Daten
Kommune
Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
Dateiname
Anlage zur VzK DS/1602/IV.pdf
Größe
776 kB
Erstellt
17.03.16, 02:49
Aktualisiert
27.01.18, 10:51
Stichworte
Inhalt der Datei
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Abt. Finanzen, Facility Management, Kultur und Weiterbildung
Bezirksverordnetenversammlung
Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
Drucksache Nr. DS/1602/IV
Vorlage - zur Kenntnisnahme –
Wir bitten, zur Kenntnis zu nehmen:
Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 24.06.2015 beschlossen:
Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:
Das Bezirksamt wird beauftragt, 105 Jahre Frauentag am 8. März 2016 zum Anlass
zu nehmen, eine Ausstellung zum Thema "Friedrichshainer*innen und
Kreuzberger*innen und ihre Berufe im Portrait" zu konzipieren und diese 2016 an
geeigneten Standorten im Bezirk zu zeigen.
A) Hierzu wird berichtet:
Die Mitarbeiter*Innen des Friedrichshain-Kreuzberg Museums und des Projektraums
alte feuerwache haben gemeinsam mit der Gesellschaft für interregionalen
Kulturaustausch e.V. ein Konzept für eine Ausstellung über die Frauen in
Friedrichshain-Kreuzberg entwickelt und einen Antrag auf Mitfinanzierung beim
Bezirkskulturfonds eingereicht. Der Antrag wurde am 22.1.2016 von der Jury positiv
bewertet. Der Kulturausschuss ist der Empfehlung der Jury zur Förderung des
Projektes über die (berufliche) Situation von Frauen in unserem Bezirk gefolgt. Ein
Antrag zur Förderung des Recherche- und Ausstellungsprojektes wurde bei der
Rosa-Luxemburg-Stiftung gestellt, ein weiterer ist bei Jugend- und Familienstiftung
vorgesehen.
Am 11. Februar hat sich das Projektteam zur Beratung getroffen und die im
Kulturbetrieb tätigen Frauen z.B. Filmemacherin, Buchhändlerin, Tanzpädagogin,
Schauspielerin, Reinigungsfrau, Autorin, bildende Künstlerin etc. ausgewählt.
Von April – Juni werden die Interviews geführt, im September wird mit der Produktion
der Ausstellung begonnen.
Im Anhang erhalten Sie den Projektantrag mit einer ausführlichen Beschreibung des
Projektvorhabens.
Die Ausstellungseröffnung ist für den Oktober 2016 – im Rahmen des Europäischen
Monats der Fotografie – im Projektraum in der alten feuerwache in Friedrichshain
geplant. Eine Realisierung zum 8. März 2016 ist wegen des Aufwandes für die
Einwerbung der Drittmittel zeitlich nicht möglich.
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Wir bitten, den Beschluss damit als erledigt anzusehen.
B) Rechtsgrundlage:
§ 13 Abs. 1 BezVG
C) Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung:
a) Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben: keine
b) Personalwirtschaftliche Ausgaben: keine
Berlin, den 15.03.2016
Bezirksbürgermeisterin
Bezirksstadtraträtin für Finanzen,
Facility Management, Kultur und
Weiterbildung
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Ins Licht gerückt
Frauen im Friedrichshain-Kreuzberger Kulturbetrieb
Hintergrund
Friedrichshain-Kreuzberg hat weit über die Grenzen
Berlins einen Ruf als multikultureller, toleranter,
kreativer und provokanter Bezirk. Es gibt hier so
viele Theater, Museen, Galerien, Spielstätten, Klubs
und Kinos wie in kaum einem anderen Berliner
Bezirk. Urbanität, Lebendigkeit und Vielfalt werden
als besondere Werte geschätzt. Der Traum vom
freien, gleichberechtigten Leben zieht Menschen
verschiedener Herkunft und Altersgruppen aus aller
Welt an.
Doch wie sieht es im Alltag der Menschen im Bezirk
aus? Sind alle frei und gleich? Wie steht es um die
Verteilung von Chancen im Berufsleben? Wie sieht
es mit der Teilhabe am kulturellen Leben und der
Bezahlung für geleistete Arbeit aus?
Das Projekt „Ins Licht gerückt“ will mit der Vorstellung
von 20 Friedrichshainerinnen und Kreuzbergerinnen
ein Schlaglicht auf die unterschiedlichen Arbeitswelten von Frauen in unserem Bezirk werfen. Frauen sind
immer noch seltener als Männern in Führungspositionen zu finden, sie verdienen für ihre berufliche
Arbeit weniger als Männer, sie tragen nach wie vor
die Hauptlast für die Familien- und Erziehungsarbeit,
und erhalten weniger Anerkennung für die geleistete
Arbeit. Und Frauen befinden sich häufiger in prekären
Beschäftigungsverhältnissen als Männer.
Auch – oder vielleicht sogar vor allem – im Kulturbetrieb wird das deutlich. Das gesamte Kulturangebot
des Bezirks – wenn nicht ganz Berlins – wäre ohne
die Mitarbeit von prekär beschäftigten Frauen nicht
denkbar. Das betrifft sowohl die Frauen, die selbst
Kunst- und Kultur schaffen, wie auch die, die sich
mit der Verwaltung und Organisation von Kultur
befassen. Galerien, Museen, Veranstaltungshäuser (auch staatliche) können ohne Ein-Euro-Kräfte,
Praktikantinnen und Volontärinnen nicht überleben.
