Daten
Kommune
Köln
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Beantwortung einer Anfrage (Ausschuss).pdf
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Erstellt
27.04.17, 02:40
Aktualisiert
24.01.18, 05:07
Stichworte
Inhalt der Datei
Die Oberbürgermeisterin
Vorlagen-Nummer 25.04.2017
1250/2017
Dezernat, Dienststelle
VII/46
Beantwortung einer Anfrage nach § 4 der Geschäftsordnung
öffentlicher Teil
Gremium
Betriebsausschuss Bühnen der Stadt Köln
Datum
02.05.2017
Anfrage der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Köln und Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen im Rat
der Stadt Köln im Betriebsausschuss Bühnen vom 31.01.2017: Weiterentwicklung der Sparte
Tanz
Weiterentwicklung der Sparte Tanz
1. Welche Möglichkeiten sehen die Bühnen, die Tanzsparte innerhalb der bisherigen finanziellen
und organisatorischen Rahmenbedingungen weiterzuentwickeln?
2. Welche finanziellen und/oder organisatorischen Veränderungen könnten das Tanzangebot in
Köln noch weiter verbessern?
3. Welche Ideen oder Konzepte haben die Bühnen bei der Weiterentwicklung der Sparte Tanz
insbesondere auch mit Bezug auf mögliche Drittmittel aus Bund und Land?
Die Verwaltung nimmt dazu wie folgt Stellung:
Hintergrund / Entwicklung des Tanzes an den Bühnen Köln
Der Tanz und das Tanztheater an den Bühnen Köln blicken auf eine lange Geschichte zurück:
Bis in die 1960er Jahre hatten die Kölner Bühnen ein 40-köpfiges Opernballett mit klassischem Tanzrepertoire.
Im Jahr 1971 wurde das „Tanz-Forum“ an den Bühnen Köln gegründet. Es widmete sich dem Modernen Tanz und nahm wesentlichen Einfluss auf dessen Entwicklung. Die Kompanie ging weltweit auf
Tournee. In Verbindung mit der alljährlichen Sommerakademie war Köln während dieser Zeit ein
Zentrum für zeitgenössischen Tanz. Die Tanzvorstellungen sind im Abonnement gelaufen. Mitte der
90er Jahre wurde das Tanz-Forum ausgegliedert und eigenständig organisiert. Schließlich kam es zur
Auflösung. Anschließend wurde das Tanzprogramm der Bühnen Köln durch Gastspiele an Oper und
Schauspiel gestaltet.
Im Jahr 2005 kam „pretty ugly tanz köln“ unter der Leitung der Choreografin Amanda Miller fest an die
Bühnen Köln. Die Kompanie zeigte jedes Jahr eine große, neue Produktion für das Schauspielhaus
sowie eine Wiederaufnahme eines bereits existierenden Balletts. Hinzu kamen Abende in der Halle
Kalk und der Schlosserei, teilweise von Gastchoreografen. Außerdem gab es ein einmonatiges Projekt mit der Hochschule für Musik und Tanz. Finanziert wurde das Projekt über drei Jahre von der
Imhoff-Stiftung, der Kunstsalonstiftung und dem Land NRW. Die vierte Spielzeit (2008/09) finanzierten die Bühnen Köln auf ausdrücklichen Wunsch der handelnden Betriebsleiter aus Rücklagen. Dabei
war die Finanzierung von Anfang an eher knapp bemessen. Dennoch war die Kompanie beim London
Dance Umbrella Festival, Belgrad Festival und in Italien auf Gastspielreisen. Im Sommer 2009 wurde
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Pretty Ugly aufgelöst.
Seither wird Tanz an den Bühnen Köln im Gastspielbetrieb präsentiert:
Gastspielbetrieb vor 2012
Der Rat der Stadt Köln diskutierte nach Schließung der Sparte Tanz der Bühnen Köln in der Spielzeit
2007/08 immer wieder über verschiedene Modelle zur Präsentation von Tanzabenden für das Kölner
Publikum. Auch die Wiedereinführung einer eigenen Tanzkompanie wurde in den Jahren 2008 und
2009 in Erwägung gezogen. Schlussendlich entschied sich der Rat der Stadt Köln dazu, den Bühnen
der Stadt Köln 1 Million Euro für die Präsentation von „hochwertigen Tanzgastspielen“ als gebundenen Betriebskostenzuschuss zur Verfügung zu stellen.
