Daten
Kommune
Berlin Marzahn-Hellersdorf
Dateiname
Anlage - vollständiger Bericht.pdf
Größe
30 kB
Erstellt
18.10.15, 01:20
Aktualisiert
27.01.18, 23:31
Stichworte
Inhalt der Datei
Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin
03.08.11
Bericht
für die Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung am 25.08.11
1. Gegenstand des Berichtes:
Abschlussbericht zur Empfehlung der BVV, Ds-Nr.1909/VI aus
der 49. BVV vom 25.11.2010
Bezirkliches Konzept für eine soziale Wohnungspolitik
2. Die BVV wird um Kenntnisnahme gebeten:
Dem Bezirksamt wurde empfohlen, in Abstimmung mit der zuständigen Senatsverwaltung ein
Konzept für eine soziale Wohnungspolitik für den Bezirk zu erstellen und der BVV im Februar
2011 vorzulegen.
Das Bezirksamt ist der Empfehlung gefolgt.
Auf Grund des BVV Beschlusses 1909/VI und der Großen Anfrage DS-Nr. 1912/VI vom
23.09.2010 hat das Bezirksamt, Abteilung Wirtschaft, Tiefbau, Bürgerdienste und öffentliche
Ordnung einen Fragebogen an die in Marzahn/Hellersdorf befindlichen
Wohnungsbaugesellschaften- und Genossenschaften mit dem Ziel versandt, eine Übersicht
und Einschätzungen der Unternehmen insbesondere zum geförderten Wohnungsbau zu
erhalten.
Die Einschätzungen der Unternehmen haben dem Bezirksamt ein Bild über einen großen Teil
des Wohnungsbestandes im Hinblick auf die Verfügbarkeit für sozial schwächere Mieter und
die Herausforderungen aus dem demografischen Wandel vermitteln können, sind jedoch nicht
vollständig!
Im Anschluss daran, hat das Bezirksamt gemeinsam mit dem Marzahn Hellersdorfer
Wirtschaftskreis e.V. die Wohnungsunternehmen des Bezirks zu einer
„Wohnungswirtschaftskonferenz“ eingeladen. Dieser Dialog in dem u.a. die Situation des
Bestandes für sozial schwächere Bürgerinnen und Bürger diskutiert werden soll, wird zukünftig
durch das Bezirksamt fortgeführt.
Eine Auswertung der Fragebögen, sinngemäß identisch mit dem Vortrag von Herrn
Bezirkstadtrat Gräff, finden Sie im Folgenden.
Vergleich des Wohnungsbestandes in Berlin
Laut der Beantwortung einer Kleinen Anfrage im Abgeordnetenhaus vom 13.01.2011 hat sich
der Bestand an Wohnungen in Berlin im Zeitraum von 2005 bis 2009 um 0,68 % auf
insgesamt 1.894.564 Wohnungen erhöht. Im Gesamtbezirk hat sich im Vergleichszeitraum der
Bestand um 0,14% auf 130.798 Wohnungen erhöht, im ehemaligen Bezirk Marzahn hat er
sich mit 0,46% leicht verringert.
Die Leerstandsquote betrug 2010 7,4 %, was gegenüber dem Jahr 2005 eine Verringerung
von über 3 % betrug. Berlinweit betrug die Quote 6,9 %.
Der Anteil der Mietwohnungen am Gesamtwohnungsbestand betrug nach dem Bericht der IBB
2010 87,8 %, dies lag kurz über dem Berliner Durchschnitt mit rund 86%.
Die Einwohnerdichte betrug im Bezirk 1,90 EW je Wohnung, in Berlin 1,82 Einwohner je
Wohnung.
Der Angebotsmietpreis betrug 6,05 € je qm, im Bezirk 4,85 €, was deutlich unter dem Berliner
Durchschnitt liegt.
Nach dem Bericht der IBB gab es folgende Entwicklungen im sozialen Wohnungsbau:
In Berlin gibt es insgesamt 161.233 Wohneinheiten im Sozialen Wohnungsbau. Knapp 69 %
der Wohnungen wurden im Rahmen des Wohnungsbauprogramms (WP) 1972 – 1998
errichtet, 19 % im Rahmen des WP 1969 – 1971 sowie weitere rund 12 % im Zuge des WP
1964 – 1968.
