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Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur.pdf

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Daten

Kommune
Kamen
Dateiname
Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur.pdf
Größe
6,2 MB
Erstellt
07.12.15, 12:53
Aktualisiert
27.01.18, 10:57

Inhalt der Datei

Beiträge zur Regionalentwicklung Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur Entwurf Städtesystem Ökonomie Naturpotenziale & Freiraumschutz Flächennutzung Verflechtungen Demographie Flächenwandel Regional Governance Beiträge zur Regionalentwicklung Raumanalyse Impressum Herausgeber Regionalverband Ruhr Bereich Planung Referat Regionalentw icklung Kronprinzenstraße 35 45128 Essen Projektleitung Dr. habil. Thomas Rommelspacher Maria T. Wagener Inhaltliche Bearbeitung Dr. Claas Beckord, Nicole Iw er, Frank Joneit, Sibylle Kelp-Siekmann, Tana Petzinger, Sven Sander, Dorothee im Spring-Ojih Grafische Bearbeitung Ulrich Enger, Claudia Michaely-Walkling, Mona Schoel, Isabell Troisdorf Moderation der prozessbegleitenden Arbeitsgruppe Dr. Gerd Mahler Entw urf März 2011 Beiträge zur Regionalentwicklung Raumanalyse Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Einleitung 1.1 Ziele und Inhalte des Masterplans Raum- und Siedlungsstruktur 1 - Raumanalyse 1 1.2 Erarbeitungsprozess 2 1.3 Untersuchungsraum und Bezeichnung 3 1.4 Datengrundlagen 4 1.4.1 Grundanforderungen und Quellen 4 1.4.2 Ableitung von Raumstrukturtypen für intraregionale Vergleiche 5 2 Bevölkerungsentwicklung und -vorausberechnung 9 2.1 Entw icklung der Bevölkerung zw ischen 1995 und 2008 9 2.1.1 Bevölkerungsstand und -entw icklung 9 2.1.2 Natürliche Bevölkerungsbew egungen und Wanderungen 11 2.1.3 Alterungsprozesse 17 2.1.4 Heterogenisierung der Bevölkerung 19 2.2 Vorausberechnung der demografischen Entw icklung bis 2030 25 2.2.1 Entw icklung der Bevölkerungszahlen bis 2030 25 2.2.2 Veränderung der altersstrukturellen Zusammensetzung 27 2.2.3 Zusammenw irken von Alterungsdynamik und Einw ohnerentw icklung 29 2.2.4 Entw icklung der Haushalte bis 2030 30 2.3 Zusammenfassung 32 Beiträge zur Regionalentwicklung Raumanalyse 3 Wirtschaftliche Entwicklung 3.1 Sektorale Struktur und Entw icklung der Wirtschaft 3.2 Struktur und Entw icklung der Beschäftigung und des Arbeitskräfteangebots 35 35 39 3.2.1 Entw icklung der Erw erbstätigen und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 39 3.2.2 Arbeitskräfteangebot - Bestand und Prognose 43 3.2.3 Arbeitslosigkeit 47 3.3 48 Wirtschaftliche Leistung und Entw icklungsdynamik 3.3.1 Bruttow ertschöpfung 49 3.3.2 Entw icklung des steuerbaren Umsatzes 51 3.3.3 Steuereinnahmekraft 52 3.3.4 Entw icklung des Unternehmensbestandes 53 3.4 Branchenspezifische und kleinräumige Struktur- und Entwicklungsmuster 57 3.4.1 Regionale Branchenstruktur und -dynamik 57 3.4.2 Größenstrukturen im Verarbeitenden Gew erbe 60 3.4.3 Lokale Branchenschw erpunkte 61 3.4.4 Regionale Kompetenzfelder 63 3.5 67 Zusammenfassung 4 Flächennutzung und Flächenwandel 69 4.1 Datengrundlagen 69 4.2 Flächennutzung 73 4.2.1 Aktuelle Flächennutzung 73 4.2.2 Bestehende Flächen mit Freiraumnutzungsarten 74 4.2.3 Bestehende Wohnbauflächen 77 4.2.4 Bestehende Gew erbe- und Industrieflächen 79 4.3 Flächenw andel 82 4.3.1 Neubauintensität Wohnen und Gew erbe 1996 - 2006 82 4.3.2 Neubau Wohnen 84 4.3.3 Neubau Gew erbe 92 4.4 Weitere ausgew ählte Aspekte des Flächenw andels 105 4.4.1 Neu entstandene Vegetationsflächen 105 4.4.2 Neu entstandene Oberflächengew ässer 106 4.4.3 Freirauminanspruchnahme und 30-ha-Ziel 107 4.5 Zusammenfassung 110 Beiträge zur Regionalentwicklung Raumanalyse 5 Ausgewählte Naturpotenziale und Aspekte des Freiraumschutzes 113 5.1 Naturräumliche Gliederung 114 5.1.1 Niederrheinisches Tiefland 114 5.1.2 Westfälische Bucht 118 5.1.3 Süderbergland 122 5.2 Orografie 125 5.3 Böden 126 5.4 Oberflächengew ässer 128 5.5 Rohstoffe 138 5.6 Aspekte des Freiraumschutzes 140 5.6.1 Schutzgebiete und landesw eiter Biotopverbund 141 5.6.2 Regionale Grünzüge 143 5.6.3 Grundw asserschutz 145 5.7 Zusammenfassung 147 6 Verflechtungen im Verbandsgebiet 6.1 Regionale Verflechtungen im Verbandsgebiet 149 ein zusammenfassender Überblick 151 6.2 Binnenverflechtungen der Städte und Gemeinden im Verbandsgebiet 155 6.3 Regionale Verflechtungen der kreisfreien Städte im mittleren Verbandsgebiet 158 6.4 Regionale Verflechtungen des Teilraums Kreis Wesel 170 6.5 Regionale Verflechtungen des Teilraums Kreis Recklinghausen/Bottrop 171 6.6 Die regionalen Verflechtungen des Teilraums Kreis Unna/Hamm 174 6.7 Die regionalen Verflechtungen des Teilraums Ennepe- Ruhr-Kreis 176 7 Städtesystem 7.1 Historische Siedlungsentw icklung 180 7.2 Struktur der Städte und Teilräume 182 7.2.1 Stadtgrößen nach Einw ohnern 182 7.2.2 Landesplanerische Einordnung 184 7.2.3 Einw ohnerdichte und Flächennutzungsintensität 186 7.2.4 Siedlungsstruktur 188 7.2.5 Polyzentrisches Gefüge 189 7.2.6 Verkehrsinfrastruktur 190 7.3 Funktionen im Städtesystem 192 7.3.1 Einzelhandel, Kaufkraft und Einkommen 192 179 Beiträge zur Regionalentwicklung Raumanalyse 7.3.2 Arbeitsplatzzentralität und Arbeitplatzdichte 198 7.3.3 Verflechtungen 199 7.3.4 Zusammenfassung 201 7.4 Analyse der Raumstrukturtypen 202 8 Regional Governance 8.1 Regional bedeutsame Kooperationen 209 209 8.1.1 Kooperationen im Bereich Planung 210 8.1.2 Kooperationen im Bereich Gew erbe 212 8.1.3 Kooperationen im Bereich Wohnen und Einzelhandel 213 8.1.4 Kooperationen im Bereich Freiraum und Freizeit 214 8.1.5 Institutionelle Kooperationen 215 8.1.6 Kooperationen im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt 2010 216 8.2 Umsetzung durch regional bedeutsame Projekte 217 8.3 Zusammenfassung 221 Anhang A Tabellenanhang B Vorausberechnung der Bevölkerung ( Methodik/Grundannahmen) C Aggregation des Nutzungskatalogs Flächennutzungskartierung (FNK- Codes) D Verflechtungen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden Vorwort Seit mehr als 30 Jahren bietet sich heute w ieder die Chance, das Ruhrgebiet auch planerisch als das zu betrachten, was es im alltäglichen Leben der Menschen und in der w irtschaftlichen Realität ist, nämlich eine funktionale Einheit, die durch das Handeln der Akteure jeden Tag gelebt w ird. Dieser Perspektivw echsel w ar möglich, da der Landtag von Nordrhein-Westfalen mit den Gesetzen über den Regionalverband Ruhr von 2004 und 2007 in kurzer Zeit mehrere grundlegende Veränderungen der Aufgaben und damit auch der Rolle des RVR vorgenommen hat, die die planerische Dreiteilung des Ruhrgebietes, die Ergebnis der Verwaltungsstrukturreformen der 1970er Jahre w ar, schrittw eise aufgehoben haben. So w urde im Jahr 2004 dem Verband vom Gesetzgeber unter anderem die Aufgabe übertragen, informelle Planungs- und Entw icklungskonzepte in For m von Masterplänen für das Ruhrgebiet zu erarbeiten. Im Jahr 2007 hat der Landtag zusätzlich beschlossen, dem RVR die Regionalplanungskompetenz zum 21.10.2009 zu übertragen. Auf dieser Basis w urde im Frühjahr 2006 nach einem Beschluss der Verbandsversammlung vom September 2005 mit der Erarbeitung des ,Masterplans Raum- und Siedlungsstruktur’ begonnen. Neben fachlichen und organisatorischen Aspekten, die bei der Ausgestaltung dieser neuen Aufgabe zu beantw orten w aren, beeinflussten einige w eitere Rahmenbedingungen den Erarbeitungsprozess. Hierzu zählten: » Überw indung einschneidender Änderungen beim Übergang vom Kommunalverband Ruhrgebiet (KVR) zum Regionalverband Ruhr (RV R) » Mehrfache Veränderungen der politischen Verhältnisse in Nordrhein-Westfalen Mit den Entw ürfen zum ‚Masterplan Raum- und Siedlungsstruktur’ für das ‚Nördliche Verbandsgebiet’ (2008) sow ie für das ‚Mittlere und Südliche Verbandsgebiet’ (2009) hat der RV R erste Vorschläge zur Umsetzung des neuen Instruments regionaler Masterplan vorgelegt. Ziel dieser Entw ürfe war zunächst die Analyse der wichtigsten raumbedeutsamen Strukturen und Entw icklungen. Hinzu kamen erste planerische Aussagen im Zusammenhang mit regionalen Freiräumen. Diese Entw ürfe w urden in der Fachöffentlichkeit intensiv und kontrovers diskutiert. Die anhaltende Diskussion über Zielsetzung, Inhalte und Form des Erarbeitungsprozesses, verbunden mit neuen Anforderungen, die sich aus der bevorstehenden Übernahme der Regionalplanungskompetenz ergaben, erforderte für den weiteren Erarbeitungsprozess eine inhaltliche und organisatorische Neuausrichtung des Masterplan-Ansatzes. Hierzu gehörte: » die Aufspaltung von analytischen und planerischen Inhalten auf verschiedene Bände des ,Masterplans Raum- und Siedlungsstruktur’ sow ie » die Einrichtung einer Prozess begleitenden Arbeitsgruppe auf der Arbeitsebene, die die Strukturen und Interessenslagen in der Region hinreichend w iderspiegelt. Der hier mit vorliegende Band ,Raumanalyse’ ist das Ergebnis dieses mehr als einjährigen Prozesses. Er soll für den RVR verschiedene Funktionen übernehmen. Er dient zunächst einmal als eine w ichtige Informationsgrundlage zur Beurteilung der räumlichen Entw icklung, die der RVR für die Wahrnehmung seiner Aufgabe als Regionalplanungsbehörde aber auch als Träger öffentlicher Belange benötigt. Die ‚Raumanalyse’ ist aber auch ein erster Baustein und eine analytische Grundlage für einen auf Dauer angelegten kommunikativen Prozess der informellen Planung. Die Schaffung einer regionalen Arena in Form der Arbeitsgruppe, in der gemeinsam über die Analysebausteine und -ergebnisse diskutiert w urde, war hierfür ein erster Schritt. Die intensiven und zum Teil kontroversen Diskussionen haben jedoch auch die Vielschichtigkeit der Interessen- und Problemlagen der Beteiligten aufgezeigt. Diesen Prozess gilt es zu evaluieren und aufbauend auf diesen Erfahrungen geeignete Kooperationsformen zu entw ickeln, um die nun notw endige gemeinsame Interpretation der Analyseergebnisse sow ie die hierauf aufbauende Entw icklung von Strategien und Projekten in der Region zu organisieren. Mein besonderer Dank gilt den Mitgliedern der Arbeitsgruppe, die mit viel Engagement, hohem zeitlichen Aufw and und vor allem mit ihren konstruktiven Anregungen und Vorschlägen die Erarbeitung des vorliegenden ,Masterplans Raum- und Siedlungsstruktur - Raumanalyse’ begleitet haben. Dank gebührt auch Dr. Gerd Mahler für die Übernahme der Moderation der Arbeitsgruppe. Er hat mit seiner langjährigen Erfahrung, vor allem aber mit seiner besonnenen und ausgleichenden Art, einen nicht unw esentlichen Beitrag zum erfolgreichen Abschluss dieses ersten Bandes geleistet. Essen, im März 2011 Dr. habil. Thomas Rommelspacher 1 Einleitung 1.1 Ziele und Inhalte des Masterplans Raum- und Siedlungsstruktur - Raumanalyse Durch die Verw altungsstrukturreformen der 1970er Jahre w urde die Regionalplanung für das funktional hoch verflochtene Ruhrgebiet auf die drei Regierungsbezirke Arnsberg, Düsseldorf und Münster übertragen. Seitdem beschränkte sich die Analyse der Strukturen und Entw icklungsprozesse auf Teilräume des Verbandsgebietes. Das hat dazu geführt, dass es seit über 30 Jahren keine zusammenhängende und aus planerischer Perspektive erforderliche Betrachtung des Verbandsgebietes mehr gegeben hat. Ziel der ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ ist es daher, die Region als Ganzes in den Blick zu nehmen und eine Beschreibung und Analyse ausgew ählter wirtschaftlicher, sozialer, demografischer und räumlicher Prozesse und Strukturen vorzunehmen. Die Raumanalyse sollte ursprünglich in einen Masterplan zur Raum- und Siedlungsstruktur übergehen. Im Beteiligungsprozess mit dem Kommunen und Kreisen w urde aber verabredet, die Bausteine Analyse, Bew ertung und Schlussfolgerungen sow ie Ziele und Strategien zu trennen. Die Raumanalyse erfüllt für den RVR mehrere Funktionen: sie ist eine analytische Grundlage für w eitere informelle Planungen sow ie teilregionale und/oder sektorale Entw icklungskonzepte; sie stellt eine analytische Basis für den Ideenw ettbew erb Zukunft Ruhr dar; sie dient dem RV R als eine Beurteilungsgrundlage in seiner Rolle als Träger öffentlicher Belange und gibt der Regionalplanung eine analytische Grundlage zur Beurteilung regionaler Strukturen und räumlicher Entw icklungen. Um diesen vielfältigen Zielsetzungen gerecht zu w erden, erfolgt in der ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ eine breit angelegte Betrachtung folgender Themen: » Bevölkerungsentw icklung und -vorausberechnung » Wirtschaftliche Entw icklung » Flächennutzung und Flächenw andel » Ausgewählte Naturpotenziale und Aspekte des Freiraumschutzes » Verflechtungen im Verbandsgebiet » Städtesystem » Regional Governance Die ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ verzichtet bew usst auf Wertungen, planerische Zielaussagen oder Handlungsempfehlungen. Diese w erden im Laufe eines auf Dauer angelegten Diskussionsprozesses gemeinsam mit relevanten Akteuren der Region entw ickelt und fließen in verschiedener For m in die w eiteren formellen und informellen Planungen des RVR ein. Die vorliegende Raumanalyse bietet hierfür eine erste Grundlage. Die Raumanalyse w ill und kann auf Grund ihres Übersichtscharakters nicht alle Aspekte der Raum- und Siedlungsstruktur erschöpfend erschließen. Insbesondere können, die für formelle Planungen notw endigen Fachbeiträge, nicht ersetzt w erden. So werden im Rahmen der Erarbeitung des Regionalplans Ruhr u.a. zu den Themen Natur und Landschaft, Kulturlandschaft, Grundw asser- und Hochw asserschutz, Forstund Landw irtschaft, Klima Fachbeiträge und fachliche Stellungnahmen von den zuständigen Fachstellen erarbeitet. Sie enthalten die Grundlagen und Anforderungen an die Planung. 1 Die vorliegende Analyse ersetzt auch nicht Planungen, die im Zuständigkeitsbereich anderer Fachbehörden liegen. Dies ist insbesondere im Bereich Verkehr der Fall, w o mit der Integr ierten Gesamtverkehrsplanung ein abgestimmtes Planw erk des Landes vorliegt, das in die planerische Abw ägung bzw. zeichnerische Darstellung des Regionalplans einfließt und im Rahmen der formellen Planung zu berücksichtigen ist. Daher w urde auf eine detaillierte Analyse von Verkehrsinfrastrukturen verzic htet. Das Kapitel Freiraum konzentriert sich auf eine grundlegende Analyse ausgew ählter Naturpotenziale und Instrumente des Freiraumschutzes. So w ird eine Überschneidung mit dem vom Umw eltausschuss des RVR beauftragten „Freiraumkonzept Metropole Ruhr“ vermieden, das eine detaillierte Auseinandersetzung mit den Potenzialen der Freiraumentw icklung vornimmt. Das Freiraumkonzept soll dabei die Ziele und Maßnahmen der verschiedenen kommunalen, teilregionalen und regionalen Freiraumkonzepte vernetzen und sow eit notw endig ergänzen sow ie in eine nach außen vermarktbare Gesamtstrategie zur Freiraumentw icklung überführen. 1.2 Erarbeitungsprozess Im Sinne eines auf Dialog und Kommunikation angelegten Prozesses, wurde die ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ im Dialog mit Akteuren der räumlichen Planung in der Region erstellt. Hierzu w urde nach Vorgesprächen mit den Planungsverantw ortlichen der Region eine Arbeitsgruppe installiert, in der seit Frühjahr 2010 Inhalte und Prozessplanung diskutiert und im Grundsatz abgestimmt w urden. Die Arbeitsgruppe repräsentiert die mit der Planung befassten Vertreter der Kommunen der Region und setzt sich aus je einem Vertreter pro kreisfreier Stadt und Kreis und aus drei Vertretern der kreisangehörigen Kommunen jeden Kreises zusammen. Die vier Kreisverwaltungen übernehmen Bündelungs- und Abstimmungsfunktion für die kreisangehörigen Kommunen. Die Mitglieder stimmen sich innerhalb ihrer Kommunen ab. Zur Sitzung der Arbeitsgruppe am 25.01.2011 w urden erstmalig auch Vertreter der beratenden Mitglieder der Verbandsversammlung des RVR ( Industrie- und Handelskammern, Handw erkskammern, Landw irtschaftskammer, Gew erkschaften, Sportverbände, Kulturverbände, aner kannte Naturschutzverbände und kommunale Gleichstellungsstellen) eingeladen. Den Sitzungen der Arbeitsgruppe gehen intensive Abstimmungsprozesse in den Gremien der Städteregion 2030 sow ie in den Netzw erken der Planer und der Wirtschaftsförderer der Kreise voraus. Insgesamt fanden seit Januar 2010 sechs Sitzungen der Arbeitsgruppe beim RVR in Essen statt. Der inhaltliche Impuls erfolgte jeweils durch die Bereitstellung der Textentw ürfe zu den einzelnen Kapiteln seitens des RVR. Die mündlich und schriftlich vorgebrachten Anregungen und Anmerkungen, die Hinw eise auf die Intensität und Bandbreite der Diskussion geben sow ie die verschiedenen Sichtw eisen der kommunalen Akteure w iderspiegeln, w urden dokumentiert und in For m einer Synopse aufbereitet und den Mitgliedern der Arbeitsgruppe zur Verfügung gestellt. Weiteres Vorgehen Der Entw urf der ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ soll nun den Städten und Gemeinden, den Kreisen und den beratenden Mitgliedern der Verbandsversammlung vorgelegt w erden, um in einem erw eiterten Beteiligungsprozess weitere Stellungnahmen einzuholen. Hierzu w ird den Beteiligten bis zum 03.07.2011 Gelegenheit gegeben. Nachdem die daraufhin eingegangenen Anmerkungen und Anregungen geprüft und eingearbeitet w urden, soll die ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ 2 dem Planungsausschuss am 20.09.2011 und der Verbandsversammlung in der Sitzung am 10.10.2011 zur Beratung vorgelegt w erden. Zeitgleich zu diesem Prozess w ird auch eine Evaluation des bisherigen Erarbeitungsund Beteiligungsverfahrens vorgenommen w erden müssen und die Frage nach optimierten Formen der Zusammenarbeit und der regionalen Kooperation neu zu diskutieren sein. Eine inhaltliche Auseinandersetzung, die Bew ertung der Analyseergebnisse sowie die Ableitung von Herausforderungen der Regionalentw icklung, sollen im regionalen Dialog entw ickelt w erden. Eine Verknüpfung mit der Erarbeitung des Regionalplans Ruhr und der Vorbereitung des Ideenw ettbew erbs Zukunft Ruhr w ird dabei angestrebt. Hierzu w ird der Bereich Planung im vierten Quartal 2011 zu einem regionalen Diskurs einladen. 1.3 Untersuchungsraum und Bezeichnung Im räumlichen Fokus der vorliegenden ,Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ steht das durch die kreisfreien Städte Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen, den Ennepe- Ruhr-Kreis sow ie die Kreise Recklinghausen, Unna und Wesel ausgebildete Verbandsgebiet des Regionalverband Ruhr. Abb. 1.01: Verbandsgebiet des Regionalverband Ruhr Kartographie: Regionalverband Ruhr 2010 3 Obw ohl sich für diese Region, die durch die gemeinsame montandindustrielle Vergangenheit geprägt und funktional eng verw oben w urde, spätestens seit den 1930er Jahren der Begriff des Ruhrgebietes gegenüber dem Begriff des RheinischWestfälisches Industriegebiets durchgesetzt hat, w aren die Grenzen der unter diesem Begriff bezeichneten Region stets interpretationsfähig. Gemeinhin w ird unter dem Ruhrgebiet das Gebiet bezeichnet, das durch die Mitgliedskreise und -städte des Regionalverbandes Ruhr (RV R) ausgebildet w ird. Trotz der nach w ie vor vorhandenen intensiven funktionalen Verflechtungen (vgl. Kap. 6) w ird der Begriff des Ruhrgebietes als Repräsentation für die Gesamtheit aller Mitgliedskommunen und ihrer spezifischen Teilidentitäten nicht vollständig akzeptiert. Auch weitere Bezeichnung w ie Ballungsraum Ruhr oder Metropole Ruhr konnten sich trotz eines intensiven regionalen Diskurses nicht als allgemeingültige Bezeichnung durchsetzen. Im w eiteren Verlauf der ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ w ird daher der Begriff des Verbandsgebietes verwendet, der sich auf die administrativen Grenzen der Mitgliedskreise und -städte des RVR bezieht. Die in Abbildungen und Tabellen verw endete Bezeichnung des RVR bezieht sich demnach auf die Gesamtheit der Mitgliedskreise und -städte. 1.4 Datengrundlagen 1.4.1 Grundanforderungen und Quellen Bei der Ausw ahl der in der ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur’ verw endeten statistischen Daten w urden folgende Qualitätskriterien zu Grunde gelegt: » Statistische Daten sollten möglichst auf Gemeindebasis vorliegen. Wo dieses nicht möglich ist, w ird auf die nächst höhere Aggregationsebene der Kreise und kreisfreien Städte zurückgegriffen. » Daten müssen für das gesamte Verbandsgebiet einheitlich erhoben bzw . errechnet worden sein. Deshalb w erden z.B. keine von den Kommunen erstellten Bevölkerungsprognosen für einen regionalen Vergleich herangezogen. » Daten müssen periodisch fortgeschrieben w erden und somit eine Fortschreibung einzelner Aspekte der Raumanalyse ermöglichen. » Wo keine amtliche Statistik zur Verfügung steht, w erden glaubhafte Quellen Dritter verw endet (z.B. BBE Retail Experts für Kaufkraftkennziffern und Einzelhandelszentralität oder Gutachterausschuss NRW für die Baulandpreise). » Eigene Erhebungen des RVR sollten so transparent w ie möglich sein. Dementsprechend stehen die erhobenen Daten zum Flächenw andel den Kommunen auf Wunsch zur Verfügung. Zentrale Datenquelle für die vorliegenden Analysen ist die amtliche Statistik, die vom Landesbetrieb Information und Technik NRW ( IT.NRW) zur Verfügung gestellt w ird. Ebenso zur amtlichen Statistik zählt im Sinne dieser Analyse die Arbeitsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit. Die auf dieser Basis durch den RVR berechneten Indikatoren w erden an gegebener Stelle erläutert. Weitere Datenquellen sind: » BBE Retail Experts GmbH und Co KG » Gutachterausschuss NRW » Informationssystem Verkehr Ruhrgebiet des RVR » Flächennutzungskartierung (FNK) des RVR » Atlas der Gew erbe- und Industriestandorte im Ruhrgebiet (ruhrAGIS) » Orthofotos (RVR) » Für die Analyse des Flächenw andels wurde eine eigene Erhebungssystematik entw ickelt. Diese w ird in Kapitel 4 er läutert. » Geodaten verschiedener Landesbehörden (z.B. LANUV, Geologischer Dienst). 4 Daneben sind Informationen aus Fachliteratur, Grauer Literatur sow ie aus den VorOrt-Gesprächen in die Beschreibung und Erläuterung der Daten eingeflossen. Ein entsprechender Hinw eis auf die Quelle der verwendeten Daten und Geodaten ist Bestandteil der Abbildungen und Tabellen. In einem Tabellenanhang sind ausgew ählte Strukturdaten sow ie ein Großteil der den Karten zu Grunde liegenden Daten beigefügt. Bei den Daten w urde darauf geachtet, den Zeitraum von 1995 bis 2008 zu berücksichtigen. Zum Teil w urde jedoch aus methodischen Gründen (z.B. Untersuchung des Flächenw andels) oder aus Gründen der Datenverfügbarkeit hiervon abgew ichen. Die den einzelnen Abbildungen und Tabellen zu Grunde liegenden Zeiträume sind jew eils angegeben. Insbesondere die Daten zur Bevölkerung, Erw erbstätigen und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten unterliegen einem stetigen Wandel. Die Raumanalyse kann demnach nur eine Momentaufnahme darstellen. Im Rahmen zukünftiger Planungen wird daher eine stetige Aktualisierung einzelner Daten erfolgen müssen. 1.4.2 Ableitung von Raumstrukturtypen für intraregionale Vergleiche Im Rahmen der Analyse und des intraregionalen Vergleichs war es notw endig, geeignete Teilräume abzuleiten. Hierfür bieten sich grundsätzlich verschiedene Raummodelle an. Noch vor w enigen Jahrzehnten schien das Verbandsgebiet vergleichsw eise einfach gegliedert: Folgte man w ie etw a Weyl (1978) dem Fortschritt und der Entfaltung des Montanindustriellen Clusters, so ergab sich eine klare, von Süd nach Nord verlaufende Gliederung: Ruhrtal, Hellw egzone, Emscherzone, Lippezone und Rheinschiene. Mit dem Strukturw andel ist diese Klarheit zerfallen. Der heutige Ballungsraum ist geprägt durch das bunte Nebeneinander von Wissens- und Dienstleistungsindustrien sow ie hochmodernem produzierenden Gew erbe. In den baulich-räumlichen Strukturen und der Raumnutzung lassen sich die Spuren des Industriezeitalters zwar lesen, sie sind aber großflächig umgenutzt und von regionalen Großprojekten w ie dem Umbau des Emscherraums überformt. Parallel dazu hat sich auch die politisch-kulturelle Landschaft gew andelt. So hat die Internationale Bauausstellung Emscher Park (1989 bis 1999) eine Kultur der interkommunalen Kooperation angestoßen, deren Folgen sich bereits räumlich niederschlagen. Die ausgeprägte Polyzentrik des Raumes tut ein Übriges. Hoch verdichtete Großstädte im Kern umgeben von geringer verdichteten Mittelstädten bis hin zu den Übergängen in das ländlich geprägte Umland, schaffen auch hier eine große Vielfalt. Hinzu kommt, dass der heutige räumliche Zuschnitt und die innere Gliederung des Verbandsgebietes als Ergebnis der kommunalen Gebietsreformen der 1970er Jahre gelesen w erden kann. 5 Zur Beschreibung der inneren Struktur dieses Gebietes böten sich demnach verschiedene Betrachtungsperspektiven an, die jew eils ihr eigenes Raummodell entw ickeln: » Naturräumliche Gliederung; » Wirtschaftsräumliche Gliederung als Folge von industrieller Genese und Strukturw andel; » Administrative Gliederung als Erbe der politischen Verhältnisse der 1970er Jahre; » Landesplanerische Gliederung in Abhängigkeit von Größe und Funktion; » Soziale Räume als Folge der Interaktionsmuster der Menschen; » Kooperationsräume unterschiedlicher Dichte und Zusammensetzung. Vor dem oben skizzierten Hintergrund und w issend um die Tatsache, dass auch andere Zuordnungen denkbar sind, w urde für die Betrachtung der Kapitel ‚Bevölkerung’, ‚Wirtschaft’, ‚Flächennutzung und Flächenw andel’ und z.T. ‚Städtesystem’ ein eigenes Raumstruktur modell abgeleitet, das die 53 Kommunen des Verbandsgebiets in drei Raumstrukturtypen gruppiert. Diese Raumstrukturtypen repräsentieren jew eils ca. 1/3 der Gesamtfläche des Verbandsgebietes. Als Maßstab w urde der Anteil der für Wohnen- und Gew erbenutzungen in Anspruch genommenen Fläche gew ählt, der im RVR-Schnitt bei 15 % liegt. Kommunen, deren Anteil 40 % über dem Durchschnitt liegen, w erden als ‚höher verdichtet’ und solche, deren Anteil 40 % unter dem Durchschnitt liegen, w erden als ‚geringer verdichtet’ bezeichnet. Nachfolgend beziehen sich die Aussagen in den genannten Kapiteln zu ‚höher verdichteten’, ‚verdichteten’ und ‚geringer verdichteten’ Kommunen auf die in Abbildung 1.01 dargestellte Zuordnung. Abb. 1.02: Raumstrukturtypen Quelle: FNK, Kartographie Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.01 i m Anhang) 6 Keiner der vier Kreise des Verbandsgebiets lässt sich als administrative Gesamtheit einem der drei Raumstrukturtypen zuordnen. Der Kreis Wesel ist jedoch im Schnitt mit 8 % Anteil Wohn- und Gew erbeflächen ‚geringer verdichtet’, die Kreise Recklinghausen und Unna sow ie der Ennepe-Ruhr-Kreis sind mit 12 % nach der o.g. Definition als ‚verdichtet’ zu bezeichnen. Die getroffene Einteilung nach Gemeinden, kann dazu führen, dass auf Grund der sehr unterschiedlichen Gemeindegrößen räumliche Strukturen nicht immer exakt beschrieben w erden können. So können z.B. die Gemeindegebiete von Bottrop oder Hattingen in einen höher verdichteten und einen geringer verdichteten Teil unterschieden w erden. Der regionale Maßstab der Raumanalyse führt dazu, dass solche innergemeindlichen Strukturunterschiede nicht berücksichtigt w erden können. Die Ergebnisse sind demnach entsprechend differenziert zu bew erten. 7 8 2 Bevölkerungsentwicklung und -vorausberechnung Die Bevölkerungsentw ic klung stellt eine der w esentlichen Deter minanten der räumlichen Entw icklung dar. Hierbei von besonderer Bedeutung sind in den letzten Jahrzehnten die unter dem Begriff des ,Demografischen Wandels’ zusammengefassten Prozesse des allgemeinen Bevölkerungsrückgangs, der Veränderung der Alterszusammensetzung und die zunehmende Heterogenisierung der Bevölkerung. Diese Aspekte für das Verbandsgebiet zu analysieren, ist Aufgabe des vorliegenden Kapitels. Hierzu w erden zunächst die Entw icklungen des Zeitraumes 1995 bis 2008 dargestellt. In einem w eiteren Schritt werden, basierend auf den Vorausberechnungen des Landesbetriebs Information und Technik (IT.NRW), die unter den gegebenen Rahmenbedingungen zu erw artende Bevölkerungsentw ic klung bis zum Jahr 2030 aufgezeigt. Ziel des vorliegenden Kapitels ist es, Hinw eise auf die besonderen regionalen Ausprägungen des ,Demografischen Wandels’ zu erlangen. 2.1 Entwicklung der Bevölkerung zwischen 1995 und 2008 2.1.1 Bevölkerungsstand und -entwicklung Im Dezember 2008 1 lebten im Verbandsgebiet ca. 5.2 Mio. Menschen. Mit 3.3 Millionen Einw ohnern leben weit mehr als die Hälfte davon in den kreisfreien Städten. Die größten Städte des Verbandsgebietes sind Dortmund und Essen mit jew eils mehr als 500.000 Einw ohnern; Es folgen Duisburg mit 490.000, Bochum mit 380.000 und Gelsenkirchen mit 260.000 Einw ohnern. In den 42 Städten und Gemeinden der z.T. verdichteten Kreise leben ca. 1,9 Mio. Einw ohner. Die Einw ohnergrößen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden schwanken dabei beträchtlich. Neben Kommunen mit w eniger als 10.000 Einw ohnern wie Breckerfeld und Sonsbeck zählen auch Städte mit nahezu oder mehr als 100.000 Einw ohnern wie Recklinghausen, Moers und Witten zu den kreisangehörigen Kommunen. Der Kreis Recklinghausen mit über 630.000 Einw ohnern ist nach der Region Hannover der bevölkerungsreichste und am stärksten verdichtete Kreis Deutschlands (vgl. auch Kapitel 8). Die Bevölkerungszahl im Verbandsgebiet ist seit Mitte der 1990er Jahre insgesamt rückläufig. Dieser Gesamttrend, der bereits in den 1960er Jahren einsetzte, w urde zeitw eise durch Zuw anderungen in die Region in Folge der Balkankr ise, der deutschen Wiedervereinigung und durch den Zustrom von Asylbewerbern zwischen der Mitte der 1980er und 1990er Jahre unterbrochen (vgl. Abb. 2.01). Insgesamt hat das Verbandsgebiet seit 1975 ca. 6 % seiner Bevölkerung verloren. Dabei verlief diese Entw icklung in den einzelnen Teilräumen der Region deutlich differenziert. Während vor allem die Städte des mittleren Verbandsgebietes z.T. deutliche Bevölkerungsrückgänge von bis zu 18,8 % zu verzeichnen hatten, konnten insbesondere die Kreise Wesel, Unna sow ie die Stadt Hamm deutlich überdurchschnittliche Bevölkerungszuw ächse aufweisen. 1 Die Analyse bezieht sich auf das Jahr 2008, da sich die Prognose der demografischen Entwicklung bis 2030 (Kapitel 2.2) auf das Jahr 2008 als Ausgangsjahr bezieht. Mit Ausnahme der Prognose beziehen sich alle Werte auf den 31.12. des Jahres. Die Prognose basiert auf dem Wert des 01.01.2008. 9 Abb. 2.01: Entw icklung der Bevölkerung in den Kreisen und kreisfreien Städten 1975 bis 2008 Raums trukturtyp Einwohner 2008 (Anteil an Gesamtbevöl kerung in %) Veränderung 1975-2008 i n % Höher verdichtet 3.379.982 (65 %) -11,0 Verdichtet 1.333.098 (26 %) + 0,3 Geringer verdichtet 490.020 (9 %) + 18,2 RVR 5.203.100 (100 % ) - 6,1 Vor allem in der Gruppe der geringer verdichteten Kommunen ist eine Zunahme von rund 18 % gegenüber 1975 zu verzeichnen. In den Städten des höher verdichteten Raums ist seit 1975 eine Abnahme von 11 % zu erkennen. In der Gruppe der verdichteten Kommunen zeigt sich im Schnitt eine stagnierende Bevölkerungsentw icklung. Bei der Betrachtung der Phase ab 1995, bei der die oben beschriebenen Sondereffekte w eitgehend abgeklungen w aren, gibt es die stärksten Bevölkerungsverluste in den kreisfreien Städten Gelsenkirchen, Hagen, Duisburg, Herne und Essen. Unter den kreisangehörigen Städten hatten vor allem Ennepetal, Herten, Recklinghausen, Gevelsberg und Witten erhebliche Bevölkerungsrückgänge. Entgegen der Entw ic klung in vielen Städten und Gemeinden der Kreise Wesel und Unna konnten die Gemeinden des südlichen Verbandsgebiets per Saldo w eniger stark von Stadt-Umland-Wanderungen profitieren. Lediglich Sprockhövel und Breckerfeld w eisen ein auf Wanderungsgew innen basierendes Wachstum auf. Besonders starke Wachstumseffekte verzeichneten die Kommunen Sonsbeck, Xanten, Rheinberg, Haltern am See und Alpen. Diese Kommunen zeichnen sich auch durch ihre räumliche Nähe zu anderen Räumen mit Bevölkerungsw achstum w ie der Region Niederrhein bzw . dem Münsterland aus. Das südliche Verbandsgebiet ist demgegenüber Ausläufer einer Schrumpfungszone, die sich w eit in die Märkische Region und das Sauerland erstreckt (vgl. Abb. 2.02). 10 Abb. 2.02: Bevölkerungsstand 2008 und Bevölkerungsentw icklung zwischen 1995 und 2008 Raumstrukturt yp Ein wohner 2008 1995-2008 (in % ) Höher verdichtet 3.379.982 - 4,4 Verdichtet 1.333.098 - 5,5 490.020 - 3,6 Geringer verdichtet RVR 5.203.100 - 4,4 Bei der Betrachtung der Bevölkerungsentw icklung darf aber nicht übersehen werden, dass trotz eines Verlustes von mehr als 330.000 Einw ohnern seit 1975 das Verbandsgebiet auch heute noch nach den Großräumen Paris und London zu den bevölkerungsreichsten und am dichtest besiedelten Räumen Europas gehört. 2.1.2 Natürliche Bevölkerungsbewegungen und Wanderungen Die Bevölkerungszahl verändert sich durch die natürliche Bevölkerungsentw icklung (Geburten bzw . Sterbefälle) und durch Wanderungsbew egungen (Zu- bzw. Abwanderungen). Für das Verbandsgebiet ist ein negativer natürlicher Saldo seit den 1970er Jahren festzustellen. Die Geburten konnten die Sterbefälle nicht kompensieren. Im 11 Vergleich zu den 1990er Jahren stieg der negative natürliche Saldo in den letzten Jahren noch w eiter an. Seit 1995 gab es im Jahr 1999 sow ie von 2001 bis 2004 einen Zuw anderungsüberschuss. Seit 2005 w ird die negative natürliche Bevölkerungsentw icklung zudem durch Abw anderungsüberschüsse verstärkt (vgl. Abb. 2.03). Abb. 2.03: Entw icklung der Wachstumsrate der Bevölkerung im Verbandsgebiet zw ischen 1977 und 2008 Bei der kleinräumigen Betrachtung der natürlichen Bevölkerungsentw icklung im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 w erden lediglich geringfügige Unterschiede zw is chen den Städten und Gemeinden im Verbandsgebiet deutlich. Der Wert fällt mit sinkender Siedlungsflächendichte von -3,9 ‰ in den höher verdichteten Kommunen, über -3,4 ‰ in den verdichteten, auf -2,7 ‰ in den geringer verdichteten Kommunen ab. Einen positiven Saldo w eist keine der Kommunen im Verbandsgebiet auf. Die geringsten natürlichen Bevölkerungsverluste w eisen die Kommunen am nördlichen Rand des Verbandsgebietes w ie Hamminkeln, Haltern am See und Selm auf, die höchsten Schw elm, Gevelsberg, Ennepetal und Castrop-Rauxel. (vgl. Abb. 2.04). 12 Abb. 2.04: Durchschnittliches Saldo der Geburten und Sterbefälle der Jahre 2004 bis 2008 Raumstrukturt yp Ein wohner 2008 Durchschnittlich es Saldo 2004-2008 (in ‰ ) Höher verdichtet 3.379.982 - 3,9 Verdichtet 1.333.098 - 3,4 Geringer verdichtet 490.020 - 2,7 RVR 5.203.100 - 3,6 Maßgeblich für die beschriebene Entw icklung sind unter anderem die niedrigen Geburtenraten. In keiner der Kommunen des Verbandsgebiets lag die zusammengefasste Geburtenziffer2 bzw. die totale Fruchtbarkeitsrate (TFR) über dem für die Bestandserhaltung der Bevölkerung notw endigen Wert von 2,1 Kindern pro Frau. Im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 w ar die Geburtenziffer mit 1,46 in Hamm am höchsten. Es folgen die Städte Hagen, Duisburg und Gelsenkirchen. Dies sind gleichzeitig die Großstädte mit den stärksten Bevölkerungsverlusten der letzten Jahre. Die 2 Die zusammengef asste Geburtenziff er ist ein Maß für die Reproduktionsf ähigkeit einer Gesellschaft aus sich selbst heraus. Sie gibt an, wie viele Kinder Frauen eines fiktiv en Geburtenjahrgangs im Laufe ihrer reproduktiven Lebensphase zur Welt bringen würden, wenn sie den f ür einen bestimmten Zeitpunkt maßgeblichen Fruchtbarkeits- und Sterblichkeitsverhältnissen unterworf en wären. Der kritische Wert für Deutschland liegt bei ca. 2,1; d.h. bei diesem Wert hält sich die Bev ölkerungszahl aus sich heraus stabil. 13 Bevölkerungsverluste in diesen Städten scheinen daher stärker als in anderen Kommunen durch hohe Sterbefallüberschüsse und Abwanderungen gekennzeichnet zu sein. Gleichzeitig stellen diese die Städte mit dem höchsten Anteil von Personen mit Migrationshintergrund dar 3. Mit 1,16 Kindern pro Frau w ar die Geburtenziffer in Bochum4 am geringsten (vgl. Tabelle 2.01). Tabelle 2.01: Zusammengefasste Geburtenziffer 2004 bis 2007 Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel 2004 1,16 1,45 1,34 1,44 1,34 1,40 1,52 1,49 1,33 1,35 1,35 1,34 1,37 1,40 1,36 2005 1,14 1,33 1,32 1,38 1,31 1,38 1,42 1,46 1,30 1,32 1,33 1,27 1,32 1,33 1,36 2006 1,18 1,25 1,27 1,40 1,32 1,41 1,42 1,39 1,27 1,25 1,33 1,26 1,28 1,31 1,34 2007 1,15 1,35 1,33 1,45 1,35 1,45 1,45 1,47 1,30 1,33 1,39 1,33 1,35 1,36 1,31 2008 1,19 1,33 1,37 1,39 1,33 1,39 1,42 1,47 1,32 1,46 1,28 1,28 1,34 1,40 1,36 Ø 1,16 1,34 1,33 1,41 1,33 1,41 1,45 1,46 1,30 1,34 1,34 1,30 1,33 1,36 1,35 Kreisfreie St ädte Kreise Regionalverband Ruhr Nordrhein-W estfalen 1,38 1,37 1,38 1,39 1,34 1,32 1,33 1,37 1,32 1,30 1,31 1,36 1,37 1,34 1,36 1,39 1,36 1,35 1,36 1,39 1,35 1,33 1,35 1,38 Quelle: IT.NRW Die zw eite Komponente der Bevölkerungsentw icklung stellen die Wanderungen dar. Diese Komponente ist im Gegensatz zur natürlichen Bevölkerungsentw icklung deutlich stärkeren zeitlichen und räumlichen Schw ankungen unterw orfen. Die kleinräumige Betrachtung der Wanderungsbew egungen im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 zeigt, dass insbesondere Essen, Dortmund und Mülheim an der Ruhr von Wanderungsgew innen profitierten. Hintergründe hierfür könnten eine nachlassende Suburbanisierungsdynamik, eine auf Ein- und Zw eifamilienhäuser ausgerichtete Flächenpolitik der Städte und auch eine gesteigerte Zuw anderung insbesondere jüngerer Bevölkerungsgruppen zwecks Studien- oder Berufsaufnahme sein. Dazu kommt eine positive Wanderungsbilanz der meisten Großstädte mit dem Ausland. 3 4 Trotz einer langsamen Anpassung der Fruchtbarkeitsraten, sind die Geburtenziffern bei Personen mit Migrationshintergrund heute noch höher. Sie bekommen mehr und früher Kinder als Personen ohne Migrationshintergrund. Allerdings ist festzustellen, dass diese Tendenz in der zweiten und dritten Generation abnimmt und sich die Fruchtbarkeitsrate zunehmend dem Gesamttrend anpasst (vgl. https://www.uni-rostock.de/) Die niedrige Geburtenziff er insbesondere an Universitätsstandorten wie Bochum geht voraussichtlich auf das generative Verhalten sowohl der Studentinnen als auch des weiblichen wissenschaftlichen Personals zurück, dass sich zum Teil deutlich v om dem anderer Bev ölkerungsgruppen unterscheidet. Dies gilt in Hinblick auf die Anzahl der Kinder (weniger) sowie auf das Alter der Mutter bei Geburt des ersten Kindes (älter). Der Kinderwunsch wird zudem häufig nicht am Studienort realisiert. Da diese Bev ölkerungsgruppe einen hohen Anteil an der f ür die Berechnung der Fruchtbarkeitsrate zu berücksichtigenden Gruppe der Frauen im gebährf ähigen Alter haben, wird die Berechnung der alterspezif ischen Geburtenrate der einzelnen Bev ölkerungskohorten, die dann zu Gesamtf ruchtbarkeitsrate auf gerechnet wird, durch diesen Effekt stark beeinf lusst. 14 Im südlichen Verbandsgebiet konnte lediglich Breckerfeld Wanderungsgew inne verzeichnen. Die höchsten relativen Wanderungsgew inne w eisen Xanten, Alpen, Schermbeck und Hamminkeln im Kreis Wesel sow ie Haltern am See im Kreis Recklinghausen auf. Trotz einer insgesamt rückläufigen Kern-Rand-Wanderung profitieren einige Städte und Gemeinden von Suburbanisierungsprozessen, insbesondere solche mit ausgezeichneter verkehrlicher Anbindung an den höher verdichteten Raum (vgl. Abb. 2.05). Abb. 2.05: Durchschnittliches Wanderungssaldo sow ie Wanderungsverflechtungen der Jahre 2004 bis 2008 Raumstrukturt yp Ein wohner 2008 Höher verdichtet 3.379.982 Durchschnittlich es W anderungssaldo 2004 – 2008 (in ‰ ) - 0,4 Verdichtet 1.333.098 - 1,8 Geringer verdichtet 490.020 + 0,4 RVR 5.203.100 - 0,7 Im Vergleich der Raumstrukturtypen zeigt sich in der Gruppe der geringer verdichteten Kommunen ein positives Wanderungssaldo. Interessant ist die Tatsache, dass das negativste Wanderungssaldo bei den verdichteten Kommunen vorliegt, die im Zeitraum 1975 bis 2008 noch eine stagnierende Einw ohnerentw ic klung aufzeigten, 15 seit 1995 aber die höchsten Einw ohnerverluste der drei Strukturtypen hinzunehmen hatten. Erw artungsgemäß lässt sich feststellen, dass es insbesondere die jüngeren Altersgruppen sind, deren Wanderungsvolumen, also Wanderungen pro 1.000 Einw ohner der Altersgruppe, besonders hoch ist. Vor allem bei den 18- bis 25-Jährigen spielen hierbei bildungs- und arbeitsplatzbezogene Faktoren eine Rolle. Solche Wanderungen sind häufig auf die größeren Städte mit ihren breiteren Angeboten an Ausbildungseinrichtungen und Arbeitsplätzen gerichtet und mit der erstmaligen Gründung eines Haushaltes verknüpft. Das Wanderungsvolumen nimmt ab dem 25. Lebensjahr kontinuierlich ab und steigert sich erst ab dem 75. Lebensjahr w ieder. Die hohen Wanderungsraten der unter 10-Jährigen stehen in Abhängigkeit zu Wanderungen der 25 bis 40-Jährigen (Familienw anderungen). Wanderungen dieser Altersgruppe w aren in der Vergangenheit zumeist auf suburbane Wohnlagen in den kreisangehörigen Kommunen ausgerichtet. Bisher gibt es nur w enige Kennzeichen dafür, dass sich dieser Prozess grundsätzlich zugunsten der Kernstädte im Sinne einer Reurbanisierung gew andelt hat. Wanderungen der Altersgruppe der über 75-Jährigen stehen häufig in Zusammenhang mit Umzügen in Betreuungseinrichtungen oder zu pflegenden Familienangehörigen (vgl. Abb. 2.06). Abb. 2.06: Durchschnittliche Wanderungsrate im Verbandsgebiet nach Alter der Jahre 2004 bis 2008 Wande rungsvolumen je 1.000 Einwohne r 25 0 20 0 15 0 10 0 50 Quelle: Eigene Berechnungen nach IT.NRW 88 85 82 79 76 73 70 67 64 61 58 55 ü ber 90 Alte r 52 49 46 43 40 37 34 31 28 25 22 19 16 13 10 7 4 1 0 Zusammengefasst ist festzuhalten, dass im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 Hamminkeln, Haltern am See, Xanten, Breckerfeld, Alpen und Scher mbeck eine wachsende Bevölkerungsentw icklung hatten. Die Bevölkerungsgew inne gehen ausschließlich auf einen Zuw anderungsüberschuss zurück. Städte mit positiven bzw . ausgeglichenen Wanderungssalden sind Castrop- Rauxel, Dortmund, Essen, Hünxe, Moers, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Oer-Erkenschw ick, Rheinberg, Sonsbeck, Waltrop und Werne. Diese können jedoch die negativen natürlichen Salden nicht ausgleichen. In allen anderen Städten kumulieren sich sow ohl negative natürliche Salden mit Abw anderungsüberschüssen (vgl. Abb. 2.07). 16 Abb. 2.07: Kom ponenten der Bevölkerungsentw icklung im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 in ‰ 8 ,00 7 ,00 6 ,00 5 ,00 4 ,00 3 ,00 Überschuss der Zu- bzw. Fo rtgezoge nen Überschuss der Gebore nen bzw. Gestorbene n Gesa mtsaldo 2 ,00 1 ,00 0 ,00 -1 ,00 -2 ,00 -3 ,00 -4 ,00 -5 ,00 -6 ,00 -7 ,00 -8 ,00 Hamminke ln Xan ten Halte rn am Se e Alp en Br eckerf eld Rheinber g Sch ermb eck Sonsb eck Oer- Er kenschwick Se lm Hü nxe Do rtmun d Un na We sel Mo ers Hamm Waltrop Mülh eim an der Ruh r Essen Dinslake n Wern e Gladb eck Kamp- Lintfor t Kame n Obe rhau sen Bottr op Bochu m Dat teln Hatting en Ber gkame n Duisbur g Witte n Ca strop- Rauxel Recklinghause n Herde cke Voerd e (Niede rrhe in ) Bön en Holzwicke de Dorst en Sprockh övel We tter ( Ruhr) M arl Gevelsber g Her ne Neukirche n-Vluyn Lüne n Schwer te Sch welm F rön denbe rg / Ruh r Hert en Hage n Gelsenkirche n Quelle: Eigene Berechnungen nach I T. NRW Ennep etal -9 ,00 -10 ,00 -11 ,00 -12 ,00 Raumstrukturt yp Ein wohner 2008 Überschuss der Zu- bzw. Fortgezogenen 2008 Überschuss der Geborenen bz w. Gestorbenen 2008 Höher verdichtet 3.379.982 - 5.230 - 14.398 Verdichtet 1.333.098 - 3.910 - 5.196 Geringer verdichtet 490.020 - 225 - 1.560 RVR 5.203.100 - 9.365 - 21.154 2.1.3 Alterungsprozesse Durch die unzureichende Verjüngung der Gesellschaft durch Geburten, eine abnehmende Zuw anderung von Außen und eine gestiegene Lebenserw artung, ergibt sich als ein allgemeiner Trend eine zunehmende Altersstrukturverschiebung. Hierunter ist das Ansteigen des Anteils älterer Gruppen an der Bevölkerung zu verstehen. Dies w ird durch die Betrachtung der Entw icklung der Bevölkerung nach Altersgruppen deutlich. In allen Kreisen und kreisfreien Städten steigen die Anteile der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung seit 1995 deutlich an. Auffallend ist mit rund 43 % die hohe Zunahme in der Gruppe der geringer verdichteten Kommunen. Gleichzeitig nimmt der Anteil der 25- bis unter 30- Jährigen erheblich ab. In der Altersgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen können für einige Städte des höher verdichten Raumes (Bochum, Dortmund Essen und Mülheim an der Ruhr) Zuw ächse festgestellt w erden. Dies unterstreicht die Bedeutung des höher verdichteten Raumes als Zielregion für Ausbildungs- und Berufswanderungen, ist jedoch auch darauf zurückzuführen, dass die Kohorten dieser Altersgruppen derzeit sehr stark besetzt sind (Demografisches Echo der Baby-Boomer-Generation der 1960er Jahre) und dementsprechend starke Wanderungsströme auslösen (vgl. Abb. 2.08). 17 Abb. 2.08: Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen von 1995 bis 2008 in % 50 40 30 20 10 0 -10 -20 -30 -40 Quelle: Eigene Berechnungen nach I T. NRW Gesamt unter 18 Jahre 18 bi s un ter 25 Jahre 25 bis unter 3 0 Ja hre 30 bi s un ter 50 Jahre 5 0 bis unter 6 5 Ja hre NRW Ruhrge biet Kreis Unn a Enn epe-Ruh r-Kre is Kre is Recklin ghause n Kre is Wesel Oberhause n Mülhe im an de r Ruhr Hern e Hamm Hage n Gel senkirche n Esse n Duisbu rg Do rtmund Bottro p Bo ch um -50 übe r 65 Jah re Der Altenquotient, ein Indikator für das Verhältnis der nicht mehr erw erbstätigen Bevölkerung im Verhältnis zur erwerbsfähigen Bevölkerung, liegt im Verbandsgebiet mit 34,6 % höher als der Landesdurchschnitt von 32,4 %. Insbesondere im Süden des Verbandsgebiets ist der Altenquotient höher als im regionalen Durchschnitt. Ausnahmen stellen hier die Städte Breckerfeld und Wetter (Ruhr) dar. Unter den Städten des übrigen Verbandsgebiets trifft das insbesondere auf Hünxe, Moers, Marl, Herten und Castrop-Rauxel zu. Bezogen auf die drei Raumstrukturtypen steigt der Altenquotient mit steigender Siedlungsflächendichte. Allerdings stellte sich die Entw icklung der Bevölkerungsgruppe der über 65-Jährigen in den kreisangehörigen Städten und Gemeinden besonders dynamisch dar. In der Gruppe der höher verdichteten Kommunen w ächst diese Gruppe weniger stark, w as dazu führt, dass sich hier die w eitere Altersstrukturverschiebung deutlich verlangsamt hat (vgl. Abb. 2.09). 18 Abb. 2.09: Altenquotient 2008 und Bevölkerungsentw icklung nach Altersgruppen von 1995 bis 2008 Raumstrukturt yp Altenquotient 2008 (in % ) Höher verdichtet 34,6 Entwicklung d er Alter sgruppe über 65 Jahre 1995-2008 (in % ) + 14,3 Verdichtet 34,4 + 25,5 Geringer verdichtet 32,5 + 42,9 RVR 34,4 + 19,1 2.1.4 Heterogenisierung der Bevölkerung Neben der Alterung stellen die Veränderung der Haushaltszusammensetzung (Individualisierung) sow ie die Veränderung der Bevölkerung nach ihrer Herkunft ( Internationalisierung) w ichtige Struktur merkmale des demografischen Wandels dar, die unter dem Stichw ort einer zunehmenden Heterogenisierung der Bevölkerung zusammengefasst w erden. Individualisierung Betrug die durchschnittliche Haushaltsgröße in Nordrhein-Westfalen 1950 noch 3,05 Personen, so sank dieser Anteil im Laufe der Jahre kontinuierlich auf nur noch 2,09 Personen im Jahre 2008. Dieser Trend zu einer immer geringeren Haushalts19 größe ist auch im Verbandsgebiet zu beobachten. So beträgt die durchschnittliche Haushaltsgröße 2008 im Durchschnitt 2,05 Personen pro Haushalt. Zurückzuführen ist dies unter anderem auf veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Grundeinstellungen, die z.B. in einem Trend zur Singlew ohnung jüngerer Bevölkerungsgruppen münden. Zum anderen führt die höhere Lebenserw artung von Frauen dazu, dass es einen zunehmenden Anteil von Ein- PersonenHaushalten bei den älteren Bevölkerungsgruppen gibt. Das Ergebnis dieser Entw icklungen ist eine deutliche Zunahme von Ein- Personen-Haushalten, deren Anteil an allen Haushalten in Nordrhein-Westfalen von w eniger als 20 % im Jahr 1950 auf 38,8 % im Jahr 2008 (RV R = 39,5 %) gestiegen ist. Demgegenüber steht eine kontinuierliche Abnahme von Haushalten mit drei und mehr Personen (vgl. Abb. 2.10). Abb. 2.10: Entw icklung des Anteils der Privathaushalte nach Haushaltsgröße in Nordrhein-Westfalen von 1950 bis 2008 Diese Entw icklung, die eng mit einem zunehmendem Wohlstand der Bevölkerung verbunden ist, führt letztlich dazu, dass trotz rückläufiger Einw ohnerzahlen die Nachfrage nach Wohnungen stetig gestiegen ist. Messbarer Effekt ist, dass die Wohnfläche je Einw ohner seit 1995 in einzelnen Kommunen des Verbandsgebiets um bis zu 7,3 m2 angew achsen ist. Am höchsten ist dieses Wachstum in der Gruppe der geringer verdichteten Kommunen, mit steigender Siedlungsflächendichte ist es geringer. Gleichzeitig ist die Wohnfläche je Einw ohner in den geringer verdichteten Kommunen am höchsten (vgl. auch Kapitel 4.2.3). Die größte Wohnfläche steht in den Kommunen Alpen, Herdecke und Sprockhövel aber auch in Mülheim an der Ruhr mit mehr als 42 m2 pro Einw ohner zur Verfügung (vgl. Abb. 2.11). Insgesamt ist die Wohnfläche je Einw ohner im Verbandsgebiet mit 38,8 m² geringer als im Landesdurchschnitt (40,4 m² Wohnfläche je Einw ohner). 20 Abb. 2.11: Wohnfläche je Einw ohner 2008 und Entw icklung der Wohnfläche je Einw ohner von 1995 bis 2008 Raumstrukturt yp Wohnfläche je Ein wohner in m2 Höher verdichtet 38,3 Entwicklung d er Wohnfläche je EW 1995 bis 2008 in m2 + 4,5 Verdichtet 39,1 + 5,2 Geringer verdichtet 40,8 + 5,4 RVR 38,8 + 4,8 21 Internationalisierung In der jüngeren Vergangenheit w ird bei der Betrachtung der Internationalisierung zu5 nehmend zw ischen der ausländischen Bevölkerung und den Personen mit Migrationshintergrund6 unterschieden, die erstmals seit dem Mikrozensus 2005 systematisch durch die amtliche Statistik erfasst wurden. Letztere bilden die durch Einbürgerung von Ausländern und Zuw anderung von sog. deutschen Volkszugehörigen aus den postkommunistischen Staaten entstandene Personengruppe, die unter Migrationsfolgen leiden, ab. Diese Gruppe ist demnach größer als die auf dem Staatszugehörigkeitsrecht basierende Abgrenzung zw is chen Deutschen und Ausländern. Um einen vollständigen Überblick zu erhalten, w erden im Folgenden sow ohl die Entw icklung der Ausländer als auch die Entw icklung der Personen mit Migrationshintergrund dargestellt. Im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen liegt der Ausländeranteil bezogen auf das gesamte Verbandsgebiet geringfügig höher. Während der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Nordrhein-Westfalen 2008 10,5 % betrug, so lag dieser Wert für den RVR bei 11,7 %. Dieses ist nicht zuletzt auf die Siedlungsstruktur zurückzuführen. Im Verbandsgebiet ist sie durch Großstädte geprägt (vgl. Kap. 8), die im Allgemeinen einen höheren Ausländeranteil aufw eisen. Innerhalb der Region existieren erhebliche Unterschiede zw ischen den kreisfreien Städten und den kreisangehörigen Kommunen. So sind beispielsw eise 16,6 % der Bevölkerung Duisburgs ausländischer Herkunft, in Scher mbeck hingegen nur 1,9 %. Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung ist in den meisten Städten und Gemeinden gleich bleibend bis rückläufig. In einzelnen Kommunen w urden geringfügige Steigerungen um mehr als 1,0 % festgestellt (vgl. Abb. 2.12). Insgesamt ist die internationale Zuw anderung in die Region seit 1995 stetig rückläufig und w ar 2008 erstmals negativ. Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung steigt mit zunehmender Siedlungsflächendichte. So liegt der Anteil in den geringer verdichteten Kommunen bei 5,5 %, in den verdichteten Kommunen bei 10,0 % und steigt in den höher verdichteten Städten auf 13,3 % an. In der Gruppe der höher verdichteten Kommunen ist der Ausländeranteil zw ischen 1995 und 2008 nicht gesunken (vgl. Abb. 2.12). 5 Ausländer sind Personen, die nicht Deutsche im Sinne des Artikels 116 Absatz 1 des Grundgesetzes sind. Dazu zählen auch Staatenlose und Personen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit. Ausländer/innen gehören zu den Personen mit Migrationshintergrund. Sie können in Deutschland geboren oder zugewandert sein. 6 Zu den Personen mit Migrationshintergrund gehört die ausländische Bevölkerung - unabhängig dav on, ob sie im Inland oder im Ausland geboren wurde - sowie alle Zugewanderten unabhängig von ihrer Nationalität. Daneben zählen zu den Personen mit Migrationshintergrund auch die in Deutschland geborenen eingebürgerten Ausländer sowie eine Reihe von in Deutschland Geborenen mit deutscher Staatsangehörigkeit, bei denen sich der Migrationshintergrund aus dem Migrationsstatus der Eltern ableitet. Zu den letzteren gehören die deutschen Kinder (Nachkommen der ersten Generation) v on Spätaussiedlern und Eingebürgerten und zwar auch dann, wenn nur ein Elternteil diese Bedingungen erf üllt, während der andere keinen Migrationshintergrund auf weist. Außerdem gehören zu dieser Gruppe seit 2000 auch die (deutschen) Kinder ausländischer Eltern, die die Bedingungen f ür das Optionsmodell erf üllen, d.h. mit einer deutschen und einer ausländischen Staatsangehörigkeit in Deutschland geboren wurden. 22 Abb. 2.12: Anteil der Ausländer an der Gesam tbevölkerung 2008 Raumstrukturt yp Anteil d er Ausländer an der Gesamtbevölkerung (in % ) Entwicklung d es Ausländeranteils 1995 – 2008 (in % ) Höher verdichtet 13,3 + 0,1 Verdichtet 10,0 - 1,5 Geringer verdichtet 5,5 - 1,5 RVR 11,7 - 0,5 Im Gegensatz zum Ausländeranteil w ird bei der Betrachtung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund auch jene Bevölkerung in Betracht gezogen, die in den letzten Jahrzehnten nach Deutschland zugezogen ist, oder die mindestens einen ausländischen bzw. zugezogenen Elternteil haben. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist mit 24,2 % im Verbandsgebiet geringfügig höher als in NordrheinWestfalen (23,1 %). Innerhalb des Verbandsgebietes ergeben sich jedoch erhebliche Unterschiede. Während in Hagen fast ein Drittel der Bevölkerung über einen Migrationshintergrund verfügt, sind dies im Kreis Wesel nur w enig mehr als 10 % (vgl. Abbildung 2.13). Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung nimmt bei jüngeren Altersgruppen deutlich zu. 23 Abb. 2.13: Anteil der Bevölkerung m it Migrationshintergrund an der Gesam tbevölkerung 2008 24 2.2 Vorausberechnung der demografischen Entwicklung bis 2030 Bevölkerungsvorausberechnungen zeigen, w ie sich die Bevölkerungszahl und der Altersaufbau unter bestimmten Annahmen zur Entw icklung w esentlicher demografischer Einflussfaktoren - Geburtenhäufigkeit, Sterblichkeit und Wanderungen - verändern. Die Vorausberechnung der Bevölkerung stellt eine w esentliche Grundlage für die räumliche Planung dar, da durch die Zahl und Zusammensetzung der Bevölkerung z.B. die Nachfrage nach Wohnraum oder Infrastruktur determiniert w ird. Die hier dargestellte Bevölkerungsvorausberechnung ist die Modellrechnung von IT.NRW in der Basisvariante. Die Werte beziehen sich jew eils auf den 1. Januar eines Jahres. Der Ausgangsw ert der Modellrechnung ist die Bevölkerungszahl vom 01.01.2008. Das Zieljahr der Vorausberechnung ist 2030. Die der Vorausberechnung zu Grunde liegende Methoden und Annahmen w erden im Anhang detailliert beschrieben. Bei allen methodischen Schw ierigkeiten, denen Vorausberechnungen in die Zukunft unterliegen (z.B. Auswahl des Stützzeitraums der Prognose, hohe Variabilität der Wanderungssalden, zunehmende Ungenauigkeit), ist die hier verw endete Vorausberechnung die zurzeit aktuellste, die auf Gemeindeebene vorliegt und die auf Basis einer einheitlichen Berechnungs methodik erstellt w urde. Die gemeindescharfe Prognose, die für alle Gemeinden vergleichbare Annahmen zugrunde legt, zeigt auf, w ie sich verschiedene Städte und Gemeinden unter Statusquo-Bedingungen im Verhältnis zueinander entw ickeln w erden, w enn sich an den äußeren Rahmenbedingungen nichts ändert. Etw aige Abw eichungen zu Berechnungen einzelner Städte und Gemeinden ergeben sich aus dem zugrunde liegenden Stützzeitraum der Daten und aus den Annahmen zum generativen Verhalten sow ie zu den prognostizierten Wanderungen. Die hier verw endeten Daten können auch von normativen Vorgaben zur Bevölkerungsentw icklung (Zielw erte) abw eichen, w ie sie z.B. im Rahmen der Flächennutzungsplanung aufgestellt w erden. Zudem kann bereits die erfolgreiche Vermarktung eines Baugebietes, vor allem in kleineren Gemeinden, zu Abw eichungen von Prognoseergebnissen führen. Für größere Teilräume, w ie das Verbandsgebiet als Ganzes, stellen die Berechnungen jedoch relativ verlässliche Grundlagen dar, da der Großteil der Wanderungen sich innerhalb einer Region vollzieht und die natürlichen Bevölkerungsbew egungen relativ konstant sind. 2.2.1 Entwicklung der Bevölkerungszahlen bis 2030 Die rückläufige Bevölkerungsentw icklung des Verbandsgebiets w ird sich nach den Vorausberechnungen von IT.NRW auch in Zukunft fortsetzen. Danach w erden auch diejenigen Städte und Gemeinden Schrumpfungstendenzen aufw eisen, die in den letzten Jahren über stabile Bevölkerungsgew inne verfügt haben. Langfristig können die Wanderungsgew inne zunehmende Sterbefallüberschüsse auch hier nicht kompensieren. In Bezug auf das Jahr 2008 w ird für das Jahr 2030 ein Rückgang von rund 416.000 Einw ohner bzw . 7,7 % im Verbandsgebiet erw artet. Die Gesamtbevölkerung des Verbandsgebiets würde demnach im Jahr 2030 bei ca. 4,78 Mio. Einw ohnern liegen. Von dieser Entw icklung w erden die Kommunen ganz unterschiedlich stark beeinflusst. 25 Hohe Bevölkerungsrückgänge bei den kreisangehörigen Städten bis 2030 w erden demnach die Städte Ennepetal, Fröndenberg/Ruhr und Gevelsberg zu verzeichnen haben. Hier könnten Verluste von mehr als 20 % eintreten. Die geringsten Rückgänge w erden für Schermbeck, Dinslaken und Breckerfeld erw artet. Die Entw icklung der Bevölkerungszahl der kreisfreien Städte zeigt sich ebenfalls deutlich differenziert. Während für Dortmund lediglich moderate Verluste von 2,6 % vorausberechnet w erden, könnten die Rückgänge in Hagen mehr als 15 % betragen. Insgesamt w ird sich der Bevölkerungsrückgang außerhalb der Gruppe der höher verdichteten Kommunen relativ stärker ausw ir ken. Dies ist nicht zuletzt Folge der heute schon zu beobachteten Altersstrukturverschiebung und den damit einhergehenden Sterbefallüberschüssen (vgl. Abb. 2.14). Abb. 2.14: Prognostizierte Entw icklung der Bevölkerung bis 2030 Raumstrukturt yp Entwicklung 2008 2030 (in Person en) Höher verdichtet - 254.912 - 7,5 Verdichtet - 142.052 - 10,6 Geringer verdichtet - 49.410 - 10,0 RVR - 446.374 - 8,5 26 Entwicklung 2008 - 2030 (in % ) 2.2.2 Veränderung der altersstrukturellen Zusammensetzung Auch in Zukunft ist mit einer Zunahme der Anteile älterer Personen bei Abnahme jüngerer Menschen zu rechnen. So werden in Dorsten, Herdecke, Holzw ickede, Hünxe, Kamen, Selm, Sprockhövel, Voerde (Niederrhein) und Waltrop im Jahr 2030 voraussichtlich mehr als 62 Menschen im Alter über 65 Jahre auf 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter zw ischen 18 und 65 Jahren kommen (vgl. Abb. 2.15). Abb. 2.15: Altenquotient 2030 und Bevölkerungsentw icklung nach Altersgruppen 2008 bis 2030 (Prognose) Raumstrukturt yp Entwicklung d er Alter sgruppen 2008 - 2030 in % < 18 18-25 25-30 30-50 50-65 > 65 Höher verdichtet -16,0 -25,5 -12,8 -16,9 -3,4 +16,4 Verdichtet -26,4 -32,6 -19,4 -25,4 -3,3 +27,1 Geringer verdichtet -31,0 -33,4 -19,5 -31,8 -1,3 +44,7 RVR -20,3 -28,0 -14,9 -20,5 -3,2 +21,6 Eine vergleichsw eise ‚junge’ Bevölkerungsstruktur (auf die Gesamtstadt bezogen) wird dann in den großen Städten des höher verdichteten Raumes w ie Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen sow ie in der Stadt Hamm im verdichteten Raum zu finden sein. Grundsätzlich liegt der Altenquotient im Verbandsgebiet mit 34,1 zu Beginn des Jahres 2008 und 49,2 im Jahr 2030 über dem Landesdurchschnitt von derzeit 32,1 und prognostiziert 47,5 im Jahr 2030. 