Daten
Kommune
Berlin Marzahn-Hellersdorf
Dateiname
Anlage zur Vorlage zur Kenntnisnahme.pdf
Größe
5,3 MB
Erstellt
18.10.15, 01:39
Aktualisiert
28.01.18, 02:10
Stichworte
Inhalt der Datei
Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin
25.11.2009
Vorlage zur Kenntnisnahme
für die Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung am 17.12.2009
1. Gegenstand der Vorlage:
Inhaltliches Nutzungskonzept Schloss Biesdorf und
Grundzüge des Betriebes
2. Die BVV wird um Kenntnisnahme gebeten:
Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf hat in seiner Sitzung am 24.11.09 beschlossen, die
BA-Vorlage Nr. 945/III der BVV zur Kenntnisnahme vorzulegen.
Die Vorlage ist in der Anlage beigefügt.
Dagmar Pohle
Bezirksbürgermeisterin
Anlagen
St. Richter
Bezirksstadtrat für Bildung, Kultur und
Immobilien
Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin
BildKultIm Ref
Fr. Bens
19.11.2009
6002
Vorlage für das Bezirksamt
- zur Beschlussfassung –
Nr. 945/III
A. Gegenstand der Vorlage:
Inhaltliches Nutzungskonzept Schloss Biesdorf und
Grundzüge des Betriebes
B. Berichterstatter/in:
Bezirksstadtrat Herr Richter
C.1 Beschlussentwurf:
Das Bezirksamt beschließt:
1. die Beauftragung der Stiftung Denkmalschutz Berlin zur
Stellung des Förderantrags und nimmt das beigefügte
Nutzungskonzept zur Kenntnis
2. die Abgabe einer Erklärung gegenüber der
Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten - zur
Übernahme der Haftung für die ordnungsgemäße
Verwendung der Fördermittel durch den Bezirk, sofern die
vorrangige Haftung der Stiftung Denkmalschutz Berlin nicht
ausreichend sein sollte
3. die Aktualisierung der Erklärung zur kulturtouristischen
Nutzung
C.2 Weiterleitung an die BVV
zugleich Veröffentlichung:
Das Bezirksamt beschließt weiterhin, diese Vorlage der
BVV zur Kenntnisnahme vorzulegen und umgehend zu
veröffentlichen.
D. Begründung:
Das Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf stellt sich die Aufgabe, den Wiederaufbau des Schlosses Biesdorf als herausragenden Kulturort zu realisieren und die Rekonstruktion des Obergeschosses und damit die denkmalgerechte Restaurierung in Angriff zu nehmen und sich um
EFRE-Zuwendungen im Rahmen des Kulturinvestitionsprogammes (KIP) zu bemühen. Förderwürdig im Rahmen
des KIP sind kulturell-touristische Projekte von nachhaltiger
überregionaler Bedeutung. Mit dem vorliegenden Konzept
kann diesen Anforderungen entsprochen werden.
E. Rechtsgrundlage:
§§ 15, 36 Abs. 2b, f und Abs. 3 BezVG
F. Haushaltsmäßige
Auswirkungen:
im Rahmen der Antragstellung keine
G. Gleichstellungsrelevante
Auswirkungen:
keine
H. Behindertenrelevante
Auswirkungen:
keine
I. Migrantenrelevante
Auswirkungen:
keine
St. Richter
Bezirksstadtrat für Bildung, Kultur
und Immobilien
Anlagen
1
Antrag auf EFRE-Förderung
zur Inwertsetzung der imagebildenden Potentiale des Kunstarchivs Beeskow durch den Ausbau des Schlosses Biesdorf
Zuwendungszweck
Erneuerung und Ausbau von zentralen Teilen des Schlosses Biesdorf unter Einbindung der Kunstwerke aus
dem Kunstarchiv Beeskow zur Wiedergewinnung des ungenutzten Potentials des einmaligen Kunstbestandes
als Besucher- und Touristenmagnet im Berliner Osten.
Unter Berücksichtigung eines größeren Platzangebotes für die dauerhafte Attraktivitäts- und Qualitätssicherung einer überregional wirkenden Galerie mit Bildern aus Beeskow ist die Umsetzung von vier Projekten im
Schloss Biesdorf erforderlich:
- Wiederaufbau des Ober- und Dachgeschosses
- Grundsanierung des Keller- und Erdgeschosses
- Neueinrichtung einer offenen Gemäldehalle für eine ständigen Ausstellung im Obergeschoss
- Einrichtung von weiteren Räumen für wechselnde Ausstellungen im Erdgeschoss
Kurzbeschreibung
Seit 1998 wird im Bezirk Marzahn-Hellersdorf um den Erhalt, die Erneuerung und den Ausbau von zentralen
Teilen des Schlosses Biesdorf gerungen. Bei dem Schloss handelt es sich um eine 1867/68 errichtete spätklassizistische landschaftsbezogene Turmvilla im Stil der Schinkelschule. Zwischen 2002 und 2007 wurde die
ruinöse Außenhülle mit Fördermitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, des Landesdenkmalamtes Berlin,
der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf und zahlreichen Privatsponsoren für
ca. 1,75 Mio Euro denkmalgerecht restauriert.
Bereits während dieser restauratorischen Arbeiten nahmen Ideen für die Wiedererrichtung des 1945 zerstörten Ober- und Dachgeschosses konkrete Gestalt an. Deshalb wurden 2004 zwei Gutachten zur Wiederherstellung des Ober- und Dachgeschosses von dem Architekturbüro BASD Westphal + Schlotter und dem Architekturbüro Prof. Dr. Wolf R. Eisentraut erstellt und damit eine qualifizierte Grundlage für die schnelle Erarbeitung für Förderanträge an den Stiftungsrat der Deutschen Klassenlotterie Berlin und das Landesdenkmalamt Berlin geschaffen.
Sowohl in dem Gutachten zur Wiederherstellung des Ober- und Dachgeschosses als auch in einer Stellungnahme des Landesdenkmalamtes wurde die Sichtbarmachung der ursprünglich großzügigen Struktur des
Gebäudes hervorgehoben, insbesondere die Wiederherstellung der Zimmerfluchten, das Erlebbarmachen der
saalartigen Räume sowie die Stärkung des Oktogons als Zentralraum des Hauses. Die damit verbundene
Neugliederung der Räume, zum Teil im Erdgeschoss und umfassend im neuen Obergeschoss, erlaubt einen
nahezu vollständigen galerieartigen Rundgang durch beide Geschossebenen und damit eine ganzheitliche
Nutzung als Kunstgalerie.
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Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, mit dem Ausbau von zentralen Teilen des Schlosses und auf der
Grundlage einer Kooperationsvereinbarung mit dem Kunstarchiv Beeskow einen Teil seiner Bestände wieder
der Öffentlichkeit zugänglich zu machen und deren Potentiale als Medium der Vergangenheits- und Gegenwartsbearbeitung an einen historisch passenden Ort zu aktivieren. Zum einen können erst mit der dauerhaften Ausstellung der Kunstwerke aus dem Kunstarchiv Beeskow die Potentiale des Bestandes nachhaltig zur
Wirkung gelangen und zum anderen kann die großzügige Struktur und Funktionalität des Schlosses Biesdorf
mit der Nutzung als Galerie optimal wiederhergestellt werden.
Die wechselvolle Geschichte des Hauses selbst spricht für die Galerienutzung mit Kunstwerken aus den Beständen der Parteien und Massenorganisationen der DDR, da es von 1958 bis 1990 als Dorfclub bzw. Kulturhaus genutzt wurde, in dem das „künstlerische Volksschaffen“ immer eine zentrale Rolle spielte. In der Weise
also, wie die Werke aus dem Kunstarchiv Beeskow einen sozial- und alltagsgeschichtlichen Kontext zum
Verständnis des DDR-Kunstsystems eröffnen, sollten auch mit dem Wiederaufbau des Schlosses in Biesdorf
die Widersprüche einer staatlich initiierten und alimentierten kulturellen Erziehung in der DDR nicht in Vergessenheit geraten. Zudem lassen sich diese Verknüpfungen detailreicher an der Geschichte der Region um
Biesdorf, Marzahn und Hellersdorf selbst herstellen.
Nicht zuletzt spricht die geografische Lage vom Schloss Biesdorf für seine Nutzung als Galerie für die Kunstbestände aus Beeskow. Das repräsentative Gelände mit herrschaftlicher Villa – an der Schnittstelle der Länder Berlin und Brandenburg – liegt nur 85 km von Beeskow entfernt und zwischen beiden Orten benötigt man
mit dem Auto nicht mehr als 60 Minuten.
Mit der Namensgebung „Galerie Bilderstreit“ soll auf das Besondere der ausgestellten Werke aus dem Kunstarchiv Beeskow verwiesen werden, auf das Spezifische der gegenständlichen Malerei, die Vielfalt von Beziehungen und Dialogen innerhalb der Kunst und auf die Sonderrolle der Künste im staatssozialistischen Projekt.
Den Mittelpunkt der Galerie bildet eine Dauerausstellung im großen Saal im Obergeschoss des Hauses mit
zum Teil sehr großformatigen Tafelbildern aus dem Kunstarchiv Beeskow. Die Konzeption zielt auf die umfangreiche Präsentation der restaurierten Landschaftsbilder, die bis 2006 in der Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde“ an unterschiedlichen Orten zu sehen waren, und seither wieder im Depot des Kunstarchivs
Beeskow lagern. Ziel der Ausstellung wird es sein, im Kontext von rund 100 Kunstwerken das Besondere
dieser Kunst als Gesellschaftsbilder herauszuarbeiten, die Vielfalt von Beziehungen und Kontroversen deutlich zu machen und an konkreten Beispielen das Charakteristische der einzelnen Kunstzentren und Kunstlandschaften in der DDR zu erkunden.
Darüber hinaus wird die „Galerie Bilderstreit“ über kleinere Räume verfügen, in denen in Sonderausstellungen
auch Druckgrafiken, Zeichnungen, Aquarellen, Pastellen und Plastiken zu sehen sind. Diese Sonderausstellungen sollen der Galerietätigkeit neue Impulse und immer neue Anlässe verleihen, um in der Öffentlichkeit
über Kunst zu streiten. So können einzelne Themen wie z.B. Künstlerbiografien, Auftraggeber, Schulen oder
Künstlerkreise vertieft werden. Das damit verbundene Ausstellungsspektrum wird zudem durch Kooperationen mit Sammlern und Galeristen ausgebaut.
Seit 1994 werden die Räume im Schloss Biesdorf vom BALL e.V. – Verein zur Betreuung arbeitsloser Leute
und Lebenshilfe e.V. – genutzt. Als Stadtteilzentrum hat sich das Schloss über die Jahre zu einer wichtigen
Anlaufstelle für regionale Kulturarbeit im Bezirk Marzahn-Hellersdorf entwickelt. Die Einbindung der etablierten regionalen Kulturarbeit in das Galeriekonzept ist mit Blick auf die wechselvolle Geschichte des Schlosses
ein wichtiger Baustein, um nachhaltig für den Ort zu sensibilisieren, Hoffnungen zu wecken und die Wahrnehmung der Galerie im Bezirk positiv zu besetzen.
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Inhalt
1. Inhaltliches Nutzungskonzept ...........................................................................
1.1. Präsentation und Inwertsetzung der imagebildenden Kulturpotentiale
des Kunstarchivs Beeskow ...................................................................................
1.2. Schloss Biesdorf als repräsentativer Ort ..............................................................
1.3. Galerie Bilderstreit ................................................................................................
1.4. Regionale Kultur als Identitätsfaktor ......................................................................
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2. Ausstellungen des Kunstarchivs Beeskow in der Galerie Bilderstreit ………
2.1. Dauerausstellung „Kein schöner Land…“ Kunstzentren und Landschaftsmalerei in der DDR ................................................................................................
2.2. „Reisebilder“ – Thema der ersten Sonderausstellung ..........................................
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3. Bildkatalog Kunstarchiv Beeskow .....................................................................
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4. Eckpunkte zum touristischen Konzept ............................................................
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5. Nutzungskonzeption im Kontext der baulichen Veränderungen ....................
- Erdgeschoss: Empfangshalle, Kasse, Information, Galerie-Shop
- Erdgeschoss: Sonderausstellungen im Kontext der Galerie
- Erdgeschoss: Galerie-Restaurant, Bibliothek, Gartenfoyer
- Obergeschoss: Großer Saal
- Obergeschoss: Skulpturensaal
- Dachgeschoss: Arbeitsräume und Werkstatt
- Souterrain: Seminar- und Vortragsräumen, Restaurantküche, Technikräume,
behindertengerechter Zugang
- Weitere Baumaßnahmen Seite 3
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6. Anlagen (entsprechen dem Bearbeitungsstand vom 24.11.2009)…………………
- Grundrisspläne Architekturbüro BASD, Westphal und Schlotter ……………………
- Flächenzusammenstellung und Grundflächen nach Betrieb....................................
- Flächenberechnung………………………………………………………………………
- Kostenermittlung der Baumaßnahme ……………………………………………….....
- Finanzierungsplan Baumaßnahme ……………………………………………………
- Kosten-/Einnahmeprognose…………………………………………………………….
- Zeitplanung………………………………………………………………………………..
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1.
Inhaltliches Nutzungskonzept
1. 1. Präsentation und Inwertsetzung der imagebildenden Kulturpotentiale
des Kunstarchivs Beeskow
Das Kunstarchiv Beeskow versteht sich als Dokumentationsstelle zur bildenden Kunst in der DDR. In seinem
Depot lagern heute rund 23.000 Objekte, vor allem Gemälde, Druckgrafiken, Zeichnungen und Aquarelle,
aber auch Fotografien, Plastiken, Kunstgewerbe und Medaillen. Sie gehörten vor 1989 den Parteien und
Massenorganisationen der DDR. Viele Werke entstanden im Auftrag, andere wurden angekauft oder sind
Schenkungen. Der größte Teil war in den öffentlichen Gebäuden der Besitzer zu finden: Erholungsheime,
Schulungszentren, Geschäftsstellen, Gästehäuser oder Speisesäle.
Nach dem Ende der DDR und der Auflösung ihrer politischen Institutionen gingen die Werke als „Sondervermögen“ in die Verwaltung der Treuhand und 1994 nach dem Fundortprinzip in das Eigentum der jeweiligen neuen Bundesländer über.
Der Bestand des Kunstarchivs Beeskow setzt sich aus drei Teilbeständen zusammen:
o
1.794 Werke aus dem Kulturfonds der DDR, Eigentümer: Land Brandenburg
o
18.000 Werke aus dem Vorbesitz der Parteien und Massenorganisationen der DDR, Eigentümer: die Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
o
2.782 Werke aus dem Kunstbesitz des Magistrats von Berlin (Ost), Eigentümer. Land Berlin
Die Archiv- und Ausstellungsbedingungen des Kunstarchivs bieten derzeit keinen angemessenen Rahmen für
die eingelagerten Objekte und ihren wachsenden Wert für die öffentliche Bildung und die wissenschaftliche
Forschung. Unter anderem fehlen eigene Ausstellungsräume. Allerdings plant die Stadt Beeskow in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Oder-Spree ab 2010 einen Neubau für das Kunstarchiv Beeskow auf der bestehenden Anlage der Burg Beeskow unter Einbindung der abgeschlossenen Bestände des Kunstarchivs Beeskow und der Artothek der Sozialen Künstlerförderung Berlin. Die Gesamtkonzeption des Neubaus zielt auf
eine deutliche Verbesserung der institutionellen Infrastruktur, um Kooperationen mit benachbarten Sammlungs- und Depotbeständen zu erleichtern. Neben den bisherigen temporären Ausstellungen in den Räumen
der Burg Beeskow, soll es dann auch eine ständige Ausstellung über den Werkbestand und seine Geschichte
geben.
