Daten
Kommune
Wuppertal
Dateiname
Bericht der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit und AIDS-Beratung.pdf
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955 kB
Erstellt
26.11.15, 06:05
Aktualisiert
29.01.18, 18:43
Stichworte
Inhalt der Datei
Gesundheitsamt Wuppertal
Kompetenzcenter
Sexuelle Gesundheit /AIDS Beratung
Bericht 2013-14
1
Inhaltsverzeichnis
1.Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle Kontaktdaten
2. Vorwort
3. Aufgaben der Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit
4. Beratung – Diagnostik – psychosoziale Hilfe
Inanspruchnahme der Beratungsstelle
Zahlen aus den Arbeitsbereichen
STI
HIV
Sonstige STI
5. Bergische Kooperation
Kennzahlen
Entwicklung
6. Prävention
SexarbeiterInnen
Kunden - Freier
Allgemeinbevölkerung
7. Öffentlichkeitsarbeit
Qualitätssicherung
Vernetzung
8. Entwicklungen in NRW und Bund
9. Ausicht
2
1.Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle/Kontaktdaten
Dr. Ellen Quack, Ärztin
Telefon: 0202 563 2838
E-Mail: ellen.quack@stadt.wuppertal.de
Gabriela Mittendorf, Ärztin
Telefon: 0202 563 2091
E-Mail: gabriella.mittendorf@stadt.wuppertal.de
Marion Droste, Arzthelferin
Telefon: 0202 563 7188 / 0202 563 2091
E-Mail: marion.droste@stadt.wuppertal.de
Dagmar Wagener, Dipl. Sozialpädagogin
Telefon: 0202 563 2092
E-Mail: dagmar.wagener@stadt.wuppertal.de
https://www.wuppertal.de/vv/produkte/305/305.23_STI_Untersuchung.php.media/594577
/2012_aids_beratung.pdf
www.remscheid.de Tel.:+49(0)2191 1600
www.solingen.de
Tel.:+49(0)212 290-0
3
2.Vorwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Kompetenzcenter „Beratungsstelle für Sexuelle Gesundheit und AIDS-Beratung“ des Wuppertaler
Gesundheitsamtes hat sich seit dem Beginn der Bergischen Kooperation, im Jahre 2012, durch das
Angebot der HIV Testung, sowie Untersuchungsangebote für SexarbeiterInnen , inklusive
aufsuchender Arbeit in Clubs und Bordellenden, auch für Solingen und Remscheid im Laufe der Jahre
2013/14 etabliert.
Es bestätigt damit auch den innovativen Charakter einer modernen Sexualprävention auf der
Grundlage des Gesetzes zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten
(Infektionsschutzgesetz - IfSG) und des Gesetzes über den öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes
Nordrhein-Westfalen (ÖGDG NRW), vor allem unter den Gegebenheiten des bergischen
Städtedreiecks Remscheid, Solingen und Wuppertals. Somit bekommt der strukturelle und operative
Arbeitseinsatz des Kompetenzzentrums, mit seiner aufsuchenden Präventionsarbeit, auch
überregional Bedeutung.
Mit der Übersendung des Jahresberichtes 2013/14 möchte ich Sie über die vielfältigen
Arbeitsbereiche der Beratungsstelle informieren und Sie anregen, die verschiedenen
Präventionsangebote vielleicht auch in ihrem beruflichen oder ehrenamtlichen Zusammenhang zu
nutzen oder darauf hinzuweisen.
Dagmar Wagener
Stadt Wuppertal
Gesundheitsamt
Januar 2015
4
3.Aufgaben der Bergischen Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit/AIDSBeratung
Als Einrichtungen des Wuppertaler Gesundheitsamtes ÖGD (öffentlicher Gesundheitsdienst) bietet
das Kompetenzzentrum: Bergische Beratungsstelle für sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung,
Sprechstunden zu HIV (Humane Immundefizienz-Virus) und anderen STI (sexuell übertragbare
Infektionen) an;
die Beratung ist anonym und weitgehend kostenfrei und umfasst das Angebot eines kostenlosen HIVTests, sowie für Risikogruppen weitergehende Untersuchungen auf andere STI. Die HIV- Testungen
werden in allen drei Städten angeboten, die Untersuchungen auf andere STI finden in Wuppertal
statt.
Im Fall schwerer Erreichbarkeit hat der ÖGD den Auftrag, kostenlose und anonyme Angebote im
Rahmen aufsuchender Arbeit zu machen und im Einzelfall auch die ambulante Behandlung
durchzuführen. Für nicht krankenversicherte Personen sollen Behandlungskosten aus öffentlichen
Mitteln getragen werden. Im Bergischen Städtedreieck haben sich Remscheid und Solingen für HIV
Beratung und STI Beratung/ Testung (auch aufsuchend in Clubs)entschieden. In welcher statt die
Bürger das Angebot in Anspruch nehmen ist dabei unerheblich. Um die Kostenfreiheit des HIV-Testes
zu gewähren (dieses Angebot gab es in Remscheid und Solingen nicht) wurde eine regelmäßige
Beteiligung an Studien des RKI (monatlich) seit 2012 mit in das Angebot des ÖGD aufgenommen.
Eine Meldepflicht für STI existiert in Deutschland nur für HIV ( nicht namentlich) und Syphilis, zu
anderen STI liegen infektionsepidemiologische Daten zum Teil aus einzelnen Studien vor. Für die
Gesundheitsämter sind neben HIV, STIs wie Syphilis, Chlamydien-, Gonorrhöe-Infektionen ein
wichtiges Handlungsfeld.