27 Demnach w ird der bereits heute erkennbare Prozess einer verstärkten Alterungsdynamik außerhalb der höher verdichteten Städte dazu führen, dass an den Rändern des Verbandsgebiets eine deutlich ältere Bevölkerung ansässig sein w ird. So ist damit zu rechnen, dass sich der Altenquotient in einigen Kommunen der Gruppe der geringer verdichteten Kommunen um mehr als 30 % erhöhen w ird (vgl. Abb. 2.16). Abb. 2.16: Dynam ik der Alterung 2008 bis 2030 (Prognose) Raumstrukturt yp Altenquotient 2030 (in % ) Höher verdichtet 46,4 Veränd erung des Altenquotienten zw. 2008 und 2030 in Prozentpunkten + 11,9 Verdichtet 53,3 + 19,3 Geringer verdichtet 58,9 + 26,9 RVR 49,2 + 15,1 28 2.2.3 Zusammenwirken von Alterungsdynamik und Einwohnerentwicklung Aus der Kombination der Komponenten ‚Einw ohnerentw ic klung’ und ‚Dynamik der Alterung’ können vier Demografietypen für das Verbandsgebiet herausgearbeitet werden, die sich aus der Stärke der jew eiligen Entw icklungstendenzen ergeben (vgl. Abb. 2.17): Abb. 2.17: Zusammenw irken von Alterungsdynam ik und Bevölkerungsentwicklung zw ischen 2008 und 2030 » Typ 1: Starke Schrumpfung bei hoher Alterungsdynamik. Diese Kommunen sind einem doppelten Anpassungsdruck ausgesetzt. Sie haben die Folgen von Schrumpfungsprozessen zu verarbeiten und müssen sich auf die Erfordernisse einer alternden Gesellschaft einstellen. » Typ 2: Starke Schrumpfung bei geringer Alterung. Diese Kommunen sind durch Schrumpfung gekennzeichnet, haben aber eine unterdurchschnittliche Alterungsdynamik. Zu diesem Typ zählen Duisburg, Gelsenkirchen, Bochum und Recklinghausen sow ie Hagen, Ennepetal und Schw elm. » Typ 3: Geringe Schrumpfung bei hoher Dynamik der Alterung. Diese Gemeinden können trotz zum Teil erheblicher Wanderungsgew inne die natürlichen Bevölkerungsverluste nicht kompensieren. Gleichzeitig w eisen diese Kommunen eine hohe Alterungsdynamik bzw . Altenquotienten auf. Vor allem Städte und 29 Gemeinden, die in den letzten 20 Jahren hohe Suburbanisierungsgew inne verzeichnen konnten, gehören zu diesem Typ. » Typ 4: Geringe Schrumpfung bei geringer Alterung. Vor allem in den Großstädten Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Essen und Dortmund stabilisieren sich die bisher äußerst dynamischen Schrumpfungs- und Alterungsprozesse. Der weitere Anpassungsdruck fällt hier relativ gering aus. 2.2.4 Entwicklung der Haushalte bis 2030 Die Zahl der Haushalte w ird sich nach Modellrechnungen 7 von IT.NRW bis zum Jahr 2030 im Verbandsgebiet um rund 3,5 % verringern. Dabei ist davon auszugehen, dass die Haushalte bis zum Jahr 2020 eher stagnieren w erden und in den Folgejahren ein beschleunigter Rückgang stattfinden w ird. Von diesem Rückgang sind die Kreise und kreisfreien Städte unterschiedlich stark betroffen. Die stärksten Rückgänge von mehr als 6 % haben demnach Hagen, Bochum und Herne zu erw arten. Steigende Haushaltszahlen w erden für den Kreis Wesel sow ie für die Städte Dortmund und Hamm prognostiziert. Hier liegen Zuw ächse über dem Landesdurchschnitt von + 1,5 % (vgl. Tab. 2.03). Tabelle 2.02: Entw icklung der Haushaltszahlen in den Kreisen und kreisfreien Städten des Verbandsgebiets 2010 bis 2030 (Trendvariante) 2010 2015 2020 2025 2030 199.300 54.400 301.400 243.800 305.500 131.700 91.900 87.200 84.200 82.900 103.500 165.100 295.500 187.900 215.500 198.300 54.500 309.700 242.900 306.400 123.500 87.100 90.700 84.300 83.500 102.800 165.300 296.400 185.800 221.200 195.200 54.400 311.500 240.100 304.900 130.500 84.900 90.600 82.700 83.400 102.700 163.000 293.200 184.000 221.600 190.700 53.900 310.000 236.000 301.300 127.800 82.100 90.000 81.000 82.800 102.200 159.500 288.100 180.700 220.800 186.000 53.200 306.400 231.600 297.000 124.300 79.200 88.900 79.000 81.600 100.600 155.800 282.300 176.900 218.700 Entwicklung 2010 - 2030 in % -6,7 -2,2 1,7 -5,0 -2,8 -5,6 -13,8 1,9 -6,2 -1,6 -2,8 -5,6 -4,5 -5,9 1,5 2.542.700 8.759.100 2.506.900 8.755.600 2.461.500 8.700.700 -3,5 1,5 Zahl der H aushalt e Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel Regionalverband Ruhr 2.549.800 2.552.400 Nordrhein-W estfalen 8.568.200 8.702.400 Quelle: IT.NRW und eigene Berechnungen nac h IT.NRW Der bereits in der Vergangenheit zu beobachtende Trend einer Verkleinerung der Haushalte w ird auch in der Zukunft fortgeschrieben. Es w ird erwartet, dass sich der Anteil der Ein- Personen-Haushalte bei ca. 40 % stabilisiert. Zuw ächse sind bei den 7 Die hier verwendeten Daten sind Vorausberechnung der Haushalte v on IT.NRW und beziehen sich auf den Zeitraum 2010 bis 2030. Die Zahlen beruhen demnach auf einem einheitlichen Haushaltsgenerierungsmodell. Die dargestellte Trendv ariante berücksichtigt f ür den Berechnungshorizont die auf der Ebene der einzelnen kreisf reien Städte und Kreise aus den Mikrozensusergebnissen der Jahre 2005 bis 2008 nachweisbaren stabilen Entwicklungstendenzen f ür Altersgruppen, Geschlechter und Haushaltsgrößen (v gl. IT.NRW (2009): Statistischen Analysen und Berichte. Bd. 64). 30 Zw ei-Personen-Haushalten zu erw arten. Größere Haushalte mit drei und mehr Personen w erden zukünftig weniger als 25 % aller Haushalte darstellen (vgl. Abb. 2.18). Abb. 2.18: Prognostizierte Entw icklung des Anteils der Haushaltsgrößenklassen an den Gesamthaushalten von 2010 bis 2030 Die beschriebenen Entw icklungen führen dazu, dass die Anzahl der Einw ohner je Haushalt ebenfalls kontinuierlich zurückgehen w ird. Betrug die durchschnittliche Haushaltsgröße im Verbandsgebiet 2008 noch 2,05 Personen pro Haushalt, so w ird dieser Wert bis zum Jahr 2030 auf 1,95 Personen pro Haushalt absinken (vgl. Tab. 2.04). Tabelle 2.04: Entw icklung der Zahl der Personen je Haushalt 2010 bis 2030 (Trendvariante) Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Mülheim a. d. Ruhr Herne Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel 2010 1,89 2,16 1,94 2,01 1,89 1,98 2,07 2,08 2,02 1,97 2,08 2,02 2,14 2,20 2,18 2015 1,85 2,11 1,88 1,97 1,86 1,90 2,10 1,97 1,97 1,90 2,06 1,95 2,07 2,16 2,09 2020 1,85 2,08 1,86 1,96 1,85 1,88 2,07 1,95 1,95 1,89 2,03 1,92 2,04 2,12 2,05 2025 1,85 2,07 1,86 1,95 1,85 1,87 2,06 1,93 1,94 1,87 2,01 1,91 2,02 2,10 2,02 2030 1,85 2,05 1,86 1,95 1,85 1,87 2,06 1,91 1,93 1,86 2,01 1,89 2,00 2,08 2,00 Regionalverband Ruhr Nordrhein-W estfalen 2,04 2,09 1,99 2,04 1,97 2,01 1,95 1,99 1,95 1,98 Quelle: IT.NRW 31 Die kleinsten Haushalte w erden in den großen kreisfreien Städten Essen, Bochum, Dortmund und Gelsenkirchen zu finden sein. Verhältnismäß ig hohe Besetzungszahlen w erden für Bottrop, Hagen und den Kreis Unna erw artet (vgl. Tab. 2.04). 2.3 Zusammenfassung Nebeneinander von Schrum pfung und Wachstum Insbesondere Städte des Ballungskerns, des Ballungsrands und des südlichen Verbandsgebietes hatten in den vergangenen 13 Jahren eine rückläufige Bevölkerungsentw icklung. Demgegenüber konnten vor allem die kleineren Kommunen in den Übergangsbereichen zum ländlichen Raum durch Zuw anderung an Bevölkerung gewinnen. Die Höhe dieser Wanderungsgew inne für die Gemeinden in den geringer verdichteten Räumen nimmt seit einigen Jahren ab. Wanderungen verbleiben zumeist innerhalb der Region Die Zuw anderung in die Region von Außen hat in den letzten fünf Jahren abgenommen. Wanderungsströme verbleiben vielfach in der Region. Es kommt damit zu einer intraregionalen Umverteilung der Bevölkerung. Überw iegend sind hierbei trotz abnehmender Dynamik Wanderungsströme vom Kern zum Rand zu beobachten. Die Ballungskernstädte profitieren in den letzten Jahren von Zuw anderungen insbesondere junger Erw achsener. Dies unterstreicht ihre oberzentralen Funktionen als Orte der Ausbildung und als Arbeitsplatzzentren. Sterbefallüberschuss als Hauptkom ponente des Demografischen Wandels Die Hauptkomponente der rückläufigen Bevölkerungsentw icklung ist der Sterbefallüberschuss. Dieser kann nur in w enigen Städten durch Wanderungsgew inne ausgeglichen w erden. Vielfach kumulieren sich negative natürliche Bevölkerungsentw icklung und Wanderungsverluste. Starke Alterungsprozesse insbesondere im suburbanen Raum In allen Kommunen lassen sich heute starke Alterungsprozesse feststellen. Besonders dynamisch ist die Alterung in den kreisangehör igen Städten und Gemeinden. Der Altenquotient ist heute vor allem im südlichen Teil der Region deutlich höher als im restlichen Verbandsgebiet. Generell ist die Bevölkerung im Verbandsgebiet älter als im restlichen Land Nordrhein-Westfalen. Kontinuierliche Steigerung der Wohnfläche Die individuelle Wohnflächeninanspruchnahme hat sich aufgrund kleiner w erdender Haushalte, aber auch durch Wohlstandseffekte, deutlich erhöht. Insgesamt liegt die Wohnfläche je Einw ohner unter dem Landesdurchschnitt. Zunahme der Menschen m it Migrationshintergrund insbesondere bei jüngeren Altersgruppen Der Anteil der Ausländer an der Gesamtbevölkerung ist insgesamt gleich bleibend und liegt nur einen Prozentpunkt über dem Landesdurchschnitt. Gleichzeitig nimmt jedoch der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund insbesondere bei jüngeren Altersgruppen stetig zu. Bevölkerungsrückgang w ird zukünftig alle Städte und Gemeinden erfassen Für das Jahr 2030 w ird eine rückläufige Bevölkerungsentw icklung für alle Städte und Gemeinden des Verbandsgebietes vorausberechnet. Maßgeblich verantw ortlich hierfür werden auch in Zukunft die Sterbefallüberschüsse sein. Selbst bei erheblichen Zuw anderungen können diese zukünftig nicht ausgeglichen w erden. 32 Alterungsprozesse halten an Die Alterung der Gesellschaft w ir d sich weiter fortsetzen. Allerdings w erden in Zukunft die kreisangehörigen Kommunen, vor allem im Norden und Süden des Verbandsgebietes eine deutlich ältere Bevölkerung aufw eisen als die Städte des Ballungskernes. Haushalte und Wohnungsnachfrage verändern sich zeitlich versetzt Mit Ausnahme des Kreises Wesel sow ie der Städte Dortmund und Hamm, w ird die Anzahl der Haushalte, trotz einer anhaltenden Verringerung der durchschnittlichen Haushaltsgröße, in Zukunft voraussichtlich w eiter abnehmen. Die Wohnfläche pro Einw ohner wird voraussichtlich weiter ansteigen, jedoch langfristig einen Sättigungseffekt8 erreichen. Die Folgen des demografischen Wandels für den Wohnungs markt werden dadurch erst mit einem gew issen Zeitverzug am Markt sichtbar. Entstehung differenzierter Entw icklungsmuster Die Ausw ir kungen dieser Entw icklungen für die Kommunen sind vielgestaltig und differieren stark je nach Ausprägung der wesentlichen Entw icklungskomponenten ,Veränderung der Bevölkerungszahl’, ,Veränderung der altersstrukturellen Zusammensetzung’ sow ie ,Veränderung der Haushaltszusammensetzung’. Grundsätzlich ist jedoch damit zu rechnen, dass sich die demografische Entw icklung insbesondere auf folgende Handlungsfeldern der Stadt- und Regionalentw icklung ausw irken w ird: » Wohnraumversorgung » Altengerechter Stadtumbau » Versorgung sow ie die technische und soziale Infrastruktur Die Ausw ir kungen verlaufen zeitlich und räumlich stark differenziert, stehen jedoch insgesamt in hoher Abhängigkeit zueinander. 8 Müller, B. u. S. Siedentop (2004): Wachstum und Schrumpfung in Deutschland - Trends, Perspektiven und Herausforderungen für die räumliche Planung. In: Deutsche Zeitschrift für Kommunalwissenschaft, Bd. 34, H. 1, S. 14-32. 33 34 3 Wirtschaftliche Entwicklung Ziel des vorliegenden Kapitels ist es, auf Basis ausgewählter Indikatoren Hinw eise auf die Struktur und Entw icklungsdynamik der regionalen Wirtschaft zu erlangen. Hierzu gehören insbesondere die Analyse der Beschäftigtenstruktur und -entwicklung, des Arbeitskräfteangebots und der Arbeitslosigkeit. Weiterhin w erden Indikatoren in den Blick genommen, die die ökonomische Leistungsfähigkeit der regionalen Unternehmen messen und die einen ersten Einblick in die Entw icklung des Unternehmensbestandes gew ähren. In einem w eiteren Schritt w erden branchenspezif ische und kleinräumige Strukturen betrachtet. Hierzu zählt auch die Beschreibung lokaler Spezialisierungen und regionaler Kompetenzfelder. 3.1 Sektorale Struktur und Entwicklung der Wirtschaft Die w irtschaftliche Entw icklung in den Städten und Gemeinden des Verbandsgebietes war in den letzten 150 Jahren mehrfach fundamentalen Brüchen unterzogen. Nach dem Umbruch von der Agrar- zur Industriegesellschaft, die durch einen stetigen Anstieg der Erw erbstätigen9 insbesondere im produzierenden Sektor auf bis zu 65 % aller Erw erbstätigen gekennzeichnet w ar, haben die Strukturkr isen der Kohlew irtschaft (Ende der 1950er Jahre), der Stahlindustrie ( Ende der 1960er, Ende der 1970er, Anfang der 1980er und in den 1990er Jahren) sow ie die Ölkrise (1970er Jahre) zu einem Bedeutungsverlust der ehemals strukturprägenden Montanindustrie geführt. Bedingt durch eine Vielzahl w eiterer Faktoren fand eine stetige Verschiebung der Erw erbstätigenzahlen vom produzierenden Gew erbe hin zu den Dienstleistungen statt. Dieser Prozess hat dazu geführt, dass heute im Verbandsgebiet neben den 22 % Erw erbstätigen des Produzierenden Gew erbes ca. 77 % der Erw erbstätigen dem Dienstleistungssektor zuzuordnen sind. Die Ursachen dieses nicht nur für das Verbandsgebiet geltenden Prozesses stellen sich überaus komplex dar und stehen in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander: » Produktivitätsfortschritte in der Agrarproduktion und Güterherstellung setzen Arbeitskräfte frei, die in den Dienstleistungssektor verlagert w erden. Der nachfragebedingt w achsende Dienstleistungssektor dient als Auffangbecken für die freigesetzten Arbeitskräfte. Zudem unterliegen die Rationalisierungsmöglichkeiten im Dienstleistungssektor teilw eise stärkeren Einschränkungen. Für das Verbandsgebiet kann jedoch festgestellt w erden, dass es nicht vollständig gelungen ist die Beschäftigungsverluste in der Industrie durch Gew inne bei den Dienstleistungsbeschäftigten zu kompensieren. 9 Zu den Erwerbstätigen zählen alle Personen, die eine auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben, unabhängig v on der Dauer der tatsächlich geleisteten oder v ertragsmäßig zu leistenden Arbeitszeit. Für die Zuordnung zu den Erwerbstätigen ist es unerheblich, ob aus dieser Tätigkeit der überwiegende Lebensunterhalt bestritten wird oder nicht. Einbezogen sind demnach auch Personen, die ‚geringfügigen Beschäftigungen’ nachgehen. Im Falle mehrerer Tätigkeiten wird die Person nur einmal gezählt. Nicht zu den Erwerbstätigen zählen Personen, die ausschließlich Priv atv ermögen verwalten (z. B. Immobilien, Geldv ermögen, Wertpapiere). Die Statistik der sozialv ersicherungspflichtig Beschäftigten der Bundesagentur für Arbeit beruht auf den Meldungen der Arbeitgeber zur Kranken-, Renten-, Pf lege- und/oder Arbeitslosenversicherung. Hier werden alle sozialv ersicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer (circa 75 bis 80 % aller abhängig Beschäftigten) erf asst. Nicht berücksichtigt sind nicht sozialv ersicherungspf lichtige Beamte, Selbständige, unbezahlt mithelfende Familienangehörige und Personen, die ausschließlich in so genannten Mini-Jobs tätig sind. 35 » Steigende Nachfrage nach Wirtschaftsdiensten aus dem Unternehmensbereich durch Externalisierung (Auslagerung) und Intensivierung (Mehreinsatz) produktionsnaher Dienste. Dies bedeutet z.B.: » » » » Neue Organisationskonzepte (z.B. Lean Production) führen zu einer Externalisierung zuvor selbst erbrachter Dienste. Kürzere Produkt- und Produktionslebenszyklen und komplexere Produkte führen zur Nachfrage nach Forschungs- und Entw icklungsaktivitäten sow ie nach zusätzlichen Serviceleistungen. Die w eltw eite Arbeitsteilung und der Einsatz moderner Logistikkonzepte führen zu einem steigenden Bedarf an Transport- und KommunikationsDienstleistungen. Anstieg der Realeinkommen aufgrund des w irtschaftlichen Entw icklungsprozesses erhöht die private Nachfrage nach Industriegütern und später nach Dienstleistungen. Generell lassen steigende Einkommen und ein gewachsenes Zeitbudget die Nachfrage in den Bereichen Kultur, Unterhaltung, Freizeit u. a. m. anw achsen. Auch gesellschaftliche Veränderungen, wie z.B. die w achsende Zahl kleiner Haushalte oder die Berufstätigkeit von Frauen, führen zu einer erhöhten Nachfrage nach verschiedenen Dienstleistungen. » Bei den personenbezogenen Dienstleistungen sind vor allem der demografische Wandel und die gestiegenen Einkommen zu nennen. So führt der w achsende Anteil von älteren Menschen in unserer Gesellschaft zu einer w achsenden Nachfrage nach Dienstleistungen (z.B. im Gesundheitsbereich). » Soziologische Ursachen hängen insbesondere mit der w achsenden Komplexität sozialer und ökonomischer Systeme zusammen. Mit der zunehmenden Kompliziertheit der Gesellschaft steigt ihr Bedarf an Regelung, Vermittlung und Steuerung; sie erfordert ein Mehr an Planung, Abstimmung und Kontrolle sow ie ein Mehr an Kompetenzen und Ausbildung. Abb. 3.01: Entw icklung des Anteils der Erwerbstätigen nach Wirtschaftssektoren zw ischen 1991 und 2008 in % 90 80 70 Dienstleistung ssektor 60 50 40 Produzierend es Gewerb e 30 20 10 Quelle: Eigene Berechnungen nach IT.NRW 0 1991 1 992 199 3 1994 1 995 199 6 1997 1 998 199 9 2000 2 001 200 2 2003 2 004 200 5 2006 2 007 RVR Duisburg Essen Mülheim an der Ruhr Oberhausen Krei s Wesel Bottrop Gelsenkirchen Krei s Recklinghausen Bochum Dortmund Hagen Hamm Herne Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Unna NRW 36 200 8 Diese generelle Entw icklung gilt auch für alle Städte und Gemeinden des Verbandsgebietes, w enngleich sich zum Teil deutliche kleinräumige Unterschiede in der Bedeutung der einzelnen Sektoren ergeben. So ist die Wirtschaftsstruktur vieler kreisangehöriger Kommunen des Ennepe-Ruhr-Kreises sow ie der Kreise Recklinghausen, Unna und Wesel, aber auch der Großstädte Duisburg, Mülheim an der Ruhr und Bochum von einer hohen Bedeutung des produzierenden Gew erbes geprägt. Insgesamt kann für das Verbandsgebiet jedoch festgestellt w erden, dass die Industriedichte unterhalb des Landesdurchschnitts liegt (vgl. Abbildung 3.02). Abb. 3.02: Industriedichte 2007 Raums trukturty p Industriedichte 2007 Höher ver dichtet 55,0 Verdichtet 75,6 Geringer v erdichtet 47,6 RVR 59,5 37 Der Großteil der Beschäftigten konzentriert sich räumlich auf die großen Städte des mittleren Verbandsgebietes (vgl. Abb. 3.03). In den vier Städten Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund befinden sich mehr als 45 % aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze; der Bevölkerungsanteil dieser Städte liegt bei 39 %. Auch Ennepetal, Hagen, Kamp-Lintfort, Marl, Mülheim an der Ruhr, Unna, Wesel und Wetter (Ruhr) sind, gemessen an ihrer Einw ohnerzahl, überproportional bedeutsame Beschäftigungsschwerpunkte (vgl. Kapitel 8). Abb. 3.03: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftssektoren 2008 Raums trukturty p Prod. Gewerbe Anteil SvB Höher ver dichtet 25,6 % Handel, Gastgew., Verkehr Anteil SvB 23,4 % Verdichtet 36,1 % 24,0 % 39,7 % Geringer v erdichtet 33,2 % 25,0 % 40,4 % RVR 28,7 % 23,7 % 47,4 % 38 Qual. Dienstleistungen Anteil SvB 50,9 % Essen und Dortmund sind darüber hinaus die bedeutsamsten Dienstleistungsstandorte im Verbandsgebiet, insbesondere für qualifizierte Dienstleistungsangebote 10. Die hier und in den anderen Städten des Verbandsgebietes etablierten, unternehmensbezogenen, spezialisierten und hochw ertigen Dienstleistungen stehen in engen gegenseitigen Interaktionsbeziehungen zur Produktion und tragen durch spezialisierte Angebote sow ie durch Forschung und Entw icklung zur Steigerung der w irtschaftlichen Leistungs- und Innovationsfähigkeit der Region bei. Gleichzeitig führen Steigerungen der industriellen Produktion zu einer erhöhten Nachfrage nach unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Zugleich bilden diese das Fundament für die Ansiedlung w eiterer Unternehmen auch des produzierenden Sektors. Bilden Unternehmen des Dienstleistungssektors und des Produzierenden Sektors entlang von Wertschöpfungsketten räumliche Ballungen aus, spricht man von regionalen Kompetenzfeldern bzw. Clustern (vgl. Kapitel 3.3.4). Es kann festgestellt w erden, dass die w irtschaftliche Struktur des Verbandsgebietes sich in den letzten Jahren grundlegend verändert hat. Entstanden ist eine diversifizierte und eng miteinander verw obene Struktur sich ergänzender und unterstützender Industrien und Dienstleistungsangebote mit unterschiedlichen räumlichen Schw erpunkten. 3.2 Struktur und Entwicklung der Beschäftigung und des Arbeitskräfteangebots 3.2.1 Entwicklung der Erwerbstätigen und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Die Entw icklung der Erw erbstätigen im Verbandsgebiet w ar in der Zeit von 1995 bis 2008 mit 5,9 % steigend. Diese Entw icklung ist nicht zuletzt einem w achsenden Anteil Selbständiger (+ 22,3 %) an allen Erw erbstätigen zuzuschreiben. Mit mehr als 10 % Wachstum w ar die Gesamtentw icklung der Erw erbstätigen im Kreis Wesel, in Bottrop, im Kreis Unna und in Dortmund besonders stark ansteigend. Hier konnten auch überdurchschnittlich hohe Zuw ächse bei den Arbeitnehmern verzeichnet w erden. Insgesamt w ar die Gesamtentw icklung der Erw erbstätigen im Verbandsgebiet jedoch weniger dynamisch als in Nordrhein- Westfalen. Demgegenüber steht ein überdurchschnittliches Wachstum beim Anteil der Selbständigen (vgl. Tab. 3.01). Bei der Interpretation der Entw icklung der Selbständigen ist zu berücksichtigen, dass die Entw icklung der Zahl der Selbständigen durch die Arbeitsmarktreformen seit dem 10 Zu den qualifizierten Dienstleistungsbeschäftigten zählen im Sinne der vorliegenden Analyse die sozialv ersicherungspf lichtig Beschäftigten der Wirtschaftsabschnitte J bis U der Klassif ikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008) bzw. die Wirtschaftsabschnitte J bis Q der Klassif ikation der Wirtschaftszweige 2003 (WZ 2003). Die Qualif izierten Dienstleistungen können in zwei Untergruppen diff erenziert werden. Diese sind nach der WZ 2003 a) Finanzierung, Vermietung u. Unternehmensdienstleistungen mit den Abschnitten J Kredit- und Versicherungsgewerbe; K Grundstücks- und Wohnungswesen, Vermietung beweglicher Sachen, Erbringung v on wirtschaftlichen Dienstleistungen, anderweitig nicht genannt) sowie b) Öffentliche und priv ate Dienstleistungen mit den Abschnitten L Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialv ersicherung; M Erziehung und Unterricht, N Gesundheits-, Veterinär- und Sozialwesen; O Erbringung von sonstigen öffentlichen und persönlichen Dienstleistungen; P Priv ate Haushalte mit Hauspersonal; Q Exterritoriale Organisationen und Körperschaften. Ihnen gemeinsam ist ein hoher Anteil hoch qualifizierter Beschäftigter. Sie sind vielf ach unternehmensorientiert oder dienen der Steuerung, Lenkung und Entscheidungsf indung. Die Tätigkeiten umf assen insbesondere die Informationsverarbeitung und das Angebot immaterieller Güter. 39 Jahr 2003 (Existenzgründerzuschuss, ,Ich-AG’) stark beeinflusst wurde. Vielfach ist demnach der kurzfristige Weg aus der Arbeitslosigkeit das Motiv für eine Existenzgründung und w eniger die dauerhafte Sicherstellung einer selbständigen Existenz. Tabelle 3.01: Entw icklung der Erwerbstätigen zw ischen 1995 und 2008 Er werb stätige 11 (in 1.000) darunter insgesamt 1995 2008 Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel 181,4 42,5 269,8 210,6 291,2 113,9 102,2 74,1 57,3 75,9 86,2 134,8 224,0 141,0 162,0 184,0 47,4 297,9 225,0 313,2 110,6 98,2 78,0 60,5 78,8 88,9 140,7 229,8 156,5 185,8 Regionalverband Ruhr 2.166,8 2.295,3 Nordrhein-W estfalen 7.873,9 8.689,6 Quelle: Eigene Ber echnungen nach IT.NRW Arbeitnehmer 12 19952008 1995 1,5 % 11,6 % 10,4 % 6,8 % 7,6 % - 3,0 % - 4,0 % 5,3 % 5,7 % 3,8 % 3,1 % 4,4 % 2,6 % 11,0 % 14,7 % 2008 Selbständige13 19952008 1995 2008 19952008 169,1 39,1 251,1 196,3 270,1 106,0 95,0 68,1 52,7 69,7 79,5 122,1 203,6 128,3 145,8 168,8 43,0 273,2 208,0 287,9 101,3 90,2 70,9 55,0 71,3 80,5 125,9 205,4 140,0 165,6 - 0,2 % 10,2 % 8,8 % 5,9 % 6,6 % - 4,4 % - 5,0 % 4,1 % 4,5 % 2,2 % 1,3 % 3,1 % 0,9 % 9,1 % 13,6 % 12,3 3,4 18,7 14,3 21,0 7,9 7,3 6,0 4,6 6,2 6,7 12,7 20,4 12,6 16,1 15,3 4,4 24,7 17,0 25,3 9,3 8,0 7,1 5,5 7,5 8,4 14,9 24,4 16,5 20,2 24,5 % 28,4 % 31,8 % 19,0 % 20,0 % 17,0 % 9,8 % 18,1 % 20,0 % 20,9 % 25,0 % 16,9 % 19,8 % 30,4 % 25,1 % 5,9 % 1.996,5 10,4 % 7.171,5 2.087,1 4,5 % 170,3 208,3 22,3 % 7.839,4 9,3 % 702,4 850,1 21,0 % Besonders stark hat sich das Wachstum der Erw erbstätigen auf die Dienstleistungsbereiche ausgew irkt. Hier konnte im Durchschnitt des RV R ein Wachstum der Erwerbstätigen um 22,3 % verzeichnet w erden. Insbesondere die Kreise Wesel und Unna, aber auch Dortmund zeichnen sich durch ein über dem Landesschnitt von 11 Die Darstellung der Erwerbstätigkeit erf olgt hier als jahresdurchschnittliche Größe nach dem Inlandskonzept (Erwerbstätige am Arbeitsort). Erf asst werden demnach alle Personen, die im jeweiligen Gebiet ihren Wohn- und Arbeitsort haben, zuzüglich der außerhalb dieses Gebietes wohnenden Personen, die als Einpendler in diese Region ihren Arbeitsort erreichen. Zu den Erwerbstätigen zählen alle Personen, die eine auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben, unabhängig v on der Dauer der tatsächlich geleisteten oder vertragsmäßig zu leistenden Arbeitszeit. Für die Zuordnung als Erwerbstätiger ist es unerheblich, ob aus dieser Tätigkeit der überwiegende Lebensunterhalt bestritten wird. Im Falle mehrerer Tätigkeiten wird der Erwerbstätige nur einmal gezählt (Personenkonzept). 12 Als Arbeitnehmer zählt, wer zeitlich überwiegend als Arbeiter, Angestellter, Beamter, Richter, Berufssoldat, Soldat auf Zeit, Wehr- oder Ziv ildienstleistender, Auszubildender, Praktikant oder Volontär in einem Arbeits- bzw. Dienstv erhältnis steht. Eingeschlossen sind auch Heimarbeiter sowie ausschließlich marginal Beschäftigte, welche sich aus den geringfügig Beschäftigten – also den geringf ügig entlohnten Beschäftigten und kurzf ristig Beschäftigten – und den Beschäftigten in ,Ein-EuroJobs’ zusammensetzen. 13 Als Selbständiger zählt, wer zeitlich überwiegend unternehmerisch oder freiberuf lich selbstständig tätig ist. Hierzu gehören tätige Eigentümer in Einzelunternehmen und Personengesellschaften, Freiberuf ler wie Ärzte, Anwälte, Steuerberater, Architekten, aber auch alle selbstständigen Handwerker, Handels- bzw. Versicherungsv ertreter, Lehrer, Musiker, Artisten, Hebammen, Kranken- sowie Altenpf leger. Zu den mithelf enden Familienangehörigen werden alle Personen gerechnet, die regelmäßig und zeitlich überwiegend unentgeltlich in einem Betrieb mitarbeiten, der v on einem Familienmitglied als Selbstständiger geleitet wird. 40 26 % liegendes Wachstum aus. Die Entw icklung der Erw erbstätigen im Bereich des Produzierenden Gew erbes war demgegenüber im gesamten Land NRW (- 19,8 %), insbesondere jedoch im Verbandsgebiet (-27,8 %) rückläufig (vgl. Tab.3.02). Tabelle 3.02: Entw icklung der Erwerbstätigen nach Wirtschaftssektoren zwischen 1995 und 2008 Er werb stätige (in 1.000) Land- und Forstwirtschaft, Fischer ei, Fischzucht 1995 2008 19952008 Produzierend es Gewerb e 14 1995 2008 Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel 0,7 0,6 1,5 0,9 1,6 0,6 0,5 1,2 0,2 0,6 0,5 1,8 3,1 2,1 4,3 0,6 0,8 1,3 0,9 1,7 0,6 0,6 1,1 0,2 0,7 0,4 1,6 3,6 2,1 4,5 -14,3 % 33,3 % -13,3 % 0,0 % 6,3 % 0,0 % 20,0 % -8,3 % 0,0 % 16,7 % -20,0 % -11,1 % 16,1 % 0,0 % 4,7 % 55,8 14,7 70,1 71,4 68,3 43,6 32,6 24,8 19,2 26,2 27,7 57,4 81,0 48,7 56,8 36,9 12,5 45,5 57,5 52,9 23,7 24,0 18,9 13,0 20,0 18,7 47,6 50,2 38,0 44,6 Regionalverband Ruhr Nordrhein-W estfalen 20,2 127,9 20,7 129,3 2,5 % 1,1 % 698,3 2.623,3 504,0 2.104,8 Dienstleistungsbereiche 19952008 -33,9 -15,0 -35,1 -19,5 -22,5 -45,6 -26,4 -23,8 -32,3 -23,7 -32,5 -17,1 -38,0 -22,0 -21,5 1995 2008 19952008 % % % % % % % % % % % % % % % 124,9 27,2 198,1 138,3 221,3 69,7 69,2 48,1 37,8 49,1 58,0 75,6 139,9 90,2 100,8 146,5 34,1 251,1 166,6 258,6 86,2 73,6 58,1 47,3 58,1 69,9 91,6 176,0 116,3 136,7 17,3 % 25,4 % 26,8 % 20,5 % 16,9 % 23,7 % 6,4 % 20,8 % 25,1 % 18,3 % 20,5 % 21,2 % 25,8 % 28,9 % 35,6 % -27,8 % -19,8 % 1.448,2 5.122,4 1.770,7 6.455,4 22,3 % 26,0 % Quelle: Eigene Ber echnungen nach IT.NRW Während die Entw icklung der Erw erbstätigen im Verbandsgebiet insgesamt ein Wachstum aufw eist, zeigt sich im Detail, dass sich dies insbesondere zu Ungunsten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse15 vollzieht. So gingen in der Zeit von 1995 bis 2008 6,6 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze im Verbandsgebiet verloren. Auch im Landesdurchschnitt w ar diese Entw ic klung mit 0,8 % rückläufig (vgl. Abb. 3.04). Bei einer stärkeren räumlichen Differenzierung zeigt sich, dass zwischen einzelnen Kommunen des Verbandsgebietes deutliche Unterschiede in der Entw icklung der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung bestehen. Während kleinere Städte und Gemeinden w ie Bönen, Holzw ickede, Hünxe und Alpen Wachstumsraten von deutlich mehr als 30 % verzeichnen konnten, mussten eine Vielzahl von Städten deutlich überdurchschnittliche Beschäftigtenrückgänge von mehr als 20 % hinnehmen. Hierzu zählen Neukirchen-Vluyn, Bergkamen, Herten Dorsten und Dinslaken (vgl. Abb. 3.04). Diese hohen Rückgänge sind insbesondere auf Zechenstilllegungen zurückzuführen. Daher ist davon auszugehen, dass die zw is chenzeitlich vollzogenen Zechen- 14 15 Zum Produzierenden Gewerbe zählen die Wirtschaftsbereiche Bergbau, v erarbeitendes Gewerbe, Energie- und Wasserversorgung sowie das Baugewerbe Betrachtet werden hier die sozialv ersicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Diese stellen ca. 75-80 % aller Erwerbstätigen dar. Nicht berücksichtigt sind Beamte, Selbstständige, unbezahlt mithelfende Familienangehörige und Personen mit so genannten Mini-Jobs. 41 stilllegungen in Duisburg und Hamm sow ie zukünftige Stilllegungen in Marl, Bottrop und Kamp-Lintfort zu erheblichen Beschäftigtenverlusten führen w erden. Bei der zeitlichen Betrachtung der Entw icklung erkennt man, dass die größten Zuund Abnahmen auf die Phase zw ischen 2000 und 2005 entfallen. Seit 2005 w ächst die Beschäftigung im Durchschnitt des Verbandsgebietes um 3,2 %. Dieses Beschäftigtenw achstum liegt jedoch unterhalb des Landestrends von 4,4 % (vgl. Abb. 3.04). Abb. 3.04: Entw icklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort zw ischen 1995 und 2008 Raums trukturty p Entwicklung der sozialv ersichtungs pflichtig Beschäftigten 1995 bis 2008 in % Höher ver dichtet - 6,9 Verdichtet - 5,4 Geringer v erdichtet - 8,6 RVR - 6,6 Während die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Zeitraum von 2000 bis 2008 im Verbandsgebiet um 4,2 % abnahm, w uchs die Zahl der geringfügig Beschäftigten Arbeitnehmer um rund 22 %. Besonders hohe Zuw ächse verzeichneten Hünxe, 42 Kamp-Lintfort, Dortmund, Voerde und Dorsten. Demgegenüber w ar die Entw icklung in Gladbeck, Witten und Oer-Erkenschw ick rückläufig (vgl. Abb. 3.05). Abb. 3.05: Anzahl und Entw icklung der geringfügig Beschäftigten 2000 bis 2008 Raums trukturty p Entwicklung der geringfügig Besc häftigten 2000 bis 2008 i n % Höher ver dichtet + 21,3 Verdichtet + 20,7 Geringer v erdichtet + 25,5 RVR + 22,0 Es bleibt festzuhalten, dass die Entw icklung der Erw erbstätigen im Verbandsgebiet in den letzten Jahren durchaus ansteigend w ar. Allerdings treten an die Stelle der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung zunehmend alternative For men der Erwerbstätigkeit w ie Selbständigkeit und geringfügige Beschäftigung. 43 3.2.2 Arbeitskräfteangebot - Bestand und Prognose Das Arbeitskräfteangebot gemessen in For m der Erw erbspersonen16 in einer Region stellt einen bedeutsamen Standortfaktor dar. Dabei ist nicht nur die Zahl, sondern auch die Altersstruktur sowie die Qualifikation des Erw erbspersonenpotenzials von besonderer Bedeutung. Vor allem die demografisch bedingten Einflüsse auf Anzahl und Altersstruktur lassen sich auf der Basis der in Kapitel 2 dargelegten Vorausberechnung der Bevölkerung bereits heute darstellen. Im Verbandsgebiet stehen derzeit mehr als 2,4 Mio. Menschen als Arbeitskräftepotenzial zur Verfügung. Der größte Anteil (52,7 %) dieser Erw erbspersonen ist zwischen 30 und 50 Jahre alt. Die Altersstruktur liegt insgesamt unter dem Landesdurchschnitt. Vor allem Bottrop, Bochum, Dortmund und Oberhausen w eisen überdurchschnittlich viele jüngere Erw erbspersonen auf (vgl. Tab. 3.03). Tabelle 3.03: Erwerbspersonen 2008 nach Altersgruppen darunter im Alter von (in Prozent) Insgesamt Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel RVR NRW 15-30 30-50 50-65 65 und m ehr 192.097 55.134 288.746 228.564 273.043 114.226 84.659 84.517 73.803 75.427 98.840 163.913 296.133 191.057 227.788 23,5 23,4 23,5 21,9 21,1 22,2 21,7 21,9 21,5 15,8 24,4 20,1 19,3 22,8 18,2 50,9 53,9 53,2 53,3 53,0 54,5 51,4 55,1 52,2 56,4 49,9 51,6 52,7 53,2 51,7 24,2 22,0 21,7 23,6 24,7 22,3 25,8 21,7 25,5 27,1 24,0 27,7 26,8 22,4 29,0 1,4 0,6 1,5 1,2 1,2 1,0 1,1 1,3 0,9 0,7 1,7 0,7 1,2 1,7 1,1 2.447.947 8.727.438 21,4 20,5 52,7 53,0 24,7 25,0 1,2 1,5 Quelle: IT.NRW Daneben ist auch die Qualifikation der Beschäftigten17 für die regionalen Arbeitsmärkte von Bedeutung. Hierbei existieren nur geringfügige Unterschiede zw ischen dem Verbandsgebiet und dem Land NRW. Allerdings ergeben sich innerhalb des Verbandsgebietes Unterschiede. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt (9,5 %) ist der Anteil der Beschäftigten mit Abschlüssen an höheren Fach-, Fachhoch- und Hochschulen, mit Ausnahme der Städte Essen, Dortmund, Mülheim an der Ruhr und Bochum, im Verbandsgebiet mit 8,7 % ger ingfügig niedriger. Generell ist der Anteil der 16 17 Zu den Erwerbspersonen zählen alle Personen mit Wohnsitz im Bundesgebiet, die während des Erhebungszeitraumes des Mikrozensus eine unmittelbar oder mittelbar auf Erwerb gerichtete Tätigkeit ausüben oder suchen (Selbstständige, mithelfende Familienangehörige, abhängig Erwerbstätige), unabhängig von der Bedeutung des Ertrages dieser Tätigkeit f ür ihren Lebensunterhalt und ohne Rücksicht auf die v on ihnen tatsächlich geleistete oder v ertragsmäßig zu leistende Arbeitszeit. Die Erwerbspersonen setzen sich zusammen aus den Erwerbstätigen und den Erwerbslosen. Gemeint sind hier sozialv ersicherungspf lichtig Beschäftigte. Daten über alle Erwerbspersonen liegen f ür die Kreise und kreisf reien Städte nicht v or. 44 Personen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Verbandsgebiet mit 15,2 % mehr als einen Prozentpunkt niedriger als im NRW- Durchschnitt (vgl. Tab.3.04). Bei der Interpretation der Daten ist jedoch zu berücksichtigen, dass für 19 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten keine Angabe zum Art des Abschlusses vorliegt. Tabelle 3.04: Art der Ausbildung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 2008 Ohne abgeschlossene Berufsausbildung Mit abgeschlo ssener Berufsau sbildung Mit Abschlu ss an höherer Fach-, Fachhoch-, Hochschule Ohne Ang abe des Abschlusses in Prozent Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel 15,5 19,8 13,0 16,5 13,5 14,5 18,3 18,3 17,4 15,9 13,7 16,2 14,4 16,6 15,0 57,0 53,5 55,3 56,6 53,9 57,5 58,2 59,2 59,7 55,7 56,4 55,8 60,5 59,3 59,6 9,6 5,8 10,8 8,7 12,8 8,1 7,3 6,4 7,7 9,7 6,8 8,0 6,9 5,8 6,1 17,9 20,9 20,8 18,2 19,8 19,9 16,2 16,2 15,2 18,6 23,1 20,1 18,3 18,4 19,3 Regionalverband Ruhr Nordrhein-W estfalen 15,2 16,3 57,0 56,2 8,7 9,5 19,0 18,0 Quelle: Eigene Ber echnungen nach IT.NRW Bis zum Jahr 2030 rechnet IT.NRW damit, dass sich das Erw erbspersonenpotenzial18 in Nordrhein-Westfalen deutlich reduzieren w ird. Je nach Prognosevariante könnte der Rückgang im Verbandsgebiet zw ischen 19 % (Konstante Variante) und 11 % (Trendvariante) liegen. Dabei w ird sich die Entw ic klung in den Kreisen und kreisfreien Städten des Verbandsgebietes voraussichtlich unterschiedlich darstellen, da insbesondere für die Kreise aber auch für Bochum und Bottrop ein überdurchschnittlicher Rückgang des Erw erbspersonenpotenzials erw artet wird (vgl. Abb. 3.06). 18 Die IT.NRW-Modellrechnung zu den Erwerbspersonen basiert auf den Ergebnissen der Modellrechnung zur Bev ölkerungsentwicklung bis 2030. Berechnet wurden eine konstante Variante und eine Trendv ariante. Die konstante Variante geht v on einer Fortschreibung der Entwicklung der Jahre 2006 bis 2008 aus. Die Trendv ariante berücksichtigt mögliche Veränderungen in der Erwerbsbeteiligung (z.B. v erkürzte Schul- und Studienzeiten, Verschiebung des Renteneintrittsalters, v eränderte Erwerbsquoten der Frauen). 45 Abb. 3.06: Prognostizierte Entw icklung der Erwerbspersonen 2008 bis 2030 in % 1 05 1 00 Essen; 96,8 NRW; 95, 0 Gelsenkirchen; 94,8 Mülheim an der Ruhr; 94, 7 Dortmund; 94,5 Oberhausen; 93,4 95 Duisburg; 92,4 Hamm; 90,8 90 Herne; 89,4 Hagen; 89, 3 RVR; 89, 2 Kreis Wesel; 85,7 Bochum; 85,6 Bott rop; 85,6 85 Ennepe-Ruhr-Kreis; 83, 3 Kreis Unna; 83,1 Kreis Recklinghausen; 82,2 Quelle: E igene Berechnungen nach IT.NRW Modellrechnungen zur Entwicklung der Erwerbspersonen, Trendvariante 80 2008 2010 2 015 202 0 2025 2030 Die Altersstruktur der Erw erbspersonen im Verbandsgebiet w ird sich bis 2030 voraussichtlich zu Gunsten der Gruppen älterer Erw erbspersonen ändern. Dies führt dazu, dass sich der Anteil der 50- bis unter 65-Jähr igen erhöhen w ird. Der Höhepunkt dieser Entw ic klung w ird mit 31,4 % für das Jahr 2020 prognostiziert, bis 2030 w ird der der 50-65-Jährigen auf 27,3 % zurückgehen (2008 = 24,7 %). Der Anteil der Altersgruppe der 30- bis unter 50-Jährigen w ird langfristig abnehmen. Den geringsten Anteil w ird diese Altersgruppe im Jahr 2020 aufw eisen. Diese Entw icklung korrespondiert stark mit der Entw icklung der 50-65-Jährigen. Als relativ stabil erw eist sich der Anteil der 15- bis unter 30-Jährigen (vgl. Abb. 3.07). Abb. 3.07: Prognose der Altersanteile des Erwerbspersonen im Verbandsgebiet 2008 bis 2030 in % 100 1 ,2 1 ,0 1,1 1,3 1,5 1,8 24,7 25,8 29,0 3 1,4 29 ,9 27,2 52,7 51,3 47,1 4 4,7 46 ,7 49,5 21,4 21,8 22,8 2 2,7 21 ,9 21,5 2008 2010 2020 2025 2030 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 2015 15 – 30 30 – 50 50 – 65 6 5 un d meh r Quelle: E igene Berechnungen nach I T.NRW Modellrechnungen zur Entwicklung der Erwerbspersonen, Trendvariante 46 3.2.3 Arbeitslosigkeit Die Arbeitslosenquote zeigt die relative Unterauslastung des Arbeitskräfteangebotes an, indem sie die Arbeitslosen19 in Beziehung zu den Erw erbspersonen20 setzt. Sie ist eine w ichtige Kennzahl zur Beurteilung der Beschäftigungslage einer Region. Im Juni 2010 lag die Arbeitslosenquote im Verbandsgebiet bei 11,0 %. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Rückgang von 0,4 % dar. Damit liegt die Arbeitslosenquote heute w ieder auf dem Niveau vor der Wirtschafts- und Währungskrise im Jahr 2009 (vgl. Abb. 3.08). Abb. 3.08: Arbeitslosenquote im Juni 2010 Im Landesdurchschnitt betrug die Arbeitslosenquote im Juni 2010 8,6 %. Von deutlich überdurchschnittlich hoher Arbeitslosigkeit besonders betroffen sind Gelsenkirchen, Herne, Duisburg und Dortmund. Im Kreis Wesel, in Bottrop und im Ennepe- Ruhr- 19 20 Arbeitslos sind nach dem Sozialgesetzbuch Personen, die v orübergehend nicht in einem Beschäftigungsv erhältnis stehen, das 15 Wochenstunden und mehr umfasst, die eine versicherungspflichtige Beschäftigung von mindestens 15 Wochenstunden suchen und dabei den Vermittlungsbemühungen der Agenturen für Arbeit bzw. der Träger der Grundsicherung zur Verf ügung stehen und sich dort persönlich arbeitslos gemeldet haben. (Vgl. Bundesagentur für Arbeit). Die Erwerbspersonenbasis kann dabei bezogen auf alle ziv ilen oder auf die abhängigen ziv ilen Erwerbspersonen berechnet werden. Seit dem Januar 2009 wird die Statistik in Bezug auf alle ziv ilen Erwerbspersonen gef ührt (Vgl. Bundesagentur f ür Arbeit). 47 Kreis liegt die Arbeitslosenquote unter dem Niveau des Landesdurchschnitts, in Mülheim an der Ruhr nur leicht darüber. Hervorzuheben ist, dass sich die Differenz der Arbeitslosenquote im Vergleich zum Landesdurchschnitt seit dem Jahr 2008 um 0,2 Prozentpunkte verringert hat (vgl. Abb. 3.08). In Bezug auf einzelne Struktur merkmale (Geschlecht, Alter, Staatsangehörigkeit) können folgende Feststellungen getroffen w erden. Die Arbeitslosenquote der Frauen weicht im Verbandsgebiet nur geringfügig von der der Männer ab. Diesbezüglich sind die positiven Abw eichungen zu Gunsten geringer Arbeitslosenquoten der Frauen auf Landesebene höher. Die Arbeitslosquote der Personen im Alter zw ischen 55 und 65 Jahren liegt mit 10,7 % unterhalb des Landesdurchschnitts von 10,9 % und auch unterhalb der allgemeinen Arbeitslosenquote von 11,0 %. Die Arbeitslosenquote der Ausländer liegt mit 24,8 % deutlich über dem Landesdurchschnitt (vgl. Tab. 3.05). Tabelle 3.05: Arbeitslosenquote im Juni 2010 nach ausgew ählten Strukturmerkm alen Arbeit slosenquote (in Prozent) Bezug zivile Erwerbspersonen Männer Frauen 15 bis unter 20 Jahre 15 bis unter 25 Jahre 55 bis unter 65 Jahre Ausländer Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel 9,9 8,5 13,1 13,3 12,0 14,4 11,6 10,5 13,4 8,7 11,7 8,5 11,2 10,0 7,7 10,5 9,0 13,4 12,8 12,5 14,4 12,2 10,2 13,2 8,8 11,6 8,7 11,1 9,8 7,4 9,3 7,8 12,7 13,9 11,4 14,4 10,9 10,8 13,6 8,6 11,8 8,3 11,3 10,3 7,9 6,4 6,1 8,9 6,7 5,6 8,7 6,0 5,4 7,3 0,8 8,0 3,5 6,7 4,9 3,8 9,6 9,1 11,8 11,2 10,4 12,3 9,6 8,3 11,8 3,2 11,7 6,5 10,5 8,8 6,9 9,8 7,7 12,9 10,8 11,6 13,1 10,7 12,8 12,6 10,3 10,2 9,5 11,2 9,6 7,6 22,5 23,4 27,3 25,8 28,0 28,6 23,2 24,9 27,4 24,1 26,0 19,3 28,7 24,5 18,2 Regionalverband Ruhr Nordrhein-W estfalen 11,0 8,6 11,0 8,7 10,9 8,4 5,9 4,3 9,4 7,5 10,7 10,9 24,8 20,1 Quelle: Bundesagentur für Arbeit 3.3 Wirtschaftliche Leistung und Entwicklungsdynamik Im Folgenden sollen anhand von ausgew ählten Indikatoren Hinw eise auf die ökonomische Leistungsfähigkeit der regionalen Wirtschaft gesammelt w erden. Hierzu dient insbesondere ein Blick auf die Bruttow ertschöpfung und deren räumlich-zeitliche Entw icklung, aber auch die Entw icklung des steuerbaren Umsatz sow ie der Steuereinnahmekraft der Kommunen, die sich maßgeblich aus der w irtschaftlichen Aktivität vor Ort ergeben. Daneben soll die Analyse der Gew erbean- und -abmeldungen ein Bild darüber vermitteln, w ie dynamisch und in w elche Richtung sich die regionale Wirtschaftsstruktur verändert. Ableitungen auf die Qualität oder die Beschäftigtenzahl neu entstandener bzw . zugezogener Unternehmen können mangels Verfügbarkeit qualifizierter Indikatoren und Erhebungen nicht vorgenommen w erden. 48 3.3.1 Bruttowertschöpfung Die w irtschaftliche Leistungsfähigkeit der Städte und Kreise, gemessen an der Bruttow ertschöpfung21 je sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort (SVB), liegt 2007 mit durchschnittlich 79.470 € pro SVB im Verbandsgebiet nur geringfügig unterhalb des Landesdurchschnitt von 80.790 € pro SVB (vgl. Abb. 3.08). Abb. 3.08: Entw icklung der Bruttowertschöpfung je sozialversicherungspflichtig Beschäftigtem am Arbeitsort zwischen 1995 und 2007 in Euro 1 00.0 00 M ülheim an der Ruhr Gelsenkirchen 90.0 00 E ssen B ochum Dort mund Duisburg K reis Recklinghausen Nordrhei n-West falen K reis Unna Hagen Ruhrgebiet E nnepe-Ruhr-Krei s Oberhausen K reis Wesel Hamm 80.0 00 70.0 00 Herne 60.0 00 B ottrop 50.0 00 Quelle: IT. NRW 40.0 00 1 99 5 1 99 6 1 99 7 199 8 19 99 20 00 20 01 2 002 2 00 3 2 00 4 2 00 5 200 6 20 07 Innerhalb der Region ergeben sich folgende Unterschiede: Die höchste Wertschöpfung mit mehr als 93.000 €/SVB w ird in Mülheim an der Ruhr generiert; es folgen Gelsenkirchen und Essen. Hier beträgt die Bruttow ertschöpfung mehr als 90.000 €/SVB. Die Wirtschaftsleistung in Bochum, Dortmund, Duisburg und im Kreis Recklinghausen liegt über dem Landesdurchschnitt von 80.795 Euro pro Beschäftigten. Die geringste Wirtschaftsleistung im regionalen Vergleich entfällt mit 57.656 €/SVB pro Beschäftigten auf Bottrop, gefolgt von Herne mit ca. 63.000 €/SVB. Beide letztgenannten Werte können dadurch erklärt w erden, dass bei der Berechnung der Bruttowertschöpfung Subventionen und Vorleistungen abgezogen w erden. Aufgrund der hohen Bedeutung des Bergbaus und den damit verbundenen Subventionszahlungen ergibt sich insbesondere für Städte, in denen die Zahl der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in subventionierten Wirtschaftsbereichen besonders hoch ist, statistisch eine deutlich geringere Wertschöpfung pro Sozialversicherungspflichtig Beschäftigtem. Dies ist insbesondere in Bottrop und Herne der Fall (vgl. Abb. 3.08). Trotz der regionalen Unterschiede bei der Höhe der Bruttow ertschöpfung verzeichnen alle Städte und Kreise ein mehr oder w eniger stabiles Wachstum der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit, das w eitestgehend dem Landestrend folgt und sich in der Höhe diesem zunehmend annähern (vgl. Abb. 3.08). 21 Die Bruttowertschöpf ung ergibt sich aus dem Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren und Dienstleistungen, abzüglich der Vorleistungen. 49 Handel, Gastgewerbe und Verkehr Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen Öffentliche und private Dienstleistungen Regionalverband Ruhr 0,4 Nordrhein-W estfalen 0,6 Quelle: Eigene Ber echnungen nach IT.NRW Baugewerb e 0,2 1,1 0,2 0,2 0,2 0,3 0,2 0,2 0,7 0,2 0,2 0,5 0,8 0,5 1,2 darunter Verarb eitendes Gewerbe Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Mülheim an d er Ruhr Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel insgesamt Prozentualer Anteil ausgew ählter Wirtschaftszweige an der Bruttowertschöpfung 2007 Land- und Forstwirtschaft, Fischer ei, F ischzu cht Tabelle 3.06: 18,4 10,4 20,4 34,4 23,1 29,6 35,7 32,1 23,7 15,7 19,2 38,0 23,2 29,4 20,8 16,6 13,7 13,2 32,1 10,1 27,2 25,1 28,2 20,0 15,8 18,0 36,6 20,1 26,4 20,3 3,2 6,0 3,0 3,3 3,2 3,7 3,8 2,8 4,1 7,6 6,3 3,2 4,3 3,4 5,5 29,4 19,9 20,5 19,3 20,0 21,2 14,1 19,8 17,4 18,2 16,7 13,2 15,5 19,9 18,8 22,2 30,3 31,9 21,1 32,5 29,3 22,1 21,3 26,6 28,2 31,7 24,1 28,9 24,4 27,4 26,7 32,3 24,0 21,8 20,9 15,9 24,2 23,8 27,5 30,1 25,8 21,1 27,3 22,4 26,4 25,5 26,4 21,2 23,3 3,7 3,4 19,5 18,2 27,2 29,1 23,6 22,3 Produzierend es Gewerb e (ohne Baugewerb e) Der höchste Anteil an der Wertschöpfung entfiel 2007 mit 27,2 % auf den Wirtschaftsbereich ‚Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistungen’. ‚Öffentliche und private Dienstleistungen’ generierten 23,6 % und das ‚Verarbeitende Gew erbe’ 21,2 % der regionalen Wertschöpfung. Im Vergleich zum Landesdurchschnitt w ird deutlich, dass Unterschiede insbesondere im Bereich der ‚Unternehmensnahen Dienstleistungen’ und dem ‚Verarbeitenden Gew erbe’ existieren. Hier liegen die Wertschöpfungsanteile im Verbandsgebiet ca. 2 % unter denen des Landes. Demgegenüber ist der Anteil der Wirtschaftszweige ‚Handel’, ‚Gastgew erbe’ und ‚Verkehr’ sow ie der ‚öffentlichen und privaten Dienstleistungen’ an der Bruttow ertschöpfung im Vergleich zum Land mehr als ein Prozentpunkt höher (vgl. Tab. 3.06). Deutliche Unterschiede existieren hinsichtlich der räumlichen Struktur der Wertschöpfungsanteile. So liegt der Anteil der ‚Unternehmensnahen Dienstleistungen’ in Essen und Dortmund mehr als drei Prozentpunkte über dem Landesdurchschnitt, in Hagen hingegen liegt er mehr als sieben Prozentpunkte darunter. Mit mehr als 37 % lag der Anteil des ‚Verarbeitenden Gew erbes’ an der Bruttow ertschöpfung des Ennepe- RuhrKreises mehr als 13 Prozentpunkte über dem Durchschnitt des Landes NordrheinWestfalen. Ähnlich hohe positive Abw eichungen ergeben sich für Duisburg, hier entfällt ca. 1/3 der Wertschöpfung auf das Verarbeitende Gew erbe (vgl. Tab. 3.06). 50 3.3.2 Entwicklung des steuerbaren Umsatzes Die Entw icklung des steuerbaren Umsatzes 22 zw ischen 1994 und 2008 w ar in nahezu allen Kreisen und kreisfreien Städten des Verbandsgebietes steigend. Im Durchschnitt wuchs der steuerbare Umsatz im Vergleich zum Referenzjahr 1994 um 18 %. Im Landesdurchschnitt konnte ein Wachstum von 54 % verzeichnet w erden. Allerdings hat sich die jährliche Wachstumsrate zwischen Region und Land in den letzten fünf Jahren angeglichen, so dass sich die Entw icklung des steuerbaren Umsatzes derzeit in Region und Land nahezu parallel vollzieht. Eine deutlich überdurchschnittlich steigende Entw icklung des steuerbaren Umsatzes kann für die Städte Bottrop, Hagen und Hamm sow ie für die Kreise Wesel und Unna festgestellt w erden. Hier können Wachstumsraten von mehr als 60 % seit 1994 konstatiert w erden (vgl. Abb. 3.09). Abb. 3.09: Entw icklung des steuerbaren Umsatzes seit 1994 in % 2 50 Bottrop 2 00 Kreis Wesel Kreis Unna Hagen Hamm NRW Ennepe-Ruhr-Krei s 1 50 Mülheim an der Ruhr Gelsenkirchen Regionalverband Ruhr (RVR) Kreis Recklinghausen Essen Dortmund Herne Duisburg Oberhausen 1 00 Bochum 50 Quelle: Eigene Berechnungen nach I T. NRW 0 1994 199 6 19 97 1 998 1994 = 100 % 1999 2000 2001 200 2 20 03 2 004 2005 2006 2007 200 8 Insgesamt betrug der steuerbare Umsatz 2008 im Verbandsgebiet mehr als 337 Mrd. Euro. Dies entspricht ca. 23 % des steuerbaren Umsatzes des Landes NordrheinWestfalen. Mit ca. 94 Mrd. Euro entfallen mehr als 28 % des steuerbaren Umsatzes der Region auf die kreisfreie Stadt Essen. Mit jew eils ca. 35 Mrd. Euro folgen die kreisfreien Städte Duisburg und Mülheim an der Ruhr. 22 Der steuerbare Umsatz umf asst nach § 1 Umsatzsteuergesetz die „Lieferungen und Leistungen“, die ein Unternehmer im Inland im Rahmen seines Unternehmens ausführt, und die „innergemeinschaftlichen Erwerbe“ im Inland gegen Entgelt. 51 3.3.3 Steuereinnahmekraft Die Steuereinnahmekraft23 ist ein Indikator für die wirtschaftliche und finanzielle Lage der Gemeinden. Die Steuereinnahmekraft stellt einen w ichtigen Maßstab zur Beurteilung der Gemeinden untereinander zu einem bestimmten Berichtszeitraum dar. Die Steuereinnahmekraft lag im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 im Verbandsgebiet in den meisten Kommunen unterhalb des Landesdurchschnitts von 896 Euro pro Einwohner (vgl. Abb. 3.10). Abb. 3.10: Steuereinnahmekraft im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 Allerdings ergeben sich bei der Steuereinnahmekraft deutliche Disparitäten unter den Städten und Gemeinden des Verbandsgebietes. Die höchste Steuereinnahmekraft verzeichnet Ennepetal mit 1.621 €/EW. Es folgen Mülheim an der Ruhr, Wetter (Ruhr), Sprockhövel, Bönen, Essen und Wesel (vgl. Abb. 3.10). 23 Die Steuereinnahmekraft der Gemeinden ergibt sich aus der Realsteuerauf bringungskraft (normierte Steuereinnahmen aus der Grundsteuer A und B sowie der Gewerbesteuer) durch Subtraktion der Gewerbesteuerumlage und durch Addition des Gemeindeanteils an der Einkommensteuer sowie an der Umsatzsteuer 52 3.3.4 Entwicklung des Unternehmensbestandes 2008 existierten im Verbandsgebiet mehr als 185.000 Unternehmen mit mehr als 194.000 Betrieben 24. Diese repräsentieren ca. 24 % des gesamten Unternehmensbestandes des Landes Nordrhein-Westfalens. Essen, Dortmund und der Kreis Recklinghausen stellen die Kommunen mit dem größten Unternehmensbesatz dar (vgl. Tab. 3.07). Tabelle 3.07: Unternehmen und Betriebe 2008 Unternehmen Betriebe Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel 13.296 4.018 21.780 15.390 23.530 7.866 7.046 5.671 4.623 7.422 7.323 14.104 20.938 14.199 17.991 13.986 4.190 22.899 16.128 24.518 8.263 7.465 6.027 4.870 7.745 7.724 14.689 22.048 14.921 18.875 Regionalverband Ruhr Nordrhein-W estfalen Quelle: IT.NRW 185.197 756.731 194.348 791.593 Die absolute Anzahl der Unternehmen sow ie die Struktur des Unternehmensbestandes sind im Laufe der Zeit überaus dynamisch. Gründungen, Zuzüge, Übernahmen, Umw andlungen, Liquidationen oder Fortzüge von Unternehmen stellen zentrale Merkmale marktw irtschaftlich organisierter Wirtschaftssysteme dar. Die Statistik der Gew erbean- und -abmeldungen 25 gibt hierüber einen ersten Überblick und lässt da- 24 25 Unternehmen stellen wirtschaftliche Einheiten dar. Sie können mehrere Betriebe (technischorganisatorische Untereinheiten) haben. Die An- und Abmeldungen werden danach unterschieden, welche Gründe maßgeblich waren. Gründe f ür eine Anmeldung können die Neugründung eines Betriebes, dessen Zuzug aus einem anderen Meldebezirk, eine Verschmelzung oder Abspaltung, der Wechsel der Rechtsf orm, Gesellschaftereintritte oder die Übernahme des Betriebes sein. Gründe f ür eine Abmeldung sind die Auf gabe des Betriebes, dessen Fortzug in einen anderen Bezirk, die Aufgabe im Zusammenhang mit einer Verschmelzung oder Spaltung, Gesellschafteraustritte, Wechsel der Rechtsform sowie die Übergabe des Betriebes an Nachf olger. Die Gewerbeanzeigenstatistik inf ormiert zum einen über das Meldegeschehen in seiner Gesamtheit. Außerdem bildet sie Existenzgründungen und Stilllegungen von Unternehmen und Betrieben statistisch ab. Die Gewerbeordnung bestimmt, dass Beginn und Beendigung eines Gewerbes sowie sonstige Änderungen in der Gewerbeausübung den zuständigen Behörden anzuzeigen sind. Mit Ausnahme der Gewerbeummeldungen werden sämtliche Meldungen von den Statistischen Landesämtern ausgewertet. Nicht der Gewerbeordnung unterliegen – und sind daher auch nicht in die Statistik einbezogen – die Freien Berufe, die Urproduktion wie Land- und Forstwirtschaft oder Bergbau sowie die Versicherungen. Die Gründe für die Erstattung der Anzeigen sind zwar detailliert anzugeben; jedoch lässt sich statistisch nicht weiter verf olgen, ob es sich nicht nur um bloße Absichtserklärungen handelt. Zudem kann die wirtschaftliche Substanz der meldenden Betriebe nur näherungsweise ermittelt werden. (Vgl. www.destatis.de) 53 durch erste Rückschlüsse über die Dynamik der Wirtschaftsstruktur einer Region zu. Seit 2004 ist das Saldo der Gew erbean- und -abmeldungen im Verbandsgebiet zw ar rückläufig, nach w ie vor jedoch positiv. 2008 betrug der Überhang je 1.000 Einw ohner 0,6. Teilräumlich ergeben sich jedoch deutliche Unterschiede. Während Dortmund einen positiven Überhang von 2,5 verzeichnen konnte, ergaben sich in Hagen und im Ennepe- Ruhr-Kreis negative Entw icklungen (vgl. Tab. 3.08). Tabelle 3.08: Saldo der Gewerbean- und -abmeldungen je 1.000 Einw ohner zw ischen 2004 und 2008 Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel 2004 1,9 2,1 4,1 2,0 2,8 2,0 1,7 2,3 1,7 2,8 3,0 2,3 2,1 2,9 2,5 Regionalverband Ruhr 2,5 Nordrhein-W estfalen 3,0 Quelle: Eigene Ber echnungen nach IT.NRW 2005 3,0 0,9 2,5 1,4 2,0 1,2 1,5 1,4 1,3 2,5 1,4 1,4 1,1 2,0 1,5 2006 0,7 0,9 3,4 1,5 1,8 1,3 -0,2 1,3 1,1 3,5 0,9 1,2 0,6 1,1 1,7 2007 0,8 0,8 3,3 0,9 0,8 1,5 -0,8 1,2 0,3 2,2 1,0 0,8 0,8 1,4 1,1 2008 0,3 1,0 2,5 0,4 0,5 0,2 -0,1 0,1 0,1 0,6 0,4 -0,3 0,3 0,7 0,2 1,7 1,9 1,5 1,7 1,2 1,5 0,6 0,9 Unternehmensdynam ik26 Bei der gezielten Betrachtung der Gründungen, Zuzüge und Übernahmen (ohne Ummeldungen) von Gew erbebetrieben in Bezug zu den Einw ohnern im erw erbsfähigen Alter als einen Indikator für die Attraktivität einer Kommunen für neue Unternehmen zeigen sich besonders im zentralen Verbandsgebiet hohe Werte für die Großstädte Essen und Dortmund. Außerhalb der Kernstädte fallen vor allem Holzw ickede, Sonsbeck, Schermbeck und Xanten durch eine überdurchschnittlich hohe Unternehmensdynamik auf. In allen diesen Fällen liegt die Unternehmensdynamik oberhalb des Landesdurchschnitts von 15,7 neuen Unternehmen je 1.000 Einw ohner im erwerbsfähigen Alter. Auffällig ist eine sehr hohe Unternehmensdynamik im w estlichen Landesteil (vgl. Abb. 3.11). 26 Für die Berechnung der Unternehmensdy namik wurde ein Indikator in Anlehnung an den vom Institut f ür Mittelstandsf orschung in Bonn entwickelten NUI-Indikator (NUI = Neue Unternehmerische Initiativ e) berechnet (vgl. www.ifm-bonn.org). Im Gegensatz zum jährlich ermittelten NUI-Indikator wird im Rahmen der v orliegenden Analyse der Durchschnittswert der letzten fünf Jahre gewählt, um etwaige Ausreißerjahre zu nivellieren. Zur Berechnung der Unternehmensdynamik werden die Gründungen, Zuzüge und Übernahmen (ohne Ummeldungen) v on Gewerbebetrieben aus der Gewerbeanzeigenstatistik in Bezug zu 1.000 Einwohnern im erwerbsf ähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren gesetzt. Bedingt durch die zu Grunde liegenden Daten der Gewerbeanzeigenstatistik gibt der Indikator lediglich Hinweise auf die quantitativ e Dynamik und lässt keine Rückschlüsse auf qualitativ e Aspekte der sog. neuen Unternehmen oder auf die Motiv e bspw. einer Gründung zu. Gerade Gründungen erfolgen v ielf ach aus der Arbeitslosigkeit heraus und stellen demnach eher konjunkturelle Phänomene dar. 54 Abb. 3.11: Unternehmensdynam ik im Durchschnitt der Jahre 2004 bis 2008 Höher ver dichtet Gründungen, Zuz üge und Ü bernahmen von Gewerbebetrieben je 1.000 Einwohner i m erwerbsfähigen Alter 15,1 Verdichtet 13,6 Geringer v erdichtet 14,4 RVR 14,7 Raums trukturty p Bei der Unterscheidung der Gründungen, Zuzüge und Übernahmen nach Wirtschaftszweigen (WZ 2008) w ir d deutlich, dass neue Unternehmen hauptsächlich in den Wirtschaftszweigen ‚Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern’, im ‚Baugew erbe’, bei den ‚freiberuflichen w is senschaftlichen und technischen Dienstleistungen’ sow ie in den ‚Sonstigen w irtschaftlichen Dienstleistungen’ entstehen (vgl. Tab. 3.09). Von den neuen Unternehmen bei den ‚freiberuflichen w issenschaftlichen und technischen Dienstleistungen’ profitieren besonders Essen, Mühleim an der Ruhr und Dortmund. In den Kernstädten des mittleren Verbandsgebiets fällt zudem die hohe Dynamik im Bereich des Gastgew erbes auf (vgl. Tab. 3.09). 55 Energiever sorgung Baugewerb e Handel, In standhaltung und Reparatur von Kfz Verkehr und Lag erei Gastgewerbe Information und Kommunikation Finanz- und Versicherungsdienstleistungen Grundstücks- und Wohnungswesen Freiberufliche, wiss. und technisch e Dien stleistungen Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen Gesundheits- und Sozialwesen Kunst, Unterhaltung und Erholung Sonstige Dien stleistungen Bochum Bottrop Dortmund Duisburg Essen Gelsenkir chen Hagen Hamm Herne Mülheim an d er Ruhr Oberhausen Ennepe-Ruhr-Kreis Kreis Recklinghausen Kreis Unna Kreis W esel Verarb eitendes Gewerb e Tabelle 3.09: Prozentualer Anteil der Wirtschaftszweige (WZ 2008) an den Gründungen, Zuzügen und Übernahmen im Durchschnitt der Jahre 2008 und 2009 2,6 3,1 1,8 2,8 2,2 2,2 2,8 4,7 1,5 2,9 3,1 4,0 3,3 2,5 3,2 0,3 3,0 0,9 0,7 0,7 1,1 0,2 3,5 1,0 0,6 1,0 1,8 4,2 5,3 4,8 10,0 11,1 14,0 19,6 11,3 15,1 14,0 11,8 20,0 8,9 11,5 8,6 8,4 7,3 9,4 29,9 28,2 23,3 24,6 24,2 27,3 28,6 28,3 23,6 25,1 27,7 29,4 28,6 28,8 27,4 2,7 3,2 2,6 3,5 2,3 2,2 2,9 2,8 2,9 2,8 2,2 2,5 2,6 3,4 2,1 11,8 10,1 9,1 10,5 9,9 12,4 10,2 7,9 11,6 10,8 10,8 7,7 9,2 8,3 7,4 5,7 2,9 4,7 3,7 4,9 3,7 3,8 3,3 4,2 4,3 4,2 3,9 3,7 3,7 3,7 4,2 4,4 3,3 2,7 4,0 4,4 3,8 4,8 3,6 3,8 3,8 5,0 4,7 5,1 5,2 2,3 1,5 1,3 1,3 2,4 1,8 1,4 1,5 1,8 2,2 2,3 1,6 1,5 1,6 2,1 8,3 8,4 12,2 7,4 14,4 6,8 8,9 7,5 8,0 13,2 10,0 10,6 9,4 10,4 8,9 10,4 10,0 8,1 9,8 10,6 10,5 9,7 9,7 7,6 10,8 10,6 9,4 9,5 8,4 9,1 0,7 1,4 1,2 0,8 1,1 0,8 1,1 1,0 0,8 0,9 1,1 1,2 1,1 1,2 1,7 1,9 1,9 1,7 1,4 1,5 2,5 2,7 2,1 4,0 2,4 1,9 2,3 2,6 2,2 1,7 7,2 8,3 15,0 10,0 8,8 7,8 7,7 9,5 8,3 9,5 8,8 10,1 9,7 10,1 11,0 Regionalverband Ruhr 2,7 2,0 12,0 26,6 2,7 9,6 4,2 4,1 1,8 Nordrhein-W estfalen 2,9 4,5 9,8 25,8 2,7 7,6 4,3 4,4 1,9 Fehlende Zahl en an 100 = Land- und Forstwirtschaft, Fischerei s owie Bergbau Quelle: Eigene Ber echnungen nach IT.NRW 10,1 10,6 9,5 10,1 1,1 1,1 2,0 2,0 10,1 10,2 Überproportionale Entw icklungen im Wirtschaftszweig ‚Verkehr und Lagerei’ sind in Duisburg, im Kreis Unna sow ie in Bottrop zu verzeichnen. Die hohe Dynamik im Bereich des Baugew erbes findet vor allem in den kreisfreien Städten ihren Niederschlag. Als sehr stabil zeigt sich insbesondere die Unternehmensstruktur im Bereich der Energieversorgung. Überdurchschnittlich viele neue Unternehmen im Bereich Information und Kommunikation w erden in Bochum, Essen und Dortmund gezählt. Hamm, der Ennepe- Ruhr-Kreis und der Kreis Recklinghausen w eisen eine überdurchschnittliche Dynamik an neuen Unternehmen des Verarbeitenden Gew erbes auf (vgl. Tab. 3.09). 56 3.4 Branchenspezifische und kleinräumige Struktur- und Entwicklungsmuster Im Folgenden w ird auf Basis der Beschäftigtenstatistik die regionale Beschäftigtenstruktur in Hinblick auf die Bedeutung und Dynamik einzelner Branchen ausgew ertet. Dies soll zum einen dazu dienen, regionale Besonderheiten zu identifizieren, und zum anderen lokale Spezialisierungen sichtbar machen. Zuletzt w erden die aus Sicht der regionalen Wirtschaftsförderung strategisch bedeutsamen, regionalen Kompetenzfelder beschrieben. 