäten, insbesondere aufgrund der hohen Bereitschaft der Medien einerseits auf „heiße“ Themen wie Straßenprostitution oder Bandenkriminalität mit Negativschlagzeilen zu reagieren und andererseits positive Ansätze und Entwicklungen eher zu ignorieren.
Die Identifikation der Bewohner/innen mit ihrem Stadtteil ist durch weitere Projekte und Partizipationsangebote zu stärken. Der Ansatz, ihr interkulturelles Potenzial und Expertenwissen verstärkt in die Stadtteilarbeit einzubinden, wirkt positiv und ist weiterhin intensiv zu unterstützen.
MITTLERE PRIORITÄT:
VERNETZUNG, KOORDINATION UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Der Einbindung von Bürger/innen, Politik, Verwaltung, Polizei, Trägern, sozialen Einrichtungen, Gewerbetreibenden und anderen lokalen Akteuren in die verschiedenen Gremien im Stadtteil wie Vergabe-, Quartiers- und Präventionsrat sowie die Vernetzung z.B. in der AG Steinmetz, dem Bildungsnetzwerk, der AG
Jugend, der IG Potsdamer Straße, der Fachgruppe Kurfürstenkiez und im Regenbogenschutzkreis Kulmer
Kiez ist von großer Bedeutung, um eine konsensuale und breit getragene Entwicklung des Stadtteils sicherzustellen und die positiven Ergebnisse abzusichern. Öffentlichkeitsarbeit ist ein wichtiges Instrument zur
Information, Aktivierung und Imagebildung.
III
2.
AUSBLICK UND ZENTRALE ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVEN
NACHBARSCHAFT UND ZUSAMMENLEBEN DER KULTUREN
Aufbauend auf den erreichten Erfolgen bei der Entwicklung nachbarschaftlicher Projekte und Aktionen im
Schöneberger Norden sind die etablierten, kleinteiligen, nachbarschaftlichen Netze in den Teilkiezen zu
stärken, auszubauen und zu verstetigen. Auch in 2012 sollte die Ausweitung der bestehenden Nachbarschaftsnetze im PallasKiez auf den gesamten PallasKiez unter besonderer Berücksichtigung des Pallasseums
weiterverfolgt werden. Die neu entstandene Initiative in der Nollendorf- und Zietenstraße zum Erhalt einer
ruhigen Wohnumgebung ist mit in die Nachbarschaftsarbeit einzubeziehen. Das im KulmerKiez etablierte
Nachbarschaftsnetz ist weiter zu stärken. Die im BülowBogen dank der AG Steinmetz und der Zusammenarbeit des Nachbarschaftstreffs mit den Kitas und der Neumark-Grundschule funktionierende, gute Nachbarschaft gilt es weiterhin zu festigen. Im FrobenKiez werden neben den gut vernetzten Trägereinrichtungen wie Familientreffpunkt und Villa Schöneberg die Bewohner/innen durch Projekte und Aktionen in die
Nachbarschaftsarbeit einbezogen. Somit werden die Folgen der Belastungen durch die zunehmende Straßenprostitution im günstigen Fall gemindert. Das langfristige Ziel dieses schwierigen Prozesses soll der
Aufbau von selbsttragenden Nachbarschaftsstrukturen sein. QM wird diesen Prozess begleiten und unterstützen.
Der intensive Austausch zwischen den migrantischen und den deutschen Bewohnergruppen in den Nachbarschaften und im Quartier soll ebenso gefördert werden wie der Austausch zwischen den unterschiedlichen migrantischen Bewohnergruppen. Dazu können informelle Netze und Multiplikator/innen aus den unterschiedlichen Gruppen genutzt werden. Dies wird in einigen Teilkiezen mittlerweile erfolgreich praktiziert.
Der Aufbau einer Vätergruppe im Pallasseum in 2012 soll zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls in der
Wohnanlage beitragen. Das Nachbarschaftsprojektes „Was kochst Du?“ im PallasKiez wurde modifiziert, da
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die für 2011 gesetzten Ziele nur zum Teil erreicht werden konnten. Die Ergebnisse dieses aufwändig angelegten Projektes werden sorgfältig ausgewertet. Im KulmerKiez wird im Jahr 2012 das erfolgreiche Nachbarschaftsprojekt „Grüne Tore“ fortgesetzt. Die vielfältigsten Bewohnergruppen in diesem Kiez sollen unter
dem Motto „Natur und Wohnumfeld“ unter Einbeziehung des neuen Parks auf dem Gleisdreieck zusammengebracht werden. Das traditionelle KulmerKiez-Fest wird 2012 zum vierten Mal durchgeführt.
INTEGRATION
Die Aufgabe, Integration zu fördern, durchzieht weiterhin sämtliche Ziele, Handlungsfelder und Schwerpunkte der QM-Tätigkeit im Schöneberger Norden. Unter Integration wird die Einbeziehung aller Bewohnergruppen in das Stadtteilleben verstanden. Angesichts des hohen Anteils von Bewohner/innen ohne
deutschen Pass (etwa 40%) und des Anteils von Personen mit Migrationshintergrund von insgesamt 64,8%
gilt dieser Aufgabe weiterhin besonderes Augenmerk. Bei allen durch QM geförderten Projekten, insbesondere im Handlungsfeld Bildung, steht die Integration im Mittelpunkt. Durch QM werden in allen Handlungsfeldern bevorzugt Projekte gefördert, die die Partizipation der Migrant/innen stärken und ihre Ressourcen
zur Geltung bringen.
Das QM wird das von den beteiligten Gemeinden organisierte „Netzwerk der Religionsgemeinden“ im Jahr
2012 weiter begleiten, damit der Dialog zwischen den Religionsgemeinden in eigenständig von ihnen
durchgeführten Projekten fortgesetzt werden kann.
Die Zusammensetzung des QR und des Vergabebeirates, die ehrenamtliche Mitarbeit und der Einsatz im
Mieterbeirat in der Wohnanlage Pallasseum sowie das Engagement z.B. bei der Vorbereitung und Durchführung der Nachbarschaftsfeste zeigen, dass Bewohner/innen mit Migrationshintergrund ihr Engagement
zunehmend als Arbeitsauftrag auffassen, ihr Potenzial in den Stadtteil einzubringen. Beispielhaft ist an dieser Stelle das Integrationszentrum Harmonie. Es bindet nicht nur die Menschen mit russischem Migrationshintergrund durch QM geförderte Projekte in die Nachbarschaftsarbeit ein, sondern hat auch positive Ausstrahlung in den KulmerKiez, wie z.B. die Zusammenarbeit im Regenbogenschutzkreis. Es gilt, diese Erfolge
zu festigen und auszubauen. Das strategische Ziel ist, dass die Beteiligung der Menschen mit Migrationshintergrund zur Normalität wird, so dass sie nicht besonders hervorgehoben werden muss.
Die gesamtgesellschaftliche Diskussion der letzten Jahre zur Arbeits- und Flüchtlingsmigration hat dazu
geführt, dass die Potenziale, die die Vielfalt der Kulturen für eine positive Entwicklung der Gesellschaft hat,
zunehmend von der Wirtschaft und der Politik entdeckt werden. Menschen mit Migrationshintergrund werden ermutigt, ihre eigenen Potenziale zu erkennen, diese im Sinne der Teilhabe einzusetzen und verstärkt
Verantwortung zu übernehmen. Aufgrund der intensiven, polarisierenden und z.T. verletzenden Diskussion
zum Thema Integration und Einwanderung war der Rückzug der betroffenen Menschen aus dem gesellschaftlichen Leben und eine Selbstethnisierung zu befürchten. Dies ist im Schöneberger Norden erfreulicherweise nicht eingetreten. Die engagierte Beteiligung der Menschen mit und ohne Migrationshintergrund
an den Projekten (z.B. „Grüne Tore“, „Weiterentwicklung des PallasParkes zum Interkulturellen Garten“)
oder an den Aktionen wie z.B. an den Straßenfesten, den Protesten gegen die geplante Schließung der
Gertrud-Kolmar-Bibliothek - hier haben sich vor allem Eltern aus dem Pallasseum und dem Steinmetzkiez
bzw. aus der Spreewald-Grundschule engagiert -, belegen diese Beobachtung. Angesichts der anhaltenden
Diskussion muss jedoch die Entwicklung im Quartier weiterhin sorgfältig betrachtet und begleitet werden.
BILDUNG UND JUGEND
Die Bildungsoffensive soll 2012 weitergeführt werden. Die seit 2009 initiierten Projekte mit einer längeren
Laufzeit (2010-2012) werden unter Berücksichtigung der bisherigen Ergebnisse 2012 fortgeführt. Teilweise
wurden auslaufende Projekte in 2011 weiterentwickelt und laufen jetzt bis 2013. Es soll versucht werden,
Ergebnisse soweit möglich zu verstetigen, z.B. dadurch, dass sie in Regeltätigkeiten integriert werden.
Der „Lange Tag der Bildung“ wird in 2012 weiterentwickelt und in 2013 unter veränderten Rahmenbedingungen erneut durchgeführt. Die Mütter und Väter, die in 2010 die Grundqualifizierung im Rahmen des
Projektes „Bildungsbotschafter“ durchlaufen haben, und die in 2011 verstärkt eingesetzt wurden, werden
auch 2012 im Stadtteil tätig sein, um andere Eltern zum Thema Bildung im Stadtteil zu beraten. Nachrücker
sollen nachqualifiziert werden. Das Projekt wird gründlich ausgewertet und weiterentwickelt.
Viele Kinder, Jugendliche und Eltern bedürfen einer besonderen Unterstützung an den Übergängen FamilieKita–Schule, um bestehende Defizite auszugleichen und die Bildungschancen zu erhöhen. Die Situation in
den Familien ist dabei von entscheidender Bedeutung. Eltern müssen frühzeitig in die Lage versetzt werden, ihre Kinder auf ihrem Bildungsweg zu begleiten und zu unterstützen. Nur so können junge Menschen
ihre Potenziale entwickeln und nutzen. Hier setzen die Projekte „Frühstarterprojekt“, „FuN – Familien und
Nachbarschaft“ und „Hauptsache Schule“ an, die in 2011 umgesetzt wurden. Hier konnten wichtige Erfahrungen gemacht werden, die die Handlungsansätze z.T. bestätigten, die aber auch Nachjustierungen erforderlich machten. Sie laufen in 2012 weiter. Sie werden begleitet und ausgewertet.
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Bereits implementierte Konzepte zur Aktivierung von Eltern und ihre Einbindung in die Aktivitäten der Regeleinrichtungen wurden im Rahmen der initiierten Bildungsprojekte aufgegriffen bzw. weiterentwickelt. Bei
dem Thema Bildung sind Frauen i.d.R. besser zu erreichen als Männer. Mütter kümmern sich traditionell um
dieses Thema und stehen bei Projekten zur Stärkung der Elternaktivierung und –bildung eher zur Verfügung als Väter. Ein besonderer Schwerpunkt soll deshalb auf der Väterarbeit liegen.
Im Bereich Kita und Grundschule wird die Entwicklung der Einrichtungen zu sozialraum- bzw. lebensweltbezogenen Orten erfolgreicher Bildung weiter verfolgt. Die Öffnung der Einrichtungen gegenüber dem Stadtteil zeigt positive Ergebnisse. Bei der Einbeziehung der Wohnanlage Pallasseum in die vernetzte Bildungsarbeit besteht weiterhin Handlungsbedarf.
Der Übergang Schule-Ausbildung-Berufstätigkeit muss im Auge behalten werden. Das Projekt „JugendBerufsLotsen“ setzt hier an und soll 2012 im Ergebnis weniger individuell und stärker strukturell wirken. Die
Zusammenarbeit mit den Oberschulen außerhalb der Gebietskulisse, zu deren Einzugsgebieten der Schöneberger Norden gehört, wird durch die Einstellung des Programms SvO wieder deutlich geschwächt.