Spielzeit 2012/2013
Mit der Dringlichkeitsentscheidung vom 15.05.2012 wurde die Betriebsleitung ermächtigt, auf der Basis eines Betriebskostenzuschusses für die Spielzeit 2012/13 in Höhe von 51.148.000 € Verträge abzuschließen und Verpflichtungen einzugehen, um den Spielbetrieb in Oper und Schauspiel fortführen
zu können. In diesem Betrag ist ein Konsolidierungsbeitrag in Höhe von 700.000 € für die Spielzeit
2012/13 enthalten. Aus den für Tanzgastspiele in der Spielzeit 2012/13 vorgesehenen Mitteln in Höhe
von 1 Mio. Euro werden 300.000 € zur Erhöhung des Konsolidierungsbeitrages der Bühnen verwendet. Damit standen der Sparte Tanz für die Präsentation von Tanzgastspielen 700.000,- € zur Verfügung.
Spielzeiten 2013/14 und 2014/15
Im Zuge der Haushaltsberatungen stand eine vollständige Streichung der Zuschüsse für den Tanz im
Raum. Am 30.04.2013 bewilligte der Rat der Stadt für den Tanz in den Spielzeiten 2013/14 und
2014/15 jeweils 400 T€ für Tanzgastspiele. Die Tanzeinnahmen in Höhe von kalkulierten 160 T€ sollten unmittelbar dem Tanzbudget zufließen, daher wurde im Wirtschaftsplan eine Spartenrechnung für
den Tanz dargestellt. Damit standen dem Tanz 400.000,- € zuzüglich 160.000,- € an kalkulierten Einnahmen zur Verfügung.
Aktuelle Situation
Am 08.04.2014 hat der Rat der Stadt Köln im Zusammenhang mit dem Wirtschaftsplan der Bühnen
der Stadt Köln für das Wirtschaftsjahr 2014/15 400 T€ pro Spielzeit für Tanzgastspiele bewilligt und
klargestellt, dass die Bereitstellung dieser Mittel fortgeschrieben werden soll (Session-Nr. 0564/2014).
Darüber hinaus wurde entschieden, dass die Tanzeinnahmen unmittelbar dem Tanz zufließen und ein
entsprechendes Sonderbudget im Wirtschaftsplan dargestellt werden soll.
Dementsprechend sind im Wirtschaftsplan 2016/17 400 T€ als Betriebskostenzuschussanteil für
Tanzgastspiele berücksichtigt. Hinzu kommen 190 T€ kalkulierte Einnahmen, die das Budget unmittelbar erhöhen. Die Erhöhung der kalkulierten Einnahmen um 30 T€ resultierte aus der erwarteten
Eröffnung des Offenbachplatzes. Inwieweit diese Einnahmen durch die Interimssituation – derzeit
sind keine großen Inszenierungen möglich – auch tatsächlich erzielt werden können, ist derzeit noch
nicht sicher. Sollte es hier zu Mindererlösen kommen, werden diese durch das Interimsbudget ausgeglichen.
Dieses Budget iHv 400.000,- € zuzüglich 190.000,- € kalkulierte Einnahmen ist auch für die Spielzeit
2017/18 vorgesehen.
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Vorschlag actori-Gutachten (März 2014)
Die Tanzsparte war auch Gegenstand der Wirtschaftlichkeits- und Organisationsuntersuchung der
Bühnen Köln durch die Firma actori. Der Abschlussbericht von März 2014 sah in allen drei untersuchten Szenarien für die Sparte Tanz jährlich 11 Gastspiele und 22 Vorstellungen vor. Als Budget wurde
ein fixierter Zuschuss iHv 700 T€ vorgeschlagen, zuzüglich 30 % der Eigeneinnahmen (vgl. Gutachten actori S. 350); die restlichen Einnahmen blieben in den Sparten Oper und Schauspiel.