3.4.1 Regionale Branchenstruktur und -dynamik Die nachfolgenden Portfolioanalysen27 sollen dazu dienen, branchenspezifische Strukturen und Entw icklungsprozesse darzustellen. Mit Hilfe der Portfolioanalyse lassen sich das Beschäftigungsw achstum und Bedeutung einer Branche gleichzeitig darstellen; hier für den Zeitraum 2000-2007. Oberhalb der w aagerechten Linie w erden im Diagramm die Wirtschaftszweige des betreffenden Untersuchungsraumes mit einem überdurchschnittlichen Beschäftigungsw achstum dargestellt. Die senkrechte Linie trennt die Wirtschaftszweige mit geringer und hoher Bedeutung. Somit w erden vier Felder gebildet, in die sich alle Wirtschaftszweige einordnen lassen. Im oberen linken Feld sind die Branchen abgebildet, die im Wirtschaftsspektrum eine unterdurchschnittliche Bedeutung, jedoch gleichzeitig ein überdurchschnittliches Beschäftigungsw achstum aufw eis en. Im oberen rechten Quadranten sind die Branchen dargestellt, die sow ohl eine überdurchschnittliche Bedeutung als auch überdurchschnittliche Wachstumsraten aufw eisen – dies sind die „Stars“ der Untersuchung. Die beiden unteren Quadranten stellen unten rechts die „Basis“ und unten links die „Absteiger“ dar. Insgesamt w aren im Jahr 2007 im Verbandsgebiet 1.488.025 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Die größten Beschäftigtenanteile entfielen auf die Wirtschaftszweige ‚Verarbeitendes Gew erbe’ (298.625 SVB), ‚Handel’ (233.961 SVB), ‚Grundstücksw esen, Dienstleistungen überw iegend für Unternehmen’ (222.645 SVB) und ‚Gesundheits-, Veterinär- und Sozialw esen’ (205.844 SVB). Diese Wirtschaftszw eige stellen nahezu zw ei Drittel aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze (vgl. Abb. 3.12). Im Vergleich zum Landesdurchschnitt sind einige Wirtschaftszweige im Verbandsgebiet besonders stark ausgeprägt und bilden Standortkonzentrationen aus. Zu diesen gehören insbesondere die Bereiche ‚Bergbau/Gew innung von Steinen und Erden’ 27 Hinweise zur Interpretation der Darstellung: Dargestellt sind die Entwicklung der sozialv ersicherungspf lichtig Beschäftigte in den Jahren 2000 bis 2007 sowie die Anzahl der SVB im Jahr 2007 nach Klassif ikation der Wirtschaftszweige 2003 (WZ 2003). Auf die Darstellung aktuellerer Zahlen muss auf Grund umf angreicher Umklassif izierungen im Rahmen der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008 (WZ 2008), die eine zeitliche Vergleichbarkeit erschweren, verzichtet werden. Auf der x-Achse ist der relativ e Anteil der Beschäftigten in einer Branche im Verbandsgebiet im Vergleich zum Anteil derselben Branche im Land NRW dargestellt. Die Berechnung des Standortquotienten (SQ) erf olgt mit f olgender Formel: SQ = ((SVB einer Branche in der Region / SVB aller Branchen in der Region) / (SVB einer Branche in NRW / SVB aller Branchen in NRW)) * 100. Ein relativ er Anteil v on 200 % bedeutet demnach, dass in der Region doppelt so v iele Beschäftigte in einer Branche arbeiten als im Landesdurchschnitt. Werte unter 100 % bedeuten eine im Vergleich zum Land unterdurchschnittliche Beschäftigtenanzahl. Auf der y-Achse ist die Entwicklung der Zahl der sozialv ersicherungspf lichtig Beschäftigten im Zeitraum 2000 bis 2007 dargestellt. Im oberen rechten Quadranten finden sich dementsprechend die Branchen, die zugleich die stärksten Wachstumstendenzen auf weisen und die gleichzeitig eine hohe Konzentration in der Region aufweisen. 57 sow ie ‚Energie- und Wasserversorgung’. Die Beschäftigtenanteile dieser Bereiche sind um mehr als 40 % höher als im Landesdurchschnitt. Mehr als 10 % höhere Beschäftigtenanteile als im Landesdurchschnitt w eisen das ‚Baugew erbe’ sowie das ‚Gesundheitsw esen’ auf. Im Vergleich zum Land ist das ‚Verarbeitende Gew erbe’ im Verbandsgebiet unterrepräsentiert (vgl. Abb. 3.12.). Mit dem Ausstieg aus dem subventionierten Kohlebergbau w erden bis zum Jahr 2018 mehr als 24.000 SVB, die direkt mit dem Steinkohlebergbau verknüpft sind, abgebaut. Daneben sind vielfältige Ausw ir kungen auf die Beschäftigungssituation in Zulieferindustrien und bergbaunahen Dienstleistungen zu erw arten. Hiervon w erden insbesondere die verbliebenen Bergbaustandorte Bottrop, Kamp-Lintfort und Marl betroffen sein. Ausw ir kungen sind jedoch auch an den Wohnorten der Bergbaubeschäftigten zu erw arten. Die dynamischste Beschäftigtenentw icklung entfiel auf die ‚Unternehmensnahen Dienstleistungen’. Die Wachstumsquote betrug hier von 2000 auf 2007 20 %. Mehr als 5 % Wachstum verzeichnete der Bereich ‚Öffentliche Verwaltung’ sow ie das ‚Gesundheitsw esen’. Deutliche Beschäftigtenverluste ergaben sich für das ‚Baugew erbe’ (- 26,8 %) und das ‚Verarbeitende Gew erbe’ (- 20,8 %) (vgl. Abb. 3.12). Abb. 3.12: Branchenstruktur und -dynam ik im Verbandsgebiet Eine Schw erpunktebranche innerhalb des ‚Verarbeitenden Gew erbes’ stellt die ‚Metallindustrie’ dar. Die hierzu gehörenden Wirtschaftsbranchen ‚Herstellung von Metallerzeugnissen’ und ‚„ Metallerzeugung und -bearbeitung’ stellen zusammen mehr als 30 % der Arbeitskräfte im ‚Verarbeitenden Gew erbe’. Der Anteil der Beschäftigten in der ‚Metallerzeugung und -bearbeitung’ ist im Vergleich zum Landesdurchschnitt doppelt so hoch. Daneben stellt der ‚Maschinenbau’ die zw eite industrielle Säule dar. 16,7 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten des ‚Verarbeitenden Gew erbes’ sind in dieser Branche beschäftigt. Überdurchschnittlich repräsentiert sind im Verbandsgebiet auch die Branchen ‚Recycling, Kokerei und Mineralölverarbeitung’, ‚Glasgew erbe und Keramik’ sow ie die ‚Medizin-, Mess-, Steuer- und Regeltechnik’, die zusammen mit den Beschäftigten der ‚Gesundheitsdienstleistungen’ die Bedeutung des Verbandsgebietes als Standort der Gesundheitsw irtschaft bekräftigen (vgl. Abb. 3.13) 58 Abb. 3.13: Branchenstruktur und -dynam ik des Verarbeitenden Gewerbes im Verbandsgebiet Mit mehr als 23.000 Beschäftigten ist auch die ‚Chemische Industrie’ mit bedeutenden Standorten insbesondere im nördlichen Verbandsgebiet (Emscher-Lippe-Region, Kreis Wesel), von großer Bedeutung für die Beschäftigung. Zu den beschäftigungswirksamsten Branchen gehört auch das ‚Ernährungsgew erbe’ (vgl. Abb. 3.13). Trotz eines allgemeinen Rückgangs bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verbandsgebiet konnten in einigen Branchen in den letzten Jahren neue Industriearbeitsplätze geschaffen werden. Hierzu zählen insbesondere die ‚Herstellung von Büromaschinen und Datenverarbeitungsgeräten’, das ‚Recycling’ und der ‚sonstige Fahrzeugbau’. Die stärksten Rückgänge mussten im ‚Bekleidungs- sow ie Ledergew erbe’ verzeichnet w erden (mehr als - 40 % im Zeitraum 2000 bis 2007). Ebenfalls starke Verluste hatte die Automobilindustrie. Außerhalb des Betrachtungszeitraums lag die Schließung des Nokia-Werkes in Bochum im Jahr 2008, so dass ein Teil der oben noch dargestellten 6.400 Arbeitsplätze im Bereich Rundfunk-/Fernseh-/Nachrichtentechnik heute nicht mehr existieren (vgl. Abb. 3.13). Wie oben gezeigt w urde, ist die Entw ic klung der Beschäftigten im Verarbeitenden Gew erbe sehr eng verknüpft mit der Entw ic klung des Dienstleistungssektors. So sind die Beschäftigtenzahlen im ‚Verarbeitenden Gew erbe’ zwar insgesamt rückläufig, demgegenüber w ar die Beschäftigtenentw icklung vor allem bei den ‚Unternehmensbezogenen Dienstleistungen’ jedoch ansteigend. So hat vielfach ein unternehmerischer Strukturwandel zu einer Tertiärisierung ehemals statistisch dem ‚Verarbeitenden Gew erbe’ zugeordneter Arbeitsplätze (z.B. durch Outsourcing) geführt. Dieses Wachstum der ‚Unternehmensbezogenen Dienstleistungen’ w äre ohne eine starke industrielle Basis nicht möglich gew esen. Gleichzeitig stellen die qualifizierten Dienstleistungen heute w ichtige Standortfaktoren für die Ansiedlung w eiterer Industrie- und Dienstleistungsunternehmen dar. Grundsätzlich bleibt zu beachten, dass die hier zu Grunde gelegten Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nur eine Teilmenge aller Erw erbstätigen darstellen und 59 dass andere For men der Erw erbstätigkeit w ie Selbständigkeit aber auch geringfügige Beschäftigung, in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gew onnen haben. 3.4.2 Größenstrukturen im Verarbeitenden Gewerbe Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl pro Betrieb im ‚Verarbeitenden Gew erbe’ und im ‚Bergbau’ gibt Hinw eise auf die Größenstrukturen der Betriebe in einer Region. Die durchschnittliche Beschäftigtenzahl pro Betrieb w ar im Jahr 2008 im Verbandsgebiet höher als im restlichen Nordrhein-Westfalen. Dies ist nicht zuletzt auf die großindustriellen Strukturen des Bergbaus, der Stahlindustrie und der chemischen Industrie mit Standorten z.B. in Duisburg (ThyssenKrupp), Bottrop (Bergwerk Prosper-Haniel), Marl ( Chemiepark Marl), Herne ( RAG) sow ie Kamp-Lintfort (Bergwerk West) zurückzuführen (vgl. Abb. 3.14). Abb. 3.14: Betriebsgrößen im Verarbeitenden Gewerbe und im Bergbau 2008 Raums trukturty p Durchschnittliche Beschäftigtenzahl pro Betrieb Höher ver dichtet 145 Verdichtet 135 Geringer v erdichtet 91 RVR 135 60 Heute sind in den Betrieben des ‚Verarbeitenden Gew erbes’ und des ‚Bergbaus’ des Verbandsgebietes durchschnittlich 135 Personen beschäftigt (NRW = 126 Personen/Betrieb). 1995 w aren dies im Verbandsgebiet noch 191 Personen pro Betrieb (NRW = 157 Personen/Betrieb). Diese Entw icklung hin zu kleineren Betriebseinheiten hat sich im Verbandsgebiet deutlich dynamischer als im Landesvergleich dargestellt. Demnach hat der Strukturw andel nicht nur die Branchenstruktur des Verbandsgebietes nachhaltig verändert, er hat sich auch auf die Größenstruktur der Betriebe ausgew irkt. 3.4.3 Lokale Branchenschwerpunkte Die Betriebe der oben dargestellten Branchen verteilen sich sehr heterogen über das Verbandsgebiet und bilden zum Teil Standortkonzentrationen in einzelnen Städten und Gemeinden aus, die sich zum einen durch einen überdurchschnittlichen hohen Anteil einer Branche an der lokalen Gesamtbeschäftigung und zum anderen auch durch einen im Vergleich zum Landesdurchschnitt überdurchschnittlich hohen Beschäftigtenanteil auszeichnen. Im Folgenden sollen mittels des Indikators ,lokale Branchenschwerpunkte’28 für die Bereiche ‚Qualifizierte Dienstleistungen’ und das ‚Verarbeitende Gew erbe’ lokale Spezialisierungen in der Wirtschaftsstruktur herausgearbeitet w erden. Zumeist existieren in den Großstädten eher ausgeglichene und diversifizierte Arbeitsmärkte, so dass Spezialisierungen häufig eher ein Mer kmal kleinerer und mittlerer Städte und Gemeinden sind. Nicht selten w erden diese durch einzelne, Struktur prägende Unternehmen bestimmt. Im Bereich der ‚qualifizierten Dienstleistungen’ existieren vielfältige Branchenschw erpunkte in den unterschiedlichen Dienstleistungszw eigen. Am häufigsten bestehen diese im Bereich des ‚Gesundheits- und Sozialw esens’, gefolgt von Standortkonzentrationen im Feld ‚Erziehung und Unterricht’. Mit Ausnahme einer Konzentration des Bereichs ‚Datenverarbeitung und Datenbanken’ im Raum Dortmund, lassen sich keine eindeutigen teilregionalen bzw . branchenspezifischen Struktur muster ausmachen (vgl. Abb. 3.15). 28 In den lokalen Branchenschwerpunkten der Qualifizierten Dienstleistungen sind mindestens 5 % der lokalen qualif izierten Dienstleistungsbeschäftigten beschäftigt. Gleichzeitig liegt der Beschäftigtenanteil der Branche im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigung (Standortquotient) mehr als 25 % über dem Landesdurchschnitt. Die Berechnung des Standortquotienten (SQ), also des relativ en Anteils der Beschäftigten im Verhältnis zu NRW erfolgt mit folgender Formel: SQ = ((SVB einer Branche in der Kommune / SVB aller Branchen in der Kommune) / (SVB einer Branche in NRW / SVB aller Branchen in NRW)).. Ein Standortquotient von 1,25 bedeutet demnach, dass in der Region 25 % mehr Beschäftigte in einer Branche arbeiten als im Landesdurchschnitt. Werte unter 1 bedeuten eine im Vergleich zum Land unterdurchschnittliche Beschäftigtenanzahl. Da die Zahlen sich auf sozialv ersicherungspf lichtig Beschäftigte beziehen, ist es möglich das einzelne Kompetenzf elder, die stark durch Erwerbstätige im Beamtenverhältnis geprägt werden (z.B. Gerichtswesen), nicht adäquat abgebildet werden. 61 Abb. 3.15: Lokale Branchenschwerpunkte im Bereich der Qualifizierten Dienstleistungen Im Bereich des ‚Verarbeitenden Gew erbes’ existieren stärkere teilregionale Spezialisierungen. Am häufigsten existieren lokale Branchenschw erpunkte29 bei der „’Metallerzeugung und -bearbeitung’ ( Metall), der ‚Herstellung von Metallerzeugnissen’ (Metallerzeugnisse) und dem ‚Maschinenbau’. Bei diesen Branchen ergeben sich starke räumliche Konzentrationen auf das südliche und östliche Verbandsgebiet. Im nördlichen Verbandsgebiet konzentrieren sich Branchenschwerpunkte des ‚Ernährungsgewerbes’, des ‚Glas- und Keramikgew erbes’ sow ie der ‚chemischen Industrie’ (vgl. Abb. 3.16). 29 In den lokalen Branchenschwerpunkten des v erarbeitenden Gewerbes sind mindestens 10 % der lokalen Gesamtbeschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe beschäftigt. Gleichzeitig liegt die Beschäftigtenzahl der Branche im Verhältnis zur Gesamtbeschäftigung mehr als 25 % über dem Landesdurchschnitt. Die Berechnung des Standortquotienten erf olgt wie oben beschrieben. 62 Abb. 3.16: Lokale Branchenschwerpunkte im Verarbeitenden Gewerbes 3.4.4 Regionale Kompetenzfelder30 Regionale Kompetenzfelder stellen Wirtschaftsbereiche dar, die eine besondere Bedeutung für die regionale Wertschöpfung und Beschäftigung haben, die über eine hohe Innovationskraft verfügen und die sich aus Netzw erken und Kooperationen zw ischen Forschung, Entw icklung und Unternehmen speisen. In diesen entlang der Wertschöpfungskette organisierten Netzw erken w erden neue Anwendungen erprobt, gemeinsame Erfahrungen gesammelt und ausgetauscht sow ie Technologien und Produkte entw ickelt und vermar ktet. Die zentralen regionalen Kompetenzfelder im Verbandsgebiet sind Energie, Logistik, Chemie, Gesundheitsw irtschaft, Maschinenbau und Werkstofftechnologie ( Metallerzeugung und -verarbeitung). Daneben existieren Kompetenzen in den Querschnitts- 30 Die nachfolgenden Ausf ührungen beruhen im Wesentlichen auf Aussagen der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr (http://business.metropoleruhr.de/kompetenzf elder.html), die als regionale Wirtschaftsförderungseinrichtung des Regionalverbands Ruhr die Entwicklung und Förderung regionalen Kompetenzf elder begleitet. Durch unterschiedliche statistische Abgrenzungen der Kompetenzf elder können sich in einzelnen Fällen Abweichungen von oben genannten Angaben zu sozialv ersicherungspf lichtig Beschäftigten bzw. Erwerbstätigen ergeben, die sich auf die Wirtschaftsabschnitte und -unterabschnitte nach der WZ 2003 beziehen. 63 technologien Information und Kommunikation, Mikrosystemtechnik und Nanotechnologie. Energie Das Unternehmensspektrum Energieumw andlung, -versorgung und -technik im Verbandsgebiet umfasst derzeit mehr als 290 Unternehmen mit mehr als 50.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 47 Milliarden Euro. Neben den führenden Energiekonzernen w ie RWE, EON Ruhrgas und Evonik existieren zahlreiche w eitere Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette. Hierzu zählen die Gew innung von Energieträgern, die Herstellung von Anlagen und Kraftw erkstechnik, die Nutzung regenerativer Ressourcen, die Erzeugung von Strom, Wär me und Kraftstoffen sowie die Steigerung der Energieeffizienz. Aber auch im Bereich der regenerativen Energie sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Schw erpunkte entstanden. Bedeutende Themen sind hierbei Geothermie mit Schw erpunkten in Bochum sow ie die Nutzung und Herstellung von Wasserstoff mit Schw erpunkten in Herten und Gladbeck. Für den Bereich der Windenergie ist die Region w eltweit führender Standort der Zulieferindustrie (Antriebssysteme und Verbindungstechnik). Logistik In den letzten Jahren stiegen die Warenströme bedingt durch die starke globale Vernetzung der Wirtschaft kontinuierlich an. Hinzu kommt die zentrale Lage der Region in einem großen Absatzmarkt. Dieses hatte eine enor me Aufw ertung des Logistikbereiches zur Folge. Das Verbandsgebiet konnte dabei von mehreren zentralen Standortfaktoren profitieren. Das Verbandsgebiet stellt nach w ie vor eine der am stärksten verdichteten und bevölkerungsreichsten Teilräume in Europa dar, die Region verfügt über eine leistungsfähige trimodale Verkehrsinfrastruktur (Straße, Schiene und Wasser). Insbesondere der Hafen Duisburg als größter Binnenhafen Europas stellt die Einbindung des Verbandsgebietes in die globalen Warenströme sicher. Weitere regional bedeutsame Entw icklungsschwerpunkte liegen im östlichen Verbandsgebiet (Hamm/Bönen) in Holzw icke und im Raum Gelsenkirchen, Herne sow ie Herten (last mile logistik). Flankiert w erden die Entw icklungen durch Forschungseinrichtungen und Netzw erke in der Region. Die Anzahl der Unternehmen in der Region w ird auf ca. 5.700 geschätzt. Diese beschäftigen mehr als 90.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und erzielen einen Jahresumsatz von 10,7 Milliarden Euro. Zahlreiche Netzw erke (z.B. LogistikRuhr, LastMileLogistik) unterstützen den Ausbau und die Entw icklung der Logistikbranche. Chem ie In der chemischen Industrie sow ie in der Kunststoff- und Oberflächenindustrie existieren mehr als 450 Unternehmen im Verbandsgebiet. Diese beschäftigen mehr als 30.000 Beschäftigte bei einem geschätzten Jahresumsatz von 17 Milliarden Euro. Innerhalb der Region konzentrieren sich die Branchen vor allem im nördlichen und westlichen Verbandsgebiet. Herausragender Einzelstandort ist dabei der Chemiepark Marl. Er stellt den drittgrößten Verbundstandort Deutschlands dar. Neben den produzierenden Betrieben existieren zahlreiche Ausbildungs- und Forschungseinrichtungen sow ie Branchennetzwerke, w ie z.B. ChemSite, in der Region. Gesundheitswirtschaft Mit mehr als 240.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stellt die Gesundheitsw irtschaft den größten Arbeitsmarkt des Verbandsgebietes dar. Neben Krankenhäusern, Kliniken, Haus- und Fachärzten, Apotheken, Pflegeheimen und ambulanten Diensten existieren mehr als 700 medizintechnische Betriebe. Hinzu kommen drei medizinische Fakultäten an den Universitäten Duisburg-Essen, Bochum und Wit- 64 ten/Herdecke. Zahlreiche Netzw erke und Kooperationen (z.B. MedEcon Ruhr) unterstützen den Wissenstransfer und die regionale Vernetzung der Akteure. Mit dem Bau des Gesundheitscampus in Bochum, der die in NRW vorhandenen Kompetenzen bündeln w ill und sich zum zentralen Knotenpunkt der Gesundheitsw irtschaft entwickeln soll, w ird das Kompetenzfeld im Verbandsgebiet w eiter gestärkt. Maschinenbau Maschinenbau gehört zu den etablierten Industriezw eigen im Verbandsgebiet. Mehr als 50.000 Menschen sind hier direkt beschäftigt. Die Leistungsträger des Maschinenbaus im Verbandsgebiet sind kleine und mittelständische Unternehmen. Etw a 84 % aller Unternehmen beschäftigen w eniger als 200 Mitarbeiter. Neben der ‚Bau-, Papier-, Kunststoff- und Textilindustrie’ liegt ein Produktschw erpunkt im Bereich ‚Bergbau’. Hier entfallen bedeutende Marktanteile auf Erzeugnisse w ie Hebezeuge, Förder maschinen, Pumpen und Kompressoren. Im Zuge des Strukturw andels haben sich viele aus diesem Bereich stammende Unternehmen verstärkt an anderen Märkten orientiert. Über den heimischen Markt hinaus spielt vor allem der Export eine wichtige Rolle für den Maschinenbau. Räumlich konzentrieren sich die Unternehmen des Maschinenbaus stark im südlichen und w estlichen Verbandsgebiet. Metallerzeugung und -verarbeitung Im Bereich der metallischen Werkstoffe besteht ein großes Know-how an den klassischen Stahlstandorten. Hier können in der Region vollständige Wertschöpfungsketten z.B. von der Roheisenerzeugung über Stahl und Halbzeug bis hin zu Bauteilen für die Automobilindustrie abgebildet w erden. Mit Unternehmen w ie Arcelor Mittal, Hüttenwerke Krupp Mannesmann und ThyssenKrupp Steel AG gehört Duisburg zu den Top 5-Stahlstandorten in der Welt und ist Nr. 1 in Europa. Hinzu kommen w eitere Standorte der Metallerzeugung w ie z.B. in Witten mit der Produktion von Spezialstählen. Auch im Bereich der Metallverarbeitung findet sich eine Vielzahl von Weltmarktführern vor allem in Süden des Verbandsgebietes. Mit mehr als 90.000 direkt Beschäftigten gehört dieser Bereich zu einem der w ichtigsten regionalen Beschäftigungsfelder. Recycling/Kreislaufw irtschaft Nicht nur durch umw eltpolitische Vorgaben, sondern auch durch zunehmende Ressourcenverknappung w ird die Weiterentw icklung der Abfallw irtschaft zu einer wettbewerbsorientierten und nachhaltigen Kreislaufw irtschaft angestrebt. Die Hauptaufgabenstellung ist das Schonen von Ressourcen und das Schließen von Kreisläufen durch die Nutzung von Abfällen als potentielle Rohstoff- und Energiequelle. Insbesondere im östlichen Verbandsgebiet haben sich zahlreiche innovative Unternehmen der Kreislaufw irtschaft etabliert. Mit dem WFZ Ruhr existiert eine freiw illige Initiative von öffentlichen und privaten Unternehmen die neue Impulse für weitere Kooperationen gibt. Querschnittstechnologien Querschnittstechnologien stellen integrale Bestandteile verschiedener Wertschöpfungsketten dar. Im Verbandsgebiet zählen insbesondere Information- und Kommunikation, Nanotechnologie sow ie die Mikrosystemtechnik zu den bedeutendsten Querschnittstechnologien. So stellt der Dortmunder Mikrosystemtechnologie- Cluster mit 40 Unternehmen einen der drei größten in Europa dar. Hinzu kommt mit der ‚MST.factory dortmund’ das erste europäische Kompetenzzentrum für Mikro- und Nanotechnologie. Vier Fraunhofer-Institute arbeiten an Fragen der Querschnittstechnologien Mikrosystem- und Nanotechnologie. Daneben existieren w eitere Forschungseinrichtungen. Mit dem Thema IT-Sicherheit existiert in Bochum ein w eiterer regionaler Schw erpunkt. 65 EXKURS Hochschulen und Technologie- und Gründerzentren Die Ausbildung und die Leistungsfähigkeit von regionalen Kompetenzfeldern w erden maßgeblich durch das Vorhandensein einer leistungsfähigen Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur vor allem in For m von Hochschulen und Forschungseinrichtungen beeinflusst. Neben ihrer Innovationsfunktion stellen diese w ichtige Ausbildungsstätten für Fachkräfte dar, die ihrerseits zur Weiterentw icklung der Kompetenzfelder beitragen. Daneben tragen Technologie-, Innovations- und Gründerzentren dazu bei, den Innovationstransfer zu gew ährleisten und allgemein die Gründungsdynamik positiv zu beeinflussen. Im Verbandsgebiet hat sich seit den 1960er Jahren eine deutschlandw eit unvergleichbare Hochschullandschaft entw ickelt. Heute existieren insg. 24 öffentliche und private Hochschulen, darunter fünf Universitäten, mit Standorten in zw ölf Städten. Abb. 3.17: Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Verbandsgebiet Quelle: Wissenschafts atlas Metropole Ruhr (http://www.stiftung- merc ator.de) Im Wintersemester 2009/2010 w aren an den Hochschulen der Region mehr als 180.000 Studierende eingeschrieben. Die größten Universitäten sind die Ruhr Universität in Bochum mit 32.025 Studierenden, die Universität Duisburg Essen mit 31.982 Studierenden an zw ei Standorten sow ie die Technischen Universität Dortmund mit 23.643 Studierenden. Von überregionaler Bedeutung ist die Fernuniversität Hagen. Hier sind deutschlandw eit mehr als 52.000 Studierende in Fernstudiengängen eingeschrieben (vgl. Tab. 3.10). Zu den 38 außeruniversitären Forschungseinrichtungen, von denen 15 in Dortmund angesiedelt sind, zählen alleine vier Fraunhofer- und drei Max- Plank- Institute. Daneben zählen zahlreiche Institutionen zu den renommiertesten Forschungseinrichtungen in Deutschland. Hierzu gehören insbesondere das Adolf-Grimme- Institut in Marl (Medienkultur) sow ie das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung in Essen. Ergänzt w ird diese Forschungslandschaft um 30 Technologie-, Innovations- und Gründerzentren. 66 Tabelle 3.10: Studierende an den Hochschulen des Verbandsgebiets im Wintersemester 2009/2010 Studierende im WS 2009/10 Hochschule Universität Duisburg-Essen Fernuniversität Hagen EBZ Business School, Bochum Universität Bochum Technische Universität Dortmund Universität Witten-Herdecke Folkwang-Universität Essen in Essen Folkwang- Universität Essen in Bochum Hochschule Ruhr West in Bottrop Hochschule Ruhr West in Mülheim Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort Hochschule Hamm-Lippstadt in Hamm Fachhochschule Südwestfalen in Hagen Int. School of Management, Dortmund (Priv. FH) Fachhochschule Gelsenkirchen in Gelsenkirchen Fachhochschule Gelsenkirchen in Recklinghausen Hochschule Bochum in Bochum Fachhochschule Dortmund Technische Fachhochschule Georg Agricola zu Bochum Evang. Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe Bochum Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NW in Gelsenkirchen Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NW in Duisburg Fachhochschule für öffentliche Verwaltung NW in Hagen Fachhochschule für Logistik und Wirtschaft, Hamm FOM Hochschule für Ökonomie und Management Essen FOM Hochschule für Ökonomie und Management Duisburg FOM Hochschule für Ökonomie und Management Marl FOM Hochschule für Ökonomie und Management Dortmund Studierende im Verbandsgebiet Studierende in Nordrhein-Westfalen 31.982 52.025 245 32.025 23.643 1.056 1.278 32 37 45 33 35 1.746 1.094 4.088 1.570 4.536 8.115 1.791 2.043 501 1.152 959 251 8.984 1.124 367 392 181.149 508.534 Quelle: IT.NRW 3.5 Zusammenfassung Strukturwandel hat die Wirtschaftslandschaft deutlich verändert Die w irtschaftliche Struktur des Verbandsgebietes hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Hierfür verantwortlich waren neben den tief greifenden strukturellen Krisen der Montanindustrie vor allem auch Prozesse der Ausdifferenzierung der Wirtschaftsstruktur. Im Ergebnis zeigt sich die Wirtschaftsstruktur des Verbandsgebietes heute als ein differenziertes und diversifiziertes Geflecht von industrieller Produktion, einfachen und qualifizierten Dienstleistungen, die, je nach Konfiguration der sektoralen Strukturen, räumlich zu unterschiedlichen Schw erpunktbildungen geführt haben. Insgesamt folgt die strukturelle Entw icklung des Verbandsgebietes der generellen w irtschaftlichen Entw icklung des Landes Nordrhein-Westfalens. 67 Steigende Zahl an Erwerbstätigen zu Ungunsten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse Trotz der massiven strukturellen Einschnitte konnte die Zahl der Erw erbstätigen in den letzten Jahren einen positiven Trend aufw eisen. Allerdings muss festgestellt w erden, dass vor allem bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist, w ährend selbständige Tätigkeiten und vor allem geringfügige Beschäftigungsverhältnisse eine deutliche Bedeutungssteigerung erfahren haben. Insgesamt stellt sich die Situation im Verhältnis zum Land schw ächer dar. Dies zeigt sich nicht zuletzt in den nach w ie vor höheren Arbeitslosenquoten in vielen Kreisen und kreisfreien Städten der Region. Es hat sich gezeigt, dass das Arbeitskräfteangebot in Bezug auf die formelle Qualifikation und die Altersstruktur nur geringfügige Unterschiede zum Landesdurchschnitt aufweist. Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Anzahl der Erw erbspersonen in Zukunft schneller abnimmt als im Landesdurchschnitt. Positive Gesam tentw icklung trotz geringerer Dynam ik In Bezug auf die w irtschaftliche Leistungsfähigkeit, gemessen an der Bruttow ertschöpfung, existieren kaum Unterschiede zum Landesdurchschnitt. Allerdings schlägt sich diese Entw icklung nicht auf die steuerbaren Umsätze und die Steuereinnahmekraft der Kommunen nieder. Insbesondere die Entw icklungsdynamik bei den steuerbaren Umsätzen w ar in anderen Landesteilen deutlich höher. Generell ist der Unternehmensbestand in der Region gew achsen. Es muss jedoch festgestellt w erden, dass diese im Vergleich zum Landesdurchschnitt schwächer ausfällt. Hohe Bedeutung und Entw icklungsdynam ik bei den unternehmensnahen Dienstleistungen und der Gesundheitswirtschaft In den letzten Jahren haben sich insbesondere die unternehmensnahen Dienstleistungen im Verbandsgebiet als Wachstumsmotoren der Beschäftigung dargestellt. Diese bilden mit der industriellen Basis eine symbiotische Beziehung und befruchten die Neuansiedlungen in der Region. Daneben stellt die Gesundheitsw irtschaft einen überdurchschnittlich stark w achsenden Wirtschaftszw eig für die Region dar. Ausgeprägte lokale Spezialisierungen und regionale Kompetenzen In vielen Kommunen existieren ausgeprägte lokale Spezialisierungen, also Branchen, die sow ohl eine hohe Bedeutung für die lokale Beschäftigung haben, als auch in der Kommune im Verhältnis zum Landesdurchschnitt überrepräsentativ sind. Lokale Spezialisierungen existieren für das Verarbeitende Gew erbe insbesondere in den Bereichen Maschinenbau, Chemie, Ernährungsgew erbe und in der Metallerzeugung und verarbeitung. Zu den regionalen Kompetenzfeldern w erden die Bereiche Energie, Logistik, Chemie, Gesundheitsw irtschaft, Maschinenbau und Werkstofftechnologie ( Metallerzeugung und -verarbeitung) gezählt. Daneben existieren Kompetenzen in den Querschnittstechnologien Information und Kommunikation, Mikrosystemtechnik und Nanotechnologie. 68 4 Flächennutzung und Flächenwandel Im vorliegenden Kapitel w erden die Flächennutzung und der Flächenw andel im Verbandsgebiet beschrieben. Dargestellt w erden die Flächennutzungsanteile, deren räumliche Schw erpunkte sow ie der Wandel in der Flächennutzung im Zeitraum zw ischen 1996 und 2006. Der Fokus liegt dabei auf den für Wohnen und Gew erbe genutzten Flächen. Abschließend w erden besondere Aspekte des Flächenw andels thematisiert. So w ird z.B. das ‚30-ha-Flächensparziel‘ der Freirauminanspruchnahme der letzten Jahre gegenübergestellt. 4.1 Datengrundlagen Flächennutzungskartierung – Realkartierung des RVR (FNK) Zur Darstellung der aktuellen Flächennutzung w ird der Geodatensatz der Flächennutzungskartierung (FNK) 31 verwendet. Abb. 4.01: Vom Orthofoto zur FNK Quelle: Flächennutz ungskartierung (FNK), RVR Der Regionalverband Ruhr stellt in einer Tiefe von etw a 150 Nutzungsarten die reale Nutzung im Verbandsgebiet für eine Fläche von 4.500 km2 dar. Basierend auf der 31 Regionalv erband Ruhr, Referat Geoinf ormation und Raumbeobachtung 69 Auswertung von Orthofotos32 w ir d die FNK alle drei Jahre fortgeschrieben. Deutschlandw eit gibt es für eine vergleichbar große Region noch keinen w eiteren Datensatz in dieser Informationstiefe33. Die hier zugrunde liegenden Daten entsprechen der Flächennutzung des Jahres 2006. Zum Zeitpunkt der Untersuchung lag die Interpretation der Befliegung von 2009 noch nicht flächendeckend vor. Eigene Erhebung des Wandels in der Flächennutzung von 1996 bis 2006 Da die amtliche Katasterflächenstatistik für die Analyse von flächendynamischen Prozessen – insbesondere in einem sich stark w andelnden Raum – nicht geeignet ist34,35, w urde für die Aufstellung des ‚Masterplans Raum- und Siedlungsstruktur‘ eine eigene Erhebung über Orthofotovergleiche und Gegenüberstellung verschiedener FNK-Zeitstände durchgeführt (vgl. Abb. 4.02). Abb. 4.02: Erfassung des Flächenw andels über Geoinform ationssysteme Quelle: Orthofotos/digitale Luftbilder 1996 und 2006, RVR Per Geoinformationssystem w urden alle Flächen ab etw a 300 m2 erfasst, bei denen von 1996 bis 200636 eine Änderung in der Flächennutzung erkennbar ist oder bei gleich bleibender Flächennutzungskategorie ein Abriss und Neubau erfolgte. Insgesamt belaufen sich die identifizierten Änderungen für den RVR- Gesamtraum auf rund 35.000 Einzelflächen, w obei jeder Fläche u.a. Informationen zur historischen Nutzung und zur aktuellen Nutzung zugeordnet sind. 32 Orthof oto = verzerrungsf reie und maßstabsgetreue f otograf ische Abbildung der Erdoberf läche. 33 Regionales Flächenmonitoring unter Einsatz Geograf ischer Informationssysteme (GIS); Eine Umfrage der Träger der Regionalplanung in Deutschland ab einer Zuständigkeit f ür ca. 600.000 Einwohner; Verf asser: RVR, Juli 2007 34 Keine räumliche Darstellung der Flächennutzungen; Zeitreihen sind auf grund statistischer Umstellungen nicht sinnvoll; Verschiebungen von Flächennutzungen (z.B. Auf gabe eines gewerblichen Standortes zugunsten eines anderen) sind nicht darstellbar. 35 ,Es wird darauf hingewiesen, dass ein Wandel behördlicher Erfassungs- und Klassifikationspraktiken derzeit zu v erzerrten Ergebnissen f ührt (Deggau 2006). Hohe Zuwachsraten der Siedlungs- und Verkehrsf läche sind vielf ach ein statistisches Konstrukt und weniger faktisches Resultat hoher Freirauminanspruchnahme (Siedentop et al. 2007, S. 159 ff.). Die Kritik an der Qualität der Daten, aber auch die Beschränkung der Datenverf ügbarkeit auf administrativ e Einheiten, sind überzeugende Argumente, um die Eignung alternativ er Datenquellen für ein Monitoring der Siedlungs- und Verkehrsflächenentwicklung zu prüf en.‘(Land Use Economics and Planning – Discussion Paper, No. 2009-08, Mai 2009, ISSN 1866-6973, S. 5 ff., Klaus Einig, Andrea Jonas, Brigitte Zaspel, Bundesamt f ür Bauwesen und Raumordnung) Die Bef liegung des Verbandsgebietes erf olgte rückblickend nicht flächendeckend innerhalb eines Jahres, daher beziehen sich die Angaben auf die Zeiträume 1995-1997 und 2005-2006. Seit 2009 erfolgt die Bef liegung innerhalb eines Jahres flächendeckend. 36 70 Der umfangreiche Nutzungsartenkatalog der FNK w urde auf acht bzw . vierzehn Nutzungsarten37 aggregiert 38, um die dargestellten Untersuchungen durchführen zu können. Im Verschnitt mit w eiteren Geodaten (w ie ruhrAGIS39) w urden nähere Informationen z.B. über die Wirtschaftszweige bei den gew erblichen Neuentw icklungen generiert. Die angew andte Methodik w urde für die ‚Analyse der Raum- und Siedlungsstruktur‘ entw ickelt, erstmalig angew andt und erprobt. Die Genauigkeit der Methodik ist gegenüber der Nutzung von amtlichen Geobasisdaten 40 durch die hohe Qualität und einheitliche Interpretation der FNK ver mutlich höher. Obw ohl alle Nutzungsänderungen erfasst wurden, liegt der Schwerpunkt der nachfolgenden Darstellungen auf den Wohn- und Gew erbeflächen. Wohnbauflächen im Sinne der Erhebung sind Flächen mit aufstehenden Dauerw ohngebäuden sow ie den dazu gehörigen Freiflächen. Gew erbeflächen sind gew erblich und industriell genutzte Flächen mit aufstehender Bebauung sow ie den dazu gehörigen Freiflächen. Statistik der Baufertigstellungen und Katasterflächenstatistik Ergänzend zu den beim RVR vorgehaltenen Daten w urden IT.NRW- Reihen zu den Baufertigstellungen herangezogen. Sie nennen u.a. die Zahl der neuen Wohngebäude und Wohnungen. Da im Orthofotovergleich nur zw ei Jahrgänge gegenübergestellt w urden, lassen sich mit den Landesdaten unterstützend Verläufe und Tendenzen aufzeigen. Zum Teil w urden hier, im Gegensatz zu den mit der FNK erhobenen Untersuchungen, Daten über 2006 hinaus (bis 2009) verwandt. Zur Vergleichbarkeit ist der für dieses Kapitel signifikante Betrachtungszeitraum 1996-2006 ablesbar. Zum Vergleich der Flächennutzung im Verbandsgebiet mit anderen Gebietseinheiten (NRW bzw . Vergleichsregionen, Großstädte) w urde trotz der v.g. Hinw eise die amtliche Katasterflächenstatistik herangezogen, da die FNK nur für das Verbandsgebiet vorliegt. Bodenrichtwerte für Bauland Der obere Gutachterausschuss für Grundstückswerte erstellt jährlich den Grundstücksmarktbericht NRW. Aus diesen Daten 41 w urde eine Übersicht über die Grundstückspreise für Wohnen und Gew erbe erstellt. Fortschreibung Nach Aktualisierung der Flächennutzungskartierung auf das Jahr 2009 w ir d das vorliegende Kapitel Flächennutzung und Flächenw andel bzw . der zugrunde liegende Datensatz zum Flächenw andel voraussichtlich im Sommer 2011 fortgeschrieben. Eine kontinuierliche Fortschreibung alle drei Jahre soll sich daran anschließen. Die Untersuchung ist neben der Erhebung der Siedlungsflächenreserven für Wohnen und Gew erbe ein Modul des Flächeninformationssystems Ruhr (ruhrFIS) 42. 37 Aggregation der FNK f ür Flächennutzung und Flächenwandel siehe Übersicht ‚FNK-Codes‘ im Anhang 38 Aggregieren: Zusammenf assen detaillierter Daten zu Gruppen, um sie übersichtlicher zu machen ruhrAGIS = Atlas der Gewerbe- und Industriestandorte; nähere Inf ormationen unter: http://business.metropoleruhr.de/beratung-service/ruhragis-gewerbef laechenatlas.html 39 40 41 42 Z.B. liegen dem IÖR-Monitor des Leibnitz-Institutes (www.ioer-monitor.de) ALKIS-Daten zugrunde. Die Verf asser des Monitors schätzen die Verlässlichkeit der Daten auf etwa 80 % ein (Dr. Gotthard Meinel, IÖR, 2. Dresdener Flächennutzungssymposium 16.-18.06.2010). Die ALKIS-Daten liegen bundesweit v or. Die Verlässlichkeit der FNK (nur v orliegend f ür das RVR-Verbandsgebiet) liegt erfahrungsgemäß dagegen wesentlich höher. Berichtsjahr 2009 http://www.metropoleruhr.de/regionalverband-ruhr/regionalplanung/f laechenmonitoring-ruhrf is.html 71 Raum strukturtypen Die bereits im Kapitel ‚Einleitung’ erläuterten Raumstrukturtypen bilden für das Kapitel ‚Flächennutzung und Flächenw andel’ einen w ichtigen Hintergrund. Daher ist die Karte an dieser Stelle nochmals dargestellt. Die 53 Kommunen des Verbandsgebietes sind in drei Raumstrukturtypen gruppiert. Diese Raumstrukturtypen repräsentieren jew eils ca. 1/3 der Gesamtfläche des Verbandsgebietes. Als Kriterium der Typisierung w urde der Anteil für Wohn- und Gewerbenutzungen in Anspruch genommenen Fläche gew ählt, der im RVR-Schnitt bei 15 % liegt. Kommunen, deren Anteil 40 % über dem Durchschnitt liegen, w erden als ‚höher verdichtet’ und solche, deren Anteil 40 % unter dem Durchschnitt liegen, w erden als ‚geringer verdichtet’ bezeichnet. Nachfolgend beziehen sich die Aussagen zu ‚höher verdichteten’, ‚verdichteten’ und ‚geringer verdichteten’ Kommunen auf die in Abbildung 4.03 dargestellte Zuordnung. Abb. 4.03: Raumstrukturtypen Quelle: FNK, Kartographie: Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.01 i m Anhang) Anteil F läch e an RVR in ha Anteil F läch e an RVR in % Höher ver dichtet 151.297 34 Verdichtet 142.013 32 Geringer verdichtet 150.658 34 RVR 443.367 100 Raumstrukturt yp 72 4.2 Flächennutzung 4.2.1 Aktuelle Flächennutzung Über zwei Drittel des Verbandsgebietes entfallen auf Freiraum nutzungen Abbildung 4.04 stellt aggregiert auf acht Nutzungsgruppen das derzeitige Verhältnis der Flächennutzungen im RVR-Gebiet dar. Neben der Flächennutzung nach FNK ist auch die nach IT.NRW dargestellt. Die Differenzen resultieren neben den unterschiedlichen Eingangsdaten u.a. aus abw eichenden Definitionen der Nutzungsgruppen und/oder in den einzelnen Ver messungsämtern nicht zeitgleich erfolgten statistischen Umstellungen (siehe auch Fußnoten 3 und 4). Abb. 4.04: Flächennutzung im Verbandsgebiet 2006 nach FNK und IT.NRW Quelle: FNK, 2006, Katasterfläc henstatistik IT.NRW 2006, Kartographie: Regi onalv erband R uhr 2011 (vgl. Tab. 4.02, 4.03, 4.04, 4.05 i m Anhang) Trotz häufig divergierender Wahrnehmung und im Vergleich mit anderen stark verdichteten Regionen in Deutschland haben Freiraumnutzungsarten43 im Verbandsgebiet ein hohes Gew icht. Nur sechs Kommunen haben einen Freiraumnutzungsanteil von weniger als die Hälfte ihres Gemeindegebietes. In den drei Raumstrukturtypen fällt der Anteil der Freiraumnutzungen von 84 % bei den geringer verdichteten Kommunen über 71 % bei den verdichteten Kommunen zu 48 % bei den höher verdichteten Kommunen ab. 43 Freiraumnutzungsarten = Freiraum (Landwirtschaftsf lächen, Wiesen und Weiden) sowie Wald- und Wasserflächen 73 4.2.2 Bestehende Flächen mit Freiraumnutzungsarten Im Folgenden w erden die Freiraumnutzungsarten Wald, Ackerflächen, Wiesen und Weiden sow ie Wasserflächen untersucht. Um kleinräumige Unterschiede erkennbar zu machen, w urde für einige Abbildungen eine Darstellung gew ählt, die sich auf Feldgrößen von 2.000 m x 2.000 m bzw . 400 ha bezieht und sich damit von den administrativen Grenzen löst. Mithilfe der so genannten Rasterbasierten Statistik 44 lassen sich z.B. Flächennutzungsdifferenzierungen mit regionalem Maßstab aufzeigen. Aufgrund der immer gleichen Flächengröße ist der Absolutw ert zugleich eine Relation – die direkte Vergleichbarkeit ist so gegeben. Es gibt zwei Schwerpunkträume m it hohen Waldanteilen Abb. 4.05: Waldflächen nach FNK Quelle: Eigene Ber echnung nach FNK, Kartographie: R egionalverband Ruhr 2011 (vgl.. T abelle 4.04, 4.05 i m Anhang) Anteil W aldfläch e in ha Anteil W aldfläch en in % Höher ver dichtet 15.718 10 Verdichtet 28.964 20 Geringer verdichtet 30.670 20 RVR 75.352 17 Raumstrukturt yp 44 ,Auf dem Weg zu einer rasterbasierten Regionalstatistik in Europa: Rastereinheiten sind von Verwaltungsgrenzen unabhängig und erlauben rein sachbezogene Gebietsabgrenzungen (…) die aus Statistiken auf der Basis von Verwaltungsebenen nicht erkennbar wären. Grundlage ist die Verknüpfung mit einer georef erenzierten Datenbank. Anf ang des Jahres 2010 wurde diesbezüglich ein europaweites Projekt gestartet. Derzeit arbeiten elf Länder mit aggregierten Daten auf Rasterbasis.‘ (u.a. Niederlande, Schweden, Schweiz, Norwegen - Deutschland gehört noch nicht dazu); 2. Dresdner Flächennutzungssy mposium, Dresden, 17./18. Juni 2010, Mag. Ingrid Kaminger, Statistik Austria, Wien 74 Insgesamt liegt der Waldanteil im Verbandsgebiet mit 17 % unterhalb des NRWDurchschnitts von 25 %. Hohe Waldanteile gibt es insbesondere im nördlichen und im südlichen Verbandsgebiet. Oer-Er kenschw ick und Haltern am See im Kreis Recklinghausen sow ie Ennepetal im Ennepe- Ruhr-Kreis haben einen Waldanteil von über 40 % ihres Gemeindegebietes. Die Rasterkarte Abb. 4.05 zeigt aber auch, dass Städte w ie Hagen und selbst höher verdichte Städte w ie Essen oder Dortmund zumindest in Teilen ihres Stadtgebietes über hohe Waldanteile verfügen. Die größten Anteile an Ackerflächen, Wiesen und Weiden gibt es im Westen und Osten des Verbandsgebiets Der Anteil an landw irtschaftlich genutzten Flächen liegt im Verbandsgebiet mit 48 % unterhalb des NRW-Schnittes von 52 %. Abb. 4.06: Ackerflächen, Wiesen und Weiden nach FNK Quelle: Eigene Ber echnung nach FNK, Kartographie: R egionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.04, 4.05 i m Anhang) Anteil Ackerfläch en, W iesen und W eiden in ha 54.429 Anteil Ackerfläch en, W iesen und W eiden in % 36 Verdichtet 69.346 49 Geringer verdichtet 90.074 60 213.850 48 Raumstrukturt yp Höher ver dichtet RVR Wie man in Abbildung 4.05 und 4.06 erkennt, decken sich die Schw erpunkträume der Waldflächen nicht mit denen der landw irtschaftlichen Nutzungen. Während im Norden und Süden des Verbandsgebiets die größten, zusammenhängenden Waldflächen liegen, sind dies bei den Ackerflächen, Wiesen und Weiden eher der Westen und der Osten. Dies zeigt sich auch in den hohen Anteilen dieser Nutzungsarten im 75 Kreis Wesel sow ie im Kreis Unna. Auch im Kreis Recklinghausen, im Bottroper Norden und im Ennepe- Ruhr-Kreis gibt es Ortsteile mit hohen Anteilen an Landw irtschaftsflächen. Über 70 % der Gemeindefläche sind in Alpen, Bönen, Fröndenberg/Ruhr, Hamminkeln, Sonsbeck und in Unna landw irtschaftlich genutzt (vgl. Tab. AT 4.05 im Anhang). Der räum liche Schwerpunkt bei Westen des Untersuchungsraumes den Oberflächengew ässern liegt im Abb. 4.07: Wasserflächen nach FNK Quelle: Eigene Ber echnung nach FNK, Kartographie: R egionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.04, 4.05 i m Anhang) Anteil W asserflächen in ha Anteil W asserflächen in % Höher ver dichtet 4.102 3 Verdichtet 2.477 2 Geringer verdichtet 5.679 4 12.259 3 Raumstrukturt yp RVR Im Westen des Verbandsgebietes sind insbesondere aufgrund von Abgrabungsgew ässern in Rheinnähe vergleichsw eise viele Wasserflächen zu finden (vgl. Abb. 4.07). In Wesel und Xanten sind mehr als 10 % der Gesamtfläche Wasserflächen. Insgesamt liegt der Wasserflächenanteil mit 3 % über dem NRW-Durchschnitt von 2 %. Hinsichtlich der Beschreibung von qualitativen Aspekten des Freiraumes erfolgt der Verweis auf das Kapitel 5. 76 4.2.3 Bestehende Wohnbauflächen Trotz der Polyzentrik ist ein zusammenhängender Verdichtungskern vorhanden In gew achsenen Großstädten ist vielfach ein zentraler Stadtkern mit hoher Dichte vorhanden, die zum Stadtrand zunehmend abnimmt. Eine derartige Stadtstruktur ist auch bei einigen der dreizehn Großstädte im Verbandsgebiet erkennbar, aber eher nicht die Regel. Im regionalen Maßstab zeigt sich im Rasterbild trotz der polyzentrischen Struktur ein zusammenhängender innerer Verdichtungskern mit z.T. fließenden Grenzen (vgl. Abb. 4.08). Erlebbar ist dies entlang der A 40 von Duisburg nach Dortmund: Stadtgrenzen scheinen kaum vorhanden zu sein. Damit geht mehrfach ein innerstädtisches Gefälle der Siedlungsflächendichte von Nord nach Süd oder umgekehrt einher. In Essen und Mülheim an der Ruhr ist im Süden des Stadtgebietes eine deutlich geringere Siedlungsflächendichte vorhanden. Eine Ursache der vielfach ausgeprägten Heterogenität innerhalb einer Kommune und auch die Abw eichung von dem o.g. Stadtmodell ist die Gebietsreform von 1975 (Beispiel: Bottrop). Abb. 4.08: Wohnbauflächen nach FNK Quelle: Eigene Ber echnung nach FNK, Kartographie: R egionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.04, 4.05 i m Anhang) Anteil Wohnbauflächen in % 17 Wohnbauflächen in ha 25.839 Ein wohner 2006 in 1.000 3.414 Verdichtet 9 13.225 1.349 Geringer verdichtet 4 6.193 493 10 45.256 5.257 Raumstrukturt yp Höher ver dichtet RVR 77 In geringer verdichteten Kommunen bestehen im Regelfall ein bis zw ei klar ablesbare Siedlungsschwerpunkte, die meist von gering geschossigen baulichen Strukturen geprägt sind und w ie beim klassischen Stadtmodell selten an den Stadtgrenzen liegen. Über die Hälfte der Flächen für Wohnen liegen in den höher verdichteten Komm unen Im Verbandsgebiet gibt es mit rund 45.000 ha deutlich mehr für Wohnen genutzte Flächen als gew erblich genutzte Flächen, die nur rund 22.000 ha Fläche in Anspruch nehmen (vgl. Abb. 4.08). Das Verhältnis zw is chen Wohn- und Gew erbeflächen ist bei den drei Raumstrukturtypen ähnlich, Wohnbauflächen nehmen in einem Verhältnis von 2:1 mehr Fläche in Anspruch als gew erbliche und industrielle Nutzungen. Das Übergew icht der Wohnbauflächen steigt jedoch leicht mit fallender Siedlungsdichte. Abb. 4.09: Bestehende Flächen für Wohnen und Gewerbe nach FNK Quelle: Eigene Ber echnung nach FNK, Kartographie: R egionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.04, 4.05 i m Anhang) Wohnbauflächen in ha (Verhältnis in % ) Gewerb eflächen in h a (Verhältnis in % ) Höher ver dichtet 25.839 (66 %) 13.226 (34 %) Verdichtet 12.225 (67 %) 6.550 (33 %) Raumstrukturt yp Geringer verdichtet RVR 78 6.193 (71 %) 2.540 (29 %) 45.256 (67 % ) 22.316 (33 % ) In keiner der 53 Kommunen gibt es mehr gew erbliche Flächen als Wohnbauflächen. Ein ähnliches Verhältnis zw ischen vorhandenen Wohnbauflächen und Gew erbeflächen gibt es u.a. in Duisburg, Gelsenkirchen, Hünxe und Marl (vgl. Abb. 4.09). Den Einw ohnerzahlen folgend liegen 57 % der für Wohnen genutzten Flächen in den vierzehn höher verdichteten Städten, die flächenmäß ig nur etw as mehr als ⅓ der Gesamtfläche einnehmen. Hier leben 65 % der Einw ohner des Verbandsgebietes. 29 % von allen im Verbandsgebiet vorhandenen Wohnbauflächen liegen in den verdichteten und 14 % in den geringer verdichteten Kommunen. Zwei Drittel der Wohngebäude im Verbandsgebiet sind Ein- und ZweiFam ilienwohnhäuser Rund 66 % (2006) bzw . 67 % (2009) der für Wohnzw ecke genutzten Gebäude im Verbandsgebiet sind Ein- und Zw ei-Familienw ohnhäuser. Zw is chen den drei Raumstrukturtypen gibt es deutliche Unterschiede: In den höher verdichteten Kommunen sind nur 59 %, in den verdichteten Kommunen bereits 73 % (2006) bzw . 74 % (2009) und in den geringer verdichteten Kommunen 86 % der Gebäude Ein- und Zw eiFamilienw ohnhäuser. Das Verbandsgebiet liegt unter dem NRW-Schnitt von 78 % (2006) bzw . 79 % (2009) (vgl. auch Tab. AT 4.06, 4.07 im Anhang). Trotz der Dominanz von Ein- und Zw eifamilienw ohngebäuden befinden sich rund 70 % der insgesamt 2,5 Mio. Wohnungen im Verbandsgebiet in Mehrfamilienhäusern. Auch hier zeigen sich bei den drei Raumstrukturtypen große Abweichungen: In den höher verdichteten Kommunen befinden sich 77 % (2006) bzw . 76 % (2009) aller Wohnungen in Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen, in den verdichteten Kommunen sind dies 62 % und in den geringer verdichteten Kommunen befinden sich mit 42 % (2006) bzw . 41 % (2009) w eniger als die Hälfte der Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. Der Anteil an Wohnungen in Ein- und Zw eif amilienhäusern nahm in den vergangenen Jahren tendenziell zu. Die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung steigt mit sinkender Siedlungsflächendichte In den höher verdichteten Kommunen beträgt die durchschnittliche Wohnfläche in Einund Zw eifamilienhäusern 98 m2, in den verdichteten 101 m2 und in den geringer verdichteten Kommunen 109 m2 (2006) bzw . 110 m2 (2009). Ähnlich verhält es sich mit der durchschnittlichen Wohnfläche pro Wohnung in Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen. Hier steigt der Wert von 66 m2 in den höher verdichteten Kommunen auf 68 m2 in den verdichteten und auf 72 m2 in den geringer verdichteten Kommunen an. Insgesamt ist eine durchschnittliche Wohnung im Verbandsgebiet mit 100 m2 in Einund Zw eif amilienhausgebäuden 7 m2 kleiner als im NRW- Durchschnitt. Der Durchschnitt von 67 m2 in Gebäuden ab drei Wohnungen entspricht in etw a dem NRWDurchschnitt von 68 m2 (vgl. auch Tab. AT 4.06, 4.07 im Anhang). 4.2.4 Bestehende Gewerbe- und Industrieflächen Der bei den Wohnbauflächen beschriebene Verdichtungskern ist auch in der Rasterkarte zu den bestehenden Gew erbe- und Industrieflächen erkennbar (vgl. Abb. 4.10). 59 % der im Verbandsgebiet vorhandenen Gew erbeflächen liegen in den höher verdichteten Kommunen, w o zugleich 68 % der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten tätig sind. In den verdichteten Kommunen liegen 29 % aller Gew erbeflächen und 25 % der Arbeitsplätze, in den geringer verdichteten Kommunen 11 % der Gew erbeflächen 79 und 7 % der Arbeitsplätze. Die Tatsache, dass die drei Raumstrukturtypen in etw a die gleiche Gebietsfläche einnehmen, veranschaulicht die raumstrukturellen Unterschiede klar. Daneben zeigt sich bei den größeren Städten eine funktionelle städtische Gliederung deutlicher als bei kleineren Städten. Beispielsw eise liegen in Mülheim an der Ruhr, Essen und Bochum nahezu alle gew erblich genutzten Flächen in den nördlichen Stadtbezirken. In Duisburg komprimieren sich die gew erblichen Nutzungen entlang der Rheinschiene. Bei kleineren 45 Städten und Gemeinden sind im Rasterbild auch Streuungen der vorhandenen Gew erbeflächen erkennbar (siehe z.B. Werne, Hamminkeln) was auf eine größere Funktionsvermischung hindeutet. Es gibt aber auch Kommunen mit klar abgegrenzten gew erblichen Ortslagen (siehe z.B. Hünxe, Bönen 46). Abb. 4.10: Gewerbe- und Industrieflächen nach FNK Quelle: Eigene Ber echnung nach FNK, Kartographie: R egionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.04, 4.05 i m Anhang) Anteil Gewerb eflächen in % 9 Gewerb eflächen in ha 13.226 Beschäftigte 2006 in 1.000 Verdichtet 5 6.550 370 Geringer verdichtet 2 2.540 101 RVR 5 22.316 1.488 Raumstrukturt yp Höher ver dichtet 1.017 45 bezogen auf die Einwohnerzahl 46 In den genannten vier Kommunen gibt es in etwa gleich v iel gewerblich genutzte Flächen absolut. 80 Geringere Verdichtung erfordert mehr Verkehrsinfrastruktur pro ha Wohn- und Gewerbeflächen Auf 100 ha Wohn- und Gew erbeflächen in höher verdichteten Kommunen kommen 41 ha Verkehrsflächen, in verdichteten Kommunen 44 ha und in den geringer verdichteten Kommunen 55 ha. Der in den höher verdichteten Städten geringere Erschließungsaufwand resultiert u.a. aus kompakteren Siedlungskörpern mit höheren Anteilen an Geschosswohnungsbau. In einigen der geringer verdichteten Kommunen ist die Flächeninanspruchnahme für Verkehrsflächen ähnlich hoch oder sogar höher als die Flächeninanspruchnahme für die Summe der Wohn- und Gew erbeflächen (vgl. auch Tab. AT 4.04, 4.05 im Anhang). EXKURS Vergleich der Flächennutzungsanteile mit ausgewählten Großstädten bzw. Planungsregionen in Deutschland Aufgrund seiner besonderen polyzentrischen Struktur lässt sich das Verbandsgebiet nur eingeschränkt mit anderen Verdichtungsräumen in Deutschland vergleichen. Zur Gegenüberstellung mit den Großstädten Berlin, Hamburg und München w urde daher nur die die Gruppe der höher verdichteten Kommunen des Verbandsgebiets – mit etw a 3,4 Mio. Einw ohnern ein durchgängig urbaner Raum – herangezogen. Auch wenn die absolute Einw ohnerzahl mit Berlin vergleichbar ist, haben Berlin und München deutlich höhere Einw ohnerdichten. Die höher verdichteten Städte des Verbandsgebiets ähneln hinsichtlich der betrachteten Kriterien am ehesten der Stadt Hamburg. Sow ohl die Einw ohnerdichtezahlen als auch die Flächennutzungsanteile liegen nah beieinander. Auffällig ist neben dem hohen Anteil an gew erblich genutzten Flächen auch der hohe Anteil an Freiraum- und Waldflächen der (höher verdichteten) RVR-Kommunen. Tabelle 4.01: Vergleich der höher verdichteten Komm unen m it Berlin, Hamburg und München Fläche Einwohnerzahl Einwohnerdichte Gesamtfläche Einwohnerdichte Wohngebiete Flächennutzung: Wohnen Gewerbe Verkehr Freiraum + Wald Wasser RVR47 Hier: Höher verdichtete Kommunen Berlin Hamburg München 151.297 ha 3.4 Mio. 89.200 ha 3.4 Mio. 75.500 ha 1.8 Mio. 31.000 ha 1.3 Mio. 23 EW/ha 38 EW/ha 24 EW/ha 42 EW/ha 117 EW/ha 166 EW/ha 116 EW/ha 170 EW/ha 19 % 7% 15 % 40 % 44 % 4% 23 % 4% 15 % 34 % 41 % 7% 21 % 5% 12 % 38 % 46 % 8% 25 % 4% 17 % 33 % 33 % 1% Quelle: Katasterfläche nach der tats ächlichen Art der Nutzung; 31.12.2006, Regiostatis 47 Auf grund der Vergleichbarkeit wurden hier die amtlichen Daten v erwendet. 81 Bezogen auf die Einw ohnerzahl ist das RVR-Verbandsgebiet die deutschlandw eit größte Planungsregion 48. Von den vier einw ohnerstärksten Planungsregionen in Deutschland hat das Verbandsgebiet die größte Einw ohnerdichte, was sich in dem mit Abstand höchsten Anteil an Flächen für Wohnen niederschlägt. Auch hier fällt w ie oben der hohe Anteil an Gew erbeflächen auf. Während im Vergleich der höher verdichteten Städte mit w eiteren Großstädten ein hoher Freiraumanteil vorliegt, gibt es im Vergleich des RVR- Gesamtgebiets mit anderen Regionen einen deutlich geringeren Anteil an Freiraumflächen. Auch liegt ein höherer Anteil an Verkehrsflächen vor. Tabelle 4.02: Vergleich des gesamten Verbandsgebiets m it anderen Planungsregionen Fläche Einwohnerzahl Einwohnerdichte Gesamtfläche Einwohnerdichte Wohngebiete Flächennutzung: Wohnen Gewerbe Verkehr Freiraum + Wald Wasser RVR17 Hier: Gesamtes Verbandsgebiet R.-Bezirk Köln Planungsregion Südhessen R.-Bezirk Düsseldorf (ohne WES, E, MH, OB, DU) 443.967 ha 5.3 Mio. 736.461 ha 4.4 Mio. 744.487 ha 3.8 Mio. 386.970 ha 3.3 Mio. 12 EW/ha 6 EW/ha 5 EW/ha 9 EW/ha 103 EW/ha 83 EW/ha 95 EW/ha 90 EW/ha 12 % 4% 10 % 62 % 65 % 3% 7% 2% 7% 5% 2% 7% 9% 2% 8% 69 % 72 % 3% 74 % 2% 76 % 80 % 2% 82 % Quelle: Katasterfläche nach der tats ächlichen Art der Nutzung, 31.12.2006 4.3 Flächenwandel 4.3.1 Neubauintensität Wohnen und Gewerbe 1996 bis 2006 Die Ausw ertung der für Neubau in Anspruch genommenen Flächen ist ein neues Analyseinstrument. Die amtlichen Katasterdaten erlauben aus den bereits angesprochenen Gründen keine differenzierten räumlichen Erkenntnisse über gew erbliche und wohnbauliche Entw icklungen. Auch mit den Baufertigstellungsstatistiken lässt sich die Flächeninanspruchnahme w eder ermitteln noch verorten. Benötigt w erden aber konkrete Hinw eise auf Veränderungs- und Wachstumsprozesse, nachgefragte Ortslagen und Wirtschaftsbranchen, nicht zuletzt um den zukünftigen Flächenbedarf genauer einschätzen zu können. Daneben ist auch der Blick auf die vorherige Nutzung von neu bebauten Flächen unerlässlich. Einerseits erscheint die Entw icklung von Städten und 48 Neben der unterschiedlichen Gestalt der Körperschaft öffentlichen Rechts in den Bundesländern bestehen erhebliche Differenzen in Größe und Einwohnerzahl der Regionalplanungsregionen. Gemäß ROG v erfügen das Saarland und die Stadtstaaten über keine Planungsregionen, da deren Gebiet die Verf lechtungsbereiche mehrerer zentraler Orte nicht umfasst. Die Regionalplanung in SchleswigHolstein f indet bei der obersten Landesplanungsbehörde auf Landesebene statt. In Niedersachsen sind, mit Ausnahme der Großräume Braunschweig und Hannover, grundsätzlich die Landkreise und kreisfreien Städte die Träger der Regionalplanung. In den übrigen Bundesländern sind u.a. Regionalv erbände, Regierungsbezirke, regionale Planungsverbände oder Planungsgemeinschaften die Träger der Regionalplanung. Erwähnenswert ist das Bestehen v on Bundesländer überschreitender Planungsregionen wie Donau-Iller (BW und BY ) und Verband Rhein-Neckar (BW, RP und HE). 82 Regionen ohne Freiflächenverbrauch bis heute nicht möglich zu sein. Andererseits ist es ein unstrittiges Ziel, diese Inanspruchnahme w eiter zu begrenzen. 1996 bis 2006 fand im Verbandsgebiet in etw a zu gleichen Teilen Gewerbe- und Wohnungsneubau statt Wenn folgend von Neubau gesprochen w ird, ist damit nicht (nur) die erstmalige Inanspruchnahme von Freiraum für Siedlungszw ecke gemeint, sondern Gebäudeneubau unabhängig von der Vornutzung des Grundstückes49. Abb. 4.11: Neubau nach Nutzungsart 1996 bis 2006 in ha Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006, Kartogr aphie: Regionalverband Ruhr 2011 (v gl. Tabelle 4.08 i m Anhang) Raumstrukturt yp Höher ver dichtet Verdichtet Geringer verdichtet RVR Neubau Wohnbauflächen in ha (Verhältnis in % ) 1.342 (48 %) Neubau Gewerbeflächen in ha (Verhältnis in % ) 1.457 (52 %) 869 (54 %) 746 (46 %) 604 (65 %) 326 (35 %) 2.816 (53 % ) 2.529 (47 % ) Zu dem Gebäude gehörende Freiflächen w ie Gärten, Garagen, Stellplätze, Lagerflächen etc. w urden dann berücksichtigt, w enn auf ihnen Umgestaltungen stattfanden. Es muss demnach nicht zwangsläufig das gesamte Flurstück bzw . Grundstück erfasst 49 Auch Abriss und Neubau 83 worden sein, w enn sich Teile des Grundstückes im historischen und aktuellen Luftbild als unverändert darstellen. 50 Im Verbandsgebiet fand auf rund 5.300 ha Flächen Wohn- und Gew erbeneubau statt. Davon entfallen ca. 53 % auf Wohnbauflächen und 47 % auf gew erbliche und industrielle Flächen. Innerhalb der Raumstrukturtypen zeigen sich große Unterschiede. Im höher verdichteten Raum dominierte der gew erbliche Neubau, bedingt vor allem durch lebhafte gew erbliche Entw icklungen in Duisburg und Dortmund. Der hohe gew erbliche Anteil nimmt bei abnehmender Siedlungsdichte zugunsten des Wohnungsbaus ab. In diesen Kommunen kommt dem Wohnungsbau eine steigende Bedeutung zu. In einigen Kommunen w urde deutlich mehr Fläche (Anteil > 60%) für gew erbliche Neuentw icklungen in Anspruch genommen als für den Neubau von Wohnungen. Hierzu gehören Duisburg, Bönen, Hünxe und Kamp-Lintfort (vgl. Abbildung 4.11). 4.3.2 Neubau Wohnen Zw ischen 1996 und 2006 wurde im Verbandsgebiet auf rund 2.800 ha Wohnungsneubau errichtet Die neu entw ickelten Wohnbauflächen verteilen sich weitgehend dispers, ein zusammenhängender räumlicher Schw erpunkt der Bautätigkeit ist nicht erkennbar. Die Dichte der Rasterpunkte (vgl. Abb. 4.12) nimmt erst im äußersten Norden und Süden des Untersuchungsraumes ab; hier liegen w ie bereits beschrieben die großen (unbebaubaren) Waldflächen. Er kennbar ist, dass es in den einzelnen Städten und Gemeinden im Regelfall eine Konzentration auf nur ein bis zwei Ortslagen gab. Beispielsw eise wurde in Duisburg vor allem an den Stadträndern mit Schw erpunkt im Süden gebaut, in Mülheim an der Ruhr konzentrierte sich die Entw ic klung auf den Ortsteil Saarn. In Hamm entstanden neue Wohnungen vorw iegend in der Nordhälfte des Stadtgebietes. Die meisten Komm unen Wohnbauflächen entstanden in den höher verdichteten In den höher verdichteten Kommunen entstanden mit 1.342 ha rund 48 % aller neuen Wohngebiete im Verbandsgebiet. Damit w eist dieser Raum, bezogen auf den Betrachtungszeitraum 1996-2006 die stärkste Bautätigkeit auf. Auffallend viel Wohnbaufläche wurde in Dortmund entw ickelt, w o mit 294 ha fast doppelt soviel Wohnungsneubau entstanden ist w ie in Essen, die mit 160 ha die Stadt mit dem zw eithöchsten Wert darstellt. In den verdichteten und geringer verdichteten Kommunen, entstanden 869 bzw . 