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Anlage zur Sitzungsvorlage 120/11.pdf

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Daten

Kommune
Kreis Unna
Dateiname
Anlage zur Sitzungsvorlage 120/11.pdf
Größe
1,6 MB
Erstellt
07.12.15, 11:10
Aktualisiert
27.01.18, 09:56

Inhalt der Datei

8. Kreisgesundheitskonferenz Jugendliche im Vollrausch – mehr Prävention wagen Dokumentation Impressum: Herausgeber Kreis Unna – Der Landrat Fachbereich Gesundheit und Verbraucherschutz Platanenallee 16 59425 Unna Gesamtleitung Norbert Hahn Fachbereichsleitung Josef Merfels Grußwort: Dirk Kolar, Vors. Ausschuss für Gesundheit und Verbraucherschutz Moderatoren: Elisabeth Müller, Klaus Stindt, Gerd Klöpper Protokoll: Gaby Olbrich-Steiner, Andreas Kramer, Thekla Pante Tagungsbüro: Angelika Quast, Dorothea Krause Organisation Mattias Hundt, Volker Timmerhoff, Werner Wenzel, Dr. Jochen Hartlieb, Marion Hölscher Druck Hausdruckerei Kreis Unna Mai 2011 5 Tagesordnung 6 1 Norbert Hahn - Begrüßung und Einführung 7 2 Dirk Kolar - Grußwort 12 3 Teilnehmerliste 8. Kreisgesundheitskonferenz 14 4 Petra Kolip: Einführungsvortrag – Jugendliche im Vollrausch 17 5 Die beispielhaften Projekte 25 5.1 GigA/HALT 25 5.2 Kommal klar 28 5.3 Eltern aktiv 29 5.4 Voll ist out 30 6 Die Handlungsempfehlungen der Foren 32 6.1 Forum 1 32 6.2 6.3 7 6.1.1 Diskussion erste Leitfrage 32 6.1.2 Diskussion zweite Leitfrage 32 6.1.3 Diskussion dritte Leitfrage 33 6.1.4 Die Handlungsempfehlung im Forum 1 34 Forum 2 35 6.2.1 Diskussion erste Leitfrage 35 6.2.2 Diskussion zweite Leitfrage 35 6.2.3 Diskussion dritte Leitfrage 36 6.2.4 Die Handlungsempfehlungen im Forum 2 36 Forum 3 38 6.3.1 Diskussion erste Leitfrage 38 6.3.2 Diskussion zweite Leitfrage 39 6.3.3 Diskussion dritte Leitfrage 39 6.3.4 Die Handlungsempfehlung im Forum 3 40 Entschließung der 8. Kreisgesundheitskonferenz 40 6 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Tagesordnung 09.30 Uhr Begrüßung und Einführung Norbert Hahn, Dezernent für Gesundheit und Verbraucherschutz 09.45 Uhr Grußwort Dirk Kolar Vorsitzender Ausschuss für Gesundheit und Verbraucherschutz 10.00 Uhr Einführungsvortrag: „Jugendliche im Alkoholrausch mehr Prävention im Kreis Unna wagen“ Prof. Dr. Petra Kolip, Universität Bielefeld 10.45 Uhr Beispiele guter Präventionsprojekte: Halt: Dr. H.-J. Hallmann, Mühlheim Kommal klar: H. Grimm, Unna Eltern aktiv: W. Rometsch, Münster Voll ist out: G. Piepel, Münster 11.15 Uhr Moderation: Steffi Neu Diskussion in Foren Moderation: Forum 1: Klaus Stindt, Komm. Vorbeugung, Polizei Gerd Klöpper, g.G m.b.H Suchthilfe Krs. Unna Elisabeth Müller, Netzwerk Suchtprävention, Krs. Unna Forum 2: Forum 3: 13.00 Uhr Mittagspause 13.45 Uhr Fortsetzung der Foren 14.30 Uhr Kaffeepause 15.00 Uhr Gesprächsrunde »eine neue kommunale Präventionsstrategie« Teilnahme: Elisabeth Müller Hartmut Grimm Gerd Klöpper Klaus Stindt Norbert Hahn Wolfgang Rometsch Moderation: Steffi Neu 15.45 Uhr Entschließung 8. KGK Norbert Hahn 16.00 Uhr Ende der Konferenz 7 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 1 Norbert Hahn - Begrüßung und Einführung 8. Kreisgesundheitskonferenz 2011 „Jugendliche im Alkoholrausch – mehr Prävention im Kreis Unna wagen“ Es gilt das gesprochen Wort! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf Sie im Namen des Kreises Unna und als Vorsitzender der Kreisgesundheitskonferenz ganz herzlich hier in der Stadthalle Kamen begrüßen und ich freue mich, dass unser diesjähriges Thema Ihr Interesse gefunden hat. Nicht vergessen möchte ich gleich an dieser Stelle meinen ausdrücklichen Dank an die Landeskoordinationsstelle Sucht des LWL für ihre Kooperationsbereitschaft und Unterstützung in der inhaltlichen Vorbereitung dieser Konferenz. Im Grunde mussten wir nicht lange nach einem Thema für die 8. KGK suchen, ist die Problematik und auch das öffentliche Auffallen alkoholisierter Jugendlicher doch nicht nur im Kreis Unna präsent und wird sie in den kommenden warmen Monaten sicher noch präsenter sein. Rauschtrinken (bekannter als „Koma-Saufen“) stellt nach wie vor ein großes Problem, insbesondere bei immer jüngeren Kindern und Jugendlichen, dar. Wie im Einladungsflyer Flyer deutlich gemacht, trank sich im vergangenen Jahr (nach Feststellungen der Bundesdrogenbeauftragten Mechthild Dyckmans, FDP) jeder Fünfte 12 – bis 17-jährige mindestens einmal im Monat in´s Koma. Bundesweit liegt das Durchschnittsalter erster Vollrauscherfahrungen bei 13,5 Jahren. In einer Berichtsauswertung des Statistischen Bundesamtes von 2007 werden ein allgemeiner Anstieg des Alkoholkonsums, des sog. „Vorglühens“, des „Trinkens unter der Woche“ und ein niedriges Alter der Jugendlichen festgestellt. Zudem wird auf eine vielfache Gleichgültigkeit der Erziehungsberechtigten hingewiesen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Wir diskutieren nicht über ein ausschließlich deutsches Problem: in Österreich trinken rund 39 Prozent der 15jährigen mindestens einmal pro Woche Alkohol (liegt damit oberhalb der Durchschnittswerte der Industriestaaten). Selbst die Musikszene hat sich mit diesem negativen „Phänomen“ beschäftigt. Denken Sie ´mal an das Grönemeyer-Lied „Alkohol“. Im Liedtext heißt es: „Alkohol ist dein Sanitäter in der Not, das Dressing auf deinen Kopfsalat. Alkohol, Alkohol. Alkohol…“ Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 8 Pressemeldungen und Bürgerbeschwerden über alkoholisierte Jugendliche sind überwiegend in den Sommermonaten keine Seltenheit, sondern fast ständige Begleiter in unserer Gesellschaft. Teilweise verbunden mit Lärm, Gewalt und Vandalismus. Landesministerin Barbara Steffens (Grüne) stellte im Dezember 2010 in der WR fest: „psychische Probleme und Verhaltensstörungen durch Alkoholmissbrauch liegen als Ursache für Klinikbehandlungen in Deutschland bereits auf Platz zwei hinter den Herzerkrankungen“. In diesem Zusammenhang, heute vielleicht nur am Rande, aber künftig mit zu betrachten: es gibt eine nicht zu vergessende weitere Zielgruppe, die unserer Hilfe bedarf, nämlich die Kinder von alkoholkranken Eltern. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eigene Erhebungen bei den Krankenhäusern im Kreis Unna ergaben im Jahr 2009 über 130 Kinder und Jugendliche zwischen 10 (!) und 19 Jahren, die infolge übermäßigen Alkoholkonsums in stationärer Behandlung waren. Nach einer Umfrage der Stadt Unna waren von 231 Befragten, die schon einen Rausch hatten, 96 erst 13 Jahre und jünger! Somit kommen wir auch im Kreis Unna zu der Feststellung: Alkohol ist das „Suchtmittel Nummer 1“ bei jungen Menschen, die beliebteste Droge der Kinder. Suchtprävention hat auch im Kreis Unna viele Facetten und vielschichtige Traditionen. Viele Akteure sind hier bei uns „im Thema unterwegs“: - zunächst einmal der Kreis Unna selbst, als untere Gesundheitsbehörde - die zehn Kommunen des Kreises, Ordnungsämter, Jugendämter, Schulen, - Familien- und Erziehungsberatungsstellen - Netzwerk der AG der freien Wohlfahrtsverbände - Ärzte, Psychologen, Psychiater, Krankenkassen - Selbsthilfegruppen - das Netzwerk Suchtprävention - Gesundheitsförderer im Rahmen von Klasse 2000 (Präventionsprojekt für die Grundschule) - Suchtberatungsstellen der DRH, der Diakonie Schwerte, des DRK Lünen - Suchthilfe gGmbH Kreis Unna - Polizei und Gerichte Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 9 Aber - und noch viel zu häufig - jeder für sich und allein und so sind selbst die besten Ziele nicht zu erreichen. Der Kreis Unna hat in seinen politischen Beschlüssen stets ein klares Bekenntnis zur gesundheitlichen Prävention abgegeben. So war Prävention schon einmal ein Thema einer Gesundheitskonferenz, nämlich vor einigen Jahren in Werne (2005). Im Ergebnis wurde seinerzeit das Netzwerk Suchtprävention gegründet. Ein aktuelles Projekt dieses Netzwerkes; initiiert durch die Kollegen Matthias Hundt und Volker Timmerhoff, ist die Aktion „Alkohölle“ für alle achten Jahrgangsstufen der weiterführenden Schulen im Kreis Unna im Rahmen der bundesweiten Suchtwoche vom 21. bis 29. Mai 2011. (Flyer-Hinweis) Wir stehen also nicht am Anfang in Sachen Prävention, nicht bei Null ! Diese und andere Aktivitäten müssen allerdings auf einander abgestimmt, die Kooperationen deutlich verstärkt und weiter ausgebaut werden. Das ist die Zielsetzung unserer 8. KGK! Prävention ist eine Querschnittsaufgabe und aus diesem Grund haben wir Sie, die Sie aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen kommen, heute eingeladen, um mit Ihnen gemeinsam zu diskutieren und im Ergebnis in der Sache weiter zu kommen. Verehrte Anwesende! Sicher stoßen wir auch auf nicht einfache Problemstellungen: Schwierig ist schon der elternorientierte Ansatz. So findet das sog. Vorglühen (zielgerichtet und exzessiv) mitunter im häuslichen Umfeld häufig sogar unter den Augen der Eltern statt. Und natürlich gibt es gesetzliche Regelungen: die Vorgaben nach dem Jugendschutzgesetz sind eindeutig; ich setze sie in dieser fachlichen Runde als bekannt voraus. Alkoholverkauf an Kinder ist kein Kavaliersdelikt, Verbote allein reichen allerdings nicht aus, sie müssen auch kontrolliert werden. So altersabhängig notwendig strikte Verbote aber sind, so scheinen sie dennoch zumindest für die Altersgruppe der ab 16jährigen wenig Sinn zu machen, denn leider ist Alkohol mittlerweile ein Bestandteil unserer Alltagskultur geworden. Auch andere Behörden und Institutionen sind in Sachen Suchtprävention „auf dem Weg“: Die Stadt Gelsenkirchen hat sog. Flatrate-Partys konsequent verboten. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 10 Die Ärztekammer Westfalen-Lippe hat im Rahmen des Kinderschutzauftrages eine Fortbildungsveranstaltung mit dem Schwerpunkt Prävention durchgeführt. Das Jugendamt Nürnberg fordert in einem sehr guten Flyer (kurzer Hinweis: ist nachher Thema des LWL-Projekts) mit Tipps für Eltern und Pädagogen: u.a. - Begleiten Sie Ihre Kinder! - Stellen Sie Konsumregeln auf! - Keine Einkaufsaufträge für Ihre Kinder! - Suchen Sie das Gespräch! - Melden Sie Verkaufsstellen, die das Jugendschutzgesetz missachten! - Suchen Sie eine Beratungsstelle auf! Auch die Krankenkassen sind aktiv. Die DAK Unna z. B. initiierte im März die Aktion „bunt statt blau“ als Kampagne gegen den Alkoholmissbrauch, auch unterstützt durch unsere Suchthilfe gGmbH Kreis Unna. Aber zurück zu unserer Kreisgesundheitskonferenz: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Als Ergebnis der heutigen Diskussionen wünsche ich mir die Entwicklung einer gemeinsamen kommunalen Strategie zur Suchtprävention. Eine gemeinsame und von allen gemeinsam getragene und gelebte Strategie, orientiert an den jeweils örtlichen Gegebenheiten und Möglichkeiten in den Städten und Gemeinden des Kreises Unna. Beispiele guter Präventionskonzepte werden im Tagungsverlauf vor- und in den nachher angebotenen Foren dieser KGK zur Diskussion gestellt: - das Förderprojekt HaLT (Hart am Limit) - Kommal klar , Vollrausch ohne mich (ein Projekt der Stadt Unna) - Eltern.aktiv (ein Doppelprojekt der DHS und des LWL als Beispiel für eine Beteiligung von Eltern in der ambulanten Suchthilfe und im Jugendschutz) - Voll ist out (eine Aktion des Jugendamtes der Stadt Münster) Gesteuert durch einige Leitfragen erhoffen wir uns im Ergebnis unserer Diskussionen Handlungsempfehlungen für die praktische und präventive Arbeit und ein klares Bekenntnis zu unserem Tagungsthema: „… mehr Prävention wagen“. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 11 Ein Wagnis, das aus meiner Sicht letztlich keines ist, sondern als deutlicher Auftrag am Ende des heutigen Tages von allen Teilnehmern mitgenommen wird. Bringen Sie sich ein und unterstützen Sie unser gemeinsames Anliegen durch Ihr Interesse und Ihre Fachlichkeit. Für den Moment meinen herzlichen Dank und ich möchte nun Herrn Kolar, Kreistagsabgeordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Verbraucherschutz des Kreises Unna, um sein Grußwort bitten. 12 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 2 Dirk Kolar - Grußwort Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Verbraucherschutz, Mitglied des Kreistages es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Damen und Herren, ich freue mich heute stellvertretend für die Politik im Kreis Unna Sie hier herzlich begrüßen zu dürfen und selbst einige Anmerkungen zu diesem hoch brisanten und absolut aktuellen Thema machen zu können. Ich bedanke mich bei allen Anwesenden für das rege Interesse und selbstverständlich auch bereits jetzt für Ihr Engagement sich der Präventionsaufgabe zum Thema „Jugendliche im Alkoholrausch“ zu widmen. Natürlich können wir sagen: „Selbst Schuld, wenn er/sie so viel säuft!“ Das ist natürlich – kurzsichtig betrachtet – richtig. Eine solche Äußerung jedoch dokumentiert auch den mitunter lapidaren Umgang der Gesellschaft mit der Thematik „Alkohol-Gebrauch oder AlkoholMissbrauch. „Können die sich nicht anständig besaufen?“ oder „Wir haben uns früher wenigstens mit Anstand besaufen können!“ sind Sätze, die jeder von uns schon einmal gehört, wenn nicht sogar persönlich formuliert hat. Zwei Dinge zeigen diese Äußerungen: 1. Die gesellschaftliche Bagatellisierung von Alkoholkonsum 2. Der Prävention wird nicht überall genügend Aufmerksamkeit entgegen gebracht. Ich möchte und ich kann an dieser Stelle keine detaillierte Auskunft darüber geben, welche Ursachen für exzessiven Alkoholkonsum verantwortlich sind, eine Multikausalität scheint aber für diese Entwicklung eine Rolle spielen: Gruppenzwang, Zukunftsängste und Leistungsdruck, Familiendispositionen, Grenzerfahrungswünsche seien an dieser Stelle exemplarisch genannt. Zu kritisieren ist sicher auch die aggressive und äußerst einfallsreiche Werbung mit Alkohol und dies besonders im Umfeld von Sportereignissen. Gerade vor dem Hintergrund dieser Vielschichtigkeit kommt der Prävention eine entscheidende Rolle zu. Und wir können anscheinend nicht früh genug damit beginnen, wenn wir uns eine aktuelle Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ins Bewusstsein rücken, die belegt, dass sich im Problemfeld Alkoholmissbrauch durch immer jüngere Kinder und Jugendliche keine Trendwende beobachten lässt. Wir sind gerade im Hinblick auf die jüngeren Bevölkerungsgruppen verpflichtet, Präventivmaßnahmen zu ergreifen. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 13 Dem Flyer der Stadt Münster „Voll ist out“ (diese Aktion wird ja nachher als Beispiel guter Präventionsprojekte noch vorgestellt werden) habe ich den Satz entnommen: „Saufen macht nicht schön, schlau und sexy – sondern kann peinlich, unangenehm und eklig werden.“ Irritierend ist nur, wenn man Jugendliche darauf hinweist, dass sie das aber selbst bereits wissen! Selbstverständlich gibt es gesetzliche Vorgaben zur Zusammenarbeit z. B. der Fachkräfte aus den Bereichen Schule, Jugendhilfe, der Polizei und dem öffentlichen Gesundheitsdienst. Allerdings darf sich unser Engagement an diesen Stellen nicht erschöpfen. Es sollte eher Ansporn sein, tiefer in die Problematik einzutauchen. Die kommunale Politik hat den Kreis Unna immer als Gesundheitskreis wahrgenommen, unterstützt und ausgebaut. Als ein Kreis, der sich nicht nur als Untere Gesundheitsbehörde versteht, sondern präventiv wirken und helfen möchte. Dem Ausschuss für Gesundheit und Verbraucherschutz kommt an dieser Stelle eine gewichtige Rolle zu. Er ist sich der Aufgabe durchaus bewusst und stellt sich dieser. Innerhalb seines Präventionskonzeptes hat der AGuV des Kreises Unna klare Prioritäten in der politischen Beschlussfassung gesetzt. So konnte zum Beispiel die Suchtberatung mit der Gründung einer Suchthilfe gGmbH auf solide Beine gestellt werden. Klare Bekenntnisse zur Selbsthilfe, zum Konzept Unna GesUNd und der Aufgaben orientierte Austausch mit dem Kreissportbund (der Vorsitzende Klaus Stindt wird ja heute eine der Moderationen in den Foren übernehmen) sind nur einige Beispiele dafür. Wie wir bereits gehört haben, ist das Thema der mittlerweile 8. Kreisgesundheitskonferenz kein „Inselproblem“ des Kreises Unna, allerdings müssen wir uns vor Ort der Problematik gestalterisch annehmen, damit die Ergebnisse letztendlich Eingang finden können in das System der „frühen Hilfen“, für die, die uns allen am Herzen liegen. Somit werbe ich sowohl für eine intensive Beschäftigung mit unserem Tagungsthema, als auch für einen erfolgreichen Ausbau der bisher bestehenden aber noch entwicklungsfähigen Netzwerkarbeit und wünsche uns allen hierin einen wirklich nachhaltigen Erfolg. Ich freue mich auf die Fachvorträge und die sicher interessanten Diskussionsforen. Ich wünsche der Konferenz einen harmonischen und guten Verlauf mit vielen Ergebnissen. Ich darf nun Frau Prof. Dr. Petra Kolip von der Universität Bielefeld für ihren Einführungsvortrag „Jugendliche im Alkoholrausch – mehr Prävention wagen“ auf die Bühne bitten. 