Die Aktivitäten des QM im Bereich Bildung und Jugend werden sich im Jahr 2012 zum einen beziehen auf
die Förderung von Kindern und Jugendlichen insbesondere an den Übergängen im Bildungsweg, die Qualifizierung von Menschen mit migrantischem Hintergrund, die Qualifizierung von Schlüsselpersonen und die
Verstetigung des Peerhelperansatzes. Darüber hinaus wird die Weiterentwicklung bzw. Stärkung der Bildungsorte und Netzwerke (z.B. Regionales Bildungsnetzwerk Schöneberg Nord) im Mittelpunkt stehen.
ARBEIT UND GEWERBE
Die Stärkung der Potsdamer Straße als gewerbliches Zentrum des Gebietes ist ein wichtiges Ziel des QM.
Das erfordert die Fortsetzung der engen Zusammenarbeit mit der bezirklichen Wirtschaftsförderung, dem
QM Magdeburger Platz und den Gewerbetreibenden. Die gewerblichen Netzwerke im Gebiet werden gestärkt und ausgebaut. Das „ethnische“ Gewerbe wird dafür aktiviert und stärker als bisher eingebunden.
Die Potenziale von Unternehmen mit Migrationshintergrund für das Gebiet werden erschlossen und in die
bestehenden Netzwerke eingebracht. Dazu gehören die IG Potsdamer Straße e.V. und der Medienstandort
Schöneberger Norden, die mit dem Fokus der Imageverbesserung gestärkt werden sollen. Initiativen der
Standortaufwertung und des Standortmarketing werden unterstützt. Dabei werden die Stärken des Quartiers besonders berücksichtigt (Ethnomarketing).
Der Erhalt des Einzelhandelsgewerbes bei behutsamer Qualitätssteigerung hat für die Quartiersentwicklung
ein besonderes Gewicht. Der Bestand der Medienunternehmen und des Netzwerkes °mstreet ist sicherzustellen. Mögliche Chancen der Zusammenarbeit mit dem Galeriestandort Potsdamer Straße sind auszuloten.
In der vernetzten Arbeit können Synergieeffekte zwischen Handel und Dienstleistungen erkannt, genutzt
und auf zuziehende Branchen ausgeweitet werden (Tourismus, Kultur). Die Schnittstellen zum QM Gebiet
Magdeburger Platz und zu anderen angrenzenden Quartieren bzw. Netzwerken sollen im Hinblick auf die
positive Gebiets- und Imageentwicklung des Gebietes einbezogen werden (z.B. Hauptstraße, Kleistpark, AG
Winterfeld, Schöneberger Galerierundgang). Projekte, die das Image des Standortes verbessern, sind besonders geeignet, um den Wirtschaftsstandort gezielt zu entwickeln und zu fördern.
Die seit Jahren ungeklärte Situation des leerstehenden BVG-Gebäudes am Kleistpark hat eine negative Ausstrahlung in das Gebiet. Ansonsten ist mittlerweile kaum noch Gewerbeleerstand entlang der Potsdamer
Straße zu verzeichnen. Chancen für das gesamte Quartier ergeben sich derzeit auch als Standort für Tourismus- und Kulturwirtschaft. Insbesondere die Galerienszene im Schöneberger Norden aktiver geworden.
Diese Veränderungsprozesse sind sorgfältig zu verfolgen, da sich bereits steigende Gewerbemieten abzeichnen.
Der 2. Arbeitsmarkt hat deutlich an Fördervolumen verloren. Das hat im Einzelfall dramatische Auswirkungen für Menschen im QM-Gebiet. Für die betroffenen Arbeitnehmer/innen bedeutet der Wegfall dieser Projekte einen Verlust an sozialer Einbindung und Aktivierungsmöglichkeiten. Dem Quartier und seinen Menschen gehen dadurch Projekte verloren, die in ihren Räumlichkeiten sinnvolle, niedrigschwellige Angebote
für Bewohner/innen gemacht haben.
Umso mehr sind Arbeits- und Ausbildungsplätze am Standort ein zentrales Thema. Dafür wird die Kooperation mit Unternehmen, Ausbildungs-, Qualifizierungs- und Beschäftigungsträgern intensiviert. Die Vorqualifizierung und Beschäftigung von jungen Menschen richtet sich zum einen an Jugendliche, mit schwierigen
Biographien wird gefördert (z.B. „JugendBerufsLotsen“), Beschäftigungsprojekte unter Einbeziehung von
Unternehmen und geeigneten Kooperationspartnern werden initiiert und entwickelt.
GESUNDHEIT UND GEWALTPRÄVENTION
Projekte zur Gesundheitsförderung von Kindern und Jugendlichen dienen ihrer Bildung, denn: Gesunde
Kinder lernen besser. Dementsprechend ist in den folgenden beiden Jahren vorgesehen, zu einem frühen
Zeitpunkt der Bildungsbiographie anzusetzen: Das Projekt „Gesundes Aufwachsen“ mit einem integrierten
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Hebammenkurs setzt am Übergang Familie-Kita an und klärt werdende Eltern auch zu Fragen der Gesundheit auf. Es ist eine qualifizierte Fortführung des „Frühstarterprojektes“ aus 2010/2011. Weitere Bewegungsangebote speziell für Kinder und Jugendliche wie Fußballturniere, Klettern o.ä. werden von Trägern
im Gebiet z.T. selbst, aber auch über QF1- und QF2-Projekte abgedeckt werden. Niedrigschwellige Gesundheits- bzw. Sportangebote für Ältere bzw. Bewegungsferne mit wenig Einkommen werden in 2012
fortgesetzt („Nachbarschaftssport für Bewegungsferne“). Ein wichtiger Faktor dabei ist der Einsatz der in
2011 über SvO qualifizierten Gesundheitssportberater/innen in den Nachbarschaftseinrichtungen. Weiterhin
soll die begonnene Vernetzungsarbeit zwischen der AOK Nordost, Sportvereinen und sozialen Einrichtungen
im QM fortgeführt werden und mit gemeinsamen Gesundheits- und Bewegungsangeboten auf Stadtteilfesten nach außen hin dargestellt werden.
Der gewaltpräventive Ansatz bei der Arbeit im BülowKiez wird von den dortigen Akteuren modifiziert weiter
verfolgt und mit in ihrer Zielerreichung mehrdimensionalen Bildungsprojekten (s.o.) weiterhin durch das
QM gestützt. Ähnliche Strategien werden auch im FrobenKiez verfolgt, da der neue Arbeitsansatz in der
Villa Schöneberg (Träger: Outreach) bei der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien, dies ermöglicht.
Auch hier wird QM mit Bildungs- und Qualifizierungsprojekten stützen. Das in der Arbeit mit Kindern, Müttern und Vätern aufgebaute Vertrauen gegenüber den vor Ort tätigen Personen stärkt die Beziehungen und
schafft Interventionsmöglichkeiten bei der pädagogischen Arbeit. Der ganzheitliche Ansatz mit Blick auf die
Ressourcen der Menschen wird auch 2012 einen hohen Einsatz von allen Beteiligten fordern. Dies kann
durch das starke Netzwerk der Pädagog/innen, in dem auch Schulen und Kitas immer mehr gefordert sind,
erleichtert werden.
Die Belastungen der Nachbarschaften durch Straßenprostitution und Rockerbandenkriminalität sind vom
Team QM weiterhin sorgfältig zu beobachten. Das in 2011 begonnene Projekt zur Qualifizierung von Erzieher/innen, Sozialarbeiter/innen und Lehrer/innen wird in 2012 fortgeführt. Das Präventionsteam der Polizei
wird in 2012 Sprechstunden für Anwohner/innen zum Thema anbieten. Des Weiteren wird das Projekt
„Nachbarschaft & Prostitution“ mit Bewohner/innen eine Bürgerausstellung zum Thema erarbeiten und an
verschiedenen Orten im Quartier zeigen und zur Diskussion stellen.
Die erreichten Erfolge in der gewaltpräventiven Arbeit im Pallasseum sind durch die Fortführung und Qualifizierung von Projekten mehrdimensionaler Wirkungen (Bildungs-, Image- und Nachbarschaftsprojekte)
weiter zu festigen. Neben dem Projekt „Weiter mit Lernlust“ ist eine betreute Väter-Gruppe in Vorbereitung
und verspricht auch für diesen Kiez eine Verstärkung der gewaltpräventiven Arbeit. Die weitere Entwicklung
muss nach wie vor sorgfältig beobachtet werden.
PARTIZIPATION
Das QM konzentriert sich auf die Organisation der Teilhabe von Bewohner/innen und anderen lokalen Akteuren an Entscheidungen über die Entwicklung des Stadtteils auch 2012 auf Gremienarbeit und Beteiligungsverfahren. Partizipation beinhaltet die Mitwirkung an Entscheidungsfindungen und die breite Beteiligung an Projekten und Aktionen im und für den Stadtteil. Die Strukturen und Netzwerke im Stadtteil sind
mittlerweile recht gut entwickelt.
Aus der Einflussnahme von Bewohnern/innen und anderen lokalen Akteuren auf die Vergabe von Fördermitteln aus dem Programm Soziale Stadt können Effekte zur Übernahme von Verantwortung für den Stadtteil erwachsen. Dies zeigen die Erfahrungen mit dem Vergabebeirat (QF1), dem Quartiersrat (QF2, QF3)
und dem SvO-Begleitausschuss. Die Mitglieder dieser Gremien werden u.a. darin unterstützt, eigene Ideen
und Aktivitäten zur Verbesserung des Lebens im Stadtteil zu entwickeln, zu initiieren und zu begleiten. Ihre
Hinweise und Vorschläge fließen ebenfalls in die Fortschreibung des IHEK des QM ein.
Der QR hat in Bezug auf die Partizipation von Bewohner/innen und lokalen Akteuren eine besondere Bedeutung. Das Gremium und seine Mitglieder übernehmen zunehmend Verantwortung in den Prozessen des
QM-Verfahrens und für den Stadtteil. Im Sommer 2012 ist turnusgemäß eine Neuwahl des Gremiums vorgesehen.
Ein wichtiges Projekt zur Beteiligung von Bewohner/innen und Nutzer/innen im Jahr 2012 ist die Neugestaltung des Spielplatzes im nördlichen Kleistpark (QF4). Die weitere partizipatorische Begleitung von Planung,
Bau und Aneignung bzw. Nutzung des Westparks auf dem Gleisdreieck und der Umsetzung des KioskKonzeptes ist aus Sicht von Bewohner/innen und insbesondere der in der projektbegleitenden Arbeitsgruppe PAG vertretenen QR von besonderer Bedeutung für die Qualität der Freiflächen und deren Akzeptanz.
Erfahrungen mit dem Ostpark auf dem Gleisdreieck bestätigen dies.
Der aus der Projektarbeit „INITIATIVE Bürgerstiftung Schöneberger Norden“ entstandene „Förderverein zur
Gründung einer Bürgerstiftung Schöneberg Plus“ e.V. soll im breiten Fokus der Quartiersöffentlichkeit und
des QR stehen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, eine Bürgerstiftung für ein „gefühltes“ Schöneberg zu
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gründen, um auf diesem Wege Engagement und Ressourcen für das Quartier - auch nach der Förderung
durch das Programm Soziale Stadt - zu akquirieren.
Die wichtigen Vorhaben werden auf dem in 2012 vier Mal vorgesehenen Stadtteilgremium Präventionsrat
Schöneberger Norden öffentlich vorgestellt. Hier werden Anregungen von Bewohner/innen und lokalen
Akteuren aufgegriffen und auf kurzem Weg in der Verwaltung oder vom Team QM geprüft und unter Mitarbeit des Quartiersrates o.a. Gremien umgesetzt.
