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Kommune
Kreis Euskirchen
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Erstellt
31.10.07, 18:54
Aktualisiert
31.10.07, 18:54
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BESCHLUSS
über das Ergebnis der 23. Sitzung des Kreistages am 16.12.2003 im Raum 104 des Berufsbildungszentrums Euskirchen (BZE) in Euskirchen-Euenheim, In den Erken 7
Der Kreistag beschließt einstimmig, die Tagesordnungspunkte
18.1 und 18.2 zusammen zu behandeln.
In seiner Sitzung am 03.12.2003 hatte der Kreisausschuss die
Verwaltung beauftragt, nochmals mit den zuständigen Fachministerien des Landes NRW direkt Kontakt aufzunehmen, um die
Verlängerung des Trassensicherungsvertrages über den
31.12.2003 hinaus zu erreichen (siehe Z 1/A 65/2003 und
A 66/2003).
Landrat Rosenke teilt dazu mit, dass es trotz intensiver Bemühungen weder ihm noch seinem persönlichen Referenten,
Herrn Winckler, gelungen sei, bis zur heutigen Sitzung von einem/einer Verantwortlichen der Fachministerien eine verbindliche Aussage über die Verlängerung des Trassensicherungsvertrages zu erhalten.
Unabhängig davon habe sich an der Sachlage zur Reaktivierung der Eisenbahnnebenstrecke nichts geändert. Wegen der
nur jährlich zugesagten Betriebskostenförderung seien alle Interessenten bisher abgesprungen. Nach seinen Gesprächen mit
den Verantwortlichen der Deutschen Bundesbahn sei eine Entwidmung zurzeit nicht zu erwarten. Landrat Rosenke führt weiter aus, dass aufgrund zurückgehender SPNV-Fördermittel bestehende Linien zurückgefahren werden. Vor diesem Hintergrund seien auch die Förderungszusagen für die Reaktivierung
der Nebenstrecke Kall-Hellenthal mehr als fraglich anzusehen.
In der nun folgenden Diskussion erhebt die SPD-Fraktion, insbesondere Herr Hergarten, Vorwürfe gegen den Landrat. Danach seien die Chancen zur Reaktivierung der Bahnlinie nicht
rechtzeitig und mit dem nötigen Nachdruck genutzt worden.
Nach Auffassung seiner Fraktion seien in den Jahren 2000 bis
zum Sommer 2003 genügend Fördermittel des Landes vorhanden gewesen. Hätte der Kreis zum damaligen Zeitpunkt diese
Chance genutzt, stünde die Reaktivierung dieser Eisenbahnlinie heute nicht zur Diskussion. Die vom Landrat aufgestellte
Behauptung, wonach die finanziellen Zuschüsse des Landes
nur für ein Jahr und nicht für 10 bis 15 Jahre bewilligt worden
seien, sei nach seinem Informationsstand nicht nachvollziehbar.
Auch wenn das Land entsprechende Aussagen gemacht hätte,
hätte der Landrat die Verhandlungen zur Reaktivierung der Eisenbahnlinie von sich aus fortführen sollen. Im übrigen hätten
über diese Problematik die zuständigen Fachausschüsse und
der Kreistag rechtzeitiger und häufiger informiert werden müssen. Nachdem der Trassensicherungsvertrag dreimal verlängert
worden sei, sei die Entscheidung des Landes, den Vertrag
-2nunmehr nicht mehr zu verlängern, durchaus nachvollziehbar,
zumal der Kreis den Eindruck mangelnden Interesses signalisiert habe. Was nun den Erhalt der Trasse dieser Eisenbahnlinie betreffe, könne der Kreis für eine begrenzte Zeit einen Trassensicherungsvertrag mit der DB Imm abschließen. Unter Berücksichtigung der zu erwartenden starken Frequentierung sei
es für den Kreis zumutbar, ein gewisses finanzielles Restrisiko
im Falle des Ausfalls der Landesförderung zu übernehmen. Das
wichtigste Argument in diesem Zusammenhang sei der neue
Nationalpark Eifel. Soweit der Kreis Euskirchen nicht in der
Lage sei, den Trassenerhalt und die Reaktivierung sicherzustellen, würden die Nationalparkbesucher die vorhandenen
Schienenstrecken im Kreis Düren nutzen, was letztlich zu Einnahmeverlusten im Kreis Euskirchen führen könnte. Seine Fraktion werde zum Ende dieser Diskussion einen konkreten Antrag
in dieser Hinsicht einbringen.
Fraktionsvorsitzende B 90/Grüne, Frau Dr. Danninger, wertet
die Ausführungen der SPD-Fraktion unter ökologischen Gesichtspunkten und insbesondere unter dem Hinweis zum Nationalpark Eifel positiv. Ihre Fraktion hoffe auf weitere erfolgreiche
Gespräche zur Reaktivierung mit den Fachministerien des Landes. Der Kreis solle alle Möglichkeiten ausloten, um insbesondere den Erhalt der gesamten Trasse der Eisenbahnnebenstrecke Kall-Hellenthal sicherzustellen. Falls doch kurzfristig ein
Verkauf der Eisenbahnnebenstrecke anstehe, sollte der Kreis
den Erwerb der Grundstücksflächen ins Auge fassen.