Eine landesüberschreitende Zusammenarbeit der Öffentlichen Gesundheitsdienste erscheint in
Zeiten der europäischen Integration als sinnvoll und erforderlich. Zudem wäre es wünschenswert,
neben der Präventions- und Aufklärungsarbeit auch diagnostische und therapeutische Ansätze
länderübergreifend zu entwickeln.
5
4.Beratung – Diagnostik – Psychosoziale Hilfen
A u f s u c h e n d e Arbeit bei Risikogruppen in Clubs, Bordellen, Wohnungen, Cafés etc.
Beratung
Individuelle Beratung zu STI
Beratung von Betroffenen und Angehörigen zu sexueller Identität und
Lebensweise
Die individuelle Beratung ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Beratungsstelle für
Sexuelle Gesundheit. Durch sie wird eine entsprechende Gesundheitsaufklärung zu sexuell
übertragbaren Infektionen/HIV und die Zuordnung zu den jeweiligen Leistungsangeboten /
zu angezeigten Interventionen gewährleistet.
U n t e r s u c h u n g Individuelle Risikoabklärung zu allen STI
Spezifische Testdiagnostik einschließlich HIV-Standard- und –Schnelltest
V e r s o r g u n g Medizinische und psychosoziale Basisversorgung, Subsidiäre
Behandlung anderer STI, Überleitung in die Regelversorgung, Motivationsarbeit, Vermittlung
an weitere Dienste, Case-Management.
Im Jahre 2013 wandten sich 1069 Menschen an die Beratungsstelle mit ihren Fragen und Problemen,
2014 waren es 1126 Menschen.
2013 nahmen 803 Personen die diagnostischen Möglichkeiten zu HIV/STI wahr,
2014 waren es 827 Personen.
Insgesamt liegt der Schwerpunkt der Ratsuchenden im Alter von 18 bis 35 Jahren. Für die STI- und
AIDS-Beratung in der Altersgruppe der 36- bis 50jährigen ergibt sich eine weitere Spitze. Dieses Alter
spiegelt sich auch in den statistischen Daten des Landeszentrums Gesundheit NRW (LZG NRW)
wieder. In dieser Lebensphase kann eine Neuorientierung der Lebensperspektive stattfinden, in der
Sexualität und somit auch die Frage nach der sexuellen Gesundheit eine erhöhte Aufmerksamkeit
erfährt.
Das Geschlechterverhältnis der Besucher der Beratungsstelle weist 2013/14 einen leichten
Überhang bei den Frauen aus. Es liegt bei 51,0 % Frauen zu 48,8% Männer (6 Transgender). Der
Anteil der untersuchten Sexarbeiterinnen (Frauen, die dies als Beruf angaben) ist 2013/14 auf 22%
des Gesamtklientels gefallen. Die Prostitutionsangebote im gesamten bergischen Städtedreieck sind
6
deutlich gesunken, viele Sexarbeiterinnen sind in andere Städte abgewandert, Clubs wurden
geschlossen. Nach den Besuchern, die in der Anamnese angaben, ein Sexualverhalten mit geringerem
Risiko, aber eine neue Partnerschaft eingehen zu wollen oder bilanziert einen Test machen zu wollen
- s.o. u.a. 35-50 Jährige- (64,5%) und den Frauen, die der Sexarbeit nachgehen, sind die Männer, die
Sex mit Männern haben (MSM), mittlerweile die drittgrößte Besuchergruppe (9% aller Beratenen).
Die Nennung von übersteigerten Ängsten, die auf eine AIDS-Phobie hindeuten, spielen bei 2,9% aller
Nennungen eine untergeordnete Rolle. Diese Patienten nehmen aber in den Beratungsgesprächen
sehr viel Zeit und besondere Beratungskompetenz in Anspruch, da sie teilweise mehrfach die
Beratungsstelle aufsuchen und eines intensiven Beratungssettings bedürfen.
75% der Besucher haben als Geburtsland Deutschland angegeben, mit 9,8% der Besucher liegen die
Menschen, die in Rumänien geboren wurden, an zweiter Stelle, was in erster Linie an den von dort
kommenden SexarbeiterInnen liegt. An dritter Stelle finden sich Klientinnen, die in Bulgarien oder
Ungarn geboren wurden. Erst danach kommen Menschen aus Afrika, Asien oder anderen Ländern.
Kontakte 2013
Oktober
Juli
April
Januar
Kontakte
0
50
100
150
Kontakte2014
Oktober
Juli
Kontakte
April
Januar
0
50
100
7
150
Sexuell übertragbare Infektionen ( STI )
Die Prävention der STI’s einschließlich HIV stellt eine besondere Aufgabe für die Beratungsstelle dar,
da ein großer Anteil der Besucher zunächst einmal zum HIV Test kommt und über die Risiken zu
anderen sexuell übertragbaren Infektionen meist wenig informiert ist. Für Menschen die in der
Sexarbeit tätig sind, gilt dies gleichermaßen.
Das im Folgenden mehrfach zitierte Robert-Koch-Institut (Abkürzung RKI ) ist ein
Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten in Berlin und eine
zentrale Überwachungs- und Forschungseinrichtung der Bundesrepublik Deutschland. Es ist nach
dem Mediziner und Mikrobiologen Robert Koch benannt und dem Bundesministerium für
Gesundheit (BMG) direkt unterstellt.
