Daten
Kommune
Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf
Dateiname
Beantwortungen.pdf
Größe
140 kB
Erstellt
29.06.16, 03:08
Aktualisiert
28.01.18, 01:58
Stichworte
Inhalt der Datei
Drucksachen
der Bezirksverordnetenversammlung
Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
4. Wahlperiode
Ursprung: Einwohnerfragestunde
Bezirksverordnetenvorsteherin
TOP-Nr.:
Einwohnerfragestunde
DS-Nr: 1656/4
Beratungsfolge:
Datum
Gremium
16.06.2016
BVV
BVV-059/4
beantwortet
Einwohnerfragen
1. Einwohnerfrage
Richard Hußlein
Grundstück Heilbronner Straße 26
Das Grundstück Heilbronner Str. 26 wurde dem Land Berlin im November 2015 mit dem
Arbeiter Samariter Bund für den Betrieb eines temporären Waisenhauses für syrische
Flüchtlingskinder angeboten. Nach der jetzigen Roma Problematik wurden die
Bezirksstadträte darüber informiert mit der Bitte dieses Projekt zu unterstützen.
1. Wie steht der Bezirk zu diesem Waisenhaus?
2. Kann man mit Unterstützung bei der Umsetzung rechnen?
3. Warum verweist die Sozialstadtrat auf die Bauberatung und unterstützt das
Projekt nicht.
Sehr geehrte Frau Vorsteherin,
für das Bezirksamt beantworte ich die Einwohneranfrage zum Thema Grundstück
Heilbronner Straße 26 schriftlich wie folgt:
1. Wie steht der Bezirk zu diesem Waisenhaus?
Bei Ihrer Frage gehe ich davon aus, dass Sie ganz bewusst meine Antwort als
Bezirksstadtrat für Soziales wünschen, weil Sie mich mit der Frage 3 auch direkt
ansprechen. Dazu möchte ich zunächst feststellen, dass die Errichtung und Einrichtung
von Waisenhäusern eindeutig nicht in mein Aufgabengebiet fällt. Die Unterbringung von
unbegleiteten minderjährigen Ausländern und das ist ja zweifelsfrei die Zielgruppe eines
Waisenhauses, ist die Aufgabe der Abteilung Jugend und gehört nicht zu meinen
«VONAME»
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 1
Aufgaben als Bezirksstadtrat für Soziales. Entsprechend kann ich sagen, liegt bei mir
auch eine derartige Anfrage nicht vor und ich kann dazu auch keine fachliche
Einschätzung geben.
2. Kann man mit Unterstützung bei der Umsetzung rechnen?
3. Warum verweist der Sozialstadtrat auf die Bauberatung und unterstützt das
Projekt nicht?
Auf meine Anfrage in der Abteilung Jugend habe ich zu Ihrer Frage nach der
Unterstützung als Rückmeldung eine „Fehlanzeige“ erhalten. Die Abteilung teilt mit,
dass zu Ihrer Anfrage keine Erkenntnisse vorliegen.
Den Hinweis, den ich einmal gegeben hatte, und der in der Presse zu lesen war,
bezieht sich allein auf den Umstand, dass das Grundstück in der Heilbronner Straße
unbebaut ist und im Flächennutzungsplan als Gewerbefläche ausgewiesen wurde. Eine
Wohnbebauung ist unter diesen Rahmenbedingungen nicht möglich, es können nur
Gewerberäume errichtet werden.
Da ich nun so gezielt als Bezirksstadtrat für Soziales angesprochen wurde, möchte ich
die aktuelle Situation zur Unterbringung von Flüchtlingen noch einmal kurz
zusammenfassen:
Seit Jahresbeginn hat Berlin einen Zugang von insgesamt 13.871 Personen (Stichtag:
31.05.2016) zu verzeichnen. Der Gesamtzugang im Bund erfasst im gleichen Zeitraum
205.197 Personen.
In den Unterkünften des LAGeSo sind in unserem Bezirk mit Stand vom 14.06.2016
insgesamt 4.766 Personen untergebracht. Dabei sind nicht alle möglichen Plätze
belegt, die Kapazität liegt bei 5.359 Personen. Die großen Turnhallen für die
Leistungssportler wurden bereits geräumt. Die letzten beiden Turnhallen in der
Forckenbeckstraße und in der Prinzregentenstraße sollen im Juli geräumt werden.
