Daten
Kommune
Berlin Pankow
Dateiname
Antrag BV Kraft für Bürger_innen 39. BVV.pdf
Größe
93 kB
Erstellt
07.04.16, 13:45
Aktualisiert
28.01.18, 04:25
Stichworte
Inhalt der Datei
Drucksache
Bezirksverordnetenversammlung
Pankow von Berlin
VII-1143
Ursprung:
Antrag, BV Johannes Kraft (Fraktion der CDU) für Bürger_innen
Antrag
BV Johannes Kraft (Fraktion der
CDU) für Bürger_innen
Beratungsfolge:
13.04.2016
BVV
BVV/ 039/VII
Betreff: Städtebauliche Entwicklungen an der Straße 69 in 13125 Berlin-Karow
Die BVV möge beschließen:
Die BVV spricht sich gegen die Errichtung einer sog. Modularen Unterkunft für
Flüchtlinge (MUF bzw. WBG-MUF) auf dem Grundstück an der Straße 69 in 13125
Berlin-Karow aus, da diese auf Jahrzehnte hinaus einen städtebaulichen Missstand
konstituieren würde.
Die BVV Pankow ersucht das Bezirksamt deshalb, sich bei den Senatsverwaltungen für
Finanzen und Stadtentwicklung und Umwelt sowie der landeseigenen Gesobau dafür
einzusetzen, dass auf diesem Grundstück keine MUF errichtet wird.
Berlin, den 05.04.2016
Einreicher: BV Johannes Kraft (Fraktion der CDU) für Bürger_innen
Annette du Bosque, Axel Belger, Bodo Ziotkowski, Dr. Elisa Seibt, Benjamin
Seibt, Madeleine Balke, Dr. Katrin Trenkler-Kühling, Ralf Trenkler, Cornelia
Domke, Jens Woryna, Dr. Katrin Heine, Dr. Christian Heine, Jörg Woske,
Dr. Gerd Merder, Annette Lange, Olaf Lange, Renate Friebe, Johannes
Friebe
Begründung siehe Rückseite
Siehe Ausfertigung nach Beschlussfassung
Abstimmungsergebnis:
Abstimmungsverhalten:
beschlossen
einstimmig
mehrheitlich
beschlossen mit Änderung
abgelehnt
zurückgezogen
Ja-Stimmen
Gegenstimmen
Enthaltungen
federführend
überwiesen in den Ausschuss für
mitberatend in den Ausschuss für
sowie in den Ausschuss für
Drs. VII-1143
Begründung:
Aus den Medien haben wir von den verschiedensten Listen mit Grundstücken für die
Errichtung von modularen Unterkünften oder sog. tempohomes zur Unterbringung von
Flüchtlingen, die in Gremien, die wir nicht kennen offensichtlich unter Beteiligung des
Bezirksamtes diskutiert wurden, erfahren.
Die Tatsache, dass sich in nur wenigen Wochen, die Inhalte der Listen fortlaufend
geändert haben, hat nicht nur bei uns zu großem Unverständnis geführt.
Mit Beschluss vom 23. Februar 2016 hat der Senat von Berlin nunmehr eine Liste für
die geplanten Standorte zur Unterbringung von Flüchtlingen beschlossen und durch die
Senatsverwaltung für Finanzen veröffentlicht (Stand: 29.2.20161).
Hierin findet sich, wenn auch mit unzutreffender Postleitzahl, das Grundstück NeuKarow, Straße 69, das der Gesobau gehört und für die Errichtung einer
Flüchtlingsunterkunft in modularer Bauweise (WBG-MUF) mit einer Kapazität für 500
Migranten vorgesehen ist.
Wir Karower halten diesen Standort für denkbar ungeeignet.
Aktuelle Nutzung und stadtklimatische Wirkungen:
Der nördliche Teil des Grundstücks mit einer Gesamtfläche von ca. 77.000qm ist derzeit
in Teilen (etwa die Hälfte des Grundstücks) bewaldet oder durch vorwaldliche
Strukturen geprägt und wird als Koppel für Pferde genutzt. In direkter Nachbarschaft
befindet sich der geschützte Landschaftsbestandteil „Karower Teichberg“. Schutzzweck
dieser Verordnung ist, den Beitrag des Landschaftsbestandteiles zur Leistungsfähigkeit
des Naturhaushaltes dauerhaft zu sichern und die von dem Landschaftsbestandteil
ausgehende visuelle und ökologische Belebung des Orts- und Landschaftsbildes zu
erhalten. Geschütz wird der Landschaftsbestandteil in seiner Gesamtheit sowie die für
diesen Lebensraum typischen Tier- und Pflanzenarten und die Wasserfläche im
einzelnen (§3 der Verordnung zum Schutz des Landschaftsbestandteils vom 5.
