Daten
Kommune
Köln
Dateiname
4020-2016 Anlage Spartenbericht Tanz.pdf
Größe
37 kB
Erstellt
22.12.16, 06:13
Aktualisiert
24.01.18, 05:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Tanz Dom-initiiert in der Domstadt.
Die Sprecher des Jour fixe sind von der Verwaltung eingeladen worden, einen Sachbericht für das
Jahr 2016 einzureichen. Aus Zeitgründen konnte der Bericht nicht kollektiv durch den Jour fixe
geschrieben werden und wurde nun vom Sprecher Douglas Bateman mit der Unterstützung von
Silvia Werner und Karoline Strys verfasst.
Jour fixe Tanz Köln
2015 wurde der erste Open Space durch den Jour fixe Tanz Köln initiiert, der von 70 Mitgliedern
der freien Tanzszene besucht wurde. Durch diese Veranstaltung wurde beschlossen, drei Sprecher als Stellvertreter der Szene zu wählen.
Der Jour fixe ist eine formlose Organisation, die regelmäßige Treffen über das Jahr hinweg und
einmal im Jahr den Open Space veranstaltet und wird dabei durch den tanzKoeln e.V. und das
ZAIK (Zentrum für Austausch und Innovation Köln) unterstützt.
Der Jour fixe Tanz Köln konzentriert sich darauf, die Wahrnehmung für den Tanz in der Stadt Köln
zu fördern. Die Treffen finden etwa alle sechs Wochen an jeweils einem der örtlichen Tanzhäuser
oder -institutionen statt.
Nach außen gerichtete Zielsetzungen und Aufgaben
Ziele
- die aktuellen Bedürfnisse des professionellen zeitgenössischen Tanzes auf allen Ebenen zu
klären und aufzuzeigen: Erhöhung des Budgets für den Tanz in Köln und eine substantielle Entwicklung seiner Infrastruktur.
- die Förderung transparenten und ergebnisreichen Austauschs mit Verwaltung und Politik.
- sich mit klaren Marketingstrategien zu befassen und diese mit zu entwickeln, um dem hiesigen
Publikum einen besseren Zugang zu ermöglichen zu einem vereinten Tanz, der in Köln kreiert,
produziert und präsentiert wird.
Maßnahmen
- aktives Engagement mit dem KEP / Tanzförderkonzept.
Erstellung einer neuen, zentralen Website mit allen Mitgliedern des ‚Residenznetzwerks‘ als
informaler Zusammenschluss der Räume, die in Köln Tanz produzieren und zeigen.
- Einladung der Verwaltung zum Jour fixe, um aktuelle Themen zu diskutieren.
- Koordination von Premieren und Veranstaltungen.
- Erstellung eines Premierenkalenders in Kollaboration mit dem nrw landesbüro tanz.
Nach innen gerichtete Zielsetzungen und Aufgaben
Ziele
- den Dialog und die Interaktion innerhalb der Tanzgemeinschaft anzuregen.
Maßnahmen
- Entwicklung eines lokalen Mentorennetzwerks zur Unterstützung der jungen Absolventen des
ZZT (Zentrum für Zeitgenössischen Tanz), die in die professionelle Szene einsteigen.
Aktuelle Themen / Auseinandersetzungen
- Mindestlohn für Tanzschaffende, ähnlich dem Vorbild Berlin.
- Nachhaltigkeit für Fördergelder soll geschaffen werden, denn Recherche ist wichtig.
- Professionalisierung des Jour fixe, auf der Suche nach einer sichtbareren Plattform um die
Kunstform zu repräsentieren.
Kurzer Rückblick
Die drei konzeptionsgeförderten Gruppen, Stephanie Thiersch / Mouvoir, das MichaelDouglas Kollektiv (beide auch spitzengefördert durch das Land NRW) und Silke Z Resistance haben sich alle
jeweils mit wichtigen sozialen Themen beschäftigt. Mouvoir hat mit dem Tanzfondserbe-Projekt
‚City Dance‘ neues Leben und Bewegung in den Bahnhofsvorplatz u.a. gebracht. Insgesamt hunderte von professionellen Tänzern, Laien, inklusiven Gruppen, die die Stadt mit Bewegung gefüllt
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haben. Das MichaelDouglas Kollektiv beschäftigte sich mit Konflikten im partizipativen Projekt ‚The
Exchange‘, in dem die Teilnehmer dazu eingeladen waren sich an einem Dialog über Gewalt zu
beteiligen. Silke Z beschäftigte sich mit generationsübergreifenden Projekten wie ‚Like a pop song‘
und STILL (here).