14 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 3 Teilnehmerliste 8. Kreisgesundheitskonferenz Nr. Klaus Appel Hans-Ulrich Bangert Christian Baran 4. Jugendamt. Erziehungsbeistand Kreis Unna/ Fraktion Bündnis 90/Die Vertreter Grünen Behindertenbeirat in der Kreisstadt Unna Blaues Kreuz in der Ev. Kirche Unna Engelbert Bastian 5. Stadt Selm Jugendamt Ralf Beckmann 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. Kreis Unna Kreis Unna Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Stadt Kamen AWO UB UnnaABW- Sucht Diakonie Schwerte Privat Freiherr-vom-Stein-Berufskolleg LÜSA Kreis Unna FB 53.4 FB 40 FB 53.7 Johannes Margot Wilhelm Reiner Rainer Heike Holger Elke Anabela Anja Bernartz Berten Böhm Brüggemann Buddensiek Burghardt Conrad Denninghoff Dias de Oliveira Dirksen 16. Stadt Selm Team Jugendförderung Benedikt Dorth AOK Westf.-Lippe Regionaldirektion Unna, Hamm Thomas Drees Jürgen Burckhard Thomas Dunker Elsner Engel Holger Felcht Ede Friederichs Claudia Gebhard Daniela Petra Hartmut Goos Gößling Grimm Sabine Norbert Hans Jürgen Gronski Hahn Hallmann Jochen Angelika Hartlieb Helle 1. 2. 3. 17. 18. 19. 20. 21. Stadt Selm Stadt Kamen Sprecherrat SHK AOK Westf.-Lippe Marienkrankenhaus 22. Kreis Unna 23. Kreis Unna /CDU-Fraktion Realschule Bönen Anne-Frank-Gymnasium Werne Kreisstadt Unna 24. 25. 26. Dez. II Regionaldirektion Unna, Hamm Ärztekammer WestfalenLippe FB Familie und Jugend – Kinder- und Jugendförderung Jugendpfleger 27. 28. 29. Fr. v. Bodelschwingh-Schule Kreis Unna Dezernat IV Ginko-Stiftung für Prävention 30. 31. Kreis Unna Kreis Unna FB 53.1 FB 53.6 32. Barbaraschule 33. 34. Diakonie Schwerte Gem. Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna Förderschule: Schwerpunkt Matthias lernen. Elternpflegschaftsvorsitzend er Anne-Kristin David Herbig Hitzschke Hofmann 15 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Nr. 35. LWL – Koordinationsstelle Sucht 36. Pestalozzischule , Hauptschule Schulsozialpädagoge 37. Marion Hölscher Peter Holstegge Dieter Humbach Matthias Hundt Annika Husarek Christian Michael Elke Philipp Gerd Kaiser Kanand Kappen Kleffner Klöpper Rudi Dirk Knegt Kolar Petra Kolip Brigit Ludger Thomas Andreas Angela Kolz-Wohner Kortendiek Köster Kramer Kruck Charlotte Cordula Kunert Kurtzahn Martin Kusber Andreas Josef Günter Daniela Elisabeth Steffi Christoph Martin Merfels Michel Mitroulis Müller Neu Nordhaus Heike Okroy Gabi Gerd Olbrich-Steiner Oldenburg Gerd Andre Oldenburg Palm Kassenärztliche Vereinigung 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. Gem. Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna Kreis Unna Jugendgerichtshilfe 47. Städt. Gymnasium Bergkamen Kreissport-Bund Stadt Werne Jona-Haus / Jugendetage Gem. Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna Selbsthilfe Kreis Unna /SPD-Fraktion Universität Bielefeld 48. 49. 50. 51. 52. LWL Klinik Dortmund Stadt Kamen Stadt Unna Kreis Unna Jobcenter Kreis Unna 53. 54. EK Unna Kreis Unna 55. Kreissportbund Unna e.V. 56. 57. 58. 59. 60. 61. 62. Suchthilfe im Kreis Unna Kreis Unna Harkortschule Unna Gem.-Hauptschule Gesundheitsförderung an Moderation Hellwegberufskolleg 63. Stadt Selm 64. 65. Kreis Unna Kreis Unna /SPD-Fraktion SPD-KT Fraktion Gem. Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna FB 53.1 68. Stadt Kamen Gerhard Peske 69. Drogenhilfe FB 51.1 Wirtschaftliche Jugendhilfe, Soziale Dienste Stadt Münster Georg Piepel 70. Kreis Unna FB 53.6 Hiltrud Popp 71. Kreis Unna FB Arbeit und Soziales Jochen Preising 45. 46. 66. 67. Jugendamt Jugendreferent Jugendamt AK Arbeit und Gesundheit Geschäftsstelle Lünen. Fallmanagerin FB 53.6 FBL 53 Lünen-Wethmar Schulen im Kreis Unna Abt.-Leiter Sonderpädagogik Team Jugendförderung Beratungsstelle Schwerte 16 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Nr. 72. Stadt Lünen 73. 74. AWO UB Unna 75. 76. 77. 78. Lebenszentrum Königsborn PSAG Sucht Blaues Kreuz Kamen-Heeren e.V. Städt. Gymnasium Altlünen 79. 80. 81. Stadt Unna Stadt Lünen Ordnungsamt LWL-Koordinationsstelle Sucht 82. Gem. Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna Bechelorarbeit unter der Betreuung Übergansmanagement/Jugendberufshilfe Martina Ralf von Frau Prof. Dr. Kolip, Uni Sophie Bielefeld Michael Ulrich Walter Sarah Püschel-Kücük Purat Rabbow Radix Rautenberg Rebbert Rehbein Wolfgang Eberhard Wolfgang Rickert Rieß Rometsch Beratungsstelle Lünen Susanne Roters Gem.-Hauptschule, Schulsozialpädagoge Wirtschaftliche Jugendhilfe FB 53.5 Vertreterin Markus Rüth Nesrin Claudia Heike Veronika Petra Sarsar Sauerland Schaumann Schmidt Schmieding Christian Gabriele Thomas Thomas Otto Karin Scholz Scholz Schwengers Schwengers Sieger Standop Wolfgang Brigitte Ulf Sabine Starost Steek Stelzer Steveling Klaus Simone Birthe Jörn Klaus Volker Michael Alina Stindt Stockhausen Straschewski Tautz Thielker Timmerhoff Tomath Unger (Praktikantin) Anna Voss-Budde Beratungsstelle Lünen Sandra Matthias Olaf Waßen Weischer Weißenborn 111. Kreis Unna FB 53.6 Sabine Wellmann 112. Diakonie Ruhr-Hellweg e.V. Beratungszentrum Rainer Welschhoff 113. Kreis Unna 114. Kreis Unna, FB 53.3 115. Selbsthilfe FB 53.6 Werner Petra Dietmar Wenzel Winzer-Milo Zensen 83. Heinrich-Bußmann-Schule 84. 85. 86. 87. 88. Stadt Kamen Kreis Unna Kreis Unna/FDP-Fraktion Lebenszentrum Königsborn Anne-Frank-Realschule 89. 90. 91. 92. 93. 94. Kreis Unna Hellwegschule Stadt Schwerte Stadt Schwerte Märkisches Berufskolleg Unna Elternarbeit in der Schulpflegschaft des Stadt Lünen Ordnungsamt Kreuzbund Lünen Achenbachschule Kreis Unna 95. 96. 97. 98. 99. 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. Kreispolizeibehörde Hellwegberufskolleg Barbaraschule Werne Stadt Kamen Sprecher der SH Kreispolizeibehörde Josef-Reding-Schule Holzwickede Gem. Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna 107. Gem. Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna 108. Kreis Unna 109. Stadt Fröndenberg S – FB II 110. Gem. Gesellschaft für Suchthilfe im Kreis Unna Fachberaterin für Suchtvorbeugung FB 53.1 Gem.-Hauptschule Jugendamt Pestalozzi-Gymnasiums Unna Gem.-Hauptschule FB 53.6 Sozialarbeiterin Suchtprävention Beratungsstelle Lünen FBL Familie und Jugend Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 4 17 Petra Kolip: Einführungsvortrag – Jugendliche im Vollrausch Prof. Dr. Petra Kolip, Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften (die zum Vortrag gehörenden Grafiken sind nachfolgend aufgeführt) Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen - Epidemiologische Grundlagen Das Thema des riskanten Alkoholkonsums von Kindern und Jugendlichen ist in den vergangenen Jahren in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, nicht zuletzt, weil die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Alkoholvergiftung deutlich zugenommen hat. So wurden im Jahr 2009 2.240 Mädchen unter 15 Jahren und 2.114 Jungen gleichen Alters mit der genannten Diagnose in die Klinik eingewiesen. Zehn Jahre zuvor waren es 986 Mädchen und 1270 Jungen (www.gbe-bund.de: Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000). Dieser Entwicklung steht aber ein gegenteiliger Trend in Bezug zum allgemeinen Alkoholkonsum gegenüber, wie die regelmäßigen Studien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Drogenkonsum der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland zeigen. Im Jahr 2010 gaben nur knapp 13% der 12- bis 17-Jährigen an, regelmäßig (d.h. mindestens ein alkoholisches Getränk pro Woche) Alkohol zu konsumieren - der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebungen (BZgA, 2011). Jungen konsumieren in allen Altersgruppen häufiger Alkohol als Mädchen, wie Abb. 2 zeigt. Die Ergebnisse zum Alkoholkonsum der BZgA lassen sich wie folgt zusammenfassen:  44,2% der Jungen und 41,5% der Mädchen haben in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken  mehr als die Hälfte hat keinen Alkohol getrunken  Beliebteste Getränke: Bier und Biermischgetränke, bei 16- und 17-Jährigen auch Mixgetränke (Softdrinks mit Spirituosen)  Alter beim ersten Konsum ist von 2004 bis 2010 um 5 Monate gestiegen (2010: 14,5 Jahre)  Alter beim ersten Rausch ist ebenfalls um etwa 5 Monate gestiegen (2010: 15,9 Jahre)  Riskanter Alkoholkonsum in der Altersgruppe 16-17 Jahre: 15,1% der Jungen, 8,5% der Mädchen Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 18 Auch das so genannte Binge-Drinking (mehr als 5 Getränke pro Trinkgelegenheit) ist leicht rückläufig. 