September 1994). Der südliche Teil des Grundstücks entlang der Straße 52 wird
landwirtschaftlich bewirtschaftet. Es ist Bestandteil des Kaltluftentstehungsgebietes
"Neue Wiesen" in der Achse östlich der B2 und wirkt über die Ortsteile Blankenburg und
Heinersdorf als Frischluftschneise für die Innenstadt Berlins.
Im direkten Umfeld des Grundstücks befindet sich ein Siedlungsgebiet mit geringer
baulicher Dichte, das durch Einfamilienhäuser und eine verkehrliche Erschließung mit
geringer Qualität und Leistungsfähigkeit geprägt ist.
Soziale Infrastruktur und verkehrliche Erschließung:
Im weiträumigen Umfeld des Grundstücks an der Straße 69 befinden sich weder Kitas
noch Schulen, Bibliotheken, Volks- oder Musikhochschulstandorte,
Jugendfreizeiteinrichtungen oder sonstige Einrichtungen der sozialen Infrastruktur. Die
im Ortsteil Karow befindlichen Schulstandorte sind bereits heute an ihrer
Kapazitätsgrenze angelangt. Der Zuzug durch Nachverdichtung in den bestehenden
Siedlungsgebieten hält unvermindert an und wird die Situation weiter verschärfen.
Eine verkehrliche Erschließung, insbesondere durch Angebote des ÖPNV, ist weder
östlich auf dem Gebiet des Bezirks Lichtenberg noch westlich auf dem Gebiet des
1
https://www.berlin.de/sen/finanzen/vermoegen/nachrichten/fluechtlingsunterbringung-uebersicht.pdf
Bezirks Pankow gegeben. Lediglich eine nicht vollständig hergestellte Stadtstraße
erschließt das Grundstück. Die baustellenbedingten Logistikverkehre müssten über
diese Straße abgewickelt werden. Mit einer Verbesserung der verkehrlichen
Erschließung kann aufgrund der baulichen Situation der Straßen und der zur Verfügung
stehenden Flächen auch perspektivisch nicht gerechnet werden. Bereits heute ist die
verkehrliche Infrastruktur in der Region Karow/Buch/Blankenburg überlastet.
Langfristige Entwicklungen:
Das Grundstück an der Straße 69 ist in der sogenannten Konsens-Dissens-Liste als
potentieller Wohnbaustandort verzeichnet. Wir begrüßen eine maßvolle und ortsübliche
Bebauung zur Schaffung von Wohnraum für unseren wachsenden Bezirk. Eine
nachhaltige städtebauliche Entwicklung dieser großen Fläche kann aber nur durch
entsprechende städtebauliche Konzepte erfolgen. Diese liegen nicht vor und sind nach
unserem Kenntnisstand auch bisher nicht beauftragt. Im Rahmen dieser Konzepte
wären insbesondere auch Fragen der sozialen und verkehrlichen Infrastruktur sowie der
Versorgung mit Einrichtungen des Einzelhandels für den Zuzug zu klären.
Die bauliche Dichte einer sog MUF würde das ortsüblich Maß bei Weitem übersteigen.
Ist die Bevölkerungsdichte derzeit in der Region bei etwa 10.000 Einwohner/km² würde
sie durch die dauerhafte Errichtung eines modularen Baus auf einer Fläche von
5.000m² auf 100.000 Einwohner pro km² ansteigen. Dies wird unsere Region massiv
und dauerhaft überfordern und damit die gewünschte Integration von Menschen mit
Bleibeperspektive unmöglich machen.
Die von Senator Geisel propagierte Nachnutzung der massiven Bauten durch
Studenten erscheint uns zudem an diesem Standort aufgrund der nicht vorhandenen
Infrastruktur und der unverhältnismäßig weiten Wege zu Hochschulen und Universitäten
für unrealistisch.
Wir, die einreichenden Karower Bürgerinnen und Bürger erkennen an, dass zahlreiche
Menschen, die aus Angst um ihr Leben aus Kriegsgebieten flüchten, in Berlin und auch
im Ortsteil Karow Schutz und Wohnraum finden müssen. Hierzu möchten auch wir
unseren Beitrag leisten.
Dies kann aber nur gelingen, wenn nicht schon jetzt städtebauliche Tatsachen mit einer
Perspektive von mehreren Jahrzehnten geschaffen werden, die eine nachhaltige und
integrative Entwicklung in unserem Ortsteil ohne die Berücksichtigung der
Anforderungen an die soziale und verkehrliche Infrastruktur verhindern.
Deshalb halten wir die Errichtung einer sog. Modularen Unterkunft für unverträglich und
schlagen stattdessen vor, das Grundstück für ein sog. tempohome zu nutzen und
währenddessen ein tragfähiges Konzept für die städtebauliche Entwicklung des Areals
zu entwickeln. Hier bringen wir uns gern erneut ein und bitten Sie herzlich um
Zustimmung zu unserm Antrag.