Daten
Kommune
Unna
Dateiname
Anlage - Strategiekonzept Radverkehr 2025.pdf
Größe
697 kB
Erstellt
07.12.15, 12:01
Aktualisiert
27.01.18, 10:13
Stichworte
Inhalt der Datei
Fachbereich 3-66
10. November 2015
Radverkehr Unna
Strategie 2025
1
Zielsetzung
1.1
Übergeordnete Ziele und Rahmen
Im Aktionsplan 2012 der Landesregierung zur Förderung der Nahmobilität heißt es:
„Nahmobilität kann – wie keine andere Verkehrsart – zu einem Hebelfaktor für den
Klimaschutz, die Schadstoffreduzierung, die Lärmreduktion und die Ressourcenschonung im
Allgemeinen und für eine Verringerung der Belastung der Anwohner im Besonderen
werden…. Die Stadt der Zukunft ist kompakt, urban, grün – und im besonderen Maße nah
mobil.“
Vergleichbare Zielaussagen der Bundesregierung liegen mit dem Nationalen
Radverkehrsplan 2020 vor.
Die Förderung der Nahmobilität ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Viele
Untersuchungen zeigen, dass sich die Menschen eine lebenswerte Wohnumgebung
wünschen und hierbei gerade die Themen „kurze Wege, Gesundheitsförderung,
Lärmbelastung, usw. eine gewichtige Rolle spielen. Dies bedeutet allgemeingesellschaftlich
eine Abkehr von der Autoorientierung hin zum Umweltverbund. Die Menschen möchten sich
ohne Lärmbelastung vor ihrer Haustür bewegen und z.B. Kinder spielen lassen. Der
Radverkehr bildet damit eine der Säulen einer bürgerorientierten Stadtentwicklung und
Stadtentwicklungspolitik.
Die Arbeitsgemeinschaft der fußgänger- und fahrradfreundlichen Städte, Gemeinden und
Kreise in NRW (AGFS) ist seit ihrer Gründung im Jahr 1993 stetig angewachsen und
umfasst heute 71 Mitgliedstädte, die rd. 75 % der Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen
repräsentieren. Die Kreisstadt Unna war hier eines der Gründungsmitglieder und wurde im
Jahr 2014 als Mitglied bis 2021 bestätigt. Bereits im Gründungsjahr wurde die Zielsetzung
dahingehend konkretisiert, das Verkehrsmittel Fahrrad in der kommunalen
Verkehrsentwicklung besonders zu fördern und den Radverkehrsanteil am
Gesamtverkehrsaufkommen auf 25 % zu steigern.
In der Kreisstadt Unna wurden in den letzten 22 Jahren – seit Beginn der Mitgliedschaft in
der AGFS –eine Fülle von Maßnahmen für den Radverkehr realisiert. Dennoch muss nach
der Erhebung des Modal Split (Verkehrsmittelwahl der Bürger in Unna) im Jahr 2014
konstatiert werden, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel in der Kreisstadt Unna nur eine
durchschnittliche Rolle spielt. Dies kann dem Anspruch einer fahrradfreundlichen Stadt nicht
genügen.
Inzwischen sind wesentliche Änderungen der Rahmenbedingungen teilweise bereits
eingetreten oder absehbar:
1 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
10. November 2015
Der demografische Wandel gewinnt in den nächsten Jahren erheblich an Dynamik.
Die Technik des Fahrrades hat mit den e-bikes eine revolutionäre Veränderung
erfahren.
Die kommunalen Finanzen und Ressourcen – und dementsprechend auch die
Handlungsspielräume – haben sich wesentlich verengt, ohne dass eine grundsätzliche
Besserung in Sicht ist.
Aus dieser Standortbestimmung sind zunächst drei Schlussfolgerungen abzuleiten.
1. Zukünftige Maßnahmen müssen sich auf hohe Effektivität orientieren, Schwerpunkte
setzen und soweit möglich finanzielle Fördermöglichkeiten ausschöpfen. Personelle
Ressourcen müssen sich auf die defizitären Aufgabenfelder richten, in denen
effektive Erfolge erwartet werden können.