12,8% der Mädchen und 20,4% der Jungen im Alter zwischen 12 und 17 gaben 2010 an, in den letzten 30 Tagen mindestens einmal mehr als 5 Getränke zu sich genommen zu haben. Häufiges Binge-Drinking (an mehr als 4 Tagen in den letzten 30 Tagen) ist mit 2,6% bei den Mädchen und 7,6% bei den Jungen in den vergangenen Jahren nahezu konstant. Die epidemiologischen Befunde zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Alkoholkonsum insgesamt bei Jugendlichen rückläufig ist, dass es aber einen konstanten Kern riskant Alkohol konsumierender Jugendlicher gibt, dem aus gesundheitswissenschaftlicher Sicht Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte. Rauschtrinken im Jugendalter: Hintergründe und Motive Informationen zu den Motiven jugendlicher RauschtrinkerInnen liegen zum einen von der BZgA, zum anderen aus einer qualitativen Studie von Stumpp et al. (2009) vor, die im Rahmen einer qualitativen Studie Kinder und Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum befragt hat. Die Studie der BZgA zeigt, dass mit dem Konsum von Alkohol vor allem positive Funktionen im sozialen Umfeld verknüpft werden (Spaß haben, lockerer sein). Jugendliche, die riskante Konsummuster aufweisen, antizipieren eine solch positiv bewertete Funktion deutlich häufiger. Die Studie von Stumpp et al. betont ebenfalls die positive soziale Funktion des Alkohols und betont, dass Alkoholkonsum nur im Kontext der Peergruppeneinbindung zu erklären und zu bewerten ist. Die Autorinnen zeigen die Regeln und Rituale auf, die mit riskantem Alkoholkonsum verbunden sind:  Sozialräumliche Orientierung  „Choreografie“ des Events  Häufig feste Trinkzeiten  Soziale Kontrolle: Trinken soll Spaß machen  Delegation von Verantwortung „Wenn alle gut drauf sind, wenn alle halt normal trinken und nicht zu betrunken sind und alle halt normal lachen und reden, tanzen, singen oder so, das ist für mich ein normaler Abend, dass halt keiner schreit oder schlägert oder sonst irgendwas.“ (Stumpp et al., S. 33) Diese Regeln haben Konsequenzen für den individuellen Konsum. Ziel ist das Austarieren des Konsums, ein Trinken innerhalb individueller Limits (körperliche Grenzen, soziale Normen, subjektives Erleben). Vor diesem Hintergrund ist auch die Konsumsteigerung zu verstehen, die Jugendliche „trinkfester“ machen soll, um einen größeren Handlungsspielraum zu haben: Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 19 „Wenn ich dann nicht mehr richtig laufen kann, dann merke ich es auch immer, und dann sage ich – wenn ich gerade ein Bier zum Beispiel angefangen habe, dann sage ich auch zu meinen Kameraden: das kann ich nicht mehr austrinken, mir langt‘s gerade.“ (Stumpp et al., S. 57) Stumpp et al. benennen wichtige Einflussfaktoren auf den Alkoholkonsum, die Ansatzpunkte für Prävention in der Risikogruppe bieten:  Erleben körperlicher Grenzen  Schockerlebnisse (sexuelle Übergriffe, Black out, Krankenhaus)  negative Konsequenzen im sozialen Kontext  Beziehung zu den Eltern  schulischer Ehrgeiz  sportlicher Ehrgeiz Konsequenzen für Prävention und Gesundheitsförderung Prävention kann und muss auch im Suchtbereich sowohl beim individuellen Verhalten, als auch bei den Verhältnissen ansetzen. Nimmt man das individuelle Verhalten in den Blick, geht es zum einen natürlich darum, die nicht oder wenig konsumierenden Jugendlichen zu stärken, aber zugleich den risikoorientierten Jugendlichen Möglichkeiten zum kontrollierten Konsum aufzuzeigen um Trinkkompetenzen und Komeptenzen für das Risikomanagement zu erwerben. Für letzteres Ziel sind in den vergangenen Jahren einige Angebote und Strategien entwickelt worden, so die Kampagne Alkohol – Kenn Dein Limit der BZgA, die Kampagne Don‘t drink too much - Stay Gold der Innenminister und das Projekt Lieber schlau als blau, das Jugendlichen eine kontrollierte Trinkerfahrung ermöglicht, die pädagogisch aufbereitet wird. Von besonderer Bedeutung ist auch die Kampagne HaLT – Hart am Limit, die Jugendliche als Zielgruppe hat, die mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Hier wird die Rückfallprophylaxe als Prävention verstanden, die eine erneute Einweisung verhindern sollen. Neben diesem reaktiven Baustein besticht HaLT aber auch durch einen proaktiven Baustein, der vor Ort alle relevanten Akteure zusammen schließt, um im kommunalen Setting für eine Reduktion riskanten Alkoholkonsums einzutreten. Wenn es um die Gestaltung der Verhältnisse geht, sind folgende Aspekte relevant:  Veränderung des Image des Alkoholrausches  Sensibilisierung für riskante Aspekte des Alkoholrausches  Verfügbarkeit und Attraktivität des Alkohols reduzieren  Verteuerung der Alkoholika (Steuererhöhung)  Einschränkung der Zugänglichkeit 20 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011  Kontrolle der Einhaltung des Jugendschutzgesetzes  Sozial-, bildungs-, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen Auf lokaler Ebene geht es um die Entwicklung einer kommunalen Gesamtstrategie (systematische Verortung statt einzelner Projekte) und die Verankerung von Prävention und Gesundheitsförderung im Drogenhilfe- und Suchtsystem. Nur gemeinsame und abgestimmte Aktivitäten sind langfristig wirkungsvoll! Literatur Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2011). Der Alkoholkonsum Jugendlicher und junger Erwachsener in Deutschland 2010. Kurzbericht zu Ergebnissen einer aktuellen Repräsentativbefragung und Trends. Köln: BZgA Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (2010): Jahrbuch Sucht 2010. Geesthacht: Neuland Stumpp, G., Stauber, B. & Reinl, H. (2009). Einflussfaktoren, Motivation und Anreize zum Rauschtrinken bei Jugendlichen. Endbericht 2009. Tübingen: Institut für Erziehungswissenschaft und Forschungsinstitut tifs – Tübinger Institut für frauenpolitische Sozialforschung. Nachfolgend wird nur der Folienvortrag vorgestellt. Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Rauschtrinken im Jugendalter Kreisgesundheitskonferenz Unna 13.4.2011 in Kamen Das ist doch heute nicht anders als früher, alles nur ein Medien-Hype! Jugendliche im Alkoholrausch – mehr Prävention im Kreis Unna wagen Foto: Arno Bachert / pixelio Prof. Dr. Petra Kolip Universität Bielefeld Foto: Rainer Sturm / pixelio Doch, es hat sich viel geändert und es muss etwas getan werden. 21 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Krankenhausaufenthalte wegen akuter Alkoholvergiftung Wenn Kinder und Jugendliche bis zum Umfallen saufen 3000 1. Zahlen und Fakten zum Alkoholkonsum von Kindern und Altersgruppe: unter 15 Jahren 2500 Jugendlichen 2000 2. Rauschtrinken im Jugendalter: Hintergründe und Motive 1500 1000 3. Konsequenzen für Prävention und Gesundheits- 500 förderung Mädchen Jungen 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2004 2008 2009 Quelle: www.gbe-bund.de: Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Krankenhausaufenthalte wegen akuter Alkoholvergiftung Krankenhausaufenthalte wegen akuter Alkoholvergiftung 3000 Altersgruppe: unter 15 Jahren 16000 2500 2000 2.240 14000 2.114 12000 Altersgruppe: 15-20 Jahre 14.392 10000 1500 8000 1000 7.706 6000 4000 500 Mädchen Jungen 2000 0 Mädchen Jungen 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2004 2008 2009 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2004 2008 2009 Quelle: www.gbe-bund.de: Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000 Quelle: www.gbe-bund.de: Diagnosedaten der Krankenhäuser ab 2000 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Regelmäßiger Alkoholkonsum Trends Regelmäßiger Alkoholkonsum 2010 nach Alter und Geschlecht 60 2004: Einführung Alkopopsteuer 49,1 50 Proent 46,7 36,5 40 30 19,5 20 10 21,5 14,9 4,9 6,7 0 12-15 Jahre Quelle: BZgA 2011 Quelle: BZgA 2011 16-17 Jahre 18-21 Jahre 22-25 Jahre 22 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Alkoholkonsum Jugendlicher Altersgruppe 12 bis 17 Jahre Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Binge Drinking Trends der 30-Tage-Prävalenz  44,2% der Jungen und 41,5% der Mädchen haben in den vergangenen 30 Tagen Alkohol getrunken  mehr als die Hälfte hat keinen Alkohol getrunken  Beliebteste Getränke: Bier und Biermischgetränke, bei 16- und 17-Jährigen auch Mixgetränke (Softdrinks mit Spirituosen)  Alter beim ersten Konsum ist von 2004 bis 2010 um 5 Monate gestiegen (2010: 14,5 Jahre)  Alter beim ersten Rausch ist ebenfalls um etwa 5 Monate gestiegen (2010: 15,9 Jahre)  Riskanter Alkoholkonsum in der Altersgruppe 16-17 Jahre: 15,1% der Jungen, 8,5% der Mädchen Quelle: BZgA 2011 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Häufiges Binge Drinking (mind. 4 Tage) Trends der 30-Tage-Prävalenz Alkoholkonsum Jugendlicher Zusammenfassung  Regelmäßiger Alkoholkonsum ist rückläufig  Binge Drinking ist leicht rückläufig, regelmäßiges Binge Drinking ist stabil  Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen Alkoholvergiftungen ebenfalls leicht rückläufig Quelle: BZgA 2011  langfristiger Wandel, aber konstanter Kern gefährdeter Jugendlicher Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Wenn Kinder und Jugendliche bis zum Umfallen saufen Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Positive Wirkerwartungen Wenn ich Alkohol trinke ... 