In der Heerstraße 16-18 soll eine neue Gemeinschaftsunterkunft mit rund 600 Plätzen
entstehen. Dazu muss aber zunächst ein Ausschreibungsverfahren durch die Berliner
Unterbringungsleitstelle erfolgen. Ich rechne außerdem damit, dass es auch weitere
Veränderungen bei den Unterkünften geben wird, beispielsweise wird die Messehalle
sicher auch wieder für Ausstellungszwecke genutzt werden müssen. Die PoelchauSchule wird im nächsten Jahr geräumt werden müssen, wenn dort die Bauarbeiten
beginnen. Im Rathaus Wilmersdorf stehen weiterhin die Entscheidungen zur Nutzung
der Rotunde aus.
Die Standortentscheidung für das neue Landesamt für Flüchtlinge ist für die
Darwinstraße gefallen. Dieses Gebäude soll aber frühestens im November in Betrieb
genommen werden.
Zu den möglichen Standorte für die neu zu errichtenden Tempohomes und Modularen
Unterkünfte für Flüchtlinge habe ich hier schon ausführlich berichtet. Dabei halte ich es
für besonders wichtig, dass wir schnell reagieren, wenn dazu tatsächlich die
Entscheidungen feststehen, damit wir die Infrastruktur vor allem mit Kita-Plätzen und
Schulplätzen entsprechend weiterentwickeln und die Anwohnerschaft von Anfang an
über alle Entwicklungen informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Carsten Engelmann
«VONAME»
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 2
2. Einwohnerfrage
Rudolf Harthun
Bürgerbegehren Grünflächen
Das Bürgerbegehren "Erhalt und Festschreibung von Grünflächen" in CW hat mit über
18.000 Zustimmungen per Unterschriften eine unbedingte Entscheidungsbedeutung
erhalten.
1. Wie gedenken die Fraktionen dieses Thema aufzunehmen bzw. das Bezirksamt
dieses Bürgerbegehren umzusetzen?
2. Wie, wann und in welcher Form werden die Vertrauensleute des
Bürgerbegehrens über die Protokollierung der 18.300 Unterschriften unterrichtet
und über die Entscheidungsfindung, ob die Frage zur Wahl ausgelegt wird,
informiert?
Die mündliche Beantwortung erfolgte durch die Fraktionen der CDU, SPD, Grüne,
Piraten sowie Herrn BzStR Schulte.
3. Einwohnerfrage
Felix Maximilian Recke
Wiedereröffnung Streckenabschnitt Berlin Halensee
und Berlin Tempelhof
Nach eigenen Recherchen wurde am 27.05.2016 der Streckenabschnitt Berlin
Halensee und Berlin Tempelhof des inneren Eisenbahnrings wiedereröffnet,
vornehmlich für den Güterverkehr
1. Wurde das Bezirksamt darüber in Kenntnis gesetzt, welche Art von Zügen (Güter
oder Personen), wie viele Züge dort verkehren und zu welchen Uhrzeiten diese
unterwegs sind?
2. Gibt es eine Einschätzung darüber, was für Auswirkungen die Wiedereröffnung
auf die Lärmbelastung in diesem Bereich haben wird?
3. Haben im Vorfeld seitens der Deutschen Bahn AG oder des Bezirksamts
Bürgerdialoge bzgl. des neuen Zustands stattgefunden?
4. Ist dem Bezirksamt bekannt, ob es Bestrebungen gibt den Streckenabschnitt in
unserem Bezirk mit Lärmschutzwänden auszustatten?
Die mündliche Beantwortung erfolgte durch Herrn BzStR Schruoffeneger.
4. Einwohnerfrage
Henning Voget
Kommende Wahlwerbung
Vertretung: Herr Christian Bade
Nach jeder Wahl bleiben in großer Zahl Kabelbinder als ehemalige Plakathalter über
Jahre an Laternenmasten etc. hängen.
1. Meine Frage an die BVV ist, ob sie die Beobachtung teilt.
«VONAME»
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 3
2. Einzeln gefragt antworten die Parteien, eigene Werbung zu 100% abzuräumen,
dennoch fällt die Stadtverschandelung negativ auf die Gemeinschaft der
Parteien, wie auch auf unseren Bezirk zurück.