2. Im Unterschied zu den Vorjahren richtet sich der Blick – allein schon aus Gründen
der Benutzungsintensität – nochmals stärker auf den Alltagsverkehr mit dem Rad und
weniger auf den Freizeitverkehr. Hierzu ist eine grundlegende Überprüfung des
Radwegenetzes erforderlich, um Wegeprioritäten zu setzen und bestehende
Störungen aufzuarbeiten.
3. Die städtische Radfahrstrategie muss sich auf die aktuellen Entwicklungstrends (z.B.
Pedelecs, Demographie etc.) einstellen, um hieraus einen möglichst großen Nutzen
zu ziehen.
1.2
Ziele
Das Strategiekonzept dient in diesem Sinne dazu, die Kräfte für die nächste überschaubare
Arbeitsperiode bis 2025 zu bündeln und den entsprechenden Konsens hierzu herzustellen.
Spätestens im Jahr 2020 sollte das Strategiekonzept einer umfassenden Bewertung
unterzogen werden, zumal im Jahr 2022 turnusgemäß die erneute Bewerbung um die
Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte (AGFS) ansteht. Die
Mitgliedschaft hier verbessert u.a. den Zugang zu Fördermitteln.
Folgende Hauptziele werden festgelegt:
1.
Steigerung des Radverkehrsanteils bis 2025 auf 25 % (Modal-Split 11,2% in 2013),
Wird jeder zweite Weg welcher mit dem Pkw mit radaffinem Reisezweck und unter 5
km durchgeführt wird, durch eine Fahrt mit dem Rad ersetzt, erhöht sich der Radanteil
auf 20%.
2.
Steigerung
des
Fahrradklimas
beim
ADFC-Fahrradklimatest
Platzierung der Kreisstadt Unna im Jahr 2025 unter den ersten drei Städten in NRW
(Städteranking NRW Rang 7, deutschlandweit Rang 12, jeweils bei Städten mit 50.000
bis 100.000 Einwohnern)
3.
Steigerung
der
Verkehrssicherheit
des
Radverkehrs
2 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
10. November 2015
Diese Ziele sollen mit folgenden Handlungsschwerpunkten erreicht werden:
Zielnetz 2025
Kontinuierliche Verbesserung der Nahmobilität / Mobilitätsmanagement
Radpark
Radtourismus
E-Bikes
Öffentlichkeitsarbeit
1.3
Zielgruppen
Zur Erreichung der Ziele werden – immer im Zusammenhang mit den nachfolgenden
Handlungsschwerpunkten – diese Zielgruppen definiert.
Arbeitnehmer / Arbeitgeber
Schulen / Schüler
Touristen (Tages- und Wochenendtouristen)
Senioren (Pedelecs)
Kunden / Besucher der Innenstadt / Stadtteilzentren
2
Rahmenbedingungen
2.1
Erfolge der Radverkehrsförderung in Unna
Der VEP 1990 stellt die Grundlage der Radverkehrsplanung in Unna dar. Hier wurde
erstmals ein lückenloses Radwegenetz gefordert. Seit Anfang der 90er Jahre gibt es – fast
durchgehend – einen Arbeitskreis Radverkehr, der sich in der Zwischenzeit zum Beirat
FahrRad entwickelt hat und damit als Steuerungsgremium für die Radverkehrsförderung
fungiert. Mitglieder sind die politischen Fraktionen des Rates der Kreisstadt Unna, engagierte
Bürger des ADFC sowie Verwaltung und Polizei.
1993 gründete sich die damalige Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte in NRW
(AGFS) – Unna war eines der Gründungsmitglieder. 2014 wurde die Mitgliedschaft für
weitere sieben Jahre bestätigt.
2007 fand ein „Bicycle Policy Audit“ (BYPAD) statt. Hierbei wurde die Radverkehrsförderung
genau untersucht. Herauskam ein 11-Punkte-Programm, welches Leitsätze und Ziele
formulierte. U.a. ging daraus der Beirat FahrRad hervor.
2009 wurde die neue Radstation am Bahnhof Unna eingeweiht, sämtliche Haltepunkte des
SPNV sind mit Fahrradparkanlagen ausgestattet.