Die Entwicklung der Mieten im Sozialen Wohnungsbau beinhaltet die Entwicklung der
Nettokaltmiete, der kalten Betriebskosten und der Heiz- und Warmwasserkosten. Zu
berücksichtigen ist dabei, dass sich die Nettokaltmieten bis zum Jahr 2005 auf die
Durchschnittsmieten (Mittelwert aus tatsächlich geforderten Mieten, höchstzulässigen Mieten
und geprüften Mieten) beziehen. Ab 2006 stellen die Nettokaltmieten ausschließlich die vom
Vermieter oder Eigentümer tatsächlich geforderten Mieten (Ist-Mieten) dar.
Von 2000 bis 2005 stiegen die Mieten im Sozialen Wohnungsbau um knapp 16 % von 4,10
EUR auf 4,75 EUR nettokalt pro m2. Auch nach Umstellung der Berechnungsmethode setzte
sich der Mietanstieg ausgehend von 4,72 EUR im Jahr 2006 auf 5,20 EUR im Jahr 1008
weiter fort (+ 10,2 %). 2009 sanken die Nettokaltmieten mit 5,10 EUR erstmals wieder unter
das Vorjahresniveau.
Der Anstieg der Mieten im Sozialen Wohnungsbau steht im Zusammenhang mit dem Wegfall
der Anschlussförderung sowie dem Auslaufen der Mietpreisbindung für besonders
kostengünstige Objekte (insbesondere bis Wohnungsbauprogramm 1968), während in den
relativ kostenintensiven Baujahrgängen die Mietpreisbindung noch besteht. Das
Mischungsverhältnis hat sich geändert.
Die Heiz- und Warmwasserkosten im Sozialen Wohnungsbau stiegen in den vergangenen
zehn Jahren um knapp 30 Cent pro m2 bzw. 39 % an. Hingegen blieben die kalten
Betriebskosten mit Werten um 1,90 EUR/m2 relativ stabil.
Bestand an Sozialwohnungen und zukünftig Seniorengerechten Wohnungen in
Marzahn-Hellersdorf
Im Bezirk Marzahn-Hellersdorf wurden nach den Wohnungsbauprogrammen 1991 bis 1997
insgesamt 1.422 Wohnungen mit öffentlichen Mitteln im 1. Förderweg errichtet und in den
Jahren 1995 bis 1999 fertig gestellt.
Die Grundförderung einer Sozialwohnung beträgt regulär 15 Jahre und beginnt mit der
Bezugsfertigstellung der Wohnobjekte. Die ersten Objekte wurden 1995 bezugsfertig, die
letzten 1999.
Durch den Senatsbeschluss vom 04.02.2003 über den Ausstieg aus der Anschlussförderung
für Wohnungen der Wohnungsbauprogramme 1987 bis 1997 sind alle Sozialwohnungen im
Stadtbezirk betroffen. Der Wegfall der Anschlussförderung wird sich jedoch über die nächsten
Jahre bis zum Jahr 2014 hinziehen. Die ersten 212 Wohnungen, bei denen die
Grundförderung bereits endet, befinden sich in der Ringelnatzsiedlung. Im Jahr 2011 werden
nur 12 Wohnungen betroffen sein. Im Jahr 2012 sind es dann weitere 505 Wohnungen.
Übersicht über den Wohnungsbestand, der vom Wegfall der Anschlussförderung betroffen ist:
Straße
Hausnummer
Anzahl der Wohnungen
Ortsteil Hellersdorf:
Hellersdorfer Str.
Kastanienallee
Kastanienallee
Cottbusser Str.
Henny-Porten-Str.
Quedlinburger Str.
Janusz-Korczak-Str.
Janusz-Korczak-Str.
Fritz-Lang-Str.
Lil-Dagover-Str.
Lyonel-Feininger-Str.
Kokoschkastr.
Annaburger Str.
Branitzer Karree
Branitzer Karree
Schwarzheider Str.
Louis-Lewin-Str.
Adele-Sandrock-Str.
Bütower Str.
Waldowstr.