Chlamydia trachomatis
Chlamydia trachomatis gehört zu den weltweit am häufigsten übertragenen Erregern von heilbaren,
sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Betroffen von Infektionen mit den Serotypen A bis K sind
überwiegend junge Frauen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren und Männer zwischen 20 und 24
Jahren. Eine deutschlandweite Meldepflicht für Infektionen mit Chlamydien gibt es nicht.
„Allen Screening-Untersuchungen zum Trotz verteidigt Chlaymydia trachomatis erfolgreich seinen
Spitzenplatz als häufigste STI , immer noch sehen wir zu viele Neuinfektionen mit HIV und die Zahl der
Syphilis-Neuinfektionen schnellt in die Höhe. Gleichzeitig entwickeln sich neue Epidemiologien: Die
sexuell übertragene Hepatitis C ist zu einer festen Größe geworden und das vergessen geglaubte
Lymphogranuloma venerum (LGV) erlebt in Gestalt der LGV-Proktitis eine völlig unerwartete
Renaissance.“
so Professor Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft.
Die meisten, der von uns durchgeführten Clamydien Untersuchungen, wurden von Sexarbeiterinnen
gewünscht, da viele von ihnen immer noch nicht krankenversichert sind und ein erhöhtes
Infektionsrisiko besteht.
.
8
2014
Clm
2013
GO
2012
0
20
40
60
80
100
120
2013 waren 5 von 52 Chlamydientests positiv.
2014 waren 2 von 43 Chlamydientests positiv.
2013 waren 4 von 48 Tests auf Gonorrhö positiv.
2014 war von 30 Tests auf Gonorrhö keiner positiv.
Beide Tests sind kostenpflichtig.
Virushepatitis und weitere Krankheiten
Gonorrhö
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation ist Gonorrhö (Tripper) mit jährlich ca. 106
Millionen Neuinfektionen bei Erwachsenen im Alter von 15 bis 49 Jahren weltweit eine der
häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Dabei stellen die zunehmenden Antibiotikaresistenzen
bei dieser bakteriellen Infektion eine ernst zu nehmende Herausforderung in der Therapie dar. H041
steht für einen mutierten Erreger des Trippers (Gonorrhö), gegen den alle derzeit erhältlichen
Antibiotika nichts mehr ausrichten können. 2011 wurde er in Japan entdeckt.
Es besteht in Deutschland keine Meldepflicht für die Gonorrhö. Damit sind Deutschland und
Liechtenstein die einzigen europäischen Länder, in denen keine Meldepflicht besteht. Die WHO
schätzt die Zahl der Infektionen mit Gonokokken weltweit auf 106.000.000.
Tripper ist nach Chlamydien-Infektionen die zweithäufigste sexuell übertragbare
Bakterienerkrankung in Europa
Laut einer Langzeitstudie zu Geschlechtskrankheiten in Deutschland steigt der Prozentsatz der
Gonorrhö-Infizierten seit 2003 langsam, aber stetig. „In der Allgemeinbevölkerung ist die Krankheit
wahrscheinlich selten“, sagt Bremer. „Aber es gibt Risikogruppen: vor allem junge Menschen und
homosexuelle Männer, die öfter ihren Partner wechseln sowie Prostituierte.“
Ebenso erhöht die Infektion das Risiko, sich mit HIV zu infizieren.
9
Syphilis (Lues)
Luestests
reaktiv
2014
4
2013
1
2012
2
Lues
300
341
404
Syphilis (auch Lues, Lues venerea, harter Schanker ) ist eine Infektionskrankheit, die zur Gruppe der
sexuell übertragbaren Infektionen gehört. Der Erreger der Syphilis ist das Bakterium Treponema
pallidum ssp. pallidum. Die Syphilis wird hauptsächlich bei sexuellen Kontakten durch
Schleimhautkontakt und ausschließlich von Mensch zu Mensch übertragen. Während der
Schwangerschaft und bei der Geburt kann eine erkrankte Mutter ihr Kind infizieren (Syphilis
connata).
Bei den meisten der 1055 Menschen, die die Lues-Testung von 2012-14 in Anspruch genommen
haben, konnte festgestellt werden, dass über die Erkrankung und ihre Übertragungswege kaum
Kenntnisse vorhanden waren.
Bei den oben genannten Personen ergab sich nach Bewertung des Risikos die Indikation für eine
Blutuntersuchung auf Syphilis, die auch 2012/13/14 vom Land NRW finanziert wurde. Ist der Test
positiv, so wird untersucht, ob es sich um eine ausgeheilte Syphilis handelt oder eine akute Infektion.
Der anhaltende Anstieg der gemeldeten Syphilis-Infektionen zeigt, wie wichtig die frühzeitige
Diagnose und Behandlung von Syphilis-Infektionen ist, so das Robert Koch-Institut in seinem Bericht.
Zudem regt das RKI an, das Bewusstsein für den möglichen epidemiologischen Zusammenhang
zwischen Syphilis und HIV sowohl beim ärztlichen Personal als auch bei den betroffenen Gruppen zu
stärken: Liegt eine Syphilis vor, ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von HIV beim Sex
erhöht. Bei einer neu diagnostizierten Syphilis sollte daher ein HIV-Test angeboten werden, gleiches
gelte auch umgekehrt, empfiehlt das RKI.