Die Radverkehrsförderung besteht bei der Kreisstadt Unna aus zwei Teilen – zum Einen
erfolgt ein stetiger Ausbau der Radinfrastruktur, zum Anderen wird intensive
Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Standardmäßig finden der Drahteselmarkt (seit 26 Jahren)
und Stadtradeln (seit zwei Jahren) statt. Darüber hinaus gibt es verschiedene weitere
sogenannte „weiche Maßnahmen“ zur Förderung des Radverkehrs bzw. der Nahmobilität.
Allein in den letzten zehn Jahren sind ca. 21 km Wege für den Radverkehr hinzugekommen
und über 400 neue Fahrradparkplätze. Viele davon in der Radstation am Bahnhof Unna. Ein
Überblick gibt Anlage 1.
3 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
2.2
10. November 2015
Modal Split
Im Jahr 2013 wurde im Rahmen der Modal Split-Untersuchung des Kreises Unna in der
Kreisstadt Unna ein Radverkehrsanteil von 11,2 % festgestellt, d. h. 11,2 % aller Wege
wurden mit dem Fahrrad zurückgelegt. Damit liegt die Kreisstadt Unna ziemlich genau im
Durchschnittswert des gesamten Kreises Unna. Allerdings zeigt die Einzelbetrachtung der
Städte und Gemeinden deutliche topografiebedingte Unterschiede auf: Während sich die
Städte im Ruhrtal (Fröndenberg, Schwerte, Holzwickede) auf relativ geringe
Radverkehrsanteile beschränken, erzielen die Städte im Grenzbereich zum Münsterland
deutlich höhere Werte. Mit Blick auf die vergleichbaren Städte – Kamen, Lünen, Bergkamen,
Bönen schneidet die Kreisstadt Unna eher unterdurchschnittlich ab: In Kamen beträgt der
Radverkehrsanteil 13,2 %, in Lünen sind es sogar 17,3 %. Auch unter Einbeziehung
statistischer Erhebungsrisiken und Aussagekorridore wird ein Nachholbedarf erkennbar, den
die Kreisstadt Unna in den nächsten Jahren unter Nutzung der Entwicklungstrends (siehe
1.2 bis 1.4) aufholen und übertreffen sollte.
Der Nationale Radverkehrsplan definiert Kommunen als
„Einsteiger“ am Anfang der Radverkehrsförderung mit < 10%
Radverkehrsanteil
„Aufsteiger“ bei etabliertem Anspruch und Strukturen mit 10 – 25 %
Radverkehrsanteil
„Vorreiter“ mit breit getragener Selbstverständlichkeit und > 25 %
Radverkehrsanteil.
Als Zielsetzung für die Kreisstadt Unna soll eine Verdoppelung des Radverkehrsanteils auf
22 % bis zum Jahr 2025 angestrebt werden, wobei Verlagerungen und Zuwächse primär aus
den Kfz-Fahrtanteilen gewonnen werden sollen. Auch unter Berücksichtigung der
begleitenden positiven Entwicklungstrends ist dieses Ziel ambitioniert und auf der Grundlage
der dezentralen Strukturen (Stadt der kurzen Wege) leistbar. Auch andere Städte (z.B.
Rostock, Karlsruhe) haben in einem vergleichbaren Zeitraum derartige positive
Entwicklungen gezeigt.
Die insgesamt hohen Verflechtungen der Berufspendler stellen für die Stadt Unna in dieser
Hinsicht eine besondere Chance dar. Die Modal-Split-Untersuchung stellt fest, dass speziell
die Achsen Unna – Kamen / Bergkamen und Unna – Dortmund verkehrlich stark verflochten
sind. Beide Korridore werden zukünftig über den RS1 verbunden. In fahrradfreundlicher
Entfernung sind zusätzlich noch Fröndenberg, Hamm und Bönen bzw. Holzwickede zu
nennen.
2.3
Stadt der kurzen Wege
Die städtebaulichen Strukturen einer Gemeinde sind eine entscheidende Größe, die
Wegelängen und damit auch indirekt die Verkehrsmittelwahl der Einwohner beeinflusst. Von
daher existiert gerade in Bezug auf die Nahmobilität das Leitbild der „Stadt der kurzen
Wege“.