Die Fortführung von Unternehmer/innen-Treffen im Rahmen des Projektes „Gemeinsam wirtschaften an der
Potsdamer“ bildet einen Schwerpunkt in der Arbeit des Teams QM zur weiteren Aktivierung und stärkeren
Beteiligung von Gewerbetreibenden, mit dem Fokus auf Unternehmen mit Migrationshintergrund.
KOOPERATION UND VERNETZUNG
Die Stabilisierung und der Ausbau von Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen wird fortgesetzt. Diese
Strukturen bilden die Grundlage für eine erfolgreiche und kontinuierliche Arbeit im Quartier. Bei der Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Projekte erfahren die Gebietsakteure den Nutzen der Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung. Dabei entwickeln sie ein eigenes Interesse an der Weiterentwicklung
vorhandener oder am Aufbau neuer Netze und Strukturen.
Die Erfahrungen mit integrierten Ansätzen vor allem bei Schlüsselprojekten werden weiter konsequent genutzt, um Kooperationen zu initiieren, zu aktivieren und zu vertiefen. So können Synergieeffekte erzielt und
langfristig nachhaltige Ergebnisse zur Verbesserung der Situation im Stadtteil erreicht werden. Das Projekt
„INITIATIVE Bürgerstiftung Schöneberger Norden“ kann in 2012 wichtige Impulse in Richtung einer weiteren Vernetzung im Stadtteil geben. Die initiierten Nachbarschaftsprojekte werden auch 2012 ein wichtiger
Vernetzungsmotor auf Kiezebene sein. In 2011 ist mit der Bewohnerinitiative Nollendorfstraße ein bewohnergetragener Verein aktiv geworden, der seine Ziele auch in 2012 weiter verfolgen wird.
QM-Vernetzungsstrukturen unter Beteiligung der Fachämter dienen der Reflexion und Absicherung strategischer Überlegungen und der Entwicklung von Projektideen. Die AG Jugend, Gesundheit, Nachbarschaft und
Quartiersmanagement trifft sich weiterhin zum regen Austausch. QM wird sich auch 2012 aktiv am „Bildungsnetzwerk Schöneberg Nord“ beteiligen, es ist zu einem wichtigen Aspekt der Verstetigung geworden.
Projektbezogene Abstimmungen mit den bezirklichen Fachämtern werden auch bilateral durchgeführt.
Die gebietsübergreifende gute Kooperation mit dem QM-Gebiet Magdeburger Platz (Bezirk, QM-Team, QR,
Akteure) wird weitergeführt. Die gemeinsame Themen und Herausforderungen werden 2012 ebenso auf
der Agenda stehen wie gebietsübergreifende Projekte und Netzwerke.
Die GEWOBAG beabsichtigt, 2012 in den Berliner QM-Gebieten, in denen sie über größere Wohnungsbestände verfügt, Kiezkoordinator/innen einzusetzen und mit eigenen Mitteln auszustatten. So soll die soziale
Quartiersentwicklung gefördert werden. Der Schöneberger Norden gehört zu diesen QM-Gebieten, und die
von der GEWOBAG in Aussicht gestellte Kooperation mit dem QM kann zu positiven Synergien führen.
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT
Die Öffentlichkeitsarbeit des QM wird eng mit dem Bezirk abgestimmt und als integraler Bestandteil der
Arbeit mit hoher Intensität fortgesetzt.
Die Stadtteilzeitung Schöneberger Morgen wird 2012 noch dreimal erscheinen und mit der 50. Ausgabe
eingestellt. Das Internetportal www.schoeneberger-norden.de ist bis 2013 abgesichert.
IDENTIFIKATION / IMAGE
Beiträge zur Verbesserung des Gebietsimages und zur Stärkung der Identifikation der Bewohner/innen mit
dem Gebiet durchziehen die Projekte in allen Handlungsfeldern. Jedes erfolgreiche Projekt führt zu einer
Verbesserung des Gebietsimages und zu mehr Identifikation der Bewohner/innen und lokalen Akteure mit
dem Gebiet. Eine weitere Steigerung der Identifikation der im Gebiet lebenden und arbeitenden Menschen
mit dem Stadtteil sowie die Stärkung eines positiven Gebietsimages erfordern weitere Anstrengungen. Dies
gilt umso mehr, als das Erreichte zwar beachtlich, aber noch nicht gefestigt ist. Auffällig ist in diesem Zusammenhang auch die Langlebigkeit von stigmatisierenden Bezeichnungen, wie es am Begriff „Sozialpalast“
deutlich wird. Der 2002 kreierte Name „Pallasseum“ wird auch heute immer noch ignoriert, nicht zuletzt
von den Medien.
Aufgrund der Zunahme der Straßenprostitution in Teilen des Quartiers sind die erreichten Imageverbesserungen gefährdet, die Herausforderung bleibt in dieser schwierigen Lage bestehen. Lösungen sind bei der
jetzigen Gesetzeslage nicht in Sicht.
Die reichhaltige Geschichte des Quartiers stellt ein Potenzial für die Stärkung eines positiven Gebietsimages
dar. Die Potsdamer Straße wird 2012 als Magistrale mit interessanter Geschichte durch das image- und
identifikationsfördernde Projekt „Charme-Offensive II“ in den Blick der Öffentlichkeit gerückt (Träger: ARGE
Nägele & Markert, Förderung: 2012). Dieses Projekt wird in enger Abstimmung mit dem Projekt „220+ -
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Organisation des Potsdamer Straße-Jubiläums 2012/2013“ durchgeführt (Träger: ARGE Nägele & Markert,
Förderung: 2012-2013 durch das QM-Magdeburger Platz).
Weitere Fortschritte in Bezug auf Image und Identifikation erfordern vor allem die Festigung und den weiteren Ausbau der Mitsprachemöglichkeiten der Bewohner/innen und anderer Gebietsakteure sowie die Berücksichtigung ihrer berechtigten Anliegen zur Verbesserung des Lebens im Kiez. Auch die Sicherung einer
hohen Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum durch die Entwicklung und Förderung von Konzepten für
mehr Übernahme bürgerschaftlichen Engagements zu seiner Pflege stellen wichtige Entwicklungsbausteine
dar.
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ANHANG
•
Abkürzungsverzeichnis
•
Quartiersrat Schöneberger Norden 2010 – 2012 (Stand: Oktober 2011)
•
Beschlüsse, Stellungnahmen des Quartiersrates Schöneberger Norden (Dezember 2010 bis
November 2011)
•
Protokoll des Workshops des Quartiersrates Schöneberger Norden vom 22.06.2011
•
PROJEKTBLÄTTER zu Schlüsselmaßnahmen
1
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Abkürzungsverzeichnis
AGH
AK
BA
EEC
FuN
GskA
IHEK
ISS
KJFE
MAE
ÖBS
PFH
QF
QM
QR
SvO
SenStadt
Arbeitsgelegenheiten nach § 16d SGB II
Arbeitskreis
Bezirksamt
Early-Excellence-Center
Familien und Nachbarschaft
Gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH
Integriertes Handlungs- und Entwicklungskonzept
Integrierte Sekundarschule
Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung
Mehraufwandsentschädigung
Öffentlich geförderter Beschäftigungssektor
Pestalozzi-Fröbel-Haus
Quartiersfonds (1 bis 4)
Quartiersmanagement
Quartiersrat
Förderprogramm „STÄRKEN vor Ort“
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
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Quartiersrat Schöneberger Norden 2010 – 2012 (Stand: Oktober 2011)
Bewohnervertreter/innen (20)
FrobenKiez
BülowBogen
Gerhard Haug
Moussa Issa
Christine Scherzinger
Matthias Bauer
Nihan Dönertaş
Fatih Tonbul
Cavit Paş
Christoph Damm
Rudolf O. Kollatz
-
PallasKiez
KulmerKiez
Bertram von Boxberg
Dino Laufer
Oliver Bradley
Dagmar Schultz
Christine Gaszczyk
Helge Löw
-
Damian Foik
-
Hermann Zeller
Akteursvertreter/innen (12)
Barbara Krauß
Steffi Kühl
Heide Rienits
Gewerbe/ IG Potsdamer Straße
Wohnungsbaugesellschaft/ GEWOBAG Verbund
Stadtteilzentrum/ Kiezoase e.V.
Enver Şen
Stadtteilzentrum/ Stadtteilverein Schöneberg e.V.
Ute Römer
Kita/ INA.KINDER.GARTEN gGmbH
Familienzentrum Neue Steinmetzstraße
Bernd Fiehn
Oberschule/ Robert-Blum-Gymnasium
Ulrike Banach
Grundschule/ Spreewald-Grundschule
Zehra Kübel
Jugendhilfe bzw. -einrichtung/
Jugendwohnen im Kiez - Jugendhilfe gGmbH
Joy Markert
Religionsgemeinde/ Zwölf Apostel-Kirche
Michael Levin
Migrantischer Verein/ Integrationszentrum Harmonie e.V.
Sofia Camargo
Initiative/ Jugendkunstpaten e.V.
Erko Basmann
Initiative/ Anwohnerinitiative Bautzener Straße Flaschenhals
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Beschlüsse und Stellungnahmen des Quartiersrates Schöneberger Norden zwischen
Dezember 2010 und November 2011
1. Beschluss des QR vom 01.12.2012 zur Brachfläche entlang der Bautzener Straße
(mit 15 Ja-Stimmen und 2 Enthaltungen angenommen)
„Stellungnahme des Quartiersrates (QR) zum überraschenden Verkauf der Brachfläche an der
Bautzener Straße durch die Fa. VIVICO GmbH an einen privaten Investor.
Mit Befremden hat der QR zur Kenntnis nehmen müssen, dass offenbar von der ehemaligen
Brachflächeneigentümerin, Fa. VIVICO GmbH, weder dem Bezirk, noch dem Gebietsmanagement
Stadtumbau-West-Projekt „Schöneberg-Südkreuz“ und auch nicht der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung ausreichend Gelegenheit eingeräumt wurde, das gem. §§ 24-28 Baugesetzbuch
gegebene Vorkaufsrecht für das seit Jahren strittige Bahn-Brachflächenteilstück zu prüfen. Geräuschlos und unbemerkt konnte offenbar so eine unbekannte private Investorenfirma Eigentümerin werden. Nach Informationen des Bezirks ist jetzt die gewerbliche Nutzung (Wohnbebauung
und sogenanntes schonendes Gewerbe) vorgesehen.
Für den QR ist diese Entwicklung völlig unverständlich und in keiner Weise zufriedenstellend oder
hinnehmbar.
Der QR fordert deshalb Bezirk wie Gebietsmanagement und die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung auf, die Umstände des Brachflächenverkaufs zu erhellen und zu prüfen, inwieweit dieser
Eigentumswechsel von der Fa. VIVICO GmbH zu einem privaten Investor rechtmäßig zustande
gekommen ist. Dabei sollten insbesondere auch mögliche Gründe für die Realisierung bzw. Nichtrealisierung des Vorkaufsrechtes im Einzelnen beleuchtet werden. Schließlich ist der Nutzen des
Brachflächenteilstücks für die qualitative Weiterentwicklung des Schöneberger Nordens seit 2006
regelmäßig thematisiert worden. Es wurde immer wieder vorgeschlagen und gefordert, das
Brachflächenteilstück in die Öffentliche Verfügbarkeit zu bringen.
Der QR verweist auf seine beigefügten bisherigen Stellungnahmen vom 2.12.2009, vom 5.5. und
1.9.2010. Der QR ist über die deutlich zutage getretene Missachtung und fehlende Einbeziehung
bei der bezirklichen Willensbildung enttäuscht.