Meine Frage und Bitte an die in der BVV vertretenen Parteien ist, ob sie
gemeinsam mit weiteren Parteien einen Font aufstellen können, über den nach
Fristablauf der regulären Räumung eine zu beauftragende Privatfirma die Reste
der Wahlwerbung zum Pauschalpreis abräumt und entsorgt.
3. Meine Frage und Bitte an das Bezirksamt ist, ob das BA zur Preisfindung einer
pauschalen Wahlwerbungs-Restabräumung Firmenangebote einholen kann und
die Parteien zur Beauftragung geeignet unterstützen kann.
Die mündliche Beantwortung erfolgte durch die Fraktionen der CDU, SPD, Grüne,
Piraten sowie Herrn BzStR Schulte.
5. Einwohnerfrage
Thomas Stolpe
Bürgerbegehren Grünflächen
1. Warum musste erst ein Bürgerbegehren zum Erhalt von Kleingärten und
Grünflächen gestartet werden um diese dauerhaft zu sichern?
2. Nach über 30Jahren hin und her, wann wird hier endlich endgültig gesichert?
3. Falls die BVV die Absicht haben sollte dem Bürgerentscheid in der vorliegenden
Form zu folgen, wie geht es nun weiter?
4. Wann wird endlich die alte Baunutzungsplanung von 1958! aufgehoben wenn sie
im Widerspruch zum FNP von 1993 steht?
Die mündliche Beantwortung erfolgte durch Herrn BzStR Schulte.
6. Einwohnerfrage
Rudolf Harthun
Seesener Straße Süd
Wie weit ist der Stand der Kita-Genehmigung für das Objekt bzw. für die Umgebung?
Sehr geehrte Frau Vorsteherin,
sehr geehrter Herr Harthun,
zu der Einwohneranfrage des Herrn Harthun teile ich Folgendes schriftlich mit:
Der Investor hat ein Schallgutachten erstellen lassen und wird nunmehr die Planungen
für die notwendigen baulichen Maßnahmen erstellen, um dann bei der Kita-Aufsicht
einen entsprechenden Antrag auf Genehmigung zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Marc Schulte
7. Einwohnerfrage
«VONAME»
Felix Maximilian Recke
„Free Wifi Berlin“
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 4
Das von der Berliner Senatskanzlei initiierte Projekt „Free Wifi Berlin“ startete nach
jahrelangen Verzögerungen am 01. Juni. Die Bezirke sollten dafür Standorte
vorschlagen, an denen sie das freie WLAN für besonders sinnvoll erachteten.
1. Hat das Bezirksamt für das Projekt eigene Vorschläge für HotSpots in
Charlottenburg-Wilmersdorf unterbreitet? Wenn ja, welche?
2. Nach Berichten heißt es, dass die City West der große weiße Fleck auf der Free
Wifi-Karte sei, warum unternimmt das Bezirksamt nicht größere Anstrengungen
die Digitalisierung in Charlottenburg – Wilmersdorf voranzutreiben?
3. Gibt es Pläne ein kostenloses WLAN-Angebot auch über das Projekt „Free Wifi
Berlin“ im Bezirk zu etablieren, z.B. in Schulen oder auf Ämtern?
8. Einwohnerfrage
Felix Maximilian Recke
Volkspark Jungfernheide
Anwohner berichten vielfach über die mangelnde Sauberkeit in den Parks und
Grünflächen der Stadt. Besonders auffällig scheint dies im Volkspark Jungfernheide.
Dort gibt es auf weite Strecken keine größeren Orte zur Müllentsorgung. Nach eigenen
Beobachtungen muss man bis zum Ausgang des Parks laufen, um entweder total
überfüllte oder lediglich kleine BSR Mülleimer im öffentlichen Straßenraum zu finden.
1. Wie erklärt sich das Bezirksamt die Situation im Volkspark Jungfernheide?
2. Was sind für Maßnahmen geplant, die Sauberkeit in den Parks zu verbessern?
3. Wie geht das Bezirksamt zudem damit um, das vermehrt in den Grünflächen
illegal gegrillt wird?
4. Warum weist das Bezirksamt nicht mehr Flächen in Charlottenburg-Wilmersdorf
als Grillplätze aus?