Die Kreisstadt Unna ist in dieser Hinsicht durch ihre multizentralen Strukturen gut aufgestellt.
Die Ortsteile Massen und Königsborn sind als Nebenzentren neben der Innenstadt etabliert
und selbst die kleinen Dörfer entlang des Hellwegs bilden ablesbare, wenn auch
nachgeordnete zentrale Strukturen. Insbesondere die Verteilung des Einzelhandels für den
täglichen Bedarf ist wohnortnah gegeben. Die Verteilung der weiterführenden Schulen und
Gewerbegebiete ist gleichfalls dezentral ausgebildet. Insgesamt bildet das städtebauliche
Muster der Kreisstadt eine gute Ausgangsvoraussetzung für kurze Distanzen bei Erledigung
der alltäglichen Wege.
4 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
2.4
10. November 2015
Demografischer Wandel
Die demografische Entwicklung bedeutet nicht nur in den nächsten Jahren eine sinkende
Bevölkerungszahl, sondern vor allem auch Verschiebungen in der Altersstruktur der
Stadtbevölkerung.
Schüler (bis 17 Jahre) sind deutlich überproportional mit dem Fahrrad unterwegs (26 %),
allerdings wird diese Altersgruppe in den nächsten Jahren stark abnehmen. Wegen der
Besonderheiten dieses Personenkreises muß sich Radwegeplanung nach wie vor sehr
intensiv auf diese Zielgruppe einstellen.
Die Gruppe der Jugendlichen in der Ausbildung (18 bis 24 Jahre) wird deutlich abnehmen,
ebenso wie die Gruppe der Berufstätigen zwischen 20 und 65 Jahren. Beide Altersgruppen
zeichnen sich durch eine eher unterdurchschnittliche Benutzung des Fahrrades bei ihren
Wegen aus. Gerade in der Gruppe der Berufstätigen besteht ein hohes und wichtiges
Umsteigerpotential vom Pkw auf das Fahrrad, wodurch am ehesten Wohlfahrtswirkungen
erzielt werden können.
Der Anteil der Senioren über 65 Jahren, insbesondere der rüstigen „jungen“ Senioren wird
deutlich zunehmen, wobei hier nach der Statistik eine überdurchschnittliche Fahrradnutzung
zu erwarten ist Diese wird sich vor dem Hintergrund der zunehmend verankerten
gesellschaftlichen Wertvorstellungen in Bezug auf Umwelt und Gesundheit möglicherweise
weiter positiv entwickeln. Von daher ist auch eine verstärkte Konzentration auf die
alltäglichen Fahrtzwecke jenseits des Berufsverkehres geboten.
Insgesamt werden sich durch die Veränderungen in der Altersstruktur und ihrer spezifischen
Mobilität tendenziell höhere Häufigkeiten in der Abwicklung kurzer Wege, insbesondere zu
Fuß und mit dem Fahrrad, ergeben.
2.5
Elektromobilität
Die rasant steigenden Absatzzahlen von Elektrorädern führen inzwischen dazu, dass die
Revolutionierung des Stadtverkehrs mittels elektrischer Mobilität vor allem auf zwei Rädern
gesehen wird. Wurden 2007 noch rund 70.000 dieser Räder veräußert, waren es im Jahr
2013 bereits 250.000 Elektrofahrräder. Dabei steigen nicht nur die Verkaufszahlen, sondern
das E-Bike verlässt auch die Nische des Seniorenbikes und wird zunehmend von jüngeren
Bevölkerungsgruppen nachgefragt.
Es ist offensichtlich, dass E-Bikes topografische Hindernisse „aus dem Weg räumen“ und
damit neue Benutzer und Strecken erschließen können. Hinzu kommt die Erhöhung der
Reichweite und – nach wie vor – der harmonische Einklang mit der demografischen
Entwicklung. Aufgrund ihres Kaufpreises lassen Elektroräder auch eine häufigere
Fahrradbenutzung durch den Eigentümer erwarten.