In seiner direkten Erwiderung weist Landrat Rosenke darauf
hin, dass alle Möglichkeiten ausgelotet seien. Alle Interessenten haben von ihren Absichten Abstand genommen, da ein
dauerhafter Betrieb dieser Linie unwirtschaftlich sei.
Die Vorwürfe der SPD-Fraktion, die Verwaltung bzw. er habe
nicht mit dem nötigen Nachdruck die Reaktivierung der Nebenstrecke betrieben, weist er energisch zurück. Der Ausschuss für
Planung, Umwelt und ÖPNV als Fachausschuss und der Kreistag seien laufend durch schriftliche und mündliche Informationen über den Sachstand unterrichtet worden.
FDP-Fraktionsvorsitzender Dr. Wolf erklärt, dass es nicht Aufgabe des Kreises sein könne, derartige unwirtschaftliche Projekte zu unterstützen und zu fördern. Auch mit der Errichtung
des Nationalparks Eifel sei nicht mit einer wesentlichen Steigerung der Fahrgastzahlen zu rechnen. Im übrigen sei es ihm
unklar, wie der Kreis den von der SPD-Fraktion beantragten
Kauf realisieren sollte; dies vor allem vor dem Hintergrund der
voraussichtlichen Notwendigkeit, die Kreisumlage im Jahre
2005 um 10 % anzuheben. Die FDP-Fraktion werde dem Antrag der SPD-Fraktion nicht zustimmen.
Für die CDU-Fraktion nehmen Fraktionsvorsitzender Reidt sowie die Mitglieder Pick und Kolvenbach zu den Absichtserklärungen der SPD-Fraktion Stellung.
Der Antrag der SPD-Fraktion stimme mit den Realitäten nicht
überein. Eine verfehlte ÖPNV-Politik des Landes mit Mittelkürzungen solle nunmehr auf dem Rücken der Kommunen und im
-3speziellen Fall der Eisenbahnstrecke Kall-Hellenthal auf dem
Rücken des Landrates ausgetragen werden. Die SPD-Fraktion
bleibe einen seriösen Finanzierungsvorschlag schuldig. Hierbei
sei insbesondere auch zu berücksichtigen, dass der Kreis die
Verkehrssicherungspflicht nicht tragen könne. Der Kreistag habe zwar in seiner Grundsatzentscheidung der Reaktivierung der
Nebenstrecke zugestimmt, allerdings mit dem wichtigen Hinweis: …"soweit dies wirtschaftlich vertretbar sei". An dieser
Grundvoraussetzung habe es seit Jahren gefehlt und fehle es
heute noch. Der Kreis und die Kommunen seien finanziell überfordert, die Reaktivierung der Eisenbahnlinie zu übernehmen.
Alle Sprecher der CDU-Fraktion weisen die Vorwürfe gegenüber dem Landrat zurück. Es bestünde keine Notwendigkeit zu
übereilten Aktionen. Nach Aussage von Herrn Reidt sollte die
Verwaltung in jedem Fall die Verhandlungen zum Erhalt der
gesamten Trasse fortführen. Die finanziellen Konditionen
einschl. Folgekosten müssen jedoch überschaubar sein und
bleiben.
Insbesondere der Erhalt der gesamten Trasse wird auch durch
Kreistagsabgeordneten Pesch als Sprecher der UWV-Fraktion
unterstützt.
Nach dem Geschäftsordnungsantrag des Kreistagsabgeordneter Weiler (CDU) auf "Schluss der Debatte" unterstützt Kreistagsabgeordneter Grutke (B 90/Grüne) im wesentlichen die
Forderungen der CDU- und UWV-Fraktion zum Erhalt der gesamten Trasse. Kreistagsabgeordneter Hergarten (SPD) verweist noch auf eine geplante Internetausschreibung der DB
Imm hin und stellt zusammenfassend fest, dass die konkreten
Fragen seiner Fraktion aus dem Antrag 65/2003 aus seiner
Sicht nicht befriedigend beantwortet seien. Er verweist auf den
Antrag seiner Fraktion aus der heutigen Sitzung, der dem Landrat vorliegt.
Landrat Rosenke verliest den Antrag der SPD-Fraktion, der wie
folgt lautet:
"Die SPD-Fraktion im Kreis Euskirchen beantragt, die Eisenbahnstrecke Kall-Hellenthal zu kaufen und insoweit den Landrat
zu beauftragen, mit der DB AG in entsprechende Verhandlungen zu treten.
Weiterhin beantragen wir, den Landrat zu beauftragen, mit
möglichen Betreiberinteressenten für diese Eisenbahnstrecke
ebenfalls Verhandlungen aufzunehmen."
Er stellt diesen Antrag zur Abstimmung.
Abstimmungsergebnis: Mit Mehrheit abgelehnt
Daraufhin stellt der Vorsitzende folgenden Antrag der CDUFraktion zur Abstimmung:
"Der Kreistag beauftragt den Landrat, die Verkaufsverhandlungen mit der DB AG fortzuführen und Verhandlungen mit inte-
-4ressierten Eisenbahnverkehrsunternehmen (Betreibern) und
Eisenbahninfrastrukturunternehmen (Investoren) weiterzuführen. Über das Ergebnis der Bemühungen ist der Kreistag zu
unterrichten."
Abstimmungsergebnis:
42 Ja-Stimme(n), 1 Gegenstimme(n), 0 Stimmenthaltung(en)