Gemeinsame Beantwortung der Fragen 1 - 3
Zur besseren Darstellung wird die Beantwortung der Fragen in eine kurzfristige, mittelfristige und
langfristige Betrachtung aufgeteilt. Dabei werden die drei gestellten Fragen gemeinsam beantwortet,
da sich einzelne Aspekte nur schwer voneinander trennen lassen und Wiederholungen und Überschneidungen vermieden werden sollen.
KURZFRISTIGER BETRACHTUNGSANSATZ: SPIELZEIT 2017/18
In der Spielzeit 2017/18 führen die Bühnen Köln den in den letzten Jahren etablierten Gastspielbetrieb fort. Das Budget beträgt 400 T€, zusätzlich verbleiben die gesamten Eigeneinnahmen in der
Tanzsparte. Für die Aufführungen stellen die Sparten Oper und Schauspiel ihre spielfertigen Häuser
zur Verfügung. Ziel ist es, international hochwertigen Tanz zu zeigen. Es werden dem Publikum abwechslungsreiche Tanzgastspiele auf höchstem Niveau präsentiert. Außerdem findet eine Vernetzung mit der Folkwang-Hochschule, der Hochschule für Musik und Tanz (Köln) und der Freien Szene
durch regelmäßig begleitende Workshops statt, an denen auch Studierende der Hochschule teilnehmen.
Seit der Einführung des Tanzgastspielbetriebs präsentieren die Bühnen Köln fast jährlich eine Koproduktion mit renommierten Choreografinnen und Choreografen sowie Kompanien wie Wim Vandekeybus, Ballet Preljocaj, Gob Squad oder der Eastman Company. Aktuell wird ein neues Projekt mit dem
amerikanischen Choreografen Richard Siegal realisiert, angelegt auf drei Jahre (siehe näher dazu
unten).
Der etablierte Tanzgastspielbetrieb wird vom Publikum sehr gut angenommen und von der Presse
positiv begleitet. Allerdings stößt ein reiner Gastspielbetrieb auch an Grenzen: Das momentane Konzept erschwert eine nachhaltige Entwicklung und eine eigene künstlerische Handschrift der Sparte
Tanz in Köln, wie es etwa zur Zeit des Tanz Forums der Fall war. Zudem ist eine Identifikation des
Publikums mit dem Tanzangebot nicht im dem Maße möglich, wie es etwa bei einem ansässigen
Leading-Team bzw. einer ansässigen, festen Kompanie möglich wäre.
Vor diesem Hintergrund haben die Bühnen bereits kurzfristig neue Projekte des Tanzes an den Bühnen Köln initiiert:
Schauspiel Köln: Kooperation mit Richard Siegal / Ballett of Difference
Ende März 2017 wurde bekannt gegeben, dass Schauspiel Köln und Tanz Köln mit dem international
bekannten Choreografen Richard Siegal kooperieren. Das Projekt beginnt in der laufenden Spielzeit
2016/17 und ist auf drei Jahre angelegt. Das Schauspiel Köln wird damit seit langer Zeit zum ersten
Mal wieder kontinuierlich mit einer Kompanie auf internationalem Niveau zusammenarbeiten, in Köln
produzieren und dem Tanz in Köln eine neue zukunftsweisende Richtung geben.
Die Kooperation findet an den Standorten München und Köln statt und ist in drei Stufen gegliedert:
In der Spielzeit 2016/17 entsteht die Koproduktion „My Generation“, die nach der Premiere in
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München im Juli 2017 am Schauspiel Köln präsentiert wird.
In der Spielzeit 2017/18 wird die Zusammenarbeit intensiviert: Geplant ist ein dreiteiliges Werk
„Triple Bill“, welches in München und Köln geprobt wird. Die Premiere ist für Februar 2018 am
Schauspiel Köln geplant, wo auch die Bühnenendproben stattfinden werden. Im Anschluss
wird die Produktion in München zu sehen sein und auf Tournee gehen.