Potentiale des kulturellen Erbes
Die öffentliche Bedeutung der in der DDR entstandenen Kunstwerke und des Umgangs mit ihnen ist im gesamten Prozess der Wiedervereinigung bis heute augenfällig. Erinnert sei an den schon 1990 ausgelösten
deutsch-deutschen „Bilderstreit“. Diskutiert wurde, ob es „Kunst“ unter einer Einparteienherrschaft überhaupt
geben konnte. Zweifellos ein Diskurs, der stellvertretend für den gesamten Prozess der Wiedervereinigung
zu betrachten ist.
Der Bilderstreit um die Bedeutung und Qualität der Künste und die Rolle der Künstlerinnen und Künstler in
der DDR steht gleichermaßen für eine differenziertere Vergangenheits- und Gegenwartsbearbeitung. So ist
in diesem, über 15 Jahre andauernden Prozess ein gravierender Positionswandel auszumachen: War die
erste Zeit der Auseinandersetzungen um die Rolle der Bildkünste in der DDR von abschätzigen Bewertungen und gefühlsmäßigen Vorurteilen gekennzeichnet, so ist seit einigen Jahren überwiegend eine positive
Neubewertung charakteristisch.
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Dieser Einstellungswandel ging mit einer Aufwertung der Malerei im internationalen Kunstbetrieb einher, dem
eine Wiederentdeckung der gegenständlich-symbolistischen Malweise vorausging – nachvollziehbar an der
wachsenden Nachfrage nach Bildern der „Neuen Leipziger Schule“, deren Ursprünge im Wesentlichen in der
Kunstpolitik und -praxis in der DDR und der damit verbundenen künstlerischen Ausbildung liegen.
Die bildenden Künste hatten im Herrschafts- und Gesellschaftssystem der DDR eine außergewöhnliche
integrative Funktion. Sie entwickelten sich in den vier Jahrzehnten des Bestehens der DDR zu einem populären Ersatzmedium für eine stark eingeschränkte Öffentlichkeit und ließen sich nachweislich politisch instrumentalisieren. Der Preis für diese Rolle war hoch. Die Kunst verlor ihren historisch erwachsenen Autonomieanspruch. Leider lässt sich diese Präsenz und Bedeutung der Künste in der DDR zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, denn die Mehrzahl der Kunstwerke lagert in ostdeutschen
Kunstmuseen oder in Sondereinrichtungen und ist für die Öffentlichkeit „unsichtbar“.
Die Präsentation und Inwertsetzung des Kunstbestandes in Berlin-Biesdorf
Mit der Etablierung eine Galerie mit Werken aus dem Kunstarchiv Beeskow im Schloss Biesdorf wird gleich
mehrfach auf diesen Einstellungswandel reagiert. Zum einen erhalten die Bestände des Kunstarchivs Beeskow nach 15 Jahren eigene Präsentationsräume und einen für die Rezeption der Bilder angemessenen Kontext in Form einer ständigen Ausstellung, wobei über 150 Kunstwerke auch wieder nach Berlin zurückkehren.
Die Werke aus dem Bestand der Parteien und Massenorganisationen konnten das letzte Mal 1995 in Berlin in
der Ausstellung „Auftrag: Kunst“ im DHM besichtigt werden. Damals wurden die Kunstwerke im historischen
Kontext gezeigt und ihre Instrumentalisierung für die Ideologie und Propaganda des Staates thematisiert.
Danach fanden auf der Burg Beeskow und in den neuen Bundesländern immer wieder Ausstellungen mit
Kunst aus dem Kunstarchiv Beeskow statt, die meist von regionaler Bedeutung waren.
Zum anderen kann mit dem Ausbau des Schlosses Biesdorf der Vergangenheits- und Gegenwartsbearbeitung in Gestalt des deutsch-deutschen „Bilderstreits“ ein angemessener Rahmen geboten werden, wobei im
Bespielungskonzept der Galerie nicht nur die Akademieausbildungen und die Kunstpraxis in der DDR thematisiert werden soll, sondern generell die Geschichte und Gegenwart der gegenständlich-symbolistischen
Malweise.
Die ständige Präsentation der Kunstwerke im historischen Kontext ist für die geschichtliche Aufklärung in
besonderem Maße bedeutsam. Die aktuell diskutierten Fragen, was die breite Öffentlichkeit und vor allem die
heranwachsenden Generationen auch zukünftig von der DDR wissen und von dem Gesellschaftssystem
verstehen sollten, ist mit der Darstellung der vorherrschenden Herrschafts- und Zwangsnormierungsmechanismen nicht genügend beantwortet. Um die Bewegungen einer politisch überformten Gesellschaft mit ihren
vielfältigen Widersprüchen begreifen zu können, ist die Offenlegung der kulturellen Bindungskräfte unerlässlich, der Kräfte also, die den „Kitt“ der Gesellschaft bilden. Vor diesem Hintergrund kam es in den letzten
Jahren zu einer zunehmend zeitgeschichtlichen und kulturwissenschaftlichen Forschung auf Alltag, Berufswelt und die gesellschaftliche Dimensionen des „Eigensinns“.
Die Künste haben sich hierbei als Schlüssel für eine kritische und differenzierte Gesellschaftsanalyse bereits
mehrfach behauptet. So schreibt Prof. Karl-Siegbert Rehberg über die Sichtbarkeit und Invisibilisierung der
Macht durch die Künste, dass im Verlauf der Auseinandersetzung mit den Phänomenen einer im Staatssozialismus hoch aufgewerteten Welt der Künste auch in der zeitgeschichtlichen, kultursoziologischen und politik-
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wissenschaftlichen Forschung in den letzten Jahren die Bedeutung der Künste als Ersatzfelder des Politischen 1 zunehmend anerkannt wurde.
Insgesamt lässt sich sagen, dass mit der ständigen Präsentation von Kunstwerken aus dem Archivbestand in
Beeskow einerseits das „Schicksal“ der Werke und andererseits die besondere Rolle der Künste im Staatssozialismus als Medium der Herrschaftslegitimation und als Bühne einer zwangspolitisierten Ersatzöffentlichkeit
wieder ins öffentliche Bewusstsein gerückt wird. Umso wichtiger ist es auch, die Kunstwerke in die Reichweite
des damaligen machtpolitischen Zentrums, der Hauptstadt der DDR, zurückzuholen und sie zugleich in geografische Nachbarschaft zu Museen, Erinnerungs-, Forschungs- und Gedenkstätten wie beispielsweise in
Marienfelde, Normannenstraße oder Berlin-Hohenschönhausen anzusiedeln, deren gemeinsame Aufgabe es
ist, die Herrschafts- und Zwangsnormierungsmechanismen des SED-Staates zu erforschen sowie über Ausstellungen, Veranstaltungen und Publikationen zu informieren.
Inwertsetzung des Kunstbestandes aus Beeskow heißt zugleich, dass mit der Aussicht, die Rolle der Künste
im Staatssozialismus historisch besser verstehen und gesamtgesellschaftlich einordnen zu können, auch die
Wahrnehmung einer gegensätzlichen und spannungsreichen Entwicklung der Künste im geteilten und wiedervereinigten Deutschland seit 1945 überhaupt erst möglich wird.
Nicht zuletzt bleibt zu wünschen, dass in den kunstwissenschaftlichen und kultursoziologischen Beiträgen die
grundlegende Sonderfunktionalisierung der Künste weiterhin Beachtung findet und Entwicklung und Wandlungsstufen von Kunst und Kunstsystem in der DDR mit der gesellschaftspolitischen Entwicklung des SEDStaates in angemessener Relation betrachtet werden. Alle Ausstellungen des Kunstarchivs Beeskow, die seit
2000 temporär zu sehen waren und einen sozial- und alltagsgeschichtlichen Kontext zum Verständnis des
DDR-Kunstsystems eröffneten, boten immer auch wertvolle Anregungen, um die Rekonstruktion des politischen Herrschaftssystems mit der Analyse institutioneller „Eigenwelten“ und dem „Eigensinn“ ihrer Akteure zu
verbinden.
1. 2. Schloss Biesdorf als repräsentativer Ort
Aufbau und Verfall – 1867 bis 1990
Das Schloss Biesdorf ist eine spätklassizistische landschaftsbezogene Turmvilla im Stil der Schinkelschule.
Es wurde 1867/68 auf der Nordseite des Angers (Barnimer Hangkante) gegenüber dem südlich befindlichen
Gutshof vom Gutsbesitzer Hans Herrmann Freiherr von Rüxleben nach Plänen des Königlichen Baurats Heino Schmieden (1866 soziiert mit Martin Gropius) errichtet und ist an italienischen Vorbildern orientiert und mit
der Anlage eines Landschaftsparks von vier Hektar verbunden. Die klassisch strenge architektonische Ordnung und Proportion – meisterlich bis ins Detail gestaltet – gab dem Gebäude eine ausgewogene, anmutige
Wirkung nach allen Seiten. Nach dem Erwerb des Gutes durch die Familie von Siemens 1887, wurde das
Haus u.a auf der östlichen Seite zum Park hin mit einer Freitreppe ausgestattet. Im gleichen Zuge legte der
Gartenkünstler Albert Brodersen einen weitläufigen, landschaftlichen Park im englischen Stil an. Schloss und
Park stehen seit 1977 unter Denkmalschutz. 1995 erfolgte die Eintragung als Denkmalsensemble.
1927 ging der Besitz von der Familie Siemens an die Stadt Berlin über. Aufgrund mangelnder Instandsetzung
setzte bereits in den 1930er Jahren der bauliche Verfall ein. Am 20./21. April 1945 wurde das Gebäude durch
Brandstiftung der Nazis bis auf die Umfassungsmauern zerstört. 1946 veranlasste die Sowjetische Militäradministration (SMAD) die Abtragung der Reste des Obergeschosses, den Einbau einer provisorischen Decke
Vgl. Karl-Siegbert Rehberg: Sichtbarkeit und Invisibilisierung der Macht durch die Künste. Die DDR-„Konsensdiktatur“ als Exemplum.
In: Gert Melville (Hg.): Das Sichtbare und das Unsichtbare der Macht. Institutionelle Prozesse in Antike, Mittelalter und Neuzeit.
Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2005, S. 355-382
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über dem Erdgeschoss und die Errichtung eines Notdachs. Nach der Gründung der DDR im Jahre 1949 standen wichtigere Aufgaben auf dem Plan als die Neuerrichtung des Schlosses, insbesondere der Wiederaufbau
der Stadt Berlin, der Industrie und die Bereitstellung von mehr Wohnraum. 1958 wurden Keller- und Erdgeschoss durch den Bezirk Lichtenberg als Dorfclub, danach als Kreiskulturhaus und ab 1979 als Kreiskulturhaus Marzahn mit einem breit gefächerten Kulturangebot genutzt. „´Kulturhäuser´ stellten… staatlich initiierte,
alimentierte und verwaltete Einrichtungen dar, die der kulturellen und politischen Erziehung dienen sollten.
Sicher wirkten sie auch im Rahmen einer sozialen Konflikt- und Kontrollstrategie. In ihnen wurde im übrigen
auf besondere Weise Sozialarbeit geleistet. Und Geselligkeit fand hier ebenso statt wie Kunstproduktion…“ 2
Die Versuche um den Wiederaufbau des Schlosses hingegen blieben bis 1990 erfolglos.
Neue Nutzung und erste Restaurierung – 1994 bis 2007
Nach Instandsetzung bis 1993 und einer parallel erfolgten aufwendig denkmalgerechten Gestaltung des
Parks wird seit 1994 das Gebäude als „sozial-kulturelles Zentrum“ und seit 2003 als Stadtteilzentrum genutzt.
Insgesamt zählte das Schloss von 1994 bis 2006 rund 389.800 Besucher. Seit 2002 dient die Anlage auch als
multikulturelle „Ost-West-Begegnungsstätte“ mit jährlich über 60 Veranstaltungen und rund 5.600 Teilnehmern. Hinzu kamen im Zeitraum von 1990 bis 2006 fast eine halbe Millionen Besucher, die den Park für Sport
und Erholung entdeckten.
Das Ringen um die Erhaltung des Schlosses Biesdorf begann 1998 mit den Vorbereitungen zum 625jährigen
Jubiläum Biesdorfs im Jahr 2000, an dem der Heimatverein, der Marzahn-Hellersdorfer Wirtschaftskreis e.V.
und der derzeitige Nutzer des Schlosses, der BALL e.V. (Betreuung arbeitsloser Leute und Lebenshilfe),
beteiligt waren. Daraus entwickelte sich ein Sofortprogramm unter dem Motto „Biesdorf braucht sein Schloss“.
Im Ergebnis dieser Initiative wurden Geld-, Sach- und Bauleistungen im Wert von 154.684,12 DM (77.342,06
€) gespendet und dringende Reparaturen wie Dach-, Klempner- und Tischlerarbeiten durchgeführt sowie die
Toilettenanlagen erneuert. Der weitere bauliche Verfall war gestoppt.
Zwischen 2002-2007 wurde die ruinöse Außenhülle durch die „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss
Biesdorf e.V.“ mit Fördermitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie, des Landesdenkmalamtes Berlin, der
Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf und zahlreichen Privatsponsoren für ca.
1,75 Mio Euro denkmalgerecht restauriert. Planung und bauleitende Ausführung übernahm das Büro für Architektur, Städtebau und Denkmalpflege (BASD) Berlin; projektleitender Architekt war Raphael Abrell.
2001 reichte die in Gründung befindliche „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf e.V.“ einen
Antrag für Fördermittel zur denkmalgerechte Restaurierung des Portikus an der Westseite (Säulenvorhalle) in
Höhe von 60.000 € ein, verbunden mit der Zusage der Kofinanzierung durch das Bezirksamt MarzahnHellersdorf. Im Sommer 2002 erhielt die Stiftung den Zuwendungsbescheid des Bezirksamtes sowie den
Fördervertrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Daraufhin begann im November 2002 die denkmalgerechte Restaurierung des Schlosses (Außenhülle) mit dem Portikus - Eingangshalle. Im Juni 2003 bestätigte
der Stiftungsrat der Deutschen Klassenlotterie Berlin die Projektförderung in Höhe von 650.000 € in Raten bis
2006/2007. Bis Juni 2007 wurden daraufhin die Restaurierungsarbeiten (Außenhülle) an den Bauabschnitten
Ostseite, Südseite, Schlossturm mit Aussichtsplattform, Westseite und Nordseite fortgesetzt
Horst Groschopp, Kulturhäuser in der DDR, Vorläufer, Konzepte, Gebrauch, Versuch einer historischen Rekonstruktion, In: Kulturhäuser in Brandenburg. Eine Bestandsaufnahme. Hg. von Thomas Ruben und Bernd Wagner. Potsdam 1994, S.97-178 (= Brandenburger Texte zu Kunst und Kultur, 1).
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Die Zukunft des Schlosses – Gutachten und Stellungnahmen
Zur langfristigen Vorbereitung der Wiederherstellung des Schlosses Biesdorf hat sich der Vorstand der „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf e.V.“ schon sehr frühzeitig entsprechend seiner Satzung
mit Ideen für die Wiederherstellung des Schlosses Biesdorf beschäftigt. Mit dieser Diskussion wurden Möglichkeiten gefunden, um die Nahtstellen zwischen der denkmalgerechten Restaurierung der vorhandenen
Außenhülle, des Keller- und Erdgeschosses und der Errichtung des Ober- und Dachgeschosses zu finden.
2004 wurden im Auftrag der „Stiftung Ost-West-Begegnungsstätte Schloss Biesdorf e.V.“ zwei Gutachten zur
Wiederherstellung des Ober- und Dachgeschosses von dem Architekturbüro BASD Westphal + Schlotter und
dem Architekturbüro Prof. Dr. Wolf R. Eisentraut erstellt und damit eine qualifizierte Grundlage für die schnelle
Erarbeitung der Anträge an den Stiftungsrat der Deutschen Klassenlotterie Berlin, das Landesdenkmalamt
Berlin und den Staatssekretär für Kultur geschaffen.