2.6
Radschnellweg RS 1
Der Radschnellweg Ruhr RS 1 soll als erster Radschnellweg in Deutschland eine Metropole
durchqueren. Die entsprechende Machbarkeitsstudie für diese Verbindung von Duisburg
über Unna nach Hamm wurde vom Regionalverband Ruhrgebiet Ende 2014 vorgelegt.
Innovativ ist an diesem Radweg die hohe Qualität, mit der er weitgehend störungsfrei als
direkte Verbindung zwischen den (jeweils benachbarten) Metropolen geführt werden soll.
Damit richtet er sich auch vor allem an die E-Bike-Nutzer und die im Einzugsbereich
liegenden Arbeitsplatz- bzw. Ausbildungspendler. Über seine Realisierung wird in
absehbarer Zeit entschieden und er könnte bis etwa 2020 / 2025 umgesetzt sein.
Landesregierung und RVR treiben dieses Projekt in den letzten Jahren nach vorne. Bei
Realisierung wird der RS 1 durch seine große Öffentlichkeitswirkung als zusätzlicher
Katalysator für das Radfahren wirken. Innerstädtische Strukturen sind in seinem
Einzugsbereich gegebenenfalls qualitativ anzupassen (Zielnetz 2025).
5 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
3
Handlungsschwerpunkte
3.1
Zielnetz 2025
10. November 2015
Radfahrer brauchen sichere und komfortable Verbindungen, um sich in einer Stadt mit dem
Rad fortbewegen zu können und zu wollen – dies ist nach wie vor die Basis einer
„radfahrfreundlichen“ Stadt. Mit Blick auf die Stoßrichtung „Förderung des Alltagsverkehrs“
hat die Verwaltung Quellen und Ziele für folgende Fahrtzwecke definiert:
Schulen (weiterführende),
Versorgung,
Freizeit,
P + R,
Arbeitsplätze
Basierend auf dem bisherigen Netz (einschl. der Planung RS 1) wurden möglichst direkte
Radwegeverbindungen konzipiert. Entsprechend ihrer – teils auch überlagernden –
Bedeutung werden die Wege in ein Haupt- und ein Nebennetz unterteilt. Hierfür gelten
unterschiedliche technische Bau- und Unterhaltungsstandards. Der Blick auf dieses
städtische Netz wird abgerundet mit der Einbindung der Kreisstadt Unna in übergeordnete
Regional- und Freizeitnetze, die mit dem städtischen Netz angemessen zu verbinden sind.
Das Zielnetz 2025 bildet die Arbeitsgrundlage für zukünftige bauliche Maßnahmen.
Dabei betrachtet das Zielnetz 2025 auch die Verbindung zu Nachbarkommunen sowie
touristischen Fernradwanderwegen.
Im Rahmen der Aufstellung des Zielnetzes 2025 wird zeitgleich eine Mängelanalyse
durchgeführt, die den Handlungsbedarf bis zum Jahr 2025 - primär im Hauptnetz – definiert.
Den Aspekten Verkehrssicherheit, Unterbrechungsfreiheit, Direktheit der Führung und
Attraktivität kommen dabei besondere Bedeutung zu. Im Einzelnen geht es um
die Gestaltung von Kreuzungen und Signalisierungen,
die Einrichtung von Querungsmöglichkeiten,
den Ausbau von Verbindungsstücken zur unterbrechungsfreien und
direkten Führung der Radverkehrsstrecken,
die Gewährleistung einer akzeptablen Oberflächenqualität
qualitativ hochwertige und in ausreichender Anzahl vorhandene
Fahrradparkanlagen.
Zielsetzung ist es, bis zum Jahr 2025 die erkannten Mängel (vor allem im Hauptnetz)
abzuarbeiten und die Unterhaltung unter Einbindung des Herbst- und Winterdienstes
sicherzustellen.
Die
Empfehlungen
für
Radverkehrsanlagen
(ERA)
der
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen (FGSV) sowie der AGFS in der
jeweils gültigen Fassung sind einzuhalten.
Vielfach liegt die Zuständigkeit für Radstrecken in der Hand anderer Straßenbaulastträger,
d.h. für Landestraßen und den RS 1 beim Landesbetrieb Straßen NRW und für Kreisstraßen
beim Kreis Unna. Hier sind alle Formen der Kooperation zu suchen und zu nutzen, um die
Umsetzung der notwendigen Maßnahmen zu erreichen. Dennoch bleibt dieser Vorbehalt
bestehen.