Der QR bittet dringend um rasche Gespräche bei den fachlich zuständigen Stadträten/innen, dem
Gebietsmanagement Stadtumbau-West-Projekt „Schöneberg-Südkreuz“ sowie bei der Senatorin
für Stadtentwicklung und den für die Programme „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau-West“ verantwortlichen Staatssekretärinnen.“
2. Beschluss des QR vom 29.06.2011 zum Kurzkonzept: Stadtteilorientierter Kiosk im
Westpark – Kurzkonzept (mit 16 Ja-Stimmen und 1 Enthaltung angenommen)
„AG Westpark: Vertreter/innen aus den Teams QM und QR Schöneberger Norden und Magdeburger Platz; Kurzkonzept für die AG: Jörg Borchardt, Gabriele Hulitschke, Michael Klinnert
Die Situation auf dem Gleisdreieck
Der Park auf dem Gleisdreieck und insbesondere der Westpark wird mit seiner Anbindung an den
Potsdamer Platz und als Teil der Grüntangente eine gesamtstädtische Bedeutung bekommen,
andererseits aber auch eine besondere Funktion für die angrenzenden Stadteile, also für Tiergarten-Süd und Schöneberg-Nord. Während die gesamtstädtischen Besucher eine eher geringe Bindung an den Park haben werden, ist zu erwarten, dass Nutzer der anliegenden Stadtteile den
Park mit größerer Kontinuität aufsuchen werden.
Der Westpark wird eine Verbesserung der Lebensbedingungen in den Stadtteilen bringen, aber
auch zu strukturellen Änderungen beitragen. So entstehen jetzt schon direkt am Rand des neu
entstehenden Parks Neubauten in Wohneigentum und auf den zum ehemaligen Bahngelände
gehörenden Baufeldern rund um den Park wird es zukünftig eine rege Bautätigkeit geben. Durch
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die veränderte Nutzung von Flächen am Rande des Parks gehen bereits jetzt angestammte Orte
der öffentlichen Nutzung für Sport, Spiel und stadtteilbezogene Veranstaltungen verloren.
Westpark und die angrenzenden Stadtteile - Ein Kiosk als Bindeglied
Die angrenzenden Stadtteile Tiergarten-Süd und Schöneberg-Nord sind Quartiersmanagementgebiete, also Gebiete mit besonderen sozialen Problemlagen. Besonders ist das Prostitutionsgeschehen im Gebiet um die Kurfürstenstraße zu beachten. Das legt es nahe, die Verbindung der
Nutzer aus dem Stadtteil mit dem Park zu stärken, ihnen einen Ort für eigene Aktivitäten zu geben. Durch das Quartiersmanagementverfahren hat es eine Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements gegeben, das dafür eine gute Voraussetzung bildet. Der am Eingang Kurfürstenstraße
vorgesehen Kiosk biete dafür Möglichkeiten, wenn er entsprechend ausgerichtet wird, wenn neben anderen Funktionen auch Möglichkeiten einer Anbindung an den Stadtteil vorgesehen werden, wenn er mehr als ein gastronomischer Betrieb wird. Die nachfolgend aufgeführten Funktionen eines solchen Kiosks berücksichtigen daher sowohl die Bedürfnisse gesamtstädtischer Besucher als auch stadtteilbezogene Handlungsmöglichkeiten.
Funktionen des Kiosks
Am Eingang Kurfürstenstraße wird der große Spielplatz angelegt, daneben der Naturspielplatz
und dahinter der Marktplatz, in Richtung Pohlstraße die multifunktionale Spielfläche. Neben dem
Spielplatz wird es einen Platz mit wassergebundene Wegedecke geben, auf der auch Spielmöglichkeiten für Erwachsene geplant sind. Auf dieser Fläche ist die Errichtung eines Kiosks vorgesehen. Er sollte folgende Funktionen erfüllen:
• Bewirtung - Versorgung der Parkbesucher, insbesondere auch der Nutzer der umliegenden
Spielflächen mit Getränken, Erfrischungen und kleinen Speisen, verbunden mit Sitzmöglichkeiten und einer Toilette, geöffnet von April bis Oktober – täglicher Betrieb
• Infopoint – Informationen zum Park, zu den umliegenden Quartieren, zu geplanten Veranstaltungen, zu Aktivitäten und Aktionen im Naturerfahrungsraum, zur Stadtteilarbeit, zum Stadtgebiet, schwarzes Brett mit Notrufnummern, Kummerkasten
• Treffpunkt - für Aktivitäten der Bewohner der angrenzenden Stadtteile, Kontakt zu Initiativen
die den Park nutzen und zu sozialen Projekten der Stadtteilarbeit
• Betreuung der Spieleinrichtungen – Missbrauchsvorbeugung und Schlichtung bei Streitigkeiten
• Geräteausgabe – Wartung und Ausgabe von Sport- und Spielgeräten, von Tischen und Bänken, Liegestühle, von technischen Geräten für Veranstaltungen, Schließfächer
• Gerätestützpunkt – für Pflegeaufgaben im/am Park
• Fundstelle – Abgabe von gefundenen/verlorenen Gegenständen
• Erste Hilfe Station - Verbandskasten
• Notinsel Station – Kinder können in Notsituation um Hilfe und Beistand bitten (viele Gewerbetreibende und Institutionen in den QM-Gebieten unterstützen diese Initiative)
• Betreuung Naturerfahrungsraum – Kontaktstelle für das „grüne Klassenzimmer“, Ausgabe von
Tischen und Bänken
• Soziale Kontrolle - besonders im Hinblick auf die Prostitutionssituation in der Kurfürstenstraße,
Förderung der Übernahme von Verantwortung für den Park durch Anwohner/Nutzer
• Kooperation - mit soziokulturellen Projekten
• Vernetzung - aktiver Austausch über alle Belange des Parks, seiner Nutzung und der Nutzer,
Probleme und Konflikte kommen zur Sprache und es kann gehandelt werden
• Veranstaltungen - generationsübergreifende, saisonale oder thematische (Nachbarschafts-)
Feste, Open-Air-Kino, Aktionstage, sportive Aktivitäten, kleine Musik-Veranstaltungen, Kunstund Kultur-Events, kleine Bühne
Betrieb des Kiosks
Diese Funktionen sind zum einen Teil gewerblicher, zum anderen, überwiegenden Teil sozialer
Natur. Sie sollten aber möglichst zusammen an einem Ort stattfinden, weil sie sich gegenseitig
ergänzen. Soziale Aktivitäten brauchen einen Ort, an dem man sich gerne aufhält, an dem man
sitzen kann, reden kann und auch ggf. einen Kaffee trinken kann. Diese Kombination stellt Anforderungen an den Betreiber eines solchen Kiosks. Er muss in der Lage und Willens sein, sowohl
wirtschaftlich als auch sozial zu handeln.
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Würde der Kiosk von einem Betreiber, der ausschließlich gewerbliche Interessen verfolgt, bewirtschaftet, bestünde des Problem, wie die sozialen und die wirtschaftlichen Interessen abgegrenzt
und doch verbunden werden können, wie ein Anreiz geschaffen werden kann, sich auch für die
sozialen Funktionen zu engagieren. Dies stellt sehr hohe Anforderungen an einen gewerblichen
Betreiber. Alternativ ist es möglich, einen gemeinnützigen Verein zu finden, der die beschriebenen sozialen Funktionen im Rahmen seines satzungsmäßig verankerten Vereinszwecks erfüllen
und der daneben den gastronomischen Teil als wirtschaftlichen Zweckbetrieb betreiben kann.
Etwaige Überschüsse aus dem gastronomischen Betrieb könnten und müssten der sozialen Arbeit
zufließen. Für einen gemeinnützigen Verein besteht die prinzipielle Möglichkeit, für die sozialen
Aufgaben unterschiedlichste Fördermittel in Anspruch zu nehmen. Er kann Akzeptanz bei der Einbindung von ehrenamtlichen Aktivitäten finden. In ähnlicher Form würde auch eine gemeinnützige GmbH, deren Gesellschaftszweck derartige Aufgaben umfasst, für eine Trägerschaft geeignet
sein. Der Arbeitsgruppe aus den beiden QM-Gebieten ist zumindest ein gemeinnütziger Verein
bekannt, der diese Anforderungen erfüllen würde und der auch bereit wäre, die Aufgabe zu übernehmen. In einer offenen Ausschreibung für den Kiosk könnten sowohl gewerbliche Unternehmer
als auch gemeinnützig tätige Träger angesprochen werden.
Ausstattung des Kiosks
Der Kiosk selbst muss ein stabiles und wetterfestes Gebäude in ausreichender Größe sein (mind.
50qm). An dem Verkaufsraum mit Anrichteküche angrenzend sollten Lagerräume für Ware und
für Gerätschaften (Tische, Stühle, Spielgeräte etc.) vorgesehen werden. Der Kiosk benötigt Wasser- und Stromanschlüsse (auch für externe Nutzung z. B. Veranstaltungen). Eine stabile Überdachung am Kiosk sollte für die Besucher/Gäste Schutz bieten vor intensiver Sonneneinstrahlung
oder Regenschauer. Die Größe des Platzes im Außenbereich vor dem Kiosk müsste eine Bestuhlung für ca. 50 Gäste zulassen. Eine WC-Anlage im Kioskgebäude integriert, oder zumindest in
unmittelbarer Nähe wäre Voraussetzung für den gastronomischen Betrieb.“
3. Beschluss des QR vom 07.09.2011 zum Bibliothekskonzept des Bezirksamtes
Tempelhof-Schöneberg (mit 17 Ja-Stimmen und 1 Enthaltung angenommen)
„Bibliotheken ziehen zudem Kunden an, die jünger, gebildeter und weiblicher sind als der
Bevölkerungsdurchschnitt. Dies bewirkt eine soziale Aufwertung des Umfeldes.“ (Zitat aus:
Bibliothekskonzept Tempelhof Schöneberg. Standortentwicklung 2012-2016, Seite 39)
Keine Schließung der Gertrud-Kolmar-Bibliothek !
An die Fraktionen der in der BVV vertretenen Parteien
An die Abgeordneten für Schöneberg im Berliner Abgeodnetenhaus
An die zuständigen Stadträte in Tempelhof-Schöneberg
Der Stadtrat für Schule, Bildung und Kultur, Herr Dieter Hapel, und der Leiter der Stadtbibliothek,
Herr Dr. Boese, haben am 30. August 2011 in der Theodor-Heuss-Bibliothek der Öffentlichkeit ein
„Bibliothekskonzept“ für Tempelhof-Schöneberg vorgestellt.
In allen Varianten dieser Konzeption ist eine Schließung der Stadtteilbibliothek Schöneberg Nord
(Gertrud-Kolmar-Bibliothek) für 2012 vorgesehen.
Der Quartiersrat beim QM Schöneberger Norden protestiert entschieden gegen Pläne, die Gertrud-Kolmar-Bibliothek zu schließen!
Herr Hapel und Herr Dr. Boese behaupten, die Besucherzahlen würden sich verdoppeln, würde
die Theodor-Heuss-Bibliothek im Ex-Hertie-Kaufhaus untergebracht und die Gertrud-KolmarBibliothek geschlossen werden. Belegen können sie diese Behauptung nicht. Die Kinder und
Jugendlichen, die Schülerinnen und Schüler des Schöneberger Nordens werden zu dieser
Verdoppelung sicherlich nicht beitragen. Herr Hapel, Herr Dr. Boese und der Investor des HertieGebäudes träumen von einer ganz anderen Klientel. Die Stadteilbibliothek soll kaufkräftige
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Besucher einer Shopping-Mall anziehen, die Bibliothek soll, wie Herr Hapel sagte, das Gebiet um
den Kaiser-Wilhelm-Platz und die Hertie-Mall aufwerten. Das ist aber nicht der Sinn einer
Bibliothek.
Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek, die seit über 100 Jahren existiert, ist für das
Quartiersmanagementgebiet des Schöneberger Nordens ein zentraler Akteur auf dem Gebiet der
Bildung und der Kinder- und Jugendarbeit. Die räumliche Nähe zu den drei Grundschulen und zu
der Sophie-Scholl-Schule ermöglicht es, dass Schulklassen während der Unterrichtszeit die
Bibliothek nutzen, dass Kinder und Jugendliche mit pädagogischer Begleitung an Bücher
herangeführt werden.
Die Schulen, die Kitas und die Jugendeinrichtungen in unserem Gebiet nutzen die GertrudKolmar-Bibliothek regelmäßig und intensiv. Insoweit ist die Gertrud-Kolmar-Bibliothek auch im
Sinne der Sozialraumorientierung ein unverzichtbarer Akteur im Gebiet des Schöneberger
Nordens.
Die Gertrud-Kolmar-Bibliothek hat eine in Berlin einmalige Ausrichtung. Sie wurde zur
interkulturellen Bibliothek ausgebaut. Auch mithilfe des Programms „Soziale Stadt“ wurden
umfangreich Bücher und Medien in türkischer, arabischer und russischer Sprache erworben. Ein
arabisch sprechender Sozialarbeiter wurde eingestellt. Dieses Konzept hat sich vorzüglich
bewährt, es ist von den Menschen im Gebiet hervorragend angenommen worden. Durch diese
Maßnahme konnten die Besucherzahlen der Gertrud-Kolmar-Bibliothek verdoppelt werden!
Diese interkulturelle Bibliothek ist ein ganz wichtiger Baustein für die Integrationsarbeit in
unserem Gebiet. Es ist gelungen, dass Eltern mit Migrationhintergrund der Bibliothek Vertrauen
schenken und ihre Kinder eigenständig die Einrichtung besuchen lassen. Dies ist für diesen
Personenkreis alles andere als selbstverständlich, es ist das Ergebnis engagierter Arbeit der
Mitarbeiter/innen der Bibliothek, der Schulen, der Kitas und verschiedener Projekte in unserem
QM-Gebiet.
Auch und gerade von den Familien in der Wohnanlage Pallasseum wird die Gertrud-KolmarBibliothek als ein ganz wichtiges Bildungsangebot angenommen. Vor allem Sach- und Fach- und
Lehrbücher in den oben erwähnten Sprachen werden stark nachgefragt. (Im Bibliothekskonzept
taucht das Pallasseum als Einzugsgebiet überhaupt nicht auf, warum eigentlich nicht? (Siehe S.32
Bibliothekskonzept)
Die Bibliothek hat sich in den letzten Jahren erfreulicherweise dem Stadtteil geöffnet, sie beteiligt
sich aktiv an Stadtteil-Projekten, wie etwa an den jährlich stattfindenden „Schöneworttagen“ im
Pallaspark. Gemeinsam mit dem QM wurden verschiedene Projekte in Kooperation mit der
Bibliothek und den Schulen und Kitas durchgeführt, wie etwa das Projekt „Leserucksäcke“.
Insoweit ist die Gertrud-Kolmar-Bibliothek ein enorm wichtiges und unverzichtbares Modul der
QM-Arbeit im Schöneberger Norden.
All diese positiven Entwicklungen würden vernichtet werden, würde die Gertrud-Kolmar Bibliothek geschlossen werden. Der Schöneberger Norden verlöre eine seiner wichtigsten
Bildungs- und Integrationseinrichtungen. Jahrelange Entwicklungsarbeit wäre ohne Not zerstört.
Für das Gebiet eine Katastrophe.
Denn eines ist sicher:
Auf Grund der räumlichen Entfernung wäre die Nutzung einer Bibliothek im Ex-Hertie-Kaufhaus
für Schulen und Kitas unseres Gebietes nicht mehr möglich. Und schon gar nicht in der
Unterrichtszeit.
Auch viele Eltern würden ihren Kindern den Besuch einer Bibliothek, die in einem ShoppingCenter an einem unübersichtlichen Verkehrsknotenpunkt liegt, nicht gestatten. Die Aufgabe des
Standortes der Gertrud-Kolmar-Bibliothek würde mit Sicherheit dazu führen, dass der Großteil der
jetzigen Nutzer/innen, und vor allem der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund, das
Bibliotheksangebot nicht mehr wahrnehmen würde. Es ist realitätsfern, davon auszugehen, dass
50% der bisherigen Nutzer/innen dann in die „Hertie“–Bibliothek überführbar wären. Das
bestätigen alle, die in unserem Gebiet Kinder- und Jugendarbeit leisten. Insofern sind die Zahlen
in dem Bibliothekskonzept unrealistisch.
IHEK 2012 - QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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Auf der anderen Seite ist es nicht einzusehen, dass ein Standort, der mit jährlichen
Infrastrukturkosten von lediglich 5.648 € sehr kostengünstig arbeiten kann, eingespart werden
soll. Die Behauptung, dass der Bezirk bei einer Schließung des Standortes 60.000 Euro für
angemietete Ersatzräume für die Sophie-Scholl-Schule einsparen könnte, ist falsch.
Der Quartiersrat beim QM Schöneberger Norden fordert alle in der BVV vertretenen
Parteien auf, sich für den Erhalt der Gertrud-Kolmar-Bibliothek einzusetzen.
Der Quartiersrat geht davon aus, dass die BVV bzw. die zuständigen Ausschüsse vor der Neukonstituierung der BVV keine Beschlüsse, die die Zukunft der Gertrud-Kolmar-Bibliothek betreffen,
verabschieden werden.
Der Quartiersrat wird eine breite Diskussion über die angedrohte Schließung der
Bibliothek in Schulen und Kitas mit Eltern und mit Anwohnern/Anwohnerinnen des
Gebietes anregen.
Zu dieser Diskussion sind die in der BVV vertretenen Parteien herzlich eingeladen.
IHEK 2012 - QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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Protokoll des Workshops des Quartiersrates Schöneberger Norden vom
22.06.2011
Foto: © Gerhard Haug
Ist die Gentrifizierung in Schöneberg schon in vollem Gang?
Die Rolle des Programms «Soziale Stadt» und Positionierung der QR Schöneberger Norden und
Tiergarten-Süd
Protokoll
22. Juni 2011
18:20–22:10 Uhr
Senior_innen-Freizeitstätte Huzur
Moderation:
Protokoll:
Koray Yılmaz-Günay
Mîran Çelik-Petzen
Anwesende:
Rudolf O. Kollatz (QR Schöneberger Norden, Frobenkiez), Dino Laufer (QR Schöneberger Norden,
Kulmer Kiez), Christine …; Heide Rienitz, QR Schöneberger Norden, Vorstand Kiezoase; Helge
Löw (QR Schöneberger Norden, Kulmer Kiez), Hermann Zeller (QR Schöneberger Norden, Kulmer
Kiez), Fred Skroblin (Initiative zum Erhalt der Barbarossastraße 59), Christine Scherzinger (QR
Schöneberger Norden, Frobenkiez), Gerhard Haug (QR Schöneberger Norden, Frobenkiez), Koray
Yılmaz-Günay (Moderation), Mîran Çelik-Petzen (Protokoll), Anja Weidner (Rechtsanwältin für
Sozialrecht), Gerhard Eichmann (Geschäftsstelle der Berliner Mietergemeinschaft e.V.), Oliver
Bradley (QR Pallaskiez), Georg Füll und Wiebke Holtmann (Anwohnerin Pohlstraße 49, ehemalige
QR Tiergarten-Süd), Schönfeldt Rolf (QR Tiergarten-Süd)
Begrüßung
Koray Yılmaz-Günay stellt das Programm vor, das im Wesentlichen der vorgeschlagenen
Tagesordnung in der Einladung entsprach.
Input-Referate
Der erste Teil der Veranstaltung bestand vor allem aus Input-Referaten und kurzen Nachfragen
und Diskussionen.
Christine Scherzinger (QR Schöneberger Norden):
In der Bevölkerung wächst das Interesse an der Mietenpolitik, nicht zuletzt deswegen, weil viele
Menschen von Mietenerhöhungen betroffen sind. Das ist eine existentielle Grundfrage. In diesem
Zusammenhang wird auch von dem Begriff Gentrification/ Gentrifizierung gesprochen. Welche
Mechanismen stehen aber hinter diesen Begrifflichkeiten?
Nach Holm 2010 (Dangschat) heißt das der Austausch von statusniederen durch statushöheren
Bewohner_innen, die bauliche Aufwertung und ökonomische Inwertsetzung des Stadtteils sowie
die Veränderung des Nachbarschaftcharakters.
Warum aber sprechen Menschen / Medien vermehrt von Gentrification? Aufwertung gab es doch
schon immer? In Schöneberg wie auch in anderen Stadtteilen gab es bereits den Versuch in den
80er Altbauten abzureißen und sie durch neue Bauten zu ersetzen. Aufgrund der Wohnungsnot
IHEK 2012 - QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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und des Bedarfs an günstigem Wohnraum, entstanden Protestbewegungen, um den Abriss zu
verhindern. Der erfolgreiche Protest prägt auch heute noch das Bild von Schöneberg.
Dennoch war in den 70er Jahren die Stadt (Staat) noch wohlfahrtstaatlich ausgerichtet, d.h. sie
hatte größere Ausgaben in Transferleistungen und es gab mehr staatliche Instrumente: sozialer
Wohnungsbau oder Milieuschutzsatzungen gewährleisteten sozial Benachteiligten eine Teilhabe
an der Gesellschaft. Sie konnten sich Wohnungen in der Innenstadt leisten.
Mittlerweile ist eine soziale Spaltung in der Stadt zu beobachten. Ein Grund dafür ist, dass
zahlreiche Arbeitsplätze aufgrund von Auslagerungsprozessen in der Fertigungsindustrie
weggefallen sind. Dadurch sind viele (auch viele Migrant_innen) arbeitslos geworden und waren
nicht mehr in den städtischen Arbeitsprozess eingebunden. Des Weiteren zeichnet sich der
zunehmend steigende Dienstleistungssektor durch eine zweiteilige Einkommensstruktur aus: Es
stehen hohe Einkommen im Dienstleistungssektor dem Niedriglohnsektor gegenüber. Diese
Entwicklung spiegelt sich auch in der Stadt wider. „Soziale Brennpunkte“ (oftmals ehemalige
Arbeitergebiete) versus homogene einkommensstarke Gebiete.
Die Stadt, so wie sie heute agiert, stellt nun weniger die Daseinsvorsorge der Stadtbevölkerung in
den Vordergrund ihres Handels, sondern Städte versuchen in Konkurrenz mit anderen Städten
Marketingstrategien durchzusetzen. Sie soll gebildete Schichten, Touristen und Unternehmen
anlocken, um den wirtschaftlichen Zuwachs zu gewährleisten.
Konkret spüren wir in Berlin wie auch in Schöneberg einen immer knapper werdender
Wohnungsmarkt: Nachfragebedingt kommen jährlich 15000 Haushalte dazu (Studenten; Singles,
Zweitwohnungen, Ferienwohnungen), aber nur 3000 neue Wohnungen werden gebaut. Zusätzlich
erwerben Investoren zahlreiche Grundstücke oder Wohnungen, in denen Entmietungen
stattfinden, um sie letztendlich teuer als Eigentumswohnungen zu verkaufen. Vor allem
Schöneberg wird trotz der vielfältigen Baustruktur und aufgrund der innenstädtischen Lage
immer mehr Fokus für Verdrängung werden. Und auch hier steht hinter der Verdrängung,
möglich viele Gewinne zu erzielen. Aber welche unterschiedlichen Mechanismen sind in
Schöneberg zu beobachten und welche Instrumente können langfristig wirken, welche Rolle soll
und kann der Quartiersrat dabei einnehmen? Das soll nun diskutiert werden:
Wiebke Holtmann (Anwohnerin Pohlstraße 49, ehemalige QR Tiergarten-Süd):
Frau Holtmann ist 1996 in die Pohlstraße 49 gezogen. In der Zwischenzeit sind viele
Anwohner_innen weggezogen, neue Investor_innen kamen. Auffällig ist, dass im PohlstraßenKiez seit dem Umzug der Bundesbehörden immer kürzere Mietverträge abgeschlossen wurden,
die Erwartung war offensichtlich, dass wohlhabendere Menschen kommen würden. Von 2001–
2010 habe es insgesamt eine Mieterhöhung um 6,3% gegeben. Das Haus wurde verkauft,
seitdem sollten Mieter_innen (nach einem Gerichtsurteil) «kleinere» Reparaturen selber tragen.