Mit dem durchgeführten „Gutachterverfahren Schloss Biesdorf“ zur Wiederherstellung des Obergeschosses
und der Grundsanierung des Keller- und Erdgeschosses wurden:
- die Konstruktion, Technologie der inneren und äußeren Erschließung sowie des behindertengerechten
Zuganges geklärt;
- Grundrisse für Keller-, Erd-, Ober- und Dachgeschoss, Schnitte Dachaufsicht und Konstruktionsschema
liegen im Maßstab 1:100 erstellt und
- Kostenschätzungen für die Gesamtmaßnahme sowie für Bauabschnitte und Geschosse nach DIN 276
ermittelt.
Entsprechend der „Denkmalpflegerischen Rahmenzielstellung“ des Landesdenkmalamtes für das Schloss
Biesdorf vom 29.06.2000 / 21.02.2001 und der „Fachlichen Stellungnahme des Landesdenkmalamtes“ vom
20.08.2006 zur Wiederherstellung des denkmalgeschützten Schlosses Biesdorf sind folgende Vorgaben zu
beachten:
- Vervollständigung der baulichen Proportionen des Schlossgebäudes;
- Wiederherstellung der spätklassizistischen Gliederung;
- Wiedergewinnung der künstlerischen Gesamtwirkung des Gebäudes;
- Beibehaltung der historischen Raumfolge im Erdgeschoss und freie Einteilbarkeit des neuen Obergeschosses, entsprechend den statischen Möglichkeiten.
Ein Ort für Kunst – Das Schloss als Galerie
Sowohl in dem Gutachten zur Wiederherstellung des Ober- und Dachgeschosses als auch in der Stellungnahme des Landesdenkmalamtes wurde die Sichtbarmachung der ursprünglich großzügigen Struktur des
Gebäudes hervorgehoben, insbesondere die Wiederherstellung der Zimmerfluchten, das Erlebbarmachen der
saalartigen Räume sowie die Stärkung des Oktogons als Zentralraum des Hauses. Die damit verbundene
Neugliederung der Räume – zum Teil im Erdgeschoss und umfassend im neuen Obergeschoss – erlaubt
einen nahezu vollständigen galerieartigen Rundgang durch beide Geschossebenen und damit eine ganzheitliche Nutzung als Kunstgalerie. Mit der Erneuerung und dem Ausbau von zentralen Teilen des Schlosses
können die Bestände aus dem Kunstarchiv Beeskow der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und deren Potentiale als Medium der Vergangenheits- und Gegenwartsbearbeitung an einen historisch passenden Ort aktiviert
werden.
Zum einen können erst mit der dauerhaften Ausstellung der Kunstwerke aus dem Kunstarchiv Beeskow die
Potentiale des Bestandes nachhaltig wirken und zum anderen kann die großzügige Struktur und Funktionalität
des Schlosses Biesdorf mit der Nutzung als Galerie optimal wiederhergestellt werden.
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Die wechselvolle Geschichte des Hauses selbst spricht für die Galerienutzung mit Kunstwerken aus den Beständen der Parteien und Massenorganisationen der DDR, da es von 1958 bis 1990 als Dorfclub bzw. Kulturhaus genutzt wurde, in dem das „künstlerische Volksschaffen“ immer eine zentrale Rolle spielte, aber auch
Bildende Künstler regelmäßig wirkten und sich somit auch historisch verschiedene Kontexte herstellen lassen.
Der Kulturwissenschaftler Horst Groschopp schreibt diesbezüglich über die Kulturhäuser in der DDR: „Zum
Schluss der DDR waren die Kulturhäuser weitgehend das, was jeweils aus ihren Vorgängern und Leitbildern
übernommen und daraus gemacht wurde: etwas Volksheim, etwas Gemeinschaftshaus, etwas Volkshaus,
etwas Kameradschaftshaus oder auch etwas Kulturhaus, durchaus nicht überall gleich im Selbstverständnis
und Betrieb – aber überall mit dem Unterfangen, ein Programm kultureller Bildung und sozialen Engagements
zu verwirklichen.“ 3
In der Weise also, wie die Werke aus dem Kunstarchiv Beeskow einen sozial- und alltagsgeschichtlichen
Kontext zum Verständnis des DDR-Kunstsystems eröffnen, sollten auch mit dem Wiederaufbau des Schlosses in Biesdorf die Widersprüche einer staatlich initiierten und alimentierten kulturellen Erziehung in der DDR
nicht in Vergessenheit geraten. Allerdings lassen sich diese Verknüpfungen nur zum Teil an dem Schloss
selbst, sondern viel komplexer und detailreicher an der Geschichte der Region um Biesdorf, Marzahn und
Hellersdorf herstellen. In den 1970er und 1980er Jahren entstanden hier im Zuge des Wohnungsbauprogramms der DDR zwei Großsiedlungen mit über 100.000 Neubauwohnungen. Hintergrund der Reduzierung
der Wohnbauproduktion auf Typenprojekte und Standardgrundrisse war die sich ständig verschlechternde
ökonomische Situation der DDR. Ca. 90 Prozent des Massenwohnungsbaus konzentrierten sich in Großsiedlungen am Stadtrand. Die hohe Einwohnerdichte und das Angebot von modernen Wohnräumen, Kaufhallen,
Kindergärten, Schulen und Kneipen stillten aber keineswegs die Sehnsucht nach Individualität und Geborgenheit. Und so wurde der Plattenbau in Großsiedlungen am Stadtrand zur Chiffre und zum Austragungsort
unterschiedlicher politischer und kultureller Konflikte, auf die auch die bildenden Künstler auf sehr unterschiedliche Weise reagierten.
Es ist in diesem Zusammenhang auch von Vorteil, dass das Schloss Biesdorf nie als herrschaftliche Villa oder
als museales Gebäude wahrgenommen wurde, sondern immer als öffentliche kulturelle Einrichtung. Sie soll
auch in Zukunft ein Publikum anlocken, das nicht vordergründig nur an Kunst und Architektur, sondern an
dem „Eigensinn“ ihrer Akteure und den kulturpolitischen Mechanismen bzw. kulturellen Bindungskräften in
einer politisch überformten Gesellschaft interessiert ist.
Nicht zuletzt spricht die geografische Lage vom Schloss Biesdorf für seine Nutzung als Galerie für die Kunstbestände aus Beeskow. Das repräsentative Gelände mit herrschaftlicher Villa – an der Schnittstelle der Länder Berlin und Brandenburg – liegt nur 85 km von Beeskow entfernt und zwischen beiden Orten benötigt man
mit dem Auto nicht mehr als 60 Minuten.
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H. Groschopp, ebd.
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1. 3. Galerie Bilderstreit
Der Umbau im Schloss Biesdorf hat eine deutliche Veränderung des Eingangsbereiches zu Folge. Bereits mit
Betreten des Schlosses werden die Besucher eine Architektur wahrnehmen, die ohne Zweifel auf den Betrieb
einer Kunstgalerie hinweist. Das inhaltliche Konzept der Galerie richtet sich auf alle Räume und Flächen des
Hauses – beginnend im Erdgeschoss mit der Eingangshalle und den Sonderausstellungsräumen bis ins Obergeschoss mit dem großen Saal und weiteren kleineren Ausstellungskabinetten.
Dass das Schloss Biesdorf in Zukunft nun vor allem eine Galerie ist, muss rechtzeitig öffentlich gemacht werden. Denn zum einen sollte sich die Galerie mit ihrem Konzept dauerhaft innerhalb der überreichen Kunstund Galerienlandschaft in Berlin durchsetzen und abgrenzen. Und zum zweiten muss sich eine Galerie mit
Kunstwerken aus dem Besitz der Parteien und Massenorganisationen der DDR mit Blick auf die Arbeit der
Erinnerungs-, Forschungs- und Gedenkstätten in Berlin zu einem klaren konzeptionellen Profil bekennen. Und
nicht zuletzt sollte von Beginn an auf das Besondere der ausgestellten Werke aus dem Kunstarchiv Beeskow
verwiesen werden, auf das Spezifische der gegenständlichen Malerei, die Vielfalt von Beziehungen und Dialogen innerhalb der Kunst und auf die Sonderrolle der Künste im staatssozialistischen Projekt. Dabei empfiehlt sich der unverwechselbare und sinnfällige Name „Galerie Bilderstreit“.
Mit der Bezeichnung „Galerie Bilderstreit“ wären diejenigen Merkmale des Kunstarchivs Beeskow bereits
erfasst, die andere Bestände nicht aufweisen oder nicht für sich in Anspruch nehmen. Diese Besonderheiten
sind ebenso in der Geschichte des Archivs und seiner Bilder selbst begründet, die sich grundsätzlich von
üblichen Sammlungsbeständen unterscheidet. In Beeskow wurde Kunst nie gesammelt, sondern in Beeskow
befindet sich ein Großteil der Kunstwerke, die nach 1989 aus den Gebäuden der Parteien und Massenorganisationen der DDR herausgeholt und zusammengetragen wurden. Diese besondere Geschichte der Bilder,
ihrer Künstler, der Aufraggeber, der Käufer und des Archivs bildet auch die Grundlage für das Galeriekonzept.
Das Herausstellen der spezifischen Merkmale des Galeriekonzeptes ist wiederum von zentraler Bedeutung
für die Etablierung des galerieeigenen Namens und der Akzeptanz des Ausstellungsprogramms. Letztlich zielt
dieser Name auch auf die Schaffung eines emotionsgeladenen „Marken-Images“ für den Ort.
Merkmale der Galerie Bilderstreit, die zu kommunizieren sind
Der Begriff „Bilderstreit“ ist kultur- und kunsthistorisch verortet und bietet so einen unverwechselbarer Kontext,
der kunstgeschichtliche Diskurse erfordert und zur Diskussion auffordert. „Bilderstreit“ fungiert ebenso als
Appell, über Bilder zu streiten und sie nicht zu stürmen.
-
gegenständlich-symbolistische Malerei als besonderer Schwerpunkt
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Verortung von Themen wie Künstlerförderung, Auftragskunst oder Kunstautonomie in Deutschland
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Kunst als sozialer Prozess, ökonomischer Prozess und Prozess der Kommunikation
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Anknüpfungspunkte zu anderen Sondersammlungen und Depots in den neuen Bundesländern (Bauerngalerie im Schloss Elisabethenburg in Meiningen, Artothek der Sozialen Künstlerförderung, Kunstbestände beim BADV usw.)
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Dauer- und Sonderausstellung – das Programm der Galerie Bilderstreit
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Im Mittelpunkt der Galerie steht eine Dauerausstellung im großen Saal im Obergeschoss des Hauses mit
den zum Teil sehr großformatigen Tafelbildern aus dem Kunstarchiv Beeskow. Mit der Fertigstellung des
Schlosses Biesdorf wird im Obergeschoss des Hauses auf ca. 300 m² eine offene Gemäldegalerie für eine thematische Dauerausstellung mit rund 100 Tafelbildern eingerichtet. Mit Blick auf die Geschichte und
die besondere Lage des Schlosses Biesdorf soll in der Dauerausstellung die Landschaftsmalerei in der
DDR im Kontext zu den Kunstzentren des Landes thematisiert werden.
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Ein weiterer Bestandteil der Galerie Bilderstreit sind Sonderausstellungen auf der Grundlage einer deutlichen Orientierung auf a) kunsthistorische Themen und b) zeitgenössische figurative Kunst von internationalem Rang. Dabei können bestehende Ausstellung aus dem Kunstarchiv Beeskow oder aus anderen
Sammlungen übernommen und eigene Ausstellungen konzipiert werden
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Da die Galerie ebenso über kleinere Ausstellungsräume verfügen wird, können im Rahmen von weiteren
Sonderausstellungen vor allem Druckgrafiken, Zeichnungen, Aquarellen, Pastellen und Kleinplastiken gezeigt werden. Themen wie Lehrer und Schüler, Kunsthochschulen, Akademiemitglieder, Künstlerfreundschaften, Künstlerpaare sind für Sonderausstellungen vorstellbar, aber auch Einzelausstellungen,
die ins Profil der Galerie passen.
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Das Programm beinhaltet ebenso Ausstellungen mit Leihgaben aus anderen Sondersammlungen. Der
Aufbau einer eigenen Sammlung ist vorerst nicht geplant.
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Gerade die Sonderausstellungen verleihen der Galerietätigkeit neue Impulse und immer neue Anlässe,
um sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren. So können einzelne Themen wie z.B. Künstlerbiografien,
Kunstzentren oder Verhältnisse von Lehrern und Schülern vertieft werden. Das damit verbundene Ausstellungsspektrum wird zudem durch Kooperationen mit Sammlern und Galeristen ausgebaut.
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Natürlich konzentriert sich die Galeriearbeit auf den Gesamtbestand des Kunstarchivs, aber auch auf
vergleichbare Phänomene im internationalen Kunstgeschehen der Gegenwart und der Vergangenheit.
Mittelfristig ist das Ziel, in einem der neu geschaffenen Ausstellungsbereiche auch einen repräsentativen
Überblick über das malerische Gesamtwerk einzelner wichtiger Künstler dem Publikum bieten zu können,
womit die Galerie noch einmal wesentlich an internationaler wissenschaftlicher Reputation und Besucherattraktivität gewinnen kann.
-
Zudem wird sich die Galerie einer leistungsfähigen Museumspädagogik bedienen, die die Vermittlung der
Ausstellungsinhalte in der ganzen Breite der praktischen Möglichkeiten übernimmt. Zusätzliche Angebote
vielfältigster künstlerischer Veranstaltungen, wie Konzerte, Lesungen, Gespräche oder Filmvorführungen,
ergänzen das Profil der Galerie, die sich sowohl regional als auch national zu einem einzigartigen Kunstund Kulturzentrum entwickeln soll.
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1. 4. Regionale Kultur als Identitätsfaktor
Das Programm der Galerie Bilderstreit beinhaltet – anknüpfend an die bisherige gewachsene kulturelle Identität des Hauses – ebenso die Einbindung und Weiterentwicklung von ausgewählten regionalen Kulturangeboten. Die räumlichen Kapazitäten im Schloss Biesdorf erlauben ein Angebotsspektrum von weiterhin bis zu
fünf Veranstaltungen am Tag. Dabei ist beabsichtigt, etablierte Veranstaltungsreihen weiterzuführen, wie
z.B.: die Ausstellungen mit regionalen Künstlern, die „Montagsmaler im Schloss Biesdorf“, „Biesdorfer Konzerte“, die „Erzgebirgstage im Schloss“, die Musik- und Malkurse, das Dokumentar- und Kurzfilmforum. Zum
anderen werden bestimmte Schwerpunkte wie Thementage, Stammtische, Führungen, Konzerte, Lesungen,
Foren und Ehrungen ausgebaut. So sind bei ganzheitlicher Nutzung des Schlosses zugleich abwechselnde
Angebote möglich, die verschiedene Zielgruppen ansprechen.
Seit 1994 wurden auf der Basis eines Nutzungsvertrages mit dem Bezirk Marzahn-Hellersdorf die Räume im
Schloss Biesdorf vom Verein zur Betreuung arbeitsloser Leute und Lebenshilfe e.V. (BALL e.V.) genutzt.
Seither hat sich das Schloss zu einer wichtigen Anlaufstelle für regionale Kulturarbeit im Bezirk entwickelt.
Die Bürgerinnen und Bürger nutzten den Standort als Stätte der Begegnung, der Kommunikation, der sozialen Beratung, Betreuung und Information sowie zur Entfaltung eigener kreativer Potenziale und zum Erleben
kultureller und heimatgeschichtlicher Freizeitangebote.