Die in Dortmund, Wuppertal und Essen 2012 beobachteten Infektionsanstiege bei heterosexuellen
Kontakten (z.B. in Essen von 2011 auf 2012 um ca. 110%) setzten sich im Jahr 2013 nicht fort.
Experten raten dazu, in den Kommunen ein effizientes Beratungsangebot für den Bereich
10
Prostitution vorzuhalten – auch wenn die Ursache und Wirkung aus den statistischen Zahlen nicht
eindeutig zuzuordnen sind.
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2014/Ausgaben/50_14.pdf?__blob=public
ationFile
Hepatitis
Die entzündlichen Lebererkrankungen werden in virale Entzündungen (Hepatitis A, Hepatitis B,
Hepatitis C, Hepatitis D, Hepatitis E und Hepatitis G), nicht-virale Infektionen (bakterielle Infektionen,
Infektionen durch Pilze und Parasiten wie Amöben-Abszess, Echinokokkose, Autoimmunhepatitis
eingeteilt.
2013 ließen 49 Menschen ihren Hep Titer bestimmen, 2014 waren es 52 Menschen. Die
Bestimmung des Titers (Impftiter, Schutztiter) gibt Auskunft darüber, ob und wie viele Antikörper
gegen bestimmte Krankheitserreger vorhanden sind. Der Titer ist also ein Maß für die Immunität des
Körpers gegen eine bestimmte Krankheit nach einer vorausgegangenen Impfung.
Die Titerbestimmung ist kostenpflichtig.
Ungefähr 50 Personen lassen pro Jahr ihren Hepatitis Titer feststellen, um entweder eine Impfung
aufzufrischen oder eine Entzündung auszuschließen.
HIV (AIDS)
Humanes Immundefizienz-Virus/erworbenes Immunschwächesyndrom
„Bereits heute ist rund ein Drittel der HIV-Infizierten 50 Jahre alt und älter, schon in einigen Jahren
wird es knapp die Hälfte sein. Mit der medizinischen Entwicklung rückt bei den von HIV und AIDS
betroffenen
Menschen die Ausgestaltung ihres zukünftigen privaten und beruflichen Lebens deutlich stärker in
den Vordergrund. Doch von breiter gesellschaftlicher Akzeptanz und einem unvoreingenommen
gesellschaftlichen Umgang mit der Infektion bzw. Erkrankung kann noch längst nicht die Rede sein.
Immer noch begegnet Menschen mit HIV in den unterschiedlichen Lebensbereichen Unverständnis,
bis hin zu Diskriminierung und Ausgrenzung, insbesondere in Verbindung mit ihrer jeweiligen
11
sexuellen Orientierung. Diese, zum Teil offene Ablehnung kann so weit gehen, dass den
Betroffenen das Recht auf Sexualität schlichtweg abgesprochen wird. Die meisten HIV-Positiven
leiden deshalb heute mehr unter den psychologischen und gesellschaftlichen Folgen der Infektion
als unter den medizinischen. Auf die damit verbundenen Fragestellungen ist das
Gesundheitswesen noch nicht ausreichend eingestellt. Es braucht mehr und vor allem
zielgerichtete Hilfeangebote, die sich präzise an den aktuellen Bedürfnissen und Problemlagen der
betroffenen Menschen orientieren“ Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter
des Landes Nordrhein-Westfalen, Dezember2014
Der Nationale AIDS-Beirat weist auf folgende medizinische Gesichtspunkte hin:
HIV ist im Vergleich zu anderen sexuell übertragbaren Krankheiten eine schwer übertragbare
Infektion. Die Übertragbarkeit von HIV hängt in erster Linie von der Virusmenge (medizinisch:
Viruslast) ab. Sie ist in den ersten Wochen nach der Infektion besonders hoch und kann bei
mehreren Millionen Viruskopien pro Milliliter Blut liegen. Das Immunsystem schafft es
jedoch in der Regel nach einigen Wochen bis Monaten, die Infektion zu kontrollieren. Die
Viruslast fällt dann ab und kann über Monate bis Jahre vom Körper niedrig gehalten werden,
ohne dass Medikamente eingenommen werden müssen. In dieser Zeit ist die
Ansteckungsgefahr deutlich geringer als in der frühen Phase der Infektion. Wird das
Immunsystem schwächer, wird in der Regel mit einer antiretroviralen Therapie begonnen.
Bei wirksamer Therapie fällt die Viruslast bis unter die Nachweisgrenze ab (Viruslast kleiner
als 50 Viruskopien/ml Blut). Wenn die Virusvermehrung dauerhaft vollständig unterdrückt
ist, wird HIV nach derzeitigem medizinischem Erkenntnisstand nicht mehr sexuell
übertragen. Die Risikoreduktion einer erfolgreichen antiretroviralen Therapie entspricht
mindestens der sachgerechten Anwendung eines Kondoms.
HIV Schnellteste
2014
2013
2012
gesamt
männlich
weiblich
0
100
200
300
12
400
500
Laborteste
gesamt
2014
männlich
2013
weiblich
2012
0
100
200
300
400
500
Obwohl die HIV-Infektion heute eine gut behandelbare chronische Erkrankung ist, erfahren
Menschen mit HIV nach wie vor Einschränkungen vor allem im sozialen Alltag. Sie werden
nicht selten sowohl in der Arbeitswelt als auch im privaten Umfeld stigmatisiert und
diskriminiert (s.o.). Die Beratungsstelle legt großen Wert darauf ausführlich über die
Möglichkeiten einer antiretroviralen Therapie und der damit verbundenen Risikoreduktion
aufzuklären, da dies den wenigsten Besuchern bekannt ist. Das Wissen um die
Behandelbarkeit von HIV hilft deutlich Ängste und somit auch Stigmatisierungen abzubauen.