604 ha Wohnungsneubau. 50 Achtung: Relevanz hat der Flächen(nutzungs)wandel nicht der Grundstücksverkauf (wie beim Grundstücksmarktbericht). 84 Abb. 4.12: Neu bebaute Wohnbauflächen 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006, Kartogr aphie: Regionalverband Ruhr 2011 (v gl. Tabelle 4.08 i m Anhang) Raumstrukturt yp Höher ver dichtet Verdichtet Geringer verdichtet RVR Neubau Wohnbauflächen in ha Neubau ha pro 1.000 EW 1.342 0,4 869 0,6 604 1,2 2.816 0,5 Trotz eines Bevölkerungsrückgangs (vgl. Kapitel 2) von über 3 % entstanden zw ischen 1996 und 2006 rund 154.000 neue Wohnungen. Es muss jedoch berücksichtigt w erden, dass u.a. Wohnungsabgänge durch Abriss und Zusammenlegung sow ie eine steigende Anzahl von Ein- Personen-Haushalten w ährend des Betrachtungszeitraumes zu einem Neubaubedarf geführt haben. Die meisten neuen Wohnungen w urden in Dortmund (20.763) gefolgt von Duisburg (12.019) und Essen (10.959) gebaut (siehe auch Tab. AT 4.14 im Anhang). Trotz der hohen absoluten Werte ist in den höher verdichteten Städten die Dynam ik geringer Der Neubauflächenanteil 51 an allen Wohnbauflächen liegt in den höher verdichten Kommunen bei 5 % und steigt mit sinkender Siedlungsdichte. In den geringer verdichteten Kommunen liegt er bei 10 %. Aufgrund der hohen Bautätigkeit in Dortmund bildet die Stadt in der Gruppe der höher verdichteten Kommunen mit 7 % Neubauflächenan51 Anteil der Neugebäudesubstanz bzw. Neubaugebiete an allen Wohnbauflächen bzw. bezogen auf die eingenommene Grundstücksf läche seit 1996 (bis 2006). 85 teil neben Gladbeck mit 8 % eine Ausnahme. Besonders stark gew achsen sind Sonsbeck, Xanten, Alpen und Rheinberg, die alle im Kreis Wesel liegen sow ie die Stadt Breckerfeld im Ennepe- Ruhr-Kreis (vgl. Abb. 4.13). Auch mit Bezug auf die Einw ohnerzahl ist die Dynamik im geringer verdichteten Raum größer: Während im höher verdichteten Raumstrukturtyp auf 1.000 EW 0,4 ha Wohnungsneubau entstand, w urden in den geringer verdichteten Städten und Gemeinden 1,2 ha pro 1.000 EW entw ickelt. Der höchste Wert entfällt dabei auf die Gemeinde Sonsbeck mit 3,2 ha pro 1.000 EW; Werte über 2 ha gibt es zudem in Xanten und Alpen. Abb. 4.13: Neubauflächenanteil Wohnen 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006, Kartogr aphie: Regionalverband Ruhr 2011 (v gl. Tabelle 4.08 i m Anhang) Neubauflächen anteil an allen W ohngebieten in % Raumstrukturt yp Höher ver dichtet 5 Verdichtet 7 Geringer verdichtet 10 RVR 6 86 Die höchsten Grundstückspreise gibt es in den Komm unen m it der höchsten absoluten Bautätigkeit Der mittlere Grundstückspreis 52 pro m2 für ein baureifes Ein- oder Zw eif amilienhausGrundstück liegt im Verbandsgebiet bei 202 €. Die Bandbreite bei den mittleren Lagen spannt sich zw ischen 105 und 270 €, w obei die höchsten Preise in der Regel da erzielt werden können, w o auch eine hohe absolute Bautätigkeit stattfindet. Abb. 4.14: Preise Baureife Grundstücke Ein- und Zweifam ilienhäuser in m ittleren Lagen 2009 Quelle: Oberer Gutachterausschuss für Grundstücksw erte i m Land NRW, Kartographie: Regionalv erband R uhr 2011 (vgl. Tabelle 4.13 i m Anhang) Mittlerer Pr eis Baureife Grundstücke Ein- und Zweifamilien wohnhäu ser pro m2 Raumstrukturt yp 1996 2009 195 € 227 € Verdichtet 142* /143 € 171 € Geringer verdichtet 130* /142 € 168 € Höher ver dichtet RVR 171* /176 € 202 € * einschl. Erschließungs beitragspflichtige Er mittlung der Durchsc hnittsw erte mit Gewichtung nach Wohnbauflächen der Kommune auf Wohnbaufläc hen der Gebietseinheit In guten Lagen w erden in Mülheim an der Ruhr bis zu 370 €/m2, in Essen und Dortmund bis zu 350 €/m2 und in Duisburg bis zu 340 €/m2 erreicht. Knapp über oder bei 300 €/m2 liegen die Städte Recklinghausen und Bochum. Die an das Verbandsgebiet 52 Quelle: Oberer Gutachterausschuss für Grundstückswerte im Land NRW; der mittlere Preis bezieht sich auf eine ‚mittlere Lage‘ nicht auf den Durchschnittswert. 87 angrenzende Stadt Düsseldorf liegt mit max. 630 €/m2 dabei deutlich über den Grundstückspreisen im Verbandsgebiet, in der Stadt Köln w ird der NRW-Spitzenw ert mit 810 €/m2 in guten Lagen erreicht (vgl. Abb. 4.14). Das günstigste Bauland im Verbandsgebiet liegt im Kreis Wesel, w o man in einfachen Lagen Bauland für 85 €/m2 erw erben kann. In einigen ländlichen Lagen in NRW w ird Bauland für den individuellen Wohnungsbau bereits ab etw a 35 €/m2 angeboten (vgl. Abb. 4.14). Die Grundstückspreise im Wohnungsbau in m ittleren Lagen sind seit 1996 um rund 17 % gestiegen Bei einigen Kommunen sind die Grundstückspreise in mittleren Lagen deutlich gestiegen, mit über 50 % sind dies Castrop-Rauxel (64 %), Hamm (60 %), Selm (56 %) und Ennepetal (52 %). Auch 1996 gab es die höchsten Preise pro m2 in den guten Lagen in Mülheim an der Ruhr mit 348 € und in Essen mit 320 €. Dortmund, Duisburg, Bochum und Recklinghausen lagen 1996 unter 300 €/m2. Das durchschnittliche Grundstück und die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung sind in den geringer verdichteten Kommunen größer Die durchschnittliche Einzelgrundstücksgröße pro Neubau-Wohngebäude beträgt 395 m2. Dabei steigt der Wert von 376 m2 in den höher verdichteten Kommunen auf 394 m2 in den verdichteten Kommunen, auf 443 m2 in den geringer verdichteten Kommunen an. Der Großteil der Neuentw icklungen erfolgte in kleineren Einzelmaßnahmen, Baulückenschließungen und Nachverdichtungen. Größere, zusammenhängende Wohngebiete über 10 ha machen von allen Neubauentw ic klungen bezogen auf die Gesamtfläche in ha nur einen Anteil von 6 % aus. Auch die Wohnfläche je neu gebauter Wohnung (im Schnitt 89 m2) steigt mit abnehmender Siedlungsflächendichte. Von 88 m2 in den höher verdichteten Kommunen, über 90 m2 in den verdichteten auf 92 m2 in den geringer verdichteten Kommunen. Gegenüber einer durchschnittlichen Wohnung im Bestand ist die Wohnfläche bei Neubauw ohnungen rund 11 m2 größer (siehe auch Tab. AT 4.10 im Anhang). Der Geschosswohnungsbau hat beim Neubau eine geringe Bedeutung Mit 14 % Anteil an allen neu errichteten Wohngebäuden im Zeitraum 1996-2006 hat der Geschosswohnungsbau nur eine geringe Bedeutung (höher verdichtet 15 %, verdichtet 15 %, ger inger verdichtet 10 %). Die höchsten Werte finden sich nicht w ie zu erw arten war im höher verdichteten Raum, sondern in den Städten Dinslaken und Bottrop (beide 26 %), die raumstrukturell zu den verdichteten Kommunen zählen. Im zeitlichen Verlauf bis 2009 sinkt der Anteil des Geschosswohnungsbaus auffällig weiter und liegt insgesamt im Verbandsgebiet nur noch bei 8 %. Die höher verdichteten Kommunen haben mit 7 % in den Jahren 2007-2009 einen gleich geringen Anteil an den Geschossw ohnungsgebäuden bei allen Neubauten w ie die geringer verdichteten Kommunen. 88 Im gesamten Verbandsgebiet entstehen überw iegend Ein- und Zw eifamilienw ohnhäuser (vgl. Tab. AT 4.11 im Anhang). Während sich im Gesamtw ohnungsbestand noch rund 70 % aller Wohnungen in Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen befinden, zeigt sich dieses Verhältnis im Wohnungsneubau nicht. Nur 51 % aller neu gebauten Wohnungen befinden sich in Mehrfamilienhäusern ab drei Wohnungen. Selbst in den höher verdichteten Kommunen liegt der Wert lediglich bei 57 % (im Gesamtbestand 76 %), in den verdichteten Kommunen befinden sich 50 % (im Gesamtbestand 62 %) der neu gebauten Wohnungen seit 1995 in Mehrfamilienhäusern mit drei und mehr Wohnungen. Nur 35 % (im Gesamtbestand 41 %) aller Wohnungen w urden in den geringer verdichteten Kommunen als Wohnungen in Gebäuden ab drei Wohnungen errichtet. Für Wohnungsneubau wurde überw iegend Freiraum in Anspruch genommen Abb. 4.15: Anteil der Bestandsflächennutzung bzw. Recyclingquote beim Wohnungsneubau von 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006, Kartogr aphie: Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.09 i m Anhang) Bestandsflächenanteil am W ohnungsneubau in % Raumstrukturt yp Höher ver dichtet 39 Verdichtet 28 Geringer verdichtet 25 RVR 32 89 Der Großteil der Entw icklungen im Wohnungsbau fand auf Freiraumflächen (landw irtschaftliche Flächen) statt, dennoch gab es fast ausnahmslos einen zw eistelligen Nutzungsanteil von Bestandsflächen (vgl. Abb. 4.15). In den höher verdichteten Kommunen ist die Flächenrecyclingquote aufgrund von Brachflächen-Revitalisierungen erw artungsgemäß w esentlich höher als in den geringer verdichteten Kommunen. Mehr als die Hälfte der neuen Wohnbauflächen w urde, unter Berücksichtigung einer für diesen Indikator noch zu schärfenden Methodik 53, in Bottrop auf Bestandsflächen realisiert. Aufgrund von strukturellen Unterschieden sind insbesondere in den geringer verdichteten Kommunen w eniger Bestandsflächen zur Wiedernutzung vorhanden. Die Baufertigstellungen im Wohnungsbau gehen seit 1995 in allen drei Raum strukturtypen deutlich zurück Ergänzend zu den beim RVR vorgehaltenen Daten w urden IT.NRW- Reihen zu den Baufertigstellungen herangezogen. Da im Orthofotovergleich nur zwei Jahrgänge gegenübergestellt w urden, lassen sich mit den Landesdaten unterstützend Verläufe und Tendenzen aufzeigen. Die meisten Wohnungen w urden in Korrelation zur Flächeninanspruchnahme in den höher verdichteten Städten gebaut. Im RVR-Schnitt ist der Wohnungsbau im Vergleich der Dreijahreszeiträume 1995-1997 zu 2007-2009 um etw a 62 % zurückgegangen. Fertiggestellte Wo hnungen [n ] Abb. 4.16: Fertiggestellte Wohnungen 1995 bis 2009 nach Raum strukturtyp (absolut) 40.000 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 33.221 28.724 21.111 18. 532 16.358 16.389 12.174 11.641 10.000 5.000 9.131 7.382 8.453 9. 303 6.370 5.006 3.607 0 Höher verdichtet 1995-1997 Verdichtet 1998-2000 2001-2003 Geringer verdichtet 2004-2006 2007-2009 Quelle: Eigene Ber echnungen nach IT.NRW (vgl. Tabellen 4.12, 4.14 i m Anhang) 53 Bei dem Indikator ‚Bestandsf lächennutzung‘ ist zu berücksichtigen, dass im Luftbild bei stärkerer Vegetation nicht in jedem Fall zweif elsfrei erkennbar ist, ob es sich bei der genutzten Fläche um eine Brachf läche bzw. in den letzten Jahrzehnten bereits f ür Siedlungszwecke genutzte Fläche oder um eine Freiraumf läche handelt. Daher könnten sich bei näheren Recherche Änderungen bei der ein oder anderen Kommune ergeben. Auf die Darstellung v on Prozent - Angaben bei den Kommunen wurde daher in der Darstellung v erzichtet; zur ersten Einschätzung werden die Ergebnisse jedoch, auf grund der einheitlichen Methodik f ür den Gesamtraum und mangels anderer Datengrundlagen als wertv oll betrachtet. Bei der Fortschreibung wäre an dieser Stelle eine Mitwirkung der Kommunen wünschenswert bzw. können die Ergebnisse des Siedlungsflächenmonitorings herangezogen werden. 90 Fertiggestellte Gebäud e [n] Abb. 4.17: 20.000 18.000 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 Fertiggestellte Gebäude nach Anzahl der Wohnungen 1995 bis 2009 im Verbandsgebiet absolut 19.175 17.091 13. 413 16.065 11.895 4.734 Wohngebäude mit 1 oder 2 Wohnungen 1995-1997 1998-2000 3.558 2.221 1.360 1.010 Wohngebäude mit 3 und mehr Wohnungen 2001-2003 2004-2006 2007-2009 Quelle: Eigene Ber echnungen nach IT.NRW (vgl. Tabellen 4.12, 4.14 i m Anhang Im Rahmen von Fachdiskussionen w ird vereinzelt davon gesprochen, dass lediglich Geschosswohngebäude von dem Rückgang der Bautätigkeit betroffen sind. Dies trifft nicht zu (vgl. Abb. 4.17). Sow ohl im RV R-Schnitt als auch in allen drei Raumstrukturtypen und allen Kreisen gibt es ebenfalls einen – allerdings zeitlich verschobenen – Rückgang im Ein- und Zw eifamilienhausbau. In einigen Kommunen fallen die Werte unter Berücksichtigung gew isser Schwankungen im Ein- und Zw eif amilienhausbau erst seit 2007. Angesichts geänderter Rahmenbedingungen 54 ist langfristig nicht mit einem erneuten Anstieg des Wohnungsbaus zu rechnen. Aufgrund spezif ischer Nachfragemärkte und abgängiger Altbestände mit daraus resultierendem Ersatzbedarf ist jedoch zu berücksichtigen, dass im gew issen Umfang w eiterhin Wohnungen neu gebaut w erden. Auf 225 ha w urde die aufstehende Wohnbebauung im Untersuchungszeitraum abgerissen Im Vergleich zum Abriss bzw . Rückbau von Gew erbeflächen (vgl. Abb. 4.24) gab es mit 225 ha einen deutlich geringeren Abriss auf Wohnbauflächen. Dies sind w eniger als 1 % des Bestandes von 1996. Der größte Teil fand dabei in den höher verdichteten Kommunen statt. Vor allem in Duisburg und Essen, aber auch in Bochum und Dortmund w urden größere, nicht sanier- oder vermarktbare Bestände abgerissen. Auf den rückgebauten Flächen entstand überw iegend erneut Wohnungsbau: Insgesamt w urden auf etw a 65 % der Flächen w ieder Wohnungen gebaut, 13 % liegen brach (Stand 2006) und 3 % w erden heute gew erblich genutzt. Auf 9 % der ehemaligen Wohnbauflächen entstanden Grünflächen, die verbleibenden 10 % haben heute anderw eitige Nutzungen. 54 Demograf ische Entwicklung, Wegfall der Eigenheimzulage, Anhebung der Mehrwertsteuer, Auslauf der degressiv en Abschreibung für Wohngebäude etc. 91 Abb. 4.18: Abriss von Wohnungsbau 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006, Kartogr aphie: Regionalverband Ruhr 2011 (v gl. Tabelle 4.16 i m Anhang) Raumstrukturt yp Höher ver dichtet Verdichtet Geringer verdichtet RVR Abriss W ohnbauflächen in ha Anteil am Bestand 1996 in % 163 0,6 44 0,3 18 0,3 225 0,5 4.3.3 Neubau Gewerbe Bei den gewerblichen Entw icklungen zeigt sich eine Konzentration in dem Korridor zwischen A 40 und A 2 Die neu entw ickelten gew erblichen Flächen 55 treten ver mehrt nördlich der A 40 bzw . in Duisburg w estlich der A 59 bzw. entlang des Rheins auf. Der räumliche Schw erpunkt der Bautätigkeit deckt sich mit den Ergebnissen der Rasterkarte (Abb. 4.10), die die gew erblichen Schw erpunkte im Bestand darstellt. 55 Gewerbliche Nutzungen in Wohngebäuden und in gemischt genutzten Gebäuden sind hier nicht enthalten. 92 Den meisten Gewerbeneubau gab es in den höher verdichteten Städten Von rund 2.500 ha gew erblichem Neubau (Gebäude und Freiflächen) entstanden in den höher verdichteten Kommunen 1.457 ha (58 %). In diesem Raum gab es demnach neben dem Wohnungsbau auch bei den gew erblichen und industriellen Nutzungen die stärkste absolute Bautätigkeit. Eine besonders intensive Entw icklung fand mit je rund 300 ha in Duisburg und Dortmund statt. In Essen fanden 180 ha gew erblicher Neubau statt. Mit abnehmender Siedlungsdichte nehmen die gew erblichen Neubauflächen ab (vgl. Abb. 4.19). Abb. 4.19: Neu bebaute Gewerbeflächen 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006, Kartogr aphie: Regionalverband Ruhr 2011 (v gl. Tabelle 4.08 i m Anhang) Raumstrukturt yp Höher ver dichtet Verdichtet Geringer verdichtet RVR 93 Neubau Gewerbeflächen in ha Neubau in ha pro 1.000 Beschäftigte* 1.457 1,4 746 2,0 326 3,2 2.529 1,7 Bei den Gewerbeflächen Wohnungsbau ist die Dynam ik deutlich höher als im Der Anteil des Neubaus 56 an den Gew erbeflächen liegt im Verbandsgebiet bei 11 % und ist damit fast doppelt so hoch w ie beim Wohnungsbau mit 6 %. Die räumliche Verteilung des Wachstums zeichnet sich allerdings w eniger klar ab. Abb. 4.20: Neubauflächenanteil Gewerbe 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006 Kartographi e: Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.08 i m Anhang) Neubauflächen anteil an allen Gewerb lich en Flächen in % Raumstrukturt yp Höher ver dichtet 10 Verdichtet 14 Geringer verdichtet 13 RVR 11 Bei den höher verdichteten Kommunen gibt es sow ohl Städte mit hohem Neubauanteil (Dortmund), genauso w ie mit eher niedrigem Anteil (Bochum). Im regionalen Vergleich bilden sich drei räumliche Schw erpunkte heraus (vgl. Abb. 4.20). Die höchsten Neubauanteile haben Bönen, w o 53 % der vorhandenen Gew erbeflächen seit 1996 entstanden sind, Holzw ickede und Sonsbeck mit 26 % und Alpen mit 21 %. Bei sinkender Siedlungsdichte gibt es auch hier eine geringe Zunahme des Anteils an 56 Neu bebaute Gewerbef lächen seit 1996 unabhängig von der Flächenv ornutzung. 94 Neubauflächen an allen Gew erbeflächen, er ist aber nicht so eindeutig zu konstatieren wie im Wohnungsbau (vgl. Abbildung 4.20). In den höher verdichteten Kommunen ist das durchschnittliche gewerbliche Grundstück größer als in den beiden anderen Raum strukturkategorien Entgegengesetzt zu den Wohnbauflächen steigt die durchschnittlich neu bebaute Grundstücksgröße57 pro Betrieb bei den gew erblichen und industriellen Nutzungen mit zunehmender Siedlungsflächendichte. 58 Auf das Verbandsgebiet bezogen liegt der Durchschnitt bei 4.018 m2, in den geringer verdichteten Kommunen liegt die Grundstücksgröße bei 3.160 m2, in den verdichteten Kommunen bei 3.725 m2 und in den höher verdichteten Kommunen bei 4.463 m2. Bezogen auf den gew erblichen Bestand insgesamt sind die durchschnittlichen Neubaugrundstücksgrößen in allen 53 Kommunen kleiner als die im Bestand. Auch bei den Gew erbeflächen wurden vielfach kleinere Einzelmaßnahmen bzw . Gewerbegebiete entw ickelt. Insgesamt gab es 13 Gew erbegebiete oder größere, zusammenhängende Gew erbeflächen mit mehr als 15 ha, die im 10-Jahres-Zeitraum im gesamten Untersuchungsraum vermarktet w urden. Auf die gesamte Fläche bezogen macht dies einen Anteil von nur 16 % aus. Auch bei den gewerblichen Grundstücken liegen die höchsten Grundstückspreise in den höher verdichteten Komm unen Der Grundstückspreis in mittleren Lagen pro m2 für ein baureifes gewerbliches Grundstück für klassisches Gew erbe liegt im Verbandsgebiet bei 53 €. Die Bandbreite bei den mittleren Lagen spannt sich zw ischen 15 € und 105 €. In guten Lagen w erden in Essen bis zu 105 €/m2, in Mülheim an der Ruhr, Duisburg und Dinslaken bis zu 100 €/m2 erreicht. Die an das Verbandsgebiet angrenzende Stadt Düsseldorf liegt mit max. 220 €/m2 dabei deutlich über den Grundstückspreisen im Verbandsgebiet, die Stadt Köln – in der der NRW-Spitzenw ert bei den Preisen für Wohnbauland erreicht w ird – liegt mit den Gew erbeflächen nur bei 130 €/m2 in guten Lagen. Das günstigste gew erbliche Bauland im Verbandsgebiet liegt w ie bei den Wohnbauflächen im Kreis Wesel, w o man in einfachen Lagen Bauland für 15 €/m2 erw erben kann. 57 Nicht mit dem Grundstücksabv erkauf gleichzusetzen. Die Zahl nennt die im Luftbild erkennbar veränderte Fläche (Gebäudeneubau, zugehörige Freif lächenneugestaltung) 58 Hier wurden die im Luftbild erkennbaren gewerblichen Neuentwicklungen mit dem Datensatz ruhrAGIS v erschnitten. Die angegebenen Zahlen beziehen sich auf die im Datensatz enthaltenen Betriebe unabhängig v on ihrer Flächengröße in allen Gewerbe- und Industriegebieten und thematisch naheliegenden Sondergebieten entsprechend ihrer Ausweisung in den rechtsgültigen Flächennutzungsplänen (z.B. Sondergebiet großflächiger Handel, Bergbau). Ebenfalls v on ruhrAGIS erf asst werden Gebiete, die außerhalb v on Kerngebieten liegen und größer als 3.000 m² sind und die eindeutig als gewerblich genutzte Flächen zu erkennen sind. Flächen in Kern- und Mischgebieten (hauptsächlich Handels- und Dienstleistungsstandorte) und kleinere gewerbliche Flächen, wie die Tankstelle an der Ausfallstraße, die kleiner als 3.000 m² sind in ruhrAGIS nicht enthalten. 10 % der im Luftbild erkannten gewerblichen Neubauf lächen lassen sich über ruhrAGIS nicht näher qualifizieren. 95 Abb. 4.21: Preise Baureife Grundstücke für klassisches Gewerbe in m ittleren Lagen 2009 Quelle: Oberer Gutachterausschuss für Grundstücksw erte i m Land NRW, Kartographie: Regionalv erband R uhr 2011 (vgl. Tabelle 4.13 i m Anhang) Mittlerer Pr eis Baureife Grundstücke Klassisch es Gewerbe pro m2 Raumstrukturt yp Höher ver dichtet 1996 2009 61 € 61 € Verdichtet 33*/36 € 42 € Geringer verdichtet 26*/37 € 34 € RVR 47*/53 € 53 € * einschl. Erschließungs beitragspflichtige Er mittlung der Durchsc hnittsw erte mit Gewichtung nach Gewerbefläc hen der Kommune auf Gewerbefläc hen der Gebietseinheit Der Grundstückspreis in m ittleren Lagen für klassisches Gewerbe ist mit 53 € gegenüber 1996 unverändert Im Gegensatz zu den Wohnbaulandpreisen, die seit 1996 um rund 17 % gestiegen sind, sind die Preise für klassisches Gewerbe im RVR-Schnitt unverändert geblieben. Dabei sind die Preise vor allem in der Gruppe der höher verdichteten Städte gleich geblieben, in den verdichteten Kommunen um etw a 17 % gestiegen und in den geringer verdichteten Kommunen um rund 8 % gesunken. 96 Bei neuen Gewerbeflächen dom inierte die Flächenreaktivierung59 Bei der Entw icklung neuer Gew erbeflächen lag der Anteil w ieder genutzter Flächen im Durchschnitt des Verbandsgebiets bei 55 %. Hierbei gibt es große Unterschiede zw ischen den Raumstrukturtypen. In den höher verdichteten Kommunen liegt der Anteil der Nutzung von Bestandsflächen, trotz des hohen finanziellen Aufwandes, im Schnitt bei 72 %. Einige Städte w ie Oberhausen, Essen, Castrop-Rauxel und Gelsenkirchen erreichen hohe Werte von über 80 %. Abb. 4.22: Anteil der Bestandsflächennutzung bzw. Recyclingquote beim gewerblichen Neubau Quelle: Abgleic h von Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006 (Kartographi e: Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.09 i m Anhang) Bestandsflächenanteil am Gewerb eneubau in % Raumstrukturt yp 59 Höher ver dichtet 72 Verdichtet 35 Geringer verdichtet 27 RVR 55 Bei dem Indikator ‚Bestandsf lächennutzung‘ ist zu berücksichtigen, dass im Luftbild bei stärkerer Vegetation nicht in jedem Fall zweif elsfrei erkennbar ist, ob es sich bei der genutzten Fläche um eine Brachf läche bzw. in den letzten Jahrzehnten bereits f ür Siedlungszwecke genutzte Fläche oder um eine Freiraumf läche handelt. Daher könnten sich bei näheren Recherche Änderungen bei der ein oder anderen Kommune ergeben. Auf die Darstellung v on Prozent - Angaben bei den Kommunen wurde daher in der Darstellung v erzichtet; zur ersten Einschätzung werden die Ergebnisse jedoch, auf grund der einheitlichen Methodik f ür den Gesamtraum und mangels anderer Datengrundlagen als wertv oll betrachtet. Bei der Fortschreibung wäre an dieser Stelle eine Mitwirkung der Kommunen wünschenswert bzw. können die Ergebnisse des Siedlungsflächenmonitorings herangezogen werden. 97 Zum geringer verdichteten Raum fällt der Wert deutlich auf 27 %. Einige Städte des Kreises Wesel konnten nur etw a 10 % Altflächen nutzen (vgl. Abbildung 4.22), w as im Wesentlichen daran liegt, das hier kaum Fluktuationsflächen in nennensw erter Größenordnung vorliegen. Mit Blick auf die Freirauminanspruchnahme verläuft die Gew erbeentw icklung im Untersuchungsraum moderat. Im Vergleich zu den Wohnbauflächen lässt sich generell eine höhere Nutzung von Alt- und Brachflächen feststellen, w o der Anteil der Bestandsflächenaktivierung im Schnitt nur bei 32 % liegt. Gewerblicher Neubau findet seit 1995 weitgehend konstant statt Auch bei der Betrachtung des gewerblichen Neubaus w urden ergänzend zu den beim RVR vorgehaltenen Daten die IT.NRW- Reihen zu den Baufertigstellungen herangezogen. Da im Orthofotovergleich nur zw ei Jahrgänge gegenübergestellt w urden, lassen sich mit den Landesdaten unterstützend Verläufe und Tendenzen aufzeigen. Herangezogen w urde hier die errichtete Nutzfläche nach DIN 277 innerhalb der Gebäude. Im Gegensatz zu den Rückgängen im Wohnungsbau gibt es beim gew erblichen Neubau im Verbandsgebiet keinen Rückgang. Im Gegenteil: Die errichtete Nutzfläche innerhalb der gew erblich genutzten Gebäude ist im Jahr 2009 die höchste seit 1996. Die Gegenüberstellung zu NRW zeigt jedoch nicht den allgemein steigenden Verlauf. Nur in der Gruppe der verdichteten Kommunen ist seit 1995 ein kontinuier licher Anstieg der errichteten Nutzfläche ersichtlich (vgl. Abbildung 4.23). Bei den höher verdichten Kommunen ist im zeitlichen Verlauf eher ein leichter Rückgang des Flächenverbrauchs beim gew erblichen Neubau er kennbar (siehe auch Tab. AT 4.15 im Anhang). Neu bau gew. Nutzfläch e in 100 m 2 Abb. 4.23: Neubau gewerblicher Nutzfläche in Gebäuden in 100 m 2 160.000 143.890 143.361 152.674 157. 570 166.929 120.000 80.000 32.346 40.000 32.132 33.927 31.808 33.813 0 NRW 1998-2000 2001-2003 2004-2006 2007-2009 Neubau gew. Nutzfläche in 100 m 2 1995-1997 RVR 25.000 20.58119.67120.463 20.000 17.244 18.366 15.000 8.575 6.996 7. 154 7.514 10.000 9.792 5.000 5. 950 5.989 5.655 4.770 5.307 0 Höher verdichtet 1995-1997 Verdicht et 1998-2000 2001-2003 Quelle: IT.NRW Baufertigstellungen 1995 bis 2009 98 Geringer verdichtet 2004-2006 2007-2009 Auf über 2.000 ha Gewerbeflächen wurde die aufstehende Gewerbebebauung zw ischen 1996 und 2006 abgerissen Der Abriss bzw. Rückbau ehemaliger Gew erbeflächen ist im Untersuchungsraum fast zehnmal höher als der Rückbau von Flächen mit aufstehender Wohnbebauung. Fluktuationen auf gew erblichen Flächen verändern das städtische Erscheinungsbild somit deutlich stärker. Beinahe 10 % der 1996 bestehenden Gew erbeflächen gab es mit der damaligen Bebauung und/oder Nutzung 2006 nicht mehr. Über 20 % der 1996 vorhandenen Gew erbenutzungen w urden in Neukirchen-Vluyn (56,8 %), Dortmund (22,6 %), Hattingen (22,3 %) und Bergkamen (20,2 %) abgerissen. Abb. 4.24: Abriss von gewerblichen Flächen 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006 Kartographi e: Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.16 i m Anhang) Raumstrukturt yp Höher ver dichtet Verdichtet Geringer verdichtet RVR Abriss Gewerbeflächen in ha Anteil am Bestand 1996 in % 1.565 12,8 384 7,9 91 5,1 2.040 9,6 Insgesamt liegt der Fluktuationsschw erpunkt eindeutig bei den höher verdichteten Kommunen, in denen 77 % aller Rückbauflächen liegen. Absolut w urden vor allem in Duisburg und Dortmund größere Bestände abgerissen. Sie w erden u.a. aufgrund der Altlastenprobleme w eniger konsequent nachgenutzt als rück gebaute Flächen im Wohnungsbau, w o es im Regelfall an gleicher Stelle erneut Wohnungsneubau gab. Nur 43 % der Flächen w erden w ieder gewerblich genutzt. Auf 3 % entstand Wohnungsbau, weitere 3 % w urden dem Freiraum zurückgegeben, auf sonstige Nutzungen entfallen 99 11 %. Die Flächen bleiben zudem oftmals länger ungenutzt: 40 % (825 ha) der seit 1996 abgerissenen Gew erbeflächen lagen 2006 noch brach (vgl. Abbildung 4.23). Der Handel60 ist der Wirtschaftszweig mit der größten Flächeninanspruchnahme bei den Neuentwicklungen 1996 bis 2006 Der Geodatensatz ruhrAGIS ermöglicht es, gew erbliche Entw icklungen einzelnen Wirtschaftszweigen zuzuordnen. Der Handel entw ickelte sich von allen Wirtschaftszweigen mit 863 ha (rund 34 % Anteil an allen neuen Gew erbenutzungen) am flächenintensivsten. Mit 563 ha (rund 22 % Anteil) folgt das Verarbeitende Gew erbe. Innerhalb des Verarbeitenden Gew erbes stellen die Metallerzeugung und -bearbeitung mit 152 ha Flächeninanspruchnahme sow ie der Maschinenbau mit 80 ha die flächenintensivsten Branchen dar. Nach Handel und Verarbeitendem Gew erbe steht der Bereich Verkehr und Nachrichtenüber mittlung mit einer Inanspruchnahme zw ischen 1996 und 2006 von 458 ha (rund 18 % Anteil) an allen entw ic kelten Gew erbeflächen. Abb. 4.25: Neuentw icklungen nach ausgewählten Wirtschaftszweigen 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich von Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006; ruhrAGIS (Kartographie: R egionalver band Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.17 i m Anhang) 60 Nach Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003, Wirtschaftsabschnitt G: Handel; Instandhaltung und Reparatur v on Fahrzeugen (Groß- und Einzelhandel) 100 Die Entw icklung der drei in Abbildung 4.25 dargestellten Hauptw irtschaftszweige verlief in den Kommunen anteilig nicht gleich, es gibt kein einheitliches Muster. Es gibt Kommunen, in dem der Schw erpunkt lediglich auf einem bzw . auf zwei Sektoren lag. Dies ist in unterschiedlicher For m z.B. gut an den Städten Dortmund und Essen ablesbar. Der Handel entw ickelte sich in fast allen Kommunen am stärksten. Auch hier gibt es jedoch Ausnahmen: Mit Verkehr und Nachrichtenüber mittlung (maßgeblich Logistikbetriebe) haben beispielsw eise die Stadt Hamm und die Gemeinde Bönen einen anderen gew erblichen Schw erpunkt, das Verarbeitende Gew erbe dominierte im Neubau 19962006 in Ennepetal und Hattingen. Die errichtete Nutzfläche61 für Handel- und Lagergebäude ist 2007-2009 um 78 % gegenüber dem Durchschnittswert von 1995-2006 gestiegen Während die errichtete Nutzfläche für Handel- und Lagergebäude in den letzten Jahren massiv angestiegen ist, sank die neu errichtete Nutzfläche für Büro- und Verwaltungsgebäude um 46 %. Weitgehend beständig blieb dagegen die errichtete Nutzfläche für Fabrik- und Werkstattgebäude 62. Obw ohl sich im Schnitt der Neubau von Gew erbeflächen relativ konstant verhält, verschoben sich demnach im Betrachtungszeitraum (1995 bis 2009) die nachgefragten Anteile einzelner Wirtschaftszweige deutlich. Gemäß einer Studie der IHK 63 stieg die Verkaufsfläche im Einzelhandel 64 im Verbandsgebiet seit 2001 um rund 785.000 m2. Dies entspricht einer Steigerung um 15,6 %, w ährend im gleichen Zeitraum die Einw ohnerzahl um 3,5 % gesunken ist. Ne ubau gew. Nutzfl. nac h Ar t in 1 00m 2 Abb. 4.26: Neu errichtete gewerbliche Nutzfläche nach Art im Zeitverlauf 2 0.000 1 5.000 1 0.000 5.000 0 Handels- und La ge rge bä ude Fa br ik - und We rkstattgebä ude 199 5-1997 19 98-200 0 2 001-20 03 2004 -2 006 Büro- und Ver waltungsge bäude 200 7-2009 Quelle: IT.NRW Baufertigstellungen 1995 bis 2009, (vgl. Tabellen 4.18, 4.19, 4.20 i m Anhang) Es bilden sich räum liche Verteilungsmuster für einzelne Wirtschaftszweige ab Die nachfolgenden Abbildungen 4.27 bis 4.29 zeigen die räumlichen Verteilungen der Wirtschaftszweige Handel, Verarbeitendes Gew erbe und Verkehr und Nachrichtenübermittlung für den Neubau zw ischen 1996 bis 2006 auf. Das Verarbeitende Gew erbe als auch der Bereich Verkehr und Nachrichtenüber mittlung w eisen Schw erpunktbildungen auf: Räume, in denen sich diese Bereiche überproportional stark entw ickelt haben. Demgegenüber zeigt sich die Entw icklung des Handels disperser. 61 62 63 64 Nutzf läche in Gebäuden nach DIN 277 IT.NRW Bauf ertigstellungen 1995 bis 2009 (F 00 IAB 03 Bauf ertigstellungen) ‚Handelsreport 2010’; weitere Inf ormationen: http://www.ihk-niederrhein.de/ Verkauf sflächen ab 650 m 2 101 Der Handel hat flächendeckend eine hohe Bedeutung, räumliche Konzentrationen bilden sich in den höher verdichteten Komm unen ab Der Handel ist für die meisten Kommunen ein entscheidender Wirtschaftszweig – dies drückt sich neben der Summe der entw ickelten Flächen auch darin aus, dass 34 % aller neu bebauten gew erblichen Flächen in diesen Sektor fallen. Flächen für den Handel entstehen aber verstärkt dort, w o viele Menschen auf kurzem Weg erreicht w erden. Abb. 4.27: Gewerbliche Entw icklungen – Handel 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006 und ruhrAGIS (Kartographi e: Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.17 i m Anhang) Höher ver dichtet 515 Anteil an allen g ewerblich en Entwicklung en in % in 35 % Verdichtet 245 33 Geringer verdichtet 103 32 RVR 863 34 Neubau Handel in ha Raumstrukturt yp Die meisten Flächen w urden in Duisburg mit 92 ha, Dortmund mit 90 ha und in Essen mit 86 ha entw ickelt, aber auch Bochum, Gelsenkirchen, Hagen und Oberhausen w eisen hohe Werte zw ischen 48 und 31 ha auf. Anteilig hat der Handel in allen drei Raumstrukturtypen eine ähnlich hohe Bedeutung (vgl. Tab. unterhalb Abb. 4.27). Mehr als die Hälfte der neu bebauten Gew erbeflächen entfällt auf den Handel in sieben Kommunen, w obei Schw elm (62 % der Fläche des gew erblichen Neubaus sind Handelsunternehmen) und Neukirchen-Vluyn (68 %) die höchsten Anteile aufweisen. Es ist bei der Interpretation zu beachten, dass Überschneidungen mit der (Waren-)Logistik vorkommen. 102 Das Verarbeitende Gewerbe65 hat gemessen am Anteil an allen Entw icklungen nicht überall eine hohe Bedeutung Gemessen am absoluten Flächenverbrauch bei den Neuentw icklungen liegt der Schw erpunkt im Verarbeitenden Bereich in Duisburg (allein 75 ha) und im MEO- Raum66 mit zusammen rund 133 ha. Weit ger ingere, aber dennoch hohe Werte haben Dortmund (41 ha), Gelsenkirchen (33 ha), Bochum (31 ha), Bönen (26 ha), Hagen (24 ha) und Hamm (23 ha). Abb. 4.28: Gewerbliche Entw icklungen – Verarbeitendes Gewerbe Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006 und ruhrAGIS Kartogr aphi e: Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.17 i m Anhang) Raumstrukturt yp Höher ver dichtet Neubau Verarb eitendes Gewerb e in ha 290 Anteil an allen g ewerblichen Entwicklungen in % in % 20 194 26 79 24 563 22 Verdichtet Geringer verdichtet RVR Absolut w urde in den höher verdichteten Räumen mehr entw ickelt, das prozentuale Gew icht des Verarbeitenden Gew erbes an allen gew erblichen Entw icklungen sinkt aber mit zunehmender Dichte. Insgesamt zeigt sich, dass das Verarbeitende Gew erbe vor allem für einige Kommunen der verdichteten und ger inger verdichteten Raumstruk65 66 Nach Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003, Wirtschaftsabschnitt D: Verarbeitendes Gewerbe Mülheim an der Ruhr, Essen und Oberhausen 103 turtypen - aufgrund seines hohen Anteils bei den gew erblichen Neuentw icklungen eine hohe Bedeutung hat. Mehr als die Hälfte aller neu bebauten Gew erbeflächen entfallen auf das Verarbeitendes Gew erbe in Breckerfeld (51 %), Hattingen (53 %) und Ennepetal (62 %), die alle kreisangehörige Städte im Ennepe-Ruhr-Kreis sind. Diese Werte korrelieren mit der hohen Bedeutung des Verarbeitenden Gew erbes für die jeweilige lokale Wirtschaftsstruktur (vgl. auch Kapitel 3). Im Bereich Verkehr und Nachrichtenüberm ittlung67 bilden sich Entw icklungsschwerpunkte heraus Abb. 4.29: Gewerbliche Entw icklungen – Verkehr und Nachrichtenüberm ittlung (m aßgeblich: Logistikbetriebe) 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006 und ruhrAGIS, Kartographie: R egionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.09 i m Anhang) Raumstrukturt yp Höher ver dichtet Verdichtet Geringer verdichtet RVR Neubau Verkehr u. N achrichtenübermittllung in ha 274 Anteil an allen g ewerblichen Entwicklungen in % in % 19 137 18 48 15 458 18 Im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung zeigen sich in Duisburg mit 96 ha, Dortmund mit 84 ha und in Hamm/Bönen mit zusammen 67 ha räumliche Schw erpunkte. Flächenintensiv sind hauptsächlich die in dem Wirtschaftszweig enthaltenen Logis67 Nach Klassifikation der Wirtschaftszweige, Ausgabe 2003, Wirtschaftsabschnitt I: Verkehr und Nachrichtenübermittlung (maßgeblich Flächenintensiv dav on Logistik und Lagerei) 104 tikbetriebe. Insgesamt fand die Entw icklung dieses Bereichs vor allem im Raum zw ischen der A 2 und der A 40 sow ie entlang des Rheines statt. Mit dem IKEA-Logistikzentrum in Dortmund fällt die mit 34 ha 68 flächengrößte gew erbliche Neuansiedlung im Verbandsgebiet zw ischen 1996 - 2006 in diesen Wirtschaftszweig. Der geringer verdichtete Raum partizipierte am w enigsten an der Entw icklung dieses Sektors. Bei sieben Kommunen liegt der Anteil von Verkehr und Nachrichtenübermittlung an allen neu bebauten Gew erbeflächen über 25 %. Die höchsten Anteile gibt es in Bönen (36 %), Hamm (37 %) und Voerde (Niederrhein) (45 %). Die betriebliche Einzelflächengröße schw ankt erw artungsgem äß stark Mit durchschnittlich 29.000 m2 Einzelgrundstücksgröße ist Kokerei und Mineralölverarbeitung der Wirtschaftszweig mit der größten Einzelflächeninanspruchnahme. Es folgen Verkehr und Nachrichtenübermittlung mit 10.500 m2 und die Herstellung von chemischen Erzeugnissen mit 7.200 m2 Grundstücksgröße. Deutlich kleiner fällt die nachgefragte Durchschnittsgröße im Handel mit rund 3.600 m2 aus. 4.4 Weitere ausgewählte Aspekte des Flächenwandels 4.4.1 Neu entstandene Vegetationsflächen 69 Im Untersuchungsraum entstanden seit 1996 rund 560 ha neue Vegetationsflächen Dem Verlust von etw a 4.560 ha Freiraum bzw . Vegetationsflächen (Landw irtschaftsflächen, Wiesen und Weiden) für Siedlungs- und Verkehrsflächen stehen 562 ha neue Vegetationsflächen gegenüber. 296 ha bzw . 53 % entfallen hierbei auf die höher verdichteten Kommunen. Der überw iegende Teil der ‚neuen’ Vegetationsflächen entstand insbesondere auf einstigen Gew erbe- und Industrieflächen. Dies sind vor allem ehemalige Zechen- und Haldenstandorte. Der Westpark in Bochum und der Nordsternpark in Gelsenkirchen sind hierfür prominente Beispiele. Einige dieser Flächen boten die Möglichkeit, mit einer Landschaftsgestaltung Impulse für die Stadtentw icklung zu geben. Viele Flächen sind zudem ehemalige Abgrabungsflächen. Diese, vor allem am Niederrhein gelegenen Flächen, w urden ,temporär‘ dem Freiraum entzogen und nach der Rohstoffgew innung w ieder dem Freiraum zugeführt. 68 69 Zahl nicht gleichzusetzen mit dem Grundstücksbesitz des Unternehmens. Die Zahl nennt die im Luftbild erkennbar veränderte Fläche (Gebäudeneubau, zugehörige Freif lächenneugestaltung) Im Luf tbild v on 2006 mit Pf lanzen aller Art bewachsene Flächen, in denen im Luftbild von 1996 keine oder nur geringe Spontanv egetation erkennbar war; in gestalteten Vegetationsf lächen können darin auch (v ersiegelte und unversiegelte) Wege und untergeordnete Bauteile enthalten sein. 105 Abb. 4.30: Neue Vegetationsflächen 2006 gegenüber 1996 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006, Kartogr aphie: Regionalverband Ruhr 2011 Neue Vegetationsflächen in ha Raumstrukturt yp Höher ver dichtet 296 Verdichtet 162 Geringer verdichtet 104 RVR 562 4.4.2 Neu entstandene Oberflächengewässer Im Verbandsgebiet entstanden seit 1996 etwa 620 ha neue Oberflächengew ässer Neue Oberflächengew ässer entstanden fast ausschließlich am Niederrhein. Ursache hierfür ist der intensive Abbau von Kiesen und Sanden. Weitere nennensw erte neue Wasserflächen liegen im Duisburger Süden und aufgrund des Abbaus von Sanden in Haltern am See. Die übrigen neu entstandenen Oberflächengew ässer sind in der Regel Rückhaltebecken und größere Löschw asserteiche. Es ist zu beachten, dass in der Karte 4.31, aufgrund der Abgrabungsbereiche, auch temporäre Wasserflächen enthalten sein können. 106 Abb. 4.31: Neu entstandene Oberflächengew ässer 1996 bis 2006 Quelle: Abgleich v on Orthofotos und FNK 1995/97 und 2006, Kartogr aphie: Regionalverband Ruhr 2011 Neue Oberfläch engewässer in ha Raumstrukturt yp Höher ver dichtet 59 Verdichtet 107 Geringer verdichtet 455 RVR 620 4.4.3 Freirauminanspruchnahme 70 und 30-ha-Ziel Das 30-ha-Ziel wurde in vielen Komm unen des Verbandsgebietes bereits eingehalten Unter dem Titel „ Perspektiven für Deutschland“ hat das Bundeskabinett im April 2002 als Teil seiner Strategie zur nachhaltigen Entw icklung beschlossen, die zusätzliche Flächeninanspruchnahme bis 2020 auf 30 ha pro Tag zu reduzieren (sog. 30-ha-Ziel). Im Koalitionsvertrag von SPD und Bündnis 90/Die Grünen für NRW w ird das 30-ha-Ziel (heruntergerechnet auf NRW 71 w ären dies etw a 5 ha pro Tag) bekräftigt. Im politischen Raum w ird diskutiert, ob langfristig gar ein „Netto-Null- Flächenverbrauch“ anzustreben ist. 70 71 Alle Flächennutzungsarten nach Katasterflächenstatistik, die nicht in die Siedlungs- und Verkehrsf läche f allen (Siedlungs- und Verkehrsfläche = Gebäude- und Freif läche, Betriebsf läche (ohne Abbauland), Erholungsfläche, Verkehrsfläche, Friedhofsf läche). Auf Bundesebene wird diskutiert, ob die Erholungsf läche zukünftig noch zur Siedlungs- und Verkehrsf läche gezählt werden soll. Siedlungs- und Verkehrsfläche: 47.137 km² in Deutschland (100 %); 7.577 km² in NRW (16 %); 16 % v on 30 ha = 4,8 ha 107 Bezogen auf das 30-ha- bzw . 5-ha-Ziel ergibt sich für jede Kommune ein rechnerischer Wert, der sich auf ihre anteilige Siedlungs- und Verkehrsfläche bezieht72. Diese Größe ist ein Richtw ert; es besteht derzeit kein rechtlicher Anspruch auf Einhaltung – Änderungen im Landesgesetz bzw. in der Landesplanung sind laut Koalitionsvertrag beabsichtigt. Abb. 4.32: Freiraum inanspruchnahme 2002 bis 2009 und 30-ha-Ziel Quelle: Ei gene Ber echnung nac h IT.NRW, Katas terfläc he nach Art der tatsäc hlichen Nutzung, Kartographie: Regionalverband Ruhr 2011 (vgl. Tabelle 4.22 i m Anhang) Relation Freiraumin anspruchnahm e und 30-ha-Ziel Raumstrukturt yp Höher ver dichtet 1,1 Verdichtet 1,6 Geringer verdichtet 3,0 RVR 1,5 Die 30-ha-Zielvorgabe entspricht einer jährlichen Freirauminanspruchnahme von 424 ha für das Gesamtgebiet. Zum Vergleich w urde hier entgegen des bisherigen Betrachtungszeitraumes der Zeitraum 2002-2009 gew ählt, da das Ziel erstmalig im Jahr 2002 formuliert w urde. Auch w urden die amtlichen Katasterdaten für die Berechnung herangezogen. Die tatsächliche Inanspruchnahme 2002-2009 betrug im jährlichen Mit- 72 Der Vollständigkeit halber ist darauf hinzuweisen, dass es unterschiedliche Möglichkeiten des Herunterbrechens des 30-ha-Ziels gibt. Da sich die v om Land NRW f ormulierten 5 ha auf den Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche beziehen, wurde hier f olgend der gleiche Ansatz gewählt. Bei Bezug auf die Gesamtf läche oder die Einwohner ergäben sich abweichende Werte. 108 tel 639 ha. Zur Einhaltung des 30-ha-Ziels müsste die Freirauminanspruchnahme bezogen auf den Gesamtraum demnach bis 2020 um 34 % sinken (NRW um 63 %). Dennoch w urde in w eiten Teilen des Untersuchungsraumes die Z ielvorgabe bereits erreicht. In der Gruppe der höher verdichteten Kommunen w ird die vorgeschlagene Größe bereits annähernd erreicht. Mit abnehmender Siedlungsdichte gibt es jedoch zunehmend höhere Abw eichungen (vgl. Abb. 4.32).73 Grundsätzlich ist festzustellen, dass das Verbandsgebiet (+2,7 % Siedlungs- und Verkehrsfläche) im Bundesvergleich (+5,9 %) und im NRW-Vergleich (+4,8 %) nicht zu den Regionen mit hoher Freirauminanspruchnahme gezählt w erden muss, hier sind z.B. die östlichen Bundesländer Sachsen-Anhalt (+14,1 %) oder MecklenburgVorpommern (+12,6 %) zu nennen. EXKURS Vergleich der Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche mit ausgewählten Großstädten bzw. Planungsregionen in Deutschland Den Ex kurs in Kapitel 4.2 aufgreifend, zeigt sich im Vergleich der höher verdichteten Kommunen mit den Vergleichsgroßstädten eine unterdurchschnittliche Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Die Vergleichsstädte Hamburg und München haben deutlich mehr Freiraum für neue Siedlungs- und Verkehrsflächen in Anspruch genommen. Tabelle 4.03: Vergleich der höher verdichteten Kommunen m it Berlin, Ham burg und München Siedlungs- und Verkehrsfläche 2002 Siedlungs- und Verkehrsfläche 2009 Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche RVR74 Hier: Höher verdichtete Kommunen Berlin Hamburg München 93.400 ha 61.800 ha 43.500 ha 22.300 ha75 95.100 ha 62.600 ha 45.000 ha 23.200 ha76 + 1,8 % + 1,3 % + 3,4 % + 4,0 % Quelle: Katasterfläche nach der tats ächlichen Art der Nutzung, Regi ostatis 73 74 75 76 In einigen Städten und Gemeinden ist nach dem 30-ha-Ziel eine Reduzierung der jährlichen Flächeninanspruchnahme um bis zu 95% notwendig. Auf grund der Vergleichbarkeit wurden hier die amtlichen Daten v erwendet. 31.12.2001 31.12.2008 109 Tabelle 4.04: Vergleich des gesamten Verbandsgebiets m it anderen Planungsregionen Siedlungs- und Verkehrsfläche 2002 Siedlungs- und Verkehrsfläche 2009 Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche RVR17 Hier: Gesamtes Verbandsgebiet R.-Bezirk Köln Planungsreg. Südhessen R.-Bezirk Düsseldorf (ohne WES, E, MH, OB, DU) 165.900 ha 166.450 ha77 139.200 ha 74 104.000 ha 170.350 ha 173.800 ha78 143.500 ha 75 111.700 ha + 2,7 % + 4,4 % + 3,1 % + 7,4 % Quelle: Katasterfläche nach der tats ächlichen Art der Nutzung, Regi ostatis Auch im Vergleich des Verbandsgebiets Gesamt mit den nächst größeren Planungsregionen in Deutschland bestätigt sich die vergleichsw eise geringe Flächeninanspruchnahme. Vor allem die beiden Vergleichs-Planungsregionen in NRW zeigen von 20022009 eine deutlich höhere Zunahme der Siedlungs- und Verkehrsfläche. Die statistischen Unsicherheiten der Katasterflächenstatistik, vgl. Kapitel 4.1, müssen hier jedoch bei näheren Interpretationen berücksichtigt w erden. 4.5 Zusammenfassung Flächennutzung Über zw ei Drittel des Verbandsgebietes entfallen auf Freiraumnutzungen. Auch der Wasserflächenanteil liegt über dem Durchschnitt von Deutschland und NordrheinWestfalen. Es gibt mit rund 45.000 ha Wohnbauflächen deutlich mehr für Wohnen genutzte Flächen als gew erblich genutzte Flächen, die nur rund 22.000 ha in Anspruch nehmen. Die Einw ohnerdichte in den Wohnlagen der höher verdichteten Städte ist im Vergleich mit anderen Großstädten geringer, w as mitunter daran liegt, dass es im Verbandsgebiet kaum flächengrößere Stadtteile mit Wohngebäuden über vier Vollgeschosse gibt. Der Anteil der Gew erbeflächen ist hoch und liegt deutlich über den Vergleichsgroßstädten und -regionen. Trotz der ausgeprägten Polyzentrik ist ein zusammenhängender Verdichtungskern mit kaum w ahrnehmbaren Stadtgrenzen vorhanden. Innerhalb dieses Verdichtungskernes leben rund 65 % der Einw ohner des Verbandsgebietes. Außerhalb dieses hoch verstädterten Raumes gibt es Städte und Gemeinden, deren städtische Struktur als klassisch zu bezeichnen ist: Innerhalb des Gemeindegebietes gibt es klar abgrenzbare Ortslagen, die Stadtränder sind von Freiraumnutzungen geprägt. Rund 67 % aller Wohngebäude im Verbandsgebiet sind Ein- und Zw eif amilienw ohnhäuser, der Anteil der Geschosswohngebäude ist innerhalb des Verdichtungskernes am höchsten. Neben den meisten Wohnbauflächen liegen auch die meisten gew erbli77 31.12.2001 78 31.12.2008 110 chen Flächen innerhalb der höher verdichteten Kommunen, w o dem zufolge auch die meisten Arbeitsplätze vorhanden sind (vgl. Kap. 3). Bei den gew erblichen Flächen zeigt sich eine funktionelle städtische Gliederung bei den einw ohnerstarken Städten deutlicher als bei den kleineren Städten und Gemeinden, die vielfach eine größere Funktionsvermischung aufweisen. Er kennbar ist, dass eine geringere Siedlungsflächendichte eine höhere Verkehrsinfrastruktur mit sich bringt. Einige der gering verdichteten Kommunen haben mehr Verkehrsflächen als Wohn- und Gew erbeflächen. Flächenw andel Im Betrachtungszeitraum 1996 bis 2006 fand im Verbandsgebiet bezogen auf die in Anspruch genommene Fläche in etw a zu gleichen Teilen Gew erbe- und Wohnungsneubau statt. Auf rund 2.800 ha entstand unabhängig von der Vornutzung der Fläche Wohnungsneubau, auf rund 2.500 ha gew erblicher- und industrieller Neubau. Allein 48 % der Flächen mit Wohnungsneubau und 58 % der Flächen mit gew erblichem Neubau w urden in den höher verdichteten Städten entw ic kelt. Damit w eist dieser Raum absolut die stärkste Bautätigkeit auf. Trotz der hohen absoluten Werte ist in den höher verdichteten Städten die Wachstumsdynamik geringer als außerhalb des Verdichtungskerns w o teilw eise mehr als 10 % des gesamten Wohnbauflächenbestandes seit 1996 neu bebaut w orden sind. Im Schnitt liegt der Neubauanteil bei 6 %. Ähnliches gilt auch bei den gew erblichen Flächen, w o mit 11 % insgesamt ein höherer durchschnittlicher Anteil an Neubauflächen vorliegt als bei den Wohnbauflächen. Ursache ist möglicherweise eine anfängliche Sättigung des Wohnungsmar ktes bei bisher gleich bleibendem Gew erbeflächenverbrauch. Das durchschnittliche Grundstück und die durchschnittliche Wohnfläche pro Wohnung sind in den geringer verdichteten Kommunen größer. Insgesamt liegt die Einzelgrundstücksgröße pro Neubau-Wohngebäude – einschließlich Geschosswohngebäuden – bei rund 400 m2. Eine neue Wohnung ist im Schnitt 89 m2 groß. Der Geschosswohnungsbau hat beim Neubau eine geringe Bedeutung. Nur 14 % der zw ischen 1996 und 2006 errichteten Wohngebäude sind Geschossw ohngebäude. Für Wohnungsbau w urde überw iegend Freiraum umgew idmet. Etw a 32 % der Flächen w aren Bestandsflächen und w urden vorher bereits für Siedlungszw ecke genutzt. Insgesamt sinkt die Bautätigkeit flächendeckend. Da eine Trendänderung nicht zu erw arten ist (vgl. Kap. 2), wird die Flächennachfrage künftig überall ger inger ausfallen. In einigen Kommunen fanden vermehrt Abriss bzw. Rückbaumaßnahmen von nicht mehr vermarktbaren Wohnungsbeständen statt. Insbesondere in Nähe von Industrieanlagen w urden ganze Straßenzüge rückgebaut, ohne dass an gleicher Stelle eine Ersatzbebauung geschaffen wurde. Dieses Phänomen könnte künftig aufgrund zunehmender Leerstände deutlicher in Erscheinung treten. Die gew erblichen Entw icklungen konzentrieren sich auf einen Korridor zw is chen A40 und A 2. In den höher verdichteten Kommunen ist das durchschnittliche Grundstück größer als außerhalb des Verdichtungskernes. Insgesamt liegt die durchschnittliche neu bebaute Grundstücksgröße pro Betrieb bei rund 4.000 m2. Bei neuen Gew erbeflächen dominierte die Flächenreaktivierung. Im Schnitt konnten für 55 % der für Gew erbe in Anspruch genommenen Flächen Bestandsflächen genutzt w erden. Einige Kommunen erreichen dabei Werte über 80 %. Im Gegensatz zu den Rückgängen im Wohnungsbau findet gew erblicher Neubau bezogen auf die Flächeninanspruchnahme seit 1995 w eitgehend konstant statt. 111 Im Betrachtungszeitraum gab es mehr als 2.000 ha Rückbau von Gew erbeflächen. Dies ist nicht nur auf den Strukturw andel zurückzuführen. Die Bedürfnisse von Industrie und Gew erbe sind auch einem sich beschleunigenden Wandel unterzogen. Produktionsabläufe müssen zunehmend flexibel gestaltet sein und sich den aktuellen Bedürfnissen anpassen können. Ältere Gew erbegebiete w erden diesen Anforderungen oftmals nicht mehr gerecht79, zudem erlaubt die vorhandene Bausubstanz vielfach keine Nachnutzung. Die Branchenzusammensetzung im Neubau von gew erblichen Flächen hat sich in den letzten 15 Jahren aus verschiedenen Gründen verschoben. Während Anfang der 90er Jahre Gew erbegebiete noch - in relativ kurzer Zeit - an klein- und mittelständische Unternehmen vermarktet w erden konnten, verschob sich der Trend in den letzten Jahren in Richtung flächenintensive Logistik- und Großhandelsbetriebe. Der Handel ist der Wirtschaftszweig mit der größten Flächeninanspruchnahme bei den Neuentw icklungen 1996 bis 2006. Rund 34 % aller in Anspruch genommenen Flächen entfallen auf den Handel. Neue Handelsflächen entstanden vor allem in den einw ohnerstarken Kommunen, da Kundennähe eine w ichtige Standortvoraussetzung ist. Das 30-ha-Ziel w urde in vielem Städten und Gemeinden des Verbandsgebietes bereits erreicht. Insbesondere für neue gew erbliche Entw icklungen w urden überw iegend Bestandsflächen reaktiviert. Im Bundes- und NRW-Vergleich w ar die Neuinanspruchnahme von Freiflächen eher gering. 79 z.B. Erschließungsmängel, Abstände zur umliegenden Wohnbebauung, Gebäudesubstanz 112 5 Ausgewählte Naturpotenziale und Aspekte des Freiraumschutzes Das folgende Kapitel soll dazu dienen, ausgew ählte Naturpotenziale und Elemente des Freiraumschutzes im Verbandsgebiet zu beschreiben. Die vorliegende Deskription beschränkt sich auf die allgemeine Darstellung der naturräumlichen Gliederung, der Höhenverhältnisse, der Böden, der Oberflächenflächengew ässer sowie der Rohstoffe. Darüber hinaus w erden ausgew ählte, regional bedeutsame Aspekte des Natur- und Freiraumschutzes betrachtet. Ziel ist es, einen ersten gesamträumlichen Überblick zu geben. Eine vertiefende Analyse sämtlicher Schutzgüter 80 und ihrer Wechselw ir kungen ist integrativer Bestandteil der bei Aufstellung von Raumordnungsplänen durchzuführenden Umw eltprüfung. Im Rahmen der Aufstellung des Regionalplanes für das Verbandsgebiet sind w eitere differenzierte Darstellungen und Bew ertungen der rechtlichen und planerischen Vorgaben z.B. zum Naturschutz und zur Landschaftspflege, zur Land- und Forst- oder Wasserw ir tschaft, erforderlich. Diese kann und w ill die vorliegende Raumanalyse nicht ersetzen. Abb. 5.01: Freiraum im Verbandsgebiet Eine konzeptionelle Beschäftigung mit Themen der Freiraumentw icklung erfolgt im Rahmen der Erarbeitung des Freiraumkonzepts Metropole Ruhr des RVR. Das Freiraumkonzept soll dabei die Ziele und Maßnahmen der verschiedenen kommunalen, teilregionalen und regionalen Freiraumkonzepte vernetzen und sow eit notw endig ergänzen und in eine nach außen vermarktbare Gesamtstrategie zur Freiraumentw icklung überführen. Des Weiteren w erden Schw erpunkte für die unterschiedlichen Freiraumfunktionen dargestellt ( Naturschutz, Erholung, Gew ässerschutz, Klima etc.). Ein 80 Eine v ollständige Analyse aller relevanten Schutzgüter im Sinne der Umweltprüfung nach § 9 Abs. 1 Nr. 1-4 ROG müsste den Menschen (Gesundheit sowie Bev ölkerung insgesamt), die Tiere und Pflanzen sowie die biologische Vielfalt (auch Schutzzwecke der FFH- und Vogelschutzgebiete und gesonderte Betrachtung besonders und streng geschützter Arten), Boden und Landschaft, Wasser, Luft und Klima, Kulturgüter und sonstige Sachgüter sowie die Wechselwirkungen zwischen den genannten Schutzgütern betrachten. 113 besonderer Fokus w ird auf die Regionalen Grünzüge gelegt. Hier w ird ein Vorschlag zu deren räumlicher Abgrenzung entw ickelt, der vor allem für den neuen ,Regionalplan Ruhr’ eine w ichtige Grundlage sein w ird. 5.1 Naturräumliche Gliederung Die in Anlehnung an die vom Bundesamt für Naturschutz vorgegebene Systematik der Raumgliederung vom LANUV entw ic kelte ,Naturräumliche Gliederung des Landes NRW’ 81 fasst Teilräume zusammen, die sich vor allem aufgrund ihrer Landschaftsbeschaffenheit, der Geologie, der Boden- und Klimaverhältnisse, des Wasserhaushaltes und der potenziellen natürlichen Vegetation von angrenzenden Gebieten abgrenzen lassen. In der Gliederungssystematik w erden die ,Großlandschaften’ und die sie gliedernden ,Naturräumlichen Haupteinheiten’ unterschieden. Das Verbandsgebiet hat Anteil an drei ,Großlandschaften’82: das ,Niederrheinische Tiefland’, die ,Westfälische Bucht’ und das ,Süderbergland’. Abb. 5.02: Großlandschaften/Naturräumliche Haupteinheiten 5.1.1 Niederrheinisches Tiefland Im Westen des Verbandsgebietes befindet sich ein Teilraum der Großlandschaft des Niederrheinischen Tieflandes. Es erstreckt sich östlich und westlich des Rheins. Das Niederrheinische Tiefland grenzt im Nordosten und Osten an die Westfälische Bucht und im Südosten an das Süderbergland an. 81 82 Die Steckbriefe der Naturräumlichen Gliederung des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW wurden dem RVR 2010 zur Verf ügung gestellt. Vgl. Dr. Wolf gang Dinter (1999): Naturräumliche Gliederung, LÖBF 114 Es handelt sich um eine klar gegliederte Flussterrassenlandschaft, in deren ebenen, getreppten Terrassen es verschiedene Einschaltungen, w ie Sohlentäler, Flussauen Altstromrinnen oder den Stauchmoränenw all der Niederrheinischen Höhen gibt. Die Höhenlage beträgt fast durchgängig w eniger als 100 m ü. NN und sinkt nach Nordwesten, zur Niederländischen Grenze, auf etw a 15 m ab. Zumeist dominieren grundw assernahe, quartäre Sande und Kiese an der Oberfläche, in den Auen auch Hochflutlehm und Reste ehemals ausgedehnter Nieder moore. Bei einer mittleren Jahrestemperatur von über 9 Grad herrscht ein ausgeglichenes, atlantisch geprägtes Temperaturklima mit milden Wintern und einer langen Vegetationsperiode. Die Jahresniederschläge liegen bei 700 bis 750 mm. In der Nutzung zeigt sich im Allgemeinen ein charakteristischer Wechsel zw is chen Grünland in den Niederungen und Ackerland auf den trockeneren Lehm- oder Sandplatten. Größere Waldkomplexe, w ie z.B. der Hünxer Wald, sind nur lokal vorhanden. Sechs unterschiedliche Naturräumliche Einheiten gehören zum Niederrheinischen Tiefland: » ,Untere Rheinniederung’, » ,Isselebene’, » ,Niederrheinische Sandplatten’, » ,Niederrheinische Höhen’, » ,Mittlere Niederrheinebene’, » ,Bergische Heideterrasse’. Untere Rheinniederung Die Untere Rheinniederung erstreckt sich entlang des begradigten Rheins, nordw estlich der ,Düsseldorfer-Weseler Rheinaue’ bis jenseits der niederländischen Grenze (Millingen a.d. Rijn) und nur zu einem kleinen Anteil bei Wesel und Xanten im Verbandsgebiet. Auf einer Strecke von über 40 km Länge fällt sie von ca. 20 m NN auf ca. 10 m NN und entsprechend dem Gefälle des Rheins von 0,17 Promille auf ein Gefälle von 0,09 Promille ab. Auf dem Niederterrassenrest überwiegt die ackerbauliche Nutzung, nur stellenw eise sind auf kleineren Dünen- und Flugsandfeldern Waldflächen, hauptsächlich als Nadelforste, erhalten. Isselebene An den oberen Rheinverlauf östlich angrenzend durchfließt die Issel die ,Isselebene’ und die ,Niederrheinischen Sandplatten’. Die Issel ist ein Tieflandfluss mit kleineren Zuflüssen auf dem Weseler Kreisgebiet. Das Gew ässer w ird überwiegend von landwirtschaftlich genutzten Flächen begleitet. Es gibt in geringerem Umfang Nassabgrabungen von Sanden und Kiesen. Die von der Issel durchflossene Niederterrassenfläche der Isselebene gew innt nach Norden nicht nur an Breite, sondern fällt auch in gleicher Richtung ab. Im Verbandsgebiet gehören Stadtgebiete von Wesel, Hamminkeln und Hünxe zu dieser Haupteinheit. 115 Es herrscht ein Reliefw echsel zwischen trockeneren Hügeln und feuchten Mulden mit kleinen Mooren und Heidew eihern vor. Auf den höheren Sandflächen sind vorwiegend Kiefernw älder verbreitet. An die potenziellen Vegetationsstandorte eines trockenen Eichen-Birkenw aldes treten heute Mischw älder mit Eichen, Birken und Kiefern. Niederrheinische Sandplatten Die ,Niederrheinischen Sandplatten’ befinden sich im Nordosten der Großlandschaft des Niederrheinischen Tieflandes, an der Grenze zur Westfälischen Bucht. Die Lippe mit dem parallel verlaufenden Wesel- Datteln-Kanal durchfließt den nördlichen Teil. Die Niederrheinischen Sandplatten liegen zw ischen der unteren Emscher und der deutsch-niederländischen Grenze. Sie enthalten große, zusammenhängende Reste der Rhein-Hauptterrasse und bilden die am w eitesten nach Nordosten reichende Haupteinheit des Niederrheinischen Tieflandes. Der Bereich im Verbandsgebiet betrifft Flächen der Kommunen Bottrop, Oberhausen, Dorsten, Hünxe, Dinslaken, Hamminkeln und das Gemeindegebiet von Scher mbeck. Die sich fast 50 km w eit von Süden nach Norden erstreckenden Platten verbreitern sich von 5 km nördlich der Emscher rasch auf 10-12 km. Die Hauptterrasse sinkt dabei von 80 m über NN im Bereich der Emscher auf etwa 40 m über NN nördlich von Bocholt ab. Die Ablagerungen der alt-pleistozänen Hauptterrasse bestehen hauptsächlich aus Rheinsanden und -kiesen. Daneben sind Lehm und Ton beigemischt, die von den östlichen Nebenflüssen des Rheins herantransportiert w urden. Der starke Anteil bodenfeuchter Bereiche ist ein besonderes Kennzeichen der ,Niederrheinischen Sandplatten’. Die w eit verbreiteten Wälder zeigen mancherorts deutliche Anklänge an die, den ökologischen Bedingungen entsprechende potenzielle natürliche Vegetation, die hier w eithin durch Buchen-Eichenw älder, vor allem in der feuchten Ausbildungsform, gekennzeichnet ist. In etw as nährstoffreicheren Teilbereichen, vor allem in einigen Tälern, sind Reste von Eichen- Hainbuchenw äldern erhalten. In den feuchtesten Partien gibt es noch Bestände des Birkenbruchs und verschiedene Erlenw aldgesellschaften. Grosse Teile der Sandplatten w aren früher verheidet. Heute sind nur noch kleinflächige Heidereste erhalten. Die größten Teile der Sandplatten sind heute durch ein kleinräumiges und sehr abwechslungsreiches Mosaik von Wäldern und landw irtschaftlich genutzten Flächen mit viel Grünland gekennzeichnet. Baumgruppen und lichte Eichenhaine an den verstreut liegenden Höfen und viele Flurgehölze und Wallhecken gliedern die bäuer lich geprägten Teilbereiche. Grosse Flächen der ,Königshardter Sandplatten’ sind heute von ehemaligen Zechen, Industrieanlagen und Siedlungsflächen der Stadt Oberhausen überbaut. Lediglich am Nordrand sind kleinere, landw irtschaftlich genutzte Bereiche mit überw iegender Grünlandnutzung und größere, zusammenhängende und z. T. naturnahe Waldflächen, mit Buchen- Eichenw ald, Eichen-Hain-Buchenw ald und Erlenbruchw ald erhalten geblieben, w ie der Hiesfelder und Sterkrader Wald. Niederrheinische Höhen Die ,Niederrheinischen Höhen’ sind charakterisiert durch eine relativ steile Nord- und eine sanfter abfallende Südkante. Die von Eiszeitlichen Gletschern aufgeschobenen Stauchw älle bestehen vornehmlich aus Kiesen und Sanden der unteren Mittelterrasse des Pleistozäns mit eingelagerten Sedimenten und Geschiebemergelresten. Sie bilden einen geschlossenen Höhenzug, der in einem kleineren Teil den w estlichen Rand des Verbandsgebietes mit Teilen der Kommunen Sonsbeck, Alpen, Xanten und Kamp-Lintfort, darstellt. Im Südosten befinden sich der Hees bei Xanten und die Bönninghardt. 