Im Juli 2003 wurde im Schloss das Stadtteilzentrum Biesdorf eingerichtet, das seither interessierten Bürgerinnen und Bürgern aller Altersgruppen täglich zur Verfügung steht. Hier können Freizeit- und Interessengemeinschaften, Kinder- und Jugendgruppen, Mitglieder aus Vereinen und anderen Institutionen sowie Privatpersonen ihre Aktivitäten und Initiativen umsetzen. Ein wichtiger Schwerpunkt der Arbeit des Stadtteilzentrums umfasste die Schaffung von vielfältigen und für jeden zugänglicher Angebote an Kultur, Kunst, Regionalgeschichte, an thematischen Projekten sowie an Beratung und Information.
Eine nachhaltig überregionale Leuchtkraft wird nur durch stetiges regionales Engagement erzeugt. So kann
das Konzept der Galerie Bilderstreit nur erfolgreich umgesetzt und das Schloss Biesdorf als „Leuchtturm“ mit
überregionaler Ausrichtung wahrgenommen werden, wenn sich der Ort auch als Teil der bestehenden Kulturlandschaft konstituiert und in regionalen Netzwerken agiert, z.B. in Kooperation mit den Kunst- und Kulturämtern und ihren Galerien, mit Spielstätten, Bibliotheken, Jugendkunstschulen, Bezirksmuseen und Einrichtungen der Jugend- und Seniorenkultur, mit den Angeboten privater und privatwirtschaftlicher Akteure, der professionellen freien Szene und den von ehrenamtlichem bürgerlichem Engagement getragenen Einrichtungen. In dem Leistungsvermögen dieser regionalen Kulturangebote kommen nicht nur vorangegangene Entwicklungen deutlich zum Tragen sondern vor allem der politische Wille und die Initiative der Bewohner. Auf
beides darf und kann das Schloss Biesdorf auch in Zukunft nicht verzichten
Nicht zuletzt stellen wohnortnahe Kulturangebote neben Bildungsangeboten und Erholungsraum den wichtigsten Indikator für Lebens- und Wohnqualität in Stadträumen dar und werden deshalb zunehmend in der
überregionalen und touristischen Wahrnehmung als entscheidende Faktoren gewertet. Daher wird das Galeriekonzept ebenso eine stadtteilkulturelle Strategie beinhalten, das Kunst- und Kulturangebote für die Bürger
des Bezirkes integriert und weiterführt, Anlässe für eine Identifikation mit der Galerie Bilderstreit schafft, mit
kulturellen Aktionen neue Sichtweisen auf das Schloss Biesdorf eröffnet, zu veränderten Wahrnehmungs-,
Aneignungs- und Ausdrucksformen anregt sowie kulturelle Netzwerke auf- und ausbauen. Nur so können
tradierte Vorstellungen, die vom Schloss und seiner Nutzung bestehen, in den Köpfen und Herzen bewegt
werden.
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2.
Ausstellungen des Kunstarchivs Beeskow in der Galerie Bilderstreit
2. 2. Dauerausstellung „Kein schöner Land…“ Kunstzentren und
Landschaftsmalerei in der DDR
Vorbemerkung
Vom September 2004 bis Januar 2005 wurde im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG)
in Potsdam die Sonderausstellung „Zwischen Himmel und Erde. Landschaftsbilder aus der DDR“ eröffnet. Die
Ausstellung war ein Kooperationsprojekt des Kunstarchivs Beeskow mit dem HBPG und der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv Frankfurt am Main/Potsdam-Babelsberg und fand im Rahmen des Kulturlandjahres
2004 „Landschaft und Gärten“ statt. Vom Februar bis Juli 2005 wurde die Ausstellung in der Burg Beeskow,
vom Juli bis September 2005 im Historisch-Technischen Informationszentrum Peenemünde und vom Februar
bis März 2006 im Brandenburgischen Textilmuseum Forst gezeigt. Danach wanderten die rund 60 Werke der
Malerei und 30 Druckgraphiken wieder ins Depot des Kunstarchivs Beeskow.
In der Ausstellung präsentierte das Kunstarchiv Beeskow erstmals eine Auswahl von Landschaftsbildern der
DDR, in denen sich die Künstler auf sehr unterschiedliche Weise mit der „bearbeiteten Landschaft“ auseinandersetzen. Die Präsentation gab einen Überblick zur Landschaftsmalerei in der DDR einschließlich der Vielfalt
von Künstlern, Techniken, Motiven, Kompositionen und Farben. Wurden in den fünfziger und sechziger Jahren große Felder und unberührte Natur, aber auch Industriequartiere und Großbaustellen noch gelassen und
heiter abgebildet, findet man in den siebziger und achtziger Jahren zunehmend Darstellungen, in denen das
Idyll gleichsam im Schrecken erstarrt oder ins Satirische überwechselt.
Gerade die Landschaftsmalerei in ihrer scheinbar lieblichen, unpolitischen Form hatte vielen Künstlern die
Möglichkeit geboten, zu gesellschaftlichen Entwicklungen Stellung zu beziehen und sich dennoch weitgehend
der politischen Kontrolle zu entziehen. So widerspiegeln die Kunstwerke zugleich auch den gesellschaftlichen
Stimmungswandel im Laufe von vierzig Jahren DDR und stehen für Aufbruch und Veränderung, für vorsichtige Infragestellung bis hin zu kritischer Distanz.
Die Fülle der in Qualität und Anspruch sehr heterogenen Bilder zeigt, dass Landschaftsmalerei in der DDR
kein Selbstzweck war, sondern weit über ihren Gegenstand hinausweist. Diese Bilder geben auch Jahre später noch Auskunft über das Verhältnis ihrer Urheber zur Natur, und darüber, welches Bild sich der Künstler
selbst vom Ursprung und Ziel menschlicher Existenz machte. Das Besondere dieser Kunstwerke ist ihnen
auch 20 Jahre nach dem Ende der DDR immanent: Kunst hat in der unfreien Gesellschaft der Ideologisierung, in der es keine Meinungs- und Pressefreiheit gab, selbst politisch-kommunikative Aufgaben übernommen. Sie war ein Mittel der Verständigung, des ideellen und moralischen Austauschs. Und so war auch das
Genre der Landschaftsmalerei in der DDR alles andere als politikfern. Die Entwicklung der Landschaftsmalerei ist ebenso eine Geschichte der Instrumentalisierung und der teilweisen Rückgewinnung einer künstlerischen Autonomie.
Ziel der Dauerausstellung
Das Konzept für die ständige Ausstellung in der Galerie „Bilderstreit“ zielt auf die umfangreiche Präsentation der restaurierten Landschaftsbilder, die bis 2006 in der Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde“ an
unterschiedlichen Orten zu sehen waren und seither wieder im Depot des Kunstarchivs Beeskow lagern.
Im Unterschied zur Ausstellung „Himmel und Erde“ wird aber an die Thematik der Kunstzentren und -
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landschaften in der DDR angeknüpft, die in den damaligen Diskursen zur Landschaftsmalerei nur eine
sekundäre Rolle gespielt hatte. Das bedeutet in der Konsequenz, dass zusätzlich zum aufgearbeiteten
Bestand noch weitere Kunstwerke erschlossen und erstmalig seit 1989 wieder öffentlich ausgestellt sein
werden.
Ziel der Ausstellung wird es sein, im Kontext der rund 100 Kunstwerke das Besondere dieser Kunst als
Gesellschaftsbilder herauszuarbeiten, die Vielfalt von Beziehungen und Kontroversen deutlich zu machen
und an konkreten Beispielen das Charakteristische der einzelnen Kunstzentren und Kunstlandschaften in
der DDR zu erkunden.
Kunstzentren und -regionen entstanden in der DDR unter den spezifischen Bedingungen des Eingesperrtseins und relativ ausgeschlossen von den Kunstentwicklungen außerhalb des Landes. Um so wichtiger waren
die Traditionen im eigenen deutschen Land und die intensive Kommunikation untereinander – an der jeweiligen Kunsthochschule, in der jeweiligen Bezirksorganisation des Verbandes Bildender Künstler, vor allem aber
im Freundeskreis derjenigen Künstler, die sich durchsetzen und gegen politisch-ideologische Zudringlichkeiten wehren wollten.
Es gehört zum eigentümlichen Ernst der Kunst in der DDR, dass sie in einer unfreien Gesellschaft der Hyperpolitisierung und Ideologisierung auch politisch-kommunikative Aufgaben übernahm: ein Mittel der Verständigung, des Dialogs, des ideellen und moralischen Austausches, weil es Presse- und Meinungsfreiheit nicht
gab. Nicht nur Literatur, sondern auch bildende Kunst wurde zum Ort kritischer gesellschaftlicher Selbstverständigung. Das gilt selbst für das so politikferne Genre der Landschaftsmalerei, des Naturbildes, der Stadtlandschaft.
Die im Kunstarchiv Beeskow befindlichen Kunstwerke spiegeln nicht die Vielfalt der in den verschiedenen
Regionen der DDR entstandenen Kunst wider. Orte und Regionen wie Halle, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) und
die Südbezirke Erfurt, Gera und Suhl sind nur durch wenige Kunstwerke vertreten. Dennoch lassen sich anhand dieses Bestandes einzelne Kunstzentren und Kunstlandschaften in der DDR nachvollziehen. Dabei zeigt
sich nicht nur eine durch die Region geprägte charakteristische Sicht auf die Umgebung, sondern auch unterschiedliche gestalterische Herangehensweisen der Künstler. Die Lehrer, die Region, das Umfeld der Künstler
prägte deren Sehweise und bestimmte auch die handwerklich-künstlerische Ausführung.
Leipzig, Dresden und Berlin waren Kunstzentren, die weit in die Peripherie des Landes wirkten. Deren Kunsthochschulen vermittelten eine künstlerische Haltung, die die Kunst der Studenten prägte und formal ähnliche
Gestaltungsweisen erzeugte. In anderen Kunstregionen, wie z. B. in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg
oder Thüringen, gab es ein Nebeneinander von verschiedenen Kunstauffassungen. Ende der siebziger Jahre
begannen sich Künstler vermehrt in Dörfern außerhalb der Kunstzentren anzusiedeln. Auch hier wird ein
gesellschaftlicher Stimmungswandel offensichtlich. Denn es ist nicht in erster Linie ein Rückzug sondern ein
Fluchtweg, weil die Stadt der Ort der überwachenden Institutionen und zermürbenden Rituale war.
Die Mitgliedschaft im Künstlerverband, der nach Bezirken organisiert war, und die regelmäßig wiederkehrenden Bezirkskunstausstellungen, denen jeweils eine große Dresdner Kunstausstellung der DDR folgte, festigten sicher auch das Gebundensein an bestimmte Regionen. Die Frage, inwieweit diese Organisationsstrukturen die persönlichen Vorlieben und Interessen der Künstler unterstützten oder behinderten, sie in der Region
einengten, oder ob die regionale Tradition ihr Schaffen befruchtete, wird im Mittelpunkt der Präsentation in der
„Galerie Bilderstreit“ stehen
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Themen und Bildauswahl
Leipzig: Wie komplex der Einfluss von Kunstzentren auf den einzelnen Künstler war, lässt sich am deutlichsten am Beispiel so genannten "Leipziger Schule" zeigen. In fast allen Darstellungen über die Kunstentwicklung in der DDR vor und nach der Wende nimmt die Kunst in Leipzig einen besonderen Platz ein. Anfangs
wurden die Erfolge "Hochschule für Graphik und Buchkunst" auf der III. Kunstausstellung in Dresden 1953
von der Kunstkritik positiv begrüßt, weil sie "Kunst als Erziehungsmittel" einsetzte, um den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft zu fördern. Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 wandelte sich diese Auffassung
ebenso wie die Bewertung ihrer Kunstäußerungen.
Die an der Leipziger "Hochschule für Graphik und Buchkunst" lehrenden Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke
und Bernhard Heisig wurden in den sechziger Jahren trotz großer formaler Unterschiede zu den Vätern der so
genannten (zweiten) "Leipziger Schule". Diese umfasst zum einen die manieristische und altmeisterliche
Malweise Werner Tübkes und seiner Schüler und zu anderen die sachliche, zu einem gewissen Neoverismus
tendierende Malerei der Künstler, die um 1972 in Leipzig in den Vordergrund drängten. Maler wie Ulrich Hachulla, Heinz Zander, Günter Glombitza, Doris Ziegler, Volker Stelzmann, Thomas Ziegler ließen sich von der
deutschen Romantik anregen und gingen von der Nüchternheit der Neuen Sachlichkeit aus.
Aber nicht nur die akribisch klare, genaue Wiedergabe des Gesehenen oder die erzählende Darstellung ihrer
Sujets zeichnete die Leipziger Künstler aus. Vor allem war es die Einstellung gegenüber der Realität, die sich
von Künstlern aus anderen Gegenden unterschied. Der Einfluss Max Klingers, dessen Kunstauffassung in
Leipzig noch lebendig war, oder die Nähe zur Buchkunst, deren Pflege in Leipzig lange Tradition hatte, führte
zu einer an Metaphern reichen, an Literatur und Philosophie orientierten Kunst.
In den siebziger Jahren wurde Leipzig durch die laute, schrille Art der Gestaltung, aber auch wegen der Themenwahl, die die ideologische Enge des verordneten sozialistischen Realismus zu überwinden trachteten, zu
einem künstlerischen Zentrum, das soziale und künstlerische Widersprüche deutlich machte. Landschaftsmalerei ist gegenüber dagegen immer schon in der Geschichte der Kunst als weniger bedeutsam angesehen
worden. Als eine stille Kunst spricht sie aber die Gefühle und Stimmungen der Menschen an.
Ein treffendes Beispiel für die oft angewandte klare Malweise bei gleichzeitiger Hintergründigkeit der Themenbehandlung ist das Gemälde "Warten" Heino Koschitzkis von 1983/84. In einer Schlange an der Bushaltestelle stehen – jeder für sich – Menschen und warten. Sie sind Vereinzelte wie die winterlichen Bäume im
Hintergrund. Die abendliche Stimmung des Himmels und des Schnees geben dem Ganzen etwas Poetisches.
Der Maler verzichtet entgegen der in Leipzig üblichen Erzählfreude auf Details und steigert durch seine fotorealistische Darstellung den Eindruck der Leere und des Wartens.
Unbehagen an den gesellschaftlichen Missständen wurde in Leipzig oft in kleinen Szenen oder erfundenen
Bildern versteckt. So versucht Wilfried Falkenthal in seiner "Kleinen Reisegesellschaft" von 1979 die Balance
zu halten zwischen bösem Humor und Kritik an den Reisemöglichkeiten der DDR-Bürger. Aber da er alles in
ein Kinderspiel verlegt, nimmt er dem Bild die kritische Schärfe.
Dresden: In Dresden lebte eine besondere bürgerliche Kultur weiter, die einen starken Rückhalt in den Museen fand. Die Pflege der Landschaftsmalerei hatte lange Tradition und ließ sich auch nicht durch die Kritik an
ihrer am Impressionismus und Expressionismus orientierten Farb- und Formgestaltung irritieren. Der pastose
Farbauftrag blieb von Theodor Rosenhauer bis Eberhard Göschel in der Dresdner Malerei präsent.
Die Altmeister Bernhard Kretzschmar, Ernst Hassebrauk, Curt Querner und Paul Michaelis können die Vielfalt
der Dresdner Malerei im Beeskower Archiv nicht repräsentieren, weisen aber auf die verschiedenen formalen
Anknüpfungspunkte der Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg hin. Anders als in Westdeutschland, wo sich
die Künstler nach dem Krieg an der internationalen Moderne orientierten und so den Weg zur abstrakten
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Kunst fanden, suchten die Künstler in der DDR, die durch die Politik auf eine gegenständliche Malerei verpflichtet wurden, Vorbilder und Anknüpfungsmöglichkeiten in der eigenen Tradition. So lebten formale Gestaltungsmittel vergangener Epochen weiter oder wieder auf, wurden abgewandelt oder bewusst zitiert. In Dresden wirkten der sozialkritische Verismus, expressionistische Stilmittel und die aus dem Impressionismus an
Farbe und Licht interessierte so genannte "Dresdner Schule" weiter, so dass Dresden als das traditionsreichste Zentrum der bildenden Kunst in der DDR gelten konnte.