6 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
3.2
10. November 2015
Kontinuierliche Verbesserung der Nahmobilität in der Planung und
Ausführung / Mobilitätsmanagement
Straßenbaumaßnahmen finden als Umbau, Sanierung oder Neubau unterschiedlicher
Straßenbaulastträger in unterschiedlicher Intensität und in einem andauernden
Erneuerungsprozess statt. Bei allen Maßnahmen werden Möglichkeiten zur Verbesserung
der Radfahrbelange automatisch abgeprüft und – nach Möglichkeit – umgesetzt.
Gleiches gilt für die Integration von Nahmobilitätsbelangen in die Bauleitplanung.
Speziell die Unterhaltung der Infrastruktur (Wege, Beschilderung, Parken) wird sich weiter
auf die Verbesserung der Radfahrbelange ausrichten. Dabei kann z.B. auch die
Einbeziehung einer Mängel-App – d.h. die Einbeziehung der Bürger in die
Schwachstellenerkennung – hilfreich sein.
Das Thema Nahmobilität berührt nicht nur Radfahrer, sondern auch Fußgänger, Senioren,
Kinder – alle Bevölkerungsgruppen, die für ihre kurzen täglichen Wege nicht zwingend einen
Pkw in Anspruch nehmen können (oder wollen). Hier sollen in nächster Zeit die Innenstadt
und das Nebenzentrum Massen einer Überprüfung und Ableitung entsprechender
Maßnahmen (Beseitigung von Barrieren, Bordsteinabsenkungen, Radparkplätze etc.)
unterzogen werden. Das Nebenzentrum Königsborn sowie der Ortsteil Hemmerde wurden
bereits in den Vorjahren untersucht.
3.3
Radparken
Als Ergänzung des Zielnetzes müssen an den Zielen – aber auch an den Quellen –
entsprechende Fahrradparkmöglichkeiten vorgehalten werden. Hierzu gehört die Aufstellung
eines Radparkkonzeptes für den öffentlichen Raum. Dieses soll z.B. im Rahmen des
Handlungskonzeptes Innenstadt entwickelt werden.
Insbesondere drei räumliche Schwerpunkte sollten ebenfalls näher betrachtet und umgesetzt
werden:
An den meisten Haltepunkten des SPNV sind bereits B&R-Anlagen zusätzlich zur
Radstation am Bahnhof Unna vorhanden. Z.T. bedarf es jedoch einer Erweiterung bzw.
Sanierung.
Darüber hinaus sind speziell für die Akquisition zukünftiger Radfahrer die
Parkmöglichkeiten an den weiterführenden Schulen von großer Bedeutung. Hier liegt
bereits eine Untersuchung und z.T. liegen auch fertige Konzepte vor. Diese sind
voranzutreiben.
Zur Förderung des Umstiegs speziell auf kurzen Wegen vom Pkw auf das Fahrrad
müssen insbesondere die Stadt(teil)zentren entsprechende Parkmöglichkeiten
vorsehen.
3.4
Radtourismus
Die Kreisstadt Unna weist mit ihrem städtebaulichen (insbesondere in der Innenstadt) und
ihrem landschaftlichem Potential (insbesondere Bornekamp) eine ausreichende Attraktivität
auf, um Gäste aus dem Tages- bzw. Wochenendtourismus anzuziehen. Das Thema ist
insofern von Interesse, als sich die Förderung des Radverkehrs hier mittel- und unmittelbar
auf die wirtschaftliche Stadt- und Kulturentwicklung auswirkt.
Es soll ein Radtourismuskonzept entwickelt werden, welches die Routen und die
dazugehörige Infrastruktur u.a. über ein Internetportal eine App bzw. einschlägige Medien
vermarktet.
Ansatzpunkte sind
7 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
10. November 2015
der Ferntourismus aus dem Ruhrtalradweg
der Wochenendtourismus mit / ohne Übernachtung z.B. vom SesekeRadweg (insbesondere abgestellt auf den Ballungskern Dortmund)
das Übernachtungspotenzial der örtlichen Hotels.