1. Zahlen und Fakten zum Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen bin ich lockerer 57,6 finde ich alles lustiger 2. Rauschtrinken im Jugendalter: Hintergründe und Motive 57,6 bin ich in ausgelassender Stimmung 56,1 fällt es mir leichter, auf andere zuzugehen 52,9 bin ich nicht mehr schüchtern 3. Konsequenzen für Prävention und Gesundheitsförderung 50,7 steigt mein Selbstvertrauen 33,3 kann ich besser abschalten 26,1 kann ich Probleme vergessen 18,9 0 Quelle: BZgA 2011 10 20 30 40 50 60 70 80 90 23 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Gründe für das Rauschtrinken Positive Wirkerwartungen  Spaß haben, gut drauf sein Wenn ich Alkohol trinke ... bin ich lockerer 57,6 finde ich alles lustiger 57,6  Trinken als sozialer Integrationsmodus 56,1 bin ich in ausgelassender Stimmung 81,2 52,9 fällt es mir leichter, auf andere zuzugehen 50,7 bin ich nicht mehr schüchtern 33,3 steigt mein Selbstvertrauen 26,1 kann ich besser abschalten  erleichterte Kontaktaufnahme 76,1 71,2 „Grad wenn man auf Parties geht, gehört das in ‚ner gewissen Weise einfach dazu ... Bissel anwärmen, denk‘ ich, zum locker machen oder zum Stimmung machen, also in der Disco oder so, würd‘ ich sagen, braucht man‘s fast“. (Stumpp et al., S. 21) 69,5 64,4 46 44,1 18,9 23,8 kann ich Probleme vergessen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 „Dann bin ich nicht mehr so schüchtern, dann eher so aufgeschlossen, dann erzähle iach auch Sachen oder so, die würde ich sonst niemals erzählen ... Sachen wo ich nur meiner besten Freundin sag, die erzähle ich halt auch den anderen.“ (Stumpp et al., S. 21) Quelle: BZgA 2011 Quelle: Stumpp et al., 2009 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Regeln und Rituale Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Regeln und Rituale Unterscheidung in verschiedene Gruppen:  Sozialräumliche Orientierung  „Choreografie“ des Events  moderates Trinken mit anlassbezogenen Exzessen (z.B. Karneval)  Häufig feste Trinkzeiten  hoher und hoch frequenter Alkoholkonsum  Soziale Kontrolle: Trinken soll Spaß machen  Delegation von Verantwortung „Wenn alle gut drauf sind, wenn alle halt normal trinken und nicht zu betrunken sind und alle halt normal lachen und reden, tanzen, singen oder so, das ist für mich ein normaler Abend, dass halt keiner schreit oder schlägert oder sonst irgendwas.“ (Stumpp et al., S. 33) „Ja, die wollen bestimmt auch nicht, dass ich nachher ins Krankenhaus komme oder so. Ich sage es den anderen Leuten auch, wenn sie dann am Umkippen sind. Das ist nicht so lustig dann. Das kriegt man ja oft mit, also ich habe es jetzt schon nicht nur einmal mitgekriegt. ... Das ist dann auch nicht mehr lustig, ich meine, das ist nur schön, wenn man es noch blickt.“ (Stumpp et al., S. 34) Quelle: Stumpp et al., 2009 Quelle: Stumpp et al., 2009 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Regeln und Rituale Konsequenzen für individuellen Konsum  Austarieren des Konsums, trinken innerhalb individueller Limits (körperliche Grenzen, soziale Normen, subjektives Erleben) Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Einflussfaktoren auf den Alkoholkonsum  Erleben körperlicher Grenzen  Schockerlebnisse (sexuelle Übergriffe, Black out, Krankenhaus)  negative Konsequenzen im sozialen Kontext  Beziehung zu den Eltern „Wenn ich dann nicht mehr richtig laufen kann, dann merke ich es auch immer, und dann sage ich – wenn ich gerade ein Bier zum Beispiel angefangen habe, dann sage ich auch zu meinen Kameraden: das kann ich nicht mehr austrinken, mir langt‘s gerade.“ (Stumpp et al., S. 57)  schulischer Ehrgeiz  sportlicher Ehrgeiz Quelle: Stumpp et al., 2009 Quelle: Stumpp et al., 2009 24 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Verhaltensprävention Wenn Kinder und Jugendliche bis zum Umfallen saufen 1. Zahlen und Fakten zum Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen 2. Rauschtrinken im Jugendalter: Hintergründe und Motive  Förderung des gemäßigten Konsums / der Abstinenz aller Jugendlichen  Förderung der Trinkkompetenz der Risikogruppe (statt Abstinenzorientierung); Erwerb von Kompetenzen für Risikomanagement  Alkohol – Kenn Dein Limit  Don‘t drink too much – stay gold 3. Konsequenzen für Prävention und Gesundheitsförderung  Lieber schlau als blau  Verhinderung wiederholter Alkoholvergiftungen; Beispiel:  HaLT – Hart am Limit Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Staatliche Einnahmen aus Bier-, Sekt- und Spirituosensteuer 2008 3,3 Mrd. € Verhältnisprävention Bundesebene Volkswirtschaftliche Kosten alkoholassoziierter Krankheiten 2002 24,4 Mrd. €  Veränderung des Image des Alkoholrausches Aufwendung für die Bewerbung von Alkohol 2008 552 Mio. € Budget der Kampagne „Alkohol – Kenn Dein Limit“ (PKV) pro Jahr (für 5 Jahre) 10 Mio. € Beihilfen für die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein 2008 80 Mio.€  Sensibilisierung für riskante Aspekte des Alkoholrausches  Verfügbarkeit und Attraktivität des Alkohols reduzieren Quelle: Jahrbuch Sucht 2010  Verteuerung der Alkoholika (Steuererhöhung)  Einschränkung der Zugänglichkeit  Kontrolle der Einhaltung des Jugendschutzgesetzes  Sozial-, bildungs-, arbeitsmarktpolitische Maßnahmen Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Fakultät für Gesundheitswissenschaften | AG 4 Prävention und Gesundheitsförderung Verhältnisprävention Lokale Ebene Kontakt  Entwicklung einer kommunalen Gesamtstrategie (systematische Verortung statt einzelner Projekte)  Verankerung im Sucht- und Drogenhilfesystem!!!  Zusammenarbeit auf lokaler Ebene  z.B. Einrichtungen der Jugendhilfe, Einrichtungen der Suchthilfe, Familienbildungsstätten, Schulen, Einzelhandel, Krankenhäuser, Polizei, Vereine, Kirchen, Festveranstalter, ... Prof. Dr. Petra Kolip Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld  „Kultur des Hinsehens“ und Grenzen setzen  konsequente Beachtung bestehender Gesetze petra.kolip@uni-bielefeld.de 25 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 5 Die beispielhaften Projekte Die nachfolgenden Beispiele guter Praxis wurden auf der Konferenz anhand von ein bis zwei Folien im Rahmen eines moderierten Gespräches vorgestellt. Zum besseren Verständnis werden nachfolgend die kompletten Foliensätze der präsentierten Projekte dargestellt: 5.1 GigA/HALT 8. Kreisgesundheitskonferenz Jugendliche im Alkoholrausch – mehr Prävention wagen Entwicklung einer kommunalen Strategie zur Suchtprävention Krankenhausfälle wegen Alkohol (ICD-10 F10) bei 10-17(Fälle je 100 000 Einw. d. Altersgruppe) Jährigen, NRW 2000 - 2009 350 300 3.000 2.500 250 2.000 200 m 1.500 w 150 1.000 500 100 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 50 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Hans-Jürgen Hallmann Entwicklung einer kommunalen Strategie zur Suchtprävention Entwicklung einer kommunalen Strategie zur Suchtprävention Derzeitige Entwicklungen auf Landesebene:  Modellprojekt „Gemeinsam initiativ gegen Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen“  Frühinterventionsprojekt „HaLT – Hart am Limit“ Hart am LimiT – HaLT Bundesmodellprojekt für Kinder und Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum „Halt“ sagen – Halt geben  Flankierend: Intensivierung der Prävention des Alkoholmissbrauchs – Entwicklung von Medien und Materialien im Rahmen der Landeskampagne Polizei Ordnungsamt Jugendschutz