Sehr geehrte Frau Vorsteherin,
sehr geehrter Herr Recke,
zu der Einwohneranfrage des Herrn Recke teile ich Folgendes mit:
Anwohner berichten vielfach über die mangelnde Sauberkeit in den Parks und
Grünflächen der Stadt. Besonders auffällig scheint dies im Volkspark Jungfernheide.
Dort gibt es auf weite Strecken keine größeren Orte zur Müllentsorgung. Nach eigenen
Beobachtungen muss man bis zum Ausgang des Parks laufen, um entweder total
überfüllte oder lediglich kleine BSR Mülleimer im öffentlichen Straßenraum zu finden.
1. Wie erklärt sich das Bezirksamt die Situation im Volkspark Jungfernheide?
Im Park selbst befinden sich im Kernbereich nur unauffällige und nutzungsbedingte
Verschmutzungen. Am Volkspark Jungfernheide, speziell in den Eingangsbereichen
am Heckerdamm und am Saatwinkler Damm, wird jedoch immer wieder illegal Müll
und Bauschutt abgelagert.
«VONAME»
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 5
2. Was sind für Maßnahmen geplant, die Sauberkeit in den Parks zu verbessern?
Im Kernbereich der Parkanlage Jungfernheide befinden sich 35 Abfallbehälter mit
einem Volumen von 60 Litern, die von April bis Oktober dreimal wöchentlich und von
November bis März einmal wöchentlich geleert werden. Zusätzlich werden auf rund 55
000 Quadratmetern Liege- und Wegeflächen regelmäßig Müllsäuberungen, in der
Regel ein- bis zweimal wöchentlich sowie nach Bedarf, durchgeführt. Für die illegalen
Müllablagerungen an den Eingangsbereichen sind häufigere Kontrollen und
entsprechende Entfernungen vorgesehen, um den Anwachsen der Ablagerungen
schneller begegnen zu können.
3. Wie geht das Bezirksamt zudem damit um, das vermehrt in den Grünflächen illegal
gegrillt wird?
Seit Beginn der wärmeren Jahreszeit finden in Grünanlagen auch regelmäßige
Kontrollen durch das Ordnungsamt statt. Neben entsprechenden Ahndungen für
illegales Grillen erfolgen dabei auch Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern, um
ihnen ihr Fehlverhalten deutlich zu machen.
4. Warum weist das Bezirksamt nicht mehr Flächen in Charlottenburg-Wilmersdorf als
Grillplätze aus?
Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf sind derzeit drei Grillplätze ausgewiesen. Mit
der Nutzung entstehen regelmäßig hohe Unterhaltungskosten für die notwendige
Müllentsorgung und Flächenreinigung der Plätze. Gleichzeitig steigt die Anzahl von
Beschwerden von nicht grillenden Parknutzenden über die Belästigungen, welche von
den Grillplätzen auch ausgehen. Es ist deshalb derzeit nicht vorgesehen, weitere
Grillplätze auszuweisen.
Mit freundlichen Grüßen
Marc Schulte
9. Einwohnerfrage
Dr. Michael Roeder
Gedenken an Zwangsarbeit im Bezirk, insbesondere
Zwangsarbeit für das Bezirksamt Wilmersdorf
(schriftliche Beantwortung)
1. Arolsen I: Zwangsarbeit im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Wann hat wer vom Bezirksamt beim International Tracing Service in Arolsen was für
eine Anfrage genau gestellt?
2. Arolsen II
Was für Antworten genau hat wann wer im Bezirksamt erhalten?
3. Arolsen III
Was genau hat wer im Bezirksamt mit den Antworten getan (bzw. wird tun)?
4. Wehrmachtsauskunftsstelle: Zwangsarbeit für das Bezirksamt Wilmersdorf in
der Wilhelmsaue 40
Was für eine Antwort genau hat wer im Bezirksamt auf die Anfrage bei der
Wehrmachtsauskunftsstelle (WASt) erhalten und was ist aufgrund der Antwort
geschehen?