116 Die von Trockentälern stark zergliederte Bönninghardt erstreckt sich in einer durchschnittlichen Höhe von 50 m NN über eine Länge von 12 km von NW nach SO. An Stauchw allresten83 im SO befinden sich steile Randkanten mit Fliesserdestreifen im Hangfußbereich. Sander 84, die von Flugdecksanden überdeckt sind, kommen im mittleren und w estlichen Teil vor. Größere Bereiche sind noch heute von Wäldern bedeckt, meist Nadelholzforsten. Teilflächen der mittleren und w estlichen Bönninghardt sind ackerbaulich genutzt. Südlich von Xanten liegt der Stauchw allrest der Hees als kleiner isolierter Rest des Höhenzuges. Mit durchschnittlich 70 m Höhe w ird er stark von Kerbtälern gegliedert und von Flugdecksanden überlagert. Der Hees ist heute stellenw eise land-, vor allem aber forstwirtschaftlich genutzt. Der überw iegende Teil ist von Mischw äldern bedeckt. Auf dem Hees befinden sich römische Abgrabungen. Mittlere Niederrheinebene Die ,Mittlere Niederrheinebene’, die in ihrer gesamten räumlichen Ausdehnung im Regierungsbezirk Düsseldorf liegt, setzt sich aus den Niederterrassenebenen beidseits des Rheins und der zentral darin eingesenkten, verbreiterten Rheinaue zusammen. Diese stellt den größten Flächenanteil des Verbandsgebietes im Niederrheinischen Tiefland dar: in Teilbereichen von Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Alpen, Kamp-Lintfort, Wesel, Dinslaken, Sonsbeck, Hünxe und Duisburg und die kompletten Stadtgebiete von Rheinberg, Moers, Neukirchen-Vluyn und Voerde (Niederrhein). Die durchschnittlich 5 km breite ,Düsseldorf-Duisburger Rheinaue’ lässt sich in einen periodisch überfluteten Auenbereich und eine durch Deiche vor Hochw asser geschützte Inselterrassenstufe unterteilen. Innerhalb der Aue fließt der im Mittel etw a 350 bis 400 m breite Rhein in w eit ausgezogenen Windungen und Schlingen zw ischen befestigten Ufern mit geringem Gefälle und unter Sandstrandbildung. Als Zeugen der häufigen Laufverlegungen des Rheines finden sich in der Aue zahlreiche, abgeschnürte, heute trocken liegende Altrheinschlingen, Altw asserarme und buchtförmig in die Niederterrasse eingeschnittene alte Uferkonkaven. Nur kleinflächig sind in der periodisch überfluteten Rheinaue Reste naturnaher Auenw älder erhalten geblieben. Der Bereich w ird heute überw iegend landw irtschaftlich genutzt, w obei Wiesen und Weiden, z. T. durch kleinere Pappelgehölze, Hecken, Baumreihen und Kleingew ässer gegliedert, vorherrschen. Höher liegende Inseln, die jedoch rechtsrheinisch einen nur geringen Flächenanteil einnehmen, w erden auch ackerbaulich genutzt, w odurch es zu starken Bodenerosionen und Ernteausfällen bei extremen Hochw ässern kommen kann. Der Landschaftsraum innerhalb der überflutungsfreien Rheinaue w ird durch die hohe Siedlungsdichte, z.B. in Duisburg und die intensive Ackernutzung auf den produktiven ,Braunen Auenböden’ 85 geprägt. In der fast völlig ausgeräumten Landschaft tritt die naturnahe Gehölzvegetation mit überw iegend Flattergras-Buchenw ald oder Buchen-Eichenw ald nur noch in kleinflächigen Resten auf. Charakteristisch sind auch die ausgeprägten Garten- und Feldkulturen. Grünlandnutzung findet lediglich im Übergang zu tiefer liegenden Einheiten oder in Hofnähe statt. Die ,Rechtsrheinische Niederterrassenebene’ w ird bestimmt durch die ,DüsseldorfDuisburger Rheinebene’ zw ischen der Düssel und der Ruhr und dem ,Ruhr-EmscherMündungsgebiet’. Die Bereiche der Ruhr- und Emscher mündungen in Oberhausen, 83 84 85 Bezeichnung f ür eine Stauchendmoräne, die beim Vorrücken des Eises (Gletscher oder Eisschild) durch Zusammenschieben des vor dem Eisrand liegenden Materials entsteht. Bezeichnung f ür Sand- und Schotterf lächen, die durch Schmelzwässer v or der Endmoräne von Gletschern abgelagert wurden. Der Braune Auenboden ist ein Bodentyp (Vega), der aus sedimentiertem braunem Ausgangsmaterial im regelmäßig überfluteten Auenbereich von Flüssen entstanden ist (v gl. 5.3); dort werden die prägenden Bodenty pen im Verbandsgebiet beschrieben und dargestellt. 117 Duisburg und Mülheim an der Ruhr sind zu einem großen Teil baulich überformt. Größere Wiesen und Weiden befinden sich unmittelbar am Rhein und südlich von Alstaden als vorw iegende Überschw emmungsbereiche der Ruhr. Auch die ,DüsseldorfDuisburger Rheinebene’ ist durch einen hohen Siedlungsanteil gekennzeichnet. Daneben fallen die zahlreichen Restseen der Kiesabgrabungen auf. Zw ischen der großflächigen Bebauung liegen landw irtschaftlich genutzte Resträume, in denen sich lehmige und sandige Terrassenbereiche abw echseln. In den zahlreichen grundw asserbeeinflussten Altstromrinnen, die als schw ach eingetiefte Rinnen mit ebenem Talboden die Niederterrasse zerschneiden, bzw. in den größeren und schwach reliefierten Niederungen, prägt ein oft kleinräumiger Wechsel zw ischen Grünland, Acker und Waldparzellen das Landschaftsbild. Bergische Heideterrasse Die über w eite Teile von Flugsand bedeckten Kies- und Sandterrassen der ,Bergischen Heideterrasse’ erstrecken sich am Fuß des Bergischen Landes über etw a 80 km Länge von der unteren Sieg bis zur Ruhr mündung. Im Grenzbereich Mülheim an der Ruhr/Duisburg befindet sich der kleine Anteil im Verbandsgebiet. Die Flugsande verw ittern zu nährstoffarmen, anlehmigen Sandböden, die landw irtschaftlich w enig ergiebig sind. Daher findet man ausgedehnte Wälder, w ie den großen, zusammenhängenden Waldbereich (Duisburger Stadtw ald/Broich-Speldorfer Wald), der mit seinen Hangquellen und Bachtälern, dem Teilraum seine besondere Prägung gibt. 5.1.2 Westfälische Bucht Die ,Westfälische Bucht’ deckt einen großen Teil des nördlichen, östlichen und zentralen Verbandsgebietes ab. Sie ist eiszeitlich überformt und besteht, mit Ausnahme der Sandhügelländer der Hohen Mar k, Haard und Borkenberge, aus einer überw iegend ebenen bis flachwelligen Landschaft mit durchschnittlichen Meereshöhen zw ischen 40 und 100 m. Der kreidezeitliche Untergrund erreicht jedoch an vielen Stellen die Oberfläche, so in den aus Halterner Sanden aufgebauten Borkenbergen, der Haard und der Hohen Mark. Die eiszeitlichen Deckschichten w echseln zw is chen meist grundw assernahen Sanden im Westmünsterland und mehr oder w eniger staufeuchten Lehmen im Kernmünsterland. Im Westen sind auch größere, aber entw ässerte Hochmoorkomplexe vorhanden. Der im Westen deutlich atlantische Charakter des Klimas schw ächt sich nach Osten hin ab. Die Jahresniederschlagssummen liegen im Allgemeinen zw ischen 700 und 800 mm. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt über 9 Grad. Neben den Zentren der Großstädte, die sich in dieser Großlandschaft im Kern des Ruhrgebietes befinden, w ird die Westfälische Bucht überw iegend agrarisch genutzt. Dabei nimmt in den Sandgebieten das Grünland noch größere Flächenanteile ein, während in den Lehm- und Lössgebieten das Ackerland dominiert. Der Waldanteil ist allgemein gering, das Kulturland von Feldgehölzen, Wallhecken und Ufergehölzen durchsetzt, so dass es die typische Münsterländer Par klandschaft w iderspiegelt. 118 Die Westfälische Bucht gliedert sich in fünf Naturräumliche Einheiten: » ,Westmünsterland’, » ,Kernmünsterland’, » ,Emscherland’, » ,Hellwegbörden’, » ,Westenhellweg’. Westm ünsterland Aufgrund der vorherrschend sandigen Böden w ird es auch als ,Sandmünsterland’ bezeichnet. Die Landschaft ist im Wesentlichen durch sandige Talebenen und Niederungen sow ie sandreiche Geschiebelehmplatten bestimmt. Im Teilraum des Verbandsgebietes im Bereich der Städte Haltern am See, Oer- Erkenschw ic k, Datteln, Marl und Dorsten befinden sich im Süden die Sandhügelländer der Hohen Mark, Haard und Borkenberge. Neben einer intensiven, landw irtschaftlichen Nutzung besteht aufgrund der sandigen und nährstoffarmen Böden ein hoher Waldanteil, w ie z.B. die Haard oder Hohe Mar k zeigen. Eine besondere auch hydrogeologische Bedeutung haben die Halterner Sande. Die feineren Staubablagerungen des Lösses sind nur bei Haltern großflächiger verbreitet. Hier liegen die Sandhügelländer der Hohen Mark, der Borkenberge und der Haard. Das zentrale Hügelland der Hohen Mark ist bis zu 146 m hoch. Es w ird durch zahlreiche Trockentäler gegliedert, läuft flachwellig aus und w ird in den Randbereichen von Geschiebelehmen, Flug- und Dünensanden überlagert, im Randbereich in abflusslosen Senken konnten so kleine Heidew eiher oder -moore entstehen. Die flachen Rücken und trockenen Platten w erden hier durch verfestigte Bänke innerhalb der Halterner Sande bedingt. Sie ragen 10-20 m über ihr Umland auf. Die Borkenberge mit bis zu 134 m stellen die ,bergigste’ For m der Sandhügellandschaften dar. Die auftretenden Rücken w erden teilw eise von Steilhängen mit z. T. mehr als 20 Grad Neigungsw inkel begrenzt. Sie führen zu oft 30-50 m tief eingeschnittenen Trockentälern hinab, im Randbereich der Borkenberge bestehen auch bis zum Grundw asserspiegel herabreichende Mulden mit Heidemooren. Südlich der Lippe liegt die Haard, sie w eist ein grundsätzlich ähnliches Gepräge w ie die Hohe Mark auf. Die Kuppe des Stimberges ist mit dem Stimbergquarzit mit 156 m die höchste Erhebung des gesamten Naturraums. Im Westteil kommen Dünen vor. Das Halterner Tal ist eine zw is chen den Sandhügellandschaften gelegene breite Talung von Lippe und Stever. Die Lippe besitzt hier eine durchschnittlich 1 km breite Aue, in der der Fluss unter Hinterlassen von Altar men mäandriert. Die angrenzenden Niederterrassenflächen der Lippe liegen ca. 4 m höher. Im Stevertal befinden sich die beiden Stauseen von Haltern und Hullern. Für die Sandhügelländer und teilw eise auch für die nicht von Grund- oder Stauw asser beeinflussten Dünenlandschaften, ist die natürliche potenzielle Vegetation der trockene Eichen-Buchenw ald bzw . der trockene Eichen-Birkenw ald. Die dort besonders für den Bergbau angepflanzten Nadelhölzer (sog. Stempelholz) werden allmählich w ieder durch Laubbäume ersetzt. Diese großen Waldflächen besitzen einen hohen Erholungsw ert. Weitere Wälder liegen dort, w o die vorhandenen Böden keine landw irtschaftliche Nutzung zulassen, teilw . 119 als Bruchlandschaften. Ansonsten verleihen kleinere Waldparzellen, Hecken, Gebüsche, Gehölzstreifen an Bächen und Gräben und die Baumgruppen an den verstreut liegenden Höfen der Landschaft einen parkähnlichen Charakter. Kernm ünsterland Das Kernmünsterland entspricht dem nordöstlichen Teil der Westfälischen Bucht und ist Teil der durch basenreiche Substrate geprägten Moränen- und Terrassenlandschaften in Westdeutschland. Die Naturraumeinheit w ird im Verbandsgebiet im Süden durch die Flusslandschaft der Lippe geprägt und betrifft die Städte Hamm, Werne, Lünen und Selm sow ie kleine Anteile von Waltrop und Datteln. Die nördlich der Lippe gelegenen ,Lipper Höhen’ sind ein niedriges bis bergiges Hügelland. Nach Norden fällt es allmählich ab und geht in ein flachw elliges Hügelland über. Im Raum Werne ist das Gelände hingegen w ieder deutlich bew egt und besitzt stärkere Reliefenergie. Die Unterschiede ergeben sich aus den quartären Deckschichten herausragender Kreidegesteine mit härteren Kalksandsteinen. Das ,Mittlere Lippetal’ ist ein durch den Fluss geprägter Naturraum. Im Osten ist der Talraum deutlich eingeschränkt, die holozäne Aue w ird dort von jungpleistozänen86 Uferw ällen begleitet. Weiter östlich w ird die Lippeaue immer breiter. Der Fluss mäandriert stark und hinterlässt hierbei häufig Altarme. Streckenw eise wurde die Lippe begradigt. Der Fluss w ird randlich von den Terrassenkörpern der Niederterrasse begleitet; besonders südlich von Hamm ist diese Terrassenfläche sehr breit. Der Terrasse sind gelegentlich Dünensande aufgelagert. Die natür liche Vegetation des Kernmünsterlandes sind der artenreiche HainsimsenBuchenw ald, der Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenw ald, der Perlgras-Buchenwald, der feuchte und trockene Eichen-Buchenw ald, der Eichen-Auenw ald und der artenarme Sternmieren-Stieleichen- Hainbuchenw ald. Die ehemals vorhandenen Wäler sind schon zum großen Teil seit alters her gerodet, an ihrer Stelle trat die für das Münsterland so charakteristische Parklandschaft mit kleineren Waldparzellen, Hecken, Gebüschen, Gehölzstreifen an Bächen und Gräben sow ie Baumgruppen an den verstreut liegenden Höfen der Landschaft. In den letzten Jahrzehnten ist diese Kulturform durch agrarstrukturelle Veränderungsprozesse, wie großflächigere, landwirtschaftliche Flächen mit intensiver Bew irtschaftung, in ihrem Bestand gefährdet. Die Hauptnutzung ist das Weide-Grünland, aber auch Ackerflächen sind verbreitet. Em scherland Das Gebiet des Emscherlands umfasst den südwestlichen Teil der Westfälischen Bucht und entspricht im Wesentlichen dem Bereich zw ischen Emscher und Lippe. Südlich grenzt das ,Emscherland’ an die Landschaft des Westenhellw egs. Viele Städte des nördlichen und mittleren Verbandsgebietes haben Anteil an beiden Naturräumen. Städte des Emscherlands sind Oberhausen, Bottrop, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Waltrop, Castrop-Rauxel, Herten, Recklinghausen, Datteln, Marl, Gladbeck, Oer- Erkenschw ick sow ie Lünen. Der Naturraum w ird maßgeblich durch w est-ost-orientierte Strukturelemente, w ie Höhenrücken und Talniederungen, bestimmt. Das Emscherland ist eine flache, w est-ostgerichtete, bis 10 km breite, mit Niederterrassensedimenten erfüllte Talung. Die eigentliche Emscherniederung, in der die Emscher noch zu Beginn des Jahrhunderts frei mäandrierte, ist bis 5 km w eit. Die Reste der alten Flussw indungen sind stellen86 Das Jungpleistozän (auch Oberes Pleistozän) ist der jüngste und zugleich kürzeste Abschnitt des Pleistozäns. Es begann vor 127.000/ 126.000 Jahren und endete vor ca. 11.000 Jahren mit einer globalen Erwärmung, dem Holozän, das bis heute andauert. 120 weise noch anhand kleiner Terrassenkanten erkennbar. Sie w erden von mehreren Nebenbächen zerschnitten. Bedeutendster Nebenbach ist die Boye. Teilw eise ist die Landschaft stark anthropogen überformt, z.B. durch die Anlage von Bergehalden, Deponien, Aufschüttungen aus Schutt und Bodenaushub, Strassen- u. Kanalbau. Die Entw ässerung ist im Wesentlichen auf die Emscher gerichtet, nur nördlich des Vestischen Höhenrückens fließen die Bäche direkt der Lippe zu. Die Emscher und ihre Nebenbäche sind seit der Gründung der Emschergenossenschaft kanalisiert und begradigt w orden. Die vom Bergbau verursachten Geländesenkungen haben das Vorflutersystem nachhaltig gestört, teilw eise muss das Einzugsgebiet der Emscher durch Pumpstationen künstlich trocken gehalten w erden. Ein naturnaher Umbau des Emschersystems w urde in Teilen bereits durchgeführt bzw . ist in der Planung und Umsetzung (vgl. Kap. 8). Dieser Teilraum ist dichter besiedelt. Städte- und Straßenbau, Industrie- und Bergbauanlagen und zuvor die landw irtschaftliche Nutzung, haben die natürlichen Waldbestände stark reduziert. Entlang des Emschertales sind z. T. noch größere Waldkomplexe erhalten. Ein Teil der alten Bruchw älder hat die Industrialisierung als Teil der ,Regionalen Grünzüge’ überdauert. Der Norden des Emscherlands ist vielfach landw irtschaftlich genutzt, gelegentlich sind dort auch kleine Waldparzellen zu finden. Forstgebiete sind überw iegend durch Buchenbestände gekennzeichnet. Hellwegbörden Die ,Hellw egbörden’ bilden den südlichen und südöstlichen Teil der Westfälischen Bucht. Das Verbandsgebiet stellt mit Stadtteilen von Dortmund, Herdecke, Hamm, Bergkamen, Fröndenberg/Ruhr und Schw erte sow ie den Kommunen Holzw ickede, Unna, Bönen und Kamen den Teilraum der Hellw egbörden dar. Das breit angelegte Hellw egtal ist im Westteil durch Lössaufwehungen, die bestehende Geländeunterschiede zum größten Teil nivellieren, bis auf w enige Bodenw ellen w eitgehend eben bis flachw ellig ausgebildet. Es w ird von den wasserreichen Nebenflüssen der Lippe Seseke und Ahse durchflossen. Das im Nordw esten an das Hellw egtal anschließende ,Kamener Hügelland’ liegt ca. 20 m höher. Typische Waldart für die oberflächennah anstehenden Kreidekalke ist der Perlgras-Buchenw ald und zum Teil in der Unterbörde Sternmieren-StieleichenHainbuchenw ald und Eichen-Buchenw ald im Wechsel und der artenar me Sternmieren-Stieleichen-Hainbuchenw ald. Diese ursprünglich natür liche Vegetation ist w eitestgehend verdrängt. Die Lössbörden sind altes Siedlungsland mit ersten Siedlungsspuren bereits aus der Jungsteinzeit und heute aufgrund der intensiven Landnutzung typische Agrarsteppen. Größere Wälder sind nur noch im Bereich der ,Witten Hörder Mulde’, im Bereich des ,Haarkammes’ und der ,Unterbörde’ bei Bergkamen vorhanden. Das Hellw egtal w ird zum größten Teil als Grünland, das Kamener Hügelland als Agrarland genutzt. Die teilw eise salzhaltigen Hellw egquellen hatten früher eine große Bedeutung, so z.B. die Salinen bei Unna. Das Kamener Hügelland ist ursprünglich altes Bauernland, später wurden hier auch Bergarbeitersiedlungen errichtet. Der w estliche Teil im Bereich Dortmund-Kamen-Unna ist altes Bergbaugebiet und entsprechend dichter besiedelt. Westenhellweg Der Westenhellw eg ist ein Naturraum am Südrand der Westfälischen Bucht. Er ist die westliche Fortsetzung der Hellw egbörden und umfasst das Gebiet entlang der alten Hellw egstädte Essen und Bochum. Anteil an diesem Naturraum haben auch die Ge- 121 biete der Städte Bochum, Dortmund, Essen, Witten, Castrop-Rauxel, Herne, Gelsenkirchen und Mülheim an der Ruhr. Als eine leicht gew ellte, lössbedeckte Fastebene sinkt der Westenhellw eg von Süden nach Norden von 120 auf 60 m allmählich ab. Die Entw ässerung ist meist nach Norden zur Emscher gerichtet. Die ursprünglichen Wälder w urden früh durch bäuerliche Neusiedlung und spätere, dichte städtische und industrielle Bebauung verdrängt. Nur vereinzelt liegen Reste landw irtschaftlicher Nutzung im Südw esten von Essen, im Nordw esten von Dortmund, im Osten von Herne und im Südosten von Mülheim an der Ruhr. 5.1.3 Süderbergland (Bergisches Land, Sauerland) Das Süderbergland prägt den südlichen Teil des Verbandsgebietes und ist durch die Vorherrschaft von geschieferten Sand- und Tonsteinen sow ie Grauw acken gekennzeichnet. Kalke befinden sich nur in den Massenkalkzügen. Die Geländehöhen steigen vom südlichen Verbandsgebiet bis auf über 800 m Meereshöhe im Rothaargebirge an. Hohe Niederschläge von meist über 1000 mm im Jahr kennzeichnen das Klima ebenso w ie die niedrigeren Jahrestemperaturen. Das Süderbergland lässt sich als großes, relativ einheitliches Waldgebirge charakter isieren. Die ehemals vorherrschende Buche ist hier weitgehend durch die Fichte ersetzt worden. Die Talböden stehen, dort wo sie nicht durch Besiedelung w ie im Tal der Ennepe oder im Hagener Talkessel charakterisiert sind, zumeist unter Grünlandnutzung. Unter vorw iegend kulturhistorischen Gesichtspunkten erfolgte eine Untergliederung der Großlandschaft in die Teilräume Bergisches Land und Sauerland. Drei Naturräumliche Haupteinheiten gehören im Verbandsgebiet zur Großlandschaft des Süderberglandes: » ,Bergisch-Sauerländisches Unterland’, » ,Bergische Hochflächen’, » ,Märkisches Oberland’. Bergisch-Sauerländisches Unterland Die Morphologie des ,Bergisch-Sauerländischen Unterlandes’ w ird maßgeblich durch den geologischen Untergrund, die Tektonik des Geländes und das Vorzeitenklima bestimmt: Hauptterrasse 100 - 120 m über heutigem Rheintal, ältere Terrassen steigen nach Osten bis auf 200 m empor. Im Verbandsgebiet befinden sich Stadtgebiete von Bochum, Dortmund, Essen, Mülheim an der Ruhr, Herdecke, Schw erte, Witten, Hagen, Schw elm und ganzheitlich Hattingen, Sprockhövel, Wetter (Ruhr), Gevelsberg in dieser naturräumlichen Einheit. Im ,Schichtrippenland’ südlich Hattingen ist die tektonisch bedingte lebhafte Gliederung in Höhenrücken und Senken besonders ausgeprägt. Es w echseln dort jew eils lang gestreckte und schmale bew aldete Rücken (sog. ,Eggen’ aus Karbon Sandstein bzw . -grauwacken) und dazw ischen liegende gerodete Senken mit Weideland miteinander ab. Von den Hauptbächen w erden die Eggen durchbrochen. 122 Das im Norden gelegene Ruhrtal ist ein w indungsreiches Flusstal, das in die angrenzenden Hochflächen bis zu 90 m tief eingesenkt ist. Die Talhänge sind durch Terrassen deutlich gegliedert. Die Ruhraue ist 500-800 m breit, darin hat sich der Fluss nochmals um 2-3 m eingeschnitten. Nördlich der Ruhr liegt das Ardey-Gebirge. Die Kuppenregion ist leicht w ellig ausgebildet und bew aldet. Nach Süden fällt der Ardey um 150 m steil mit teilw eise mehr als 40 Grad Gefälle ab. Die Wasser führenden Nebentäler, z.B. der Ennepe und Volme, bilden den Übergang in das Bergische Land und Sauerland. Die natürliche potenzielle Vegetation ist durch die für Mittelgebirge typische Waldgesellschaft aus artenarmen und artenreichen Hainsimsen-Buchenw ald, stellenw eise Per lgras-Buchenw ald, den artenreichen Sternmieren-Stieleichen- Hainbuchenw ald und dem Flattergras-Buchenw ald vertreten. Wälder kommen heute noch besonders an den für die Landw irtschaft ungeeigneten Steilhängen der Flüsse und Bäche vor. Die lössbedeckten Flächen unterliegen einem intensiven Ackerbau, auch ansonsten herrscht Felderw irtschaft und weiter östlich im Ruhrtal die Grünlandnutzung vor. Das Bergisch-Sauerländische Unterland ist die ,Wiege’ des Steinkohlenbergbaus im Verbandsgebiet. Die ersten Abbaue folgten den in den Hängen des Ruhrtals ausstreichenden Kohleflözen, den ,Sprockhöveler Schichten’. Bergische Hochflächen Der gesamte Naturraum erstreckt sich über einen größeren Bereich vom Rhein hin ins Bergische Land. Davon befindet sich ein kleiner Anteil in Schw elm und Ennepetal im Verbandsgebiet. Die Bergischen Hochflächen stellen sich als sanft-hügelige, parkähnliche Landschaft mit einem kleinteiligen Wechsel von land- und forstwirtschaftlichen Flächen dar; zentrales Fließgew ässer ist die Wupper. Charakteristisch sind die noch w eitgehend erhaltenen Terrassen- und Altflächenreste. Das angrenzende Tal der Wupper ist in w eichere Tonsteine eingebettet. Die übrigen Gew ässer insbesondere die Ennepe besitzen Kerbtäler. Die ,Bergischen Hochflächen’ gehören mit zum Bergischen Blei-Zink- Erzbezirk. Der bereits seit dem 15. Jh. dokumentierte Bergbau w ar die Grundlage für die hiesige Metallverarbeitung und die industrielle Entw icklung dieser Region. Ansonsten herrschen bäuerliche Streu- u. Einzelsiedlungen vor. Zahlreiche Bergbaurelikte (Halden, Stollen, Schachtanlagen) sow ie auch alte Hammerw erke an den Flüssen und größeren Bächen zeugen heute noch von der ehemaligen Erzgew innung und -verarbeitung. Märkisches Oberland Das ,Märkische Oberland’ umfasst auch große Bereiche des Sauerlandes und stellt sich im Verbandsgebiet in Breckerfeld, Ennepetal und Hagen dar. Entlang den tief eingeschnittenen Tälern von Volme und Lenne mit ca. 200 bis 300 Metern, sind steile Böschungen über 20 Grad, scharf zugeschnittene Hangsporne, flach gründige Böden, Hangschuttbildungen am Hangfuß, wechselnd breite Talsohlen mit deutlichem Gefälle, starke Taleinengungen und ebenfalls z. T. tief eingeschnittene Seitentäler zu finden. Westlich der Volme liegt die ,Breckerfelder Hochfläche’. Es ist eine sanft gewölbte, wellige Fläche, die von den Schluchttälern der Heilenbecke, Ennepe und Volme stark aufgelöst w ird und zahlreiche Dellen und Quellmulden besitzt. Nordöstlich schließen die ,Hagener Randhöhen’ an. Als Besonderheit findet sich bei Ennepetal- Milspe in einer Kalkeinlagerung Deutschlands größte Naturhöhle, die Kluterthöhle. Die natürliche potenzielle Vegetation ist der artenar me und artenreiche HainsimsenBuchenw ald. Die Braunerden aus Kalkgesteinen sind Standort des nur kleinflächig 123 vertretenen Perlgras-Buchenw aldes. Die Berglandtäler w erden vom StieleichenHainbuchen-Auenw ald einschließlich Bach und Fluss begleitender Erlenw älder eingenommen. Heute sind die Laubw älder häufig durch Fichtenforste ersetzt. Grosse Teile sind bew aldet. Jedoch sind die Hochflächen teilw eise schon seit alters her gerodet und w erden heute zum überw iegenden Teil als Grünland, für die Futterbauw irtschaft u. Milchviehhaltung, landw irtschaftlich genutzt. Die Täler sind Standorte der größeren Siedlungen, ebenso w ie die alten Rodungsflächen auf den Hochflächen. Die Wasserkraft der Flüsse w ar u.a. Grundlage der Märkischen Eisenindustrie (Hammerw erke). Ebenso stellen die Täler w ichtige Verkehrstrassen dar. Die devonischen Sandsteine und Grauw acken w erden in zahlreichen Groß-Steinbrüchen gewonnen. 124 5.2 Orografie Als Übergangslandschaft zw is chen den Geesten im Norden und dem Rand des Rheinischen Schiefergebirges im Süden ist das Verbandsgebiet durch stark w echselnde Höhenlagen gekennzeichnet. Der tiefste Punkt liegt mit 13 m ü. N.N. in Xanten. Von hier aus erfolgt ein in südlicher und östlicher Richtung verlaufender, stufen weiser Geländeanstieg. Der Wengeberg (442 m ü. N.N.) in Breckerfeld markiert die höchste Erhebung des Verbandsgebiets. Weite Teile des Verbandsgebietes sind durch die Gew ässersysteme von Rhein, Ruhr und Lippe geprägt, die sich in die sandigen Deckschichten eingeschnitten und dort zur Terrassenbildung beigetragen haben. Durch glaziale Überformung entstand eine flachwellige und kuppige Oberfläche. Im nördlichen Verbandsgebiet stechen einzelne Erhebungen hervor. Den höchsten Punkt mar kiert mit 156 m der Stimberg in der Haard, gefolgt vom Waldbeerenberg mit 146 m in der Hohen Mark. Dagegen hat das südliche Verbandsgebiet ein ausgeprägtes und sehr dynamisches Geländerelief, das sich durch Höhenrücken und Kuppen entlang der Ruhr sow ie durch die von Ennepe, Volme und Lenne geprägten Mulden- und Schluchttäler auszeichnet. Neben den Ausläufern des ‚Haarstrangs’ formt der Höhenrücken des ‚Ardey’ den Raum nördlich der Ruhr. Weiter südlich w ird das Verbandsgebiet topografisch durch die Ausläufer des Bergischen und Märkischen Landes bestimmt. Abb. 5.03: Geländehöhen im Verbandsgebiet 125 5.3 Böden Als Boden bezeichnet man die belebte oberste Schicht der Eroberflächen, die durch Boden bildende Prozesse geprägt ist. Die Bodenbildung w ird durch die Faktoren Ausgangsgestein, Relief, Edaphon (die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen), Wasser und anthropogene Aktivität gekennzeichnet. Die Beschaffenheit des Bodens ist ein w esentlicher Faktor für die jew eilige natürliche Vegetation und die anthropogene Nutzung. 87 Je nach Zusammensetzung, Entstehung und geologischem Alter w erden verschiedene Bodentypen unterschieden. Insgesamt herrschen im Verbandsgebiet vor allem Braunerden und Parabraunerden vor, w obei durch das Kleinrelief bedingt lokal gesehen auch andere Bodentypen (z.B. Moorböden) vorkommen. Insbesondere in den Überschw emmungsbereichen der Flüsse und hier besonders des Rheins herrschen Auenböden (v.a. Vega) vor. Gleye, Pseudogleye und Podsole gehören zu den vorw iegenden Bodentypen des nördlichen Verbandsgebietes. Hier finden sich auch die anthropogen geprägten Eschböden (vgl. Abb. 5.04). Ein Großteil der heutigen Böden ist durch eine bauliche Nutzung und Versiegelung sow ie eine w eitgehende anthropogene Überformung (z.B. Deichbau) beeinflusst, sodass die in Tab. 501 dargestellten Merkmale nur noch in w enigen Breichen, in denen naturnahe Böden vorkommen, vorzufinden sind. Abb. 5.04: Vorwiegende Bodentypen Tabelle 5.01 beschreibt die w ichtigsten Merkmale und Nutzungseigenschaften der Bodentypen. 88 87 88 Vgl. Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein Westfalen [Hrsg.] (2009): Umweltbericht 2009. Düsseldorf. S. 387. Vgl. ebd., S. 388. 126 Tabelle 5.01: Merkmale und Nutzungseigenschaften der vorwiegenden Bodentypen des Verbandsgebietes Name Merkmale Nutzungseigensch aften Braunerde Aus leic ht verwitterten Sillikatgesteinen, mittlerer Nährstoffreichtum Aus entkal kten Mergeln, Lehmen oder sandigen Lehmen, nährstoffreich Wald, Grünl and, bei ausreichender Düngung und Wasserzufuhr auch Ac ker Parabr aunerden Podsole Eschböden Auenböden Pseudogley Gley Moorböden Fruchtbar, Ac ker bau Aus sauren Sanden, nährstoffarm, u.a. durch Früher Heidewirtsc haft, schl echt- wüc hsige Jahrhundertem langes Abtragen der Humus- Eichen-Bir ken-Wäl der, heute bei Düngung, Kal kung u. z.T. künstlicher Bewässerung schicht z ur Düngergewi nnung (Plaggenhieb) ackerfähig Durch Jahrhunderte l ange Bewirtsc haftung Durch den Mensc hen geschaffene Ac keraus Heideböden entstanden, tiefgründige standorte i n nährstoffar men Sandl andschafhumose Böden ten Periodisch überflutete Böden der Flusstäler, Ursprünglich bewaldet, s ehr gute Grünlandstandorte, nach Ei ndeichung auc h gute Anährstoffreich ckerstandorte Geprägt durch Wechsel von Staunäss e und Typisc he Gr ünland- und Waldstandorte Austroc knung Böden der Niederung mit Grundwasser- Grünland, Bruchwal d, heute nac h künstliFlurabständen z wischen 80 und 100 c m, bis cher Grundwass erabs enkung vielfach a30 c m Torfaufl age cker baulich genutzt Dauerhaft vernässt, geringe Nährstoffnachlie- Früher nic ht kultivi ert, heute nac h Entwäss eferung, über 30 c m T orfauflage rung Grünland oder Moor wälder Quelle: MUNLV 127 5.4 Oberflächengewässer Im Folgenden w erden die bedeutenden Oberflächengew ässer im Verbandsgebiet skizziert. Auch wenn der Schw erpunkt des Kapitels den naturräumlichen Bezügen gilt, kann man bei der Darstellung der Fließgew ässer ihre Funktion als Wasserstraßen nicht unberücksichtigt lassen, da diese z.T. starke Auswirkungen auf das natürliche Ökosystem haben. Zu den jew eiligen Gew ässern gibt es daher neben der naturräumlichen Beschreibung kurz angerissene Hintergrundinformationen. Auf folgende regional bedeutsame Oberflächengew ässer wird textlich eingegangen: » Flüsse: Rhein, Ruhr, Lippe und Emscher » Kanäle: Wesel- Datteln-Kanal, Datteln- Hamm-Kanal, Rhein- Herne-Kanal und Dortmund- Ems-Kanal » Stehende Gew ässer (Seen): Ruhrstauseen, Talsperren und sonstige stehende Gew ässer (Abgrabungsgew ässer) mit einer Größe von über 90 ha Das Verbandsgebiet verfügt über einen hohen Wasserflächenanteil Das Verbandsgebiet hat mit 3 % im Verhältnis zum NRW-Schnitt mit 2 % einen höheren Anteil an Wasserflächen (vgl. Kap. 4; Tab. 4.04, 4.05). Zu den Oberflächengew ässern zählen neben dem Hauptfluss Rhein u.a. die Nebenflüsse Lippe, Emscher und Ruhr sow ie die kleineren Nebenflüsse der Ruhr, Lenne, Volme und Ennepe und die Ahse, Seseke und Stever als Nebenflüsse der Lippe. Während die Flüsse eine hohe Bedeutung für die Naturentw icklung und die Trinkwassergewinnung aufweisen, haben die Kanäle heute einen hohen Stellenw ert als Freizeit- und Er holungsachsen, u.a. durch die begleitenden Rad- und Fußw ege und den Sportboottouris mus. Weitere Nebenflüsse der Fließgew ässer, umfangreiche Bachsysteme sow ie eine Vielzahl an stehenden Gew ässern tragen weiter zu dem überdurchschnittlichen Anteil an Wasserflächen bei. Flüsse: Prägende Landschaftselemente für das gesam te Verbandsgebiet Der Siedlungsraum des Verbandsgebietes w ird durch die Fließgew ässer in w eiten Teilen geprägt. Allein der Rhein durchzieht mit seinen angrenzenden Auen mit bis zu 2.000 m Breite als das Wesentliche lineare Element das Verbandsgebiet von Süden nach Norden. Weitere drei Hauptnebenflüsse Lippe, Emscher und Ruhr durchziehen mit jew eils eigener Charakteristik annähernd parallel das Verbandsgebiet von Osten nach Westen. Die Flüsse w erden neben ihrer Funktion als Lebensraum für Tiere und Pflanzen auch für die Trinkw assergewinnung, die Schifffahrt, die Energiegew innung und für Freizeitaktivitäten genutzt. Auch bieten sie Raum für Erholungssuchende. 128 Abb. 5.05: Regional bedeutsame Flüsse und Kanäle Der Rhein Der Rhein ist der einzige Hauptfluss im Verbandsgebiet. Er mündet in die Nordsee. Mit 1.324 km ist er der längste w esteuropäische Strom, rund 62 km verlaufen davon im Verbandsgebiet. Mit einer durchschnittlichen Breite von 400 m ist er der breiteste der regionalen Flüsse (vgl. Abb. 5.05). Ab Bonn spricht man vom Niederrhein, im Verlauf von Duisburg bis Xanten münden der Rhein- Herne-Kanal, der Wesel- Datteln-Kanal und die Flüsse Ruhr, Emscher und Lippe in den Rhein. Sechs Straßenbrücken überqueren im Verbandsgebiet den Fluss, davon eine in Wesel und fünf in Duisburg. Zudem gibt es je zw ei Eisenbahnbrücken und Autofähren. Als Bundeswasserstraße hat der Rhein für den Gütertransport kontinentale Bedeutung. Seit Ende der 1950er Jahres befuhren Schubschiffe mit bis zu 270 m Länge den Fluss, der daraufhin mehrfach ausgebaut w erden musste. Die ,Duisburger Häfen’ machen Duisburg zum größten Binnenhafen Europas und zum w ichtigsten Hafenstandort im Verbandsgebiet. Daneben gibt es w eitere Häfen mit Güterumschlag u.a. in Wesel, Voerde (Niederrhein) und Rheinberg. Der Gew ässerverlauf ist überw iegend anthropogen überformt, eine natürliche Flussdynamik kaum noch vorhanden. Hochw asser hat im Laufe der vergangenen Jahrhunderte dazu geführt, dass der Fluss mehrfach seinen Verlauf geändert hat. Die wirtschaftliche Nutzung des Flusses hat zu einer hohen Schadstoffbelastung geführt, mit dem Bau von Kläranlagen und höheren Auflagen an die Industrie und Schifffahrt nimmt die Schadstoffbelastung seit den 1960er Jahren kontinuierlich ab. Während vor allem am rechten Rheinufer auf Duisburger Stadtgebiet industrielle Nutzungen und Hafenumschlag vorherrschen, dominieren im w eiteren Verlauf bis Xanten 129 eher landw irtschaftliche Nutzungen. Größere, rheinnahe Bereiche vor allem im Kreis Wesel w erden für die Gew innung von Trinkw asser89 und den Abbau von Kiesen und Sanden 90 genutzt. Durch bergbauliche Tätigkeiten der Bergw erke West (und Walsum) ist am linken Niederrhein bereits ein riesiges Poldergebiet entstanden. Der Steinkohlenbergbau unter dem Rhein, seinen Deichen und Niederterrassen birgt enor me Hochw assergefahren. Entlang des Rheins befindet sich eine hohe Dichte geschützter Flächen, w ie FFH-/ Vogelschutzgebiete, Naturschutzgebiete und RAMSA R-Flächen (vgl. Kap. 5.6.1). Viele Flächen haben eine hohe Bedeutung für den überregionalen und europäischen Arten- und Biotopschutz sow ie den Biotopverbund. Die vielen ehemaligen Auskiesungsbereiche sind meist durch Freizeit- und Erholungsinfrastrukturen geprägt. Beispiele für renaturierte Baggerseen/Auskiesungsbereiche im Sinne des Arten- und Biotopschutzes sind der Diersfordter Waldsee oder die Bislicher Insel. Das Rheintal ist zudem ein bedeutender Freizeitkorridor. Der Gew ässerverlauf ist abw echslungsreich. Auen und gebaute Hafenufer, Stein-Schüttungen und Deiche, Landw irtschaftsflächen und Industrie, Baumkulissen und Wiesen w echseln sich ab und erzeugen spannungsreiche Freiräume. Daneben befinden sich Angebote für Wohnen und Arbeiten im Par k sow ie vielfältige Freizeit- und Erholungsnutzungen. Im weiteren Umfeld befinden sich zahlreiche bedeutsame Freizeitstandorte an ehemaligen Baggerseen (vgl. ‚Stehende Gew ässer’ und Abb. 5.06). Entlang des Rheins verläuft auch der international bedeutsame ,Rheinradw eg’. Die Ruhr Die Ruhr als Namensgeberin des Ruhrgebietes ist insgesamt etw a 219 km lang; 106 km liegen davon im südlichen Verbandsgebiet. Von der Quelle bis zur Mündung liegt ein Gefälle von 657 m vor. Die Ruhr hat im Verlauf von Fröndenberg im Kreis Unna bis zur Mündung in den Rhein in Duisburg-Ruhrort eine durchschnittliche Breite von etw a 50 m. Aufgrund der Raum einnehmenden Topografie des Ruhrtals prägen einige Ruhrbrücken ähnlich w ie die Brücken über den Rhein das Landschaftsbild, beispielhaft sind hier das ‚Ruhr-Viadukt’ in Herdecke und die ‚Mintarder Brücke’ der A 52 in Mülheim erw ähnt. Im 18. Jahrhundert w urde die Ruhr im Zuge der Industrialisierung zu einem schiffbaren Gew ässer ausgebaut; sie w ar über 100 Jahre der w ic htigste Transportweg der Region für Kohle, ehe sie diese Funktion an die Eisenbahn abgab. Die schiffbare Strecke zw ischen Witten und Duisburg betrug 74 km, aufgrund des starken Gefälles gab es zahlreiche Schleusen und Staustufen, allein 5 Schleusen 91 von Duisburg bis Essen-Baldeneysee. Im Verlauf der Ruhr gibt es sechs Stauseen (s.u.). Heute hat die Ruhr als Bundesw asserstraße mit den 12 km zw ischen Mülheim an der Ruhr und Duisburg keine große Bedeutung mehr. An den Fluss grenzen vielfach die bevorzugten Wohnlagen, die Innenstädte liegen eher nicht direkt am Fluss. An den Ufern stehen vereinzelt Wasserschlösser, Herrensitze, Burgruinen und Befestigungsanlagen. Die Ufer sind hauptsächlich von Wiesen, Weiden und z. T. Auenw äldern geprägt. Entlang der Ufer verlaufen auf den alten 89 90 91 u.a. Gindericher und Binsheimer Feld, Niep-Süsselheide. z.B. Bereich NFN (Natur- und Freizeitverbund Niederrhein), Isselniederung, Bislich. Quelle: Bezirksregierung Düsseldorf 130 Leinpfaden an vielen Stellen Rad- und Fußw ege. Es gibt auch Reste von industriellen Nutzungen, Wirtschaftszweige deren Betriebe die Wasserkraft nutzten, in Mülheim an der Ruhr gab es z.B. einen Schw erpunkt in der Lederherstellung. Die Ruhr gehört heute zu den saubersten Flüssen Deutschlands. Bereits im 19. Jahrhundert diente sie der Trinkw asserversorgung der Region, Abw ässer wurden überwiegend in die Emscher geleitet. Heute w ird Trinkw asser für über 5 Mio. Einw ohner aus der Ruhr gefördert. Der Ruhrverband unterhält zahlreiche Trinkw assergewinnungs- und Kläranlagen im Ruhrtal sow ie insgesamt sechs Talsperren, w ovon die Ennepetalsperre im Verbandsgebiet liegt. Daneben bestehen an der Ruhr auch Wasserkraftwerke und Wehre, w ie z.B. das Kettw iger Wehr in Essen, die zur Stromversorgung genutzt w erden. Hochw ertige, geschützte Flächen (FFH-Gebiete) im Ruhrtal liegen häufig im Vergleich zur Lippeaue isoliert (vgl. Abb. 5.09). Sie sind aber in landw irtschaftliche Nutzflächen oder andere weitgehend naturbezogene Nutzungen eingebettet. Im Zusammenhang mit der Entw icklung eines überregionalen Biotopverbundes haben sie eine hohe Bedeutung. Mit der Zielsetzung Flussauen zu reaktivieren, trägt das ,Ruhrauenkonzept’ 92 (1998) dazu bei, durch Maßnahmen die ökologische Funktion zu stärken und Durchgängigkeit zu schaffen, u.a. mit Fischaufstiegsanlagen und Hochwasserretentionsräumen. Volme und Lenne sind Nebenflüsse der Ruhr, w obei die Lenne als w asserreichster Nebenfluss von besonderer Bedeutung ist. Die Ennepe ist ein Nebenfluss der Volme. Die Flusslandschaften der Ennepe, Volme und Lenne und ihre Zuflüsse sind durch die bis zu 300 m tiefen Talschluchten und im Wesentlichen nach Nordw esten verlaufende Rücken zerschnitten. Diese Rücken sind ihrerseits durch Mulden, Kerben und Kuppen stark bew egt. Die Landschaft steigt im Norden steil aus dem Ennepetal auf und w ird durch eine Vielzahl an Kerb- und Muldentälern gegliedert. Das gesamte Ruhrtal w ird wegen der guten freizeit-infrastrukturellen Ausstattung und des hohen Freizeitw ertes intensiv genutzt. Neben Standorten der Industriekultur, w ie z.B. Villa Hügel, Ruhrtalbahn und Eisenbahnmuseum, besteht hier eine Konzentration von Infrastrukturen, w ie Camping- und Golfplätzen und gastronomischen Betrieben sow ie wassersportlichen Angeboten (u.a. Kanu fahren, Rudern oder Segeln). Darüber hinaus verlaufen im Ruhrtal regional bzw . überregional bedeutende Rad- und Wanderrouten, z.B. Kaiserroute, Ruhrhöhenw eg und WestfalenWanderWeg. Der bekannteste Radw anderweg ist der RuhrtalRadw eg, der von der Quelle bis zur Mündung Städte und Landschaften miteinander verbindet (Hügellandschaften, Wälder, Felder, Seen und Auen, Burgen, alte Städte sow ie die Frühgeschichte der Industrialisierung). Die Lippe Die Lippe ist ein rund 220 km langer, rechter Nebenfluss des Rheins. Mit 110 km liegt die Hälfte des Flusses im nördlichen Verbandsgebiet. Sie entspringt am Fuße des Teutoburger Waldes und des Eggegebirges als Karstquelle und mündet bei Wesel in den Rhein. Hierbei überw indet sie ein Gefälle von nur 123 Metern. Im Verlauf von Hamm bis Wesel hat sie eine durchschnittliche Breite von ca. 40 Metern. 92 ‚Ruhrauenkonzept’, Umweltministerium NRW, 1990 131 Schifffahrt konnte sich auf der Lippe nicht dauerhaft etablieren. Durch den Bau von Schleusen und Umgehungskanälen w urde die Lippe ab 1826 durchgängig bis Lippstadt schif fbar gemacht. Im w eiteren Verlauf verhinderte ein unzureichender Ausbau und die Konkurrenz der Eisenbahn jedoch einen w irtschaftlichen Betrieb der Lippe. Im 20. Jahrhundert w urde w egen des Bedarfs an Gütertransporten für die Industrie der Schiffsverkehr w ieder aufgenommen, jedoch nicht auf der Lippe selbst, sondern auf den dafür erbauten, parallel zur Lippe verlaufenden Kanälen ‚Wesel- DattelnKanal’ und ‚Datteln- Hamm-Kanal’. Eine große Bedeutung hat die Lippe für die Wasserregulierung des w estdeutschen Kanalnetzes. An der Wasserübergabestelle in Hamm w ird Lippew asser in den Datteln-Hamm- Kanal geleitet. Umgekehrt kann in Trockenzeiten der Lippe Wasser zugeführt werden, welches aus dem Rhein und der Ruhr zugeführt w ir d. Während die Ruhr den Süden des nach ihr benannten Gebiets mit Trinkw asser versorgt, übernimmt die Lippe im Norden die Aufgabe, Brauch- und Nutzungsw asser bereitzustellen. So w ird das Wasser der Lippe von einigen Kraftw erken zur Kühlung genutzt. Hierdurch erhöht sich die Wassertemperatur w eit über das natürliche Maß hinaus. In heißen Sommern w erden gezielt Kraftw erksblöcke abgeschaltet, um eine w eitere Erhöhung der Wassertemperatur zu verhindern. Die Lippe fließt, anders als Emscher und Ruhr, w eitgehend durch gering besiedeltes Gebiet. Teilbereiche des Lippesystems liegen jedoch in einem Bergbaugebiet. Die Lippe ist ein Niederungsfluss mit zahlreichen Windungen und breiter, teilw eise feuchter Talaue. Die Lippeauen sind oft ausgew iesene Naturschutzgebiete oder w erden landw irtschaftlich genutzt und sind daher w enig zugänglich. Die Lippe ist bis heute ein sehr natürlicher Fluss mit guter Wasserqualität geblieben, der sich zumeist in seinem alten Flussbett befindet. Die Lippe hat hohes Entw icklungspotenzial für den Arten- und Biotopschutz und die naturbezogene Er holung. Grundlage für die Entw icklung ist das ‚Lippeauenkonzept’, dessen Ziel die durchgängige Biotop-vernetzung ist. Die Ausrichtung ist ein naturnaher Ausbau der Lippe und ein sensibler Umgang mit Freizeit- und Erholungsnutzungen auf und an dem Gew ässer. Im Verbandsgebiet liegende Nebenflüsse der Lippe sind die Ahse, Seseke und Stever. Die Ahse entspringt in der Soester Börde und ist 39 km lang. Sie mündet bei Hamm in die Lippe. Die Seseke ist 32 km lang und w ird aus mehreren Bächen im Raum Werl und Unna gespeist. Sie mündet bei Lünen in die Lippe. Die Seseke w urde im Zuge der Industrialisierung technisch zum offenen Abwasserkanal umfunktioniert. Bis 2011 soll sie durch zahlreiche Maßnahmen naturnah umgebaut sein, auch mit dem Ziel, Erholungsnutzungen zu ermöglichen. Die Stever ist 58 km lang. Die Quelle liegt bei Nottuln im Münsterland, die Mündung bei Haltern am See. Die Emscher Die Emscher ist ein rund 83 km langer Nebenfluss des Rheins und liegt in ihrem gesamten Verlauf innerhalb des Verbandsgebiets. Sie entspringt südöstlich von Dortmund in Holzw ickede und mündet bei Dinslaken in den Rhein. Von der Quelle bis zur Mündung liegt eine Höhendifferenz von 123 m vor. Der später als ‚Kloake des Ruhrgebiets’ bekannte Fluss w ar Mitte des 19. Jahrhunderts noch ein träge fließender, stark mäandrierender Flachlandfluss ohne ausgeprägtes Flussbett. Der Wasserabfluss der Emscher w urde mit der Industrialisierung, 132 der damit einhergehenden kontinuierlichen Zunahme an Abw ässern und aufgrund zahlreicher Bergsenkungen zusehends gestört. Schon bei kleineren Hochw ässern kam es regelmäßig zu großen, lang anhaltenden Überschw emmungen. Zur Lösung der Entw ässerungsprobleme w urde 1904 die Emschergenossenschaft gegründet. Diese baute den Fluss und ihre Nebengew ässer - insgesamt rund 350 Kilometer - zu einem offenen Abwassersystem um. Die Emscher w urde um ca. drei Meter tiefer gelegt, größtenteils befestigt und begradigt; mehrfach wurde der Flusslauf reguliert. Damit einher ging der technische Ausbau der Emscher mit zahlreichen Pumpstationen und mechanischen Kläranlagen. Mit den Schließungen der Zechen und der Nordw anderung des Steinkohlebergbaus ergab sich bei gleichzeitigem Abklingen der bergbaubedingten Bergsenkungen die Chance, das Emschersystem umzubauen. 1987 entstand eine erste umfassende Konzeption. 1990 w urde das Sanierungsprojekt zur zentralen Aufgabe der Internationalen Bauausstellung Emscherpark erklärt. Der naturnahe Umbau des Emschersystems durch die Emschergenossenschaft wird noch mindestens eine Dekade andauern. Zentrales Bauw erk ist dabei der Emscherkanal, der das Abw asser zu den bestehenden Kläranlagen Bottrop und Emschermündung ableitet. Grundlage hierfür ist der Masterplan Emscher-Zukunft (vgl. Kap. 8). Die Emscher verläuft über weite Strecken unmittelbar parallel zum Rhein-HerneKanal in einem überw iegend stark industriell geprägten und dicht besiedelten Raum. Ausschließlich die Bereiche im Quell- und Mündungsraum sind heute noch landw irtschaftlich genutzt. Obw ohl sie durch dicht besiedelte Bereiche verläuft, finden sich hier auch Schutzgebiete und daran angrenzende Freiräume in den Regionalen Grünzügen. Die Freizeitqualitäten liegen derzeit u.a. im Emscher- Park-Radw eg, der überwiegend parallel zur Emscher verläuft. Der ‚Masterplan Emscher-Zukunft’ hat sow ohl für die ökologische Wertigkeit w ie für die Freizeit- und Erholungs möglichkeiten entlang der Emscher Ziele formuliert, die zukünftig das ökologische Potenzial nutzen, Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten und deren Nutzungsqualität steigern und die Vernetzung des Freiraum- und Biotopverbundes herstellen sollen (vgl. Kap. 8.1.5). Kanäle: Das Verbandsgebiet verfügt über ein dichtes und gut ausgebautes Binnenwasserstraßennetz Das Verbandsgebiet verfügt mit dem Rhein- Herne-Kanal, dem Wesel-Datteln-Kanal, dem Dortmund- Ems-Kanal und dem Datteln- Hamm-Kanal über ein sehr dichtes und gut ausgebautes Binnenw asserstraßennetz von rund 190 km Länge. Der RheinHerne-Kanal und der Wesel-Datteln-Kanal bilden zusammen mit dem Mittellandkanal die einzige Wasserstraßenverbindung in Ost-West-Richtung. Im w eiteren Sinne sind sie Teil einer Verbindung zw is chen Rhein und Oder. Darüber hinaus verbinden die Kanäle das Verbandsgebiet über das Kanalnetz mit den deutschen Nordseehäfen und über den Rhein mit den niederländischen Häfen sow ie der südlichen Rheinschiene. Kanäle sind künstliche Gew ässer ohne bzw. nur mit geringer Strömung und mehr oder w eniger befestigten Ufern. Hauptsächliche Funktion der Kanäle ist der Transport von Gütern, die zu einem großen Teil in den Häfen des Verbandsgebietes umgeschlagen w erden. Hierzu zählt insbesondere der Transport von Containern, Baumate- 133 rialien, Mineralölen sow ie Kohle. Vor allem die im Verbandsgebiet liegenden Kraftwerke werden über die Kanäle mit Brennstoffen versorgt. Daneben haben die Kanäle eine hohe Bedeutung für die Erholung und Freizeitgestaltung auf dem Wasser und entlang der angrenzenden Bereiche. Vor allem der Sportboottourismus erlangt durch ein dichtes Netz an Liegeplätzen und Marinas eine zunehmende Bedeutung. Darüber hinaus bieten ausgebaute Uferw ege vielfältige Möglichkeiten für Fahrradfahrer und Spaziergänger. Entlang der Kanäle befinden sich zahlreiche Denkmäler der Industriekultur und touristische Attraktionen und tragen neben den neuen Häfen zur positiven Entw icklung des Freizeitverkehrs bei. Dies gilt auch für die Präsentation des Rhein- Herne-Kanals als ,KulturKanal’ (vgl. Kap. 8.1.6). Als wertvolle Biotope haben Kanäle in der Regel keine Bedeutung. Ihre Tier- und Pflanzenw elt ist meist sehr artenarm, da Flachw asserbereiche sowie natürliche Uferzonen fehlen. Durch Schleusung und Verdunstung oder Versickerung verlieren alle Kanäle Wasser. Um diese Wasserverluste zu ersetzen, werden sie in Zeiten mit genügend Niederschlägen aus der so genannten Scheitelhaltung zw ischen Herne-Ost, Datteln, Münster und Hamm gespeist. Das Wasser hierfür w ird aus der Lippe bei Hamm über ein Überleitungsbauw erk in den Datteln- Hamm-Kanal eingeleitet. Führt die Lippe in Trockenzeiten nicht genügend Wasser, w ird die Speisung durch die Pumpw erksketten sichergestellt. Hierbei w ird Wasser aus Rhein und Ruhr in die jew eils obere Haltung gepumpt. Dadurch kann ein Mindestabfluss der Lippe gew ährleistet werden. Der Rhein-Herne-Kanal Der Rhein-Herne-Kanal w urde von 1906 bis 1914 im einst sumpfigen Emschertal, teilw eise unter Benutzung des alten Flussbettes erbaut und verbindet den Rhein mit dem Dortmund- Ems-Kanal. Die Emscher w urde damals künstlich verlegt und läuft heute über w eite Strecken unmittelbar parallel zum Kanal. Dieser überw indet auf 45 km Länge einen Höhenunterschied von rund 36 Metern in fünf Gefällestufen. Der ursprüngliche Regelquerschnitt des Rhein-Herne-Kanals genügt den heutigen Ansprüchen nicht mehr und w ird abschnittsweise erweitert; fertig gestellt ist der Streckenausbau von Duisburg nach Gelsenkirchen. Der Ausbau von Gelsenkirchen nach Henrichenburg w ird frühestens bis 2015 abgeschlossen sein. Der Rhein-Herne-Kanal ist w esentliches Element des Emscher Landschaftsparks (vgl. Kap. 8.2). Gemeinsam mit der Emscher bildet er die 34 km lange Emscherinsel aus. 134 Wesel-Datteln-Kanal Der Wesel- Datteln-Kanal w urde zw is chen 1915 und 1931 als Lippe-Seitenkanal erbaut; er zw eigt vom Rhein ab und verläuft parallel der Lippe bis nach Datteln, w o er in den Dortmund- Ems-Kanal einmündet. Für den Bau musste die Lippe an zw ei Stellen künstlich verlegt w erden. Der Kanal überw indet auf 60 km Länge einen Höhenunterschied von rund 41 Metern in sechs Schleusenstufen. Bei der Planung stand w eniger die Anbindung örtlicher Betriebe im Vordergrund. Der neue Kanal sollte vielmehr die vorhandenen Wasserwege besser vernetzen. Er bot sich natürlich später als w ertvolle Infrastruktureinrichtung zur Ansiedlung neuer Standorte an, etw a der chemischen Industrie im Raum Marl. Auch die Nordwanderung des Bergbaus profitierte von der Wasserstraße. Das Kanalprofil w urde bis 1990 an die gestiegenen verkehrlichen und technischen Anforderungen angepasst. Datteln-Hamm-Kanal Der Datteln- Hamm-Kanal w urde zwischen 1914 und 1933 fertig gestellt und überw indet auf einer Länge von 47,2 km einen Höhenunterschied von 6,75 Metern in drei Gefällestrecken. Der Kanal zw eigt in Datteln vom Dortmund- Ems-Kanal ab. Von hier aus verläuft er parallel zur Lippe auf ihrer Südseite in östlicher Richtung durch Waltrop, Lünen, Bergkamen bis nach Hamm. Zusammen mit dem Wesel-Datteln-Kanal w ird er auch als Lippe-Seitenkanal bezeichnet. Im Bereich von Bergkamen w ird der Datteln-Hamm- Kanal mit dem ‚Kanalband’ in Verbindung mit der Halde ‚Großes Holz’, der ‚Wasserstadt Haus Aden’ und der ‚Marina Rünthe’ zu einem Schw erpunkt für intensive Freizeit- und Erholungs-nutzungen ausgebaut. Dortm und-Ems-Kanal Zw ischen 1891 und 1899 erbaut, überw indet der Dortmund- Ems-Kanal auf einer Länge von 226 km einen Höhenunterschied von 70 Metern in 16 Gefällestrecken. Er bindet den ,Dortmunder Hafen’ an das Wasserstraßennetz an. Im Verbandsgebiet befinden sich die südlichsten 21,5 km zw ischen Dortmund und Datteln mit den Abzweigungen des Wesel-Datteln-Kanals nach Nord-Westen, des Datteln- Hamm-Kanals nach Osten, des Rhein- Herne-Kanals nach Süd-Westen, sow ie der Kanalstufe bei Henr ichenburg. Die Strecke zw ischen Henrichenburg und Dortmund muss für die aktuellen verkehrlichen und technischen Anforderungen noch angepasst w erden. Stehende Gewässer: Die stehenden Gew ässer konzentrieren sich räum lich im Niederrheintal und in Haltern am See Näher betrachtet w erden die stehenden Gew ässer ab 1 ha Flächengröße. Diese größeren Gew ässer ergeben zusammen rund 5.000 ha Wasserfläche im Verbandsgebiet. Konzentrationen befinden sich entlang des Rheins und in Haltern am See. 135 Daneben gibt es entlang der Ruhr sechs Ruhrstauseen und im Ennepe- RuhrKreis/Hagen vier Talsperren (vgl. Abb. 5.06). Es besteht eine gew isse Dynamik bei den stehenden Gew ässern durch anthropogene Einflüsse, w ie der Entstehung neuer Wasserflächen durch Abgrabungen oder die Entw icklung neuer Stadtareale am Wasser, w ie z.B. durch die Flutung des Phoenixsees in Dortmund mit 24 ha Fläche, als eine der bedeutendsten Maßnahmen in der Region. Zum größten Teil handelt es sich bei den stehenden Gew ässern um ehemalige Kiesund Sandabgrabungen. Typisch für die Region sind auch stehende Gew ässer, die durch Bergsenkungen entstanden sind, w ie z.B. der Beversee in Bergkamen oder Gew ässer im Emscherbruch (Herten/Gelsenkirchen). Sie sind besonders geeignete Standorte für den Arten- und Biotopschutz. Abb. 5.06: Stehende Gew ässer im Verbandsgebiet über 1 ha Ruhrstauseen Im Verlauf der Ruhr entstanden zwischen 1929 und 1979 sechs Stauseen, die der Wassergew innung und der Gewässerreinigung dienen. Sie haben zugleich einen hohen Freizeit- und Erholungsw ert für das Verbandsgebiet sow ie für die daran angrenzenden Kommunen. Der größte Stausee ist mit 246 ha der Baldeneysee in Essen, gefolgt vom Harkortsee mit 137 ha, Hengsteysee mit 136 ha und vom Kemnader See mit 125 ha. Der Kettw iger See und das Staubecken Hengsten sind mit 55 ha bzw . 19 ha deutlich kleiner. Alle Stauseen sind für die Freizeit und Naherholung bedeutsame Standorte. Dementsprechend ist das Freizeitangebot mit Segeln, Rudern, Fahrgastschifffahrt, Freizeitbad/Naturbad, Wandern, Skaten oder Gastronomie, sehr vielfältig. Daneben haben sich die Seen als Standorte für verschiedene Großveranstaltungen etabliert. Das Baden in den Seen ist jedoch überall ausgeschlossen. 136 Vier der Stauseen sind in das Projekt ,Das Ruhrtal’ (vgl. Kap. 8.1.4) eingebunden. In Zusammenhang mit den angrenzenden historischen Ortskernen und den Standorten der Route der Industriekultur ergeben sich besondere Naherholungs- und touristische Qualitäten. Mit Ausnahme des Kemnader Sees und des Staubeckens Hengsen w erden an allen Stauseen im Ruhrgebiet Wasserkraftwerke zur Stromerzeugung betrieben. Talsperren Im Verbandsgebiet liegen vier Talsperren: Die Hasper Talsperre im Stadtgebiet von Hagen, die Heilenbecker Talsperre in Ennepetal und die Glörtalsperre und die Ennepetalsperre in Breckerfeld. Als zw eitälteste Talsperre Deutschlands w urde die Heilenbecker Talsperre bereits zw ischen 1894 bis 1896 errichtet, alle anderen zw ischen 1901 bis 1904. Ihre Hauptfunktion besteht in der Trinkw asserspeicherung und – bereitstellung und Wasserstandsregulierung. Die größte Talsperre mit 10,5 Mil. m³ Stauinhalt ist die Ennepetalsperre, gefolgt von der Glörtalsperre mit 2,1 Mil. m³ und der Hasper Talsperre mit 2,05 Mil. m³ Stauinhalt. Obw ohl Freizeitaktivitäten auf dem Wasser überall verboten sind, haben die Talsperren neben ihrer Funktion für die Trinkw assergew innung und Wasserregulierung eine große Bedeutung für die Freizeit und Naherholung. Insbesondere die Glörtalsperre ist als Freizeitschw erpunkt mit Badeufer, Jugendherberge und Gastronomie ausgebaut. Die Ennepetalsperre hat darüber hinaus die Funktion der Stromerzeugung (Kreiselektrizitätsw erk) und zur Bereitstellung von Treib- und Brauchw asser für die Industrie. Stehende Gew ässer / Abgrabungsgew ässer über 90 ha Bei den größten Seen mit einer Fläche über 90 ha handelt es sich im Verbandsgebiet entw eder um Stauseen oder um Abgrabungsgew ässer. Die größte, zusammenhängende Seefläche ist mit rund 260 ha der ‚Halterner Stausee‘ auch als ‚Talsperre Haltern‘ oder ‚Stevertalsperre Haltern‘ bezeichnet. Der Stausee w urde 1930 gebaut und dient als Trinkw assertalsperre für etw a eine Million Menschen im Münsterland und im Verbandsgebiet und ist Naherholungsgebiet mit vielfältigen Wassersportmöglichkeiten. Für die Freizeitaktivitäten, w ie Segeln, Rudern oder Paddeln steht nahezu die gesamte Wasserfläche zur Verfügung. Das Baden ist im Bereich des Seebades an einem Natursandstrand möglich. Der zw eitgrößte See unter den Ruhrstauseen ist mit 246 ha der Baldeneysee. Er w urde 1933 fertig gestellt. Der Baldeneysee ist ein w ichtiges Naherholungsgebiet mit überregionalem Einzugsbereich. Baden ist aufgrund der Wasserqualität nicht erlaubt. In Essen-Heisingen liegt am Ufer des Sees ein großes Vogelschutzgebiet als rechtsverbindlich festgesetztes Naturschutzgebiet ,Heisinger Bogen’. Mit einer Fläche von 165 ha ist der Auesee bei Wesel das drittgrößte stehende Gewässer im Verbandsgebiet. Als Baggersee wurde er künstlich angelegt und ist heute ein w ichtiger Naherholungsschw erpunkt der wasserorientierten Freizeit. Neben Surfen, Segeln und Tauchen ist auch das Baden möglich. Um den See befinden sich ein Vogel- und ein Landschaftsschutzgebiet. In der Region Wesel liegen die bedeutendsten Kieslagerstätten Deutschlands. Durch ihren Abbau entstanden w estlich der Stadt Wesel zahlreiche Abgrabungsseen von insgesamt über 10 km² Gesamtfläche. 137 Die stehenden Gew ässer konzentrieren sich aufgrund der Lagerstätten der oberflächennahen Rohstoffe im Verbandsgebiet entlang des Rheins und im Raum um Haltern am See (vgl. Abb. 5.07). Diese Seen haben eine w ichtige Funktion für den Naturschutz und für die Freizeit und Naherholung; vor allem als Badeseen sind einige sehr bedeutsam. Die für die Freizeit und Erholung w ichtigen Talsperren und Stauseen liegen an der Ruhr, bei Haltern am See und im südlichen Ennepe-Ruhr-Kreis bzw . Hagen. Zahlreiche überw iegend kleinere Gew ässer verteilen sich dispers im Verbandsgebiet. Diese Gew ässer und die Stauseen entlang der Ruhr sind in der Regel keine Badegew ässer. 