Suchtprävention „Sucht hast immer eine Geschichte“ Landeskriminalamt Jugendschutzverbände Landeskriminalamt Jugendschutzverbände Ordnungsamt GigA – Gemeinsam initiativ gegen den Alkoholmissbrauch Jugendlicher Schulen Prophylaxefachkraft GigA – Gemeinsam initiativ gegen den Alkoholmissbrauch Jugendlicher Jugendamt Gesundheitsförderung / Suchtprävention Verbände Gesundheitsamt Gesundheitsförderung / Suchtprävention 26 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Organisatorischer Aufbau Zielsetzung GigA  Prozesse zur Umsetzung von fachlich und strukturell sinnvollen Maßnahmen / Maßnahmenpaketen in Kreisen und Kommunen fördern  Bausteine für ein langfristig aufzubauendes, umfassendes Maßnahmenpaket präsentieren  Aufbau einer vernetzten Prävention des Alkoholmissbrauchs in den einzelnen Regionen (auf der Grundlage des Netzwerkbezogenen Qualitätsmanagement) Netzwerk Alkoholprävention Gesundheitsamt Projektgruppe • Ginko • Landschaftsverband Rheinland • Gesellschaft für angewandte Sozialforschung Regionale Lenkungsgruppen Örtliche Arbeitsgruppen Bisherige GigA - Standorte in NRW Jugendschutz Großstädte: Köln Ärzte / Kliniken Ordnungsamt Bielefeld Kleinstädte Bornheim Soest Polizei Suchtvorbeugung Kreise Höxter Schulen Heinsberg Frühinterventionsprojekt Zielsetzung: Prävention von Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen (und Erwachsenen?) Präventionsmaßnahmen im Vorfeld in Kooperation mit Erwachsenen (universelle Prävention/Verhältnisprävention) Frühintervention: Hilfen für Jugendliche im Krankenhaus (selektive/indizierte Prävention) Proaktiver Baustein Reaktiver Baustein Beirat • Jugendschutzverbände • Landeskriminalamt • Städte- und Gemeindebund • Jugendamt • Bezirksregierung • Suchtprävention • Gesundheitsamt • Schule 27 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Struktur der Kurzintervention im reaktiven Baustein Brückengespräch in der Klinik und / oder Beratungsgespräch mit besorgten Eltern Weitere Schnittstellen möglich 8 – 12- stündiges Gruppenangebot „RisikoCheck für 4 – 10 Jugendliche  Risikowahrnehmung / Grenzen  Verantwortung für sich und Andere  Erlebnispädagogische Angebote Abschlussgespräch mit Jugendlichen / Eltern Bei Bedarf Vermittlung in weitergehende Hilfen oder Fortsetzung der Beratung Bisherige HaLT - Standorte in NRW  Bergisch Gladbach  Bielefeld  Coesfeld  Duisburg  Erftkreis  Euskirchen  Hamm  Köln  Siegen  Wesel  Wuppertal Zusammenfassung: Weitere Informationen:  Entwicklung neuer Zugangswege zu jugendlichen Zielgruppen (Peergruppen-Ansätze)  Ausbau von Frühinterventionsstrategien (z.B. HALT und / oder MOVE – Motivierende Kurzintervention)  Verstärkung des Jugendschutzes  Bessere Vernetzung bei der Prävention des Alkoholmissbrauchs von Kindern und Jugendlichen über die Ressortgrenzen hinaus (z.B. GigA)  Flankierende Öffentlichkeitsarbeit www.ginko-stiftung.de 28 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 5.2 Kommal klar Wir leben in einer Welt der akzeptierten Tabuverletzungen Wissen deine Eltern, dass du Alkohol trinkst? n= 626 Weiß nicht 19% Der 14 KJHG ist eine „Soll“ Bestimmung. Soll ist „müssen wenn man kann“ Ja 58% Nein 23% 70% von dem was unsere Kinder lernen, lernen sie durch Vorbilder 350 300 Wo bekommst du hauptsächlich den Alkohol her, den du trinkst? n= 889 Mehrfachnennungen möglich 291 Wenn also unser Bemühen ist: - die zu schützen und zu stärken, die (noch) nicht belastet sind 250 - das Einstiegsalter herauf zu setzen und den Zugang zu erschweren 200 191 - Anreize zu schaffen, maßvoll mit Alkohol umzugehen 150 131 128 100 90 Müssen wir uns Gedanken über die Vorbilder machen 51 50 7 0 Kiosk Tankstelle Supermarkt von zuhause von Freunden von Älteren Diebstahl Selbstverpflichtungserklärung Jugendschutz…läuft Zielgruppe: -Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren -Vorbilder und Helden, Personensorgeberechtige und die allgemeine Öffentlichkeit Angesprochen sind alle Vereine in Unna. Gesponsert werden pro Verein 14 Spieler- und 2 Torwarttrikots (Shirts) für eine Jugendmannschaft bis zu einer Summe von 700 €. Diese Trikots sind keine Belohnung, sondern ein Werbeträger der gemeinsamen Initiative. Die Verpflichtung wird vom Verein an uns übergeben. Ein 4x1 m Banner kann im Stadion aufgehängt werden. Die Trikots werden mind. zwei Spielzeiten getragen. Die Pflege der Jugendarbeit ist erklärter Zweck des (Verein) (im Folgenden …). Er hat in seiner Satzung ein klares Bekenntnis zum Fair Play abgegeben. Zum Fair – Play gehört für (Verein) auch die gesellschaftliche Verpflichtung, im Rahmen seiner Möglichkeiten während der Jugendarbeit des Vereins ein gleichberechtigtes, gesundes Aufwachsen der ihm anvertrauten Kinder- und Jugendlichen zu ermöglichen. In Würdigung und Förderung dieser Verantwortung erlegt sich (Verein) folgende Selbstverpflichtung auf: Im Rahmen der vom (Verein) zu beeinflussenden Jugendarbeit werden harte oder weiche Drogen, insbesondere Alkohol, nicht geduldet. Dies betrifft vom (Verein) eigenverantwortliche oder mit gestaltete Trainings, Meisterschaftsspiele, Turniere oder sonstige Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche. Dort wird kein Alkohol ausgeschenkt, noch der Genuss von Alkohol zugelassen. Dies gilt auch für Mitglieder des (Verein), die zwar volljährig sind, aber noch in einer Jugendmannschaft spielen (A-Jugend). Trikots von Kindern und Jugendlichen werden nicht zur Werbung von alkoholischen Getränken eingesetzt. Der (Verein) setzt sich aktiv für die Verbreitung der Ziele dieser Selbstverpflichtungserklärung im Gespräch mit anderen Vereinen und Gremien ein. Im Rahmen einer Kooperation mit der Kreisstadt Unna empfiehlt der (Verein) in Wort und Bild seinen Jugendtrainern sowie interessierten Eltern, Weiterbildungen der Kreisstadt Unna zum Thema Umgang mit Alkohol und Drogen wahrzunehmen. Die Teilnahme an diesen Veranstaltungen ist für den Verein und Eltern kostenfrei. 29 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Entwicklung einer kommunalen Strategie zur Suchtprävention Derzeitige Entwicklungen auf Landesebene:  Modellprojekt „Gemeinsam initiativ gegen Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen“  Frühinterventionsprojekt „HaLT – Hart am Limit“  Flankierend: Intensivierung der Prävention des Alkoholmissbrauchs – Entwicklung von Medien und Materialien im Rahmen der Landeskampagne „Sucht immer eine Geschichte“ Landeskoordinierungsstelle Suchtvorbeugung NRW Eltern aktiv Projektziele • • • gemeinsam mit Einrichtungen des erzieherischen Jugendschutzes und der ambulanten Suchthilfe den Zugang zu Eltern junger Suchtmittelkonsumenten optimieren Kooperationspartner • Z u g ä nge Instrumente für die Arbeit mit Eltern erarbeiten und den Praxiseinrichtungen zur Verfügung stellen für die Praxiseinrichtungen eine qualitative Verbesserung der Arbeit mit Eltern erreichen dadurch optimierter Zugang zu Eltern und über diese zu konsumierenden Kindern und Jugendlichen 2 A n g ebo te J u g e n d sch utz s y s te m. E r s tg e s p r äc h Krankenhaus (Jugend-) Ärzte Polizei Schule Medien Fam.-Bildung Vereine Flyer 5.3 I nf oV e r a n stal tun g e v t l. mit Kooper atio nsp a r tner n individueller Beratungs proz es s „Homeparty “ als Gruppenangebot Kurs angebot „Hilfe, mein Kind pubertiert“ 30 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 5.4 Voll ist out eine Initiative des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster eine Initiative des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien zur Alkoholprävention in Münster Handel/ Gewerbe Eltern Multiplikatoren Jugendliche 1 Drogenhilfe Münster - Fachstelle für Suchtvorbeugung, Stand 2011 2 Drogenhilfe Münster - Fachstelle für Suchtvorbeugung, Stand 2011 eine Initiative des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster • Jugendgerechte Infomaterialien, Giveaways: Voll-ist-out-Karten, Poster, Schutzengelpins, Kugelschreiber, Wettbewerbe u.a. Jugendliche • „Voll-ist-out-Teams“ und Infostände in der Innenstadt, Gastronomie, Diskotheken, Jugendeinrichtungen Ziele: • Einstiege in den Konsum hinauszögern • Projekttage und Workshops, Angebote und Aktionen an Schulen und in Handel/ Einrichtungen der Jugendarbeit/ Jugendhilfe • Bildung einer kritischen Einstellung zum Alkohol • „Voll-ist-out-Zelt“ und andere Aktionen an den Karnevalstagen • Reflexion des eigenen Konsumverhaltens Gewerbe Eltern Multiplikatoren • Gruppenangebot zur Frühintervention „FreAk“ • Förderung der Risikokompetenz • Buswerbung, Plakatierungen, Radiospot • Ausstiege aus riskantem Konsumverhalten fördern • Internetauftritt www.vollistout.de 3 Drogenhilfe Münster - Fachstelle für Suchtvorbeugung, Stand 2011 Handel/ Gewerbe Ziele: • Sensibilisierung für ihr eigenes Konsumverhalten und ihre Vorbildfunktion • Erziehung ihrer Kinder zu verantwortungsvollen und kritischen Konsument/innen • Konsequentes Verhalten beim Umgang mit dem Alkoholkonsum ihrer Kinder • Faltblatt für Eltern und sonstige Bezugspersonen von Jugendlichen • Elternabende/ -seminare in Schule und Jugendarbeit • Beratung für Eltern bei alkoholbedingten Auffälligkeiten Jugendlicher Multiplikatoren Jugendliche • Infostände auf dem Domplatz, in der Stadtbücherei, u.a. • Radiospot „Die saufen bis der Arzt kommt!