5. Bergische Kooperation
HIV Teste
Wuppertal
2014
Solingen
2013
Remscheid
2012
0
100
200
300
400
13
500
600
700
800
Bordellbesuche
Wuppertal
2014
2013
Solingen
2012
Remscheid
0
10
20
30
40
50
Bei den Diagrammen ist zu beachten, dass 2012 nur von April bis Dezember erfasst wurde, mit dem Start der
Bergischen Kooperation.
Remscheid:
In Remscheid wird die HIV Beratung und Testung regelmäßig genutzt, in einem Umfang, der der
Einwohnerzahl von 110 000 entspricht. Da die HIV Beratung in Remscheid sich vor 2012 nicht an
Landes-bzw. Bundesweiten Statistiken beteiligte (somit die HIV Tests auch kostenpflichtig waren) ist
schwer zu sagen, wie viele HIV Tests in den Vorjahren durchgeführt wurden. Es ist aber davon
auszugehen, dass die Testungen ungefähr im gleichen Umfang stattfanden, was die dortigen
Kolleginnen bestätigen. Von den in Remscheid aufgesuchten Sexarbeiterinnen sucht ein Teil die
Beratungsstelle in Wuppertal auf um sich auf STI`s und HIV testen zu lassen, andere gehen zu
niedergelassenen Gynäkologen. Die Club, Bordell und Wohnungsprostitutionsangebote in Remscheid
sind überschaubar, sieben offizielle Adressen, zu denen auch Wohnungsprostitution mit 1-2
Sexarbeiterinnen zählt. Von den Remscheider Sexarbeiterinnen kamen auch schon vor der berg.
Kooperation einige in die Wuppertaler Beratungsstelle.
Neben der üblichen aufsuchenden Arbeit werden die Wohnungen und Clubs speziell zum
Weltaidstag aufgesucht um das Angebot der Beratungsstelle, in diesem Zusammenhang darzustellen.
Die Unterzeichnerin nimmt regelmäßig an den Abteilungsleiterbesprechungen des Gesundheitsamtes
und der PSAK Remscheid teil und hat sich in verschiedenen Arbeitskreisen vorgestellt.
Zunehmend kommen Remscheider Bürger direkt in die Wuppertaler Beratungsstelle, um sich auch
auf andere STIs testen zu lassen.
Der Internetauftritt für die Stadt Remscheid wird regelmäßig aktualisiert.
14
Solingen
Auch in Solingen ist das Angebot der HIV Beratung und Testung entsprechend der Einwohnerzahl
angenommen worden. Es besuchten ca. 40-50 Solinger im Jahr die Wuppertaler Beratungsstelle auf,
um sich auf andere STIs untersuchen zu lassen. In Solingen gibt es offiziell sechs Sexclubs und
mehrere Wohnungen in denen 1-3 Sexarbeiterinnen arbeiten.
Regelmäßige Projekte, laufende Tätigkeiten und AKs in Solingen sind: Pflege des Internetauftritts
(jeweils durch städtische Gesundheitsamtsseite aufrufbar) , Teilnahme an Studien des
Landesgesundheitsinstitutes in Münster und des RKI, Regelmäßige Teilnahme am AK
Sexualpädagogik, Teilnahme an der Vorbereitung der Sexomenta in Solingen, Spendensammlung
zum WAT mit dem Kollegen der AIDS-Hilfe in Solingen, Clubbesuche zum WAT in Solingen
Kooperationen: Clubbesuche mit den Kolleginnen des SG Caritas, Mehrfache Treffen mit den
Kollegen der Solinger AIDS.
Wuppertal:
In Wuppertal fanden zwischen 2012-2014 im Schnitt 1100 HIV /STI Beratungen 700-800 HIV
Testungen, 46 Club/Wohnungsbesuche, 41 Hepatitis-Titerbestimmungen pro Anno statt. Es kamen
ca. 120 Prostituierte in die Beratungsstelle, die verschiedene Untersuchungen und oftmals
psychosoziale Begleitung benötigten.
Regelmäßige Projekte, laufende Tätigkeiten und regelmäßige AKs sind: Internetauftritt erneuert
(jeweils durch städtische Gesundheitsamtsseite aufrufbar),Teilnahme an Studien des
Landesgesundheitsinstitutes in Münster und des RKI, Teilnahme an einer Studie des mgepa,
Clubbesuche zum WAT.
Kooperationen: Regelmäßige Teilnahme an Dienstbesprechungen, Teilnahme an Sitzungen der
Landesarbeitsgemeinschaft
Recht/Prostitution
NRW,
Teilnahme
an
verschiedenen
Fortbildungsveranstaltungen,Teilnahme am Sexworkerkongress, Kooperation mit der Polizei:
KK21(Berg.Land) Rotlicht/Menschenhandel/Organisierte Kriminalität, regelmäßige Treffen,
Präventionsveranstaltung Sexualpädagogische.Rallye mit Schulklassen zum "Tag des Kusses",
Kooperation mit Beratungsstellen wie der AIDS-Hilfe Wuppertal, Caritas, Profamilia,
Familienberatungsstelle und Donum Vitae sowie niedergelassenen Ärzten,
Clubbesuche mit den Kolleginnen des Caritas (EVA/MAGDALENA), Clubbesuche zum Welt-AIDSTag,Regelmäßige Treffen im internationalen Begegnungszentrum der Caritas mit den Kolleginnen der
Projekte EVA und MAGDALENA.