In der Spielzeit 2018/19 wird als dritte Stufe der Kooperation eine Koproduktion zwischen
Richard Siegal / Ballet of Difference und dem Schauspiel Köln entstehen. In diesem Crossover-Projekt werden Schauspieler des Schauspiel Köln und Tänzer der Kompanie gemeinsam
auf der Bühne stehen. Diese Arbeit soll ebenfalls in München zu sehen sein.
Ergänzt wird die künstlerische Arbeit durch Workshops, Lectures und Symposien, sowie einem partizipativen Projekt mit Akteuren der freien Tanzszene über die Zeit von drei Jahren.
Ziel des Projekts ist es, durch den Residenzgedanken der Kompanie neue künstlerische Möglichkeiten zu schaffen. Gleichzeitig wird erstmals seit mehreren Jahren wieder eine Kompanie selbst in Köln
produzieren.
Ermöglicht und finanziert wird das dreijährige Projekt von mehreren Partnern. Die Stadt München
ermöglichte durch ihre Exzellenzförderung die Gründung der Kompanie Richard Siegal / Ballet of Difference. Weitere Koproduzenten ko-finanzieren die einzelnen Neuproduktionen.
Von Seiten der Bühnen Köln wird die Kooperation durch einen Koproduktionsbeitrag finanziert, der zu
gleichen Teilen aus dem Etat der Tanzgastspiele und dem Produktionsetat des Schauspiel Köln finanziert wird. Darüber hinaus stellt das Schauspiel Köln weitreichende Ressourcen für die Neuproduktionen (Werkstattkapazitäten und Arbeitszeit im Bereich Bühne und Kostüm, Proberäume, das
spielfertige Depot 1 für Proben und Aufführungen u.a.) zur Verfügung.
Das Land Nordrhein-Westfalen, das wichtige Impulse für die Zusammenarbeit zwischen Richard
Siegal / Ballet of Difference und Schauspiel Köln / Tanz Köln gegeben hat, fördert den Aufbau der
Kompanie und die Kooperation mit dem Schauspiel Köln über das Ministerium für Familie, Kinder,
Jugend, Kultur und Sport (MFKJKS) des Landes Nordrhein-Westfalen mit einer zusätzlichen Landeskulturförderung in Höhe von 150 T€ über drei Jahre. Weitere Förderer werden ggf. in den nächsten
Monaten dazukommen.
Weitergehende Informationen können der beigefügten Presseinformation vom 24.03.2017 entnommen werden.
Oper Köln: Kooperation mit Kulturamt und Freier Szene
Das Kulturamt kooperiert in 2017 mit der Oper Köln, die den Saal 3 der Interimsspielstätte im Staatenhaus für freie Tanzproduktionen aus Köln zur Verfügung stellen wird. Das Kulturamt schreibt für
Kölner Tanzproduzentinnen und -produzenten die Erstellung einer Tanzproduktion im Staatenhaus
aus. Der Saal 3 ist die Spielstätte der Kinderoper während des Interims. Der Saal wird zudem für kleinere Formate der Oper genutzt, z.B. Kammeropern oder zeitgenössische, experimentelle Produktionen und Liederabende.
Mit dieser neuen Kooperation wird der freien Tanzszene Köln im Zeitraum vom 05. bis 16. Oktober
2017 die Möglichkeit geboten, in größerem Maßstab als unter den sonst üblichen Bedingungen in
Köln zu produzieren und ggf. auch in Kooperation mit internationalen Partnern oder anderen nationalen Tanzproduzenten professionell zu arbeiten. Die Oper Köln gewährt die professionelle Betreuung
der ausgewählten Produktionen im Rahmen der vorhandenen personellen und technischen Möglichkeiten. Eine Jury aus Vertretern der Oper, des Kulturamtes und weiteren Tanzfachleuten wählt die
Tanzproduktionen aus. Die Kooperation ist auf Nachhaltigkeit angelegt und soll bei Erfolg weitergeführt werden. Sie bietet für den freien Tanz in Köln eine gute temporäre Bühnenlösung.