“ 5 Drogenhilfe Münster - Fachstelle für Suchtvorbeugung, Stand 2011 • Fortbildungen u. Workshops für Lehrkräfte, Referendare und pädagogische Fachkräfte aus der Jugendarbeit und Jugendhilfe • Methodensammlung Jugendliche und Alkohol • Faltblatt zur Kampagne für alle interessierten Handel/ Bürgerinnen und Bürger Gewerbe Eltern • Servicepoint auf www.vollistout.de • Fachvorträge, kulturelle Veranstaltungen, Schaufenstergestaltungen ( z.B. „Kulturgeschichte des Alkohols“, Lesungen u.v.m.) Multiplikatoren Ziele: • Unterstützung/ Qualifizierung für Maßnahmen zur Alkoholprävention in Schule und Jugendhilfe Jugendliche • Qualifizierung für einen adäquaten Umgang mit (riskant) konsumierenden Jugendlichen 4 Drogenhilfe Münster - Fachstelle für Suchtvorbeugung, Stand 2011 Eine Initiative des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster Eltern Eine Initiative des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster Eine Initiative des Amtes für Kinder, Jugendliche und Familien der Stadt Münster Handel/ Gewerbe Ziele: • Sensibilisierung der Gewerbetreibenden für jugendschutzrechtliche Bestimmungen und deren Hintergründe • konsequente Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen • sichtbare Selbstverpflichtung der Verkaufsstellen, die Jugendschutzbestimmungen einzuhalten • Gezielte Information von Verkaufspersonal an Kiosken, Tankstellen und in Gastronomie hinsichtlich jugendschutzrechtlicher Bestimmungen und deren Hintergründe; in Kooperation mit Stadtteilarbeitskreisen und dem Ordnungsamt • Jugendschutzsiegel als selbstverpflichtende Aussage für Betreiber der Eltern Multiplikatoren Jugendliche o.g. Verkaufsstellen • Infocard zu jugendschutzrechtlichen Bestimmungen in verständlicher Sprache • Schulung von Theken- und Verkaufspersonal 6 Drogenhilfe Münster - Fachstelle für Suchtvorbeugung, Stand 2011 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 Materialien… 7 Drogenhilfe Münster - Fachstelle für Suchtvorbeugung, Stand 2011 31 Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 6 6.1 32 Die Handlungsempfehlungen der Foren Forum 1 Moderation: Klaus Stindt Ergebnissicherung: Andreas Kramer 6.1.1 Diskussion erste Leitfrage Welche Kooperationsmodelle gibt es z.B. zwischen der Suchthilfe, der Jugendhilfe, dem stationären Versorgungsbereich dem ambulanten Versorgungsbereich, der Elternebene im Kreis Unna? In Bergkamen ist das Jugendamt Partner des Netzwerkes Suchtprävention. Es existieren dort gezielte Präventionsprojekte in Schulen. Gleichzeitig führt das zuständige Ordnungsamt sogenannte „Spielplatzkontrollen“ durch. Aus personellen Gründen gibt es allerding ein Problem der Beweissicherung. Es wäre wünschenswert, die Kinderärzte verstärkt in die Arbeit des Netzwerkes einzubinden. Es besteht allerdings das Problem der ärztlichen Schweigepflicht. Im Kreis Unna existiert bereits eine Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe im Rahmen des Projektes Fred (Frühintervention für erstauffällige Drogenkonsumenten). Dieses Projekt wurde bereits valide evaluiert und es lässt zumindest die Einschätzung zu, dass es erfolgreich ist. In Lünen gibt es ein Projekt zur Drogenprävention für Schwangere. Sowohl in Lünen als auch in Bergkamen gibt es das Projekt „Komm auf Tour“. Hierbei geht es um die Stärkung persönlicher Ressourcen. Kreisweit vertreten ist das Projekt „Klasse 2000“ an Grundschulen, wobei der Widerstand gegen das Suchtverhalten gestärkt wird. 6.1.2 Diskussion zweite Leitfrage Welche Ideen gibt es, um eine gemeinsame Präventionsstrategie zu entwickeln – und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Sinnvoll wäre eine Koordinierungsstelle für die Präventionsarbeit in den Kindergärten. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 33 Es werden qualifizierte Personen benötigt, um Elternsprechtage mit Präventionsfachkräften zu organisieren. Hier könnten konkrete Probleme und Lösungsansätze vorgestellt und diskutiert werden. Ein einheitliches Konzept der Suchtprävention, vergleichbar mit dem Kinderschutz, wird benötigt. Die Suchtprävention als Gesundheitsthema sollte Bestandteil des Unterrichts werden. Zur gemeinsamen Arbeit sollten auch andere Netzwerke genutzt werden, um gemeinsame Ressourcen zu bilden und zu nutzen. Die Gruppe der Binge-Trinker/innen muss als Zielgruppe gesehen werden. Welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssten zeigen Konzepte der Nachbarkommunen Dortmund und Hamm. 6.1.3 Diskussion dritte Leitfrage Welche Vernetzungen bieten sich an, um diese gemeinsame Präventionsstrategie zu entwickeln? Es wäre hilfreich, in den Nachbarkommunen zu recherchieren, welche Konzepte der Vernetzung dort existieren. Die Verbesserung einer vernetzten Zusammenarbeit könnte dadurch erreicht werden, dass sogenannte „Key Persons“ ausgemacht werden, die andere Netzwerke repräsentieren. Grundsätzlich gilt, dass eine Koordinierungsstelle im Sinne einer Fachstelle für die Koordinierungsstelle der Netzwerke benötigt wird. Hierbei geht es auch darum, eine Stelle zu schaffen, welche Mindeststandards für „Netzwerker“ im Kreis Unna erarbeitet. Gleichzeitig sollte diese Stelle auch eine breit angelegte Prävention für Cannabis und KO-Tropfen ausarbeiten. Eine wichtige Aufgabe der Schulen wird darin gesehen, über Schäden von riskantem Alkoholkonsum aufzuklären. Den Kommunen wird empfohlen, die Vereine vor Ort gezielt zu unterstützen, welche sich an der Umsetzung der Präventionsstrategie aktiv beteiligen. Im Rahmen der Kreisgesundheitskonferenz wird eine „Präventions-AG“ empfohlen, welche über die Entwicklung der Präventionsstrategie im Kreis Unna Rechenschaftsberichte fertigt. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 6.1.4 34 Die Handlungsempfehlung im Forum 1 Die Zielgruppe: Als mögliche Zielgruppen bieten sich an:  Suchtgefährdete Jugendliche aus bildungsfernen Gruppen (bildungsferne Jugendliche)  Riskant Alkohol konsumierende Jugendliche  Größere Bevölkerungsgruppen als Zielgruppe einer breit aufgestellten Präventionsarbeit über die Präsentation einer Vielfalt der unterschiedlichen Ansätze. Der Titel der Handlungsempfehlung: Die kreisweite Fachstelle soll (personell) verstärkt werden/ (Rekonstruktion) Eine befristet arbeitende Gruppe soll eine Präventionskonzeption in enger Anbindung an den Kreistag (Ausschuss für Gesundheit und Verbraucherschutz) entwickeln. Beteiligte Kommunen, Leiter der Jugendämter, Netzwerke, Kreisgesundheitskonferenz Zeitraum: Die Arbeit soll innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein. Koordination und Steuerung Der Fachbereich Gesundheit und Verbraucherschutz in enger Zusammenarbeit mit dem Kreistag Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 6.2 35 Forum 2 Moderation: Gerd Klöpper Ergebnissicherung: Gaby Olbrich-Steiner 6.2.1 Diskussion erste Leitfrage Welche Kooperationsmodelle gibt es z.B. zwischen der Suchthilfe, der Jugendhilfe, dem stationären Versorgungsbereich dem ambulanten Versorgungsbereich, der Elternebene im Kreis Unna? Es gibt gute und professionelle Projekte zur Suchtprävention. Zum Beispiel existieren in Selm ein Jugendhilfeteam und das Projekt „fit for fun“ Grundsätzlich wird die Notwendigkeit einer Präventionsarbeit im Kreis Unna von allen gesehen und der Wille dazu ist vorhanden. Wichtig ist allerding immer der jeweils regionale Bezug bei gezielten Aktivitäten. Als Beispiele guter Praxis gelten z.B. das Theaterstück „AlkoHölle, das Projekt „Sucht hat immer eine Geschichte“ sowie örtliche Angebote im Rahmen des Jugendschutzes. Die Selbsthilfe ist bereit auch ihre Angebote, wie z.B. die alkoholfreie Bar in den Schulen vorzustellen. Eine wesentliche Aufgabe wird in der Aktivierung und Vernetzung der örtlichen Arbeitskreise gesehen. 