5.5 Rohstoffe Von besonderer Bedeutung für die w irtschaftliche und siedlungsstrukturelle Entw icklung der Region w aren die natür lich vorkommenden Bodenschätze, in erster Linie die Steinkohle. Im Verbandsgebiet gibt es eine Vielzahl an w eiteren Rohstoffvorkommen, wie z.B. Erze und Mineralien, die heute nicht w eiter abgebaut w erden. Dieses Kapitel konzentriert sich auf die aktuellen Schw erpunkte der Rohstoffgew innung von Tonen, Sanden und Kiesen, Kalk- und Sandsteinen, die oberflächennah erfolgt, sow ie Steinkohle- und Salzvorkommen, die unter der Erdoberfläche gefördert werden. Die räumliche Verteilung der Rohstoffvorkommen und bestehenden Abbaubereiche w erden in den folgenden Karten (vgl. Abb. 5.07 und 5.08) in stark generalisierter For m dargestellt. Auf den unbebauten und nicht versiegelten Freiräumen lastet ein Konfliktpotenzial aufgrund unterschiedlicher Nutzungsinteressen, Anforderungen und Raumansprüchen. Neben den Erfordernissen einer naturräumlichen Entw icklung und dem Bedarf freiraumbezogene Erholungsangebote zu schaffen, besteht die Notw enigkeit, Räume für die Rohstoffgew innung und Sicherung der Lebensgrundlagen vorzuhalten (u.a. Erw eiterungen von Siedlungs- und Verkehrsflächen, Versorgungstrassen, Bereiche zur Gew innung von Bodenschätzen und zum Trinkw asserschutz, Gebiete für den Arten- und Biotopschutz). Der Abbau der Rohstoffe hat enor me Umw eltausw irkungen und Wechselw irkungen. Hierzu zählen insbesondere die Veränderung des topografischen Reliefs, der Böden, der Vegetationsformen, des Naturhaushaltes und Landnutzungen sow ie der hydrologischen Verhältnisse. Beim Steinkohlenbergbau treten Bergsenkungen mit gravierenden Folgew irkungen auf, die eine dauerhafte Regelung des ober- und unterirdischen Wasserhaushaltes (Vorflut, Polder, Deiche, Grundw asserflurabstände) erfordern. Allein durch die Pumpmaßnahmen zur ständigen Grundw asserflurabstandshaltung entstehen hohe Folgekosten ( Ew igkeitskosten). Hinzu kommen Kosten z. B. für die Rekultivierung von Halden, die Wiedernutzung alter Bergbauflächen und die Sanierung von Bergsenkungsgebieten. Die oberflächennahe Gew innung von Bodenschätzen (Kiese und Sande, Tone und Steinbrüche) führt aufgrund der langfristigen Abbautätigkeit zu starken Umw eltbelastungen und verändert nach der Rekultivierung die Landschaftsräume nachhaltig. Der Abbau führt zu einer Veränderung großer Landschaftsbereiche und hat ebenfalls massive Ausw ir kungen auf den Wasserhaushalt. Kiese und Sande Die Kiese und Sande des Niederrheins und des Münsterlandes (Kreis Wesel, Kreis Recklinghausen, Städte Duisburg und Bottrop) sind eine w ichtige natürliche Ressource. Die Gew innung von Kiesen, Sanden und Tonen erfolgt im Kreis Wesel zurzeit mit 138 einem Schw erpunkt im Bereich der Rheinaue und in rheinnahen Landschaftsräumen, wobei hier vorrangig Kiese und in geringem Umfang Tone abgebaut w erden. Weitere Konzentrationsbereiche insbesondere für den Abbau von Sanden befinden sich in der Kirchheller Heide im Stadtgebiet von Bottrop und in Haltern am See (vgl. Abb. 5.07). Abb. 5.07: Oberflächennahe Rohstoffe Kalk- und Sandsteine Die am Südrand des Verbandsgebietes verbreiteten Kalk- und Dolomitsteine (Karbonatgesteine) sind bis heute w ertvolle Rohstoffe zum Beispiel für die Hüttenindustrie, die Grauw acken und Sandsteine für die Bauindustrie. Sie w erden in Steinbrüchen abgebaut, die w esentlich zum landschaftlichen Wandel beigetragen haben. Noch bis vor 50 Jahren überw ogen kleine Abgrabungen, w ie dies in Wetter und Herdecke der Fall ist, w o qualitativ hochw ertiger Ruhrsandstein abgebaut w urde. Sow eit diese nicht verfüllt bzw . gew erblich oder anderw eitig genutzt sind, hat die Sukzession sie ganz oder teilw eise zuwachsen lassen. Einige der heute in Betrieb befindlichen Brüche sind von ungleich größerer Dimension. In der Massenkalkzone von Hagen befinden sich zwei solcher großflächigen Steinbrüche (Hohenlimburger Kalkw erke, Dolomitwerke/Rheinkalk) (vgl. Abb. 5.07). Steinkohle und Steinsalz Die Steinkohlevorkommen des Ruhrkarbons bildeten die natürliche Grundlage für die Entstehung der größten, montanindustriellen Region Europas. Im Ruhrtal treten die Kohle führenden Schichten zu Tage und tauchen aufgrund der geologischen Ausgangsbedingungen nach Norden hin ab. Die ursprünglich w aagerecht gelagerten Schichten w urden dabei im Laufe der Zeit aufgefaltet. Von Süd nach Nord nimmt gleichzeitig die Mächtigkeit des Deckgebirges zu. Analog dazu nimmt auch die Tiefe zu, in w elcher der Kohleabbau erfolgen muss. Am Nordrand des Ruhrgebietes, im 139 Bereich der Lippe, beträgt die Mächtigkeit des Deckgebirges bereits 1.500 m, bis zur Nordseeküste nimmt es bis auf 5.000 m zu (vgl. Abb. 5.08). Abb. 5.08: Steinkohle und Steinsalz Ende 2010 gibt es im Ruhrgebiet nur noch drei fördernde Bergw erke, West (KampLintfort), Prosper-Haniel (Bottrop) und Auguste Vic toria (Marl). Die Abbaugebiete befinden sich im nördlichen Verbandsgebiet in Haltern am See/Marl, in Bottrop sow ie westlich des Rheins mit Schw erpunkt in Kamp-Lintfort/Rheinberg und Moers. Nach einem Beschluss der Bundesregierung w ird der subventionierte Steinkohlenbergbau 2018 auslaufen (vgl. Kap. 3). Eine Besonderheit in der Region ist das Steinsalzbergw erk in Rheinberg-Borth. In 500 - 800 m Tiefe liegt die niederrheinische Salzpfanne. Über etw a 50 km erstreckt sich in fast waagerechter Lage von Rheinberg bis Wintersw ijk eine ca. 200 m dicke Salzschicht (vgl. Abb. 5.08). 5.6 Aspekte des Freiraumschutzes Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist Freiraumschutz ein w ichtiges Thema der Region. Mit Gründung des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk (SV R) 1920 hat dieser die gesetzliche Aufgabe, die Freiräume zw ischen den Städten im Ballungskern zu sichern. Durch die Aufstellung des Gebietsentw icklungsplanes von 1966 übernehmen diese Aufgabe die Regionalen Grünzüge in den Regionalplänen. Heute existieren vielfältige Instrumente des Natur- und Freiraumschutzes, von denen folgende in diesem Kapitel betrachtet w erden: 140 » Naturschutzgebiete (NSG) gemäß § 23 Abs. 1 BNatSchG 93 sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft in ihrer Ganzheit oder in einzelnen Teilen erforderlich ist. Aus raumordnerischer Sicht kommt dem Naturschutz in diesen Gebieten eine Vorrangfunktion zu. » Vogelschutzgebiete und FFH-Gebiete 94 schaffen zum Schutz gefährdeter w ild lebender heimischer Pflanzen und Tierarten und ihrer natürlichen Lebensräume auf europäischer Ebene ein kohärentes Netz von Schutzgebieten (Natura 2000). Das zw eitgrößte Vogelschutzgebiet in NRW ist das VSG ,Unterer Niederrhein’, das zu den international bedeutsamen Ramsar-Gebieten 95 gehört. » Naturschutzgebiete, Natura-2000-Gebiete, aber auch Teile von Landschaftsschutzgebieten sind w ichtige Bestandteile für das aus Kernflächen, Verbindungsflächen und Verbindungselementen angestrebte bundesländerübergreifende Biotopverbundsystem96 (§ 21 BNatSchG). Hierunter befinden sich verschiedenartige Biotope. 97 » Die Regionalen Grünzüge in den Regionalplänen » Das Projekt Emscher Landschaftspark » Der Grundw asserschutz 5.6.1 Schutzgebiete und landesweiter Biotopverbund Zu den Schutzgebieten mit besonderer Bedeutung für den überregionalen Biotopverbund und das europäische Netz Natura 2000 zählt die gesamte Niederrheinaue. Es befinden sich zahlreiche Naturschutzgebiete in dieser Landschaft, hauptsächlich Rheinauen und -altar me, die z.T. international bedeutsame Überw interungsschwerpunkte für nordische Wildgänsearten und Watvögel darstellen. Als Bestandteil der wertvollen Kulturlandschaft ,Feuchtgebiet Unterer Niederrhein’ gehört die Landschaft Untere Rheinniederung zu den Schw erpunkträumen des landesw eiten Biotopverbundsystems und stellt einen Teil des grenzüberschreitenden Verbundkorridors zu den Niederlanden dar. 93 94 95 96 97 Bundesnaturschutzgesetz, Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (BNatSchG vom 29.07.2009, in Kraft getreten 01.03.2010); BGBl. I S. 2542 Die Richtlinie 92/43/EWG des Rates v om 21.05.1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pf lanzen (FFH-Richtlinie) stellt die umf assende Rahmenv orschrift zum Lebensraum- und Artenschutz in der Europäischen Union dar. Die Richtlinie v erfolgt das Ziel, die biologische Vielf alt in Europa zu erhalten. Die FFH-RL bildet zusammen mit der VogelschutzRichtlinie (RL 79/409/EWG v om 02.04.1979 über die Erhaltung der wild lebenden Vogelarten) die zentrale Rechtsgrundlage f ür den Naturschutz in der Europäischen Union. Am 2. Februar 1971 wurde in der iranischen Stadt Ramsar das ,Übereinkommen über den Schutz v on Feuchtgebieten, insbesondere als Lebensraum für Wasser- und Watvögel, v on internationaler Bedeutung’ (Ramsar-Konvention) geschlossen. Deutschland trat der Ramsar-Konv ention 1976 bei. Bezogen auf das Verbandsgebiet werden in der Abb. 5.09 die Bereiche dargestellt, die eine herausragende bzw. besondere Bedeutung für die Naturentwicklung auf weisen; dabei handelt es sich überwiegend um bereits rechtlich gesicherte Schutzgebiete. Ein Biotop nach § 7 Abs. 2 Nr. 4 BNatSchG ist ein Lebensraum einer Lebensgemeinschaft wild lebender Tiere und Pf lanzen. Hierunter befinden sich sowohl natürlich entstandene Landschaftsbestandteile wie Flussauen, Bäche, Mischwald als auch vom Menschen erschaffene Landschaftsbestandteile (z.B. Brachflächen, Streuobstwiesen). 141 Die Abbildung 5.09 zeigt die vorhandenen Schutzgebiete in der Region in einer Überlagerung mit Flächen von herausragender und besonderer Bedeutung für den landesw eiten Biotopverbund. Abb. 5.09: Schutzgebiete/Biotopverbund Daneben verfügen die Issel und deren Niederung über eine besondere Strukturvielfalt mit w asserführenden Gräben und mit in Teilbereichen traditionellen Strukturen der bäuerlichen Kulturlandschaft. Dieser Raum zeichnet sich durch eine hohe Bestandsdichte an geschützten Flächen mit zentraler Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz sowie den regionalen und landesw eiten Biotopverbund aus. Das reich strukturierte Weideland der Isselniederung ist durch mehrere Naturschutzgebiete geschützt. Außerdem sind im Westen der Landschaft einige kleinere Dünengebiete mit Heideund Moorflächen unter Naturschutz gestellt und um landesplanerisch gesicherte Gebiete zum Schutz der Natur erw eitert. Im Bereich der Städte Hamminkeln, Schermbeck, Hünxe und Dinslaken bilden die vorhandenen unterschiedlichen Biotoptypen, u.a. Wälder, Moore, Feuchtheide, Grünland, Magerrasen, Birken- und Eichenw älder die w esentlichen Naturpotenziale. Im Übergang zum Ballungskern haben große, zusammenhängende Flächen, w ie der Hiesfelder und Sterkrader Wald in Oberhausen sow ie die angrenzender Kirchheller Heide in Bottrop eine besondere Bedeutung. Es gibt im nördlichen Kreis Recklinghausen in Dorsten, Haltern am See, Marl und Oer-Er kenschw ick, eine Vielzahl von Standorten von erheblicher Bedeutung in Rahmen des landesw eiten Biotopverbundes (Natura 2000, NSG). Einzigartig ist der Wechsel von Moor-, Heide- und Grünlandstandorten, Bachläufen sow ie die herausragende Bedeutung einiger Naturschutzgebiete, w ie z.B. die Truppenübungsplätze Borkenberge mit 1.716 ha und Weisses Venn/Geisheide mit 1.298 ha sow ie das NSG Teiche aufgrund der Vielfalt der Biotopstandorte auf relativ kleiner Fläche mit 332 ha. Das NSG Weißes Venn/Geisheide zum Beispiel zählt w egen seiner Größe und Aus- 142 prägung zu den fünf w ichtigsten Moor- und Heidekomplexen in NRW. Es handelt sich um ein bedeutendes Rückzugsgebiet für hochgradig gefährdete Tier- und Pflanzenarten der Hochmoore. Die Lippe und das Lippetal besitzen ebenfalls eine hohe Bedeutung für den Artenund Biotopschutz und den überregionalen Biotopverbund. Es besteht bereits eine hohe Dichte an geschützten Flächen mit FFH- und Vogelschutzgebieten, die die Ufervegetation, die Auen mit ihren verschiedenen Biotoptypen, z.B. Feucht- und Magerwiesen, die Auenw aldreste und die angrenzenden Fließ- und Stillgew ässer umfassen. Das Lippetal stellt zudem einen durchgehenden Korridor im landesw eiten Biotopverbundsystem dar. Im Ruhrtal gibt es häufig isolierte Lagen hochw ertiger Naturschutzflächen in der Ruhraue. Aufgrund der hohen Frequentierung des gesamten Ruhrtals sind die Möglichkeiten des Arten- und Biotopschutzes eingeschränkt. Der gesamte Fluss besitzt dennoch eine hohe Bedeutung für den überregionalen Biotopverbund. Zu den besonderen Naturpotenzialen zählt ein ca. 500 qkm großes Vogelschutzgebiet, das nur zu einem kleinen Teil im Verbandsgebiet im Bereich Unna/Fröndenberg liegt, aber von herausragender Bedeutung für Brutbestände seltener und als Rastplatz für durchziehende Vogelarten ist. Darüber hinaus befinden sich Waldbiotope im Ballungskern im Stadtgebiet von Dortmund, die regional bedeutsame Bindeglieder im landesw eiten Biotopverbund darstellen. Eine Besonderheit stellen auch die zahlreichen Bergsenkungsgew ässer dar; Hohlräume die durch den Abbau von Kohle entstanden sind und sich mit Grund- und Oberflächenw asser gefüllt haben. Sie sind ebenfalls w ertvolle Lebensräume. Im südlichen Verbandsgebiet besteht in Mülheim an der Ruhr/Duisburg mit dem Broich-Speldorfer Wald/Duisburger Stadtw ald ein großes Waldgebiet mit einer hohen Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz und den regionalen Biotopverbund. Im angrenzenden Raum im Süden von Essen, Hattingen, Bochum, Witten und Herdecke, in Sprockhövel, Wetter und im Norden von Hagen besteht eine geringe Dichte an Schutzgebieten. Ausnahme ist das Lennetal mit den angrenzenden Hochflächen. Wesentliche landschaftliche Leitlinien für den Arten- und Biotopschutz und die Biotopvernetzung bilden die Fließgew ässer Ruhr, Lenne und Volme sow ie die Bachsysteme des Raumes. Im Bereich der Städte Hagen (Süden), Breckerfeld, Ennepetal und Gevelsberg besteht eine Vielzahl an kleinen Gew ässerläufen, die ein dichtes Netzw erk bilden und für den Arten- und Biotopschutz als auch Biotopverbund eine hohe Bedeutung aufw eisen. Es gibt hier insgesamt eine geringe Dichte an Schutzgebieten, die sich häufig in isolierter Lage befinden, aber eine hohe lokale Bedeutung haben und für den überregionalen Biotopverbund w ichtig sind. Das einzige größere Naturschutz- und FFH-Gebiet liegt im Städtedreieck von Gevelsberg, Ennepetal und Hagen. Zentrales Fließgew ässer in Schw elm und im angrenzenden Ennepetal ist die Wupper, w obei hier das einzige größere Naturschutzgebiet in der Wupperschleife liegt, darüber hinaus sind kleinere Naturschutzgebiete bei den zufließenden Bachabschnitten ausgew iesen. 5.6.2 Regionale Grünzüge Durch den Landesentw icklungsplan NRW w ird die Sicherung und Entw icklung von ,Regionalen Grünzügen’ zum Ziel der Raumordnung und Landesplanung (Ziel B. III. 2.27). Die Umsetzung und zeichnerische Darstellung erfolgt in den Regionalplänen 143 und dem Regionalen Flächenutzungsplan (vgl. Abb. 5.10). Demnach sind die Regionalen Grünzüge zu sichern und zu entw ickeln und dürfen für Siedlungszw ecke nicht in Anspruch genommen w erden. Bei den Regionalen Grünzügen handelt es sich um Freiraumbereiche - insbesondere in Verdichtungsgebieten -, die als Grünverbindung oder Grüngürtel w egen ihrer freiraumbezogenen Funktionen (insb. räumliche Gliederung und klimaökologischer Ausgleich, Erholung, Biotopvernetzung) zu erhalten, zu entw ic keln oder zu sanieren und vor anderw eitiger Inanspruchnahme zu schützen sind.98 Erstmals raumplanerisch zur Freiraumsicherung angew andt wurde das Instrument im Rahmen des Gebietsentw icklungsplanes des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk von 1966. Abb. 5.10: Regionale Grünzüge in den Regionalplänen Die in den Regionalplänen dargestellten ,Regionalen Grünzüge´ sichern w ichtige Freiraumfunktionen und sind insbesondere im Kern des Verbandsgebietes ein w esentlicher Bestandteil des regionalen Freiraumsystems. Im Rahmen des Emscher Landschaftsparks erfolgt die strategische Weiterentw icklung in regionaler Kooperation (vgl. Kap. 8.2). Im Zusammenhang mit der Internationalen Bauausstellung (1989-1999) w urde den bisher in nord-südlicher Richtung verlaufenden Regionalen Grünzügen A-G ein Ost-West-Grünzug hinzugefügt. Auf der Basis des Masterplans Emscher Landschaftspark 2010 arbeiten der RVR und sieben interkommunale Arbeitsgemeinschaften an der Weiterentw icklung und Qualifizierung des Systems der Regionalen Grünzüge 98 Vgl. Anlage 3 zur LPlG DVO, Planzeichenv erzeichnis der Regionalpläne 2 dc; v eröffentlicht im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westf alen Nr. 20 v om 25. Juni 2010. 144 5.6.3 Grundwasserschutz Das Grundw asser ist ein w esentliches Element des Naturhaushaltes und als Teil des Wasserkreislaufs erfüllt es w ichtige ökologische Funktionen. Da das Grundw asser die wichtigste Trinkw asserressource ist, muss es w eitgehend vor Verunreinigungen geschützt und in seiner natürlichen Beschaffenheit erhalten w erden. Insbesondere in einem Ballungsraum, w ie dem Verbandsgebiet, ist der Grundw asserschutz99 ein w ichtiges Thema, da hierdurch u.a. die Tr inkw assergew innung und versorgung sichergestellt w erden muss. Als Folgen der bergbaulichen Einw irkungen, wie Geländesenkungen oder -brüchen, die ein geschlossenes, unterirdisches Kanalsystem nicht zuließen, muss die Vorflut in einigen Räumen künstlich durch Pumpanlagen aufrecht erhalten und der Grundw asserstand durch Sümpfungsmaßnahmen reguliert w erden.100 Mit der sukzessiven Beendigung des Bergbaus w ird im Rahmen der Umgestaltung der Gew ässer die offene Abwasserbeseitigung dort durch ein geschlossenes Kanalisationssystem ersetzt. Maßnahmen, um die Qualität des Grundw assers zu erhalten und die Bevölkerung des Ballungsraumes Ruhr mit Trinkw asser zu versorgen, bestehen darin, Bereiche festzusetzen, die für die Trinkw assergew innung geeignet und von gefährdenden Nutzungen freizuhalten sind (Wasserschutzgebiete/Wasserschutzzonen I-III A o. B). Die Sicherung der Trinkw asserversorgung hat Vorrang vor anderen Nutzungen. Beim Landesamt für Natur, Umw elt und Verbraucherschutz (LANUV) ,Wasserschutzgebiete in NRW’ w erden alle festgesetzten und geplanten bzw . im Genehmigungsverfahren befindlichen Trinkw asserschutzgebiete mit ihren Schutzzonen dargestellt. Bei Bedarf w erden auch die bei einigen Staatlichen Umw eltämtern erfassten ,Reserve- oder Vorranggebiete’101 aufgeführt. Sie haben gerade im Hinblick auf die zunehmende Belastung der Grundw asserqualität durch Schadstoffeinträge eine wichtige vorsorgende Funktion zum Schutz des Trinkw assers. 99 Vgl. §§ 46 Wasserhaushaltsgesetz (WHG vom 31.07.2009, in Kraft getreten 01.03.2010); BGBl. I S. 2585 100 Gilt f ür 1/3 der Ruhrgebietsf läche (LANUV: Ökologischer Fachbeitrag zum RFNP: S. 31) Es handelt sich um ein v on den Regionalräten def iniertes ,Reserve’ - oder ,Vorranggebiet’, soweit es nicht bereits geplantes oder f estgesetztes Trinkwasserschutzgebiet ist. Diese Gebiete haben nicht den Status eines Wasserschutzgebietes und sind hier nur nachrichtlich dargestellt. Es handelt sich um Gebiete, deren Rohwässer potenziell nutzbar sind, aber aus verschiedensten Gründen nicht oder noch nicht genutzt werden, oft nach § 36a WHG (Veränderungssperre zur Sicherung von Planungen). 101 145 Abb. 5.11: Wasserschutzgebiete In der Abbildung 5.11 sind sow ohl die festgesetzten als auch geplanten Wasserschutzgebiete und die gemeldeten Reservegebiete dargestellt: » Der Niederrhein erfüllt w ichtige Funktionen für den Grundw asserschutz. Weite Bereiche haben ergiebige Grundw asservorkommen mit Bedeutung für die Trinkw asserversorgung; hier liegen die Wasserschutzgebiete dicht beieinander. » Nördlich der Hellw egstädte liegen bedeutsame Grundw asservorkommen. Von besonderer Bedeutung sind die Stauseen in Haltern, die Trinkw asser für rd. 1 Mio. Menschen liefern und das größte Wasserschutzgebiet NordrheinWestfalens ,Üfter Mark’ in der Kirchheller Heide. » Im Süden entlang der Ruhr erstrecken sich ebenfalls größere Wasserschutzgebiete und die Talsperren im Ennepe- Ruhr-Kreis/Hagen tragen ebenfalls zum Trinkw asserschutz bei. 146 5.7 Zusammenfassung Vielfalt an Natur- und Landschaftsräumen prägt die Region Das Verbandsgebiet zeichnet sich insgesamt durch eine Vielfalt an Natur- und Landschaftsräumen mit einer abw echslungsreichen, naturräumlichen Ausstattung aus, die von hoher Bedeutung für die Naturentw icklung sind. Aufgrund der unterschiedlichen geologischen Prägungen, ergeben sich Großlandschaften mit starken eigenen landschaftlichen Identitäten (Niederrheinisches Tiefland, Westfälische Bucht, Süderbergland). Vor allem der Süden ist durch bewegte Geländeverhältnisse gekennzeichnet. Braunerden und Parabraunerden stellen den häufigsten Bodentyp dar Insbesondere im w estlichen und südlichen Teil der Region stellen Braunerden und Parabraunerden den vorw iegenden Bodentyp dar. Im nördlichen Verbandsgebiet herrschen Podsole, Gleye und Pseudogleye vor. Der überw iegende Teil der Böden ist durch Versiegelung, Bebauung oder andere anthropogene Einflüsse gekennzeichnet; naturnahe Böden sind nur noch selten vorzufinden. Die Flusslandschaften von Rhein, Ruhr und Lippe charakterisieren den Raum Die Flusstäler und Auenbereiche der großen Flussläufe von Rhein, Lippe und Ruhr stellen w ichtige Achsen mit regionaler bis überregionaler Bedeutung für den Artenund Biotopschutz sow ie den Biotopverbund dar. Gleichzeitig w erden an die Flüsse vielfältige Nutzungsanforderungen durch den Menschen gestellt. Vor allem der Rhein ist eine der zentralen europäischen Verkehrsachsen. Zusätzliche Ansprüche entstehen aus dem Wunsch nach freiraumbezogener Erholung. Im Zusammenhang mit dem naturnahen Ausbau der Emscher und des Emschertals w ird in Zukunft eine neue erlebbare Flusslandschaft entstehen (vgl. Kap. 8). Rohstoffgew innung hat weiterhin hohe Bedeutung für die Raumentwicklung Die Gew innung von Steinkohle hat die Region Jahrhunderte lang geprägt (vgl. Abb. 5.08). Nach w ie vor befinden sich ergiebige Lagerstätten im Verbandsgebiet, deren Ausbeutung unter den gegeben Rahmenbedingungen nur zu hohen Kosten möglich ist. Mit dem beschlossenen Ausstieg aus der subventionierten Kohleförderung im Jahr 2018 w ird der Steinkohlebergbau in der Region vorerst enden. Vor allem am Niederrhein, in Bottrop und Haltern am See stellt die oberflächennahe Gew innung von Kiesen und Sanden eine raumprägende anthropogene Veränderung der Landschaft dar. Die Gew innung von Rohstoffen führt in der Region zu Ausw irkungen auf den Naturhaushalt. So ist auch künftig von Bergsenkungen und -schäden auszugehen. Die Auswirkungen auf den Wasserhaushalt sind hoch, Regulierungs maßnahmen zukünftig erforderlich. Andererseits entstehen durch diese weiträumigen Auskiesungen und Rekultivierungsbereiche auch Chancen für die Schaffung einer attraktiven, w asserorientierten Erholungslandschaft, die insbesondere auch für die Naherholung eine hohe Bedeutung haben kann. Vier Schwerpunkträume für den Arten und Biotopschutz Von besonderer Bedeutung für den überregionalen und europäischen Arten- und Biotopschutz sowie den Biotopverbund ist die gesamte Niederrheinaue. Hier befindet sich eine hohe Dichte an RA MSA R- und Natura 2000-Flächen, die durch Natur- und Vogelschutzgebiete gesichert w erden. Daneben existieren im Raum Haltern am See mehrere größere, zusammenhängende Schutzgebiete. So zählt z.B. das NSG Weißes Venn/Geisheide zu den w ichtigsten Moor- und Heidekomplexen in NRW. Im Kreis Unna befindet sich ein Teil des 500 km² großen Vogelschutzgebietes von her147 ausragender Bedeutung für die Brutbestände seltener Vögel. Von den Flusslandschaften ist neben dem Rhein vor allem die Lippe für den überregionalen Biotopverbund von hoher Bedeutung. Hier existiert eine hohe Dichte an geschützten Flächen, die aufgrund ihrer linearen Struktur eine starke Vernetzungsfunktion haben (vgl. Abb. 5.12). Die Bergsenkungsgew ässer stellen besondere Räume für den Arten- und Biotopschutz dar. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Flächen von lokaler Bedeutung, aber von hoher Bedeutung für den Biotopverbund. Regionale Grünzüge gliedern den Raum und verbessern die Freiraum qualität Für den Freiraumschutz stellen die Regionalen Grünzüge im verdichteten Kernraum ein bedeutendes Element dar. Sie w erden durch die Regionalpläne und den regionalen Flächennutzungsplan gesichert. Der Emscher Landschaftspark stellt ein w ichtiges regional bedeutsames Projekt zur Freiraumentw icklung dar (vgl. Abb. 5.12). Grundw asserschutz sichert die Trinkw asserversorgung Größere Wasserschutzgebiete befinden sich am Niederrhein, entlang des Ruhrtals und im nördlichen Verbandsgebiet. Sie haben eine w ichtige Funktion zum Schutz des Grundw assers vor Verunreinigungen und tragen dazu bei, Grundw asser und Oberflächengew ässer als Lebensgrundlage der Bevölkerung und als Bestandteil des Naturhaushaltes zu erhalten, und die ökologische Funktionsfähigkeit der Gew ässer zu wahren oder w ieder herzustellen (vgl. Abb. 5.12). Abb. 5.12: Ausgewählte Instrumente und Strategien des Freiraumschutzes und der -entw icklung 148 6 Verflechtungen im Verbandsgebiet Die Analyse der Verflechtungen soll einen Gesamtüberblick bezüglich der ‚Beziehungen’ zw ischen den Kommunen er möglichen. Sie betrachtet alle Fahrten im Motorisierten Individualverkehr ( MIV) und im öffentlichen Verkehr (ÖV) an einem durchschnittlichen Werktag ( Montag bis Freitag) in beiden Richtungen. Dabei w erden alle Fahrten berücksichtigt, die » sow ohl zwischen den Städten und Gemeinden innerhalb des RVR-Gebietes als auch über die Verbandsgrenzen hinaus (ð Außenverflechtungen) oder » innerhalb der einzelnen Städte und Gemeinden des Verbandsgebiets (ð Binnenverflechtungen) stattfinden. Die Betrachtung vermittelt einen Eindruck der Beziehungen unter den Städten und zeigt, w ohin die Einw ohner regelmäßig fahren. Obw ohl keine Differenzierung nach Verkehrszw ecken (die Verkehrszwecke Arbeiten, Bildung, Einkaufen, Erholung etc. liegen dem Datenbestand zugrunde) erfolgt, bilden sich stadttypische Orientierungsmuster ab. Datengrundlage Die Verflechtungsanalyse beruht auf den Daten des Informationssystems Verkehr Ruhrgebiet ( IVR), dessen Datenbestand aus » einem Raumbezugssystem in For m eines Verkehrszellenrasters, » dem Verkehrsanalyse- und -simulationssystem für Wirkungsanalysen, Prognosen und Szenarien, » einer Datenbank mit Siedlungsstruktur-, Struktur-, Verkehrsinfrastruktur- und Verkehrsflussdaten besteht. Der Datenbestand des IVR w urde zuletzt im Jahr 2000 umfassend aktualisiert und an die Daten, die in die „ Integrierte Gesamtverkehrsplanung“ des Landes NordrheinWestfalen (NRW 2005) eingeflossen sind, angepasst. In den Folgejahren erfolgte eine kontinuierliche Aktualisierung bei relevanten strukturellen sow ie verkehrsinfrastrukturellen Änderungen w ie beispielsw eise Wohn- und Einzelhandelsstandorten, Industrie- und Gew erbestandorten, Schulen und Hochschulen, den Pendlerbew egungen sow ie relevanten Veränderungen im regionalen Straßen- und Schienennetz, so dass die Analyse der Verflechtungen die derzeitige Situation hinreichend genau w iderspiegelt. Außenverflechtungen Die Darstellung der Außenverflechtungen der Städte, Kreise und Gemeinden des Verbandsgebietes erfolgt teilraumbezogen, um die Strukturen vor Ort besser abbilden zu können. Im Rahmen der Betrachtung w urde das Verbandsgebiet in folgende Teilräume unterteilt: » Kreis Wesel » Kreis Recklinghausen/Bottrop » Kreis Unna/Hamm » Mittleres Verbandsgebiet (mit den Städten Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Herne, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen) » Ennepe- Ruhr-Kreis. Die Stadt Bottrop w urde als Teil des nördlichen Verbandsgebietes dem Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop zugeordnet. Die Stadt Hagen w urde im Rahmen der Analyse dem mittleren Verbandsgebiet zugeordnet, da entlang der Ruhrachse relevante Verflechtungen bestehen. 149 Die am östlichen Rand des Verbandsgebietes gelegene Stadt Hamm w urde in den Teilraum Kreis Unna/Hamm integriert, da sie aufgrund ihrer Lage, Struktur und Funktionalität klar dem nordöstlichen Teilraum zuzuordnen ist. Die Außenverflechtungen über die Verbandsgrenzen hinaus zu den angrenzenden Regionen w urden ebenfalls betrachtet. Zu diesen zählen: » Düsseldorf/Niederrhein ( Düsseldorf, Krefeld, Mönchengladbach, Kreis Kleve, Kreis Viersen, Rheinkreis Neuss) » Ost-/Südw estfalen (Märkischer Kreis, Kreis Soest, Hochsauerlandkreis, Kreis Olpe, Kreis Siegen-Wittgenstein, Kreis Paderborn, Kreis Höxter, Kreis Gütersloh, Bielefeld, Kreis Minden-Lübbecke, Kreis Lippe) » Kreis Mettmann/Bergisches Städtedreieck (Kreis Mettmann, Wuppertal, Solingen, Remscheid) » Münsterland (Münster, Kreis Borken, Kreis Steinfurt, Kreis Coesfeld, Kreis Warendorf) » Rheinland (Bonn, Köln, Leverkusen, Städteregion Aachen mit Stadt Aachen, Oberbergischer Kreis, Rhein-Sieg-Kreis, Rheinisch-Bergischer-Kreis, Kreis Euskirchen, Kreis Heinsberg, Kreis Düren). Binnenverflechtungen Neben den regionalen Verkehren w erden auch Verkehre erfasst, die sich auf das Gebiet der einzelnen Kommune beschränken. Dies sind die so genannten Binnenverflechtungen. In der Regel kann bei Städten mit einer hohen Binnenverflechtung davon ausgegangen w erden, dass diese Städte viele Funktionen für ihre Bürgerinnen und Bürger im eigenen Stadtgebiet erfüllen und eine hohe Zentralität besitzen. Bei Städten mit hohen Außenverflechtungen ist dieses w eniger der Fall. Verflechtungsanalyse Im Folgenden w erden auf Basis der Analysedaten des Informationssystems Verkehr Ruhrgebiet die » regionalen Verflechtungen des Verbandsgebietes, » Binnenverflechtungen der Städte und Gemeinden im Verbandsgebiet, » Verflechtungen der kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebietes, » Verflechtungen des Teilraums Kreis Wesel, » Verflechtungen des Teilraums Kreis Recklinghausen/Bottrop, » Verflechtungen des Teilraums Kreis Unna/Hamm, » Verflechtungen des Teilraums Ennepe- Ruhr-Kreis dargestellt. Die regionalen Verflechtungen im Verbandsgebiet (Kapitel 6.1) beinhalten » die Darstellung der teilräumlichen bzw . regionalen Orientierung der Städte, Gemeinden und Kreise innerhalb des Verbandsgebietes » in absoluten Zahlen die Außenverflechtungen in Personenfahrten je Werktag. Die Analyse der Binnenverflechtungen (Kapitel 6.2) stellt den Anteil der Binnenverflechtungen an den Gesamtverflechtungen der einzelnen Städte und Gemeinden des Verbandsgebietes dar. Im Rahmen der Verflechtungsanalyse des m ittleren Verbandsgebietes (Kapitel 6.3) werden die stärksten Außenverflechtungen auf kommunaler Ebene sow ie die fünf stärksten Verflechtungen zu anderen Teilräumen bzw . Regionen abgebildet. Die grafische Darstellung stellt sow ohl die Anzahl der Personenfahrten je Werktag als auch den prozentualen Anteil (gerundet) der einzelnen Außenverflechtungen an den gesamtem Außenverflechtungen (100 %) einer Kommune dar. 150 Bei den Teilräumen des nördlichen Verbandsgebietes (Kapitel 6.4, 6.5, 6.6) konzentriert sich die Darstellung auf die fünf stärksten Verflechtungen zw ischen den Teilräumen Kreis Wesel, Kreis Recklinghausen/Bottrop sow ie Kreis Unna/Hamm und anderen Teilräumen bzw . Regionen. Die grafische Darstellung stellt sow ohl die Anzahl der Personenfahrten je Werktag als auch den prozentualen Anteil (gerundet) der einzelnen Außenverflechtungen an den gesamtem Außenverflechtungen (100 %) einer Kommune dar. Bei den Städten Bottrop und Hamm erfolgt darüber hinaus eine Darstellung der stärksten Außenverflechtungen auf kommunaler Ebene. Die Verflechtungsanalyse des Ennepe-Ruhr-Kreises (Kapitel 6.7) bietet ebenfalls einen Überblick über die fünf stärksten Verflechtungen zu anderen Teilräumen bzw . Regionen. Die Verflechtungsanalysen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden befinden sich im Anhang. Die regionalen Verflechtungen der Kommunen im Kreis Wesel, im Kreis Recklinghausen, im Kreis Unna und im Ennepe-Ruhr-Kreis w erden dort jew eils in alphabetischer Reihenfolge beschrieben. Dabei erfolgt eine Unterscheidung nach Binnenverflechtungen, Außenverflechtungen und Nennung der stärksten regionalen Orientierungen. Die Kategorien in den Abbildungen orientieren sich an den unterschiedlichen Brüchen innerhalb der einzelnen Schw erpunkte der Verflechtungsanalyse. Aus diesem Grunde variieren die Prozentkategorien in den einzelnen Abbildungen. 6.1 Regionale Verflechtungen im Verbandsgebiet – ein zusammenfassender Überblick Die Städte der mittleren und nördlichen Ballungskernzone w eisen eine klare Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet auf, w ährend die ‚Flügelstädte’ am Rande des mittleren Verbandsgebietes (Duisburg, Dortmund, Hagen) sow ohl bedeutsame Verflechtungen zum mittleren Verbandsgebiet als auch zu benachbarten Teilräumen aufw eisen (vgl. Abbildung 6.01). Abb. 6.01: Regionale Orientierung der kreisfreien Städte im Ballungskern Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 151 Die regionale Or ientierung des nördlichen und südlichen Verbandsgebietes ist in der Abbildung 6.02 dargestellt. Im Osten des Verbandsgebietes w eist Hamm aufgrund der Funktionalität starke Verflechtungen zu den Nachbarstädten sow ohl im Kreis Unna als auch in den Kreisen Soest, Warendorf und Coesfeld auf. Die Verflechtungen zum mittleren Verbandsgebiet sind allerdings auch hier von Bedeutung. Der Kreis Unna orientiert sich annähernd gleichw ertig innerhalb des Teilraums sow ie zum mittleren Verbandsgebiet. Darüber hinaus haben die nordw estlichen Kommunen des Kreises auch relevante Verflechtungen zum benachbarten Kreis Recklinghausen. Der Kreis Recklinghausen w eist starke Verflechtungen zum mittleren Verbandsgebiet auf, die sich insbesondere auf die südlichen Städte des Kreisgebietes konzentrieren, während sich die nördlichen Städte interkommunal innerhalb des Teilraums orientieren. Die Stadt Bottrop w eist starke Verflechtungen mit dem w estlichen Kreis Recklinghausen auf, ist aber klar zum mittleren Verbandsgebiet hin orientiert. Der Kreis Wesel w eist sow ohl starke Verflechtungen auf der interkommunalen Ebene zw is chen den kreisangehör igen Kommunen auf, ist aber auch stark zum mittleren Verbandsgebiet hin orientiert. Dies gilt insbesondere für die südöstlichen Kommunen im Kreisgebiet, die eine klare Ausrichtung zu den westlichen Städten des mittleren Verbandsgebiets aufw eisen. (vgl. Abbildung 6.02) Abb. 6.02: Regionale Orientierung des nördlichen und südlichen Verbandsgebiets Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Einen Gesamtüberblick über die regionale Orientierung auf Basis der Verflechtungsdaten bietet die folgende Abbildung 6.03. Sie zeigt, w ohin die stärksten Bezüge einer Kommune bestehen. Dies können z. B. Verflechtungen innerhalb des eigenen Teilraums oder zu angrenzenden Teilräumen / Regionen sein (vgl. Abbildung 6.03). 152 Abb. 6.03: Regionale Orientierung der Städte und Gemeinden im Verbandsgebiet Bezüglich der absoluten Ausprägung der regionalen Verflechtungen, die in Abbildung 6.04 dargestellt ist, ist festzustellen, dass die beiden einw ohnerstärksten Städte Dortmund und Essen (über 689.000 Personenfahrten/Tag) die höchsten regionalen Verflechtungen aufweisen. Dies liegt primär in ihrer Funktion als relevanter Arbeitsplatz-, Dienstleistungs- und Hochschulstandort begründet. Doch auch die Hochschulstandorte Bochum und Duisburg haben mit mehr als jew eils 540.000 Personenfahrten/Tag ein bedeutendes regionales Verkehrsaufkommen. Dies gilt in der Summe auch für die übrigen kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebietes, aber ebenso für Witten und Moers mit ihrer Orientierung zu den kreisfreien Städten des mittleren Verbandsgebietes sow ie Hamm mit seiner zentralen Funktion für die angrenzenden Kommunen der Kreise Unna, Coesfeld, Soest und Warendorf. (vgl. Abbildung 6.05) 153 Abb. 6.04: Regionale Verflechtungen (absolut) der Städte und Gemeinden im Verbandsgebiet Einen Gesamtüberblick über die relevanten regionalen Verflechtungen der einzelnen Kommunen im Verbandsgebiet und deren Orientierung gibt die folgende Abbildung 6.05. 154 Abb. 6.05: Die regionalen Verflechtungen der Komm unen 6.2 Binnenverflechtungen der Städte und Gemeinden im Verbandsgebiet Die Analyse der Binnenverflechtungen gibt Aufschluss darüber, ob die Bew ohner einer Stadt bzw . Gemeinde sich eher lokal, d. h. innerhalb der Kommune oder regional orientieren. Ein hoher Anteil » des Binnenverkehrs an den Gesamtverflechtungen » der täglichen Personenfahrten je Einw ohner im Binnenverkehr lässt auf eine starke Binnenorientierung schließen (vgl. Tabelle 6.01). Dies trifft sow ohl auf Duisburg, Essen, Dortmund und Hamm, aber auch auf Bochum und Hagen zu. Da Bochum insbesondere aufgrund seiner Funktion als Hochschul- und Wissenschaftsstandort starke regionale Verflechtungen aufw eis t, sind die Binnenverflechtungen prozentual schwächer ausgeprägt. In Kombination mit dem Indikator der täglichen Personenfahrten je Einw ohner lässt sich jedoch feststellen, dass Bochum neben Essen, Dortmund und Duisburg einen Durchschnittsw ert von ca. 1,8 Personenfahrten/Einw ./Tag und somit ebenfalls eine starke Ausprägung der Binnenverflechtungen aufw eist. Auch Hagen w eist mit 59 % einen hohen Anteil der Binnenverflechtungen an den Gesamtverflechtungen (1,8 Personenfahrten je Einw . und Tag) eine ähnlich hohe Binnenor ientierung w ie die übrigen Oberzentren des mittleren Verbandsgebiets auf. Die am östlichen Rand des Verbandsgebietes gelegene Stadt Hamm w eist ebenfalls einen hohen Anteil an Binnenverflechtungen auf, der sich auf einen Anteil von 66 % (1,69 Personenfahrten/Einw ./Tag) an den Gesamtverflechtungen beläuft. Die kreisfreien Städte Oberhausen, Bottrop und Herne w eisen anteilig niedrigere Binnenverflechtungen auf. Dies gilt, w enn auch nicht in gleichem Maße für Mülheim an der Ruhr und Gelsenkirchen. 155 Tabelle 6.01: Anzahl der Personenfahrten/Tag im Binnen- und Regionalverkehr (MIV und ÖV) Verflechtungen – Person enfahrten des motorisierten Ver kehr s (MIV und ÖV) Kommune Binnenverkehr absol ut Anteil [%] Dortmund 1.111.744 61,16 Essen 1.056.587 60,52 Bochum 688.108 55,90 Hagen 346.028 59,43 Duisburg 884.631 60,12 Hamm 308.782 66,35 Gelsenkir chen 445.868 54,34 Mülheim an d er Ruhr 280.012 55,75 W itten 160.448 52,31 Sch wert e 73.383 48,13 W etter 42.731 42,95 W esel 88.423 45,72 Oberhausen 301.894 47,68 Bottrop 162.088 50,49 Sch welm 39.155 42,54 Recklinghausen 158.798 43,56 Marl 116.505 48,57 Herne 218.194 48,07 Hattingen 71.989 42,96 Herdecke 31.649 38,18 Gevelsb erg 40.028 38,63 Datteln 44.354 43,62 W erne 37.333 42,18 Breckerfeld 11.412 38,55 Dorsten 94.269 47,96 Fröndenberg 26.949 41,30 Ennepetal 37.700 38,71 Selm 32.669 44,10 Moers 126.307 41,18 Kamp-Lintfort 45.668 43,14 Sprockhövel 29.114 36,40 W altrop 33.688 40,69 Neukirch en-Vlu yn 30.679 37,73 Lünen 96.437 42,18 Herten 67.921 38,61 Sonsbeck 9.072 40,61 Bergkam en 53.686 35,61 Holzwickede 18.202 33,98 Haltern am See 38.948 44,40 Oer-Erkensch wick 30.812 38,70 Dinslaken 71.211 38,25 Kamen 45.349 34,24 Hamminkeln 27.913 39,42 Castrop-Rauxel 75.556 41,37 Unna 65.088 34,17 Xanten 20.529 40,90 Schermb eck 12.921 36,25 Gladbeck 70.174 36,33 Voerde 33.288 33,52 Alpen 10.942 33,74 Hünxe 11.224 31,34 Rheinberg 25.631 34,67 Bönen 13.583 29,63 Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Regionalverkehr je Einwohner 1,89 1,82 1,80 1,79 1,78 1,69 1,68 1,66 1,62 1,50 1,50 1,44 1,39 1,38 1,34 1,32 1,31 1,30 1,28 1,26 1,25 1,24 1,23 1,22 1,21 1,21 1,21 1,20 1,18 1,17 1,14 1,13 1,10 1,09 1,08 1,06 1,05 1,05 1,02 1,02 1,02 1,01 1,00 0,99 0,97 0,95 0,94 0,93 0,88 0,85 0,82 0,80 0,73 156 absol ut 704.646 689.272 542.944 236.960 586.906 156.592 374.624 222.282 146.306 79.094 56.768 104.972 331.322 158.950 52.892 205.712 123.362 235.718 95.574 51.242 63.580 57.330 51.176 18.194 102.298 38.306 59.692 41.404 180.408 60.202 50.860 49.104 50.630 132.218 107.984 13.266 97.076 35.366 48.774 48.802 114.968 87.100 42.894 107.074 125.420 29.660 22.724 122.988 66.074 21.488 24.590 48.296 32.256 Anteil [%] 38,84 39,48 44,10 40,67 39,88 33,65 44,66 44,25 47,69 51,87 57,05 54,28 52,32 49,51 57,46 56,44 51,43 51,93 57,04 61,82 61,37 56,38 57,82 61,45 52,04 58,70 61,29 55,90 58,82 57,86 63,30 59,31 62,27 57,82 61,39 59,39 64,39 66,02 55,60 61,30 61,75 65,76 60,58 58,63 65,83 59,10 63,75 63,67 46,48 66,26 68,66 65,33 70,37 Binnen-/ Regionalverkehr absol ut 1.816.390 1.745.859 1.231.052 582.988 1.471.537 465.374 820.492 502.294 306.754 152.477 99.499 193.395 633.216 321.038 92.047 364.510 239.867 453.912 167.563 82.891 103.608 101.684 88.509 29.606 145.418 65.255 97.392 74.073 306.715 105.870 79.974 82.792 81.309 228.655 175.905 22.338 150.762 53.568 87.722 79.614 186.179 132.449 70.807 182.630 190.508 50.189 35.645 193.162 99.362 32.430 35.814 73.927 45.839 Die Binnenverflechtungen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden sind vielfach schwächer ausgeprägt (vgl. Abbildung 6.06). Dies liegt an der Funktion als Wohnstandort, dessen Bew ohner häufig zur Arbeit aber auch zw ecks Einkaufs oder Freizeitgestaltung in die benachbarten Zentren des mittleren Verbandsgebietes fahren oder auch daran, dass auf Grund der Arbeitsplatzstruktur der Anteil der einbrechenden regionalen Verkehre eine w ichtige Rolle spielt und somit anteilig von größerer Bedeutung ist. Allerdings gibt es auch hier Städte, die, analog zu den kreisfreien Städten im mittleren Verbandsgebiet, ein höheres Aufkommen an Binnenverkehren aufw eisen. Hierzu zählt z. B. die Stadt Witten, deren Binnenverflechtungen (Anteil 52 %; 1,62 Personenfahrten/Tag) auch die Zugehörigkeit zum Ballungskern belegen. Abb. 6.06: Anteil der Binnenverflechtungen der Städte und Gemeinden im Verbandsgebiet an den Gesam tverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 157 6.3 Die regionalen Verflechtungen der kreisfreien Städte im m ittleren Verbandsgebiet Zusammenfassend werden im Folgenden zunächst für die kreisfreien Städte im mittleren Verbandsgebiet die regionalen Verflechtungen erläutert, bevor die neun kreisfreien Städte im Einzelnen in alphabetischer Reihenfolge hinsichtlich ihren stärksten Außenverflechtungen und ihren stärksten Verflechtungen zu anderen Teilräumen bzw . Regionen abgebildet w erden. Die regionalen Verflechtungen des mittleren Verbandsgebietes, d.h. die Summe der Außenverflechtungen aller kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebiets, belaufen sich auf 3.067.334 Personenfahrten/Werktag. Hinzu kommen 5.333.066 Personenfahrten/Werktag, die innerhalb der Städte Duisburg, Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Bochum, Herne, Dortmund und Hagen verbleiben. Somit w erden an einem durchschnittlichen Werktag 8.400.400 Fahrten mit Quelle und/oder Ziel ‚Mittleres Verbandsgebiet’ durchgeführt. Der größte Anteil dieser Verkehre, nämlich 6.190.406 Personenfahrten/Tag, verbleibt innerhalb des mittleren Verbandsgebiets. Dies bedeutet, dass 74 % aller Verkehre innerhalb der einzelnen kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebietes bzw . zwischen den einzelnen Städten des mittleren Verbandsgebiets stattfinden. Die Außenverflechtungen der kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebietes sind in Abbildung 6.07 dargestellt. Die stärksten Verflechtungen über die Grenzen des mittleren Verbandsgebiets hinaus bestehen mit 520.178 Personenfahrten/Tag zum Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop (Anteil an den Gesamtverflechtungen 6 %). Relevante Verflechtungen bestehen mit 292.658 Personenfahrten/Tag auch zum Teilraum Kreis Unna/Hamm (Anteil an den Gesamtverflechtungen 4 %). Diese fokussieren sich allerdings auf die östlichen kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebiets. Die Verflechtungen zum Ennepe-Ruhr-Kreis belaufen sich auf 272.390 Personenfahrten/Tag die sich schw erpunktmäßig auf das mittlere und östliche Ruhrgebiet konzentrieren. Dies entspricht einem Anteil von 3 % an den Gesamtverflechtungen. Am w estlichen Rand des mittleren Verbandsgebiets bestehen relevante Verflechtungen mit dem Kreis Wesel. Ihr Anteil an den Gesamtverflechtungen beläuft sich auf 3 % (269.998 Personenfahrten/Tag). Schw erpunktmäßig w eisen diese Verflechtungsrelationen Duisburg sow ie Oberhausen als Ziel bzw . Quelle auf. Die Beziehungen zw ischen dem mittleren Verbandsgebiet und der Region Düsseldorf/Niederrhein sind von ähnlicher Bedeutung w ie die mit dem Kreis Wesel. So w erden w erktäglich 264.152 Personenfahrten zw is chen dem mittleren Verbandsgebiet und Düsseldorf/Niederrhein durchgeführt, was einem Anteil von 3 % an den Gesamtverflechtungen entspricht. Die Verflechtungen zum Münsterland sind mit einem Anteil von unter 1 % an den Gesamtverflechtungen des mittleren Verbandsgebiets (78.938 Personenfahrten/Tag) nur schwach ausgeprägt. Die kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebietes Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen und Bochum sind bezüglich ihrer Verflechtungen klar zum mittleren Verbandsgebiet or ientiert. Die Städte Dortmund, Hagen und Duisburg verfügen ebenfalls über starke Verflechtungen zum mittleren Verbandsgebiet, w eisen aber auch relevante Verflechtungen zum 158 angrenzenden Umland auf. Dies betrifft u. a. die Relationen Duisburg 1 Kreis Wesel, Duisburg 1 Düsseldorf/Niederrhein, Dortmund 1 Kreis Unna/Hamm, Hagen 1 EnnepeRuhr-Kreis oder auch Hagen 1 Märkischer Kreis. Abb. 6.07: Die Außenverflechtungen der kreisfreien Städte des m ittleren Verbandsgebietes Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Die kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebiets verfügen über intensive Verflechtungen untereinander und zu den Kreisen des Verbandsgebiets. Über das Verbandsgebiet hinaus bestehen relevante Beziehungen zur Region Düsseldorf/Niederrhein, die sich größtenteils auf die westlic hen Kommunen des mittleren Verbandsgebietes konzentrieren. Im Folgenden w erden die neun kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebietes einzeln hinsichtlich ihrer Verflechtungen analysiert. Die grafischen Darstellungen stellen sow ohl die Anzahl der Personenfahrten je Werktag als auch den prozentualen Anteil (gerundet) der einzelnen Außenverflechtungen an den gesamtem Außenverflechtungen (100 %) einer Kommune dar. Die erste Grafik zeigt jew eils die stärksten Außenverflechtungen auf kommunaler Ebene w ährend die zw eite Grafik die regionalen Verflechtungen, d.h. die regionale Orientierung, darstellt. Bochum Das Personenverkehrsaufkommen der Stadt Bochum beläuft sich an einem Werktag auf 1.231.052 Personenfahrten, von denen 688.108 (56 %) innerhalb des Stadtgebietes verbleiben. Die regionalen Verflechtungen der Stadt Bochum sind anteilig im Vergleich zu den Binnenverflechtungen sehr stark und belaufen sich auf 542.944 Personenfahrten/Tag. Die Außenverflechtungen (vgl. Abbildung 6.08, 6.08) fokussieren sich auf die unmittelbaren Nachbarstädte des mittleren Verbandsgebietes, des Ennepe- Ruhr-Kreises und des Kreises Recklinghausen und belaufen sich auf 330.410 Personenfahrten/Tag (61 %). Bochum ist außerdem Quelle bzw . Ziel der zwei stärksten Verflechtungsrelationen des gesamten Verbandsgebietes. Hierbei handelt es sich um die Korridore 159 » Bochum - Dortmund (70.900 Personenfahrten/Tag) » Bochum - Essen (70.400 Personenfahrten/Tag). Abb. 6.08: Stadt Bochum : Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Auf regionaler Ebene ist eine klare Konzentration der Verflechtungen auf die Städte des mittleren Verbandsgebietes (vgl. Abbildung 6.09) vorhanden 283.360 Personenfahrten/Tag = 52 %). Als Besonderheit w eist Bochum die stärksten Verflechtungen aller Städte des mittleren Verbandsgebietes mit dem Ennepe- Ruhr-Kreis auf (82.390 Personenfahrten/Tag = 15 %). Darüber hinaus verfügt Bochum auch über relevante Verflechtungen zum Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop (72.388 Personenfahrten/Tag = 13 %) Abb. 6.09: Stadt Bochum : Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Unter den Oberzentren des Verbandsgebiets nimmt Bochum allerdings eine Sonderstellung ein. So w eist die Stadt den zw eithöchsten Anteil (44 %) regionaler Verflechtungen an den Gesamtverflechtungen auf. Bei der Summe der regionalen und der Binnenverflechtungen nimmt Bochum Platz vier unter den Städten des mittleren Ver- 160 bandsgebietes ein, w ährend sich der Anteil der Binnenverflechtungen an den Gesamtverflechtungen auf 56 % beläuft. Dortm und Dortmund w eist mit 1.816.390 Personenfahrten je Werktag das höchste Mobilitätsaufkommen des Verbandsgebietes auf. Der Anteil der Verkehre, die im Binnenbereich verbleiben, beläuft sich auf 1.111.744 Personenfahrten/Tag (61 %). Dortmund w eist mit 704.646 Personenfahrten/Tag (39 %) die höchsten regionalen Verflechtungen aller kreisfreien Städte des Verbandsgebietes auf. Durch die hohen Verflechtungen zu den direkt angrenzenden Nachbarstädten sow ie Herne, Gelsenkirchen, Essen, Hamm und Bergkamen (479.418 Personenfahrten/Tag = 68 %) verfügt Dortmund über die stärksten Umlandverflechtungen aller kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebiets (vgl. Abbildung 6.10). Abb. 6.10: Stadt Dortmund: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Aufgrund seiner Lage am östlichen Rand des mittleren Verbandsgebiets verteilen sich die regionalen Verflechtungen (vgl. Abbildung 6.11) annähernd gleichstark auf den » Teilraum Kreis Unna/Hamm (221.388 Personenfahrten/Tag = 31 %) und » die Städte des mittleren Verbandsgebiets (192.810 Personenfahrten/Tag = 27 %). Dortmund verfügt somit über die stärksten Verflechtungen aller kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebietes zum Teilraum Kreis Unna/Hamm. Die Verflechtungen zu den w estlichen Städten des mittleren Verbandsgebietes sind im Vergleich zu den Kommunen des Mittleren Ruhrgebiets schw ächer ausgeprägt. Allerdings w eist Dortmund auch starke Verflechtungen zum » Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop (84.048 Personenfahrten/Tag = 12 %) und zum » Ennepe- Ruhr-Kreis (61.156 Personenfahrten/Tag = 9 %) auf. Darüber hinaus ist Dortmund neben Hagen die einzige kreisfreie Stadt im Verbandsgebiet mit relevanten Verflechtungen zum Märkischen Kreis (28.854 Personenfahrten/Tag = 4 %). 161 Abb. 6.11: Stadt Dortmund: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Die Verflechtungen zu den Landkreisen des Münsterlandes sow ie zur Stadt Münster sind nur von geringer Bedeutung. Auf regionaler Ebene w eist Dortmund die höchsten Außenverflechtungen auf (Tabelle 6.01). Duisburg Die Stadt Duisburg verfügt mit 1.471.537 Personenfahrten je Werktag über ein hohes Mobilitätsaufkommen. Während sich der Anteil der Verkehre, die im Binnenbereich Duisburg verbleiben, auf 884.631 Personenfahrten/Tag (60 %) beläuft, summieren sich die regionalen Verflechtungen auf 586.906 Personenfahrten/Tag (40%). Nur Dortmund und Essen w eisen stärkere regionale Verflechtungen auf (Tabelle 6.01). Dabei ist eine Konzentration der Verflechtungen (344.444 Personenfahrten/Tag = 59 %) auf die benachbarten Städte Oberhausen, Moers, Düsseldorf, Dinslaken, Mülheim an der Ruhr und auch Krefeld festzustellen (vgl. Abbildung 6.12). Abb. 6.12: Stadt Duisburg: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 162 Duisburg w eist aufgrund seiner Lage am w estlichen Rand des mittleren Verbandsgebiets annähernd gleichstarke Verflechtungen zu den kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebiets und dem Kreis Wesel auf, so dass die Beziehungen zu den Städten des mittleren Verbandsgebietes und zum Kreis Wesel annähernd gleich stark sind (vgl. Abbildung 6.13): » Duisburg – Städte des mittleren Verbandsgebietes (199.750 Personenfahrten/Tag = 34 %) » Duisburg – Kreis Wesel (168.022 Personenfahrten/Tag = 29 % ) Darüber hinaus ist Duisburg das einzige Oberzentrum im Verbandsgebiet mit ausgeprägten Verflechtungen (112.174 Personenfahrten/Tag = 19 %) zur Nachbarregion Düsseldorf/Niederrhein. Abb. 6.13: Stadt Duisburg: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Essen Das Personenverkehrsaufkommen in Essen beläuft sich an einem Werktag auf 1.745.859 Personenfahrten, von denen 1.056.587 (Binnenverflechtungen = 61 %) innerhalb des Stadtgebietes verbleiben. Die regionalen Verflechtungen der Stadt Essen sind sehr stark ausgeprägt. Mit 689.272 Personenfahrten/Tag (Außenverflechtungen = 39 %) w eist Essen das zweithöchste regionale Verkehrsaufkommen aller Städte im Verbandsgebiet auf. Die regionalen Verflechtungen fokussieren sich mit 404.626 Personenfahrten/Tag (= 59 %) auf den Nahbereich (vgl. Abbildung 6.14) mit den angrenzenden Städten sowie auf Duisburg, den Kreis Mettmann und auf Düsseldorf. Die stärksten regionalen Einzelverflechtungen konzentrieren sich auf die Relationen Essen 1 Bochum (10 %) und Essen 1 Gelsenkirchen (10 %). 163 Abb. 6.14: Stadt Essen: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Essen ist als Arbeitsplatzstandort und als Einzelhandelsstandort von großer Bedeutung. So w eist Essen das höchste Einpendleraufkommen (206.832 Personenfahrten/Tag) innerhalb des Verbandsgebietes auf. Im regionalen Kontext (vgl. Abbildung 6.15) ist eine klare Konzentration der Verflechtungen auf die Städte des mittleren Verbandsgebietes festzustellen (341.076 Personenfahrten/ Tag = 49 %). Darüber hinaus bestehen bedeutsame Verflechtungen in der Relation Essen 1 Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop (96.246 Personenfahrten/Tag = 14 %). Darüber hinaus w eist Essen im Vergleich zu den anderen Städten des mittleren Verbandsgebietes die stärksten Verflechtungen zur Region Kreis Mettmann/Bergisches Städtedreieck auf (60.112 Personenfahrten/Tag = 9 %). Die Verflechtungen zum Ballungsrand sind im Vergleich zu Duisburg und Dortmund schw ächer ausgeprägt, so dass sich die regionale Bedeutung Essens primär aus dem mittleren, westlichen und nördlichen Ballungskern des Verbandsgebiets zusammensetzt. Die Verflechtungen zur Region Düsseldorf/Niederrhein sind mit 54.252 Personen- fahrten/Tag bzw . einem Anteil von 8 % im Vergleich zu den übrigen kreisfreien Städten des Verbandsgebietes mit Ausnahme der Stadt Duisburg ebenfalls von Bedeutung. Abb. 6.15: Stadt Essen: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 164 Gelsenkirchen Die Stadt Gelsenkirchen ist w erktäglich Quelle bzw . Ziel von 820.492 Personenfahrten. Von diesen verbleiben 445.868 (54 %) im Stadtgebiet w ährend 374.624 (46 %) über die Stadtgrenze hinausgehen. Die stärksten Außenverflechtungen (vgl. Abbildung 6.16) bestehen mit einem Anteil von 75 % (280.478 Personenfahrten/Tag) zu den direkt angrenzenden Städten sow ie zu Dortmund und Recklinghausen. Dabei sind die Nachbarstädte Bochum und Essen für die beruflichen Auspendler von besonderer Bedeutung. Auf regionaler Ebene ist mit einem Anteil von 52 % eine klar feststellbare Konzentration der Verflechtungen auf die Städte des mittleren Verbandsgebietes festzustellen (193.350 Personenfahrten/Tag). Abb. 6.16: Stadt Gelsenkirchen: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Gelsenkirchen hat nur geringe Verflechtungen zum w estlichen Ruhrgebiet und nach Düsseldorf, dafür jedoch starke Verflechtungen (vgl. Abbildung 6.17) mit dem Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop, deren Anteil sich auf 33 % beläuft (124.678 Personenfahrten/ Tag). Insbesondere der Stadtbezirk Buer ist für die benachbarten Kommunen Marl und Herten von Bedeutung (z. B. Einzelhandel/ Dienstleistungen). Abb. 6.17: Stadt Gelsenkirchen: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 165 Hagen Die Stadt Hagen w eist unter den kreisfreien Städten des mittleren Verbandsgebiets mit weniger als 200.000 Einw ohnern bei insgesamt 582.988 Personenfahrten/Tag (Binnenund Außenverflechtungen Quelle/Ziel Hagen) einen hohen Anteil an Binnenverkehren auf, der sich auf 59 % (346.028 Personenfahrten/Tag) beläuft. Die regionalen Verflechtungen sind mit 236.960 Personenfahrten/Tag schw ächer ausgeprägt. Die Außenverflechtungen konzentrieren sich mit einem Anteil von 64 % (150.332 Personfahrten/Werktag) auf das Oberzentrum Dortmund sow ie die benachbarten Kommunen des Mär kischen Kreises und des Ennepe- Ruhr-Kreises (vgl. Abb. 6.18). Die stärksten Verflechtungen bestehen mit 30.698 Personenfahrten pro Tag zum Oberzentrum Dortmund und mit 22.794 Personenfahrten pro Tag zur Nachbarstadt Iserlohn. Abb. 6.18: Stadt Hagen: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Auf regionaler Ebene (vgl. Abb. 6.19).sind die Verflechtungen zum Ennepe- Ruhr-Kreis mit 78.800 Personenfahrten/Tag (33 %) stark ausgeprägt. Doch auch die Verflechtungen zum Märkischen Kreis sind mit 49.192 Personenfahrten/Tag (21 %) für Hagen von Bedeutung. Dagegen sind die Verflechtungen zwischen Hagen und den Städten des mittleren Verbandsgebiets im Vergleich zu den übrigen Städten des mittleren Verbandsgebiets insgesamt schw ächer ausgeprägt und belaufen sich auf 45.942 Personenfahrten/Tag (20 %). Darüber hinaus ist Hagen neben Dortmund die einzige Stadt im mittleren Verbandsgebiet mit starken Verflechtungen zum Teilraum Kreis Unna/Hamm (22.084 Personenfahrten/Tag = 9 %). 166 Abb. 6.19: Stadt Hagen: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Herne Das Verkehrsaufkommen der Stadt Herne beläuft sich auf 453.912 Personenfahrten je Werktag (Quelle/Z iel). Während 218.194 dieser Personenfahrten im Bereich der Stadt verbleiben Binnenverflechtungen = 48 %), gehen 235.718 über die Stadtgrenzen hinaus (Außenverflechtungen = 52 %). Die interkommunalen Verflechtungen zu den angrenzenden Nachbarstädten sow ie zu Essen und Dortmund haben mit 71 % (166.130 Personenfahrten/Tag) den größten Anteil an den Gesamtverflechtungen (vgl. Abbildung 6.20). Die Nachbarstadt Bochum ist von herausragender Bedeutung. Abb. 6.20: Stadt Herne: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Auf regionaler Ebene (vgl. Abbildung 6.21) sind die Verflechtungen zu den Städten des mittleren Verbandsgebiets mit 141.534 Personenfahrten/Tag (60 %) am stärksten ausgeprägt. Darüber hinaus w eist Herne die drittstärksten Verflechtungen aller kreisfreien Städte des mittleren Verbandsgebiets zum Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop (53.950 Personenfahrten/Tag = 23 %) auf. 167 Abb. 6.21: Stadt Herne: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Mülheim an der Ruhr Die Stadt Mülheim an der Ruhr verfügt mit 502.294 Personenfahrten je Werktag über ein hohes Mobilitätsaufkommen. Während sich der Anteil der Verkehre, die im Binnenbereich von Mülheim an der Ruhr verbleiben, auf 280.012 Personenfahrten/Tag (56 %) beläuft, summieren sich die regionalen Verflechtungen auf 222.282 Personenfahrten/Tag (44 %). Im Nahbereich ist eine Konzentration der Verflechtungen auf die benachbarten Städte Essen, Duisburg und Oberhausen festzustellen, deren Anteil an den regionalen Verflechtungen sich auf 57 % (126.002 Personenfahrten/Tag) beläuft (vgl. Abbildung 6.22). Abb. 6.22: Stadt Mülheim an der Ruhr: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Insgesamt konzentrieren sich die Verflechtungen der Stadt Mülheim an der Ruhr, w ie in Abbildung 6.23 dargestellt, mit einem Anteil von 64 % (142.722 Personenfahrten/Tag) auf die Städte des mittleren Verbandsgebietes. Es bestehen jedoch auch relevante Verflechtungen in der Relation Mülheim an der Ruhr 1 Düsseldorf (14.460 168 Personenfahrten/Tag = 7 %) sow ie zw ischen Mülheim an der Ruhr und dem Kreis Mettmann (9.938 Personenfahrten/Tag = 5 %). Abb. 6.23: Stadt Mülheim an der Ruhr: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Die Verflechtungen zu den Teilräumen Kreis Wesel (5 %) und Kreis Recklinghausen/Bottrop (4 %) sind dagegen schw ächer ausgeprägt. Oberhausen Das Personenverkehrsaufkommen in Oberhausen beläuft sich an einem Werktag auf 633.216 Personenfahrten, von denen 301.894 innerhalb des Stadtgebietes verbleiben. Die Stadtgrenzen überschreitende Verflechtungen mit Quelle oder Z iel Oberhausen belaufen sich auf 331.322 Personenfahrten/Tag. Hervorzuheben ist der im Vergleich zu den übrigen Städten des mittleren Verbandsgebietes geringe Anteil der Binnenverflechtungen an den Gesamtverflechtungen, der sich auf 48 % beläuft. Andererseits verfügt Oberhausen über einen hohen Anteil der Außenverflechtungen (52 %). Von besonderer Bedeutung sind die Außenverflechtungen zu den Nachbarstädten Duisburg, Essen, Mülheim an der Ruhr, Bottrop und Dinslaken (vgl. Abbildung 6.24). Ihr Anteil an den regionalen Verflechtungen beläuft sich auf über 50 % (194.616 Personenfahrten/Tag). Abb.6.24: Stadt Oberhausen: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 169 Auf regionaler Ebene sind die Verflechtungen zu den Städten des mittleren Verbandsgebietes mit einem Anteil von 52 % (173.136 Personenfahrten/Tag) am stärksten ausgeprägt (vgl. Abbildung 6.25). Relevante Verflechtungen bestehen jedoch auch zum Nordraum des Verbandsgebiets. So belaufen sich die Verflechtungen zw is chen Oberhausen und dem Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop auf 53.460 Personenfahrten/Tag (16 % der Außenverflechtungen) und dem Kreis Wesel auf 40.850 Personenfahrten/Tag (12 % der Außenverflechtungen). Darüber hinaus bestehen, w enn auch nicht in ähnlich starkem Maße, ausgeprägte Verflechtungsstrukturen zur benachbarten Region Düsseldorf/Niederrhein (23.650 Personenfahrten/Tag = 7 %). Abb.6.25: Stadt Oberhausen: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 6.4 Die regionalen Verflechtungen des Teilraums Kreis Wesel Die 13 Städte und Gemeinden im Teilraum Kreis Wesel w eisen sow ohl eine Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet als auch zu den Kommunen innerhalb des Teilraums auf (vgl. Abbildung 6.26). Die regionale Orientierung der 13 Kommunen im Kreis Wesel lässt sich in vier Kategorien einteilen: 1. Inter kommunale Or ientierung innerhalb des Kreises Wesel 2. Regionale Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet 3. Inter kommunale Orientierung innerhalb des Kreises Wesel, aber auch regionale Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet. 4. Regionale Orientierung zum Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop Zu den Kommunen (Kategorie 1), die sich schw erpunktmäßig interkommunal innerhalb des Kreisgebietes orientieren, zählen Alpen, Hamminkeln, Hünxe, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Sonsbeck, Voerde (Niederrhein), Wesel und Xanten. Dabei nimmt Wesel eine Sonderrolle ein, da sich hier regionale Verflechtungen aus den Nachbarkommunen bündeln. Auch Moers ist Konzentrationspunkt regionaler Verflechtungen, insbesondere aus den benachbarten Kommunen. Die an das mittlere Verbandsgebiet angrenzenden Kommunen Dinslaken und Moers (Kategorie 2) orientieren sich auf regionaler Ebene klar zum mittleren Verbandsgebiet, 170 während Neukirchen-Vluyn (Kategorie 3) annähernd gleichw ertig zum Kreis Wesel und zum mittleren Verbandsgebiet orientiert ist. Einzige Kommune mit starken Verflechtungen zum Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop (Kategorie 4) ist die Gemeinde Scher mbeck, deren Orientierung zum Vest historisch gew achsen ist. Abb. 6.26: Teilraum Kreis Wesel: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Insgesamt w eist der Teilraum Kreis Wesel eine Or ientierung zum mittleren Verbandsgebiet auf (Anteil an den regionalen Verflechtungen 44 %), w ährend die interkommunalen Verflechtungen innerhalb des Teilraums nur einen Anteil von 26 % aus machen. Darüber hinaus ist der südlich angrenzende Raum Düsseldorf/ Niederrhein mit einem Anteil von rund 17 % ebenfalls von regionaler Bedeutung. 