Das lebendige Kunstleben in Dresden mit vielen Galerien (u. a. Galerie Mitte, Leonardi-Museum, Galerie
Kühl) und seine reiche Kunstproduktion zeigen diese Beispiele nur andeutungsweise, zumal die Kunstentwicklung sich in den siebziger und achtziger Jahren durch eine neue Künstlergeneration erweiterte und differenzierter wurde. Anders als in der „Leipziger Schule“ sind arbeiten viele Dresdner Künstler ganz „unliterarisch“ und ganz aus den Mitteln der Malerei empfunden.
Berlin: In Berlin spielte die Darstellung der Stadtlandschaft schon immer eine wichtige Rolle (z. B. Lesser
Ury, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Nagel). Für manche Künstler wurde sie zum wichtigsten Motiv. Ende der
fünfziger, Anfang der sechziger Jahre bildete sich in Berlin eine Malweise heraus, die über mehrere Jahrzehnte große Teile der Berliner Künstler prägte und die jeder auf seine Weise vervollkommnete bzw. verfeinerte.
Die erste Generation dieser so genannten "Berliner Schule" berief sich auf Cézanne und Courbet und entwickelte durch Vorbilder wie Werner Heldt, Carl Hofer oder Ernst Schroeder eine hohe Malkultur, die sich auf
das sinnlich Erlebte bezog. Harald Metzkes und Manfred Böttcher waren von ihrem Dresdner Lehrer Wilhelm
Lachnit geprägt und nutzten als Meisterschüler an der Akademie in Berlin wie andere auch die Möglichkeiten,
die Berlin vor dem Mauerbau boten. Das epische Theater Brechts beeindruckte die Künstler ebenso wie die
neorealistischen italienischen Filme von Fellini, Antonioni, Visconti, de Sica und auch französische Filme von
Chabrol, Cayatte und Clair.
Ende der fünfziger Jahre studierten Lothar und Christa Böhme wie auch Wolfgang Leber in Charlottenburg.
Trotz aller Unterschiede wuchs ein gemeinsames Weltgefühl, das voller Skepsis gegenüber dem verordneten
Optimismus des sozialistischen Realismus war. In der so genannten "Schwarzen Periode" entstanden Bilder,
deren Gemeinsamkeit nicht nur in der dunklen Farbigkeit, sondern mehr noch im strengen Bildaufbau begründet war.
Thomas Richters Gemälde von 1989 zeigt ebenfalls diese karge, von großen, aber durchaus malerisch gestalteten Flächen bestimmte Gestaltung. Hier wird durch den im Wasser stehenden Mann, eingezwängt zwischen Hügeln und Häusern, eine bedrückende Stimmung erzeugt.
Auch Roland Nicolaus stellt in seinem Bild "Natur als Ort der Erholung I" den Blick zu. Er baut an beiden Seiten Gegenstände auf, die den Ausblick auf die Segelboote nur in der Mitte erlauben. Es wirkt, 1988 gemalt,
wie eine Metapher für das den DDR-Bürgern in dieser Zeit immer stärker bewusst werdende eingeengte und
auf kleinen Raum beschränkte Leben.
Konrad Knebel gehört zu den Berliner Malern, deren Malkultur durch Verfeinerung des malerischzeichnerischen Ausdrucks charakterisiert ist. Das 1967 entstandene Gemälde "Mansfelder Landschaft" ist
eines seiner farbigsten Bilder. Schon hier beschränkt er sich auf Braun- und Grautöne. So schafft er eine
harmonische Stille, in die die graue Abraumhalde bedrohlich hineinwirkt. Seine Hauptmotive aber sind die
alten, bröckelnden Berliner Hausfassaden, in denen er Licht und Farbflecken findet und so eindrucksvolle
Zeitzeugnisse schafft, die eine hohe künstlerische Qualität ausstrahlen.
Dietrich Noßky, Friedrich-Wilhelm Fretwurst und Antje Fretwurst-Colberg gehörten zu einer Generation von
Berliner Malern, die bei Wolfgang Wegehaupt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald studiert
hatten. Das Besondere am Lehrer Wegehaupt war, dass er auf die individuelle Befindlichkeit seiner Schüler
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einging und bei ihnen einen lebendigen Prozess der künstlerischen Anschauung in Gang setzte. Das führte
dazu, dass die jungen Menschen, die eigentlich Lehrer werden sollten, sich zu einem Leben als Künstler
entschlossen. Wegehaupts Pädagogik prägte eine Generation von Künstlern und sie prägte die Kunst im
Ostteil der Stadt, denn die meisten Schüler studierten in Berlin an der Kunsthochschule in Weißensee und
waren später selbst Kunstdozenten. In der nächsten Generation waren es Sabine Herrmann, Roland Nicolaus, Thomas Richter, Michael Augustinski, Michael Hegewald.
Die als „Berliner Schule“ bezeichnete Malweise, bei der Motive aus dem prosaischen Alltag wie Stadtlandschaften, Stillleben, Interieurs und Figürliches als Vor-Ort-Erlebtes betont malerisch umgesetzt und nicht
nachgeahmt werden, war Wegehaupts „Schule des Sehens“. Die Berliner Stadtlandschaften des Kunstarchivs
Beeskow bieten dem Betrachter immer mehr, als auf den ersten Blick zu sehen ist. Die Stadtlandschaft mit
Ansichten auf Menschen und Häusern war für viele Künstler zugleich Rückzugsraum und Beschreibung des
eigenen Standpunktes – der Grundhaltung zur Gesellschaft.
Die Vielfalt Berliner Künstlerhandschriften lässt sich selbstverständlich nicht auf die so genannte "Berliner
Schule" beschränken, Beispiele anderer Gestaltungsweisen finden sich auch in der Beeskower Sammlung.
Das Aufbaupathos im Berlin der fünfziger Jahre versuchte Bruno Reinhold 1951 im Bild "FDJ baut ein Stadion
Cantianstraße" einzufangen, ähnlich wie Fritz Duda noch 1965 mit seinem Bild "Baustelle Hans-LochStraße/Volkradstraße, Berlin". Unter einem blauen Himmel, der an die Farbigkeit des 1955 von Bernhard
Kretzschmar gemalten Stalinstadtbildes erinnert, blickt der Betrachter in das Halbrund der Baustelle. Heller,
gelber Sand und weiße Stadionmauern oder Neubauten sollen eine frohe, unbeschwerte Zukunft voraussagen. Besonders umfangreich im Bestand des Kunstarchivs sind in dieser Tradition gefertigten staatsnahen
Bildwerke mit repräsentativen Plätzen der Hauptstadt der DDR, die noch bis in die achtziger Jahre hinein am
Pathos eines besseren Deutschlands festhalten, wie beispielsweise bei Fritz Fröhlich, Günter Brendel, Dietrich Kaufmann, Wilhelm Schmidt, Walter Womacka.
Berlin zog viele Künstler an, weil das geistige Klima der Stadt offener war als sonst in der DDR und die Austauschmöglichkeiten untereinander, aber auch mit Ausländern und Westdeutschen (Tagesvisa durch die
Ostverträge) größer als anderswo. So existierten ganz unterschiedliche künstlerische Handschriften nebeneinander.
Mecklenburg-Vorpommern: Mecklenburg wurde 1952 in die drei Nordbezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg geteilt. Die Kulturlandschaft des Bezirkes Rostock umfasste nun die Städte mit der Werftindustrie und den Häfen, die Küstenregionen und die Inseln an der Ostsee. In der bildenden Kunst blieb die Landschaft traditionell der wichtigste Bezugspunkt – sie stand für Zivilisationsflucht, Anti-Moderne oder Gesellschaftskritik.
Im Nordosten der Region wirkte die Ernst-Moritz-Arndt-Universität, die Kunsterzieher ausbildete, auf viele
Künstler Aber vor allem der Maler Otto Niemeyer-Holstein war eine Instanz, die Einfluss ausübte, so dass
sich auf Usedom, wo er sich 1933 niedergelassen hatte, mehrere Künstler ansiedelten. Tom Beyer lebte seit
1935 auf der Insel Rügen und zog 1952 mit seiner Familie nach Stralsund. Seine Hauptmotive waren Meer
und Strand, Hafen und Werft. Zu Beginn der sechziger Jahre hatte Tom Beyer seinen unverwechselbaren Stil
ausgeprägt. Die farbenreichen und optimistischen Bilder in Aquarell und Öl scheinen meist impulsiv und ohne
Zaudern aufs Blatt oder die Leinwand gebracht.
In der offiziellen Kunstkritik der DDR wurde immer wieder die Frage gestellt, was denn außer Landschaften,
Stillleben und Blumenbildern noch in den Ateliers der Maler im Norden entstehen würde. Tatsächlich waren
es gerade die Abgeschiedenheit und die Ruhe, die die Künstler im Norden suchten. Nicht die Industrie, sondern die Natur war die Quelle ihrer Inspiration, und das passte nicht ins Fortschrittsprogramm der Kulturpolitik.
Doch die Künstler führten kein Inseldasein. Maler wie Otto Niemeyer-Holstein auf Usedom hatten eigene
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Gesprächs- und Freundeskreise geschaffen und waren Förderer für die junge heranwachsende Künstlergeneration in der DDR.
Carl Hinrichs gehört einer älteren Generation an. Er wohnte in Schwerin, der einzigen Stadt im Norden mit
einer musealen Tradition. Die Großherzöge Mecklenburgs hatten vor allem niederländische Kunst gesammelt,
also auch Landschaftsmalerei, die das Wirken der Künstler sicher beeinflusste. In Hinrichs’ "Gewitterlandschaft" von 1976 empfindet der Betrachter die Weite des Landes, die Dunkelheit der Gewitterstimmung, aber
auch ein helles Glänzen auf dem Wasser, das das Vorübergehende des Unwetters ahnen lässt. Das Gemälde "Am Lankower See" von 1978 führt den Blick durch zwei Kopfweiden auf den zugefrorenen See hinaus bis
ans ferne Ufer. Die traditionelle Landschaftsmalerei, die in ihrer Verhaltenheit niemand provozierte, ließ ihn
zum Altmeister der Schweriner Malerei werden.
Brandenburg: Die Künstler der ehemaligen Bezirken Potsdam, Frankfurt/Oder und Cottbus kamen meist aus
Berlin (Kunsthochschule Weißensee) oder Dresden (besonders in der Lausitz). Ähnlich wie in Mecklenburg
reizte die Künstler die Darstellung der weiten Landschaft, mit dem sich darüber wölbenden Himmel oder einem hohen Horizont, die Ruhe und Beschaulichkeit vermitteln. Dem entsprechen die 1984 von Günter Neubauer geschaffene "Baumblüte in der Obstplantage" oder seine 1984 "Überschwemmte Oderlandschaft".
1967 wurde Günter Neubauer von der Kunsthochschule in Dresden exmatrikuliert, weil er in einer Collage
eine Tageszeitung doppeldeutig abgebildet hatte. In Berlin-Weißensee konnte er sein Studium fortführen und
fand in Rosengarten/Frankfurt (Oder) einen Wohnsitz, wo er in einem ehemaligen Gutshaus fortan lebte und
arbeitete. Natur und Landschaft, Licht und Wasser, deren Gestaltwandel im Kommen und Gehen der Jahreszeiten waren das Motiv, weshalb der Maler auf diesem märkischen Flecken blieb.
Noch deutlicher zeigen Tagebau und Industrielandschaften die Veränderungen besonders in der Lausitz, die
sich durch den Braunkohleabbau und große Kraftwerksbauten ständig wandelten. Das war es, was die Auftraggeber fortan auch im Genre der Landschaftsmalerei zu erblicken wünschten: im Angesicht der neuen
Wirklichkeit des Landes gewonnene ikonische Belegstücke, die das anthropozentrische Emporrecken, das
sieghafte Behaupten von weltgeschichtlicher Größe herrschaftsmotivisch darstellten. Bilder menschlich angeeigneter Landschaft, die allein diesen einen Wunsch nach getreulicher Abbildung der volkswirtschaftlichen
Großtaten erfüllten und sich der ebenso schweren wie humanistischen Zwecken gewidmeten Arbeit an der
Natur zuwandten, finden sich heute in allen Sammlungen von DDR-Kunst im Lande. Unfreiwillig sprechen sie
wie Karl-Heinz Kummers Gouachen aus dem Tagebau mitunter von dem hilflosen und letztlich erfolglosen
Bemühen des Künstlers, in Konfrontation mit der riesigen klaffenden Erdwunde, die Erwartungen einer optimistischen Sicht auf die gewaltsamen Vorgänge zu erfüllen.
So prägten nicht nur die künstlerischen Handschriften eine Kunstlandschaft, sondern das Bild einer Region,
das der Künstler vorfindet, bestimmt deren Eigenart.
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2. 2. „Reisebilder“ – Thema der ersten Sonderausstellung
Unter dem Titel „Reisebilder“ werden Impressionen verschiedener Künstler von Reisen ins Ausland gezeigt,
die in den 1950er bis 1980er Jahren entstanden sind. Auslandsreisen waren für Künstler in der DDR nicht
selbstverständlich. Den politischen Gegebenheiten geschuldet waren traditionellen Ziele wie z.B. Italien nur
für wenige Künstler möglich. Dafür gab es von offizieller Seite Angebote für Reisen in die Länder des ehemaligen Ostblocks, zu denen bis zum Ende des Ost-West-Konfliktes neben der Sowjetunion die Staaten Mittelund Osteuropas (Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Bulgarien) zählten, und die sozialistischen Länder in Afrika und Asien, wie z.B. Ägypten, die Mongolei und Vietnam. Die Berührung mit fremden
Kulturen und beeindruckenden Landschaften bot zahlreiche Ansatzpunkte für die künstlerische Auseinandersetzung außerhalb des gewohnten Umfeldes. So stießen auch meist zentral organisierte und finanzierte Studienreisen sowie Reisen mit offiziellem Auftrag auf großes Interesse, auch wenn sie mitunter wenig Freiraum
für eigene Erkundungen boten. Aber auch private Reisen brachten meist interessante künstlerische Ergebnisse.
Wer reisen durfte und gereist ist, in welcher Weise sich die besonderen Rahmenbedingungen der Reisen auf
ihre künstlerischen Ergebnisse auswirkten, ob diese unterwegs oder erst später zu Hause im Atelier entstanden, welches Bild sie vom Gastland vermitteln, für welches Publikum die Reiseimpressionen gedacht waren,
welche künstlerische Bedeutung sie haben und wie sie in den Bestand des Kunstarchivs Beeskow gelangten,
sind nur einige der Fragen, die in der Ausstellung interessieren werden.
Neben der Präsentation der Kunstwerke aus den 60er bis 80er Jahren werden auch vergleichbare Texte über
die Studienreisen, ihren Hintergründen und weiteren künstlerischen Ergebnissen veröffentlicht. Dabei wird
auch gefragt, inwieweit die Reiseerlebnisse, die Routine der Wahrnehmungen und Handlungen des Künstlers
beeinflusst hat. In der Ausstellung sind es die konkreten Reisen hinter den Kunstwerken, die zu einer vielschichtigen Annäherung an das Thema führen, ohne dass der Anspruch erhoben wird, vollständig zu sein.
