Daten
Kommune
Kreis Euskirchen
Größe
24 kB
Datum
10.12.2014
Erstellt
08.01.15, 15:45
Aktualisiert
08.01.15, 15:45
Stichworte
Inhalt der Datei
BESCHLUSS
über das Ergebnis der Sitzung des Kreistages am 10.12.2014 im Sitzungssaal des
Kreishauses in Euskirchen, Jülicher Ring 32
TOP 4
Abschaltung des Atomkraftwerks Tihange in Belgien
hier: Resolution der Kreistagsfraktion Bündnis 90/DIE
GRÜNEN
Landrat Rosenke zitiert kurz aus der EU-Richtlinie
2009/71/EURATOM, aus der sich die grenzüberschreitenden
Informationspflichten in Atomfragen ergeben. Auch wenn danach
keine Information hätte erfolgen müssen, werde man trotzdem
Kontakt mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft und Brüssel
aufnehmen, um bestenfalls eine direkte Information bei
entsprechenden Störfällen zu erhalten.
Fraktionsvorsitzender Grutke (Bündnis 90 / DIE GRÜNEN) dankt
der Verwaltung für die zügige und ehrliche Beantwortung der
Fragen. Die Entscheidung der belgischen Regierung, die Laufzeit
der in Teilen über 30 Jahre alten Technik um weitere zehn Jahre
zu verlängern sei äußerst kritisch zu sehen und entsprechende
Störfälle vorprogrammiert. Insofern sei es beängstigend, dass der
Kreis Euskirchen über den Vorfall am 30.11.2014 in keinster
Weise informiert wurde. Dies könne so nicht hingenommen
werden und müsse der belgischen Regierung durch diese
Resolution verdeutlicht werden.
Kreistagsmitglied Mondorf (AfD) stellt fest, dass es sich entgegen
der Resolution um ein Feuer in einem Umspannwerk gehandelt
habe und der Reaktor anschließend planmäßig und automatisch
heruntergefahren wurde, so dass die Sicherheitsvorkehrungen
funktioniert hätten. Zudem sei der AfD-Fraktion die Souveränität
der Nationalstaaten wichtig und man könne insofern den Belgiern
nicht deren Energiepolitik vorschreiben.
UWV-Fraktionsvorsitzender Troschke hält die Resolution für
richtig, jedoch sei dies an der Stelle zu wenig. Vielmehr sei es
wichtig auf allen Ebenen vorstellig zu werden, damit sich auch die
Landes- und Bundesbehörde damit befasse. Ergänzend sei dies
sicherlich auch ein Thema für den Zweckverband Region
Aachen.
Landrat Rosenke teilt mit, dass es im Rahmen der
gleichgelagerten Resolution aus 2011 einen umfangreichen
Vorgang gebe, wo auch der Kreis Düren an die Bundeskanzlerin
geschrieben habe. Nach Sichtung werde er weitere Schritte
einleiten und sich für mehr Transparenz einsetzen.
Fraktionsvorsitzender Reiff (FDP) stellt fest, dass die Regularien
von belgischer Seite eingehalten wurden und man insofern der
Resolution nicht zustimmen werde. Dennoch werde man sich mit
den politischen Partnern in Belgien in Verbindung setzen und
dies empfehle er auch den anderen Fraktionen, um so vielleicht
eine neue Positionierung Belgiens zu erzielen.
R 5/2014
Kreistagsmitglied Vermöhlen (SPD) möchte mit Verweis auf die
Beantwortung zu Frage 6 der Resolution wissen, wie man eine
entsprechend schnelle Verteilung der Kaliumiodidtabletten
sicherstellen könne und nach welchen Kriterien diese verteilt
würden.
Da dies in der Sitzung nicht beantwortet werden konnte, hat die
Fachabteilung zwischenzeitlich folgendes mitgeteilt:
Die Kaliumjodidtabletten wurden über das Land NRW Ende 2013
den Kreisen und kreisfreien Städten (nach Zonen- und
Bevölkerungsanteil) zur Verfügung gestellt.