Dann ist innerhalb Jahresfrist die Miete um fast 50% gestiegen. Die Hausverwaltung verweigert
die Kommunikation (es sei denn, es geht um die Kündigung des Mietverhältnisses). In der Folge
kommt es zu Verdrängungen an den Stadtrand und Veränderungen im gesamten Kiez.
Fragen: Wo ziehen Menschen hin, die sich die Innenstadt nicht (mehr) leisten können? Wie ist
mit migrantischen Familien umzugehen, die als erste vertrieben werden, weil sie es schwieriger
haben, mit Ämtern zu verhandeln oder mit den Tricks der Eigentümer_innen klarzukommen?
Fred Skroblin (Initiative zum Erhalt der Barbarossastraße 59):
Die Barbarossastraße 59 gehörte als ehemaliges Altenheim der Kirche. Es ist ein 60er-Jahre-Bau
mit über 100 Single-Wohnungen. Nachdem es von der Kirche abgestoßen wurde, wurde es im
Rahmen eines Wiederaufbauprogramm mit öffentlichen Mitteln zu einer Hausgemeinschaft mit
verschiedenen Parteien. Die Mieter_innenschaft hat sich mit den Jahren sehr verändert. Vermehrt
sind Student_innen hinzugezogen, sodass es sich mit den schon länger ansässigen
Anwohner_innen praktisch zu einem «Mehrgenerationenhaus» entwickelt hat. Mit einem
Anschreiben «über die Zukunft der Mieter_innen» fingen die Einschüchterung der Mieter_innen
an. Das Haus sollte abgerissen werden, an seine Stelle sollten hochpreisige größere Wohnungen
gebaut werden, wofür der HochTief-Konzern einen neuen Bebauungsplan brachen würden. 2009
lebten in dem Haus nur noch 50 Mieter_innen (schleichende Entmietung). Den verbliebenen
wurde eine kleine Summe angeboten, über die sie stillschweigen sollten (zuerst Migrant_innen).
IHEK 2012 - QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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Durch eine engagierte Mieter_innenschaft und ihre Einwendungen zu den neuen
Bebauungsplänen und ihre Proteste hat die Initiative es bis jetzt geschafft, Sand im Getriebe zu
sein. Ansonsten wäre das Gebäude schon entmietet und evtl. abgerissen worden.
Anja Weidner (Rechtsanwältin für Sozialrecht):
Frau Weidner ist als Anwältin in der Wartburgstraße tätig und ist auf ALG-II-Bezieher_innen
spezialisiert und hat dadurch viel mit Zwangsumzügen und damit verbundenen
Verdrängungsprozessen zu tun. Sie stellt verschiedene Fälle vor, in denen das JobCenter die
Situation von Mieter_innen erschwert hat, und erzählt, dass inzwischen Menschen erst gar kein
schriftliches Angebot mehr von Vermieter_innen kriegen, das sie beim JobCenter einreichen
müssten, um sich überhaupt auf eine Wohnung bewerben zu können. Ohne eine Ablehnung vom
JobCenter (wofür eine Bewerbung um eine Wohnung notwendig wäre) ist es nicht möglich,
rechtliche Schritte einzuleiten.
Gerhard Eichmann (Geschäftsstelle der Berliner Mietergemeinschaft e.V.):
Herr Eichmann ist in der Rechtsabteilung der Berliner Mietergemeinschaft tätig. Er spricht über
die historische Dimension der Verdrängung. Schon einmal war der Nollendorf-Kiez von ärmeren
Menschen bewohnt (Stichwort: Wohnberechtigungsschein). Zu diesem Zeitpunkt war das
allerdings kein so großes Problem wie heute, weil es Ausweichgebiete in der Innenstadt gab. In
den achtziger Jahren lag der Schwerpunkt dann auf «Modernisierungen»; Dachgeschossausbau,
Aufzüge etc., und parallel dazu kam es u.a. durch Künstler_innen, die von den geringen Mieten
angezogen wurden, zu einer «Aufwertung». Das war seiner Meinung nach die Einleitung in die
Gentrifizierung u.a. auf der Potsdamer Straße. Er hebt auch hervor, dass es um den
Nollendorfplatz herum viele «Ferienwohnungen» gibt, die angemietet werden und dann
gewerblich weitervermietet werden. Das wiederrum führt dazu, dass der Wohnungsmarkt nicht
funktionieren kann.
Anders lief die Gentrifizierung in den späten achtziger Jahren in Friedenau, wo nach der
Modernisierung der Verkauf von Eigentumswohnungen im Fokus stand. Seiner Meinung nach
könnte die Politik mehr Druck auf Wohnungsbaugesellschaften ausüben, indem statt der Abfuhr
von Renditen die ursprüngliche Idee des sozialen Wohnungsbaus in den Vordergrund gestellt
wird.
Steffi Kühl (GEWOBAG):
Hat ihre Teilnahme abgesagt. Christine Scherzinger fasst kurz den Mailwechsel zusammen:
Anfangs wurde Interesse geäußert, dann gab es keine Zeit, sie wollten aber Inhaltliches wissen.
Nach Zusendung der gewünschten Antworten gab es die Aussage, es könne niemand kommen.
Auf die Anregung, die angesprochenen Punkte schriftlich zu beantworten, kam die Antwort, diese
Fragen könnten nicht beantworten werden, sie hätten aber weiterhin Interesse an einer
Zusammenarbeit.
Frage: Wie weiter mit der GEWOBAG (und anderen Wohnungsgesellschaften) verfahren?
Nach den Inputs gab es eine Diskussion, in der auch Nachfragen, Kommentare und Anregungen
zur Sprache, die hier in Stichpunkten zusammengefasst sind:
Fortsetzung der Diskussion mit den Wohnungsbaugesellschaften (Fokus auf
Personen, die Verantwortung tragen!)
– Es kann sein, dass die Wohnungsbaugesellschaften nicht so sehr an einem Dialog interessiert
sind, vielmehr vielleicht an einer Erhebung der Stimmung vor Ort (zudem offensichtlich stark
hierarchisch organisiert).
– Verantwortliche identifizieren und einladen,
Absagen/Nicht-Teilnahmen skandalisieren.
ggf. zu verschiedenen Veranstaltungen,
– Näher erforschen, ob es neben Auf- auch Abwertungsprozesse im Gebiet gibt.
IHEK 2012 - QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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– Transparenz fordern: An wen wird vermietet? Wie gehen die Gesellschaften mit ihrer sozialen
Verantwortung um?
Beginn/Verstärkung eines Prozesses mit der Bezirkspolitik und -verwaltung sowie der
Landespolitik
– Mietspiegel, Verordnungen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Milieuschutzsatzungen,
Einflussmöglichkeiten innerhalb der Bezirksverordnetenversammlung etc.
Auseinandersetzung mit dem Programm «Soziale Stadt»/QMs, QR (Wie lässt sich der
Geist des Programms mit Leben füllen, ohne Verdrängungsprozesse zu begünstigen?)
– Die Rolle der QRs bei Aufwertungsprozessen sollte diskutiert werden – wie auch die Spielräume
bei der Thematisierung von Verdrängungsprozessen (z.B. Stellungnahme der QR zur Situation in
den beiden QM-Gebieten).
– Rolle von Künster_innen, Zwischenvermietungen, Tourismus etc. kritisch diskutieren, aber keine
Schuld zuweisen.
– Eigene Möglichkeiten des QR (z.B. Stammtisch) nutzen für Öffentlichkeitsarbeit zu dem Thema.
Fragen Rund um ALG II und Verdrängung
– Anja Weidner bietet im weiteren Prozess ihre Hilfe/Unterstützung an.
Innovativer sozialer Wohnungsneubau / Genossenschaften
– Ungenutzte (Gewerbe-) Flächen im Bezirk?
Solidarität/Vernetzung/Ansprechpersonen
– Der Angst bestehender Mieter_innen muss begegnet werden. Es muss klar sein, dass auch bei
Rückschlägen weitergemacht wird. Wichtig: Probleme öffentlich machen und thematisieren.
Folgende «Forderungen» bleiben festzuhalten:
– QR: auf Landesebene nachfragen, Transparenz fordern, ggf. «nerven»!
– Vernetzungen und Solidarität im Kiez mobilisieren und stärken!
– Kommunikation mit GEWOBAG an dieses Protokoll anhängen.
– Klären, ob beide QMs zusammen eine Stellungnahme veröffentlichen oder nur der
Schöneberger Norden.
Der Moderator fasst den Diskussionsverlauf zusammen, dankt den Anwesenden für die rege
Teilnahme und verabschiedet sie.
QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
Langer Tag der Bildung
Träger
Arbeitsgemeinschaft Büttner und Gerometta
Handlungsfeld
Bildung, Integration, Vernetzung, Image/ Identifikation
Laufzeit
01.02.2010 – 30.06.2011
Kurzbeschreibung
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Erfolgsindikatoren
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alle relevanten Lern- und Bildungsorte im Stadtteil präsentieren sich
an einem Nachmittag dezentral mit ihren Angeboten
Befragung aller relevanten Lern- und Bildungsorte im Stadtteil zur
Vorbereitung des Langen Tages der Bildung
Vorbereitung des Langen Tags über mehrere Monate unter Einbeziehung der relevanten Lern- und Bildungsorte bzw. –akteure im Stadtteil (u.a. vier große Vorbereitungstreffen)
Erarbeitung von Material für die Öffentlichkeitsarbeit (Plakate, Flyer,
Programmheft mit den Profilen aller teilnehmenden Einrichtungen)
Arbeitsteilige, aktivierende Vorgehensweise: der Projektträger steuert und organisiert den Prozess und die Öffentlichkeitsarbeit, die Einrichtungen erarbeiten ein Angebot/ Programm für den Langen Tag
der Bildung.
Der Lange Tag der Bildung fand am 05.05.2011 von 14-18 Uhr statt;
an 20 Lern- und Bildungsorten im Quartier präsentierten sich 30 relevante Akteure
bildungsfördernde Maßnahme, die alle Stationen des Bildungsweges
berührt
Einbeziehung aller relevanten Lern- und Bildungsorte im Stadtteil
Kooperatives Verfahren zur Vorbereitung der Veranstaltung
Öffnung der Lern- und Bildungsorte für die Stadtteilbewohner/innen
Erreichung der Zielgruppe „bildungsferne Eltern“
Material für die Öffentlichkeitsarbeit über den Tag hinaus
Auswertungstreffen der Beteiligten mit positivem Ergebnis, es wird
eine weitere Veranstaltung in 2013 geben.
Fördervolumen
15.000 €
STR / QR
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Kooperationspartner •
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•
Aktivierung und Vernetzung der relevanten Lern- und Bildungsorte
im Stadtteil
Aktivierung bildungsferner Eltern
positive Wirkung auf das Image der Bildungslandschaft im Schöneberger Norden
30 relevante Lern- und Bildungsakteure, davon 20 Lern- und Bildungsorte im Quartier
Kooperanten aus dem Quartier: Grund- und Oberschulen, Kitas, Gertrud-Kolmar-Bibliothek, Nachbarschafts- und Integrationszentren,
KJFE u.a.