6.2.2 Diskussion zweite Leitfrage Welche Ideen gibt es, um eine gemeinsame Präventionsstrategie zu entwickeln – und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Es wird vorgeschlagen per Empfehlung der Kreisgesundheitskonferenz das Netzwerk Suchtprävention mit der Entwicklung der Gesamtstrategie zu beauftragen. Dazu ist es sinnvoll, das Netzwerk zu erweitern. Die Kampagne soll strukturiert und zielgerichtet durchgeführt werden. Es wird vorgeschlagen, sie in einem festgelegten Zeitraum durchzuführen, sie zu evaluieren und deren Ergebnisse zu messen. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 36 Grundsätzlich soll dafür ein einheitliches Logo verwendet werden, um die Aussage auch abbilden zu können. Für den Kreis Unna soll eine Projektbörse aufgebaut werden, um über erfolgreiche Projekte besser informieren zu können. Beispiele für eine finanzielle Förderung bietet der Verein „pro si“ im Kreis Unna sowie Stiftungen wie die Aktion Mensch. Die Möglichkeit, einen Förderverein zu gründen wird erwogen. Unverzichtbar ist die Wie4derbesetzung der freien Stelle im Bereich Suchtprävention im Kreis Unna. Außerdem sollen die Ressourcen der Landeskoordinationsstelle des LWL zukünftig besser genutzt werden. 6.2.3 Diskussion dritte Leitfrage Welche Vernetzungen bieten sich an, um diese gemeinsame Präventionsstrategie zu entwickeln? Das Netzwerk Suchtprävention soll stärker genutzt werden. Das Selbsthilfesystem erreicht die Eltern, nicht die Jugendlichen selbst. Für die Elternarbeit ist die Selbsthilfe jedoch ein wichtiger Faktor. Kinder und Jugendliche werden durch die Schule erreicht. Präventionsprojekte sind ausreichend vorhanden. Insgesamt existieren bundesweit über 420 unterschiedliche Projekte, wovon ca. 100 sogar wissenschaftlich erprobt und evaluiert wurden. Auskünfte darüber erteilen die DHS in Hamm und der LWL in Münster. Kooperationen sind stärker auszubauen da sie aktuell nur punktuell stattfinden. Das Forum stellt fest, dass ein strukturell ausgebautes Vernetzungssystem nicht kostenlos ist. Dennoch sollen die Ressourcen hier eingesetzt und daran nicht gespart werden. 6.2.4 Die Handlungsempfehlungen im Forum 2 Handlungsempfehlung 1: Zielgruppe: Betroffene Jugendliche mit dem Ziel, den Anteil der stationär aufgenommenen Jugendlichen im Kreis Unna infolge stark erhöhten Alkoholkonsums zu verringern. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 37 Der Titel der Handlungsempfehlung Implementierung des Projektes HALT im Kreis Unna – Einrichtung eines Lenkungsausschusses Zeitraum Der Beginn und das Ende der Handlungsempfehlung soll durch den Lenkungsausschuss festgelegt werden. Beteiligte Krankenhäuser, Jugendhilfe, Beratungsstellen Koordination und Steuerung Das Netzwerk Suchtprävention in Kooperation mit der Geschäftsstelle Kreisgesundheitskonferenz/ Ausschuss für Gesundheit und Verbraucherschutz Handlungsempfehlung 2: Zielgruppe Politik und Kommunen im Kreis Unna Der Titel der Handlungsempfehlung Einrichtung einer Fachstelle für Suchtprävention im Kreis Unna Beteiligte Politische Parlamente der kreisangehörigen Kommunen und deren Verwaltungen, Bürgermeisterkonferenz, Jugendhilfeausschüsse Zeitraum Abgeschlossen bis Ende 2012 Koordination und Steuerung gGmbH Unna Suchthilfe Handlungsempfehlung 3 Zielgruppe Eltern und Schule Der Titel der Handlungsempfehlung Entwicklung eines kreisweiten Präventionsprojektes, auch für den Primarbereich Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 38 Beteiligte Politik, Schulen, Selbsthilfe, Elternkreise Zeitraum Abgeschlossen bis Ende 2012 Koordination und Steuerung Lenkungsgruppe (HE 1), Geschäftsstelle KGK, FB Gesundheit und Verbraucherschutz, Fachstelle Suchtprävention 6.3 Forum 3 Moderation: Elisabeth Müller Ergebnissicherung: Thekla Pante 6.3.1 Diskussion erste Leitfrage Welche Kooperationsmodelle gibt es z.B. zwischen der Suchthilfe, der Jugendhilfe, dem stationären Versorgungsbereich dem ambulanten Versorgungsbereich, der Elternebene im Kreis Unna? Im Kreis Unna existieren bereits zahlreiche Projekte zur Suchtprävention: z.B.: FreD; Be smart; Alkohölle (Theaterstück für Klasse 8); Klasse 2000; Integra Cup, Es bestehen auch Netzwerke zwischen der Jugendgerichtshilfe, der ambulanten Jugendhilfe, dem ambulanten betreuten Wohnen der Suchtberatung und im Rahmen eines Arbeitskreises Suchthilfe im Nordkreis. Von den Schulen werden Projektwochen, z.B. mit der LÜSA angeboten. Den Jugendhäusern im Kreis Unna werden Infoworkshops angeboten. Es gibt eine Zusammenarbeit zwischen den Schulen und dem Polizei Kommissariat Vorbeugung mit gezielter Elternarbeit durch konkrete Projekte. Ein Vernetzungsmodell ist das Sucht Regio Team Mitte im Kreis Unna. Die Drogenberatung und die Jugendarrestanstalt führen strukturierte Infoveranstaltungen durch. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 39 Die Stadt Unna beschäftigt einen Streetworker und bietet eigene Projekte, (z.B. Kommal klar) an. In der Stadt Schwerte wird analog zum Projekt Klasse 2000 speziell für Kitas das Projekt „Kindergarten plus“ angeboten. Das Katharinenhospital Unna bietet das Projekt „Rauchen“ mit Schulen (7. Klasse) an. 6.3.2 Diskussion zweite Leitfrage Welche Ideen gibt es, um eine gemeinsame Präventionsstrategie zu entwickeln – und welche Voraussetzungen müssen dafür erfüllt sein? Die Netzwerke sollten datenmäßig genauer erfasst werden. Für Präventionsangebote sollten Kosten für Referenten übernommen werden. Die Zugangswege in der Sekundärprävention sollten neu überdacht werden. Als neue Kooperationsidee wurde dafür angeregt, die Schulsozialarbeit zur Prävention zu verpflichten. Es wird mehr Personal zur Projektarbeit gefordert. Im Bildungsbereich gibt es Defizite: die Mitarbeiter im Bereich Suchthilfe haben keine spezielle Ausbildung im Bereich der Jugendhilfe und umgekehrt. Für die interdisziplinäre Teamarbeit sollten gerade die Schulsozialarbeiter besser einbezogen werden, weil diese über gute Kontakte in den Schulen verfügen. Es wäre hilfreich, wenn einige Präventionsprojekte in Schulprogramme einfließen würden. Die Schulen benötigen allerdings Hilfestellungen bei der Umsetzung der Pngebote (praxisnähe; konkreter Ablauf) 6.3.3 Diskussion dritte Leitfrage Welche Vernetzungen bieten sich an, um diese gemeinsame Präventionsstrategie zu entwickeln? Es wurde deutlich hervorgehoben, dass es ausreichend Netzwerke gibt, welche es synergetisch zu nutzen gilt. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 6.3.4 40 Die Handlungsempfehlung im Forum 3 Zielgruppe Kinder und Jugendliche in Schule, Kita, Freizeit, Bildungsträger sowie junge Erwachsene ohne Bindungen Der Titel der Handlungsempfehlung Besetzung der zweiten Präventionsfachstelle, gewünschte Schwerpunktarbeit: Beratung vor Ort – niedrig schwellig Beteiligte Netzwerk Prävention mit Kooperationspartnern Zeitpunkt Sofortige Umsetzung Koordination und Steuerung Verwaltung Kreis Unna 7 Entschließung der 8. Kreisgesundheitskonferenz 1. Die Kreisgesundheitskonferenz bittet, die Einrichtung einer Fachstelle für Prävention im Kreis Unna zu prüfen. Die Fachstelle soll in ihrer inhaltlichen Ausrichtung die Präventionsarbeit mit besonderer Beachtung lokaler Notwendigkeiten und Bezüge begleiten und weiter entwickeln. 2. Die Kreisgesundheitskonferenz bittet, zur Stärkung dieser Einrichtung und des Netzwerkes Suchtprävention die seit Jahren vakante Vollzeitstelle einer Präventionsfachkraft nach zu besetzen. 3. Die Kreisgesundheitskonferenz begrüßt das Projekt HaLT mit einer frühzeitigen und systematischen Ansprache von Kindern und Jugendlichen und empfiehlt, auch im Kreis Unna derartige Partnerschaften aufzubauen. Mit Blick auf eine jeweils örtlich empfohlene Umsetzung sollte das Projekt in die Präventions-Aktivitäten der Städte und Gemeinden eingebunden werden. Besonderer Wert soll in diesem Zusammenhang auf den Zugang zu Eltern von Kindern (ab Primarstufe) und die Informationen von Multiplikatoren gelegt werden. Dokumentation Kreisgesundheitskonferenz 13.04.2011 41 4. Die Kreisgesundheitskonferenz empfiehlt, dass in allen Schulen und Schulformen im Kreisgebiet den Schülerinnen und Schülern Ansprechpersonen zu Hilfestellungen in Suchtfragen zur Verfügung stehen.