Planungen für 2015 für die Bergische Kooperation:
- Entwurf eines kleinen „Hosentaschenflyers“
- Übersetzung des Flyers mit Sprachmittlerinnen
- Gemeinsame Angebote für ausländische Sexarbeiterinnen mit den Kolleginnen des Caritas
15
- Aktuelle Übersicht über Clubs etc. mit den Kollegen der Kripo erstellen
- Prostitutionsschutzgesetz Auswirkungen, Veränderungen in der Arbeit
- Projekte mit dem AK Sexpäd. Solingen
6.Prävention
Neben der Möglichkeit der anonymen Beratung bestimmt eine unvoreingenommene Haltung die
Qualität der persönlichen Gespräche. Eine grundsätzlich akzeptierende Beratung ermöglicht den
Betroffenen - über den gewünschten Test hinaus - ein gesundheitsbewusstes Handeln zu verankern.
Die Präventionsschwerpunkte aus dem Jahr 2012 wurden 2013/14 weitergeführt. Als Zielgruppen
standen die SexworkerInnen und die aufsuchende Arbeit im Mittelpunkt der Aufklärungsarbeit.
Sexarbeiterinnen
Sexworker
2014
Sexworker
2012
0
50
100
150
200
250
2013 und 2014 wurden jeweils um die 120 SexarbeiterInnen erreicht. 95% waren weiblich. 2012
waren es 180, dadurch dass die Wohnungsprostitution kaum noch offiziell angeboten wird, bzw. im
Internet verschwunden ist, sind einige Sexarbeiterinnen schwerer erreichbar geworden.
Das RKI hat Ende 2012 die Fragestellung, ob schwer zu erreichende SexarbeiterInnen ein höheres
Risiko für STI’s tragen, in eine Studie aufgenommen.
Die schwer zu erreichenden SexarbeiterInnen kennzeichnen sich insbesondere durch:
Angst vor Stigmatisierung
Ungeklärter Aufenthaltsstatus
Fehlende Krankenversicherung
Mangelnde Sprachkenntnisse
Geringer Bildungsstand
16
Falls eine Behandlung einer Infektion durch Fachärzte nicht gelingen konnte, ist das Gesundheitsamt
aufgerufen, selbst im Sinne einer subsidiären Versorgung nach den vom RKI vorgegebenen Standards
zu therapieren und das Therapieergebnis zu kontrollieren.
Die folgende Übersicht zeigt, aus wie vielen Bereichen Austausch und Information zur Beratung
notwendig waren:
Ämter
Amt für Ausländerangelegenheiten
Bauaufsichtsamt
Finanzamt
Ordnungsamt
Notfälle
Polizei
Übernachtungsmöglichkeiten in Notfällen
Gesetzliche Grundlagen
Prostitutionsgesetz
Gewerbeordnung
Steuerrecht
Sozialrecht
Aufenthaltsrechtliche Bestimmungen
Infektionsschutzgesetz
Allgemeine Lebensberatung / Ausstiegshilfen
Krankenversicherung Arge
Hydra e.V. – Treffpunkt und Beratung für Prostituierte
Madonna e. V. – Beratung und Hilfe für Prostituierte
EVA – Caritas Wuppertal
Magdalena – Caritas Wuppertal
Die Mitarbeiterin der Beratungsstelle kann mit den aufsuchenden Angeboten, Prävention zu
gesundheitlichen Aspekten leisten. Im Rahmen der bergischen Kooperation werden auch Sex Clubs in
Remscheid und Solingen aufgesucht.
Darüber hinaus wird vermittelt, Adressen und Ansprechpartner benannt, die in anderen
Problemlagen weiterhelfen.
SexarbeiterInnen werden an ihren Arbeitsstellen aufgesucht, da sonst viele gar keinen Zugang zum
Gesundheitsamt finden würden. Zudem schafft die aufsuchende Tätigkeit eine bessere
Vertrauensbasis, die es dann auch erlaubt, tabuisierte Themen anzusprechen. Schwierig wird die
Beratung durch Sprachbarrieren: ein großer Teil der im bergischen Dreieck arbeitenden
SexarbeiterInnen stammt aus Bulgarien und Rumänien, manche aus Tschechien, einige aus Polen und
Russland. Wenige stammen aus Afrika und Südamerika. Die Beratungsstelle setzt hier die z. B. über
die Tampep verfügbaren Materialien zu HIV/STI in verschiedenen Sprachen ein. Wenn möglich
begleiten Kolleginnen der Projekte „EVA“ oder „Magdalena“ vom Wuppertaler Caritasverband als
Sprachmittlerinnen die Clubbesuche, da sie vor Ort auch auf ihre Projekte hinweisen können.
Grundsätzlich ist eine sehr individuelle Beratungs- und Präventionsarbeit auf der lokalen
Ebene erforderlich, zusätzlich zu den allgemeinen Präventionsbotschaften der großen
Kampagnen.