«VONAME»
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 6
5. Zwangsarbeitslager des Bezirksamtes Wilmersdorf in der Wilhelmsaue 40
Seit Januar 2015 ist dem Bezirksamt (d.h. dem BzBgm., allen BzStRen und dem
Kunstamt) – aufgrund der Kopie eines Schreibens des Gesundheitsamtes Wilmersdorf
von November 1942 – bekannt, dass das Bezirksamt Wilmersdorf damals ein eigenes
Zwangsarbeiterlager mit damals 18 Insassen für eigene Zwecke in der Wilhelmsaue 40
betrieb. Ich frage daher das Bezirksamt, nachdem es bereits 17 Monate diese Kenntnis
hat:
Wann wird das Bezirksamt endlich dazu bereit sein, die historische Verantwortung für
die Zwangsarbeiter seiner Vorgänger zu übernehmen und mit einer Gedenktafel vor Ort
in Würde an ihr Schicksal erinnern?
Sehr geehrte Frau Bezirksverordnetenvorsteherin,
zu der Einwohneranfrage nimmt das Bezirksamt wie folgt Stellung:
1. Arolsen I: Zwangsarbeit im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Wann hat wer vom Bezirksamt beim International Tracing Service in Arolsen was
für eine Anfrage genau gestellt?
2. Arolsen II
Was für Antworten genau hat wann wer im Bezirksamt erhalten?
3. Arolsen III
Was genau hat wer im Bezirksamt mit den Antworten getan (bzw. wird tun)?
Zu 1. bis 3.)
Zitat aus der Beantwortung der 5. Mündlichen Anfrage von BV Dr. Christiane Timper
(SPD-Fraktion) zur 57. Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung am 19.05.2016
(Drs. 1645/4)
Das Museum Charlottenburg-Wilmersdorf hat im Dezember 2015 Herrn Dr. B. auftragt,
beim International Tracing Service (abgekürzt ITS) in Bad Arolsen den Aktenbestand zu
Charlottenburg-Wilmersdorf zu sichten und Kopien anzufertigen.
Das Museum hat im Anschluss von Herrn Dr. B. einen Datenträger mit dem
zusammengetragenen Material im Umfang von über 2.400 Seiten erhalten, sowie einen
Ordner mit rund (ausgedruckten) 120 Kopien. Es handelt sich – jeweils bezogen auf
Einrichtungen von Zwangsarbeit in den ehemaligen Bezirken Charlottenburg und
Wilmersdorf – um
Listen von Angehörigen der Vereinten Nationen und anderer Ausländer,
deutscher Juden sowie Staatenlosen
Berliner Krankenhausakten
Angaben zu den Gefängnissen in Plötzensee, an der Kantstraße und am
Kaiserdamm
den sogenannten Belgischen und Niederländischen Katalog über
Konzentrations- und Zwangsarbeiterlager
Quittungskarten zu bei Philipp Holzmann beschäftigten Ausländern
weiteres Material zu Juden in CW, Bombenopfern, zur Organisation Todt und
Child Search
Das Material erlaubt detailliert Angaben
zu Ausländer/innen bzw. Zwangsarbeiter/innen im Bezirk
zu den Ausländerlagern und zu zahlreichen „Arbeitgebern“
«VONAME»
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 7
zur Behandlung von ausländischen Patienten in den Krankenhäusern des
Bezirks
zu den bekannten städtischen Kliniken und auch zu Behelfskrankenhäusern
zu Insassen der Gefängnisse Kantstraße und Plötzensee
Dazu kommen Materialien, die zu einzelnen Themen (z.B. Einbruchdiebstähle,
Kindersuche) spezielle Studien erlauben.
Die Materialsammlung ist dem Museum von Herrn Dr. B. zusammen mit einer knappen
Einschätzung übergeben worden, bedarf aber künftig einer genaueren Auswertung. Sie
ergänzt das Recherchematerial, welches für die Ausstellung „Zwischen Siemenswerk
und Privathaushalt: jüdische und europäische Zwangsarbeit in Charlottenburg und
Wilmersdorf“ des Bezirksmuseums 2002 entstand.
Es ging dem Museum Charlottenburg-Wilmersdorf dabei darum, dieses Material
erstmals sichten zu lassen und für spätere Forschung durch oder im Auftrag des
Bezirksamtes zu sichern, zumal die Herstellung von Kopien (als Ausdruck bzw. digital)
derzeit noch kostenfrei war. Es handelt sich bei dem Material um personenbezogene
Daten, die mit besonderer Sorgfalt und Rücksichtnahme zu behandeln sind und deren
Veröffentlichung unter Umständen nur mit schriftlicher Zustimmung der Person(en) oder
ggf. deren Familienangehörigen erfolgen darf. Eine Auswertung der gesammelten
Daten ist beim gegenwärtigen Personalstand vom Museum aktuell jedoch nicht zu
leisten.