Künstlerinnen finanzieren ihren Lebensunterhalt
mit den spärlichen Einnahmen der Abendkasse
oder durch Minijobs. In Kulturvereinen – häufig mit
männlichen Vorständen an der Spitze – organisieren Frauen ehrenamtlich die kulturellen Angebote,
um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu
können. Häufig ein Leben lang mit Auswirkungen auf
die Altersbezüge. Wir möchten auf diese Situation mit
zwanzig (nicht repräsentativen) Biografien aufmerksam machen.
Das Projekt
Zwanzig Frauen, die vor allem im kulturellen Bereich
tätig sind und im Bezirk leben und/oder arbeiten,
sollen porträtiert werden – mit dem Fotoapparat und
mit dem Mikrofon. Es sollen zwanzig Ausstellungstafeln entstehen, auf denen jeweils ein Großfoto und
zwei bis vier kleine Fotografien vom Alltag und der
Arbeitswelt der vorgestellten Friedrichshainerin oder
Kreuzbergerin gezeigt werden. Jedes Fotoporträt
wird durch einen Text mit den biografischen Daten
(Ausbildung, Tätigkeit, Einkommen, etc.) und Zitaten
aus dem Interview zur Lebens- und Arbeitssituation
dieser Frau ergänzt.
Ein Einleitungstext weist auf die Situation von Frauen
in der Arbeitswelt in Friedrichshain-Kreuzberg allgemein hin. Alle Texte werden auf Englisch und Deutsch
verfasst. Die Tonaufnahmen der Interviews, die im
Projekt entstehen, sollen dem Archiv des Friedrichshain-Kreuzberg Museum übergeben werden.
Vorgespräche wurden bereits geführt. Eine Filmemacherin, eine Stadtteilführerin mit palästinensischen Wurzeln, eine Historikerin, eine Schauspielerin, eine Leiterin von Antirassismus-Workshops,
eine Ausstellungsbewacherin, eine Betreuerin in
einem Mädchen-Sportverein, die Betreiberin eines
queer-feministischen Sex-Shops, eine türkische Künstlerin, die heute im Ruhestand lebt, und eine Museumsvolontärin sind schon zur Mitarbeit bereit.
Die porträtierten Frauen leben als Singles, in Klein-,
Groß-, Patchwork- oder Regenbogenfamilien, identifizieren sich als queer oder hetero. Sie stammen aus
Deutschland, Argentinien, Kanada oder der Türkei;
haben ost- oder west-deutsche Wurzeln; sind als
„Gast- oder Vertragsarbeiterinnen“, Flüchtlinge oder
Szeneinteressierte nach Berlin gekommen; leben seit
vielen Jahren im Bezirk oder erst seit kurzer Zeit. Sie
leben in „geordneten“ Verhältnisse oder kämpfen um
einen gesicherten Aufenthaltsstatus. Die Ausstellung
richtet sich an alle Bewohner und Bewohnerinnen
des Bezirks. Sie will Denkanstöße geben und Diskussionen anregen.
Begleitprogramm
Die Ausstellung wird von zwei Veranstaltungen begleitet – einer Lesung mit Film und einer Diskussionsveranstaltung mit Expert*innen aus Friedrichshain-Kreuzberg. Beide Veranstaltungen werden im Projektsraum in der
„alten feuerwache“ stattfinden.
Publikation
Ein kleiner Katalog (40 bis 60 Seiten) mit den Fotografien und den Texten der Ausstellung soll gedruckt werden.
Die Druckkosten sollen durch den Verkaufserlös erwirtschaftet werden.
Ausstellungsort
Die Ausstellung soll zunächst im Oktober 2016
– im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie – im Projektraum in der „alten feuerwache“ in
Friedrichshain gezeigt werden. Anschließend kann
sie an anderen Orten präsentiert werden: z.B. im
ehemaligen Rathaus Kreuzberg in der Yorckstraße,
im Glasturm der FHXB Museums oder auch in den
Partnerstädten des Bezirks.
Das Team
Das Team besteht aus vier Frauen, die selbst langjährige Berufserfahrung im Friedrichshain-Kreuzberger
Kulturbetrieb haben: einer Fotografin, einer Galeristin, einer Archivarin und einer freien Mitarbeiterin, die
gerade ein Volontariat in einem Museum abgeschlossen hat. Auch in diesen Team können – und wollen
– drei Mitarbeiterinnen ehrenamtlich tätig sein. Die
vierte muss und soll für ihre Arbeit bezahlt werden.
Zeitraum
Das Projekt soll im Mai 2016 beginnen und Ende
des Jahres abgeschlossen sein. Die Ausstellung soll
am 20. Oktober 2016 im Rahmen des Europäischen
Monats der Fotografie eröffnet werden und vom 21.
Oktober bis 27. November im Projektraum in der
„alten feuerwache“ in Friedrichshain gezeigt werden.
Eine anschließende Übernahme in das Friedrichshain-Kreuzberg Museum in Kreuzberg ist möglich.
Schon während der Projektlaufzeit werden wir uns
um weitere Ausstellungsorte bemühen.
Trägerin des Projekts
Gesellschaft für interregionalen Kulturaustausch e.V.
Oranienstraße 168
10999 Berlin
Kooperationspartner
Projektraum in der „alten feuerwache“
FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum
Fotos
Ellen Röhner
Marion Greiner aus Kreuzberg, Museologin und freie Fotografin
Stefanie Deutschmann aus Friedrichshain, Volontärin – zuständig für das Gedenken im Stadtraum des Bezirks