Daten
Kommune
Berlin Friedrichshain-Kreuzberg
Dateiname
Drucksache.pdf
Größe
75 kB
Erstellt
17.03.16, 03:10
Aktualisiert
28.01.18, 00:04
Stichworte
Inhalt der Datei
Drucksachen der Bezirksverordnetenversammlung
Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin
IV. Wahlperiode
Drucksache: DS/2139/IV
Ursprung: Mündliche Anfrage
Initiator: DIE LINKE, Amiri, Reza
Beitritt:
Beratungsfolge
16.03.2016
Gremium
BVV
082/IV-BVV
Erledigungsart
schriftlich beantwortet
Mündliche Anfrage
Betr.: Unverhältnismäßigkeit von Polizeieinsätzen bei Gewerbekontrollen
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Abtlg. Wirtschaft, Ordnung, Schule und Sport
Ihre Anfrage beantworte ich wie folgt:
1. In wie weit hat das Bezirksamt Einfluss auf die Entscheidung, wie viele Polizist*innen bei einem
Routineeinsatz wie Gewerbekontrollen eingesetzt werden?
Das Bezirksamt hat darauf leider keinen Einfluss. Das LKA nimmt selbständig eine
Lagebeurteilung vor und kann die Bereitschaftspolizei um Unterstützung bitten.
Eine Information, wann welche Kontrolle von Gewerbeeinheiten wie durchgeführt wird, findet nach
Aussage des Ordnungsamts angesichts von mehr als 100 geschätzten Kontrollen im Bezirk pro
Jahr durch das LKA nicht statt.
2. Wie bewertet das Bezirksamt den Vorwurf eine Mitverantwortung für diesen Polizeieinsatz zu
tragen?
Grundsätzlich muss allen Hinweisen auf Gewerbeverstößen bzw. Hinweisen auf unangemeldeten
Gaststättenbetrieb nachgegangen werden. Wie das LKA dann diesen Auftrag ausführt ist
Angelegenheit dieser Behörde. Ich halte es aber für problematisch, dass das Bezirksamt über den
Umfang des Polizeieinsatzes keine Kenntnis erhalten hat und erst über den Nachrichtendienst
Twitter erfuhr, dass der Polizeieinsatz am 4.3. etwas mit den Ersuchen um Gewerbekontrollen
durch das LKA zu tun hat. Mir ist auch kein Fall in meiner mittlerweile 10-jährigen Zuständigkeit für
das Ordnungsamt bekannt, dass ein derartiger quantitativer Polizeieinsatz im Rahmen eines
solchen Ersuchens notwendig war.
Wenn wir von hundert LKA-Kontrollen pro Jahr ausgehen komme ich immerhin auf die stattliche
Anzahl 1000 Kontrollen in zwei Legislaturperioden. Daher stellen sich bestimmt nicht nur für mich
mindestens zwei Fragen,
1. warum hielt es die Polizei für notwendig, mit geschätzten 250 Polizisten vor Ort zu sein?
2. warum wurde das Bezirksamt darüber nicht vorab informiert, aber bei Twitter allen
interessierten Lesern deutlich gemacht, dass man in Amtshilfe des Bezirksamts tätig sei?
Das Bezirksamt wird sich mit der Polizeidirektion 5 zu diesem Thema noch austauschen.
3. Teilt das Bezirksamt die Auffassung, dass ein solches Polizeiaufgebot bei diesem Einsatz als
unverhältnismäßig zu bewerten ist?
Wie ich bereits ausführte kann ich ohne Rücksprache mit der Direktion 5 nicht bewerten, ob der
Einsatz am 04.03. unverhältnismäßig war. Möglicherweise ist er auch damit begründet, weil es vor
einiger Zeit in örtlicher Nähe zu einigen der zu kontrollierenden Orte einen Übergriff auf einen
Streifenpolizisten gegeben hat. Möglicherweise verfügt die Polizei über Hintergrundinformationen,
die dem Bezirksamt bisher nicht vorliegen.
Das sind aber reine Spekulationen meinerseits. Daher verbietet sich eine Bewertung. Sie würde
ggf. auf Halbwissen beruhen und daher an der Sache vorbei gehen. Erklärungsbedürftig
insbesondere auch für die von Anwohner/innen und Kiezbewohnern ist ein solches
ungewöhnliches Polizeiaufgebot aber allemal.
Auch würde es im Interesse einer verbesserten Zusammenarbeit der Behörden von Polizei und
Bezirksamt sein, wenn die Polizei uns ihre Lagebeurteilung wieder regelmäßig in Gesprächen von
Direktion 5 und Bezirksamt mitteilt.
Nachfragen:
1. Welche Möglichkeiten sieht das Bezirksamt, angesichts der angespannten Situation in
Friedrichshain, zukünftig einer Eskalation durch unverhältnismäßige Polizeieinsätze
entgegenzuwirken?
In der Frage wird unterstellt, dass der Polizeieinsatz am 04.03. unverhältnismäßig war. Wie bereits
ausgeführt, fehlen dem Bezirksamt hinreichende Kenntnisse, um dies beurteilen zu können. Davon
abgesehen halte ich es für zielführend, wenn das Bezirksamt zwischen Polizei und betroffenen
Gewerbeeinheiten vermittelnd tätig wird.
Das bedeutet nicht, dass hier in Zukunft mit unterschiedlichem Maß gemessen wird und keine
Kontrollen mehr stattfinden. Gleiches Recht gilt für alle. Aber ich nehme einen an mich als
Wirtschaftsstadtrat gerichteten Gesprächswunsch der Gewerbetreibenden im Kiez gern an und
werde versuchen, hier deeskalierend zu vermitteln. Ähnliches ist ja beim Straßenfest in der Rigaer
schon einmal gelungen.
2. Hat das Bezirksamt vereinbart, künftig solche Amtshilfeersuchen an das LKA vom jeweiligen
Bezirksstadtrat schlusszeichnen zu lassen?
Eine Schlusszeichnung durch mich als den zuständigen Bezirksstadtrat würde an den darauf
folgenden Abläufen nichts ändern, aber der dezentralen Fach- und Ressourcenverantwortung
auch für Routineangelegenheiten widersprechen.
Aber ich werde mir zukünftig solche Amtshilfeersuchen vorlegen zu lassen und das Bezirksamt
darüber informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Peter Beckers