Die Radstationen Unna, Schwerte und Fröndenberg, die Gesellschaft für Stadtmarketing, der
Verkehrsverein, der Wirteverein, der City-Werbering und das Gastgewerbe sollen als Partner
mit einbezogen und gewonnen werden.
3.5
E-Mobilität
E-Bikes und Pedelecs bauen auf derselben Grundvoraussetzung wie Fahrräder auf: eine
komfortable und sichere Wegeführung. Andererseits erfordern sie aber auch besondere
Infrastruktur, die für die höheren Geschwindigkeiten ausgelegt ist. Die Lademöglichkeit des
Akku „on-tour“ und unterwegs ist für den Alltagsverkehr eher zu vernachlässigen, da bei
heutigen Systemen Reichweiten von mindestens 50 km gewährleistet sind.
Von Bedeutung ist eine sichere und wegen des Gewichts ebenerdige Parkmöglichkeit des
Pedelec. Hier sind im Wesentlichen zu betrachten der Heimparkplatz, die Radstation und der
Arbeitsplatz. Gerade letzteres, d. h. die Kooperation mit Betrieben und Unternehmen, könnte
weitgehende Möglichkeiten des Radverkehrs für die wichtige Zielgruppe der Arbeitnehmer
eröffnen. Beispielgebend hierfür sind Aktionen von Unternehmen, die mit Leasingangeboten
die Nutzung von E-Bikes durch Mitarbeiter fördern (Dienstfahrradleasing). Ebenso wenig
sind im Mietwohnungsbau in der Regel die entsprechenden Parkmöglichkeiten gegeben. Für
beides sind entsprechende Konzepte und Maßnahmen zu entwickeln.
Als Partner für dieses Thema sind die Wirtschaftsförderungsgesellschaft, Unternehmen und
die Wohnungsbaugesellschaften einzubinden.
3.6
Öffentlichkeitsarbeit
3.6.1
Allgemeine Öffentlichkeitsarbeit
Entsprechend den Ausführungen zum effektiven und konzentrierten Einsatz der geringen
Personalressourcen muss sich Öffentlichkeitsarbeit auf Effektivität beschränken.
Strategisch konzentriert sie sich daher auf die positive Kommunikation. Das Fahrrad wird mit
positiven Nachrichten verknüpft. So soll eine positive Grundstimmung und ein positives
Lebensgefühl erzeugt werden. Hierzu wird auch das noch zu überarbeitende Mobilitätsportal
im Internet genutzt werden. Verbesserungen für den Radverkehr treten in den Vordergrund
und werden entsprechend vermarktet. Der Schwerpunkt liegt nicht mehr bei der Auflistung
von Problemen, sondern in der Vermarktung von Lösungen im bereits genannten Rahmen.
3.6.2
Allgemeine Veranstaltungen & Kampagnen
Zur Verbesserung des Fahrradklimas in der Stadt sind weitergehende Maßnahmen
erforderlich.
Das Format „Drahteselmarkt“ hat sich als feste Größe etabliert und muss von daher als gute
und überregionale Traditionsveranstaltung weitergeführt werden.
Darüber hinaus soll auch das neue Thema Stadtradeln dauerhaft verankert werden. Der
große Erfolg beim Einstieg im Jahr 2014 soll genutzt werden, das Thema sukzessive über
die Jahre zu einem Mitmach-Event mit Spaßcharakter auszubauen.
8 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
10. November 2015
Die Mitwirkung an der vom Kreis durchgeführten Radkultu(o)r hat sich als relativ aufwendig
dargestellt. Auch um die fahrradbegeisterten Bürger in Unna nicht zu überfordern, wäre hier
allenfalls eine Veranstaltung im zwei- bis dreijährigen Rhythmus denkbar.
Sofern geeignete allgemeine Kampagnen für den Radverkehr vorliegen (vgl. „Kopf an: Motor
aus“ o.ä.) sollen diese in Zeitabständen auch in der Stadt Unna aufgegriffen werden.
Die Vernetzung und Mobilisierung der unterschiedlichen Akteure mit ihren speziellen
(Service-) Angeboten soll in geeigneter Form ausgebaut werden. Hierzu soll auch der neue
Internet-Auftritt einschließlich einer direkten Möglichkeit, Mängel zu melden, genutzt werden.