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Änderungen des Wirtschaftsplans für die Spielzeit 2017/18 aus Sicht der Betriebsleitung problematisch
Grundsätzlich wäre eine Erhöhung des Tanzbudgets durch eine Verschiebung von Mitteln im Wirtschaftsplan der Spielzeit 2017/18, welcher zur Betriebsausschusssitzung am 21.03.2017 gemeinsam
von der Betriebsleitung dem Betriebsausschuss der Bühnen zum Beschluss vorgelegt wurde
(0581/2017) denkbar. Die o.g. Tanzprojekte sind im Wirtschaftsplan 2017/18 zunächst bereits berücksichtigt. Eine darüber hinaus gehende, nachträgliche Änderung des Wirtschaftsplans 2017/18
zugunsten des Tanzbudgets ist aus folgenden Gründen allerdings problematisch:
Durch eine Erhöhung des Tanzbudgets wäre grundsätzlich eine größere Anzahl von Tanzaufführungen möglich. Die Spielpläne von Oper, Schauspiel und Tanz für die Spielzeit 2017/18 sind jedoch
zum jetzigen Zeitpunkt bereits fertiggestellt. Die Spielpläne befinden sich unmittelbar vor der Präsentation für die Öffentlichkeit. Die Planung weiterer Tanzaufführungen würde „Lücken“ in den Spielplänen voraussetzen. Auch ist davon auszugehen, dass die internationalen Tanzkompanien für den Zeitraum bereits disponiert haben. Die Präsentation zusätzlicher Aufführungen ist daher aus künstlerischer Sicht mit nicht unerheblichen Schwierigkeiten verbunden.
Hinzu kommt, dass die Planungen von Oper, Schauspiel und Bühnenservice auf dem gemeinsam in
der Betriebsleitung abgestimmten Wirtschaftsplan aufbaut. Finanzielle Verschiebungen mit Wirkung
zur Spielzeit 2017/18 sind daher schwierig umzusetzen, da die Spielzeit von Oper und Schauspiel auf
Basis der festgesetzten Budgets bereits fertig geplant sind.
MITTELFRISTIGER BETRACHTUNGSANSATZ:
MITTELFRISTIGE FINANZPLANUNG DES WIRTSCHAFTSPLANS (ZEITRAUM AB 2018/19)
Das o.g. Kooperationsprojekt mit Richard Siegal / Ballett of Difference ist auf drei Jahre ausgelegt und
damit von diesem Betrachtungszeitraum bereits umfasst.
In der Spielzeit 2014/15 gab es bereits eine sehr erfolgreiche künstlerische Zusammenarbeit zwischen Oper und Tanz: Sasha Waltz gastierte für zwei Vorstellungen mit "Sacre": Choreographie Sasha Waltz, Musik Igor Stravinsky. Es tanzte das Ensemble von Sasha Waltz. Die Musikalische Leitung
hatte der Dirigent Pietari Inkinen. Während die Einladung der Compagnie aus Tanzgastspielmitteln
bestritten wurde, trug die Oper die Unkosten für die Spielstätte, das Gürzenich-Orchester und den
Dirigenten. Das künstlerische Ergebnis war überragend, besonders auch, da ein Tanzabend live begleitet von einem Orchester eine besondere Kraft entfalten kann. Die beiden Abende wurden von ca.
3.000 Besuchern gesehen. Die Oper wird zukünftig daran arbeiten, mittelfristig weitere inhaltliche
Kooperationen dieser Art zwischen Oper und Tanz zu ermöglichen.