Reisebeispiele
Indien: Karl-Erich Müller (1917 - 1998) reiste 1966 durch Indien und Sibirien. 1968 erfolgte ein zweiter Aufenthalt in Indien. Die Indienreisen führten bei dem Maler, der vor allem mit grafischen Illustrationen für alle großen Verlage der DDR arbeitete, zu einer ästhetischen Verdichtung von malerischem und gesellschaftlichem
Anliegen. 1969 wurden die Ergebnisse beider Reisen in der Lalit-Kala-Akademie in Neu-Dehli in einer Ausstellung gezeigt. Sie wandert bis 1970 noch nach Hyderbad, Madras, Kalkutta, Bombay und Benares. Müller
verband eine enge Freundschaft mit dem Schriftsteller Richard Christ, der wie Karl-Erich Müller mehrfach
durch Indien gereist war. 1985 steuerte der Maler zu dessen Buch „Mein Indien“ seine eigenen Skizzen bei.
Bratsk: Wolfgang Frankenstein (geb. 1918) gehörte 1966 zur ersten offiziellen Künstlerdelegation der DDR,
die in Vorbereitung auf den 50. Jahrestag der „Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ durch die Sowjetunion reiste. Im ostsibirischen Irkutsk hielt sich die Delegation längere Zeit am gigantischen Bau des Staudamms auf. Diese Studienreise und eine weitere 1967 waren von großer Bedeutung für seine künstlerische
Entwicklung. Die scheinbar unendliche Weite der Landschaft erforderte vom Künstler ein Umdenken seiner
bisher erlebten räumlichen Dimensionen. Angesichts dieser gewaltigen Landschaft erschien es ihm aber auch
wichtig, sinnbildhafte Bezüge zu dessen Geschichte aufzuzeigen. In seinen Reisebildern ist die Farbe Rot der
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Stimmungsträger. Sie verkörpert zugleich einen tiefen Symbolgehalt. Frankenstein hatte mit diesen Reisen
nicht nur die Landschaft sondern auch die Farben neu entdeckt. Allerdings finden diese Reisen im Jahre 2000
in seinen biografischen Angaben keine Erwähnung, sondern nur eine Studienreise 1953 durch Italien und
Studienreisen 1970 und 1974 in Länder Lateinamerikas.
Alexandrowka: Der Leipziger Maler Rainer Herold (geb. 1940) nahm jede Gelegenheit zu Reisen in die sozialistischen Länder wahr. Seit 1959 war er 20 Mal in der Sowjetunion – in Bratsk, Irkutsk, Moskau, Leningrad,
Taschkent und Samarkant. 1976 wohnte er acht Wochen lang in Alexandrowka an der Drushba-Trasse, wo er
Landschaft und Menschen in zahlreichen Zeichnungen und Fotos festhielt: „Die Fotos helfen mir, die Erinnerungen wachzuhalten. Dinge, die mir am Anfang nicht bedeutend erschienen, treten plötzlich wieder hervor.“
(Reiner Herold: Neue Berliner Illustrierte, Heft 32, Berlin 1982, S. 25) Rainer Herold beobachtete die Trassenbauer beim Baumschlagen, beim Transportieren der Rohre, beim Schweißen. Schwere Technik und weite
Landschaft waren für den bildenden Künstler ebenso Motive wie der unpathetische Alltag der Trassenbauer.
Die Ausstellung zeigt 50 Gemälde unter anderem von Gerhard Bondzin, Fritz Duda, Fritz Eisel, Lutz Friedel,
Ulrich Hachulla, Konrad Knebel, Frank Ruddigkeit, Siegfried Schümann, Lutz Voigtmann, Bernt Wilke, Winfried Wolk, Walter Womacka, Thomas Ziegler.
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3.
Bildkatalog Kunstarchiv Beeskow
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4.
Eckpunkte zum touristischen Konzept
Die Konzeption der Galerie Bilderstreit im Schloss Biesdorf ist als überregionales Besucher- und Touristenmagnet im Berliner Osten konzipiert. Es orientiert sich an der Bestands- und Wettbewerbsanalyse sowie dem
Leitbild und Maßnahmekatalog des Tourismuskonzeptes vom Bezirk Marzahn-Hellersdorf vom Dezember
2007. 4
Darin wird deutlich, dass das touristische Selbstverständnis des Bezirkes aufgrund der vielfältigen Gärten und
Parks zu großen Teilen auf das Vorhandensein attraktiver Naherholungs- und Ausflugsangeboten basiert.
Sehenswürdigkeiten dieser Art sind z.B. die Gärten der Welt im Erholungspark Marzahn, das Gutshaus
Mahlsdorf mit Gründerzeitmuseum, die Angerdörfer Alt-Marzahn mit Bockwindmühle und Kaulsdorf oder das
Denkmalensemble Wilhelm Griesinger Krankenhaus und Park. Das Denkmalensemble Schloss Biesdorf und
Park hat sich bisher in dieses Selbstverständnis eingeordnet.
Bei der erfolgreichen Etablierung der Galerie Bilderstreit muss nun allerdings eine andere touristische Strategie verfolgt werden, bei der vielmehr die Kunst als Medium der Vergangenheits- und Gegenwartsbearbeitung
im Mittelpunkt steht und Anknüpfungspunkte zu vergleichbaren Sammlungen, Depots oder musealen Orten
den Vorrang haben. Innerhalb des Bezirkes wäre das auf jeden Fall die Museumswohnung WBS 70, die als
touristische Sehenswürdigkeit inhaltlich mit den Ausstellungen der Galerie kooperieren könnte.
Die Galerie befindet sich mit 12 km Entfernung zum Zentrum Berlins in einer Randlage. Allerdings bestehen
sehr gute Verkehrsverbindungen sowohl für den privaten als auch den öffentlichen Nahverkehr. In unmittelbarer Nähe befinden sich mit weniger als acht Minuten Fußweg Haltestellen von der U- und S-Bahn sowie Busund Straßenbahnhaltestellen. Park und Schloss Biesdorf liegen direkt an der B1/B5, auch durchkreuzen
mehrere Radwege die Gegend.
Positionierungsthemen der Galerie Bilderstreit
Ausgangspunkt erfolgreicher Öffentlichkeitsarbeit ist in jedem Fall eine klare institutionelle Identität, basierend
auf dem Leitmotiv der Galerie Bilderstreit. Darin muss das Veranstaltungsprofil erkennbar sein und sich die
Zielgruppen mit ihren Interessen und Bedürfnissen indirekt angesprochen fühlen. Natürlich geht es auch darum, sich im Wettbewerbsumfeld genügend Vorteile zu verschaffen.
Leitmotive sind: Der Bestand des Kunstarchivs Beeskow im Besonderen, die Sonderrolle der Künste im
staatssozialistischen Projekt und die Geschichte und Gegenwart der gegenständlichen Malerei.
Zwei Zusatznutzen sind hervorzuheben:
1. Die Weiterführung von regionalen Kulturangeboten ist ein wichtiger Baustein, um nachhaltig für den Ort
und deren wechselvolle Geschichte zu sensibilisieren, Hoffnungen zu wecken und die Wahrnehmung im
Bezirk positiv zu besetzen. Bewährte Veranstaltungen, wie klassische Sonntagskonzerte, die Reihe „Biesdorfer Konzerte“, Lesungen und geschichtliche und heimatgeschichtliche Vorträge bilden den Grundpfeiler für die
nachhaltige Anbindung der Menschen vor Ort.
Gesamtkonzeption zur Entwicklung des Tourismus im Bezirk Marzahn-Hellersdorf von Berlin, Endbericht, Lorenz Tourismusberatung
Berlin, 6.12. 2007. Siehe auch Beschlussfassung Nr. 613/III des Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin, Abt. WirtTiefBürgOrd,
WiFö 6, 14.10.2008.
4
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2. Das Erlebnis vom Denkmalensemble Schloss und Park sowie die Möglichkeit des entspannten Verweilens
im Restaurant und einer gemütlichen Atmosphäre bei Kaffee und Kuchen auf der sonnenreichen Terrasse mit
Blick in den Park.
Zielgruppen der Galerie Bilderstreit
Entsprechend der Tourismuskonzeption des Bezirkes kann die Arbeit der Galerie auf folgende Zielgruppen
(sortiert nach Wichtigkeit) ausgerichtet werden:
1. Kultururlauber haben überdurchschnittliche Bildung und oft gute Einkommen, wobei hier zwischen Besuchern von Kulturevents und Ausstellungsreisenden bzw. Studien- und Besichtigungsreisenden unterschieden
wird. Kultururlauber werden durchaus mehrmals die Galerie besuchen, sofern es einen neuen Anlass gibt.
Detaillierte Informationen, klare und anspruchsvolle Kommunikation, zu der auch ein ansprechendes Corporate Design gehört, sind wichtige Faktoren, die den Kultururlauber überzeugen. Zugleich sind sie wichtige Multiplikatoren.
2. Busreisende verschiedener Herkunft und unterschiedlichen Alters sind aufgrund des abgelegenen Standortes von ausgesprochen wichtiger Bedeutung für die touristische Vermarktung. Die Konzentration auf Busreisende ergibt sich aus der günstigen Anfahrtsstrecke vom Berliner Stadtzentrum und den ohnehin schon praktizierten thematischen Busreisen in Berlin. Entsprechende Kooperationen mit Reiseveranstaltern werden
oberste Priorität haben. (Zugänglichkeit /Parkmöglichkeiten)
3. Aktivurlauber, die mit Rad, Inline-Skates oder beim Wandern auch historische Orte am Wege und Ausstellungen als gute Möglichkeit zum Verweilen ansteuern, gehören vor allem in den wärmeren Jahreszeiten zu
einer wichtigen Zielgruppe. Absolut zwingend ist die Aufnahme der Galerie Bilderstreit in Wander- und Radfahrrouten mit ausdrücklichem Hinweis auf das Café mit Terrasse in dieser sonst unwirtlichen Gegend. Entsprechend länger sind auch die Öffnungszeiten von Galerie und Café von April bis September.
3. Regelmäßig wiederkehrende Besucher werden meist aus Berlin, sowohl aus dem Stadtbezirk MarzahnHellersdorf als auch aus anderen Berliner Bezirken, und aus Brandenburg kommen, wenn der Service in der
Galerie und im Restaurant höchst professionell abläuft und auf individuelle Wünsche eingegangen werden
kann. Entsprechend bildet diese Zielgruppe auch das Potential für die Initiierung eines Freundeskreises.
4. Schulklassen und Lehrer stellen eine spezielle Zielgruppe im Bereich der Bildungsangebote dar.
Veranstaltungen der Galerie Bilderstreit
Zur dauerhaften Etablierung der Galerie Bilderstreit sind kontinuierlich durchgeführte Veranstaltungen notwendig, so dass regelmäßig Anlässe zur öffentlichen Wahrnehmung des Ortes geschaffen und ein Stammpublikum sowie verlässliche Partner in der Tourismusbranche aber auch Sponsoren gewonnen werden.
Solche regelmäßige Angebote / Termine sind:
- Jahresprogramm (Themenjahr) mit mindestens drei Ausstellungseröffnungen
- thematische Führungen in der Galerie Bilderstreit, in der Villa und dem Park
- monatliche Konzerte und Kunstmärkte
- Kunstauktionen in der Galerie zu Ostern und zu Weihnachten
Zum einen ist das Programm als Teil des Veranstaltungsmarketings auf Bezirksebene zu planen und zu
kommunizieren. Das heißt, das jährliche Veranstaltungsangebot der Galerie Bilderstreit gehört ebenso zum
Jahresprogramm aller wichtiger Kultureinrichtungen des Bezirkes integriert, wie mit dem Freizeitforum Mahr-
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zahn, dem Kulturforum Hellersdorf, dem Ausstellungszentrum PYRAMIDE, Galerie M, die Parkbühne Biesdorf
und das ORWO Haus, wird in diesem Kontext aber regional kommuniziert.
Zum anderen wird das Veranstaltungsprogramm überregional vermarktet, wobei die Schwerpunkte des Berlin-Tourismus im Vordergrund stehen (Kartenverbund / Kombitickets / Kooperationen bei Kulturtouren). Dazu
gehören vergleichbare Galerieprogramme, Angebote der Museumspädagogik oder Events wie die Lange
Nacht der Museen.
Öffentlichkeitsarbeit
Bei Öffentlichkeitsarbeit, Ausstellungswerbung, inklusive Veranstaltungen sowie Pressearbeit und dem Besucherservice sollte eine besucherorientierte Denkhaltung dominieren. In diesem Sinne werden auch das Angebotsspektrum und der museumspädagogische Bereich gestaltet. Entsprechend müssen die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit und Werbung mit einem vergleichsweise hohen Budget ausgestattet sein.
Öffnungszeiten April bis September:
Oktober bis März:
Öffentliche Führungen:
Eintrittspreis
Di – So: 10 – 20 Uhr
Di – So: 10 – 18 Uhr
jeden 1. Sonntag im Monat, 15.00 Uhr /
Führungen auf Anmeldung
5 Euro / ermäßigt 3 Euro
freier Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre, in die Dauerausstellung jede Donnerstag vier Stunden vor der regulären Schließung sowie in die Bibliothek
Besucherzahlen
Die Besucher des Schlosses und des Parks sind seit 1990 regelmäßig erfasst worden.
- im Zeitraum von 1990 bis 2000 zählte das Denkmalensemble jährlich rund 51.000 Besucher
- im Zeitraum von 2001 bis 2006 zählte das Denkmalensemble jährlich rund 110.000 Besucher
- für den Zeitraum 2007 bis 2010 werden pro Jahr ca. 130.000 Besucher geschätzt und
- nach 2010 sogar 160.000 Besucher prognostiziert
Die Besucherzahlen der Galerie Bilderstreit, sollten trotz der sehr zuversichtlich geschätzten Werte für das
Denkmalensemble, also inklusive der Parkbesucher, etwas geringer angesetzt werden. Die Galerie muss sich
erst etablieren und ein touristisches Netz entsprechend aufgebaut und gepflegt werden. Aus Erfahrungen mit
anderen Projekten dieser Art, sollte von folgenden Besucherzahlen ausgegangen werden:
- 1. Jahr, 30.000 Besucher (tägl.100)
- 2. Jahr, 45.000 Besucher (tägl. 160)
- 3. Jahr, 60.000 Besucher (tägl. 200) mindestens fünf Busreisegruppen am Tag.
Corporate Design
Das Image ist für die Galerie Bilderstreit ein wichtigerer Faktor beim Thema Besuchergewinnung. Ein positives, starkes und eigenständiges Image entsteht nur durch einen konstanten, auf die Galerie abgestimmten
visuellen Auftritt. Dieser sollte sich assoziativ auf folgende Inhalte beziehen: auf die Architektur des Schlosses
Biesdorf, die Kunstausstellungen und den Bilderstreit. Schon das Galerie-Signet soll auf diesen Grundlagen
aufbauen. Dabei wird empfohlen, mit dem Oktogon als Zentralraum des Schlosses zu arbeiten. Das Zeichen
wird sich konsequent durch alle Medien ziehen. Sonderausstellungen und weiteren Angeboten werden durch
individuell entwickelte Plakatserien kommuniziert. Weitere Medien, auf denen Leitinhalte und Signet erscheinen: Internetauftritt , Programmheft, Einladungskarten, Tickets, Anzeigen, Beschilderung im Schloss, Wegeführung.
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5.
Nutzungskonzeption im Kontext der baulichen Veränderungen
Die baulichen Veränderungen am Schloss Biesdorf umfassen neben der Wiederherstellung des Obergeschosses und der Grundsanierung des Hauses vor allem einen funktionsgerechten Ausbau aller Räume, um
eine dauerhafte und mehrteilige Auslastung der Flächen sicherzustellen. In einem Gutachterverfahren zur
„Wiederherstellung des Obergeschosses und Grundsanierung Keller- und Erdgeschoss“ wurde 2005 der
gegenwärtige Zustand des Hauses in den Kontext einer inhaltlichen Neuausrichtung gestellt. 5 In einer weiteren Planungsphase erfolgte eine Präzisierung hinsichtlich einer künftigen Nutzung als Kunst-Galerie zur Präsentation von Kunstwerken aus dem Kunstarchiv Beeskow.