3.6.3
Zielgruppenorientierte Öffentlichkeitsarbeit
Nachdem in den letzten Jahren die Unterstützung der kinderorientierten Verkehrserziehung
(Kinderstadteilpläne, Fahrrad macht Schule,…) im Vordergrund gestanden hat, soll
entsprechend den vorherigen Ausführungen Zielgruppenarbeit vor allem mit Blick auf
Elektromobilität und Berufstätige bzw. Auszubildende geleistet werden.
4
Voraussetzungen
Die Kreisstadt Unna hat im Jahr 2014 die Straßenbaulast der Ortsdurchfahrten der Landesund Kreisstraßen abgegeben. Insofern ist für viele Hauptrouten nun ein anderer
Straßenbaulastträger zuständig. Die Kreisstadt Unna wird über Gespräche und
Kooperationen versuchen, den Radverkehr auch an diesen Straßen zu verbessern. Speziell
im Rahmen der Abgabe und Aufarbeitung der Ortsdurchfahrten konnten bereits
verschiedene Verbesserungen erreicht werden. Der Kreis Unna als Baulastträger der
Kreisstraßen hat sich als fahrradfreundlicher Kreis im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der
AGFS bereits den Zielen einer besonderen Radverkehrsförderung verpflichtet.
Förderprogramme zur Verbesserung der Radinfrastruktur (wie die Förderrichtlinie
Nahmobilität 2014) sollen im Bereich der städtischen Zuständigkeiten im Rahmen der zur
Verfügung stehenden städtischen Haushaltsmittel konsequent zur Kofinanzierung von
Maßnahmen genutzt werden.
Analog zu Kapitel 3.2 wird es eine engere Anbindung der Radverkehrsbelange im normalen
Alltagsgeschäft der Straßenunterhaltung, des Straßenneubaus sowie in der Planung geben.
In diesem Sinne ist im nächsten Jahr auf der Basis des Strategiekonzeptes und des
Zielnetzes 2025 mit allen Baulastträgern gemeinsam ein 5-jähriges Maßnahmenprogramm
aufzustellen und fortzuschreiben.
5
Evaluation
Strategiekonzept und Ziele sollen in einem 5-jährigen Turnus (erstmals 2020) überprüft und
fortgeschrieben werden. Insbesondere die Erreichung der in Kapitel 1.2 festgelegten drei
Hauptziele wird überprüft und gegebenenfalls entsprechende Anpassungen in den
Handlungsschwerpunkten vorgenommen.
9 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
10. November 2015
Anlage 1 – Maßnahmen der Radverkehrsplanung 2005 – 2015
10 von 11
10.11.2015
Fachbereich 3-66
Strecke
10. November 2015
Was
Hellwegroute
Uelzener Heide
Morgenstraße
Uhlandstraße
Iserlohnerstr.
Hertingerstr.
Feldstr.
Massener / Unnaer Str.
Hansastr.
Parkstr.
Afferder Weg
Massener Bach
Döbelner Str.
Hubert-Biernat-Str.
Hubert-Biernat-Str.
Kamener Str.
HP Hemmerde
HP Lünern
Bahnhof Unna
Innenstadt
Bau & Radwegbeschilderung
Neubau Radweg
Schutzstreifen beidseitig
Schutzstreifen einseitig
Gehwegfreigabe / Schutzstreifen
Schutzstreifen einseitig
Wegverbreiterung
Schutzstreifen beidseitig
Schutzstreifen beidseitig
Schutzstreifen teils beidseitig
Gehwegfreigabe
Wegebau
Fahrradstraße
Gehwegfreigabe
Schutzstreifen einseitig
Wegebau
B&R
B&R
Radstation
Radparker an mehreren Stellen
(Markt, Schnückel, Deutsche Bank)
Parkhaus Massener Str.
Radstation
m
Stellplätze
9.450
260
1.450
430
300
850
230
3.170
1.120
1.095
195
730
260
860
425
180
25
14
309
55
10
21.005
11 von 11
413
10.11.2015