Darüber hinaus wurde in der Spielzeit 2015/16 im Saal 3 im Staatenhaus eine Tanzuraufführung mit
dem Titel „Zwischen den Seiten“ des Choreographen Johnny Lloyd realisiert. Das Stück war Bestandteil des Spielplans der Kinderoper Köln und entstand in Koproduktion mit dem Zentrum für Zeitgenössischen Tanz/Hochschule für Musik und Tanz Köln. Das Tanzensemble bestand aus Tänzerinnen
und Tänzern der Hochschule. Die gesamte Ausstattung (Bühne und Kostüme) wurde in den Werkstätten der Bühnen erstellt. Es gab sechs Aufführungen. Für Herbst 2018 ist ein zweites Stück von
Johnny Lloyd ebenfalls in Saal 3 im Staatenhaus geplant und bereits fertig entworfen. Die Finanzierung erfolgt weitgehend aus dem Budget der Oper Köln.
Erweiterung des Tanzbudgets
Darüber hinaus ist mittelfristig eine Erhöhung der Mittel von Seiten der Stadt Köln zum Ausbau des
Tanzgastspielbetriebs aus dem allgemeinen Haushalt denkbar.
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Als Alternative könnte eine Budgetverschiebung innerhalb des Betriebskostenzuschusses der Bühnen
zugunsten des Tanzbudgets in Betracht kommen. Auf diese Weise erachtet die Betriebsleitung eine
Verschiebung der Mittel zum Tanzbudget um rd. 100 T€ für denkbar. In der Umsetzung bedarf diese
Variante aus den o.g. Gründen eines gewissen Vorlaufs. Eine Verschiebung wäre also zur Spielzeit
2018/19 möglich, damit die Sparten die Änderungen bei ihren Planungen berücksichtigen können. Die
Umschichtung, die zu Lasten der Budgets von Oper, Schauspiel und Bühnenservice ginge, würde im
Rahmen der Erstellung des Wirtschaftsplans für die Spielzeit 2018/19 erfolgen. Die Eigeneinnahmen
des Gastspielbetriebs würden beim Tanz verbleiben. Der erhöhte Betrag würde in die Erweiterung
des Tanzangebotes und in Kooperationen mit den Sparten und Dritten fließen.
Etablierung / Ausbau langfristiger Kooperationen als „Kölner Weg“
Angelehnt an das o.g. Projekt mit Richard Siegal sind in Zukunft weitere Kooperationsprojekte von
Tanz Köln zusammen mit den Sparten Oper und Schauspiel denkbar. Dahinter steht die Idee, dass
Kommunen / Theater sich zusammenschließen, um gemeinsam ein hochwertiges, attraktives Tanzangebot zu schaffen. Finanziert werden kann ein solches Modell über eine Basisfinanzierung aus
dem Tanzgastspielbudget, einem Kooperationsanteil der jeweiligen Sparte sowie Drittmittel für überregionale und spartenübergreifende Projekte.
Ziel eines solchen Konzepts wäre es, durch mehrjährige Kooperationen die Identifikation mit einer
konkreten künstlerischen Handschrift, einer konkreten Kompanie, in Köln zu etablieren. Darüber hinaus könnte durch Einbindung der Hochschule für Musik und Tanz und der freien Szene in Form von
Workshops, Masterclasses oder Residenzen eine nachhaltige Förderung des Tanzes in Köln erreicht
werden.
Schließlich garantieren Uraufführungen immer ein großes Interesse der nationalen und internationalen Presse. Ein derartiges Kooperationsprojekt kann neue Impulse im Tanz setzen und Strahlkraft
weit über Köln hinaus entfalten.
LANGFRISTIGE BETRACHTUNG / VISION:
„WIEDERERÖFFNUNG OFFENBACHPLATZ“
Grundsätzlich ist eine Fortsetzung und langfristige Etablierung des o.g. Kooperationsmodells als
„Kölner Weg“ denkbar.
Eigene Tanzkompanie
Langfristig kann auch über den Aufbau einer festen, kleinen Kompanie (bspw. 15 bis 20 Tänzerinnen
und Tänzer) an den Bühnen Köln nachgedacht werden. Diese sollte in ihrer Organisation sowohl
künstlerisch als auch finanziell weiterhin als eigene Sparte unabhängig sein. Es sind zwei unterschiedliche Modelle denkbar:
Möglichkeit A: Es gibt eine Kompanie mit einer festen, choreografierenden Leitung. Dies bedeutet zumeist, dass die Choreografin/der Choreograf der Kompanie eine eigene Handschrift
verleiht und damit das Tanzangebot wesentlich prägt.