6.5 Die regionalen Verflechtungen des Teilraums Kreis Recklinghausen/Bottrop Die elf Städte im Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop w eisen sowohl eine Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet als auch zu den Kommunen innerhalb des Teilraums auf (vgl. Abbildung 6.27). Die regionale Orientierung der elf Kommunen im Teilraum Kreis Recklinghausen/ Bottrop lässt sich in drei Kategorien einteilen: 1. Inter kommunale Orientierung innerhalb des Teilraums Kreis Recklinghausen/ Bottrop 2. Regionale Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet 3. Sow ohl interkommunale Orientierung innerhalb des Teilraums Kreis Recklinghausen/Bottrop als auch regionale Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet. Zu den vier Kommunen der Kategor ie 1, die sich schw erpunktmäßig interkommunal innerhalb des Teilraums orientieren, zählen Datteln, Haltern am See, Marl und OerEr kenschw ick. Dabei nimmt Marl als bedeutender Arbeitsplatzstandort eine Sonderrolle ein, da sich hier regionale Verflechtungen aus den Nachbarkommunen bündeln. 171 Die südlichen Städte im Kreis Recklinghausen ( Castrop-Rauxel, Gladbeck und Herten) sow ie die Stadt Bottrop sind Bestandteil der Kategorie 2 und orientieren sich klar zum mittleren Verbandsgebiet. Dorsten, Recklinghausen und Waltrop (Kategorie 3) sind sow ohl innerhalb des Teilraums als auch zum mittleren Verbandsgebiet hin orientiert. Die Kreisstadt Recklinghausen ist dabei von besonderer Bedeutung, generiert diese doch die höchsten regionalen Verflechtungen innerhalb des Teilraums. Die liegt primär in ihrer Funktion als bedeutender Verw altungs-, Dienstleistungs-, Arbeitsplatz- und Fachhochschulstandort. Abb. 6.27: Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Insgesamt w eist der Teilraum Kreis Recklinghausen/Bottrop eine deutliche Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet auf (Anteil an den regionalen Verflechtungen 57 %), w ährend die interkommunalen Verflechtungen innerhalb des Teilraums nur einen Anteil von 23 % aus machen. 172 Bottrop Die Stadt Bottrop w eist an einem Werktag 321.038 Personenfahrten auf, von denen 162.088 (Binnenverflechtungen = 50 %) innerhalb des Stadtgebietes verbleiben. Die regionalen Verflechtungen belaufen sich auf 158.950 Personenfahrten/Tag (Außenverflechtungen = 50 %). Der Fokus der Außenverflechtungen (vgl. Abbildung 6.28) liegt auf den vier Nachbarstädten Essen, Oberhausen, Gladbeck und Gelsenkirchen. Ihr Anteil an den regionalen Verflechtungen beläuft sich in der Summe auf 61 %. Abb. 6.28: Stadt Bottrop: Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Insgesamt ist eine klare Konzentration der regionalen Verflechtungen auf das mittlere Verbandsgebiet (Anteil regional 63 %) sow ie, allerdings schw ächer ausgeprägt, auf die benachbarten Kommunen des Kreises Recklinghausen (Anteil regional 20 %) feststellbar. Die Verflechtungen mit dem Kreis Wesel sind hingegen nur schw ach ausgeprägt (vgl. Abbildung 6.29). Abb. 6.29: Stadt Bottrop: Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 173 6.6 Die regionalen Verflechtungen des Teilraums Kreis Unna/Hamm Die elf Städte und Gemeinden im Teilraum Kreis Unna/Hamm w eisen sow ohl eine Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet als auch zu den Kommunen innerhalb des Teilraums auf (vgl. Abbildung 6.30). Dabei sind folgende Verflechtungskategorien erkennbar: 1. interkommunale Orientierung innerhalb des Teilraums Kreis Unna/Hamm 2. Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet 3. Orientierung innerhalb des Teilraums, zum mittleren Verbandsgebiet und zu den angrenzenden Kreisen Warendorf, Soest, Coesfeld Zu den Kommunen der ersten Kategorie, die sich schwerpunktmäßig interkommunal orientieren, zählen Bergkamen, Bönen, Fröndenberg/Ruhr, Kamen, Selm, Unna und Werne an der Lippe. Dabei nimmt Unna als Kreisstadt eine Sonderrolle ein, da sich hier regionale Verflechtungen aus den Nachbarkommunen bündeln. Holzw ickede, Lünen und Schw erte (Kategorie 2) orientieren sich klar zum mittleren Verbandsgebiet hin, w ährend Fröndenberg/Ruhr sow ohl innerhalb des Teilraums als auch zum angrenzenden Südw estfalen hin orientiert ist. Die Stadt Hamm, als einzige Kommune im Teilraum der Kategorie 3 zuzuordnen, w eist als östlichste Kommune des Verbandsgebiets sow ohl starke Verflechtungen innerhalb des Teilraums (zentrale Bedeutung für die östlichen Kommunen des Kreises Unna), zum mittleren Verbandsgebiet ( insbesondere Dortmund) und den angrenzenden Kreisen Warendorf, Soest, Coesfeld auf (zentrale Bedeutung für die angrenzenden Kommunen). Abb. 6.30: Teilraum Kreis Unna/Hamm : Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Insgesamt w eist der Teilraum Kreis Unna/Hamm eine Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet auf (Anteil an den regionalen Verflechtungen 43 %), während die interkommunalen Verflechtungen innerhalb des Teilraums nur einen Anteil von 27 % ausmachen. Darüber hinaus sind die südöstlich angrenzenden Kreise (SO, HSK, MK) mit einem Anteil von 11 % ebenfalls von regionaler Bedeutung. 174 Ham m Die östlichste Stadt des Ruhrgebiets w eist an einem Werktag etw a 465.374 Personenfahrten auf, von denen 308.782 (66 %) innerhalb des Stadtgebietes verbleiben. Der höchste Anteil von Binnenverflechtungen beruht auf der Struktur des Stadtgebietes und dessen flächenhafter Ausdehnung, die zu einem verhältnis mäßig hohen Verkehrsaufkommen im motorisierten Verkehr führen. Die regionalen Verflechtungen belaufen sich auf 156.592 Personenfahrten/Tag (34 %). Die stärksten regionalen Verflechtungen bestehen mit einem Anteil von 16 % am regionalen Verkehrsaufkommen zw ischen Hamm und dem Oberzentrum Dortmund. Darüber hinaus ist Hamm für die Nachbarstädte Werne an der Lippe, Ahlen, Bergkamen und Bönen (jew eils 6 %) als Arbeitsplatz-, Ausbildungs- und Dienstleistungsstandort von Bedeutung. Die Verflechtungen in die benachbarten Kommunen des Kreises Soest haben einen zehnprozentigen Anteil an den regionalen Verflechtungen (17.500 Personenfahrten/Tag), konzentrieren sich aber primär auf Werl (4.012 Personenfahrten/Tag) und Welver (4.336 Personenfahrten/Tag). Das Oberzentrum Münster ist mit einem Anteil von 5 % an den regionalen Verflechtungen ebenfalls von Bedeutung. Abb. 6.31: Stadt Ham m : Die stärksten Außenverflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Insgesamt verteilen sich die regionalen Verflechtungen nahezu gleichmäß ig auf den benachbarten Kreis Unna (30 %), das mittlere Verbandsgebiet (23 %) und das angrenzende Münsterland (19 %) sow ie die angrenzenden Kreise der Regionen Ostw estfalen/Südw estfalen (18%), da Hamm aufgrund seiner Lage w ichtige Funktionen für die angrenzenden Teilräume und Regionen aufw eist (vgl. Abbildung 6.32). 175 Abb. 6.32: Stadt Ham m : Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet 6.7 Die regionalen Verflechtungen des Teilraums Ennepe-Ruhr-Kreis Der Ennepe-Ruhr-Kreis zeichnet sich durch eine heterogene Struktur der Verflechtungen aus. Zw ar w eis en sow ohl die Kommunen des nördlichen als auch des südlichen Kreisgebietes relevante interkommunale Verflechtungen auf, doch sind auf regionaler Ebene die Kreisgrenze überschreitenden Verkehre zu den Oberzentren der benachbarten Ballungsräume von größerer Bedeutung. Die regionale Orientierung der neun Kommunen im Ennepe- Ruhr-Kreis (vgl. Abbildung 6.33) lässt sich in vier Kategorien einteilen: 1. primär interkommunale Orientierung innerhalb des Ennepe- Ruhr-Kreises 2. primär regionale Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet 3. Inter kommunale Orientierung innerhalb des Ennepe-Ruhr-Kreises, aber auch regionale Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet. 4. Inter kommunale Orientierung innerhalb des Ennepe-Ruhr-Kreises, sowie regionale Or ientierung zum Teilraum Kreis Mettmann/Bergisches Städtedreieck Die Kommunen im südlichen Kreisgebiet, w ie Gevelsberg, Ennepetal, Sprockhövel, sind der Kategorie 1 zuzuordnen und w eisen sowohl untereinander als auch zur Kreisstadt Schw elm starke Verflechtungen auf. Hierbei nehmen die » Kreisstadt Schw elm in ihrer Funktion als Verwaltungs- und Dienstleistungsstandort sow ie die » Stadt Ennepetal als Standort international bedeutsamer, mittelständischer Unternehmen, des Metall verarbeitenden Gew erbes sow ie des Wirtschaftszweiges Automotive und dem damit verbundenen Einpendlerüberschuss eine besondere Rolle ein. Die Zuordnung zur Kategorie 2 trifft insbesondere auf die Städte Hattingen, Witten, Wetter (Ruhr) und Herdecke zu, die eine starke regionale Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet mit Schw erpunkt Bochum, Dortmund, Essen und Hagen aufw eisen, aber auch im Nachbarortsverkehr miteinander verbunden sind. Eine Sonderrolle innerhalb dieser Kategorie nimmt die Stadt Breckerfeld ein, deren regionale Bezüge sich mit annähernd 50 % auf die Nachbarstadt Hagen konzentrieren. 176 In der Kategorie 3 w eist die Stadt Wetter (Ruhr) w eist sow ohl eine interkommunale Orientierung innerhalb des Ennepe- Ruhr-Kreises, aber auch eine regionale Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet auf. Als einzige Stadt in der Kategorie 4 verfügt Schw elm neben relevanten Verflechtungen zu den benachbarten kreisangehörigen Kommunen innerhalb des Ennepe- RuhrKreises auch über eine starke Orientierung zum Bergischen Städtedreieck und dort insbesondere zum Oberzentrum Wuppertal. Auf regionaler Ebene ist eine klare Dominanz der Außenverflechtungen über die Kreisgrenze hinw eg festzustellen, w ährend sich der Anteil der interkommunalen Verkehre zw is chen den Städten des Ennepe- Ruhr-Kreises auf einen Anteil von ca. 20 % beläuft: So finden auf interkommunaler Ebene zw ischen den Kommunen des Ennepe- RuhrKreises 101.000 Personenfahrten statt, die sich auf die Relationen Schw elm – Ennepetal, Gevelsberg 1 Ennepetal, Sprockhövel 1 Hattingen, Witten 1 Wetter (Ruhr), Schw elm 1 Gevelsberg und Witten 1 Hattingen fokussieren (vgl. Abbildung 6.33). Abb. 6.33: Ennepe-Ruhr-Kreis – Die regionalen Verflechtungen Quelle: Infor mationssystem Verkehr R uhrgebiet Insgesamt w eist der Ennepe-Ruhr-Kreis eine deutliche Orientierung zum mittleren Verbandsgebiet auf (Anteil an den regionalen Verflechtungen 55 %), während die interkommunalen Verflechtungen innerhalb des Kreises nur einen Anteil von 20 % ausmachen. Darüber hinaus ist der südw estlich angrenzende Raum Kreis Mettmann/Berg. Städtedreieck mit einem Anteil von rund 12 % ebenfalls von regionaler Bedeutung. Die Verflechtungsanalysen der einzelnen kreisangehörigen Städte und Gemeinden befinden sich im Anhang. 177 178 7 Städtesystem Städte sind sow ohl mit ihrem jew eiligen Umland als auch mit anderen Städten funktional verflochten. Unter dem Begriff des Städtesystems w erden im Folgenden die räumliche Verteilung und Größe der Städte sow ie die Beziehungen und Verflechtungen zwischen den Städten im Verbandsgebiet analysiert. Hierbei w erden sow ohl hierarchische als auch funktionsräumliche Aspekte betrachtet. Ziel der Analyse ist es, Eindrücke über normative und funktionale Bedeutungsüberschüsse (Zentralitäten) und deren Ausprägungen zu erlangen. Hierzu erfolgt eine Betrachtung und Differenzierung der Kommunen anhand ausgew ählter ökonomischer Kriterien. Im Blickpunkt steht die Stadt in ihrer Funktion als Wohn- und Arbeitsort sow ie ihre Bedeutung für den Einzelhandel. In diese Analyse fließen außerdem Merkmale der Einkommensstruktur ein. Betrachtet w ird auch die Charakteristik aufgrund der Entw icklung der Städte. Die Ergebnisse w erden mit der Verflechtungsanalyse verknüpft (vgl. Kapitel 6). Abschließend erfolgt eine zusammenfassende Betrachtung der Indikatoren zum Städtesystem (7.3.4) sow ie der Raumstrukturtypen (7.4) mit Bezug zu Kap. 1. Hierbei w erden die Analyseergebnisse der Kapitel 2, 3, 4, 6 und 7 zusammengefasst. Begriffe Wenn im Kapitel ‚Städtesystem’ von ‚Ballungskern’, ‚Ballungsrand(zone)’ oder ‚ländlicher Zone’ gesprochen wird, beziehen sich diese Begriffe auf die landesplanerische Zuordnung, die unter 7.2.2 näher beschrieben w ird. Die Begriffe ‚Großstädte’, ‚Mittelstädte’ und ‚Kleinstädte’ w erden unter 7.2.1 erläutert. Sofern von ‚höher verdichteten Kommunen’, ‚verdichteten Kommunen’ und ‚geringer verdichteten Kommunen’ gesprochen w ird, sind die im Kapitel 1 definierten Raumstrukturtypen gemeint, die sich auf den Anteil der Wohn- und Gew erbeflächen im Gemeindegebiet beziehen. Die räumliche Abgrenzung zu Begriffen wie ‚Hellw egzone’ oder ‚Emscherzone’ ist in Abbildung 7.01 dargestellt. Abb. 7.01: Zonale Gliederung des Verbandsgebietes Quelle: Regionalk unde Ruhrgebiet, in Anlehnung an Buchholz, Hei neberg, Mayr und Sc höller 1971 179 7.1 Historische Siedlungsentwicklung Bereits die Römer hinterließen im heutigen Verbandsgebiet erste Spuren von Z ivilisation, w ie z.B. in Xanten und Haltern am See. Zw is chen dem 5. und 8. Jahrhundert w ar die Region Grenzland zw ischen den Franken im Westen und den Sachsen im Osten. An w ic htigen Straßenkreuzungen w urden karolingische Königshöfe angelegt, die militärische Stützpunkte und Verw altungszentren und die Keimzellen späterer Städte w aren. Zum Abstecken ihres Territoriums ließen Adlige im Mittelalter zahlreiche Burgen bauen. Bevorzugte Region w aren dabei die Höhen entlang der Ruhr zw is chen Hagen und Essen. Hier standen sich die Erzbischöfe von Köln, seit 1180 Landesherren in Westfalen, und die Grafen von der Mark gegenüber. 102 Bestimmend für die w eitere Entw icklung des Gebietes w ar die frühmittelalterliche Kolonisation unter den Karolingern. Mit der Besiedelung einher gingen vom 9. bis 13. Jahrhundert umfangreiche Rodungen, die zu einem erheblichen Waldrückgang führten. Mit zunehmender Bevölkerung ab dem 16. Jahrhundert w urden die Siedlungsgebiete und die landw irtschaftlichen Flächen aber mals ausgedehnt. Als erste große Handelsstraße vom Rhein zur Elbe entstand der Hellw eg. An ihm entwickelten sich zahlreiche Städte w ie Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund und Unna. Im Lippetal w urden Wesel, Dorsten, Haltern am See und Lünen gegründet. Zw ischen Hellw eg und Lippe gab es mit Ausnahme von Recklinghausen und Kamen Jahrhunderte lang kaum nennensw erte Städtegründungen. 103 Im 14. Jahrhundert w urde zum ersten Mal die im Ruhrtal bis an die Erdoberfläche stoßende Kohle abgebaut. Der vor allem südlich der Ruhr betriebene Bergbau gehörte als nördlicher Ausläufer zum bergisch-märkischen Kleineisengebiet als Hauptkohlenabnehmer. Das Gesamtgebiet w ar vorrangig agrarisch strukturiert. Die Emscherregion blieb dünn besiedelt und besaß mit Recklinghausen nur eine größere Stadt. Der Schw erpunkt der gew erblichen Wirtschaft lag noch um 1840 südlich der Ruhr. Von besonderer Bedeutung w ar die Metallverarbeitung. Hier existierten zw ei Verdichtungszonen: Der Raum an Ennepe, Lenne und Volme und der Bereich um Steele, Hattingen und Velbert mit an Wasserkraft gebundene Kleineisengew erbe. Die Orte nördlich der Ruhr w aren Anfang des 19. Jahrhunderts vorwiegend Handw erker- und Agrarstädte, die sich an den Bedürfnissen der Agrargesellschaft orientierte. Der Bergbau gew ann jedoch, beschleunigt durch eine immer stärker mechanisierte Abbautechnik und durch neue Absatzmärkte, zusehends an Bedeutung. So konnte die schnell w achsende Montanindustrie mit ihren Raumansprüchen und ihre Folgew irkungen das heutige Verbandsgebiet maßgeblich gestalten und eine industriell geprägte Kulturlandschaft, ein Gemenge urbaner, suburbaner und ländlicher Freiräume herausbilden. Sie entstand in ihren konkreten For men und Strukturen meist ungeplant durch das Wechsel- und Gegenspiel von w irtschaftlichen und kommunalen sow ie übergeordneten staatlichen Interessen. Erst später fand ein geplanter siedlungsstruktureller Wandel statt. So haben sich verschiedene Muster urbaner und suburbaner Besiedelung ergeben. 104 102 103 104 Vgl. Polenz, H. (2005): Von Grafen; Bischöf en und feigen Morden. Essen. S. 8 f. Vgl. Prossek, A. u.a. (2010): Atlas der Metropole Ruhr. Köln. ebenda, Seite 58 f. 180 Während der Jahre von 1870 bis 1873 ‚w anderte’ der Ruhrkohlenbergbau w eiter nach Norden in die Emscherzone. Die Zechen und Hochöfen bildeten die Kerne für schnell wachsende Städte w ie Gelsenkirchen, Bottrop und Herne. 105 Mit dem funktionalen Bedeutungszuw achse der Hellw egstädte als industrielle und zunehmend auch als administrative Verw altungszentren sow ie als Standorte des w achsenden Einzelhandels verstärkte sich ab 1890 der systematische Aufbau der Basisinfrastrukturen. Deshalb unterscheiden sich die Emscher- von den Hellw egstädten im strukturellen und funktionalen Aufbau bis heute. Um die Jahrhundertw ende überschritt der Bergbau die Lippe nach Norden und den Rhein nach Westen. Die geringere Verdichtung dieses Raumes erklärt sich durch die Mechanisierung der Großzechen. Städte bzw . neue Stadtteile w urden gebaut, um vor allem die Beschäftigten der Zechen und der chemischen Industrie aufzunehmen. Während die Städte der Hellw eg- und der Emscherzone durch die dichte Durchmischung verschiedenartigster Nutzungen geprägt sind, bleibt in den Städten der Lippezone Raum für landw irtschaftliche Nutzung. In der Region zw ischen Emscher und Lippe sind auch heute noch einige der Eisen schaffenden Industrien in Betrieb, da sie den Zechen aufgrund hoher Investitionskosten und der Nähe zu den großen Wasserstraßen nicht w eiter nach Norden gefolgt sind. Auch die chemische Industrie prägt die Emscherzone. Wo früher die flüchtigen Bestandteile der Kohle verarbeitet w urden, liefert heute Erdöl Ausgangsstoffe für die Produktion: Petrochemie hat die klassische Kohlechemie w eitgehend ersetzt. Das rasante Wachstum in dieser Zeit führte aber auch zu tief greifenden Problemen. Die Bevölkerungszahl stieg zw ischen 1850 und 1925 von einer halben auf fast vier Millionen, so dass das ‚Ruhrgebiet’ ungeordnet anw uchs. U.a. durch den Siedlungsverband Ruhrgebiet (SVR) w urde nachträglich versucht, dieses Wachstum zu ordnen und zu kontrollieren. 106 Mit Beginn des 2. Weltkrieges w urden die Zechen nicht weiter ausgebaut. Vielmehr ging es einzig um die Sicherstellung der Kohleförderung. Das Verbandsgebiet w ar aufgrund seiner strategischen Bedeutung als größte und w ichtigste Industrieregion des deutschen Reiches, w egen seiner Bevölkerungszahl von ca. fünf Millionen Menschen und w egen seiner geringen Entfernung zu den englischen Flughäfen ein Hauptziel der alliierten Bombenangriffe. Ziel der Luftangriffe w aren nicht nur die kriegsw ichtigen Industriew erke, sondern ab 1942 auch die dicht besiedelten Wohngebiete. Zuletzt w urden auch Klein- und Mittelstädte und ein Großteil der Zechen im Ruhrgebiet schwer beschädigt. Neben den Industrieanlagen w aren auch Verkehrswege, Versorgungssysteme und Energieleitungen zerstört.107 Die Kriegszerstörungen gehen nirgends sow eit, dass der Umbau der Städte zw angsläufig ist. Bis 1945 bestehen teilw eise noch die mittelalterlichen Straßenzuschnitte. Dennoch w ird in den Jahren des Wiederaufbaus aus heutiger Sicht w ertvolle Bausubstanz zerstört und gew achsene Strukturen in den Stadtkernen ‚modernisiert’, da die 105 106 107 Vgl. Günter, R. (1994): Im Tal der Könige. Essen. S. 95ff. In dieser Zeit entstanden neben dem Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk (1920) u.a. die Emschergenossenschaft (1899/1904) und der Ruhrv erband (1899/1913). Vgl. Prossek, A. u.a (2010): Atlas der Metropole Ruhr. Köln. Seite 94 f. 181 Kriegszerstörungen die einmalige Gelegenheit w eitgehender baulicher Auflockerung bot. So entstehen neue Straßennetze und Achsen.108 Daneben musste zw ischen 1950 und 1970 möglichst viel Wohnraum in kurzer Zeit geschaffen w erden. Hierzu entstanden vor allem in den 1960er, 1970er und teilw eise auch in den 1980er Jahre zahlreiche Großw ohnsiedlungen. Sie entw ickelten sich dort, wo die einzigen Siedlungs möglichkeiten in dieser Zeit bestanden; in den Randgebieten der vorhandenen Siedlungskerne. 109 Einige Städte hatten das Problem, ein ausgew ogenes Verhältnis zw is chen Zentralität und Dezentralisation herzustellen, w eil durch die Eingemeindungen historisch unterschiedliche Gebietskörperschaften zusammengeschlossen w urden. Die Aufgabe aus polyzentrischen Strukturen einen Mittelpunkt zu schaffen, hat die Städte in den 1960er Jahren zu radikalen Konzepten des Stadtumbaus bew egt (Castrop-Rauxel, Marl). Für neue Industriestandorte entstehen ‚Muster-Städte’ w ie die ‚Neue Stadt Wulfen’. Zu den größten Leistungen der Nachkriegszeit zählt der Aufbau eines Hochschulsystems, das im europäischen Vergleich als Aufbauleistung einzigartig dasteht. In rascher Folge w urden seit den 60er Jahren in Bochum, Dortmund, Essen, Duisburg und Hagen Universitäten errichtet. Nach der Prosperität in den 1960er Jahren entstanden mit den Phasen des massiven Rückgangs der Montanindustrie neue Herausforderungen für die ökonomische und strukturelle Entw icklung der Region. So entw ickelte sich mit den damit verbundenen Folgen eine neue Wirtschaftsstruktur. Ein hoher Technikstandard sorgte für neue Wirtschaftsbranchen w ie Chemie, Autoindustrie, Hochschulw esen, Energieerzeugung, Umw elttechnologien. Das Verbandsgebiet befindet sich bis heute durch diese enorme Dynamik im stetigen Wandel. In der Region ist im Zuge des w irtschaftlichen Wandels eine einzigartige Kultur landschaft entstanden, die den Städten ebenfalls neue Chancen für ihre Entw icklung bietet. Seit den 1970er Jahren w erden zunehmend Wohnungen in Einfamilien- oder Reihenhaussiedlungen gebaut. Dieser Wohnungsbau w urde auf Grund preisw erter Baulandangebote oft in den Gemeinden um die Großstädte befriedigt. 7.2 Struktur der Städte und Teilräume 7.2.1 Stadtgrößen nach Einwohnern Über zw ei Jahrhunderte w ar das heutige Verbandsgebiet durch seine montanindustrielle Entw icklung, die mit der Nordw anderung des Bergbaus verbunden w ar und von einer starken Bevölkerungsdynamik begleitet w urde, geprägt. Die in dieser Region liegenden Großstädte sow ie auch viele kleinere und mittlere Städte w aren enormen Wachstums- und Schrumpfungsprozessen ausgesetzt.110 Notw endi- 108 109 110 Vgl. Günter, R. (1994): Im Tal der Könige. Essen. Seite 94 ff. Düwel, J. u. N. Gutschow (2001): Städtebau in Deutschland im 20. Jahrhundert. Wiesbaden. Durch frühere Gebietsreformen sowie die Kommunalref orm 1975 v eränderten sich mehrfach die Stadtgrenzen und Zuschnitte der Städtelandschaft. Dies erschwert Zeitreihen zur Bevölkerungsentwicklung der Kommunen. Einen Eindruck zur Dy namik lief ert der Gebietsentwicklungsplan 1966 des 182 ge Anpassungsprozesse im Strukturw andel der Region gingen stets mit veränderten Einw ohnergrößen der Städte einher. Diese Entw icklungsdynamik setzt sich heute unter den Rahmenbedingungen des demografischen Wandels fort und stellt die Städte und Gemeinden erneut vor Herausforderungen (vgl. Kapitel 2). Im Verbandsgebiet leben heute rund 5,2 Millionen Menschen, davon 3,34 Millionen in den elf kreisfreien Städten. 1,86 Millionen Menschen – mehr als ein Dr ittel der Bevölkerung – leben in den 42 kreisangehör igen Städten und Gemeinden der vier Kreisgebiete (vgl. Tab. 7.01 im Anhang). Abb. 7.02: Städte nach Größenkategorien der Einwohnerzahl 2008 Raumstrukturt yp Ein wohnerzahl (2008)/ Anzahl an Gesamtbevölkerung in % Höher verdichtet 3.379.982 ( 65 % ) Verdichtet 1.333.098 ( 26 % ) Geringer verdichtet 490.020 RVR 5.203.100 (100 % ) (9 % ) Siedlungsv erbandes Ruhrkohlenbezirk (SVR). Hier ist „Wachstum der Städte zwischen 1871 und 1964“ beispielhaft für das mittlere Verbandsgebiet dargestellt (GEP 1966, Seite 11). 183 Charakteristisch für die Region ist insbesondere die hohe Zahl an Großstädten: 13 Großstädte ab 100.000 Einw ohner, 33 Mittelstädte 111 und sieben Kleinstädte/Gemeinden bilden das Verbandsgebiet. Für die funktionale Betrachtung w erden hier die Mittelstädte zw ei Größenklassen zugeordnet: “Kleinere Mittelstädte“ (20.000 bis zu 50.000 Einw ohner) und „größere Mittelstädte“ (50.000 bis 100.000 Einw ohner) (vgl. Abb. 7.02). Im Verbandsgebiet sind Essen und Dortmund mit über 500.000 Einw ohnern die größten Großstädte, Duisburg, Bochum und Gelsenkirchen liegen zw ischen 250.000 und 500.000 Einw ohnern. Zu den Großstädten zw ischen 100.000 und 250.000 Einw ohnern gehören die kreisfreien Städte Oberhausen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Bottrop sow ie die kreisangehörigen Großstädte Moers und Recklinghausen. Die insgesamt zw ölf , größeren Mittelstädte’ liegen vor allem im nördlichen Verbandsgebiet. Die größte Gruppe der Mittelstädte stellen jedoch die 21, kleineren Mittelstädte’. Sie liegen vorw iegend im Westen und Nordosten sow ie im Ennepe- Ruhr-Kreis. Die sieben Kleinstädte bzw . Gemeinden unter 20.000 Einw ohnern liegen vor allem im Kreis Wesel und im Südosten des Verbandsgebiets. Die kleinsten Kommunen mit w eniger als 10.000 Einw ohnern sind die Gemeinde Sonsbeck im w estlichen und die Stadt Breckerfeld im südöstlichen Verbandsgebiet (vgl. Abb. 7.02). 7.2.2 Landesplanerische Einordnung Nach den allgemeinen Zielen der Raumordnung und Landesplanung 112 soll die angestrebte Entw icklung des Siedlungsraumes die unterschiedliche Art und Dichte der Besiedlung berücksichtigen. Dementsprechend ist Nordrhein-Westfalen in Verdichtungsgebiete sow ie in Gebiete mit überw iegend ländlicher Raumstruktur eingeteilt. 113 Das Landesentw ic klungsprogramm (LEPro) und der Landesentw ic klungsplan (LEP NRW) beinhalten eine nor mative Ausw eisung von Gebieten mit unterschiedlicher Raumstruktur und Dichte – Ballungskern, Ballungsrandzone, Ländliche Zone – sow ie ein hierarchisches System der zentralörtlichen Gliederung des Raumes mit einer Einstufung der Städte und Gemeinden in Ober-, Mittel- und Grundzentren. Diesen Ober-, Mittel- und Grundzentren sind Versorgungsbereiche mit unterschiedlichen Reichw eiten und Ausstattungsgraden entsprechend ihrer Definition (Grundbedarf bis gehobener Bedarf) zugeordnet. Des Weiteren erfolgt im LEP NRW eine mehrstufige Ausweisung von Entw icklungsachsen (vgl. Abb. 7.03). Für das Verbandsgebiet besteht nach den Zielen und Vorgaben der Landesplanung im LEP folgende raumstrukturelle Zuordnung und zentralörtliche Gliederung der Kommunen: 15 der 53 Kommunen gehören zum ‚Ballungskern‘. Mit Ausnahme von Moers und Hamm gehören alle Großstädte zum Ballungskern, daneben die ‚größeren Mittelstädte’ Gladbeck, Herten, Castrop-Rauxel, Lünen und Witten. 114 Zur ‚Ballungsrandzone‘ gehören 29 der 53 Kommunen, zur ‚Ländlichen Zone‘ zählen neben Breckerfeld im Ennepe- 111 112 113 114 Als Mittelstädte werden Städte v on 20.000 bis 100.000 Einwohnern und als Kleinstädte/Gemeinden solche unter 20.000 Einwohner definiert. Sie f inden ihren Niederschlag im Gesetz zur Landesentwicklung und im Landesentwicklungsprogramm (LEPro) NRW v om 5. Okt. 1989 (zuletzt geändert 19.06.2007) im Abschnitt II und III. § 21, Abs. 1-3 LEPro § 22, Abs. 1-3 LEPro 184 Ruhr-Kreis und Haltern am See im Kreis Recklinghausen sechs Städte und Gemeinden im Kreis Wesel (vgl. Abb. 7.03). Oberzentren sind Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund und Hagen. Ihnen sind landesplanerisch die oberzentralen Funktionen zugeordnet. Mittelzentren sind insgesamt 39 Städte, die mit Ausnahme von Xanten und Hamminkeln im Ballungskern bzw . in der Ballungsrandzone des Verbandsgebiets liegen (vgl. Abb. 7.03). Abb. 7.03: Landesplanerische Einordnung Quellen: LEP NRW 1995, IT.NRW, Kartographie: R egionalverband Ruhr 2011 n Abbildung 7.03 ‚Landesplanerische Zuordnung’ ist in Anlehnung an Abbildung 7.02 zusätzlich die Kategorie Einw ohnerzahl der Städte/Gemeinden aufgenommen w orden, da die Darstellungselemente Grund-, Mittel- und Oberzentrum die bestehenden Größenunterschiede nicht w iedergeben. So sind z.B. die Großstadt Gelsenkirchen mit mehr als 250.000 Einw ohnern und die Stadt Xanten mit 21.000 Einw ohnern nach LEP beide Mittelzentren. Die ‚Entw icklungsachsen’ stellen für die Landesplanung das Grundgefüge der räumlichen Verflechtungen dar, nach dem sich Art, Leistungsfähigkeit und räumliche Bündelung der Verkehrswege und Versorgungsleitungen richten sollen. Sie zeigen Achsen für bedarfsgerechte Verbindungen über die Landesgrenzen hinaus auf, um die räumlich-funktionale Arbeitsteilung für den regionalen und überregionalen Leistungsaustausch gew ährleisten zu können. Als Mer kmale für die Mindestausstattung sind Straßen und Schienenw ege zugrunde gelegt. Die funktionale Bedeutung der Entw icklungsachsen ist durch eine Stufenbildung im LEP kenntlich gemacht. Die höchste Kategorie „Großräumige Achsen von europäi185 scher Bedeutung“ 115 wurde in Abb. 7.03 aufgenommen; als besonders w ic htige Verkehrsinfrastruktur zeigt sie vorhandene Anbindungen und angestrebte Verknüpfungen zu überregionalen Zielen auf.116 Die Anordnung der Achsen im Verbandsgebiet mit einem parallelen Verlauf in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung macht gleichzeitig die Anbindungsqualität vieler Städte und Gemeinden an das deutsche und europäische Netz deutlich. Die Entw icklungsachsen entsprechen heute w eitgehend den vorhandenen Autobahnen und Schienenw egen (vgl. Abb. 7.06). 7.2.3 Einwohnerdichte und Flächennutzungsintensität Unter ‚Einw ohnerdichte’ w ird in der Regel die vorhandene Anzahl der Einw ohner innerhalb der Gesamtfläche einer Gebietseinheit verstanden (z.B. Einw ohner pro ha der Gesamtfläche). Die Einw ohnerdichte des Verbandsgebiets ist mit 12 EW/ha im Vergleich zu anderen Regionen vergleichsw eise hoch (vgl. auch Kapitel 4.2). Wie in mono strukturierten Verdichtungsräumen (hoch verdichteter Kern und gering verdichtetes Umland) schw ankt auch im polyzentrisch strukturierten Verbandsgebiet die Einw ohnerdichte zwischen den Gebietskörperschaften: Sie liegt zw ischen 1 und 32 EW/ha. Für differenzierte Analysen und strukturelle Fragestellungen sind diese Dichtew erte mit Bezug zur Gesamtfläche nicht geeignet, da die unterschiedlichen Flächennutzungsanteile in den Gebietskörperschaften die Dichtew erte zum Beispiel durch höhere Freiraum- und Waldanteile einzelner Kommunen mit beeinflussen. Die ‚Einw ohnerdichte in der Siedlungs- und Verkehrsfläche’ ist demgegenüber ein Kennw ert, der die Anzahl der Bevölkerung auf die zu definierende Siedlungsfläche einer Stadt bzw . Gemeinde bezieht und differenziertere Vergleichsmöglichkeiten für strukturelle Aussagen bietet. Als Siedlungsfläche w ird üblicherw eise die ‚Siedlungsund Verkehrsfläche’ herangezogen, die sich aus der amtlichen Katasterflächenstatistik ableitet. Diese beinhaltet neben den Flächen für Siedlung und Verkehr auch die Erholungs- und Friedhofsflächen, deren Zuordnung zur Siedlungsfläche zu einer anderen Interpretation führt.117 Die Berechnung der Einw ohnerdichte in der Siedlungs- und Verkehrsfläche basiert nachfolgend auf der Flächennutzungskartierung ( FNK) des RVR. Die höchsten Dichtew erte im Verbandsgebiet mit 50 oder mehr Einw ohnern pro ha Siedlungs- und Verkehrsfläche haben Herne, Essen, Oberhausen und Bochum (vgl. Tab. 7.01, Anhang). In der Kategor ie 40-50 EW pro ha Siedlungs- und Verkehrsfläche befinden sich alle w eiteren Kommunen des höher verdichteten Raumstrukturtyps sow ie Dinslaken, Oer-Erkenschw ick, Schwelm, Hagen, Herdecke und Witten, die zu den verdichteten Kommunen zählen. Auch die übrigen Städte- und Gemeinden der Ballungsrandzone (gemäß Abb. 7.03) haben relativ hohe Dichtew erte, die größtenteils im mittleren Bereich von im Schnitt 36 Einw ohner pro ha Siedlungs- und Verkehrsfläche liegen. Dieses gilt sow ohl für die Kommunen in den Kreisen Recklinghausen und Unna, als auch für die Kommunen im 115 LEP NRW (Teil A) 116 Daneben werden im LEP ‚Großräumige Oberzentren v erbindende Achsen’ und ‚Überregionale Achsen’ benannt (v gl. zeichnerische Darstellung Teil A, LEP NRW). 117 Statistisch wird die „Siedlungs- und Verkehrsfläche“ bei IT.NRW erf asst. In der amtlichen Katasterf lächenstatistik werden zur „Siedlungs- und Verkehrsfläche“ f olgende Flächen gezählt: Gebäude- und Freif lächen, Betriebsflächen ohne Abbauland, Erholungsf lächen, Verkehrsf lächen und Friedhöfe. 186 Ennepe- Ruhr-Kreis. Der Ennepe- Ruhr-Kreis w eist mit 38 Einw ohnern pro ha Siedlungs- und Verkehrsfläche die höchste Dichte von den vier Kreisen auf (vgl. Abb. 7.04). In der Kategorie mit den geringsten Dichtew erten der Einw ohnerdichte in der Siedlungs- und Verkehrsfläche, befinden sich vier Kommunen im Kreis Wesel sow ie Haltern am See im Kreis Recklinghausen. Diese Gemeinden bzw . kleineren Städte am nordbzw . westlichen Rand des Verbandsgebiets zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Freiraum sow ie landw irtschaftlicher Fläche aus (vgl. Abb. 7.04). Abb. 7.04: Einw ohnerdichte in der Siedlungs- und Verkehrsfläche 2008 Raumstrukturt yp Ein wohnerdichte [EW /ha] Höher verdichtet 22 Ein wohnerdichte in der Siedlungs- und Verkehrsfläche [EW /ha] 49 Verdichtet 9 36 Geringer verdichtet 3 24 RVR 12 41 187 Ein differenziertes Bild zur Intensität der Flächennutzung zeigt die im Kapitel 4 kleinteilig gerasterte Darstellung der Wohn- und Gew erbeflächenintensität nach FNK. Die gerasterte Darstellung ( Feldgröße 400 ha) löst sich von den administrativen Grenzen. Auf diese Karte und ihre Aussagen soll im Folgenden Bezug genommen w erden, um die räumlichen Ausprägungen und Nutzungsintensitäten, die meist mit der Einw ohnerdichte in der Siedlungs- und Verkehrsfläche korrespondieren, für das Städtesystem herauszustellen (vgl. Kap. 4.2.3 und Abb. 4.08 sow ie 4.10). Die stärksten Flächennutzungsintensitäten beim Wohnen und Gew erbe konzentrieren sich im hoch verdichteten Ballungskern und nehmen zum südlichen bzw . nördlichen Ballungsrand hin deutlich ab. Dieses Kern-Rand-Gefälle zeigt sich auch innerhalb der Stadtgebiete durch unterschiedliche Intensitäten. In den Ballungskernstädten treten hotspots’ mit besonders hoher Nutzungsintensität hervor und deuten die Zentrenstruktur der Städte – Stadtmitten bzw . Siedlungsschw erpunkte – an (vgl. Kap. 4). 7.2.4 Siedlungsstruktur Die Städtelandschaft zeigt auch aufgrund der Topografie und der siedlungsstrukturellen Entw icklung unterschiedliche Siedlungs muster. Abb. 7.05: Siedlungsstruktur nach Flächennutzungskartierung Quelle: Fläch ennutzungskartierung (FNK), Kartographie: Regionalverband Ruhr 2010 Besonders im Ennepe- Ruhr-Kreis und in Hagen prägt das Relief mit Tälern und Höhenrücken die Besiedlung und die Struktur der Städte. Es entstanden im Gegensatz zu einer eher flächenhaften Siedlungsstruktur der Ballungskernstädte markante Siedlungskorridore. Auffällig ist das durchgängige, von Ost nach West verlaufende Siedlungsband entlang der B 7 von Wuppertal über Schw elm, Gevelsberg bis nach Hagen. 188 Der Ballungskern liegt überw iegend in der stark überformten Hellw eg- und Emscherzone. Diese bildet sich mit einem nahezu flächendeckenden, auch gew erblich durchzogenen Siedlungsgefüge ab, w elches sich im Zuge der Entw icklung der Montanindustrie sow ie des Strukturw andels herausgebildet hat. Deutlich treten die großen Industrieund Gew erbeflächenareale (dunkelgrau) entlang der Erschließungsachsen und Wasserstraßen hervor (vgl. Abb. 7.05). Regional betrachtet erzeugen die Siedlungsstrukturen unterschiedliche Raumqualitäten. Hoch verdichtete urbane Räume stehen im Gegensatz zu ländlich geprägten Strukturen. In den Übergangsbereichen finden sich vielfach zwischenstädtische Strukturen. Im Ballungskern konzentrieren sich die gew erblichen Nutzungen insbesondere an den Verkehrsachsen A40 und A43 sow ie in Duisburg entlang des Rheins. In den Übergangsbereichen zu den landschaftlich reizvollen Lagen z.B. entlang der Ruhr befinden sich größtenteils hochwertige Wohnlagen; sie grenzen unmittelbar an die regional bedeutsamen Erholungsbereiche des nördlichen und südlichen Verbandsgebietes an (vgl. Kapitel 4 und Kapitel 5). Der Norden des Verbandsgebietes w ird von regional bedeutsamen Er holungsbereichen insbesondere im Raum Haltern am See, Scher mbeck und Hünxe geprägt. Die Siedlungsbereiche der Städte und Gemeinden sind hier z.T. von Wäldern, Seen und Flüssen umgeben und gehen zum Süden hin in den höher verdichteten, gew erblich durchsetzten Siedlungsraum an Lippe und Emscher über. Beidseits des Rheins und der Lippe befinden sich ebenfalls geringer besiedelte Teilräume. Hier befinden sich teilw eise kompakte Klein- und Mittelstädte mit großen Freiraumanteilen. 7.2.5 Polyzentrisches Gefüge Das Verbandsgebiet ist ein Verdichtungsraum mit stark polyzentrischem Gefüge. Polyzentrische Räume bestehen aus mindestens zw ei Kernstädten, die aneinandergrenzen bzw. räumlich sehr dicht beieinander liegen. In Bezug auf ihre Wertigkeit können diese Kernstädte qualitativ und funktional gleichw ertig oder unterschiedlich sein. Im Verbandsgebiet bilden die fünf Oberzentren Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund und Hagen das Rückgrat des Städtesystems. Weitere benachbarte Großstädte mit mittelzentraler Funktion ergänzen dieses System. Insgesamt zählt das Verbandsgebiet mit 13 Städten über 100.000 Einw ohner mehr Großstädte als andere Metropolregionen in Deutschland. Neben der Anzahl der Zentren gehören die suburbanen und zw ischenstädtischen Räume zu einer polyzentrischen Metropolregion, so dass die Stadtlandschaft durch sehr unterschiedliche Dichtew erte gekennzeichnet ist und ein Nebeneinander von urbanen, suburbanen und ländlichen Gebieten den Gesamtraum ausmacht. 118 Trotz der relativ hohen Einw ohnerdichte (vgl. Kap. 7.2.3: 12 EW/ha), die z.B. der monozentrischen Metropolenregion Hamburg ähnlich ist (vgl. Tab. 4.01 in Kap. 4), unterscheidet sich das Verbandsgebiet im Siedlungsgefüge w esentlich von den monostrukturierten Verdichtungsräumen, denn selbst im höher verdichteten Raum w eist das Verbandsgebiet keinen dichten Siedlungskern, sondern ein Nebeneinander von urbanen und w eniger verdichteten Siedlungsstrukturen auf. Eine urban geprägte Mitte wie in Berlin, Hamburg oder München existiert nicht. Stattdessen w ird die Region durch 118 Blotev ogel, H.-H. (2005), Metropolenregionen. In: ARL (Hrsg.): Handwörterbuch der Raumordnung. S. 652 sowie Herrschel/Newman (2003): Die Governance europäischer Stadtregionen. In: Inf ormationen zur Raumentwicklung, H. 8/9. S. 544. 189 eine Vielzahl von Zentren geprägt; sie fußen auf unabhängig voneinander gew achsenen Städten bzw . Stadtmitten. Auch innerhalb der Kommunen ergeben sich z.T. ausgeprägte polyzentrische Strukturen, die z.T. historisch gew achsen sind, Ergebnis der Verw altungsstrukturreformen der 1970er Jahre oder aber durch städtebaulich Leitprojekte entstanden sind. Neben der siedlungsstrukturellen Betrachtung w erden in den w is senschaftlichen Diskursen über mono- und polyzentrische Regionen die regionale Zusammenarbeit und Fragen von regional governance thematisiert. Ein Mer kmal der polyzentrischen Struktur im Verbandsgebiet ist eine hohe Kooperations- und Kommunikationsdichte (vgl. Kap.8). 7.2.6 Verkehrsinfrastruktur Ein w ichtiges Merkmal des Verbandsgebiets ist sein dichtes Verkehrsnetz. Sow ohl das Netz des motorisierten Verkehrs, als auch das Schienennetz und die Kanal- und Hafeninfrastruktur sind sehr engmaschig. Straßenverkehr Das Verbandsgebiet verfügt über ein in dieser Größe einzigartiges Netz an Bundesautobahnen. Fast 13 Prozent des überörtlichen Netzes der insgesamt ca. 4.700 km Bundesfern-, Landes- und Kreisstraßen im Verbandsgebiet sind Bundesautobahnen. Die Hauptachsen des motor isierten Verkehrs bilden die A 2, A 42 und A 40 in Ost-WestRichtung und die A 1, A 45, A 43, A 59 und A 3 in Nord-Süd-Richtung. Die Polyzentralität des Raumes ermöglicht hierbei vergleichsw eise kurze Wege. Die w ichtigste Achse in Ost-West-Richtung ist die A 40. Hier überlagern sich in besonderem Maße die Stadt-, Regional- und Fernverkehre. Schieneninfrastruktur Das Ruhrgebiet w urde, wie kein anderer Ballungsraum in Europa, durch ein engmaschiges Netz von Eisenbahnstrecken geprägt. Die Bedeutung der Eisenbahn als Leitsektor für die industrielle Entw ic klung gilt auch heute noch in besonderer Weise. Mit einem Streckennetz von über 2.200 km, von denen etw a 1.600 km zum Netz der Deutschen Bahn AG ( DB AG) gehören, w eist das Ruhrgebiet eine hohe Netzdichte auf. Dieses Netz bietet ein hervorragendes Potenzial für eine umw eltverträglichere Verkehrsabw ic klung im dicht besiedelten Ballungsraum Ruhr. Das Ruhrgebiet ist Knoten bedeutender nationaler und internationaler Bahnachsen, z denen u. a. die Relationen Niederlande – Rhein-Ruhr - Rhein- Main – Schw eiz, Hamburg – Rhein-Ruhr - Rhein- Main – Süddeutschland sow ie die Ost-West-Achse Rhein- Ruhr – Berlin / Sachsen zählen. Wichtiges Rückgrat für überregionale Verkehre ist das vertaktete Fernverkehrsangebot der DB AG. 13 Fernverkehrslinien bieten von elf ICE/IC-Systemhalten schnelle und attraktive Direktverbindungen in die übrigen Metropolregion Deutschlands und die Niederlande. Ein dichtes Netz des schnellen Regionalverkehrs mit über 70 Stationen sorgt für die Erschließung der Metropolregion und die Anbindung an benachbarte Ballungsräume sow ie das Umland. Im Bereich des schienengebundenen Güterverkehrs gibt es fünf größere Zugbildungsbahnhöfe. Zusätzlich stehen sechs Containerterminals für den kombinierten Ladungsverkehr zur Verfügung. 190 Wasserstraßen Kein anderer Verkehrsträger transportiert mit so w enig Energie so viele Güter w ie die Binnenschifffahrt. Das Verbandsgebiet hat eines der dichtesten Kanal- und Hafensysteme Europas. Bedeutende Häfen und Schnittstellen für die Binnenschifffahrt in der Region sind der größte Binnenhafen Europas in Duisburg und der Dortmunder Hafen, Deutschlands größter Kanalhafen. Darüber hinaus verfügt die Region über w eitere leistungsfähige Häfen, die den Zugang zu vier Schifffahrtskanälen mit einer direkten Verbindung zur Nordsee er möglichen: Der Wesel-Datteln-Kanal, der Datteln- HammKanal, der Rhein- Herne-Kanal und der Dortmund- Ems-Kanal. Zudem sind auch Teile der Ruhr sow ie der Rhein schiffbar. Flugverkehr Der internationale Flugverkehr w ird hauptsächlich von den Flughäfen Düsseldorf International und Dortmund Airport abgew ickelt. Der Düsseldorfer Flughafen spielt dabei für die Erreichbarkeit der Region aufgrund seiner Größe und guten Erreichbarkeit per Bahn und Pkw eine entscheidende Rolle. Im Bereich Touristik ist daneben der Dortmund Airport von Bedeutung. Zubringerfunktion außerhalb des Verbandsgebietes haben die Flughäfen Münster/Osnabrück, Paderborn und der Airport Weeze. Der Flughafen Essen/Mülheim w ickelt im Rahmen der Allgemeinen Luftfahrt Bedarfsluftverkehr ab und dient vor allem dem Geschäftsreiseverkehr. Privatflugverkehr findet außerdem auf dem Marler Verkehrslandeplatz Loemühle statt. Darüber hinaus existieren im Verbandsgebiet Flugplätze für Segel- und Motorflugbetrieb (Verkehrslandeplatz Schw arze Heide in Hünxe, Sonder landeplatz Hamm- Lippew iesen). Abb. 7.06: Verkehrsinfrastruktur Quelle: Flächennutz ungskartierung (FNK) und Stadtplanwerk, Stand 2010, Kartographie: Regionalverband Ruhr 2011 191 Die planerische Sicherung von vorhandener Verkehrsinfrastruktur und Korridore für zukünftige Verkehrsinfrastruktur im Verbandsgebiet gehörte früher zu den Aufgaben des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk. Derzeit stellt die Landesverkehrplanung mit dem Integrierten Gesamtverkehrsplan (IGVP) 119 und der ihm zugrunde liegenden Analyse zu allen Mobilitätsarten im Land NRW auch für das Verbandsgebiet die Planungsgrundlage dar. Eine aktuelle Analyse zur Verkehrsinfrastruktur im Verbandsgebiet mit Fragen zur Erschließungsqualität seiner Städte, Gemeinden und Kreise durch verschiedene Verkehrsträger (u.a. Öffentlicher Personenverkehr) sow ie zum Freizeit- und Gew erbeverkehr 120 w urde im Rahmen dieser Raumanalyse daher nicht neu erstellt. 7.3 Funktionen im Städtesystem Die Funktionen der Städte und Gemeinden w erden anhand verschiedener Merkmale dargestellt. Der Fokus w ird dabei auf die Zusammenhänge und Wechselw irkungen von gesellschaftlichen und ökonomischen Aspekten gelegt. Betrachtet w erden: » Einzelhandel, Kaufkraft und Einkommen » Arbeitsplatzzentralität und Arbeitsplatzdichte » Verflechtungen Anschließend erfolgt eine zusammenfassende Darstellung der Funktionen und Zentralitäten der Städte und die Analyse der Raumstrukturtypen. 7.3.1 Einzelhandel, Kaufkraft und Einkommen Zur Charakter isierung der Bedeutung des Einzelhandels in den Städten des Verbandsgebietes w ird der Einzelhandelsumsatz betrachtet. Im Anschluss daran werden die Einzelhandelszentralität und die Kaufkraft definiert und vergleichend dargestellt; sie steht im Verhältnis zur jew eils vorhandenen Kaufkraft der Stadtbevölkerung und differiert in den Teilräumen. Parallelen zur unterschiedlichen Kaufkraft in den Teilräumen zeigen sich auch in der Ausprägung der Einkommensstruktur. Einzelhandelsumsatz Der regionale Einzelhandelsumsatz gibt den Anteil des Umsatzes im Einzelhandel bezogen auf das Verbandsgebiet w ider. Mit den höchsten Einzelhandelsumsätzen treten Essen und Dortmund hervor (vgl. Abb. 7.07). Ferner haben, neben Duisburg und Bochum mit hohen Einzelhandelsumsätzen, auch Oberhausen, Gelsenkirchen und Hagen relativ hohe Umsätze. Insgesamt entfällt auf den Raumstrukturtyp ‚höher verdichteter Raum’ und seine Großstädte der höchste Einzelhandelsumsatz mit 18,8 Mrd. €, das sind 68 % des regionalen Umsatzes im Verbandsgebiet bzw . 20% des Einzelhandelsumsatzes in NRW (vgl. Tab. 7.02 im Anhang). Damit liegt dieser Anteil w eit über den regionalen Umsatzanteilen der Raumstrukturtypen ‚verdichtete Kommunen’ mit 25 % (insgesamt 6,8 Mrd. € Einzelhandelsumsatz) und ‚geringer verdichtete Kommunen’ mit 7 % (2,1 Mrd. €) im Verbandsgebiet. 119 120 Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen [jetzt: MWEBWV NRW)] (2005): Integrierte Gesamtverkehrsplanung NRW. Szenarienbericht. Stand 2005. Düsseldorf. Bezüge sind: die „Landesinitiative Logistik“; der Initiativkreis Ruhr: Strategiepapier 2007. 192 Abb. 7.07 Regionaler Einzelhandelsumsatz 2009 Raumstrukturt yp Einzelhand elsum satz in 1.000 Euro Höher verdichtet 18.805.063 Anteil am r egionalen Einzelhand elsum satz in % 67,9 Verdichtet 6.829.883 24,6 Geringer verdichtet 2.076.420 7,5 RVR 27.711.367 100 Verkaufsfläche121 Grundsätzlich besteht eine deutliche Abstufung bei der Verkaufsflächenkonzentration vom Kern zu den Verbandsgebietsrändern. Die Angebotsschw erpunkte konzentrieren sich deutlich im Kernraum. Die größte Verkaufsfläche verzeichnet Dortmund mit 655.000 m² in Einzelhandelsbetrieben mit mehr als 650 m² Verkaufsfläche. Es folgen 121 Dargestellt werden Verkaufsflächen in Betrieben mit mehr als 650 m² Verkaufsfläche. Vgl. Industrie- und Handelskammern im Ruhrgebiet (2010) [Hrsg.]: Handelsreport Ruhr 2010. Duisburg. 193 Essen (596.000 m²), Duisburg (471.000 m²), Bochum (462.000 m²) und Oberhausen (321.000 m²) (vgl. Abb. 7.08). Bei den Verkaufsflächen mit Bezug zur Bevölkerungszahl besteht ein eher umgekehrtes Verhältnis zw is chen Kernraum und dem Umland. In den dünner besiedelten Räumen, hier insbesondere im Kreis Wesel, ist eine höhere Verkauffläche pro Einw ohner vorhanden. Insgesamt schw ankt die Verkaufsfläche je Einw ohner im regionalen Vergleich zw ischen 0,25 m² in Breckerfeld und 2,41 m² in Xanten. Neben Xanten w eisen die Städte Dorsten, Sonsbeck, Witten, Wesel und Unna erhebliche Konzentrationen an Verkaufsflächen pro Einw ohner auf. Bei der Interpretation ist zu beachten, dass sich vor allem in kleineren Kommunen die Realisierung flächenintensiver Betriebsformen, wie Baumärkte, Gartencenter und Möbel-/Einrichtungshäuser, aber auch die Versorgung mit „Vollsortimentern“ stark positiv auf die Verkaufsfläche pro Einw ohner ausw irkt (vgl. Abb. 7.08). Abb. 7.08 Verkaufsfläche je Einw ohner 2009 Einzelhandelszentralität und Kaufkraft Nachfolgend w ird als zentrenrelevanter Indikator die Einzelhandelszentralität der Städte und Gemeinden dargestellt; sie beinhaltet die jew eilige Kaufkraft der Kommune und den - bereits dargestellten - Einzelhandelsumsatz. 194 Die Einzelhandelszentralität 122 ist ein Indikator für die Kaufkraftbindung einer Stadt. Der Zentralitätsindex misst das Verhältnis von Einzelhandelsumsatz und lokaler Kaufkraft: Werte über 100 stehen für Kaufkraftbindung und zeigen, dass in einer Stadt mehr Umsatz erfolgt als an lokaler Kaufkraft zur Verfügung steht. Werte unter 100 verdeutlichen, dass die vorhandene Kaufkraft abfließt. Die dargestellten Kategorien zur einzelhandelsrelevanten Kaufkraft drücken das Verhältnis zur Kaufkraft im Bundesdurchschnitt (= 100 %) aus. Abb. 7.09: Einzelhandelszentralität und Kaufkraft 2009 Quelle: IT.NRW; Kartographie: Regi onalverband R uhr 2011 122 Raumstrukturt yp Einzelhand elsz entralität Kaufkraft Höher verdichtet 111,26 97,26 Verdichtet 101,04 98,91 Geringer verdichtet 84,08 101,92 RVR 106,08 98,12 Bei diesen Werten ist zu berücksichtigen, dass bereits ein großes Möbelhaus in einer Kleinstadt eine hohe Zentralität auslösen kann. Derartige Effekte sind bei der Interpretation zu beachten. 195 In der Gruppe der höher verdichteten Kommunen liegt die geringste Kaufkraft im Vergleich der drei Raumstrukturtypen vor, und zw ar verbunden mit der überw iegend höchsten Einzelhandelszentralität. In den verdichteten Kommunen liegen beide Durchschnittswerte um 100, was für ein ausgeglichenes Verhältnis der lokalen Kaufkraft und Einzelhandelsstruktur spricht. In den geringer verdichteten Kommunen liegt die höchste Kaufkraft vor, während die Einzelhandelszentralität der kleineren Städte und Gemeinden die geringste Ist. Deutlich w ird, dass insbesondere in einigen Kommunen im nordw estlichen und südlichen Verbandsgebiet eine relativ hohe Kaufkraft vorhanden ist, während in den meisten höher verdichteten Städten sow ie in den Kreisen Recklinghausen und Unna sow ie der Stadt Hamm tendenziell eine unterdurchschnittliche Kaufkraft vorherrscht. Ausnahmen sind Essen und Mülheim an der Ruhr (vgl. Abb. 7.09). Bei der ‚Einzelhandelszentralität’ hatten im Jahr 2009 neben den drei Großstädten Oberhausen, Essen und Hagen die Mittelstädte Kamen und Schw erte die höchsten Zentralitätsw erte. Daneben zeichnen sich folgende Ergebnisse ab: » Im Kreis Wesel haben die Kreisstadt Wesel, Voerde ( Niederrhein) und Moers überdurchschnittliche Einzelhandelszentralitäten. » Im Kreis Recklinghausen haben die Kreisstadt Recklinghausen, Datteln, CastropRauxel und Oer- Erkenschw ic k jew eils überdurchschnittliche Zentralitätsw erte bei unterdurchschnittlicher Kaufkraft, Dorsten einen überdurchschnittlichen Zentralitätsw ert bei hoher Kaufkraft. » Im Kreis Unna w eisen die Kreisstadt Unna, Lünen und Kamen, überdurchschnittliche Einzelhandelszentralitäten bei niedriger Kaufkraft auf und auch Holzw ickede und Schw erte treten bei durchschnittlicher Kaufkraft hervor (Abb. 7.09 und Tab. 7.03 im Anhang). » Fast alle Mittelstädte des Ennepe- Ruhr-Kreises haben eine hohe Kaufkraft. Witten und die Kreisstadt Schw elm erreichen daneben auch hohe Einzelhandelszentralitäten. Im Gegensatz dazu erzielt Hattingen als zw eitgrößte Stadt im Kreis nur einen unterdurchschnittlichen Zentralitätsw ert. Es gibt also eine Reihe von kleineren Städten, in denen eine hohe Zentralität auftritt, die mit einer niedr igen bis durchschnittlichen Kaufkraft zusammen fällt. Das ist dann der Fall, w enn ortsspezif ische Angebote dazu führen, dass neben der eigenen Kaufkraft auch die Kaufkraft aus dem Umland bzw . den Nachbarkommunen gebunden w ird. Dies ist in den kleineren Städten im w eniger verdichteten Raum häufig dort der Fall, w o sich flächenintensive Betriebsformen angesiedelt haben, w ie in Schw erte, Holzw ickede und Kamen (vgl. auch Abb. 7.08 oben). So kann die hohe Zentralität der Stadt Kamen beispielsw eise auf die überdurchschnittlich hohe Kaufkraftbindung eines Möbelhauses zurückgeführt werden. Verfügbares Einkommen Die Höhe des Einkommens in den Kommunen kann über das „verfügbare Einkommen pro Einw ohner“ abgebildet w erden. Das ist der Betrag, der den privaten Haushalten für Konsum, Wohnen und Sparzw ecke nach Abzug aller anderen Ausgaben verbleibt (vgl. Abb. 7.10).123 123 Das Verfügbare Einkommen berücksichtigt über die einzelhandelsrelevante Kaufkraft hinaus noch weitere Aspekte der Lebenshaltung und stellt somit einen erweiterten Indikator für die sozio-ökonomische Betrachtung dar. 196 Mit 18.220 € liegen die Einkommen im Verbandsgebiet deutlich unterhalb des NRW- Durchschnitteinkommens mit 19.840 €/Einw ohner124. Es gibt bei den Einkommensniveaus der Städte große Unterschiede zw ischen den höher verdichteten Städten mit einem Durchschnittseinkommen von 17.687 € und den Kommunen der Gruppe der verdichteten und geringer verdichteten Kommunen, die beide oberhalb von 19.000 € liegen. Abb. 7.10 Verfügbares Einkommen je Einwohner 2008 Quelle: IT.NRW, Kartographie: Regi onalverband R uhr 2010 Raumstrukturt yp Verfügbares Ein kommen je Ein wohner in € Höher verdichtet 17.687 € Verdichtet 19.066 € Geringer verdichtet 19.592 € RVR 18.220 € Über die höchsten Einkommen im Verbandsgebiet verfügen die Einw ohner in Hünxe, Ennepetal, Schw elm, Sprockhövel, Herdecke sow ie Wetter (Ruhr) (vgl. Tab. 7.03 im Anhang). 124 nach IT.NRW 197 Insgesamt zeigen gerade die sozioökonomischen Indikatoren ein Rand-Kern-Gefälle im Verbandsgebiet auf. Viele Städte der Emscherzone w eisen Pro-Kopf-Einkommen unterhalb des RVR-Schnitts auf. Auffallend ist die Ballung von Kommunen mit hohen Pro-Kopf-Einkommen im Ennepe-Ruhr-Kreis. 7.3.2 Arbeitsplatzzentralität und Arbeitplatzdichte Nachfolgend w erden die Städte/Gemeinden in ihrer Bedeutung als Arbeitsorte betrachtet. Dafür w erden die Indikatoren Arbeitsplatzzentralität und Arbeitsplatzdichte herangezogen, die sich auf die von der Bundesagentur für Arbeit ermittelten Zahlen der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (SVB) beziehen; die Anzahl der SVB betrifft im Verbandsgebiet immerhin rund 75-80 % aller Erw erbstätigen am Arbeits markt. Der Indikator ‚Arbeitsplatzzentralität’ misst die Bedeutung einer Stadt als Arbeitsort. Nach der Definition setzt der Wert die Anzahl der in einer Stadt arbeitenden Beschäftigten SVB ins Verhältnis zu den dort w ohnenden sozialversicherungspflichtig Beschäftigten: » Ist der Wert über 1, so arbeiten mehr SVB in der Stadt als dort w ohnen. Die Stadt hat als Arbeitsort einen Bedeutungsüberschuss und ein positives Pendlersaldo. » Ein Wert unter 1 zeigt, dass die Zahl der SVB am Arbeitsort der Stadt niedriger als die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Bew ohner der Stadt ist. Die Stadt besitzt dann als Arbeitsort eine geringe Anziehungskraft und hat einen negativen Pendlersaldo. Die Arbeitsplatzdichte setzt die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort ins Verhältnis zu den Einw ohnerzahlen (SVB pro 1.000 EW). In Abbildung 7.11 sind sow ohl die Arbeitsplatzzentralität und die Arbeitsplatzdichte in einer Grafik dargestellt. Die Großstädte entlang der Hellw egzone, von Duisburg über Dortmund und Hagen, treten sehr deutlich mit ihrer zentralen Bedeutung als Arbeitsorte bei gleichzeitig hohen Arbeitsplatzdichten von über 300 hervor (vgl. Tab. 7.04 im Anhang). Die Großstädte der Emscherzone und Hamm haben eine Arbeitsplatzzentralität, die unter 1,00 liegt, sow ie eine mittlere Arbeitsplatzdichte. Während die Zentralitätsziffern in Hamm und Gelsenkirchen nur leicht unter 1,00 liegen und es damit ein annähernd ausgeglichenes Verhältnis der Beschäftigten am Arbeitsort zu denen am Wohnort gibt, liegen sie in Oberhausen und Bottrop nur bei 0,86 (vgl. Tab. 7.04 im Anhang). Hier gibt es entsprechend mehr Arbeitsauspendler als Einpendler. Die Mittelstädte Wesel, Kamp-Lintfort, Marl und Unna sind Arbeitsorte mit hoher Zentralität und Arbeitsplatzdichte. Auch Ennepetal und Wetter (Ruhr) im südlichen Verbandsgebiet haben hohe Zentralitätsw erte; Recklinghausen, Witten und Schw elm w eisen Werte knapp unter 1,00 auf (vgl. Abb. 7.11). In allen w eiteren Städten und Gemeinden erreicht die Arbeitsplatzzentralität einen geringeren Wert. Diese Kommunen besitzen neben ihrer Funktion als Arbeitsort eine hohe Bedeutung als Wohnstandorte. Bei der Beschäftigungsentw ic klung gab es insbesondere im Kreis Wesel in den letzten zehn Jahren eine positive Dynamik (vgl. Kapitel 3). Bezogen auf die drei Raumstrukturtypen geht eine abnehmende Arbeitsplatzzentralität und Arbeitsplatzdichte mit abnehmender Siedlungsflächendichte einher. Die höchsten 198 Werte liegen in den höher verdichteten Kommunen vor. Von diesem generellen Muster weichen einige Kommunen, z.B. Mar l und Wesel deutlich ab (vgl. Abb. 7.11). Abb. 7.11 Arbeitsplatzzentralität und -dichte 2008 Quellen: Ei gene Berec hnung nac h Bundes agentur für Ar beit und IT.NRW, Kartographi e: Regionalverband Ruhr 2011 Raumstrukturt yp Arbeit splatzzentralität Arbeit splatzdichte Höher verdichtet 1,04 306 Verdichtet 0,92 285 Geringer verdichtet 0,66 207 RVR 0,97 292 7.3.3 Verflechtungen In der Betrachtung der Wechselbeziehungen der Städte untereinander und ihrer daraus resultierenden Funktion für die Region w ird das Städtesystem des Verbandsgebietes im Folgenden dargestellt. Dabei liefert die Verflechtungsanalyse für das Städtesystem w ic htige Ergebnisse zur räumlich-funktionalen Arbeitsteilung in der Region sow ie ihrer jew eiligen Verflechtungsbeziehung und Konzentration im Raum (vgl. Kap. 6). 