Die Lagerung der Kaliumjodidtabletten erfolgt zentral im Bereich
des Arzneimittellagers des öffentlichen Rettungsdienstes / der
medizinischen Gefahrenabwehr des Kreises Euskirchen in
Mechernich.
Die Überwachung (Lagerung, Verfall, Austausch) erfolgt durch
den für den Rettungsdienst / die medizinische Gefahrenabwehr
verantwortlichen Apotheker.
Die Verteilung von Kaliumjodidtabletten erfolgt auf Anweisung
des Krisenstabes zunächst durch Zuführung der Arzneimittel an
die Städte und Gemeinden, hier durch Fahrzeuge des
Katastrophenschutzes.
In den Städten und Gemeinden sind auf Anweisung des
Krisenstabes dann die im Vorhinein dort festgelegten zentralen
Ausgabestellen personell zu besetzen. Diese personelle
Mindestbesetzung ist hier eine Mitarbeiterin oder ein
Mitarbeiter der Stadt- oder Gemeindeverwaltung (Aufgabe:
Personenerfassung nach Einwohnermelderegister und
Dokumentation der Jodtablettenausgabe) in Verbindung mit einer
Apothekerin oder eines Apothekers bzw. einer Ärztin oder eines
Arztes (Hinweis auf Einnahme, Wirkung und Nebenwirkung,
Verteilung von noch zu erstellenden Merkblättern). Der
Personalansatz ist lageabhängig anzupassen.
Die punktuelle Zubringung von Kaliumjodtabletten ist
der Einzelbewertung der jeweiligen Stadt- und
Gemeindeverwaltung, dem dortigen örtlichen Stab für
außergewöhnliche Ereignisse, zugeordnet.
Fraktionsvorsitzender Reidt (CDU) macht deutlich, dass die
Atomkraftwerke verschwinden müssen und dass man aber auch
die Bevölkerung im Rahmen einer Übung auf den Ernstfall
vorbereiten müsse. Hier seien die entsprechenden Institutionen
und Einrichtungen des Kreises gefragt, die notwendigen
Vorbereitungen zu treffen.
Fraktionsvorsitzender Schulte (SPD) befürwortet die Resolution
und hält mit Blick auf Tschernobyl die Äußerungen von Herrn
Mondorf (AfD) gegenüber der Kreisbevölkerung für fahrlässig.
Kreistagsmitglied Mondorf (AfD) erwidert, dass in Tschernobyl auf
hochriskante Art und Weise experimentiert wurde.
Kreistagsmitglied Kalnins (Bündnis 90 / DIE GRÜNEN) führt aus,
dass kürzlich in Luxemburg die gesamte Bevölkerung durch ein
Schreiben der Regierung auf mögliche Probleme mit dem
Reaktor in Tschernobyl und entsprechende Verhaltensweisen
hingewiesen wurde. Zudem teilt sie mit Verweis auf eine Übung
im Kernkraftwerk Moorland mit, dass auch das deutsche
Notfallmanagement nicht richtig funktioniere und hier
Handlungsbedarf bestehe.
Der Vorsitzende lässt anschließend über die Resolution
abstimmen.
Der Kreistag beschließt:
Der Kreis Euskirchen fordert die belgische Regierung mit
Nachdruck auf, das völlig veraltete Atomkraftwerk Tihange sofort
abzuschalten. Auf keinen Fall darf der heruntergefahrene
Reaktorblock 3 wieder aktiviert werden. Die belgische Regierung
wird aufgefordert die Risiken die durch den Betrieb des
Kraftwerks entstehen zu beachten sowie die Bedenken der
angrenzenden Regionen zu berücksichtigen.
Abstimmungsergebnis:
Mit Mehrheit dafür,
bei Gegenstimmen der FDP, AfD
und UWV (1) sowie zwei
Enthaltungen (UWV)