Kooperanten von außerhalb: Oberschulen (Gustav-LangenscheidtOberschule, Robert-Blum-Gymnasium), Albert-EinsteinVolkshochschule, Jugend Museum Schöneberg, Leo Kestenberg Musikschule, Hartnack-Schule, Jobmobil, Internetwerkstatt Netti, Arbeit
und Bildung e.V.
Netzwerke: Bildungsnetzwerk Schöneberg, QM Schöneberger Norden
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QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
JugendBerufsLotsen
Ein ganzheitliches Praxisvorhaben zur Verbesserung schulischer
Berufsorientierung von Jugendlichen
Träger
Jugend Museum Schöneberg
Handlungsfeld
Bildung, Arbeit, Integration, Berufsorientierung
Laufzeit
01.04.2010 - 31.12.2012
Kurzbeschreibung
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Erfolgsindikatoren
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•
Zweck des Projektes ist es, für Schüler/innen in der Übergangsphase
von der Oberschule zur beruflichen Bildung eine Unterstützung in der
Berufsorientierung zu geben
Es wird Eigeninitiative und Selbstständigkeit gefördert und somit ein
wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Ausbildungsneigung und
-fähigkeit geleistet
Das Projekt richtet sich an Jugendliche der 7. Klasse und soll
stufenweise mit mehreren Schulen und Schultypen über drei Jahre
erprobt werden.
Im Mittelpunkt steht die „Ausbildung“ und die Arbeit als
„JugendBerufsLotse“.
70 Jugendliche nehmen teil, 80% dieser jugendlichen TN sind für die
aktive Beteiligung an den pädagogischen Angeboten der Workshops
zu motivieren und bereit, sich aktiv in den Interaktionsprozess durch
eigene Beiträge und konkrete Aktionen einzubringen.
Der überwiegende Teil der Jugendlichen entwickelt bei der
Umsetzung der Workshop-Angebote eine Vorstellung von der
Notwendigkeit der frühen beruflichen Orientierung und reflektiert die
eigenen Wünsche, Möglichkeiten und künftigen Handlungsschritte.
70% der ausbildenden °mstreet Unternehmer/innen kooperieren mit
dem Vorbereitungsteam und verstärken ihre Ausbildungsneigung.
Am Ende liegen mindestens für sechs Berufswege mediale
Vermittlungsformen zum späteren Einsatz in den Klassen vor.
Fördervolumen
39.000 €
STR / QR
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•
Kooperationspartner •
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•
•
Enge Zusammenarbeit von Unternehmen und Oberschulen fördern
und dadurch die Ausbildungschancen von Jugendlichen zu
optimieren.
Den Jugendlichen wird eine Perspektive für ihren weiteren
Lebensweg aufgezeigt.
Langfristig wird die Zahl der Jugendlichen im Fördergebiet, die ohne
Abschluss die Schule verlassen und die Zahl der Jugendlichen, die
trotz Schulabschluss keinen Ausbildungsplatz finden, reduziert
Gustav-Langenscheidt-Oberschule
Sophie-Scholl-Oberschule
Robert-Blum-Gymnasium (geplant)
Unternehmen aus dem Schöneberger Norden, insbesondere der
°mstreet und Tempelhof-Schöneberg
QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
Qualifizierung zum Thema Straßenprostitution für Erzieher/innen, Sozialarbeiter/innen und Lehrer/innen vor Ort
Träger
Dipl.Soz. Christiane Howe (TU Berlin)
Handlungsfeld
Nachbarschaft, Bildung, Integration
Laufzeit
01.09.2011 – 31.05.2012
Kurzbeschreibung
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Erfolgsindikatoren
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•
Pilotprojekt bzgl. Ausbildungsinhalten von Erzieher/innen, Sozialarbeiter/innen und Lehrer/innen, die rund um die Kurfürstenstraße ansässig sind und täglich mit dem Thema Straßenprostitution konfrontiert sind – einmalig in Berlin
Fortbildung von Erzieher/innen, Sozialarbeiter/innen und Lehrer/innen zum sicheren Umgang mit dem Thema Straßenprostitution
in den verschiedenen sozialen Einrichtungen vor Ort
Fortbildung, um Fragen von Kindern, Jugendlichen und Eltern zum
Thema Straßenprostitution kind-, jugend-, elterngerecht beantworten zu können
Prozessorientierte Fortbildung
Gliederung der Fortbildung in fünf fachlich unterschiedene Module,
verschiedene Aspekte werden in der Fortbildung berücksichtigt, wie
Religion, kultureller Hintergrund, gesundheitliche Aspekte etc.
Erarbeitung eines Leitfadens und einer Datei, welcher den Einrichtungen als Nachschlagewerk und zur Einarbeitung neuer Kolleg/innen dienen soll – die Nachhaltigkeit der Qualifizierung soll so
gesichert werden.
Teilnahme von 30 Mitarbeiter/innen sozialer Einrichtungen im Schöneberg Norden und Magdeburger Platz rund um die Kurfürstenstraße
Erstellung eines Leitfadens und einer Datei von Facheinrichtungen
Fördervolumen
10.941 € (QF2 2011/ 2012)
STR / QR
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Kooperationspartner •
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Kompetenzen der Mitarbeiter/innen sozialer Einrichtungen rund um
die Kurfürstenstraße erhöhen sich
Soziale Einrichtungen vor Ort erarbeiten sich eine Haltung zum Thema Straßenprostitution in ihrer Umgebung
Nachhaltigkeit der Fortbildung soll durch Leitfaden und Datei gesichert werden
Gesundheitsämter Mitte und Tempelhof-Schöneberg
Olga, Hydra, Gangway, Subway, Ban Ying
Familientreffpunkt Kurmärkische Straße
Kita „Haus der Kinder“
KJFE „Villa Schöneberg“
Streetwork „outreach“
Präventionsteam der Polizei
Kind im Zentrum , pro familia
QM Magdeburger Platz
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Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
Nachbarschaftssport für Ältere und Bewegungsferne (I, II)
Träger
Berliner Institut für Public Health - BIPH
Handlungsfeld
Nachbarschaft, Gesundheit, Integration
Laufzeit
01.03.2010 – 31.12.2011
Kurzbeschreibung
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Erfolgsindikatoren
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Aufbau eines niedrigschwelligen, gesundheitsfördernden
Sportangebotes in Nachbarschaftseinrichtungen, vornehmlich für die
Zielgruppe 50+ mit geringem Einkommen
Erhebung vorhandener Bewegungs- und Sportangebote im Quartier
Erhebung von Bedarfen und Wünschen
Aufbau eines Netzwerkes lokaler und überregionaler Akteure in den
Bereichen Gesundheit und Sport
Einbindung/ Fördermöglichkeiten von Krankenkassen, Sportvereinen
und Landessportbund
Kooperation mit dem SvO-Projekt „Ausbildung bzw. Qualifizierung
von Gesundheitssportberater/innen für Menschen mit Migrationshintergrund“
Ansprache von Männern und Frauen gleichermaßen, insbesondere
Menschen mit Migrationshintergrund – Sport und Bewegung als
integrativ wirkendes Potential
Verstetigung von Angebotsstrukturen für Bewegungs- und
Sportangebote allgemeiner oder spezifisch gesundheitsförderlicher
Ausrichtung
Aufbau eines Bewegungs- und Gesundheits-Netzwerkes im Schöneberger Norden
Steigende Nachfrage
Stärkung bestehender Bewegungs- und Sportangebote
Stärkung des nachbarschaftlichen Engagements in den Sportgruppen
(Weiter-)Qualifizierung und Perspektiventwicklung für
Bewohner/innen zu Übungsleiter/innen und Gesundheitssportberater/innen
Ggf. spezifische Mittelgewinnung für das Quartier
Fördervolumen
20.800 €
STR / QR
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Kooperationspartner •
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Besonders förderungswürdig, da nachbarschaftliches Sport- und
Bewegungsangebot für sonst eher von der gesellschaftlichen
Teilhabe Ausgeschlossener (Hartz IV, Alter, Gesundheit)
Niedrigschwellige Herangehensweise
Multiplikator/innen-Schulung
Gesundheitsfördernd, integrationsfördernd
HUZUR Nachbarschaftstreffpunkt
Integrationszentrum Harmonie e.V.
Stadtteilverein Schöneberg e.V./ PallasT
AOK Nordost
Techniker Krankenkasse
Landessportbund
Behindertensportverband
MartaHara Zentrum für Gewaltprävention e.V.
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QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
Mädchen in Aktion (I, II)
Träger
Seitenwechsel e.V.
Handlungsfeld
Gesundheit, Integration
Laufzeit
01.02.2010 – 31.12.2011
Kurzbeschreibung
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Erfolgsindikatoren
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Mädchenparteilicher Ansatz im Sport
Implementierung einer Mädchenfußball-AG im Freizeitbereich der
Spreewald-Grundschule (2010/ 2011)
Aufbau eines Mädchensportnetzwerkes im Schöneberger Norden mit
freien Trägern der Kinder- und Jugendarbeit mit Unterstützung durch
den Landessportbund (LSB) mit dem Programm „Integration durch
Sport“
Angebot von Oster- und Herbstferien-Camps, Mädchen-Rallye,
Kiezturnier, Wasser-Olympiade, Tanz- und Selbstverteidigungsworkshops
Angebot von Konflikttraining, Fairplay als Gebot
Geschlechtsspezifische sportliche Förderung von Mädchen mit dem
Schwerpunkt Fußball im geschützten Raum
Vorbildfunktion der z.T. migrantischen Fußballtrainerinnen, die
zumeist über Nationalmannschaftserfahrungen verfügen bzw. in
bekannten Fußballmannschaften gespielt haben/ spielen
Unterricht in Boxen, Klettern (nicht-typische Mädchensportarten)
Mädchen im Alter von 9-16 Jahren werden erreicht, Peerhelperinnen
werden ausgebildet (Klettern)
Begleitung durch Video, Jahresabschlussfest
Hohe Nachfrage (22 Mädchen in der Schulfußball-AG, 40 Mädchen in
den Ferien-Camps, bis zu 100 Mädchen bei Events)
Wachsendes Selbstbewusstsein der Mädchen
Gut besuchte Feriencamps, starke Teilnahme an weiteren
Sportveranstaltungen
Sichtbare sportliche Erfolge bei den Schülerinnen
Vernetzung von freien Trägern im Bereich des Sports
Fördervolumen
21.423 €
STR / QR
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Kooperationspartner •
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Besonders förderungswürdig, da Mädchen in Mannschafts- und eher
typischen Jungensportarten gefördert werden
Geschützter Lernort für Mädchen
Wichtiger Baustein für die Entwicklung des Selbstbewusstseins der
Mädchen – Vorbildfunktion der Trainerinnen
Gesundheitsfördernd, integrationsfördernd
Spreewald-Grundschule
Café Pink
Jugendladen Pallasstraße, Fresh 30
Outreach – mobile Kinder- und Jugendarbeit
Sportjugend Berlin im LSB, Programm „Integration durch Sport“
Baerwald-Schwimmbad
ISI-Gym Boxsport
QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
Bildungsbotschafter
Träger
PFH – Pestalozzi-Fröbel-Haus
Handlungsfeld
Bildung, Integration, Image
Laufzeit
Kurzbeschreibung
01.03.2010 – 31.12.2012
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Erfolgsindikatoren
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•
Pilotprojekt, als Teil einer Bildungsoffensive im Schöneberger Norden
in 2009 kooperativ entwickelt
mindestens 14 vor allem an den beiden Grundschulen im Quartier
rekrutierte Eltern werden in zwei Gruppen qualifiziert; Entwicklung
eines Curriculums und mehrmonatige Grundqualifizierung (insg. 20
Termine) in 2010 und 2011, z.T. Nachqualifizierung, Vertiefungsqualifizierung (SvO)
Bildungsbotschafter werden nach der Grundqualifizierung durch den
Projektträger begleitet und gecoacht
Bildungsbotschafter informieren und beraten andere Eltern an den
Grundschulen, in Nachbarschaftseinrichtungen und auf Veranstaltungen zu Bildungsmöglichkeiten im Stadtteil und außerhalb; Eltern
werden aktiviert; Bildungschancen der Kinder werden verbessert
Einsätze von Bildungsbotschaftern in 2010 und 2011 an den Grundschulen (Eltern-Schüler-Cafés, GEV, Tage der offenen Tür, Einschulungsphase, Schulfeste), auf Bildungsmesse Schöneberger Norden
(Sept. 2010), Langer Tag der Bildung (Mai 2011) und Nachbarschaftsfeste
Einrichtung einer projektinternen Steuerungsgruppe unter Beteiligung des Trägers, der Grundschulen und QM
14 Eltern nehmen an der Grundqualifizierung teil und sind zu 70%
anwesend
zertifizierte Eltern führen mindestens 2 Besuche/ Veranstaltungen
zur Bildungsberatung im Monat durch
70% der Bildungsbotschafter sind über den Projektzeitraum hinaus
als Multiplikator/innen im Kiez tätig
regelmäßige Auswertungsgespräche durch QM
Fördervolumen
35.504 €
STR / QR
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Kooperationspartner •
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bildungsfördernde Maßnahme, die an verschiedenen Übergängen im
Bildungsweg ansetzt
Qualifizierung von bereits aktivierten Eltern, Multiplikatorenprinzip
Vernetzung der Bildungseinrichtungen und Lernorte im Stadtteil
Aufwertung der Bildungslandschaft Schöneberger Norden
Nachhaltige Wirkung
Neumark-Grundschule
Spreewald-Grundschule
Oberschulen
Kitas im Schöneberger Norden
Familientreffpunkt Kiezoase
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QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
Infotafeln - Historische Orte sichtbar machen
Träger
Schöneberger Kulturarbeitskreis e.V.