Die Gruppen der 3-Jahresförderungen haben neue Arbeiten präsentiert, fast alle waren internationale Koproduktionen. Emanuele Soavi / incompany - NL/DE, IP Tanz Ilona Pasthy DE/KO/DC,
Andre Jolles NL und TanzFuchs Productions / Barbara Fuchs hat eben die Japantour ihrer letzten
Produktion ‚Alles im Eimer’, ein Tanzstück für junges Publikum, beendet.
Lokale Strukturen in Kollaboration / Öffentlicher Raum
In Köln gibt es derzeit eine Reihe von Orten, die sich der Produktion und Präsentation von Tanz
verschrieben haben: Barnes Crossing, Ehrenfeldstudios und Tanzfaktur. Das ZAIK selbst hat keinen einzigen Ort, sondern dient vielmehr als Netzwerkstruktur, die im Quartier am Hafen und der
Orangerie-Theater im Volksgarten verankert ist und mit den Bühnen der Stadt Köln und der Hochschule für Musik und Tanz kollaboriert. Gemeinsam bieten diese Organisationen ein breites Spektrum an Produktions- und Präsentationsformaten für aufstrebende und etablierte Künstler.
Zusammen boten diese Orte geschätzt 90 Tanzveranstaltungen im letzten Jahr, von denen 19 in
der Alten Feuerwache stattfanden. Individuelle Künstler und Gruppen sorgten für spannende und
abwechslungsreich neue Tanzerfahrungen für Köln. So war zum Beispiel der City Dance, mit den
Straßen der Stadt im Fokus und als Bühne, vom Rheinpark bis zum Bahnhof oder das RomanischGermanische Museum, Spielort für Bibiana Jimenez‘ letzte Produktion XX fortuna.
Nachwuchs
Mit zahlreichen Formaten zur Unterstützung junger Künstler verbessern sich die Konditionen und
Möglichkeiten junger Tanzschaffender. Viele ziehen Nutzen aus dem umfassenden Angebot für
Recherche und Produktion. Der ‚Crazy Monday‘ der Ehrenfeldstudios etwa bietet ein Probierformat
für erste Ideen innerhalb eines simplen Performancekonzepts. ‚Inkubator‘ der Tanzfaktur gibt ihnen
Zeit, Raum und Mentoring. Im ZAIK erhalten junge Künstler zahlreiche Gelegenheiten sich Feedback in Studioshowings einzuholen, oder im jährlichen ‚Made in Köln‘ das weite Spektrum ihrer
Performances zu zeigen.
Festivals / Preise
Die freie Szene bietet das ganze Jahr über Festivals. Die Tanzfaktur zeigt in Rheinfach lokale
Künstler, während Borderlands immer einen nationsspezifischen Fokus hat. Das Tanztausch Festival fördert ein internationales Netzwerk, indem es lokale Künstler neben geladenen Gästen programmiert. Das Katalyst Festival ist um das Tanzbattle ‚Street vs Stage‘ herum aufgebaut, das
Urban und zeitgenössische Tänzer zusammenführt und darüber hinaus ein Programm bietet, das
Tanz, Musik und Medienkunst zusammenbringt. Das Solo Duo Festival findet große Resonanz bei
jungen, nationalen wie internationalen, Schaffenden. Echt. Jetzt thematisiert die Reibung zwischen
Kunst, Gesellschaft und Politik. Der Choreographiepreis der Kunstsalon Stiftung erhielt Bewerbungen aus dem ganzen Land.
Publikum
Nimmt man alle Festivals und Tanzveranstaltungen in Köln zusammen (der City Dance ausgeschlossen), so kommt man auf eine geschätzte Anzahl von 5.000 Besuchern, die die freie Tanzszene zusammengebracht hat. Der City Dance allein brachte 7.000 bis 9.000 Zuschauer selbst
zum Tanzen und hatte insgesamt ein geschätztes Publikum von über 13.000 in Köln.
Trends
Die Grenzen zwischen Tanz und den anderen Kunstsparten werden ständig überschritten. Tanzkünstler entwickeln neuartige Musikinstrumente, arbeiten mit Medienkünstlern zusammen oder
nutzen Choreographie als Werkzeug für Dialog und soziale Themen.