Ergänzend sei jedoch angemerkt, dass in den Unterlagen des ITS in Bad Arolsen sich
keine Angaben zum Lager in der Wilhelmsaue fanden.
4. Wehrmachtsauskunftsstelle: Zwangsarbeit für das Bezirksamt Wilmersdorf in
der Wilhelmsaue 40
Was für eine Antwort genau hat wer im Bezirksamt auf die Anfrage bei der
Wehrmachtsauskunftsstelle (WASt) erhalten und was ist aufgrund der Antwort
geschehen?
Die Leiterin des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf hat am 04.04.2016 eine Anfrage
an die WASt bezüglich eines Dokumentes zur Zwangsarbeit in CharltottenburgWilmersdorf gesendet.
Die Antwort erfolgte am 20.4.: der konservatorische Zustand des angefragten
Dokumentes erlaube nur eine Einsichtnahme vor Ort, ein Digitalisat kann nicht
angefertigt werden. Am gleichen Tag wurde der Kontakt zwischen Herrn P. von der
Geschichtswerkstatt, der seine Hilfe angeboten hatte, und dem zuständigen
Wissenschaftler an der WASt vermittelt. Weitere Erkenntnisse liegen derzeitig noch
nicht vor.
5. Zwangsarbeitslager des Bezirksamtes Wilmersdorf in der Wilhelmsaue 40
Seit Januar 2015 ist dem Bezirksamt (d.h. dem BzBgm., allen BzStRen und dem
Kunstamt) – aufgrund der Kopie eines Schreibens des Gesundheitsamtes
Wilmersdorf von November 1942 – bekannt, dass das Bezirksamt Wilmersdorf
damals ein eigenes Zwangsarbeiterlager mit damals 18 Insassen für eigene
Zwecke in der Wilhelmsaue 40 betrieb. Ich frage daher das Bezirksamt, nachdem
es bereits 17 Monate diese Kenntnis hat:
«VONAME»
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 8
Wann wird das Bezirksamt endlich dazu bereit sein, die historische
Verantwortung für die Zwangsarbeiter seiner Vorgänger zu übernehmen und mit
einer Gedenktafel vor Ort in Würde an ihr Schicksal erinnern?
Zitat aus der Beantwortung der Drucksache 1251/4 vom 19.04.2016:
„Das Bezirksamt begrüßt das Bestreben der Bezirksverordnetenversammlung, das
Thema Zwangsarbeitslager im Bezirk während der Zeit des Nationalsozialismus
aufarbeiten und der Opfer gedenken zu wollen. Jedoch ist aufgrund der personellen als
auch finanziellen Situation des Bezirksamtes die Umsetzung eines solchen
umfänglichen Forschungsprojektes nicht möglich. Denn erst nach fundierter
wissenschaftlicher Recherche und Aufarbeitung des Sachverhaltes kann das
Bezirksamt an geeigneter Stelle in Form einer Stele, Gedenktafel oder im Rahmen einer
Sonderausstellung im Museum Charlottenburg-Wilmersdorf der Opfer der
Zwangsarbeitslager gedenken.“
Die bisherigen hier bekannten Forschungen haben zu unterschiedlichen Ergebnissen
hinsichtlich der Existenz und Zuordnung eines Zwangsarbeiterlagers geführt, die ohne
tiefergehende wissenschaftliche Untersuchungen nicht abschließend bewertet werden
können.
„Daher ist das Bezirksamt mit Schreiben vom 5. April 2016 an das
Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, eine Abteilung der Stiftung Topographie des
Terrors, mit der Bitte um Prüfung eines Forschungsprojektes zu den
Zwangsarbeitslagern in Charlottenburg-Wilmersdorf heran getreten. Ebenso hat sich
das Bezirksamt mit inhaltlich gleicher Bitte an die Berliner Geschichtswerkstatt gewandt.
Das Bezirksamt wird unaufgefordert den zuständigen Ausschuss für Weiterbildung und
Kultur über die Rückläufe informieren.“
Neuere Erkenntnisse bzw. Rückläufe liegen dem Bezirksamt nicht vor.
Mit freundlichen Grüßen
Dagmar König
«VONAME»
Ausdruck vom: 28.06.2016
Seite: 9