17
Die auf HIV-Übertragung zugeschnittenen Safer-Sex-Botschaften sind nur bedingt gegenüber
anderen STI’s wirksam. Das RKI benennt in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit weiterer
Botschaften: neben dem konsistenten Kondomgebrauch häufigere Untersuchungen, ein
aggressiveres therapeutisches Management (z. B. wie in den Richtlinien des CDC (Zentren für
Krankheitskontrolle und Prävention) beschriebene vorbeugende Therapie bei Kontaktpersonen), der
ÖGD (Öffentlicher Gesundheitsdienst) soll bei besonders gefährdeten Gruppen Beratung,
Untersuchung und ggf. auch ambulante Behandlung für STI’s anbieten, wenn erforderlich aufsuchend
(§ 19 Infektionsschutzgesetz). Dieses Angebot muss nach RKI – Einschätzung flächendeckender als
bisher aufgebaut werden, um die weitere Verbreitung von HIV und anderen STI’s tatsächlich
eindämmen zu können.
Die KABP-Surv STI Studie5 (Knowledge, Attitude, Behaviour, Practices) des RKI aus 2011 hat gezeigt,
dass ein höheres Infektionsrisiko für STI’s bei SexarbeiterInnen ohne Kontakt zu den lokalen
Gesundheitsämtern besteht.
http://www.awmf.org/leitlinien/aktuelle-leitlinien/ll-liste/deutsche-std-gesellschaft-dstdg.html
Kunden der SexarbeiterInnen / Freier
Die Einbeziehung der Freier in die Präventionsarbeit ergibt sich aus den Beratungsgesprächen und
Anfragen. Es fragen immer wieder Menschen nach Beratung und Test, die im Rahmen der
Prostitution ungeschützten Sex hatten. Auch Studien belegen, dass ein nicht unerheblicher Anteil der
Freier auf einer Dienstleistung ohne Kondom besteht.
Durch die Internetauftritte (RS,SG,W)und den Flyer der Beratungsstelle, werden durch Information
und Ansprache die Sexkunden ausdrücklich mit einbezogen.
Präventionsmaßnahmen für Sexkunden sind sinnvoll. Sexkunden sind ein sehr schwierig zu
erreichendes Klientel im Rahmen von Präventionsarbeit. Es gibt eine nicht unerhebliche Zahl von
Kunden, die auf ungeschützten Geschlechtsverkehr bestehen. Ggf. mit finanziellen Anreizen wird die
Einwilligung der Sexarbeiterin erkauft.
Aufsuchende Arbeit und die vier Augen Beratung während der Sprechzeit, macht Gespräche darüber
möglich, dass Kondomverzicht sich rationalen Überlegungen völlig entzieht und große Risiken birgt.
Somit gehören viele Kunden zu einer Risikogruppe, die häufig ungeschützten Sex mit unbekannten
Personen praktiziert.
Allgemeinbevölkerung
Durch die verschiedenen Aufklärungskampagnen zu HIV und STI suchen auch Menschen, die nicht
den klassischen Risikogruppen zuzuordnen sind, eine kompetente und vorurteilsfreie Beratung mit
der Möglichkeit der STI-Diagnostik.
Innerhalb der Regelversorgung gibt es durchaus Defizite bzw. ein nicht angepasstes Angebot
(insbesondere fehlende Anonymität). Im Sinne des gesetzlichen Auftrags des
Infektionsschutzgesetzes ist die zu beobachtende gute Frequentierung der Sprechstunden der
Beratungsstelle eine gewünschte Entwicklung. In der Öffentlichkeitsarbeit, vor allen Dingen durch die
18
Internetauftritte und den Flyer der Beratungsstelle, wird in Information und Ansprache die
Allgemeinbevölkerung mit einbezogen.
7.Qualitätssicherung
Seit 1. Juli 2013 wird durch die Richtlinie der Bundesärztekammer zur Qualitätssicherung
labormedizinischer Untersuchungen auch für die in niedrigschwelligen Beratungs- und
Testangeboten durchgeführten HIV-Schnelltests eine externe Qualitätssicherung durch Beteiligung
an Ringversuchen zwingend vorgeschrieben. Diese sind zweimal jährlich durchzuführen. Auf diese
Weise wird sowohl die Qualität des angewandten Schnelltestes, als auch die korrekte Handhabung
vor Ort unter Beweis gestellt.
Die von der Arbeitsgemeinschaft Aids-Prävention (AG AIDS-Prävention NRW) geplante webbasierte
landesweite Datenerhebung zu HIV und AIDS wurde 2013 zum ersten Mal erhoben und wird seitdem
jährlich erhoben. Im Rahmen des in den letzten Jahren erarbeiteten „Konzeptes zur
Weiterentwicklung der HIV/AIDS-Prävention in NRW“ besteht nunmehr eine webbasierte
Datenerhebung zu Strukturen und Maßnahmen der HIV/AIDS-Prävention. An der statischen
Erhebung beteiligen sich Akteurinnen und Akteure der AIDS-Prävention von freien Trägern und
Kommunen. Seitens des Landes besteht die Perspektive, auf diese Weise zukünftig eine Basis für
sachliche Entscheidungen zu erhalten.
Wie im Jahr zuvor wurden die Fort- und Weiterbildungen je nach Schwerpunktarbeit in der
Beratungsstellestelle wahrgenommen. Im Arbeitskreis Sexuelle Gesundheit (AK Sexuelle Gesundheit)
des Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG NRW) ist die Beratungsstelle durchgehend vertreten. Die
landesweite Ausrichtung der operativen und strategischen Themen und Diskussionen begünstigen
die Qualitätsentwicklung auch der Beratungsstelle.