Möglichkeit B: Engagement eines festen Kernensembles, welches mit verschiedenen Choreografinnen und Choreografen arbeitet. Diese bringen möglichweise noch jeweils vier bis fünf
Tänzerinnen und Tänzer mit. Die Leitung des Ensembles choreografiert nicht ausschließlich
selbst. Vorteil dieser Variante ist, dass mit verschiedenen Choreografinnen/Choreografen und
einem guten Ensemble die aktuellen Strömungen des zeitgenössischen Tanzes weiterhin in
Köln präsent sein könnten und keine Festlegung auf den Stil einer/s einzelnen Choreografin/Choreografen erfolgt.
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In beiden Fällen sind bei Uraufführungen von international gefragten Choreografinnen und Choreografen möglicherweise zudem auch Gastspiele von Tanz Köln in Deutschland und Europa möglich.
Umso wichtiger wäre eine unabhängige, schlanke Kompanie, die dies auch umsetzen könnte.
"Internationales Tanz Studio"
Die Oper Köln kann sich die Gründung eines "Interationalen Tanz Studios" vergleichbar dem Internationalen Opern Studio an der Oper Köln vorstellen.
Möglicherweise bietet es sich an, hierzu auch sogenannte "apprentice" von der Hochschule für Musik
und Tanz für ein Jahr aufzunehmen und so die Hochschule mit einzubinden. Die Mitglieder des Tanzstudios könnten in spartenübergreifende Produktionen eingebunden werden, aber auch eigene Produktionen unter der Leitung eines Choreographen oder eines fixen Tanzstudioleiters (analog dem
musikalischen Leiter des Opernstudios der Oper Köln) erarbeiten und zur Aufführung bringen. Am
Offenbachplatz würde sich zukünftig die Kinderoper als Spielort für solche Tanzproduktionen anbieten. Um eine Grundfinanzierung der Studiomitglieder zu gewährleisten, wäre es notwendig, analog
dem Verein Freunde der Oper Köln einen entsprechenden Förderverein des Tanzstudios zu gründen
um dem gesellschaftlichen Interesse am Tanz an den Bühnen auch eine Lobby zu verschaffen. Auf
diese Weise würden die Bühnen Köln in der Sparte Tanz (kleine) Eigenproduktionen schaffen und
nachhaltig Nachwuchsförderung unterstützen.
Möglicherweise ist es denkbar, ein solches Tanzstudio bereits vor der Entscheidung über die oben
genannten Variante A oder B zu etablieren. Ähnlich wie die Opernstudiomitglieder auch, könnten die
Studiomitglieder kleine komplette Tanzproduktionen auch bereits in den Interimsjahren für Saal 3 im
Staatenhaus erarbeiten und zur Aufführung bringen.
Räumliche Voraussetzungen am Offenbachplatz
Nach Abschluss der Sanierung gibt es am Offenbachplatz für den künstlerischen Betrieb neue räumliche/logistische Voraussetzungen. Insgesamt gibt es in dem Gebäudeensemble vier Bühnen, welche
alle für den Tanz geeignet sind und grds. zur Verfügung stehen. Außerdem gibt es – wie schon vor
der Sanierung – einen Probensaal für den Gastspielbetrieb. Es wird jedoch keine Räume für den
Tanz als produzierende Sparte geben. In jedem Fall bestünde zusätzlicher Raumbedarf; zusätzliche
Anmietungen wären erforderlich. Auch die Werkstattkapazitäten sind aktuell nicht für eine eigenproduzierende Tanzsparte ausgelegt.
Die genannten langfristig angelegten Konzepte wären in ihren finanziellen Auswirkungen und Voraussetzungen näher zu untersuchen, insbesondere der Aufbau einer eigenen, festen Tanzkompanie unter Einbeziehung einer Lösung des Raumbedarfes.
Anlage:
Presseinformation vom 24.03.2017