Handlungsfeld
Image, Lokale Ökonomie, Bildung
Laufzeit
Fördervolumen
01.04.2010 - 31.12.2011
In den Quartieren Schöneberger Norden und Magdeburger Platz gibt es
eine Reihe von Sehenswürdigkeiten und Gebäuden, welche mit Informationsträgern zur Geschichte gekennzeichnet werden. Das sind
besondere Gebäude und Orte, deren historische Bedeutung so
hervorgehoben wird, wie z.B. der Bunker oder der Kleistpark. Durch
tieferes Wissen wird die historische Dimension des Quartiers erfahrbar
und Identifikation mit dem Gebiet verstärkt.
• Die Orte und Themen, die historischen Recherchen und mögliche
Vermittlungsformen werden mit jungen Menschen der Stadtteile
erarbeitet.
• Schüler/innen aus je einer Klasse der Sophie-Scholl-Oberschule und
der Gustav-Langenscheidt-Oberschule nehmen an Workshops teil,
um sich mit bedeutenden Gebäuden und historischen Orten
auseinander zu setzten.
• Aufstellen von zwölf Informationstafeln.
• Aufwertung des Quartiers durch höhere Touristenzahlen.
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Gebietsidentifikationen der Bewohner/innen durch mehr Information.
33.150 € (QF3 2010/ 2011, QF2 2011)
STR / QR
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Kurzbeschreibung
Erfolgsindikatoren
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Kooperationspartner •
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Jugendliche setzen sich mit der Geschichte ihres Wohnortes/ Quartieres auseinander.
Erhöhung der Akzeptanz und Gebietsidentifikation der Bewohner/innen.
Überregionale Ausstrahlung und Gebietsaufwertung.
Jugendliche aus dem Schöneberger Norden lernen den Kulturort Jugend Museum Schöneberg kennen und werden ermuntert, kulturelle
Angebote außerhalb ihres Wohnumfeldes zu nutzen.
Sophie-Scholl-Oberschule
Gustav-Langenscheidt-Oberschule
Jugend Museum Schöneberg
Unternehmen aus dem Quartier
Joy Markert (Mit-Autor des Buches „Die Potsdamer Straße - Geschichten, Mythen und Metamorphosen)
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QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
Grüne Tore für die Nachbarschaft im KulmerKiez
Träger
Jugendkunstpaten e.V.
Handlungsfeld
Nachbarschaft, Image/ Identifikation, Bildung, Integration
Laufzeit
01.01.2011 - 31.12.2012
Kurzbeschreibung
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Erfolgsindikatoren
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Unter Anleitung einer künstlerischen Impulspädagogin werden von
den Bewohner/innen neun „Grüne Tore“ auf öffentlichen Plätzen in
und mit der Nachbarschaft gebaut.
Mit Erwachsenen und Jugendlichen werden Ausflüge in die unmittelbare Nachbarschaft (Alter St.-Matthäus-Kirchhof, Gleisdreieckpark)
aber auch außerhalb des Kiezes (Botanischer Garten, Gärten der Kulturen der Welt) gemacht.
Mit Kindern und Eltern der Neumark-Grundschule werden Exkursionen zur Gartenarbeitsschule sowie zu Kinderbauernhöfen durchgeführt.
Zwei Nachbarschaftsfeste finden in den Jahren 2011 und 2012 unter
dem Motto „Vielfalt in der Nachbarschaft und in der Natur“ statt.
Beteiligung von insgesamt 30 erwachsenen Bewohner/innen an der
Gestaltung der „Grünen Tore“
Beteiligung von insgesamt 25 Kindern und Jugendlichen an der Gestaltung der „Grünen Tore“
30 Schüler/innen, die mit ihren Lehrer/innen und Eltern an den Exkursionen teilnehmen
Durchführung von zwei Nachbarschafsfesten mit Beteiligung der
Kiezakteure; Annahme der Feste von Bewohner/innen durch aktive
Beteiligung
Fördervolumen
25.993,80 €
STR / QR
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Kooperationspartner •
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Bereits sichtbare Positiventwicklungen und entstandene Netzwerke
können weiter vorangetrieben werden.
Durch die Aufstellung der „Grünen Tore“ können verschiedene Teilkieze miteinander vernetzt werden.
Mit dem geplanten Brückenschlag zum Gleisdreieck und zur Brachfläche an der Bautzener Straße können Bewohner/innen für die ordnungsgemäße Nutzung der Parkanlage sensibilisiert werden.
Die Nachbarschaftsfeste bilden „Highlights“ der Projektjahre und
können Bewohner/innen und Akteure verbinden.
PallasT
Treff 62 e.V.
Integrationszentrum Harmonie e.V.
Anadolu Moscheegemeinde
Hausgemeinschaften Katzlerstraße 13 und 15
Fresh 30
Efeu e.V.
Neumark-Grundschule
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QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
Gemeinsam wirtschaften an der Potsdamer
Träger
LOK.a.Motion Gesellschaft zur Förderung lokaler Entwicklungspotentiale
mbH
Handlungsfeld
Arbeit, Image/ Identifikation, Integration
Laufzeit
01.11.2010 - 31.12.2012
Kurzbeschreibung
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Erfolgsindikatoren
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Über einen Zeitraum von 26 Monaten sollen in drei Teilbausteinen
ein verbindliches Vertrauensverhältnis und Netzwerke zwischen v.a.
Unternehmer/innen mit Migrationshintergrund, lokalen
Projektträgern und bestehenden Netzwerken aufgebaut werden.
Ziel ist die wirtschaftliche Verbesserung der Unternehmen und die
Imageverbesserung des Gewerbes vor Ort.
Zielgebiete sind die QM-Gebiete Schöneberger Norden und
Tiergarten Süd mit dem Schwerpunkt Potsdamer Straße.
Das Projekt erfordert Aktivitäten in zwei Bereichen: Kontaktarbeit
und Projektsteuerung.
Aufbau von Kontakten zu mind. 20 Unternehmer/innen vor Ort und
Dokumentation der Bedarfe und Erwartungshaltungen an
Unterstützungsleistungen
Etablierung eines Unternehmer/innentreffs unter Einbeziehung der
bestehenden Kooperationspartner und Netzwerke vor Ort
Entwicklung von einem ggf. bis zu drei vernetzten Marketingkonzepten am Standort mit TN des Unternehmer/innentreffs und
anderen Interessierten und erste sichtbare Aktionen/Umsetzung
unter der Voraussetzung der Finanzierbarkeit (Fremdfinanzierung)
Fördervolumen
25.400 € (QF2 2010, QF3 2011/2012)
STR / QR
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Kooperationspartner •
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Ca. ein Drittel der Unternehmer/innen an der Potsdamer Straße und
Umgebung haben migrantischen Hintergrund, wodurch diese Gegend
durch eine kulturelle Vielfalt und besondere Potenziale geprägt ist.
Gleichzeitig nehmen diese Unternehmer/innen Unterstützungs- bzw.
Beratungsangebote gar nicht oder nur zögerlich an. Dies kann teils
daran liegen, dass sie die bestehenden Angebote nicht kennen, zum
anderen aber auch, dass eine Hemmschwelle besteht, diese
Angebote wahrzunehmen.
Durch die Verknüpfung der bestehenden lokalen ethnischen
Ökonomie und vorhandener Netzwerke, steigen die Möglichkeiten,
a) den Einzelnen in seiner unternehmerischen Position zu stärken,
b) gemeinsam die bestehenden Potentiale des Gebietes zu nutzen
und zu vermarkten, was insgesamt zu einer Stärkung und
Aufwertung des gesamten Gebietes führt.
IG Potsdamer Straße e.V., Mediennetzwerk ◦mstreet
Wirtschaftsförderungen der Bezirke
TDU e.V.
Dachverband der ethnischen Ökonomie
QUARTIERSMANAGEMENT SCHÖNEBERGER NORDEN
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Projektblatt zu Schlüsselmaßnahmen im Schöneberger Norden
Titel
INITIATIVE Bürgerstiftung
Träger
stadt.menschen.berlin
Handlungsfeld
Vernetzung, Verstetigung, Image/ Identifikation
Laufzeit
01.01.2011 – 31.12.2011
Kurzbeschreibung
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Erfolgsindikatoren
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Organisation eines offenen Prozesses zur Initiierung einer selbsttragenden Bürgerstiftung für den Schöneberger Norden bzw. zur Prüfung der Machbarkeit (auf Anregung aus dem Quartiersrat Schöneberger Norden)
Bildung, Qualifizierung und Coaching einer Verantwortungsgemeinschaft aus Bewohner/innen und Akteuren (Initiativkreis)
Prüfung der Tragfähigkeit des Stadtteils in Bezug auf eine Bürgerstiftung bzw. Festlegung einer geeigneten Bezugsregion (z.B. Einbeziehung des QM-Gebietes Magdeburger Platz)
Organisation eines externen Inputs
Öffentlichkeitsarbeit
Öffentliche Auftaktveranstaltung und regelmäßige Treffen des Initiativkreises
Bildung einer den weiteren Prozess tragenden Organisationsstruktur
(z.B. Initiativkreis, Verein, Stiftung)
Aktivierung von Bewohner/innen und Akteuren aus dem Schöneberger Norden
Schaffung einer Verantwortungsgemeinschaft für den Schöneberger
Norden
Organisation eines ergebnisoffenen Prozesses
Bildung einer den weiteren Prozess tragenden Struktur (z.B. Initiativkreis, eingetragener Verein, Stiftung)
Auswertungsgespräche durch QM
Fördervolumen
14.640 €
STR / QR
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Kooperationspartner •
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Schaffung einer Struktur mit Verstetigungspotenzialen
Aktivierung von Bewohner/innen für die Belange des Schöneberger
Nordens
Schaffung eines Etats zur Förderung von Projekten
Bewohner/innen und Akteure aus dem Schöneberger Norden
Quartiersräte aus dem Schöneberger Norden und dem Magdeburger
Platz