231 - 233
2-8
10, 10a, 12, 14
81, 83
6 -12
10 -16
9, 9a, 11, 13
18 - 22
1 - 7; 19-25; 33 - 37
6-8
1, 3
21 - 23
22 - 24
9 -11; 17 -23;
10 - 22
1-2
3-4
4 -18
61 - 75
40 - 46
34
47 - 57
Gesamtanzahl Hellersdorf:
21
28
24
24
48
39
24
36
112
24
12
27
27
38
43
16
17
68
36
38
10
75
787
Ortsteil Marzahn:
Krummenseer Str.
Hasenholzer Allee
Eisenacher Str.
Blumberger Damm
Zinndorfer Str.
Spitzmühler Str.
Pritzhagener Weg
Dudweiler Str.
Hans-Fallada-Str.
Joachim-Ringelnatz-Str.
Wuhlestr.
Havemannstr.
Luise-Zietz-Str.
Stangeweg
Gesamtanzahl Marzahn:
2- 8
26 - 36; 40 - 42
2 - 12
100-110
86 - 98
144 -152
3
4
25
16 - 22
4 - 22
1 - 33
7A, 7B, 9A, 15A, 19B,
19C, 19D
21 A
79 A; 79B
42; 42A; 44
22
51
48
50
56
58
6
8
14
30
69
113
45
41
12
12
635
Zusammenfassend stellen die befragten Wohnungsunternehmen fest, dass eine ausreichende
Anzahl an Wohnungen für sozial schwächere Mieter vorhanden sei. Allerdings sind steigende
Nebenkosten ein echtes Problem, das trotz der vergleichsweise niedrigen Kaltmieten wächst.
Interessant ist, dass die Unternehmen einschätzen, dass rund 20% der Mieterinnen und
Mieter in den kommenden Jahren Wohnraum für altersgerechtes wohnen in verschiedenen
Abstufungen benötigen werden. Die allermeisten Unternehmen stellen sich darauf ein und
bauen ihren Wohnungsbestand mit erheblichen Investitionen zwischen 10 und 20%
altersgerecht um.
Anforderungen an Verwaltung und Politik
Die Unternehmen haben teils schriftlich und teils in ausführlichen Gesprächen die
notwendigen Rahmenbedingungen zum Erhalt einer guten sozialen Durchmischung
dargestellt.
Der Erhalt und die Verbesserung der sozialen Infrastruktur und der baulichen Infrastruktur
wurden dabei als wesentliche Voraussetzungen für eine weiterhin positive Entwicklung bei
dem Abbau des Leerstandes genannt. Außerdem wurde von mehreren Unternehmen die
dringende Überarbeitung der „Ausführungsvorschriften Wohnen“ der Senatsverwaltung für
Stadtentwicklung angemahnt, die teilweise sogar günstigere Mietverhältnisse unterbinden!
Außerdem wurden eine weitere Imageverbesserung und die Schaffung von wohnortnahen
Arbeitsmöglichkeiten als konkrete Maßnahmen angemahnt.
Für die Herausforderungen der demographischen Entwicklung sind insbesondere auch der
altersgerechte Umbau der Infrastruktur (beispielsweise Gehwegabsenkungen) aufgeworfen
worden.
Zusammenfassung
Nach den vorliegenden Daten kann man davon ausgehen, dass im Bezirk MarzahnHellersdorf ausreichend Wohnungen für sozial schwächere Bürgerinnen und Bürger zur
Verfügung stehen. Dies wird sich zumindest kurzfristig auch nicht auf Grund des
zunehmenden Drucks auf Mietwohnungen in der Innenstadt und des damit einhergehenden
Zuzugs in die „Außenrandbezirke“ verändern, da die Wohnungsunternehmen zunächst immer
noch Leerstände abzubauen haben. Allerdings haben die Berliner Verwaltung und Politik bei
den Einflussmöglichkeiten auf eine möglichst stabile Entwicklung der Nebenkosten (dort wo
Einflussmöglichkeiten vorhanden sind) zu achten und die Rahmenbedingungen für die soziale
Infrastruktur zu erhalten.
Dagmar Pohle
Bezirksbürgermeisterin
Christian Gräff
Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Tiefbau,
Bürgerdienste und öffentliche Ordnung