Grundidee der Wiederaufbau- und Umbaumaßnahmen ist die Schaffung von optimalen Ausstellungsmöglichkeiten, um den Kunstbestand aus Beeskow der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich zu machen. Das Aufeinandertreffen von diesem historisch einmaligen Kunstbestand auf der einen und dem geschichtsträchtigen
herrschaftlichen Villenbau, dem Schloss Biesdorf, auf der anderen Seite erscheint zunächst ungewöhnlich.
Unstrittig ist aber, dass die Architektur der Villa erst mit dem Ausbau zur Galerie in viel stärkerem Maße zur
Wirkung gelangt und erst mit der ständigen Ausstellung der Kunstwerke in diesen repräsentativen Räumen
die imagebildenden Potentiale des Kunstbestandes wirkungsvoll ausgeschöpft werden.
Nach dem funktionsgerechten Ausbau des Hauses soll jeder Besucher das Gefühl haben, sich in einem Gesamtkomplex zu bewegen. Das zurzeit noch vorherrschende Prinzip von geschlossenen und kleinteiligen
Räumen wird durch offene Rundgänge und weitreichende Sichtachsen nach allen Richtungen komplett umgestellt. Neben der Funktionalität der Umbauten soll sich der Kontakt zur Geschichte des Hauses an verschiedenen Punkten auf differenzierte Weise immer wieder herstellen.
In der Raumnutzungsplanung erfolgt eine klare Abgrenzung von überregionaler Galerietätigkeit, Restauration
und regionaler Kulturarbeit, so dass die Abtrennung zu Räumen mit freiem Zutritt gewährleistet ist. Gleichzeitig ist eine begrenzte multifunktionale Nutzung von Räumen im EG und 1. OG möglich (z.B. Vorträge, Konzerte, Erzählsalon), soweit die konservatorischen und materiellen Auflagen zur Sicherung der Kunstwerke eingehalten werden (u.a. Höhe der Temperatur und konstante Luftfeuchtigkeit im Raum).
Der größte Anteil der finanziellen Mittel wird in den denkmalgerechten Wiederaufbau des Obergeschosses
und dessen Neugestaltung zu einer Galerie fließen. Ein weiterer Investitionsschwerpunkt ist der Umbau des
vorhandenen Erdgeschosses, insbesondere die Neugestaltung vom Eingangsbereich, die Einrichtung von
Sonderausstellungsräumen und eines Restaurants mit Vorbereitungsküche. Der dritte Schwerpunkt ist die
Wiederherstellung des Dachgeschosses mit Arbeitsräumen.
Die wichtigsten baulichen Maßnahmen sind:
- Umbau des Erdgeschosses mit repräsentativer Eingangshalle, Sonderausstellungsräumen, GalerieRestaurant und Café, Bibliothek und Gartenfoyer
- Wiederaufbau des Obergeschosses mit Ausstellungssälen
- Wiederaufbau des Dachgeschosses mit Werkstatt und Arbeitsräumen
- Ausbau des Souterrain: Einrichtung von Seminar- und Vortragsräumen, Restaurantküche, technische Räume für Wasser, Heizung und Elektrik, Lager und Büros
- Anlage eines alle Geschosse verbindenden Treppenaufganges
- Einrichtung behindertengerechter Aufgänge / Aufzug
5 Vgl.: Schloss Biesdorf, Gutachterverfahren 2004: Planungsgutachten Prof. Dr. Wolf R. Eisentraut, Architekt BDA (2. Fassung 2005)
sowie Planungsgutachten Architekturbüro BASD, Westphal und Schlotter (Februar 2005)
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Erdgeschoss
Empfangshalle, Kasse, Information, Galerie-Shop
Durch die behutsame Entfernung von Einbauten und die Wiederherstellung eines Ensembles von miteinander
verbundenen Räumen soll die derzeitig geschlossene und kleinteilig wirkende Struktur im Eingangsbereich
aufgehoben werden. Die Herstellung einer hallenartigen Eingangsituation ist Voraussetzung dafür, dass die
Besucher beim Betreten des Schosses das gestalterische Prinzip des Hauses sofort erfassen und einen ersten Eindruck vom Galeriekonzept erhalten: Das Schloss ist die Galerie und die Galerie ist das Schloss. Hier
können sich die neuen Besucher über die Ausstellungen und Angebote im Haus orientieren. Garderobe, Kasse mit Galerie-Shop, Aufgänge zu den Galerie- und Ausstellungsräumen und die Orte zum Verweilen kommen ihnen visuell und räumlich entgegen.
Mit der umgebauten Eingangshalle wird auch das Oktogon in seiner ganzen Erscheinung wieder erlebbar und
seine Funktion als Zentralraum gestärkt. Das architektonische Herzstück des Hauses wird zugleich der Ort
sein, an dem mit Darstellungen zur Geschichte des Hauses eine Würdigung der Architekten Martin Gropius
und Heino Schmieden erfolgt.
Insgesamt wird den Aufgängen zu allen Geschossen des Hauses eine besondere Aufmerksamkeit beigemessen. Die bisherige kleine Treppe kann den Bedürfnissen größerer Besuchergruppen, wie sie für den Galeriebetrieb zu erwarten sind, nicht gerecht werden. Der Einbau einer symmetrisch verlaufenden Treppenanlage 6
greift die Großzügigkeit der Eingangshalle auf, bietet genügend Raum, um die Architektur auf sich wirken zu
lassen und sich in dieser erhabenen Stimmung den Kunstwerken zuzuwenden.
Sonderausstellungen im Kontext der Galerie
Bereits im Erdgeschoss können die Besucher die erste Ausstellung besuchen – unabhängig davon, ob sie
auch die oberen Galerieräume besichtigen wollen. Die hier gezeigten thematischen Ausstellungen bzw. Einzelausstellungen von Künstlern sind inhaltlich abgeschlossen, stehen aber im unmittelbaren Kontext zur Bilder-Galerie aus dem Kunstarchiv Beeskow. Auf ca. 130 qm, die sich an der Nordseite über zwei ineinander
übergehende Räume erstrecken, werden Kunstwerke im ständigen Wechsel gezeigt und zugleich zeitgeschichtliche und kulturhistorische Zusammenhänge dargestellt. Zusätzlich können Kunstwerke an der Fensterfront z.B. an Stellwänden oder in Vitrinen präsentiert werden. Dafür ist die Schaffung eines Ausstellungssystems, von der Hängetechnik, über Beleuchtung und bis hin zu Wechselrahmen für die Ausstellungstexte
erforderlich.
Galerie-Restaurant, Bibliothek, Gartenfoyer
Das Prinzip des Erdgeschosses heißt „Ankommen und Verweilen“. So schnell gibt das Haus seine Gäste
nicht wieder her. Überrascht von den Raumfolgen und Durchlässen wird beim Besucher die Neugierde nach
weiteren Entdeckungen geweckt. Ein frei zugängliches Galerie-Restaurant in der Südloggia, das bei schönem
Wetter auch Sitzmöglichkeiten auf der Terrasse bietet, und eine Bibliothek mit Ausstellungskatalogen und
Büchern für alle Altersgruppen sollen ebenso Gründe zum Kommen und längeren Verweilen bieten. Wer sich
auf den Weg nach Biesdorf gemacht hat – Touristen, Studentengruppen oder Familien aus anderen Stadtbezirken, wird ebenso mit Kaffee und Kuchen, einer gemütlichen Atmosphäre auf der Terrasse belohnt. Hier
befindet sich der Besucher auf der Sonnenseite des Hauses. Vom Gartenfoyer, in dem ebenso Kunstwerke
gezeigt werden können, führt der Blick des Besuchers entlang an der breiten repräsentativen Treppe weit in
die landschaftlichen Flächen des Gartendenkmals hinein.
6
Vgl.: Schloss Biesdorf, Gutachterverfahren 2004
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Das Restaurant wird über den ganzen Tag feine Speisen anbieten, damit die Gäste während der verschiedenen Ausstellungsbesuche innehalten und sich ausruhen können. Restaurant und Bibliothek werden auch von
Spaziergängern und Besuchern des Parks genutzt, die in Ruhe zu einem Cappuccino ihre Zeitung lesen bzw.
entspannt bei einem Frühstück den Tag beginnen möchten. Ebenso lässt sich das Restaurant mit seiner
Vorbereitungsküche für Veranstaltungen der Galerie nutzen. Die Einrichtung der Restauration wird sich an der
Gesamtkonzeption des Hauses orientieren. Die farbliche Gestaltung und die Auswahl der Möbel werden
ganzheitlich in das Objekt eingefügt.
Obergeschoss
Großer Saal
Das einstige Obergeschoss wird denkmalgerecht wieder aufgebaut. Ursprünglich bestand dieser Teil des
Hauses aus nicht öffentlichen Wohnräumen. Mit dem Wiederaufbau wird genau das Gegenteil angestrebt und
viel Durchlässigkeit und Transparenz hergestellt. Geht es im Erdgeschoss noch um das Ankommen und Verweilen, lautet das Prinzip im Obergeschoss „Lustwandeln“ in einer ruhigen und erhabenen Atmosphäre. Der
Besucher kommt über den Treppenaufgang ins Obergeschoß und erfasst sofort die gesamte Raumstruktur.
Wieder zieht das Oktogon magisch an und schon befindet sich der Besucher im großen Saal an der Ostseite,
von dem nach beiden Seiten jeweils ein galerieähnlicher Quersaal zurück zum Oktogon führt. Auf rund 300
qm werden hier die meist großformatigen Bilder aus dem Kunstarchiv Beeskow gezeigt. Abgesehen von
Treppenaufgang und sanitären Räumen lässt die Raumstruktur einen Rundgang nach allen Seiten und damit
eine umfangreiche Präsentation zu. Die Gliederung der Räume erlaubt die Hängung von großformatigen
Bildern und Grafiken aber auch die Ausstellung von Kleinskulpturen. Der große Saal an der Ostseite ist mit
seinen ca. 100 qm so konzipiert, dass in der Ausstellung auch Veranstaltungen, wie Konzerte, Lesungen oder
Auktionen mit einer Kapazität von rund 100 Sitzplätzen stattfinden können. Der Galerie sind zwei Terrassen
vorgelagert, die temporär für Ausstellungen und Führungen genutzt werden und wo die Besucher das Ensemble Schloss und Park wahrnehmen können.
Skulpturensaal
Der südliche Quersaal führt direkt zu einem rund 80 qm großen, fast quadratischen Ausstellungskabinett, das
auch einen separaten Eingang vom Treppenaufgang hat. Hier stehen nicht die Kunsthängungen im Mittelpunkt, sondern frei in den Raum gestellte Kleinskulpturen aus dem Kunstarchiv Beeskow. Gerade das Zusammenspiel von wechselnden Lichtsituationen, verschiedener Größenverhältnisse und einer originellen
Anordnung der Plastiken im Raum trägt zu einer optimalen Präsentation der Kunstwerke bei. Dazu gehören
ebenso entsprechende Ausstellungsstelen und zusätzliche Beleuchtungen.
Zudem können Besucher bei schönem Wetter direkt vom Kabinett aus auf dem Balkon spazieren, der parallel
zum rechten Quersaal verläuft und einen imposanten Blick auf den Turm des Schlosses bietet.
Dachgeschoss
Arbeitsräume und Werkstatt
Das Dachgeschoss wird wie das Obergeschoss nach denkmalpflegerischen Vorgaben wiedererrichtet, allerdings angepasst an die veränderten Funktionen im Haus. Durch den Dachausbau können zusätzliche Arbeitsräume für die Galerieleitung, das Sekretariat und Arbeitsplätze für wissenschaftliche Mitarbeiter, Gastkuratoren oder Praktikanten sowie eine kleine Teeküche eingerichtet werden. Im Dachgeschoss wird auch eine
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Werkstatt eingerichtet, mit ausreichend Platz zur Lagerung von Galeriemobiliar und zur Zwischenlagerung
von Kunstwerken, in der auch kleinere handwerkliche Arbeiten, wie die Rahmung von Grafiken, ausgeführt
werden können. Kurze Wege zwischen den Büros und der Werkstatt sowie eine ruhige Arbeitsatmosphäre
sind gewährleistet. Aufgrund denkmalpflegerischer Vorgaben wird das notwendige Tageslicht für die Büros
und die Werkstatt unter dem Dach durch den Einbau von Oberlichtern gesichert. 7
Souterrain
Seminar- und Vortragsräumen, Restaurantküche, Technikräume, behindertengerechter Zugang
Der Keller (Souterrain), der in den letzten Jahrzehnten völlig überformt wurde, wird in Anlehnung an die räumliche Struktur der oberen Geschosse wieder neu hergestellt und den veränderten Funktionen im Haus angepasst. In einem Teil des Souterrains werden frei zugängliche Seminar- und Vortragsräume für regionale Veranstaltungsreihen eingerichtet. Ein gesonderter Multimediaraum wird vorwiegend für Veranstaltungen der
kleineren Form genutzt, für Vorträge und Gespräche im Kontext der Ausstellungen oder als Seminarraum zur
Vor- und Nachbereitung von Bildungsangeboten für Schulklassen, zur Lehrerfortbildung und für Filmvorführungen. Der Umbauaufwand hält sich hier in Grenzen, es müssen Einbauten für Präsentationstechnik (Video,
Beamer, DVD, Mikrofon- und Soundanlage) geplant werden.
Im Souterrain befindet sich unterhalb des Restaurants auch die Küche, wo die Speisen zubereitet werden und
die Anlieferung der Waren erfolgt.
Darüber hinaus befinden sich im Keller die technischen Räume für Heizung, Wasser und Elektrik, zusätzlich
Personaltoiletten sowie eine Teeküche.
Vom nördlichen Teil des Gebäudes gelangen Rollstuhlfahrer und gehbehinderte Besucher über eine Zwischenebene direkt zum Fahrstuhl in die oberen Geschosse. Dieser Eingang kann ebenso für Anlieferungen
innerhalb des Galeriebetriebes genutzt werden.
Weitere Baumaßnahmen
Der geplante Galerienbetrieb des Hauses und die entsprechenden Besucherströme erfordern einen kompletten Umbau des Toilettentrakts. Damen und Herrentoiletten sowie Behindertentoiletten werden im Keller-, Erdund Obergeschoss neu gebaut.
Neben der neuen Treppenanlage wird man mit dem Fahrstuhl vom Keller bis ins Dachgeschoss gelangen
können.
Nicht zuletzt werden Heizungs-, Elektrik- und Wasseranlagen entsprechend der heutigen Sicherheitsstandards neu konzipiert und modernisiert. Das betrifft ebenso die klimatischen und belüftungstechnischen Erfordernisse.