8.Entwicklungen in NRW und Bund
Die Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW (AG AIDS-Prävention NRW) wurde im Jahr 2011 vom
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA NRW) als Koordinationsstelle
zur AIDS-Prävention eingerichtet. Sie hat 2013 die landesweite Datenerhebung auf den Weg
gebracht. Die Datenerhebung wendet sich an alle Akteure der AIDS-Prävention sowohl der freien
Trägerschaft als auch an die Kommunen. Sie will mit der Erhebung die Aktivitäten der HIV/AIDSPrävention in Nordrhein-Westfalen erfassen. Die Daten sind Grundlage für die Beurteilung von
Entwicklungen sowie für sachliche Entscheidungen und fachliche Empfehlungen der
Arbeitsgemeinschaft.
Im Februar 2013 gab die Arbeitsgemeinschaft Empfehlungen zur HIV-Prävention. Sie empfiehlt, die
Intensivierung der Prävention und Diagnostik, vor allem für die Zielgruppe „schwule Männer und
andere Männer, die Sex mit Männern haben“ und „SexarbeiterInnen“. Mit dieser Empfehlung
bezieht die AG AIDS-Prävention die Erkenntnisse aus den Prävalenz-Daten zur Syphilis und die
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Erkenntnisse über den Zusammenhang mit HIV-Infektionen deutlich mit ein. Die Präventionsarbeit
mit SexarbeiterInnen erhält hier eine besondere Bedeutung.
7 Arbeitsgemeinschaft AIDS-Prävention NRW, Empfehlungen zur HIV-Prävention vor dem Hintergrund der Entwicklung der Syphilis in
Nordrhein-Westfalen, 26. Februar 2013.
8 Als Fußnote ist eine Internetadresse:
www.daignet.de/site-content/hiv-therapie/leitlinien
Die Deutsche AIDS-Gesellschaft e. V. (DAIG) hat unter Beteiligung einschlägiger Fachgesellschaften
eine neue Leitlinie zur Postexpositionsprophylaxe (PEP) herausgegeben. Eine
Postexpositionsprophylaxe ist die vorsorgliche Einnahme antiretroviraler Medikation zum Schutz vor
einer HIV-Infektion nach einer HIV-Exposition. Die neuen Leitlinien berücksichtigen u. a. die
Erkenntnis der stark reduzierten HIV-Übertragbarkeit unter einer konsequenten medikamentösen
HIV-Therapie.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat ihre bisher auf HIV und AIDS
konzentrierte Kampagne mehr und mehr auf die anderen sexuell übertragbaren Infektionen
ausgedehnt. Massenkommunikative Medien (Plakate, Radio- und Fernsehspots etc.) rücken das
Thema STI vermehrt in den Mittelpunkt.
Die Deutsche STI-Gesellschaft - Gesellschaft zur Förderung der sexuellen Gesundheit (DSTIG) präsentiert sich auch weiterhin als eine Fachgesellschaft, die im qualifizierten präventiven Umgang
und in der medizinischen Versorgung von sexuell übertragbaren Infektionen engagiert ist. Der 2014
herausgegebene Leitfaden zur STI-Therapie ist auch für die Fachstelle Handlungsgrundlage
subsidiärer Therapie.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) als die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der
Krankheitsüberwachung und -prävention hat auch im Jahr 2013 die epidemiologischen Daten zur
Syphilis analysiert. Sie empfiehlt dem öffentlichen Gesundheitsdienst, die Angebote auf kostenfreie
STI-Tests auf jeden Fall aufrechtzuerhalten.
9.Aussicht
Die Konzeption der Beratungsstelle für Sexuelle Gesundheit/AIDS-Beratung, bestehend aus den drei
Säulen:
HIV-Aids-Beratung
STI-Beratung und
Aufsuchende Tätigkeit
hat sich über das Jahr 2013/14 weiter bewährt. Die Inanspruchnahme der Beratungsstelle stelle
durch die Bevölkerung zeigt für 2013/14 zeigt eine konstante, gute Akzeptanz und Inanspruchnahme
des Angebotes.
Festzustellen aus den statistischen Analysen, aber auch aus den Gesprächskontakten, ist aber, dass
innerhalb der Beratenden eine unzureichende Aufklärung über Übertragungswege der STIs aber auch
der zum Beispiel bei HIV mittlerweile guten Behandlungsmöglichkeiten besteht. Das Robert-KochInstitut sowie die in Deutschland zentral mit der Therapie befassten Institutionen rufen über die
Fachpresse, die Organisationen auf Bundes- und Landesebene derweil immer wieder dazu auf, dass
in der Prävention nicht nachgelassen werden darf. Geschätzte 14.000 Menschen in Deutschland
leben mit einer nicht diagnostizierten HIV-Infektion. Die Renaissance vergessen geglaubter sexueller
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Infektionen kann soll gestoppt werden. Insofern bleibt es wichtig, die Botschaften der großen
Präventionskampagnen, angemessen auf der lokalen Ebene umzusetzen.
Die Bedeutung der im bergischen Städtedreieck aufsuchend durchgeführten Beratungen, sowie die
Untersuchungen und Tests zu STI’s und HIV, ist durch die RKI – Studie noch einmal herausgestellt
worden, da auch das RKI davon ausgeht, dass viele Menschen - insbesondere eben Risikogruppen,
die besonders gefährdet sind - , nur auf diesem Weg erreichbar sind.
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