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Es gibt einen Zuwachs an Synergien in den Kollaborationen der Absolventen der KHM und des
ZZT, die sich zusammenfinden und eine Dynamik in die Entwicklung zeitgenössischer Performance bringen, wie z.B. Reut Shemesh mit Wildwood Flowers oder erst kürzlich Özlem Alkis mit
ihrer Produktion Camouflage. Emanuele Soavi / Incompany kollabierte mit dem Tanzfotografen
Joris-Jan Bos und ehemaligen NDT Tänzern für seine internationale Koproduktion LVMEN. Die
urbane Tanzszene sucht ebenfalls nach neuen Wegen sich zu integrieren und neues Vokabular zu
entwickeln und damit die urbane Tanzform von den Straßen zu holen, indem sie zeitgenössische
Ansätze zur Performance entwickeln. Der lokale Tanzkünstler Michael Maurissens wurde durch
das Tanzfondserbe unterstützt, seinen Dokumentarfilm zu verkörpertem Wissen zu produzieren
und ist damit nur ein weiterer Kölner Künstler, der für seine innovativen Ideen ausgezeichnet wurde.
Nationale und internationale Präsenz
Kölner Tanzkünstler repräsentieren die Stadt auf Tour und durch Teilnahme an professionellen
Veranstaltungen. Sylvana Seddig wurde vom TANZ Magazin zum ‚Hoffnungsträger‘ ernannt, Michael Maurissens und Silvia Werner bekamen eine Förderung, um bei internationalen Netzwerktreffen in Kanada und Dänemark teilzunehmen. Aufstrebende Kölner Choreographen wurden ausgezeichnet: Reut Shemesh erhielt für LEVIAH den Publikumspreis des 683 Kilo Tanzfestivals, derzeit in der Schweiz auf Tour und Reut nimmt auch am Austauschprogramm mit afrikanischen Ländern teil. Overhead Project waren auf Tour mit ‚How to be (almost there)’ und erhielten den Berner
Tanzpreis und den Tanz- und Theaterpreis der Stadt Stuttgart. Douglas Bateman wurde eingeladen, die innovative Struktur des MichaelDouglas Kollektivs bei der Tanzplattform Deutschland zu
diskutieren.
Neue Förderung - Residenzförderung
Die neue Residenzförderung wurde sehr positiv aufgenommen. Die Kritik am komplizierten Bewerbungsprozedere und -planung wurde aufgenommen und mit dem Kulturamt besprochen. Vier
Organisationen bewarben sich und drei erhielten den Zuschlag.
Aktuelle Schwierigkeiten
Infrastruktur, Infrastruktur, Infrastruktur. Die Tanzszene ist sich einig: eine adäquate Infrastruktur
für Tanz und Performance ist notwendig: Halle Kalk, Parkstadt Süd, Deutzer Hafen sind alles mögliche, zu prüfende Orte für den freien Tanz, ebenso wie auch eine Öffnung der Bühnen Köln für die
freie Szene. Dieses Jahr ist die durch das Land NRW Spitzengeförderte Kompagnie Bodytalk aus
der Stadt gezogen mit dem Grund, dass sie woanders Infrastruktur geboten bekommen hat. Es
gibt einen Konsens darüber, dass eine neue ‚Bühne‘ entstehen muss, um sowohl neue mediale
Kunst als auch traditionelle Tanzproduktionen unterbringen zu können.
Aktuell Positives
Es ist klar, dass die 3-Jahresförderung positiven Einfluss auf die sichere Planung und dadurch auf
die Künstler hat.
Neuer Fokus
Der Jour fixe ist ein erster Schritt in Richtung einer vereinten Tanzszene. Mit regelmäßigen Austauschmöglichkeiten verbindet die freie Szene ihre Stärken und konzentriert sich dabei auf das,
was ist und nicht auf das, was es nicht gibt. In engerer Verknüpfung mit dem nrw landesbuero tanz
will der Jour fixe Tanz eventuelle Doppelarbeit vermeiden und dabei das Bewusstsein der Stadt für
Tanz fördern und die Zuschauerzahlen für Tanz steigern. Was die lokalen Tanzkünstler angeht, so
ist klar, dass hier eine immense Steigerung an Energie und Talenten zu vernehmen ist. Die mangelnde Wahrnehmung der Qualität der Arbeit scheint sich langsam zum Positiven zu wenden.
„In“
Tanz Dom-initiiert in der Dom Stadt, Tanz ist wie immer, interkulturell, interdisziplinär, intergenerational und besonders in unserer Zeiten offen für Interaktion.
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