7
ebd. S. 5
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Anlagen
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Grundrisspläne Architekturbüro BASD, Westphal und Schlotter
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Flächenzusammenstellung und Grundflächen nach Betrieb
Objekt: Schloss Biesdorf
Bln, 02.04.2009 - Im Bau
1
Alt Biesdorf 55, 12683 Berlin
Wiederherstellung des Obergeschosses und Grundsanierung von KG und EG
Flächenzusammenstellung Erdgeschoss
Nr.
ehemalige Nutzung
neue Nutzung
Fläche m²
Flächenart
1 Vestibül
Versammlungs- Schauraum
Galerie
35,66 HNF 5.6
2 Garderobe
Garderobe
10,56 NNF 7.2
3 Büro
Kasse und Galerieshop
32,07 HNF 4.5
4 Saal
Vortrags- Vorführsaal
Galerie
78,05 HNF 5.6
5 Oktogon
Konferenzraum
Cafe 1
Ausstellungsfläche
Galerie
147,45 HNF 5.8
6 Bibliothek
Ausstellungsfläche
Lesesaal
Galerie
76.91 HNF 5.4
7 Cafe
Cafe/Terrasse
56.06 HNF 1.5
8 WC Anlagen
WC Anlagen
27,93 NNF 7.1
9 Teeküche
Teeküche
14,88 HNF 3.8
10 Flur
Flurbereich
10,07 VF 9.1
11 Treppen
Treppen
23,51 VF 9.2
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Objekt: Schloss Biesdorf
Bln, 02.04.2009 - Im Bau
1
Alt Biesdorf 55, 12683 Berlin
Wiederherstellung des Obergeschosses und Grundsanierung von KG und EG
Flächenzusammenstellung Obergeschoss
Nr
ehemalige Nutzung
1 Vestibül
neue Nutzung
VersammlungsSchauraum
Galerie
Fläche m²
Flächenart
51,62 HNF 5.6
2 Büro 2X
Flur
Lager
Ausstellungsfläche
Galerie
80,03 HNF 5.8
3 Foyer
großer Saal
Teeküche
Oktogon
Ausstellungsfläche
Galerie
314,01 HNF 5.8
4 Sonderverfügung
Büro
5 WC Anlage 2X
WC Anlage 2X
30,64 NNF 7.1
6 Flur
Flurbereich
10,32 VF 9.1
7 Treppen
Treppen
24,14 VF 9.2
36,1 HNF 4.5
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Objekt: Schloss Biesdorf
Bln, 02.04.2009 - Im Bau
1
Alt Biesdorf 55, 12683 Berlin
Wiederherstellung des Obergeschosses und Grundsanierung von KG und EG
Flächenzusammenstellung Dachgeschoss
Nr
ehemalige Nutzung
neue Nutzung
Fläche m²
Flächenart
VersammlungsSchauraum
Galerie
68,71 HNF 5.6
2 Multimedia/Werbung
Büro 2X
Technik/Lager
53,72 HNF 4.5
16,27 HNF 2.8
3 Aquarellkurse
Büro
4 Aquarellkurse
WC Anlage
15,55 NNF 7.1
5 Aquarellkurse
Teeküche
15,31 HNF 3.8
6 Multimedia/Aquarellkurse
Flurbereiche
20,26 VF 9.1
1 Vestibül
Siehe:
Flächenberechnung
FII 14.pdf
36,1 HNF 4.5
Wird eingefügt
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Kostenermittlung der Baumaßnahme
Siehe:
Kostenermittlung
Flächen FII 7.pdf
Wird eingefügt
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Finanzierungsplan für Um- und Ausbau
Die Finanzierung des Gesamtprojekts erfolgt durch folgende Einzelsummen:
1. Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin: 3,5 Mio. € (Bescheid v. 28.12.2006)
2. Zuwendung des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf in Höhe von 250.000,- €
3. zu beantragende EFRE-Mittel aus dem KIP in Höhe von 3,75 Mio. €
bisherige Fördersummen: 7,5 Mio. €.
Die Bruttobaukosten betragen 8,6 Mio €. Dies entspricht einer Nettobaukostensumme von ca. 7,00 Mio. €.
Wegen der Umsatzsteuerbefreiung der Stiftung Denkmalschutz Berlin ist die Fördermittelsumme in Höhe von
7,5 Mio. € ausreichend.
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Kosten-/Einnahmeprognose für den jährlichen Galeriebetrieb
Die Kosten-/Einnahmeprognose erfolgt jeweils aus Sicht des Bezirkes Marzahn-Hellersdorf und vernachlässigt die Kosten-/Umsatzsituation des externen Betreibers.
Kosten
Kalkulatorische Kosten
(für das gesamte Gebäude auf der
Basis des heutigen Bauwertes)
Bauliche Unterhaltung
(für das erweiterte Gebäude mit
ca. 3000 qm x 5 Euro pro Jahr)
Personal- und Sachkosten für
Galeriebetrieb
Bewirtschaftung
(für das um ca. ein Drittel erweiterte Gebäude)
Kosten gesamt
Einnahmen
Produktbudget
Abzüglich Normierung von 7,9 %
Externer Betreiber
Eigenregie
230.000
230.000
15.000
15.000
0
147.600
0
95.000
245.000
487.600
276.566
Produkt 79402 Infrastruktur Kultur
(5.184 Menge x 53,35 Euro Zuweisungspreis)
- 21.849
685.014
Produkt 79404 kulturelle Angebote
(5.184 Menge x 132,14 Euro Zuweisungspreis)
- 54.116
0
Einnahmen aus Eintritt
Einnahme aus Vermietung/Verpachtung
Einnahmen gesamt
Im Interessensbekundungsverfahren zu ermitteln
254.717
Ergebnis
9.717
Zzgl. Vermietung/
Verpachtung
160.000 im ersten Jahr
220.000 im zweiten Jahr
270.000 im dritten Jahr
0
790.902 im ersten Jahr
850.902 im zweiten Jahr
900.902 im dritten Jahr
303.302 im ersten Jahr
363.302 im zweiten Jahr
413.302 im dritten Jahr
Bewertung der Ergebnisse Kosten-/Einnahmeprognose:
In der vom Bezirksamt bevorzugten Variante Externer Betreiber reduzieren sich die Kosten im wesentlichen
auf die kalkulatorischen Kosten für den Betrieb von Schloss Biesdorf im Fachvermögen Kultur. Dies können
durch das Produkt Infrastruktur Kultur erwirtschaftet werden.
Für den Haushalt des Bezirks als zusätzliche Einnahmen relevant wäre die mit dem externen Betreiber zu
vereinbarende Miete bzw. Pacht. In diesem Modell geht der Bezirk davon aus, dass die Einnahmen aus Eintritt beim externen Betreiber verbleiben.
In der Variante Eigenregie ist das erzielbare Ergebnis voraussichtlich höher als in der Variante externer
Betreiber. Allerdings liegen dabei alle Risiken des Betriebs inklusive Personalkosten und Entwicklung der
Besucherzahlen beim Bezirk. Zudem wird die Einnahmesituation maßgeblich von der Akzeptanz der Produktmenge kulturelle Angebote und deren Zuweisungspreis bestimmt.
In beiden Varianten lässt sich der Betrieb einer Galerie in Schloss Biesdorf nach Abschluss der Bauarbeiten
von Anfang an zumindest kostendeckend betreiben.
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Arbeits- und Zeitplan nach Bewilligung der EFRE-Mittel
Der Beginn von Bauplanung und -realisierung ist wesentlich von dem Zeitpunkt einer erfolgreichen Finanzakquisition abhängig. Der Bewilligung der EFRE-Mittel schließen sich zwei vorbereitende Bauplanungsverfahren
an (Genehmigungsverfahren und Ausschreibungen).
Die Bauarbeiten werden dann im Zeitraum von 2010 bis 2012 in einer wirtschaftlich schlüssigen Reihenfolge
durchgeführt:
Phase 1 – Westflügel mit Bauabschnitten
Bauzeit 12 Monate
Phase 2 – Ostflügel mit Bauabschnitten
Bauzeit 12 Monate
Phase 3 – Galerieausstattung
6 Monate
Mit der Erarbeitung der Bauplanungsunterlagen (BPU) wird die Präzisierung der Baukosten, Bauzeiten und
der Bautechnologie vorgenommen.
Mit Ende der 1. Bauphase beginnt das Bewerbungsverfahren zur Auswahl der Galerieleitung durch das Bezirksamt, damit ausreichend Zeit ist (1 ½ Jahre) für die Detailplanung zur Galerieausstattung, die Umsetzung
des Ausstellungskonzeptes in Kooperation mit dem Kunstarchiv Beeskow, die Entwicklung des Corporate
Designs für die Galerie Bilderstreit und eine verstärkten Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit.
Die feierliche Eröffnung mit einem Schlossfest ist für das erste Halbjahr 2013 vorgesehen. Danach wird mit
der regelmäßigen Bespielung des Hauses begonnen, wobei die Etablierung der verschiedenen Veranstaltungen ein halbes Jahr vor Eröffnung in entsprechenden Medien erfolgt sein sollte. Die Finanzierung der Galerieausstattung (incl. Honorare) ist unter „Besonderheiten K 400“ in der Kostenermittlung des Wiederaufbaus
berücksichtigt.
Die Ausstattung und Inbetriebnahme von Bibliothek und Café müssen in einer gesonderten Bauphase erfolgen, da sie ist abhängig von der weiteren Mittelakquisition sind.
Dauer
Arbeitsplanung
Bauplanungsverfahren
2 Monate
Grundlagenermittlung / Genehmigungsverfahren
Formulierung und Klärung von Aufgabenstellung und Ziel;
Abstimmung in Bezug auf: Nutzungskonzept, Raumprogramm, Baurecht, Budget
Auswahl der teilnehmenden Architekturbüros
Auswahl der Vorprüfer (Sachverständige für die Bereiche Denkmalpflege, Tragwerk,
Haustechnik, Brandschutz, Kosten, Baurecht und Ausstellung)
Auswahl Jurymitglieder
5 Monate
Ausschreibung
2 Monate
Bearbeitungszeit und Entscheidung
Als Ergebnis liefert das Verfahren verschiedene Lösungsansätze für eine unmittelbar
umsetzbare Planung – nicht nur einen Kostenvoranschlag mit noch unverbindlichen
Absichtsskizzen.
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Laufend
Akquisition der Finanzierung für Innenausstattung
Entscheidung zur Betreibung von Bibliothek und Café
12 Monate
Bauphase 1
12 Monate
Bauphase 2
3 Monate
Bewerbungsverfahren Galerieleitung
18 Monate
Umsetzung des Galeriekonzeptes
- Detailplanung für Galerieausstattung
- Realisierung der Ausstellungen in Kooperation mit dem Kunstarchiv Beeskow
- Entwicklung des Corporate Designs für die Galerie Bilderstreit
- Programmplanung für die Galerie in Abstimmung mit lokalen und überregionalen Aktivitäten
- Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit unter Berücksichtigung der touristischen Eckpunkte
6 Monate
Bauphase 3
Galerieausstattung und Ausstellungsaufbau
Eröffnung der Galerie und Schlossfest
16. 11. 2009
Leipzig
Wolfgang Mattheuer (1927–2004)
Spaziergänger
1973, Holzschnitt
Axel Wunsch (*1941)
Neubaugebiet
1976, Mischtechnik auf Hartfaser
Ulrich Hachulla (*1943)
Strandszene II
1985, Mischtechnik auf Hartfaser
Wolfgang Böttcher (*1948)
Agrarflug
1982, Öl auf Leinwand
Wilfried Falkenthal (*1942)
Kleine Reisegesellschaft
1979, Öl auf Hartfaser
Thomas Ziegler (*1947)
Swetlana und Werner L. aus Berlin träumen von Sibirien
1981/82, Mischtechnik auf Leinwand
Hartmut Staake (*1944)
Schönes Wochenende
1981, Öl auf Leinwand
Dresden
Otto Knöpfer (1911–1993)
Äcker bei Arnstadt
1979, Öl auf Leinwand
Curt Querner (1904–1976)
Erster Schnee (Karsdorf)
1950, Öl auf Leinwand
Lutz Voigtmann (1941–1997)
Stralsund - Werft im Winter II
1987, Öl auf Hartfaser
Paul Michaelis (1914-2005)
Die Panne
1975, Öl auf Leinwand
Werner Haselhuhn (1925-2007)
Sommernacht
1973, Öl auf Hartfaser
Klaus Dieter Locke
Thüringer Landschaft
1983 – 1986, Öl auf Leinwand
Dieter Rex (1936-2002)
Sommerfelder
1988, Öl auf Hartfaser
Berlin
Fritz Duda (1904–1991)
Baustelle Hans-Loch-Straße/Volkradstraße (Berlin)
1965, Öl auf Hartfaser
Roland Nicolaus (*1954)
Stadtlandschaft
1988, Öl auf Hartfaser
Wilhelm Schmied
Berlin, Am Handelszentrum Friedrichstraße
o. J., Öl auf Hartfaser
Thomas Richter (*1955)
o.T., 1989, Öl auf Hartfaser
Günther Brendel (*1930)
Großbaustelle Biesdorf-Marzahn
1979, Öl auf Leinwand
Konrad Knebel (*1932)
Dircksenstraße Berlin
1971, Öl auf Leinwand
Walter Womacka (*1925)
Berlin
1987, Öl auf Leinwand
Rolf Schubert (*1932)
Berlin-Lichtenberg
1983, Öl auf Leinwand
Brandenburg
Günter Neubauer (*1944)
Baumblüte in der Obstplantage
1984, Öl/Acryl auf Leinwand
Wolfgang Wegener (1933-2002)
Havellandschaft mit Eisanglern
1982, Öl auf Leinwand
Eckhard Böttger (*1954)
Randriegel II
1983/84, Mischtechnik auf Hartfaser
Rudolf Graf (1936-1981)
Regatta auf der Weichsel
1973, Öl auf Leinwand
Heinz-Karl Kummer (1920-1987)
Tagebau
1976, Öl auf Hartfaser
Barbara Raetsch
Potsdam, Berliner Straße
1981 – 1982, Öl auf Leinwand
Mecklenburg-Vorpommern
Carl Hinrichs (1903–1990)
Am Lankower See
1978, Öl auf Hartfaser
Rudolf Austen (1931–2003)
An der Steilküste
o. J., Öl auf Leinwand
Matthias Jaeger (*1945)
Niedersedlitzer Landschaft
o. J., Öl auf Leinwand
Hannes Meier (*1936)
Boote im Hafen
1985, Öl auf Hartfaser
Joachim Lautenschläger (*1944)
Ueckermünder Hafen I
1988, Mischtechnik auf Hartfaser
Eberhard Buchholz
Fischkutter im Ostseehafen
1983, Öl auf Hartfaser
Tom Beyer (1907-1981)
Landschaft
o. J., Öl auf Hartfaser
Hans Mühlemann
Alter Hafen
1983, Öl auf Leinwand
Reisebilder
Gerhard Bondzin
Drachenbucht, China, 1965-1971, Öl/Leinwand
FRANKENSTEIN, WOLFGANG
Neue Bahnlinie bei Bratsk,1968, Mischtechnik Hartfaser
MÜLLER, KARL ERICH
Der Alte von Bulpur, 1972, Öl auf Leinwand
Siegfried Schümann
Chinesischer Reisbauer, o. J., Öl auf Leinwand
Lutz Voigtmann
Hafen von Baku, 1975, Öl auf Hartfaser
Heinz Wagner
Angler am Balaton, 1976, Öl auf Hartfaser
Wolfgang Liebert
Am Komsomolski Boulevard - Odessa, 1979, Öl auf Leinwand
Christian Heinze
Lehrer Alijew, 1976, kleine Fassung, Öl auf Leinwand
Ulrich Hachulla
Herbsttag in Olstyn, 1979, Mischtechnik auf Hartfaser
RUDDIGKEIT, FRANK
Finnische Landschaft, o. J., Öl auf Leinwand
Günther Rechn
Mustafa, o. J., Öl auf Leinwand
HEROLD, RAINER
Freundschaftstreffen, 1979, Öl auf Hartfaser
Rudolf Graf
Begegnung, 1980, Öl auf Leinwand
Heinz-Karl Kummer
Gärtnerin aus Georgien, 1981, Öl auf Hartfaser
Siegfried Weiß
Fenster der Freundschaft, 1987, Öl auf Hartfaser
Winfried Wolk
Usbeke, 1982, Öl auf Hartfaser
Bernt Wilke
Batir, Kollege aus Dushanbe, 1984, Öl auf Hartfaser
Arnold Pemmann
Junge Arbeiter an der Trasse, 1988, Öl auf Leinwand
Bernhard Franke
Kaukasier, 1980, Öl auf Hartfaser
Fanna Kolarowa-Beilfuss
Erlebnis SU II, 1989, Öl auf Leinwand