199 Diese Verflechtungsanalyse betrachtet alle Fahrten im Individualverkehr und öffentlichen Verkehr eines durchschnittlichen Werktages in beide Richtungen. Die Ausw ertung der Verkehrsfahrten ermöglicht dabei quantitative Aussagen zu den Verkehrsbeziehungen der Städte und verdeutlicht die jew eilige Binnen- und Außenverflechtungen bzw . die Verflechtungen untereinander. Für das Verbandsgebiet haben sich charakteristische Verflechtungsmuster herausgebildet, die in den Abbildungen zu den Städten und Teilräumen im Kapitel 6 dargestellt sind. Zu den Großstädten ver mittelt die Verflechtungsanalyse folgende Zusammenhänge: Die stärksten regionalen Verflechtungen bestehen in den Kernstädten der Hellw egzone und konzentrieren sich auf Duisburg, Essen, Bochum und Dortmund. Diese Großstädte weisen das höchste regionale Verkehrsaufkommen auf und sind untereinander stark verflochten. Hier bestehen die engsten funktionalen Beziehungen. Bei den regionalen Verflechtungen nehmen die Städte Duisburg und Dortmund eine Sonderrolle ein, indem sich ihre regionalen Verflechtungen gleichmäßig sow ohl auf die Ballungskernzone als auch auf den benachbarten Kreis Wesel und die Region Düsseldorf/Niederrhein im Falle von Duisburg bzw . auf den Teilraum und Kreis Unna/Hamm und den Raum südöstlich von Dortmund r ichten. Die Städte Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Gelsenkirchen und Herne haben schw erpunktmäß ig eine Orientierung zum Ballungskern. In geringem Umfang bestehen Verflechtungen zu den benachbarten Städten der angrenzenden Kreise. Die w eiteren Groß- und Mittelstädte der Kernzone w ie Bottrop, Gladbeck, Herten, Recklinghausen, Castrop-Rauxel und Lünen haben starke Verkehrsbeziehungen mit den anderen Ballungskernstädten, aber auch nennensw erte Verflechtungen mit den Kommunen der angrenzenden Kreisgebiete. Aufgrund ihrer Lage ist insbesondere die Stadt Hagen vielfältig verflochten: Die Verflechtungen mit der Kernzone sind hier schwächer ausgeprägt und orientieren sich auf den Ennepe-Ruhr-Kreis und den Märkischen Kreis. Vielfältige Verflechtungsbeziehungen hat auch Hamm, insbesondere mit einer starken Orientierung zur Kernstadt Dortmund. Alles in allem machen die Außenverflechtungen der Ballungskernstädte etw as mehr als ein Drittel der gesamten Personenfahrten/Werktag aus; zwei Drittel der Fahrten sind Binnenverflechtungen, d.h. Fahrten in und zw ischen den Ballungskernstädten. Ferner ist der eigene Anteil der Binnenverflechtungen in den Kernstädten (vgl. Kapitel 6) ein Indikator für die vielfältigen Funktionen, die in den Großstädten erfüllt werden. Sieht man von den Hauptor ientierungen zum Ballungskern ab, konzentrieren sich in den vier Kreisgebieten die Verflechtungsbeziehungen auf solche Mittelstädte, die sich bereits als starke Arbeits- oder Einzelhandelsorte mit Zentralität herausgehoben haben. Aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen gehören auch jew eils die Kreisstädte dazu. Verflechtungskonzentrationen in diesem Sinne bestehen für die Städte Wesel, KampLintfort, Moers, für Recklinghausen und Marl sow ie für Unna und Hamm; Im EnnepeRuhr-Kreis bestehen sie für Witten und in der Talachse (B 7) mit Ennepetal und Schw elm. Die Städte des südlichen Ennepe-Ruhr-Kreises sind stärker auf Hagen und Wuppertal orientiert. Alle, auch die kleineren Städte und Gemeinden der Ballungsrandzone des Verbandsgebietes, haben hauptsächlich Verflechtungsbeziehungen zum Ballungskern und abgeschwächter zum Raum außerhalb des Verbandsgebietes. 200 7.3.4 Zusammenfassung Die Analyse des Städtesystems hatte zum Ziel, neben der Betrachtung strukturellen Merkmalen zur Charakterisierung der Städtelandschaft, auch Aussagen zur funktionalen Bedeutung der Städte als Arbeits- und Einzelhandelsstandorte zu machen. Die räumlich-funktionalen Zusammenhänge zw ischen den einzelnen Städten des Verbandsgebietes w urden in der Verflechtungsanalyse aufgezeigt. Die industrielle Entw icklung hat die Strukturen der Städte und das Städtesystem m aßgeblich geprägt Den Kern der Region bildet die stark überformte Hellw eg- und Emscherzone. Er stellt ein nahezu flächendeckendes, von großen Gew erbearealen durchzogenes Siedlungsgefüge dar, w elches sich im Zuge der Entw icklung der Montanindustrie ausgebildet hat. Vor allem die Siedlungsstrukturen des südlichen Verbandsgebietes w erden maßgeblich durch die bew egte Topographie beeinflusst. Nach Norden, Westen und Osten werden die Siedlungsmuster zunehmend disperser. In keiner anderen Planungsregion Deutschlands gibt es mehr Großstädte als im Verbandsgebiet Das Verbandsgebiet ist w ie keine andere Region durch ihr dichtes Nebeneinander von Großstädten geprägt. Die hierdurch ausgebildete polyzentrische Struktur prägt die Region: Sie führt zu einer starken funktionalen Verflechtung und räumlichen Arbeitsteilung aber auch - im verdichteten Raum - zur Überlappung von Einzugsbereichen (z.B. im Einzelhandel) und vielfältigen räumlichen Konkurrenzen. Sie hat zu vielfältigen Kooperations- und Kommunikationsformen beigetragen. Das Verbandsgebiet verfügt über ein überaus dichtes Netz an Verkehrsinfrastruktur Die innere und äußere Erschließung des Verbandsgebietes w ird über zahlreiche Bundesautobahnen, ein dichtes Schienennetz im Personen- und im Güterverkehr sow ie die Nähe zu internationalen Flughäfen sichergestellt. Mit den Duisburger Häfen stellt Duisburg darüber hinaus den größten Binnenhafen Europas und übernimmt damit w ichtige Funktionen im europäischen Güterverkehr. Diese Funktion w ird durch ein dichtes Netz an Bundesw asserstraßen unterstützt. Im Ballungskern werden die höchsten Einzelhandelsumsätze erzielt Mit den höchsten regionalen Einzelhandelsumsätzen und höchsten Zahlen ihrer Verkaufflächen haben allen voran Essen und Dortmund Gew icht. Insgesamt entfallen auf den höher verdichteten Raum 68 % des regionalen Umsatzes. Mehr als 18,8 Mrd. € Umsatz w erden hier jährlich erzielt. Insgesamt w erden im Verbandsgebiet mit 27,7 Mrd. € nahezu 30 % des nordrhein-westfälischen Gesamtumsatzes im Einzelhandel erw irtschaftet. Die meisten Verkaufsflächen finden sich in den Dortmund, Essen, Duisburg und Bochum . Die meisten Verkaufsflächen pro Einw ohner weisen Xanten und Dorsten auf Die Ballungskernzone w eist die meisten Verkaufsflächen auf. Insgesamt stehen in Dortmund, Essen, Duisburg und Bochum jew eils mehr als 450.000 m² Verkaufsfläche zur Verfügung. Bezogen auf die Einw ohnerzahl findet sich die höchste Verkaufsfläche pro Einw ohner mit mehr als 1,5 m² in Xanten, Dorsten, Sonsbeck, Witten, Wesel und Unna. 201 Die Verteilung der Kaufkraft und der Einkommen im Verbandsgebiet zeigt sich sehr differenziert Während die Kaufkraft mit Ausnahme w eniger Städte – Mülheim an der Ruhr und Essen – im Ballungskern, im nördlichen Verbandsgebiet sow ie in den meisten Städten des Kreises Unna eher gering ist, nimmt sie in den kleineren Städten und Gemeinden im w eniger verdichteten Raum zu. Die höchste Kaufkraft besteht in Kommunen des Ennepe- Ruhr-Kreises. Die Verteilung der Einkommen zeigt ein ähnliches, aber noch differenzierteres Bild. Insgesamt weist das Verbandsgebiet eine überdurchschnittliche Einzelhandelszentralität auf, w obei die größte regionale Ausstrahlung als Einzelhandels- und Arbeitsstandorte die großen Städte der Hellwegzone sowie Hagen haben. Hier heben sich die Städte Essen, Mülheim an der Ruhr, Dortmund, Bochum und die Stadt Hagen mit Einzelhandels- und sogleich Arbeitsplatzzentralitäten hervor. Dieser Bedeutungsüberschuss deckt sich mit der zentralörtlichen Bedeutung dieser Städte. Hohe Einzelhandelszentralitäten sind nicht auf den Ballungskern beschränkt Oberhausen hat die höchste Einzelhandelszentralität im Verbandsgebiet. Ferner treten neben Gelsenkirchen, Recklinghausen und Castrop Rauxel auch außerhalb der Ballungskernzone die Städte Wesel, Voerde (Niederrhein) und Moers mit Einzelhandelszentralitäten hervor. Im Norden und Osten besitzen Dorsten, Datteln und OerEr kenschw ick sow ie Lünen, Unna, Kamen und Schw erte eine überdurchschnittlich hohe Einzelhandelszentralität und im Süden sind dies Witten und Schw elm. Viele Städte weisen eine hohe Arbeitsplatzzentralität auf Zahlreiche Städte sind bedeutende Arbeitplatzstandorte. Hierzu gehören die Städte Duisburg bis Unna mit Bönen und Holzw ickede. Im südlichen Verbandsgebiet haben neben Hagen, die Städte Ennepetal und Wetter an der Ruhr überdurchschnittliche Arbeitsplatzzentralitäten. Diese Funktionen übernehmen im Norden Marl sow ie im Westen Kamp-Lintfort und Wesel. Die Verflechtungen konzentrieren sich auf der zentralen Achse Duisburg bis Dortm und Die Verflechtungsanalyse bildet dieses Städteband quasi als funktionale „ Mitte“ mit engem Funktionsaustausch ab. Alle genannten Städte haben eine hohe Binnenverflechtung von über 60% der Personenfahrten und sind darüber hinaus eng miteinander verflochten. Auch die regionalen Verkehrsanteile (Außenverflechtung) der umliegenden Groß-, Mittel- und Kleinstädte orientieren sich hauptsächlich auf diesen bandartigen Verflechtungsraum mit seinen vielfältigen, über das Arbeiten und Versorgen hinausgehenden Funktionen. Aber auch im w eniger verdichteten Raum heben sich Städte mit Zentralitäten heraus und zeigen dies in ihren Verkehrsbeziehungen. 7.4 Analyse der Raumstrukturtypen Im Folgenden w erden die Analyseergebnisse der Kapitel 2, 3, 4 sow ie 7 und 8 in Hinblick auf die Raumstrukturtypen (vgl. Kap. 1.3.3) zusammengefasst. Im Ergebnis verhalten sich die meisten untersuchten Indikatoren in den drei Raumstrukturtypen signifikant anders. Im Regelfall ist ein Gefälle von höher zu gering verdichtet oder umgekehrt gegeben. Lediglich bei den w irtschaftlichen Indikatoren ist der Maximal- bzw . Minimalwert häufig bei der Gruppe der verdichteten Kommunen vorhanden, w as für eine besondere Bedeutung dieses Raumes in w irtschaftlicher Hinsicht spricht. 202 Darüber hinaus ist die Einteilung der Raumstrukturtypen vorrangig unter siedlungsstrukturellen Kriter ien erfolgt. Bei den sozi-ökonomischen Kriterien bilden die Raumtypen – insbesondere beim Typ ‚höher verdichteter Raum’ die Durchschnittsw erte ab, die dann in sich bzw. für einzelne Teilräume (innerhalb des Raumtyps) eine hohe Varianz aufweisen können. 125 Höher verdichtete Komm unen Die Gruppe der höher verdichteten Kommunen zeichnet sich neben einem bezogen auf das gesamte Verbandsgebiet überdurchschnittlich hohen Anteil an Siedlungsfläche und einem unterdurchschnittlich geringem Anteil an Freiraumnutzungen durch mittlere bis hohe Einw ohnerzahlen aus (im Schnitt 235.000 Einwohner, in der Varianz 64.000 bis 590.000 Einw ohner). 65 % der Bevölkerung lebt hier. Es liegen kompakte Siedlungskörper sow ie eine funktionale innere Differenzierung vor; Wohn- und Gew erbegebiete sind eher voneinander getrennt als vermischt. Der Anteil der Ein- und Zw eif amilienhäuser ist mit 59 % am geringsten. Die Einw ohnerzahl ist, bezogen auf das Verbandsgebiet, zwischen 1975 und 2008 überdurchschnittlich um rund 11 % gesunken. Der Ausländeranteil liegt mit 13 % über dem RVRDurchschnitt von 12 %. Laut Pr ognose w ird die Bevölkerung bis 2030 um 6,7 % abnehmen, w as unterhalb des RVR-Durchschnitts von - 7,7 % liegt. Auch w ir d der Anteil der > 65-Jährigen in der Gruppe der höher verdichteten Kommunen mit + 16 % nur unterdurchschnittlich (Schnitt 22 %) ansteigen. Die Alterungsdynamik ist also im Vergleich der drei Raumkategorien eher gering. In der Gruppe der höher verdichteten Kommunen liegen 68 % aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Der Rückgang der Arbeitsplätze zwischen 1995 und 2008 von 6,9 % fällt leicht überdurchschnittlich aus (Schnitt - 6,6 %). Der Anteil des produzierenden Gew erbes an allen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen ist hier am geringsten, dagegen haben die ‚Qualifizierten Dienstleistungen’ mit über 50 % eine hohe Bedeutung. Die Arbeitsplatzdichte sow ie die Arbeitsplatzzentralität sind hier am höchsten. Es gibt mehr Arbeitsplätze als sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die hier w ohnen. Der Umsatz im Einzelhandel liegt deutlich über dem der anderen beiden Raumtypen. Das verfügbare Einkommen liegt hier mit durchschnittlich 17.687 € pro Einw ohner klar unterhalb des RVR-Schnitts von 18.220 €. Mit 9 % Gew erbe- und Industrieflächen an der Gesamtgebietsfläche nehmen gew erbliche Nutzungen insgesamt einen gew ichtigen Anteil ein. Dieses zeigt sich auch im Neubau zw ischen 1996 und 2006. Es w urde mehr Fläche für Gewerbliche Nutzungen als für Wohnungsbau in Anspruch genommen. Dennoch fand hier absolut auch der meiste Wohnungsbau statt. Auf 1.340 ha Fläche entstanden hier trotz des Bevölkerungsrückgangs rund 112.000 neue Wohnungen. Gleichzeitig ist der Anteil der Neugebäudesubstanz (gebaut seit 1996) mit 5 % von allen Wohnbauflächen am geringsten. Die Grundstückspreise für Wohnen und Gew erbe sind in den höher verdichteten Kommunen am höchsten, liegen aber dennoch deutlich unter den Spitzenw erten in Nordrhein-Westfalen. 72 % der neu bebauten Gew erbeflächen w aren Recyclingflächen. Der Anteil ist damit mehr als doppelt so hoch w ie in 125 Solche sozio-ökonomischen Unterschiede herrschen zwischen dem Emscherraum und den Kommunen des Ennepe-Ruhr-Kreises, die beide dem ‚höher verdichteten Raumtyp’ zugeordnet sind. 203 der Gruppe der verdichteten Kommunen. Entsprechend steht dazu auch der umfangreiche Abriss gewerblicher Flächen von annähernd 1.600 ha von 1996 bis 2006. Verdichtete Komm unen Die Gruppe der verdichteten Kommunen zeichnet sich neben einem durchschnittlichen Anteil an Siedlungsfläche und einem durchschnittlichen Anteil an Freiraumnutzungen durch mittlere bis hohe Einw ohnerzahlen (im Schnitt 61.000 Einw ohner, in der Varianz 17.000 bis 196.000 Einw ohner) aus. 26 % der Bevölkerung lebt hier. Der Anteil der Ein- und Zw eif amilienw ohnhäuser ist mit 73 % deutlich größer als in der Gruppe der höher verdichteten Kommunen. Von 1975 bis 2008 veränderte sich die Einw ohnerzahl kaum. Der Ausländeranteil liegt mit 10 % unter dem Durchschnitt von 12 %. Laut Prognose w ird die Bevölkerung bis 2030 um 9,6 % abnehmen, was oberhalb des Durchschnittes von - 7,7 % liegt und den höchsten Wert der drei Raumkategorien darstellt. Der Anteil der > 65-Jährigen w ird bis 2030 mit + 27 % leicht überdurchschnittlich (Schnitt 22 %) ansteigen. In der Gruppe der verdichteten Kommunen liegen 25 % aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Der Rückgang der Arbeitsplätze zw is chen 1995 und 2008 von 5,4 % fällt unterdurchschnittlich aus (Schnitt - 6,6 %). Das produzierende Gew erbe hat hier den höchsten Anteil, was sich auch in der Höhe der Industriedichte von 75,6 (RVR-Schnitt 59,5) niederschlägt. Dennoch liegt die Industriedichte damit unterhalb des Landesdurchschnitts von 78,8. Bei den Qualifizierten Dienstleitungen gibt es in der Gruppe der verdichteten Kommunen den geringsten Wert der drei Raumstrukturtypen. Die Arbeitsplatzdichte und Arbeitsplatzzentralität liegt hier in Höhe des RVR-Schnitts. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die hier w ohnen und die hier arbeiten halten sich in etw a die Waage. Das verfügbare Einkommen ist mit durchschnittlich 19.066 € pro Einw ohner gegenüber dem RVR-Schnitt von 18.220 € deutlich höher. Mit 5 % Gew erbe- und Industrieflächen an der Gesamtgebietsfläche liegen die gew erblichen Nutzungen im RVR- Durchschnitt. Im Neubau zw ischen 1996 und 2006 halten sich die Inanspruchnahme für Wohnungsbau und Gew erbeneubau in etw a die Waage. Seit 1995 entstanden rund 65.000 neue Wohnungen. Der Anteil der Neugebäudesubstanz (gebaut seit 1996) liegt mit 7 % von allen Wohnbauflächen etw as über dem RVR-Schnitt von 6 %. Im gew erblichen Neubau erkennt man an dem Neubauflächenanteil die bereits beschriebene Bedeutung der Wirtschaft für diesen Raumstrukturtyp: Mit 14 % Neubauanteil an allen Gew erbeflächen gab es hier die größte gewerbliche Wachstumsdynamik. 35 % der neu bebauten Gew erbeflächen waren Recyclingflächen. Während im Gegensatz zum flächendeckend abnehmenden Wohnungsneubau gew erblicher Neubau im Verbandsgebiet seit 1996 weitgehend konstant stattfand, ist die Gruppe der verdichteten Kommunen die einzige, in der die Inanspruchnahme von Flächen für gew erblichen Neubau bis 2009 kontinuierlich gestiegen ist. Geringer verdichtete Komm unen Die Gruppe der geringer verdichteten Kommunen zeichnet sich neben einem unterdurchschnittlichen Anteil an Siedlungsfläche und einem überdurchschnittlichem Anteil an Freiraumnutzungen durch geringe bis mittlere Einw ohnerzahlen aus (im Schnitt 29.000 Einw ohner, in der Varianz 9.000 bis 80.000 Einw ohner). 9 % der Bevölkerung leben hier. Die einzelnen Siedlungen sind im Verhältnis zu den höher verdichteten Kommunen eher klein, die funktionale innere Differenzierung ist vielfach geringer ausgeprägt; Wohn- und Gew erbebereiche sind häufig eng verzahnt. 204 Der Anteil der Ein- und Zw eifamilienw ohnhäuser ist mit 74 % nur unw esentlich höher als in der Gruppe der verdichteten Kommunen. Die Einw ohnerzahl ist zw ischen 1975 und 2008 um rund 18 % gestiegen, obw ohl es im Schnitt des Verbandsgebiets einen Verlust von etw a 6 % gab. Der Ausländeranteil liegt mit 6 % w eit unter dem Durchschnitt von 12 %. Laut Prognose w ird die Bevölkerung bis 2030 um 9,2 % abnehmen, was oberhalb des Durchschnittes von - 7,7 % liegt. Der Anteil der > 65-Jährigen w ird bis 2030 mit + 45 % insbesondere im Vergleich mit den beiden anderen Raumkategorien (Schnitt 22 %) stark ansteigen, die Alterungsdynamik ist in diesen Städten und Gemeinden besonders hoch. In der Gruppe der verdichteten Kommunen liegen 7 % aller sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze. Der Rückgang der Arbeitsplätze zw ischen 1995 und 2008 von 8,6 % war hier am stärksten (Schnitt - 6,6 %), zugleich ist die Zahl der geringfügig Beschäftigten jedoch am stärksten gestiegen. Mit einem Anteil von 33,2 % hat das produzierende Gew erbe zwar eine höhere Bedeutung als in den höher verdichteten Kommunen, der Wert liegt jedoch nahe dem der verdichteten Kommunen. Die Arbeitsplatzdichte und Arbeitsplatzzentralität liegt hier unterhalb des RVR-Schnitts. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die hier w ohnen ist w esentlich höher als die die hier arbeiten. Das verfügbare Einkommen ist mit durchschnittlich 19.592 € pro Einw ohner am höchsten. Mit nur 2 % Gew erbe- und Industrieflächen an der Gesamtgebietsfläche liegen die gew erblichen Nutzungen deutlich unterhalb des RVR- Durchschnitts. Dies zeigt sich auch im Neubau zw ischen 1996 und 2006. Es w urde w esentlich mehr Fläche für Wohnungsbau in Anspruch genommen als für gewerblichen Neubau. Seit 1995 entstanden rund 33.000 neue Wohnungen. Der Anteil der Neugebäudesubstanz (gebaut seit 1996) liegt mit 10 % von allen Wohnbauflächen deutlich über dem RVR-Schnitt von 6 %, die Wachstumsdynamik ist hier am größten. Die Grundstückspreise für Wohnen und Gew erbe sind in den geringer verdichteten Kommunen am niedrigsten, im Vergleich mit den niedrigsten Preisen in Nordrhein-Westfalen aber immer noch relativ hoch. Im gew erblichen Neubau gab es mit 13 % Neubauanteil an allen Gew erbeflächen eine hohe gew erbliche Wachstumsdynamik. 27 % der neu bebauten Gew erbeflächen waren Recyclingflächen. 205 Tab. 7.07 Ausgewählte Indikatoren nach Raumstrukturtypen Raumstrukturt yp Höher verdichtet Bevölkerungsent wicklung und -vorausberechnung Ein wohner 2008 3.379.982 Anteil an Gesamtbevölkerung (%) (65) Veränd erung 1975 – 2008 (%) - 11,0 Veränd erung 1995 – 2008 (in %) - 4,4 Durchschnittlich es Saldo 2004 – 2008 - 3,9 (in ‰) Durchschnittlich es W anderungssaldo - 0,4 2004 – 2008 (in ‰) Überschuss der Zu- bzw. Fortgezogenen - 5.230 2008 Überschuss der Gebor enen bz w. Ge- 14.398 storbenen 2008 Altenquotient 2008 (in % ) 34,6 Entwicklung d er Alter sgruppe über 65 + 14,3 Jahre 1995-2008 (% ) Wohnfläche je Ein wohner (m2) + 38,3 Entwicklung d er W ohnfläche je Ein woh+ 4,5 ner 1995 bis 2008 (m2) Anteil d er Ausländer an der Gesamtbe13,3 völkerung (% ) Entwicklung d es Ausländer anteils + 0,1 1995 – 2008 (in % ) Entwicklung 2008 - 2030 (n) - 254.912 Entwicklung 2008 - 2030 (% ) - 7,5 Entwicklung d er Alter sgruppen 2008 - 2030 ( % ) < 18 - 16,0 Verdichtet Geringer verdichtet Regionalverband Ruhr 1.333.098 (26) + 0,3 - 5,5 490.020 (9) + 18,2 - 3,6 5.203.100 (100) - 6,1 - 4,4 - 3,4 - 2,7 - 3,6 - 1,8 + 0,4 - 0,7 - 3.910 - 225 - 9.365 - 5.196 - 1.560 - 21.154 34,4 32,5 34,4 + 25,5 + 42,9 + 19,1 + 39,1 + 40,8 + 38,8 + 5,2 + 5,4 + 4,8 10,0 + 5,5 + 11,7 - 1,5 - 1,5 - 0,5 - 142.052 - 10,6 - 49.410 - 10,0 - 446.374 - 8,5 - 26,4 - 31,0 - 20,3 18 - 25 - 25,5 - 32,6 - 33,4 - 28,0 25 - 30 - 12,8 - 19,4 - 19,5 - 14,9 30 - 50 - 16,9 - 25,4 - 31,8 - 20,5 50 - 65 - 3,4 - 3,3 - 1,3 - 3,2 + 16,4 + 27,1 + 44,7 + 21,6 > 65 Altenquotient 2030 (% ) 46,4 % 53,3 % 58,9 % 49,2 % Veränd erung des Altenquotienten z wi+11,9 % + 19,3 % + 26,9 % + 15,1 % schen 2008 und 2030 (% ) W irtschaftliche Ent wicklung Industriedichte* 2007 55,0 75,6 47,6 59,5 Anteil SvB: Produzierendes Gewerbe [% ] 25,6 36,1 33,2 28,7 Anteil SvB: H andel, Gastgewerbe, Verkehr 23,4 24,0 25,0 23,7 [%] Anteil SvB: Qual. Dienstleistungen [% ] 50,9 39,7 40,4 47,4 Entwicklung d er SvB 1995 bis 2008 [%] - 6,9 - 5,4 - 8,6 - 6,6 Entwicklung d er ger ingfügig Besch äftig+ 21,3 + 20,7 + 25,5 + 22,0 ten 2000 bis 2008 [% ] Gründungen, Zuz üge und Ü bernahmen von Gewerbebetrieben je 1.000 Einw ohner i m 15,1 13,6 14,4 14,7 erwerbsfähigen Alter Durchschnittliche Beschäftigtenzahl pro 145 135 91 135 Betrieb [n] * Industriedichte = Rel ation der in der Indus trie sozialv ersicherungspflichtig Beschäfti gten zu 1.000 Einw ohnern. Die sozialversicher ungs pflichti g Beschäftigten werden am Arbeits ort gezählt. 206 Raumstrukturt yp Höher verdichtet Flächennutzung und Fläch en wand el Anteil F läch e an RVR [ha] Anteil F läch e an RVR [%] Anteil W aldfläch e [ha] Anteil W aldfläch en [%] Anteil Ackerfläch en, W iesen & W eiden [ha] Anteil Ackerfläch en, W iesen & W eiden [%] Anteil W asserflächen [ha] Anteil W asserflächen [% ] Wohnbauflächen [ha] Anteil W ohnbauflächen [% ] Ein wohner 2006 in 1.000 Wohnbauflächen [ha] (Verhältnis) [%] Gewerb eflächen [ha] (Verhältnis) [%] Anteil Gewerbeflächen [%] Gewerb eflächen [ha] Beschäftigte 2006 in 1.000 Neubau W ohnbauflächen in ha (Verhältnis) [% ] Neubau Gewerbeflächen in ha (Verhältnis) [% ] Neubau W ohnbauflächen in ha Neubau [ha pro 1.000 EW] Neubauflächen anteil an allen W ohngebieten [%] Mittlerer Pr eis ‚Baureife Grundstücke’ Ein-/Zweifam ilien wohnh äuser pro m2 1996 [€] Mittlerer Pr eis ‚Baureife Grundstücke’ Ein-/Zweifam ilien wohnh äuser pro m2 1996 [€] Bestandsflächenanteil am W ohnungsneubau [%] Abriss W ohnbauflächen [ha] Anteil am Bestand 1996 [%] Neubau Gewerbeflächen [ha] Neubau in ha pro 1.000 Beschäftigte** Neubauflächen anteil an allen Gewerb lich en Flächen in [%] Mittlerer Pr eis ‚Baureife Grundstücke’ Klassisch es Gewerbe pro m2 1996 [€] Mittlerer Pr eis ‚Baureife Grundstücke’ Klassisch es Gewerbe pro m2 2009 [€] Bestandsflächenanteil am Gewerb eneubau in [% ] Abriss Gewerbeflächen [ha] Anteil am Bestand 1996 [% ] Neubau Handel [ha] Anteil an allen g ewerblich en Ent wicklungen [%] Neubau Ver arbeitendes Gewerbe [ha] Anteil an allen g ewerblich en Ent wicklungen [%] Neubau Ver kehr und Nachrichtenübermittlung [ha] Regionalverband Ruhr Geringer verdichtet Verdichtet 151.297 34 15.718 10 142.013 32 28.964 20 150.658 34 30.670 20 443.367 100 75.352 17 54.429 69.346 90.074 213.850 36 49 60 48 4.102 3 25.839 17 3.414 25.839 (66) 2.477 2 13.225 9 1.349 12.225 (67) 5.679 4 6.193 4 493 6.193 (17) 12.259 3 45.256 10 5.257 45.256 (67) 13.226 (34) 6.550 (33) 2.540 (29) 22.316 (33) 9 13.226 1.017 5 6.550 370 2 2.540 101 5 22.316 1.488 1.342 (48) 869 (54) 604 (65) 2.816 (53) 1.457 (52) 746 (46) 326 (35) 2.529 (47) 1.342 0,4 869 0,6 604 1,2 2.816 0,5 5 7 10 6 195 142* /143 130* /142 171* /176 227 171 168 202 39 28 25 32 163 0,6 1.457 1,4 44 0,3 746 2,0 18 0,3 326 3,2 225 0,5 2.529 1,7 10 14 13 11 61 33**/36 26**/37 47**/53 61 42 34 53 72 35 27 55 1.565 12,8 515 384 7,9 245 91 5,1 103 2.040 9,6 863 35 33 32 34 290 194 79 563 20 26 24 22 274 137 48 458 207 Anteil an allen g ewerblich en Ent wicklungen [%] Neue Vegetationsflächen [ha] Neue Oberfläch engewässer [ha] 19 18 15 18 296 59 162 107 104 455 562 620 1,1 1,6 3,0 1,5 Relation Freiraumin anspruchnahm e und 30-ha-Ziel * Einschließlich Ersc hließungsbeitrags pflichtige Er mittlung der Durchsc hnittsw erte mit Gewichtung nach Wohnbauflächen der Kommune auf Wohnbauflächen der Gebiets einheit ** Einschließlich Ersc hließungsbeitrags pflichtige Er mittlung der Durchsc hnittsw erte mit Gewichtung nach Gewerbefläc hen der Kommune auf Gewerbeflächen der Gebiets einheit Städtesystem Raumstrukturt yp Höher verdichtet Ein wohner 2008 Anteil an Gesamtbevölkerung [% ] Ein wohnerdichte [EW/ha] Ein wohnerdichte in der Siedlungs- und Verkehrsfläche [EW/ha] Einzelhand elsz entralität Kaufkraft Verfügbares Ein kommen je Ein wohner [€] Arbeit splatzzentralität Arbeit splatzdichte Regionalverband Ruhr Geringer verdichtet Verdichtet 3.379.982 (65) 22 1.333.098 (26) 9 490.020 (9) 3 5.203.100 (100) 12 49 36 24 41 111,26 97,26 101,04 98,91 84,08 101,92 106,08 98,12 17.687 19.066 19.592 18.220 1,04 306 0,92 285 0,66 207 0,97 292 208 8 Regional Governance Die Internationale Bauausstellung ( IBA) Emscher Park veränderte die Planungs- und Kooperationskultur in der Region nachhaltig. 17 Städte und zw ei Kreise des Verbandsgebiets kooperierten von 1989 bis 1999. Mit neuen Ideen und Projekten in städtebaulichen, sozialen, kulturellen und ökologischen Bereichen gab die IBA Emscher Par k der Region w ic htige Impulse. An rund 120 Projekten in Themenfeldern w ie Emscherumbau, Industriekultur oder neues Wohnen w urden neue Denk- und Planungsansätze erprobt. In den Jahren nach der IBA fand im Planungssektor ein stetiger Wandel der Steuerungsformen statt: Weg von den hierarchischen Ansätzen hin zu kooperativen Verfahrensweisen. ‚Regional Governance’, also die Selbststeuerungsfähigkeit einer Region, spielt seither eine immer bedeutendere Rolle und unterstützt eine erfolgreiche Regionalentw icklung. ‚Regional Governance’ ist gekennzeichnet durch eine Kombination von staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren, w eichen und harten Steuerungsformen, Aushandlungs- und Kommunikationsprozessen. Die Stärkung der ‚Regional Governance’ ist ein ganz w esentliches Ziel einer regionalen Entw icklungsstrategie. Die Ausgangslage in monozentrischen Regionen gestaltet sich hierbei anders als in polyzentrischen Regionen w ie dem Verbandsgebiet. Die polyzentrische Struktur und die starken Verflechtungen der Kommunen untereinander erfordern ein hohes Maß an Abstimmung und gleichberechtigter Zusammenarbeit. In vielen Themenbereichen ist eine regionale Klammer aufgrund der großen Anzahl der Akteure und der vielfältigen Interessen sinnvoll. Wie es aktuell um die Selbststeuerungsfähigkeit innerhalb des Verbandsgebiets bestellt ist, soll anhand der vorhandenen regional oder teilregional bedeutsamen interkommunalen Kooperationen dargestellt w erden. Die Umsetzung von Kooperationsaktivitäten in Form von regional bedeutsamen Projekten ist ebenfalls ein Anhaltspunkt für eine positive regionale Entw icklung. Einige solcher Projekte w erden beispielhaft genannt. 8.1 Regional bedeutsame Kooperationen Für die Zukunftsfähigkeit einer Region ist die Ausprägung einer Kooperationskultur von großer Bedeutung. Vielzahl, For men und Dauer von interkommunalen Kooperationen lassen Rückschlüsse auf den Selbststeuerungsgrad einer Region zu. Die im Folgenden skizzierten Kooperationen sind überlokal ausgerichtet und/oder w irken von ihrer geplanten Ausw irkung deutlich über eine Kommune hinaus. Auf Basis gemeinsamer Zielvereinbarungen entstehen bzw . bestehen in der Regel räumliche Konzepte, insbesondere im Bereich der Planung. Die nachfolgende Auflistung der Kooperationen stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit dar; Vielmehr soll sie einen Eindruck über die Vielfalt und Gleichzeitigkeit der bestehenden Aktivitäten, der Kooperationsebenen und die Intensität des Bemühens im Verbandsgebiet vermitteln, den ökonomischen, sozialen und räumlichen Strukturw andel erfolgreich zu begleiten. Im Folgenden w erden Kooperationen » im Bereich Planung, » im Bereich Gew erbe, » im Bereich Wohnen und Einzelhandel, » im Bereich Freiraum/Freizeit, 209 » institutionelle Kooperationen und » Kooperationen im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt 2010 aufgeführt. Die Reihenfolge der Nennung der einzelnen Kooperationen impliziert hierbei keine Wertung der Kooperation für die Region. 8.1.1 Kooperationen im Bereich Planung Städteregion Ruhr 2030 2001 als Modellvorhaben ‚Stadt 2030’ des Bundes ministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gestartet, umfasste die Städteregion Ruhr ursprünglich die Städte Duisburg, Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Bochum und Dortmund. Seit 2007 sind mit Bottrop, Hagen und Hamm alle kreisfreien Städte im RVR-Gebiet vertreten. 2003 w urde ein Stadtregionaler Kontrakt geschlossen, in dem die Fortführung der Kooperation durch gemeinsame Leitprojekte beschlossen wurde, u.a. mit den Themen Regionaler Flächennutzungsplan ( RFNP) und Masterplan Ruhr. Diese Themen w erden ebenso fortgeführt wie die regelmäßigen Treffen der Planungsdezernent/innen und der Arbeitsebene. Regionaler Flächennutzungsplan der Städteregion Ruhr 2002 haben Essen, Gelsenkirchen und Bochum mit der Erstellung eines gemeinsamen Flächennutzungsplanes begonnen. Hieraus entw ickelte sich der Regionale Flächennutzungsplan. 2005 meldeten die Städte Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, Essen, Gelsenkirchen, Herne und Bochum ihre Kooperation als Planungsgemeinschaft ‚Städteregion Ruhr’ beim Land an. 2007 w urde der RFNP-Vorentw urf erarbeitet. Der fertig gestellte RFNP w urde 2009 dem Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie (MWME) als Landesplanungsbehörde zur Genehmigung vorgelegt. Er w urde im November 2009 mit Auflagen genehmigt und ist nach seiner Überarbeitung seit dem 03.05.2010 durch Bekanntmachung im Gesetz- und Verordnungsblatt NRW und den ortsüblichen Bekanntmachungen nach BauGB rechtskräftig (siehe GV. NRW. 2010, S. 261). Der RFNP der Städteregion Ruhr behält bis zum Inkrafttreten eines neuen Regionalplans Ruhr, spätestens jedoch Ende 2015, seine Gültigkeit und kann von den Städten der Planungsgemeinschaft im Benehmen mit dem RVR geändert und ergänzt werden. Planernetzwerk des RVR Das Netzw erk der Planungsdezernentinnen und Planungsdezernenten im Verbandsgebiet ist ein Diskussionsforum für die Kommunen und den RV R. Seit 2006 dient es dem fachlichen Gedankenaustausch in der Region und der Abstimmung von regionalen Planungen des RVR. Aus regionaler Sicht ist das Haushalten mit den räumlichen Ressourcen ein w ichtiges planerisches Prinzip. Um die Zukunft gestalten zu können, müssen alle planerischen Handlungsoptionen offen gehalten w erden. Dies beansprucht zwangsläufig Raum und bindet Ressourcen. In der Begegnung und dem Austausch zw is chen der kommunalen und der regionalen Herangehensw eise von Planung liegt das Wesen des Planernetzwerkes. Es ist eine Plattform, um bedeutsame regionale planerische Fragestellungen, aktuelle Tendenzen und zukünftige Entw icklungen zu diskutieren und eine interkommunale und regionale Abstimmung zw ischen den Beteiligten vorzubereiten. Masterplan Ruhr Die Partner der ‚Städteregion Ruhr 2030’ haben gemeinsam das Projekt ‚Masterplan Ruhr’ erarbeitet. Dieser beinhaltet u.a. regional ausgehandelte Leitlinien und Z iele zu den Themen Wohnen, Städtebau und Stadtentw icklung sow ie Region am Wasser. Ers- 210 te Berichte w urden 2006 und 2009 veröffentlicht. Gegenw ärtig beschäftigt er sich mit dem Thema Wirtschaftsflächen aus Sicht der Stadtentw icklung. Konzept Ruhr Mit dem ‚Konzept Ruhr’ hat die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Regionalverbands Ruhr (w mr) einen Prozess initiiert, in dem zahlreiche Kommunen und drei Kreise des Verbandsgebiets, koordiniert durch die Stadt Bottrop, ihre Anträge im Rahmen der EU-Ziel 2-Förderung bündeln. Unter der Überschrift ‚ruhrbasics’ w erden fünf Bündelungsfelder definiert, darunter ‚ruhrlines’ und ‚ruhrcities’ In diesem Rahmen w urden zum Jahresende 2007 in einer ersten Projekt-Bestandsaufnahme noch ohne Priorisierung 274 Einzelanträge gesammelt und thematisch gegliedert. Die Pr ojektliste mit Stand Oktober 2010 enthält insgesamt 350 Projekte, zu denen w eitere 122 Untervorhaben hinzukommen. 72 Projekte sind interkommunal angelegt. 36 Vorhaben sind vollständig oder mit w ichtigen Bauabschnitten abgeschlossen, 242 w erden derzeit umgesetzt.126 Mobilitätsband A40|B1 Mit dem Regionalen Masterplan A40|B1 w erden über die städtebauliche Betrachtung des Stadt- und Verkehrsraumes hinaus stadt- und regionalentw icklungsrelevante Strategien und Projekte zu dem Zw eck formuliert, eine ( Neu-) Programmierung von Räumen entlang dieser ‚regionalen Passage’ und eine bessere Vernetzung mit dem angrenzenden Umfeldern herbeizuführen. Unter Federführung der Stadt Bochum erarbeiten die Städte Moers, Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Essen, Bochum, Dortmund und Unna Lösungen zur regionalen Profilierung und verbesserten IKZ – Interkommunale Zusammenarbeit Östliches Ruhrgebiet Seit 2000 besteht die ‚Inter kommunale Zusammenarbeit der Planungs- und Baudezernenten von Städten und Gemeinden im östlichen Ruhrgebiet (IKZ)’. Ziel ist der Informationsaustausch sow ie die Abstimmung von Konzepten und Projekten unterschiedlicher Planungsthemen. Die Geschäftsstelle liegt seit der Gründung der IKZ bei der Planungsverwaltung der Stadt Dortmund. Arbeitskreis Standortvorsorge der Kohlestädte (Wandel als Chance) Der Arbeitskreis Wandel als Chance besteht aus 17 kreisfreien und kreisangehörigen Städten, vier Kreisen, der Zukunftsaktion Kohlegebiete e.V. (ZAK) und der w mr. Im Rahmen des Arbeitskreises w urde ein Positionspapier erarbeitet, dass als Diskussionsgrundlage zur Entw ic klung eines abgestimmten Maßnahmenpakets dient. Aus den Zielen, Rahmenbedingungen und Grundsätzen leiten sich drei Handlungsfelder ab: 1) Neu nutzen und entw ickeln (Flächensicherung und nachhaltige Stadtentwicklung), 2) Erneuern und erfinden (Koordinierte Forschungs- und Technologieförderung) und 3) Fördern und begleiten (Bildungsregion Ruhr 2018) 127 126 127 Konzept Ruhr 2010 – Umsetzung und Perspektiven, wmr, Mülheim an der Ruhr, 10/2010 Wandel als Chance – Positionspapier, wmr, Mülheim an der Ruhr 10/2008 211 8.1.2 Kooperationen im Bereich Gewerbe Interkommunale Gewerbeflächenkooperation 2007 kooperierten Essen und Gelsenkirchen erstmals bei der Ver mittlung von Unternehmen, die im Ruhrgebiet einen neuen Standort suchten. Die Zusammenarbeit benachbarter Städte im Verbandsgebiet w uchs mit dem Beitritt von Bottrop, Mülheim, Oberhausen, Duisburg, Herne und Gladbeck im Jahre 2008. Last Mile Logistik Die Städte Gelsenkirchen, Herne und Herten gründeten 2002 die ‚last mile logistik netzw erk gmbh’, um die Stärken der Ballungskernzone für Logistik w eiter zu entwickeln. Zentrales Projekt ist die inter kommunale Standortentw icklung rund um den ‚Last Mile Logistik Park’. Die Hauptaufgaben des Netzw erks sind das Regional- und Flächenmarketing, die interkommunale Koordination, die Entw icklung von Logistikflächen und die Initiierung von Projekten. Chem Site Die ChemSite- Initiative ist eine 1997 gegründete Partnerschaft zwischen der Chemieindustrie, dem Land Nordrhein-Westfalen und den örtlichen Kommunen im Verbandsgebiet und w eiteren Mitgliedern aus der ‚öffentlichen Hand’. Als Dachmarke bündelt Sie im Kompetenzfeld ‚Chemie’ alle Aktivitäten in den chemierelevanten Wertschöpfungsketten des Verbandsgebiets. Im Verbandsgebiet bietet sie sieben Produktionsstandorte mit freien Industrieflächen von ca. 240 ha für Investoren aus der chemischen, chemienahen und w eiterverarbeitenden Industrie an. Darüber hinaus bestehen branchenorientiert zahlreiche w eitere Netzw erke und Kooperationen, z.B. LogistikRuhr, Netw orker Westfalen (IT), Netzw erk Industrie Ruhr Ost (Maschinenbau), Wirtschaftsförderungszentrum Ruhr für Entsorgungs- und Verw ertungstechnik e.V., h2-netzw erk-ruhr (Wasserstoff). Kooperation der Häfen Dortm und und Duisburg Seit 2004 kooperieren die Duisburger Hafen AG (Duisport) und die Dortmunder Stadtwerke, 2009 w urde ein Managementvertrag unterzeichnet. Duisport hat verschiedene Geschäftsführungsaufgaben für die Dortmunder Hafen AG übernommen, um die Wettbew erbsfähigkeit der Standorte zu festigen. New Park Auf einer ehemaligen LEP-VI-Fläche mit einer Größe von mehr als 450 ha ist ein auf flächenintensive Großvorhaben ausgerichteter interkommunaler Industriepark geplant. Das Gelände w ird derzeit landw irtschaftlich genutzt. Das Land hat Interesse an der Vorhaltung großer Industrie- und Gew erbestandorte auf denen Unternehmen im Verbund produzieren können und unterstützt das Vorhaben. Die Realisierung ist noch nicht völlig geklärt. Die Stadt Waltrop w ill nur Großvorhaben zulassen; Datteln, auf dessen Gebiet der größere Anteil liegt, befürw ortet eine flexiblere Entw icklung. Zw ingend für die Erschließung ist der Bau der B 474n, deren Trasse umstritten ist. Auch muss ein Zugang zur Bahnlinie südlich des Datteln-Hamm-Kanals gefunden w erden. Graftschafter Gewerbepark/Wir 4 Der ‚Grafschafter Gewerbepark Genend’ ist eine Gemeinschaftsinitiative der Städte Moers, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg. Parallel zur Entw icklung des interkommunalen Gew erbegebietes w urde von den vier Städten eine gemeinsame Wirtschaftsförderung aufgebaut. Erster Meilenstein w ar dabei die öffentliche Vereinbarung zum Grafschafter Gew erbepark Genend, die von den vier beteiligten Städten e- 212 benfalls im Jahr 1996 getroffen wurde und Details der hoheitlichen Aufgabenteilung im gemeinsamen Gew erbegebiet zum Gegenstand hatte. Daraus erw uchs 2001 die gemeinsame Wirtschaftsförderung ‚Wir4’, die sich heute um die Förderung der Wirtschaft in den vier Städten kümmert. Inlogparc Das Gew erbegebiet Inlogparc ist ein interkommunales Industriegebiet der Stadt Hamm und der Gemeinde Bönen, w elches zum Logistikstandort ausgebaut w erden soll. Insgesamt bietet das ‚Regionale Industriegebiet’ eine Fläche von rund 185 ha, w ovon 85 ha von der Stadt Hamm und ca. 100 ha von der Gemeinde Bönen zur Verfügung gestellt w erden. Als Projekt der Landesinitiative Logistik NRW besitzt das Projekt eine regionale Bedeutung für den Logistikstandort östliches Ruhrgebiet. 8.1.3 Kooperationen im Bereich Wohnen und Einzelhandel Regionale Wohnungsm arktbeobachtung Städteregion Ruhr Im Januar 2009 hat eine aus Vertretern der elf 2030-Städte gebildete Arbeitsgruppe ‚Regional Wohnungs marktbeobachtung Städteregion Ruhr’ unter fachlicher Unterstützung der NRW.Bank/Team Wohnungs marktbeobachtung einen ersten regionalen Wohnungs marktbericht vorgestellt. Die Zusammenarbeit mit der Wohnungsw irtschaft (W.I.R. e.V.) w ird gegenwärtig intensiviert. Regionale Wohnungsm arktbeobachtung östliches Ruhrgebiet Seit 1998 w ird die Regionale Wohnungs marktbeobachtung östliches Ruhrgebiet im Rahmen eines Modellvorhabens mit der ‚NRW.Bank’ durchgeführt. Ihren Ursprung fand sie im ‚Arbeitskreis Östliches Ruhrgebiet’, dem sich mit Bochum, Dortmund, Hagen und Hamm, Castrop-Rauxel, Datteln und Waltrop, Herdecke, Wetter und Witten auch alle Kommunen des Kreises Unna angeschlossen haben. Ziel der regionalen Wohnungs marktbeobachtung ist die Beschreibung und Bew ertung des Wohnungsmarktes anhand ausgew ählter Indikatoren, ein Erfahrungs- und Informationsaustausch und die Politikberatung. Regionales Einzelhandelskonzept für das östliche Ruhrgebiet und angrenzende Bereiche (REHK) Die Kooperation von nun 24 Kommunen sow ie Industrie- und Handelskammern, Kreisen, Bezirksregierungen und Einzelhandelsverband besteht seit 2000. Das REHK ist ein Beitrag zur Sicherung und Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der Region. Ziel ist die Steuerung des großflächigen Einzelhandels und die Abstimmung konfliktträchtiger Vorhaben. Das Konzept w ird kontinuierlich fortgeschrieben und aktualisiert. Es ist mittels Ratsbeschlüssen abgesichert und entfaltet für die Kommunen Rechtskraft. Regionales Einzelhandelskonzept für das westliche Ruhrgebiet und Düsseldorf 2004 unterschrieben Duisburg, Düsseldorf, Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen (unter Vorbehalt) und der Kreis Wesel für die kreisangehörigen Gemeinden die regionale Vereinbarung des ‚Regionalen Einzelhandelskonzeptes Westliches Ruhrgebiet und Düsseldorf’. Daneben unterzeichneten die Industrie- und Handelskammern. Es bestehen Ratsbeschlüsse aller beteiligten Gemeinden. Angestoßen und begleitet w urde die Kooperation durch die Bezirksregierung Düsseldorf. 213 8.1.4 Kooperationen im Bereich Freiraum/Freizeit Viele planerische Ansätze und Kooperationen entstanden in den letzten Jahren auch zu den Themen Freiraum und Freizeit/Erholung. Die aktuellen, regionalbedeutsamen Konzepte und Strategien für den Freiraumschutz, Gew ässerumbau, die Freiraumentwicklung sow ie den Ausbau der Erholungslandschaft bilden heute die Grundlage für Kooperationen zw ischen den Kommunen sow ie mit regionalen Akteuren, dem Land bis hin zu Kooperationspartnern auf der europäischen Ebene. Dabei dienen die Konzepte und strategischen Ansätze zur Abstimmung der w esentlichen Strukturelemente und zur (Weiter-) Entw icklung und Konkretisierung von kooperativen, regionalen Projekten in der Region. NFN - NaturFreizeitverbund Niederrhein GmbH Im Nordw esten der Stadt Wesel entsteht in Folge von Abgrabungen in den nächsten 25 Jahren ein rheinnaher Seenbereich mit ca. 1.600 ha Wasserfläche, von denen ca. 1.200 ha Seefläche bereits vorhanden sind. Zur Entw icklung dieses Seengebietes wurde 2003 die ‚NaturFreizeitverbund Niederrhein GmbH’ gegründet. Gem einschaftsinitiative ‚Das Ruhrtal’ Die Gemeinschaftsinitiative ‚Das Ruhrtal’ hatte im Bereich Freizeit eine große Bedeutung für die Entw icklung des Ruhrtals, darunter die Entw icklung der RuhrtalBahn und des RuhrtalRadw eges. Aufgrund fehlender Projekte ruht die Initiative derzeit. Die Koordinierungsstelle liegt beim Ennepe- Ruhr-Kreis und kann bei neuen Projekten jederzeit auf den eingespielten Strukturen aufsetzen. Initiative.Kemnade Die Städte Bochum, Witten und Hattingen sow ie der Ennepe- Ruhr-Kreis und der RVR erarbeiten als ,Initiative.Kemnade’ gemeinsam ein Entw icklungskonzept für den Kemnader See – die ,Perspektive.Kemnade’. In einer ersten Stufe w urde 2008 ein Rahmenplan erstellt und räumliche und thematische Schw erpunkte erarbeitet. Seit November 2010 liegt die ,Perspektive. Kemnade II’ vor. Hier w erden erste Realisierungserfolge und w eitere geplante Schritte vorgestellt Röm er-Lippe-Initiative 2006 startete die Initiative mit Beteiligung der Kreise Wesel, Recklinghausen und Unna sow ie dem Lippeverband und dem RV R. Ziel ist eine gemeinsame Entw icklung des Römer-Lippe-Radw eges, für den im Ziel-2-Wettbew erb ‚Erlebnis.NRW-Touris mus’ erfolgreich Mittel eingew orben w urden. Die Federführung hat die Ruhr-Tour ismus GmbH (RTG) übernommen. Vier Städte – zwei Seen – ein Erlebnis Die vier Anrainerstädte Herdecke, Wetter (Ruhr), Dortmund und Hagen von Har kortund Hengsteysee w ollen das touristische Potenzial der beiden Ruhrseen herausarbeiten. Die Tourismusangebote sollen gebündelt w erden. Erstes Ergebnis ist die Ergänzung des Hagener Freizeitinformationssystems W.I.L.L.I. IKAG - Interkommunale Arbeitsgemeinschaften zu den Regionalen Grünzügen Die interkommunalen Arbeitsgemeinschaften der Regionalen Grünzüge arbeiten seit der IBA Emscher Park an der Realisierung des Emscher Landschaftsparks. Vertreten sind die anliegenden Städte der jew eiligen Grünzüge. Beteiligt sind Vertreter aus den Planungs- und/oder Grünflächenämtern und aus den Unteren Landschaftsbehörden. Ziel der IKAG sind die gemeinsame Projektentw icklung, Öffentlichkeitsarbeit, Informationsaustausch und die Sicherung der Regionalen Grünzüge. Die einzelnen IKAG tauschen sich regelmäßig im Großen Arbeitskreis aus. 214 8.1.5 Institutionelle Kooperationen Im Rahmen der Wirtschaftsförderung, des Verkehrs- und Transportsektors, der Wohnungsw irtschaft, aber auch im Bildungs- und Kulturbereich nehmen die institutionellen Kooperationen zu. Vielfach sind es nicht nur ‚lose’ Netzw erke, sondern konkrete Zusammenschlüsse bis hin zur Schaffung neuer Organisationen. Diese For m der Kooperation findet sich unabhängig von der Stadtgröße im gesamten Verbandsgebiet. Beispielhaft w erden sowohl einzelne größere Kooperationsverbünde als auch zu einer Themengruppe zusammengefasste Kooperationen genannt. Ruhr Tourism us Gm bH Die Ruhrgebiet Tourismus GmbH (RTG) w urde 1998 gegründet mit dem Ziel der Bündelung von Produktentw icklung, Marketing und Vertrieb und der Entw icklung eines eigenständigen touristischen Regionalprofils für das Verbandsgebiet. Seit April 2009 firmiert die Gesellschaft als Ruhr Touris mus GmbH. Als Informations- und Koordinierungsstelle für das Verbandsgebiet ist die RTG zentraler Ansprechpartner – auch bei der Vernetzung der touristischen Partner in der Region. Die RTG ist ein Tochterunternehmen des RVR. Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Metropole Ruhr (wmr) Die w mr ist die regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft des RVR. Sie w urde auf Beschluss der Verbandsversammlung 2007 gegründet. Sie bietet eine gemeinsame Plattform für Flächen- und Immobilienprojekte, soll Standortanfragen koordinieren und stellt den Atlas der Gew erbe- und Industriestandorte (ruhrAGIS) sow ie die Immobilienbörse ruhrsite zur Verfügung. Teilregionale Wirtschaftsförderungsgesellschaften Teilregionale Wirtschaftsförderungsgesellschaften haben sich in den Kreisen des Verbandsgebietes etabliert und erfüllen w ic htige Koordinierungs- und Mar ketingfunktionen für die kreisangehörigen Städte und Gemeinden. Sie sind ergänzende Einrichtungen zu den kommunalen Wirtschaftsförderungsämtern bzw . -gesellschaften und zu den Kammern. Zu den teilregionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaften gehören die WIN Emscher-Lippe (Kreis Recklinghausen sow ie die kreisfreien Städte Bottrop und Gelsenkirchen), die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna, die EN-agentur (Ennepe-Ruhr-Kreis) und die ‚w ir4’ (Kamp-Lintfort, Moers, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg) W.I.R. e.V. Wohnen im Ruhrgebiet Die Kooperation besteht aus acht kommunal(nah)en Wohnungsunternehmen aus Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne und Mülheim an der Ruhr, die Eigentümer von insgesamt über 80.000 Wohnungen sind. Sie erstellen gemeinsam Konzepte und betreiben ein gemeinsames Internetportal. Verkehrskooperationen Im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs sind in den vergangenen Jahren ebenfalls zahlreiche Kooperationen entstanden. Ziele der Kooperationen sind u. a. die Verbesserung des Angebots bei gleichzeitiger Ressourcenbündelung. Zu den Kooperationen gehören u. a. die 2001 ins Leben gerufene Kooperation Östliches Ruhrgebiet (KÖR), mit den Partnern Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BOGESTRA), Straßenbahn Herne-Castrop-Rauxel GmbH (HCR), Vestische Straßenbahnen GmbH (Vestische), die Dortmunder Stadtw erke AG (DSW21), sow ie seit 1.7.2010 die viaVerkehrsgesellschaft mbH (via) als gemeinsames Unternehmen der Duisburger Verkehrsgesellschaft AG, der Essener Verkehrs-AG und der Mülheimer VerkehrsGesellschaft mbH. 215 Stadtm arketing Forum Ruhr Seit Mitte des Jahres 2002 arbeiten einige Stadtmarketinggesellschaften des Verbandsgebiets im ‚Stadtmarketing Forum Ruhr’ zusammen. Die Städte Bochum, Bottrop, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Herne, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen, Recklinghausen und Velbert haben das Ziel formuliert, die Region und ihre Städte nachhaltig im überregionalen, nationalen und internationalen Wettbew erb zu stärken. Naturpark Hohe Mark Der Naturpark Hohe Mar k - Westmünsterland existiert seit 1963. Gleichzeitig w urde als Träger des Naturparks der Verein gegründet. Als Mitglieder sind der Regierungspräsident Münster, die Kreise Borken, Coesfeld, Recklinghausen und Wesel und die Städte und Kommunen im Naturpark eingetragen. Darüber hinaus gehören Bottrop, der RVR, die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe sow ie w eitere Verbände und Vereine zu den Mitgliedern. Inhaltlich w erden vier Themenlandschaften (Park-, Wald, Wasser- und Folgelandschaft) definiert und w eiterentw ickelt. 8.1.6 Kooperationen im Zusammenhang mit der Kulturhauptstadt 2010 Im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt ‚Essen für das Ruhrgebiet’ 2010, bei der die 53 Kommunen des Verbandsgebiets u.a. in den Programmschw erpunkten Architektur, Stadtentw icklung und Bildende Kunst, Darstellende Künste, Migration, Literatur und Geschichtskultur sow ie Kreativw irtschaft zusammengearbeitet haben, w urden eine Vielzahl von regionalen Kooperationsprojekten durchgeführt. U.a. folgende Projekte w irken über das Kulturhauptstadtjahr hinaus: Parkautobahn A 42 Das Projekt Parkautobahn beschreibt einen neuen Umgang bei der Gestaltung von Autobahnen. Pflege- und Unterhaltungskosten können langfristig reduziert, die Parkautobahn in die urbane Kulturlandschaft der Region integriert w erden. Das Wort ‚Park’ steht dabei für den Emscher Landschaftspark als w ichtiger grüner Infrastruktur in der Metropole Ruhr. In Verbindung mit den anstehenden Sanierungsarbeiten an der A 42 durch Straßen.NRW hat sich in 2010 die einmalige Chance für eine weitergehende Neugestaltung der Autobahn ergeben. Ziel der Neugestaltung ist die Verbindung der funktionalen Verbesserung mit einer gestalterischen Aufwertung und möglichst nachhaltigen Bew irtschaftung. KulturKanal Der ‚KulturKanal’ ist eine Zusammenarbeit von zehn Anrainerkommunen des RheinHerne-Kanals mit dem Ziel, den Kanal zu inszenieren und für Mensch, Kultur und Freizeit erlebbar zu gestalten. Durch Kunst, Kultur und langfristige Zusammenarbeit soll die Aufenthaltsqualität entlang der rund 70 km langen Wasserachse von Duisburg bis Datteln aufgezeigt und gestaltet w erden. Projektträgerstadt ist die Stadt Herne. Kreativ.Quartiere Die Kommunen Bochum, Dinslaken, Dortmund, Essen, Mülheim an der Ruhr, Oberhausen und Unna arbeiten gemeinsam mit der Ruhr.2010 GmbH und der WMR an der Förderung der Kreativw irtschaft im Ruhrgebiet. An ausgew ählten, überw iegend industriekulturellen Standorten sollen moderne Lebens- und Arbeitsräume für Kreative aus ganz Europa entstehen. Ein Schw erpunkt ist dabei die Einrichtung von ,Runden Tischen’ mit Vertreter/innen aller zuständigen Ressorts der Verw altung und aus der loka- 216 len Kreativw irtschaft. Ziel ist eine gemeinschaftliche Entw icklung urbaner Areale zu Kreativquartieren, die Nutzung von Leerständen und die Aufwertung und Vermarktung geeigneter Areale. Ruhrlights: Tw ilight Zone ‚Ruhrlights: Tw ilight Zone’ w ar im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 als zeitlich begrenztes Lichtkunstfestival konzipiert, w elches zeitversetzt an sieben Orten entlang der Ruhr stattgefunden hat. Dieses Festival w ird in den nächsten Jahren mit w eiteren Kommunen als Biennale fortgesetzt w erden. 8.2 Umsetzung durch regional bedeutsame Projekte Die zuvor dargestellten, vielfältigen Kooperationsaktivitäten w erden in der Region durch konkrete Pr ojekte umgesetzt und gestalten die Region nachhaltig mit. Die Generierung, Aushandlung und Umsetzung regional bedeutsamer Projekte enthält eine wichtige Steuerungsfunktion von Regionalentw icklung. Legt man für die regionale Bedeutsamkeit eines Projektes die Kriterien Flächeninanspruchnahme (Größe), Alleinstellungsmerkmale, regionale Ausstrahlungskraft bzw. Imagegew inn und interkommunale Kooperation zugrunde, so w ird deutlich, dass nicht alle im Konzept Ruhr aufgeführten Projekte regional bedeutsam sind. Nichtsdestotrotz ist insbesondere bei knapper w erdenden Investitions mitteln eine Gesamtübersicht geplanter Projektvorhaben in der Region w ichtig. Interkommunal w ird darüber hinaus auch das regionale Radw egesystem w eiterentw ic kelt. Auch im Rahmen des Emscherumbaus, des neuen Emschertals oder der Industriekultur und -natur gibt es eine Vielzahl an regional abgestimmten Projekten unter Beteiligung des RVR, die hier beispielhaft aufgeführt werden. Em scher Landschaftspark Der Emscher Landschaftspark ist eine von den regionalen Akteuren gemeinsam verabschiedete Strategie. 20 Städte des Verbandsgebiets, zw ei Landkreise, die Bezirksregierungen, das Land NRW, die Emschergenossenschaft und der RVR arbeiten an seiner Entw icklung. Mit der Neufassung des RV R-Gesetzes im Jahr 2004 hat der RVR die Trägerschaft für den Emscher Landschaftspark übernommen. Die konkreten Aufgaben, die damit verbunden sind, w urden in einem Vertrag mit dem Land NRW festgelegt. 217 Abb. 8.01: Em scher Landschaftspark Die w esentlichen Leitlinien und Entw icklungsperspektiven für den Emscher Landschaftspark sind im ‚Masterplan Emscher Landschaftspark 2010’ formuliert: Neues Emschertal, Standort, Ökologie, Infrastruktur, Kultur, urbane Land- und Forstw irtschaft, Entw icklungs- und Vegetationsmanagement. Er bildet die Grundlage für die Planung der Budgetierung von zukünftigen Investitions maßnahmen und Förderprogrammen. Das zentrale Entw icklungsprojekt der kommenden zehn Jahre ist die städtebauliche und landschaftliche Entw icklung des Neuen Emschertals. Dabei ist der Umbau des Emschersystems die Basis für die künftige räumliche und städtebauliche Entw icklung. Bedeutsame Schritte zur Entw icklung des Emscher Landschaftsparks waren bisher u.a. die Einrichtung von drei Parkstationen und eines regionalen Parkpflegemanagements. Insgesamt w erden zuerst vierzehn exponierte Standorte und der Emscher Park Radw eg optimiert und als repräsentative Orte überregional und international für den Touris mus entw ickelt. Die Halden sind eine Besonderheit der Region. Sie dienen der Natur, der Erholung und Freizeit und als Landmar ken. 218 Neues Emschertal Die Arbeitsgemeinschaft Neues Emschertal ist eine Kooperation zw ischen Emschergenossenschaft und RVR. Sie hat das Ziel, neue Perspektiven für eine nachhaltige Entw icklung der Region zu schaffen. Hauptaufgabe ist die Entw icklung des Neuen Emschertals. Abb. 8.02: Neues Emschertal Als Basis der Zusammenarbeit dienen die beiden Masterpläne Emscher-Zukunft (Emschergenossenschaft) und Emscher Landschaftspark 2010 (Projekt Ruhr), die mehr als 200 gemeinsame regionale Projekte zur Entw icklung des Neuen Emschertals enthalten. Durch die Umsetzung der beiden Masterpläne w erden die städtebaulichen, w asserw ir tschaftlichen und landschaftlichen Entw ic klungspotenziale sinnvoll miteinander verknüpft, mit dem Ziel, eine neue grüne Mitte in der Metropole Ruhr entstehen zu lassen. Die AG Neues Emschertal ist hierfür die gemeinsame Plattform. Arbeitsfelder sind u.a. die Entw icklung eines räumlichen Konzeptes, um die EmscherInsel attraktiv und erlebbar zu gestalten, und die landschaftliche Gestaltung und Erschließung des Neuen Emschertals, um vorhandene regionale Wegesysteme zu verknüpfen und einen Emschertal- und Inselw eg zu schaffen. Route der Industriekultur Ziel der Route der Industriekultur ist es, die industriekulturellen Besonderheiten im Verbandsgebiet zu vernetzen und als touristische Attraktion zu ver markten. 25 Ankerpunkte der industriekulturellen Vergangenheit und Gegenw art des Verbandsgebiets kooperieren in der Route der Industriekultur. Dazu gehören u.a. Industrieanlagen, Arbeitersiedlungen, Museen und Panoramen. Sie w erden durch Themenrouten, Radrouten und ein Besucherzentrum auf Zollverein ergänzt. Der RVR unterstützt die bauliche Sicherung und Instandsetzung von sechs Großstandorten: Gasometer Oberhausen, Land- 219 schaftspark Duisburg-Nord, Welterbe Zollverein mit Zeche und Kokerei, Jahrhunderthalle Bochum und Kokerei Hansa in Dortmund. In der Abbildung 8.03 w erden die Panoramen der Industrielandschaft, die Ankerpunkte der Route, das zentrale Besucherzentrum und die Visitorcenter dargestellt. Abb. 8.03: Route der Industriekultur Quelle: RVR Route der Industrienatur Viele große Industrieflächen w aren über Jahrzehnte nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf diesen entstand nach der Aufgabe der industriellen Nutzung z.T. eine große Naturvielfalt. Diese Vielfalt w ird über die ‚Route der Industriekultur’ nach Stilllegung und Sanierung der Zechen und Industrieanlagen öffentlich zugänglich. Als eigenes Themenfeld der ‚Route der Industriekultur’ w urden 19 Standorte mit ihrer einzigartigen Naturvielfalt zur ,Route der Industrienatur ’ zusammengefasst. Regional bedeutsame Radwege Mit über 800 km regionaler Radw ege ist das Verbandsgebiet der am dichtesten per Rad erschlossene Ballungsraum in Deutschland. Die Radw ege verlaufen oft auf ehemaligen Werksbahntrassen bzw . Wirtschaftsw egen entlang der Emscher und sind ein mittlerw eile unverzichtbares Element der Lebensqualität im Verbandsgebiet. Meist werden sie vom RV R mit Landes mitteln gebaut und von den Belegenheitskommunen unterhalten. Sie erschließen auch die Standorte der Industriekultur und haben sich im Kulturhauptstadtjahr als touristisches Highlight erw iesen. 220 Abb 8.04: Regional bedeutsame Radwege Quelle: Regionalv erband R uhr, 2010; Stand: Febr uar 2010 Eine Besonderheit des Radw egesystems stellen die Wegenetze auf ehemaligen Bahntrassen w ie z.B. der ,HOAG-Bahn’ oder ,Erzbahn’ dar. 8.3 Zusammenfassung Inter kommunale und regionale Kooperationen sow ie die Zusammenarbeit möglichst vieler Akteure im Verbandsgebiet w ird für die Erarbeitung zukunftsorientierter Entw icklungsstrategien immer w ichtiger, um unterschiedliche endogene Kräfte und Ressourcen zu bündeln, sow ie um Synergieeffekte zugunsten der Gesamtentw icklung der Region zu ermöglichen. Neben der großen Vielzahl von interkommunalen Kooperationen gibt es kaum regionale, konzeptionelle Ansätze, die das gesamte Verbandsgebiet fassen. Die skizzierten, langjährigen und teilw eise institutionalisierten Kooperationsformen und Projekte beziehen sich vor allem auf den Ballungskernraum oder auf die Kreisgebiete. Die Kooperationstätigkeit w urde in den letzten zehn Jahren insbesondere in den kreisfreien Städten deutlich intensiviert. Dies zeigt sich auch bei der Selbststeuerungsfähigkeit der Region. So w ird z.B. die ‚Städteregion Ruhr’ der kreisfreien Städte nicht nur durch gemeinsame Publikationen w ie den Masterplan Ruhr oder den ersten regionalen Wohnungsmar ktbericht getragen, sondern auch durch institutionalisierte For men wie gemeinsame Geschäftsstellen oder die Gründung einer landesplaner isch anerkannten Planungsgemeinschaft. Auch die institutionellen Kooperationen haben in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen. Im Vergleich zu den Aktivitäten der kreisfreien Städte, deren Kooperationen sich stark auf den planerischen und kulturellen Bereich beziehen, liegen die Kooperationsaktivitäten in den kreisangehörigen Städten und Kreisen deutlicher, w enn auch nicht ausschließlich, in den Bereichen Gew erbe, Einzelhandel und Freiraum. Die auch in diesen Räumen vielfältigen Kooperationsansätze besitzen häufiger eine teilregionale Bedeut- 221 samkeit und befinden sich nicht so stark im Fokus der Öffentlichkeit w ie die Kooperationen in den kreisfreien Städten. Der eingeschlagene Weg zu verstärkter interkommunaler Kooperation sollte aus regionaler Sicht fortgeführt und in allen Teilräumen w eiter ausgebaut w erden. Diese Querschnittsaufgabe kann durch einen w eiteren Auf- und Ausbau von Kooperationsnetzwerken weiter gestärkt w erden. Hierfür bietet der RVR eine geeignete regionale Plattform an. Im Bereich der informellen und der formellen Planung bieten kooperative und kommunikative Planungsprozesse die Chance für engen Austausch und konstruktive Abstimmungen relevanter Themenfelder und Teilraumkonzepte. Damit gew innen übergeordnete Projekte eine höhere Akzeptanz. Sie können zu Bausteinen einer erfolgreichen Regionalentw icklung w erden. Förderlich w äre es, w enn Entscheidungen, an w elchen Standorten und in w elcher Höhe öffentliche Mittel investiert w erden, auch in regionalen Aushandlungsprozessen geklärt w erden können, um eine schnellere Umsetzung zu gew ährleisten. Denn angesichts der kommunalen Haushaltslagen w erden solche Projekte auch in Zukunft nur mit Hilfe von Fördermitteln zu realisieren sein. Wichtig ist deshalb eine gemeinsame Beratung und Abstimmung der Förderlisten für das Verbandsgebiet. Künftig stellen regionale Kooperationen eine w ichtige Voraussetzung für die Gestaltung des Verbandsgebiets dar. Zum einen w erden Regionen im europäischen Wettbew erb zunehmend als konkurrierende Raumgrößen w ahrgenommen, so dass aus diesem Blickw inkel regionale Kooperationen eine zunehmend w ichtige Rolle spielen. Darüber hinaus nehmen die w echselseitigen Verflechtungen zw ischen den Städten und Gemeinden und ihrem Umland w eiter zu. Besonders deutlich w erden diese wechselseitigen Beziehungen im Bereich von Wohnen und Arbeiten, aber auch in vielen anderen Handlungsfeldern. Städte, Kreise und Kommunen müssen verantw ortungsbew usst an diesen stetig w achsenden regionalen Aufgaben mitw irken. Die Entw icklung einer regionalen Identität und die Pflege und der Aufbau entsprechender Gestaltungspartnerschaften fördert die Lösung von Konflikten, die Behandlung auch kontroverser Themen und schafft Handlungsspielräume für die Zukunft. Insofern sollten die Potenziale und Chancen einer guten regionalen Zusammenarbeit gemeinsam genutzt w erden. 222